Asiatisches Nashorn

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Asiatisches Nashorn
Factsheet
Asiatisches Nashorn
(Rhinoceros unicornis, Rhinoceros sondaicus,
Dicerorhinus sumatrensis)
Indisches Panzernashorn (Rinoceros unicornis), Jeff Foott / WWF
Ordnung
Unpaarhufer
Perissodactyla
Familie
Nashörner
Rhinocerotidae
Art
Indisches Panzernashorn
Rhinoceros unicornis
Java-Nashorn
Rhinoceros sondaicus
Sumatra-Nashorn
Dicerorhinus sumatrensis
Art
Art
Factsheet Asiatisches Nashorn (Rhinoceros unicornis, Rhinoceros sondaicus, Dicerorhinus sumatrensis)
Asiatisches Nashorn
Systematik
Das Asiatische Nashorn gehört zur Ordnung der
Unpaarhufer (Perissodactyla) in die Familie der
Nashörner (Rhinocerotidae). Die Familie der Nashörner umfasst vier Gattungen mit fünf Arten, von
denen zwei in Afrika (Breitmaul- und Spitzmaulnashorn) und drei in Asien (Java-, Indisches Panzer-,
Sumatra-Nashorn) vorkommen.
Das Indische Panzernashorn bildet zusammen mit
dem Java-Nashorn die Gattung Rhinoceros.
Vom Java-Nashorn werden drei Unterarten in der
Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) geführt, von denen allerdings nur noch eine lebt: Rhinoceros s. sondaicus. Die zwei anderen Unterarten
sind ausgestorben.
Vom Sumatra-Nashorn werden drei Unterarten in
der Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN)
geführt. Von diesen leben nur noch zwei: Dicerorhinus s. sumatrensis und Dicerohinus s. harrissoni, die
dritte ist ausgestorben.
Merkmale
Nashörner sind nach ihrem auffälligsten Merkmal
benannt: ihre Hörner. Diese haben allerdings keinen
knochigen Kern, sondern bestehen aus zusammengewachsenen Keratinfasern (Keratin: Hornsubstanz).
Die beiden afrikanischen Arten und das SumatraNashorn tragen im Gegensatz zu den „einhornigen“
Java-Nashörnern und Indisches Panzernashörnern je
zwei hintereinander angeordnete Hörner, von denen
das vordere meist das grössere ist.
Nashörner haben einen ausserordentlich gut ausgeprägten Gehör- und Geruchssinn. Die Ohrmuscheln
lassen sich auf jedes Geräusch ausrichten. Das Volumen der Riechzellen in den Nasengängen wiederum
ist grösser als das ihres Gehirns. Solch gut ausgeprägten Sinne benötigen sie, da sie mit ihren seitlich
am Kopf sitzenden, kleinen Augen nicht sehr weit
sehen können.
Alle asiatischen Nashörner besitzen im Gegensatz zu
den afrikanischen Nashörnern Schneidezähne, die
jedoch eher bei Rivalenkämpfen als bei der Nahrungsaufnahme eingesetzt werden.
Indische Panzernashörner sind echte Schwergewichte und bringen mehr als 2‘000 Kilogramm auf
die Waage. Ausgewachsene Weibchen sind etwas
leichter als die Männchen und wiegen bis zu 1‘600
Kilogramm. Mit einer Schulterhöhe bis zu 1,85 Meter
sind die Tiere deutlich grösser als ihre beiden asiatischen Verwandten. Sowohl Männchen als auch
Weibchen tragen ein einzelnes Nashorn mit einer
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Länge von etwa 20 Zentimetern. Charakteristisch für
das Panzernashorn sind der grosse Kopf, eine ausgeprägte Nackenfalte und die zwei Hautfalten, die im
Bereich der Vorder- und Hinterbeine quer über den
Körper verlaufen.
Das Java-Nashorn erreicht eine Schulterhöhe bis
170 Zentimetern und ein Gewicht von 1‘500 bis
2‘000 Kilogramm. Im Gegensatz zu seinen afrikanischen Vettern und dem Sumatra-Nashorn trägt das
Java-Nashorn wie das Indische Panzernashorn nur
ein Horn. Beim männlichen Tier beträgt die Länge
des Horns durchschnittlich 15 und maximal 25 Zentimeter. Die Weibchen sind dagegen oft hornlos.
