Leitlinie, Management der frühen rheumatoiden Arthritis
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Leitlinie, Management der frühen rheumatoiden Arthritis
Management der frühen rheumatoiden Arthritis Klinische Leitlinie im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie In Anlehnung an die Leitlinie Management of Early Rheumatoid Arthritis des Scottish Intercollegiate Guidelines Network Datum der letzten Überarbeitung Juli 2004 Die Leitlinien ist nach 2 Jahren zu aktualisieren. 2 INHALTSVERZEICHNIS Autorenverzeichnis...................................................................................... 6 Abkürzungen ............................................................................................... 7 1 Einleitung ............................................................................................... 8 1.1 Epidemiologie 8 1.2 Krankheitsverlauf / Prognose 8 1.3 Begründung der Leitlinie 8 1.4 Ziel / Adressaten der Leitlinie 9 1.5 Methodik 9 2 Diagnose.............................................................................................. 11 2.1 Symptome 11 2.2 Technische Untersuchungen 12 2.2.1 Laboruntersuchungen 12 2.2.2. Bildgebende Verfahren 12 2.3 Empfohlene Diagnostik 13 3 Prinzipien der Therapie ....................................................................... 16 3 Prinzipien der Therapie ....................................................................... 16 3.1 Frühe Therapieeinleitung (Früher Therapiebeginn) 16 3.2 Koordinierte, problemorientierte, multidisziplinäre Behandlung 17 3.3 Patienteninformation / Patientenschulung 18 3.4 Dokumentation der Krankheitsaktivität 18 3.5 Stationäre Behandlung 19 4 Medikamentöse Therapie ................................................................... 20 4.1 Antirheumatika – DMARDs 20 4.1.1 Evaluation - Übersicht 21 4.1.2 Zeitpunkt des Therapiebeginns 22 3 4.1.3 Wirksamkeit 23 4.1.4 Kombinationstherapie 24 4.1.5 Toxizität – unerwünschte Wirkungen 25 4.1.6 Wahl der Basistherapie 26 4.2 Corticoide 28 4.2.1 Symptomatischer Effekt 28 4.2.2 Akute-Phase-Reaktion 28 4.2.3 Beeinflussung der Funktion 28 4.2.4. Radiologische Progression 29 4.2.5 Unerwünschte Wirkungen 29 4.2.6 Intraartikuläre Corticoide 30 4.3 Symptomatische Medikamentöse Therapie 32 4.3.1 Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) 32 4.3.2 Analgetika 36 5 Multidisziplinäre Behandlung .............................................................. 37 5.1 Physiotherapie 37 5.1.1 Krankengmnastik / Funktionstraining 37 5.1.2 Hydro-Therapie 38 5.1.3 Thermo-, Elektro-, Ultraschall-Therapie 38 5.1.4 Sport 38 5.2 Ergo-Therapie 39 5.3 Orthopädische Schuhversorgung 39 5.4 Diätetische Maßnahmen 40 5.5 Nahrungsmittelergänzung 40 5.6 Alternative Medizin 40 Anhang 1 ................................................................................................... 42 Statements of Evidence – Hierarchie der Evidenz 42 Grades of Recommendation – Härtegrad der Empfehlung 43 Anhang 2 ................................................................................................... 44 ACR (American College of Rheumatology) – Klassifikationskriterien 44 Anhang 3 ................................................................................................... 45 4 Remissionskriterien der rheumatoiden Arthritis 45 Anhang 4 ................................................................................................... 46 Health Assessment Questionnaire – HAQ Anhang 5: Intrumente zur Evaluation 46 der antirheumatischen Basistherapie............................................................................................. 48 ACR-Responder-Kriterien 48 DAS – EULAR Responder-Kriterien (European League against Rheumatism) 48 Radiologische Progression 48 Funktions-Fragebogen Hannover – FFBH 49 Anhang 6: Evidenztabellen....................................................................... 51 Tabelle 4: Monotherapie klassische DMARDs 51 Tabelle 5: Leflunomid 53 Tabelle 6: Biologicals zur Therapie der rheumatoiden Arthritis 55 Tabelle 7: Kombinationstherapie der frühen rheumatoiden Arthritis 57 Literaturliste ............................................................................................... 58 5 Autorenverzeichnis Prof. Dr. Matthias Schneider Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie Kompetenznetz Rheuma Monika Lelgemann, MSc Deutsches Cochrane Zentrum Kompetenznetz Rheuma Professor Dr. Heinz-Harald Abholz Deutsche Gesellschaft für Allgemein-und Familienmedizin Dr. Roberto Caratti Niedergelassener Internist Christel Flügge Deutscher Verband für Physiotherapie Zentralverband der Physiotherapeuten/Krankengymnasten e.V. Helga Jäniche Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V. PD Dr. Regina Kunz, MSc Gemeinsamer Bundesausschuss Prof. Dr. Klaus Krüger Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie PD Dr. Stefan Rehart Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und orthopädische Chirurgie Sektion Rheumaorthopädie PD Dr. Christof Specker Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie Kompetenznetz Rheuma 6 Abkürzungen ACR American College of Rheumatology ANA anti-nukleäre Antikörper AUC Area Under Curve BMI Body Mass Index BSG Blutsenkungsgeschwindigkeit CRP C-reaktives Protein DAS Disease Activity Score DMARD Disease Modifying Anti-Rheumatic Drug EULAR European League against Rheumatism FFBH Funktions -Fragebogen Hannover HAQ Health Assessment Questionnaire NSAR Nichtsteroidale Antirheumatika RA rheumatoide Arthritis SF-36 Short-Form 36 (Fragebogen zur Lebensqualität) TNF-Inhibitor Tumornekrosefaktor-Inhibitor 7 1 Einleitung 1.1 Epidemiologie Die rheumatoide Arthritis (RA) hat entsprechend neuerer Daten eine Prävalenz von 0,5-1%, wobei Frauen etwa doppelt so häufig betroffen sind wie Männer. Angaben über die Inzidenz schwanken zwischen 34/100.000 pro Jahr bis zu 83/100.000 pro Jahr (Angaben für Frauen). Es gibt Hinweise darauf, dass die Inzidenz der rheumatoiden Arthritis abgenommen hat. Der Gipfel der Neuerkrankungsrate liegt bei Frauen im Alter zwischen 55 und 64 Jahren, bei Männern im Alter von 65-75 Jahren [1] . Die rheumatoide Arthritis führt zu schmerzhaften, geschwollenen Gelenken mit Bewegungseinschränkungen und fortschreitender Gelenkzerstörung. In den ersten 10 Jahren der Erkrankung erleiden etwa die Hälfte aller Patienten schwere Einschränkungen ihrer Funktionsfähigkeit [2] . Zwar scheint der Schweregrad der Erkrankung insgesamt abgenommen zu haben, dennoch besteht weiter eine erhöhte Mortalität. Der Verlust sozialer und finanzieller Selbstständigkeit stellt für die Patienten ein großes Problem dar. 1.2 Krankheitsverlauf / Prognose Die Vorhersage des Verlaufes der Erkrankung für den einzelnen Patienten ist schwer. Dieses wäre unter anderem wünschenswert, um einerseits die Patienten identifizieren zu können, die von einer intensivierten Therapie profitieren, und andererseits diejenigen mit einem milden Verlauf vor einer unnötigen Therapie zu bewahren. Prognostisch ungünstige Faktoren sind: positiver Rheumafaktor frühzeitig im Krankheitsverlauf höheres Alter bei Beginn der Erkrankung (> 60 Jahre) Geschlecht; Frauen erleiden eine größere Beeinträchtigung der Funktionsfähigkeit; es besteht kein Unterschied hinsichtlich der radiologischen Progression; die krankheitsbedingte Mortalität ist bei Frauen höher fehlende soziale Bezugssysteme, schlechte ökonomische Bedingungen und niedriges Bildungsniveau [3, 1] 1.3 Begründung der Leitlinie Trotz geringer Inzidenz hat die rheumatoide Arthritis auf Grund der Schwere der Erkrankung und des chronischen Verlaufes eine erhebliche Bedeutung für den einzelnen Patienten und die Gesellschaft. Das früher übliche Schema einer langsam eskalierenden Therapie ist in den letzten Jahren in Frage gestellt worden und es gibt vermehrt Hinweise darauf, dass 8 insbesondere der frühe Beginn einer Therapie mit Basistherapeutika entscheidend ist für die weitere Prognose [4, 5]. Um dieses „window of opportunity“ auszunutzen, sollte bei Vorliegen einer rheumatoiden Arthritis innerhalb von 3 Monaten eine krankheitsmodifizierende Therapie begonnen werden [6, 7]. Dieses ist nur zu gewährleisten, wenn bei entsprechendem Anfangsverdacht eine zügige Überweisung der Patienten zum Rheumatologen erfolgt und die Patienten hier zeitnah eine antirheumatische Therapie erhalten, falls diese indiziert ist. 1.4 Ziel / Adressaten der Leitlinie Die oben genannte frühe Diagnosestellung und Therapieeinleitung soll durch diese Leitlinie verbessert werden. Sie richtet sich in erster Linie an die betreuenden Primärärzte, also Hausärzte, hausärztliche Internisten und Orthopäden. Aber auch alle weiteren an einer koordinierten, problemorientierten Versorgung von Rheumapatienten beteiligten Fachgruppen sind Adressaten. Neben den internistischen Rheumatologen gehören hierzu u.a. orthopädische Rheumatologen, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Sozialarbeiter sowie Krankenschwestern und -pfleger. Hier dient die Leitlinie unter anderem der Verbesserung von Organisationsabläufen, z.B. einer schnelleren Übernahme von Patienten, die mit dem Verdacht auf eine rheumatoide Arthritis zugewiesen werden. Darüber hinaus soll die Leitlinie dazu beitragen, diejenigen Informationen, welche der Patienten im Rahmen der Versorgung durch das multidisziplinäre Team erhält, zu synchronisieren. Die beigefügte Patienteninformation beruht auf den in dieser Leitlinie enthaltenen Informationen und Empfehlungen. 1.5 Methodik Es handelt sich bei der vorliegenden Leitlinie um die adaptierte und modifizierte Fassung der Leitlinie Management of Early Rheumatoid Arthritis des Scottish Intercollegiate Guidelines Network [8, erschienen 2001]. Die verwendeten Schemata der Evidenzhierarchie und Einteilung der Stärke der Empfehlungen entsprechen denen der schottischen Arbeitsgruppe (s. Anhang 1). Alle in der Leitlinie abgegebenen Empfehlungen, Evidenzeinteilungen und Literaturzitate sind von uns überprüft und gegebenenfalls modifiziert worden. Modifizierungen erfolgten im Falle von: relevanten Unterschieden zwischen den nationalen Versorgungssystemen neuen Erkenntnissen der internationalen Forschung anderer Interpretation der zu Grunde liegenden Evidenz fehlender Einbeziehung vorliegender Evidenz, insbesondere systematischer Übersichtsarbeiten 9 Eine grundlegende inhaltliche Modifizierung besteht bezüglich der Definition der frühen rheumatoiden Arthritis. In der schottischen Leitlinie wurde hierunter eine Krankheitsdauer von 5 Jahren seit Beginn der Symptome gefasst. Wir definieren frühe rheumatoide Arthritis als einen Zeitraum von 2 Jahren seit Beginn der Symptome. Dieser Unterschied hat Einfluss auf die Auswahl der relevanten Literatur. Die Empfehlungen behalten auch Gültigkeit für die primäre Behandlung der RA, bei einer verzögerten Diagnosestellung (>2 Jahre). Eine detaillierte Darstellung der angewandten Methodik sowie der Unterschied zur schottischen Leitlinie kann dem gesonderten publizierten Methodenreport entnommen werden. 