ausgabe/issue #3 - I JUST MADE THIS
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AUSGABE/ISSUE #3 TONER PIC: BARRY LEWIS aus 24 Stunden Ruhrgebiet - Das Fotoereigniss TXT: WESTFÄLISCHE RUNDSCHAU Donnerstag, 16.02.04, Nr. 40 4 TONER #3 5 PIC: FREDERIC VESTER Crashtest Mobilität - Die Zukunft des Verkehrs TXT: MARSHALL MCLUHAN / QUENTIN FIORE Das Medium ist Massage 6 TONER #3 7 PIC1: EDUARD AUGUSTIN, PHILIPP VON KREISENBERG, CHRISTIAN ZASCHKE Fussball unser PIC2: BODO HARENBERG (Hrsg.) Rihrgebiet - die Menschen und ihre Region 8 TONER #4 I’m a tank. 9 TXT: SUSANNE STRÖSE, OSKAR GRISSEMANN Das Bastelbuch für unsere Soldaten PIC 1: VEB LANDKARTENVERLAG BERLIN, DDR Mittlerer Thüringer Wald PIC 2-8: ASS ALTENBURGER Tanks PIC 9-11: HERDER Lexikon der Biologie PIC 12: DIE GROSSE BERTELMANN LEXIKOTHEK Band 1, Vierfüßer PIC 13: JOYCE POPE Das große Lexikon der Säugetiere PIC: 14: www.informatik2003.de/ grussworte/grussworte.htm Sägt euch von einer Vierkantleiste, 3 cm im Quadrat, 10 cm ab. Die oberen Kanten werden flach abgeschrägt, die unteren abgerundet. Von einem Besenstiel werden sechs 5 mm starke Scheiben abgesägt, durchbohrt und an den Klotz geschraubt. Oben wird ein abgerundetes Klötzchen aufgeleimt, in das ein oder zwei dünne Rundstäbe als Maschienengewehre eingeleimt sind. Aus Wellpappe schneidet man sich 5 mm breite Streifen und klebt sie um die Räder herum. Der Tank kann auch mit einem Tarnanstrich versehen werden. Bayern und Rheinländer Wer durch Deutschland fährt, dem wird auffallen, daß zwei große Städte dieses Landes sich in vielem ähnlich sind, obwohl sie weit voneinander entfernt liegen, nämlich München und Köln. Frauenkirche und Dom, Fasching und Karneval, Gaudi und Jeckerei; fast alles, was im Leben der einen Stadt eine Rolle spielt, findet in der anderen sein Gegenstück, die Abneigung ihrer Bewohner gegen jede Art von Überanstrengung nicht ausgenommen. Und diese Ähnlichkeiten beherrschen durchweg auch die Landschaften, deren Mittelpunkte München und Köln bilden: Bayern und das Rheinland, zugleich die Gebiete, die sich am stärksten vom übrigen Deutschland abheben. Es lag darum nahe, einmal festzustellen, was denn nun das Besondere im Wesen dieser beiden Landschaften sei, auf welche Art sich Bayern und Rheinländer von den übrigen Deutschen unterscheiden, worin sie aber auch untereinander verschieden sind. Denn über all den Ähnlichkeiten wird niemand die Gegensätze übersehen, die zwischen diesen Gebieten und ihren Bewohnern bestehen. 10 PIC: HARRO HIERONIMUS Der Wellensittich Ein Beitrag zur Wesenskunde zweier Stämme von Anton Schwind Auszüge Bayrisches Wesen und bayrisches Leben lassen sich nur dann verstehen, wenn man als ihre Wurzel eine rein körperliche Gegebenheit erkennt, die vom Leiblichen aus durch alle anderen Bereiche hindurchwirkt: die Kraft. Diese bayrische Kraft nun — und darin liegt das Entscheidende für die besondere Gestaltung des bayrischen Stammeslebens — drängt nach außen. Und nur so ist der unbändige Drang des Bayern zum Raufen, ist seine Freude am Fingerhakeln und die besondere Form seines Tanzes, vor allem der Schuhplattler, zu verstehen, bei dem sich dieser Kraftüberschuß im Aufklatschen der Handflächen und Aufschlagen der Genagelten höchst augen- und ohrenfällig ausdrückt. Aber auch die bayrische Musik gibt in ihrer Taktierung und Instrumentierung Zeugnis von dieser drängenden Kraft und nicht minder die bayrische Mundart, in der Betonung sowohl wie der Wortwahl; denn sie räumt dem Beißkorb den Vorrang ein vor dem Maulkorb, spricht vom Hackstock statt vom Holzblock und davon, daß das Wetter sich aufreißt oder gar aufreißerisch ist, statt daß es, wie man im Hochdeutschen sagt, sich aufhellt. Noch stärker aber tritt diese Kraft zutage in der Formenbildung und Wortschöpfung, worin überall etwas Zugreifendes, Anpackendes, Prägendes zu spüren ist. Aus all diesen Wortprägungen und -bildungen spricht die gleiche drängende Kraft, die überall im bayrischen Leben am Werk ist, und sie ist es ja auch, die in das Wesen dieses Stammes neben den Hang zur Geruhsamkeit und die Abneigung gegen alle Störungen des Friedens, die Kampffreude hineinbringt. Deren Hauptausdruck aber ist das Raufen, das im bayrischen Humor von jeher eine bevorzugte Rolle gespielt hat. Es ist das Thema unzähliger Geschichten, Gedichte, Witze und lustigen Zeichnungen und wird in der Häufigkeit des Vorkommens nur noch vom Bier überboten. In neuerer Zeit beobachtet man mehr und mehr, wie das Raufen in Bayern an Bedeutung verliert. Der Grund dafür liegt aber nicht etwa darin, daß der Kraftdrang der Bayern nachgelassen hätte: er hat sich nur in der Zwischenzeit einem anderen Betätigungsfeld zugewandt: dem Sport, und bezeichnenderweise ganz bestimmten Sportarten: Skifahren, Fußball und Motorradrennen, solchen also, „wo es zu kämpfen gilt, wo es wild auf und schnell dahin geht, wo die Härte den Ausschlag gibt und jeder weiß, daß etwas Richtiges dabei herausschaut.“ Als glückliche Ergänzung zu seinem Kraftdrang hat die Natur dem Bayern eine auffallende Robustheit mitgegeben, die ihn gegen schmerzhafte Einwirkungen von außen — besonders durch Maßkrüge und Stuhlbeine — weitgehend unempfindlich macht. Geruhsamkeit: Dieses Wort könnte man über ganz Bayern schreiben; denn gegen nichts hat der Bayer — von den Preußen abgesehen — eine so starke Abneigung wie gegen Hast und Überstürzung, und die Preußen sind ihm ja nicht zuletzt deshalb so zuwider, weil sie das Sich-Zeit-Lassen nicht kennen. So ist es nur zu verständlich, daß in diesem Land die Uhr keine große Rolle spielt, und wirklich tritt im Bild der bayrischen Städte die Straßenuhr auffallend zurück. Daran hat bei München nicht einmal die Entwicklung zur Millionenstadt etwas ändern können. Der, dem es auf die Minute ankommt, ist in Bayern von vomherein verdächtig. Diese Beschaulichkeit, die übrigens auch durch psychotechnische Messungen in Zahlen festgehalten worden ist und die zweifellos im Leiblichen wurzelt, gipfelt in der besonderen Einstellung des Bayern zum Leben. „Da kannst nix macha !“ ist nur allzu oft seine Antwort auf die großen und keinen Widrigkeiten des Daseins. Sie berechtigt uns, vom bayrischen Fatalismus zu sprechen, einem Zug, ohne den sich so vieles im Wesen und Leben dieses Stammes, vor allem auch in seiner Geschichte, nicht verstehen läßt. In enger Beziehung zu seiner Geruhsamkeit stellt die geringe Beweglichkeit des Bayern, seine Neigung zur Beharrung und zum Verharren, seine Abneigung gegen jede Änderung des Gewohnten. „Die völkischen und staatlichen Grenzen des altbairischen Stammes sind durch zwölfhundert Jahre im wesentlichen die gleichen geblieben. In dieser Tatsache liegt der Keim zu jeglicher Aussage über bayrisches Wesen, gleichviel in welchem Bereiche.“ So grundlegend erscheint dem großen Stammeskundler Nadler dieser Zug der Veränderungsunlust, daß er seinen Abschnitt über die Bayern mit den obigen Worten einleitet, und Feldhütter meint, das Beharrungsvermögen der Altbayern werde auch von Friesen und Niedersachsen nicht überboten. Die bayrische Geschichte und Kulturgeschichte geben ihm an vielen Stellen recht: Bauernhöfe, auf denen schon seit vier Jahrhunderten dieselbe Familie sitzt, sind in Altbayern nichts Ungewöhnliches, ja, es ist nach allem, was wir in dieser Hinsicht beobachten können, durchaus denkbar — auch wenn dies die Aufzeichnungen nicht mehr nachweisen — , daß dieser Zeitraum in manchen Fällen ein ganzes Jahrtausend oder noch mehr umfaßt. Nirgends aber auf deutschem Boden hat sich so viel Vorchristlich—Heidnisches im Brauchtum erhalten wie im bayrischen Raum, wo selbst in der Gegenwart noch Truden und Perchten lebendig sind. In einem bayrischen Haus hat jeder Bewohner seinen Löffel und seine Tasse und auf dem Land, teilweise sogar in der Stadt, gehört zu jedem Wochentag eine bestimmte Speise. Ein Stamm, der so ungern vom einmal Gewohnten, vom Altüberkommenen abweicht, muß allen Veränderungen 11 und Neuerungen Mißtrauen entgegenbringen. In sehr starker Ausprägung aber zeigt sich die Veränderungsfeindlichkeit des Bayern in seiner Reiseunlust und setzt ihn darin in Gegensatz zu fast allen anderen deutschen Stämmen. Der bayrische Stamm steht unter allen anderen deutschen in Bezug auf künstlerische Begabung und Gesinnung mit Abstand an der Spitze. Jeder holzgeschnitzte Löffelstiel, jedes gemalte Wirtshausschild, jedes Schnadahüpfl lassen etwas von diesem Drang nach künstlerischer Formgebung und auch wirklicher künstlerischer Gestaltungskraft erkennen, Züge die anscheinend jedem Bayern angeboren sind. Eine Aussage im Reime statt in gewöhnliche Worte zu fassen, stellt aber schon an sich einen künstlerischen Vorgang dar. Erstaunlich ist nur, in welchem Maß diese Begabung und der Drang zu ihrer Betätigung im ganzen Volk lebendig ist. Wenn man die Menschen nach dem Vorherrschen von Gefühl oder Verstand in zwei Gruppen einteilt, so gehört der Bayer zweifellos zu der ersteren. Seine Gefühle, ob Freude, Dankbarkeit, Mitleid oder Zorn, sind leicht zu erregen, können heftig auflodern und mitunter jäh in ihr Gegenteil umschlagen. Dazu werden sie, wenigstens beim Oberbayern, im allgemeinen weit weniger verhüllt und viel ungescheuter geäußert, als dies z.B. beim Norddeutschen der Fall ist. Das gibt dem Ton der bayrischen Mundart, bei der ja schon die hervorgehobene Rolle der Vokale als Zeichen für eine starke Gefühlshaftigkeit anzusehen ist, das Herzliche und Warme. Sie ist von allen deutschen Mundarten diejenige, die am unmittelbarsten aus dem Herzen kommt. Unter den Gefühlen nun kommt beim Bayern dem Mitgefühl, d.h. eigentlich dem Mitleid — denn von der Mitfreude läßt sich das sehr viel weniger sagen — eine besondere Bedeutung zu. Man spricht vom „Goldenen Münchner Herzen“, aber was damit gemeint ist, gilt ebensogut für ganz Bayern. Das bayrische Mitgefühl, in dem letztlich auch die Wurzel des großen Taktgefühl zu suchen ist, über das in diesem Land selbst der Ungehobeltste verfügt, setzt sich unmittelbar in Hilfsbereitschaft um. Die Bayern gehören zweifellos von allen deutschen Stammen zu den erregbarsten. Das zeigt sich nicht nur auf Schritt und Tritt in dem an dramatischen Szenen so reichen bayrischen Alltag, sondern auch in der bayrischen Mundart mit ihrer vom übrigen Deutschen in vielen Fällen abweichenden Betonung und Wortstellung. („Da geh her !“ — „Dös wannst net glaabst!“ — „A so a Krampf, a elendiger !“), am stärksten aber in ihrem ungeheuren Reichtum an Fluch— -und Schimpfwörtern, in der sie von keiner anderen, nicht einmal der schwäbischen, erreicht wird. 12 TONER #3 Dreckata Pfundhammi, damischa Uhu, vareckter Schinderhundsmistkrippi, abscheilige Mistamsel, wampate Loas, sind nur einige aus einer so großen Zahl von Benennungen, daß es wahrscheinlich niemals möglich sein wird, sie alle zu erfassen. Dies allein schon darum nicht, weil die unerschöpfliche Phantasie des Bayern und seine ungebrochene Sprachkraft immer wieder neue Ausdrücke gebiert, die der jeweiligen Eigenart des Empfängers angemessen sind, wie die „rinnaugade Hausmoasterdreckdrossel“. Daß der auf solche Weise Angesprochene kein Gesicht, sondern bestenfalls ein „saudumms Gfries“, keinen Kopf, sondern einen „gschwoina Kohlrabi“ hat, kann unter diesen Umständen nicht weiter verwundern. Im Grad dieser Erregbarkeit und zugleich auch in ihrer Äußerungsweise besteht jedoch ein deutlich wahrnehmbarer Unterschied zwischen Ober— und Niederbayern. Der Oberbayer ist der bei weitem Reizbarere, dessen Zorn sich unmittelbar in die Tat umsetzt, mit der er auch wieder verfliegt. Der Niederbayer aber wirkt nicht nur um vieles gelassener, er versteht auch, wenn er etwa beleidigt worden ist, seine Erregung hintanzuhalten, um sich dann bei günstiger Gelegenheit zu rächen. Bei tätlichen Auseinandersetzungen bevorzugt er das Messer, während der Oberbayer mit dem Stock, dem Maßkrug oder einfach seiner „Pratzn“ zuschlägt. In diesen ungleichartigen Verhältnissen liegt wohl der Hauptunterschied zwischen Ober— und Niederbayern, der zugleich davor warnen soll, der allgemeinen nichtbayrischen Gepflogenheit entsprechend, oberbayrisch immer mit bayrisch gleichzusetzen. Der Oberbayer betont zwar den Unterschied zwischen den beiden Landesteilen sehr stark, aber er tut es nur im abwertenden Sinn, indem er mit einer gewissen Geringschätzung auf den in vielem urtümlicheren Niederbayern herabsicht. Die Bayern sind ohne Zweifel der bilderfreudigste Stamm deutscher Zunge. Bemalte Hausmauern und Möbel, bildliche Wiedergaben von Unglücksfällen auf Marterln und Votivtafeln, ja selbst mit Blumenkränzen bemalte Totenschädel liefern den sichtbaren Nachweis dafür, weiche Freude dieser Stamm an der bildlichen Darstellung hat und wie sehr es ihn dazu drängt, alles ins Anschauliche zu übersetzen. So ist es auf dem Land bei der Weihe der Ostereier ein vielgeübter Brauch, vorher an einer Stelle die Schale aufzuschlagen, „damit der Segen auch hineinkann”. Diese Eigenschaft kann Formen annehmen, die Außenstehende geradezu grotesk anmuten. Bei den Oberammergauer Passionsspielen sah man in früheren Jahrhunderten im Anschluß an den Tod des Judas, wie als Teufel verkleidete Buben dem Erhängten die Därme, die aus schmalzgebackenen Strauben bestanden, aus dem Leib zerrten und sie dann auffraßen. Das Bild gilt dem Bayern alles, das Wort und der blasse Gedanke nichts. An Mathematikern und Philosophen ist diese Landschaft daher immer arm gewesen, an Organisationstalenten noch ärmer; denn das anschauliche Denken schließt das begriffliche aus. Darum darf man es dem Bayern auch nicht allzusehr ankreiden, wenn es bei ihm in organisatorischen Dingen nirgends recht klappt, wenn es in dieser Hinsicht, besonders in seiner Hauptstadt, an allen Ecken und Enden fehlt; die, z. T. allerdings auch durch das chronische Münchner Defizit bedingten, katastrophalen Zustände bei der Trambahn sind dafür ja ebenso nur ein Einzelbeispiel wie die mangelnde Koordinierung der Straßenaufreißungen, über die man in München schon vor dem ersten Weltkrieg sang. Allerdings spielt dabei auch das bayrische Selbstbewußtsein vieler Verantwortlicher mit, die sich nicht in ihren Bereich hineinreden lassen wollen und denen deshalb auch so leicht niemand hineinredet, daneben aber auch die bayrische Beschaulichkeit. Wer seine Kraft kennt, wird auch immer über ein starkes Selbstbewußtsein, in der Sprache der Seelenkunde, ein betontes Eigenmachtgefühl, verfügen. Auch hier wirkt also die Kraft als ursprünglich rein körperliche Gegebenheit ins Seelische hinein und bildet die Ursache für das nur schwer zu erschütternde Selbstvertrauen des Bayern. Damit allein aber ist das bayrische Selbstbewußtsein noch nicht bestimmt. Was an seiner besonderen Prägung nicht weniger beteiligt ist, ist ein ganz ausgesprochenes Eigenwertgefühl das schon den Verfasser des ironischen „Katechismus der Münchner Welt“ dazu veranlaßt hat, die Frage „Worauf beruht der Glaube eines Jeden?