Das Sumatra-Nashorn ist mit einer Schulterhöhe
von 100 bis 150 Zentimetern und einem Gewicht von
600 bis 950 Kilogramm die kleinste aller weltweit
fünf Nashornarten. Ausserdem ist es die einzige Art,
die ein – wenn auch recht schütteres – Haarkleid
trägt. Mit seiner verlängerten, greiffähigen Oberlippe
kann das Sumatra-Nashorn gezielt die von ihm begehrte Nahrung pflücken. Im Gegensatz zu seinen
beiden asiatischen Verwandten hat das SumatraNashorn zwei Hörner und Eckzähne. Das vordere
Horn kann eine Grösse von 25 bis 80 Zentimetern
erreichen, hingegen ist das zweite Horn wesentlich
kleiner und oft nicht grösser als 10 Zentimeter. Bei
Revierkämpfen mit Artgenossen werden die Eckzähne als Waffe benutzt.
Indisches Panzernashorn (Rhinoceros unicornis), Michel
Gunther / WWF
Sozialverhalten und Fortpflanzung
Erwachsene männliche asiatische Nashörner verbringen die meiste Zeit ihres Lebens als Einzelgänger. Ausgewachsene Bullen schliessen sich nur zur
Paarung einem Weibchen an. Gelegentlich bilden die
Tiere auch kleine, nur lose zusammenhängende
Gruppen , die sich zum Beispiel zur Nahrungsaufnahme zusammenfinden. Sumatra-Nashörner sind
gewöhnlich nachts unterwegs und gehen stundenlang
auf Nahrungssuche. Ausserdem suhlen sich Javaund Sumatra-Nashörner gerne zur Abkühlung ausgiebig im Schlamm.
Je nach Art werden die Weibchen im Alter von vier
bis sechs Jahren geschlechtsreif und bringen erst-
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mals im Alter von fünf bis acht Jahren – nach einer
Tragzeit von 16 Monaten (Panzer- und Java-Nashorn) bzw. sieben bis acht Monaten (Sumatra-Nashorn) ein einzelnes Junges zur Welt. Die Jungtiere
bleiben etwa zwei bis vier Jahre bei der Mutter. Der
Abstand zwischen den Geburten beträgt drei bis fünf
Jahre
Das Revier der Nashornbullen kann bis zu 20 Quadratkilometer gross sein (Java-Nashorn) und wird
durch eine „persönliche Duftmarke“ abgegrenzt,
indem sie ihre Kothaufen breitkratzen und so ihre
„Duftspur“ über das Revier verteilen. Die Revierinhaber verteidigen ihren Bereich je nach Art mehr
oder weniger vor männlichen Rivalen. Im Ernstfall
gehen die Bullen mit aufwärts gerichteten Hörnern
aufeinander los und fügen einander klaffende Wunden zu.
Asiatische Nashörner können in freier Wildbahn ein
Alter von 35 bis 40 Jahren erreichen.
Indisches Panzernashorn (Rhinoceros unicornis), Michel
Gunther / WWF
Geographische Verbreitung
Indisches Panzernashorn:
Die ursprüngliche Verbreitung des Indischen Panzernashorns erstreckte sich vom Osten des heutigen
Pakistan über Nepal, Nordindien und Bangladesch
wahrscheinlich bis nach Myanmar und weiter bis
Südchina. Heute kommt das Indische Panzernashorn
nur noch im südlichen Nepal, dem Terai Arc-Bogen
im Grenzgebiet von Indien und Nepal, und in den
indischen Bundesstaaten Westbengalen, Assam (fast
75 Prozent) und Uttar Pradesh vor.
Java-Nashorn:
Marco Polo glaubte, dass er das legendäre Einhorn
entdeckt habe, als er das erste Nashorn in den Wäldern von Mien, dem heutigen Myanmar, nahe der
Grenze zu Indien, sah. Dass es sich bei diesem Tier
vermutlich um ein Java-Nashorn handelte, liegt
nahe, denn im ausgehenden 13. Jahrhundert kam
diese Art von den Niederungen Bangladeschs über
den Nordosten Indiens, Myanmar, Thailand und
weite Teile Indochinas bis nach Indonesien vor. Noch
bis in die 1930er Jahre gab es das Java-Nashorn auch
in Malaysia. 1959 wurde das letzte Java-Nashorn auf
Sumatra erlegt, 2010 das letzte in Vietnam. Heute
kommt das Java-Nashorn nur noch in einer Population an der Südwestspitze Javas im Ujung Kulon
National Park vor, auf dem asiatischen Festland ist es
komplett ausgestorben.
