Bericht - Gesellschaft der Ingenieure des öffentlichen Verkehrs

Transcription

Bericht - Gesellschaft der Ingenieure des öffentlichen Verkehrs
Gesellschaft der Ingenieure des öffentlichen Verkehrs
Auslandexkursion nach Polen. 7. – 12. 9. 2005
Organisiert von der Ortsgruppe Bern
Peter Ackermann
Egon Basler
Michel Bermane
Hugo Eicher
Thomas Kauer
Reisebericht
Urs Wili
3. Oktober 2005
1
Auslandexkursion nach Polen. 7. – 12. 9. 2005
Mittwoch, 7.9.2005, Bern – Berlin
Vor Jahren konnten wir auf die Auslandreisen noch eigene Wagen mitnehmen. Inzwischen ist dies unerschwinglich geworden. Angesichts der Grösse unserer Gruppe
ist auch die gemeinsame Anreise schwierig, vor allem in den Hauptverkehrszeiten.
So kam es denn, dass etwa die Hälfte der ab Bern Anreisenden zwei Stunden vor
den anderen mit dem ICE 278 ohne Umsteigen nach Berlin reiste.
Ab Basel sind für uns Plätze reserviert, in kleine Gruppen verteilt über den Wagen Nr
11, der praktischerweise direkt neben dem Speisewagen eingereiht ist. Hugo Eicher
verteilt die Billette und die professionell gestalteten Reiseunterlagen. Das Organisationskomitee hat in nächtelanger Generalstabsarbeit die günstigsten Fahrscheinkombinationen ausgetüftelt und für jeden Teilnehmer individuell zusammengestellt. Das
Pünktchen auf dem i ist das Faltblatt mit dem Reiseprogramm. Auf einem A4 sind
alle wesentlichen Daten der ganzen Reise zusammengefasst: Handy-Nummern der
Reiseleitung, Koordinaten der Schweizer Botschaft in Polen, Zeit und Ort der einzelnen Veranstaltungen und sogar kleine Plänchen, damit sich jeder, der mit Kleingedrucktem umgehen kann, zurechtfindet.
Schliessfach im Zug. Praktisch, wenn es funktioniert
Bild 1 Locker
Im Hinblick auf die voraussehbaren Abstecher zum Fotografieren, zum Essen und
zum Schwatzen mit Kolleginnen und Kollegen, will ich den Koffer in einem der Gepäckschliessfächer unterbringen. Das erste Schloss frisst zwar die Euro-Münze, die
ich pflichtgemäss einführe, gibt aber den Schlüssel nicht frei. Beim zweiten klappt es
dann. Ein ähnliches Schicksal wird Peter Ackerman in Hildesheim am Kaffeeautomaten ereilen. Sollte die DB eine neue Einnahmequelle erschlossen haben?
Bild 2 Dosen und
Becher?
Bild 3 Essensreste
und allgemeine Abfälle?
Bild 4 Nur Zeitungen
oder auch anderes
Papier?
Bild 5 PET-Flaschen
oder auch Glas?
Bild 6 Putzmaterial –
nur für die Wagenreinigung?
Äusserst umweltbewusst, stellt die DB getrennte Abfallkübel für die materialgerechte
Entsorgung bereit. Die Signete sind für uns Laien eher schwer verständlich. Getränkedosen aus Blech und Pappbecher landen im gleichen Topf. Weitere gibt es für
PET-Flaschen, Zeitungen und Essensreste. Mit leichtem Erstaunen sehen wir, dass
bei der kleinen Innenreinigung während der Fahrt der Inhalt aller Behälter im gleichen grossen Sack landet. Wichtig ist, dass der Fahrgast das Gefühl erhält, sich vorbildlich verhalten zu haben, nicht dass es der Umwelt wirklich nützt.
2
Nicht zum Entsorgen dieses Gegenstands allseitiger Hassliebe
gedacht
Bild 7 Handy-Abteil
Der Delegierte für internationale Beziehungen wird in Frankfurt zusteigen. Er reist
direkt aus Brüssel an. Um ihn gebührend zu empfangen, versuchen wir im Speisewagen Tische zu reservieren. Der Herr Ober will nichts versprechen; es hänge davon
ab, ob genügend Gäste ihren Tisch freigäben. Kurz vor Frankfurt meldet er erfreut, er
habe jetzt drei Vierertische frei. Die Speisekarte ist reichhaltig und die Preise sind
erschwinglich – nicht nur, weil in Euro alles billiger aussieht.
Peter Ackermann kennt die Strecke haargenau. Er weiss, dass in Hildesheim der
1.Klasswagen genau vor dem Kaffeeautomaten hält. Es passt auf den Meter genau.
Leider haben wir etwas Verspätung, und der Zugführer pfeift zur Abfahrt, bevor der
Becher voll ist. Wieder ein Euro futsch.
Kommt der Kaffee?
Bild 8 Peter Ackermann und Hugo Eicher
Bild 9
Pünktlich kommen wir im Zoo an, nachdem wir am Lehrter Bahnhof, der bereits mit
Hauptbahnhof angeschrieben ist, vorbeigefahren sind. Im Keller des Weihenstephan
stellen wir unser Gepäck ein, damit wir uns unbelastet auf kleine, individuelle Besichtigungstouren durch Berlin begeben können. Für Hannes Maichle und mich heisst
das Fahrt zum Hauptbahnhof angesichts der dort laufenden Montagearbeiten an der
F+F-Stromschiene. Der Zugang zum Hauptbahnhof sieht noch etwas provinziell aus.
Aus der Ferne betrachtet, lässt sich die Grösse und Schönheit des Bahnhofs bereits
erkennen, und das Bild auf der Bautafel ist erst recht viel versprechend.
Bild 10 Haupteingang!
Bild 11 Wachstumsphase
Bild 12 ausgewachsen
Vor dem Nachtessen mit Bayrischen Spezialitäten gibt es für die meisten ein Weihenstephan vor dem Weihenstephan, ein energiegeladenes Gruppenbild vor dem
Brandenburgertor oder einfach einen Blick auf die Schweizer Botschaft oder den
Reichstag.
3
Bild 13 Erna Furrer und
Klaus Mandel
Foto Thomas Furrer
Bild 14 Heinz Moser,
Egon Basler, Erna Furrer, Rudolf Buri, Klaus
Mandel vor dem Brandenburger Tor
Foto Thomas Furrer
Bild 15 Schweizerkreuz an
strategisch guter Lage
Bild 16 Der Reichstag
Foto Thomas Furrer
Das Buffet im Weihenstephan ist sehr reichhaltig. Anders als letztes Jahr haben wir
auch ausreichend Zeit zum Essen. Wer mag, kann Obazda versuchen, das rezente,
bayrische Käsegemisch, das so gut zum Bier passt.