10 2 Diagnose Notwendige Vorraussetzung, um eine Therapie der RA früh beginnen zu können, ist die frühe Diagnosestellung, welche nicht immer einfach ist. Sie beruht im Wesentlichen auf der Anamneseerhebung und der körperlichen Untersuchung, weitere diagnostische Verfahren sind nur ergänzend und zielgerichtet sinnvoll. Die Diagnose-Kriterien des American College of Rheumatology (ACR – früher American Rheumatism Association) [9] spiegeln dieses wider (s. Anhang 2). Einschränkend muss allerdings gesagt werden, dass die ACR-Kriterien in erster Linie für Forschungszwecke entwickelt wurden und im Alltag weniger nützlich sind, insbesondere nicht für die frühe Diagnose der RA. 2.1 Symptome Ein typischer Patient mit einer RA beschreibt folgende Symptome: Schmerz, Schwellung und Steifheit der Gelenke, welche am Morgen am deutlichsten ausgeprägt ist und mindestens 60 Minuten andauert [10]. Die körperliche Untersuchung (s. Tabelle 1) zeigt eine symmetrische Schwellung und Schmerzhaftigkeit (Synovitis) der Hand-, Fingergrund- und/oder Fingermittelgelenke. Im Bereich der Füße ist oft ein sog. Querdruckschmerz der Zehengrundgelenke festzustellen. Selten können auch schon in der Frühphase der Erkrankung größere Gelenke betroffen sein. Die Gelenkschwellung ist als 'prallelastische' Weichteilschwellung der Gelenkkapsel zu palpieren. Knöcherne Auftreibungen wie z.B. bei Fingerpolyarthrose sind hiervon zu unterscheiden. Typisch bei der RA ist das polytope (mindestens 3 Gelenke) und symmetrische (beidseitige) Befallsmuster [11]. Die Symptome der Synovitis sollten mindestens 6 Wochen bestehen, bei einer Persistenz von mehr als 3-6 Monaten ist eine RA sehr wahrscheinlich, sofern keine anderen entzündlich-rheumatischen Erkrankungen vorliegen [12]. Grippe-ähnliche Allgemeinsymptome treten nicht selten begleitend auf. Atypische Patienten sind z.B. solche mit primärem Befall der großen Gelenke, solche mit Schultergürtelbefall, der an eine Polymyalgia rheumatica erinnert, und solche mit dauerhafter Mon- bis Oligoarthritis (< 5 Gelenke). Die oben beschriebenen Befunde finden sich nicht allein bei Patienten mit RA, sondern können auch bei einer Reihe weiterer entzündlicher Gelenkerkrankungen auftreten. Daher sollten im frühen Stadium der Erkrankung immer differentialdiagnostische Überlegungen (s. Tabelle 2) angestellt werden. 11 2.2 Technische Untersuchungen Ein einzelner diagnostischer Test für die RA existiert nicht. Die Ergebnisse verschiedener Untersuchungen müssen zur Unterstützung der klinischen Verdachtsdiagnose verwendet werden. 2.2.1 Laboruntersuchungen Bei Patienten mit einer RA spiegelt sich die Krankheitsaktivität gut in serologischen Entzündungszeichen (sog. Akut-Phase-Reaktion) wider. Neben der BSG ist hierfür vor allem das CRP geeignet. Ein Fehlen solcher unspezifischer Entzündungszeichen macht eine RA unwahrscheinlich. Es sollte aber bei Persistenz der klinischen Symptome eine Vorstellung beim Rheumatologen zur Überprüfung der Diagnose nicht unterbleiben. Auf der anderen Seite muss betont werden, dass eine Erhöhung der BSG und des CRP sehr unspezifisch und somit keinesfalls beweisend für das Vorliegen einer RA sind. Spezifische Labortests, welche die Diagnose einer RA erhärten, sind IgM-Rheumafaktoren, welche in ca. 65 – 80% der RA-Patienten, aber auch bei anderen rheumatischen Erkrankungen positiv sein können. (Spezifität IgM-RF ELISA ca. 80%, Sensitivität ca. 70%, cut off level ≥ 0,110 Optische Dichte; sehr viel schlechtere Werte hinsichtlich der Sensitivität weist der Latex Test auf, ≥ 20 IU Sensitivität ca. 55%, Spezifität ca. 93%. Ermittelt bei Patienten, die zur weiteren Abklärung in eine Rheumaambulanz überwiesen wurden [13].) Anti-Citrullin-Ak (Antikörper gegen zyklische citrullinierte Peptide), sind zwar in bisherigen Untersuchungen etwas weniger sensitiv (ca. 50%) für die RA, aber dafür hochspezifisch (> 95%) und somit geeignet zur Diagnose früher und seronegativer Verlaufsformen der RA [14, 15]. Die Bestimmung anderer Auto-Ak (z.B. ANA) dient vor allem dem Nachweis oder Ausschluss anderer, klinisch manchmal ähnlich verlaufender rheumatischer Erkrankungen (z.B. Kollagenosen). 2.2.2. Bildgebende Verfahren Die nativ radiologische Untersuchung, insbesondere von Händen und Füßen, ist essentieller Bestandteil der Primärdiagnostik der RA. Das Vorliegen multipler erosiver Gelenkveränderungen ist beweisend und typisch für die fortgeschrittene RA, aber kein Zeichen der frühen Phase. Auch eine aggressiv erosiv verlaufende RA benötigt für die Ausbildung röntgenologisch fassbarer Erosionen 6-24 Monate. Das Fehlen entsprechender Röntgenveränderungen schließt also das Vorliegen einer frühen RA keinesfalls aus. Bei einer Beschwerdedauer von im Mittel 8 Wochen haben lediglich 13% der Patienten, bei denen sich später die Diagnose RA bestätigt, röntgenologisch nachweisbare Erosionen [16] . Andere Methoden der Bildgebung wie Szintigraphie, Sonographie und Kernspintomographie erlauben zum Teil eine frühere Sicherung struktureller Gelenkveränderungen oder die bessere Darstellung von Knochenstoffwechselveränderungen und Gelenkergüssen. 12 2.3 Empfohlene Diagnostik Tabelle 1: Anamnese und klinische Untersuchung von Patienten mit entzündlichen Gelenksymptomen Anamnese: körperliche Untersuchung: - Morgensteife = 60 Min - - symmetrisches Verteilungsmuster der betroffenen Gelenke Schwellung > 2 Gelenke - - Schmerz (Wo?, Was?, Wann? seit wann?) Schwellung vs. knöcherne Auftreibung/Deformierung - Bewegungseinschränkung (nicht durch andere Ursachen) - extraartikuläre Manifestationen z.B.(Rh.-Knoten) - allgemeines Krankheitsgefühl Klinisch richtungsweisender Befund für die Verdachtsdiagnose RA: Mehr als 2 betroffe ne Gelenke seit = 6 Wochen, symmetrisches Verteilungsmuster und Dauer der Morgensteife = 60 Minuten. Bei über 6 Wochen bestehenden Gelenkschwellungen in mehr als 2 Gelenken sollten die Patienten unter dem Verdacht auf eine frühe RA dem Rheumatologen vorgestellt werden. Diese Empfehlung gilt unabhängig von den Ergebnissen der im Folgenden aufgeführten Laboruntersuchungen, die der weiteren Diagnosesicherung dienen. 13 Tabelle 2: Laboruntersuchungen, welche bei der Diagnostik einer RA hilfreich sind Blutsenkung (BSG) praktisch immer erhöht bei der (unbehandelten) RA, aber unspezifisch (auch bei Anämien, anderen entzündlichen Erkrankungen) C-reaktives Protein (CRP) quantitativ genauer und schneller im Verlauf als die BSG, reflektiert besser die sog. Akut-Phase-Reaktion (Krankheitsaktivität), ansonsten aber genauso unspezifisch wie die BSG. bei länger dauernder aktiver Erkrankung: Blutbild Entzündungsanämie (normochrom oder hypochrom, normocytär, Thrombozytose) Wenn die obigen Untersuchungen unauffällig sind, sollte die (Verdachts-) Diagnose kritisch hinterfragt werden. Bei anhaltendem klinischen Verdacht auf eine RA werden folgende weiteren Untersuchungen empfohlen: Rheumafaktor (RF) positiv bei 65 – 80% der RA-Patienten häufig auch bei Kollagenosen, Virushepatitis, Malignomen und (selten, niedrig) auch bei Normalpersonen Antikörper gegen hochspezifisch für die RA (~95%), etwas weniger sensitiv als der cyclische citrullinierte RF (~50%), somit für die Differentialdiagnostik der frühen RA Peptide (CCP) geeignet. Urinuntersuchung Ausschluss einer Hämaturie, Proteinurie als Hinweis für andere Erkrankungen (z.B. Kollagenosen) Antinukleäre-Ak (ANA) differentialdiagnostischer Hinweis für Kollagenosen (z.B. SLE), schwach positiv auch bei der RA oder Normalpersonen Antineutrophilen- differentialdiagnostischer Hinweis für Vaskulitiden (z.B. M. Cytoplasma-Ak (ANCA) Wegener) HLA-B27 differentialdiagnostischer Hinweis für Spondyloarthritiden Harnsäure / Gelenkpunktat Abgrenzung zur polyartrikulären Gicht (selten!) und infektiösen Arthritiden (meist einzelne, große Gelenke) Richtungsweisende Laborbefunde sind: Erhöhte BSG, erhöhtes CRP, Nachweis von Rheumafaktoren und Nachweis von Antikörpern gegen cyclische citrullinierte Peptide. Sind mehr als 2 Gelenkregionen betroffen, bestehen die Entzündungszeichen seit mehr als 6 Wochen und sind sie begleitet von einer morgendlichen Gelenksteife von = 14 60 Minuten, dann beträgt die Wahrscheinlichkeit des Vorliegens einer persistierenden entzündlichen Gelenkerkrankung etwa 45%. Von diesen 45% werden wiederum 25% erosiv verlaufen. Liegt zusätzlich ein positiver Rheumafaktor (IgM-RF = 5 IU) vor, beträgt die Wahrscheinlichkeit einer persistierenden Arthritis 71%, von denen wiederum 50% erosiv verlaufen werden. Die Wahrscheinlichkeiten entstammen einem Prognosemodell, welches in einer spezialisierten Ambulanz zur Versorgung von Patienten mit früher Arthritis in den Niederlanden entwickelt wurde. Eingeschlossen waren Patienten, die von den betreuenden Hausärzten auf Grund von mindestens zwei der folgenden Symptome überwiesen worden waren: Gelenkschmerz Gelenkschwellung Bewegungseinschränkung der Gelenke Alle Patienten wurden innerhalb von 2 Wochen nach Überweisung von einem Rheumatologen untersucht [10] . 15 3 Prinzipien der Therapie 3.1 Frühe Therapieeinleitung (Früher Therapiebeginn) Es ist gut dokumentiert, dass Patienten mit RA im zeitlichen Verlauf eine progrediente Gelenkzerstörung entwickeln, die zu Funktionsverlust und Einschränkungen der Lebensqualität führt. Die radiologisch fassbare Gelenkdestruktion schreitet zu Beginn der Erkrankung nicht nur am stärksten fort, sondern ist zu diesem Zeitpunkt auch am besten durch eine krankheitsmodifizierende Therapie (DMARD = Disease Modifying Anti-Rheumatic Drug) zu inhibieren. Zu Beginn der Erkrankung lässt sich häufiger eine Remission erreichen als in späteren Phasen. DMARDs können die Krankheitsprogression und den damit einhergehenden Verlust an Funktion verlangsamen, die Langzeitprognose kann nach dem heutigen Kenntnisstand durch eine frühzeitige, d.h. innerhalb 6 Monaten nach Beschwerdebeginn eingeleitete Behandlung mit einer sog. Basistherapie (mit DMARDs), entscheidend verbessert werden. Etwa die Hälfte der Patienten mit noch undifferenzierter Arthritis und 2/3 aller Patienten mit einer frühen rheumatoiden Arthritis (RA, chronischen Polyarthritis) entwickeln im Verlauf von 5 Jahren eine wesentliche Funktionseinschränkung [17, 18, 19] , die übrigen Patienten haben ohne Therapie einen milden Verlauf [20]. Bei einem DMARD-Einsatz in den ersten 6 Monaten lässt sich das Risiko für einen solchen Funktionsverlust halbieren [21] und die Chance für eine Krankheitsremission signifikant (um das 3-fache) verbessern [22] . Die Zahl der Erosionen von RA-Patienten ist signifikant mit der Krankheitsdauer bis zur Ersttherapie assoziiert [23] , dies gilt auch für die sehr frühen Krankheitsphasen. DMARDs hemmen die radiologisch fassbare Progression der Gelenkzerstörung [24] . Das Risiko einer radiologischen Progression ist durch den frühzeitigen Einsatz von DMARDs signifikant (bis in den Bereich Nichtbehandlungsbedürftiger [20] ) reduzierbar [25, 26] . Vor allem die 2/3 Patienten mit einem hohen Risiko profitieren von einer Therapie in den ersten 6 Monaten [27] . Der konsequente kontinuierliche Einsatz von DMARDs halbiert das Risiko einer radiologischen Progression [28] . o Extremverläufe (< 10% der Patienten) sind aber auch durch Einsatz klassischer DMARDs nicht sicher beeinflussbar. Die DMARD-Therapie muss häufig (in etwa 30% in den ersten 24 Monaten [29] ) wegen Nebenwirkungen oder Ineffektivität modifiziert werden, insgesamt liegt ihre Toxizität nicht über der von nur symptomatisch wirkenden nicht-steroidalen Antirheumatika [30] . Über einen Zeitraum von 6 Jahren bedeutet dies im Durchschnitt einen Einsatz von 3,3 DMARDs pro Patient, etwa 55% der DMARDs müssen wegen unerwünschter Wirkungen gewechselt werden, etwa 60% wegen Ineffektivität [28] . 