Sumatra-Nashorn:
Einst waren Sumatra-Nashörner von Assam (Nordostindien) über Myanmar, Thailand, Laos, Kambodscha und Vietnam südwärts bis zur Malaiischen
Halbinsel und den Grossen Sundainseln Borneo und
Sumatra verbreitet. Heute ist ihr Lebensraum auf
wenige kleine, isolierte Gebiete beschränkt. Nur noch
drei Bestände mit höchstens einigen Dutzend Tieren
sind auf Sumatra bekannt, vereinzelte Nashörner
gibt es noch auf Borneo in Ostkalimantan. In Sabah
(Borneo) wurden sie seit 2007 nicht mehr gesichtet.
Lebensraum
Das Indische Panzernashorn scheint ein erstaunliches Anpassungsvermögen zu besitzen. Denn ursprünglich waren die Tiere sowohl in sumpfigen
Überflutungsgebieten und Hochgrasfluren als auch
in Trocken- und Savannenwäldern zu finden. Die
Tiere können sich offenbar gut an einen veränderten
Lebensraum anpassen, denn heute kommen sie auch
auf Weideflächen und anderem Kulturland vor. Indische Panzernashörner halten sich häufig im Wasser
auf und können gut schwimmen.
Die Heimat der Java- und Sumatra-Nashörner sind
die dichten Regenwälder Südostasiens.
Nahrung
Die Kost der Java- und Sumatra-Nashörner besteht
aus Blättern, Zweigen, Früchten und anderen Teilen
einer grossen Vielfalt von Pflanzen. Indische Panzernashörner fressen vor allem Gras, das bis zu 90 Prozent der aufgenommen Nahrung ausmachen kann.
Ergänzend werden aber auch Blätter, Zweige, Früchte und andere Pflanzenteile von insgesamt 183 verschiedene Nahrungspflanzen verzehrt, dazu gehören
auch landwirtschaftliche Nutzpflanzen. Asiatische
Nashörner trinken täglich und besuchen regelmäßig
Salzlecken, wo sie die Mineralien zu sich nehmen, die
sonst in ihrer vegetarischen Kost fehlen würden.
Bestandsgrösse und Gefährdungsstatus
Indisches Panzernashorn: Anfang des 20. Jahrhunderts gab es in Indien und Nepal vermutlich nur
noch höchstens 100 Nashörner. Die Ausweisung von
Schutzgebieten und das Verbot der Jagd führten zur
langsamen Erholung der Bestände. Die gesamte wild
lebende Population Indischer Panzernashörner wird
auf rund 3‘555 Tiere geschätzt (WWF International,
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Mitte 2015), wovon etwa 60 Prozent allein im Kaziranga-Nationalpark in Assam vorkommen. In
Assam leben insgesamt mindestens 2‘500 Tiere in
vier Populationen. In Westbengalen leben etwa 200
Tiere und sehr wenige in Uttar Pradesh. Noch in den
1960er Jahren gab es weniger als 100 Indische Panzernashörner in Nepal. Durch die verbesserten
Schutzmassnahmen und ein entschlossenes Vorgehen gegen Wilderer erholten sich die Bestände wieder auf 610 Tiere gegen Ende der 1990er Jahre. Doch
die politischen Unruhen der vergangenen Jahre
sorgten auch für einen Rückgang der Nashornbestände – sogar im Royal Chitwan-Nationalpark.
