Bericht - Gesellschaft der Ingenieure des öffentlichen Verkehrs
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Bericht - Gesellschaft der Ingenieure des öffentlichen Verkehrs
Gesellschaft der Ingenieure des öffentlichen Verkehrs Auslandexkursion nach Polen. 7. – 12. 9. 2005 Organisiert von der Ortsgruppe Bern Peter Ackermann Egon Basler Michel Bermane Hugo Eicher Thomas Kauer Reisebericht Urs Wili 3. Oktober 2005 1 Auslandexkursion nach Polen. 7. – 12. 9. 2005 Mittwoch, 7.9.2005, Bern – Berlin Vor Jahren konnten wir auf die Auslandreisen noch eigene Wagen mitnehmen. Inzwischen ist dies unerschwinglich geworden. Angesichts der Grösse unserer Gruppe ist auch die gemeinsame Anreise schwierig, vor allem in den Hauptverkehrszeiten. So kam es denn, dass etwa die Hälfte der ab Bern Anreisenden zwei Stunden vor den anderen mit dem ICE 278 ohne Umsteigen nach Berlin reiste. Ab Basel sind für uns Plätze reserviert, in kleine Gruppen verteilt über den Wagen Nr 11, der praktischerweise direkt neben dem Speisewagen eingereiht ist. Hugo Eicher verteilt die Billette und die professionell gestalteten Reiseunterlagen. Das Organisationskomitee hat in nächtelanger Generalstabsarbeit die günstigsten Fahrscheinkombinationen ausgetüftelt und für jeden Teilnehmer individuell zusammengestellt. Das Pünktchen auf dem i ist das Faltblatt mit dem Reiseprogramm. Auf einem A4 sind alle wesentlichen Daten der ganzen Reise zusammengefasst: Handy-Nummern der Reiseleitung, Koordinaten der Schweizer Botschaft in Polen, Zeit und Ort der einzelnen Veranstaltungen und sogar kleine Plänchen, damit sich jeder, der mit Kleingedrucktem umgehen kann, zurechtfindet. Schliessfach im Zug. Praktisch, wenn es funktioniert Bild 1 Locker Im Hinblick auf die voraussehbaren Abstecher zum Fotografieren, zum Essen und zum Schwatzen mit Kolleginnen und Kollegen, will ich den Koffer in einem der Gepäckschliessfächer unterbringen. Das erste Schloss frisst zwar die Euro-Münze, die ich pflichtgemäss einführe, gibt aber den Schlüssel nicht frei. Beim zweiten klappt es dann. Ein ähnliches Schicksal wird Peter Ackerman in Hildesheim am Kaffeeautomaten ereilen. Sollte die DB eine neue Einnahmequelle erschlossen haben? Bild 2 Dosen und Becher? Bild 3 Essensreste und allgemeine Abfälle? Bild 4 Nur Zeitungen oder auch anderes Papier? Bild 5 PET-Flaschen oder auch Glas? Bild 6 Putzmaterial – nur für die Wagenreinigung? Äusserst umweltbewusst, stellt die DB getrennte Abfallkübel für die materialgerechte Entsorgung bereit. Die Signete sind für uns Laien eher schwer verständlich. Getränkedosen aus Blech und Pappbecher landen im gleichen Topf. Weitere gibt es für PET-Flaschen, Zeitungen und Essensreste. Mit leichtem Erstaunen sehen wir, dass bei der kleinen Innenreinigung während der Fahrt der Inhalt aller Behälter im gleichen grossen Sack landet. Wichtig ist, dass der Fahrgast das Gefühl erhält, sich vorbildlich verhalten zu haben, nicht dass es der Umwelt wirklich nützt. 2 Nicht zum Entsorgen dieses Gegenstands allseitiger Hassliebe gedacht Bild 7 Handy-Abteil Der Delegierte für internationale Beziehungen wird in Frankfurt zusteigen. Er reist direkt aus Brüssel an. Um ihn gebührend zu empfangen, versuchen wir im Speisewagen Tische zu reservieren. Der Herr Ober will nichts versprechen; es hänge davon ab, ob genügend Gäste ihren Tisch freigäben. Kurz vor Frankfurt meldet er erfreut, er habe jetzt drei Vierertische frei. Die Speisekarte ist reichhaltig und die Preise sind erschwinglich – nicht nur, weil in Euro alles billiger aussieht. Peter Ackermann kennt die Strecke haargenau. Er weiss, dass in Hildesheim der 1.Klasswagen genau vor dem Kaffeeautomaten hält. Es passt auf den Meter genau. Leider haben wir etwas Verspätung, und der Zugführer pfeift zur Abfahrt, bevor der Becher voll ist. Wieder ein Euro futsch. Kommt der Kaffee? Bild 8 Peter Ackermann und Hugo Eicher Bild 9 Pünktlich kommen wir im Zoo an, nachdem wir am Lehrter Bahnhof, der bereits mit Hauptbahnhof angeschrieben ist, vorbeigefahren sind. Im Keller des Weihenstephan stellen wir unser Gepäck ein, damit wir uns unbelastet auf kleine, individuelle Besichtigungstouren durch Berlin begeben können. Für Hannes Maichle und mich heisst das Fahrt zum Hauptbahnhof angesichts der dort laufenden Montagearbeiten an der F+F-Stromschiene. Der Zugang zum Hauptbahnhof sieht noch etwas provinziell aus. Aus der Ferne betrachtet, lässt sich die Grösse und Schönheit des Bahnhofs bereits erkennen, und das Bild auf der Bautafel ist erst recht viel versprechend. Bild 10 Haupteingang! Bild 11 Wachstumsphase Bild 12 ausgewachsen Vor dem Nachtessen mit Bayrischen Spezialitäten gibt es für die meisten ein Weihenstephan vor dem Weihenstephan, ein energiegeladenes Gruppenbild vor dem Brandenburgertor oder einfach einen Blick auf die Schweizer Botschaft oder den Reichstag. 