16 Die Mortalität von Patienten mit rheumatoider Arthritis ist signifikant erhöht [31] , bei einem frühen Einsatz von DMARDs findet sich jedoch keine erhöhte Mortalität der Patienten mehr [32] . Von den etwa 2/3 der Patienten mit einer frühen RA, die einer DMARD-Therapie bedürfen, profitiert etwa jeder 2. bezüglich Funktion und radiologischer Progression von einem Beginn der Therapie in den ersten 6 Monaten. Die dafür in Kauf zu nehmende Toxizität ist hinsichtlich unerwünschter Wirkungen vergleichbar zum Einsatz von nur symptomatisch wirkenden Medikamenten. Level 1- ⇒ 33 Level 2+ ⇒ 34, 25, 35, 22, 21 Level 3 ⇒ 36 B Die RA sollte von der Diagnosestellung an mit DMARDs behandelt werden, um eine Verzögerung der Krankheitsprogression zu erzielen und damit die Langzeitprognose zu verbessern. Zur Vermeidung eines vorhersehbar abwendbar gefährlichen Verlaufes sollte eine Therapie mit DMARDs möglichst innerhalb von 12 Wochen nach Krank heitsbeginn gestartet werden. 3.2 Koordinierte, problemorientierte, multidisziplinäre Behandlung Der Patient mit RA benötigt von Beginn an eine umfassende Behandlung, die die individuellen medizinischen, psychosozialen, verhaltenstherapeutischen und krankheitsbezogenen finanziellen Probleme aufgreift. Dieser ganzheitliche Therapieansatz ist das Ziel einer koordinierten, problemorientierten Behandlung durch konservativ und operativ tätige Rheumatologen, Hausärzte, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Sozialarbeiter, Pflegekräfte, Psychologen und andere Komplementärdisziplinen: die Versorgung durch ein multidisziplinäres Team, im Sinne einer kontinuierlichen Rehabilitation [37, 38 ⇒ beide 1+, 39] . Die gemeinsame Betreuung des Patienten durch Haus- und Fachärzte, evtl. unterstützt durch speziell geschulte Pflegekräfte, gewährleistet die bestmögliche Überwachung der Therapie hinsichtlich Wirksamkeit und unerwünschten Wirkungen. Gleiches gilt für das schnelle Erkennen von Komplikationen der RA oder der hierfür verabreichten Therapien. Die Versorgung von Patienten mit rheumatoider Arthritis sollte möglichst von Beginn an in Form einer koordinierten, problemorientierten, multidisziplinären Behandlung erfolgen. 17 3.3 Patienteninformation / Patientenschulung Die koordinierte Behandlung durch alle beteiligten Disziplinen soll auch gewährleisten, dass der Patient konsistente Informationen erhält (s. Anhänge) [40] . Umfassende Informationen über seine Erkrankung, sowie Rat und Hilfe zur Selbsthilfe sollen dem Betroffenen helfen, ein möglichst normales Leben führen zu können (entsprechendes Informationsmaterial stellt z.B. die Deutsche Rheuma-Liga unter www.rheumaliga.de zur Verfügung). Studien [41 ⇒ 1++; 42, 43 ⇒ beide 1-], welche verschiedene Formen der Patientenschulung untersuchen, auch solche, die verhaltens therapeutische Maßnahmen beinhalten, zeigen: kurzfristige positive Effekte hinsichtlich funktionaler Einschränkungen, Anzahl der betroffenen Gelenke, sowie der Selbstbeurteilung durch den Patienten langfristig einen positiven Trend bezüglich des Funktionsstatus Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie hat in Kooperation mit der Deutschen Rheuma-Liga für die RA ein Patientenschulungsprogramm entwickelt und evaluiert. Es wird in Kleingruppenseminaren von einem Team aus einem Rheumatologen, Psychologen, Krankengymnasten und Ergotherapeuten durchgeführt [44, 45, 46]. 3.4 Patienteninformation und -schulung sind wesentliche Bestandteile der koordinierten Versorgung von RA-Patienten. Dokumentation der Krankheitsaktivität Eine regelmäßige Erfassung und Dokumentation der Krankheitsaktivität und ihres Verlaufes sind entscheidend für die Beurteilung, den Vergleich und die Qualitätssicherung der Therapie der RA. Diese Erfassung sollte ca. alle 3 Monate erfolgen. Als Standardinstrument hat sich in der Praxis der Disease Ac tivity Score (DAS 28, s. auch Anhang 5) bewährt, in den verschiedene Parameter der Krankheitsaktivität eingehen. Werte < 2,8 reflektieren eine gut kontrollierte Krankheitsaktivität, Werte > 5 bedeuten eine nicht ausreichende Kontrolle der Krankheitsaktivität; eine Änderung der Therapie sollte erfolgen. 18 Klinische Parameter zur Beurteilung des Ansprechens auf die Therapie sind u.a.: subjektive Einschätzung des Patienten subjektive Einschätzung durch den Arzt Ausmaß der Synovitis (Anzahl geschwollener und / oder schmerzhafter Gelenke) Dauer / Ausmaß der Gelenksteifigkeit nach Ruhe (z.B. Morgensteifigkeit) Funktionsstatus (z.B. FFbH – Funktions-Fragebogen Hannover, s. Anhang 5) Laboruntersuchungen – radiologische Untersuchungen akute Phase Reaktionen (BSG, CRP) Anämie radiologische Progression (jährliche Erfassung) 3.5 Zur Gewährleistung einer bestmöglichen Therapie gehört die regelmäßige Erfassung und Dokumentation der Krankheitsaktivität (DAS28 = Disease Activity Score) und der radiologischen Progression (jä hrliche Röntgenkontrolle). Stationäre Behandlung Ausgewählte Patienten profitieren möglicherweise von einer intensiveren Betreuung durch ein multidisziplinäres Team im Rahmen eines stationären Aufenthaltes oder einer rheumatologischen Tagesklinik. Klare Identifikationskriterien für diese Patienten liegen nicht vor [47], [48], [37], [38] ⇒ alle 1+]. Zumeist wird die Aufnahmeindikation in Deutschland durch die gegebene fachspezifische regionale Versorgungsmöglichkeit mitbestimmt. In entsprechenden Facheinrichtungen sollten die Voraussetzungen für die notwendige koordinierte, problemorientierte, multidisziplinäre Behandlung gegeben sein, für die ambulant zumeist sowohl hinsichtlich der Strukturals auch der Prozessqualität erhebliche Defizite bestehen. 19 4 Medikamentöse Therapie 4.1 Antirheumatika – DMARDs Unter DMARDs (Disease Modifying Anti-Rheumatic Drugs, sog. Basistherapeutika) wird eine Gruppe von Medikamenten gefasst, die über symptomatische Effekte hinaus, krankheitsmodifizierende Eigenschaften besitzen. Sie sollen einer Gelenkzerstörung vorbeugen, bzw. diese verzögern und somit die Funktionsfähigkeit der Gelenke erhalten. Im Gegensatz zu einer symptomatischen Therapie soll eine Beeinflussung des Krankheitsverlaufes erzielt werden. Die Wirkung nahezu aller zur Verfügung stehender Substanzen tritt verzögert ein, der Zeitraum bis zum Wirkeintritt beträgt 4 – 16 Wochen. Tabelle 3 enthält die zusammengefassten Informationen zu den zum Zeitpunkt des Erscheinens der Leitlinie in Deutschland zugelassenen Substanzen. Die häufigen unerwünschten Wirkungen sowie die Anforderungen an die Therapieüberwachung sind den Therapieüberwachungsempfehlungen zu entnehmen. Zur Information der Patienten über den möglichen Nutzen, die möglichen Gefahren und die notwendigen Überwachungsmaßnahmen stehen für alle Substanzklassen entsprechende Patienteninformationsbögen zur Verfügung. Tabelle 3: Disease Modifying Drugs Präparate Handelsnamen u.a. Wirkbeginn nach Adalimumab Humira 2.3 Wochen Anakinra Kineret 2 Wochen Antimalariamittel Quensyl Resochin Weimer quin Arthrabas Chloroquin 3-6 Monaten Azafalk Azamedac Azathiodura Colinsan Imurek Zytrim 4-8 Wochen Cicloral Sandimmun optoral Sandimmun 4-8 Wochen 54, 55 Metalcaptase, Trisorcin 3 Monaten 49 Wirkstoff Abkürzung Hydroxychloroquin Chloroquin HCQ CQ Azathioprin AZA Cyclosporin D-Penicillamin 20 D-Pen Studien frühe RA (Mono- u. KombinationsTherapie) 93 49, 50, 29, 51, 52, 53 Etanercept Enbrel 1-2 Wochen Infliximab Remicade 2-3 Wochen Leflunomid Arava 4-6 Wochen Lantarel Metex Methotrexat Lederle 4-8 Wochen 50, 57, 58, 59, 60, 52, 61, 55 orales Gold Auranofin Ridaura 3 Monaten 49, 33, 25 parenterales Gold Natriumthiomalat Tauredon 3 Monaten 49, 34, 50, 54, 57, 58 Azulfidine, Pleon RA, Sulfsalazin-Heyl, Sulfasalazin medac 4-12 Wochen 29, 59, 60, 52, 61, 55, 62, 63 Methotrexat Sulfasalazin 4.1.1 MTX SSZ 56 Evaluation - Übersicht Der lange und individuell unterschiedliche Verlauf einer RA hat erhebliche Konsequenzen für die Beurteilung der Wirksamkeit einer DMARD-Therapie. Klinische harte Endpunkte lassen sich kaum in einem von Studien abgedeckten Zeitraum erfassen. Üblicherweise erfolgt die Beurteilung der Effektivität einer DMARD-Therapie bezüglich folgender Bereiche: Krankheitsaktivität (DAS), Funktionalität (FFBH, HAQ), Lebensqualität (SF-36, Patientenselbsteinschätzung) und radiologische Progression. Zur Beurteilung der Effektivität einer DMARD-Therapie im Rahmen klinischer Studien haben sich die „response“ Kriterien des American College of Rheumatology durchgesetzt, üblicherweise wird heutzutage ACR 20 (s. Anhang 5) verwendet. Die Vergleichbarkeit der Ergebnisse älterer Studien ist demgegenüber auf Grund der Vielfalt der verwendeten Zielkriterien stark eingeschränkt. Die letzte Aussage gilt auch für den Vergleich der DMARDs gegenüber Placebo. Dennoch gilt die Wirksamkeit als belegt [64, 65, 66, 67, 68, 69, 70, 71 ⇒ alle 1++]. Eine bereits 1990 veröffentliche Metaanalyse untersucht die Wirksamkeit von 6 klassischen DMARDs anhand der Anzahl geschwollener Gelenke, der Griffstärke und der BSG; alle Substanzen sind der reinen Placebogabe überlegen [72 ⇒ 1+]. Weitere Evidenz, die den Gebrauch von DMARDs unterstützt, resultiert aus Kohortenstudien. Der vermehrte Gebrauch von DMARDs ist eng mit besseren Werten des long-term disability index korreliert [36 ⇒ 2+]. Für Methotrexat gibt es Anhaltspunkte, dass es die Mortalität von Patienten mit RA senkt [73 ⇒ 2+, 74 ⇒ 3]. 