Nationalparkpersonal wurde für die Sicherung von
Strassen abgezogen, mit der Konsequenz, dass Wilderer wieder leichtes Spiel hatten. Eine NashornZählung im Royal Chitwan-Nationalpark Anfang
2005 ergab, dass die Zahl der dort verbliebenen Tiere
von 544 im Jahr 2000 auf 372 gesunken ist. Insgesamt leben in Nepal mittlerweile wieder 645 Indische
Panzernashörner. Die Zählung wurde im Frühjahr
2015 durchgeführt und zeigt einen erfreulichen Zuwachs von 21 Prozent seit der letzten Zählung vier
Jahre davor. In Pakistan wurde 1983 ein Paar Panzernashörner ausgewildert, das aber keinen Nachwuchs bekommen hat.
Das Panzernashorn wird auf der Roten Liste der
Weltnaturschutzunion IUCN als „gefährdet“ gelistet.
Java-Nashorn:
Das Java-Nashorn gehört heute zu den seltensten
Grosssäugern der Welt, denn die Art lebt nur noch
im Ujung Kulon-Nationalpark an der Südwestspitze
Javas. Dort leben etwa 35 bis 45 Tiere (Stand IUCN
2012). Auf der Roten Liste der Weltnaturschutzorganisation IUCN wird die Art als vom „Aussterben
bedroht“ geführt.
Sumatra-Nashorn:
Anfang der 1980er Jahre ging man auf Sumatra noch
von bis zu 800 Tieren aus. In Malaysia und Indonesien haben sich die Bestände des Sumatra-Nashorns
von 1994 bis 2002 von geschätzten 600 auf nur noch
300 Tiere halbiert. Von der Malaiischen Halbinsel
sind keine Sichtungen mehr bekannt. Die Nashörner
gelten dort als praktisch ausgestorben. Insgesamt
leben heute nur noch etwa 100 Sumatra-Nashörner
in freier Wildbahn, wovon etwa 10 Individuen auf
Borneo und ca. 90 in Indonesien vorkommen. Die
meisten Sumatra-Nashörner leben auf Sumatra. Dort
gibt es drei bekannte Nashorn-Gebiete. Im GunungLeuser-Nationalpark im Norden der Insel und im
Bukit Barisan Selatan-Nationalpark sowie im WayKambas-Nationalpark im Süden Sumatras leben
jeweils etwa 30 Tiere. Auf Borneo gibt es im malaysischen Bundesstaat Sabah, wenn überhaupt, nur noch
vereinzelte Vorkommen. Experten gehen davon aus,
dass sie dort ebenfalls praktisch ausgestorben sind.
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Dort hat man 2007 zu ihrem Schutz damit begonnen
alle Tiere einzufangen und sie im Borneo Rhino
Sanctuary, einem Wildtiergehege innerhalb des
Tabin-Wildreservats an der Ostküste, zu halten.
Obwohl dort seit 2014 schon ein Männchen und zwei
Weibchen leben, hat sich bisher noch kein Nachwuchs eingestellt, da alle drei Tiere nur eingeschränkt fruchtbar sind. Erfolgreiche Nachzüchtungen gab es bisher nur 2001 im Zoo in Cincinnati und 2012 im Wildgehege Sumatran Rhino
Sanctuary im Way-Kambas-Nationalpark. Im indonesischen Teil auf Borneos hat der WWF 2013 in
Ostkalimantan ein kleines Vorkommen von Nashörnern neu entdeckt. Die genaue Anzahl ist noch nicht
bekannt und wird momentan ermittelt. Das SumatraNashorn gehört zu den seltensten Grosssäugern der
Welt. Geschätzt besteht keine Sumatra-NashornPopulation aus mehr als 30 Individuen.
Die Weltnaturschutzunion IUCN führt die Art auf der
Roten Liste als „vom Aussterben bedroht“.
Im Washingtoner Artenschutzübereinkommen CITES (Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora) werden die drei
Arten seit 1977 im Anhang I gelistet und somit vom
kommerziellen internationalen Handel ausgeschlossen. Alle asiatischen Staaten mit Nashornpopulationen in freier Wildbahn haben die Jagd auf Nashörner
und den Handel mit Nashornprodukten untersagt. In
der europäischen Artenschutzverordnung (EG-Verordnung 338/97) werden die drei Arten im Anhang A
gelistet, besitzen somit in der Europäischen Union
den höchsten Schutzstatus und dürfen nicht gehandelt werden.
