Gefahren erkennen. Risiken vermeiden. Wirtschaftlichkeit steigern.«
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Gefahren erkennen. Risiken vermeiden. Wirtschaftlichkeit steigern.«
1 Y 12751 F tag 2·2004 für tag März/April Sicherheit und Gesundheitsschutz rund um Text, Bild, Druck und Papierverarbeitung »Gefahren erkennen. Risiken vermeiden. Wirtschaftlichkeit steigern.« BG Druck und Papierverarbeitung auf der Drupa: 06.–19. Mai 2004, Halle 8.2, Stand B 23 tag für tag 2·2004 Mitteilungsblatt der Berufsgenossenschaft Druck und Papierverarbeitung für Prävention, Rehabilitation und Entschädigung bei Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten 2 3 Inhalt Impressum BG berichtet 4 6 8 10 11 Aktuelles Gefahren erkennen. Risiken vermeiden. Wirtschaftlichkeit steigern. Unfälle Aus- und Weiterbildung: Fachseminar »Bildschirmarbeit und Bürogestaltung« Prüf- und Zertifizierungsstelle: Neue Zugangssicherung unterscheidet Personen und Material Schlechte Wirtschaftslage belastet BG-Beitrag Wer in den vergangenen Tagen seinen Beitragsbescheid auf den Tisch bekommen hat, wird festgestellt haben, dass der Beitragsfuß gestiegen ist. Sicher fragen sich viele, warum das angesichts weiter sinkender Unfallzahlen so ist. Dafür sind zwei Faktoren verantwortlich: Zum einen bedeuten weniger Unfälle nicht automatisch auch weniger Kosten. Fast 50 Prozent und damit der größte Einzelposten der BG-Ausgaben sind Zahlungen für Verletzten- oder Berufskrankheitenrenten. Diese Renten beruhen auf Unfällen, die teilweise weit zurückliegen. So haben zum Beispiel rund ein Viertel der heute gezahlten Verletztenrenten ein Unfalldatum vor 1970. Nur etwa fünf Prozent der Verletztenrenten geht auf Unfälle nach 2001 zurück. Zum anderen wurden auch im Jahr 2003 in unserer Branche weniger Menschen beschäftigt. Die Entgeltsumme – also die Summe aller Löhne und Gehälter, die in der Branche gezahlt werden – ist erneut gesunken. Alle Ausgaben der Berufsgenossenschaft aus dem vergangenen Jahr werden auf die Mitgliedsbetriebe verteilt – entsprechend ihrer jeweiligen Entgeltsumme. Der Faktor Beitragsfuß errechnet sich aus der Entgeltsumme der Branche und den Ausgaben der Berufsgenossenschaft. Wie sieht die Zukunft aus? Die Berufsgenossenschaft dreht jeden Euro dreimal um, damit die Kosten begrenzt werden. Der größte Teil der Ausgaben ist jedoch durch das Gesetz vorgegeben und kommt Versicherten und Unterneh- Gesundheit und Sicherheit Text und Bild Druck und Papierverarbeitung 12 20 22 14 16 18 Alltägliche Chemie in der Raumpflege Wohlbefinden im Büro? Fachkraft für Arbeitssicherheit – Noch mehr Praxisbezug in der Ausbildung Pflichtenübertragung – Klarstellung von Vorgesetztenpflichten Motivation der Mitarbeiter 24 27 30 Leitern – Sicherer Umgang bei allen Arbeiten IPA Verbrauch reduzieren – auch an älteren Offsetdruckmaschinen Luftbefeuchtungsanlagen – Bessere Luft für Mitarbeiter und Maschinen Klarer Durchblick – Klassifizierung von Druckbestäubungspudern Impressum Verantwortlich für den Inhalt Michael Boettcher Direktor der Berufsgenossenschaft men zugute. Eine deutliche Entlastung brächte vor allem eine höhere Entgeltsumme. Sollte die Konjunktur in diesem Jahr an Fahrt gewinnen und auch zu mehr Beschäftigung führen, könnte sich das bereits im kommenden Jahr positiv bemerkbar machen. – Sp – Schriftleitung Arbeitssicherheit Albrecht H. Glöckle Leiter des Bereichs Prävention Redaktion Holger Pelz Gestaltung Heine/Lenz/Zizka, Frankfurt am Main Titelfoto Seidel, Köln Lithografie City Repro, Mainz Druck Brühlsche Universitätsdruckerei GmbH & Co KG, Giessen Der Bezugspreis für das Mitteilungsblatt ist durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten. Nachdruck nach Vereinbarung mit der Berufsgenossenschaft und mit der Quellenangabe: »tag für tag – Zeitschrift der Berufsgenossenschaft Druck und Papierverarbeitung« erlaubt. Erscheinungsweise zweimonatlich Verlag Berufsgenossenschaft Druck und Papierverarbeitung 65173 Wiesbaden Telefon 06 11-131.0 Telefax 06 11-131.100 Internet http://www.bgdp.de 4 BG berichtet tag für tag 2·2004 Aktuelles Gefahrtarif: Risikogerechte Beitragsberechnung In diesen Tagen erhalten alle Mitgliedsbetriebe den Beitragsbescheid für das Jahr 2003. Es ist der erste Beitragsbescheid, der nach dem neuen Gefahrtarif, der zum 1. Januar 2003 in Kraft getreten ist, berechnet wurde. Die Selbstverwaltung, die sich zu gleichen Teilen aus Vertretern der Arbeitgeber und der Versicherten zusammensetzt, beschließt den Gefahrtarif. Er ist ein wichtiges Instrument, um die Beiträge zur Berufsgenossenschaft entsprechend dem Unfallrisiko abzustufen. So wird ein zusätzlicher Anreiz geschaffen, in Sicherheit und Gesundheitsschutz im Unternehmen zu investieren: Je weniger Kosten für Unfälle und Berufskrankheiten in einem Unternehmenszweig anfallen, desto günstiger wird der Beitrag. Gefahrtarif berechnet sich aus den tatsächlichen Unfallkosten Für die Berechnung Innerhalb des technischen Teils zählt nur der Unternehmenszweig, der im Hinblick auf Entgelt und Arbeitszeit den Schwerpunkt des Unternehmens bildet. Deshalb wird zum Beispiel in Druckereien die Druckvorstufe nicht gesondert veranlagt. Ein finanzieller Nachteil entsteht den Mitgliedsbetrieben dadurch nicht: Würden die Tätigkeiten in der Druckvorstufe gesondert veranlagt, hätte dies eine deutliche Erhöhung der Gefahrklasse für den Bereich Druck zur Folge. Unter dem Strich würde sich der Beitrag also nicht verringern. Würden alle Unternehmen nach einzelnen Tätigkeiten veranlagt, kämen weitere Nachteile hinzu: Die Veranlagungsbescheide, insbesondere größerer Unternehmen, wären kaum noch überschaubar. Bei einer Druckerei kämen zum Beispiel zur Druckvorstufe als weitere Hilfstätigkeiten die Weiterverarbeitung, der Vertrieb und Versand, eventuell noch differenziert in einen Versand mit und ohne Kraftfahrzeuge, hinzu. Probleme würden insbesondere dann entstehen, wenn Arbeitnehmer wechselseitig in mehreren Betriebsteilen eingesetzt sind. Eine Aufteilung entsprechend der Zahl der in den einzelnen Betriebsteilen abgeleisteten Stunden würde einen immensen bürokratischen Aufwand verursachen. werden Unternehmen mit ähnlichen Produktionsverfahren und Unfallrisiken in so genannten Unternehmenszweigen zusammengefasst. Während der Laufzeit eines Gefahrtarifs, also über sechs Jahre, wird beobachtet, welche Kosten durch Unfälle und Berufskrankheiten in den einzelnen Unternehmenszweigen anfallen. Zu den Kosten gehören zum Beispiel die medizinischen Behandlungskosten für Verletzte und Erkrankte oder Zahlungen für Verletztengeld und Rente. Diese Kosten werden zur EntIndividuelles Risiko Bei der Beitragsberechgeltsumme des jeweiligen Unternehmenszweiges ins nung wird auch das individuelle Risiko des jeweiligen Verhältnis gesetzt. So entsteht zum Beispiel der Unternehmens berücksichtigt. Das geschieht durch Wert 1,7 für den Bereich Druck. das Nachlass-/Zuschlagverfahren. Betriebe, in denen keine oder weniger Unfälle als im Durchschnitt Einfache Veranlagung nach dem Schwer- geschehen, erhalten einen Nachlass von bis zu zehn punkt des Unternehmens Bei der Veranlagung Prozent. Im umgekehrten Fall wird ein Zuschlag fällig. Berufskrankheiten werden wegen der langen werden jedem Unternehmen Gefahrklassen zugeordnet. Dabei wird nach technischem und kaufmän- Latenzzeiten beim Nachlass-/Zuschlagverfahren nicht berücksichtigt. – Sp –Vorbereitungsnischem Teil des Unternehmens unterschieden. von Druckerzeugnissen jeder Art einschl. der unselbständigen Herstellung und Fertigstellungsarbeiten, Zeitungs- und Zeitschriftenzustellung, Digitaldruck (ausgenommen der Druck über PC), Prägedruck, Herstellung von Druckformen (Platten, Zylinder, Klischees, Siebe), Etiketten, Kranzschleifen und Maschinensatz. tag für tag 2·2004 BG berichtet 5 Mit Kopfleuchten immer zwei Hände frei Vor allem Zeitungszusteller, die in den frühen Morgenstunden arbeiten, sind in der Regel auf Taschenlampen angewiesen. Die gezeigten Kopfleuchten haben nicht nur den Vorteil, dass man beide Hände frei hat. Durch die Kombination von LED-Leuchtmitteln mit zusätzlichen Xenon- bzw. Halogenlampen können diese Kopfleuchten auf kurze oder weite Entfernungen eingestellt werden. Lampen mit LED-Leuchtmitteln für den Nahbereich erreichen aufgrund des sparsamen Verbrauchs eine vergleichsweise lange Brenndauer von bis zu 150 Stunden. Weitere Informationen: www.peli.com Keine Praxisgebühr bei Arbeitsunfall Unfallverletzte, deren Heilbehandlung und Rehabilitation nach Arbeitsunfällen oder Berufskrankheiten über die gesetzliche Unfallversicherung abgedeckt sind, müssen keine Praxisgebühr bezahlen. Sie brauchen auch keine Zuzahlungen für Arzneimittel und Heilmittel zu leisten, wenn die Verordnung zur Behandlung nach einem Arbeits- unfall oder einer Berufskrankheit ausgestellt wurde. Die gesetzliche Unfallversicherung ist von der Gesundheitsreform, die am 1. Januar 2004 in Kraft getreten ist, nicht betroffen. Der behandelnde Arzt rechnet nach wie vor seine Gebühren direkt mit der Berufsgenossenschaft ab, eine Versichertenkarte muss nicht vorgelegt werden. Keine Stolperstellen durch freiliegende Kabel Freiliegende Kabel und Schläuche sind häufig Ursache von Stolper- und Sturzunfällen. Darüber hinaus können freiliegende Kabel in Bereichen, in denen Material z. B. mit Handhubwagen transportiert werden muss, beschädigt