Aus dem Internet:
weitere Bezeichnungen Obatzda, Obazdn, Gerupfter
Zur Geschichte: Gesichert ist es nicht, aber vermutlich wird der Obazdn schon so lange, wie es
auch das Bier gibt, im Kloster Weihenstephan
nördlich von München serviert. Bekannt wurde er
in den zwanziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts, als ihn die Wirtin Kathi Eisenreich ihren
Gästen im Weihenstephaner Bräustüberl servierte. Sie wusste nicht, was sie mit den überzähligen Camembertlaibchen machen sollte. Da kam
der Koch auf die Idee, den Käse mit etwas Gewürz zu vermengen, Zwiebeln darunter zu mischen und das Ganze mit etwas Bier zu verfeinern.
Beschreibung: Streichfähige Käsezubereitung.
Farbe: hell, ins Rötliche gehend, je nachdem mit
wie viel Paprika man würzt. Geschmack: mild bis
würzig, abhängig vom Zwiebelanteil. Ein Obatzda
gehört in jeden Biergarten. Man isst ihn aufs Brot
gestrichen oder mit einer Brezn.
Rezept:
1 kl. Zwiebel bei Stufe 4 auf das laufende Messer
fallen lassen
Dann einen kleinen runden Camembert und einen Romandur dazu und dann nach Geschmack
entweder etwas Quark, Joghurt, Sahne oder
Schmand oder Creme double - grad was man da
hat. Salz, Pfeffer und Paprika dazu, und alles bei
Stufe drei mit Hilfe des Spatels vermengen.
Oben zur Garnitur noch ein paar dünn geschnittene Zwiebelringe drauf und das ganze zimmerwarm servieren, auf keinen Fall vor dem Verzehr
in den Kühlschrank stellen. Dazu eine frische
Brezn und eine kühle Maß Bier!
Mit der S-Bahn fahren wir nach Lichtenberg, wo die Schlaf- und Liegewagen nach
Krakau auf uns warten. Auf dem Umschlag der Reiseunterlagen ist die Wagen- und
Bettzuteilung für jeden Reiseteilnehmer angegeben und an den polnischen Eurodomino-Karten steckt der Hinweis, dass als erster Geltungstag der 8.9.2005 einzutragen sei, obwohl wir die Grenze noch kurz vor Mitternacht überqueren. Wären die Absagen und Neuanmeldungen nicht gewesen, hätten die Organisatoren gar nichts
mehr zu tun gehabt. Jetzt können sie einem der Vertreter der Aufsichtsbehörde, der
gerne Selbstgespräche führt, ein Einzelabteil zuteilen. Wegen der unterschiedlichen
Unterbringungsart sind wir wieder über mehrere Wagen verteilt. So zieht sich das
Ausschenken des Rotkäppchens derart in die Länge, dass bei der polnischen Zollkontrolle die meisten noch wach sind. Europa ist noch nicht so weit geeint, dass man
auch hier Pass und Billett am Abend dem Schlafwagenschaffner übergeben und ungestört die Grenzen überqueren kann.
4
Bild 17 Berlin Lichtenberg; die Wasserscheide der Nachtzüge
Bild 18 Bettenzuteilung
Bild 19 Rotkäppchen
Bild 20 Les deux Michels
Die Zöllner sind mit Erfassungsgeräten für maschinenlesbare Pässe ausgerüstet. Sie
ziehen den Pass wie eine Kreditkarte durch den Schlitz, verzichten auf Fragen über
woher, wohin oder mitgeführte Waren.
Der Schlafwagen ist ein gutes altes Modell, mit verhältnismässig viel Platz und direkt
spür- und hörbaren Drehgestellgeräuschen. Da verpasst man keinen Schienenstoss,
und dass der Zug bremst, ist nicht nur an den Längszuckungen der locker gekuppelten Komposition zu spüren, sondern auch am satten Biss der gusseisernen Bremsklötze auf den rauhen Radreifen zu hören, welcher durch das Zischen der aus- und
dann wieder einströmenden Luft in der Hauptleitung umrahmt wird. Pfiuii-GrrrrrrrrPfschuhuh.
Donnerstag, 8. September 2005, Krakau, Nova Huta
Im Toilettenschränkli des Schlafwagens findet sich ein kleines Frühstück, bestehend
aus Mineralwasser, Saft schwarzer Johannisbeeren, einem Schokoriegel und einem
Siebentagegipfeli. In der Morgensonne können wir die Anlagen und Fahrzeuge der
PKP bestaunen: „Rasengleis“, Nebengleise mit Schienenbefestigung nur auf jeder
zweiten Schwelle, Schneepflug, Gleisbaumaschinen…
In Gleiwitz erzählt Hans Schlunegger vom 1939 erfolgten Angriff deutscher Soldaten
in polnischer Uniform auf den dortigen deutschen Rundfunk-Sender, den Hitler zur
propagandistischen Rechtfertigung für den Einmarsch in Polen nutzte.
Bild 21 Frühstück im polnischen Bild 22 Start zur Morgenspitze ab der Gras- Bild 23 Das Fahrzeug hat den UnterSchlafwagen
piste
halt so nötig wie das Gleis
Gegen acht kommen wir etwas gerädert, aber nicht geteert (weil auf Schienen gefahren) und nicht gefedert (weil unter Schaumstoff statt Daunendecken gelegen und
auch sonst eher direkt gebettet) in Krakau an.
Mit gemischten Gefühlen trennen wir uns von unseren Koffern, für die zwei Lastwagen bereitstehen. Mit so viel Gepäck rechnen die Polen bei uns Wessies.
5
Bild 24 Abschied vom Gepäck
Bild 25 Wer hat Hunger?
Bild 26
Bild 27
Vom modernen Bahnhof führt eine gut restaurierte, gedeckte Wandelhalle zum alten
Bahnhofbuffet. Ausser für einige Auserwählte, die ebenerdig speisen durften, wird
das Frühstück auf der Galerie serviert: Brötchen, Butter, Konfitüre, Honig, Orangensaft und Johannisbeersaft. Den meisten reicht die Zeit sogar zum Kaffee trinken.
Bild 28
Bild 29 Morgenmahl
Bild 30
Nach dem Frühstück fasst die Technikgruppe ein Lunchpaket bestehend aus einem
Sandwich, einer Flasche Wasser und einem Apfel, schön verpackt in einer durchsichtigen Blister-Packung. Die meisten packen sofort alles aus, um es in ihren sowieso
mitgeführten Taschen zu verstauen. Die Reiseführerin, die Dolmetscherin und Thomas Kauer gehen zunächst leer aus. Später findet sich dann aber auch für sie noch
etwas.
Die Reiseführerin, die später die Technik-Gruppe begleiten wird, spricht sehr gut
deutsch. Die Fachausdrücke würden ihr allerdings fehlen, erklärt sie immer wieder.