Bedrohung
Wilderei und illegaler Handel
Zum Verhängnis werden den Nashörnern nach wie
vor ihre Nasenhörner. Der katastrophale Einbruch
begann jedoch erst mit der steigenden Nachfrage
nach ihrem Horn in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Ihr Horn wurde zu kunstvollen Griffen für
Dolche verarbeitet, welche bis vor kurzem besonders
im Jemen als Statussymbol galten. In der traditionellen asiatischen Medizin hochgeschätzt, übertrifft
der Wert der Hornsubstanz mittlerweile den des
Goldes. Die chinesische Medizin schreibt dem Horn,
zu Pulver verarbeitet, vor allem fiebersenkende Wirkung sowie Heilkräfte gegen Epilepsie, Malaria, Vergiftungen und Abszesse zu. Auch wenn die Heilwirkung des Nashorn-Pulvers in der westlichen Medizin
häufig angezweifelt wird, ist der Glaube an die Wirkung solcher Naturpräparate in vielen asiatischen
Ländern ungebrochen. Und mit steigendem Lebensstandard in den asiatischen Tigerstaaten wächst auch
die Nachfrage und steigt daher der Preis, was wiederum den Anreiz für Wilderer erhöht, ihren illegalen
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Machenschaften nachzugehen. Ende der 1970er
Jahre wurde das Horn von asiatischen Nashörnern in
Taiwan für 17.000 US-Dollar pro Kilogramm gehandelt. Damit hatte sich der Preis innerhalb von 15
Jahren verdreifacht. Der steigende Bedarf hatte
katastrophale Folgen für die Bestände der verschiedenen Nashornarten in Afrika und Asien. Verbesserte
nationale Gesetze, Aufklärungskampagnen und
scharfe Kontrollen in den damaligen Hauptabnehmerstaaten China, Südkorea und Taiwan trugen
teilweise dazu bei, die Nashörner besser zu schützen.
Erst Mitte der 1970er Jahre wurden wirksame internationale Schutzgesetze zum Beispiel durch CITES
erlassen, die den legalen internationalen Handel mit
Nashornprodukten verboten. Verschiedene Massnahmen wie die Vergabe von Lizenzen durch die
Regierung an Kunsthandwerker zur Dolchherstellung
sowie hohe Strafen für die illegale Nutzung von Horn
führte zu einer Abnahme des Handels in den NordJemen, obwohl er auch heute noch nicht völlig unterbunden ist. Seit 2007 tobt allerdings eine besonders schlimme Wildereikrise in Afrika und Indien.
Die steigende Nachfrage kommt hauptsächlich aus
Vietnam, wo das Horn inzwischen als Statussymbol
und Wertanlage angesehen wird, als Wundermittel
für Krebs und andere unheilbare Krankheiten vermarktet wird, und ihm entgiftende Eigenschaften
nachgesagt werden, vor allem nach exzessivem Alkoholgenuss und schwerem Essen. Hornpulver wird als
Luxusgut vermarktet und für diverse wohltuende
Anwendungen empfohlen. Dabei besteht das Horn
aus dem gleichen Material wie etwa Pferdehufe oder
menschliche Fingernägel.
Zur illegalen Jagd werden heute Helikopter, Schnellfeuergewehre und hochmoderne Technologien (u.a.
Nachtsichtgeräte) eingesetzt. Die Nähe Assams, dem
Hauptverbreitungsgebiet des Indischen Panzernashorns in Indien, zu den durchlässigen Grenzen zu
Bangladesch und Myanmar begünstigt wahrscheinlich die Waffenbeschaffung und den Schmuggel.
Schwarzmarktpreise pro Kilo Horn liegen mittlerweile zwischen 30‘000 bis 60‘000 US-Dollar. Gehandelt wird das illegale Nashornpulver fast überall:
über das Internet, öffentliche Märkte, spezialisierte
Geschäfte, aber auch unter der Hand, beispielsweise
in Krankenhäusern.
