Zum Artikel: Druckmarkt Schweiz

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Zum Artikel: Druckmarkt Schweiz
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Offset on Demand
Eine moderne Druckmaschine ist nun einmal ein Hightech-Aggregat, das man nicht so nebenbei
wie einen Bürodrucker kauft. Und auch wenn eine Druckmaschine nach zwölf Betriebsjahren
dringend ersetzt werden muss, weil sich die Kosten für Reparaturen häufen, will eine Ersatzinvestition wohl überlegt sein.
Von KLAUS-PETER NICOLAY
Die Gisler Druck AG in Altdorf hat im
letzten Sommer eine entsprechende
Investition vorgenommen und eine
neue Lithrone LS 529 H-UV (HyperUV-Technologie) von Komori installiert, die eine in die Jahre gekommene Speedmaster SM74 Mehrfarbenmaschine ersetzte. Damit hat das
Druck- und Verlagshaus – mit einer
Belegschaft von 60 Personen die
grösste Druckerei im Kanton Uri –
als eine der ersten Druckereien der
Schweiz eine der modernsten Offset-Drucktechnologien installiert,
die es derzeit auf dem Markt gibt.
«Unsere Investition in die Druckmaschine ist ein klares Zeichen dafür,
dass wir an den Produktionsstandort Uri und vor allem auch an das
Gedruckte glauben», sagt Urs
Schnüriger, Mitglied der Geschäftsleitung der Druckerei, die seit 1843
existiert.
Der Entschluss für die neue Maschine war nach seinen Worten eine
politische, strategische und vielleicht sogar psychologische Entscheidung. «Als Druckerei müssen
wir selbst drucken und den Prozess
beherrschen», sagt er. Über eine
Kooperation Drucksachen abzuwickeln, wäre zwar denkbar, aber den
Kunden gegenüber nur schwer zu
vermitteln und als alteingesessener
Traditionsbetrieb wenig glaubhaft.
Dabei spielt ein weiteres Argument
eine nicht zu unterschätzende Rolle.
«Kooperationen können sicherlich
sinnvoll sein – es sind aber auch
schon etliche gescheitert. Wir können uns als vergleichsweise kleine
1 W Druckmarkt Schweiz 83 W Juni 2015
Druckerin Martina Loretz und Drucker Felix Sidler bedienen die neue Fünffarben Komori Lithrone LS 529 H-UV, ein
komplexes und kompaktes Hightech-Aggragat.
Druckerei allerdings keine Experimente leisten», sagt Schnüriger. Und
das galt eben auch bei der Investitionsentscheidung.
Trocken aus der Maschine
In diesem Zusammenhang erwähnt
Schnüriger die schwierigen Platzverhältnisse. «Hier hätte wohl keine andere Maschine samt der gesamten
Peripherie hineingepasst», sagt er.
Schön- und Widerdruck? Hätte auch
nicht gepasst. Allerdings wird dieser
vermeintliche Nachteil durch die
Maschinentechnologie quasi neutralisiert. Die Bogen kommen dank
H-UV trocken aus der Maschine.
«Während die Platten gewechselt
werden, können wir den Stapel wenden – und weiter geht’s», schwärmt
Schnüriger.
Auch das ‹leidige› Problem mit den
Druckplatten, insbesondere bei chemiefreien Platten im Zusammen-
hang mit UV-Anwendungen, scheint
gelöst. Zunächst hätte Agfa Bedenken geäussert und wollte beim UVDruck bei mehr als 15.000 Umdrehungen keine Garantie übernehmen. Aber auch das ist passé. «Seit
wir die Amigo TS einsetzen, gibt es
keinerlei Probleme mehr», stellt Urs
Schnüriger fest.
Was aber ausser den Druckplatten
exakt auf den Prozess abgestimmt
sein müsse, seien eben auch die Farben, das Gummituch, die Walzen,
Feuchtwasserzusätze etc., die alle
ihren Einfluss auf den Druckprozess
haben. «Nur wenn alles exakt aufeinander abgestimmt ist, läuft es»,
sagt Schnüriger und lässt nicht unerwähnt, dass Gietz als Lieferant der
Druckmaschine alles daran gesetzt
hat, dass es für Gisler Druck keine
Schwierigkeiten gab und gibt. «Wir
haben natürlich etliche Tests selbst
machen müssen, aber Gietz hat mit
seinem Know-how in Sachen Ma-
schine, Verfahrenstechnik und Verbrauchsmaterial sehr viel zum erfolgreichen Anlauf und der aktuellen
Produktion beigetragen.» Und die
Produktion läuft!