“ mit dem Satz: „Auf der hohen Meinung, die Jeder von sich selbst hat” zu beantworten. Im bayrischen Selbstbewußtsein aber ist noch mehr wirksam als nur das Eigenmacht — und das Eigenwertgefühl. Es wird ohne Zweifel auch noch von einem Zug bestimmt, den wir als Geltungsdrang bezeichnen; denn der Bayer legt sehr großen Wert darauf, daß ihm die Achtung, die ihm auf Grund seiner Person und seines Standes zukommt, von seiner Umwelt auch ungeschmälert erwiesen wird versteht sich die Bezeichnung „Ehrengeachteter Jüngling“, mit der beispielsweise der Hochzeitslader vom Hochzeiter spricht, und so erklärt sich auch das ausgeprägte Standesbewußtsein, wie es sich besonders in der bayrischen Titelsucht und der Betonung der Berufsbezeichnung (bei Ehefrauen der des Gatten) namentlich in den Todesanzeigen äußert. Da stößt man z. B. auf Angaben wie „Riesenradbesitzersgattin“‘ oder — übrigens für eine Dame von siebzig Jahren — „Generalleutnantswaise“, und Huret, der als Franzose diese „manie des titres“, wie er sie nennt, besonders lustig findet, erwähnt in seinem Buch über Bayern zur Erheiterung seiner Leser eine „Staatsschuldentilgungsbureauausgeherswitwe“‘. Die Vorstellung vom bayrischen Gleichheitsgefühl, wie es manchem Fremden aus dem Fortfall aller gesellschaftlichen Unterschiede an den Biertischen des Hofbräuhauses zu sprechen scheint, und auch die Deutung einzelner der oben angeführten Beispiele („Wer ko, der ko !“ usw.) in ähnlichem Sinn ist eine Täuschung; denn diese Beispiele zeigen nur, wie sehr der Bayer vom Wert seiner Person überzeugt ist und wie sehr er darüber wacht, daß die Achtung vor dieser Person von jedem — auch vom König — gewahrt wird. Am Bewußtsein der bestehenden Rangunterschiede ändert dies nichts; denn gerade in Bayern herrscht ein krasser Kastengeist, der sich allerdings von dem nord— und ostdeutschen dadurch unterscheidet, daß er im Verkehr von Mensch zu Mensch nicht im selben Maß hervorgehoben wird. Jedoch wird vom Einzelnen erwartet, daß er sich des ihm zukommenden Platzes auf der Standesstufenleiter immer bewußt ist, jenes Platzes, der ihm nach dem ungeschriebenen Gesetz des bayrischen Lebens in der Kirchenbank ebenso zugewiesen ist wie am Tisch des Gasthauses oder auf dem Friedhof, wo die Reihenfolge überall von der Standesordnung bestimmt wird. Diese Standesordnung steht in enger Beziehung zum bayrischen Ordnungssinn überhaupt. „Der Ober sticht den Unter“, gegen die „Regelung“, die mit diesem Wort aus der Kartenspielsprache gekennzeichnet ist, wird sich ein Bayer nicht so leicht auflehnen. Wer aber Ober und wer Unter ist, bestimmt in diesem Land vor allem der Besitz und die Macht. Natürlich ist diese Haltung von der norddeutschen Arroganz immer noch ein gutes Stück entfernt, aber sie schult sich an ihr, und in den vorwiegend „preußisch“ bewohnten Münchner Stadtvierteln haben die einheimischen Ladeninhaber und Verkäufer in dieser Hinsicht schon manches dazugelernt. Die Anmaßung der genannten Gruppen entspringt aber nicht der bayrischen Standesordnung, sondern einem anderen Gesetz des bayrischen Lebens, dem nämlich, daß derjenige, der etwas von einem anderen haben will, diesem gegenüber immer der „Unter“ ist, auch wenn er das Gewünschte hundertmal mit gutem Geld bezahlt. Der Bayer hat eine Abneigung gegen das Zusammenleben auf engen Raum. Er möchte für sich sein, möchte Platz um sich haben, und so bildet der Einzelhof in Bayern die ursprüngliche Siedlungsform, ähnlich wie im geselligen deutschen Westen und in Franken Bayern und Rheinländer 13 PIC2: TITANIC Die besten Satiren aus 7 Jahren PIC1: STERN Nr. 38, 9.9.2004 die Stadt und das Haufendorf. Auch die Figur des Einsiedlers, des „Oasiegls“, spielt im bayrischen Raum eine viel größere Rolle als in anderen deutschen Landschaften. Wo aber, wie in den größeren Orten, der Bayer zu engem Zusammenwohnen mit anderen gezwungen ist, da gilt die Türschwelle vor jeder Wohnung als streng geachtete Grenze. Wenn es nach dem ironischen „Katechismus der Münchner Welt“ für einen Münchner zu den „himmelschreienden Sünden“ zählt, einem Fremden den Zutritt in sein Haus zu gestatten, so spricht daraus dasselbe Für—sich——sein—Wollen wie aus den fehlenden Namen neben den Klingelknöpfen am Hauseingang und der großen Vorliebe für dort angebrachte neuzeitliche Sprechanlagen in dieser sonst durchaus nicht so fortschrittsbeflissenen Stadt. Der bayrische Unabhängigkeitsdrang hat sich nicht nur in der Geschichte immer und immer wieder geltend gemacht, er bildet auch im bayrischen Leben einen der bestimmendsten Züge. Um jeden Bayern steckt ein unsichtbarer Zaun, den niemand, der die ungeschriebenen Gesetze dieses Landes kennt, mißachtet. Wehe dem aber, der dagegen stößt oder gar darüber hinwegsetzt: er be-kommt mit aller Wucht das zu spüren, was man als bajuwarische Grobheit bezeichnet. Auf die mindestens ebenso ausgeprägte bayrische Höflichkeit aber wird er immer rechnen dürfen, wenn er, schon in seinen Bitten und Anreden, zeigt, daß er sich dieser Grenze um die Person des anderen stets bewußt ist. Denn diese Menschenanhäufung in den auffallend großen Münchner Mietshäusern geht ja lediglich auf die wirtschaftlichen Erwägungen der Bauherrn, keineswegs auf den Wunsch der Mieter selbst, zurück. Die ursprüngliche Münchner Wohnweise ist die, in einem zwar kleinen und niedrigen, dafür aber, wenn irgend möglich, nur von den „eigenen Leuten“ bewohnten Haus, wie es heute noch an bestimmten Stellen der Stadt zu sehen ist. Gerade wegen dieser unfreiwilligen Zusammendrängung hat der Münchner das urbayrische Für-sich-sein-Wollen bis zum Extrem gesteigert, ist für ihn der Begriff „geselliges Leben“ innerhalb seiner Wohnung geradezu ein Fremdwort. Weil er weiß, daß ein Gast für den Gastgeber eine Beeinträchtigung seiner Ungezwungenheit, eine Störung seiner angestammten Gewohnheiten bedeutet, wird er ohne Not niemandem auf diese Weise „lästig fallen“ wollen, erwartet er umgekehrt aber auch, daß der andere seine Einstellung teilt. Eigenartig nimmt sich neben der Bilderfreude und Phantasie, neben der künstlerischen Begabung und der großen Erregbarkeit die Nüchternheit des Bayern aus; aber sie ist da und macht sich mit Vorliebe dort bemerkbar, wo jemand in seiner Begeisterung den Boden der gesunden Wirklichkeit unter den Füßen zu verlieren droht; denn kaum etwas ist dem Bayern mehr zuwider als Überspanntheit. Weder die Romantik noch der Expressionismus haben in der bayrischen Literatur eine Heimstätte gefunden. Eng verwandt mit der Liebe zum Bildhaften ist die Phantasie des Bayern; denn sie macht bei aller Kühnheit doch nie den Sprung ins Gegenstandslose und Phantastische, sondern bleibt immer anschauungsgebunden und bildverhaftet. Dabei ist sie gleichzeitig viel größer und lebhafter, als man es bei der geringen sonstigen Beweglichkeit dieses Stammes erwarten würde, und weist dem Bayern zusammen mit dem Rheinländer und zum Teil auch dem Berliner in dieser Hinsicht unbestritten den ersten Platz unter allen Deutschen zu. Höchste Triumphe aber feiert die bayrische Phantasie, wenn sie in den Dienst einer Redeform gestellt wird, die in Bayern zur höchsten Vollendung gebracht wurde und deren Handhabung dort sehr oft geradezu als künstlerisch bezeichnet werden muß: der Ausrede. Das Leben des Rheinländers geht trotz aller Feierfreude und allein bunten Festgewoge einen ruhigen Gang. Rasche Bewegungen sind in dieser Landschaft verpönt und wirken lächerlich. Es eilig zu haben, wird beinahe als verdächtig empfunden. Das gilt für das Rheinland in einem sehr weiten Sinn, von Emmerich bis zu den Kämmen des Hunsrücks; nur das Bergische Land macht darin eine ganz entschiedene Ausnahme. Nicht umsonst hat man seinen rasch erregten Bewohnern nach ihrem Lieblingsfluch den Namen „Donnerkiele“ gegeben. Zweifellos spielen bei diesen Unterschieden klimatische Verhältnisse eine große Rolle. Je weiter man rheinabwärts kommt, um so schwerer wird die Luft und um so trä- Bayern und Rheinländer 15 16 TONER #3 all diesen Späßen begegnen, jenes Geistes, der seine stärkste Ausprägung in der Freude am Schabernack findet, die das ganze Rheinland beseelt. Geboren aus der Lust am Lachen, aus Schadenfreude, List und Phantasie, lebt der rheinische Schabernack in erster Linie aus der Geselligkeit; denn abgesehen davon, daß das Ersinnen und Ausführen eines solchen Streichs an sich schon eine mitmenschliche Bezugnahme darstellt, gewinnt ja der Schabernack seinen eigentlichen Reiz erst dadurch, daß über den Hereingefallenen nachher eine ganze Runde, vielleicht sogar die ganze Stadt, in ein schallendes Gelächter ausbricht. So weist auch diese Erscheinung letztlich auf eine der Grundeigentümlichkeiten des rheinischen Wesens, die Gemeinschaftsbezogenheit, zurück, deren Wirken auf allen Gebieten des rheinischen Lebens offenbar wird. Der Rheinländer ist, ganz wie der Romane, von Natur aus gesellig und drängt daher wie dieser zum Siedeln in der Gemeinschaft. Schon auf dem Land findet man das Mehrfamilienhaus; wo der Einzelhof anfängt, hört das eigentliche Rheinland auf. Rheinisches Leben ist daher immer gemeinschaftsbezogen, so wie niedersächsisches in erster Linie einzelbezogen ist. Über das, was die Leute sagen, kann sich kein Rheinländer ohne weiteres hinwegsetzen. Er ist Glied eines Verbandes, der ihm Teilnahme entgegenbringt, und das bedeutet je nach den Umständen ebensogut Unterstützung wie Kritik. Ohne diese Gemeinschaftsbezogenheit, die wie die Lachlust eine Wurzeleigenschaft des rheinischen Charakters darstellt, ist das Leben des Rheinlandes, wie das des ganzen deutschen Westens, nicht zu verstehen. Das Uzen, das im Rheinland zwischen Bekannten geradezu zum guten Ton gehört, unterscheidet sich sehr wesentlich vom Spott. Während dieser eine Verletzung des anderen bedeutet, liegt dem Uzen eine solche Absicht fern. Es soll den Angeredeten nur ein wenig kitzeln und zwar so, daß er mitlachen muß. Das Hauptmittel, dessen sich solche Neckereien bedienen, ist die Anzüglichkeit. Sie wird vom Rheinländer als geborenem Meister in dieser Redeform besonders dann gebraucht, wenn er einen Angriff erwidert, eine Herausforderung beantwortet oder lediglich einem anderen seinen Unmut ausdrücken will. Dem stark entwickelten Gerechtigkeitssinn des Rheinländers entsprechend ist seine Anzüglichkeit um so schärfer, je stärker er sich herausgefordert fühlt. „Mer muß och jönne künne.” — Es scheint, als gebe es ein solches Wort nur in Ripuarien, und tatsächlich spricht aus den Gesichtern der meisten Menschen dieser Landschaft ebenso wie aus ihren Äußerungen und ihrem Verhalten dem Mitmenschen gegenüber — sofern sich dieser nicht als ausgesprochen „fieser PIC: STERN Nr. 49, 25.11.2004 ger der Ablauf aller Bewegungen. Wer aus einer anderen deutschen Landschaft ins Rheinland kommt — und auch dies gilt für das Rheinland im weitesten Sinn —, dem werden die vielen Menschen auffallen, die dort überall untätig herumstehen, ohne sich wegen ihrer Beschäftigungslosigkeit unwohl zu fühlen, ein Bild, das dem Europareisenden noch ausgeprägter vor allem von den Mittelmeerländern her bekannt ist. Abneigung gegen rasche Bewegung braucht noch keine Abneigung gegen Anstrengung überhaupt zu bedeuten. Rheinisches Denken kreist eben immer wieder um den vollen Becher, der übrigens nur in der Vorstellung anderer Landschaften immer mit Rebensaft gefüllt ist; denn in Wirklichkeit sind in Ripuarien — mit Ausnahme des Ahrtals — Bier und Schnaps, auf rheinisch „Schabau“, die Hauptgetränke. Die Trinkfreude gehört als untrennbarer Bestandteil zum Wesen des Rheinländers, dessen innerster Drang es ist, sich über den Alltag zu erheben und, wie es ein begnadeter Dichter dieses Landes, Franz Peter Kürten, ausgedruckt hat, stets halb im Himmel zu schweben. Der kennzeichnendste Zug des Rheinländers ist ganz zweifellos sein Drang zu lachen und andere zum Lachen zu bringen. Vielleicht gibt es in ganz Europa keine zweite Landschaft, in der diese Eigenschaft eine solche Rolle spielt wie im ripuarischen Rheinland, und es gibt keine Lage im Dasein des Rheinländers, in der sie nicht wirksam wäre. Ja, man muß feststellen, daß der Ripuarier von dem unüberwindlichen Drang, um nicht zu sagen, Zwang, erfüllt ist, jeder Äußerung, und sei sie noch so belanglos, die Wendung zum Witz zu geben. Wäre man über die Grenzen dieses Landes im unklaren, so hätte man keine Schwierigkeiten, sie festzustellen: Ripuarien beginnt überall dort, wo jede Unterhaltung, ob zwischen Bekannten oder einander völlig Fremden, immer wieder durch lautes Lachen unterbrochen wird und wo man selbst Beschwerden nicht anders vorbringt als in Form eines Witzes. So ist es verständlich, daß es zu ernsthaften Auseinandersetzungen zwischen Rheinländern viel schwerer kommen kann als zwischen den Angehörigen der allermeisten anderen deutschen Stämme. Die Lachlust erweist sich hier als eine der wichtigsten von allen Eigenschaften, denen das menschliche Zusammenleben im Rheinland seine auffallende Reibungsarmut verdankt. Nicht umsonst ist das Wort vom rheinischen Schalk zu einem feststehenden Begriff geworden; denn die „mutwillige Laune, die sich in neckischem Spott, in Scherz und Possen äußert“, um der Grimmschen Deutung des Wortes „Schalk“ zu folgen, verläßt den Rheinländer nie und nirgends. Es ist immer der Ausdruck des gleichen Übermuts, dem wir in Möpp“ erweist — ein beständiges Wohlwollen, das zweifellos in enger Verbindung zu der beinahe unerschütterlichen guten Laune steht, die den Ripuarier wie den Niederfranken kennzeichnet. Das Lächeln, das diese Menschen fast immer auf den Lippen haben, wenn sie einem gegenübertreten, ist nicht künstlich oder angewöhnt, es entspricht vielmehr ihrer heiteren Grundstimmung und ist zugleich ein unmittelbarer Ausdruck ihres Wohlwollens und Gönnenkönnens. Die rheinische Sitte, allen möglichen Leuten, die das Haus betreten, zuerst einmal ein Schnäpschen anzubieten, das Auswerfen von Süßigkeiten in riesigen Mengen beim Rosenmontagszug, die rheinische Schenkfreue überhaupt, sind Äußerungen dieses gleichen Zuges. Aus dieser Haltung im Verein mit der bereits erwähnten ausgeprägten Geselligkeit erwächst auch die große rheinische Gastfreundschaft. Nicht ohne Grund gilt ja das Rheinland als eine der gastlichsten Gegenden Deutschlands. Nicht nur körperlich, auch seelisch fällt es schwer, den Rheinländer aus der Ruhe zu bringen, und richtig ist das eigentlich nur am Fastelovend oder im Rahmen der mit Recht berühmten rheinischen Geselligkeit möglich. Das Verhalten des Rheinländers bei solchen Anlässen hat anderswo die Vorstellung vom „rheinischen Temperament“ entstehen lassen, das oft genug geradezu mit dem italienischen gleichgesetzt wird, und dabei ist kaum etwas so irrig wie diese Meinung. Der durchschnittliche Rheinländer ist vielmehr von einer seelischen Unerschütterlichkeit, im Vergleich zu der die Wesensart des Westfalen noch als erregbar gelten muß. Man sollte weniger vom rheinischen Temperament sprechen, das doch nur bei besonderen Gelegenheiten zur Geltung kommt, als von der rheinischen, genauer gesagt, der ripuarischen Ruhe. Leichtsinn wird dem Rheinländer von fast allen übrigen Deutschen nachgesagt, und er selbst wird sich sicher zuletzt darum bemühen, diese Meinung zu entkräften. Der Leichtsinn bildet aber Bayern und Rheinländer 17 18 TONER #3 Lust gerade an diesen, besonders im Norden Deutschlands verpönten Themen feststellen, woraus manche glauben, ihm einen Vorwurf machen zu müssen. PIC: JOACHIM SCHÜTTE Haustauben, Deutsche Schautaube gleichzeitig auch eine der glücklichsten Veranlagungen des Rheinländers; denn er läßt ihn über die Schwierigkeiten des Lebens viel schneller hinwegkommen, als dies etwa beim Westfalen oder Niedersachsen möglich sein könnte. In Notzeiten, an denen ja in den Grenzlanden noch selten Mangel war, kommt dem Rheinländer diese Eigenschaft besonders zugut. Wie hätte er sich sonst seinen ungebrochenen Mut durch den ganzen Bombenkrieg hindurch erhalten können? Phantasie, so sagt die Seelenkunde, ist die Fähigkeit, in der Vorstellung über das bisher Erfahrene hinauszugreifen. Diese Fähigkeit besitzt der Rheinländer in höchstem Maß. Im germanischen Bereich können nur die Bayern und Berliner mit in etwa Vergleichbarem aufwarten. Sucht man für die Vorstellungskraft des Rheinländers nach Entsprechungen, so muß man sich in die keltische und romanische Welt begeben. Die rheinische Phantasie ist stets bereit, sich von der Wirklichkeit zu lösen. In den meisten Fällen vollzieht sie diese Lösung und bietet sich dann als Spiel mit dem Unwirklichen dar. Sie hat darin in der irischen Phantasie eine nahe, vielleicht die nächste Verwandte. Schon bei der Trinkfreude war von dem Drang der rheinischen Seele, sich über den grauen Alltag zu erheben, die Rede. In der Phantasie verfügt sie dazu über ein weiteres Mittel; denn sie gestattet es ihr, sich von der Wirklichkeit zu lösen, so wie sich ein Trapezkünstler, aller Schwerkraft spottend, durch den Raum schwingt. Das Spiel mit dem Unwirklichen ist eine der Lieblingsbeschäftigungen des rheinischen Geistes. Er bedient sich seiner nicht zuletzt, um sich, oft mit einem einzigen Witzwort, über die Welt der Dinge hinwegzusetzen. Rheinisches Denken ist durch eine Schlauheit, ja Durchtriebenheit, gekennzeichnet, wie wir sie zwar bei den Romanen auf Schritt und Tritt, in Deutschland aber sonst nirgends antreffen, und so zählt das Motiv der Überlistung zu den beliebtesten im ganzen rheinischen Humor. Die geistige Beweglichkeit des Rheinländers findet ihren hervorragendsten Ausdruck in seiner Schlagfertigkeit, auf der gleichzeitig auch ein guter Teil der Wirkung des rheinischen Witzes beruht. Man hat Rheinländern gegenüber den Eindruck, daß sie in keiner Lage um eine treffende Antwort verlegen sind. Ein sehr kennzeichnendes Merkmal des Rheinländers ist seine Natürlichkeit und Zwanglosigkeit. Der Rheinländer gibt sich so, wie er ist, und haßt alle Ziererei und alles Getue. Das zeigt sich vor allein in seinem Humor, der mit Vorliebe Dinge behandelt, die man sich anderswo scheut auszusprechen. Ja, über seine Natürlichkeit hinausgehend läßt sich beim Rheinländer eine gewisse Bayern und Rheinländer 19 2. Der Rechtspopulismus ist [...] 