Weitere Bedrohungen
Neben der Bejagung bedroht auch der Lebensraumverlust durch Ausbreitung menschlicher Siedlungen
und landwirtschaftlicher Flächen die Nashörner. Ein
Problem für die Indischen Panzernashörner ist die
extensive Haltung von Nutztieren, die zuweilen sogar
in den Nationalparks weiden. Viele dieser Nutztiere
sind ein Reservoir für Krankheiten, die über direkten
Kontakt mit Wildtieren bzw. über deren Kot übertragen werden. Besonders extrem virulente Krankheiten
wie z.B. der Millzbranderreger stellen eine ständige
Gefahr für die Nashörner dar.
Im Ujung Kulon Nationalpark konkurrieren die JavaNashörner zum Teil mit den lokalen Banteng-Rindern um Nahrung. Ausserdem kämpft der Park gegen
invasive Pflanzenarten (Zuckerpalme), welche die
Futterpflanzen verdrängen. Die letzte kleine Population Java-Nashörner ist ebenfalls besonders gefährdet durch Krankheiten und Naturkatastrophen aufgrund ihrer verminderten genetischen Vielfalt.
Für die Sumatra-Nashörner sind mittlerweile ihre
viel zu kleinen Populationen die grösste Bedrohung.
Die Tiere haben grosse Schwierigkeiten Partner zu
finden, um sich fortzupflanzen. Zudem werden isoliert lebende Tiere häufig unfruchtbar. Neben den
weiteren Gefahren durch Naturkatastrophen und
Krankheiten werden Sumatra-Nashörner besonders
durch Lebensraumverlust, dabei lokal durch die
illegale Umwandlung von Wald in Kaffee- und Reisplantagen, bedroht.
WWF-Engagement
Seit seiner Gründung setzt sich der WWF für den
Schutz der Nashörner ein. Dabei geht es vor allem
um die Bekämpfung der Wilderei und den Schutz
und die Überwachung der natürlichen Lebensräume
der Nashörner. 1998 wurde das Programm „Asian
Rhino and Elephant Action Strategy“ (AREAS) ins
Leben gerufen, um die Lebensräume der asiatischen
Nashörner zu sichern. AREAS verbindet geografisch
beschränkte Schutzmassnahmen (u.a. Einsatz von
Anti-Wilderer-Patrouillen)
mit
Handelsüberwachung, sozioökonomischen Analysen und politischer Lobbyarbeit. Ziel des WWF ist es, die asiatischen Nashorn-Populationen zu schützen und dort,
wo es möglich ist, wieder einen stärkeren Bestand
aufzubauen. Ein Eckpunkt des Programms ist es,
Schutzgebiete auszudehnen sowie neue einzurichten
und sie miteinander zu verknüpfen. Über bewaldete
und gegebenenfalls aufgeforstete Korridore zwischen
den Reservaten sollen sich die Wildtiere bewegen
können.
Sumatra-Nashorn (Dicerorhinus sumatrensis),
naturepl.com, Mark Carwadine / WWF
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in Nashorngebieten zu verbessern. Die langjährige
Lobbyarbeit des WWF und seiner Partnerorganisationen haben sich bereits gelohnt, denn die Regierung
des indischen Bundesstaates Assam beschloss im
Sommer 2005, mehr als 200 Nashörner aus dem Kaziranga-Nationalpark in andere Schutzgebiete des
Landes umzusiedeln. Dadurch soll sich die Nashornpopulation in Indien bis zum Jahr 2020 auf 3‘000
Tiere vermehren. Der WWF begleitet dieses Vorhaben in einem Konsortium aus Beratern und finanziert einen Teil der Umsiedlungsaktionen.
Java-Nashorn: Der WWF ist seit den 1960er Jahren in und um den Ujung Kulon-Nationalpark aktiv.
Wichtigstes Ziel ist es, die ökonomische Situation der
Landbevölkerung um den Nationalpark zu verbessern, z.B. durch alternative Einkommensquellen,
ohne die Nashörner und ihren Lebensraum zu gefährden. Denn illegales Baumfällen, die unsachgemässe Sammlung von Medizinpflanzen und das Anlegen illegaler Feuerstellen sind grosse Gefahren für
die seltenen Hornträger und ihren Lebensraum, den
Wald. Daneben werden die Nashörner mittels Kamera- und Videofallen sowie DNA-Analysen überwacht.