21 4.1.2 Zeitpunkt des Therapiebeginns Es gibt Hinweise darauf, dass ein möglichst frühzeitiger Einsatz von DMARDs die Prognose der RA günstig beeinflusst. Patienten im frühen Stadium der RA sprechen besser auf die Therapie an. Ein längerer Krankheitsverlauf vor Beginn der ersten Therapie hat zwar keinen Einfluss auf die erzielte Symptomreduktion oder auf die Akute Phase Antwort, aber einen negativen Effekt auf den Funktionsstatus. Dieser Effekt lässt sich über einen Zeitraum von 5 Jahren nachweisen. A Die medikamentöse Therapie der RA sollte von Beginn an mit einem DMARD durchgeführt werden. Level 1+ ⇒ 33, 34, 50, 175 B Ein möglichst früher Beginn der Therapie ist entschiedend zum Erhalt der Funktion und zur Verminderung späterer Funktionseinschränkung. Level 2+ ⇒ 21, 22, 25, 26, 35 Level 3 ⇒ 36 4.1.2.1 Aufrechterhaltung der Therapie – Therapiedauer Entscheidend für die Prognose ist neben einem frühen Beginn die Aufrechterhaltung der Therapie zur dauerhaften Unterdrückung der Krankheitsaktivität, auch wenn eine komplette Remission (s. Anhang 3) nur selten erreicht wird. Auch eine Heilung wird selten erzielt, so dass eine Beendigung der Therapie aus diesem Grund ungewöhnlich ist. Zwei randomisierte placebo-kontrollierte Studien zeigen eine erhöhte Rezidivrate bei Beendigung der DMARD-Therapie [82, 83 ⇒ beide 1+]. In beiden Studien ist der Effekt der Immunmodulation eindeutig. Werden bei Patienten, die bereits seit 5 Jahren eine Therapie mit DMARDs erhalten, diese abgesetzt, erleiden 38% innerhalb eines Jahres ein Rezidiv verglichen mit 22% der Patienten, bei denen die Therapie fortgeführt wird [82]. Im Durchschnitt verbleibt ein Patient ca. 10 Monate auf einer bestimmten DMARD-Therapie, bevor diese gewechselt wird. Ursache für das Umsetzen können ein Wirkverlust und / oder unerwünschte Wirkungen sein [84, 72]. Bezüglich der unerwünschten Wirkungen ist die dauerhafte Gabe eines DMARDs oder einer DMARD-Kombination mit einem vertretbaren, über die Zeit nicht ansteigendem Risiko behaftet [84 ⇒ 2+, 85 ⇒ 1-.] A 22 Zur kontinuierlichen Unterdrückung der Krankheitsaktivität soll die Therapie mit DMARDs dauerhaft fortgesetzt werden. Level 1+ ⇒ 82, 83 4.1.3 Wirksamkeit 1 4.1.3.1 DMARD – Monotherapie Eine Metaanalyse aus dem Jahr 1990 ergab, dass die Wirksamkeit von Sulphasalazin, intramuskulär appliziertem Gold, D-Penicillamin und Methotrexat vergleichbar ist [72 ⇒ 1-]. In diese Auswertung wurden alle bis dahin erschienen vergleichenden Studien eingeschlossen, eine gesonderte Auswertung der Patienten im frühen Stadium der RA erfolgte dabei nicht. Frühe RA (s. auch Tabelle 4 im Anhang 6) Die vorliegenden randomisierten Studien zeigen hinsichtlich des Erzielens einer Response eine vergleichbare Wirksamkeit von Methotrexat und parenteralem Gold, und Chloroquin und Cyclosporin. Hydroxychloroquin und Auranofin sind Penicillamin, Sulfasalazin und Methotrexat unterlegen [49, 29, 57, 53]. Die Hinweise auf eine schwächere Wirksamkeit des HCQ und des Auranofin werden durch Studien unterstützt, in denen die radiologische Progression gemessen wird. SSZ ist HCQ überlegen, kein Unterschied besteht zwischen parenteralem Gold und Cyclosporin bzw. parenteralem Gold und MTX [54, 51, 58]. Leflunomid ist nicht untersucht bei Patienten im frühen Stadium der RA, zum Wirksamkeitsnachweis bei RA in späteren Stadien liegen vier vergleichende randomisierte kontrollierte Studien vor [86, 87, 88, 89 ⇒ alle 1+] (s. Tabelle 5 im Anhang 6). 4.1.3.2 Biologicals (s. auch Tabelle 6 im Anhang 6) Zu den in Deutschland für die RA zugelassenen Biologicals gehören TNF-a-inhibierende Substanzen (Adalimumab, Etanercept, Infliximab) und IL-1-Effekte blockierende Therapeutika (Anakinra). Die TNF-a Inhibitoren Infliximab, Etanercept und Adalimumab sind bei Patienten indiziert, die nur unzureichend auf eine Therapie mit DMARDs einschließlich MTX angesprochen haben. Anakinra ist ein humaner Interleukin-Rezeptorantagonist, der für die Kombinationstherapie mit MTX bei Patienten zugelassen ist, die unzureichend auf MTX allein ansprechen. Infliximab Zum Wirksamkeitsnachweis von Infliximab in der Therapie der RA liegen 2 randomisierte kontrollierte Studien und eine Auswertung der Daten nach weiteren 6 Monaten vor [90, 91, 92 ⇒ alle 1+]. Bei Patienten, die nicht ausreichend auf eine MTX-Therapie ansprechen, ist die Kombination mit Infliximab einer Fortführung der Monotherapie mit MTX überlegen. Zur Wirksamkeit von Infliximab bei Patienten im frühen Stadium der RA liegen nur vereinzelte Daten vor. 1 Detaillierte Informationen zu den im Folgenden zitierten Studien sind den Tabellen 4 – 7 im Anhang 6 zu entnehmen 23 Adalimumab Für die Kombination mit MTX zeigt sich gegenüber alleiniger MTX-Gabe nach 24 Wochen ein signifikanter Vorteil hinsichtlich der Ansprechrate, untersucht an Patienten im fortgeschrittenen Krankheitsstadium [93 ⇒ 1+]. Etanercept Im frühen und fortgeschrittenen Stadium ist die Wirksamkeit von Etanercept der einer MTXTherapie vergleichbar. Bei Patienten im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung ist die Gabe von Etanercept einer Placebotherapie und die Kombination mit MTX sowohl der alleinigen MTX-Gabe als auch der Monotherapie mit Etanercept überlegen [94, 56, 95 ⇒ alle 1+, 175⇒ 2+]. Anakinra Neben der Überlegenheit gegenüber der Placebo-Therapie ist die Gabe von Anakinra auch in Kombination mit MTX gegenüber alleiniger MTX-Therapie untersucht, allerdings sind die Ergebnisse nicht ganz eindeutig [96, 97 ⇒ beide 1+]. Die Datenlage rechtfertigt zum jetzigen Zeitpunkt keine endgültige Empfehlung im Vergleich mit anderen krankheitsmodifizierenden Therapieformen. In der Therapie der frühen RA ist Anakinra bisher nicht untersucht. Fazit: Nur eine Studie untersucht die Wirksamkeit der Biologicals bei Patienten im frühen Stadium der RA; ein signifikanter Unterschied hinsichtlich der Ansprechrate gemessen an ACR-Kriterien besteht in den ersten 6 Monaten. Bei Patienten mit einem Therapieversagen unter MTX erbringt das Umsetzen bzw. das Hinzufügen eines Biologicals einen Nutzen hinsichtlich des Ansprechens. Vergleiche mit anderen Kombinationstherapien fehlen. B 4.1.4 Bei Patienten, die auf die DMARD-Therapie nicht ausreichend ansprechen, ist der Einsatz eines TNF-Inhibitors sinnvoll. Level 1+ ⇒ 90, 91 Kombinationstherapie In wieweit die Therapie der RA bereits initial mit einer Kombination mehrerer DMARDs begonnen werden sollte, ist umstritten (s. hierzu Tabelle 7 im Anhang 6). Eine 1994 veröffentlichte Metaanalyse zeigt eine Überlegenheit von Kombinationstherapien gegenüber Monotherapien, lediglich hinsichtlich der Anzahl druckschmerzhafter Gelenke. Diese Auswertung bezieht sich nicht speziell auf Patienten im frühen Stadium der RA; die fünf aufgenommenen Studien schließen Patienten mit einer mittleren Krankheitsdauer von vier Jahren ein [98 ⇒ 1+]. 24 Eine Übersichtsarbeit zum Thema verzichtet bewusst auf eine gemeinsame statistische Auswertung, da die Unterschiede zwischen den Studien so groß sind [99 ⇒ 1+]; auch sind seither neue Studien erschienen. Die Kombination von SSZ und MTX zeigt gegenüber Monotherapie mit einer der beiden Substanzen keinen Vorteil [59, 60]. Gleiches gilt für die Kombination aus MTX und Cyclosporin gegenüber einer SSZ-Monotherapie [55]. SSZ plus MTX plus HCQ plus Prednison ist der alleinigen Gabe von SSZ oder MTX bezüglich der Rate an Remissionen nach 2 Jahren überlegen [52]. Deutliche Überlegenheit zeigt sich auch für ein Therapieregime, welches initial neben SSZ und MTX zusätzlich eine hoch dosierte Prednisolongabe enthält. In den ersten sechs Wochen beträgt die kumulative Dosis – für den einzelnen Patienten – 1190 mg Prednisolon. Die Krankheitsaktivität, gemessen mit einem gepoolten Index, ist nach 52 Wochen in der Gruppe mit Kombinationstherapie signifikant geringer als in der Monotherapiegruppe [61]. Eine offene Nachbeobachtung der Patienten ergibt Hinweise auf einen anhaltenden Benefit [100]. A Die routinemäßige Anwendung einer KombinationsTherapie von DMARDs für Patienten im frühen Stadium der RA kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht empfohlen werden. Entscheidend ist die engmaschige Therapiekontrolle, um rechtzeitig ein Therapieversagen erkennen zu können und die Therapie zu modifizieren. Dabei können Kombinationstherapien hilfreich sein. 4.1.5 Level 1+ ⇒ 59, 60, 52, 61, 55 Toxizität – unerwünschte Wirkungen Zur Toxizität liegt eine initiale Metaanalyse von Felson vor, welche 71 Studien mit insgesamt 129 Behandlungsgruppen umfasst [72] . Im Verlauf eines Jahres bricht nahezu ein Drittel der Patienten (30,3%) die Therapie ab. Bei der Hälfte ist Toxizität die Ursache. In dieser Metaanalyse sind die toxischen Nebenwirkungen und die Abbruchraten unter parenteralem Gold häufiger als unter den übrigen Substanzen. Antimalariamittel und Auranofin zeigen relativ geringe Toxizität. In einer weiteren Metaanalyse aktualisieren die Autoren ihre ursprüngliche Studie, indem sie die nach 1990 publizierten Studien und Studien mit Azathioprin in die Auswertung miteinbeziehen [101] . Hydroxychloroquin geht mit der geringsten Toxizität einher, bei allerdings nur moderater Wirksamkeit. Für Methotrexat ist das Nutzen-Risiko-Verhältnis am besten. Sulphasalazin reicht nahe an Methotrexat heran, geht aber mit einer geringfügig höheren Toxizität einher. 25 Für Leflunomid und die Biologicals liegen bisher deutlich weniger Daten bezüglich möglicher Störeffekte vor, insbesondere bezüglich der Langzeitanwendung. Diese Unsicherheit ist bei der Therapieentscheidung zu berücksichtigen. Folsäure (1 mg/Tag) und Folinsäure (2,5 mg/Woche) verringern die Häufigkeit von Leberwerterhöhungen unter MTX und senken damit die Rate an Therapieabbrüchen [102 ⇒ 1+]. Die Ergebnisse bezüglich der Beeinflussung von gastrointestinalen Schleimhautschäden sind widersprüchlich [102, 103 ⇒ 1+]. 4.1.5.1 Spätschäden Bei der Auswahl der geeigneten Substanz aus der Gruppe der DMARDs muss das Risiko einer unkontrollierten Krankheitsaktivität, welche zu weiteren Schäden führen kann, gegenüber dem Risiko kumulativer oder später Toxizität der Arzneimittel abgewogen werden. Das Risiko der Entwicklung von Malignomen unter Therapie mit Immunsuppressiva ist Gegenstand von Beobachtungsstudien, die Ergebnisse sind schwer interpretierbar. Insbesondere wird die Aussage dadurch erschwert, dass Patienten mit RA im Verlaufe ihrer Erkrankung unterschiedlichste DMARDs und NSAR erhalten und das Risiko bestimmter Malignome bereits durch die Erkrankung als solche erhöht zu sein scheint [104, 105, 106] . 4.1.6 Wahl der Basistherapie Eine geprüfte Differentialindikation der verschiedenen DMARDs für die frühe RA liegt nicht vor. Die allgemeinen Daten zur Therapie mit DMARDs belegen die Vorteile einer Methotraxat-Therapie aufgrund des relativ kurzfristigen Ansprechens und der längerfristigen Kontrolle der Erkrankung. Es gibt jedoch Hinweise, dass im Frühstadium der RA auch scheinbar weniger effektive Substanzen eine gute Wirksamkeit entfalten. Entscheidend ist die Kontrolle der Krankheitsaktivität durch die DMARD Therapie. 26 Die Patienten sollten über Nutzen und Risiko der einzelnen DMARDs beraten werden und darüber hinaus noch weiteres schriftliches Informations material erhalten. ⇒ s. Patienteninformation aus den Therapieüberwachungsbögen Die Therapieüberwachung sollte im Hinblick auf anhaltende Wirksamkeit regelmäßig erfolgen. Hierzu eignet sich der Disease Activity Score (DAS28). Es sollte eine Therapieüberwachung im Hinblick auf mögliche unerwünschte Wirkungen erfolgen (s. Therapieüberwachungsbögen). Die notwendigen Informationen sollten auch dem Patienten zur Verfügung stehen. 