Erfolgreich mit AMS BAU
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Erfolgreich mit AMS BAU
Ausgabe 3_2010 Unternehmermagazin für die Bauwirtschaft Erfolgreich mit AMS BAU Im Interview: Otto Kentzler, Präsident des ZDH Eine Frage des Stils – mitarbeiterorientierte Führung w w w.bgbau.de Inhalt DEN RÜCKEN ENTLASTEN „DAS HANDWERK HAT NOCH GOLDENEN BODEN“ DIE SCHATTENSEITE DER SONNE So können Sie als Arbeitgeber zu Hamburg erhält mit der Elbphilrückenschonendem Arbeiten Ihrer harmonie ein imposantes neues Mitarbeiter beitragen. Konzerthaus. Im Interview: Otto Kentzler, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH). 26 32 Beschäftigte, die häufig im Freien arbeiten, sind den gefährlichen UV-Strahlen besonders ausgesetzt. 20 04 KLASSIK AN DER ELBE 22 IN KÜRZE MENSCH UND BETRIEB 28 Eine Frage des Stils – mitarbeiterorientierte Führung SCHWERPUNKT REHA UND LEISTUNG 06 08 Einfach überzeugend Elf Schritte zum Erfolg – mit AMS BAU 30 Sport mit Handicap – BG-Kliniktour 2010 ARBEITSSICHERHEIT 31 LESERMEINUNGEN 12 14 Junge Fahrer sicher im Straßenverkehr Das Mekka der Baubranche – Bauma 2010 32 „Das Handwerk hat noch goldenen Boden“– Otto Kentzler, Präsident des ZDH, im Interview IM FOKUS AUS UNFÄLLEN LERNEN 17 Kranführer kollabiert – Höhenrettung SICHER UNTERWEGS ARBEITSMEDIZIN 18 20 35 Straße nass, Fuß vom Gas – Aquaplaning 36 Auch im Ausland gut versichert 38 INFOMEDIEN 39 Fitnesstraining in der Firma Plötzlicher Herztod – Defibrillator für Laien Die Schattenseite der Sonne – Risiko Hautkrebs MITGLIEDER UND BEITRÄGE IM BLICK 22 Klassik an der Elbe – die Hamburger Elbphilharmonie 26 Den Rücken entlasten – das können Sie tun KOMPETENZZENTRUM FORTBILDUNG MIT GUTEM BEISPIEL IMPRESSUM BG BAU aktuell Mitgliedermagazin der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft Heft 3_2010 | ISSN 1615-0333 Herausgeber: Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG BAU) Hildegardstr. 29/30, 10715 Berlin www.bgbau.de Verantwortlich: Jutta Vestring, Mitglied der Geschäftsführung Bernd Kulow, Leiter Kommunikation Redaktion: Rolf Schaper (verantw.), Tel.: 05 11/9 87-25 30, E-Mail: rolf.schaper@bgbau.de Dagmar Sobull, Tel.: 05 11/9 87-15 28, E-Mail: dagmar.sobull@bgbau.de, Fax: 05 11/9 87-25 45 BG BAU, Bezirksverwaltung Hannover Hildesheimer Str. 309, 30519 Hannover Agentur: steindesign Werbeagentur GmbH, Hannover Titelbild: Fotolia, iStockphoto, Mirko Bartels Druck: C. W. Niemeyer, Hameln Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht in jedem Fall die Meinung der Redaktion wieder. Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten. Liebe Leserinnen, liebe Leser, E in spannender Fußballsommer liegt hinter uns. Unsere junge, hoch motivierte Nationalmannschaft hat hervorragend gespielt und mit dem dritten Platz gezeigt, wie wichtig eine gute Vorbereitung und Organisation der Arbeitsabläufe ist, um erfolgreich zu sein. Das gilt im Fußball genauso wie in der Unternehmensführung. Jutta Vestring, Mitglied der Geschäftsführung Mit AMS BAU, dem Arbeitsschutzmanagementsystem der BG BAU, stellen wir unseren Mitgliedsfi rmen geeignete Instrumente zur Verfügung, um ihre Firma erfolgreich zu führen. Im Mittelpunkt dabei steht Arbeitsschutz mit System. Denn ein Betrieb kann nur störungsfrei laufen, wenn Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz der Mitarbeiter gewährleistet sind und die Mannschaft motiviert bei der Sache ist. Und das ist schließlich auch Voraussetzung für den wirtschaft lichen Erfolg. Wie die Umsetzung von AMS BAU in die Praxis mit wenig Aufwand in elf Arbeitsschritten gelingt, lesen Sie in unserer Titelgeschichte. Eine Frage des Führungsstils Doch gute Organisation und Planung allein machen den Erfolg nicht aus. Dazu gehört auch eine kompetente Führungskraft, die es versteht, die Mitarbeiter ihrem Potenzial entsprechend zu fordern und zu fördern. Wie Sie sich als Führungskraft bei Ihren Mitarbeitern Anerkennung und Respekt verschaffen, zeigt unser Beitrag „Eine Frage des Stils“. Wichtig ist es vor allem, mit den Mitarbeitern gemeinsam konkrete und realistische Arbeitsziele zu vereinbaren und sie gezielt zu unterstützen, wenn es Probleme gibt. Genauso macht es übrigens Bundestrainer Joachim Löw, der mit der jungen Nationalelf eine Mannschaft aufgebaut hat, die bei der Fußballweltmeisterschaft 2010 als hervorragendes Team brillierte. Damit Ihr Unternehmen wirtschaft lich künft ig genauso erfolgreich ist wie unsere Nationalmannschaft auf dem Fußballfeld: Machen Sie AMS BAU zur Chefsache und führen Sie mitarbeiterorientiert „mit Stil“. Herzlichst Jutta Vestring 04 I In Kürze BG BAU aktuell 3_2010 Schwerpunktaktion LADEGUT – SICHER ANS ZIEL Die Ladungssicherung in Pkw und Transportern bis 3,5 t zulässigem Gesamtgewicht sowie die sichere Mitnahme von Personen sind die Themen der Schwerpunktaktion LadeGUT des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR). Diese Schwerpunktaktion läuft bis Ende Februar 2011 und wird von der BG BAU unterstützt. Als Ansprechpartner stehen dazu auch die für Ihren Betrieb zuständigen Aufsichtspersonen der BG BAU zur Verfügung. LadeGUT ergänzt inhaltlich die BG BAU-Seminare zur Ladungssicherung auf Fahrzeugen der Bauwirtschaft . Dieser Ausgabe von BG BAU aktuell liegt ein Faltblatt mit Antwortkarte zur Teilnahme am Gewinnspiel der Schwerpunktaktion LadeGUT bei. Sie können wertvolle Reisen und Sachpreise gewinnen. WIL Mit der Aktion LadeGUT stehen Weitere Informationen www.lade-gut.de Interessierten ab sofort viele neue Infos zur Ladungssicherung zur Verfügung. Bombenentschärfung Bundeskoordinatorentag IM EINSATZ UMS LEBEN GEKOMMEN EXPERTEN TAUSCHEN SICH AUS Drei Mitarbeiter des Kampfmittelbeseitigungsdienstes der Polizeidirektion Hannover verloren am 1. Juni 2010 ihr Leben, als sie auf dem Gelände des Schützenplatzes in Göttingen eine Zehn-ZentnerBombe entschärfen wollten. Einer von ihnen war der 55-jährige Sprengmeister Gerd Ehler, den wir in der letzten Ausgabe unserer Versichertenzeitschrift TIPPS 1/2010 vorgestellt hatten. „Beim Umgang mit Kampfmitteln gibt es keinen Schutz. Je näher ich dran bin, umso eher kann der kleinste Fehler tödlich sein“, hatte Ehler wenige Monate zuvor in unserem Interview gesagt. Deshalb müsse er sein Fach hundertprozentig verstehen. Dass Ehler und seine Kollegen viel Erfahrung auch mit der Entschärfung von besonders tückischen Säurezündern wie in Göttingen hatten, haben sie bei der Entschärfung von zahlreichen Blindgängern zuvor immer wieder unter Beweis gestellt. Nach wie vor ist unklar, wie es zu dem Unglück kommen konnte. Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen und Kollegen. SOB 6. Bundeskoordinatorentag im Konferenzzentrum des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie in Berlin am 16. November 2010 Der diesjährige Bundeskoordinatorentag fi ndet am 16. November 2010 im Konferenzzentrum des Bundeswirtschaftsministeriums in Berlin statt. Die Veranstaltung bietet Koordinatoren und Lehrgangsträgern nach der Baustellenverordnung ein Forum zum Erfahrungsaustausch. Im Mittelpunkt steht die Beratung von Maßnahmen, welche die Koordination, Kommunikation und Kooperation aller am Bauvorhaben Beteiligten verbessern. Damit trägt der Bundeskoordinatorentag zu Sicherheit und Gesundheitsschutz auf der Baustelle ebenso bei wie zur Wirtschaftlichkeit. Erfahrungsberichte aus der Baustellenpraxis zeigen Erfolge und noch nicht ausgeschöpfte Potenziale in Sachen Baustellenverordnung. Nähere Infos und Anmeldung: Hennig.Ina@baua.bund.de BG BAU aktuell 3_2010 In Kürze I 05 Führungswechsel SCHOLBECK ÜBERGIBT LEITUNG Prof. Dipl.-Ing. Rudolf Scholbeck Dipl.-Ing. Bernhard Arenz Dipl.-Ing. Frank Werner Prof. Dipl.-Ing. Rudolf Scholbeck, Leiter der Prävention der BG BAU, scheidet am 31. August 2010 aus dem aktiven Dienst der BG BAU aus. Prof. Scholbeck war 20 Jahre lang Präventionsleiter bei der damaligen Tiefbau BG und übernahm nach der Fusion der acht BGen der Bauwirtschaft im Jahr 2005 die Leitung der Prävention der neuen BG BAU. Mit großem Engagement strukturierte er die Abteilung Prävention neu, um der bundesweiten Ausrichtung der Prävention gerecht zu werden. Prof. Scholbeck war Mitglied in der Nationalen Arbeitsschutzkonferenz der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie (GDA). Er war langjähriger Leiter des Fachausschusses Tiefbau und fusionierte die Fachausschüsse Bau und Tiefbau zum Fachausschuss Bauwesen. Darüber hinaus war Prof. Scholbeck stellvertretender Prüfungsvorsitzender für Aufsichtspersonen und leitete die Prävention der Landesverbände Südost und Nordost der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung. Ab dem 1. September 2010 wird die Prävention der BG BAU von Dipl.-Ing. Bernhard Arenz und seinem Stellvertreter Dipl.-Ing. Frank Werner geleitet. SCP Tag der Verkehrssicherheit SICHERE LADUNG Vom 17. bis 19. Juni 2010 fand in Dortmund eine großangelegte Veranstaltung der Präventionskampagne „Risiko raus!“ zusammen mit dem alljährlichen „Tag der Verkehrssicherheit“ statt. Die BG BAU war auf ihrem Stand mit einer Carrerabahn zur Ladungssicherung vertreten. Hunderte interessierte Besucher lernten so spielerisch die Grundregeln der Ladungssicherung auf Fahrzeugen der Bauwirtschaft kennen. WIL Aktionstag mit Azubis TAG GEGEN LÄRM Die Kreissäge kämpfte sich schwer durch die Holzbalken, zeitweise zeigte das Lärm-Messgerät im Überbetrieblichen Ausbildungszentrum (ÜBZ) der Handwerkskammer 110 dB (A). Beim Presslufthammer waren es im Schnitt sogar mehr als 100 dB (A). „Ohne Gehörschutz macht dieser Lärm krank“, erläuterte Jörn Jorczyk von der BG BAU den Auszubildenden. „Bei längerer Lärmeinwirkung ohne Schutz drohen Schwerhörigkeit oder gar Taubheit.“ Da kamen die jungen Leute doch ins Grübeln. Wie hier in Lüneburg nahm die BG BAU den „Tag gegen Lärm“ zum Anlass, bundesweit in 13 ÜBZs der Bauwirtschaft mit insgesamt mehr als 1.500 Auszubildenden Aktionstage gegen Lärm zu veranstalten. Dabei konnten die angehenden Handwerker selbst messen und sich davon überzeugen, wie laut ihre Arbeitswerkzeuge und Maschinen wirklich sind. Vertiefende Informationen über Lärm und seine Wirkung auf die Menschen vermittelten Fachleute der Prävention und des Arbeitsmedizinischen Dienstes der BG BAU. Ob die eigenen Ohren noch einwandfrei funktionieren, konnten die Auszubildenden bei einem Hörtest feststellen. Zum Mitnehmen spendierte die BG BAU für jeden Auszubildenden einen hochwertigen Kapselgehörschützer. LUC 06 I Schwerpunkt BG BAU aktuell 3_2010 Einfach überzeugend Mehr als 500 Unternehmen haben bisher erfolgreich das Arbeitsschutzmanagementsystem AMS BAU eingeführt. Dazu gehört auch die Dränagebau Böske GmbH und Co. KG in Goldenstedt. TEXT: Dagmar Sobull FOTOS: Mirko Bartels AMS BAU überzeugt auch die Mitarbeiter der Böske GmbH. BG BAU aktuell 3_2010 Schwerpunkt I 07 M it dem Arbeitsschutzmanagementsystem der BG BAU fühlen wir uns einfach sicherer“, sagt Chefi n Hiltrud Böske-Haverbeck. Zwar sei in dem kleinen Familienbetrieb mit derzeit acht Mitarbeitern auch früher schon auf Arbeitssicherheit geachtet worden. „Aber seitdem wir AMS BAU eingeführt haben, gehen unsere Mitarbeiter mit einem anderen Bewusstsein an ihre Arbeit heran“, beobachtet die Unternehmerin: „Sie fordern beispielsweise mehr Informationen zu den jeweiligen Aufgaben, fragen bei Unklarheiten nach und weisen selbstständig auf Sicherheitsmängel hin, die dann umgehend abgestellt werden. Es wird insgesamt auch gegenseitig mehr darauf geachtet.