3. Natürlich kann der Rechtspopulismus [...] 4. Der Rechtspopulismus gewinnt [...] 5. Der Rechtspopulismus ist [...] 6. Der Rechtspopulismus ist [...] 7. Der Rechtspopulist ist [...] 8. Der Rechtspopulismus ist [...] 1. Der Rechtspopulist ist [...] 2. Der Rechtspopulist bringt [...] 3. Entsprechend führt der Rechtspopulist [...] 4. Der Rechtspopulist ist [...] 5. Der Rechtspopulist ist [...] 6. Der neuere Rechtspopulist betont [...] 7. Dennoch ist der Rechtspopulist [...] 8. Der Rechtspopulist ist [...] 9. Der Rechtspopulist bietet [...] 10. Der Rechtspopulist ist. nicht nur [...] 11. Der Rechtspopulist ist nicht [...] 12. Der rechtspopulistische Politiker verspricht [...] 1. Einen rauschhaften Konsens [...] 2. Einen bürgerlichen Steigbügelhalter [...] 3. Schließlich benötigt der erfolgreiche Rechtspopulist [...]“* „[...] Linke Dummheiten sind natürlich lehrreicher als rechte. [...]“** „[...] Das System ist nervös. Das Kapital kann nicht warten, bis sich der Faschismus entfaltet hat, die amerikanische Konkurrenz wartet nicht. [...]“*** „Ich will Deutschland dienen.“****, ***** [...]„‚Wissen Sie, woraus man Leberkäse macht? [...] Aus den Resten der Knackwurst. Und wissen Sie woraus die Knackwurst gemacht wird? [...] Die Knacker wird wieder aus den Resten vom Leberkäse gemacht. Und aus den Knackerresten wird dann wieder der Leberkäse, und aus den Leberkäseresten wieder die Knacker und so weiter, das ist eine Unendlichkeit.’“[...]****** * aus Wie werde ich ein Rechtspopulist? von Georg Seßlen ** aus Alright, Kids? von Diedrich Diederichsen *** aus Dem Volk dienen von Rote Armee Fraktion **** Angela Merkel in der ZEIT Nr. 23 vom 2. Juni 2005 ***** „Dem Volk dienen: Titel der Rede Mao Tse-Tungs auf einer Trauerfeier für einen Kämpfer des Wachregiments des ZK des KPCh, s. Mao Tse-Tung, Ausgewählte Werke Bd. 3, S. 205f. Die Parole „Dem Volke dienen“ spielte in der großen proletarischen Kulturrevolution eine bedeutende Rolle, z.B. bei den Kampagnen für Barfußärzte oder „Mittelschüler aufs Land“. In der BRD und West-Berlin griffen 1969/70 verschieden revolutionäre Studentenorganisationen die Parole auf, um die Hinwendung der Studenten zur Arbeiterklasse zu propagieren. So nannte der KSV, die Studentenorganistaion der KPD/AO, seine Zeitung „Dem Volke dienen“. Sie verbanden mit der Parole Vorstellungen von „Ausbildung im Dienste des Volkes“ u.ä.: „Ärzte, die Arbeiter wirklich gesund machen“, Juristen, die „dem Proletarier vor Gericht helfen“, Ingenieure, Chemiker und Naturwissenschaftler, die „unermütlich an der Erfindung von arbeitserleichternden Verbesserungen der Maschinen arbeiten, für die Entwicklung von einfachen und haltbaren Produkten eintreten“, Lehrer, „die auf jedes einzelne Kind und seine Fähigkeiten ... eingehen“. (KSV) *** ****** aus Silentium! von Wolf Haas 20 TONER #3 PIC: HEINRICH PLETICHA (Hg.) Deutsche Geschichte, Geteiltes Deutschland nach 1945 „[...] 1. Er ist Ausdruck [...] PIC1: GEORG WENKER Deutscher Sprachatlas 22 TONER #3 Überich 23 PIC 2: ROBERT GERNAHRT Ich Ich Ich PIC1: HANS RIEDWYL Grafische Gestaltung von Zahlenmaterial 26 TONER #3 PIC2: TOYS MADE IN CHINA Das Ende der Konsequenz von Hans Magnus Enzensberger PIC: DIE ZEIT Nummer 22 19.05.2004 - Püree, sagte der kleine Mann mit dem blonden Schnurrbart und der altmodischen Hornbrille. Er machte eine ausladende Handbewegung, die nicht nur das riesige Studio und die bunten Fachwerk-Attrappen zu umfassen schien, aus denen eigens für diese Sendung eine altdeutsche Kneipe aufgebaut worden war. - Alles Püree. Ich war in eine jener Veranstaltungen geraten, für die unser Land berüchtigt ist und die, offenbar in Unkenntnis dessen, was dieses Wort bedeutet, als „Diskussion“ bezeichnet werden. Wie die Sendung hieß, habe ich vergessen: Kultur-Klappe? Denk-Disco? Sozio-Flipper? Auch weiß ich nicht mehr, worum es an diesem Abend ging. Sicher bin ich nur, daß es eine jener Bangen Fragen war, die jedem Moderator zwischen Kiel und Konstanz auf der Seele brennen. Sind wir eine verspätete Nation? Stehen wir vor einer neuen Jugendrevolte? Brauchen wir mehr (oder weniger) Staat? Sind unsere Universitäten noch zu retten? Haben die Rebellen resigniert? Bange Fragen lassen im allgemeinen keine bündige Antwort zu. Das ist ja gerade das Wertvolle an ihnen: sie fördern die Meinungsvielfalt. Das offenbar hartnäckige Problem zum Beispiel, wie viele deutsche Literaturen es gebe, eine oder zwei, ist immer für Überraschungen gut; gelegentlich findet sich ein Experte, der bis neun zählen kann, inklusive Liechtenstein und Siebenbürgen dann geht ein Raunen durchs Publikum. Irgend etwas in dieser Art wird es wohl gewesen sein: jedenfalls ein voller Erfolg. Kaum waren die Kameras abgeschaltet, folgte ein kleiner Empfang, zwanglos, wie üblich; man aß im Stehen, wie üblich; und es wurden die üblichen abscheulichen Getränke angeboten. Der kleine Mann mit der Hornbrille hatte mich in eine Ecke gedrängt. Er kam mir vage bekannt vor, und ich fragte mich vergeblich, ob er etwas mit dem Fernsehen zu tun habe, oder mit der SPD, oder mit der Werbung, oder mit der Stadtverwaltung, oder vielleicht mit dem Theater. Am Ende war er auch nur ein meinungsbildender Kritiker. Ihn einfach danach zu fragen war ausgeschlossen; denn es gehört zu den eisernen Regeln der PodiumsBranche, daß jeder jeden kennt. Obwohl der Mann sich ausführlich zu der bewußten Bangen Frage geäußert hatte, wirkte er keineswegs erschöpft. Während er ein Stück kalter Pizza verzehrte, redete er mit großer Energie auf mich ein. - Alles Quatsch! sagte er. Ich begreife beim besten Willen nicht, wie Sie sich auf eine solche Sache haben einlassen können - ein Mann wie Sie! Zu meiner Verteidigung wußte ich wenig vorzubringen. - Immerhin habe ich kein einziges Mal den Mund aufgetan. - Das ist es ja eben, rief er. Gerade von Ihnen hätte ich erwartet, daß Sie einen eindeutigen Standpunkt beziehen. Ein klares Wort hätte doch genügt, um diesem lächerlichen Geschwafel ein Ende zu machen. Ich muß sagen, ich bin enttäuscht. Ich erkundigte mich schüchtern, was ihn, den Herrn mit dem blonden Schnurrbart, dazu veranlaßt habe, an der Veranstaltung teilzunehmen. - Das will ich Ihnen sagen. Ich fehle nie. Ich bin gewissermaßen Fachmann auf diesem Gebiet, und da zählt für mich nur eines: Überblick. Überblick über das geistige Leben. Ich will Ihnen auch gerne sagen, woraus dieses geistige Leben besteht, nämlich aus Püree. Ich sah mich außerstande, ihm zu widersprechen. Seitdem habe ich öfters an diesen harmlosen, wenn auch etwas lästigen Herrn gedacht; ja, er wurde mir, kaum daß ich ihn losgeworden war, beinahe sympathisch. Ich bin sogar so weit gegangen, mich nach ihm zu erkundigen. Es stellte sich heraus, daß er sowohl mit der SPD, als auch mit dem Fernsehen, als auch mit der Werbung zu tun hatte. Er war nämlich „Kommunikationsexperte“, was immer das sein mag; im übrigen besaß er eine Villa in der Nähe von Köln, ein pied-a-terre in Paris und eine tadellos restaurierte Windmühle in Holland. Außerdem hatte er drei Scheidungen und einen Selbstmordversuch hinter sich. Die Leute, die mir diese Auskünfte gaben, schienen ihn kurioserweise zu beneiden. Seine Tirade ging mir nicht aus dem Kopf. Der Mann hatte ohne Zweifel recht. Das allgemeine Gebrabbel, das bei uns die Stelle einer demokratischen LJffentlichkeit vertritt, ist in der Tat schwer zu ertragen. Schranzen, Parteibudibesitzer, Mafiosi, dummdreiste Besserwisser geben in diesem Milieu den Ton an. Es herrscht ein militantes Mittelmaß, das beliebige Ansichten über beliebige Gegenstände vervielfältigt. Durch Urteilsvermögen oder qualitative Unterscheidungen wird diese Diskussion im großen und ganzen nicht getrübt. Bis dahin konnte ich meinem Gewährsmann, Herrn G. (denn so hieß er), mühelos folgen. Merkwürdig war nur, daß er unter diesem Zustand aufrichtig zu leiden schien. - Manchmal weiß ich selbst nicht mehr, was ich denke, hatte er zum Schluß gesagt, und der ratlose Blick aus seinen braunen, leicht hervorquellenden Augen war der Beweis dafür, daß er nicht übertrieb. Herr G. hatte wohl verstanden, daß das Märchen vom Schlaraffenland mit einer frommen Lüge beginnt. Der Brei, dessen man ansichtig wird, sobald man sich dieser fabelhaften Region nähert, ist nämlich gar keine Grenzbarriere. Er bedeckt das ganze Territorium, und wer dort Einlaß begehrt, der wiegt sich in einer trügerischen Hoffnung, wenn er glaubt, es genüge, sich durch den Brei hindurchzufressen, um, am andern Ende der Grenzbefestigung, wieder an die frische Luft zu gelangen. Es war also offenbar die Angst des Essers, von seiner Speise verschlungen zu werden, die Herrn G. zum Moralisten gemacht hatte. Ich verstand seine Sehnsucht nach einer Art Schneepflug, der 29 alles, was ihn störte, sozusagen über Nacht beiseite räumen sollte: das amorphe Durcheinander, den Opportunismus, die schiere Anpassung an das Püree. Dennoch verblüffte mich der schneidende Ton, in dem er seine Forderungen vortrug. Er verlangte es war nicht ganz klar, von wem, aber vermutlich wandte er sich an die Intelligenz des Landes Prinzipienfestigkeit, Radikalität, Unbestechlichkeit, kompromißlose Klarheit, unerbittliche Konsequenz. Ja, die Konsequenz hatte es ihm besonders angetan. Er hatte eine schmerzliche Art, das Wort auszusprechen, als bezeichne es ein heiliges Bedürfnis. Die niederschmetternde, ihm selber gänzlich unbekannte Komik des Herrn G. lag natürlich darin, daß sein bloßes Dasein jede einzelne der zahlreichen Silben, die er in einem feuchten, aufgebrachten Stakkato hervorstieß, dementierte. Der Inbegriff des Opportunisten hielt eine Predigt gegen den Opportunismus, der perfekte Anpasser wütete gegen die Anpassung, der versierte Quatschkopf verwahrte sich gegen den Quatsch. An diesem Punkt können wir darauf verzichten, unsere Bekanntschaft mit Herrn G. zu vertiefen; denn seine persönlichen Eigenschaften spielen keine Rolle, und seine Komik ist nicht sein Privatbesitz. Es gibt in unserm Land Hunderttausende, wenn nicht Millionen seinesgleichen. Er gehört zu einem Typus, der für den Zustand dieser eigentümlichen Republik bezeichnend ist. Wer behauptet, er könne zwischen ihm und sich keinerlei Ähnlichkeit erblicken, der tut das auf eigene Gefahr. Auch Herr G. kann nämlich keine Ähnlichkeit zwischen sich und sich erblicken. Das gehört zu seinem inneren Haushalt, zur Struktur seines Bewußtseins oder, wenn man will, seiner Bewußtlosigkeit. Von Eldridge Cleaver, einem schwarzen Revolutionär aus den USA, der seither als Hosenfabrikant Schiffbruch erlitten hat, stammt ein Satz, der in den sechziger Jahren zum geflügelten Wort wurde: „Baby“, sagte der Schwarze Panther damals, „you’re either part of the problem, or you’re part of the solution.“ - Inzwischen hat sich herausgestellt, daß das nicht zutrifft. Je weniger eine „Lösung“ in Sicht ist, desto offenkundiger dürfte die Tatsache geworden sein, daß es niemanden gibt, der nicht ein Teil des Problems wäre. Es ist bemerkenswert, mit welcher Vehemenz sich die Intelligenz unseres Landes gegen diese schlichte Einsicht sträubt. So wird die Verdrängung zur Hauptaufgabe der kritischen Kritik. Jeder, der sich die Mühe macht, den Jahrmarkt des Bewußtseins eine Zeitlang zu beobachten, kann sich ohne weiteres von der Gültigkeit der folgenden Faustregeln überzeugen: Je mürber die eigne Identität, desto dringender das Verlangen nach Eindeutigkeit. Je serviler die Abhängigkeit von der Mode, 30 TONER #3 desto lauter der Ruf nach grundsätzlichen Überzeugungen. Je frenetischer die Spesenjägerei, desto heroischer das Ringen um Integrität. Je schicker das Ambiente, desto inniger der Hang zum „Subversiven“. Je größer die Bestechlichkeit, desto ärger die Angst davor, „integriert“ zu werden. Je weicher der Brei, desto fester die Prinzipien, und je hilfloser das Gezappel, desto inständiger die Liebe zur Konsequenz. Das Resultat ist eine Verfassung, die ziemlich schwer zu begreifen ist. Man könnte versucht sein, auf den altväterlichen Begriff der Doppelmoral zurückzugreifen; aber das wäre eine Verharmlosung. Überhaupt gleiten die überlieferten Kennzeichnungen, so treffend sie auf den ersten Blick anmuten mögen, an der undurchdringlichen Haut des Phänomens ab: Selbstbetrug, Hypokrisie, Maulhurerei, Pharisäertum - das alles kommt der Sache nahe und verfehlt doch ihren Kern. Solche Diagnosen aus der Überlieferung setzen nämlich beim Subjekt an und zielen auf Charaktere, wo gar keine vorauszusetzen sind. Im Aggregatzustand des Pürees ist die Heuchelei sozusagen objektiv geworden, die Lebenslüge zur baren, unzerbrechlichen Selbstverständlichkeit. Der Umstürzler, der, ganz in Leder, um seine Planstelle kämpft, als wäre der Menschheitstraum des Kommunismus die Pensionsberechtigung; der Kritiker, der, unerbittlich wie ein zweiter Robespierre, darüber wacht, daß kein Theaterautor sich mit den Mächtigen arrangiert, während er selber, zäh wie Filz, den Traumposten eines Museumsdirektors anstrebt; der Aussteiger, der seine Alternative lückenlos auf Video dokumentiert; der hakenkreuzgeschmückte Punker, der Spesenquittungen sammelt; der Konfliktforscher, der auf den Sekretärinnen seines Instituts herumhackt das alles sind ja keineswegs Einzelerscheinungen. Jede Kritik, die sich ans scheinbar Individuelle heften wollte, liefe Gefahr, dem anheimzuf allen, was sie kritisiert. Der moralische Schizo ist die Norm. So erklärt sich auch das leise, aber unaufhörliche Pochen, das landauf, landab bei uns zu vernehmen ist, als wären die Heinzelmännchen am Werk. Worauf dabei gepocht wird, ist völlig nebensächlich: auf linke oder rechte Grundsätze, Standpunkte, Prinzipien. Hauptsache, ein anderer, immer ein anderer ist es, den man ertappen, denunzieren, dingfest machen, überführen kann. So ruft einer dem andern zu: Ausverkauf! Renegatentum! Anpasserei! Karrierismus! Jeder ist verdächtig, nur der nicht, der im Moment das Mikrophon ergriffen und sich zum Aufpasser, zum Sheriff der Moral, zum Guru der Konsequenz aufgeschwungen hat. Freilich, nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage wächst das Rettende auch. Die Sehnsucht nach dem Eindeutigen schafft sich ihre kulturellen Helden. Wer den eigenen Forderungen nicht mehr gewachsen ist, der delegiert sie an eine buntscheckige Schar von Philosophen, Therapeuten, Künstlern, Mystikern, Ideologen, Terroristen, Sektierern und Verbrechern. Ihnen schreibt man zu, was einem selber fehlt: eine Integrität, an der kein Zweifel erlaubt ist. So entsteht eine wunderliche Walhalla der Kompromißlosigkeit, in der man Sid Vicious und Mutter Teresa, Castañeda und Einstein, Samuel Beckett und Josef Stalin, Charles Manson und Erich Fromm, John Cage und Ulrike Meinhof, Chiang Ch’ing und Arno Schmidt, den Reverend Moon und den Professor Beuys bewundern kann. Die Delegierten, die in diese Ruhmeshalle der Eindeutigkeit abgeordnet werden, hat allerdings kein Mensch gefragt, ob sie sich als Kandidaten zur Verfügung stellen und ob sie Lust haben, die Wahl anzunehmen. Zu beneiden sind sie nicht. Wehe ihnen, wenn sie sich einer Regung überführen lassen, die sie ihren Fans kommensurabel macht; dann nämlich brächen diejenigen, die mit dem Idol ihre T-Shirts schmücken, am liebsten in den Ruf aus: Steinigt ihn! Der Säulenheilige ist einer von uns! Nichts Schlimmeres kann man off enbar einem Menschen nachsagen. „Er jagte“ - dies konnte man schon vor hundertfünfzig Jahren lesen - „mit rasender Schnelligkeit sein Leben durch und dann sagte er: konsequent, konsequent - , wenn Jemand was sprach: inkonsequent, inkonsequent; es war die Kluft unrettbaren Wahnsinns.