Der bevorstehende Besuch im Stahlwerk scheint ihr etwas auf dem Magen zu liegen.
Zunächst muss sie aber die ganze Schar von 63 Personen noch zur Tramhaltestelle
bringen. Sie schreitet zielstrebig voran, erkundigt sich dann aber doch noch bei einer
Passantin nach dem Weg. Tramfahren scheint bei ihr nicht Mode zu sein.
Je länger wir an der Tramhaltestelle stehen, desto unsicherer werden wir, ob es auch
die richtige sei. Mit zehn Minuten Verspätung tauchen aber die Nostalgie-Trams doch
noch auf, allerdings auf der falschen Strassenseite. Sie müssen zuerst noch zur
Endstation zum Wenden. Schliesslich rollen sie an, hinter einem Gelenktram der Linie 15. Dieses muss wegen einem vorausfahrenden Tram und Rotlicht anhalten. Das
Unwahrscheinliche und selten vorkommende geschieht: Das Tram hält so, dass der
Stromabnehmer direkt unter dem neutralen Stück des Gleistrenners steht. Der Wagenführer versteht die Welt nicht mehr. Soeben hatte er doch noch Storm, und das
Tram vor ihm kann fahren, aber seines tut keinen Wank! Die Ingenieure haben das
Problem rasch erkannt. Hilfreiche Traktionäre schieben (contradictio in adiecto) das
Tram mit Brachialgewalt unter den energiespendenden Faden, und so können wir
endlich die Luxuskarossen von damals erklettern (von einsteigen, geschweige denn
von eintreten, kann man ja nicht reden).
6
Bild 31 Warten wir am rechten Ort?
Bild 32 Warum geht nichts mehr?
Bild 33 Die schiebenden Traktionäre ziehen
wieder ab
Eine Baslerin pflegte vor Jahren zu frotzeln, Bern sei gar keine Stadt, weil es hier
kein Tramnetz gebe, sondern nur 3 sternförmig sich durchdringende Radiallinien. So
gesehen ist Krakau eine Grossstadt! Das Tramnetz ist ausgedehnt und vermascht.
Früher muss es noch viel mehr Tramlinien gegeben haben. Wo eine Strasse abzweigt, ist auch eine Weiche – und manchmal auch noch an anderen Orten.
Man bietet uns diverse Fotohalte und auch eine kurze Besichtigung des weitläufigen
Tramdepots, das in Grösse und Anordnung etwas an das Depot Hüslimatt der BLT
erinnert, das wir an der Fachtagung im Juni besuchen konnten. Die Fremdenführerin
wechselt von einem Wagen in den anderen und erklärt, wo wir sind und was wir sehen können. Jedes Überqueren des Aussen- oder Innenrings wird vermerkt, bis wir
vor lauter Ringen um Übersicht ringen.
Das ältere Tram mit Nummer 37 fährt allein. Das jüngere, Nummer 87, zieht einen
Anhänger. Der Triebwagen wird elektrisch und mit Handkurbel gebremst. Der Anhänger hat eine Klotzbremse, die von einem vom Bremsstrom des Triebwagens gespeisten Solenoid betätigt wird. Bei jedem Bremsen knallt es, dass man fürchten
muss, der Wagen falle auseinander.
Wegen der Wärme öffnen wir immer wieder die Plattformtüren. An den Haltestellen
müssen wir dann versuchen, zusteigende Reisende auf Polnisch abzuwehren. Ein
energisch ausgesprochenes „specialny“ scheint den Begriff „Extrafahrt“ auf angemessene Art zu vermitteln.
7
Bild 34 Kniefall
Bild 35 Liniennetz
Bild 36 Tramdepot
Bild 37 Damit jeder weiss, wo er ist
Bis zuletzt zweifelt die Reiseleitung ein wenig an der Durchführbarkeit des Besuchs
im Stahlwerk von Nova Huta. Nach anfänglicher Zusage hatte es plötzlich geheissen,
man könne das Werk nur von aussen besichtigen. Dank gütigem Wirken höherer
Mächte kam dann doch eine Führung durch das Werk zustande, unter der kundigen
Leitung von Alexander. Noch vor wenigen Jahren musste man vor dem Werk die
Kameras abgeben, heute sagt Alexander, man dürfe fotografieren, solange es niemand sehe – und führt uns dann genau an die Stellen im Werk, an die er Touristen
immer führt. Wünsche der Cargo-Fraktion der Reiseleitung nach Ausrichtung auf die
bahntechnischen Spezialitäten des Werks überhört Alexander oder versteht sie
nicht…
8
Bild 38 Alexander
Bild 39 Himmelwärts
Bild 40 Alles Blech
Bild 41 Cargo!
Bild 42 Fotografieren erlaubt, wenn es niemand sieht
Bild 43 Schmutzige Spiele
Alexander legt grossen Wert darauf, dass wir alles richtig verstehen was er sagt, und
noch grösseren, dass alle 36 Helme, die wir fassen durften, auch wieder abgegeben
werden. Den bei der Schweizer Bahn dem Sicherheitswärter zustehenden weissen
Helm trägt hier die Dolmetscherin. Ohne sie hätten wir die Sicherheitsanweisungen
9
auch nicht verstanden. Allerdings übt die Hitze geschmolzenen Eisens eine gewisse
Fernwirkung aus, so dass wir sowieso ausreichend Abstand gehalten hätten. Einzig
Theo Stolz kann sich dank einem kurzfristig organisierten Wärmeschutzanzug (garantiert ohne Asbest) näher ans Geschehen wagen, wie er sich das bei der Bahn
gewohnt ist.
Bild 44 skeptisch?
Bild 45 rein
Bild 46 und raus
Bild 47 von ferne…
Bild 48 …gesehen
Alexander hat Mühe, die Gruppe selbständiger Eisenbahner, die lieber den weit verzweigten Schienen als den weitschweifigen Erklärungen folgen, zusammen zu halten. Rita Imhof erhält den Auftrag, sich als Sklaventreiberin oder Hüterhündin zu betätigen, was sie mit Charme und Erfolg macht.
Die ganzen Prozesse der Eisenverhüttung, der Stahlproduktion und des Walzens
werden von Alexanders Polnisch in fachunkundiger Weise in die Sprache Goethes
übersetzt, wo wir dann in heiterem Worteraten die Fachausdrücke zu erkennen versuchen, die er bestimmt auch nicht gekannt hätte. Der Komplex ist 18 Quadratkilometer gross und umfasst mehrere Hochöfen, ein Stahlwerk und diverse Walzwerke. In den Fünfziger Jahren entstand in Nova Huta eine ganze Stadt für dreihunderttausend Einwohner. Heute produzieren 7’000 Arbeiter zwei Millionen Tonnen Stahl
im Jahr, 1979 waren es noch sieben Millionen bei 40'000 Arbeitern.