3 Bild 13 Erna Furrer und Klaus Mandel Foto Thomas Furrer Bild 14 Heinz Moser, Egon Basler, Erna Furrer, Rudolf Buri, Klaus Mandel vor dem Brandenburger Tor Foto Thomas Furrer Bild 15 Schweizerkreuz an strategisch guter Lage Bild 16 Der Reichstag Foto Thomas Furrer Das Buffet im Weihenstephan ist sehr reichhaltig. Anders als letztes Jahr haben wir auch ausreichend Zeit zum Essen. Wer mag, kann Obazda versuchen, das rezente, bayrische Käsegemisch, das so gut zum Bier passt. Aus dem Internet: weitere Bezeichnungen Obatzda, Obazdn, Gerupfter Zur Geschichte: Gesichert ist es nicht, aber vermutlich wird der Obazdn schon so lange, wie es auch das Bier gibt, im Kloster Weihenstephan nördlich von München serviert. Bekannt wurde er in den zwanziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts, als ihn die Wirtin Kathi Eisenreich ihren Gästen im Weihenstephaner Bräustüberl servierte. Sie wusste nicht, was sie mit den überzähligen Camembertlaibchen machen sollte. Da kam der Koch auf die Idee, den Käse mit etwas Gewürz zu vermengen, Zwiebeln darunter zu mischen und das Ganze mit etwas Bier zu verfeinern. Beschreibung: Streichfähige Käsezubereitung. Farbe: hell, ins Rötliche gehend, je nachdem mit wie viel Paprika man würzt. Geschmack: mild bis würzig, abhängig vom Zwiebelanteil. Ein Obatzda gehört in jeden Biergarten. Man isst ihn aufs Brot gestrichen oder mit einer Brezn. Rezept: 1 kl. Zwiebel bei Stufe 4 auf das laufende Messer fallen lassen Dann einen kleinen runden Camembert und einen Romandur dazu und dann nach Geschmack entweder etwas Quark, Joghurt, Sahne oder Schmand oder Creme double - grad was man da hat. Salz, Pfeffer und Paprika dazu, und alles bei Stufe drei mit Hilfe des Spatels vermengen. Oben zur Garnitur noch ein paar dünn geschnittene Zwiebelringe drauf und das ganze zimmerwarm servieren, auf keinen Fall vor dem Verzehr in den Kühlschrank stellen. Dazu eine frische Brezn und eine kühle Maß Bier! Mit der S-Bahn fahren wir nach Lichtenberg, wo die Schlaf- und Liegewagen nach Krakau auf uns warten. Auf dem Umschlag der Reiseunterlagen ist die Wagen- und Bettzuteilung für jeden Reiseteilnehmer angegeben und an den polnischen Eurodomino-Karten steckt der Hinweis, dass als erster Geltungstag der 8.9.2005 einzutragen sei, obwohl wir die Grenze noch kurz vor Mitternacht überqueren. Wären die Absagen und Neuanmeldungen nicht gewesen, hätten die Organisatoren gar nichts mehr zu tun gehabt. Jetzt können sie einem der Vertreter der Aufsichtsbehörde, der gerne Selbstgespräche führt, ein Einzelabteil zuteilen. Wegen der unterschiedlichen Unterbringungsart sind wir wieder über mehrere Wagen verteilt. So zieht sich das Ausschenken des Rotkäppchens derart in die Länge, dass bei der polnischen Zollkontrolle die meisten noch wach sind. Europa ist noch nicht so weit geeint, dass man auch hier Pass und Billett am Abend dem Schlafwagenschaffner übergeben und ungestört die Grenzen überqueren kann. 4 Bild 17 Berlin Lichtenberg; die Wasserscheide der Nachtzüge Bild 18 Bettenzuteilung Bild 19 Rotkäppchen Bild 20 Les deux Michels Die Zöllner sind mit Erfassungsgeräten für maschinenlesbare Pässe ausgerüstet. Sie ziehen den Pass wie eine Kreditkarte durch den Schlitz, verzichten auf Fragen über woher, wohin oder mitgeführte Waren. Der Schlafwagen ist ein gutes altes Modell, mit verhältnismässig viel Platz und direkt spür- und hörbaren Drehgestellgeräuschen. Da verpasst man keinen Schienenstoss, und dass der Zug bremst, ist nicht nur an den Längszuckungen der locker gekuppelten Komposition zu spüren, sondern auch am satten Biss der gusseisernen Bremsklötze auf den rauhen Radreifen zu hören, welcher durch das Zischen der aus- und dann wieder einströmenden Luft in der Hauptleitung umrahmt wird. Pfiuii-GrrrrrrrrPfschuhuh. Donnerstag, 8. September 2005, Krakau, Nova Huta Im Toilettenschränkli des Schlafwagens findet sich ein kleines Frühstück, bestehend aus Mineralwasser, Saft schwarzer Johannisbeeren, einem Schokoriegel und einem Siebentagegipfeli. In der Morgensonne können wir die Anlagen und Fahrzeuge der PKP bestaunen: „Rasengleis“, Nebengleise mit Schienenbefestigung nur auf jeder zweiten Schwelle, Schneepflug, Gleisbaumaschinen… In Gleiwitz erzählt Hans Schlunegger vom 1939 erfolgten Angriff deutscher Soldaten in polnischer Uniform auf den dortigen deutschen Rundfunk-Sender, den Hitler zur propagandistischen Rechtfertigung für den Einmarsch in Polen nutzte. Bild 21 Frühstück im polnischen Bild 22 Start zur Morgenspitze ab der Gras- Bild 23 Das Fahrzeug hat den UnterSchlafwagen piste halt so nötig wie das Gleis Gegen acht kommen wir etwas gerädert, aber nicht geteert (weil auf Schienen gefahren) und nicht gefedert (weil unter Schaumstoff statt Daunendecken gelegen und auch sonst eher direkt gebettet) in Krakau an. Mit gemischten Gefühlen trennen wir uns von unseren Koffern, für die zwei Lastwagen bereitstehen. Mit so viel Gepäck rechnen die Polen bei uns Wessies. 5 Bild 24 Abschied vom Gepäck Bild 25 Wer hat Hunger? Bild 26 Bild 27 Vom modernen Bahnhof führt eine gut restaurierte, gedeckte Wandelhalle zum alten Bahnhofbuffet. Ausser für einige Auserwählte, die ebenerdig speisen durften, wird das Frühstück auf der Galerie serviert: Brötchen, Butter, Konfitüre, Honig, Orangensaft und Johannisbeersaft. Den meisten reicht die Zeit sogar zum Kaffee trinken. Bild 28 Bild 29 Morgenmahl Bild 30 Nach dem Frühstück fasst die Technikgruppe ein Lunchpaket bestehend aus einem Sandwich, einer Flasche Wasser und einem Apfel, schön verpackt in einer durchsichtigen Blister-Packung. Die meisten packen sofort alles aus, um es in ihren sowieso mitgeführten Taschen zu verstauen. Die Reiseführerin, die Dolmetscherin und Thomas Kauer gehen zunächst leer aus. Später findet sich dann aber auch für sie noch