27 4.2 Corticoide 4.2.1 Symptomatischer Effekt Die Cortison-Therapie hat sich auf Grund ihrer symptomlindernden und entzündungshemmenden Wirkung gut etabliert [107] . Der Effekt setzt in der Regel rasch ein. Daher ist die überbrückende Gabe von Cortison eine Möglichkeit, eine symptomatische Besserung zu erzielen, bis der verzögerte Effekt der DMARDs einsetzt; der symptomatische Effekt ist dem der NSAR überlegen [108 ⇒ 1++]. Nach Absetzen besteht die Gefahr eines ReboundEffektes [109] . Für Patienten mit früher RA ohne vorherige Therapie mit DMARDs ist beschrieben, dass der symptomlindernde Effekt von Cortison im Laufe der Zeit nachlässt, so dass nach einem Jahr gegenüber den Patienten, die kein Cortison erhalten haben, kein Unterschied hinsichtlich der Gesamtfunktionalität feststellbar ist. Kraft beim Faustschluss und radiologische Progression unterschieden sich signifikant [110 ⇒ 1+]. A Die zusätzliche Gabe einer niedrigdosierten Cortison-Therapie ist geeignet, die Krankheitsaktivität bis zum Erreichen der Wirkung der Basistherapie zu unterdrücken. Die Indikationsstellung sollte durch einen Rheumatologen erfolgen. 4.2.2 Level 1+ ⇒ 61, 108, 111 Akute-Phase-Reaktion In vielen Studien ist der Effekt der Corticoide durch die gleichzeitige Verabreichung anderer Substanzen, die bekanntermaßen die Akute-Phase-Reaktion beeinflussen, verwischt. Verglichen mit Placebo erbringt hier die zusätzliche Gabe niedrig-dosierten Cortisons ein schnelleres Ansprechen [61, 111 ⇒ 1+]. 4.2.3 Beeinflussung der Funktion Auch wenn ein gewisser Nutzen der Cortison-Therapie hinsichtlich der Funktionalität berichtet wird [112 ⇒ 1-], konnte bisher kein objektivierbarer Langzeitnutzen nachgewiesen werden. Neuere Studien, welche den gut validierten HAQ (Health Assessment Questionnaire, s. Anhang 4) [76] zur Beurteilung der Funktionalität verwenden, zeigen einen frühen Vorteil einer initial hohen "step-down" Cortison-Gabe [61 ⇒ 1+]. Die Verbesserung der HAQ-Werte, die durch die zusätzliche Gabe von Cortison erreicht wird, ist nach einem Jahr nicht mehr signifikant; nach 15 Monaten lässt sich kein Unterschied mehr nachweisen [111 ⇒ 28 1+]. Bisher untersucht keine kontrollierte Studie, welche Auswirkungen eine Cortison- Therapie auf die Funktionalität im Langzeitverlauf tatsächlich hat. 4.2.4. Radiologische Progression Oral verabreichtes Cortison verzögert relevant die radiologisch nachweisbare Gelenkzerstörung. Nach Absetzen der Cortison-Therapie schreitet die Progression der Gelenkzerstörung fort [110, 111, 113 ⇒ alle 1+, 112 ⇒ 1-]. In den meisten Studien wird Cortison in einer Dosierung von 7,5 oder 10 mg Prednisolon pro die verabreicht. In einer Studie werden initial 60 mg Prednisolon über sechs Monate stufenweise reduziert. Die Prednisolongruppe zeigt auch nach 4,5 Jahren noch einen signifikant geringeren röntgenologischen Gelenkschaden. Allerdings erhielten die Patienten der Prednisolongruppe zusätzlich zwei DMARDs, die der Kontrollgruppe nur ein DMARD [61 ⇒ 1+, 100 ⇒ 1+]. 4.2.5 Unerwünschte Wirkungen Eine Kohortenstudie (8.068 Patienten, Therapiedauer 4 Jahre, mittlere Cortisondosis 5 mg Prednisolon täglich) zeigt eine Abnahme der Knochendichte mit einem Anstieg der Frakturrate unter „low-dose“-Cortison. Nach Adjustierung für verschiedene Einflussgrößen ist das Frakturrisiko unter Cortison verdoppelt [114 ⇒ 2+]. Aus weiteren Beobachtungsstudien ist bekannt, dass die Cortison-Therapie der RA weitere unerwünschte Wirkungen auslöst; hierzu gehören u.a. Katarakte, Infektionen und avaskuläre Nekrosen [115, 116, 117] . Es liegen ebenfalls Berichte über eine erhöhte Mortalitätsrate vor [31] . Allerdings waren die Patienten, die Cortison erhielten, möglicherweise schwerer krank. Sowohl die kumulative als auch die durchschnittliche Cortisondosis sind unabhängige starke Prädiktoren der unerwünschten Effekte [116] . Studien mit längerer Beobachtungsdauer wären erforderlich, um den kumulativen Effekt einer niedrig dosierten Cortisongabe und der intermittierenden Gabe beurteilen zu können. Bei Beginn einer Cortison-Therapie mit ≥ 7,5 mg Prednisolonäquivalent und einem voraussichtlichen Therapiezeitraum von mindestens 6 Monaten sollte eine Osteoporoseprophylaxe eingeleitet werden. Als Grundtherapie wird neben Maßnahmen zur Verminderung der Risikofaktoren die Gabe von Kalzium und Vitamin D empfohlen (s. Leitlinie des Dachverbandes der deutschsprachigen osteologischen Fachgesellschaften auf der Leitlinienseite der AWMF: www.awmf-online.de). Die prophylaktische Gabe von Calcium und Vitamin D ist bei Neubeginn einer Steroid-Therapie empfehlenswert. 29 4.2.6 Intraartikuläre Corticoide Die intraartikuläre Gabe von Corticoiden ist eine häufig angewandte Maßnahme, um eine schnelle, manchmal auch anhaltende Linderung von Beschwerden und Reduktion der Schwellungen einzelner Gelenke (target-joints) zu erzielen. Intraartikuläre Cortisoninjektionen ermöglichen die lokale Therapie einzelner entzündeter Gelenke, bei minimalen unerwünschten systemischen Effekten. können eine symptomatische Besserung während der Latenzzeit von DMARDs bewirken. eignen sich zur Therapie besonders befallener einzelner Gelenke, wenn die Krankheitsaktivität insgesamt gut unter Kontrolle ist. können zur Therapie von Mon-/Oligoarthritiden herangezogen werden, wenn eine Therapie mit DMARDs nicht angemessen erscheint. Es liegen jedoch nur wenige kontrollierte Studien zu diesem Thema vor. Langzeiteffekte solcherart behandelter Gelenke bezüglich der Funktion oder der radiologischen Progression sind nicht untersucht. Nach den Ergebnissen einer großen retrospektiven Untersuchung in Frankreich ist die Infektion als Komplikation der intraartikulären Injektion von Cortisonpräparaten sehr selten (1:77.000) [118 ⇒ 3] . Abpunktieren der Gelenkflüssigkeit vor Injektion des Cortisons führt zu einer Halbierung des Risikos des Auftretens eines Rückfalls [119 ⇒ 1] . Die körperliche Schonung post-injektionem verbessert den symptomatischen Effekt der Behandlung (24 Stunden Bettruhe betroffener Gelenke der unteren Extremität verlängert u. a. die Gehstrecke) [120 ⇒ 1-]. 30 Die intraartikuläre Injektion kann zu einer schnellen, manchmal auch anhaltenden Besserung der Symptome im "Zielgelenk" führen. Differentialdiagnostisch ist bei Entzündung einzelner Gelenke immer auch ein Empyem in Betracht zu ziehen Die Verabreichung einer intraartikulären Injektion hat unter sterilen Kautelen zu erfolgen. Die Patienten sind über Maßnahmen zu informieren, die sie ergreifen sollen, wenn das Gelenk nicht zur Ruhe kommt. Bei persistierender Symptomatik einzelner Gelenke kommen auch andere lokale Therapieformen (Synovektomie, Synoviorthese) zur Anwendung. 31 4.3 Symptomatische Medikamentöse Therapie 4.3.1 Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) Es gibt Belege für eine gute Wirksamkeit der NSAR auf die Gelenkschmerzen der RA. Sie verringern damit auch die Gelenksteife und verbessern die Mobilität, ohne das Krankheitsgeschehen anhaltend und langfristig zu beeinflussen [121, 122] . Die Entscheidung für ein Präparat mit kurzer, mittlerer oder langer Halbwertszeit sollte den Bedürfnissen des Patienten entsprechend gefällt werden und sich am Nebenwirkungsprofil der einzelnen Substanzen orientieren. 4.3.1.1 Unerwünschte Wirkungen der NSAR Die Nebenwirkungen können ein wesentlicher limitierender Faktor einer Therapie mit NSAR sein. Die unerwünschten Arzneimittelreaktionen sind bestimmt durch die Dosis, die Halbwertszeit der einzelnen Substanzen, die Therapiedauer und durch bestimmte Risikofaktoren seitens der Patienten. Häufige Nebenwirkungen, insbesondere bei älteren Patienten sind gastrointestinale Nebenwirkungen, Flüssigkeitsretention und Hypertonie. Eine vorbestehende Herzinsuffizienz kann sich durch Medikation mit NSAR verschlechtern [123, 124, 125] . Weitere seltene aber potentiell schwerwiegende Nebenwirkungen sind: Nierenfunktionsstörungen und Hypersensitivitätssyndrome, incl. Asthma. Seltene und überwiegend nicht bedrohliche unerwünschte Effekte sind: Kopfschmerz, Schwindel, Benommenheit, Tinnitus, Exantheme und erhöhte Leberwerte (insbesondere unter Diclofenac). Die durch NSAR bedingte Hemmung der Thrombozytenaggregation besteht im Gegensatz zu der durch ASS ausgelösten Hemmung nur für die Wirkdauer der Substanz 4.3.1.2 Gastrointestinale Toxizität Der Gebrauch von NSAR geht mit gastrointestinaler Toxizität einher. Die folgenden Nebenwirkungen treten in unterschiedlichem Ausmaß bei allen Präparaten und allen Darreichungsformen auf: 32 Dyspepsie Magenschleimhauterosionen peptische Ulzera Entzündung und Blutung im Dünndarm Perforationen Haematemesis oder Melaena okkulte gastrointestinale Blutung und Anämie Nach den Ergebnissen des Arthritis, Rheumatism and Aging Medical Information System (ARAMIS) erleiden 13 von 1000 Patienten mit RA, welche NSAR über ein Jahr einnehmen, eine schwerwiegende gastrointestinale Nebenwirkung. Das jährliche Mortalitätsrisiko wird, verglichen mit Patienten, die keine NSAR einnehmen, um den Faktor 4 erhöht [123, 124, 126] . Tabelle 8 Risikofaktoren für NSAR induzierte gastrointestinale Ulzera gesicherte Risikofaktoren potentielle Risikofaktoren / nicht eindeutig geklärt Höheres Lebensalter Rauchen Ulzera in der Anamnese Alkoholkonsum Dosis der NSAR Besiedlung mit Helicobacter pylori Kombination mehrer Substanzen aus der Gruppe der NSAR Komedikation mit Kortikosteroiden Schwere der Begleiterkrankung Die gleichzeitige Gabe von Antikoagulantien erhöht das Risiko gastrointestinaler Blutungen. Es sei ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die gastrointestinale Toxizität der NSAR unabhängig von der Darreichungsform ist; die Gabe von magensaftresistenten Kapseln oder Suppositorien schützt nicht vor gastrointestinalen Nebenwirkungen. Ulkusprophylaxe: Das Auftreten von Ulkuskomplikationen korreliert schlecht mit vorher bestehenden gastrointestinalen Beschwerden. Erhalten die Patienten H2-Rezeptoren-Blocker in StandardDosierung, werden die Beschwerden unterdrückt, nicht aber die Ulkuskomplikationen; eine Situation, die es zu vermeiden gilt. Zur Ulkusprophylaxe stehen Misoprostol, Protonen-Pumpen-Hemmer und H2-RezeptorenBlocker zur Verfügung. Misoprostol in einer Dosierung von 800 µg täglich senkt effektiv die Rate an Ulkuskomplikationen. Diese Dosierung ist schlecht verträglich, die Compliance gering. Niedrigere Dosen sind besser verträglich, aber weniger effektiv; von ihrem Einsatz ist abzuraten. Standard-Dosierungen von H2-Rezeptoren-Blocker sind nicht wirksam zur Vermeidung von NSAR induzierten Magenulzera. 