werden und somit eine weitere Gefahrenquelle bilden. Mit Kabelbrücken kann man freiliegende Kabel und Schläuche schützen. Überall dort, wo z. B. Flurförder- zeuge unterwegs sind, müssen diese Kabelbrücken auch extreme mechanische Belastungen aushalten. Ein neues KabelbrückenModulsystem hat nach Angaben des Herstellers eine Traglast von bis zu 9 Tonnen. Kabel und Schläuche lassen sich einfach einlegen, die Oberfläche ist rutschsicher ausgeführt. Weitere Informationen: www.seton.de Wichtig ist jedoch, dass sich Patienten nach einem Arbeitsunfall zunächst an einen Durchgangsarzt wenden, der auf die Behandlung von Unfällen spezialisiert ist. Der Arbeitgeber kennt den nächstgelegenen Durchgangsarzt. Dieser ist auch im Internet zu finden: www.bgdp.de/unfallversicherung 6 BG berichtet tag für tag 2·2004 BG Druck und Papierverarbeitung auf der Drupa 2004 Sichere und gesunde Arbeitsplätze können zur Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens beitragen. Ergonomisch gestaltete Arbeitsplätze können z. B. einen Beitrag dazu leisten, Fehlzeiten durch Rückenprobleme zu reduzieren. Die Berufsgenossenschaft Druck und Papierverarbeitung unterstützt ihre Mitgliedsunternehmen dabei, mögliche Gefahren zu erkennen und zu beseitigen. Der Fachausschuss berät die Hersteller von Druck- und Papierverarbeitungsmaschinen mit dem Ziel, dass die angebotenen Maschinen dem aktuellen Stand der Sicherheitstechnik entsprechen. Wo könnte man aktuelle Informationen zum Arbeits- und Gesundheitsschutz besser und effektiver darstellen als auf einer bedeutenden Leitmesse wie der Drupa? Deshalb ist die Berufsgenossenschaft mit einem Stand im zweiten Obergeschoss der Halle 8, Standnummer B23, vertreten. Sie informiert dort über aktuelle und wichtige Themen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes. Offsetdruck: Verringern der Atemluftbelastung durch neue Druckbestäubungspuder Beim Umgang mit Druckbestäubungspuder können lungengängige Stäube mit einem Feinkornanteil <10 µm eingeatmet werden. Diese Stäube können das Lungengewebe schädigen. Die Grenzwerte liegen bei 10 mg/m3 für einatembare Stäube und bei 3 mg/m3 für lungengängige Stäube. Darüber hinaus bestehen Brand- und Explosionsgefahren. Hinzu kommen noch ein hohes Staubaufkommen und ein erhöhter Maschinenverschleiß. In der Praxis erfordert das einen erhöhten Reinigungsaufwand. Die Reduzierung des Feinkornanteils verbessert den Gesundheitsschutz und den Gesamteindruck der Druckerei. Dies ist ein Ziel der freiwilligen Branchenvereinbarung Druckbestäubungspuder, deren Ziele und Inhalte auf unserem Messestand erläutert werden (siehe auch Seite 30). Hand- und Hautschutz: Auswahl geeigneter Schutzhandschuhe mit dem Computer-Programm BASIS Anzeigen von berufsbedingten Hauterkrankungen stehen seit Jahren an erster Stelle unter den Verdachtsanzeigen für eine Berufskrankheit. In vielen Fällen sind lange Behandlungszeiträume notwendig, eine Aufgabe der beruflichen Tätigkeit unvermeidbar und die Aussichten auf eine Regeneration der Haut sehr schlecht. Es entstehen zudem hohe Kosten bei der Berufsgenossenschaft und bei den Unternehmen. Durch geeignete Präventionsmaßnahmen lassen sich berufsbedingte Hauterkrankungen weitgehend verhindern. Voraussetzung ist, dass die angewendeten Arbeitsverfahren und die eingesetzten Arbeitsstoffe die Haut der Beschäftigten möglichst wenig belasten. Ist dies nicht möglich, muss ein effektiver Hautschutz sichergestellt werden, dieser ist obligatorisch. Allerdings gibt es nicht den einen, richtigen Hautschutz: Der Hautschutz muss jeweils an die Arbeitsabläufe und den Arbeitsbereich angepasst sein. Das Modul »Hand- und Hautschutz« der neuen BG-Software BASIS (Branchen- und Arbeitsschutz-Informationssystem) ermöglicht eine rasche und komfortable Suche nach Hand- und Hautschutzmitteln, die in Druckereien und Papier verarbeitenden Betrieben eingesetzt werden können. Gemeinsam mit Experten der Berufsgenossenschaft können Sie auf unserem Messestand den geeigneten Hand- und Hautschutz für Ihren Arbeitsbereich herausfinden. Gefahren erkennen. Ris Wirtschaftli tag für tag 2·2004 BG berichtet Halle 8.2, Stand B 23 Zugangssicherung beim automatisierten Materialtransport Materialien werden zunehmend mit Rollenbahnen oder Kettenförderern automatisch zwischen einzelnen Verarbeitungsstationen transportiert. Durch das transportierte Material bzw. an den verschiedenen Verarbeitungsstationen können Gesundheitsgefahren für Personen bestehen. Der Zugang zu diesen Gefahrenbereichen muss deshalb verhindert oder überwacht werden. Üblich sind dabei Lichtschranken, die allerdings beim Passieren des Materials vorübergehend deaktiviert werden müssen. Bei diesem so genannten »Muting« bleiben Restgefahren für die Mitarbeiter bestehen. Ein modernes Überwachungssystem, basierend auf einem Lichtgitter, kann Personen und Materialien unterscheiden, die Überwachung muss hierbei nicht vorübergehend abgeschaltet werden. Dieses System wird auf unserem Messestand demonstriert. Neben der direkten Beleuchtung, z. B. durch Spiegelrasterleuchten, sind seit längerem auch Leuchten erhältlich, die eine indirekte Beleuchtung durch Anstrahlen der Zimmerdecke ermöglichen. Zu bevorzugen ist eine Kombination aus direktem und indirektem Licht. In jedem Fall ist zu empfehlen, die Beleuchtung vorher zu planen. Ein Beleuchtungsmodell demonstriert, wie sich unterschiedliche Formen der Beleuchtung in einem Büro auswirken. Vermeiden von Stolper-, Rutsch- und Sturzunfällen Stolperunfälle gehören zu den am meisten un- terschätzten Gefahren am Arbeitsplatz. Jährlich ereignen sich tausende von Stolperunfällen. Ursachen können z. B. sein: ● Nicht freigehaltene Verkehrswege ● Herumliegende Abfälle ● Ölflecken Auch wenn sich diese Unfälle größtenteils durch Ordnung Beleuchtung im Medienbüro Gerade im Medienam Arbeitsplatz vermeiden lassen, ereignen sich dennoch büro herrschen hohe Anforderungen für gutes Sehen am auch häufig Stolperunfälle auf ebenen, aufgeräumten Bildschirm. Das Licht soll blendfrei und angenehm sein und das Farbsehen nicht beeinträchtigen. Der gesamte Ar- Flächen. Wichtig ist es, die Mitarbeiter für die Gefahren zu sensibilisieren. In einem Simulator erlebt der Messebeitsraum soll gut ausgeleuchtet sein, gleichzeitig sollen besucher typische Stolpergefahren und lernt, wie er auf Arbeitsplätze flexibel angeordnet werden können, wenn sich beispielsweise neue Aufgaben ergeben oder Mitarbei- diese im Alltag reagieren muss. ter ihre Zusammenarbeit anpassen müssen. iken vermeiden. chkeit steigern. 7 8 BG berichtet tag für tag 2·2004 Unfälle Schwere Fingerverletzung an einer Zeitungsrotation In einer Zeitungsdruckerei war ein Mitarbeiter damit beschäftigt, die Unterlage unter einem Gummituch zu erneuern. Der Mitarbeiter bediente mit der einen Hand die Maschine im Tippbetrieb und arbeitete mit der anderen Hand an der Papierunterlage. Die Einzugstellen zwischen den einzelnen Zylindern waren bei dieser Maschine durch einstellbare, nicht schaltende Fingerschutzleisten gesichert. Trotzdem wurden die Finger des Mitarbeiters zwischen der Fingerschutzleiste und dem Gummituchzylinder eingezogen. Der Abstand zwischen der Fingerschutzleiste und dem Gummituchzylinder war nämlich nicht richtig eingestellt. Der Mitarbeiter erlitt erhebliche Verletzungen an den Fingern. An einstellbaren Schutzeinrichtungen muss der korrekte Abstand eingehalten werden. In diesem Fall darf der Abstand zwischen Fingerschutzleiste und dem Gummituchzylinder maximal 6 mm betragen. Die Funktion von Schutzeinrichtungen muss vor der ersten Inbetriebnahme und danach in regelmäßigen Zeitabständen geprüft werden. – Po – Elektrischer Schlag durch elektrostatische Aufladung In einem Schleifmittelwerk wurde die aufkaschierte Schutzfolie von der selbstklebenden Schleifmittelbahn abgezogen und aufgewickelt. Durch das flächige Abheben der Folie von der Schleifmittelbahn entstand eine hohe elektrostatische Aufladung. Das Aufwickeln der Schutzfolie musste für einen Rüstvorgang unterbrochen und die Folienrolle ein Stück zurückgedreht werden. Dabei berührte eine Mitarbeiterin gleichzeitig die Oberfläche der Folienrolle und das metallische Maschinengestell. Sie erlitt einen elektrischen Schlag, in dessen Folge die Mitarbeiterin kurzzeitig benommen war und ein vorübergehendes Taubheitsgefühl in den Fingerspitzen verspürte. Die Mitarbeiterin führte diese Tätigkeit erstmals aus, die Gefahr einer möglichen, hohen elektrostatischen Aufladung der Folie war ihr nicht bekannt. Zur Vermeidung ähnlicher Unfälle wurde eine Kupferbürste zur Ableitung der elektrostatischen Aufladung über die gesamte Folienbahnbreite installiert. Der Unfall zeigt auch, wie wichtig eine Unterweisung ist: Grundsätzlich müssen Mitarbeiter vor der Aufnahme einer neuen Tätigkeit von ihrem Vorgesetzten über mögliche Gefahren und entsprechende Verhaltensregeln informiert werden. – Bs – Folgenschwere Verwechslung Beim Einlagern von Papierrollen verwechselte der Fahrer eines Quersitzstaplers den Rückwärts- mit dem Vorwärtsgang und streifte einen Betonpfeiler. Unglücklicherweise ragte der linke Fuß des Fahrers aus der Kabine heraus und wurde zwischen Staplerverkleidung und Betonpfeiler so schwer gequetscht, dass er teilweise amputiert werden musste. Beim Fahren mit diesem Quersitzstapler muss auch der Fuß innerhalb der Kabine platziert werden. Der