“ Diese berühmte Passage läßt sich schwer in andere Sprachen übersetzen. Die unglückliche Liebe zur Konsequenz scheint eine deutsche Obsession zu sein; wenigstens von unsern Nachbarn wird sie nicht ohne weiteres geteilt. A man of consequence kann allenfalls bedeuten, daß es sich um jemanden handelt, der über Macht oder Einfluß verfügt; um homme de consequence ist eine wichtige Person; um uomo conseguente ist eine Wendung, die überhaupt keinen Sinn ergibt. Wo die historischen Wurzeln dieser eigentümlichen Vorliebe liegen, weiß ich nicht. Hat sie etwas mit dem Protestantismus, mit der Reformation zu tun? Handelt es sich um den traurigen Überrest einer längst abgestorbenen philosophischen Tradition? War es nicht der begabteste Politiker der deutschen Geschichte, der stolz verkündet hat: „Deutsch sein heißt, eine Sache um ihrer selbst willen tun“? Das ferne Echo dieses Satzes ist im deutschen Einzelhandel heute noch zu vernehmen, wenn die Verkäuferin, ebenfalls mit einer gewissen Befriedigung, den Kunden wissen last.- „Wir führen prinzipiell keine Massenware.“ Tönt einem hier, im Fachgeschäft, nicht in lächerlicher Verdünnung ein Widerhall jener autoritären Entschlossenheit entgegen, die der Belesene aus den Schriften Carl Schmitts, Ernst Jüngers und Martin Heideggers kennt? Ich frage ja nur. Und ich möchte wahrhaftig nicht behaupten, daß die Deutschen Prinzipienreiterei und Unerbittlichkeitsrhetorik für sich gepachtet hätten. Die italienischen Utopisten, die spanischen Theologen und die französischen Jakobiner haben sich, auch wenn ihnen das mot juste fehlte, auf die blutige Konsequenz sehr wohl verstanden. Die nationalen Vorlieben, Traditionen und Talentehaben ohnehin an Gewicht verloren, seitdem sich die Freunde der kompromißlosen Entschiedenheit von Korea bis Haiti und von Bissau bis Bukarest massenhaft organisiert haben - auch wenn es vielleicht kein Zufall ist, daß die historischen Vorbilder der jeweiligen Einheitsparteien unstreitig auf deutschem Mist gewachsen sind. Der Jargon der Eindeutigkeit dröhnt von den Tribünen ganzer Kontinente und verpestet alle Kanäle der öffentlichen Rede: die Gesetze der Geschichte sind „ehern“, die Beschlüsse „unumstößlich“, die Entschlossenheit ist „fanatisch“, „eisern“, „unbeirrbar“, und so weiter und so immer fort. Menschen, die das tiefe Bedürfnis haben, konsequent zu sein, lassen sich mühelos in Vereinen organisieren. Die Konsequenz der Konsequenz heißt meistens: Schule, Gruppe, Kirche, Kaserne oder Partei. Wer das Pathos der Entschlossenheit sucht, der irrt, wenn er damit seine eigene Existenz ins Spiel zu bringen, sich selbst zu „verwirklichen“ meint. Nichts ist schematischer als der Amoklauf der Unbeirrbaren. Etwas Vorschriftsmäßiges, ja Bürokratisches haftet jeder Radikalität an, die sich auf nichts weiter beruft als auf Grundsätze. Wer von Prinzipientreue spricht, der hat bereits vergessen, daß man nur Menschen verraten kann, Ideen nicht. Das Konsequenz-Gebot verwechselt eine logische Kategorie mit einem moralischen Postulat. Weit entfernt davon, Klarheit zu schaffen, richtet es infolgedessen ein krausemauses Durcheinander in den Köpfen an. Zum ersten kann das Pathos der Entschiedenheit nicht darüber hinwegtäuschen, daß die bloße Konsequenz, wie jede logische Bestimmung, leer ist; ich kann ebensogut ein konsequenter Vegetarier sein wie ein konsequenter Faschist, Zechpreller, Atomkraftgegner, Trotzkist, Heiratsschwindler oder Anthroposoph. Zum andern bleibt meistens undeutlich, welche Art von Deckungsgleichheit es ist, die da eingeklagt werden soll. Geht es um das Denken? Darum, daß es hübsch bei sich selber bleibt und nicht von dem abweicht, was es zuvor gedacht hat? Oder will die Forderung nach Konsequenz darauf hinaus, daß Denken und Handeln miteinander übereinstimmen müssen? Vielleicht kann uns eine Begegnung mit Herbert Wehncr als Das Ende der Konsequenz 31 32 TONER #3 begnüge, der mache sichs zu leicht. Wer etwa zugibt, er habe etwas mit dem Christentum zu tun, von dem werde man doch verlangen dürfen, daß er sein Leben in einem LepraKrankenhaus zubringe, statt seinen Mitmenschen auf die Nerven zu gehen. Und dann gar noch Brötchen fordern, jene Brötchen, die man schließlich eben jenem System verdanke, gegen das hier dauernd gestänkert werde. Nein, wer mit dem Kapitalismus nicht einverstanden ist, der soll auch nicht essen, und wer ißt, der hat kein Recht, an etwas anderes auch nur zu denken. Alles andere sei schlicht und einfach inkonsequent. Gegen solche bauernf ängerischen, heimtückischen Tricks hat Adorno einmal, höflich wie er war, eingewandt, die Trennung von Theorie und Praxis sei ein großer zivilisatorischer Fortschritt. Das hat man ihm ziemlich übelgenommen. Die sadistische Version des Konsequenz-Gebotes hat er am eigenen Leib erfahren. Sie erinnert an den Schrei des Mobs, der dem hoch oben auf dem Dach kauernden Selbstmörder zuruft: Nun spring doch endlich runter! Liebe Landsleute! In Anbetracht dieser historischen Voraussetzungen und Umstände möchte ich euch mit den Vorzügen, was sage ich, mit den Freuden der Inkonsequenz bekanntmachen. Ich weiß, daß ihr das nicht gerne hört, und ich rechne damit, daß ihr mir diese Wohltat übel vergelten werdet. Ein liebgewordenes Spielzeug gibt man ungern aus der Hand, auch wenn es sich dabei um ein Schlachtermesser handelt, mit dem man Gefahr läuft, sich und andern weh zu tun. Vor allem bitte ich euch zu bedenken, daß ihr euer Leben dem Wankelmut, der Unentschlossenheit, dem Kompromißlertum zu verdanken habt. Überlegt einmal, es kostet ja nichts, ob ihr noch in der Lage wärt, euch über meine bescheidenen Sätze zu ärgern, wenn Nikita Chruschtschow, dieser prinzipienlose Opportunist, nicht seinerzeit den Rückzug angetreten hätte, damals, 1962, mit seinen Raketen - ihr wißt schon, was ich meine. Nichts als Zaudern, langes Hin und Her, feige Bedenklichkeiten! Und im ganzen Kreml fand sich keiner, der im entscheidenden Moment die Sache einmal auf den Punkt gebracht und radikal durchgegriffen hätte, ohne Rücksicht auf Verluste. Statt dessen: Anpassung, Zurückweichen, Sorge um die eigene Haut, ums eigene Wohlergehen. Dabei wissen wir doch, wie weit man es bringen kann, wenn man nur folgerichtig vorgeht: Jede beliebige ökonomische Doktrin hat, wenn sie rücksichtslos angewandt wird, den Zusammenbruch des Wirtschaftssystems zur Folge, das mit ihrer Hilfe kuriert werden soll. Der konsequente Kapitalismus bringt faschistische Diktaturen hervor. PIC: DER SPIEGEL Nr. 27, 28.06.2004 Beispiel und als Warnung dienen. W. hält keinen Vortrag, er ist kurz angebunden, er wirft dem Publikum ein paar Knochen hin. In der „anschließenden Diskussion“, die, wie gewohnt, an nichts anschließt, steht, bleich vor seiner eignen Entschlossenheit, ein Junglehrer auf. Er heißt Bernhard, zart gebaut ist er, lieb, wir kennen doch unsern Bernhard, eine von diesen olivgrünen Uniformjacken hat er an, obwohl er die Bundeswehr nicht ausstehen kann, mit den Farben des Landes, das er konsequent BRD nennt, am Ärmel, und sein langes braunes Haar ist sorgfältig gekrusselt, wie der Tabak, aus dem er seine Selbstgedrehten herstellt - wie macht er das nur, fragt man sich, diese Tausenden von kleinen Löckchen, das sieht ja zauberhaft aus, ob es wohl eine Dauerwelle ist? Jedenfalls, Bernhard zieht einen vergilbten Zeitungsausschnitt aus der Tasche und liest ihn vor. Tatsächlich! Es geht daraus hervor, schwarz auf weiß, daß Wehner im Jahre 1926 öffentlich zum Bombenwerfen aufgefordert hat. Und heute ist er gegen den Terrorismus! Jetzt blickt sich Bernhard einen Moment lang beinahe triumphierend um. Er findet Herbert Wehner „unglaubwürdig“. Er hat den Eindruck, als hätte er soeben etwas bewiesen. Aber was eigentlich? Daß der alte Mann besser daran täte, Bomben zu werfen? Daß er nur so tut, als hätte er etwas gegen den Terrorismus, aus Gründen der Opportunität? Oder daß er eine Wetterfahne ist, einer, der nicht weiß, was er will? Wehner scheint seine Entlarvung mühelos zu überleben. Nicht einmal wütend wird er, sondern er geht einfach zur Tagesordnung über. Bernhard kann das gar nicht fassen. Er macht einen geradezu hilfsbedürftigen Eindruck, und nur zögernd setzt er sich wieder hin. Ja, lieber Bernhard, stell dir vor: Der Mann hat sich die Sache mit dem Bombenwerfen im Laufe eines halben Jahrhunderts einfach anders überlegt. Der Mann lebt nämlich, d. h., er bewegt sich, in seinem Gehirn herrscht ein ständiges Kommen und Gehen, er ist noch lange nicht tot. Ist es das, was Bernhard so unverzeihlich findet? Ist er wirklich ein Liebhaber der Zwangsjacke, oder redet er sich das bloß ein? Das wäre schade, schade um ihn und schade um seine Schüler. Aber auch er bewegt sich immerhin, wenngleich ungelenk; nur Mut, auch für ihn ist noch nicht aller Tage Abend. Weniger lieb, weniger treuherzig, weniger verzweifelt als die unseres Freundes Bernhard klingt eine andere Stimme, die sich gern in solche Gespräche mischt, nämlich ölig, geübt und hämisch; sie könnte einem Anwalt gehören oder einem aufstrebenden Politiker. Auch er bringt Unbedingtheitsforderungen vor. Und zwar will er Taten sehen. Wem es nicht passe hier, der solle doch mal ausprobieren, wohin es führe, wenn einer mit dem Kopf durch die Wand will. Bitte sehr! Aber einfach aufstehen und bloße Reden halten gegen alles und jedes, ungestraft natürlich - wer sich damit Der konsequente politische Kampf mit allen Mitteln führt zum Terrorismus, ebenso wie die konsequente Verteidigung der Staatssicherheit. Die reine Lehre der Ökologie, die nicht den Menschen vor der Umwelt, sondern die Umwelt vor dem Menschen schützen will, landet beim Pfahlbauerntum. Der Aufbau des Kommunismus endet, wenn man ihn ohne Wenn und Aber betreibt, in dem mit Recht so genannten „sozialistischen Lager“. Das industrielle Wachstum, kompromißlos fortgesetzt, hat die Vernichtung der Biosphäre zur Folge. Die Konsequenz aus dem Wettrüsten ist der atomare Krieg. Etc. Wir befinden uns also, da hilft alles nichts, in einer neuartigen Lage, die mir ziemlich gefährlich vorkommt. Den Risiken, die sie mit sich bringt, wird man mit Mutproben schwerlich beikommen können. Vielleicht sollten wir es einmal mit folgender Maxime versuchen: Die gute Sache, jede gute Sache, wird falsch, sobald wir sie zu Ende denken. „In Gefahr und großer Not / ist die Konsequenz der Tod.“ Sie ist nicht so neu, wie sie sich anhört. In den letzten Jahrzehnten haben die meisten Völker, im Lauf eines langwierigen, riesigen, bisher kaum erforschten molekularen Lernprozesses verstanden, daß ihre einzige Überlebenschance im Kuddelmuddel, im Durcheinander, im zähen, unübersichtlichen, immer nur vorläufigen Ausprobieren besteht. Nur deshalb, nicht aus irgendwelchen ideologischen Loyalitäten heraus, finden sich Amerikaner und Westdeutsche, Griechen und Japaner, Briten und Italiener, kurzum alle, die überhaupt die Wahl haben, mit den Segnungen der (Sozial)Demokratie ab. Sie ahnen, daß die Alternative zur halben Sache Barbarei und Selbstzerstörung hieße. Es gibt sogar eine ganze Reihe von Politikern, die das begreifen, und zwar nicht nur im Westen. Schlechte Zeiten für charismatische Heldenväter und echte Führerfiguren. Glücklicherweise lassen sich Ganz Große Männer nirgends blicken. Die Weltpolitik gleicht zunehmend einer Reparaturwerkstatt, wo sich sorgenvolle Mechaniker, über stotternde Motoren gebeugt, am Hinterkopf kratzen und überlegen, wie sie ihre Karren wieder flottmachen könnten. (Die Rechnungen fallen entsprechend hoch aus.) Alexander der Große wäre hier ebenso fehl am Platze wie Napoleon oder Stalin. Dieses Milieu der Mittelmäßigkeit, diese ProthesenPolitik des Sididurchwurstelns, die ja keineswegs nur in unserer unmittelbaren Umgebung an der Tagesordnung ist - oder gibt es auch nur eine einzige Gesellschaft auf der Welt, die der Zukunft anders als auf Krücken entgegenstolpert? -, hat schon manchen zu der Annahme verleitet, ein gut gezielter Fußtritt wäre genug, um die Das Ende der Konsequenz 33 „Verhältnisse“ zum Einsturz zu bringen, so daß der Errichtung einer Schönen Neuen Welt nichts mehr im Wege stünde. Die Erfahrung lehrt, daß dies leider ein Trugschluß ist. Der Zusammenbruch der großen Kolonialreiche - um nur das massivste aller Beispiele zu nennen, ein Ereignis, von dem immerhin zwei Drittel der Menschheit betroffen waren - hat keine der Hoffnungen eingelöst, die sich vor dreißig Jahren daran knüpften, und zwar unabhängig davon, welche Form von „Unabhängigkeit“ sich die befreiten Völker eingehandelt haben. Politik in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts ist, wohin man blickt, nichts anderes als Bastelarbeit, Zeitgewinn, Flickwerk, Improvisation, und der größte Ehrgeiz, den sie kennt, ist das Überleben. Und nun zu euch, liebe Kollegen, oder besser gesagt, zu uns denn ich möchte mich nicht ausschließen-, zu uns, die wir davon leben, daß uns ab und zu etwas Neues einfällt. (Überlassen wir es lieber anderen, uns „die Intellektuellen“ oder gar „die Kulturschaffenden“ zu nennen.) Daß es uns schwerer als andere ankommt, das Ende der Konsequenz als Tatsache zu akzeptieren, ist leicht einzusehen. Schließlich verdanken wir einen erheblichen Teil unseres Selbstbewußtseins dem Hang, alles, was wir treiben, auf die Spitze zu treiben. Seitdem es uns, als soziale Kategorie, überhaupt gibt, also wenigstens seit dem achtzehnten Jahrhundert, haben wir mit- und gegeneinander das schöne Spiel gespielt „Ich gehe weiter als du!