50 Jahre SOS-Kinderdorf Sauerland

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50 Jahre SOS-Kinderdorf Sauerland
50 Jahre
SOS-Kinderdorf
Sauerland
50
Inhalt
50 Jahre SOS-Kinderdorf Sauerland –
»Nur was sich ändert, bleibt bestehen«
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Vom SOS-Kinderdorf zur
modernen Jugendhilfeeinrichtung –
Eine Chronologie
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Leben im SOS-Kinderdorf
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SOS-Kinderdorffamilien
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Kinder- und Jugendwohngruppen
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Klärungsgruppe
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SOS-Kita- und Familienzentrum Rappelkiste
und SOS-Kindervilla
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Betreutes Wohnen
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Ambulante Flexible Hilfen
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Ganztagsbetreuung und Schulsozialarbeit
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Kinderbetreuung im Rathaus
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Tiergestützte Pädagogik
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Clearinggruppe für unbegleitete
minderjährige Flüchtlinge
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Unsere Standorte
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Sie möchten helfen?
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Vorwort
Liebe Leserinnen und Leser,
seit 50 Jahren engagiert sich das SOS-Kinderdorf Sauerland für die Kinder- und Jugendhilfe in
Lüdenscheid und dem Märkischen Kreis. Entsprechend des Leitbildes von SOS-Kinderdorf
sowie unter hoher Beteiligung der Kinder und
Jugendlichen haben wir ein differenziertes Hilfeangebot entwickelt. Das SOS-Kinderdorf Sauerland setzt sich aus vielen verschiedenen, aber
ineinandergreifenden Puzzleteilen zusammen,
welche sind: Die SOS-Kinderdorffamilien und –
Wohngruppen, in denen Kinder auch dauerhaft
ein zweites Zuhause finden können und pädagogisch qualifiziert betreut und begleitet werden.
Das »Betreute Wohnen« bietet jungen Erwach senen und Jugendlichen die Möglichkeit, innerhalb oder auch außerhalb des SOS-Kinderdorfes
ein Appartement zu beziehen und weiterhin von
uns bei dem Weg in das eigenständige Leben
begleitet zu werden. Ambulante Betreuung auch
von Familien und Eltern, die in ihrer Erziehungsfähigkeit zumindest zeitweise eingeschränkt sind,
deren Problematiken in der Familie aus eigenen
Kräften nicht mehr bewältigt werden können.
Weitere wichtige Puzzleteile stellen unsere Kitas
und Familienzentren dar. Auch hier nehmen wir
das Thema Beteiligung von Kindern und Eltern
sehr ernst und bieten den Kindern ergänzend zu
ihren Familien eine förderliche Entwicklungsbegleitung. Wir betreuen in diesen Kindertageseinrichtungen Kinder auch integrativ, ebenso freuen
wir uns, dass die Vielfalt der Kulturen, insbesondere auch in unserer Innenstadt-Kita, vertreten
ist. Dabei setzen wir uns über die klassische
Kita-Arbeit hinaus für Familienbildung und Familienstärkung ein.
Gerne arbeiten wir im pädagogischen Bereich
an der Entwicklung des alternativen Schulkonzeptes Primusschule mit, welches davon ausgeht, dass Kinder ihrem individuellen Förderbedarf entsprechend beschult und begleitet werden sollten. Dieser pädagogische Ansatz lässt
Kinder zu selbstbewussten und eigenaktiven
Menschen werden.
Ein wichtiges Puzzleteil im Jahr 2015 und 2016
war, wie aufgrund der gesellschaftlichen Entwicklung sicher zu erwarten, die Übernahme von
Aufgaben im Bereich der Flüchtlingsarbeit. Wir
haben zwei Gruppen für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge unter hohem Zeitdruck, aber
dennoch qualifiziert, aufbauen können. Hier können wir Kindern und Jugendlichen, die ohne ihre
Eltern und sonstige Bezugspersonen nach
Deutsch land geflohen sind, einen sicheren Rahmen zum Leben und auch zur Abklärung ihrer
Perspektiven bieten. Diese Aufgabe ist ganz
sicher eine Aufgabe, die schon unser Gründer vater, Hermann Gmeiner, unterstützt hätte.
Die qualifizierte pädagogische Betreuung, verbunden aber auch mit dem notwendigen Herzblut, wird seit 50 Jahren im SOS-Kinderdorf Sauerland durch engagierte und kompetente Mitarbeiter sichergestellt, welchen ich an dieser Stelle
ganz herzlich danken möchte.
Bei allen Paten, Unterstützern, Freunden und
Wegbegleitern des SOS-Kinderdorfes Sauerland
möchten wir uns auf diesem Wege aber auch für
erfolgreiche 50 Jahre bedanken. Ohne Sie wäre
die positive Entwicklung dieser Einrichtung
ebenfalls nicht möglich gewesen.
Ich wünsche Ihnen nun viel Freude beim Lesen
und »Eintauchen« in das SOS-Kinderdorf Sauerland.
Gabi Polle
Einrichtungsleiterin
SOS-Kinderdorf Sauerland
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50 Jahre SOS-Kinderdorf Sauerland
„Nur was sich ändert, bleibt bestehen“
Hermann Gmeiner
Weltweit ist SOS-Kinderdorf mittlerweile in
134 Ländern mit über 2.400 Einrichtungen aktiv.
Begonnen hat alles 1949 in Österreich, als Hermann Gmeiner den Verein »Societas Socialis«
(SOS) ins Leben rief und in Imst (Tirol) das erste
SOS-Kinderdorf bauen ließ. Mit der Gründung
des SOS-Kinderdorf e.V. gelangte die Idee 1955
schließlich nach Deutschland und die ersten Einrichtungen entstanden auch hierzulande. Mittlerweile gibt es in Deutschland 16 SOS-Kinderdörfer, zu denen auch unser SOS-Kinderdorf im
Sauerland zählt.
Richtete sich das Angebot nach dem zweiten
Weltkrieg zunächst an Kinder, die ihre Eltern verloren hatten, haben sich die Anforderungen an
die SOS-Kinderdörfer mittlerweile gewandelt:
Immer weniger Waisen, dafür aber immer mehr
Kinder, die aus unterschiedlichen Gründen nicht
bei ihren Eltern leben können, finden Geborgenheit in einem SOS-Kinderdorf. Dieser gesellschaftliche Wandel spiegelt sich auch in den
Angeboten des SOS-Kinderdorf e.V. wieder:
Neben den klassischen SOS-Kinderdörfern gibt
es mittlerweile vielfältige Angebote, die Familien,
Kinder und Jugendliche präventiv unterstützen,
ohne dass diese im SOS-Kinderdorf leben. Hierzu gehören zum Beispiel die SOS-Beratungs zentren, SOS-Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen, die SOS-Mütterzentren oder SOS-Ausbildungs- und Beschäftigungszentren. Auch das
SOS-Kinderdorf Sauerland hat sich in den letzten 50 Jahren gewandelt, um den neuen gesellschaftlichen Anforderungen gerecht zu werden.
Neben dem Herzstück, unserem idyllisch gele genen SOS-Kinderdorf im Sauerland, sind vielfältige Betreuungs- und Hilfsangebote entstanden,
die Familien, Jugendliche und Kinder in unterschiedlichen Lebenslagen unterstützen und eine
Fremdunterbringung vermeiden helfen.
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SOS-Kinderdorf Sauerland
Wir möchten Sie einladen, sich einen Überblick
über das Leben im SOS-Kinderdorf Sauerland
und die Vielfalt unserer Angebote zu verschaffen.
Dabei sollen natürlich auch die Stimmen derer zu
Wort kommen, die bei uns leben und arbeiten.
Miteinander Leben – Fürein ander da sein. SOS-Kinderdorffamilien im SOS-Kinderdorf Sauerland.
SOS-Kinderdorf Sauerland
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Vom SOS-Kinderdorf zur
modernen Jugendhilfeeinrichtung
Eine Chronologie
1962
Das SOS-Kinderdorf
Sauerland entsteht am
Stadtrand von Lüdenscheid.
Grundsteinlegung Im November 1962 legt der
Gründer der SOS-Kinderdörfer – Hermann Gmeiner – den Grundstein für das SOS-Kinderdorf
Sauerland in Lüdenscheid.
1965
Der erste Dorfleiter Herr Günther Seefried
beginnt seine Arbeit und zieht im SOS-Kinderdorf ein.
1966
Einzug der ersten beiden SOS-Kinderdorffamilien Im April 1966 ziehen die ersten beiden
SOS-Kinderdorfmütter mit »ihren« Kindern in die
fertiggestellten Familienhäuser ein.
1979
Baubeginn des Oberdorfes Im Jahr 1979 folgt
der Bau des »Oberdorfes« mit weiteren Familienhäusern, die von Mitarbeitern und SOS-Kinderdorfmüttern im Ruhestand bewohnt werden.
Fertigstellung im Jahr 1981.
1981
1971
Nachfolge Herr Wulf Jansen übernimmt die
Dorfleitung von Herrn Zobus.