Unfall hätte vermieden werden können, wenn der Verletzte dies beachtet hätte. – Kh – tag für tag 2·2004 BG berichtet 9 Sturz von Wartungsbühne Während der Montage einer Anlage war ein Mitarbeiter mit Hilfsarbeiten für die Elektroinstallation beschäftigt. Von einer Wartungsbühne aus montierte er Schutzrohre für die Verkabelung der neuen Anlage. Dabei rutschte er mit seinem Schraubenschlüssel von einer Schraube ab und verlor das Gleichgewicht. Er fiel in einem Bereich zur Seite, der noch nicht gegen Absturz gesichert war. Er stürzte von der etwa 3,50 m hohen Wartungsbühne auf den Betonboden und brach sich ein Bein, ein Schulterblatt sowie mehrere Rippen. Gerade während der Montagephase von neuen Anlagen sind häufig noch nicht alle Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Bei Arbeiten an höher gelegenen Arbeitsplätzen ist unbedingt auf eine ausreichende Absturzsicherung zu achten. Der Absturz ereignete sich auf der Rückseite der Wartungsbühne. Dieser Bereich ist – wie auf dem Foto zu sehen –mittlerweile mit einer Blechwand gesichert. – Gb – Daumenverlust am Hubmast eines Flurförderzeugs Der Bediener einer Planschneidemaschine in einem Papier verarbeitenden Betrieb wollte neue Pappe zum Zuschneiden aus dem Lager holen. Dazu benutzte er ein Mitgängerflurförderzeug, das auch von einem klappbaren Stehplatz aus gesteuert werden kann. Als die Hydraulikzuleitung des Hubmastes aus der Führung heraussprang, versuchte der Mitarbeiter, den Schaden selbst zu reparieren, anstatt die Störung dem Vorgesetzten zu melden. Während er mit der rechten Hand die Leitung wieder in die Führung zurückdrückte, bediente er mit der linken Hand die Steuereinrichtung für den Hubmast. Bei der Bewegung des Hubmastes geriet er mit der Hand zwischen die Hydraulikzuleitung und die Führung des Hubmastes. Ein Teil des rechten Daumens wurde dabei abgequetscht. Die Unfalluntersuchung ergab, dass mehrere Sicherheitsmaßnahmen beim Um- gang mit diesem Flurförderzeug nicht beachtet worden waren. So dürfen Flurförderzeuge mit Fahrersitz oder Fahrerstand nur von Personen gesteuert werden, die für diese Tätigkeit ausgebildet sind. In jedem Fall muss ein schriftlicher Auftrag des Unternehmers erteilt werden. Für den Umgang mit Flurförderzeugen muss auch eine Betriebsanweisung in schriftlicher Form erstellt werden. In dieser Betriebsanweisung muss u. a. geregelt werden, welche Maßnahmen bei Störungen am Flurförderzeug vom Fahrer zu treffen sind. Üblicherweise wird der Vorgesetzte über Störungen informiert. Dieser beauftragt dann eine sachkundige Person mit der Reparatur. Anhand der Betriebsanweisung müssen alle Mitarbeiter, die mit dem Flurförderzeug umgehen, vor Aufnahme der Tätigkeit und in regelmäßigen Abständen unterwiesen werden. – Ww – 10 BG berichtet tag für tag 2·2004 Aus- und Weiterbildung Fachseminar »Bildschirmarbeit und Bürogestaltung« Eine Vielzahl von Mitarbeitern ist heute – auch in unserer Branche – im Bürobereich tätig. Hier liegen die Probleme des Arbeits- und Gesundheitsschutzes naturgemäß anders als in der Produktion. Um dieser Entwicklung Rechnung zu tragen, wird das Fachseminar »Bildschirmarbeit und Bürogestaltung« angeboten. Hier werden Sie sowohl über aktuelle Erkenntnisse auf dem Gebiet der Bildschirmarbeit als auch über die Gestaltung von unterschiedlichen Büroarten, optimale Flächennutzung und Beleuchtungskonzepte informiert. Weiterhin wird unter Einbeziehung von Spezialisten anhand von Praxisbeispielen gezeigt, wie »gesunde« Büroarbeitsplätze gestaltet werden können. Es wird auf Innenraumbelastung ebenso eingegangen wie auf den Einsatz moderner Steh- und Sitzkonzepte. Weitere Informationen unter www.bgdp.de oder auf Anfrage unter der Faxnummer 0611-131.167. – Bz – Termine Die Berufsgenossenschaft Druck und Papierverarbeitung führt zu folgenden Terminen Aus- und Weiterbildungsveranstaltungen durch: Lehrgänge für Fachkräfte für Arbeitssicherheit Seminare für Führungskräfte 65817 Eppstein 1. Präsenz 65817 Eppstein 2. Präsenz 65817 Eppstein 3. Präsenz 65817 Eppstein 4. Präsenz 24 / 05 / 04 – 28 / 05 / 04 14 / 06 / 04 – 18 / 06 / 04 19 / 04 / 04 – 30 / 04 / 04 28 / 06 / 04 – 02 / 07 / 04 20 / 09 / 04 – 24 / 09 / 04 12 / 07 / 04 – 16 / 07 / 04 09 / 08 / 04 – 20 / 08 / 04 13 / 09 / 04 – 17 / 09 / 04 08 / 11 / 04 – 19 / 11 / 04 13 / 12 / 04 – 17 / 12 / 04 37075 Göttingen 16831 Linowsee 65817 Eppstein 01 / 12 / 04 – 02 / 12 / 04 16 / 06 / 04 – 17 / 06 / 04 23 / 09 / 04 – 24 / 09 / 04 Fortschrittsanalyse für Führungskräfte 37075 Göttingen 65817 Eppstein 18 / 06 / 04 03 / 12 / 04 Seminare für Meister und andere Vorgesetzte 65817 Eppstein 10 / 05 / 04 – 14 / 05 / 04 27 / 09 / 04 – 01 / 10 / 04 Seminare für Betriebsräte 65817 Eppstein Grundsem. 65817 Eppstein Aufbausem. 08547 Jößnitz Aufbausem. 07 / 06 / 04 – 09 / 06 / 04 23 / 06 / 04 – 25 / 06 / 04 06 / 10 / 04 – 08 / 10 / 04 Lehrgänge für Gabelstaplerfahrer 08547 Jößnitz Seminare für Ausbilder von Staplerfahrern 08547 Jößnitz 26 / 04 / 04 – 30 / 04 / 04 16 / 08 / 04 – 20 / 08 / 04 Fachseminare Diese Seminare sind gedacht für alle Mitarbeiter unserer Mitgliedsbetriebe, soweit sie entsprechend eingesetzt und mit dem Fachgebiet betraut sind. 08547 Jößnitz 15 / 11 / 04 – 16 / 11 / 04 »Alkohol im Betrieb« 08547 Jößnitz 20 / 12 / 04 – 22 / 12 / 04 »Arbeitsstoffe« 65817 Eppstein 04 / 05 / 04 – 05 / 05 / 04 »Bildschirmarbeit und Bürogestaltung« 31848 Bad Münder 28 / 09 / 04 – 29 / 09 / 04 »Bogenoffset« 73432 Aalen 28 / 04 / 04 – 29 / 04 / 04 »Betriebssicherheitsverordnung« 08547 Jößnitz 30 / 09 / 04 – 01 / 10 / 04 »Arbeitssicherheit erfolgreich vermitteln – durch erfolgreiche Rhetorik« 55232 Alzey 12 / 10 / 04 – 13 / 10 / 04 »Druckweiterverarbeitung« 08547 Jößnitz 01109 Dresden 24 / 05 / 04 – 28 / 05 / 04 16 / 08 / 04 – 20 / 08 / 04 »Elektrische Ausrüstung und Steuerung von Druck- und Papierverarbeitungsmaschinen« 65193 Wiesbaden 27 / 04 / 04 »Heben und Tragen von Lasten« 31848 Bad Münder 18 / 05 / 04 – 19 / 05 / 04 »Schichtarbeit« 08547 Jößnitz 25 / 08 / 04 – 27 / 08 / 04 »Integriertes Arbeitsschutzmanagement« 30519 Hannover 86154 Augsburg 13 / 05 / 04 – 14 / 05 / 04 08 / 11 / 04 – 09 / 11 / 04 »Moderierte Unterweisung von Einzelpersonen« 65817 Eppstein 08547 Jößnitz 08 / 07 / 04 – 09 / 07 / 04 18 / 11 / 04 – 19 / 11 / 04 »Moderierte Unterweisung von Teams« 65817 Eppstein 08547 Jößnitz 07 / 07 / 04 17 / 11 / 04 »Moderierte Unterweisung von Teams – Erfahrungsaustausch« Informieren Sie uns bitte, wenn Sie an weiteren Themen interessiert sind. 19 / 04 / 04 – 23 / 04/ 04 01 / 11 / 04 – 05 / 11/ 04 63303 Dreieich-Sprendlingen 11 / 05 / 04 – 12 / 05 / 04 15 / 11 / 04 – 19 / 11 / 04 »PC und Internet im Arbeitsschutz« 08547 Jößnitz 29 / 04 / 04 – 30 / 04 / 04 »Transport gefährlicher Güter« 59872 Meschede 21 / 04 / 04 – 22 / 04 / 04 »Siebdruck« Termine für regionale Seminare für Unternehmer von Klein- und Mittelbetrieben nach dem Unternehmermodell sowie zu den verschiedenen BG-Fahrsicherheitstrainings und Seminaren zur Ladungssicherung werden auf Anfrage mitgeteilt. Die Informationsseminare zur Fortbildung der Fachkräfte für Arbeitssicherheit sind im Informationsblatt Nr. 625, die Termine für die Lehrgänge für Sicherheitsbeauftragte im Informationsblatt Nr. 607 zusammengestellt, die wir Ihnen gerne zusenden. Die laufend aktualisierten Termine und detaillierte Angaben zum gesamten Aus- und Weiterbildungsangebot finden Sie im Internet (http://www.bgdp.de/Seminartermine), oder erhalten Sie auf Anfrage: Telefax 0611-131·167. tag für tag 2·2004 BG berichtet 11 Prüf- und Zertifizierungsstelle Druck und Papierverarbeitung Neue Zugangssicherung unterscheidet Personen und Material Beim automatischen Materialtransport gibt es häufig Bereiche mit Gefahr bringenden Bewegungen. Können diese z.B. nicht durch eine geschlossene Umzäunung geschützt werden, muss der Zutritt von Personen verhindert werden. Üblich sind Lichtschranken, die nach dem so genannten MutingPrinzip funktionieren – die Lichtschranken werden für den Moment der Materialeinschleusung deaktiviert. Ein neuartiges System arbeitet mit einem Lichtgitter, das im Gegensatz zum Muting ständig aktiv bleibt. Einzelne Lichtstrahlen werden – softwaregesteuert – nacheinander ausgeblendet, damit das einzuschleusende Transportgut oder das Transportmittel, beispielsweise Paletten, nicht zum Ansprechen der Schutzeinrichtung führen. Bei der Auswertung der unterbrochenen Lichtstrahlen werden Größe, Geschwindigkeit und Richtung des Objektes sowie Abstände markanter Objektteile erkannt. Gleichzeitig wird registriert, ob alle Lichtschranken nacheinander unterbrochen werden. Mit diesen Informationen können Personen und Material klar unterschieden werden. Durch eine geeignete Anordnung des Schutzfeldes und die Konfigurationsmöglichkeiten der Lichtgitter kann die Detektionssicherheit auch bei unterschiedlichen Objekten optimiert werden. Die Methode lässt wechselnde Objektstrukturen bei variierenden Transportgeschwindigkeiten zu. Weitere Information: www.sick.de – Sm – Das Transportmittel unterbricht beim Hindurchfahren nacheinander alle Lichtstrahlen des Schutzfeldes. Gehen Personen durch das Schutzfeld, gibt es immer Lichtstrahlen, die nicht unterbrochen werden. Geprüfte Maschinen Prüf- und Zertifizierungsstelle Druck und Papierverarbeitung Für folgende Maschinen wurden von Dezember 2003 bis Januar 2004 die Zertifikate