Unterdessen hat sich die Kulturgruppe einem sehr erfahrenen Führer mit Jahrgang
1914 anvertraut. Aus eigener Erfahrung kann er über alle möglichen geschichtlichen
Hintergründe erzählen. Seine Erinnerungen seien weniger verschwommen als das
Foto, auf dem er zu sehen ist, wurde mir versichert (das erste Bild von links, aufgenommen vor dem Veit-Stoss-Altar in der Marienbasilika zu Krakau).
Bild 49 Kulturführer
Foto Christoph Natz
Bild 50 auf dem Kulturtripp
Foto Thomas Furrer
Bild 51 Wieviel bleibt von dem Gehörten
Foto Thomas Furrer
Bild 52
Foto Thomas
Furrer
Kurz nacheinander treffen Technik und Kultur im Novotel Kraków Bronowice wieder
zusammen. An der Rezeption findet das mehrfach erprobte Spiel der Schlüsselausgabe in wohltuend perfektionierter Form statt. Peter Ackermann liest laut und verständlich die Namen herunter und verteilt Hotel-Karten mit denen jeder am Nachbarschalter die Zimmertür-Lochkarte in Empfang nehmen kann. Auf dem Zimmer wartet
bereits der Koffer.
Bis zur Abfahrt des Busses bleibt Zeit zum Duschen und zu einem Bier an der Bar.
Zufällig ist eine Reisegruppe von Twerenbold im gleichen Hotel abgestiegen, und
dank der Aufmerksamkeit unseres Networking-Spezialisten Walter Finkbohner
kommt es zu einem unerwarteten Wiedersehen mit Herrn Skvor von der RhB.
10
Bild 53 Blitzartiger Zimmerbezug
Bild 54 Hotelkarte
Bild 55 unerwartetes Wiedersehen mit
Franz Skvor.
Foto Fibo
An der Bushaltestelle hinter dem Hotel wartet ein Gelenkbus der MPK auf uns. Alle
haben Platz, aber nicht ganz alle können sitzen, was für die kurze Fahrt erträglich ist.
Gewisse Fotografen hatten ja die ganze Tramfahrt auf der Plattform stehend zugebracht, um besser knipsen zu können.
Im Klezmer Hois erwartet uns ein Nachtessen mit jüdischen Spezialitäten: Suppe mit
Majoran und Zimt, Truthahn-Schenkel ohne Knochen, koscherer Wein und ein Dessert aus Quark, Nüssen und Weichselkirschen. Begleitet wird das Ganze von modern
arrangierter Klezmer-Musik1. Wir wissen nicht genau, was zu einem koscheren Wein
gehört, aber gemundet hat er. Wieder einmal bringt das Internet Klärung. Unter
http://members.aon.at/hafner-weine/HafnerSK.htm steht zu lesen:
Die Bedeutung des Wortes Koscher ist "Reinheit". Die jüdischen Gesetze versichern
Hygiene und Reinheit des Produktes und halten sich genau an die Regel der Bibel.
Im Falle des Weines sind die Regeln besonders streng. Im Judentum, wie auch in
anderen Religionen wird der Wein für sakramentale Zwecke verwendet. Fast bei jeder Zeremonie wird ein Segen auf den Wein gesprochen.
Sobald die Trauben geerntet sind, beginnt eine besondere Kontrolle. Ein Rabbiner
muss die Weinkellerei beobachten, um zu versichern, dass
•
nur Männer, die den Sabbath halten, an der Produktion des Weines beteiligt sind,
•
alle Geräte, die zur Weinerzeugung verwendet werden, sauber und steril sind,
damit keine fremden Substanzen in der Tiefe der Gefäße versteckt bleiben
•
alle Materialien die bei der Produktion von Weinen verwendet werden, z.B. Behandlungs- und Filtermaterial als "koscher" akzeptiert werden und keine tierischen Stoffe enthalten.
Wenn der Aufsicht habende Rabbiner sich sicher ist, dass alle oben erwähnten Forderungen erfüllt sind, dann und nur dann, erhält der Wein das Siegel des Rabbinats,
das jede Flasche Koscher Wein am Kork, Kapsel und Etikett trägt.
Das Reinheitsgebot beginnt sogar schon beim Anbau des Weins. Diese Abhandlung
ist etwas länger, weshalb ich sie als Anhang beifüge, damit die Leser nicht einschlafen.
1
Das Wort "Klezmer" kommt vom Aramäischen "kli" und "zemer". Es bedeutet "der Mensch wird zum Träger (Überbringer) des Liedes".
11
Bild 56
Bild 57 koscherer Wein
vlnr Dorothee und Heinz Moser,
Thomas und Brigitta Rüdiger
Bild 58 vlnr Margrit Meiner, Andi
Willich, Hannes Maichle, Perrine Willich, Hans Meiner
12
Freitag, 9. September 2005, Salzminen von Wieliczka
An diesem Morgen gehen die Organisatoren ein grosses Wagnis ein: Gegenüber
dem gedruckten Fahrplan zehn Minuten vorzeitige Abfahrt. Dank einwandfreier Information der Reiseteilnehmer, Einweisung durch Thomas Kauer und der den Eisenbahnern eigenen Disziplin sind alle pünktlich zur Stelle, wenn auch einzelne erst in
letzter Sekunde.
Bild 59 Wegweisend
Bild 60 Salz siedend
Bild 61 Spurführend
In Wieliczka sehen wir dreieinhalbtausend Jahre alte Modell-Menschen Salz sieden,
erfahren, dass damals Salz mit Gold aufgewogen wurde, dass Kopernikus 1493 die
Mine besucht hatte, und damit den Touristenstrom einläutete, der heute, wo das Salz
weniger wert ist als seine Verpackung, das Gold bringt. Hundert Meter unter der Erde
kann sich der Allergie und Stress geplagte Neuzeitmensch in der bakteriologisch reinen Salzatmosphäre therapieren lassen. Uns fehlt leider die Zeit dazu, in den zum
Bade ladenden Höhlen-Salzsee zu tauchen. Immerhin sehen wir die Taube aus
Steinsalz, die die Heilige Geistin darstellt, den verstorbenen Papst, die heilige Kunigunde oder Kinga, den ungläubigen Thomas, und Maria auf einem Esel im Passgang. Aus technischer Sicht gefällt uns das vom Pferd gezogene Wägelchen aus der
Zeit, als die aequivalente Konizität zwischen Rad und Schiene noch kein Thema war.