Nachfolge Herr Ulrich Zobus tritt die Nachfolge
von Herrn Seefried an.
1984
Annemarie Georg, eine
der ersten SOS-Kinderdorfmütter im Sauerland,
zieht ein.
Aufbau der Kinder- und Jugendwohngruppen
Im Jahr 1984 wird das Betreuungsangebot SOSKinderdorffamilie durch das Angebot der Kinderund Jugendwohngruppen ergänzt.
1995
Eröffnung der Kindertagesstätte Rappelkiste
Als weitere pädagogische Ergänzung eröffnet die
Kita Rappelkiste, die sowohl den Bewohnern des
Stadtteils, als auch den Kindern des SOS-Kinderdorfes zur Verfügung steht.
1996
Eröffnung der Klärungsgruppe Als ein ergänzendes Angebot entsteht die Klärungsgruppe,
die kurzfristige Aufnahmen für Kinder und Ju gendliche in akuten Krisensituationen ermöglicht.
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SOS-Kinderdorf Sauerland
2004
Nachfolge Frau Gabi Polle übernimmt von
Herrn Jansen die Leitung des SOS-Kinderdorfes
und gestaltet das traditionsreiche SOS-Kinderdorf Sauerland in eine moderne Jugendhilfeeinrichtung um.
2006
Entstehung des Angebotes Betreutes Wohnen
Seit 2006 stehen im SOS-Kinderdorf Sauerland
vier kleine Appartements für Jugendliche zur Verfügung, die sich in der Phase der Verselbständigung mit dem Ziel, den Schritt ins Leben zu
wagen, befinden.
Große und kleine Bewohner
des SOS-Kinderdorf Sauerland im Jahr 2016.
2007
2013
Die SOS-Kita Rappelkiste erhält das Gütesiegel »Familienzentrum NRW« Durch das
Gütesiegel »Familienzentrum NRW« wurde das
SOS-Kinderdorf Sauerland noch enger mit dem
Stadtteil vernetzt und Angebote für Familien
geschaffen.
Einführung der tiergestützten Pädagogik
Die tiergestützte Pädagogik ist eine ideale
Ergänzung für unsere stationären und ambulanten Angebote im SOS-Kinderdorf Sauerland.
Durch gezielte Mensch-Tier-Interaktionen können sozial-emotionale Kompetenzen, Motorik,
Wahrnehmung sowie Kommunikation geschult
werden.
2008
Start der Ambulanten Flexiblen Hilfen
Seit dem Jahr 2008 entwickeln sich im SOS-Kinderdorf Sauerland die Ambulanten Flexiblen Hilfen. Hier werden Familien an ihren unmittelbaren
Lebensräumen vor Ort unterstützt.
2009
Übernahme der Ganztagsbetreuung und
Start der Schulsozialarbeit an der Lüdenscheider Friedensschule Das SOS-Kinderdorf
Sauerland bringt seine sozialarbeiterischen Kompetenzen in die Förderschule Lernen ein.
2010
2014
Eröffnung der SOS-Kindervilla Im April 2014
entsteht in der Lüdenscheider Innenstadt eine
zweigruppige Kindertagesstätte, die SOS-Kindervilla, welche mit Kindern aus acht Nationen
die bunte Vielfalt der Lüdenscheider Innenstadt
unter einem Dach zusammenbringt.
Aufbau der Ganztagsbetreuung an der Primusschule Schalksmühle Im August 2014 startet die Ganztagsbetreuung an einer Pilotschule,
die Betreuung und Unterricht eng miteinander
verknüpft und Kinder ganz individuell fördert.
2015
Kinderbetreuung im Rathaus der Stadt
Lüdenscheid Im Mai 2010 entsteht als weiteres
Unterstützungsangebot für Eltern im Alltag die
Kinderbetreuung im Rathaus, die an zwei Tagen
pro Woche während der Öffnungszeiten der
Behörde genutzt werden kann.
SOS-Kinderdorf-Gründer
Hermann Gmeiner schaute
oft persönlich in den Einrichtungen vorbei.
Eröffnung einer Clearinggruppe für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge In enger
Kooperation mit dem Jugendamt der Stadt Dortmund entsteht aufgrund der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen und Herausforderungen dieses Angebot für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Mittelfristig soll die Gruppe nach
Dortmund umziehen.
2016
Eröffnung einer Clearinggruppe im Stadtteil
Lüdenscheid-Rathmecke In unmittelbarer
Nähe des SOS-Kinderdorfes Sauerland entsteht
eine Clearinggruppe in enger Zusammen arbeit
mit dem Stadtjugendamt und dem Märkischen
Kreis.
SOS-Kinderdorf Sauerland
7
"
So viele Häuser
und so eine schöne
Spielstraße…
Leben im SOS-Kinderdorf
Das SOS-Kinderdorf Sauerland ist eine besondere Einrichtung, die viele Bereiche der Kinderund Jugendhilfe umfasst. Seit der Grundsteinlegung im Jahr 1963 hat sich vieles verändert. Aus
dem Bedarf heraus hat sich in den letzten Jahrzehnten die Vielfalt der pädagogischen Angebote
entwickelt. So gehören zu unserem SOS-Kinderdorf inzwischen vier Kinderdorffamilien, vier Kinder- und Jugendwohngruppen, eine Klärungsgruppe, Betreutes Wohnen, Ambulante Flexible
Hilfen, zwei Kindertagesstätten, ein Familienzentrum, Ganztagsbetreuung an Schulen, Kinderbetreuung im Rathaus und Tiergestützte Pädagogik. Unser Auftrag, Kindern Schutz, Zuwendung
und Begleitung zu geben, ist aber stets derselbe
geblieben. Heute arbeiten in unserer Einrichtung
mehr als 100 Mitarbeiter. Diese betreuen, beraten und unterstützen Kinder und deren Familien
auf ihrem Weg ins Leben.
SOS-Kinderdorf Sauerland:
Bunt und vielfältig.
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SOS-Kinderdorf Sauerland
Katharina, 7 Jahre
Warum lebt ein Kind im SOS-Kinderdorf?
Als Hermann Gmeiner nach dem zweiten Weltkrieg SOS-Kinderdorf gründete, wollte er den
vielen Kriegswaisen und verlassenen Kindern ein
Zuhause und Geborgenheit geben. Heute sind
es weniger Waisen, sondern vielmehr Kinder,
deren Eltern aus unterschiedlichen Gründen nicht
ausreichend für sie sorgen können. Oft haben
diese Kinder schon eine lange Odyssee durch
andere Betreuungsformen hinter sich, bevor vom
Jugendamt um eine Aufnahme ins SOS-Kinderdorf gebeten wird. Unser Ziel ist es, diesen Kindern, die oft über Jahre hinweg Enttäuschungen
und seelische Verletzungen erlebt haben, ein
Zuhause zu bieten, in dem sie sich wohl und
sicher fühlen. Die Kinder sollen spüren, dass
jemand für sie da ist, dass jemand hinter ihnen
steht und sie lieb hat. So haben die Kinder die
Möglichkeit, ihr Kind-Sein zu genießen, Vergangenes aufzuarbeiten, neuen Lebensmut zu fassen und zu starken Erwachsenen heranzureifen.
"
Das SOS-Kinderdorf ist
wie Familie und die
Kinder hier sind wie
meine Geschwister.
Abdul, 17 Jahre
Unsere pädagogischen Prinzipien
"
Für mich ist das SOS-Kinderdorf eine große Chance,
mit vielen verschiedenen
Menschen und Kulturen
arbeiten zu können.
Halrun F., Mitarbeiterin
»Jedes Kind braucht eine Mutter, Geschwister,
ein Haus und ein Dorf, um sich geborgen zu fühlen«, das war die feste Überzeugung von Hermann Gmeiner, dem Gründer der SOS-Kinderdörfer. Seinen vier Grundprinzipien sind wir weiterhin stark verbunden, wenn auch in einer
zeitgemäßen Interpretation. Wir sehen es als
zentral an, dass unsere Kinder bei uns einen
sicheren Ort haben, von dem aus sie sich entwickeln und Herausforderungen stellen können.
Der es ihnen ermöglicht, stabile und verlässliche
Beziehungen aufzubauen und Bindungen einzugehen. Der die Möglichkeit bietet, sich aktiv an
der Gestaltung in der SOS-Kinderdorffamilie
oder der SOS-Wohngruppe und am Leben im
Dorf zu beteiligen und auch noch Raum lässt für
die wichtigen Beziehungen, die über das SOSKinderdorf hinaus von Bedeutung sind. So ist es
SOS-Kinderdorf Sauerland
9
"
Ich kann einfach sagen,
dass ich hier im Kinderdorf
meine Kindheit verbracht
habe und jetzt, mit 17 Jahren,
mit Hilfe vom Betreuten
Wohnen gelernt habe, was es
bedeutet, erwachsen zu werden und wie ich weiter alleine leben kann. Vielleicht
kann ich nicht alles alleine
machen, aber ich bleibe auf
dem richtigen Weg. Auch,
um nicht diejenigen zu enttäuschen, die mir vertrauen.