für das GS-Zeichen ausgestellt: Name der Firma Maschinenart Maschinentyp Prüfnummer technotrans AG Temperiergerät sigma.tz 03089 Heidelberger Druckmaschinen AG Bogenoffsetmaschine Speedmaster CD 74 UV 03090 Heidelberger Druckmaschinen AG Bogenoffsetmaschine SM 102 / CD 102 03091 Edmund Dreissig Maschinenbau GmbH & Co.KG Bronziermaschine DREISSIG 2500 03092 Kolbus GmbH & Co.KG Dreischneider HD 150.B 04001 Kolbus GmbH & Co.KG Umschlaganleger mit Klappeneinschlagvorrichtung UKV 400 04002 Kolbus GmbH & Co.KG Zusammentragmaschine ZU 804 04003 ADAST a.s. Bogenoffsetmaschine ADAST 707 04004 ADAST a.s. Farbfernsteuerung für Bogenoffsetmaschine adacontrol 2 04005 Short Run Engineering GmbH Dreischneider ShortRun TRIM 04006 Koenig & Bauer AG Wertpapier-Bogensiebdruckmaschine mit Trocknung NOTA SCREEN 04007 Die aktuelle Liste aller geprüfter Maschinen finden Sie im Internet über http://www.bgdp.de/Maschinenliste 12 Gesundheit und Sicherheit tag für tag 2·2004 Jedes Büro, jedes Industriegebäude muss regelmäßig gereinigt und gepflegt werden. Die verwendeten Reinigungs-, Pflege- und Desinfektionsmittel helfen Verunreinigungen möglichst schnell und gründlich zu entfernen und verbreiten häufig einen angenehmen Duft. Sie können aber der Gesundheit – vor allem der Haut schaden: In vielen Fällen sind sie ätzend oder reizen die Atemwege, in Ausnahmefällen können sie sogar giftig sein. Alltägliche Chemie in der Raumpflege tag für tag 2·2004 Gesundheit und Sicherheit Produkte gezielt auswählen und sparsam verwenden Durch eine gezielte Auswahl der eingesetzten Reinigungsmittel kann bereits viel für den Gesundheitsschutz erreicht werden. Auch für Reinigungsmittel gilt: Möglichst wenig Produkte einsetzen und sparsam damit umgehen. Allzweckreiniger Hier unterscheidet man zwischen Produkten ohne und mit scheuernden Bestandteilen. Die Mittel ohne Scheuerwirkung wirken verdünnt wie eine schwache, unverdünnt wie eine starke Lauge. Scheuermittel wirken ebenfalls wie eine schwache Lauge. Laugen entfetten die Haut und greifen das Gewebe an. Bei längerem Umgang mit Allzweckreinigern sollten Schutzhandschuhe getragen werden. Nach Hautkontakt müssen die betroffenen Hautpartien mit viel Wasser gereinigt werden. Es empfiehlt sich auch, regenerierende Hautpflegemittel zu benutzen. Glasreiniger sind Flüssigkeiten, die neben Seifen (Tensiden) auch Alkohole wie Spiritus oder Isopropanol enthalten. Diese Lösemittel entfetten die Haut und sind darüber hinaus meist entzündlich, eine weitere Gefahr besteht durch das Einatmen der Dämpfe. Glasreiniger müssen in jedem Fall sparsam verwendet werden. Während der Arbeit gut lüften und Schutzhandschuhe tragen. Sanitärreiniger wirken wie Laugen und greifen die Haut massiv an. Werden sie mit Säuren, z.B. einigen WC-Reinigern oder Essig zusammen gebracht, entstehen stark ätzende, giftige Chlorgase. Dies hat schon zu schweren Unfällen geführt. Deshalb: Sanitärreiniger nicht mit WC-Reinigern zusammen verwenden. Ist der Hautkontakt mit Sanitärreinigern nicht vermeidbar, sollen Schutzhandschuhe getragen werden. Besonders sollte man darauf achten, dass keine Spritzer in die Augen gelangen. Gelangt Sanitärreiniger dennoch in die Augen: Mindestens 15 Minuten mit Wasser spülen und Arzt aufsuchen. Metallpolituren Die meisten Metallpolituren, z. B. für Chrom, Messing oder Stahl, enthalten eine Lauge, die die Haut reizt. Es empfiehlt sich, Schutzhandschuhe zu tragen. Dieses Piktogramm zeichnet Chemikalienschutzhandschuhe aus, die ausreichend Schutz gegen Haushalts-Chemikalien bieten. Verzichtbare »Problemlöser« Auf einige Reinigungsund Hilfsmittel kann und sollte verzichtet werden. Desinfektionsreiniger sind nicht für den täglichen Gebrauch gedacht und sollen – wenn überhaupt – nur in Sonderfällen verwendet werden. Dazu zählen auch die verschiedenen WC-Duftsteine oder -Flüssigkeiten. Sie belasten die Umwelt und ersetzen keine gründliche Reinigung mit Bürste und Scheuerpulver. Möbelreiniger und -pflegemittel Im Büro gibt es meist nur noch Kunststoffoberflächen, die auch mit Wasser und Spülmittel gereinigt werden können. Müssen Spezialmittel eingesetzt werden, um beispielsweise Kugelschreiber- oder Stempelfarbe zu entfernen, sollte mit Wasser nachgereinigt werden, da diese Substanzen teilweise Haut reizende oder sogar Allergie auslösende Stoffe enthalten. Raumspray Dabei handelt es sich fast immer um parfümierte Substanzen, die keine schlechten Gerüche entfernen, sondern vermeintlich angenehmere hinzufügen. Von Raumsprays ist generell abzuraten. Empfehlenswert ist es, für ausreichende Lüftung zu sorgen. Produktinformation beachten Man sollte in jedem Fall die Hinweise auf den Produktbehältern beachten und sich ggf. die Sicherheitsdatenblätter besorgen. Mitarbeiter, die mit diesen Produkten arbeiten, müssen über die Gefahren und die entsprechenden Schutzmaßnahmen informiert werden. Das gilt auch für die Mitarbeiter von Fremdfirmen. Tipps für den täglichen Umgang • Reinigungsmittel sparsam verwenden, gegebenenfalls Dosierhilfen benutzen • Schutzhandschuhe tragen, Hautschutz- und Hautpflegemittel verwenden • Möglichst nicht zu lange mit feuchten Händen arbeiten • Reinigungsmittel nicht mischen: Spritzgefahr durch chemische Reaktionen Schutzhandschuhe sind besonders wichtig Auf die Nutzung von Schutzhandschuhen aus geeignetem Material (z.B. Nitrilkautschuk) sollte großer Wert gelegt werden. Nach der Benutzung müssen diese ausreichend lange trocknen. Beschädigte Schutzhandschuhe müssen sofort ersetzt werden. Dünne Einmalhandschuhe aus Latex sind für längere Reinigungsarbeiten nicht geeignet. Es sollten Gummihandschuhe mit längeren Stulpen zur Verfügung stehen. 13 14 Gesundheit und Sicherheit tag für tag 2·2004 Fachkraft für Arbeitssicherheit Noch mehr Praxisbezug in der Ausbildung Ausbildungsstufe I Selbstlernphase I Präsenzphase I 1 Woche Die Fachkraft für Arbeitssicherheit spielt eine wichtige Rolle für die Arbeitssicherheit und den Gesundheitsschutz. Sie berät den Unternehmer in allen Fragen zum sicheren und gesunden Arbeiten. Damit unterstützt sie Unternehmer und Vorgesetzte, die für den Arbeitsschutz verantwortlich sind. »Die Ausbildung war rundum gelungen. Gut war aus meiner Sicht, dass zwischen den Präsenzphasen ausreichend viel Zeit war, sich im eigenen Betrieb in die praktische Umsetzung einzuarbeiten. Profitiert haben wir insbesondere von der betriebspraktischen Arbeit: Auf Grundlage meiner Ausarbeitung wurden bei uns Fahrerrückhaltesysteme für Gabelstapler erfolgreich eingeführt.« Leonhard Hügel, Ravensburger Spieleverlag Branchenübergreifende Aspekte Selbstlernphase II Präsenzphase II 1 Woche Anforderungen haben sich gewandelt In den vergangenen Jahren wurden viele Unternehmen zertifiziert, nicht zuletzt auch deshalb, weil dies bei der Auftragsvergabe immer häufiger eine Rolle spielte und spielt. Der in diesem Rahmen festgeschriebene, systematische und vorausschauende Arbeitsschutz ist auch ein starkes Argument für den Kunden. Auch die Harmonisierung in der EU hat zu weitreichenden Änderungen im Arbeitsschutz geführt. So dürfen beispielsweise neue Maschinen nur in Betrieb genommen werden, wenn eine Konformitätserklärung nach der EGMaschinenrichtlinie vorliegt. Durch ein ganzheitliches Arbeitsschutzverständnis werden z. B. ergänzend zu Unfall- und Gesundheitsgefahren auch arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren betrachtet: Neben rein technischen Fragestellungen sind die so genannten weichen Faktoren, wie Ergonomie und psychische Belastung am Arbeitsplatz, immer wichtiger geworden. tag für tag 2·2004 Gesundheit und Sicherheit 15 Erweiterte Inhalte der Ausbildung der Fachkraft Betriebspraktische Arbeit: Noch mehr Praxisfür Arbeitssicherheit Während der Ausbildung werden bezug In der »Betriebspraktischen Arbeit« sollen konkrete als Schwerpunkte behandelt: • Systematisches Vorgehen und übergreifendes Denken im Arbeitsschutz • Praxisbezogenes Basiswissen zu Gefährdungsfaktoren, z. B. Lärm, Gefahrstoffe usw., und Anforderungen an sichere und gesundheitsgerechte Arbeitsverfahren • Möglichkeiten für die Durch- und Umsetzung von Maßnahmen • Integration des Arbeitsschutzes in betriebliche Abläufe Fragestellungen aus dem Unternehmen betrachtet werden. Die Fachkraft für Arbeitssicherheit erarbeitet schon während der Ausbildung praktische Lösungen für das eigene Unternehmen. Das Ergebnis wird im Rahmen einer Präsentation mit den anderen Seminarteilnehmern diskutiert. Dabei kann man u .U. auch von den Erfahrungen anderer Unternehmen profitieren: Möglicherweise wurde ein vergleichbares Problem bereits gelöst. Um den geänderten Anforderungen gerecht zu werden, werden auch neue Themen besprochen, wie etwa die Kommunikation und Präsentation im Arbeitsschutz. Ausbildungsstufe II Branchenübergreifende Aspekte Selbstlernphase III Die Ausbildung zur Fachkraft für Arbeitssicherheit soll innerhalb von 3 Jahren abgeschlossen werden. In der Regel dauert die Ausbildung anderthalb bis zwei Jahre. Präsenzphase IV Präsenzphase III 2 Wochen 1 Woche Betriebspraktische Arbeit z. B. Integration der Unterweisung in betriebliche Abläufe Ausbildungsstufe III Branchenspezifische Aspekte, integriert in Präsenz-, Selbstlern- und Praxisphasen Ausbildung in drei Stufen Die erste Ausbildungsstufe Unterstützung durch die Berufsgenossenschaft vermittelt die elementaren Kenntnisse