etwas. Die Reiseführerin, die später die Technik-Gruppe begleiten wird, spricht sehr gut deutsch. Die Fachausdrücke würden ihr allerdings fehlen, erklärt sie immer wieder. Der bevorstehende Besuch im Stahlwerk scheint ihr etwas auf dem Magen zu liegen. Zunächst muss sie aber die ganze Schar von 63 Personen noch zur Tramhaltestelle bringen. Sie schreitet zielstrebig voran, erkundigt sich dann aber doch noch bei einer Passantin nach dem Weg. Tramfahren scheint bei ihr nicht Mode zu sein. Je länger wir an der Tramhaltestelle stehen, desto unsicherer werden wir, ob es auch die richtige sei. Mit zehn Minuten Verspätung tauchen aber die Nostalgie-Trams doch noch auf, allerdings auf der falschen Strassenseite. Sie müssen zuerst noch zur Endstation zum Wenden. Schliesslich rollen sie an, hinter einem Gelenktram der Linie 15. Dieses muss wegen einem vorausfahrenden Tram und Rotlicht anhalten. Das Unwahrscheinliche und selten vorkommende geschieht: Das Tram hält so, dass der Stromabnehmer direkt unter dem neutralen Stück des Gleistrenners steht. Der Wagenführer versteht die Welt nicht mehr. Soeben hatte er doch noch Storm, und das Tram vor ihm kann fahren, aber seines tut keinen Wank! Die Ingenieure haben das Problem rasch erkannt. Hilfreiche Traktionäre schieben (contradictio in adiecto) das Tram mit Brachialgewalt unter den energiespendenden Faden, und so können wir endlich die Luxuskarossen von damals erklettern (von einsteigen, geschweige denn von eintreten, kann man ja nicht reden). 6 Bild 31 Warten wir am rechten Ort? Bild 32 Warum geht nichts mehr? Bild 33 Die schiebenden Traktionäre ziehen wieder ab Eine Baslerin pflegte vor Jahren zu frotzeln, Bern sei gar keine Stadt, weil es hier kein Tramnetz gebe, sondern nur 3 sternförmig sich durchdringende Radiallinien. So gesehen ist Krakau eine Grossstadt! Das Tramnetz ist ausgedehnt und vermascht. Früher muss es noch viel mehr Tramlinien gegeben haben. Wo eine Strasse abzweigt, ist auch eine Weiche – und manchmal auch noch an anderen Orten. Man bietet uns diverse Fotohalte und auch eine kurze Besichtigung des weitläufigen Tramdepots, das in Grösse und Anordnung etwas an das Depot Hüslimatt der BLT erinnert, das wir an der Fachtagung im Juni besuchen konnten. Die Fremdenführerin wechselt von einem Wagen in den anderen und erklärt, wo wir sind und was wir sehen können. Jedes Überqueren des Aussen- oder Innenrings wird vermerkt, bis wir vor lauter Ringen um Übersicht ringen. Das ältere Tram mit Nummer 37 fährt allein. Das jüngere, Nummer 87, zieht einen Anhänger. Der Triebwagen wird elektrisch und mit Handkurbel gebremst. Der Anhänger hat eine Klotzbremse, die von einem vom Bremsstrom des Triebwagens gespeisten Solenoid betätigt wird. Bei jedem Bremsen knallt es, dass man fürchten muss, der Wagen falle auseinander. Wegen der Wärme öffnen wir immer wieder die Plattformtüren. An den Haltestellen müssen wir dann versuchen, zusteigende Reisende auf Polnisch abzuwehren. Ein energisch ausgesprochenes „specialny“ scheint den Begriff „Extrafahrt“ auf angemessene Art zu vermitteln. 7 Bild 34 Kniefall Bild 35 Liniennetz Bild 36 Tramdepot Bild 37 Damit jeder weiss, wo er ist Bis zuletzt zweifelt die Reiseleitung ein wenig an der Durchführbarkeit des Besuchs im Stahlwerk von Nova Huta. Nach anfänglicher Zusage hatte es plötzlich geheissen, man könne das Werk nur von aussen besichtigen. Dank gütigem Wirken höherer Mächte kam dann doch eine Führung durch das Werk zustande, unter der kundigen Leitung von Alexander. Noch vor wenigen Jahren musste man vor dem Werk die Kameras abgeben, heute sagt Alexander, man dürfe fotografieren, solange es niemand sehe – und führt uns dann genau an die Stellen im Werk, an die er Touristen immer führt. Wünsche der Cargo-Fraktion der Reiseleitung nach Ausrichtung auf die bahntechnischen Spezialitäten des Werks überhört Alexander oder versteht sie nicht… 8 Bild 38 Alexander Bild 39 Himmelwärts Bild 40 Alles Blech Bild 41 Cargo! Bild 42 Fotografieren erlaubt, wenn es niemand sieht Bild 43 Schmutzige Spiele Alexander legt grossen Wert darauf, dass wir alles richtig verstehen was er sagt, und noch grösseren, dass alle 36 Helme, die wir fassen durften, auch wieder abgegeben werden. Den bei der Schweizer Bahn dem Sicherheitswärter zustehenden weissen Helm trägt hier die Dolmetscherin. Ohne sie hätten wir die Sicherheitsanweisungen 9 auch nicht verstanden. Allerdings übt die Hitze geschmolzenen Eisens eine gewisse Fernwirkung aus, so dass wir sowieso ausreichend Abstand gehalten hätten. Einzig Theo Stolz kann sich dank einem kurzfristig organisierten Wärmeschutzanzug (garantiert ohne Asbest) näher ans Geschehen wagen, wie er sich das bei der Bahn gewohnt ist. Bild 44 skeptisch? Bild 45 rein Bild 46 und raus Bild 47 von ferne… Bild 48 …gesehen Alexander hat Mühe, die Gruppe selbständiger Eisenbahner, die lieber den weit verzweigten Schienen als den weitschweifigen Erklärungen folgen, zusammen zu halten. Rita Imhof erhält den Auftrag, sich als Sklaventreiberin oder Hüterhündin zu betätigen, was sie mit Charme und Erfolg macht. Die ganzen Prozesse der Eisenverhüttung, der Stahlproduktion und des Walzens werden von Alexanders Polnisch in fachunkundiger Weise in die Sprache Goethes übersetzt, wo wir dann in heiterem Worteraten die Fachausdrücke zu erkennen