“ Arbeitssicherheit hat Vorrang Auftraggeber fordern Zertifizierung Zur Einführung von AMS BAU habe sich das vor rund 50 Jahren gegründete Unternehmen auch entschlossen, weil immer mehr Auft raggeber – beispielsweise aus dem Pipelinebau – ein Sicherheitszertifi kat fordern, ergänzt Hans Albers, technischer Leiter der Firma. AMS BAU biete sich für Baubetriebe besonders an, weil die erforderlichen Maßnahmen auf kleine und mittlere Unternehmen (KMU) aus der Baubranche zugeschnitten seien und die Beratung und Begutachtung für Mitgliedsbetriebe der BG BAU kostenlos sei. Gute Beratung „Anfangs wussten wir nicht recht, wie wir die Maßnahmen umsetzen sollten“, erinnert sich die Chefi n. Doch der Beratungsprozess mit Unterstützung der BG BAU-Vertreter sei sehr hilfreich gewesen: „Wir haben viele Unterlagen an die Hand bekommen. Damit konnten wir die AMS BAU-Begutachtung gut vorbereiten. Für unsere Fragen in diesem Zusammenhang standen die AMS BAU-Berater der BG BAU immer zur Verfügung. Da fühlten wir uns nie alleingelassen. Und tatsächlich ist es dann auch gar nicht so schwer gewesen, wie wir anfangs befürchtet hatten, die Zertifi zierung schon ein Jahr nach der Einführung zu erhalten.“ Seit der Einführung von AMS BAU habe der Sicherheitsgedanke bei den Mitarbeitern absoluten Vorrang, selbst wenn der Termindruck groß ist, sagt Albers. „Unterweisungen beispielsweise haben bei uns jetzt einen viel höheren Stellenwert. Wenn etwa Flächen mit besonderen Schwierigkeiten zu bearbeiten sind, bekommen die Mitarbeiter zuvor eine spezielle Einweisung und Lagepläne in die Hand, aus denen hervorgeht, worauf besonders zu achten ist.“ Überhaupt sei die Arbeitsvorbereitung und die überlegte Herangehensweise an die Arbeit ein wesentlicher Aspekt der Arbeitssicherheit, ist Albers überzeugt. „Welche Böschungswinkel muss ich beachten? Wie groß ist der Schwenkbereich des Baggers, in dem ich mich nicht aufhalten darf?“ Außerdem werden bei Böske sämtliche Maschinen und Geräte sorgfältig aufgelistet und nach eindeutigen, selbst festgelegten Fristen geprüft. So arbeiten die Beschäftigten stets mit sicheren Maschinen und Geräten. Unfälle durch defekte Arbeitsmittel gibt es seitdem praktisch nicht mehr. Keine Frage, die Einführung von AMS BAU habe sich gelohnt. Da sind sich BöskeHaverbeck und Albers einig. „Unsere Mitarbeiter gehen jetzt viel zufriedener und ausgeglichener an die Arbeit“, sagt die Chefin, „und wir selber haben auch ein gutes Gefühl bei der Arbeit.“ Oben: Eine gute Arbeitsvorbereitung ist auch beim Dränagebau entscheidend für mehr Arbeitssicherheit. Unten: Hiltrud Böske-Haverbeck freut sich über das Zertifikat. 08 I Schwerpunkt BG BAU aktuell 3_2010 Elf Schritte zum Erfolg Das Arbeitsschutzmanagementsystem AMS BAU hilft Unternehmen beim Aufbau einer wirksamen Arbeitsschutzorganisation im Betrieb. TEXT: Ulrich Binder, Ludwig Donker, Jörg Puhlmann FOTOS: Fotolia, iStockphoto, Mirko Bartels Sichere und gesunde Arbeitsplätze sind ein wichtiges Ziel des praxisorientierten Konzeptes von AMS BAU. BG BAU aktuell 3_2010 W er im Markt erfolgreich sein möchte, muss heute über ein funktionierendes Arbeitsschutzmanagement verfügen“, sagt Holger Möllmann, Fachkraft für Arbeitssicherheit bei der Piepenbrock Dienstleistungen GmbH in Osnabrück: „AMS BAU ist sehr praxisorientiert aufgebaut. Deshalb konnten wir es sehr gut in unser bestehendes Arbeitsschutzmanagementsystem integrieren.“ Dass sich konsequentes Handeln und Systematik im Arbeitsschutz rechnen, bestätigt auch Dietmar Kleindienst, Projektleiter bei der Firma MGW Gleis- und Weichenbau GmbH & Co KG in Berlin, wo sich die Unfallzahlen seit Einführung von AMS BAU halbiert haben. Mit AMS BAU bietet die BG BAU praxisgerechte Lösungen für die jeweiligen Gewerke an und hilft, unnötige Bürokratie zu vermeiden. Sämtliche Umsetzungshilfen zum Aufbau und zur Weiterentwicklung des Arbeitsschutzmanagementsystems sind speziell auf die Belange der entsprechenden Gewerke zugeschnitten. Der Ordner AMS BAU beinhaltet neben einem Fragebogen zur Bestandsaufnahme im Unternehmen einen detaillierten Handlungsleitfaden sowie Dokumentationshilfen, Kennzahlen und eine Matrix zum Abgleich von AMS BAU mit anderen Managementsystemen. Kompetente Beratung Bei der Beratung im AMS BAU-Prozess profitieren die Mitgliedsunternehmen von der langjährigen Erfahrung und Qualifi kation ihrer AMS BAU-Berater der BG BAU. Das wissen besonders klei- nere Unternehmen zu schätzen: „Die Zusammenarbeit mit dem AMS BAUBerater hat mir bei der Einführung von AMS BAU die Berührungsängste gegenüber der BG BAU genommen, die ich zuvor als Kleinunternehmer mit zwei Beschäft igten hatte“, sagt Peter C. Hahne, Dachdeckermeister aus Garbsen bei Hannover. „Und diese Beratung ist sogar im Mitgliedsbeitrag der BG BAU enthalten“, freut sich der Unternehmer. AMS BAU basiert auf dem Nationalen Leitfaden für Arbeitsschutzmanagementsysteme (NLF) und dem entsprechenden Internationalen Leitfaden für Arbeitsschutzmanagementsysteme (ILO-OHSAS 2001), der allen UNO-Mitgliedsstaaten zur Anwendung empfohlen ist. Schwerpunkt I 09 AMS BAU Schritt für Schritt 1. Aufstellen einer Arbeitsschutzpolitik 2. Setzen von Zielen 3. Festlegen der Organisationsstruktur und der Verantwortungs- Der Prozess beinhaltet elf Arbeitsschritte, die in die betrieblichen Strukturen und Abläufe integriert werden müssen. Diese können auch in bestehende Managementsysteme eingebunden werden, beispielsweise in das bereits vorhandene Qualitäts- oder Umweltmanagement. und Aufgabenbereiche 4. Regelung des Informationsflusses und der Zusammenarbeit sowie Ermittlung gesetzlicher und weiterer Vorgaben 5. Ermittlung und Beurteilung von Gefährdungen, Ableitungen, Umsetzungen von Maßnahmen, Begutachtung und Bescheinigung Die Begutachtung ist eine unabhängige Überprüfung der Wirksamkeit des betrieblichen AMS durch die BG BAU. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf dem arbeitsschutzgerechten Handeln der Mitarbeiter und Führungskräfte. Die Begutachtung erfolgt freiwillig auf Wunsch des Betriebes. Sie wird auf Basis eines Verfahrensgrundsatzes durch qualifizierte AMS BAU-Begutachter nach definierten Standards durchgeführt. ➜ Kontrolle 6. Regelung über Betriebsstörungen und Notfälle 7. Beschaffung 8. Auswahl und Zusammenarbeit mit Subunternehmern 9. Arbeitsmedizinische Vorsorgemaßnahmen 10. Qualifikation und Schulung 11. Ergebniskontrolle der Ziele/ Überprüfung der Arbeitsschutzorganisation 10 I Schwerpunkt BG BAU aktuell 3_2010 HOLGER MÖLLMANN, Fachkraft für Arbeitssicherheit bei der Piepenbrock Dienstleistungen GmbH in Osnabrück „AMS BAU ist praxisorientiert aufgebaut. Deshalb konnten wir es gut in unser bestehendes Arbeitsschutzmanagementsystem integrieren.“ ALK PYTLIK, Gerüstbauer aus Braunschweig „Unsere Beschäftigten stehen AMS BAU sehr positiv gegenüber. Seitdem sie sehen, dass ich als Chef Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz lebe und vertrete, entwickeln sie eigene Gedanken, um den Arbeitsschutz zu verbessern.“ Bei der Begutachtung wird geprüft, ob die relevanten Inhalte der elf Arbeitsschritte des AMS BAU umgesetzt werden. Beispielsweise wird hinterfragt, ob rechtlich relevante Verpflichtungen erfüllt sind, die auf ein wirksames Führungs- und Arbeitsverhalten im Arbeitsschutz schließen lassen. Die Begutachtung umfasst die Prüfung von Dokumenten, Begehung im Betrieb sowie Interviews mit Führungskräften und Mitarbeitern. Nach erfolgreicher Begutachtung wird der Betrieb mit einer Bescheinigung ausgezeichnet. Die AMS BAU-Bescheinigung wird von Auft raggebern wie E.ON, ArcelorMittal, RWE, Thyssen, Bayer, BASF und anderen anerkannt, falls zur Auft ragsvergabe ein Arbeitsschutzmanagementsystem nachgewiesen werden muss. Die AMS BAUBescheinigung bringt darüber hinaus weitere Vorteile: • verdeutlicht allen im Betrieb den Stellenwert von Sicherheit und Gesundheitsschutz und zeigt, dass Arbeitsschutz für den Unternehmer Chefsache ist; • schafft Rechtssicherheit bei der Einhaltung von Arbeitsschutzvorschriften, damit werden Unternehmer ihrer Organisationsverantwortung gerecht; • ermöglicht, die Qualität des Arbeitsschutzes unabhängig zu bewerten und zu verbessern; • ist eine vertrauensbildende Maßnahme, etwa gegenüber Kunden, Auft raggebern, Gesellschaftern, Versicherungen, Behörden und anderen Stellen; • kann im Marketing genutzt werden und Wettbewerbsvorteile bringen. Erfolge messen Ein AMS kann den Arbeitsschutz nur dann nachhaltig verbessern, wenn es re- gelmäßig überprüft und kontinuierlich verbessert wird. Dazu muss fortlaufend festgestellt werden, ob und wo Änderungen notwendig oder Verbesserungsmöglichkeiten vorhanden sind. Prozesse sind zu hinterfragen: Warum wurde das Gerüst zur Absturzsicherung nicht geliefert? Wie können wir diesen Prozess verbessern? Fragen wie diese tragen dazu bei, Schwachstellen aufzudecken und zu beseitigen. Geeignete Indikatoren und Kennzahlen, mit denen der Nutzen eines AMS ermittelt werden kann, sind beispielsweise die Unfallhäufigkeit und die Ausfalltage. Ebenfalls als betriebsbezogene Vergleichsgröße können folgende Faktoren herangezogen werden: • Identifi kation der Führungskräfte mit der Arbeitsschutzpolitik und den Zielen • Sicherheit und Gesundheitsbewusstsein der Mitarbeiter • Beeinträchtigungen im Betriebsablauf aufgrund von Mängeln im Arbeitsschutz • Gesundheit der Beschäft igten • Zufriedenheit der Beschäft igten (beispielsweise ermittelt durch Fragebögen, inwieweit das Betriebsklima in Ordnung ist) • Erfüllung der öffentlich-rechtlichen Verpfl ichtungen • Beitrag zum Geschäft sergebnis Informationen und Angebote, die Ihnen die Umsetzung in die Praxis erleichtern, bietet die BG BAU in Form von Informationsschriften, Handlungshilfen und Seminaren sowie fachkompetenten Ansprechpartnern. Weitere Infos: www.ams-bau.de BG BAU aktuell 3_2010 Schwerpunkt I 11 DIETMAR KLEINDIENST, Projektleiter bei MGW Gleisbau in Berlin „Unsere Mitarbeiter haben im Rahmen des AMS BAU-Prozesses verstanden, dass Arbeitsschutz keine Schikane der Leitung ist, sondern dass persönliche Unversehrtheit und störungsfreies Arbeiten im Mittelpunkt für jeden Einzelnen stehen.