Sarah, 17 Jahre
Liebeserklärung von
Jaqueline, 10 Jahre, an ihre
SOS-Kinderdorfmutter.
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SOS-Kinderdorf Sauerland
Ausflug ins
Phantasialand.
Das Zusammenleben im Dorf
Bei uns im Sauerland gibt es elf Familienhäuser,
die zusammen mit dem Gemeinschaftshaus das
SOS-Kinderdorf bilden. In den verschiedenen
Häusern sind sowohl klassische SOS-Kinderdorffamilien als auch andere Wohngruppenformen zu finden.
Wie man sich gut vorstellen kann, wird es im
SOS-Kinderdorf niemals langweilig: Rund um
den Dorfplatz als zentraler Treffpunkt warten auf
die Kinder viele Spiel- und Freiflächen, auf denen
sie sich nachmittags mit ihren Geschwistern und
Freunden austoben können. Während bei den
Kleineren die Schaukeln und Klettergeräte hoch
im Kurs stehen, treffen sich die Größeren auf
dem Fußballplatz oder an den Tischtennisplatten. Ein Multifunktionssportplatz bietet ganzjährig die Möglichkeit für verschiedene Ballsportarten. Selbstverständlich sind auch Freunde aus
Kindergarten oder Schule gern gesehene Gäste
im Dorf. Für die Älteren findet abends das dorfeigene Jugendzentrum großen Zulauf. Hier haben
die Jugendlichen eine Teestube, Billardtische,
Tischtennisplatten, einen voll ausgestatteten
Musikraum und Sitzecken in der Teestube. Hier
können sie sich treffen, quatschen, sich austoben oder einfach mal nichts tun.
Feiern und Ferien gehören dazu
heute selbstverständlich, dass wir eine konstruktive und positive Zusammenarbeit mit der Herkunftsfamilie der Kinder aktiv voranbringen und
auch andere wichtige und förderliche Kontakte
der Kinder pflegen und aufrechterhalten.
Nach wie vor sind die SOS-Kinderdorffamilien
das zentrale Angebot in unserem SOS-Kinderdorf. Die SOS-Kinderdorfmütter und -väter prägen das Dorfleben wesentlich mit. Gleichzeitig ist
unser Angebot vielfältiger geworden, um den
multiplen Lebenslagen der Kinder und Familien
besser gerecht zu werden. In einer SOS-Kinderdorffamilie oder -Wohngruppe leben in der Regel
sechs Kinder. Bei der Aufnahme sind wir bemüht,
vor allem Geschwistern einen gemeinsamen Ort
zu bieten, denn die Trennung von den Eltern ist
schon schwer zu verkraften, da ist es gut, wenn
Geschwister zusammenbleiben können.
Weil das Dorf eine große Gemeinschaft ist, gibt
es immer viele Anlässe zum Feiern. Im Sommer
wird oft gemeinsam gegrillt, bei wichtigen Fußballspielen versammeln sich alle Interessierten
zum Public Viewing und vor den großen Ferien
feiern wir die School’s-out-Party. Natürlich gibt
es auch eine große Weihnachtsfeier im Dezember und das Sommerfest. Großer Beliebtheit
erfreuen sich die Angebote des freizeitpädago gischen Teams. Hier ist für jeden etwas dabei.
Für Sportbegeisterte, für Künstler und für Köche.
In den Ferien werden ebenfalls viele unterschiedliche Angebote vorgehalten.
SOS-Kinderdorf Sauerland
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Wir könnten noch viel davon erzählen, wie wir
das Dorf pädagogisch gezielt nutzen, um unsere
Kinder zu stärken, einen sicheren Ort zu bieten,
einen Schutzraum sicherzustellen. Aber wenn sie
wirklich wissen wollen, was es heißt, in einem
SOS-Kinderdorf zu leben und zu arbeiten, dann
ist es viel besser, diejenigen zu fragen, die in
unserem SOS-Kinderdorf leben und arbeiten …
Markus Wenderoth, Mitarbeiter
aus der Klärungsgruppe
Ich habe die Großen und Kleinen der Klärungsgruppe mit der Frage konfrontiert, was für sie
Kinderdorf bedeutet. Viele unserer Kinder sind
ja nun noch nicht so lange hier, sodass die eine
oder andere Antwort eher knapp ausfällt:
S., die nun knapp über eine Woche hier ist sagt:
»Mir gefällt es gut hier«, was offensichtlich ist,
wenn ich sie zusammen mit L. auf dem Bett sitzen sehe. Dieser, obwohl er schon etwas länger
hier ist, ergänzt überzeugt: »Uns geht’s gut«.
C, ohnehin kein Freund großer Worte, fragt:
»Wieso willse dasn wissen?« Meine Erklärung,
man wolle einfach mal erfahren, was die Kinder
und Jugendlichen, aber auch die Erwachsenen
von dem Ort denken, an dem wir einen großen
Teil unseres Lebens verbringen, stellt ihn zufrieden, entlockt aber keinen weiteren Kommentar.
D. ist da schon etwas gesprächiger: Kinderdorf
ist für ihn der Ort, an dem ganz viele Kinder
sind, er fühle sich dort gut und habe andere Kinder, mit denen er auf den verschiedenen Spielplätzen spielen könne. T. beantwortet meine Einlassung mit einem unnachahmlichen: »Keine
Ahnung, egal, schei … nein Spaß«. Den Humor
muss man halt verstehen und lieben. Ah, da meldet sich C. noch mal zu Worte, dem das ganze
wohl zu spontan war: »Mir gefällt’s hier« versichert er, »aber erst mal war’s doof«. Eine ehrliche Antwort, ich erinnere mich, dass er sehr
geweint hat die ersten Tage, auch das ist nämlich Kinderdorf: Etwas neues, fremdes und
bedrohliches für viele Kinder, die Knall auf Fall
kommen, wie die meisten das in die Klärungsgruppe tun.
M. muss ich nicht extra fragen, er beteuert mir
seit Wochen, wie wichtig ihm dieser Ort ist, der
nach seiner Flucht aus Syrien für ihn ein Zuhause geworden ist, von dem wir wissen, dass
es das nur vorrübergehend sein kann. Seinem
»Baba« habe er nach Syrien gewhatsapped,
dass hier seine neue Familie sei. Da ist das magische Wort. Familie. »Wir sind Familie« ist nicht
einfach nur ein leerer Slogan, er wird sogar hier
bei uns in der Klärungsgruppe gelebt.
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SOS-Kinderdorf Sauerland
Und natürlich habe ich die Frage auch den Kollegen und Kolleginnen gestellt. »Komische Leute
arbeiten hier …« stand auf dem Zettel mit der
Frage. Ja, auch das stimmt natürlich. Ein bisschen verrückt muss man wohl auch sein, wenn
man ein Teil der SOS-Familie ist.
Per WhatsApp trudeln dann noch weitere statements ein: »Das Kinderdorf bedeutet für mich
Hilfe und Schutz.« Sehr gut, setzen. »Eigentlich
sollte das Kinderdorf nur mein Arbeitsplatz sein,
das ist es aber nicht. Ich nehme viele Gedanken
an die Kinder und Kollegen mit nach Hause und
damit geht es mir gut. Mein Job raubt mir Kraft
und strengt mich an, aber ich bekomme viel
mehr zurück, als ich gebe.« Man merkt den Kolleginnen und Kollegen, nicht nur hier im Haus
an, dass Kinderdorf mehr als nur ein Job ist.
Daher möchte ich mit meinen eigenen Gedanken
zur Ausgangsfrage schließen: »Wir sind Familie«, ich darf ein Teil davon sein, was diese
Familie ausmacht. Geborgenheit und Liebe,
Streit, aber auch Versöhnung. Und für mich über
allem einer der Grundsätze von Hermann Gmeiner, der mich schon vor 20 Jahren, als ich ein
junger Mitarbeiter war, der grob so fünf Jahre
hier bleiben wollte, tief beeindruckt hat, hier in
meinen eigenen Worten: »Lieber die Ärmel hochkrempeln und was tun, als immer nur darüber
zu reden.« Das wird hoffentlich auch in Zukunft
Kinderdorf sein …
"
Dorfdienst ist blöd,
aber den Spielplatz
finde ich toll!
Nico, 7 Jahre
Dr. Eric Baumgartner,
ehemaliges SOS-Kinderdorfkind
»Unsere Köpfe sind rund, so dass unsere
Gedanken die Richtung wechseln können«
Francis Picabia
Am 17. November 1989 auf dem Weg zum Kinderdorf. Im Koffer ein altes Radio, meine Klamotten
und ein paar Bücher. Im Kopf Gedanken und im
Herzen Gefühle, die für ein ganzes Leben reichen. Die Angst vor dem Neuen und Unbekannten und die unendliche Erleichterung, »frei« zu
sein, wechseln sich im Sekundentakt ab. Über
die letzten Tage waren viele Bilder von Menschen
im Fernsehen, die auf der Berliner Mauer und
vor allem auf der anderen Seite der Berliner
Mauer standen – so fühle ich mich auch, meine
Mauer ist im Abbruch. Nach Jahren täglicher
Gewalt und Abschiebung, jede Minute darauf
vorbereitet sein zu müssen, etwas »falsch« gemacht zu haben und dafür der Gewalt ausgesetzt
zu sein, sind vorbei … Rückblickend kann ich
jetzt sagen, dass dies der Anfang für mich war
zu verstehen, dass ich nicht »der Fehler« oder
»Auslöser« der Konflikte in meiner Familie war.