Aus etymologischer Sicht ist der Göpel zu erwähnen, der nicht etwa das oben genannte Wägelchen bezeichnet, sondern die von Menschen oder Pferden getriebenen
Hubwerke. Der westdeutsche Brockhaus schreibt dazu „Herkunft dunkel“, während
das ursprünglich in (Ost-)Berlin herausgegebene Etymologische Wörterbuch des
Deutschen immerhin ein obersorbisches „gybadlo“, ´Bewegungswerkzeug´ als Ursprung erkennt.
Bild 62 Thomas vor Thomas
Bild 63 Ueli staunend vor Esel im Passgang
Ein glücklicherweise elektrisch und nicht Göpel getriebener Aufzug bringt uns, zu
neunt in enge Körbe gepfercht wieder ans Tageslicht.
In Wyelyczka Rynek erwartet uns eine imposante 1´E 1´ -Dampflok mit einem Postwagen, der es in sich hat, und zwei Zweiachsern, teils mit Holz- teils Polsterklasse.
Zug und Umgebung werden von uns Bahnnarren gebührend beschnuppert und
13
beschnappschusst.2 Ob die Blicke dem Zug, der Infrastruktur der Bahn oder jener
vorbeiflanierender Damen gelten, ist nicht immer klar.
Bild 64 Infrastruktur
Bild 65 Polsterklasse
Äusserlich ist der Postwagen im Ursprungszustand. Im Inneren verbirgt sich ein
kompletter Speisewagen, was uns angesichts der nahenden Mittagszeit natürlich
besonders freut.
Im alten Postwagen gab es Einrichtungen, deren Bezeichnungen beim Assoziieren
mit der heutigen Funktion des Wagens eigenartig anmuten:
´Beutelspannvorrichtung´, ´Aussacktisch´.
Heute ist davon nichts mehr zu sehen. Dafür werden wir blitzschnell mit einem mehrgängigen Menu bedient. Kaum hat man sich hingesetzt, steht schon der dampfende
Teller vor einem. Dazu gibt es ein köstliches Starkbier mit einem Widderkopf auf der
Büchse.
Bild 66 Unserem Wagen ähnlicher Briefpostwagen der Preussischen Staatsbahnen
2
Der Sekretär der Arbeitsgruppe Goldene Schiene pflegt seinen Protokollen beizufügen, er halte sich
an die Rechtschreibregeln der Neuen Zürcher Zeitung, die von jenen des Dudens abweichen könnten.
Der Verfasser des vorliegenden Berichts hält sich an die Rechtschreibregeln, an die er sich noch zu
erinnern glaubt, und die verlieren jährlich an Umfang (wegen Gedächtnisschwund) und Korrektheit
(wegen Rechtschreibreform).
14
Bild 67 Lukas und Ueli Linsi vor dem
Essen
Bild 68 Heini Sautter beim Essen Bild 69Stark- und Schwachbier zum Essen
Einige Kulturbeflissene (oder Dampf-Unbegeisterte) ziehen es vor, den Zug beim
Halt zum Abhängen der Diesellok über die Nichtrauchertreppe zu verlassen und sich
auf eigene Faust bis zum Nachtessen durchzuschlagen. Wahrscheinlich dachten sie,
ohne Angstlok am Zugschluss kämen wir doch nie ans Ziel. Wenn sie die Spuren des
Zahns der Zeit an den Fahrleitungstragwerken gesehen hätten, wäre ihnen die
Dampftraktion wohl vergleichsweise zuverlässig vorgekommen. Kein Wunder, dass
an jedem Mast ein Totenkopf warnt! Auch den extra für uns arrangierten Kurzschluss
nach den Fahrleitungsarbeiten in Skavce durften sie so nicht miterleben. Dafür hatten
sie andere Höhepunkte, verloren sich aus den Augen, fanden sich dank Handy und
SMS wieder und rekognoszierten ein gemütliches Restaurant für das Nachtessen.
Bild 70 Nichtrauchertreppe
Bild 71 Ein Loch ist im Eimer…
Bild 72
Bild 73 Das war ein schöner Knall, nicht?
Bild 74 Warten auf die Kreuzung
Bild 75 Endlich…
Dank unbürokratisch verteilten Trinkgeldern war in Kalwaria und Sucha die Feuerwehr bereit zum Wasser spenden. So konnten die Scheinanfahrten ohne Rücksicht
auf den vergeudeten Dampf unter imposanter Rauch- und Geräuschentwicklung
durchgeführt werden. Sie – und natürlich auch das Umfahren bei der Spitzkehre in
Sucha Beskidzka – wurden gebührend beobachtet, fotografiert, gefilmt und gevideot.
15
Bild 76 Ist da noch etwas drin?
In der Fahrleitung aber schon!
Bild 77 Feuerwehr in Kalwaria
Foto Thomas Furrer
Bild 78 Scharf beobachtete Züge
Foto Thomas Furrer
Eigentlich hätte Kalwaria mit seinem zum Welt-Kulturerbe gehörenden BenediktinerKloster und den Kalvarienpfaden, auf denen „Station“ etwas anderes meint als
„Bahnhof“, mehr Beachtung verdient als nur gerade einen kurzen Zwischenhalt zum
Wasser fassen. Aber wir können ja wieder kommen….
Gegen Abend erreichen wir Chabóvka, den Pilgerort der Bahnnarren. Im Freien sind
bestens restaurierte Zeugen der Vergangenheit aufgereiht. Vom schienengängigen
Auto bis zum Gefangenentransportwagen fehlt nichts. Ausgestellt sind auch Fotos
und Karten aus den verschiedenen Epochen. Auf einer Übersichtskarte der „Ostbahn“ von 1940 können wir unseren Reiseweg gut nachvollziehen. Die damalige
Landesgrenze ist heute keine mehr.
Bild 79 Start in Wieliczka Rynek, Fotohalt hinter Lencze, Wasser fassen in Kalwaria, Kurzschluss in Skawce, Spitzkehre und
Wasser fassen in Sucha, Fotohalt vor Jordanow, Ende im Museum in Chabowka.
16
Bild 80 Aus Rölls Encyclopaedie des Eisenbahnwesens. So verliefen die Grenzen vor dem ersten Weltkrieg
Bild 81
Bild 82
Bild 83
Bild 84
Bild 85
Bild 86
Bild 87
Bild 88
Bild 89
17
Bild 90 nicht aus dem Museum, aber auch antik …
Bild 91
Für die Rückfahrt nach Krakau müssen wir aus fahrplantechnischen Gründen, und
um den grossen Bogen, den die Bahn macht, abschneiden zu können, auf den Car
umsteigen. Obwohl mehr Leute noch in die Stadt fahren möchten statt direkt ins Hotel, fährt der grössere Car zum Hotel, wahrscheinlich weil sein Fahrer noch andere
Verpflichtungen hat.