“ DIE VORTEILE VON AMS BAU Sicherheit und Gesundheitsschutz gezielt planen, systematisch organisieren und konsequent als Führungsaufgabe wahrnehmen – dadurch zeichnet sich ein effektives Arbeitsschutzmanagement aus. Außerdem gehört es dazu, die Wirksamkeit des Arbeits- • einfache Umsetzung in elf Arbeitsschritten • mehr Rechtssicherheit für den Betrieb und seine Führungskräfte • straffere Organisation und • verbesserte Motivation und Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter • entlastet die Führungskräfte mäßig zu prüfen und es kontinu- • steigert Image und Vertrauen bei unterstützt diesen Prozess: Dachdeckermeister aus Garbsen bei Hannover Prozessdurchläufe schutzmanagementsystems regelierlich zu verbessern. AMS BAU PETER C. HAHNE, Kunden und Partnern • ist zunehmend ein Kriterium bei der Vergabe von Aufträgen und bei der Kreditvergabe (Firmen-Rating) „Ich bin seit kurzem öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Dachdeckerarbeiten. Der Arbeitsschutz war auch ein Thema in der Prüfung. Nicht zuletzt durch mein Wissen im Bereich AMS BAU konnte ich in diesem Themenbereich punkten und habe die beste Prüfung aller Kandidaten abgelegt.“ 12 I Arbeitssicherheit BG BAU aktuell 3_2010 Junge Fahrer sicher im Straßenverkehr Mit dieser Aktion will die BG BAU Auszubildende für sicherheitsbewusstes Verhalten am Steuer gewinnen. TEXT: Thomas Lucks Am Fahrsimulator können junge Autofahrer kritische Verkehrssituationen üben. B eherzt lenkt die Fahrerin ihren Pkw durch den fi ktiven Straßenverkehr. Plötzlich quert ein anderes Fahrzeug von rechts. Mit Schmackes tritt die junge Frau in die Bremse, zu spät, es rumst. Gut, dass sie nur in der Kabine eines Hightech-Simulators sitzt. Drumherum steht eine Gruppe Auszubildender und verfolgt gespannt das Geschehen. Am Fahrsimulator üben die jungen Leute kri- BG BAU aktuell 3_2010 tische Verkehrssituationen bei Tag, Nacht, Schnee, Glatteis und Aquaplaning. „Dabei wird einem erst klar, dass Vorsicht immer angebracht ist“, sagt Alexander Boller, Maurer-Azubi im ersten Lehrjahr. Der Simulator ist eine von drei praktischen Stationen des Aktionstages, den die BG BAU am 22. Juni 2010 mit 45 angehenden Maurern, Dachdeckern, Klempnern und Installateuren im Berufsbildungs- und Technologiezentrum Wetzlar der Handwerkskammer Wiesbaden durchgeführt hat. Die Aktion in Wetzlar ist ein Pilotprojekt. Mit den dort gesammelten Erfahrungen startet die BG BAU eine Reihe weiterer Aktionen im Rahmen der Risiko Raus-Kampagne im gesamten Bundesgebiet. Trauriger Anlass Viele Tausend junge Berufstätige erleiden jedes Jahr schwere Unfälle im berufsbedingten Straßenverkehr. Dazu gehören Arbeitswege genauso wie Transportfahrten. Junge Autofahrer sind risikobereiter, ihnen fehlt Erfahrung. Oft unterschätzen sie Unfallrisiken, denen sie im Straßenverkehr ausgesetzt sind. Deshalb wendet sich die BG BAU an den Nachwuchs der Branche. „Wir wollen den Auszubildenden klarmachen, welche Gefahren drohen und wie man sich schützen kann. Mit bunten Aktivitäten aus Theorie und Praxis möchten wir die jungen Leute sensibilisieren“, sagte Dr. Harald Wilhelm, Präventionsexperte der BG BAU. Hindernisparcours mit Rauschbrille Eine andere Gruppe junger Leute steht um den Hindernisparcours mit einer „Rauschbrille“. Jeder, der diese Brille trägt, erlebt die Umwelt, als hätte er einen Alkoholwert von 0,8 Promille im Blut. Betreut von Dr. Kathrin Hänsel, Fachärztin für Arbeits- und Allgemeinmedizin, torkeln die Auszubildenden der Reihe nach um die Hindernisse und verrichten mühsam kleine Übungen, die sonst im Handumdrehen erledigt wären. Die jungen Männer sind überrascht: „Dass mein Reaktionsvermögen und meine Sicht so stark eingeschränkt sind, das hätte ich nie im Leben geglaubt“, Arbeitssicherheit I 13 sagt Dachdeckerlehrling Patrick Schön aus dem ersten Lehrjahr. Nach dieser Erfahrung macht es für die Jugendlichen Sinn, dass jeder Konsum von Drogen und Alkohol vor und während der Fahrt verboten ist. Richtig gurten „Ein Gurt ist kein Gurt“, sagt Hans-Martin Kuhl, Aufsichtsperson der BG BAU, bei einer weiteren Station und erklärt, wie Lasten auf betrieblichen Transportern formschlüssig geladen werden oder zu verzurren sind. Sicherungsnetze zur Ladungssicherung in Kleintransportern, Pkws und Kombifahrzeugen sind ein weiteres Thema. Kuhl steht vor einer Gruppe Auszubildender und hält einen Zurrgurt für den Pkw in den Händen. Daran wird er gleich die sachgemäße Handhabung der Ratsche demonstrieren. „Über die korrekte Ladungssicherung habe ich hier viel für die Praxis gelernt“, sagt der Auszubildende Boller beeindruckt. „Besonders gut an dem Aktionstag fand ich Stress und Zeitnot vermeiden das Zusammenspiel von Neben den praktischen Stationen vermitteln die Fachleute der BG BAU den Auszubildenden zudem Informationen, wie sie unter Stress und Zeitnot mit brisanten Situationen im Straßenverkehr umgehen sollten. „Vor allem Ablenkungen wie laute Musik, Telefonate und übermüdetes Fahren sind unbedingt zu vermeiden“, sagt Jörg Trautvetter vom Sicherheitstechnischen Dienst der BG BAU. Stress kann vermeiden, wer beispielsweise seine Fahrt rechtzeitig plant und startet, regelmäßige Pausen mit Bewegung einlegt und auf der Straße genügend Abstand zum Vordermann wahrt, lernten die Jugendlichen. „Dringend zu vermeiden ist aggressives Fahrverhalten, etwa Drängeln, abrupter Spurwechsel, riskante Überholmanöver und ständiges Linksfahren“, macht Wilhelm deutlich. Und er gibt ihnen noch einen Tipp mit auf den Weg: „Informiert euch beim Arbeitgeber über ein Fahrsicherheitstraining, die BG BAU zahlt dazu einen Zuschuss.“ Praxis und Theorie, viele Weitere Infos: www.bgbau.de, Webcode: 2520439 Inhalte nehme ich mit in den Betrieb", sagt Teilnehmer Alexander Boller. 14 I Arbeitssicherheit BG BAU aktuell 3_2010 Das Mekka der Baubranche Keine andere Fachmesse wird so gut besucht wie die Bauma. Die BG BAU war dabei und prämierte Innovationen aus dem Bereich Arbeitssicherheit. TEXT: Rolf Schaper, Margarete Schubsky FOTOS: Messe München, Bergmann Maschinenbau Komplett ausgebucht: die Bauma mit 3.150 Ausstellern auf 555.000 Quadratmetern Messegelände. BG BAU aktuell 3_2010 Arbeitssicherheit I 15 Großer A Andrang lle drei Jahre findet auf dem Messegelände in München die größte internationale Baumaschinenmesse der Welt statt. Seit vielen Jahren ist auch die BG BAU vertreten, in diesem Jahr mit dem Kampagnenthema „Risiko raus!“. Die Stimmung bei den rund 3.150 Ausstellern aus 53 Ländern war am Ende der Messe gut – offensichtlich sind die Verkaufszahlen vor allem durch den Export wieder steigend. Viele Messegäste besuchten die BG BAU, die mit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung und anderen BGen einen Gemeinschaftsstand hatte, und informierten sich über das Thema Sicherheit „made in Germany“. „Risiko raus!“ kommt an Der Stand war ständig gut besucht, was sicher auch an den spektakulären Aktionen lag, die in regelmäßigen Abständen angeboten wurden. Hier wurde zum Beispiel gezeigt, wie man Gerüste sicher auf- und abbaut und hilflose Personen von hochgelegenen Arbeitsplätzen retten kann. Die Botschaft: Sicherheit am Arbeitsplatz muss sorgfältig geplant und organisiert werden und darf nicht dem Zufall überlassen werden. „Unsere Besucher waren sehr interessiert an einem Gerät zur Sichtfeldprüfung in einer Baumaschinenkabine“, erklärte Matthias Götz vom Fachausschuss Bauwesen. „Mit dem in der Kabine installierten Messgerät kann das Sichtfeld des Fahrers im 360-Grad-Winkel objektiv überprüft und aufgezeichnet werden. Damit kann man zum Beispiel überprüfen, ob eine Maschine den Anforderungen der Norm für Sichtfeldanforderungen entspricht oder nicht.“ Denn beim Verkauf von Maschinen haben heute auch Sicherheitsaspekte eine Bedeutung. „Leider passieren in jedem Jahr immer noch tödliche Unfälle mit Baumaschinen, zum Beispiel, weil der Fahrer einer Walze seinen Kollegen nicht sehen konnte“, sagt Götz. „Daher schlagen wir den Herstellern vor, moderne Dreh- am Stand der BG BAU. sitze einzubauen oder, wo es sinnvoll ist, Kamerasysteme einzusetzen. Damit betreiben wir die Prävention schon im Vorfeld, wir wollen natürlich, dass beim Einsatz der Maschinen erst gar keine kritischen Situationen entstehen können.“ Dieses Konzept der BG BAU ist sehr erfolgreich, denn die Unfälle mit Baumaschinen sind seit Jahren rückläufig. EUROTEST-PREIS BG BAU verleiht EuroTest-Preis Auf jeder Bauma verleiht die BG BAU den sogenannten EuroTest-Preis für Innovationen bei Baumaschinen. In diesem Jahr überzeugten vier deutsche und ein französisches Unternehmen das Entscheidungskomitee der BG BAU mit neuen technischen Lösungen für altbekannte Sicherheitsprobleme auf Baustellen. „Der Mensch ändert sich nicht wesentlich, die Technik und ihre Lösungsmöglichkeiten schon.“ Mit diesem Satz drückte Professor Manfred Bandmann, Geschäftsführer der BG BAU, in seiner Laudatio für die Preisträger aus, was den Kern des EuroTest-Preises ausmacht: Unternehmen auszuzeichnen, die mit innovativer Technik Lösungen entwickeln, die den Arbeitsschutz verbessern. Fünf Firmen erhielten im Rahmen der Bauma 2010 den EuroTest-Preis: 1. Bergmann Maschinenbau GmbH & Co. KG 2. Grube KG 3. Liebherr-France SAS 4. PERI GmbH 5. Wacker Neuson SE Der Preis würdigt herausragende Leistungen von Unternehmen, Organisationen und Einzelpersonen im Bereich der Arbeits- und Maschinensicherheit. Diese Auszeichnung wird alle drei Jahre anlässlich der Bauma von der BG BAU und elf weiteren europäischen EuroTestKooperationspartnern verliehen. Beispiel Sichtfeld „Die hervorragenden ergonomischen Lösungen bei den Maschinen beim diesjährigen Wettbewerb haben ➜ Weiterführende Informationen: www.bgbau.de 16 I Arbeitssicherheit BG BAU aktuell 3_2010 von Bergmann geht ganz neue Wege. Mit vielen konstruktiven Details, wie einer mitschwenkenden Kamera, einer intuitiv bedienbaren Benutzeroberfläche und einer per Joystick lenkbaren Einhebelsteuerung, überzeugte die Baumaschine. Anerkennung von den Experten Die BG BAU war als Träger der gesetzlichen Unfallversicherung schon immer maßgeblich in den Gremien vertreten, die sich mit Normung, Unfallverhütungsvorschriften und Zertifi zierung beschäft igen. Die Anerkennung von sicherheitsrelevanten Innovationen bei Baumaschinen durch die BG BAU ist für die Unternehmen eine wichtige Auszeichnung und ein Verkaufsargument. „Baumaschinen mit EuroTest-Zeichen stehen für Qualität und Sicherheit“, sagte Reinhold Hartdegen, Leiter der Prüfund Zertifi zierungsstelle der BG BAU, bei der Preisübergabe. BG BAU fördert Nachrüstung Prämiert: das Dumper-Safety-System der Firma Bergmann. Damit wird der Muldenkipper zum flexibel und sicher einsetzbaren Rundkipper. uns sehr beeindruckt“, sagte Professor Rudolf Scholbeck, Leiter der Prävention der BG BAU. Einer der Preisträger, die Firma Bergmann aus Meppen, hat mit einem neuen Muldenkipper hervorragend demonstriert, wie sich die Arbeit mit Baumaschinen sicherer gestalten lässt. „Ohne Dumper“, so Scholbeck, „bewegt sich im Erdbau nicht viel. Da die Maschinenführer aber oft nur eine eingeschränkte Sicht haben, kommt es relativ häufig zu schweren Arbeitsunfällen.