In meiner Zeit im Kinderdorf habe ich viel gelernt – und verlernt. Vor allem habe ich in diesen
vier Jahren am Dickenberg gelernt, dass ich ich
selbst sein kann und dass das mehr als genug
ist. Die Freiheit, mich zu entwickeln, mir Gedanken zu machen, mich auszuprobieren, ohne
Angst vor Gewalt und mit dem Freiraum und der
positiven Rückmeldung, die jedes Kind verdient
hat. Was vorher als Schwäche galt, konnte ich
im Kinderdorf als Stärke entwickeln. Die Energie
und Gedanken, die ich vorher darauf verschwenden musste, mögliche Gewalt zu verhindern,
konnte ich jetzt umleiten, um herauszufinden,
wer ich bin, wer ich sein will und wohin ich gehen will.
Ohne diese Fähigkeiten und den durch das Kinderdorf bedingten Richtungswechsel meiner
Gedanken wäre ich jetzt wohl kaum in meiner
Wahlheimat England. Diese Zeit, mich zu entfalten, hat mich zu dem Menschen gemacht, der ich
heute bin. Und dieser Mensch weiß, wie auch
viele andere Kinderdorfkinder, wie wichtig es ist,
den Raum zur Entfaltung, den Schutz vor Gewalt,
und die Freiheit, sich selbst zu finden, als Kind
zu haben, um als Erwachsener mehr als nur die
Summe seiner einzelnen Teile zu sein. Mit dem
2011 gegründeten INSPIRE-Projekt versuche ich,
genau das den jetzigen Kindern im Kinderdorf
Sauerland zu geben, als Dankeschön, dass ich
damals ich selbst sein konnte. Egal, welchen Hintergrund, egal, welche Lernfähigkeit, INSPIRE
versucht Kindern im Kinderdorf den Raum zu
geben, sich frei zu entwickeln, Selbständigkeit
und Selbstvertrauen zu lernen und sich in einer
anderen Kultur und Sprache auszuprobieren,
Stärken zu entwickeln, die Richtung seiner Gedanken umzusteuern, um letztendlich der beste
Mensch zu sein, der man sein kann.
"
Ich finde, im
SOS-Kinderdorf ist
das Leben schön.
Mira, 8 Jahre
Dr. Eric Baumgartner
mit Kindern aus dem
SOS-Kinderdorf
Sauerland.
SOS-Kinderdorf Sauerland
13
Jaqueline und Celine
beim Spielen mit ihrer
SOS-Kinderdorfmutter
Carmen Zullino.
Kinderstimmen (zwischen
5 und 9 Jahren) aus einer
SOS-Kinderdorffamilie zu
der Frage „Was gefällt dir im
SOS-Kinderdorf?“
Dass wir Spielzeug haben.
Dass wir jemanden haben,
der Streit klären kann.
Ich finde es schön, dass wir
Werken haben.
Ich finde es schön, dass ich
eine Rolle machen kann.
Ich finde es schön, dass wir
schaukeln können.
"
SOS-Kinderdorffamilien
Nur wer Zugehörigkeit und Geborgenheit erfährt,
kann den nötigen Mut aufbringen, seine Umwelt
zu entdecken und sich selbst auszuprobieren.
Wer sich angenommen und wertgeschätzt fühlt,
entwickelt Selbstbewusstsein und kann auch
anderen mit Respekt und Wertschätzung begegnen. Wer vertraute Beziehungen im Rücken hat,
der kann mit Vertrauen in neue Beziehungen
gehen. Diesen Rahmen bieten unsere SOS-Kinderdorffamilien.
Viele der Kinder, die wir in unseren SOS-Kinderdorffamilien aufnehmen, konnten diese Erfahrung aus den unterschiedlichsten Gründen in
ihrer eigenen Familie nicht machen. Oft brauchen
sie deshalb sehr lange, bis sie die SOS-Kinderdorffamilie als einen sicheren Ort für sich annehmen und entdecken können. Die vielen Enttäuschungen, Beziehungsabbrüche und immer wieder zerstörten Hoffnungen sind vielfach tief in ihr
Bewusstsein eingebrannt und es braucht Zeit,
bis sie den neuen Erfahrungen trauen können.
Die SOS-Kinderdorffamilie will genau diese Zeit
geben und ist ein Angebot, in das vor allem Kinder aufgenommen werden, die eine langfristige
Perspektive außerhalb ihrer leiblichen Familie be nötigen. Gemeinsam wird Familienleben gestaltet: Es wird zusammen gespielt, geredet, ge 14
SOS-Kinderdorf Sauerland
kocht, gegessen, gewaschen und sauber ge macht. Es wird diskutiert und gestritten, Freunde
kommen zu Besuch, es werden Schulaufgaben
gemacht, und es wird ferngesehen. Ganz entscheidend sind dabei die verlässlichen Strukturen, feste Rituale und eine hohe Kontinuität der
Betreuungspersonen.
Die SOS-Kinderdorfmutter oder der SOS-Kinderdorfvater – fachlich qualifiziert durch eine staatlich anerkannte Erzieherausbildung – ist hauptverantwortlich für die Kinder da und teilt das
Leben mit ihnen, unterstützt von weiteren Erzieherinnen und Erziehern, die in der SOS-Kinderdorffamilie mitarbeiten. Auch nach einem Auszug
bleibt der Kontakt zur SOS-Kinderdorfmutter
oder -vater häufig noch lange Zeit bestehen.
Auch wenn die Strukturen und der Alltag ähnlich
sind, wie in einer »richtigen« Familie, so gibt es
natürlich auch Unterschiede: Jedes der Kinder
hat seine eigene Geschichte und auch noch
seine leibliche Familie. Es gilt einerseits, die un terschiedlichen Kinder zu einer Familiengemeinschaft zusammen zu führen und andererseits zu
respektieren, dass ihre leibliche Familie weiterhin
nicht nur eine wichtige Bedeutung hat, sondern
auch die Beziehung zu den Eltern und Geschwistern weiter gepflegt werden muss.
SOS-Kinderdorfmutter
Carmen Zullino berichtet
Seit dem 13. August 2012 bin ich als SOS-Kinderdorfmutter im SOS- Kinderdorf Sauerland tätig.
Die Kinder im Haus sind zurzeit zwischen sechs
und zehn Jahre alt. Bei uns ist es tagsüber laut,
fröhlich und lebendig. Natürlich kommt es hin
und wieder auch mal zu Tränen.
Deshalb gehört es neben der Gestaltung des
Alltags, der individuellen Förderung der Kinder
und der Bearbeitung ihrer besonderen lebensgeschichtlichen Herausforderung auch zur Aufgabe
der pädagogischen Fachkräfte, die Beziehung
zu der Herkunftsfamilie der Kinder positiv zu
gestalten. Dies ist nicht allein die Aufgabe der
Kinderdorfmütter oder Kinderdorfväter und der
pädagogischen Fachkräfte im Haus. Zusätzlich
stehen den Herkunftsfamilien pädagogisch be sonders geschulte Fachkräfte unseres Fachdienstes zur Verfügung. Sie sind Ansprechpartner für die Familien und helfen den Eltern, mit der
besonderen Situation zurechtzukommen und
trotz aller Belastungen weiter ein Stück verantwortliche Elternschaft leben zu können.
Aber nicht für alle Kinder ist das Angebot, in einer
so engen Familiengemeinschaft zu leben, passend. Sie sind entweder vom Alter her schon in
einer Lebensphase, in der sie sich eher von einer
Familie abnabeln und ihre eigenen Wege suchen
oder aber ihre Lebensgeschichte ist so belastend, dass sie einfach nicht mehr in der Lage
sind, sich auf so enge Beziehungen und so viel
Nähe einzulassen. Diese Erfahrungen haben in
unserem SOS-Kinderdorf dazu geführt, dass wir
1984 die ersten Kinder- und Jugendwohngruppen gegründet haben, die eine Alternative für
solche Kinder sein können …
Mir gefällt mein Leben als SOS-Kinderdorfmutter, weil ich es sensationell finde, wie Kinder, die
aus unterschiedlichen, zeitweise konfusen Lebenssituationen sich »anlehnen« lernen und zur
Ruhe kommen. Ich finde es bemerkenswert, zu
beobachten, dass Kinder sich positiv weiterentwickeln, wenn ein klarer Rahmen, Struktur und
Authentizität vorhanden ist und gelebt wird.
Ich lebe bereits einige Jahre im SOS-Kinderdorf
Sauerland und genieße das kollegiale Miteinander. Besonders nett finde ich die spontane Kaffee- und Keksezeit auf der Spielstraße. Jederzeit
besteht die Möglichkeit, zum »Nachbarn« zu
gehen, um einen Becher Quark zu leihen, eine
Luftpumpe fürs Fahrrad oder einen pädagogischen Rat.