versuchen, die er bestimmt auch nicht gekannt hätte. Der Komplex ist 18 Quadratkilometer gross und umfasst mehrere Hochöfen, ein Stahlwerk und diverse Walzwerke. In den Fünfziger Jahren entstand in Nova Huta eine ganze Stadt für dreihunderttausend Einwohner. Heute produzieren 7’000 Arbeiter zwei Millionen Tonnen Stahl im Jahr, 1979 waren es noch sieben Millionen bei 40'000 Arbeitern. Unterdessen hat sich die Kulturgruppe einem sehr erfahrenen Führer mit Jahrgang 1914 anvertraut. Aus eigener Erfahrung kann er über alle möglichen geschichtlichen Hintergründe erzählen. Seine Erinnerungen seien weniger verschwommen als das Foto, auf dem er zu sehen ist, wurde mir versichert (das erste Bild von links, aufgenommen vor dem Veit-Stoss-Altar in der Marienbasilika zu Krakau). Bild 49 Kulturführer Foto Christoph Natz Bild 50 auf dem Kulturtripp Foto Thomas Furrer Bild 51 Wieviel bleibt von dem Gehörten Foto Thomas Furrer Bild 52 Foto Thomas Furrer Kurz nacheinander treffen Technik und Kultur im Novotel Kraków Bronowice wieder zusammen. An der Rezeption findet das mehrfach erprobte Spiel der Schlüsselausgabe in wohltuend perfektionierter Form statt. Peter Ackermann liest laut und verständlich die Namen herunter und verteilt Hotel-Karten mit denen jeder am Nachbarschalter die Zimmertür-Lochkarte in Empfang nehmen kann. Auf dem Zimmer wartet bereits der Koffer. Bis zur Abfahrt des Busses bleibt Zeit zum Duschen und zu einem Bier an der Bar. Zufällig ist eine Reisegruppe von Twerenbold im gleichen Hotel abgestiegen, und dank der Aufmerksamkeit unseres Networking-Spezialisten Walter Finkbohner kommt es zu einem unerwarteten Wiedersehen mit Herrn Skvor von der RhB. 10 Bild 53 Blitzartiger Zimmerbezug Bild 54 Hotelkarte Bild 55 unerwartetes Wiedersehen mit Franz Skvor. Foto Fibo An der Bushaltestelle hinter dem Hotel wartet ein Gelenkbus der MPK auf uns. Alle haben Platz, aber nicht ganz alle können sitzen, was für die kurze Fahrt erträglich ist. Gewisse Fotografen hatten ja die ganze Tramfahrt auf der Plattform stehend zugebracht, um besser knipsen zu können. Im Klezmer Hois erwartet uns ein Nachtessen mit jüdischen Spezialitäten: Suppe mit Majoran und Zimt, Truthahn-Schenkel ohne Knochen, koscherer Wein und ein Dessert aus Quark, Nüssen und Weichselkirschen. Begleitet wird das Ganze von modern arrangierter Klezmer-Musik1. Wir wissen nicht genau, was zu einem koscheren Wein gehört, aber gemundet hat er. Wieder einmal bringt das Internet Klärung. Unter http://members.aon.at/hafner-weine/HafnerSK.htm steht zu lesen: Die Bedeutung des Wortes Koscher ist "Reinheit". Die jüdischen Gesetze versichern Hygiene und Reinheit des Produktes und halten sich genau an die Regel der Bibel. Im Falle des Weines sind die Regeln besonders streng. Im Judentum, wie auch in anderen Religionen wird der Wein für sakramentale Zwecke verwendet. Fast bei jeder Zeremonie wird ein Segen auf den Wein gesprochen. Sobald die Trauben geerntet sind, beginnt eine besondere Kontrolle. Ein Rabbiner muss die Weinkellerei beobachten, um zu versichern, dass • nur Männer, die den Sabbath halten, an der Produktion des Weines beteiligt sind, • alle Geräte, die zur Weinerzeugung verwendet werden, sauber und steril sind, damit keine fremden Substanzen in der Tiefe der Gefäße versteckt bleiben • alle Materialien die bei der Produktion von Weinen verwendet werden, z.B. Behandlungs- und Filtermaterial als "koscher" akzeptiert werden und keine tierischen Stoffe enthalten. Wenn der Aufsicht habende Rabbiner sich sicher ist, dass alle oben erwähnten Forderungen erfüllt sind, dann und nur dann, erhält der Wein das Siegel des Rabbinats, das jede Flasche Koscher Wein am Kork, Kapsel und Etikett trägt. Das Reinheitsgebot beginnt sogar schon beim Anbau des Weins. Diese Abhandlung ist etwas länger, weshalb ich sie als Anhang beifüge, damit die Leser nicht einschlafen. 1 Das Wort "Klezmer" kommt vom Aramäischen "kli" und "zemer". Es bedeutet "der Mensch wird zum Träger (Überbringer) des Liedes". 11 Bild 56 Bild 57 koscherer Wein vlnr Dorothee und Heinz Moser, Thomas und Brigitta Rüdiger Bild 58 vlnr Margrit Meiner, Andi Willich, Hannes Maichle, Perrine Willich, Hans Meiner 12 Freitag, 9. September 2005, Salzminen von Wieliczka An diesem Morgen gehen die Organisatoren ein grosses Wagnis ein: Gegenüber dem gedruckten Fahrplan zehn Minuten vorzeitige Abfahrt. Dank einwandfreier Information der Reiseteilnehmer, Einweisung durch Thomas Kauer und der den Eisenbahnern eigenen Disziplin sind alle pünktlich zur Stelle, wenn auch einzelne erst in letzter Sekunde. Bild 59 Wegweisend Bild 60 Salz siedend Bild 61 Spurführend In Wieliczka sehen wir dreieinhalbtausend Jahre alte Modell-Menschen Salz sieden, erfahren, dass damals Salz mit Gold aufgewogen wurde, dass Kopernikus 1493 die Mine besucht hatte, und damit den Touristenstrom einläutete, der heute, wo das Salz weniger wert ist als seine Verpackung, das Gold bringt. Hundert Meter unter der Erde kann sich der Allergie und Stress geplagte Neuzeitmensch in der bakteriologisch reinen Salzatmosphäre therapieren lassen. Uns fehlt leider die Zeit dazu, in den zum Bade ladenden Höhlen-Salzsee zu tauchen. Immerhin sehen wir die Taube aus Steinsalz, die die Heilige Geistin darstellt, den verstorbenen Papst, die heilige Kunigunde oder Kinga, den ungläubigen