33 Protonen-Pumpen-Hemmer in Standard-Dosierung und H2-Blocker in doppelter Dosierung verhindern endoskopisch nachgewiesene Magen- und Darm-Ulzera, Studien mit Ulkuskomplikationen als Endpunkt fehlen [127 ⇒ 1++]. Helicobacter Pylori und NSAR-Therapie: Die Daten zur Bedeutung der Besiedlung mit Helicobacter pylori sind widersprüchlich. Nach älteren Ergebnissen gilt, dass eine Eradikations-Therapie dann von Vorteil ist, wenn kein Ulkus in der Vorgeschichte bekannt ist. Die Rate an neuen Ulzera lässt sich relevant senken [128 ⇒ 1+]. Anders ist die Situation bei bekanntem Ulkus oder Ulkus in der Anamnese, hier verzögert die Eradikations-Therapie die Ulkusabheilung bzw. hat keinen Vorteil hinsichtlich der Rate neu auftretender Ulzera. Das Risiko von Rezidivblutungen unter Fortführung der NSAR-Gabe und Eradikationstherapie ist erhöht [129 ⇒ 1+]. Allerdings liegen auch hier widersprüchliche Daten vor [130 ⇒ 1+]. Weiter gilt, dass die Eradikations-Therapie dann von Vorteil ist, wenn aktuell kein Ulkus besteht und / oder in der Anamnese bekannt ist. 4.3.1.3 COX-2-selektive NSAR (Coxibe) Neuere Entwicklungen haben sich auf die Existenz zweier Isoenzyme der Cyclooxygenase, COX-1 und COX-2, konzentriert. COX-2-selektive NSAR sollen eine Hemmung der Entzündungsmediatoren entsprechend der bisherigen NSAR bewirken und einen geringeren Effekt auf die Zytoprotektion und die regulatorischen Effekte der COX-1 nehmen. Drei dieser Substanzen, Celecoxib, Rofecoxib und Valdecoxib [131] sind bisher für die Therapie der RA in Deutschland zugelassen, für die ersten zwei Substanzen bestehen bereits größere Erfahrungen [132, 133, 134, 135, 131]. Celecoxib: Die Wirksamkeit der Substanz in der Therapie von Patienten mit RA ist mit der von Diclofenac (2 x 75 mg täglich) und von Naproxen (2 x 500 mg täglich) vergleichbar. Dies gilt für unterschiedliche Dosen des Celecoxib (200 – 400 mg täglich). Hinsichtlich der geringeren Rate gastroduodenaler Komplikationen sind die Ergebnisse widersprüchlich. Nach den Ergebnissen der größten Studie, welche diese Fragestellung untersucht, lässt sich ein signifikanter Vorteil zugunsten des Celecoxib für die ersten 6 Monate nachweisen; nach 12 Monaten besteht kein statistisch signifikanter Unterschied mehr. Die gleichzeitige Einnahme von ASS zur Thrombozytenaggregationshemmung hebt den Vorteil hinsichtlich der gastrointestinalen Nebenwirkungen auf [135 ⇒ 1++, 132 ⇒ 1+]. 34 Rofecoxib: Die Inzidenz von Komplikationen im oberen Gastroduodenaltrakt unter Rofecoxib ist geringer als unter Naproxen (2 x 500 mg täglich), Unterschiede hinsichtlich der Wirksamkeit bestehen nicht [133 ⇒ 1++, 134 ⇒ 1+]. In der größten Studie, die Rofecoxib untersucht, liegt als Nebenresultat die Rate neu aufgetretener Herzinfarkte unter Rofecoxib signifikant über der in der Vergleichsgruppe [133] . Ob es sich hierbei um ein Zufallsergebnis, einen substantiellen Nachteil der Substanz oder um einen Effekt aller COX-2-selektiven NSAR handelt, ist bei Fehlen sonstiger Daten bisher unklar. Die COX-2-selektiven NSAR haben im Gegensatz zu den herkömmlichen NSAR keine thrombozytenaggregations hemmende Wirkung [136, 137] . Rofecoxib und Celecoxib: Das Risiko gastrointestinaler Komplikationen unter COX-2-Hemmern und gleichzeitiger Ulkus prophylaxe ist bisher nicht gut untersucht. Die Empfehlung, insbesondere bei Risikopatienten COX-2-Hemmer einzusetzen, ist durch Studien nicht abgesichert. Es gibt Hinweise darauf, dass die Rate an Ulkusblutungen unter Celcoxib der von Diclofenac plus Protonen-Pumpen-Hemmern entspricht [138 ⇒ 1+]. 4.3.1.4 Renale Nebenwirkungen Der Gebrauch von NSAR ist auch mit dem Auftreten renaler Funktionsstörungen assoziiert. Prostaglandine regulieren die Nierendurchblutung. Sie sorgen für die Aufrechterhaltung einer ausreichenden Perfusion auch bei reduziertem Blutfluss (z.B. Dehydratation, Blutverlust, Herzversagen, chronisches Nierenversagen, Diuretikaeinnahme oder Hypertonus). Kommt es unter diesen Bedingungen zu einer zusätzlichen Prostaglandinsynthese-Hemmung durch NSAR, kann eine weitere Verminderung des renalen Blutflusses zu einer weiteren Nierenfunktionseinschränkung führen. Auch ein akutes Nierenversagen, Hyperkaliämie, Ödeme und Bluthochdruck können die Folge sein. Besonders ausgeprägt sind diese Probleme bei älteren Patienten. Die interstitielle Nephritis ist eine seltene, Idiosynkrasie-bedingte Nebenwirkung, die unabhängig ist vom oben geschilderten pharmakologischen Profil der NSAR. Der zugrunde liegende Mechanismus ist unabhängig von der Prostaglandinsynthese. Keines der bisher zur Verfügung stehenden NSAR ist bezüglich renaler Effekte völlig sicher. Alle bisherigen Ergebnisse sprechen dafür, dass die Auswirkungen der COX-2-Hemmer auf die Niere denen der nicht-selektiven NSAR entsprechen [139, 140, 141] . 35 4.3.1.5 Empfehlungen zum Umgang mit NSAR Die niedrigste noch wirksame NSAR-Dosis sollte gewählt werden. Level 2++ ⇒ 142, 143, 144 B NSAR sollten reduziert oder ganz abgesetzt werden, wenn ein gutes Ansprechen auf die DMARDs vorliegt. Es sollte immer nur eine Substanz aus der Gruppe der NSAR zur gleichen Zeit verschrieben werden. Patienten mit Risikofaktoren sollten eine Ulkusprophylaxe erhalten. Bei Patienten mit mehreren Risikofaktoren für Nebenwirkungen sollte die Notwendigkeit einer Therapie mit NSAR besonders sorgfältig überprüft werden. 4.3.2 Analgetika 4.3.2.1 Nicht-Opioide Auch Nicht-Opioidanalgetika können zur symptomatischen Therapie bei der frühen RA eingesetzt werden. Es gibt Hinweise dafür, dass Paracetamol effektiv die Schmerzen bei Patienten mit RA lindert. Allerdings sind die durchgeführten Studien alt und von mangelhafter methodischer Qualität [145, 146, 147 ⇒ alle 1-]. In Ausnahmefällen und bei bestehenden Kontraindikationen gegen NSAR kann die Gabe von Paracetamol indiziert sein. 4.3.2.2 Opioidanalgetika Die Anwendung von Opioidanalgetika zur symptomatischen Therapie von Patienten mit RA sollte die Ausnahme darstellen, insbesondere bei Patienten im frühen Stadium der Erkrankung. Die Indikation sollte erst nach Ausschöpfung aller bisher genannten Therapieoptionen gestellt werden. In Ausnahmefällen und bei bestehenden Kontraindikationen gegen NSAR kann ihre Gabe auch bei Patienten im frühen Stadium der Erkrankung gerechtfertigt sein. Die Auswahl der einzelnen Substanzen sollte sich am Stufenschema der WHO orientieren. 36 5 Multidisziplinäre Behandlung Wie auch andere Patienten mit chronischen Erkrankungen benötigt der Patient mit RA eine umfassende Behandlung, die die individuellen medizinischen, psychosozialen, verhaltenstherapeutischen und krankheitsbezogenen finanziellen Probleme aufgreift. Dieser ganzheitliche Therapieansatz ist Ziel der Versorgung durch ein multidisziplinäres Team: eine koordinierte, problemorientierte Behandlung durch konservativ- und operativtätige Rheumatologen, Hausärzte, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Sozialarbeiter, Pflegekräfte, Psychologen und andere Komplementärdisziplinen. 5.1 Physiotherapie Die Bedeutung der Physiotherapie in der Beurteilung und Behandlung von Patienten mit RA ist in der Praxis allgemein akzeptiert. Physiotherapie erhöht die Selbsteffizienz, die Kenntnis und verbessert die morgendliche Gelenksteife [148 ⇒ 1+]; die Evidenzlage ist jedoch begrenzt. Genaue Angaben über die Elemente der Physiotherapie können der „Lose Blattsammlung“ der Kommission für Qualitätssicherung der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie entnommen werden. ⇒ www.rheumanet.org/qs_dgrh 5.1.1 Krankengmnastik / Funktionstraining Empfehlung zur regelmäßigen krankengymnastischen Übungsbehandlung soll entsprechend den Zielen der Heilmittel-Richtlinien gegeben werden; s. Auszug aus Heilmittel-Richtlinien . Ergänzende dynamische Übungen werden mit dem Ziel durchgeführt, die negativen Effekte der RA auf die muskuläre Kraft, die Ausdauer und die aerobe Kapazität (Belastbarkeit) des Patienten auszugleichen. Eine systematische Übersichtsarbeit zeigt, dass die aerobe Kapazität durch eine dynamische Übungstherapie verbessert werden kann. Bei allen anderen Ergebnisparametern sind die Studienergebnisse widersprüchlich. Keine der Studien zeigt negative Effekte auf Schmerz oder Krankheitsaktivität [149 ⇒ 1++]. 2 Für die Aussagen dieses Kapitels gilt generell die Einschränkung, dass die in Studien gewonnenen Erkenntnisse fast ausnahmslos nicht speziell aus der Gruppe der Patienten mit früher RA stammen. Eine Differenzierung der Aussagen hinsichtlich verschiedener Krankheitsstadien ist daher nicht möglich. 37 Es gibt Hinweise darauf, dass spezielle Krafttrainingsprogramme den Grad der Beeinträchtigung verringern können [150 ⇒ 1+]. Studien, welche die langfristigen Effekte auf die Krankheitsprogression und die Funktionalität untersuchen, fehlen bisher. Krankengymnastik ist ein wesentlicher Bestandteil der Behandlung eines Patienten mit früher RA. B Die Patienten sollten ermutigt werden, einfache „dynamische Übungen" durchzuführen. 5.1.2 Level 1++ ⇒ 149 Hydro-Therapie Die Hydro-Therapie ist eine der ältesten Therapieformen der RA, dennoch ist die Datenlage spärlich. Hinweise aus Studien sprechen dafür, dass mittels Hydro-Therapie eine Steigerung bzw. Aufrechterhaltung der Selbstständigkeit sowie ein gewisser klinischer und psychischer Gewinn erreicht werden kann [151 ⇒ 3, 152 ⇒ 1-]. Die Autoren einer systematischen Übersichtsarbeit zur Wirksamkeit der Hydro-Therapie kommen zu dem Schluss, dass aufgrund schlechter methodischer Qualität der vorliegenden Studien eine Aussage hinsichtlich der Wirksamkeit der Maßnahme nicht möglich ist [153 ⇒ 1+]. Weitere Studien sind erforderlich. 5.1.3 Thermo-, Elektro-, Ultraschall-Therapie Kälteapplikation zeigt eine gute lokale symptomatische Wirkung für akut entzündete Gelenke. Systematische Übersichtsarbeiten zur Eis- und/oder Wärmeapplikation, sowie zur Elektrooder Laser-Therapie zeigen eine widersprüchliche oder unzureichende Datenlage [154, 155, 156 ⇒ alle 1+]. Begrenzte Hinweise existieren für den symptomatischen Effekt der Ultraschalltherapie [157 ⇒ 1+]. 5.1.4 Sport Die positiven Effekte moderat ausgeübten Sports und Trainings sind neben dem Erhalt von Gelenkführung und Beweglichkeit in einer ausreichend kräftigen Muskulatur sowie der Wirkung auf den Gesamtorganismus zu sehen. Bei Empfehlungen ist die individuelle Belastbarkeit auf jeden Fall zu berücksichtigen. Im akuten Schub sollten die Patienten auf Sport verzichten. 