Am schönsten ist für mich weiterhin der Sonntag. Ein Kind fragt seit drei Jahren: »Ist heute
Sonntag? Hast du Brötchen gemacht? Du bist
einfach die Beste!«
SOS-Kinderdorffamilie Opitz.
SOS-Kinderdorf Sauerland
15
"
Kinder- und
Jugendwohngruppen
Das Betreuungskonzept der SOS-Kinder- und
Jugendwohngruppen ist in seinen Alltagsstrukturen durchaus mit denen der SOS-Kinderdorffamilien vergleichbar. Auch hier wird gemeinsam
gekocht, gespielt, geputzt, gewaschen, der
Haushalt organisiert und die Freizeit gestaltet.
Allerdings steht dabei die Beziehungsintensität
nicht so stark im Vordergrund, wie in einer SOSKinderdorffamilie, denn die Kinder werden durch
ein gleichberechtigtes Team von ErzieherInnen
im Schichtdienst abwechselnd betreut. Der stetige Wechsel der BetreuerInnen schafft etwas
mehr Distanz, so dass sich auch Kinder auf das
gemeinsame Wohnen und Leben einlassen können, die keine ganz enge Bindung mehr eingehen möchten. Das ist sehr oft bei Kindern und
Jugendlichen mit Beginn der Pubertät der Fall,
aber auch manchmal für Kinder hilfreich, die
noch eine enge Beziehung zu ihrem Herkunftssystem haben und aufrechterhalten können.
Dabei bieten unsere SOS-Kinder- und Jugendwohngruppen auch solchen Kindern einen guten
Ort, die evtl. nur für einen begrenzten Zeitraum
einen anderen Lebensort benötigen und nach
ein, zwei oder mehr Jahren wieder in ihre Familie
zurückkehren können. Aufgrund der weniger
intensiven Beziehungsarbeit fällt dann der Ablösungsprozess oft deutlich leichter, als in einer
SOS-Kinderdorffamilie.
"
Man kann sich schon
wohlfühlen. Es fühlt
sich wie eine richtige
Familie an, bloß mit
Erziehern.
Stefanie, 14 Jahre
Neben der individuellen Förderung der Kinder
geht es auch in unseren Wohngruppen darum,
Kinder und Jugendliche in ihrem Prozess des
Älter- und Erwachsenwerdens, manchmal auch
bis hin zur Selbstständigkeit, zu begleiten. Re gelmäßig stattfindende Gruppenabende bieten
den Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit,
das Leben und den Alltag in der Wohngruppe mit
zu gestalten. Jungen und Mädchen leben altersgemischt mit den ErzieherInnen zusammen und
werden in allen Lebensbereichen gefördert. In
der Gruppe werden soziale Kompetenzen erworben, angemessene Strategien zur Konfliktlösung
erlernt und Toleranz und Rücksichtnahme eingeübt. Der klar strukturierte Rahmen bietet den
Kindern und Jugendlichen dabei ein sicheres
und stabiles Umfeld, welches ihnen hilft, sich
den Herausforderungen ihres Lebens zu stellen
und positive Entwicklung ermöglicht.
Aber manchmal sind die Situationen in Familien
sehr unübersichtlich. Es ist einfach nicht erkennbar, was tatsächlich schief läuft und warum
Familienleben einfach nicht gelingen will. Deutlich ist nur, dass es so nicht weiter gehen kann
und ein Zusammenleben im Moment nicht mehr
möglich ist. Aber wo soll die Reise hingehen?
Was kann ein guter Lebensort für die Kinder sein
oder braucht die Familie nur eine Auszeit, um
dann neue und ausreichende Ressourcen zu
mobilisieren? Eine SOS-Wohngruppe oder auch
-Kinderdorffamilie sind für solche Situationen
eine viel zu klare Festlegung auf längere Zeit, bei
der weder Kinder und Eltern, noch das Jugendamt ein gutes Gefühl haben. Die Situation muss
erstmal geklärt, mögliche Perspektiven entwickelt und Ressourcen überprüft werden. Die Klärungsgruppe bietet genau diese Möglichkeit …
Ich finde es im Kinderdorf schön, weil wir wie
eine große Familie sind.
Für mich ist das Kinderdorf mein Zuhause.
Michelle, 16 Jahre
16
SOS-Kinderdorf Sauerland
Klärungsgruppe
"
Ich finde es im Kinderdorf
schön, weil man hier verstanden wird und alle
Probleme mit jemandem
bereden kann. Das Kinderdorf ist für mich ein Ort
zum Ausruhen, bei meiner
Familie hätte ich es zu
schwer.
Roman, 17 Jahre
Wenn Konflikte und Belastungen überhand nehmen und man nicht mehr die Kraft hat, ein Problem nach dem anderen abzuarbeiten, dann muss
eine schnelle Entlastung her. Für Familien ist das
manchmal der einzige Ausweg aus einer Spirale
von Konflikten und Problemen, um schlimmere
Eskalationen zu vermeiden. Unklar ist aber oft,
ob die akute Situation tatsächlich ein totales
Scheitern des Familienlebens bedeutet oder einfach nur Ausdruck akut überhand nehmender
Belastungen ist. Unsere Klärungsgruppe bietet
genau für solche Situationen einen Ort, in dem
die Kinder zur Ruhe kommen können, ohne da mit eine dauerhafte Entscheidung für ihre weitere
Perspektive zu treffen. Eltern werden entlastet,
dürfen Verantwortung abgeben, ohne damit eine
langfristige Entscheidung getroffen zu haben.
Vielmehr soll allen Beteiligten Raum gegeben werden, genau hinzuschauen, was wer in der Familie
braucht.
Mit den Eltern wird intensiv zusammengearbeitet, das Durcheinander sortiert, Ressourcen
überprüft und an guten Perspektiven für ihre Kinder gearbeitet. Für die Kinder wird ein sicherer,
verlässlicher Ort geschaffen, von dem aus sie
wieder Vertrauen in ihre Eltern aufbauen, aber
auch ihre Ängste und Sorgen benennen können.
Zudem wird z.T. in Zusammenarbeit mit Ärzten
und Therapeuten geschaut, welchen Förderbedarf die Kinder haben und was sie ggf. an Unterstützung brauchen, um sich gut entwickeln zu
können. Die Eltern werden in diesen Prozess eng
mit eingebunden und bleiben in ihrer Elternverantwortung.
In der Klärungsgruppe nehmen wir Kinder ab
Grundschulalter auf und zwar ohne Wenn und
Aber. Während wir in den Wohngruppen und Kinderdorffamilien sehr darauf achten, dass die Kinder zueinander passen und sichergestellt ist,
dass ein langfristiges Zusammenleben gut vorstellbar ist, nehmen wir in der Klärungsgruppe
sehr kurzfristig Kinder weitgehend unabhängig
von der aktuellen Zusammensetzung der Gruppe
auf. Es ist ein Zusammenleben auf Zeit.
Eine Klärung dauert gewöhnlich ein halbes Jahr,
danach ist meist eine Perspektive gefunden, die
längerfristig tragfähig sein kann. Manchmal ge hen Kinder zurück in die Familie, die mit ambulanter Unterstützung einen neuen Anfang findet.
Manchmal wird auch klar, dass eine Rückkehr
nicht realistisch ist und die Kinder wechseln in ein
anderes Angebot. Das kann eine SOS-Kinderdorffamilie oder -Wohngruppe in unserem Dorf sein,
mitunter braucht es aber auch andere An ge bote,
die wir im SOS-Kinderdorf nicht vorhalten.
Kinder brauchen mehr als nur Familie oder Wohngruppen. Denn das Leben spielt sich ja nicht nur
zuhause ab. Was liegt da näher, als eine Kindertagesstätte im SOS-Kinderdorf zu gründen. Die
Wege sind kurz und es ist eine sehr enge Zusammenarbeit möglich. Ganz wichtig war uns dabei
aber auch die Öffnung in den Stadtteil, die mit der
Kita Rappelkiste gut gelungen ist. Denn die meisten Kinder, die unsere »Rappelkiste« besuchen,
kommen nicht aus dem SOS-Kinderdorf …
SOS-Kinderdorf Sauerland
17
Frühe Förderung für einen
guten Start ins Leben.
SOS-Kita- und Familienzentrum Rappelkiste und
SOS-Kindervilla
Die SOS-Kindertagesstätten und das Familienzentrum sind gemeinsame Orte für Kinder und
Familien. In der SOS-Kindertagesstätte Rappelkiste werden 20 Mädchen und Jungen im Alter
von zwei bis sechs Jahren ganztägig gefördert
und betreut. Durch die fachliche und liebevolle
Begleitung der MitarbeiterInnen der Kindertagesstätte bekommen die Kinder die Möglichkeit, sich
selbst und ihre Welt zu entdecken. Hier wird ge spielt, getobt, gelernt, gegessen und geschlafen.