Thomas, und Maria auf einem Esel im Passgang. Aus technischer Sicht gefällt uns das vom Pferd gezogene Wägelchen aus der Zeit, als die aequivalente Konizität zwischen Rad und Schiene noch kein Thema war. Aus etymologischer Sicht ist der Göpel zu erwähnen, der nicht etwa das oben genannte Wägelchen bezeichnet, sondern die von Menschen oder Pferden getriebenen Hubwerke. Der westdeutsche Brockhaus schreibt dazu „Herkunft dunkel“, während das ursprünglich in (Ost-)Berlin herausgegebene Etymologische Wörterbuch des Deutschen immerhin ein obersorbisches „gybadlo“, ´Bewegungswerkzeug´ als Ursprung erkennt. Bild 62 Thomas vor Thomas Bild 63 Ueli staunend vor Esel im Passgang Ein glücklicherweise elektrisch und nicht Göpel getriebener Aufzug bringt uns, zu neunt in enge Körbe gepfercht wieder ans Tageslicht. In Wyelyczka Rynek erwartet uns eine imposante 1´E 1´ -Dampflok mit einem Postwagen, der es in sich hat, und zwei Zweiachsern, teils mit Holz- teils Polsterklasse. Zug und Umgebung werden von uns Bahnnarren gebührend beschnuppert und 13 beschnappschusst.2 Ob die Blicke dem Zug, der Infrastruktur der Bahn oder jener vorbeiflanierender Damen gelten, ist nicht immer klar. Bild 64 Infrastruktur Bild 65 Polsterklasse Äusserlich ist der Postwagen im Ursprungszustand. Im Inneren verbirgt sich ein kompletter Speisewagen, was uns angesichts der nahenden Mittagszeit natürlich besonders freut. Im alten Postwagen gab es Einrichtungen, deren Bezeichnungen beim Assoziieren mit der heutigen Funktion des Wagens eigenartig anmuten: ´Beutelspannvorrichtung´, ´Aussacktisch´. Heute ist davon nichts mehr zu sehen. Dafür werden wir blitzschnell mit einem mehrgängigen Menu bedient. Kaum hat man sich hingesetzt, steht schon der dampfende Teller vor einem. Dazu gibt es ein köstliches Starkbier mit einem Widderkopf auf der Büchse. Bild 66 Unserem Wagen ähnlicher Briefpostwagen der Preussischen Staatsbahnen 2 Der Sekretär der Arbeitsgruppe Goldene Schiene pflegt seinen Protokollen beizufügen, er halte sich an die Rechtschreibregeln der Neuen Zürcher Zeitung, die von jenen des Dudens abweichen könnten. Der Verfasser des vorliegenden Berichts hält sich an die Rechtschreibregeln, an die er sich noch zu erinnern glaubt, und die verlieren jährlich an Umfang (wegen Gedächtnisschwund) und Korrektheit (wegen Rechtschreibreform). 14 Bild 67 Lukas und Ueli Linsi vor dem Essen Bild 68 Heini Sautter beim Essen Bild 69Stark- und Schwachbier zum Essen Einige Kulturbeflissene (oder Dampf-Unbegeisterte) ziehen es vor, den Zug beim Halt zum Abhängen der Diesellok über die Nichtrauchertreppe zu verlassen und sich auf eigene Faust bis zum Nachtessen durchzuschlagen. Wahrscheinlich dachten sie, ohne Angstlok am Zugschluss kämen wir doch nie ans Ziel. Wenn sie die Spuren des Zahns der Zeit an den Fahrleitungstragwerken gesehen hätten, wäre ihnen die Dampftraktion wohl vergleichsweise zuverlässig vorgekommen. Kein Wunder, dass an jedem Mast ein Totenkopf warnt! Auch den extra für uns arrangierten Kurzschluss nach den Fahrleitungsarbeiten in Skavce durften sie so nicht miterleben. Dafür hatten sie andere Höhepunkte, verloren sich aus den Augen, fanden sich dank Handy und SMS wieder und rekognoszierten ein gemütliches Restaurant für das Nachtessen. Bild 70 Nichtrauchertreppe Bild 71 Ein Loch ist im Eimer… Bild 72 Bild 73 Das war ein schöner Knall, nicht? Bild 74 Warten auf die Kreuzung Bild 75 Endlich… Dank unbürokratisch verteilten Trinkgeldern war in Kalwaria und Sucha die Feuerwehr bereit zum Wasser spenden. So konnten die Scheinanfahrten ohne Rücksicht auf den vergeudeten Dampf unter imposanter Rauch- und Geräuschentwicklung durchgeführt werden. Sie – und natürlich auch das Umfahren bei der Spitzkehre in Sucha Beskidzka – wurden gebührend beobachtet, fotografiert, gefilmt und gevideot. 15 Bild 76 Ist da noch etwas drin? In der Fahrleitung aber schon! Bild 77 Feuerwehr in Kalwaria Foto Thomas Furrer Bild 78 Scharf beobachtete Züge Foto Thomas Furrer Eigentlich hätte Kalwaria mit seinem zum Welt-Kulturerbe gehörenden BenediktinerKloster und den Kalvarienpfaden, auf denen „Station“ etwas anderes meint als „Bahnhof“, mehr Beachtung verdient als nur gerade einen kurzen Zwischenhalt zum Wasser fassen. Aber wir können ja wieder kommen…. Gegen Abend erreichen wir Chabóvka, den Pilgerort der Bahnnarren. Im Freien sind bestens restaurierte Zeugen der Vergangenheit aufgereiht. Vom schienengängigen Auto bis zum Gefangenentransportwagen fehlt nichts. Ausgestellt sind auch Fotos und Karten aus den verschiedenen Epochen. Auf einer Übersichtskarte der „Ostbahn“ von 1940 können wir unseren Reiseweg gut nachvollziehen. Die damalige Landesgrenze ist heute keine mehr. Bild 79 Start in Wieliczka Rynek, Fotohalt hinter Lencze, Wasser fassen in Kalwaria, Kurzschluss in Skawce, Spitzkehre und Wasser fassen in Sucha, Fotohalt vor Jordanow, Ende im Museum in Chabowka. 