“ Herkömmliche Lösungen wie Spiegel oder akustische Warnsignale konnten dieses Problem nicht lösen. Das „Dumper-Safety-System“ Trotz aller Technik bleibt auch weiterhin der Maschinenführer für die Bedienung der Maschinen verantwortlich. „Wir wollen dafür sorgen, dass er dieser Verantwortung gerecht werden kann“, betonte Bandmann in seiner Rede. „Dabei ist die Schaff ung von ausreichender Sicht auch in Zukunft das Wichtigste.“ Daher hat der Vorstand der BG BAU beschlossen, im Rahmen eines neuen Anreizsystems Kamera-Monitorsysteme fi nanziell zu fördern, mit denen ältere Baumaschinen nachgerüstet werden können. Weitere Informationen dazu finden Sie unter: www.sehen-und-gesehen-werden.de BG BAU aktuell 3_2010 Aus Unfällen lernen I 17 Kranführer kollabiert Spezialisten der Höhenrettung der Berliner Feuerwehr haben einen bewusstlosen Kranführer aus seiner Krankabine gerettet. TEXT: Rolf Schaper FOTOS: Michael Körner E ine große Hitzewelle fordert in diesem Sommer ihren Tribut. Ein Kranfahrer erlitt auf einer Berliner Großbaustelle bei knapp 35 Grad Celsius in seiner Kabine einen Kreislaufzusammenbruch. Das Problem dabei: Wie kann man einen schweren Mann aus 40 Metern Höhe sicher bergen? Die Lösung: ein Höhenrettungsdienst der Berliner Feuerwehr. Diese war mit einer Spezialausbildung auf diesen Rettungseinsatz bestens vorbereitet. Zunächst stabilisierte ein Notarzt den Mann und machte ihn transportfähig. Dann konnte das sechsköpfige Höhenrettungsteam der Feuerwehr beginnen, den Mann in eine Trage zu legen, ihn zu fi xieren und ganz vorsichtig abzuseilen. Der Mann wurde in ein Krankenhaus gefahren und behandelt. An der gesamten Rettungsaktion waren insgesamt 18 Feuerwehrleute beteiligt. Die spektakuläre Rettungsaktion konnte am gleichen Tag in einem Video unter www.spiegel-online.de verfolgt werden. Rechtzeitige Gefährdungsbeurteilung Dieser Unfall zeigt, dass auf jeder Baustelle mit solchen oder ähnlichen Zwischenfällen zu rechnen ist, und dass sich die Verantwortlichen für die Sicherheit darauf entsprechend vorbereiten müssen, damit die Rettungskette im Ernstfall funktioniert. In diesem Fall ist alles gutgegangen und der Kranfahrer arbeitet schon wieder auf der Baustelle. Arbeitsmediziner weisen immer wieder darauf hin, dass an heißen Tagen ausreichend viel getrunken wird – Alkoholkonsum ist zu meiden. Bestens auf den Ernstfall vorbereitet: Routiniert seilt ein Mitarbeiter der Höhenrettung Berlin den bewusstlosen Kranführer ab. 18 I Arbeitsmedizin BG BAU aktuell 3_2010 Plötzlicher Herztod Wenn das Herz versagt, zählt jede Sekunde. Mit Geräten, die bei Bedarf Elektroschocks verabreichen, können auch medizinische Laien Leben retten. TEXT: Dr. Bernd Lindemeier FOTOS: Michael Bogumil, Medtronic GmbH Bevor die professionellen Helfer an Ort und Stelle eintreffen, vergeht oft Zeit. Die lässt sich im Falle eines Herzstillstandes mit einem Defibrillator überbrücken. BG BAU aktuell 3_2010 Arbeitsmedizin I 19 D er plötzliche Herztod ist die Todesursache Nummer eins in der westlichen Welt und trifft allein in Deutschland über 100.000 Menschen pro Jahr. Hauptursache dafür ist das sogenannte Herzkammerfl immern. Dabei zieht sich das Herz nicht mehr regelmäßig zusammen, sondern schlägt unkontrolliert rasend schnell bis zu 400mal in der Minute. Die Pumpleistung des Herzens reicht dann nicht mehr aus und es kommt zum Kreislaufstillstand. Innerhalb von 30 Sekunden treten Bewusstlosigkeit und Atemstillstand ein. Viele könnten noch leben In solchen Situationen zählt jede Sekunde, denn ohne die Aufrechterhaltung eines minimalen Kreislaufs treten schnell irreparable Schäden auf. Mit jeder Minute sinkt die Überlebenschance um zehn Prozent. Viele der vom plötzlichen Herztod Betroffenen könnten noch leben, wenn die richtigen Wiederbelebungsmaßnahmen unverzüglich durchgeführt worden wären, so lange, bis die professionellen Helfer wie Notarzt und Rettungsdienst eintreffen. Diese Zeit kann auch der Laie wirkungsvoll überbrücken. Doch meist sind die anwesenden Arbeitskollegen oder Passanten mit einer solchen Situation überfordert: „Was muss ich denn jetzt tun? Wie oft Herzdruckmassage? Wie oft beatmen? Das kann ich doch überhaupt nicht!“ In dieser Situation kann der Automatisierte Externe Defibrillator (AED) helfen. Das ist eine Art Elektroschockgerät für Laien, welches den Herzschlag durch einen elektrischen Stromimpuls von außen wieder normalisiert. Das Herz schlägt wieder regelmäßig. So funktioniert’s Der AED besteht aus einem kleinen Stromakku, der einen Stromimpuls über zwei auf den Oberkörper des Patienten geklebte Elektroden an den Patienten abgibt. Bei den für Laien geeigneten Defibrillatoren gibt eine Stimme aus dem Gerät die Handlungsanweisungen. Zunächst ist der Oberkörper der bewusstlosen Person frei zu machen. Nach dem Einschalten des Geräts fordert eine Stimme dazu auf, die selbstklebenden Elektroden unterhalb des rechten Schlüsselbeins und seitlich unterhalb der linken Brustwarze anzubringen. Dann analysiert das Gerät selbstständig den Herzrhythmus. Wenn ein Kammerflimmern erkannt wird, teilt der AED mit, dass ein Elektroschock nötig ist. Das Gerät lädt auf und es blinkt gut sichtbar eine rote Taste. Diesen Knopf muss der Laienhelfer nach Aufforderung durch die Stimme drücken, damit ein Elektroschock ausgelöst wird. Dabei darf der Patient nicht berührt werden. Ob weitere Schocks nötig sind oder die Herz-Lungen-Wiederbelebung begonnen oder fortgesetzt werden sollte, teilt das AED auch mit. Man kann also nichts falsch machen, außer man hilft überhaupt nicht. Viele Geräte leiten den Helfer auch mit klaren Befehlen zu den weiteren Maßnahmen der Herz-Lungen-Wiederbelebung: 30 x Herzdruckmassage und 2 x Beatmung im Wechsel. Die richtigen Maßnahmen zur Ersten Hilfe bei der Herz-Lungen-Wiederbelebung müssen bekannt sein und sicher angewendet werden können. Sonst hilft auch das beste Gerät nichts. Der Automatisierte Externe Defibrillator gibt den Helfern klare Anweisungen für die Wiederbelebung. 20 I Arbeitsmedizin BG BAU aktuell 3_2010 Wer im Freien arbeitet, sollte sich rechtzeitig und angemessen vor starker UV-Strahlung schützen. Die Schattenseite der Sonne Zu viel Sonne kann Hautkrebs verursachen. Besonders gefährdet sind Beschäftigte, die häufig im Freien arbeiten, beispielsweise auf dem Bau. TEXT: Dr. med. Jobst Konerding FOTOS: Picture Alliance, fotolia B esonders schädlich sind die ultravioletten (UV-)Strahlen der Sonne, die infolge des Ozonlochs immer intensiver werden. Übermäßige UV-Strahlung kann akute und auch chronische Lichtschäden verursachen. An erster Stelle steht der Sonnenbrand. Zu den chronischen Lichtschäden zählen vor allem die vorzeitige Hautalterung und ein erhöhtes Risiko für Hautkrebs. Auch die Augen können geschädigt werden. Die häufigsten Hautkrebserkrankungen durch UV-Strahlung sind maligne Melanome („schwarzer“ Hautkrebs) sowie Basaliome und Plattenepithelkarzinome („weißer“ Hautkrebs). Vorstufen von UV-Hautkrebserkrankungen sind sogenannte Lichtschwielen. BG BAU aktuell 3_2010 Arbeitsmedizin I 21 Empfindlichkeiten: Welcher Hauttyp sind Sie? Chronische UV-Schäden beim Menschen sind hauptsächlich abhängig von seinem Hauttyp, der bisherigen Lebensdosis der UV-Exposition sowie der Zahl und Intensität von Sonnenbränden in der Kindheit und Jugend. Die unterschiedliche Sonnenempfi ndlichkeit wird durch vier verschiedene Hauttypen mit unterschiedlichen Eigenschutzzeiten beschrieben. Die Eigenschutzzeit ist die Zeitdauer, für die man im Laufe eines Tages die ungebräunte Haut der Sonne maximal aussetzen kann, ohne dass die Haut rot wird. Je nach Hauttyp beträgt die Eigenschutzzeit zwischen drei Minuten für sehr helle Haut (Hauttyp I) und vierzig Minuten für die mediterrane bräunliche Haut (Hauttyp IV). Überdurchschnittlich gefährdet gegenüber UV-bedingtem Hautkrebs sind Menschen mit den Hauttypen eins und zwei. Sie haben helle Haut, blaue oder grüne Augen, helle, blonde oder rote Haare und Sommersprossen. Diese Menschen holen sich eher einen Sonnenbrand als die begehrte Bräune. Bauarbeiter besonders gefährdet Vor allem Beschäft igte, die wie Zimmerer, Dachdecker, Straßenbauer, Maurer und Bauhelfer viel im Freien arbeiten, sind in den Sommermonaten übermäßiger UVStrahlung ausgesetzt. Verschiedene Studien zeigen, dass die UV-Jahresexposition bei einem Bauarbeiter 4,7-fach höher ist als bei einem Beschäft igten, der sich nur in geschlossenen Räumen aufhält. Ein Landarbeiter hat die 2,6-fache, ein Müllwerker die 3,1-fache und ein Glasreiniger die 1,7-fache Dosis. SCHUTZ VOR UV-STRAHLEN • technische Vorrichtungen wie Sonnendächer, -segel und -schirme Früherkennung kann Leben retten Die Betriebsärzte des AMD der BG BAU bieten Vorsorgeuntersuchungen an, um krebsverdächtige Hautveränderungen rechtzeitig zu erkennen. Diese sollten Beschäft ige mit den Hauttypen eins und zwei, die viel im Freien arbeiten, unbedingt in Anspruch nehmen. Dazu gehört auch eine besonders intensive arbeitsmedizinische Beratung im Hinblick auf die besonderen Risiken der UV-Strahlung. Auch eine regelmäßige Selbstuntersuchung im Abstand von vier Wochen trägt zur Früherkennung bei. Dazu eignet sich ein Handspiegel. Vor allem Hautbezirke, die der Sonne besonders ausgesetzt sind, wie Gesicht, Kopf, Arme und eventuell der Oberkörper, sollten dabei kontrolliert werden. aufstellen • zwischen 11.00 und 15.00 Uhr im Schatten arbeiten • Pausen im Schatten verbringen • kein Arbeiten mit freiem Oberkörper • Arbeitskleidung aus schweißdurchlässigem, aber UV-undurchlässigem Gewebe tragen • Kopfbedeckung tragen (Schutzhelm, breitkrempiger Hut oder Schirmmüt- Zur Beurteilung von Hauterscheinungen bei der Selbstuntersuchung hat sich die sogenannte A-B-C-D-Regel bewährt: ze, möglichst mit Nackenschutz) • Lichtschutzmittel entsprechend UV-Index und Hauttyp verwenden. A = Asymmetrie: unregelmäßige, nicht symmetrische Form B = Begrenzung: unregelmäßige, unscharfe Ränder C = Color (Farbe): verschiedenfarbig, fleckig D = Dynamik: Veränderungen (Größe, Farbe und Dicke) Empfohlen: Lichtschutzfaktor 15 mehrmals täglich auftragen • bei Hitze im Verlauf des Tages mehrere Liter eines alkoholfreien Getränkes trinken Wer nach der A-B-C-D-Regel etwas Auff älliges entdeckt, sollte umgehend einen Arzt, am besten einen Hautarzt, aufsuchen. Dasselbe gilt, wenn ein Pigment mal brennt, juckt oder blutet. Rechtzeitig erkannt ist die Behandlung von Hautkrebs fast immer erfolgreich. Die Betriebsärzte vom AMD stehen Ihnen für die Beratung gern zur Verfügung. • Sonnenbrillen