Im Laufe der Zeit haben sich die Bedürfnisse der
Familien mit Kindern nach Bildung, Freizeitangeboten und Beratungsangeboten verdichtet, so dass wir unser Angebot um das Familienzentrum
erweitert haben, ein Anlaufpunkt für Jung und Alt.
Gemeinsam mit unseren Kooperationspartnern
bieten wir zahlreiche Angebote für Kinder, Eltern
und Jugendliche an. Wir arbeiten nach dem
Modell »Alles unter einem Dach«. Dabei werden
alle Hilfs-und Beratungsangebote für Familien
über die klassische Betreuung in der SOS-Kindertagesstätte hinaus unter dem Dach des SOSKinderdorfes angeboten. Dies ermöglicht allen
ein verlässliches und professionelles Konzept.
Es ist uns wichtig, die Vereinbarkeit von Familie
und Beruf zu unterstützen und die Räumlichkeiten
des Familienzentrums als einen gemeinsamen
Ort für Begegnung anzubieten und zu nutzen.
Da der Bedarf an Kitaplätzen in unserer Stadt
weiterhin sehr groß ist, haben wir unser Angebot
erweitert und auch in der Lüdenscheider Innenstadt ein Betreuungsangebot zur Verfügung ge stellt. Hier ist 2014 aus einer 100-jährigen Stadtvilla und ehemaligem Kinderheim eine zwei gruppige Kindertagesstätte entstanden – die
SOS-Kindervilla.
18
SOS-Kinderdorf Sauerland
Diese bietet 40 Kindern mit und ohne Behinderung einen Spiel- und Lebensraum. Als multikulturelle Einrichtung gelingt die Zusammenarbeit
mit den Familien – mit und ohne Migrationshintergrund – durch gegenseitige Offenheit, Akzeptanz und Toleranz. Feste und Feiern, gemeinsame Ausflüge, gemeinsames Kochen und vieles
mehr tragen zu einem guten Verständnis bei und
wirken sich positiv auf das Wohl der Kinder aus.
Beide Kindertagesstätten haben das Ziel, den
Kindern ein ganzheitliches Lern- und Förderangebot anzubieten, Kinder am Alltag teilhaben
und mitbestimmen zu lassen, um sie in der Entwicklung zu selbstbewussten jungen Menschen
zu unterstützen.
Irgendwann werden alle Kinder groß. Normalerweise haben sie dann auf dem Weg in die Selbstständigkeit ihre Familien im Rücken und an ihrer
Seite, wenn sie die ersten Schritte aus der Familie heraus machen. Die meisten Kinder aus dem
SOS-Kinderdorf haben diesen familiären Rahmen
nicht in diesem Umfang. Die SOS-Kinderdorffamilie und auch die Wohngruppen bleiben an sprechbar und wichtiger Anlaufpunkt, haben aber
nur begrenzte Möglichkeiten, ehemalige Kinder
aus ihrem Haus weiter zu unterstützen. Das
Jugendamt erwartet, dass unsere Kinder trotz
aller lebensgeschichtlichen Belastungen früh
selbstständig werden und möglichst mit Erreichen
des 18. Lebensjahres schon in der Lage sind, in
einer eigenen Wohnung zu leben. Damit dieser
Übergang gut gelingt und wir unsere Jugendlichen fit machen für ein eigenständiges Leben,
gibt es in unserem SOS-Kinderdorf das Angebot
des »Betreuten Wohnens«, eine Art Training für
das Leben in einer eigenen Wohnung …
"
Ich bin froh, dass es das
Betreute Wohnen gibt, weil
man damit die Möglichkeit
hat zu gucken, ob man schon
bereit ist, alleine zu wohnen.
Finn, 17 Jahre
Betreutes Wohnen
Irgendwann führt für jeden der Weg aus der Familie heraus, hinein in ein eigenständiges Leben.
Das ist natürlich auch für die Kinder im SOSKinderdorf so. Dabei wird schon in den Kinderdorffamilien und den Wohngruppen früh darauf
hingearbeitet, dass die Heranwachsenden selbstständig werden und lernen, wie man einen Haushalt führt. Anders als in vielen Familien, müssen
unsere Kinder früh selbstständig werden. Unsere
Gesellschaft investiert viel in die gute Entwicklung von Kindern, die nicht zuhause aufwachsen
können, doch mit der Volljährigkeit sollen die
Kinder dann auch möglichst auf eigenen Füßen
stehen und gerüstet sein, ihre weiteren Schritte
weitgehend allein zu machen. Um den Übergang
gut zu begleiten, steht deshalb für alle unsere
Jugendlichen schon ab dem 15. Lebensjahr ein
erster Kontakt zu unseren MitarbeiterInnen aus
dem Betreuten Wohnen an. Von da an wird
gemeinsam geschaut, was an lebenspraktischen
Kompetenzen wie Waschen, Kochen, Ordnung
halten, Umgang mit Geld etc., aber auch an
sozialen Kompetenzen vorhanden ist und was in
den nächsten Jahren noch gelernt werden muss.
Finn geht seinem Hobby
nach im gut ausgestatteten
Musikraum des SOSKinderdorfs Sauerland.
Nach und nach folgen dann entscheidende
Schrit te in Richtung mehr Selbstständigkeit, der
Auszug aus der SOS-Kinderdorffamilie oder der
Wohngruppe und der Einzug in eines der vier Ap partements des Betreuten Wohnens. Alle Ein zelappartements befinden sich in unserem »Oberdorf«
auf dem SOS-Kinderdorf-Gelände. Und doch ist
es schon ein echter Umzug mit echter Nachbarschaft, ein wenig außerhalb des ge schütz ten
Rahmens SOS-Kinderdorf. Es gibt nur noch eine
punktuelle Begleitung und Unterstützung. Einmal
in der Woche wird von den Bewohnern des Be treuten Wohnens gemeinsam gekocht und einmal
auch gemeinsam der Großeinkauf erledigt.
Darüber hinaus gibt es feste Termine mit den
pädagogischen Fachkräften, bei denen alle wichtigen Themen und Aufgaben der Woche besprochen, erforderliche Behördengänge vorbereitet
oder auch schon mal gemeinsam erledigt werden. Die Strukturierung des Alltags und das Einüben der Selbstversorgung sind dabei zwar große
Herausforderungen, viel schwerer ist es oft aber,
damit umgehen zu lernen, dass man wirklich
alleine wohnt und nicht ständig jemand da ist.
Jetzt zeigt sich, wie wertvoll gute Freunde sind
oder Kontakte, die man über einen Sportverein
oder andere Freizeitaktivitäten aufgebaut hat.
Natürlich gibt es da auch noch die SOS-Kinderdorffamilie oder die -Wohngruppe im Hintergrund,
aber der Blick ist nun klar in die andere Richtung
gerichtet und es geht darum, sich erfolgreich
»frei zu schwimmen«.
Gemeinsam mit den jungen Menschen reflektieren die pädagogischen Fachkräfte den Alltag,
erarbeiten eine sinnvolle Tagesstruktur und entwickeln mit ihnen eine realistische Lebensperspektive. Ebenso sind sie ein verlässlicher Partner bei der Bewältigung von Krisen. Die gezielte
schulische Förderung sowie Unterstützung und
Begleitung bei der Berufsfindung und Ausbildung
gehören genauso zum Unterstützungsangebot,
wie die Förderung von Sozialkompetenzen und
Selbsthilfepotentialen. Mit dem Betreuten Wohnen verfolgen wir das Ziel, die jungen Menschen
zu einem eigenständigen Leben zu befähigen.
Der letzte Schritt in die Selbständigkeit ist die
Vorbereitung und Begleitung des Umzuges in die
eigene Wohnung. Und natürlich gibt es bei Be darf auch noch die Möglichkeit einer punktuellen
Begleitung in den eigenen vier Wänden.
Auch wenn wir überzeugt sind, dass unsere
Angebote qualitativ sehr gut und für viele Kinder
und Jugendlichen genau die richtige Hilfe sind,
so ändert das nichts daran, dass der beste
Lebensort für Kinder eigentlich immer die eigene
Familie ist. Da es uns immer um die Kinder geht
und darum, bestmögliche Lösungen für sie zu
finden, haben wir ein Angebot aufgebaut, dass
dazu gedacht ist, Familien schon so früh zu
unterstützen, dass eine Unterbringung im Kinderdorf gar nicht erst notwendig wird. Die ambulanten Hilfen sind eine ideale Ergänzung zu unseren stationären Angeboten …
SOS-Kinderdorf Sauerland
19
Beweglichkeit und Spaß –
eine gute Grundlage für
Qualität und Teamarbeit.
Ambulante Flexible
Hilfen
Wenn Familien in besondere Belastungssituationen kommen, dann ist das eigentlich gar nichts
Ungewöhnliches. Beruf, Partnerschaft, Kinder,
Haushalt, finanzielle Herausforderungen, Krankheit, Schulprobleme oder unerwartete Schicksalsschläge können sehr schnell zu erheblichen
Belastungen führen und sind auch oft nicht vorhersehbar. Wenn es dann kein gutes Netzwerk
gibt, das aushelfen und unterstützen kann, dann
kann man schnell an seine persönlichen Grenzen
gelangen und gerät damit in eine Spirale der
Überforderung. Je früher man in solchen Situationen Unterstützung bekommt, desto größer ist
die Chance, das Steuerruder wieder sicher in die
Hand zu bekommen und die Übersicht zurück zugewinnen.