16 Bild 80 Aus Rölls Encyclopaedie des Eisenbahnwesens. So verliefen die Grenzen vor dem ersten Weltkrieg Bild 81 Bild 82 Bild 83 Bild 84 Bild 85 Bild 86 Bild 87 Bild 88 Bild 89 17 Bild 90 nicht aus dem Museum, aber auch antik … Bild 91 Für die Rückfahrt nach Krakau müssen wir aus fahrplantechnischen Gründen, und um den grossen Bogen, den die Bahn macht, abschneiden zu können, auf den Car umsteigen. Obwohl mehr Leute noch in die Stadt fahren möchten statt direkt ins Hotel, fährt der grössere Car zum Hotel, wahrscheinlich weil sein Fahrer noch andere Verpflichtungen hat. Bald stecken wir im Stau. Bei der Einmündung eines Feldwegs wendet der HotelFahrer seinen Bus, fährt ein paar Kilometer zurück und zweigt ab auf eine parallel laufende Nebenstrasse auf der anderen Talseite. Es ist eine malerische Strecke durch kleine Dörfer und den Wald. Immer wieder überqueren wir kleine Nebentäler. Die Tragkraft der Brücken ist auf sieben Tonnen begrenzt, der Fahrer denkt aber, wenn er schnell genug darüber fahre, breche die Brücke erst hinter ihm zusammen. Drei Brücken à 7 Tonnen gibt auch 21, witzelt Fibo mit leicht nervösem Galgenhumor. Bald wird klar, dass wir auch auf diesem Umweg die Staustelle nicht umfahren können. Auch auf der Nebenstrasse geht es nur noch stockend weiter. Der andere Car ist jetzt auch zu sehen. Über Handy kommunizieren die Wettbewerbsteilnehmer, und durch die talseitigen Fenster wird eifrig fotografiert. Mit lautem Hupen und leichter Nötigung durch die Stossstange treibt der Umweg-Fahrer die Autos vor ihm aus der Stopstrasse hinaus. Um wenige Nasenlängen und unter grossem Applaus der Mitfahrer schlägt er den anderen. Wie langweilig ist dagegen doch Bahn fahren! Glücklicherweise haben die vorzeitig abgesprungenen den Tisch zum Nachtessen erst auf halb neun reserviert. So reicht es im Hotel noch für eine Dusche, die nach der Dampffahrt besonders willkommen ist. François Massy und Ueli und Lukas Linsi haben den Busfahrplan studiert. Die Intervalle sind zu lang und die Liniennummern anders als von der Reiseleitung angegeben, was uns verunsichert. So beschliessen wir, ein Taxi zu nehmen. Schade um die Tageskarte, dafür sind wir genau rechtzeitig im Restaurant, das Malou Wagner im Guide du routard gefunden hat. 18 Samstag, 10. September 2005, Eisenbahn-Versuchsring Verteilt auf erste und zweite Klasse verlassen wir im DB-IC Wawel Krakau. Vorsichtshalber hatte ich im Hotel ausgiebig gefrühstückt. Lunch im Zug bei Ankunft um 12.18 tönte nach Sandwich auf den Knien mit Mineralwasser und einem Apfel. Natürlich kam alles wieder einmal anders… Der vorderste Zweitklasswagen ist fast leer. In einem Vierer-Abteil lassen wir uns zum Jassen nieder. Nebenan ist die Fensterscheibe in Brüche gegangen. Die Welt sieht aus wie ein animiertes Bild eines Impressionisten. Etwas vor zehn Uhr bittet die Reiseleitung zum ersten Service des Mittagessens Platz zu nehmen. Bis Wroclaw Głowny sind tatsächlich alle verpflegt (ausser Bertrand?)! Bild 92 Aufbruch nach dem reichlich genossenen Frühstück Bild 93 Sicherheitsglas-Impressionismus Bild 94 Erstklassiger Jass im Zweitklassabteil Bild 95 Bei Ankunft in Breslau gelang Eric Wagner dieses Gruppenbild auf dem fast alle Reiseteilnehmerinnen –Teilnehmer zu sehen sind Der Bahnhof Breslau beeindruckt durch seine Grösse und spezielle Architektur. Dank der pünktlichen Ankunft und der späteren Abfahrt der Gruppe Technik haben wir ein paar Minuten Zeit, die weitläufige Querhalle zu durchschreiten. Der Doppelstockzug, der uns nach Żmigrod bringt, ist ziemlich voll. Zum Glück haben diese Wagen ganz normale Übergänge. So gibt es zuhinterst ein paar Logen-Stehplätze. Wenn man die ins Freie führende Schiebetür soweit öffnet, wie es die Sicherheitsverrieglung zulässt, ist sogar das Klima erträglich. Immer wieder staunen wir, dass die Leute in Polen hemmungslos die Gleise überschreiten, wo es ihnen gerade passt. Schienenfreie Zugänge wären hier wirklich Luxus. Bei Pegow überholen wir einen Transport der Alstom mit Lademassüberschreitung. Der riesige Trafo ist ganz zur Seite geschoben, damit die Züge auf dem Nachbargleis ungehindert passieren können. 19 Bild 96 Doch noch Bild 97 Gepäckaufgabe hungrig Bild 100 Transport mit Lademassüberschreitung Bild 98 Zug 67933 Bild 99 Auf der hintersten Plattform war noch Platz Bild 101 Transport ohne Lademassüberschreitung In Żmigrod werden wir mit einem Bus abgeholt und zum Versuchsring gefahren. Dort erklärt uns Herr Schulze bei Kaffee und Gebäck die Entstehungsgeschichte der Anlage, die technischen Einrichtungen und Möglichkeiten. Die Spezialität sind CrashTests, die von einem über der Kollisionsstelle angebrachten Gerüst aus gut beobachtet und gefilmt werden können. Daneben werden auch Zulassungsprüfungen und Versuche für die Fahrzeugindustrie durchgeführt. Gegenwärtig sind für Schweden bestimmte Holztransport-Wagen von Greenbrier zu sehen. Durch Veränderungen am Laufwerk konnte die Achslast von 15 auf 30 t bei 80 km/h gesteigert werden. Auf dem Ring haben die Wagen inzwischen 140'000 km zurückgelegt. Mangels Holz hat die Herstellerfirma ihr ganzes StahlLager auf nach Żmigrod gebracht und die Wagen damit beladen. Für die SBB sind Lärmmessungen an Güterwagen durchgeführt worden. Die Fahrleitung kann mit 3'300 V gespeist werden. 25 kV waren geplant. Die Isolatoren sind auch für diese Spannung ausgelegt. Bisher fehlte die Nachfrage. Die Stromversorgung leistet 7,5 MW. Bild 102 Gleisoval wie bei der Modellbahn Bild 103 Befahrung mit der Draisine Bild 104 Hans Schlunegger im Führerstand Bild 105 Die neuen Achslager Auf der Rückfahrt ist der Zug wieder gut besetzt. Im Speisewagen finden wir ein paar Stehplätze. Die Kulturgruppe hatte es auf ihrem Oder-Schiff offenbar bequemer! 