der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes. In der zweiten Ausbildungsstufe wird das Erlernte anhand von umfassenden Fallbeispielen praktisch angewandt bzw. vertieft. Diese Fallbeispiele stammen überwiegend aus Druckereien oder Papier verarbeitenden Betrieben. Damit lässt sich der branchenspezifische Teil der dritten Ausbildungsstufe in die ersten beiden Ausbildungsstufen integrieren – die Ausbildung kann somit gestrafft werden. In der Ausbildung wechseln sich Seminar- und Selbstlernphasen ab. Zwischen der ersten und zweiten Ausbildungsstufe ist eine »Betriebspraktische Arbeit« vorgesehen. Auch bei der Durchführung der Selbstlernphasen und der »Betriebspraktischen Arbeit« werden die angehenden Fachkräfte für Arbeitssicherheit durch Mitarbeiter der Berufsgenossenschaft Druck und Papierverarbeitung umfassend betreut. In Zweifelsfällen erhält man telefonische Unterstützung – auch nach der Ausbildung. Selbstlernphasen In den Selbstlernphasen wird ein geringerer Teil der Inhalte durch interaktives Lernen am PC erarbeitet. Die Berufsgenossenschaft stellt ein Selbstlernprogramm mit Begleitunterlagen zur Verfügung. Beim interaktiven Lernen am PC kann der Seminarteilnehmer das Lerntempo selbst bestimmen. Dabei muss sich der Teilnehmer selbständig in die verschiedenen Arbeitsschutzthemen einarbeiten. »Ich persönlich habe in dem Seminar eine Menge gelernt. Das Arbeiten mit der Selbstlern-CD war zwar aufwändig, bereitet aber auf das selbständige Einarbeiten in Arbeitsschutzthemen vor. Bei Fragen konnte man immer bei der Berufsgenossenschaft anrufen. Besonders gut gefallen hat mir der intensive Erfahrungsaustausch mit Kollegen aus der Branche, die ähnliche Problemstellungen in ihrem Betrieb haben – auch außerhalb des Seminars. Gut war auch die »Betriebspraktische Arbeit«: Dabei konnte ich ein Thema aus unserer betrieblichen Praxis bearbeiten.« Martin Oberpriller, Papierwerk Landshut Mittler 16 Gesundheit und Sicherheit tag für tag 2·2004 Pflichtenübertragung Klarstellung von Vorgesetztenpflichten Viele Vorgesetzte sind der Auffassung, ihre Verantwortung im Bereich des Arbeitsschutzes würde sich auf Fälle beschränken, in denen es zu einer ausdrücklichen Übertragung von Unternehmerpflichten gekommen ist. Dieser Irrtum kann gerade im Hinblick auf straf- oder ordnungsrechtliche Konsequenzen sowie zivilrechtliche Haftungsfolgen zu Überraschungen führen. Delegieren der Verantwortung an Führungskräfte Grundsätzlich ist für Maßnahmen des Arbeitsschutzes der Unternehmer zuständig (vgl. § 21 Abs. 1 SGB VII). Dass es ihm oft nur schwer möglich ist, diese Maßnahmen alle selbst zu erfüllen, versteht sich von selbst. Er kann daher die Verantwortung für die Maßnahmen auf Personen übertragen, die die betrieblichen Abläufe vor Ort besser kennen und überwachen können – dies ist unter anderem auch unter dem Begriff »Arbeitsteilige Betriebsorganisation« zu verstehen. Zu denken ist hierbei zunächst an Betriebs- oder Werksleiter. Aber auch alle anderen Betriebsangehörigen mit Vorgesetztenfunktion sind für Maßnahmen des Arbeitsschutzes innerhalb ihres Aufgabenbereiches verantwortlich. Ihre Verantwortlichkeit hängt direkt mit ihrem Aufgabenbereich zusammen und ergibt sich unmittelbar aus dem Arbeitsvertrag. Darüber hinaus ist eine weitere ausdrückliche Pflichtenübertragung nicht nötig. Bei Pflichtverstößen sind diese Führungskräfte zivilund strafrechtlich voll verantwortlich. Das bedeutet, dass Sanktionen, wie Bußgelder, gegen diese Führungskräfte verhängt werden können. tag für tag 2·2004 Gesundheit und Sicherheit Muster für eine schrifliche Pflichtenübertragung. Unternehmerische Gesamtverantwortung Kommt es unter diesen Bedingungen zu arbeitsschutzrechtlichen Beanstandungen, Gefährdungen oder Verletzungen von Versicherten, stehen zunächst die direkten Vorgesetzten in der Verantwortung. Dem Unternehmer kann nur vorgehalten werden, dass er die verantwortliche Führungskraft entweder, z. B. bei fehlender Eignung, falsch ausgewählt oder nur unzureichend kontrolliert hat. Der Unternehmer muss z. B. eingreifen, wenn bekannte, bereits länger andauernde Missstände nicht behoben werden oder auf diese nicht reagiert wird. Die im Gesetz festgelegte Zuständigkeit des Unternehmers für Maßnahmen des Arbeitsschutzes reduziert sich also dann auf die sorgfältige Auswahl und Überwachung der für ihn tätigen Führungskräfte. Verantwortung der Führungskräfte klarstellen Es empfiehlt sich in jedem Fall, auch für Vorgesetzte klare Regelungen und Beschreibungen der ihnen obliegenden Arbeitsschutzpflichten zu treffen. Bei Zweifeln oder Missverständnissen über die im Unternehmen bestehenden Zuständigkeiten hat es der Unternehmer in der Hand, durch Wahl entsprechender Formulierungen für Klarheit zu sorgen. Es sei aber betont, dass es sich dabei nur um die Klarstellung einer bereits bestehenden Pflicht handelt. Die Vorgesetztenpflichten können z. B. mit der folgenden Formulierung klargestellt werden: »Vorgesetzte und Aufsichtsführende sind aufgrund ihres Arbeitsvertrages verpflichtet, im Rahmen ihrer Befugnis die zur Verhütung von Arbeitsunfällen, Berufskrankheiten und arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren erforderlichen Anordnungen oder Maßnahmen zu treffen und dafür zu sorgen, dass sie befolgt werden. Insoweit trifft sie eine zivilrechtliche und strafrechtliche Verantwortlichkeit.« Übertragung von Unternehmerpflichten Personen, denen über den Arbeitsvertrag hinausgehende Verantwortlichkeiten zugewiesen werden sollen, müssen demgegenüber Arbeitsschutzpflichten ausdrücklich übertragen werden. BG-Broschüre »Verantwortung in der Unfallverhütung«, Best.-Nr. 3 Auch hier wird vom Arbeitgeber verlangt, dass er sich zuverlässige und fachkundige Personen aussucht (vgl. §13 Abs. 2 ArbSchG) und diese zudem mit entsprechenden Befugnissen ausstattet, z. B. • über Geldmittel für Sicherheitseinrichtungen und Sicherheitsmaßnahmen zu entscheiden • in den Produktionsablauf einzugreifen • Anordnungen und Entscheidungen in eigener Verantwortung zu treffen usw. Die Pflichtenübertragung muss nach dem in § 13 BGV A1 niedergelegten Verfahren schriftlich erfolgen. Im Unterschied zu der oben skizzierten Klarstellung von Vorgesetztenpflichten hat die schriftliche Form hier konstitutive Funktion, d. h. sie begründet eine sich nicht schon bereits aus dem Arbeitsvertrag ergebende Verantwortung im Bereich des Arbeitsschutzes. Beim Unternehmer verbleibt insoweit aber auch eine Restverantwortung im Sinne einer sorgfältigen Auswahl und regelmäßigen Überwachung des Beauftragten. – Pr – 17 18 Gesundheit und Sicherheit tag für tag 2·2004 Motivation der Mitarbeiter Unfalluntersuchungen zeigen immer wieder, dass ein Unfall nicht nur technische, sondern auch verhaltensbedingte Ursachen hat. Technische Ursachen sind zum größten Teil bekannt oder weitgehend nachvollziehbar. Fragen wie: »War die Schutzeinrichtung falsch dimensioniert?« oder »War die Schutzeinrichtung demontiert?« lassen sich meist mit Ja oder Nein beantworten. Die Suche nach psychologischen Ursachen, also Ursachen, die im menschlichen Verhalten liegen, gestaltet sich wesentlich schwieriger. Machen Sie sicherheitsgerechtes Verhalten zum Unternehmensziel. Dieses Ziel lässt sich allerdings nur erreichen, menschheitsgeschichtlich tief im Individuum verwurzelt. Heute noch reagieren wir instinktiv z. B. auf Feuer und lau- wenn das gewünschte Verhalten konsequent durchgesetzt fen davon. Die »Nackenhaare sträuben sich« bei drohender wird. Loben Sie auch bei sicherheitsgerechtem Verhalten Gefahr. In der technisierten Welt sind Gefahren aber nicht und nicht nur bei hoher Produktivität. Erschweren oder behindern die Schutzeinrichtungen das immer offensichtlich: Die instinktiven Verhaltensweisen Arbeiten, sollten der Hersteller und ggf. die Berufsgenossenversagen. Niemand greift durch ein Loch in einem Zaun, schaft hinzugezogen werden. Gemeinsam mit den Mitarbeiwenn dahinter ein Hund bellt. Bei Maschinen sind wir jetern lässt sich meist eine praktikable Lösung finden. doch längst nicht so vorsichtig. Streben nach Sicherheit Das Sicherheitsstreben ist Sicherheitsgerechtes Verhalten in der technisierten Umwelt muss daher neu erlernt werden, durch Lob, durch Imitieren von Vorbildern oder durch Appelle an die Vernunft. Auf Mängel hinweisen und richtiges Verhalten loben Werden Mängel festgestellt oder verhalten sich Mitarbeiter nicht sicherheitsbewusst, erscheint es oft einfacher, erst einmal wegzusehen. Wird jedoch ein Missstand einmal geduldet, wird er schnell zur Regel und schließlich zur Gewohnheit – auch bei den Kollegen. Die Argumente »Das haben wir schon immer so gemacht« oder »Da war noch nie eine Schutzeinrichtung dran« überzeugen leicht die Kollegen: »Was der darf, darf ich auch«. Mit gutem Beispiel vorangehen Als Vorgesetzter sollte man Vorbild sein. Wenn z. B. im Betrieb Sicherheitsschuhe erforderlich sind, sollte man diese auch selbst tragen. Die Mitarbeiter können dann kaum argumentieren, dass es unmöglich sei, den ganzen Tag mit Sicherheitsschuhen herumzulaufen. Das lässt sich z. B. auch auf das Rauchverbot übertragen: Ein Rauchverbot muss von allen konsequent eingehalten werden: Vom Vorgesetzten, von Handwerkern und ggf. auch vom Kunden. tag für tag 2·2004 Gesundheit und Sicherheit Betroffene Körperteile bei meldepflichtigen Arbeitsunfällen im Betrieb 8 % Kopf (ohne Augen) 4 % Augen 3 % Hals, Halswirbelsäule 9 % Brustkorb, Schulter, Oberarm 1 % Bauch, Becken 7 % Unterarm, Handgelenk Gesundheit als Teil der Lebensqualität herausstellen Statistisch gesehen betreffen fast 40 Prozent aller Unfälle am Arbeitsplatz die bevorzugte Hand, in der Regel also bei Rechtshändern die rechte und bei Linkshändern die linke Hand. Eine Handverletzung führt im Alltag zu erheblichen Beeinträchtigungen, das sollte immer wieder vor Augen geführt werden. 