Bald stecken wir im Stau. Bei der Einmündung eines Feldwegs wendet der HotelFahrer seinen Bus, fährt ein paar Kilometer zurück und zweigt ab auf eine parallel
laufende Nebenstrasse auf der anderen Talseite. Es ist eine malerische Strecke
durch kleine Dörfer und den Wald. Immer wieder überqueren wir kleine Nebentäler.
Die Tragkraft der Brücken ist auf sieben Tonnen begrenzt, der Fahrer denkt aber,
wenn er schnell genug darüber fahre, breche die Brücke erst hinter ihm zusammen.
Drei Brücken à 7 Tonnen gibt auch 21, witzelt Fibo mit leicht nervösem Galgenhumor.
Bald wird klar, dass wir auch auf diesem Umweg die Staustelle nicht umfahren können. Auch auf der Nebenstrasse geht es nur noch stockend weiter. Der andere Car
ist jetzt auch zu sehen. Über Handy kommunizieren die Wettbewerbsteilnehmer, und
durch die talseitigen Fenster wird eifrig fotografiert. Mit lautem Hupen und leichter
Nötigung durch die Stossstange treibt der Umweg-Fahrer die Autos vor ihm aus der
Stopstrasse hinaus. Um wenige Nasenlängen und unter grossem Applaus der Mitfahrer schlägt er den anderen. Wie langweilig ist dagegen doch Bahn fahren!
Glücklicherweise haben die vorzeitig abgesprungenen den Tisch zum Nachtessen
erst auf halb neun reserviert. So reicht es im Hotel noch für eine Dusche, die nach
der Dampffahrt besonders willkommen ist. François Massy und Ueli und Lukas Linsi
haben den Busfahrplan studiert. Die Intervalle sind zu lang und die Liniennummern
anders als von der Reiseleitung angegeben, was uns verunsichert. So beschliessen
wir, ein Taxi zu nehmen. Schade um die Tageskarte, dafür sind wir genau rechtzeitig
im Restaurant, das Malou Wagner im Guide du routard gefunden hat.
18
Samstag, 10. September 2005, Eisenbahn-Versuchsring
Verteilt auf erste und zweite Klasse verlassen wir im DB-IC Wawel Krakau. Vorsichtshalber hatte ich im Hotel ausgiebig gefrühstückt. Lunch im Zug bei Ankunft um
12.18 tönte nach Sandwich auf den Knien mit Mineralwasser und einem Apfel.
Natürlich kam alles wieder einmal anders…
Der vorderste Zweitklasswagen ist fast leer. In einem Vierer-Abteil lassen wir uns
zum Jassen nieder. Nebenan ist die Fensterscheibe in Brüche gegangen. Die Welt
sieht aus wie ein animiertes Bild eines Impressionisten. Etwas vor zehn Uhr bittet die
Reiseleitung zum ersten Service des Mittagessens Platz zu nehmen. Bis Wroclaw
Głowny sind tatsächlich alle verpflegt (ausser Bertrand?)!
Bild 92 Aufbruch nach dem reichlich genossenen Frühstück
Bild 93 Sicherheitsglas-Impressionismus
Bild 94 Erstklassiger Jass im Zweitklassabteil
Bild 95 Bei Ankunft in Breslau gelang Eric Wagner dieses Gruppenbild auf dem fast alle Reiseteilnehmerinnen –Teilnehmer zu sehen sind
Der Bahnhof Breslau beeindruckt durch seine Grösse und spezielle Architektur. Dank
der pünktlichen Ankunft und der späteren Abfahrt der Gruppe Technik haben wir ein
paar Minuten Zeit, die weitläufige Querhalle zu durchschreiten. Der Doppelstockzug,
der uns nach Żmigrod bringt, ist ziemlich voll. Zum Glück haben diese Wagen ganz
normale Übergänge. So gibt es zuhinterst ein paar Logen-Stehplätze. Wenn man die
ins Freie führende Schiebetür soweit öffnet, wie es die Sicherheitsverrieglung zulässt, ist sogar das Klima erträglich.
Immer wieder staunen wir, dass die Leute in Polen hemmungslos die Gleise überschreiten, wo es ihnen gerade passt. Schienenfreie Zugänge wären hier wirklich Luxus.
Bei Pegow überholen wir einen Transport der Alstom mit Lademassüberschreitung.
Der riesige Trafo ist ganz zur Seite geschoben, damit die Züge auf dem Nachbargleis
ungehindert passieren können.
19
Bild 96 Doch noch Bild 97 Gepäckaufgabe
hungrig
Bild 100 Transport mit Lademassüberschreitung
Bild 98 Zug 67933
Bild 99 Auf der hintersten Plattform war
noch Platz
Bild 101 Transport ohne Lademassüberschreitung
In Żmigrod werden wir mit einem Bus abgeholt und zum Versuchsring gefahren. Dort
erklärt uns Herr Schulze bei Kaffee und Gebäck die Entstehungsgeschichte der Anlage, die technischen Einrichtungen und Möglichkeiten. Die Spezialität sind CrashTests, die von einem über der Kollisionsstelle angebrachten Gerüst aus gut beobachtet und gefilmt werden können.
Daneben werden auch Zulassungsprüfungen und Versuche für die Fahrzeugindustrie
durchgeführt. Gegenwärtig sind für Schweden bestimmte Holztransport-Wagen von
Greenbrier zu sehen. Durch Veränderungen am Laufwerk konnte die Achslast von 15
auf 30 t bei 80 km/h gesteigert werden. Auf dem Ring haben die Wagen inzwischen
140'000 km zurückgelegt. Mangels Holz hat die Herstellerfirma ihr ganzes StahlLager auf nach Żmigrod gebracht und die Wagen damit beladen.
Für die SBB sind Lärmmessungen an Güterwagen durchgeführt worden.
Die Fahrleitung kann mit 3'300 V gespeist werden. 25 kV waren geplant. Die Isolatoren sind auch für diese Spannung ausgelegt. Bisher fehlte die Nachfrage. Die Stromversorgung leistet 7,5 MW.
Bild 102 Gleisoval wie bei der Modellbahn
Bild 103 Befahrung mit der Draisine
Bild 104 Hans
Schlunegger im
Führerstand
Bild 105 Die neuen Achslager
Auf der Rückfahrt ist der Zug wieder gut besetzt. Im Speisewagen finden wir ein paar
Stehplätze. Die Kulturgruppe hatte es auf ihrem Oder-Schiff offenbar bequemer!
20
Bild 106 Kultur auf der Oder
Foto Thomas Furrer
Bild 107 Erholung im Speisewagen
Im Hotel finden alle bis auf einen ihre Koffer im Zimmer. Anders als bei Flugreisen
taucht das verlorene Stück aber innert nützlicher Frist wieder auf, so dass alle unbeschwert zum Nachtessen in den Schweidnitzer Keller hinuntersteigen können. Über
der Tür droht eine erboste Ehefrau mit erhobenem Schuh ihrem angeheitert heimkommenden Mann. Unsere Frauen sind entweder mit von der Partie oder so weit
weg, dass nichts zu befürchten ist.