mit geprüfter UVSchutzwirkung tragen (CE-Zeichen „100 % UV bis 400 nm“) 22 I Im Blick BG BAU aktuell 3_2010 Klassik an der Elbe Mit der Elbphilharmonie im Hamburger Hafen entsteht ein Konzerthaus, das große Erwartungen weckt. TEXT: Rolf Schaper FOTOS: Michael Bogumil GRAFIK: Herzog & de Meuron Das Zusammenspiel von klassischen Ziegelsteinen und dem kühnen Schwung der Glasfassaden macht die einmalige Wirkung der Elbphilharmonie aus, wie die Simulation zeigt. BG BAU aktuell 3_2010 E inhundertzehn Meter hoch ragt der Rohbau der neuen Elbphilharmonie in den blauen Himmel über der neuen Hamburger HafenCity. Dort, mitten im Herzen des quirligen Hamburger Hafens, setzt der HochtiefKonzern den kühnen Entwurf der Schweizer Architekten Herzog & de Meuron in die Realität um. In diesem spektakulären Bauprojekt der Hansestadt entsteht aber nicht nur eines der besten Konzerthäuser der Welt, sondern auch ein Fünf-SterneHotel, Gastronomie und 45 Wohnungen der Luxusklasse, Hafenblick inklusive. Auf den Fundamenten des alten Kaispeichers Der heutige Standort an der exponierten Stelle im Hafen ist geschichtsträchtig. Ursprünglich stand nämlich genau an dieser Stelle der 1875 errichtete Kaiserspeicher, ein typischer repräsentativer Bau seiner Zeit. Dieses Gebäude, damals auf Eichenpfählen gegründet, wurde Ende des Zweiten Weltkrieges zerstört und 1960 durch den 37 Meter hohen Kaispeicher A ersetzt, einen reinen Zweckbau, schlicht und schmucklos. In dem Gebäude wurden Kakao und andere Importgüter gelagert. Doch mit dem Aufblühen des Containerverkehrs endete die Nutzungsdauer des Gebäudes schon nach wenigen Jahren. Der ursprüngliche Plan, den Kaispeicher mit dem Bau eines auf die Medienbranche ausgerichteten Bürogebäudes wieder zu beleben, wurde jedoch verworfen. Später entschloss man sich für den Umbau zu einer „Elbphilharmonie“. Im April 2007 entkernte Hochtief zunächst den alten Speicher, nur die alte Fassade blieb erhalten. Im Inneren entstanden Funktionsräume und ein Parkhaus. Etwa in 37 Meter Höhe beginnt der Neubau des Konzertsaales mit einer umlaufenden öffentlichen Plaza und den darüberliegenden Obergeschossen. In dem Gebäude befi ndet sich die mit 80 Metern längste Rolltreppe Europas. „Bei der Gründung 2007 haben wir auch die 1.111 alten Betonpfähle aus den 60er Jahren mit in die Statik einbezogen, haben zusätzlich aber noch 700 neue Ort- Im Blick I 23 betonpfähle gesetzt“, erläutert Peter Kaiser, Oberbauleiter von Hochtief. „Ich bin schon seit 30 Jahren im Geschäft , aber dieser Bau ist für mich die größte Herausforderung“, sagt der 53-Jährige. Warum das so ist, versteht man, wenn man die komplizierten Betonschalungen des Konzertsaales sieht. Hier gibt es keine geraden Wände, alles ist gewölbt. Mit den Ausbaugewerken sind zurzeit 450 Arbeiter auf der Baustelle beschäft igt. In der Ausbauphase werden es bis zu 1.000 Arbeiter sein. Hochtief setzt auf der Baustelle allein im Rohbau 15 Bauleiter und Poliere ein, die alle Arbeiten leiten und überwachen. Spektakuläre Glasfassade Die gläserne Fassade des Gebäudes verleiht dem Haus seine besondere Note. Die Entwicklung der Fassadenelemente ist ein Meisterwerk der Ingenieurskunst: Nie zuvor wurden Glasscheiben nacheinander bedruckt, beschichtet und bei 600 °C in eine gebogene Form gebracht – auf den Millimeter exakt. Mit einer Fläche von 21.500 m 2 setzt sich die Glasfassade aus 1.089 Elementen zusammen. Die Chrompunktebedruckung schützt vor Sonneneinstrahlung und macht zudem jede Scheibe zu einem Unikat. ➜ Die Glasfassade an der Elbphilharmonie wird ohne Gerüst montiert, mit einem sogenannten Mono-RailSystem. Damit wird das Absturzrisiko minimiert. 24 I Im Blick BG BAU aktuell 3_2010 550 Dekorvorlagen und eine computergestützte Berechnung machen es möglich. Die Sicherheit im Blick haben Oberbauleiter Peter Kaiser (rechts) und Sicher- Von oben hat man einen atemberaubenden Blick über den Hafen und die HafenCity. Wer sich für den Stand der Arbeiten auf dieser Baustelle interessiert, kann sich über eine Webcam unter www. elbphilharmonie.de vom Fortgang der Arbeiten überzeugen. Dort ist auch eine Animation über die einzelnen Bauphasen zu sehen. erinnert sich Ziech. Täglich finden hier Rohbaubesprechungen statt. Bei den regelmäßigen Sicherheitsbegehungen ist Aufsichtsperson Andreas Pfannenstiel von der BG BAU immer mit dabei. „Auf dieser Baustelle wird das Thema Sicherheit ganz groß geschrieben“, bestätigt Pfannenstiel. Trotzdem kam es im Juli zu einem schweren Unfall, als das Auflager eines Gerüstes brach und zwei Bauarbeiter abstürzten. Ein Beschäft igter erlitt dabei tödliche Verletzungen. heitsfachkraft Frank Ziech Rettungssanitäter vor Ort von Hochtief. Auf dieser Baustelle ist ein ausgebildeter Rettungssanitäter stationiert, der im Ernstfall vor Ort Erste-Hilfe-Maßnahmen einleiten kann. Im Wachcontainer, der auch Anlaufpunkt für Rettungsfahrzeuge ist, hängt ein Notfallplan. Rettungssanitäter Michael Wotzka hat auf der Baustelle einen Automatischen Externen Defibrillator (AED) (siehe auch den Artikel auf Seite 18), der im Falle eines Herzinfarktes oder bei Herzstillstand sofort eingesetzt werden und Leben retten kann. Konzertsaal der Superlative Sicherheitsmaßnahmen auf der Baustelle Frank Ziech ist für die Sicherheit auf der Baustelle verantwortlich. Als Sicherheitsfachkraft ist der 42-Jährige zurzeit ständig anwesend, damit keine Gefährdungen entstehen. Keine leichte Aufgabe, weil sich die Verhältnisse im Rohbau täglich ändern und die Gefährdungen in der Ausbauphase sogar noch größer werden. „Wir hatten hier im Hafenbereich im Rohbau manchmal große Probleme durch die Windböen. Material oder Beschäft igte wären fast von der Decke geweht. Wir haben dann einfach eine große Wetterschutzwand eingezogen und das Problem war gelöst“, Der große runde Konzertsaal ist das Herzstück der Elbphilharmonie und eine besondere bauliche Herausforderung: Mit 2.150 Plätzen und 12.500 Tonnen Eigengewicht befi ndet sich der Saal auf einer Höhe von 50 Metern und ist aus Schallschutzgründen vom restlichen Gebäude entkoppelt. Für die perfekte Akustik wurde aufgrund der Hochhausauflagen ein besonderes Material entwickelt: die weiße Haut. 10.000 Gipsfaserplatten, die basierend auf 3-D-Berechnungen individuell gefräst sind, reflektieren den Klang in jeden Winkel. Konflikt zwischen Bauherren und Baukonzern Das gesamte Projekt Elbphilharmonie steht zurzeit stark in der öffentlichen Kritik. Nachdem die Kosten 2008 aus dem Ruder liefen, wurde ein Nachtrag verhandelt. Damals sind – nach Angaben der Bauherren – die Kosten für die öffentliche Hand von den ursprünglich angesetzten BG BAU aktuell 3_2010 Im Blick I 25 Heute noch ein Rohbau: Der große runde Konzertsaal mit seinen etwa 2.150 Plätzen ist das Herzstück der Elbphilharmonie. 241 auf 323 Mio. Euro angehoben worden. Im Januar 2010 wurde bekannt, dass sich die Fertigstellung des großen Konzertsaales um ein Jahr verzögern wird. Außerdem hat der letzte Winter, der härteste seit 30 Jahren, die Bauarbeiten verzögert. Immer, wenn es zu Verzögerungen kommt und ums Geld geht, liegen die Nerven blank – und genau das ist die derzeitige Situation. Trotzdem wird dieser spektakuläre Neubau ein neues Wahrzeichen Hamburgs und viele Besucher der Hansestadt in seinen Bann ziehen. Weitere Infos: www.elbphilharmonie.de 26 I Kompetenzzentrum Fortbildung BG BAU aktuell 3_2010 Den Rücken entlasten Wie Sie als Arbeitgeber zu rückenschonendem Arbeiten Ihrer Mitarbeiter beitragen können. TEXT: Prof. Dr. Bernd Hartmann FOTO: Picture Alliance doch genug Power"? Kein Wunder, dass über die Hälfte der Beschäft igten im Baugewerbe irgendwann über Rückenschmerzen klagt. Ursachen dafür sind in erster Linie Zwangshaltungen bei der Arbeit sowie das Heben und Tragen schwerer Lasten. Aber auch Schwingungen, etwa beim Führen von Erdbaumaschinen, oder Stress können den Rücken belasten. Wie schwer darf’s höchstens sein? Rückenschmerzen entstehen auch durch Zwangshaltungen. M ehr als in anderen Branchen müssen Beschäft igte in der Bauwirtschaft schwere Lasten tragen – das gilt als normal: Die Vielfalt der Arbeitsaufgaben und der ständige Ortswechsel auf der und zwischen den Baustellen erschweren den Einsatz von technischen Hilfsmitteln. Und heißt es nicht oft genug: „Ein Mann vom Bau hat • Hebt man Lasten nur manchmal (seltener als ein Mal pro Stunde), sind 25 kg maximal zumutbar. • Müssen Lasten dauerhaft mehrfach je Stunde gehoben werden, reduziert sich die zumutbare Last: Zweihandsteine der Maurer sollten darum nicht mehr als 12 kg wiegen, wenn sie ohne Unterstützung durch einen Minikran verarbeitet werden. • Wenn dauernd Gewichte mit einer Hand gehoben werden, liegt die empfohlene Grenze der Zumutbarkeit bereits bei 5 kg. Zwar gibt es kein gesetzliches Verbot, schwerere als die oben angegebenen Lasten zu verarbeiten. Aber es ist vernünft ig, sich an diesen Richtwerten zu orientieren, um chronischen Rückenbeschwerden vorzubeugen. Rückenschmerzen kosten Millionen Rückenschmerzen und körperliche Leistungsdefi zite sind die wichtigsten Ursachen für den Verlust des Arbeitsplatzes und frühzeitige Berentungen. Sie führen umso mehr und länger zum Arbeitsaus- BG BAU aktuell 3_2010 fall, je älter die Mitarbeiter werden. Es schmerzen in der Regel nicht die Bandscheiben, sondern die zu hoch belastete Muskulatur des Rückens. Erwerbsfähigkeit erhalten Der demografische Wandel macht sich auch in der Bauwirtschaft bemerkbar. Wenn Sie schwere Arbeiten auszuführen haben, müssen Sie sich auch um die älteren Mitarbeiter kümmern, damit sie Ihnen noch lange zur Verfügung stehen. Denn der Nachwuchs ist auch in der Bauwirtschaft knapp. Die Sicherung der Erwerbstätigkeit hängt in keinem Gewerbe so sehr von den Muskel-Skelett-Belastungen ab wie in der Bauwirtschaft. Wenn Sie dagegen etwas unternehmen, dann helfen Sie sowohl Ihrem Unternehmen, das erfahrene Fachkräfte behält, als auch Ihren Beschäft igten. Schließlich sollen diese nicht in soziale Notlagen geraten und mit weniger Sorgen entspannt und schmerzfrei arbeiten können. Kompetenzzentrum Fortbildung I 27 Zwangshaltungen, Verkrampfungen bei Stress und die Vibrationen bei der Arbeit auf Fahrzeugen oder mit vibrierenden Werkzeugen. Da können leichte Arbeiten schnell sehr schwerfallen, weil der Rücken schmerzt. Doch dagegen können Unternehmer und Führungskräfte in der Bauwirtschaft einiges tun. • Prüfen Sie, ob durch Zeitdruck und Probleme der Koordination des Arbeitsablaufs Hektik und Stress entstehen. Gerade ältere Beschäft igte leiden darunter und reagieren zum Beispiel mit Rückenschmerzen. • Lassen Sie sich beraten, ob Arbeiten auf einem Baugerät oder mit einer handgeführten Maschine hohe Vibrationsbelastungen verursachen. Das können Sie tun • Gefährdungsbeurteilung • Sport Auf die Haltung kommt es an! Prüfen Sie, ob es bei