20 Bild 106 Kultur auf der Oder Foto Thomas Furrer Bild 107 Erholung im Speisewagen Im Hotel finden alle bis auf einen ihre Koffer im Zimmer. Anders als bei Flugreisen taucht das verlorene Stück aber innert nützlicher Frist wieder auf, so dass alle unbeschwert zum Nachtessen in den Schweidnitzer Keller hinuntersteigen können. Über der Tür droht eine erboste Ehefrau mit erhobenem Schuh ihrem angeheitert heimkommenden Mann. Unsere Frauen sind entweder mit von der Partie oder so weit weg, dass nichts zu befürchten ist. Zwischen den Gängen dankt Andi Willich den Organisatoren unter anderem für die Organisation des Staus auf der Strasse, mit dem sie die Überlegenheit der Schiene wieder einmal gezeigt hätten, und lässt die übrigen Ereignisse der Exkursion Revue passieren (wenn ich mitgeschrieben hätte, wäre der Reisebericht schon fertig gewesen). Der andere Co-Präsident, Hans Meiner, spricht von der Neuausrichtung der GdI, der Öffnung für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der KTU, des BAV, der kantonalen Ämter, der Hochschulen und der Industrie und ruft zur Werbung von Mitgliedern auf. Ein neu aufgenommenes Mitglied, Martin Burkhardt, von Cargo in Basel, der bereits an der Reise teilgenommen hat, wird speziell begrüsst. Nicht fehlen darf natürlich der Hinweis auf die neue homepage www.gdi-adi.ch, in deren internem Bereich jeder seine Kontakte pflegen kann, und wo auch bereits die Reiseberichte der Auslandexkursionen und ein paar Bilder der Fachtagung in Basel zu finden sind. Bild 109 Martin Burkhardt, das neue Mitglied Bild 108 Abschlussansprache der Co-Präsidenten François Massy schildert das Programm der nächsten Auslandexkursion, die nach Toulouse, in die Pyrenäen und ins Languedoc und Roussillon führen wird. Das Datum steht noch nicht fest; es dürfte aber 6.-10. oder 13.-17. September 2006 sein. 21 Man wird im Liegewagen anreisen, weil es von Genf nach Toulouse keine Schlafwagen mehr gibt. Die Rückreise findet am Sonntag bei Tag statt. Wie schon auf der Reise in die Ukraine, wo er den Goldenen Schienennagel vom Mittelpunkt Europas überreichte, lässt es sich Fibo auch diesmal nicht nehmen, die Organisatoren zu beschenken. Zusammen mit Walter Moser hat er eine CabaretNummer vorbereitet, die beide gemeinsam vortragen. Motto ist „Präsidenten tragen Krawatten, wir sind glaubwürdig“. Sie betonen, dass ihre Aussagen als Ergänzung, nicht als Widerspruch zur Ansprache des Präsidenten aufzufassen sei. Besonders bedanken sie sich bei den Organisatoren für die fürsorgliche Behandlung der Reiseteilnehmer, die durch wiederholte Unterbringung im Keller vor den Gefahren der Strasse geschützt und durch Abstellen der Klimaanlage im IC nach Berlin vor „Gsüchti“ bewahrt wurden, zur Abhärtung dritter Klasse fahren durften, das Mittagessen zu Spitalessenszeiten erhielten und 700 Stufen in die Asthmakammer des Salzbergwerks hinuntersteigen durften. Sogar das Verlieren der Koffer habe das Organisationskomitee an sich selbst geübt und nicht an einem der Teilnehmer. Fibo dankt besonders auch im Namen der Frauen, die mit dem Reiseführer mit Jahrgang 1914 einen Kavalier alter Schule um sich haben durften. Seinen Konfirmationsspruch „habt Salz in Euch und Frieden untereinander“ macht FIBO zum Motto für die Geschenke, die Walti Moser überreicht. Die Salzsäckli hat er (fast) eigenhändig in der Saline abgefüllt, die Polnische Fahne, die der Leiter des Organisationskomitees erhält, eigenhändig genäht und die Patience-Karten, die er dem Kassier übergibt, weil Buchhaltung soviel Geduld braucht, selbst gemalt. Bild 110 Salzübergabe Bild 111 Die polnische Flagge Bild 112 Patience Bild 113 Umtrunk 22 Sonntag, 11. September 2005, Breslau Das Novotel in Breslau ist schon etwas älter, aber durchaus komfortabel. Ein besonderer Gag ist die Brause, die sowohl für das Lavabo wie für die Dusche dient, sobald man das gemerkt hat. Auf der Stadtführung begleitet uns Joanna. Sie erzählt von den vielen verschiedenen Herrschern, die Breslau erlebt hat. Der Krieg und die Zerstörung von Breslau durch die Deutschen beim Rückzug 1945 sind immer noch ein Thema. Joanna zeigt uns, wo eine ganze Strassenflucht von den Nazis geschleift wurde, um eine Piste zu bauen, von der ein einziges Flugzeug startete. Darin wurde Gauleiter Hanke ausgeflogen. In der Stadt leben Menschen vieler Nationen und Kulturen. Universität und Hochschulen mit vierzigtausend Studenten tragen zur Vielfalt bei. 1997 wurde Breslau überschwemmt. Studentinnen retteten die Universitätsbibliothek aus den Fluten. Ein Denkmal mit einer bis zum Bauch im Wasser stehenden und mit Büchern beladenen Frau erinnert daran. Bild 114 1914 innert 9 Monaten errichtete Halle zur Feier des hundertsten Jahrestages des Siegs über Napoleon Bild 115 Rettung der Bücher aus den Fluten Bild 116 Teamwork Bild 117 In der Aula Leopoldiana dürfen wir kurz die Schulbänke drücken. Vorne thront die Wissenschaft über der Dummheit und der Streitsucht. Dass die Wissenschaft die Dummheit besiegt, verstehe ich noch. Aber die Streitsucht? Bild 118 Streitsucht Bild 119 Dummheit Bild 120 aufmerksame Schüler Bild 121 Santa Limousina Mit dem gleichen Zug, mit dem wir am Vortag von Krakau angereist sind, fahren wir weiter nach Berlin. Es war nicht möglich zusätzliche Wagen anzuhängen, so dass wir wieder über den ganzen Zug verstreut sitzen. Trotz der schwierigen Identifikation der Berechtigten erhalten alle ihr warmes Mittagessen am Platz. Kilometerweit fahren wir auf schnurgeraden Strecken durch den Wald, der nach und nach Besitz ergreift vom zweiten Gleis, Nebenstrecken und ganzen Gleisfeldern. Lange Reihen relativ moderner Güterwagen warten auf die Verschrottung. Der einsetzende Regen und das bevorstehende Ende der Reise machen den Abend noch melancholischer. 