Auch das immer wieder diskutierte
Thema Farben ist scheinbar vom
Tisch. «Die Farbe ist zwar teurer als
andere Druckfarben, wir benötigten
dafür aber auch weniger», erläutert
Schnüriger und ergänzt: «Wir benötigen auch kein Puder mehr».
Breit aufgestellt
Der Druckerei- und Verlagsbetrieb
blickt zwar auf eine lange Tradition
zurück, ist jedoch nicht stehen geblieben, sondern hat sich permanent
weiterentwickelt und dem aktuellen
Stand der Technologien angepasst.
Heute ist Gisler Druck ein crossmedial ausgerichteter Dienstleister, der
die Region mit Drucksachen und Verlagsobjekten wie dem ‹Urner Wo-
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Für Urs Schnüriger, Geschäftsleitungsmitglied der Gisler Druck AG in
Altdorf, war die Entscheidung für
die neue Komori nicht zuletzt auch
eine psychologische Entscheidung:
«Als Traditionsbetrieb mit 171 Jahren wäre es für unsere Kunden wohl
nur schwer verständlich, wenn wir
nicht mehr selbst drucken.»
Das Problem bei der Investitionsentscheidung für eine moderne
Druckmaschine waren allerdings die
schwierigen Platzverhältnisse.
chenblatt›, dem Amtsblatt des Kantons Uri und dem ‹Uristier› versorgt.
Der Service beginnt bei der individuellen Kundenberatung und reicht
über ein Web-to-Print-Portal bis zur
Postaufgabe und Distribution der
fertigen Drucksachen.
Die Stärken des Unternehmens liegen im Akzidenzdruck: Prospekte,
Werbe- und Geschäftsdrucksachen,
Zeitschriften, Familienanzeigen und
nicht zuletzt auch Bücher werden in
Altdorf hergestellt. Zum Kundenkreis gehören Unternehmen aus der
ganzen Schweiz, vor allem aber aus
dem Kanton Uri. 65% der Aufträge
kommen aus dem Zentralschweizer
Kanton. Und man sollte dabei vielleicht nicht übersehen, dass dieser
Ur-Schweizer Kanton nicht viel mehr
als 35.000 Einwohner hat. Allein
9.000 leben in Altdorf.
Das 171-jährige Traditionsunternehmen ist, was die Druckverfahren
angeht, breit aufgestellt. Im Drucksaal stehen die moderne Komori-Bo-
genmaschine und eine Zweifarben
SM52, in der Vorstufe zwei XeroxDigitaldruckmaschine und im Erdgeschoss noch eine ältere, aber noch
immer leistungsfähige Zeitungsrotation des Typs Albert A200.
Hyper-UV-Technologie
Dass man mit eigenen Verlagsobjekten einen Teil der Auslastung erreicht, ist angesichts der angespannten Situation (nicht nur) in der
Schweizer Druckindustrie nicht von
Nachteil. «Wir spüren, dass die
Druckaufträge landesweit stagnieren. Dadurch wächst natürlich der
Konkurrenzdruck. Und die im Ausland produzierenden Online-Druckereien sorgen darüber hinaus für
einen verschärften Preisdruck»,
stellt Urs Schnüriger fest. Doch die
Gisler Druck AG könne dank ihrer
Qualitätsarbeit, Termintreue und
Preispolitik im Markt recht gut mithalten.
Auch den stetig steigenden Ansprüchen der Kundschaft könne man mit
der Komori LS 529 H-UV nachkommen. So sind jetzt auch Veredlungen
mit Lack-Effekten möglich, unterschiedlichste Papiersorten können
eingesetzt sowie weitere Materialien wie Karton, Folien sowie Kunststoffe bedruckt werden. «In der
Schweiz wird generell mehr nach
matten und Naturpapieren gefragt.
Hochglänzende Papiere sind eher
bei Luxusprodukten wie Uhren gefragt. Bei uns eher nicht», erläutert
Urs Schnüriger.
Doch gerade bei den matten Papierqualitäten spiele die Drucktechnologie mit Hyper-UV ihre Stärken aus:
Die Druckbogen kommen trocken
aus der Maschine. Dadurch entfällt
die zeitraubende Trocknungsphase
und die Druckbogen können sofort
weiterverarbeitet werden.
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Der Druckerei- und Verlagsbetrieb
Gisler Druck blickt zwar auf eine
lange Tradition zurück, ist jedoch
nicht stehen geblieben, sondern hat
sich permanent weiterentwickelt.
Heute ist Gisler Druck ein crossmedial ausgerichteter Dienstleister,
der die Region mit Drucksachen und
Verlagsobjekten wie dem ‹Urner
Wochenblatt›, dem Amtsblatt des
Kantons Uri und dem ‹Uristier›
versorgt. Hier im Bild das Foyer mit
dem Service- und Beratungsbereich.