Ihnen Ausgleichende Bewegung ohne Viele Rückenschmerzen entstehen nicht durch schwere Lasten, sondern durch dauernde Zwangshaltungen. Boden- und Dacharbeiten, Betonarbeiten und Malerarbeiten beispielsweise sind mit hohen Zeitanteilen von Arbeiten • im Bücken und Beugen oder • im Hocken und Knien verbunden. Dabei muss der Rücken wie an einem Kranausleger die vorgeneigten Lasten tragen – die eigene des Oberkörpers und die Last des Werkzeugs und Materials. schwere Lasten oder lang dau- Lasten ist auch für Bauarbeiter ernde Zwangshaltungen gibt. wichtig. Deshalb beachten Sie bitte: Je länger die Arbeit in vorgebeugter Haltung dauert, umso mehr braucht der Rücken eine Unterbrechung dieser Haltung. Sicher kennen Sie den Test: einen Gegenstand am ausgestreckten Arm so lange zu halten, bis er allein absinkt. Dieses Prinzip gilt auch für den Rücken! Stress und Vibrationen Wir haben nur einen Rücken, der alles abfangen soll: Schwere Lasten und • Lasten reduzieren • RehaBau Prüfen Sie, ob es in Ihrem Un- Einige Wochen des Rehabilita- ternehmen Möglichkeiten zur tionstrainings im Programm Reduzierung von Lasten gibt. „RehaBau", das die Rentenversicherung finanziert, geben Ihnen • Zwangshaltung vermeiden Prüfen Sie, wie Sie durch Umla- einen gestärkten und besser belastbaren Mitarbeiter zurück. gerung von Gegenständen sowie organisatorische und technische • Service der BG BAU Hilfen die Dauer der Zwangshal- Bei Fragen wenden Sie sich an tungen verkürzen können. das für Sie regional zuständige AMD-Zentrum der BG BAU. Ne- • Arbeitsmedizinische Vorsorge ben der persönlichen Beratung Wenn Sie Mitarbeiter haben, die unterstützt Sie die BG BAU auch unter Rückenschmerzen leiden, in Seminaren zu diesem Thema. geben Sie Ihnen die Möglichkeit, sich bei Ihrem Betriebsarzt im Weitere Infos für mehr Rahmen der bauspezifischen Ergonomie am Bau: Vorsorge arbeitsmedizinisch www.ergonomie-bau.de untersuchen zu lassen. 28 I Mensch und Betrieb BG BAU aktuell 3_2010 Eine Frage des Stils Wie Sie sich als Führungskraft bei Ihren Mitarbeitern Anerkennung und Respekt verschaffen, ohne autoritär zu sein. QUELLE: Die Sicherheitsfachkraft FOTOS: Mirko Bartels Auch in einem Kritikgespräch ist es wichtig, dem Mitarbeiter Wertschätzung entgegenzubringen, statt ihn vor den Kopf zu stoßen. W er als Führungskraft nicht ernst genommen und geschätzt wird, dessen Anweisungen werden von den Mitarbeitern nur widerwillig, unzureichend oder gar nicht befolgt. Darunter leidet natürlich auch der Arbeitsschutz. Ob ein Vorgesetzter von seinen Mitarbeitern respektiert wird, ist in erster Linie eine Frage des Führungsstils. Dreh- und Angelpunkt dabei ist die Mitarbeiterorientierung. Denn die Beschäftigten sind die Experten für ihren Arbeitsbereich. Niemand ist mit den Arbeitsabläufen und möglichen Schwierigkeiten im Betrieb besser vertraut als die Mitarbeiter selbst. Deshalb ist es wichtig, sie bei anstehenden Entscheidungen wie Arbeitsplanung oder Arbeitsschutzmaßnahmen mit einzubeziehen. BG BAU aktuell 3_2010 Klare Ziele setzen Konkrete, realistische Arbeitsziele, die gemeinsam mit dem Mitarbeiter vereinbart werden, sind ein wesentlicher Bestandteil des mitarbeiterorientierten Führungsstils. Sie müssen von den Mitarbeitern erreichbar sein und von ihnen akzeptiert werden. Unrealistische Zielsetzungen hingegen, die Mitarbeiter oft als Schikane oder „Sklaventreiberei" empfi nden, verärgern und demotivieren eher. Natürlich kann nicht jede Entscheidung mit allen diskutiert werden. Der Vorgesetzte sollte jedoch versuchen, die Sachzwänge, beispielsweise die termingerechte Fertigstellung eines Bauabschnitts, und die Einschätzung des Machbaren durch die Betroffenen in Einklang zu bringen. Das konkrete Ziel vor Augen setzt Energie und Kreativität frei und spornt die Mitarbeiter zur Leistung an statt zum „Dienst nach Vorschrift“. Aufgaben delegieren Der Vorgesetzte muss auch bereit sein, Aufgaben zu delegieren und damit Macht abzugeben. Denn Mitarbeiter, die sich nicht als bloße Befehlsempfänger fühlen, sind kreativer und leistungsbereiter. Damit die Delegation gelingt, sollten folgende Voraussetzungen gegeben sein: • die Aufgabenfelder sinnvoll voneinander abgrenzen und koordinieren • die Mitarbeiter ihren Qualifi kationen angemessen einsetzen • die mit den delegierten Aufgaben beauft ragten Mitarbeiter über Besonderheiten und Probleme der Aufgaben informieren • verschiedene Arbeitsweisen der Mitarbeiter zulassen; schließlich geht es um das Ziel, nicht um den Weg dorthin Rückmeldung geben Erfolgreiche Führungskräfte geben ihren Mitarbeitern in persönlichen Gesprächen eine ausreichende Rückmeldung über deren Arbeitsergebnisse. Sie bemerken und würdigen positives Verhalten und erbrachte Arbeitsleistungen. Das sollte möglichst konkret geschehen. Zum Beispiel: „Toll, wie Sie das Dach vor dem Regen noch dicht bekommen haben. Das hat mich sehr beeindruckt. Dadurch haben Sie uns eine Menge Ärger erspart.“ Der Vorgesetzte sollte jedoch nicht nur außergewöhnliche Anstrengungen loben, sondern auch Dauerleistungen beachten und würdigen. Positives Feedback schafft Verhaltenssicherheit, eröff net Lernchancen und fördert die Arbeitsmotivation. Mensch und Betrieb I 29 Wer mitarbeiterorientiert führt, hat beste Chancen, Unterstützung gewähren Der Vorgesetzte sollte seine Mitarbeiter bei Problemen am Arbeitsplatz nicht alleinlassen, sondern sie gezielt unterstützen. Das verschafft ihm eine fachliche Autorität, an der sich die Beschäftigten orientieren können. Neben der fachlichen Unterstützung ist es auch wichtig, dass die Führungskraft ein Ohr für die privaten Probleme der Mitarbeiter hat, beispielsweise bei Schwierigkeiten in der Familie. Ebenfalls wichtig ist soziale Unterstützung, etwa bei Konflikten mit Kollegen oder Kooperationspartnern auf der Baustelle. So fühlen sich die Mitarbeiter als Menschen und nicht nur als Produktionsfaktor und „Rädchen im Getriebe“ wahrgenommen. Konstruktiv kritisieren Ist der Vorgesetzte mit der Arbeit des Mitarbeiters nicht zufrieden, sollte er konsequent und sachlich Kritik üben. Dabei gibt es einige Regeln zu beachten, um den Mitarbeiter nicht zu verprellen. Auch und gerade in einem Kritikgespräch kommt es darauf an, dem Mitarbeiter Wertschätzung entgegenzubringen, statt ihn vor den Kopf zu stoßen. Deshalb ist es wichtig, in einem persönlichen Gespräch die Gründe für das unbefriedigende Arbeitsergebnis herauszufinden. Die Stellungnahme des Gesprächspartners, wie es zu dem jeweiligen Fehler gekommen ist, gibt dem Vorgesetzten notwendige Informationen und liefert geeignete Ansatzpunkte für seine Kritik. Diese darf nie beleidigend sein, sondern sollte immer sachlich und in ruhigem Ton vorgetragen werden. Wer mitarbeiterorientierte Führung so versteht und praktiziert, hat beste Chancen, als Führungskraft geschätzt und respektiert zu werden. Das erleichtert die Führungsaufgaben erheblich und trägt zu besseren Ergebnissen bei, auch im Hinblick auf den Arbeitsschutz. als Führungskraft geschätzt und respektiert zu werden. 30 I Reha und Leistung BG BAU aktuell 3_2010 Sport mit Handicap Unter dem Motto „Bewegung verbindet“ zeigt die BG-Kliniktour 2010, wie wichtig der Sport für die Rehabilitation ist. TEXT & FOTO: Valeria Sophie Kendler Discofox auf vier Rädern: Auch der Rollstuhltanz war auf dem Event als Sportart vertreten. D ass es auch beim Behindertensport richtig zur Sache geht, davon konnten sich die Besucher am 25. Juni auf dem Hamburger Rathausmarkt überzeugen. Zahlreiche Sportvorführungen vermittelten einen lebendigen Einblick in diesen Bereich. Vom Rollstuhltanz, -rugby, -basketball bis hin zum Blindenfußball waren sämtliche Sportarten vertreten. Hautnah erlebten die Zuschauer, wie anspruchsvoll und herausfordernd Sport mit Handicap ist. Auch die BG BAU war in Hamburg mit einem Stand zum Thema Rehabilitation vertreten. Zusätzlich fand ein riesiges Streetball-Turnier für Kinder und Jugendliche statt. Dabei stellten insgesamt 40 Teams von Hamburger Schulen und Basketball-Vereinen ihr sportliches Talent unter Beweis. Die Kliniktour zieht weiter Rainer Prestin übergab den Staffelstab in seiner Funktion als Vorstandsvorsitzender des Berufsgenossenschaftlichen Unfallkrankenhauses Hamburg an Sven Sender von der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik Tübingen, wo die BG-Kliniktour als Nächstes Station machen wird. „Es ist sehr wichtig, gemeinsame Erlebnisse von Menschen mit und ohne Behinderung zu fördern und dadurch Vorurteile abzubauen sowie die breite Öffentlichkeit für das Thema Behindertensport zu sensibilisieren“, sagte Prestin, der auch Vorstandsvorsitzender der BG BAU ist. „Für die Rehabilitation von Betroffenen ist Sport sehr wichtig, denn er stärkt den Rehabilitanden sowohl physisch als auch psychisch.“ Weitere Infos und Tourdaten unter: www.dguv.de BG BAU aktuell 3_2010 Lesermeinungen I 31 Was meinen Sie? Haben Sie Anmerkungen zu einem der veröffentlichten Beiträge? Dann schreiben Sie uns. Ihre Meinung ist gefragt. würden wir gerne das Thema Baustellensicherheit/Unfallverhütung mehr beleuchten. Wir können laut Aussage unserer Versicherungsagentur aber behaupten, dass bei uns freien Handwerker/-innen anscheinend deutlich weniger Unfälle passieren als bei den versicherten Meisterbetrieben. Trotzdem wollen wir auch dieses Thema weiterhin pflegen. Jonas Kuckuk, BUH – Berufsverband unabhängiger Handwerkerinnen und Handwerker e. V., Verden in diesen Gewerken tödliche Unfälle passieren, ist es meines Erachtens immer wieder wichtig, spezielle Themen, wie Unfälle von Beschäft igten durch Maschinen und Geräte, aufzugreifen und mit den einzelnen Unternehmen darüber zu sprechen und auf die Gefahren hinzuweisen. Ich finde diese Zum Artikel „Die im toten Winkel sieht man nicht“, BG BAU aktuell 2/2010, S. 14 Gelungene Aktion: Sehen und gesehen werden „Herzlichen Glückwunsch!“ Mit großem Interesse habe ich den Artikel „Die im toten Winkel sieht man nicht“ der letzten Ausgabe von BG BAU aktuell 2/2010 gelesen und von der Aktion „Sehen und gesehen werden“ erfahren. Als Vorstandsmitglied des Berufsverbandes unabhängiger Handwerkerinnen und Handwerker (BUH) gratuliere ich der BG BAU zum Geburtstag. Vom ersten Tag auf dem Bau war ich Anhänger von Unfallverhütung und Prävention. Leider werden wir Handwerker ohne Meisterbrief noch immer als „Schwarzarbeiter“ verfolgt. In unserer Zeitung „Freibrief“ Da wir die Arbeiten an den Straßen zum größten Teil an gewerbliche Unternehmen vergeben, haben wir mit einer Vielzahl von Unternehmen zu tun, die aus den Bereichen Tief-, Brücken- und Straßenbau sowie Garten- und Landschaftsbau kommen. Diese besagten Unternehmen sind u. a. bei der BG BAU versichert. Da auch Zum Artikel „Seit 125 Jahren gut versichert“, BG BAU aktuell 2/2010, S. 7 Aktion „Sehen und gesehen werden“ eine sehr gute Idee! Sehen Sie das bitte auch als positives Feedback für die Arbeit der BG BAU und hier speziell die des Unternehmermagazins „BG BAU aktuell“. Stefan Kohrs, Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr, Nienburg Die Redaktion behält sich vor, Beiträge zu kürzen. Zuschriften unter: Redaktion BG BAU aktuell, Stichwort „Lesermeinungen“, Hildesheimer Str. 309, 30519 Hannover, dagmar.sobull@bgbau.de 32 I Im Fokus BG BAU aktuell 3_2010 „Das Handwerk hat auch heute noch goldenen Boden“ Otto Kentzler, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), über die Bedeutung der Berufsgenossenschaften und die Chancen für das Handwerk. FOTOS: Mirko Bartels „Unsere Stärke ist eine gute Ausbildung in über 100 Berufen. Unsere Arbeitsplätze sind krisensicherer als in anderen Branchen.