23 Bild 122 Bahnhofsleere Bild 123 Ausrangiert Bild 124 Unendlichkeit 24 Montag, 12. September 2005, Heimkehr Die Stunden in Berlin bis zur Abfahrt der City Night Line waren rasch vorbei. Die Gruppe hatte sich in viele kleine Grüppchen gespalten. Mehrere waren schon vorher abgesprungen, weil sie noch länger bleiben oder auf anderen Wegen zurück reisen wollten. Etwas später als an einem normalen Montag begann der Alltag im Büro wieder. Ab und zu schien der Bürostuhl noch etwas zu wackeln und ein paar Dampfschwaden durchzogen gelegentlich das Gehirn und entführten die Gedanken in die Weiten Polens. Urs Wili 25 Anhang Koscherer Wein Von http://www.hagalil.com/judentum/koscher/wein-0.htm Die Trauben werden erst ab dem 4. Jahr geerntet, nicht von jüngeren Rebstöcken. Es gibt eine Zweimonatsfrist vor der Ernte, während der nicht mehr organisch gedüngt werden darf. Alle Geräte, die zur Ernte oder Verarbeitung der Trauben dienen sollen, werden ebenso wie sowie das Silo unter der Aufsicht von Rabbinern gesäubert. Enzyme und Bakterien dürfen nicht zugefügt werden. Nur die auf der Schale befindlichen Bakterien bringen die Fermentation in Gang. Gelatine, Kasein sowie Stierblut sind beim Vinifizieren unzulässig. Zur Reinigung ist lediglich Betonit zugelassen. Es dürfen nur Papierfilter verwendet werden. Flaschen dürfen nicht mehrmals gefüllt werden. Im 7. Jahr (Schabbatjahr) werden keine Trauben geerntet. Die Rebstöcke sollen sich organisch regenerieren. 1 % der Weinerzeugung wird zugunsten der Armen abgegeben und darf nicht zum Verkauf kommen. Außerdem müssen alle Arbeitsgänge in Übereinstimmung mit den sonstigen Geboten der Halacha (jüd. Religionsgesetz) ausgeführt werden, z.B. keine Arbeit am Schabbat, im Weinberg dürfen keine anderen Pflanzen stehen (Verbot der Mischkulturen) Seit 1996 gibt es auch deutschen koscheren Wein „Nagila" und zwar als Rotwein (Rheinhessen, Dornfelder) und als Weißwein (Rivaner) beim Weingut Herbert Schenkel in Schwabenheim Es ist also nicht ganz so einfach, daß koscherer Wein "normaler" Wein (Stam Jajin) sei, nur daß alle Produktionsgänge von Juden durchgeführt wurden. Bei "normalen" Wein ist es eben durchaus üblich, daß Zusätze verwendet werden können, um z.B. die Gärung zu beschleunigen. Das fällt für koscheren Wein weg. Das Herstellungsverfahren ist also durchaus aufwendiger. 26 Verteiler Name Ackermann Bachmann Basler Bermane Buri Burkhardt Danuser Eicher Finkbohner Frey Fornerod Furrer Fux Gross Guex Imhof Jucker Känzig Käppeli Kauer Klett Leemann Linsi Liver Maichle Mandel Massy Meiner Meyer Moser Moser-Weiss Müller Neuhaus Natz Balvay Pfander Pfeiffer Rehor-Reipen Renaud Rüdiger Sandoz Sautter Schlunegger Siegfried Skvor Stolz Sutter Wagner Wegelin-Michaelis Wili Willich Vorname Peter Urs Egon Michel Rudolf Martin Reto Hugo Walter und Lotti Walter Bertrand Thomas und Erna Willy Martin Jacques Rita Armin Martin und Dorothea Hans Jörg Thomas Barbara Robert und Liliane Ueli und Lukas Reto und Ilona Hannes Klaus François Hans und Margrit Walter Walter und Marianne Heinz und Dorothee Emil und Erna Werner Christoph und Florence Jea-Pierre Markus Klaus und Gisela Albert Thomas und Brigitta Michel Heini und Irina Hans Walter und Susanne Franz Theo Guido Eric und Malou Jürg und Ursula Urs Andreas und Perrine Strasse Interlakenstr 49 Oberfeldstr. 33 Winkelweg 2B Im Lee 20 Kappelenstr 43 Marktgasse 45 Ringweg 6 Brückenstr. 27 Eierbrechtstr 9 Pilatusstr 14 Ch. Des Plantes 6 Lochstiegweg 60 Justrain 63 Gerberacherweg 5 Chemin des Marionettes 19 Zähringerstr 76 Panoramaweg 35 Aebnitweg 27 Schwandenholzstr. 288 St. Johanns-Vorstadt 33 Zürichstr 12 Oberseeburg 54 Lärchenweg 3 Bergackerstr. 62 Muristr. 76 Bernstr 32 E Chemin de la Cocarde 18 Bergstr. 82 Lerchenbergstr. 69b Tillierstr 17 Grossackerweg 2 Eggstr. 15 Infothek SBB, Bollwerk 12 Oberfeldweg 13 Lutertalstr 53 Schildgutstrasse 21 Farnbüehl Chemin de Pontfilet 33 Calandastr 10 145, Chemin de Béranges Seerosenstr. 23 Châlet Ostegg 3 am Almis Speerstr 55 Albulastr 48 Chautenatte 36 Böttsteinerstrasse 102 Kappelenring 26D Willadingweg 38 Waldriedstr. 16A Gerechtigkeitsgasse 60 PLZ 3705 8408 3072 4144 3472 4310 3303 3005 8053 6045 1131 3053 8706 8820 1093 3012 3042 3068 8046 4056 6004 6006 3054 3066 3006 3612 1024 6010 8703 3005 3274 8134 3000 3250 3065 8200 6105 1093 7302 1814 3302 3818 8805 7000 2720 5314 3032 3006 3074 3011 Ort Faulensee Winterthur Ostermundigen Arlesheim Wynigen Rheinfelden Jegenstorf Bern Zürich Meggen Tolochenaz Münchenbuchsee Meilen Wädenswil La Conversion Bern Ortschwaben Utzigen Zürich Basel Luzern Luzern Schüpfen Stettlen Bern Steffisburg Ecublens Kriens Erlenbach Bern Merzligen Adliswil Bern 65 Lyss Bolligen Schaffhausen Schachen La Conversion Landquart La Tour-de-Peilz Moosseedorf Grindelwald Richterswil Chur Tramelan Kleindöttingen Hinterkappelen Bern Muri Bern 27