38 Empfehlenswerte Sportarten sind vor allem Schwimmen und Radfahren, evtl. Gymnastik, Gehen / Walking auf weichem Boden und Tanzen. Spitzenbelastungen sind zu vermeiden. Nicht zu empfehlen sind Kampfsportarten, Krafttraining mit hohen Belastungsintensitäten, Sportarten mit hohem Verletzungsrisiko, extreme Dauerleistungen und Sportarten, die zu einseitigen Belastungen führen. Valide Studien zum Thema liegen uns nicht vor. 5.2 Entsprechend seiner individuellen Belastbarkeit sollte jede Motivation des Patienten zu sportlicher Betätigung unterstützt werden. Ergo-Therapie Gelenkschutzunterweisung ist für jeden Patienten mit früher RA sinnvoll. Die Inhalte einer solchen Unterweisung können zumindest orientierend der „losen Blattsammlung“ entnommen werden [158] . Nur wenige randomisierte Studien sind bisher zum Thema durchgeführt worden. Nach den Ergebnissen einer neuen systematischen Übersichtsarbeit liegt begrenzte Evidenz für den Nutzen einer umfassenden Ergo-Therapie bei Patienten mit RA vor, definiert als Verbesserung des Funktionsstatus’ [159 ⇒ 1++]. Bei Analyse der Einzelmaßnahmen lässt sich allein für die Anleitung zum gelenkschonenden Verhalten ein Effekt belegen; auch hier ist verbesserte Funktionalität das Resultat. Der Nutzen von Gelenkschienen ist nicht durch Studien hoher Qualität belegt. Es existieren Hinweise für einen begrenzten Effekt hinsichtlich der Schmerzreduktion. B 5.3 Allen Patienten mit einer eingeschränkten Funktionsfähigkeit sollte eine qualifizierte ergotherapeutische Beratung angeboten werden. Level 1++ ⇒ 159 Orthopädische Schuhversorgung Auf gutes Schuhwerk, welches ausreichend Komfort, Mobilität und Stabilität bietet, ist zu achten. Individuell angefertigte orthopädische Schuheinlagen können Schmerzen lindern. Es ist nicht geklärt, ob hierdurch auch typische, im Verlauf auftretende Fehlstellungen von Rückoder Vorfuß protrahiert werden können. Ergebnisse valider Studien zum Beleg dieser Aussagen liegen nicht vor. 39 5.4 Diätetische Maßnahmen In der Betreuung der Patienten mit RA spielt die Ernährungsberatung deshalb eine Rolle, da Fragen zur Ernährung zu den von den Patienten am häufigsten gestellten Fragen überhaupt gehören. Insbesondere Patienten, bei denen tragende Gelenke betroffen sind, profitieren von einer Gewichtsreduktion. Aus allgemein gesundheitlichen Gründen sollte ein adäquater BMI aufrechterhalten werden. Nur wenige Studien untersuchen den Effekt einer Diät-Therapie (incl. Fastenkur) auf die Krankheitsaktivität bei RA. Einige Patienten können vorübergehend symptomatisch profitieren, Langzeiteffekte sind bisher nicht nachgewiesen [160 ⇒ 4, 161 ⇒ 1-]. Die Evidenz hinsichtlich empfehlenswerter Nahrungsmittelauswahl hat oft anekdotischen und widersprüchlichen Charakter. 5.5 Nahrungsmittelergänzung Eine Meta-Analyse randomisierter kontrollierter Studien, welche den Gebrauch von Fischöl bei Patienten mit RA untersuchen, konnte eine signifikante Reduktion der Anzahl geschwollener Gelenke und der Dauer der Morgensteifigkeit nachweisen. Die Therapiedauer betrug 3 Monate. Kein Effekt zeigte sich hinsichtlich der Krankheitsaktivität oder Progression der RA [162 ⇒ 1+]. Eine systematische Übersichtsarbeit untersucht den Effekt verschiedener Kräutertherapien bei Patienten mit RA. Gammalinolensäure (enthalten in Nachtkerzenöl und Samen der schwarzen Johannisbeere) scheint einen positiven Einfluss auf Schmerz, Morgensteife und Gelenkbefall zu haben, allerdings ist die Studienlage nicht ausreichend, um eine Empfehlung auszusprechen [163 ⇒ 1+]. Für die Gabe hoher Dosen Vitamin E fehlen bisher eindeutige Belege der Wirksamkeit, allerdings gibt es Hinweise hinsichtlich möglicher Einsparungen von NSAR [164] . Der klinische Nutzen von Zink und Selenium ist nicht nachgewiesen [165 ⇒ 1-]. 5.6 Alternative Medizin 3 Die Belege eines möglichen Nutzens der Homöopathie gegenüber Placebo sind bisher trotz bestehender Hinweise auf einen Effekt nicht ausreichend [166 ⇒ 1++]. Eine Metaanalyse konnte keinen Nutzen der Akupunktur für Patienten mit RA nachweisen, allerdings ist die Qualität der Metaanalyse limitiert [167 ⇒ 1-]. 3 Innerhalb dieses Gebietes liegen nur sehr wenige Studien vor, die sich speziell mit der Rheumatoiden Arthritis beschäftigen. Darüber hinaus wurden viele der Studien für diese Leitlinie auf Grund ihres mangelhaften Designs und/oder ihrer geringen Studiengröße nicht berücksichtigt. 40 Patienten haben generell das Gefühl, dass diese "natürlichen" Therapien keine Nebenwirkungen haben; eine Annahme, die in dieser Form nicht stimmt [168] . Insgesamt erlaubt das Fehlen adäquater Studien keine definitive Aussage zu diesem Thema. Weitere methodisch hochwertige Forschung auf diesem Gebiet ist erforderlich. 41 Anhang 1 Statements of Evidence – Hierarchie der Evidenz nach Scottish Intercollegiate Guidelines Network 1++ Metaanalyse, systematische Übersichtsarbeit von RCTs, oder RCTs hoher Qualität mit sehr geringem Risiko für systematische Verzerrung 1+ gut-durchgeführte Metaanalyse, systematische Übersichtsarbeit von RCTs, oder RCT mit geringem Risiko für systematische Verzerrung 1- Metaanalyse, systematische Übersichtsarbeit oder RCTs mit hohem Risiko für systematische Verzerrung systematische Übersichtsarbeit hoher Qualität von Kohorten- oder Fall-KontrollStudien 2++ Kohorten- oder Fall-Kontroll-Studien hoher methodischer Qualität und sehr geringem Risiko für systematische Verzerrung und einer hohen Wahrscheinlichkeit, dass die gefundene Assoziation kausal ist gut-durchgeführte Fall-Kontroll- oder Kohortenstudie mit einem geringem Risiko 2+ für systematische Verzerrung oder confounding und einer mittleren Wahrscheinlichkeit, dass die gefundene Assoziation kausal ist. Fall-Kontroll- oder Kohortenstudie mit hohem Risiko für confounding oder 2- systematische Verzerrung und dem erheblichen Risiko, dass die gefundene Assoziation nicht kausal ist. 3 Fallserien, Fallberichte 4 Expertenmeinungen 42 Grades of Recommendation – Härtegrad der Empfehlung nach Scottish Intercollegiate Guidelines Network Mindestens eine Metaanalyse, systematische Übersichtsarbeit oder RCT, mit 1++ bewertet und direkt anwendbar auf die Patientenpopulation A oder eine Evidenzlage (body of evidence), die aus mehreren mit 1+ bewertet Studien besteht, direkt auf die Zielpatienten angewendet werden kann und konsistente Ergebnisse zeigt Evidenzlage, die aus mehreren mit 2++ bewerteten Studien besteht, direkt auf die Zielpatienten angewendet werden kann und B konsistente Ergebnisse zeigt oder extrapolierte Evidenz, die aus Studien der Klasse 1++ oder 1+ besteht. Evidenzlage, die aus mehreren mit 2+ bewerteten Studien besteht, direkt auf die Zielpatienten angewendet werden kann und C konsistente Ergebnisse zeigt oder extrapolierte Evidenz, die aus Studien mit der Hierarchieebene 2++ besteht Evidenzlage aus Studien bzw. D Erkenntnissen der Hierarchieebene 3 oder 4 oder extrapolierte Evidenz der Hierarchieebene 2+ Gute klinische Praxis Empfehlung basierend auf der klinischen Erfahrung der Mitglieder der Leitlinien-Gruppe 43 Anhang 2 ACR (American College of Rheumatology) – Klassifikationskriterien Die Diagnose rheumatoide Arthritis ist bei Vorliegen von mindestens 4 der 7 Kriterien gesichert. Zeichen und Symptome Kommentare / Ausführungen Morgensteifigkeit > 1 Std. für > 6 Wochen Arthrits in drei oder mehr Gelenkregionen Schwellung oder Erguss > 6 Wochen Arthritis an Hand - oder Fingergelenken Befall mindestens eines HandMetacarpophalangeal- oder proximalen Interphalangealgelenkes > 6 Wochen Symmetrische Arthritis mindestens eine Region > 6 Wochen mögliche Regionen: (gleichzeitig beidseitiger Befall der gleichen Gelenkregion) 44 - Metacarpophalangealgelenke (MCP) - proximale Interphalangealgelenke (PIP) - Hand-, Ellenbogen-, Knie-, Sprung- und Metatarsophalangealgelenke (MTP) Subkutane Rheumaknoten objektiv beobachtete subkutane Knoten Rheumafaktornachweis mit einer Methode, deren positiver Nachweis unter 5% in einer normalen Kontrollgruppe liegt Radiologische Veränderungen typische Veränderungen der dorsovolaren Aufnahme von Hand und Handgelenk Anhang 3 Remissionskriterien der rheumatoiden Arthritis Eine Remission liegt vor, wenn mehr als 5 Kriterien über mehr als 2 Monate erfüllt sind. 1. Morgendliche Gelenksteife < 15 Min. 2. Kein Auftreten von Ermüdung 3. Keine Gelenkschmerzen 4. Keine druckschmerzhaften Gelenke, kein Gelenkschmerz bei Bewegung 5. Keine Gelenkschwellungen 6. BSG < 30mm/h bei Frauen, < 20mm/h bei Männern Es dürfen darüber hinaus keine Zeichen aktiver systemischer Manifestationen vorliegen. 45 Anhang 4 Health Assessment Questionnaire – HAQ (Fragebogen zum Gesundheitszustand) 1. Ohne Schwierigkeiten Mit leichten Schwierigkeiten Mit großen Schwierigkeiten Konnte ich nicht Score = 0 Score = 1 Score = 2 Score = 3 ANZIEHEN & KÖRPERPFLEGE Konnten Sie: Sich selbst anziehen, einschließlich Schuhe binden und Knöpfe schließen? Sich die Haare waschen? 2. AUFSTEHEN Konnten Sie: Von einem Stuhl ohne Armlehne aufstehen? Sich ins Bett legen und aufstehen? 3. ESSEN Konnten Sie: Fleisch schneiden? Eine volle Tasse oder ein volles Glas zum Mund führen? Einen neuen Milchkarton (TetraPak) öffnen? 4. GEHEN Konnten Sie: Draußen auf ebenem Untergrund gehen? Fünf Treppenstufen hochgehen? Bitte kreuzen Sie alle HILFSMITTEL an, die Sie für gewöhnlich für die oben genannten Tätigkeiten benutzt haben: Gehstock Gehhilfe (Rollator) Hilfsmittel zum Anziehen (Knopföffner, Schlitten für Reißverschlüsse, langer Schuhlöffel, usw.) Speziell angepasste Hilfsmittel (z.B. zum Essen und Kochen) Krücken Speziell angepasster Stuhl Rollstuhl Bitte kreuzen Sie alle Tätigkeiten an, bei denen Sie für gewöhnlich HILFE einer anderen Person benötigt haben: Anziehen und Körperpflege 46 Aufstehen Essen Gehen - Fortsetzung des HAQs - 5. Ohne Schwierigkeiten Mit leichten Schwierigkeiten Mit großen Schwierigkeiten Konnte ich nicht Score = 0 Score = 1 Score = 2 Score = 3 HYGIENE Konnten Sie: Sich ganz waschen und abtrocken? Ein Vollbad nehmen? Sich auf die Toilette setzen und wieder aufstehen? 6. NACH ETWAS GREIFEN Konnten Sie: Einen etwa 2 kg schweren Gegenstand von einer Stelle über Kopfhöhe herunterheben (z.B. eine große Tüte Zucker)? Sich bücken, um ein Kleidungsstück vom Fußboden aufzuheben 7. GREIFEN UND ÖFFNEN Konnten Sie: Autotüren öffnen? Konservengläser öffnen, die schon einmal offen waren? Wasserhähne auf- und zudrehen? 