Zwischen den Gängen dankt Andi Willich den Organisatoren unter anderem für die
Organisation des Staus auf der Strasse, mit dem sie die Überlegenheit der Schiene
wieder einmal gezeigt hätten, und lässt die übrigen Ereignisse der Exkursion Revue
passieren (wenn ich mitgeschrieben hätte, wäre der Reisebericht schon fertig gewesen).
Der andere Co-Präsident, Hans Meiner, spricht von der Neuausrichtung der GdI, der
Öffnung für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der KTU, des BAV, der kantonalen Ämter, der Hochschulen und der Industrie und ruft zur Werbung von Mitgliedern auf. Ein
neu aufgenommenes Mitglied, Martin Burkhardt, von Cargo in Basel, der bereits an
der Reise teilgenommen hat, wird speziell begrüsst.
Nicht fehlen darf natürlich der Hinweis auf die neue homepage www.gdi-adi.ch, in
deren internem Bereich jeder seine Kontakte pflegen kann, und wo auch bereits die
Reiseberichte der Auslandexkursionen und ein paar Bilder der Fachtagung in Basel
zu finden sind.
Bild 109 Martin Burkhardt, das
neue Mitglied
Bild 108 Abschlussansprache der Co-Präsidenten
François Massy schildert das Programm der nächsten Auslandexkursion, die nach
Toulouse, in die Pyrenäen und ins Languedoc und Roussillon führen wird. Das Datum steht noch nicht fest; es dürfte aber 6.-10. oder 13.-17. September 2006 sein.
21
Man wird im Liegewagen anreisen, weil es von Genf nach Toulouse keine Schlafwagen mehr gibt. Die Rückreise findet am Sonntag bei Tag statt.
Wie schon auf der Reise in die Ukraine, wo er den Goldenen Schienennagel vom
Mittelpunkt Europas überreichte, lässt es sich Fibo auch diesmal nicht nehmen, die
Organisatoren zu beschenken. Zusammen mit Walter Moser hat er eine CabaretNummer vorbereitet, die beide gemeinsam vortragen. Motto ist „Präsidenten tragen
Krawatten, wir sind glaubwürdig“. Sie betonen, dass ihre Aussagen als Ergänzung,
nicht als Widerspruch zur Ansprache des Präsidenten aufzufassen sei.
Besonders bedanken sie sich bei den Organisatoren für die fürsorgliche Behandlung
der Reiseteilnehmer, die durch wiederholte Unterbringung im Keller vor den Gefahren der Strasse geschützt und durch Abstellen der Klimaanlage im IC nach Berlin vor
„Gsüchti“ bewahrt wurden, zur Abhärtung dritter Klasse fahren durften, das Mittagessen zu Spitalessenszeiten erhielten und 700 Stufen in die Asthmakammer des Salzbergwerks hinuntersteigen durften. Sogar das Verlieren der Koffer habe das Organisationskomitee an sich selbst geübt und nicht an einem der Teilnehmer. Fibo dankt
besonders auch im Namen der Frauen, die mit dem Reiseführer mit Jahrgang 1914
einen Kavalier alter Schule um sich haben durften. Seinen Konfirmationsspruch „habt
Salz in Euch und Frieden untereinander“ macht FIBO zum Motto für die Geschenke,
die Walti Moser überreicht. Die Salzsäckli hat er (fast) eigenhändig in der Saline abgefüllt, die Polnische Fahne, die der Leiter des Organisationskomitees erhält, eigenhändig genäht und die Patience-Karten, die er dem Kassier übergibt, weil Buchhaltung soviel Geduld braucht, selbst gemalt.
Bild 110 Salzübergabe
Bild 111 Die polnische Flagge
Bild 112 Patience
Bild 113 Umtrunk
22
Sonntag, 11. September 2005, Breslau
Das Novotel in Breslau ist schon etwas älter, aber durchaus komfortabel. Ein besonderer Gag ist die Brause, die sowohl für das Lavabo wie für die Dusche dient, sobald
man das gemerkt hat.
Auf der Stadtführung begleitet uns Joanna. Sie erzählt von den vielen verschiedenen
Herrschern, die Breslau erlebt hat. Der Krieg und die Zerstörung von Breslau durch
die Deutschen beim Rückzug 1945 sind immer noch ein Thema. Joanna zeigt uns,
wo eine ganze Strassenflucht von den Nazis geschleift wurde, um eine Piste zu bauen, von der ein einziges Flugzeug startete. Darin wurde Gauleiter Hanke ausgeflogen.
In der Stadt leben Menschen vieler Nationen und Kulturen. Universität und Hochschulen mit vierzigtausend Studenten tragen zur Vielfalt bei.
1997 wurde Breslau überschwemmt. Studentinnen retteten die Universitätsbibliothek
aus den Fluten. Ein Denkmal mit einer bis zum Bauch im Wasser stehenden und mit
Büchern beladenen Frau erinnert daran.
Bild 114 1914 innert 9 Monaten errichtete
Halle zur Feier des hundertsten Jahrestages
des Siegs über Napoleon
Bild 115 Rettung der
Bücher aus den Fluten
Bild 116 Teamwork
Bild 117
In der Aula Leopoldiana dürfen wir kurz die Schulbänke drücken. Vorne thront die
Wissenschaft über der Dummheit und der Streitsucht. Dass die Wissenschaft die
Dummheit besiegt, verstehe ich noch. Aber die Streitsucht?
Bild 118 Streitsucht
Bild 119 Dummheit
Bild 120 aufmerksame Schüler
Bild 121 Santa
Limousina
Mit dem gleichen Zug, mit dem wir am Vortag von Krakau angereist sind, fahren wir
weiter nach Berlin. Es war nicht möglich zusätzliche Wagen anzuhängen, so dass wir
wieder über den ganzen Zug verstreut sitzen. Trotz der schwierigen Identifikation der
Berechtigten erhalten alle ihr warmes Mittagessen am Platz.
Kilometerweit fahren wir auf schnurgeraden Strecken durch den Wald, der nach und
nach Besitz ergreift vom zweiten Gleis, Nebenstrecken und ganzen Gleisfeldern.
Lange Reihen relativ moderner Güterwagen warten auf die Verschrottung. Der einsetzende Regen und das bevorstehende Ende der Reise machen den Abend noch
melancholischer.