Seit 2011 konzentriert der WWF seine Arbeit darauf,
Verhaltensmuster, Ernährungsgewohnheiten und
das Krankheitsrisikos der Java-Nashörner zu erforschen. Ausserdem setzt sich der WWF dafür ein, eine
zweite Nashornpopulation in einem geeigneten neuen Lebensraum zu gründen, wozu einige Nashörner
aus dem Ujung Kulon-Nationalpark umgesiedelt
werden.
Des Weiteren unterstützt TRAFFIC, das gemeinsame
Artenschutzprogramm von WWF und IUCN, mit
verschiedenen Massnahmen die drohende Ausrottung der Nashörner. Ziel von TRAFFIC ist es, den
illegalen Handel mit Rhinozeroshorn zu stoppen.
Dazu klärt TRAFFIC die Naturschutz- und Zollbehörden auf und schult Vollzugsbeamte beim Erkennen von Schmuggelrouten und anderen Präventivmassnahmen gegen den illegalen Handel.
Ausserdem werden gezielt Teile der Bevölkerung mit
Hilfe von Kampagnen zum Kauf von alternativen
Heilprodukten motiviert. Die Aktivitäten von TRAFFIC konzentrieren sich auf Vietnam und China, den
Ländern mit den grössten Märkten für illegale Nashornprodukte.
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Das Aussterben der Sumatra-Nashörner wird
heute wahrscheinlich nicht mehr allein durch den
Schutz wild lebender Tiere verhindert werden können. Vielmehr ist eine Kombination aus dem Schutz
stabiler Populationen in der Wildnis sowie der Möglichkeit zum Austausch mit anderen Populationen
und einer Stützung der Bestände durch Nachzucht
notwendig. Dabei wird eine besondere Herausforderung sein, dass die Sumatra-Nashörner durch Isolation oft nur noch eine eingeschränkte Fruchtbarkeit
haben. Aber durch die moderne Veterinärmedizin
und künstliche Befruchtung eröffnen sich hoffentlich
neue Chancen, um das Aussterben der SumatraNashörner noch zu verhindern. In Sabah auf Borneo
ist der WWF seit dem Jahr 2000 aktiv und setzt sich
dafür ein, dass die Abholzung der Wälder gestoppt
wird und die geltenden Artenschutzgesetze eingehalten werden. Dazu unterstützt die Umweltstiftung
die lokale Naturparkverwaltung durch Patrouillen
und Kamerafallen zur Nashornspurensuche. Im
Nationalpark Bukit Barisan Selatan im Süden Sumatras unterstützt der WWF Nashorn-Patrouillen, die
sich aus einem ausgebildeten Wildhüter und zwei bis
drei lokalen Feldassistenten zusammensetzen. Diese
Feldeinheiten kontrollieren den Lebensraum der
etwa 30 verbliebenen Sumatra-Nashörner. Da die
genaue Anzahl der Sumatra-Nashörner und die Geschlechterzusammensetzung der Populationen auf
Sumatra und in Ostkalimantan auf Borneo nicht
bekannt sind, unterstützt der WWF die Bestandsaufnahme dieser vier indonesischen Vorkommen. Isoliert lebende Tiere sollen gegebenenfalls wie im malaysischen Sabah auf Borneo zusammengebracht und
medizinisch betreut werden. Ausserdem sollen sie in
besser überwachbare Gebiete gebracht werden, um
sie besser schützen und die Fortpflanzung gegebenenfalls unterstützen zu können. Für die Artrettung
ist eine enge Zusammenarbeit zwischen der Regierung Indonesiens, Naturschutzorganisationen, Forschungsinstitutionen und Zoos erforderlich. Daher
arbeitet der WWF auch eng zusammen mit Experten
vom Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW)
in Berlin.
Indisches Panzernashorn: Der WWF setzt sich in
Indien und Nepal für den Schutz des Nashorns ein,
wobei er das Schutzgebietsmanagement und die
Anti-Wilderei-Bemühungen stärkt, bei der Umsiedlung von Populationen hilft, um neue Populationen
zu gründen, und versucht, die Wanderkorridore
wieder herzustellen. In Nepal arbeitet der WWF mit
lokalen Kommunen daran, die Lebensbedingungen