Aus diesem Grund ist es uns ein Anliegen, Familien zu unterstützen, bevor sie so in Not geraten,
dass zur Entlastung eine Herausnahme der Kinder aus der Familie notwendig ist. Denn auch
wenn wir Kindern einen guten Rahmen in unserem Kinderdorf bieten können, so bleibt der beste
Lebensort für sie doch immer die eigene Familie,
wenn diese den nötigen Entwicklungsrahmen
sicherstellen kann. Unsere MitarbeiterInnen aus
den Ambulanten Flexiblen Hilfen wollen genau
dazu Eltern und Kinder befähigen.
"
Dabei unterstützen und beraten sie nicht nur in
Erziehungsfragen, sondern helfen auch bei finanziellen Problemen, Behördenangelegenheiten,
beruflichen oder gesundheitlichen Themen,
suchen gemeinsam mit der Familie nach guten
Anbindungen im Nachbarschaftsraum, sinnvoller
Freizeitbeschäftigung, Unterstützung bei Lernschwierigkeiten etc. Ziel ist dabei immer, dass
die Familie bald möglichst wieder allein zu Recht
kommt und ihre Probleme selbst lösen kann.
Die Ambulanten Flexiblen Hilfen sind eine ganz
wichtige Ergänzung zu unseren stationären An geboten. Auch für den Fall, dass Kinder aus
unseren stationären Angeboten in ihre Familien
zurückziehen, können wir durch den Einsatz
unserer Ambulanten Flexiblen Hilfen diesen Prozess intensiv begleiten und dazu beitragen, dass
die Familie wieder gut zueinanderfindet.
Was für die Erwachsenen die Erwerbsarbeit ist,
das ist für Kinder und Jugendliche die Schule.
Hier verbringen sie einen Großteil ihrer Lebenszeit, finden Freunde, werden gefördert, aber auch
gefordert. Mitunter beherrschen Schulprobleme
den Alltag so sehr, dass der Kopf kaum noch
Platz für andere Themen hat. Viele unserer Kinder
im SOS-Kinderdorf oder der Familien, die wir in
den Ambulanten Flexiblen Hilfen betreuen, haben
große Probleme in der Schule. Die Schulen wiederum sehen sich zunehmend mit Herausforderungen konfrontiert, die weniger mit ihrem Bildungsauftrag, sondern vielmehr mit sozialen und
zwischenmenschlichen Themen zu tun haben.
Das galt und gilt besonders für die Friedensschule
in Lüdenscheid, eine Förderschule für Kinder mit
Lernschwierigkeiten. Neben den Lernproblemen
bringen viele Kinder auch vielfältige familiäre
Problemlagen mit. Die Idee einer Kooperation
zwischen Schule und Kinderdorf war geboren
und wird nun mit Leben gefüllt …
Ohne die Hilfe des
SOS-Kinderdorfes wäre
meine Familie sicher
nicht das, was sie jetzt
ist …wunderbar!
Herr O., Familienvater aus Lüdenscheid
20
SOS-Kinderdorf Sauerland
Amina und Sarah sind
gespannt auf die Schule.
Ganztagsbetreuung
und Schulsozialarbeit
Seit 2009 engagieren wir uns auch an Schulen.
Erwachsen ist unser Engagement aus einem
bestehenden Kontakt mit der Friedensschule in
Lüdenscheid, einer Förderschule für Lernen, die
von vielen unserer Kinder aus dem Kinderdorf
besucht wurde. Dort übernahmen wir die Ganztagsbetreuung, die Versorgung der Schüler mit
einer warmen Mahlzeit und brachten unsere
sozialarbeiterischen Kompetenzen in der Schulsozialarbeit und in einem Angebot der sozialen
Gruppenarbeit mit ein. Während diese bewährte
Kooperation zum Sommer 2016 auslaufen wird,
sind wir im Sommer 2014 als Kooperationspartner der Gemeinde Schalksmühle in ein neues
Schulprojekt eingestiegen und helfen mit, ein aus
unserer Sicht vielversprechendes neues Schulmodell ganz neu mit aufzubauen.
Die Primusschule versteht sich als Haus der Be gegnung und des Lernens, welches sich ne ben
dem Grundsatz der Inklusion durch Wertschätzung und Toleranz, Expertenbegleitung und be sonderen Weiterbildungsangeboten auszeichnet.
Hier finden Angebote für Familien statt, gemeinsames Mittagessen, pädagogische Angebote,
Durchführung von gemeinsamen Lerngruppen
durch Lehrkräfte und Mitarbeiter des SOS-Kinderdorfes und vieles mehr. Das Konzept der Primusschule ermöglicht ein durchgängiges Lernen
von Jahrgang 1 bis Jahrgang 10, ein Schulwechsel nach der 4. Klasse, der für Kinder oft eine
besondere Belastung ist, entfällt. Außerdem lernen die Kinder in jahrgangsübergreifenden Lerngruppen, in denen die älteren Kinder teilweise
jüngere Kinder anleiten und unterstützen.
Dieser Unterricht eröffnet einen Freiraum für das
individuelle Lerntempo der Kinder, die selber mitbestimmen können, welche Lernschritte sie wann
machen. So ist der gesamte Unterricht auf die
individuellen Stärken und Schwächen der Kinder
abgestimmt und ermöglicht von Anfang an eine
aktive Beteiligung der Kinder am Lernprozess.
Auch die Ganztagsbetreuung der Kinder unterscheidet sich deutlich von den klassischen Ganztagskonzepten. So stehen für den Ganztag ausgebildete Erzieherinnen zur Verfügung, die
gemeinsam mit den Lehrkräften eine Lerngruppe
betreuen. Lehrinhalte und freizeitpädagogische
Inhalte wechseln sich über den Tag verteilt ab
und LehrerInnen und ErzieherInnen stehen nicht
nur im engen Austausch, sondern betreuen die
Kinder teilweise auch gemeinsam. So entstehen
eine hohe Betreuungskontinuität und eine Qualität der Begleitung, die in anderen Schulformen
so nicht möglich ist.
Dieses Konzept hat uns nicht nur sehr überzeugt,
sondern passt auch sehr gut zu unserer beteiligungsorientierten Arbeit und individuellen Förderung von Kindern und Jugendlichen. Deshalb
haben wir uns sehr gefreut, dass die Gemeinde
Schalksmühle uns als Träger für das Ganztagsangebot der Schule mit ins Boot geholt hat und
wir nun gemeinsam dieses Konzept umsetzen
und weiterentwickeln können. Inzwischen besuchen einige unserer Kinderdorfkinder, die von
den Strukturen einer Regelschule überfordert
sind, aber von ihrem Leistungsvermögen eigentlich keine Förderschule besuchen müssen, die
Primusschule.
Und wenn die Kinder mal nicht in der Schule sind
und mit ihren Eltern den Großeinkauf oder Be hördengänge erledigen müssen, dann wünschen
sich so manche Eltern ein Betreuungsangebot
für die jüngeren Geschwisterkinder, damit sie mal
ganz entspannt unterwegs sein können. Da wir
mit der Stadt Lüdenscheid sehr verbunden sind,
haben wir ein solches Angebot in Kooperation
mit der Stadt ins Leben gerufen …
SOS-Kinderdorf Sauerland
21
Tiergestützte
Pädagogik
Kinderbetreuung im Rathaus: für Kinder und Eltern
ein tolles Angebot.
Der gezielte Einsatz von Tieren hat sich sowohl
in der Beziehungsarbeit mit Kindern als auch in
der Förderung ihrer Ressourcen als besonders
vielversprechend herausgestellt. Tiere haben für
Kinder einen hohen Aufforderungscharakter und
sind oft ein »Eisbrecher« in der Beziehungsarbeit.
Allein die Anwesenheit eines Tieres verändert
schon die Atmosphäre und führt, ohne weiteres
Zutun, zu einer größeren Offenheit und emotionalen Entspannung der Kinder.
Kinderbetreuung
im Rathaus
Mitten im Zentrum der Stadt sind wir seit 2010
präsent. In einem liebevoll und kindgerecht eingerichteten Teil des Rathauses, von außen gut
erkennbar, können Eltern kleinerer Kinder ihre
Einkäufe, Arztbesuche oder Behördengänge im
Rathaus tätigen und ihre Kinder in dieser Zeit
von unserem Fachpersonal betreuen lassen. Hier
fühlen sich schon die Kleinsten wohl. Es wird
gespielt, gesungen, gebastelt, gemalt, verkleidet
und vieles mehr. Besonderer Beliebtheit erfreut
sich das vielseitige Klettergerüst mit Rutsche
und Kletterwand.