Die Druckqualität wird bezüglich
Farbbrillanz und Kontrast gegenüber
dem konventionellen Offsetdruck
sogar noch übertroffen.
Auch vollflächige Schutzlackierungen sind kaum mehr notwendig,
wodurch das Papier wieder an Bedeutung gewinnt. Die Haptik schöner Papiere bleibt unverfälscht erhalten. Wird bewusst eine Veredelung mit Lackeffekten eingesetzt,
sind diese jetzt UV-beständig und
vergilben nicht mehr. Das Unterlegen mit ‹Deckweiss› erlaubt Effekte
auf dunklen, farbigen oder transparenten Papieren zu drucken.
Die nicht unerhebliche Investition
und der Qualitätsgewinn verteuern
die Produktion jedoch nicht, betont
Urs Schnüriger. Dank höherer Produktivität und verbesserter Betriebsabläufe könne man das Preisniveau
halten. «Wir setzen uns für kreative,
kundenorientierte Lösungen ein. Dafür wollen wir unsere neuen Mög-
lichkeiten auch voll ausschöpfen»,
sagt Urs Schnüriger und räumt
gleichzeitig ein, dass er und sein
Team im Drucksaal noch längst nicht
am Ende der Lernkurve seien. «Mit
jedem neuen Bedruckstoff sammeln
wir weitere Erfahrungen, die wir
beim nächsten Auftrag wiederum
nutzen können.»
Offset on Demand
Die Lithrone S29 ist die Antwort von
Komori auf die immer schnelleren
Auftragswechsel bei hoch qualitativen Druckjobs. Das im Leitstand
integrierte KHS-AI unterstützt den
Bediener intuitiv bei der Steuerung
aller Umrüstprozesse von Job zu Job.
Erweitert um das H-UV Druckkonzept, bei der alle Bedruckstoffe direkt ohne Wartezeiten weiterverarbeitet werden können, bietet die
Maschine hohe Qualität, ermöglicht
kurze Einrichtezeiten sowie hohe
Druckgeschwindigkeit und ist flexibel einsetzbar.
Schon bevor der erste Papierbogen
durch die Druckmaschine läuft, sind
die Farbzonen eingestellt. Mit dem
Messsystem sind nur noch marginale Korrekturen notwendig, um die
ISO-Farbnorm zu erreichen. In diesem Zusammenhang spricht Komori
von Offset-On-Demand, ein Konzept, das die Produktqualität erhöhen und die Prozesskette der Fertigung verkürzen soll. Puderfreier
Bogenoffsetdruck und die direkte
Weiterverarbeitung der Bedruckstoffe sorgen für ein verbessertes
haptisches Erlebnis. Denn durch HUV wird eine Erweiterung der Materialvielfalt erreicht.
Da auch die Farbe für die Qualität
eines Druckprodukts mitverantwortlich ist, sind auch die Ansprüche gegenüber einer Druckfarbe nicht bei
jedem Anwender gleich. Es geht um
PSO, Mineralölfreiheit, Trocknung,
Scheuerfestigkeit, Glanz und vieles
mehr. Gietz vertreibt daher Druckfarben von Toyo Ink und Biographic, die
exakt auf das Verfahren abgestimmt
sind.
Die Installation der Druckmaschine
machte im Vorfeld umfangreiche
bauliche Massnahmen am Gebäude
notwendig. Gleichzeitig wurde im
Haus eine neue Grundwasserkühlung eingebaut und die komplette
Heizungs- und Klimasteuerung ersetzt. Zudem bezieht die Druckerei
seit einiger Zeit ‹Urstrom› aus erneuerbaren Energiequellen. Alles in
allem haben diese Investitionen zur
Folge, dass das Druckunternehmen
seinen Energieverbrauch und die
CO2- Emissionen deutlich reduzieren
kann.
V www.gislerdruck.ch
V www.gietz.com
Wir schlagen den Bogen
DESIGN, VERLAG, DIENSTLEISTUNGEN
arcus design & verlag oHG
Ahornweg 20
D-56814 Fankel/Mosel
+49 (0) 26 71 - 38 36
arcus design hat sich als kleine und flexible Agentur auf die Produktion von Zeitschriften spezialisiert, ohne
das übrige Spektrum an Kreativleistungen zu vernachlässigen: Wir schlagen den Bogen von der Idee über das
Layout und den Text bis zur Umsetzung als Drucksache oder als Auftritt im Internet.
3 W Druckmarkt Schweiz 83 W Juni 2015
www.arcusdesigns.de