38 % Hand Arbeitsbedingungen und -atmosphäre beachten Arbeitsbedingungen und Arbeitsatmosphäre haben großen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter. Hierbei sind insbesondere die ergonomische Gestaltung der Arbeitsplätze und die Ausstattung mit Hilfsmitteln, z. B. Hubtischen, zu nennen. Aber auch die Gestaltung der Arbeits- und Aufenthaltsräume ist wichtig. Beleuchtung, Belüftung und Raumaufteilung tragen ihren Teil zu guten Arbeitsbedingungen bei. 2 % Hüfte, Oberschenkel 9 % Kniegelenk, Unterschenkel 18 % Fuß Mitarbeiter in die Entscheidungsprozesse einbeziehen Können Mitarbeiter ihre Erfahrungen einbringen und Entscheidungen mittreffen oder Vorschläge für die Lösung von Problemen machen, fühlen sie sich ernst genommen. Davon abgesehen kennt derjenige, der den ganzen Tag an der Maschine arbeitet, diese meist am besten. Entscheidungen, an denen man beteiligt war, werden leichter mitgetragen, die Arbeitszufriedenheit, und damit die Motivation, steigen. Verhalten Schritt für Schritt ändern Ein häufiges 0,5 % gesamter Mensch 0,5 % keine Angabe Die Werte beziehen sich auf die Daten aller gewerblichen Berufsgenossenschaften. Problem ist, dass Führungskräfte in diesem heiklen Bereich der Mitarbeitermotivation über wenig Erfahrung verfügen. Eine Verhaltensänderung »von heute auf morgen« ist sicherlich nicht anzuraten. Ein langsamer Einstieg ist hier zu bevorzugen. Um den Dialog in Gang zu bringen, bieten sich z. B. Sicherheitsunterweisungen an, die nach und nach zu regelmäßigen Mitarbeitergesprächen ausgebaut werden können. Unterweisungshilfen zu verschiedenen Themen können Sie bei der BG beziehen. Darüber hinaus bietet die BG in Zusammenarbeit mit einem externen Trainer entsprechende Seminare an. – Nl – 19 20 Text und Bild tag für tag 2·2004 Der Einfluss »weicher Faktoren« auf das Leistungspotenzial Wohlbefinden im Büro? Fotos: Frey, Egling Der dynamische Wandel in der Arbeitswelt erfordert auch eine Neudefinition und Anpassung von Büros. In der zunehmend automatisierten und vernetzten Industrie werden kreative Ideen zu einem Rohstoff unserer Gesellschaft. Die Motivation der Mitarbeiter, neue Ideen zu finden und diese im Unternehmen umzusetzen, ist eine der Grundlagen für ein erfolgreiches Agieren auf dem Markt. Das Büro wandelt sich so vom fixen Ort einer bereitgestellten IT-Infrastruktur zu einem Platz des Gespräches und der Kreation neuer Ideen in einem ansprechenden Umfeld. tag für tag 2·2004 Text und Bild 21 Motivation, Kreativität, Spontaneität, Flexibilität und Konzentrationsfähigkeit sind ein Ausdruck des menschlichen Wohlbefindens und stehen damit in Zusammenhang mit der Wechselwirkung von Mensch und Umgebung. Die »weichen Faktoren« des Arbeitsumfeldes Bei einer Diskussion über Büros sind sich die Beteiligten meist schnell einig: Oberste Priorität haben Funktionalität und Kostenminimierung. Schwieriger wird es, sobald der Anspruch über die reine Zweckerfüllung hinausgeht. Bei der Frage, welche weiteren Aspekte bei Bau, Einrichtung und Betrieb von Büros eine Rolle spielen, kommt schnell Unsicherheit auf. Gibt es nachweisbare Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge, die einen relevanten Einfluss auf das Wohlbefinden und die Leistungsbereitschaft der Büro-Nutzer haben? Welche der so genannten »weichen Faktoren« sollten auf jeden Fall bedacht werden, welche sind eher zweitrangig oder gar nur kurzlebige Modetrends? Wie stark hängen derartige Aussagen von subjektiven Besonderheiten der Menschen ab? Im Rahmen einer vom Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO), Stuttgart, initiierten empirischen Studie, »Soft Success Factors«, die Teil des Verbundforschungsprojektes OFFICE 21® ist, wurden diese Fragen aufgegriffen und empirisch untersucht. Daraus ergeben sich zentrale Handlungsfelder für die Planung und Gestaltung im Büro. Wie sehen attraktive Büros aus? Um eine hohe Büro-Attraktivität zu erzielen, ist es aus Sicht der Nutzer wichtig, ein Ambiente zu schaffen, das eine bewusste Gestaltung erkennen lässt und dabei einen hochwertigen, repräsentativen und gepflegten Eindruck vermittelt. Hierzu tragen vor allem der gezielte Einsatz von Materialien und Oberflächen bei. Als wichtig und positiv in diesem Zusammenhang haben sich herausgestellt: • Mut zum Farbeinsatz und zur Vielfarbigkeit • Verwendung eher »warmer« Farbtöne und Materialien • Einsatz von Glas, Holz und Textilien (nicht nur als Bodenbelag, sondern z.B. auch an vertikalen Flächen) • Attraktive, funktionale und ergonomisch hochwertige Möblierungen • Verzicht auf (billig wirkende) Kunststoffe • Arbeitsbereiche strukturieren, mit Möglichkeiten zum Rückzug, aber auch zur Präsenz und Sichtbarkeit. In Hinblick auf die ganzheitliche Gestaltung von Büros bzw. Bürogebäuden lassen sich aus der zitierten Studie folgende Schlussfolgerungen ableiten: Wohlfühlqualität zählt Die Wohlfühlqualität im Büro ist kein reiner Selbstzweck. Um sich alle Potenziale und Chancen einer komplexen Büro- und Erlebniswelt zu erschließen, ist es lohnend, »weiche Faktoren« zu berücksichtigen. Je mehr Wohlfühlqualität im Büro entsteht, desto mehr trägt dies auch insgesamt zu einer positiven Unterstützung der Leistungsfähigkeit im Büro bei. Attraktive Büros für frische Gedanken Bürogestaltung fungiert als Träger von Arbeitszufriedenheit und Wohlfühlqualität. Wichtigster Kernfaktor der Wohlfühlqualität ist eine hohe »BüroAttraktivität«. Ziel sollte es demzufolge sein, ein hochwertiges, farbenfrohes, materialorientiertes, funktionales, ergonomisches und repräsentatives Büro-Ambiente zu schaffen. Gestaltung mit Freiräumen Die Arbeitsplätze sollten sorgfältig in Zonen eingeteilt werden. Dabei Optionen zur eigenständigen Steuerung der Umweltkonditionen vorsehen (Sichtbarkeit, Beleuchtung, Verschattung, Klima, Ruhe usw.). Corporate Factors stärken Mitarbeiter identifizieren sich mit den Unternehmen, wenn hochwertige Standards angestrebt werden und eine geeignete Führungskultur existiert. Im »VorbildUnternehmen« steigt die Leistungsbereitschaft. Weitergehende Informationen zum Verbundforschungsprojekt OFFICE 21® des Fraunhofer Institutes für Arbeitswissenschaft und Information (IAO), Stuttgart, stehen unter http://www.OFFICE21.de – Di/Te – 22 Druck und Papierverarbeitung tag für tag 2·2004 Leitern werden bei vielen Arbeiten genutzt – das gilt am Arbeitsplatz, im Haushalt und in der Freizeit. Die Gefahren beim Umgang mit diesem Alltagsgegenstand werden dabei häufig unterschätzt. Immer wieder ereignen sich – größtenteils beim Abstieg – schwere Stürze von Leitern. Diese führen vergleichsweise häufig zur Arbeitsunfähigkeit. Die Sicherheit hängt neben der Wahl des geeigneten Leitertyps besonders vom Zustand der Leiter und vom umsichtigen Umgang mit der Leiter ab. Wer eine Leiter benutzt, sollte diese vorher auf erkennbare Schäden prüfen. Ebenfalls zu empfehlen ist eine regelmäßige Sichtprüfung, z. B. täglich vor Arbeitsbeginn. Leitern Sicherer Umgang bei allen Arbeiten tag für tag 2·2004 Druck und Papierverarbeitung 23 14 Punkte zum generellen Einsatz von Leitern Sprossenleitern in einem Winkel von 65°–75° anlehnen, Stufenleitern in einem Anlegewinkel von 68°. Stellen Sie die Leiter nie auf nachgiebigem oder rutschigem Untergrund auf. Überlasten Sie die Leiter nicht. Leitern sind in der Regel bis 150 kg belastbar. Lehnen Sie sich nicht seitlich über den Leiterrand hinaus. Führen Sie keine umfangreichen und schweren Arbeiten aus. Bei Stehleitern müssen die Spreizsicherungen immer gespannt sein. Die oberste Stufe einer Stehleiter darf nicht betreten werden, es sei denn, sie verfügt über eine Sicherheitsbrücke und eine Haltevorrichtung. Wollen Sie von einer Anlegeleiter aus z. B. auf ein Dach steigen, muss die Leiter mindestens 1 m Überstand haben. Legen Sie Anlegeleitern nie an unsichere Stellen wie Stangen, Glasscheiben oder Drähten an. Vorhandene zusätzliche Drucksicherungen an Steh-Schiebeleitern müssen benutzt werden. Bei Steh-Schiebeleitern dürfen die letzen 4, bei Anlegeleitern die letzten 3 Sprossen/Stufen nicht betreten werden. Überzeugen Sie sich, dass der Einrasthaken der Schiebeleiter sicher eingerastet ist. Von Stehleitern aus nicht auf andere hochgelegene Plätze steigen. Benutzen Sie auf weichen Böden (z. B. Rasen) Leiter-Fußspitzen. Benutzen Sie keine beschädigten Leitern und keine provisorischen Leiter- oder Leiterfußverlängerungen. 