“ BG BAU aktuell 3_2010 Mit Otto Kentzler sprachen Bernd Kulow und Rolf Schaper von der BG BAU. Herr Kentzler, wie beurteilen Sie die derzeitige Lage des Handwerks in Deutschland? Die Auswirkungen der Finanzkrise haben natürlich auch viele Handwerksbetriebe gespürt. Vor allem die vom Export abhängigen Zulieferer und Dienstleister hat es erwischt. Und der Bau litt natürlich unter dem monatelangen Winter mit Schnee und Eis. Insgesamt hat das Handwerk aber zur Stabilisierung der Wirtschaft in Deutschland beigetragen. Wir haben 2009 die Mitarbeiterverluste auf 1,5 Prozent begrenzen können. Für 2010 erwarten wir eine stabile Beschäft igungssituation, trotz leicht sinkender Umsätze. Sie unterhalten als Verband mit Sitz in Berlin sehr enge Beziehungen zur Politik … … ja natürlich, das ist eine Hauptaufgabe. Wir sind die Interessenvertretung des Handwerks gegenüber der Politik. Unsere 53 Handwerkskammern sind im Deutschen Handwerkskammertag (DHKT) vertreten, der gemeinsam mit dem Unternehmerverband Deutsches Handwerk (UDH), in dem unsere Bundesfachverbände zusammengeschlossen sind, den ZDH bildet. Mit den anderen Spitzenverbänden der Wirtschaft arbeiten wir eng zusammen. Alleine oder im Zusammenwirken mit den anderen Spitzenverbänden haben wir häufige und enge Kontakte zur Politik. Können Sie ein Thema nennen, das Sie mit der Kanzlerin kürzlich besprochen haben? Zuletzt ging es um die Sicherstellung der Finanzierung des Mittelstandes 2010. Dieses Thema wird uns noch begleiten! In der vergangenen Legislaturperiode Im Fokus I 33 war die Unternehmensteuerreform ein Hauptthema. Frau Merkel hatte bei einem Treffen im Kanzleramt die Präsidenten der vier Spitzenverbände des Handwerks und der Industrie um einen gemeinsamen konkreten Vorschlag gebeten. Dabei konnten wir eigene Regelungen für Personengesellschaften durchsetzen. Die Bundeskanzlerin ist sehr konstruktiv und hat eine gute Gabe, verschiedene Meinungen zu bündeln. Haben Sie sich bei der Regierung auch für die Konjunkturprogramme eingesetzt? Selbstverständlich, und die Konjunkturpakete waren letztlich für das Handwerk wie maßgeschneidert. Denken Sie an die zusätzlichen öffentlichen Investitionen, den verdoppelten Steuerbonus auf Handwerkerleistungen für die Bauwirtschaft , die verbesserte steuerliche Abschreibung oder Regelungen zur Ist-Versteuerung. Die Berufsgenossenschaften werden in diesem Jahr 125 Jahre alt. Welche Bedeutung hat für Sie das Thema Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz und welchen Stellenwert hat für Sie die Gesetzliche Unfallversicherung? Für uns als Unternehmer ist die Gesetzliche Unfallversicherung sehr wichtig. Wenn ein Unfall passiert, sind die Betroffenen bestens versorgt und der Betrieb abgesichert gegen mögliche Haftungsansprüche. Diese könnten ansonsten seine Existenz bedrohen. Nicht einverstanden sind wir aber damit, dass die Arbeitgeber mit ihren Beiträgen zur Unfallversicherung auch das Risiko der Wegeunfälle absichern, auf die sie keinerlei Einfluss haben. Daher sollten die Wegeunfälle aus diesem Versicherungsschutz herausgenommen werden. Dann könnten auch die BG-Beiträge sinken. Der Einsatz für Arbeitsschutz und Gesundheitsvorsorge lohnt sich. Die Unfallzahlen sind seit Jahren rückläufig. ➜ „Wenn ein Betrieb etwas für Arbeitsschutz tut, sollte es sich für ihn finanziell lohnen.“ 34 I Im Fokus BG BAU aktuell 3_2010 Trotzdem ist in der Bauwirtschaft das Risiko eines Arbeitsunfalls doppelt so hoch wie in der gesamten gewerblichen Wirtschaft. Wo sehen Sie die Gründe dafür? Ein wichtiger Grund ist, dass unsere Arbeitsplätze meist nicht stationär sind, sondern sich täglich verändern. Obwohl Baubetriebe zum Teil spezialisiert sind, ist keine Baustelle wie die andere. Das Risiko für einen meldepfl ichtigen Unfall ist natürlich ungleich höher, wenn körperlich schwer auf Baustellen gearbeitet wird als am Schreibtisch im Büro. OTTO KENTZLER Werden die Gefährdungsbeurteilungen von den Handwerksbetrieben durchgeführt? Halten Sie dieses Instrument zur Risikominimierung überhaupt für geeignet? Otto Kentzler (Jahrgang 1941) ist seit 2005 Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) mit Sitz in Berlin und seit 1994 Präsident der Handwerkskammer Dortmund. Beim ZDH sind die 53 Handwerkskammern, 36 Zentralfachverbände des Handwerks sowie bedeutende wirtschaftliche und wissenschaftliche Einrichtungen des Handwerks in Deutschland zusammengeschlossen. Der ZDH vertritt seine Mitglieder in allen grundsätzlichen Fragen Die Gefährdungsbeurteilung ist eine Grundlage für sichere Arbeit. Im Rahmen des Unternehmermodells können sich die Betriebsinhaber in Sachen Arbeitsschutz schulen lassen. Sie können lernen, die verschiedensten Gefährdungen selbst zu ermitteln, zu beurteilen und entsprechende Schutzmaßnahmen festzulegen. Gerade den kleinen Betrieben des Handwerks nutzt das Unternehmermodell. Von daher unterstützen wir seine Verbreitung. des Handwerks und die Gesamtinteressen des Handwerks gegenüber Bundestag, Bundesregierung und anderen zentralen Behörden, der Europäischen Union und internationalen Organisationen. Otto Kentzler leitet als geschäftsführender Gesellschafter gemeinsam mit seinem Sohn Heiko einen seit 1872 bestehenden Familienbetrieb in Dortmund. Der studierte DiplomIngenieur für Maschinenbau besitzt die Gesellenbriefe als Gas-WasserInstallateur und Klempner. Kentzler ist verheiratet und hat zwei Kinder. Arbeitsunfälle verursachen erhebliche Kosten, die von den Unternehmern aufgebracht werden müssen. Wie könnten die Unfälle im Handwerk weiter reduziert werden? Im gesamten Handwerk konnten die Arbeitsunfälle massiv reduziert werden. Im Baubereich wurden sie fast halbiert. Die Anstrengungen zur Verbesserung der Arbeitssicherheit sind also erfolgreich. Die Unfallversicherer können mit regelmäßigen Beratungen und Schulungen und durch attraktive Anreizsysteme zu weiter sinkenden Unfallzahlen beitragen. Aus meiner Sicht ist es auch sehr wichtig, dass die Berufsgenossenschaft vor Ort präsent ist, uns regelmäßig in Sicherheitsfragen schult und zu unseren Innungsversammlungen kommt und dort die aktuellen Probleme erklärt. Aber die Betriebsinhaber sehen auch, dass trotz all der Anstrengungen und Erfolge im Arbeitsschutz die Beiträge eher steigen als sinken. Deshalb betone ich: Guter Arbeitsschutz muss sich für den Betrieb auch fi nanziell lohnen. Das Handwerk leidet ja bekanntlich unter den Auswirkungen der Schwarzarbeit. Mit welchen Maßnahmen kann die Schattenwirtschaft effektiv bekämpft werden? Intensivere Kontrollen können sicher illegale Beschäft igung im großen Stil verhindern. Das Grundübel aber sind viel zu hohe Steuern und Sozialbeiträge, die die Arbeitsstunde verteuern. Als beispielsweise die Mehrwertsteuer um drei Punkte angehoben wurde, stieg die Schwarzarbeit sofort sprunghaft an. Der Schwarzarbeitsexperte Prof. Friedrich Schneider von der Universität Linz hat uns vorgerechnet, dass die steuerliche Absetzbarkeit von Handwerkerleistungen für Privatleute die Schwarzarbeit deutlich eindämmt. Hat das Handwerk auch in Zukunft noch Chancen? Auf jeden Fall. Mit der qualifi zierten Ausbildung im Handwerk hat jeder die Chance, seinen ganz persönlichen „goldenen Boden“ für die Zukunft zu schaffen. Mit über 100 Ausbildungsberufen ist das Handwerk vielfältig, modern und spannend. Trotzdem konnten zuletzt nicht alle Ausbildungsplätze besetzt werden. Deshalb sind wir gerade dabei, mit einer großen Imagekampagne für das Handwerk zu werben – und natürlich um den anspruchsvollen Nachwuchs. Um einen Werbespruch der Kampagne aufzunehmen: „Unsere Profis kommen alle aus der eigenen Jugend!“ Das kann noch nicht mal der deutsche Fußballmeister von sich behaupten. www.zdh.de BG BAU aktuell 3_2010 Sicher unterwegs I 35 Straße nass, Fuß vom Gas Beim Aquaplaning „schwimmt“ das Auto unlenkbar auf einem dünnen Wasserfilm. TEXT: DVR FOTO: iStockphoto Schockmoment auf der Autobahn: S Aquaplaning. tarke Gewitterregen bringen plötzlich sehr große Wassermengen auf die Straße. Können die Reifen das Wasser nicht rasch genug verdrängen, bildet sich ein Wasserkeil zwischen Reifen und Fahrbahn. Das Fahrzeug verliert den Kontakt zur Straße und lässt sich weder lenken noch bremsen. Aquaplaning droht. Je schneller das Fahrzeug unterwegs ist, desto mehr Wasser müssen die Reifen verdrängen, um Halt zu finden. Deshalb empfehlen der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) und die Berufsgenossenschaften, bei Regen und Nässe die Geschwindigkeit an die Straßenverhältnisse anzupassen, entsprechend langsamer zu fahren und längere Fahrzeiten einzuplanen. Schon ab 80 km/h ist mit Aquaplaning zu rechnen, mit stark abgefahrenen Reifen schon erheblich früher. Aquaplaning tritt besonders häufig auf: • in Kurven, • in ausgefahrenen Spurrillen, • auf sehr breiten Straßen, auf denen das Wasser nicht schnell genug abfließen kann, • in Straßen neben Berg- und Felshängen, • in Unterführungen und • in „S-Kurven“, deren Querneigung wechselt. Wenn das Fahrzeug aufschwimmt, wird die Lenkung leichtgängig, ohne dass sie die Fahrtrichtung beeinflusst. Wasser spritzt laut hörbar an den Fahrzeugboden. Bei Autos mit Frontantrieb drehen die Reifen durch und der Motor wird deutlich lauter.Wer dies bemerkt, darf auf keinen Fall bremsen, sondern sollte die Kupplung treten (bei Automatikgetriebe Gas wegnehmen) und das Lenkrad mit beiden Händen in Fahrtrichtung halten. Die Räder dürfen nicht blockieren oder in der falschen Richtung stehen, wenn sie wieder Kontakt zur Straße bekommen, sonst stellt sich das Fahrzeug quer oder gerät ins Schleudern. 