“ Und nie waren dabei die Einsätze höher als in den ersten fünfzig Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts, der heroischen Zeit der Moderne. Wer weiter als alle andern ging, der war das Salz der Erde. Das ganze Pathos der Avantgarde, ihr Prestige und ihr Hochgefühl, hing von dieser Logik ab. Ihr wichtigster theoretischer und ästhetischer Imperativ war die Konsequenz. Nun muß man uns eines lassen: daß dieser Prozeß der Radikalisierung ziemlich unblutig verlaufen ist. Er führte ja nicht zu Massakern, sondern im schlimmsten Fall zu einer gewissen Ode, Intoleranz und Borniertheit. Man kann also ohne Zorn auf jene heroische Periode zurückblicken; ja, es mag sich mit der Zeit sogar eine gewisse Rührung einstellen angesichts jener schwarzen Quadrate an der Wand, die man einst für den Kulminationspunkt der europäischen Malerei gehalten hat, weil man glaubte, sie hätten die berühmte eherne Logik der Geschichte auf ihrer Seite. Das waren noch Zeiten, als ganze Seiten voller kleiner e’s als der Gipfel der Kühnheit galten und als zukunftsweisende poetische Leistung! Und wenn einer einen 4 Minuten langen Vortrag Über Nichts hielt, verharrte der Saal in ehrfürchtigem Schweigen, weil „der objektive historische Stand des musikalischen Materials“ 34 TONER #3 eine solche Konsequenz einfach unausweichlich machte. Nicht immer freilich ist das intellektuelle Lieblingsspiel der Dichter und Denker, der Bildner und Bauer („Ich bin radikaler als du“) so glimpflich ausgegangen. Einigermaßen harmlos war es nur, solange es in geschlossenen Räumen ablief. Als zum Beispiel die Pioniere des Neuen Bauens die Idee aufbrachten, die architektonische Phantasie konsequent auf das Stapeln von weißen Würfeln zu reduzieren, hatte das für diejenigen, die in diesen Würfeln arbeiten und wohnen mußten, ziemlich fatale Folgen. Und was die Theorie betrifft, so möchte ich, um es kurz zu machen, mit eurer Erlaubnis eine kleine Geschichte erzählen. Ende der fünfziger, Anfang der sechziger Jahre lehrte an einer der Hohen Schulen von Paris, ich glaube, es war die Sorbonne, ein jüngerer Dozent Gesellschaftswissenschaften und politische Ökonomie. Sein Spezialgebiet war die Volkswirtschaft der sogenannten Entwicklungsländer. In seinen Vorlesungen und Seminaren sah man deshalb viele Stipendiaten aus dem ehemaligen französischen Kolonialreich: Senegalesen und Madegassen, Algerier und Somalis, Vietnamesen und Marokkaner. Aufgrund seiner theoretischen und empirischen Analysen war er zu dem Schluß gekommen, daß die Befreiungsbewegungen in den armen Ländern Herr des endemischen Elends nur werden könnten, indem sie die von der Fremdherrschaft deformierten Kolonialgesellschaften sozusagen umpflügten. Die Vertreibung der Imperialisten und die Übernahme der politischen Macht nütze nichts, wenn man die vorhandenen Sozialstrukturen unangetastet lasse. Man müsse sie vielmehr von Grund auf mit radikalen Maßnahmen umwälzen. Im einzelnen schlug der Dozent drei fundamentale Eingriffe vor: Als erstes gelte es, das Verhältnis von Stadt und Land umzugestalten. Die Urbanisierung der armen Länder sei verhängnisvoll; sie müsse mit allen Mitteln rückgängig gemacht werden. Industrielle Projekte, die nur neue Abhängigkeiten vom ausländischen Kapital schüfen, seien zurückzustellen. Der Landwirtschaft gebühre der absolute Vorrang. Zweitens müßten sich die armen Länder vom Weltmarkt abkoppeln, auf dem sich naturwüchsig das kapitalistische Gesetz des Stärkeren durchsetze. Eine lang andauernde Isolation von der Außenwelt sei in Kauf zu nehmen. Erstes ökonomisches Ziel müsse die Selbstversorgung sein. Eine autarke Subsistenzwirtschaft habe zwar Entbehrungen zur Folge, von denen aber in erster „Linie die ohnehin privilegierten Schichten betroffen seien. Drittens sei es nötig, auch den kulturellen Einfluß des Westens zu brechen. Die einheimischen Eliten, vom Händler bis zum Beamten, vom Lehrer bis zum Arzt, seien allesamt von den Wertvorstellungen und Ideologien der Metropolen infiziert. Es handle sich um eine korrupte, parasitäre Schicht, von der eine ständige Ansteckungsgefahr ausgehe und die entschlossen sei, jede wahrhaft selbständige nationale Entwicklung zu vereiteln. Deshalb müsse ihr Einfluß ein für allemal liquidiert, ihre Macht gebrochen werden. Worauf beruht dieses Programm? Zum einen natürlich auf konkreten Erfahrungen aus verschiedenen Ländern, vor allem Nordafrikas; der junge Wissenschaftler hat ihre gesellschaftliche und wirtschaftliche Dynamik eingehend untersucht. Aber seine Interpretation der Fakten wäre undenkbar ohne Voraussetzungen, die aus der europäischen Tradition stammen. Und zwar hat er nicht auf obskure Heilslehren und irrationale Weltanschauungen zurückgegriffen (schließlich hat das „abendländische Denken“ auch den Rassenwahn, den Chauvinismus und den Judenhaß hervorgebracht), sondern auf den besten Teil unserer Überlieferung. Dem Lehrer ging es, ebenso wie den Zuhörern aus allen Kontinenten, die sich seine Thesen eifrig in ihre Kolleghefte schrieben, darum, die krasseste Ungerechtigkeit, die unmenschlichste Unterdrückung und das vermeidbare Leiden der Hungernden abzuschaffen. Sie waren entschlossen, die Maximen der Französischen Revolution, Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, die in ihrem Ursprungsland nur noch Rathäuser und Drucksachen schmücken, beim Wort zu nehmen. Unter den stillen, fleißigen Studenten in diesen Seminaren waren auch einige Kambodschaner; einer von ihnen hieß Khieu Samphan, ein anderer Jeng Sary, ein dritter Saloth Sar - besser bekannt unter seinem nom dc guerre Pol Pot. Fünfzehn Jahre nach ihrem Examen, das sie allesamt mit Auszeichnung bestanden, setzten diese Leute die Anweisungen ihres Lehrers konsequent in die Tat um. Das Resultat ist jedem bekannt, der lesen kann oder einen Fernseher besitzt; nur um die Frage, ob das Experiment der Roten Khmer einer halben oder zweieinhalb Millionen Kambodschanern das Leben gekostet hat, streiten sich die Historiker noch. Was aus dem Dozenten geworden ist, und was er von seinen Schülern hält, weiß ich nicht. Damit mich meine lieben Freunde nicht mißverstehen: Niemand behauptet, daß es ein Verbrechen wäre, eine Sache zu Ende zu denken. Wir sind allzumal neugierige Leute, die um ihr Leben gern wissen möchten, wohin diese Hypothese oder jener Einfall führt. Das ist schließlich unser Beruf. Auch ist es keine Schande, daß sich die Wege, die wir auskundschaften, früher oder später meist als Sackgassen erweisen. In einer endlichen Welt sollte man sich hierüber nicht allzusehr wundern. Manche ziehen es vor, sich lebenslänglich in ihrem cul-de-sac einzurichten. Und solange es beim Denken bleibt, ist auch dagegen wenig einzuwenden, obwohl mir ein solcher Aufenthalt ziemlich langweilig scheint. Aber wie die Fabel lehrt, halten die Liebhaber der Konsequenz sehr wenig von der Differenz zwischen Theorie und Praxis. Gerade dort, wo kein Weg mehr weiterführt, wollen sie ihre Idee in die Tat umsetzen. Das kann, wie die Fabel lehrt, mörderische Folgen haben. Wo Konsequenz nur um den Preis der Barbarei oder der Selbstverstümmelung zu haben ist, kommt sie mir als verabscheuungswürdiger Anachronismus vor. Dabei liegt die Alternative ziemlich nahe. Wenn euer Denken, liebe Kollegen, diese Grenze erreicht hat, warum kehrt ihr dann nicht einfach um und probiert den nächsten unerforschten Weg aus? Das tut gar nicht so weh, wie ihr denkt. Natürlich müßt ihr mit eurer Sehnsucht nach den heroischen Zeiten fertig werden, in denen es noch so aussah, als könnte einer ein für allemal im Recht sein. Natürlich dürft ihr keine Angst haben vor dieser oder jener Partei, die ihr Biwak in der Sackgasse aufgeschlagen hat, und die begreiflicherweise aufheult, wenn es so aussieht, als könnten ihre geheiligten Prinzipien in die Binsen gehen. Natürlich ist es auch nicht immer angenehm, von der eigenen Unfehlbarkeit Abschied zu nehmen. Doch der geordnete Rückzug aus einer unhaltbaren Position ist das non plus ultra der Kriegskunst; alle guten Strategen haben das gewußt, und alle Kommißstiefel haben es vergessen. Wenn ihr das Opportunismus nennen wollt oder Anpassung gebenedeit sei die Anpassung! Ich hielte es, im Zweifelsfall, lieber mit Paul Feyerabend, der behauptet: „Nicht die Ausrottung des Opportunismus macht uns zu guten Menschen - sie macht uns höchstens dumm -, sondern die Ausrottung der Tendenz, unsere selbstischen Träume von einem guten oder ‘rationalen’ oder ‘verantwortlichen’ Leben sofort zu objektivieren und anderen Menschen in der Gestalt objektiver Werte aufzuzwingen.“ Aber, aber, wer wird denn da gleich so verbiesterte Gesichter machen, nur weil Paul Feyerabend sagt, was er denkt! Es besteht kein Grund, darüber gekränkt zu sein. Und ich für meinen Teil lade euch ein, die Vorzüge der Inkonsequenz zu bedenken: das Risiko, das sie gewährt, die Freiheit, sich ungehindert zu bewegen, das Vergnügen an der Phantasie. Nur keine Angst, und vor allem: keine Angst vor der Angst! Sogar zu einem bißchen Sarkasmus könnte es wieder reichen, wenn man sich weigert, jederzeit auf Verlangen grundsätzlich zu werden, zu einer gewissen Heiterkeit im Angesicht der allgemeinen Depression. Hie und da eine Prise Lichtenberg, ein Quentchen Diderot, ein Hauch Heine - und schon Das Ende der Konsequenz 35 Und das Püree? Richtig, fast hätten wir es aus den Augen verloren! Aber es ist immer noch da, eine epochale Tatsache, allgegenwärtig wie Hamburger und Kreditkarten, ein weltgeschichtliches Kontinuum. Das Püree bleibt. Es hat objektive Gründe. Deshalb ist ihm mit Sarkasmus nicht beizukommen, geschweige denn mit Konsequenz und moralischen Grundsätzen. Man kann den Brei nicht bis aufs Messer bekämpfen - dazu ist er zu nachgiebig; man kann ihn nicht widerlegen dazu ist er zu zäh; man kann ihn nicht beseitigen - dazu ist er zu voluminös. Aber am Brei stirbt man nicht. Nur wer sich ihm, wie der arme Herr G., in die Arme wirft, kommt darin um. Also was sagt die Stimme der Vernunft? Stoisch ertragen und beharrlich ignorieren, sagt sie: den Bericht aus Bonn, zum fünfhundertsten Mal, das Symposion, live übertragen aus dem Verbrauchermarkt, den Kultur-Roller, die Denk-Theke; den Geheimtip runterschlucken; die Förderungsmittel ignorieren, die Lebenshilfe, den Psychoquark, das Sozialgesuddel; den moraltriefenden, staatserhaltenden, revolutionären,kommunikationstheoretisch abgesicherten Verwertungsbrei stillschweigend, gleichmütig, geduldig über sich ergehen lassen. Leichter gesagt als getan. Ich weiß, das Püree gehört zu den Unkosten der demokratischen, der einzigen Zivilisation, die wir haben, wie die riesigen Dreckhaufen, die sich vor unseren Städten auftürmen; es stinkt zum Himmel, aber gewalttätig ist es nicht. Ich weiß, bei uns soll jeder dürfen, auch der niederträchtige Besserwisser, auch der gemeine Pharisäer, auch der moralische Kretin, und kein Verfassungsgericht kann und will ihm das Maul verbieten. Im Gegenteil, es ist ein Grundrecht, im Püree zu waten. Aufgeschlossen, vorurteilslos, tolerant, so wie ichs gern wäre, möchte ich am liebsten in den Ruf ausbrechen: Weiter so! Jedem das Seine! Aber ich bringe es nicht fertig. Ich hasse diese machtge- 36 TONER #3 schützte Klebrigkeit. Das ist nicht logisch. Das ist nicht konsequent. Bei Alfred Döblin heißt es einmal: „Ich habe nie versäumt, wo ich ‘ja’ sagte, gleich hinterher ‘nein’ zu sagen.“ Der Aufsatz, in dem dieser Satz zu finden ist, trägt keine gelassene, übermütige, elegante Überschrift. Er heißt „Überfließend vor Ekel“. Da ich sonst nichts Besonderes zu verherrlichen finde, wandelt mich die Lust an, mit einer Lobrede auf den Eigensinn zu enden. Natürlich wird es nicht an Trotteln fehlen - ich höre förmlich ihre Zwischenrufe -, die Eigensinn und Konsequenz in einen Topf werfen und meinen, wo diese am Ende sei, müsse man auch jenen fahren lassen. Das ist falsch. Der Eigensinn ist eine Frage der Haltung, nicht eine Frage des Prinzips. Er braucht keine Begründungen, und Rechtfertigungen hat er nicht zu bieten. Genügsam, wie er ist, erhebt er nicht den geringsten missionarischen Anspruch. Auch läßt er sich von keiner Theorie „ableiten“. Durch Meinungsumfragen und Statistiken wird er kaum zu „erfassen“ sein. Er entzieht sich dem logischen Kalkül ebenso wie der politischen Kontrolle, und wie sein Name schon sagt, läßt er sich nicht organisieren. „Sagt, was ihr wollt“, denkt der Eigensinnige, „ich weiß, was ich will, und ich behalte es für mich.“ Dann, beim Abschied, sagt er nur: „Es ist nicht zum ändern.“ Zum Beispiel - denn ohne Vorbilder geht es, aber ohne Beispiele geht es nicht - der unauffällige Mann, der ruhig, freundlich, aber einsilbig im Schnellzug München-Konstanz sitzt. Vor den Fenstern des Abteils III. Klasse ein trüber Novembernachmittag, es wird früh dunkel. Der Mann mit den grauen Augen ist Mitte Dreißig, ordentlich, aber arm gekleidet, wie ein kleiner Handwerker; er schwäbelt ein wenig; seine Hände sind feingliedrig und geschickt. Was wird er gelernt haben, Kunsttischler vielleicht oder Feinmechaniker; nach Feierabend spielt er Zither oder, wenn das Geld reicht, geht er tanzen. Nein, Zeitungen liest er keine. Manchmal geht er in die Kirche, aber ausgeprägte religiöse oder ideologische Überzeugungen hat er nicht, und von Politik hält er wenig. Endlich kommt der Zug in Konstanz an. Er steigt aus, geht ohne Eile, aber zielstrebig durch die Dunkelheit, an Schrebergärten und Schuppen vorbei. Es ist inzwischen dreiviertel neun Uhr, gleich wird er die Schweizer Grenze erreicht haben. Da treten ihm zwei Zöllner in den Weg, fragen ihn nach seinem Paß, der abgelaufen ist, und verlangen, daß er seine Taschen ausleere. Schmuggelwaren hat er nicht bei sich, nur ein paar Zettel in der Tasche, ein altes Rotfrontkämpfer-Abzeichen („aus alter Erinnerung“), ein paar Schrauben, Federn und Bolzen, außerdem eine Ansichtskarte aus einer Münchener Gastwirtschaft, dem Bürgerbräukel1er. Die Zoll- beamten fordern ihn auf, zum Grenzpolizeiposten mitzukommen. Es ist nur eine Routine-Kontrolle. Während er dort in der Amtsstube wartet, der Kalender an der Wand zeigt den 8. November 1939, explodiert um 21.10 Uhr, auf die Sekunde genau, in München, drei Minuten nachdem Hitler, früher als vorgesehen, den Saal verlassen hat, die Bombe, die Georg Elsner in vier Monaten langer Arbeit hergestellt und in einem Stützpfeiler des Bierlokals eingebaut hatte. Georg Elser, geboren am 4. Januar 1903 in Hermaringen und am 9. April 1945 im Konzentrationslager Dachau ermordet, Hitlers gefährlichster Gegner, gehörte keiner Versdiwörergruppe an, er gehorchte nicht den Weisungen einer Partei. Er hat sein Attentat ganz allein geplant, vorbereitet und ausgeführt. Seine Geschichte gehört nicht zum Lesestoff deutscher Schulbücher. Die deutschen Historiker verzeichnen sie, wenn überhaupt, in einer Fußnote. Für Diskussionen gibt sic wenig her. Sie läßt sich nicht verallgemeinern. Fachleute, die seit Jahrzehnten auf dem neuesten Stand der Forschung stehen, und Leitartikler, die es ihnen nachbeten, versichern uns, daß wir in einer anonymen Massengesellschaft leben, daß wir außengesteuerte Zombies sind, und daß ganze Generationen unter Anomie, Narzißmus und Ich-Schwäche leiden. In Wirklichkeit aber kann man eigensinnige Menschen heute wie vor vierzig, wie vor vierhundert Jahren überall antreffen, an jeder Straßenecke, in jedem Milieu. Der Eigensinn hat keinen soziologischen Ort. Er ist kein Privileg der Intellektuellen, im Gegenteil. Ich vermute, daß er so leicht und so schwer auszurotten ist wie das Menschengeschlecht. Aber das kann ich, wie die meisten meiner Vermutungen, nicht beweisen. Woher, mitten im tiefsten Brei, der Eigensinn kommt, wovon er zehrt und worauf er es abgesehen hat, kann ich mir nicht erklären. Ich möchte diese Frage, wie die meisten, die mich interessieren, offenlassen. PIC: HANS-JÜRGEN BURKHARD aus 24 Stunden Ruhrgebiet - Das Fotoereigniss röche es nicht mehr so muffig im intellektuellen Psychodrom. Denn „wer ist dieser stille Gentleman, der den Staat nicht grüßen und weder Nebukadnezar noch dem Proletariat dienen will und eher glaubt, daß jeder schon genügend zu tun hat, sein eigenes Kanu durch den Strom des Lebens zu paddeln?