24 Druck und Papierverarbeitung tag für tag 2·2004 Bis vor einigen Jahren konnte man beim Betreten des Drucksaals am Geruch erkennen, dass man sich in einer Offsetdruckerei befand. Typisch war und ist der Geruch von Isopropylalkohol (IPA), der aus dem Feuchtwasser in die Atemluft verdunstet. In einigen Druckereien gehört das mittlerweile der Vergangenheit an. Gerade im mittel- und großformatigen Offsetdruck kann heute alkoholfrei oder zumindest mit deutlich reduziertem Alkoholgehalt gedruckt werden. Das zeigt das Beispiel der Druckhaus Götz GmbH in Ludwigsburg. Dort sind vier Bogendruckmaschinen im Mittel- bzw. Großformat im Einsatz. Seit gut einem Jahr wird an zwei neueren Maschinen alkoholfrei und an zwei älteren Maschinen mit reduziertem IPA-Gehalt von 3,5 bis 4,5 Prozent gedruckt. Drucker Jan Klotz (links) und Abteilungsleiter Klaus Bender arbeiten bei der Reduzierung von IPA eng zusammen. IPA Vebrauch reduzieren – auch an älteren Offsetdruckmaschinen Tödlicher Unfall durch IPA: »Geht’s nicht ohne?« Anfang der 90er Jahre erfuhr Klaus Bender, Fachkraft für Arbeitssicherheit und Abteilungsleiter im Druckhaus Götz, von einem tödlichen Unfall durch eine Explosion an einer Feuchtwasseraufbereitung in einer Druckerei in der näheren Umgebung. Ausgelöst wurde die Explosion durch einen technischen Defekt an der IPA-Zuführung in der Feuchtwasseraufbereitung. Im Druckhaus Götz stellte man sich die Frage, ob der Offsetdruck nicht auch ohne IPA funktioniert. Praktische Erfahrungen lagen aber noch nicht vor. tag für tag 2·2004 Druck und Papierverarbeitung 25 Folgende Maßnahmen können aus Sicht von Klaus Bender dazu beitragen, den IPA-Verbrauch zu senken: • Keramikwalzen einsetzen • Feuchtwalzen mit geringerer Shorehärte und höherer Oberflächenrauigkeit verwenden • Exakte Mess- und Dosiereinheit installieren • Feuchtwerkskühlung installieren • Feuchtwasserzusatz modifizieren • Walzen optimal einstellen • Filter und Wasser wöchentlich wechseln Genaue Messung und Dosierung sind Basis des alkoholfreien bzw. alkoholreduzierten Offsetdrucks. Die Walzen müssen regelmäßig eingestellt werden. Technologischer Wandel an der Druckmaschine des Herstellers ein wesentlicher Punkt beim alkoholfreien Drucken ist. Möglich wurde das alkoholfreie Drucken durch die enge Zusammenarbeit zwischen dem Druckhaus Götz und den Herstellern MAN-Roland, Böttcher und Westland. Seit 1994 wurden in Zusammenarbeit mit dem Hersteller der Druckmaschinen technologische Neuentwicklungen getestet, mit dem Ziel, den IPA-Gehalt von etwa 10 bis 12 Prozent deutlich zu senken. 1996 konnte durch Austausch der Reiberwalzen an einer MAN 700 der IPA-Gehalt zunächst auf etwa 8 Prozent gesenkt werden. 1997 wurde eine neue MAN 905 mit Keramikwalzen angeschafft. An dieser Maschine konnte mit 5 bis 6 Prozent IPA-Gehalt gedruckt werden. Wesentlich war dabei auch die messtechnische Erfassung von pH-Wert, Leitwert und IPA-Konzentration mit einer nachgerüsteten Feuchtmittelaufbereitung Alcoprint von Unisensor. An der MAN 904, die im Jahr 1999 neu angeschafft wurde, testete das Druckhaus Götz Feuchtauftragswalzen und Dosierwalzen mit einem neuen Bezugsstoff. Verschiedene Feuchtwasserzusätze wurden getestet. Mit den Ergebnissen konnte der Hersteller den heute eingesetzten Feuchtwasserzusatz entwickeln. Die Anpassung des Feuchtwassers und der Feuchtmittelaufbereitung ermöglichte das alkoholfreie Drucken. Beim Testen stellte sich heraus, dass die optimale Einstellung der Walzen nach Angaben Einbeziehen und Motivieren des Druckers Alkoholfreies Drucken erfordert ein sehr präzises Arbeiten des Druckers. Regelmäßige Kontrolle und Einstellungen der Walzen sind zwingend erforderlich, weil Ungenauigkeiten nicht mehr durch Erhöhung des IPA-Anteils im Feuchtwasser kompensiert werden können, der Feuchtungsspielraum also geringer wird. Auch die Messwerte der Feuchtwasseraufbereitung müssen regelmäßig beobachtet werden. Beim Umstieg haben Abteilungsleitung und Drucker eng zusammengearbeitet. »Die Abteilungsleitung hat die technischen Veränderungen mit dem Drucker gemeinsam erarbeitet. Das war für beide Seiten nicht immer einfach. Aber nach dem ersten »Aha-Erlebnis« hat der Drucker ein Gefühl dafür, dass es funktioniert und warum es funktioniert. Dieser Erfolg rechtfertigt für ihn den erhöhten Arbeitsaufwand und motiviert ihn, weiterhin Neues auszuprobieren.«, erinnert sich Klaus Bender. Fotos: Frey, Egling 26 Druck und Papierverarbeitung tag für tag 2·2004 Konstante, niedrige Temperatur, gleichbleibender Leitwert und gleichbleibender pHWert des Feuchtmittels begünstigen – neben dem konstanten Härtegrad des Wassers – die Senkung des IPA-Verbrauchs. Regelmäßige Wartung Wichtig beim alkoholfreien oder alkoholreduzierten Drucken ist der regelmäßige Austausch von Feuchtwasser und Filter. Im Druckhaus Götz wird beides wöchentlich gewechselt. Dazu wird vor Ende der jeweiligen Schicht die Wasserzufuhr bis auf ein unbedingt notwendiges Maß reduziert, um nicht den kompletten Inhalt der Feuchtwasseraufbereitung wechseln zu müssen. Alkoholreduziertes Drucken auch an älteren Maschinen Die Erfahrungen, die bei den neuen Maschinen gesammelt wurden, konnten auch auf die älteren Maschinen übertragen werden. Auch an der MAN 802 wird seit mehr als zwei Jahren mit einem IPA-Gehalt von 3 bis 4 Prozent gedruckt. Möglich wurde dies durch einen neuen Wischwasserzusatz und die optimale Einstellung der Druckmaschine – auch ohne Keramikwalzen. Ökologie und Ökonomie Die Keramikwalzen und Feuchtauftragswalzen sind 15 bis 25 Prozent teurer als herkömmliche Walzen. Bei den Keramikwalzen entstehen aufgrund der wesentlich höheren Lebensdauer praktisch Filter und Wasser werden wöchentlich gewechselt. keine Zusatzkosten. Die Mehrkosten der Feuchtauftragswalzen werden durch die 100-prozentige Einsparung an IPA kompensiert. Allerdings waren im Druckhaus Götz die Kosten nicht allein das ausschlaggebende Argument. Der schrittweise Umstieg »Nach unseren Erfahrungen ist ein Umstieg nur schrittweise möglich. Aber auch an älteren Druckmaschinen kann man mit den heute vorhandenen Erfahrungen den IPA-Gehalt innerhalb von zwei Jahren auf unter 5 Prozent senken. Damit sollte man rechtzeitig anfangen, bevor der Gesetzgeber den Lösemittelverbrauch reglementiert«, rät Klaus Bender. – Kh – tag für tag 2·2004 Druck und Papierverarbeitung 27 Luftbefeuchtungsanlagen Bessere Luft für Mitarbeiter und Maschinen In vielen Druckereien gibt es vor allem bei niedriger Luftfeuchtigkeit technische Probleme sowie Beschwerden der Mitarbeiter über »schlechte« bzw. zu trockene Luft beim Drucken. Der Einbau von Luftbefeuchtern oder raumlufttechnischen Anlagen (RLT-Anlagen) kann diese Probleme beseitigen und bringt darüber hinaus weitere Vorteile, z. B. weniger Staub, weniger Zugluft und einen geringeren Reinigungsaufwand an den Maschinen. Dies erkannte auch Kolbe-Druck aus Versmold. Dort werden Werbemittel, Warenausstattungen und Sicherheitsprodukte im Bogen- und Rollendruck produziert. Kolbe-Druck entschloss sich, die Raumklimatisierung zu erneuern, um den Bedürfnissen der Mitarbeiter und den gestiegenen Anforderungen der Maschinentechnik gerecht zu werden. Mit der Anfang 2003 neu installierten Luftbefeuchtungsanlage hat man gute Erfahrungen gemacht. Probleme mit schlechter Luft Die Maschinen der Druckerei werden kontinuierlich erneuert. Neue Maschinen haben durch die erhöhte Produktivität eine höhere Leistungsaufnahme und produzieren somit mehr Abwärme. Die vorhandene Lüftung war nicht mehr ausreichend. Die trockene Luft in den Wintermonaten führte zu hoher Verdunstung von Lösemitteln aus Farben und Reinigern sowie IPA aus dem Feuchtwasser im Druckprozess und somit zu einer erhöhten Luftbelastung. Im Siebdruck trocknete 28 Druck und Papierverarbeitung tag für tag 2·2004 Luftauslassschlauch (Zuluft) im Drucksaal Hochdruck-Düsen-Luftbefeuchter die Farbe in den Schablonen schnell an: Die Siebe mussten häufig gewaschen werden, Verzögerer wurden eingesetzt. Einige Mitarbeiter beklagten sich z. B. über trockene Haut und trockene Schleimhäute. Die Zu- und Abluft war nicht mehr an die neue, flexible Produktion angepasst: In den Produktionshallen entstanden Temperaturschwankungen und Zugluft an den einzelnen Arbeitsplätzen. Dadurch kann es auch technische Probleme beim Drucken geben: • Durch unzureichende Passergenauigkeit entsteht Ausschuss, die Justierung ist zeitaufwändig, häufiges Nachbearbeiten wird nötig. • Die Farbschichtdicke ist nicht genau einzuhalten. • Die Vorgaben der Druckmaschinenhersteller hinsichtlich Temperatur und Luftfeuchtigkeit können nicht eingehalten werden. • Probleme an der Belüftung, Heizung oder Kühlung werden, wenn überhaupt, nur teilweise und zufällig oder erst nach längerer Zeit entdeckt. Im ersten Schritt ließ der Betrieb ein ganzheitliches Energiegutachten erstellen. Der daraus resultierende Maßnahmenkatalog zeigte, dass in der Luftbefeuchtungsanlage das größte Einsparpotenzial lag. Auf dieser Basis wurden in enger Zusammenarbeit mit einem Ingenieurbüro der Austausch der vorhandenen Heizung und der vorhandenen Belüftungsanlage, die Optimierung der Kälteanlagen sowie die Installation einer neuen Luftbefeuchtungsanlage geplant. Bei der betrieblichen Planung wurde im Vorfeld u. a. Folgendes beachtet: • Die Mitarbeiter und der Betriebsrat wurden im Vorfeld informiert, um die Akzeptanz der Umbaumaßnahmen, die bei laufender Produktion durchgeführt werden mussten, zu erhöhen. Bauliche Voraussetzungen wurden geprüft bzw. geschaffen. • • Die technischen Daten aller Produktionsmaschinen wurden berücksichtigt. • Prioritäten bei der Auswahl der zu klimatisierenden Betriebsbereiche wurden festgelegt. • Modularität der Komponenten der Luftbefeuchtungsanlage wurden bei der Auswahl beachtet. tag für tag 2·2004 Druck und Papierverarbeitung Vorfilter halten grobe Verunreinigungen aus