8. ANDERE TÄTIGKEITEN Konnten Sie: Besorgungen machen und einkaufen? In ein Auto ein- und aussteigen? Hausarbeiten oder Gartenarbeiten erledigen (z.B. Staubsaugen oder Unkraut jäten? Bitte kreuzen Sie alle HILFSMITTEL an, die Sie für gewöhnlich für die oben genannten Tätigkeiten benutzt haben: Erhöhter Toilettensitz Badewannenhandgriff Badewannensitz Greifhilfen mit langem Handgriff Bitte kreuzen Sie alle Tätigkeiten an, bei denen Sie für gewöhnlich HILFE einer anderen Person benötigt haben: Hygiene Nach etwas greifen Greifen und Öffnen von Gegenständen Besorgungen und Hausarbeiten Scoring: Addition der Werte aller 8 Bereiche und anschließende Division durch 8 ergibt einen Wert zwischen 0 und 3 keine Beeinträchtigung = 0 stärkste Beeinträchtigung = 3 [169, 170] 47 Anhang 5: Intrumente zur Evaluation der antirheumatischen Basistherapie ACR-Responder-Kriterien Anzahl der empfindlichen / schmerzhaften Gelenke Anzahl der geschwollenen Gelenke Bei mindestens 3 der folgenden 5 Parameter muss es zu einer Besserung im Vergleich zum Ausgangswert gekommen sein [171]: Gesamtbeurteilung der Krankheitsaktivität durch den Arzt (physician’s global assessment) Gesamtbeurteilung der Krankheitsaktivität durch den Patienten (patient’s global assessment) Patientenbeurteilung des Schmerz (visuelle Analogskala) Funktionsbehinderungsindex (Health Assessment Questionnaire – HAQ) akute Phase Parameter (CRP / BSG) ACR 20, ACR 50, ACR 70 entsprechen jeweils einer 20%, 50% oder 70%-Besserung der oben genannten Kriterien. DAS – EULAR Responder-Kriterien (European League against Rheumatism) Den EULAR-Kriterien [172] liegt die Interpretation der Veränderungen der Werte des DAS (Disease Activity Score) zu Grunde, der Folgendes beinhaltet: Anzahl schmerzhafter Gelenke Anzahl geschwollener Gelenke BSG Gesamtbeurteilung der Krankheitsaktivität durch den Patienten DAS-Werte > 2,8 reflektieren üblicherweise eine Krankheitsaktivität, welche die Aufnahme in klinischen Studien zur Beurteilung der Wirksamkeit der Basistherapeutika zulässt. Interpretation der Veränderung der DAS-Werte: > 1,2 gutes Ansprechen = 1,2 > 0,6 moderates Ansprechen = 0,6 kein Ansprechen Radiologische Progression Zwei Score-Systeme werden im wesentlichen verwendet. Sharp Method [173] und Larsen Methode [174]. siehe Diagnoseteil der “Lose Blattsammlung” der Kommission für Qualitätssicherung in der Rheumatologie www.rheumanet.org/qs_dgrh. 48 Funktions-Fragebogen Hannover – FFBH In den folgenden Fragen geht es um Tätigkeiten aus dem täglichen Leben. Bitte beantworten Sie jede Frage so, wie es für Sie im Moment (in Bezug auf die letzten 7 Tage) zutrifft und kreuzen Sie die entsprechende Zahl an. Sie haben drei Antwortmöglichkeiten: 1 Ja 2 Ja, aber mit Mühe 3 Nein oder nur mit fremder Hilfe Sie können die Tätigkeit ohne Schwierigkeiten ausführen Sie haben dabei Schwierigkeiten, z.B. Schmerzen, es dauert länger als früher oder Sie müssen sich dabei abstützen Sie können es gar nicht oder nur, wenn eine andere Person Ihnen dabei hilft Ja Ja, aber mit Mühe Nein, oder nur mit fremder Hilfe 1. Können Sie Brot streichen? 1 2 3 2. Können Sie aus einem normal hohen Bett aufstehen? 1 2 3 3. Können Sie mit der Hand schreiben (mindestens eine Postkarte)? 1 2 3 4. Können Sie Wasserhähne auf- und zudrehen? 1 2 3 5. Können Sie sich strecken, um z.B. ein Buch von einem hohen Regal oder Schrank zu holen? 1 2 3 6. Können Sie einen mindestens 10 kg schweren Gegenstand (z.B. einen vollen Wassereimer oder Koffer) hochheben und 10 Meter weit tragen? 1 2 3 7. Können Sie sich von Kopf bis Fuß waschen und abtrocknen? 1 2 3 8. Können Sie sich bücken und einen leichten Gegenstand (z.B. ein Geldstück oder zerknülltes Papier) vom Fußboden aufheben? 1 2 3 9. Können Sie sich über einem Waschbecken die Haare waschen? 1 2 3 10. Können Sie 1 Stunde auf einem ungepolsterten Stuhl sitzen? 1 2 3 11. Können Sie 30 Minuten ohne Unterbrechung stehen (z.B. in einer Warteschlange)? 1 2 3 12. Können Sie sich im Bett aus der Rückenlage aufsetzen? 1 2 3 13. Können Sie Strümpfe an- und ausziehen? 1 2 3 14. Können Sie im Sitzen einen kleinen heruntergefallenen Gegenstand (z.B. eine Münze) neben Ihrem Stuhl aufheben? 1 2 3 15. Können Sie einen schweren Gegenstand (z.B. einen gefüllten Kasten Mineralwasser) vom Boden auf den Tisch stellen? 1 2 3 16. Können Sie sich einen Wintermantel an- und ausziehen? 1 2 3 17. Können Sie ca. 100 Meter schnell laufen (nicht gehen), etwa um einen Bus zu erreichen? 1 2 3 18. Können Sie öffentliche Verkehrsmittel (Bus, Bahn usw.) benutzen? 1 2 3 49 50 Hydroxychloroquin Penicillamin Gold i.m. Auranofin 49 v.d. Heijde, D et al. 1989 51 SSZb 54 HCQa Gold i.m.b Cyclosporina Jaarsveld, C et al. 2000 Zeidler, H et al. 1998 Jede ⇔ die jeweils anderen Therapiearme Jede ⇔ die jeweils anderen Therapiearme Kontrolle 3 Strategien HCQ → Auranofina Gold i.m. → D-Penb MTX → SSZc 29 Jessop, J et al. 1998 Intervention Referenz 60 375 313 541 N Gesamt vergleichende Studien bei der frühen RA Tabelle 4: Monotherapie klassische DMARDs Anhang 6: Evidenztabellen 15 / 13 Monate 1 Jahr <1 Jahr 2 Jahre Kh-dauer 51 48 Wochen 18 Monate 2 Jahre 5 Jahre Dauer radiolog. Progression (% Patienten ohne Erosionen) radiolog. Progression (joint damage score = 3 Punkte = responder) - Schmerz - Funktion - Gelenkscore - BSG - radiolog. nachg. Schaden sign. Unterschied 12%a ⇔ 32%b kein sign. Unterschied 30%a ⇔ 34%b (responder) Kein sign. Unterschied mit Ausnahme radiolog. Progression Strategie a sign. schlechter als b und c HCQ 30% Penicillamin 53% Gold i.m. 34% Auranofin 31% Ergebnis für primäres Zielkriterium keine adäquate Definition eines primären Zielkriteriums / kein primärer Gruppenvergleich kein primärer Gruppenvergleich definiert Anmerkungen getestet gegen gefolgt von Strategie a Health Assessment Score Disease Activity Score American College of Rheumatology - 20 % Area Under Curve % Pat., die nach 5 Jahren noch erstes DMARD erhalten oder erzielte Remission primäres Zielkriterium HAQ DAS ACR 20 AUC xya ⇔ → Landewe, R et al. 1994 53 Menninger, H et al. 1998 57 Cyclosporin MTXa Chloroquin Gold i.m.b 88 174 7/6 Monate 26 / 22 Monate 52 24 Wo. 3 Jahre Abnahme swollen joint count Prozentsatz der Pat. mit Inaktivität keine sign. Unterschiede keine sign. Unterschiede 33% a ⇔ 38%b ebenfalls kein Unterschied im DAS; kein Unterschied hinsichtl. radiolog. Progression nach 1 Jahr [58] Emery, P. et al. 2000 88 Strand, V et al. 1999 Leflunomid MTX Placebob oder MTXc Leflunomida 87 Smolen, J et al. 1999 Placebo oder Sulfasalazin Leflunomid 86 Kontrolle Intervention Leflunomid Referenz Tabelle 5: 999 482 358 3,5 – 3,8 Jahre 6,5 – 7 Jahre 5,7 – 7,6 Jahre N Kh-dauer Gesamt 53 104 Wo. 52 Wo. 24 Wo. Dauer - tender joint count - swollen joint count - patients globl assessment - physicians global assessment ACR 20 (Leflunomid ⇔ Placebo) Veränderung - tender joint count - swollen joint count - Gesamtbeurteilung primäres Zielkriterium nach 1 Jahr sign. Unterschied zugunsten LEF in allen 4 Parametern, nach 2 Jahren sign Unterschied zugunsten LEF nur für swollen joint count und physicians global assessment sign.Unterschiied 52%a ⇔ 26%b 46%c Leflunomid sign. besser als Placebo; kein Unterschied zu SSZ Ergebnis für primäres Zielkriterium keine Adjustierung für multiples Testen ACR 20 nach 24 Wochen 55% Leflunomid 56% SSZ 29% Placebo Anmerkungen Kremer, J et al 2002 89 Leflunomid + MTXa MTXb 263 10,5 – 127 Jahre 54 24 Wo. ACR 20 sign. Unterschied 46%a ⇔ 19,5%b Bathon, J et al. 2000 56 Weinblatt, M et al. 1999 94 Weinblatt, M et al. 2003 93 Maini, R et al. 1998 92 Lipsky, P et al. 2000 Etanercept 10mg a / 25mgb MTX + Etanercept (3 Dosierungen) MTX + Adalimumaba (3 Dosierungen) MTX + Infliximaba MTXc MTX MTXb oder MTX 3 Dos. Infliximab Nachbeobachtung von [90] 91 632 89 271 101 428 428 MTXb (4 Dosierungen) MTX + Infliximaba 90 N Gesamt Kontrolle Maini, R et al. 1999 Intervention 12 Monate 13 Jahre 11,1 – 13,1 Jahre 7,6 – 14 Jahre ca. 8 Jahre Khdauer 55 12 Mon. 24 Wo. 24 Wo. 26 Wo. 54 Wo. 30 Wo. Dauer Gesamtansprechrate in den ersten 6 Monaten (AUC) ACR 20 ACR 20 ACR 20 primäres Zielkriterium Biologicals zur Therapie der rheumatoiden Arthritis Referenz Tabelle 6: signifikanter Unterschied 25mgb Etanercept besser als MTXc signifikanter Unterschied 71% ⇔ 27% signifikanter Unterschied 48% - 67%a ⇔ 14,5%b signifikanter Unterschied 42% - 59%a ⇔ 17%b signifikanter Unterschied ca. 50%a ⇔ 20%b Ergebnis für primäres Zielkriterium ACR 20 nach 12 Mon. kein Unterschied 72%a ⇔ 65%b Dosisfindungsstudie keine exakte Angabe der Werte für ACR 20 im Text Anmerkungen et al.2004 Klareskog, 180 Bresnihan, B et al. 1998 97 Cohen, S et al. 2002 96 Moreland, L et al. 1999 95 Genovese, L et al. 2002 175 Etanercept + L. MTX (3 verschiedene Dosierungen) Anakinraa (5 Dosierungen) Etanercept oder MTX Placebob MTXb 682 472 419 234 Etanercept Placeboc a b 10mg / 25mg Anakinraa 414 vollständig Nachbeobachtung von [56] 6,3 – 6,8 Jahre 3,7 – 4,3 Jahre 6,3 – 8,8 Jahre 12 Jahre 56 24 Wo. 24 Wo. 24 Wo. 6 Mon. weitere 12 Monate ACR-N AUC ACR 20 nach 24 Wochen ACR 20 nach 12 und 24 Wochen ACR 20 und ACR 50 nach 3 und 6 Monaten ACR 20 signifikante besseres Abschneiden der Kombinationstherapie gegenüber den Monotherapien bezügl. primärem Zielparameter höchste Dosis (150mg/Tag) ist Placebo überlegen 43%a ⇔ 27%b nach 24 Wochen signifikanter Unterschied 1mg/kg/Kg Anakinra (42%)a ⇔ MTX (23%)b signifikanter Unterschied nach 6 Monaten ACR 20 51%a / 59%b ⇔ 11% c signifikanter Unterschied 72% Etanercept 25mga ⇔ 59% MTXc ACR-N AUC schlecht hinsichtlich klein. Relevanz zu beurteilendes primäres Zielkriterium Kein Unterschied hinsichtlich ACR 20/50/70 der beiden Monotherapien keine Adjustierung für multiples Testen für alle weiteren Dosierungen kein sign. Unterschied nachweisbar ACR 50 nach 6 Monaten 40%a / 24%b ⇔ 5%c Radiolog. Progression (Veränderung Sharp score) signifikant geringer 1.3 Einheitenc ⇔ 3.2 Einheitenc MTX + Cyclosporina SSZ + MTX + Prednisolona “step down” Therapie SSZb SSZb (gemeinsame Auswertung) 82 155 199 209 105 offen doppelblind offen doppelblind doppelblind N Typ Gesamt 48 Wo. 28 Wo. 2 Jahre 52 Wo. 52 Wo. Dauer ACR 20 und ACR 50 Veränderung „pooled index“ 5 Messpunkte zusammengefasst Remission Veränderung patient’s global assessment Veränderung DAS primäres Zielkriterium kein sign. Unterschied ACR 20 58%a ⇔ 45%b ACR 50 40%a ⇔31%b Kombination besser 1,4a ⇔ 0,8b Kombination besser 37%a ⇔ 18%b kein sign. Unterschied -0,8a ⇔ -0,9b, c kein sign. Unterschied -1,9a ⇔ b -1,6 / -1,7c Ergebnis für primären Zielkriterium -2,2 a ⇔ -1,9b -2,1a ⇔ -1,3b keine Angabe -1,26 a ⇔ -1,2 SSZb -0,9 MTXc s. primärer Zielkriterium DAS -0,6a ⇔ -0,6b -1,1a ⇔ -0,6b -0,6a ⇔ -0.6b -0,7a ⇔ -0,74 SSZb -0,73 MTXc -0,5 a ⇔ -0,3 b SSZ -0,4 c MTX HAQ sekundäre Zielkriterium 57 Eine weitere Studie untersucht HCQ + Dapsone versus HCQ oder Dapsone allein, aber nur die Patienten in den beiden Monotherapiegruppen haben eine mittlere Krankheitsdauer von < 2 Jahren [177] . In einer Studie, welche die Kombination von D-Penicillamin und Chloroquin mit den jeweiligen Monosubstanzen vergleicht, bestehen ebenfalls große Unterschiede hinsichtlich der Krankheitsdauer der eingeschlossenen Patienten [178]. Proudman, SM et al. 2000 55 Boers, M et al. 1999 61 Möttonen, T et al. 1999 52 Dougados, M et al. 1999 SSZ oder MTXb SSZb oder MTXc MTX + SSZa 60 SSZ + MTX + HCQ + Prednisonea SSZb oder MTXc SSZ + MTXa 59 Haagsma, CJ et al. 1997 Kontrolle Intervention Referenz Tabelle 7: Kombinationstherapie der frühen rheumatoiden Arthritis Literaturliste 1. Symmons DP: Epidemiology of rheumatoid arthritis: determinants of onset, persistence and outcome. Best Pract Res Clin Rheumatol 2002;16:707-22. Rec# 323 2. Young A, Dixey J, Cox N, Davies P, Devlin J, Emery P, Gallivan S, Gough A, James D, Prouse P, Williams P, Winfield J: How does functional disability in early rheumatoid arthritis (RA) affect patients and their lives? Results of 5 years of follow-up in 732 patients from the Early RA Study (ERAS). Rheumatology (Oxford) 2000;39:603-11. Rec# 4 3. 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