“ Dreimal dürft ihr raten. Richtig! „Es ist Mr. Dooley, der weiseste Wicht, den unser Land je kannte.“ Unter den verbotenen Hintergedanken, die da, nach Aufhebung der Selbstzensur, zum Vorschein kämen, könnte sich, wer weiß, manches Brauchbare, manches Überraschende finden; und wie angenehm wäre es doch, wenn der ganze Apparat der mühsamen Verdrängung, der politischen Bigotterie und der selbstverliebten Prinzipienreiterei auf dem Sperrmüll verschwände! Das Ende der Konsequenz 37 39 PIC1: GEORG WENKER Deutscher Sprachatlas PIC2: ATELIER LITZENRATH PIC3: UNBEKANNT 40 TONER #3 41 PIC: FIT FOR FUN, Nr. 9/03 TXT1: DEUTSCHER SPARKASSENVERLAG Wissen wie man weiter kommt TXT2: ECKHARD HENSCHEID Was ist eigentlich der Herr Engholm für einer? Brain up! Die kesse Werbeagentur, die der Bundesbildungsministerin den Slogan Brain up! verkauft hat, wollte damit vielleicht nur an den BH mit Push-up-Effekt erinnern und einem Mangel an Sexappeal in der deutschen Forschungslandschaft abhelfen. Trotzdem stellt sich die Frage, ob der Wonderbra wirklich als Vorbild für die Verbesserung der akademischen Konkurrenzfähigkeit taugen kann. Soll das Wissenschaftsniveau tatsächlich nur optisch angehoben werden ? Geht es um das Vortäuschen von Volumina, die in Wirklichkeit nicht vorhanden sind? Beschränkt sich die neue Professionalität darauf, mit importierten Wundermitteln zu wiederholen, was früher schon einmal billiger mit Papiertaschentüchern erreicht wurde? Die Botschaft, die Edelgard Bulmahn im Jahr der Innovation verkündet, ermutigt nicht gerade den ehrlichen Forscher. Gibt es Geld nur für kosmetische Anstrengungen? Ist es vielleicht schon für die PR-Aktion des Ministeriums verpulvert worden? Brain up! Deutschland sucht seine Spitzenuniversitäten. Einer solchen Spitzenformulierung ist gewiss ein Brainstorming vorausgegangen. Wahrscheinlich ist die Aktion auch schon ans Fernsehen verkauft worden. In der Jury, der die Spitzenuniversitäten dann vortanzen werden, könnte Verona Feldbusch sitzen. Da werden die Rekoren geholfen! Denn das ist offenbar auch der Vorzug des Englischen, dem sich die deutsche Hochschulen anbequemen sollen, um in die internationale Spitzenliga zu kommen: dass die Grammatik nicht so verzwickt ist - push up, brush up, brain up! So einfach geht das. Komplexitätsreduktion ist eine der großen Innovationsleistungen der Wissenschaft. Man konnte sie schon jetzt bei dem Kongress beobachten, den Frau Bulmahn angeregt hat. Er heißt: Deutschland. Das von morgen. Das ist Spitzenrhetorik: Deutschland. Punkt. Damit ist schon so vieles gesagt. Da muss man erst einmal Atem holen für die folgende, alles entscheidende Differenzierung: Das von morgen. Nicht etwa das von gestern! Gott behüte! Auch nicht das von heute. Das traurige Heute muss erst überwunden werden durch Innovation. Noch ist sie unsichtbar, kaum größer als ein Punkt. Aber in diesem Punkt steckt die ganze Verheißung: Wir werden sein ein einig Volk von morgen! Darauf könnte Dieter Bohlen eine einnovative Hymne komponieren, die durch die Universitäten beim großen Fernsehwettbewerb vorgesungen wird. Zu fürchten steht allerdings, dass am Ende der Rektor mit der knackigsten Figur gewinnt, der noch nicht einmal den ministeriellen Wonderbra benutzt. 42 TONER #3 PIC: MAX GOLDT aus Die Kugel in unseren Köpfen Die Superstars der Wissensvhaft von Jens Jessen Brain up! 43 44 Eins bis Achtzehn 45 PICS: FRAU VON HEUTE Nr. 51 vom 10.Dezember 2004; YAM Nr. 51 vom 8. Dezember 2004 46 TONER #3 47 * aus Silentium! von Wolf HaasPIC 1: PRAKTIKER (Werbebeilage) gültig ab Freitag 06.05 - 12.05.05 PIC 2: JÖRG KIRCHBAUM (Hg.) Deutsche Standarts TXT 2: WIGLAF DROSTE Am Arsch die Räuber TXT: DIE ZEIT Nr. 4 vom 20. Januar 2005 PIVC: BERNHARD STEIN Meine große Welt der kleinen Bahnen „Wir laufen zwar verstärkt Streife, aber es ist nicht strafrechtlich relevant, amerikanische Fähnchen in Hundekot zu stecken.“ Reiner Küchler, Polizeisprecher von Bayreuth, aus gegebenem Anlass von Edmund Stoiber zusammengestellt von Stefan Wirner Auzüge Ich danke allen, die gekommen sind. Viele haben nur einen Stehplatz oder können die Veranstaltung wegen Überfüllung nur vor der Halle verfolgen. Mein Gruß gilt jedem von Ihnen. Ich grüße alle Altbaiern, alle Schwaben und alle Franken und unseren vierten Stamm, die Sudetendeutschen! Allen Sudetendeutschen gilt mein ganz herzlicher Gruß. Meine Frau und ich wünschen Ihnen alles Gute. Ich grüße alle Gäste, die von außerhalb Bayerns einen teilweise langen Weg auf sich genommen haben, um heute hier zu sein. [...] 50 TONER #3 PIC: HERMANN LINDER Biologie, 17. völlig neuüberarbeitete Auflage, 1971 Eine Rede Ich grüße auch unsere ausländischen Gäste und alle, die unsere Veranstaltung am Bildschirm verfolgen. Von den Alpen bis zur Nordsee und vom Rhein bis an die Oder reicht die Anziehungskraft dieser Veranstaltung. [...] In Passau trifft sich der größte politische Stammtisch in Deutschland. An den Stammtischen werden die Sorgen und Nöte der Menschen diskutiert. Wer die nicht ernst nimmt, nimmt die Menschen nicht ernst. Wer Stammtische diffamiert, der diffamiert die Bevölkerung. Sie können aber heute sicher sein: Vor Ihnen steht das Original! Die Menschen haben nicht das Interesse an Politik verloren! Sie wollen eine Politik, die glaubwürdig ist! Sie wollen eine Politik mit Sachverstand und Weitblick! Sie wollen eine Politik, in der nicht um den heißen Brei herumgeredet wird, sondern die die Dinge beim Namen nennt und erfolgreich voranbringt! Dafür stehen Passau und die CSU! Wir sagen, was wir tun, und wir tun, was wir sagen. Wir müssen nicht sagen, was ankommt, sondern worauf es ankommt. Wir werden aufnehmen, was die Menschen bewegt und wir werden ihnen Gehör verschaffen. Die CSU spricht die Sprache des Volkes. Die CSU greift die Themen auf, die die Menschen bewegen. Die CSU ist die große Volkspartei in Bayern! Wir verbinden Tradition und Fortschritt, Laptop und Lederhose. Wir sind die politische Heimat für Liberale, Christlich-Soziale und Konservative. Es menschelt auch bei uns. Skandal und Skandälchen gehören zur deutschen Parteiengeschichte. Wir sind die große politische Gemeinschaft der bürgerlichen Mitte. Wir wollen Werte vermitteln. Dafür steht auch das Kruzifix, das hier in Bayern auch weiterhin im Klassenzimmer hängen wird. Der Mensch lebt ja nicht nur von Abwechslung und permanenter Veränderung. Der Mensch braucht auch Fixpunkte, auf die er sich verlassen kann, die ihm vertraut sind und die ihm Halt geben. Die Mehrheit der Menschen nimmt Alkohol nicht, um besoffen zu werden. Nur wer etwas kann, hat Chancen. Wer nichts leistet, obwohl er etwas leisten könnte, darf dem Staat nicht auf der Tasche liegen. Nicht Wohltaten, sondern Hilfe zur Selbsthilfe. Diese Lebensweisheit gilt heute mehr als je zuvor. [...] Meine Damen und Herren, ein Volk kann nicht von Tag zu Tag leben. Es braucht zu seiner Selbstvergewisserung und zu seiner Selbstachtung die Verwurzelung in seiner Geschichte, in seinen Traditionen, in seinem Brauchtum. Die Menschen tragen in sich die Liebe zu ihrer Heimat. Bayern ist zuallererst meine Heimat, Deutschland ist mein Vaterland. Und es ist meine feste Überzeugung, dass die Politik beitragen muss, die deutsche Identität zu formulieren. 51 52 TONER #3 vertriebenen Sudetendeutschen in Bayern ein eigener Stamm. Vor allem in der so genannten 68er Generation wollen manche Deutsche alles sein, nur keine Deutschen. Als Reflex auf den schamlosen Missbrauch des Nationalen zwischen 1933 und 1945 war das psychologisch verständlich, aber ein auf Dauer unhaltbarer Versuch des Ausstiegs aus der Geschichte und der Verdrängung der eigenen Identität. Wir können nicht einfach einen Schlussstrich ziehen, weder indem wir unsere Zugehörigkeit zu dieser Nation leugnen, noch indem wir die Auseinandersetzung mit der Zeit vor 1945 einfach beenden. Wir müssen dennoch - und zwar eben auf andere Weise - zu einem geläuterten Verhältnis zur Nation und zu einem aufgeklärten Patriotismus finden. Für die Amerikaner, die Franzosen, die Briten und andere Nationen ist Patriotismus etwas Selbstverständliches. Wir müssen gerade auch bei unserer Jugend ein historisch gefestigtes Wissen über die Sternstunden, aber auch über die Abgründe unserer Geschichte fördern. Nur so schützen wir unser Volk und unsere Jugend vor Irrwegen, die ein für alle Mal hinter uns liegen müssen. Wenn wir dafür sorgen, dann wird der Tag der Deutschen Einheit als unser Nationalfeiertag auf Dauer lebendig im Volk verankert bleiben und dann wird unser Vaterland in der Tat im Glanze dieses Glückes blühen, wie es unsere Nationalhymne beschwört. Die Zukunft Europas steht vor bedeutenden Weichenstellungen: Wie kann die Ost-Erweiterung funktionieren? Wo liegen die Grenzen Europas? Wollen wir einen europäischen Staat? Wir steigen in Passau ins Auto und in Rom, Madrid oder Paris wieder aus, ohne Grenzkontrollen. Das alles ist Europa! Was wir erreicht haben, müssen wir bewahren. Wir dürfen es nicht aufs Spiel setzen! [...] Die Mehrheit der Bürger bei uns will kein Europa, das wie wild geworden über das kleine Österreich herfällt und mit Sanktionen droht, als ob der Untergang des Abendlandes unmittelbar bevorstünde. Das ist nicht das Europa, das wir uns wünschen! Das steht Europa heute nicht zu und das darf Europa auch in Zukunft nicht zustehen! Österreich ist Urgestein Europas und Brücke zwischen West- und Osteuropa. Wer Österreich boykottiert, trifft Europa ins Herz. [...] Wir geben Europa, was es braucht, aber wir lassen uns von Europa nicht nach Belieben melken. Die D-Mark ist keine Morgengabe für die Integration Europas. Die Währungsunion war niemals als Vehikel für die politische Union Europas gedacht. Die EU ist kein Staat. Wir sind nicht die Vereinigten Staaten von Europa. Brüssel ist nicht unsere Hauptstadt. Demokratie braucht Bürgernähe. Wir wollen, dass unser herrli- PIC: DIE ZEIT NR. 25, 9. Juni 2004 Wir müssen uns bewusst werden, was die deutsche Identität eigentlich ist. Wir wollen daran erinnern, welcher Mut und welche Kraft der Menschen notwendig war, um die Mauer zu überwinden. Kraft und Mut brauchen wir auch heute noch, um die Reste der Mauer in den Köpfen einzureißen und um die enorme Aufbauarbeit zu Ende zu bringen, die wir in den letzten zehn Jahren geleistet haben. Die ohnehin schwierige Umstellung auf ein völlig anderes wirtschaftliches und politisches System ist für viele sehr schmerzhaft geworden. Manche Erwartung wurde bitter enttäuscht. Aber wir dürfen darüber nicht all das vergessen, was an Positivem geleistet wurde. Wer heute in Ostdeutschland unterwegs ist und den Vergleich mit früher zieht, der sieht ein anderes Land. Es gibt heute tatsächlich vielerorts die „blühenden Landschaften“, von denen Helmut Kohl gesprochen hat und wofür er von vielen verspottet wurde. [...] Es liegt noch ein gutes Stück Arbeit vor uns, um die Spuren, die 40 Jahre Sozialismus im Osten des geteilten Deutschlands hinterlassen haben, endgültig zu überwinden. In Deutschland wird zu Recht gemahnt: Es darf kein Vergessen der Opfer unserer Geschichte geben! Ich frage: Gilt das nicht auch für die Opfer der Mauer? Sie wollten von Deutschland nach Deutschland und haben dafür mit ihrem Leben bezahlt. Ihr Schicksal darf nicht umsonst gewesen sein. Ihr unbeugsamer Mut bleibt uns Mahnung gegen zwangsbeglückenden Sozialismus und Teilung. Wir erinnern uns der nahezu 1 000 Toten von Mauer und Stacheldraht. Wir gedenken der Zigtausenden politischen Gefangenen der DDR. Wir gedenken der 17 Millionen Deutschen, die hinter dieser schrecklichen Mauer ihrer Freiheit, ihrer Hoffnungen und ihrer Lebenschancen beraubt wurden. Wir sind Deutsche, und wir gehören zusammen! Wir werden die Wiedervereinigung nicht allein mit der materiellen Angleichung der Lebensverhältnisse schaffen, wir brauchen einen natürlichen Patriotismus. Ich bin der festen Überzeugung: Die Nation hat nach wie vor eine elementar wichtige Bedeutung. Die Nation ist - zumindest auf absehbare Zeit - die größte gesellschaftliche Einheit, mit der sich die Menschen identifizieren können, zu der Menschen eine emotionale Bindung spüren und innerhalb derer eine einigermaßen belastbare Solidarität herrscht. Alle Deutschen stehen gleichermaßen in der Verantwortung für das Unglück, das die verhängnisvolle Wahl einer verbrecherischen Regierung unter Adolf Hitler über Deutschland und die Welt gebracht hat. Für die deutsche Nation gibt es, was das Verhältnis zu den Juden anbelangt, kein Zurück zur Normalität. Die Juden sind neben den Altbaiern, Schwaben und Franken und den heimat- 54 TONER #3 Wer sie erdulden musste, wird dies sein Leben lang nicht vergessen. Lassen Sie sich, lassen wir uns daher von niemandem das Recht nehmen oder absprechen, über unsere Toten von Flucht, Vertreibung und Deportation zu trauern, über unsere Toten von Krieg, Gefangenschaft und Zwangsarbeit. Deutsche haben durch Russen, Polen, Tschechen und im Namen der jeweiligen Regime gelitten. Trauer und Erinnerung an die Vertreibung müssen selbstverständlicher Teil unseres nationalen historischen und kulturellen Fundus sein. Dieser Erinnerungsfundus ist es, der uns als Einzelperson wie als Nation Identitäten gibt. Wer sich nicht erinnert, versinkt im Dunkel der Geschichte. Wer sich dagegen erinnert, bleibt unverwechselbar, behauptet seine Identität. Diese Identität zu behaupten, war und ist die große Sorge der Heimatvertriebenen. Denn sie erwarten zu Recht, dass die eigenen Landsleute ihr Schicksal nicht verharmlosen, nicht unter den Teppich kehren, nicht einfach einen Schlussstrich darunter ziehen. [...] Meine Damen und Herren! Rot-Grün will über Staatsangehörigkeitsrecht und Einwanderung eine andere Republik. Innenminister Schily will ein Einwanderungsland Deutschland. Das ist mit der CSU - und ich nehme an, auch mit der CDU/CSU-Fraktion - nicht zu machen. Wir sind gegen eine lasche Handhabung des Staatsbürgerschaftsrechts. Unsere einmalige Rechtslage lädt geradezu ein, unlösbare Probleme anderer Staaten in unser Land zu tragen. Die doppelte Staatsbürgerschaft wird die Sicherheitslage mehr gefährden als die Terroraktionen der RAF in den siebziger und achtziger Jahren. Dass man nach acht Jahren einfach Deutscher werden soll, das regt fast alle auf. Die Menschen spüren, dass das die Grenzen unserer Identität als Deutsche sprengt. Nicht einmal das klassische Einwanderungsland USA öffnet sich für eine unbegrenzte und ungesteuerte Zuwanderung. Wer sein Kind zum Beispiel hier im Münchner Stadtteil Hasenbergl in einer Schule mit über 50 Prozent Ausländeranteil