dem Prozesswasser zurück. Die Gebäudeleittechnik überwacht die wichtigsten Parameter Fotos (außer Bild links): Seidel, Köln Wesentliche Komponenten einer Raumklimatisierung Sofort sicht- und spürbare Vorteile Die Luftbe- feuchtungsanlage sorgt in erster Linie für gleich bleibende Luftfeuchtigkeit und Temperatur der einzelnen Arbeitsbedurch eine moderne Doppel-Brennwertkesselanlage ersetzt. reiche. Sie verbessert die Situation erheblich. Sie reduziert Durch zusätzliche Nutzung der Abgaswärme wird der Wir- die Staubbelastung, Zuglufterscheinungen und die Problekungsgrad im Vergleich zur alten Kesselanlage wesentlich me mit statischer Aufladung. Davon profitieren die Mitgesteigert. Die bestehenden Kälte- und Wärmetauscher arbeiter, es gibt weniger Beschwerden über trockene Haut wurden erneuert und an die neuen Produktionsbedingungen und Schleimhäute, Flüssigkeitsverlust sowie ggf. Pollenangepasst. Alle Kältemittel- und Warmwasserleitungen oder Stauballergien. wurden erneuert und mit zeitgemäßem Dämmmaterial umschlossen. Für die Produktion ergeben sich folgende Vorteile: • Gleich bleibende Luftfeuchtigkeit und Temperatur täglich über 24 Stunden garantieren eine gleich bleibende Lüftung Die vorhandene Anlage wurde ausgebaut. Die neu Druckqualität installierte Anlage war an die veränderten Anforderungen angepasst, eine integrierte Wärmerückgewinnung hilft, • Weniger Probleme mit statischer Aufladung Energie zu sparen. Lufteinlässe mit Schläuchen aus Textil- • Geringere Staubbelastung material wurden montiert. Diese haben den Vorteil, dass • Weniger Waschvorgänge bei allen Druckverfahren sie nicht so leicht verschmutzen oder verkeimen. Es gibt • Geringere Konzentration von Lösemitteldämpfen in der keine Flächen, auf denen Wasser kondensieren kann. WeiAtemluft, im Offsetdruck weniger IPA, im Siebdruck teres Plus: Sie können leicht abgenommen und gereinigt kann auf Verzögerer verzichtet werden werden. Darüber hinaus werden durch das großflächige • Weniger Passerprobleme Eintreten der Frischluft Zuglufterscheinungen deutlich • Möglichkeit zur schnellen Fehlererkennung und -behebung reduziert. bei Störung der Produktionsbedingungen aufgrund der Gebäudeleittechnik und automatischen Alarmierung Luftbefeuchtung Die Luft wird über viele Hochdruckzer• Verwendung des Osmosewassers mit definierter Wasserstäuber in den einzelnen Produktionsbereichen befeuchtet. härte für Feuchtwasser und für die Batterien im Betrieb Das Wasser wird in einer Umkehrosmoseanlage aufberei(Gabelstapler) tet. Zwei Vorfilter beseitigen gröbere Verunreinigungen, ein Aktivkohlefilter beseitigt Chlorverbindungen aus dem Die Luftbefeuchtungsanlage im Einsatz Beim Trinkwasser. Zur Entkeimung werden UV-Licht und eine Betrieb einer Luftbefeuchtungsanlage ist eine regelmäßige mikrobiell wirkende Lösung in geringer Konzentration ein- Wartung erforderlich. Wird die Wartung vom Hersteller gesetzt. Die Wasserhärte wird täglich kontrolliert. durchgeführt, muss kein eigenes Personal ausgebildet werden. Darüber hinaus muss täglich die Wasserhärte an der Umkehrosmose kontrolliert werden. – Gw – Gebäudeleittechnik Ein übergeordnetes Prozessorsystem steuert die Frischluftzufuhr in Abhängigkeit der Außenluft, der vorhandenen Luft in den Arbeitsräumen und der Abluft der Maschine. Treten Abweichungen vom Sollzustand auf, werden diese von der EDV-gesteuerten Gebäudeleittechnik erkannt und Gegenmaßnahmen nach Vorgabe getroffen. Störungen werden der verantwortlichen Person gemeldet. Heizung/Kühlung Die vorhandene Kesselanlage wurde 29 30 Druck und Papierverarbeitung tag für tag 2·2004 Klarer Durchblick Klassifizierung von Druckbestäubungspudern Aufgrund immer höherer Maschinengeschwindigkeiten im Bogenoffsetdruck nimmt der Einsatz von Druckbestäubungspudern zu. Der Puder dient dabei als Abstandhalter im Auslagestapel und verhindert Ablegemarken sowie Blockbildung. Die Korngrößenverteilung des Puders ist dabei von wesentlicher Bedeutung. Der Feinkornanteil trägt nicht zum gewünschten Effekt bei; andererseits ist das Vorhandensein einzelner, sehr großer Körner oder Agglomerate nicht von Vorteil. Die beste Wirkung lässt sich mit einer sehr gleichmäßigen Kornverteilung erzielen. Bedingt durch die hohen Maschinengeschwindigkeiten ergibt sich insbesondere im Bereich der Auslage eine mit- Puderklassen Fein Medianwert unter 20 µm Mittel Medianwert zwischen 20 und 40 µm Grob Medianwert über 40 µm unter starke Verstaubung von Maschine und Drucksaal durch Druckbestäubungspuder bzw. den darin enthaltenen Feinkornanteil mit Korngrößen unterhalb von 10 µm. Staubbelastungen im Bogenoffsetdruck Druckbestäubungspuder bestehen meist aus Stärke oder Kalziumkarbonat. Diese Stoffe sind keine Gefahrstoffe nach dem Chemikaliengesetz und haben keinen gefahrstoffbezogenen Grenzwert; sie gelten als »Allgemeiner Staub«. Seit September 2001 gilt in Deutschland ein neuer Grenzwert für den Allgemeinen Staub in der Luft am Arbeitsplatz. Er liegt für den einatembaren Staub bei 10 mg/m3 (ab 2004) und für den Staub, der in die Lungenbläschen eindringen kann (Alveolarstaub), bei 3 mg/m3. Luftstaubmessungen der Berufsgenossenschaft Druck und Papierverarbeitung in Bogenoffsetdruckereien haben ergeben, dass der Grenzwert hier in der Regel eingehalten ist. Der Einsatz von Pudern mit hohen Feinkornanteilen in hohen Dosierungen ohne Absauganlage kann jedoch im Einzelfall zu Grenzwertüberschreitungen führen. tag für tag 2·2004 Druck und Papierverarbeitung 31 Wirkungsweise von Druckbestäubungspuder Druckbögen Grundsätzlich soll die Staubentwicklung beim Einsatz von Druckbestäubungspuder so gering wie möglich gehalten werden. Gründe hierfür sind zunächst die Verringerung der Gesundheitsgefahr beim Einatmen von Stäuben sowie die Verringerung der Brand- und Explosionsgefahr durch Staubablagerungen. Daneben kann auch ein geringerer Maschinenverschleiß, längere Reinigungsintervalle und die Reduzierung der allgemeinen Verstaubung des Drucksaales erreicht werden. Wie kann der Staub reduziert werden? Geeignete Puderabsauganlagen sind sehr effektiv. Die Reduzierung der Staubentwicklung bzw. der Verstaubung des Drucksaales beginnt jedoch bereits bei der Auswahl des Puders. Weitere Einflussfaktoren sind die Dosierung des Puders sowie die technische Ausrüstung der Maschine (z. B. Bestäubungseinrichtung etc.). Hinweise zu Auswahl und Einsatz von Druckbestäubungspudern gibt die Broschüre »Branchenvereinbarung für staubarme Druckbestäubungspuder«, welche zur DRUPA 2004 erscheinen und kostenlos bei der Berufsgenossenschaft Druck und Papierverarbeitung erhältlich sein wird. Klassifizierung von Druckbestäubungspuder In der Ausgabe 6/2000 dieser Zeitschrift berichteten wir über eine Versuchsreihe zur Untersuchung von Auswirkungen unterschiedlicher Puder auf das Druckergebnis, die Luftstaubbelastung an der Druckmaschine und Prozesse der Weiterverarbeitung. Im Ergebnis konnte festgehalten werden, dass Puder mit höherem Feinkornanteil (Korngrößen unterhalb 10 µm) keine qualitativen Verbesserungen, jedoch eine höhere Verstaubung mit sich brachten. Basierend auf diesen Versuchsergebnissen und auf den Markterfahrungen der Puderanbieter wurde eine Klassifizierung für Druckbestäubungspuder erarbeitet, welche die Auswahl geeigneter Puder erleichtert. Seitens der Anbieter existieren bereits Empfehlungen zur Auswahl geeigneter Puder entsprechend der Druckaufgabe (Papiergewicht und -oberfläche, Farbbelegung etc.); dem Anwender bleibt jedoch meist unklar, welche Korngrößenverteilungen und Medianwerte (Mittelwert der Korngrößenverteilung) hinter den Empfehlungen stecken. Gemeinsam mit Anbietern der Druckbestäubungspuder, den Herstellern von Bogenoffsetdruckmaschinen und Pudergeräten, dem Bundesverband Druck und Medien, der Gewerkschaft ver.di und der FOGRA (Forschungsgesellschaft Druck e.V.) hat die Berufsgenossenschaft Druck und Papierverarbeitung Kriterien entworfen, nach denen Druckbestäubungspuder nun beurteilt werden können. Die Grundlage hierfür bildet ein festgelegtes Messverfahren zur Bestimmung von Medianwert und Korngrößenverteilung. Damit ist sichergestellt, dass eine objektive,reproduzierbare und vergleichbare Beschreibung der Puder existiert. In einem ersten Schritt werden die Druckbestäubungspuder in die Klassen »Fein«, »Mittel« und »Grob« eingeteilt. Dabei hat ein »feiner« Druckbestäubungspuder einen Medianwert von maximal 20 µm; für einen »mittleren« Puder liegt er zwischen 20 µm und 40 µm. Bei einem Medianwert von mindestens 40 µm handelt es sich dann um einen »groben« Puder. Für die einzelnen Klassen sind maximal zulässige Volumen-Anteile der Korngrößen unterhalb von 10 µm definiert. Darüber hinaus ist festgelegt, wie groß die Bandbreite der Korngrößenverteilung sein darf. Damit wird eine möglichst gleichförmige Kornverteilung erreicht. Dieses wirkt sich neben der Staubreduzierung auch auf eine bessere Rieselfähigkeit und die größere Ausnutzung der Puder aus. Produkte verschiedener Anbieter, welche den oben genannten Kriterien entsprechen, sind in einer Liste zusammengestellt, die zur DRUPA 2004 erscheinen und kostenlos bei der Berufsgenossenschaft Druck und Papierverarbeitung erhältlich sein wird. – Bs – Gleichmäßige Korngrößenverteilung: 80 % des Gesamtvolumens der Probe müssen zwischen 0,5 und 1,5 x Medianwert liegen Vol.-% Puderkorn 1/2 MW Medianwert (MW) 3/2 MW Korngröße µm