23
Bild 122 Bahnhofsleere
Bild 123 Ausrangiert
Bild 124 Unendlichkeit
24
Montag, 12. September 2005, Heimkehr
Die Stunden in Berlin bis zur Abfahrt der City Night Line waren rasch vorbei. Die
Gruppe hatte sich in viele kleine Grüppchen gespalten. Mehrere waren schon vorher
abgesprungen, weil sie noch länger bleiben oder auf anderen Wegen zurück reisen
wollten.
Etwas später als an einem normalen Montag begann der Alltag im Büro wieder. Ab
und zu schien der Bürostuhl noch etwas zu wackeln und ein paar Dampfschwaden
durchzogen gelegentlich das Gehirn und entführten die Gedanken in die Weiten Polens.
Urs Wili
25
Anhang
Koscherer Wein
Von http://www.hagalil.com/judentum/koscher/wein-0.htm
Die Trauben werden erst ab dem 4. Jahr geerntet, nicht von jüngeren Rebstöcken. Es gibt eine Zweimonatsfrist vor der Ernte, während der nicht mehr organisch gedüngt werden darf. Alle Geräte, die zur
Ernte oder Verarbeitung der Trauben dienen sollen, werden ebenso wie sowie das Silo unter der Aufsicht von Rabbinern gesäubert.
Enzyme und Bakterien dürfen nicht zugefügt werden. Nur die auf der Schale befindlichen Bakterien
bringen die Fermentation in Gang. Gelatine, Kasein sowie Stierblut sind beim Vinifizieren unzulässig.
Zur Reinigung ist lediglich Betonit zugelassen. Es dürfen nur Papierfilter verwendet werden.
Flaschen dürfen nicht mehrmals gefüllt werden.
Im 7. Jahr (Schabbatjahr) werden keine Trauben geerntet. Die Rebstöcke sollen sich organisch regenerieren. 1 % der Weinerzeugung wird zugunsten der Armen abgegeben und darf nicht zum Verkauf
kommen.
Außerdem müssen alle Arbeitsgänge in Übereinstimmung mit den sonstigen Geboten der Halacha
(jüd. Religionsgesetz) ausgeführt werden, z.B. keine Arbeit am Schabbat, im Weinberg dürfen keine
anderen Pflanzen stehen (Verbot der Mischkulturen)
Seit 1996 gibt es auch deutschen koscheren Wein „Nagila" und zwar als Rotwein (Rheinhessen, Dornfelder) und als Weißwein (Rivaner) beim Weingut Herbert Schenkel in Schwabenheim
Es ist also nicht ganz so einfach, daß koscherer Wein "normaler" Wein (Stam Jajin) sei, nur daß alle
Produktionsgänge von Juden durchgeführt wurden. Bei "normalen" Wein ist es eben durchaus üblich,
daß Zusätze verwendet werden können, um z.B. die Gärung zu beschleunigen. Das fällt für koscheren Wein weg. Das Herstellungsverfahren ist also durchaus aufwendiger.
26
Verteiler
Name
Ackermann
Bachmann
Basler
Bermane
Buri
Burkhardt
Danuser
Eicher
Finkbohner
Frey
Fornerod
Furrer
Fux
Gross
Guex
Imhof
Jucker
Känzig
Käppeli
Kauer
Klett
Leemann
Linsi
Liver
Maichle
Mandel
Massy
Meiner
Meyer
Moser
Moser-Weiss
Müller
Neuhaus
Natz Balvay
Pfander
Pfeiffer
Rehor-Reipen
Renaud
Rüdiger
Sandoz
Sautter
Schlunegger
Siegfried
Skvor
Stolz
Sutter
Wagner
Wegelin-Michaelis
Wili
Willich
Vorname
Peter
Urs
Egon
Michel
Rudolf
Martin
Reto
Hugo
Walter und Lotti
Walter
Bertrand
Thomas und Erna
Willy
Martin
Jacques
Rita
Armin
Martin und Dorothea
Hans Jörg
Thomas
Barbara
Robert und Liliane
Ueli und Lukas
Reto und Ilona
Hannes
Klaus
François
Hans und Margrit
Walter
Walter und Marianne
Heinz und Dorothee
Emil und Erna
Werner
Christoph und Florence
Jea-Pierre
Markus
Klaus und Gisela
Albert
Thomas und Brigitta
Michel
Heini und Irina
Hans
Walter und Susanne
Franz
Theo
Guido
Eric und Malou
Jürg und Ursula
Urs
Andreas und Perrine
Strasse
Interlakenstr 49
Oberfeldstr. 33
Winkelweg 2B
Im Lee 20
Kappelenstr 43
Marktgasse 45
Ringweg 6
Brückenstr. 27
Eierbrechtstr 9
Pilatusstr 14
Ch. Des Plantes 6
Lochstiegweg 60
Justrain 63
Gerberacherweg 5
Chemin des Marionettes 19
Zähringerstr 76
Panoramaweg 35
Aebnitweg 27
Schwandenholzstr. 288
St. Johanns-Vorstadt 33
Zürichstr 12
Oberseeburg 54
Lärchenweg 3
Bergackerstr. 62
Muristr. 76
Bernstr 32 E
Chemin de la Cocarde 18
Bergstr. 82
Lerchenbergstr. 69b
Tillierstr 17
Grossackerweg 2
Eggstr. 15
Infothek SBB, Bollwerk 12
Oberfeldweg 13
Lutertalstr 53
Schildgutstrasse 21
Farnbüehl
Chemin de Pontfilet 33
Calandastr 10
145, Chemin de Béranges
Seerosenstr. 23
Châlet Ostegg 3 am Almis
Speerstr 55
Albulastr 48
Chautenatte 36
Böttsteinerstrasse 102
Kappelenring 26D
Willadingweg 38
Waldriedstr. 16A
Gerechtigkeitsgasse 60
PLZ
3705
8408
3072
4144
3472
4310
3303
3005
8053
6045
1131
3053
8706
8820
1093
3012
3042
3068
8046
4056
6004
6006
3054
3066
3006
3612
1024
6010
8703
3005
3274
8134
3000
3250
3065
8200
6105
1093
7302
1814
3302
3818
8805
7000
2720
5314
3032
3006
3074
3011
Ort
Faulensee
Winterthur
Ostermundigen
Arlesheim
Wynigen
Rheinfelden
Jegenstorf
Bern
Zürich
Meggen
Tolochenaz
Münchenbuchsee
Meilen
Wädenswil
La Conversion
Bern
Ortschwaben
Utzigen
Zürich
Basel
Luzern
Luzern
Schüpfen
Stettlen
Bern
Steffisburg
Ecublens
Kriens
Erlenbach
Bern
Merzligen
Adliswil
Bern 65
Lyss
Bolligen
Schaffhausen
Schachen
La Conversion
Landquart
La Tour-de-Peilz
Moosseedorf
Grindelwald
Richterswil
Chur
Tramelan
Kleindöttingen
Hinterkappelen
Bern
Muri
Bern
27