hat oder wer als Lehrer dort unterrichten muss, der hat kein Verständnis dafür, wenn Rot-Grün der CSU den Hinweis auf Integrationsprobleme als mangelnde Liberalität oder Deutschtümelei vorwirft. Wir wollen, dass die Deutschen ihre Probleme im eigenen Land möglichst selbst lösen. Das Zuwanderungsgesetz muss ein Zuwanderungsbegrenzungsgesetz sein. Deutschland ist kein Einwanderungsland und braucht deshalb auch kein Einwanderungsgesetz. Wir müssen die Zuwanderung insgesamt begrenzen und verstärkt an den Erfordernissen der sozialen Stabilität und wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit unserer Gesellschaft ausrichten. Dazu gehört nach wie vor die Umwandlung des Asylrechts in eine institutionelle Garantie. Das muss man auch einmal offen ansprechen können! Wir dürfen doch aus lauter Political Correctness die Realität nicht leugnen. Es geht um die Zukunft für Bayern, für Deutschland und für Europa. Lassen Sie uns gemeinsam dafür kämpfen. Die Zuwanderungsregelung ist eine Frage von größter Bedeutung für unser Land. Was ist mit den Parallelgesellschaften? Was passiert im Bereich des Nachzugs? Wir sind heute schon das Land mit dem größten Ausländeranteil in der EU, und wir integrieren jedes Jahr in Deutschland eine Stadt in der Größe von Dortmund oder Nürnberg. Da ist für die Mehrheit der Bürger eine Grenze erreicht. Man darf nicht auf Dauer treiben lassen, was auf den erbitterten Widerstand der Bevölkerung stößt. Wer Ausländer ungeregelt zuziehen lässt, der importiert auch Kriminalität. [...] Wir werden uns nicht irre machen lassen, wenn Rot-Grün in „heiliger“ Empörung über die herfällt, die nichts anderes fordern, als dass das Zusammenleben von Deutschen und Ausländern vom Respekt vor den geltenden Regeln und Werten in unserem Land geprägt sein muss und die dafür das Wort Leitkultur verwenden. Dabei geht es doch nicht um deutsche Überheblichkeit gegenüber fremden Kulturen, sondern um die Minimierung von Konflikten. Wir wollen keine unbegrenzte Zuwanderung und eine multikulturelle Gesellschaft, in der es kein gegenseitiges Bemühen um Integration gibt, sondern Ghettoisierung und Parallelgesellschaften, die sich kulturell, sprachlich und religiös nicht verständigen können und wollen. Wir sagen klar: Auf eine Prüfung des Bekenntnisses zur Verfassung und der Bereitschaft zur Integration bei Ausländern darf nicht verzichtet werden. Sich seiner eigenen Identität sicher zu sein, ist unverzichtbare Voraussetzung für Integration. Aber Integration ist auch mehr als das selbstverständliche Bekenntnis zur Verfassung. Es ist das Interesse und die Offenheit für die kulturelle Überlieferung der neuen Heimat und es ist die Bereitschaft zur Anpassung an die dort geltenden zentralen Werte und Regeln. Wir müssen alles tun, um die Fluchtursachen zu verhindern. Das Schließen der Grenzen bei einer Völkerwanderung darf nicht zum Tabu werden. Wer für alles offen ist, ist nicht ganz dicht! Die durchrasste und durchmischte Gesellschaft ist eine Gefahr für Deutschland. [...] Was wir brauchen, ist ein starker Staat gegen Extremisten gleich aus welcher Ecke. Wer hier zwischen guten und schlechten extremistischen Gewalttaten unterscheiden will, macht sich vollkommen unglaubwürdig. Wer mit dem Terror sympathisiert, hat in unserem Land keinen Platz! Diese Leute müssen unser Land verlassen - und zwar so schnell wie möglich! Wir brauchen auch einen starken und wehrhaften Staat, der notfalls mit allen staatlichen Machtmitteln einschreitet. Für PDS-Mitglieder wird dann im öffentlichen Dienst dasselbe gelten wie für DKP- und NPD-Mitglieder. Es ist geradezu eine Verdrehung des Gnadengedankens, Straftätern, die aus politischer oder sonstiger Überzeugung letztlich den Rechtsstaat angreifen, nachträglich Straffreiheit einzuräumen. Liberalität heißt doch nicht, für alles offen zu sein und alles zu tolerieren! Das ist doch Wahnsinn! [...] Es geht um eine Schicksalsfrage - nicht nur für Europa, sondern auch für Deutschland. Wir werden für Werte und Prinzipien kämpfen, weil es um unser Land geht! Ihnen allen wünsche ich viel Erfolg auf dem Weg, in Ihrer Gemeinde mit und für Ihre Bürgerinnen und Bürger Heimat zu gestalten! Ich bitte Sie, unterstützen Sie uns! Ich bin bereit, meine Kraft und meine Erfahrung für ganz Deutschland einzusetzen. PIC: TITANIC Die beste Satiere aus sieben Jahren ches Bayern bürgernah bleibt. Vielleicht definierten wir uns in letzter Zeit zu stark über Europa. Sicher, Europa ist wichtig für unsere Zukunft, aber es kann das Vaterland nicht ersetzen. Ich bin im Krieg geboren und betrachte mich als der unmittelbaren Nachkriegsgeneration zugehörig. Natürlich kann ich aufgrund meiner Kriegserlebnisse als kleines Kind beurteilen, welche enorme Leistung bezüglich der Integration Europas von Adenauer bis Kohl erbracht wurde. Der „amerikanische Weg“ oder irgendwelche nicht näher definierten „Dritten Wege“ können für uns kein Vorbild sein. Wir wollen ein bürgernahes Europa der Nationen und Regionen und keinen europäischen Zentralstaat. Ein Europa ohne Nationen ist ein geschichtlicher Widerspruch. Europa kann niemals die Bindungen der Nation ersetzen! Wir wollen ein Europa der Vielfalt und keine Gleichmacherei. Europa muss Heimat sein! Bayern muss Bayern bleiben können - auch in einem gemeinsamen Europa. Die Sudetendeutschen kommen aus einem Herzland Europas. Ihre Heimat ist europäisches Urgestein. Die Sudetendeutschen sind in vielfältiger Weise trotz der Vertreibung gerade wegen der langen gemeinsamen Geschichte eigentlich die natürlichen Befürworter des Beitritts auch ihrer Heimat in die Europäische Union, sicherlich mehr als die Portugiesen oder Griechen. Die Sudetendeutschen haben in den vergangenen Jahren wirklich viel für ihre Heimat getan. Das große Engagement in den vergangenen Jahren zeigt, wie eng und wie liebevoll die Sudetendeutschen nach wie vor mit ihrer alten Heimat verbunden sind. Sie haben wirklich daran gearbeitet, das Eis zu brechen, das sich durch die NS-Verbrechen, die Vertreibung und den 40jährigen Kalten Krieg aufgetürmt hatte. Sie haben tausendfache Brücken in die alte Heimat gebaut. Ideologen und Extremisten hatten in ihren Reihen nie eine Chance. Heimatrecht ist mehr als Niederlassungsfreiheit. Niederlassungsfreiheit ist rein ökonomisch definiert. Heimatrecht umfasst das Recht, in seiner angestammten Heimat zu leben oder dorthin zurückkehren zu können. Wer, wenn nicht die deutschen Heimatvertriebenen, ist dazu berufen, Mahner zu sein. Denn damals, 1950, lebten die meisten Vertriebenen noch in Lagern und Sammelunterkünften, ohne Habe, zum Teil getrennt von Familien, verzweifelt, hoffnungslos, apathisch, voller Trauer über den Verlust von Angehörigen. Millionen blickten in eine ungewisse Zukunft. Hinter ihnen lagen Not und Tod, Flucht bei bitterer Kälte über die Ostsee oder das Riesengebirge, Todesmärsche, Vergewaltigungen der Frauen, Zwangsarbeit, Demütigungen aller Art. Die Vertreibung war ein tief einschneidendes Geschehen. Eine Rede 55 PIC: MARION HERZOG So kocht man in der Bundeswehr TXT1: WERNER SCHAUBE Anders gesagt - Gebetimpulse für junge Leute TXT2: DIE ZEIT GESCHICHTE , Nr.1, Teil 2 April 2005 PIC: BILD vom Sonnabend, 14. Mai 2005 TXT: www.heinrichluebke.de „... Herr Professor Hess sich auch von seinem Thema abwandte und uns über das Wesen und das, den Sinn der Elemente, über die alter-, über die mittelalterliche über die heutige Dichtung über das Wasser sprach, ist nicht nur etwas, was man nicht tun sollte, sondern es ist etwas, was man tun sollte. Dadurch - (Beifall) dadurch wird solch ein Vortrag erst interessant; und ich glaube, es ist auch besser für das Publikum, wenn ein solch umfassender Vortrag einige Punkte des nachfolgenden Redners freimacht, und nicht vorge.., weil er nicht vorgetragen zu werden braucht, sondern auch den Redner entlastet, in einer Situation, wo er das gerne sieht.Sie haben in einer wundervollen Art die gesamte Notwendigkeit und den Sinn der Pflege des Wassers auch unter die kulturellen Gesichtspunkte gestellt. Sie haben damit angefangen, sie haben damit aufgehört. Man sollte wirklich denken, wenn wir heute ein gebildetes Europäertum wären, dann würden wir schon aus diesem Grunde der engen Verbindung alles dessen, was mit Wasser zu tun hat, gleichzeitig mit unserer Kultur, auch mit unserer, nicht auch, sondern mit unserer Dichtkunst ist das hier sehr klar in Erscheinung getreten. Dann würden wir schon aus dem Grunde vermeiden, dass wir hier Wasserläufe haben, die man als Wasserläufe nicht mehr ansprechen kann, sondern die als Kloaken nur bezeichnen kann.“ Heinrich Lübke, ehemaliger Bundespräsident der BRD zum Thema Wasser PIC: http://www.fdp-bundesverband.de/forum PIC 1: ARAL BV-Karte, Blatt 2 Ausgabe Westdeutschland PIC 2-5: YAM! Nr. 51 vom 8.Dezember 2004 Rockmusik als Beruf PIC + TXT : YAM! Nr. 51 vom 8.Dezember 2004 aus Rock und Pop in Deutschland von Rainer Niketta und Eva Volke 64 TONER #3 Das Spielen von Rock/Pop kann als interessante Freizeitaktivität gesehen werden, die es aus freizeitpädagogischen Gründen zu fördern gilt; eine derartige Förderung hätte zudem auch angenehme wirtschaftliche Konsequenzen (höherer Umsatz in der Musikbranche). Werden überhaupt Berufsmusiker im Rock/PopBereich in der Bundesrepublik benötigt? Auf der anderen Seite geistert der Traum des Professionals, des Superstars durch die Wunschträume der Musizierenden, aber auch aus politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Erwägungen stimmt es nachdenklich, wenn eine kulturelle Eigenständigkeit aufgegeben werden würde: Ohne Berufsmusiker keine eigenständigen Produktionen, zudem würde im P-A-P-System der Professional fehlen. Die Aussicht, Rockmusik als Beruf ausüben zu können, war aber schon immer gering (vgl. Frith, 1978 1981). Wie im Kapitel 2.1 ausgeführt wurde, stellt der Professionalisierungsgrad eine wichtige Determinante für Eigenständigkeit einer Musikszene dar. Im folgenden Abschnitt werden wir auf den Professionalisierungsgrad der Rockmusiker und Rockmusikerinnen näher eingehen und überprüfen, mit welchen Variablen dieser verbunden ist. 65 66 TONER #3 gegeben. Nahezu alle Rockmusiker und Rockmusikerinnen halten die Fähigkeiten zum kreativen Arbeiten für eine wichtige Voraussetzung. Auf den beiden folgenden Plätzen folgen nicht musikalische Voraussetzungen, sondern Persönlichkeitseigenschaften: Ein Profimusiker muß sich „gut verkaufen können“ und „muß die Fähigkeit besitzen, sich in unterschiedlichen Gruppen schnell zurecht zu finden“ (Originalwortlaut der Fragen). Nicht ganz 1/4 der Befragten halten kaufmännische Kenntnisse und die Fähigkeit, mehrere Instrumente spielen zu können, für wichtig. Auch Notenkenntnisse werden für einen Profimusiker für nicht sonderlich wichtig gehalten. Wichtiger sind Spieltechnik (,’überdurchschnittliche spieltechnische Fähigkeiten auf dem Instrument“) und Musiktheorie. Wie allerdings fehlende Notenkenntnisse und musiktheoretisches Wissen miteinander harmonisieren können, ist fraglich. Es sei angemerkt, daß sich das Anforderungsprofil seit der Untersuchung von Niketta, Niepel und Nonninger in Bielefeld (1983) nicht geändert hat (genaue Ergebnisse in Niepel, 1982). Für die weitere Analyse wurde eine Reduktion der Daten vorgenommen. Mittels des statistischen Verfahrens der Faktorenanalyse wurden die zugrundeliegenden Dimensionen der Professionalisierungsinhalte ermittelt. Wir können die vier Dimensionen der Professionalisierungsinhalte wie folgt interpretieren (Zustimmungsprozente in Klammern): Kreativität hingegen kann nicht gelehrt werden. Hier stoßen Ausbildungsinstitutionen an ihre Grenzen. Hängt das Anforderungsprofil für einen Profimusiker bzw. eine Profimusikerin von dem Professionalisierungsgrad ab? Es kann davon ausgegangen werden, daß Professionals ein realistisches Anforderungsprofil besitzen, da sie ja wissen müßten, was von ihnen gefordert wird. Abweichungen bei den Rockmusikern und Rockmusikerinnen, die nicht als Professionals tätig sind, könnten dann als ein Hinweis auf eine nicht ganz realistische Einschätzung von Professionalisierungsinhalten interpretiert werden. Die Ergebnisse zeigen, daß keine Unterschiede hinsichtlich der Kreativität und der Flexibität vorhanden sind.3 Allerdings unterschätzen Pre-, Semi- und Non-Professionals die Businessqualitäten, die ein Profimusiker benötigt. Über die Hälfte der Professionals halten derartige Qualitäten für notwendig - sie wissen, warum. Musikalische Kompetenzen halten Professionals wie Non-Professionals gleichermaßen für wichtig. Abweichende Vorstellungen haben die PreProfessionals, die derartige Kompetenzen als gering erachten. 1. Kreativität (95 %). Ein Profimusiker muß zum kreativen Arbeiten fähig sein. 2. Flexibilität (55 %). Ein Profimusiker muß sich gut verkaufen können, er muß sich den Publikumswünschen anpassen können usw. 3. Musikalische Kompetenz (38 %). Ein Profimusiker muß musiktheoretisches Wissen besitzen, sein Instrument beherrschen usw. 4. Businessqualitäten (38 %). Branchenkenntnisse und kaufmännische Kenntnisse sind gefragt. Es fällt auf, daß persönliche Flexibilität insgesamt vor der musikalischen Kompetenz rangiert. Die befragten Rockmusiker und Rockmusikerinnen halten also Voraussetzungen, die in der Person des Musikers bzw. der Musikerin liegen, für insgesamt bedeutsamer als musikalische Kompetenz. Verlangt werden von einem Profimusiker also Durchsetzungskraft und Anpassungsstrategien. Interessant ist weiterhin, daß Kreativität von der musikalischen Kompetenz getrennt gesehen wird. Kreativität wird wohl als notwendige Bedingung für den Professionalisierungsprozeß gesehen. Musikalische Kompetenzen und Businessqualitäten können an den Ausbildungsinstitutionen vermittelt werden, persönliche Flexibilität kann in einem gewissen Rahmen angeeignet werden. PIC + TXT : YAM! Nr. 51 vom 8.Dezember 2004 Rockmusikern und Rockmusikerinnen wird gerne nachgesagt, daß sie von der „großen Karriere“ träumen, also von ihrer Musik leben möchten. Stimmen diese eher unsystematisch gemachten Beobachtungen? Sind die Professionalisierungsabsichten der Rockmusiker und Rockmusikerinnen hoch? In diesem Zusammenhang formulierten wir die Frage: „Kannst Du Dir vorstellen, überwiegend vom Musikmachen zu leben?“. Bei der Auswertung wurden Professionals nicht miteinbezogen. Generell sind Professionalisierungsvorstellungen stark vorhanden, lediglich 22 % können es sich auf keinen Fall vorstellen, 40 % können es sich eventuell vorstellen, und 38 % können es sich vorstellen. Die Antworten sind aber in einem sehr starken Ausmaß vom Professionalisierungsgrad abhängig. Pre-Professionals haben ausgeprägte Absichten, während hingegen die Semi-Professionals in zwei beinahe gleich große Lager aufgeteilt werden können: 50 % der Semi-Professionals können es sich vorstellen, während die anderen es sich eventuell vorstellen können bzw. es sich überhaupt nicht vorstellen können. Der Anteil der Non-Professionals mit Professionalisierungsabsichten beträgt lediglich 20 %. Regionale Unterschiede, die sich auf den ersten Blick zeigen, sind überwiegend durch den Professionalisierungsgrad bedingt. Insgesamt erscheinen die Vorstellungen der Rockmusiker und Rockmusikerinnen über eine etwaige Professionalisierung durchaus realistisch. Daß die Professionalisierungsabsichten mit zunehmender Professionalisierung steigen, ist plausibel. Von Interesse ist aber eine Differenzierung unter den Semi-Professionals und Non-Professionals in Musiker, die ProfiAbsichten hegen und in Musiker, die derartige Absichten nicht haben. Der Prozeß der Professionalisierung muß selbstverständlich mit Inhalten gefüllt werden, Ausbildungsinstitutionen wie Musikhochschulen müssen sich dementsprechende Gedanken machen, die sich in den jeweiligen Lehrplänen niederschlagen. Auch Rockmusiker und Rockmusikerinnen entwickeln bestimmte Vorstellungen über eine professionelle Arbeit in diesem Bereich. Diese Inhalte können die Professionalisierungsabsichten steuern: Wenn die Anforderungen zu hoch angesetzt werden, wird auf eine Professionalisierung verzichtet, werden die Anforderungen zu niedrig angesetzt, wird eine berufliche Tätigkeit als Rockmusiker oder Rockmusikerin angepeilt, die kaum Aussicht auf Erfolg hat. Den Rockmusikern und Rockmusikerinnen wurde eine Liste von 13 Eigenschaften vorgelegt mit der Bitte anzugeben, in welchem Umfang ein Profimusiker die jeweiligen Voraussetzungen ihrer Meinung nach erfüllen muß. In der Abbildung 6.6. sind zur Vereinfachung die Zustimmungsprozente wiedergegeben. Der genaue Wortlaut der jeweiligen Eigenschaften ist verkürzt wieder- Rockmusik als Beruf 67 Tabelle 3. 