36 I Mitglieder und Beiträge BG BAU aktuell 3_2010 Auch im Ausland gut versichert Was ist bei der Entsendung zu beachten? Und wie sind die Mitarbeiter gegen Arbeitsunfälle versichert? TEXT: Yvonne Kohl FOTO: iStockphoto WICHTIGE DOKUMENTE Vordruck A1 (auch E 101DE) ist erforderlich, damit die deutschen Rechtsvorschriften auch bei einer Beschäftigung Ihrer Mitarbeiter im Ausland weiter gelten. Arbeitgeber können das Formular bei den Krankenkassen anfordern oder herunterladen unter www.dvka.de > Arbeiten im Ausland Merkblatt „Gesetzliche Unfallversicherung bei Entsendung ins Ausland“ G enerell steht ein Arbeitnehmer auch bei einer Entsendung ins Ausland unter dem Schutz der gesetzlichen Unfallversicherung in Deutschland. Vor dem ersten Mai 2010 unterlagen Arbeitnehmer dabei weiterhin den deutschen Rechtsvorschriften über soziale Sicherheit, wenn die voraussichtliche Dauer der Beschäftigung im Gebiet eines anderen Mitgliedstaates der EU 12 Monate nicht überschritt. Eine Verlängerung auf höchstens 24 Monate war möglich. www.dguv.de, Webcode: d1294 Nähere Infos erhalten Sie bei der Verbindungsstelle der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung unter www.dguv.de, Webcode: d1227 Seit Mai 2010 richtet sich die Beurteilung des anzuwendenden Rechts vorrangig nach einer neuen EG-Verordnung (Nr. 883/2004). Grundsätzlich gelten die deutschen Sozialversicherungsvorschriften weiter, wenn die voraussichtliche Dauer der Auslandstätigkeit 24 Monate nicht überschreitet. Wird ein Arbeitnehmer extra für die Entsendung eingestellt, muss er mindestens einen Monat vor seiner Anstellung den Rechtsvorschriften des Mitgliedsstaates unterliegen, in dem der Arbeitgeber seinen Wer Mitarbeiter Sitz hat. im Ausland beschäftigen will, nutzt den neuen Antrag A1. BG BAU aktuell 3_2010 Mitglieder und Beiträge I 37 Ausnahme- und Übergangsregelungen Wurde ein Arbeitnehmer bereits vor dem ersten Mai 2010 entsandt, gelten zunächst die alten Regelungen gemäß der früheren EWG-Verordnung (1408/71) weiter, längstens bis zum 30. April 2020. Voraussetzung ist hier, dass sich keine rechtserheblichen Änderungen in den Verhältnissen ergeben haben. Die neue Verordnung gilt nicht in Liechtenstein, Island, Norwegen und der Schweiz. Hier gilt weiterhin der Entsendezeitraum von zwölf Monaten und eine mögliche Verlängerung um ein weiteres Jahr. Entsendung in Drittstaaten Für die Entsendung in ein Land außerhalb Europas kommt es darauf an, ob Deutschland mit dem jeweiligen Land ein Sozialversicherungsabkommen getroffen hat. Ist dies der Fall, können auch in diesen Ländern die deutschen Rechtsvorschriften über soziale Sicherheit angewendet werden. Die jeweiligen Entsendezeiträume bewegen sich zwischen 12 und 36 Monaten mit anschließender Verlängerungsmöglichkeit. Existieren keine Versicherungsabkommen mit dem Land, in das ein Arbeitnehmer entsandt wird, greift in vielen Fällen die sogenannte Ausstrahlungsregelung. Da diese aber unabhängig von einer etwaigen Versicherungspflicht im Beschäft igungsstaat besteht, kann es passieren, dass es zu einer Doppelversicherung kommt. Der Arbeitgeber würde dann doppelt zu den Sozialversicherungsabgaben herangezogen, sowohl in Deutschland als auch im Beschäft igungsstaat. Ausnahmevereinbarungen sind jedoch möglich. Entscheidend dafür ist vor allem das individuell zu begründende Interesse des Arbeitnehmers an solch einer Regelung. Über die Genehmigung einer entsprechenden Ausnahme entscheiden sowohl der Entsendestaat als auch der Staat, in dem der Arbeitnehmer tätig werden soll. VORAUSSETZUNGEN FÜR EINE ENTSENDUNG • Der Sitz des Arbeitgebers muss in Deutschland sein. Dabei reicht es nicht, wenn sich die Geschäftstätigkeit des Unternehmens auf reine Verwaltungstätigkeiten beschränkt. • Die Dauer des Auslandsaufenthaltes ist begrenzt. • Ein Arbeitnehmer darf nicht entsandt werden, um einen anderen, dessen Zeit der Entsendung vorüber ist, zu ersetzen (Ausnah- Leistungen der Berufsgenossenschaft Die im Inland bewährten Verfahren zur Betreuung von verletzten und erkrankten Personen können bei einem Auslandsaufenthalt nicht gleichermaßen gewährleistet werden. Bei Sachleistungen richtet sich der Leistungsumfang und Zeitraum, für den Leistungen beansprucht werden können, nach den Rechtsvorschriften des Beschäft igungsstaates. Ist dort zum Beispiel eine Selbstbeteiligung an den Kosten für die Heilbehandlung vorgesehen, muss diese zunächst entrichtet werden. Sieht das deutsche Recht in einem vergleichbaren Fall keine Selbstbeteiligung vor, wird der deutsche Träger der Unfallversicherung, beispielsweise die BG BAU, die Kosten im Regelfall erstatten. men gelten bei einer unplanmäßigen, vorzeitigen Beendigung des Auslandsaufenthaltes des bereits entsandten Arbeitnehmers). • Die arbeitsrechtliche Bindung zwischen Arbeitgeber und der entsandten Person muss während der gesamten Entsendungsdauer fortbestehen. 38 I Infomedien BG BAU aktuell 3_2010 ALS FÜHRUNGSKRAFT ÜBERZEUGEN ERDBAUMASCHINEN SICHER FÜHREN Ein authentisches, sicheres Auft reten ist die Schlüsselqualifi kation jeder Führungspersönlichkeit. Was Sie sagen und wie Sie wirken, hat Gewicht – oft auch unbewusst. Dabei ist Authentizität nicht zu verwechseln mit Kompromisslosigkeit oder Arroganz. Vielmehr geht es darum, durch souveräne Ausstrahlung andere von den eigenen Zielen zu überzeugen. Der Coach Michael Moesslang zeigt in diesem Ratgeber für Führungskräfte auf, wie das geht, und hilft ganz praxisnah, den individuellen Wunsch nach Erfolg durch bessere persönliche Wirkung und selbstsichere Kompetenz umzusetzen. Erdbaumaschinen, die auf unterschiedlichem Gelände eingesetzt werden, können kippen, wegrutschen, Menschen verletzen oder Sachen beschädigen. Für den Unternehmer sind mit solchen Unfällen meist hohe Kosten verbunden, beispielsweise für Arbeitsausfall, Terminverschiebung oder Sachschäden. Grund genug, Mitarbeiter auf Erdbaumaschinen gründlich in ihre Aufgaben einzuweisen und über die Gefahren zu informieren. Die Broschüre vermittelt dem Fahrer Basisinformationen in leicht lesbarer Form. Nur im Buchhandel erhältlich: Michael Moesslang: Professionelle Resch Verlag GmbH, 64 Seiten, DIN A5, 12 Euro, Tel.: 089/854655-0, Authentizität – Warum ein Juwel glänzt und Kiesel grau sind; Fax: 089/854465-11, E-Mail: info@resch-verlag.com Nur im Buchhandel erhältlich: Der Erdbaumaschinenführer, Gabler Verlag 2010; 304 Seiten; 29,95 €; ISBN 978-3-8349-2022-5 DIE SOZIALE MARKTWIRTSCHAFT Im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise hat der Kapitalismus an Akzeptanz verloren. Eine fundamentale Systemdebatte brach los. Viele halten den Neoliberalismus für die Ursache allen Übels und fordern eine Rückbesinnung auf die Soziale Marktwirtschaft, das berühmte Nachkriegs-Erfolgsmodell. In ihrem Standardwerk „Die Soziale Marktwirtschaft“ erklärt Karen Ilse Horn alles, was man darüber wissen muss, um mitreden zu können. Dass man gleichzeitig etwas über deutsche Geschichte, Institutionen und wirtschaftliche Hintergründe erfährt, ist eine weitere Stärke des kurzweilig geschriebenen Buches. Nur im Buchhandel erhältlich: Die Soziale Marktwirtschaft – Alles, was Sie über den Neoliberalismus wissen sollten; Karen Ilse Horn; 24,90 Euro; ISBN 978-3-89981-220-6 # 3220 NAPO-FILME AUF DVD Napo ist die zentrale Figur einer Reihe computeranimierter Filme der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV). Auf einprägsame und humorvolle Weise schlägt er sich mit den alltäglichen Gefahren des Arbeitslebens herum. Folgende Filme sind beispielsweise im Angebot: • Napo auf der Baustelle • Napo im Reich der Gefahrensymbole • Napo in „Schluss mit Lärm!“ • Napo in „Saubere Sache“ (Reinigungsgewerbe) • Napo in „Schütze deine Haut“ Die Filme eignen sich besonders für jüngere Beschäftigte und Berufsanfänger sowie zum Einstieg in Schulungsmaßnahmen und Sicherheitsunterweisungen. Da die Filme ausschließlich mit Bildern, Symbolen, Geräuschen und Musik arbeiten, kommen sie ohne Worte aus. Sie sind also auch für Beschäftigte mit geringen Deutschkenntnissen geeignet. SCN Alle Napo-DVDs stehen im Internet zum Herunterladen bereit oder können über BESTELLUNGEN den Warenkorb der DGUV kostenlos bestellt werden unter: www.dguv.de Sämtliche Printmedien und CDs der BG BAU können Sie über den Zentralversand unter Angabe der Abrufnummer direkt bestellen. Unter www.bgbau-medien.de können Sie die Medien einsehen, bestellen oder herunterladen. BG BAU – Zentralversand, Landsberger Straße 309, 80687 München Hotline: 01803/987001, Fax: 0 89/88 97-9 19, E-Mail: Zentralversand@bgbau.de BG BAU aktuell 3_2010 Mit gutem Beispiel I 39 Fitnesstraining in der Firma Die Gesundheit seiner Mitarbeiter liegt Dachdeckermeister Frank Helmke am Herzen TEXT: Dagmar Sobull FOTO: Mirko Bartels M ittwochs und freitags ist Fitnesstag. Dann nutzt auch der Chef den Fitnessraum auf seinem Firmengelände in Bremerhaven. „Bevor die Jungs lange Anfahrtswege und Kosten haben, um ins Fitnessstudio zu gehen, können wir das doch gleich hier bei uns anbieten“, dachte sich Frank Helmke, als er sich vor zwanzig Jahren selbstständig machte. Das sei auf jeden Fall besser, als wenn die Mitarbeiter nach Feierabend in der Kneipe rumhängen. Bereits 1995, als Gesundheitsmanagement für kleinere Bauunternehmen vielfach noch ein Fremdwort war, richtete Helmke in der neu gebauten Halle auf dem Firmengelände einen Fitnessraum für seine Mitarbeiter ein. Ausgestattet mit Hantelbank, Laufband, Bizepsstreckern und verschiedenen anderen Geräten zum Muskeltraining, nutzen mehrere seiner heute insgesamt 10 Mitarbeiter das Angebot vor allem in der kalten Jahreszeit. Nebenan geht es zur Entspannung in die Sauna. „Das ist ja auch gut für die Abwehrkräfte“, sagt Helmke, der seine Mitarbeiter gesund erhalten möchte. Eine Ausnahme gebe es nur bei den zweimal jährlich stattfi ndenden Grillfesten. Und selbst dann sei niemand sturzbetrunken. Lediglich einen Raucher gebe es in der Firma, sagt Helmke, einen Auszubildenden, der seinem Laster ausschließlich draußen nachgehen darf. Aus den Firmenräumen sind die Glimmstängel verbannt. Fortbildung für Mitarbeiter Seit Anfang dieses Jahres ist die Dachdeckerei Helmke auch nach AMS BAU zertifi ziert. „Das macht innerbetrieblich viel aus“, sagt Helmke, beispielsweise im Hinblick auf die Schulungsaktivitäten. So seien im Rahmen des AMS Bau-Prozesses einige Mitarbeiter zu Ersthelfern ausgebildet worden, andere hätten sich in Sachen Ladungssicherung fortgebildet. Außerdem lädt Helmke gelegentlich Vertreter der Krankenkassen zu Vorträgen zu Themen wie Rückengesundheit und Hautschutz in die Firma ein. „Dann wissen auch die neuen Auszubildenden gleich Bescheid, worauf sie achten müssen“, sagt Helmke, der regelmäßig Nachwuchskräfte ausbildet. Alkohol ist tabu Das Thema Alkohol auf dem Bau sei früher ein großes Problem gewesen, erinnert sich Helmke an seine Lehrzeit: „Damals wurde auf dem Bau noch ordentlich gezecht.“ Heute herrscht in der Dachdeckerei Helmke absolutes Alkoholverbot. Der Chef gibt die Als Selbstständiger habe er sich auf die Fahnen geschrieben, einiges anders zu machen als bei anderen Unternehmen, resümiert der Dachdeckermeister. Das habe sich bis heute bewährt. Richtung vor: Dachdeckermeister Frank Helmke trainiert im firmeneigenen Fitnessstudio.