1.: Der „typische“ Rockmusiker: aus Rock und Pop in Deutschland von Rainer Niketta und Eva Volke - wenn beruflich tätig: - wenn in Ausbildung Wohnsituation Familienstand Art des Einkommens männlich 25-29 Jahre Abitur beruflich tätig (51 %) oder in Ausbildung (49 %) Angestellter Student wohnt bei den Eltern ledig regelmäßige Erwerbstätigkeit Lebensstil Freizeitaktivität Einstellung zum Musikmachen Wichtigste Voraussetzung für einen Professional Einstellung gegenüber Rockförderung hedonistisch lesen und kulturelle Aktivitäten soundorientiert Kreativität positiv Einkünfte aus dem Musikbereich Höhe der Investition in die technische Ausrüstung Art der Finanzierung Gemeinsame Anlage vorhanden Proberaum Monatsmiete Investitionen in den Proberaum Größter Vorteil des Proberaums Größter Nachteil des Proberaums Proben pro Monat keine 5.000DM Barzahlung ja privat 164DM 458 DM Probezeiten Lüftung 4-6 Zahl der Auftritte in den letzten 12 Monaten Häufigster Auftrittsort 5-6 Kneipe Geschlecht Alter Bildungsabschluß beruflicher Status 68 TONER #3 Beste Note bei den Auftritten für Schlechteste Note bei den Auftritten für Bewerbung für Wettbewerbe Auftrittseinnahmen werden verwendet für Reaktionen des Publikums Verhältnis Aufwand/Gage nein Werbung/Plakate Teilnahme an Workshops u.ä. Grund für die Nichtteilnahme Höchster Weiterbildungsbedarf gewünschte Weiterbildungsinstitution nein keine Zeit Studioarbeit öffentliche Stellen (z.B. Rockbeauftragte, Rockbüros) Der „ideale“ Dozent Spezialist aus dem jeweiligen Bereich der Musikbranche Häufigste Medienaktivität Häufigster Tonträger Musikbranche: Am wichtigsten sind Musikbranche: Beste Note für Musikbranche: Schlechteste Note für Medien: Häufigster Kontakt zu Konzertkritik Demo-Tape Konzertveranstalter Tonstudios Major companies Tages-/Lokalzeitungen Wichtigste Aufgabe eines Rockbeauftragten Unwichtigste Aufgabe eines Rockbeauftragten Proberäume und Auftrittsmöglichkeiten organisieren Bandwettbewerbe organisieren TXT 2: DIE ZEIT Nr. 19, 4. Mai 2005 E-guitar Rock/Blues Rock’n’ Roll Tekkno Semi-Professional eventuell nicht organisiert seit 7 Jahren mit 16-17 Jahren seit 2 Jahren ja ja (privater Unterricht) PIC + TXT1: YAM! Nr. 51 vom 8.Dezember 2004 Instrument Musikstil Musikstil mit dem höchsten Einfluß Musikstil mit dem niedrigsten Einfluß Professionalisierungsgrad Professionalisierungsabsicht Organisationsgrad spielt Rockmusik fing Rockmusik zu spielen an spielt in der jetzigen Band mit spielte schon in anderen Bands Musikunterricht außerhalb der Schule Auch Sido passt ins Raster 69 70 TONER #3 „Azad! Wir kämpfen gegeneinander! Ich fick dich!“ Oder so ähnlich. Aber das kannten wir ja schon von dem Marktschreier der Azad als Hund bezeichnet hat. Sido: Lass dir was neues einfallen. Und das ist nicht nur auf diese Drohung bezogen. Ich habe mich schön öfters über Sido und andere deutsche Gestalten des Raps amüsiert. Aber dieses Video war nicht zum lachen. Ich empfehle euch wärmstens, dass Video anzusehen. Die Gestalten, die sich bemühen, um aus ihren Mündern Sätze, die grammatikalische GAUs sind, und Wörter, die nicht schlechter gewählt sein könnten, zu bringen, sind wirklich die Anti-Vorbilder und lassen jedes Grinsen aus eurem Gesicht weichen. Die Umkehr der Evolution wurde auf Video gebannt. Ganz schön Aggro. Aggro Berlin. Und als abschließende Nachricht an einen deutschen Rapper, der das wahrscheinlich niemals lesen wird: „Azad, du Hund!“ Kommentare Am 15. Februar 2005 um 19:06 schrieb Der Türke Azad Sdo alle sind Shit !!Ganz aggro berlin is shit!!Möchtegern!!Der wahre king is eko fresh!!!Und seine Crew!!!!Die ficken alle!!!!Wir sind wallstreet türken wir steigen wie der dow jones ihr motherfucker!Am 09. Februar 2005 um 22:24 schrieb Callerah / mail Azad isn hurensohn diese mistschwuchtel verkauft sich doch fürnen eruro an stricher dieser wichskurde boar ich hab sonen brastAm 26. Januar 2005 um 17:02 schrieb peterdermeter / http://www.gelitten.com/game/dieb.php?id=17754 Am 25. Januar 2005 um 04:28 schrieb geschieht sido recht noch mal abschliessend an noizzza und lasse.an euch erkennt man mal wieder die typisch unterentwickelten aggro fans.lasse mit seinen beleidigungen, von denen er wahrscheinlich selbst noch nicht mal die hälfte versteht, und mein liebling der beiden noizzza.du denkst sido und seine gangster wie er sie nennt leben im ghetto.in deutschland gibt es ghettos???wo denn bitte?hast du überhaupt schonmal bilder oder ähnliches eines ghettos gesehen.weisst du überhaupt was ein ghetto ist. besuche mal z.b. die bronx in den USA.dann weisst du was ein ghetto ist.in deutschland sind deine sogenannten ghettos lediglich gegenden in denen die jugendlichen auf der strasse rumlaufen (was sie in jeder stadt tun, was sollen sie auch sonst machen) und deren familien etwas unter der mittelklasse der deutschen vorzeigefamilie stehen in sachen finanzen.absolute armut in deinen so geliebten deutschen ghettos ist überhaupt nicht möglich da es hier sozialhilfe gibt.ausserdem findest du es anscheinend so toll das sie kiffen.was ist daran toll?das beweisst nur einmal mehr wie erbärmlich diese menschen sind.sie sind es selbst schuld was aus denen wird.sido sagte doch einst so stolz „ich bin so stolz das ich keinen abschluss besitze“!lass mal ein paar jahre vergehen, und dann werden wir sehen ob der immernoch so stolz darauf ist.als letztes nun noch zu der schlägerei von azad gegen sido. ich bin zwar eigentlich gegen gewalt aber bei sido was es völlig berechtigt.an dieser stelle kann ich nur noch mal eine stelle aus noizzza beitrag zitieren: „ihr seid nur alle traurig das ihr selbst keine harten jungs seid die unter schlechteren sozialen bedingungen aufgewachsen sind.“wenn sido so ein harter junge ist wie du sagst, warum lag er heulend auf dem boden?und das lächerlichste daran ist, das sido und seine möchtegerns über ca.15 leute waren und azad unter 10! letztendlich war das noch nicht alles, denn spätestens wenn azad dieses video mal z gesiht bekommen sollte, kann sido sich auf ne neue tracht freuen.ich hoffe dieser text ist nicht zu hoch für lasse und noizzza, ihr unterbemittelten esel! Am 13. Januar 2005 um 15:08 schrieb noizzza / mail ihr seid genau so arrogant wie die gymnasiasten die irgendwelche hauptschüler runtermachen. ihr seid nur alle traurig das ihr selbst keine harten jungs seid die unter schlechteren sozialen bedingungen aufgewachsen sind. wer behauptet in deutschland gibt es kein ghetto der ist ein idiot und hat keine ahnung. Aggro Berlin spricht die Leute an die selber kiffen und in den Strassen rumhängen. die reden in unserer sprache. Am 26. Dezember 2004 um 23:19 schrieb Esin Sido und CO ihr seid alle soo scheiße man!! Last euch mal was neues einfallen außer „Azad du Hund“ !!! Ihr seid soo lächerlich, und auserdem sido du schaußt so scheiße aus ohne Maske!!! Ihr seid alle arschgefikte Hurensöhne !!! AzAd is the BOZZ und ihr seid nur ein Stück scheiße ich spucke auf euch!!! AzAd ich liebe dich!!! Am 22. Dezember 2004 um 09:49 schrieb Nobody ich hab mir den scheiß angeguckt bzw durchgelesen und dazu sag ich nur echt primitiv und wer die musik von solchen hirnlosen deppen auch noch anhört hat ja wohl net mehr im hirn als die deppen selbst!!!!!!!!!! kein wunder das sido ne maske drägt mit sonem gesicht würd ich mich au net ohne auf die straße trauen. „Yea wie cool alta“„ich fick dich du Hund“ der sollte sich mal was neues einfallen lassen, aber das der depp keine ideen und geschmack hat kennen wir ja schon aus all seinen videos. Die sowieso keiner sehen will...Der hats doch nötig vom ficken usw.zu singen ich mein wenn man es in real nicht bekommt... Die gehören doch grad nochmal in da Kindergarten um richtig sprechen zu lernen!!!!! echt gutes Komentar Thorsten. Am 16. Dezember 2004 um 08:33 schrieb lasse azad ist ein hund ich ficke ihn den hund. arschlecker hund. Am 04. Dezember 2004 um 23:12 schrieb NEUKÖLLN-44 alle sind srück scheiße deutscher rap ist scheiße. Am 25. Oktober 2004 um 17:19 schrieb achso, noch was! sido sieht ohne maske aus wie ein pupsie, deshalb auch die maske, oder? er soll nach kassel kommen u mir meinen ring küssen, vielleicht kann er damit zeigen, dass er doch noch ein paar gehirnzellen hat, die ihm zeigen wie es geht einen ring zu küssen! ps: er soll noch die ganzen furzköppe mitbringen, hab faustjucken....macht alter! Am 25. Oktober 2004 um 17:15 schrieb sido ist eine dorfnutte! er kann azad sein schwanz lutschen. Am 01. Oktober 2004 um 10:47 schrieb Nils Er könnte Azad tatsächlich gefickt haben .. immerhin ist Sido hochgradig Analfixiert.... http://www.magistrix.de/lyrics/Sido/15608.htm lAm 08. September 2004 um 18:44 schrieb esire / mail / url da sollte man wirklich heulen! excellent contribution! Am 18. Juli 2004 um 16:41 schrieb Thorsten Ok, im Nachhinein kann ich wohl doch sagen, dass ich das nicht schreiben hätte sollen. Dann tut es mir wohl Leid. Am 18. Juli 2004 um 16:37 schrieb Sir Robin Gemäß dieser Auffassung müssten so einige Leute kein Geld verdienen. Ich gebe dir aber den Tipp, einfach mal den Fernseher anzuschalten, und schon wirst du deine Auffassung widerlegt sehen. Am 18. Juli 2004 um 16:21 schrieb Thorsten Ja, das zieht den Durchschnitts-sozialhilfemepfänger runter. Und das sind keine schlechten Menschen, denn oft können sie nichts dafür, dass sie eben diese Hilfe brauchen (alleinerziehende Mütter). Aber ich wollt es eben so als Anspielung stehen lassen, da ich nicht glaube, dass einer von den A.K. Leuten wirklich Geld verdient und das jemals getan hat. Am 18. Juli 2004 um 15:52 schrieb Sir Robin „wer alles von den Sozialhilfeempfängern“ ... so ist es, schlechtes Niveau immer mit dem selbigen bekämpfen. Schade um den an sich guten Beitrag. Am 16. Juli 2004 um 16:12 schrieb Tim „sehr geiler comment leuchte...aber du weißt ich fick dich wirklich :P“ Mr. Herrman. I think you got there something very wrong. :p Auch wenn der Kern deiner Aussage natürlich zweifelsohne korrekt ist. Am 16. Juli 2004 um 08:54 schrieb nils glaubt ihr im Ernst der KANN überhaupt lesen. Guter Beitrag und danke für den Fisch äh Link : Am 16. Juli 2004 um 08:07 schrieb Thorsten Ich war das! Am 16. Juli 2004 um 01:52 schrieb aXn sehr geiler comment leuchte...aber du weißt ich fick dich wirklich :P. Am 15. Juli 2004 um 23:19 schrieb RPL > Und als abschließende Nachricht an einen deutschen Rapper, der das wahrscheinlich niemals lesen wird: — —— oder kann ;-) Es ist doch wirklich unfassbar... *heulendindereckesitz* TXT: http://777.damnsite.net/single32.html Home Kategorien:.film .lecker .linux .musik .programmieren .rückblick .world .www Autoren Archiv Impressum .musik: Der arme Azad...Thorsten / 15. Juli 2004 / 22:32 Seit einiger Zeit hatte ich schon aufgrund diverser Interview und Musikclip Austrahlungen die Befürchtung, dass unser aller deutschsprachiger Lieblingsrapper Sido nicht der hellste ist. Das hat sich heute bewahrheitet als ich ein Video runter geladen habe, auf das ich per IRC hingewiesen wurde. In diesem Video ist zu sehen wie Sido und ein anderer schmucker Kerl mit Schmuck und Kopftuch in einem Wohnwagen auf dem Gelände des „Hip Hop Open 2004“ in Stuttgart interviewt werden. Das ganze ist ungeschnitten und somit kommt mehr zum Vorschein als man eigentlich sehen will. Ich war ja schon entsetzt als der Junge mit der Kopfbedeckung neben Sido anfing davon zu erzählen „wie Sido ihn von der Straße geholt hat“ und dass er jetzt vor der Wahl steht zwischen „Straße und Musik (, Alter!)“. Aber der barmherzige Berliner mit der Maske der sich Sido nennt will seinen Freund trösten und zeigt, dass er ein großes Herz für ungebildete Proleten hat, indem er einwirft, dass „er die Jungs nie mehr auf die Straße lässt“. Ok, man könnte meinen das wäre das übliche Gerede von fiesen Jungs die kiffen und in den bösen deutschen Ghettos aufgewachsen sind. Und als sie grad schwer mit Dealen und Rappen beschäftigt waren haben sie wohl vergessen für ihr Quali zu lernen und es versaut. Aber es kommt noch mehr: In diesem etwas längeren Video fängt auf einmal ein anderer stotternder Junge, der etwas verstört wirkt, in dem Wohnwagen, in dem sich bestimmt 5 oder mehr Personen aufhalten, aus der Tür zu rufen: „Azad! Ich fick dich! Du Hund! Komm her, lass kämpfen wie Mann! Wir beide gegeneinander, alleine! Azad, du Hund!“ Schockiert war ich nicht, denn solche Kämpfe unter den bösen Rappern sind ja bereits von den USA und ihren alten East-West-Coast-Fights bekannt. Als ich grad drüber nachdacht wie tief man doch sinken und dann doch noch auf ein schlechtes HipHop-Album kommen kann, bewegt sich der junge Herr von eben noch einmal auf die Kamera zu und erläutert nochmal in aller Präzision seinen Aufruf: „Azad, du Hund! Ich hab vor nichts Angst! Nur vor Gott! Hund! Ich fick dich! Wir kämpfen gegeneinander! Mann gegen Mann!“ Und dann taucht mein persönlicher Fixstern am Himmel des deutschen HipHops auf: BTight. Sido hatte ja vorher schon lauthals beweisen wollen, dass sein Freund B-Tight aus der A.I.D.S Clique nicht so ein „Kommerzlümmel“ wie er ist und „sie alle ficken wird“. Und als dieser auftaucht erzählt er ganz cool mit Sonnenbrillen und fahrigen Armbewegungen wer alles von den Sozialhilfeempfängern aus dem Wohnwagen auf B-Tights Album vor sich her sabbelt. Genial. Die Kamera schwenkt zu Sido, denn dieser hat noch was zu sagen: Perlen für Säue 71 PIC: KOMMUNALVERBAND RUHRGEBIET, ABTEILUNG ÖFFENTLICHKEITSARBEIT Revier Report 1983 TXT: JOSEF HANKA UND TORSTEN GEBHARD Deutschland TXT1: LANDESAMT FÜR DATENVERARBEITUNG UND STATISTIK NRW Statistisches Jahrbuch NRW 2004 74 TONER #3 75 TXT2: ERNST BORNEMANN Sex im Voksmund TXT3: DIE ZEIT Nr. 19, 29.April 2004 PIC: ÖKO-TEST Nr. 3, 2004 Lebesweisheiten die kein Schwein braucht: (3) Schnell ist keine Lösung. TONER Katrin Hauser und Dirk Rose Scharnhorststrasse 50 44147 Dortmund Germany toner@gmx.de dankedanke an alle und vor allem an: Sabine an Huef, Susanne Brügger, Iris Dressler, Hans D. Christ, Katrin Mundt, Christoph Keller 77 PIC: MARION HERZOG So kocht man in der Bundeswehr TXT: GALORE Volume 07, April 2005 „Das Erfolgsmodell Mensch hat mit der starken Tendenz zur Gruppenbildung zu tun.“ Reinhard Kopiez PIC1: DAVID SHRIGLEY Why we got the sack from the museum PIC2: BODO HARENBERG (Hrsg.) Rihrgebiet - die Menschen und ihre Region PIC3: UNBEKANNT