Eine ehemalige SOS-Kinderdorfmutter des
SOS-Kinderdorfes Sauerland sowie eine ehrenamtliche Mitarbeiterin kümmern sich in der Kinderbetreuung im Rathaus um den Nachwuchs,
während die Eltern ihre notwendigen Erledigungen tätigen. Aber auch als Ansprechpartner in
den unterschiedlichsten Erziehungsfragen sind
die Mitarbeiter des SOS-Kinderdorfes gerne
behilflich. So bietet die Rathausbetreuung zu sätzlich einen sehr niederschwelligen Ansatz
möglicher pädagogischer Beratung.
Um Kinder und Jugendliche gut zu erreichen und
optimal zu fördern, ist es wichtig, immer wieder
neue Ideen zu entwickeln. Eine solche Idee ist
der gezielte Einsatz von Tieren in der pädagogischen Arbeit …
22
SOS-Kinderdorf Sauerland
Tiere sind jedem Menschen gegenüber vorbehaltlos. Es spielt keine Rolle, ob jemand dick
oder dünn, klein oder groß, schwarz oder weiß,
klug oder dumm, behindert oder körperlich fit ist.
Ein Tier hat keine Vorurteile und Kinder vergessen im Gegenüber zu den Tieren deshalb auch
all die Dinge, die sie in sozialen Kontakten als
defizitär an sich erleben. In der Arbeit mit den
Tieren zeigt sich die Natürlichkeit der Tiere als
ein enorm wirksamer Faktor. So ist den Kindern
im Kontakt mit einem Tier sofort einleuchtend,
dass das Verhalten des Tieres immer eine Folgereaktion auf das eigene Verhalten ist.
Wenn ein scheues Seidenhuhn zurückweicht,
hinterfragt das Kind nicht das Verhalten des
Huhnes, sondern korrigiert sein eigenes Verhalten und versucht, sich ruhiger und vorsichtiger
zu bewegen. Dabei erlebt das Kind unmittelbar
die Auswirkungen seines veränderten Verhaltens,
denn das Huhn weicht nun nicht mehr zurück,
sondern nähert sich neugierig. Mit anderen Tierarten werden ganz ähnliche Erfahrungen ge macht, so lässt sich ein »sturer« Esel nur dann
durch einen Parcours führen, wenn man ihm
selbstbewusst und zugleich einfühlsam voraus-
"
Tiergestützte
Pädagogik hat mir
geholfen, mich
besser zu orientieren und meinen
Berufswunsch zu
finden.
Fabian, 16 Jahre
"
Ich habe bei der tiergestützte Pädagogik
gelernt, mit Tieren
besser umzugehen.
Jaqueline, 10 Jahre
Es ist immer wieder erstaunlich, welche Fähigkeiten Kinder in der tiergestützten Pädagogik
zeigen und entwickeln. Selbst die größten »Zappelfilippe« werden zu ruhigen und geduldigen
Tierflüsterern, wenn es darum geht, ein scheues
Fluchttier wie ein Seidenhuhn oder ein Meerschweinchen anzulocken. Das schafft nicht nur
tolle Erfolgserlebnisse und enorme Entwicklungsmöglichkeiten für die Kinder, sondern führt auch
dazu, dass Eltern und Pädagogen mitunter sehr
fordernde Kinder noch einmal mit einem ganz
anderen Blick sehen und erleben können.
Deshalb gehört zur tiergestützten Pädagogik
auch die enge Zusammenarbeit der Fachkräfte
mit den jeweiligen Familien oder zuständigen
ErzieherInnen, SOS-Kinderdorfmüttern und
-vätern. Der gute Austausch untereinander stellt
sicher, dass die in der tiergestützten Pädagogik
erreichten Entwicklungen auch im Alltag ankommen und nachhaltig wirken.
geht, ein Hund apportiert nur dann folgsam, wenn
die Kommandos klar und deutlich gegeben werden und ein zutrauliches und aufdringliches
Zwergschaf lässt sich nur durch klare Signale
und Grenzsetzungen auf die für einen selbst richtige Distanz bringen.
So machen die Kinder in der tiergestützten Pä dagogik sehr intensiv und ganz unmittelbar zentrale Erfahrungen, die im Erziehungs- und Entwicklungsprozess elementar sind. Sie erleben
sich selbstwirksam in ihrem Handeln und lernen,
die Reaktionen des Gegenübers wahrzunehmen
und einzuordnen. Mit der Zeit können sie sich in
das Tier einfühlen und mögliche Reaktionen
vorausahnen. Sie bekommen sehr unmittelbar
positives Feedback durch das gewünschte Verhalten des Tieres. So entwickeln sie ein Gefühl
für das richtige Maß von Nähe und Distanz
Wie die Entwicklung unseres SOS-Kinderdorfes
gerade in den letzten Jahren zeigt, versuchen
wir, uns immer wieder den aktuellen Erfordernissen anzupassen. Das gilt ganz besonders auch
für unser neuestes Angebot, eine Clearinggruppe für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge.
Nachdem sich eine Zuspitzung der Flüchtlingsproblematik abzeichnete, hat der Vorstand unseres Vereines nicht gezögert, dazu einen Grundsatzbeschluss zu fassen, dass wir uns dieser
Gruppe besonders zuwenden und Hilfen anbieten sollen. Schließlich wurden die SOS-Kinderdörfer von Hermann Gmeiner explizit für Kriegswaisen ins Leben gerufen, was liegt da näher, als
sich nun genau diesen Kindern zuzuwenden …
Tuana mit unserer tierischen Mitarbeiterin Amity –
ein tolles Team.
Durch die professionelle Begleitung von ErzieherInnen mit einer entsprechenden Zusatzausbildung zur Fachkraft für tiergestützte Pädagogik
können diese Erfahrungen sehr gezielt begleitet
und unterstützt werden. Dadurch wird es möglich, die in dieser Arbeit gewonnen Erkenntnisse
und Lernerfahrungen als neu gewonnene oder
erweiterte Sozialkompetenzen bei den Kindern
zu festigen und auch auf ihren sozialen Alltag,
zum Beispiel in der SOS-Kinderdorffamilie oder
auch der Schule zu übertragen.
SOS-Kinderdorf Sauerland
23
Tuana, 12 Jahre, hat seine
neue Heimat im SOS-Kinderdorf Sauerland gefunden.
Clearinggruppe für
unbegleitete minderjährige
Flüchtlinge
Die wachsende Zahl von Flüchtlingen ist natürlich ein Thema, das auch uns im SOS-Kinderdorf
sehr berührt und bei dem wir gerne auch Verantwortung mit tragen wollen. Die Situation von Kindern und Jugendlichen, die auf der Flucht sind
und ohne ihre Eltern in unser Land kommen, ist
dabei durchaus vergleichbar mit der Situation,
mit der sich Hermann Gmeiner konfrontiert sah,
als er seine Idee der SOS-Kinderdörfer ins Leben
rief. Sie sind auf sich allein gestellt, ohne eine
erwachsene Vertrauensperson, die ihnen Halt
und Orientierung bietet. Auch deshalb ist es für
uns selbstverständlich, dass wir mit unseren Möglichkeiten helfen, so gut wir können.
"
Ich glaube, meine
Träume fangen im
SOS-Kinderdorf an.
Mostafa, 16 Jahre
24
SOS-Kinderdorf Sauerland
Manche der Kinder und Jugendlichen haben
noch über die neuen Medien oder auch per Telefon hin und wieder Kontakt zu ihren Eltern, an dere haben zumindest die Hoffnung, dass ihre
Eltern noch leben und sie irgendwann einmal
wieder als Familie zusammenfinden werden und
einige sind mit der schrecklichen Realität konfrontiert, dass niemand überlebt hat, der ihnen
wirklich nahe steht. Schutz, verlässliche Strukturen und Orientierung sind das erste, was diesen
jungen Menschen wieder etwas Boden unter die
Füße bringt und ihnen das Gefühl gibt, dass es
doch irgendwann nochmal eine hoffnungsvolle
und verlässliche Perspektive für ihr Leben geben
kann. Um an diesen Punkt zu gelangen, gibt es
allerdings vielfältige Herausforderungen, die
zunächst gemeistert werden müssen:
"
Das SOS-Kinderdorf
ist für mich meine
Liebe. Alle sind nett
hier. Alle Betreuer
sind sehr nett!
Farhad, 17 Jahre
So muss eine Vormundschaft eingerichtet und
ein Asylantrag gestellt werden, um möglichst
schnell einen gesicherten Aufenthaltsstatus zu
erreichen. Der Stand der bisherigen Schulbildung
muss abgeklärt und die Frage einer passenden
Einschulung vor Ort geklärt werden. All diese
Aufgaben sollen möglichst in den ersten drei
Monaten nach ihrer Ankunft in unserer Clearinggruppe abgearbeitet werden, um dann eine
längerfristige Perspektive in einer anderen Gruppe auf den Weg zu bringen. Ganz wichtig ist
natürlich auch das möglichst rasche Erlernen
der deutschen Sprache, denn ohne die nötigen
Sprachkompetenzen ist es sehr schwer, sich
zurechtzufinden und so kann kaum ein Gefühl
der Sicherheit und Orientierung erreicht werden.
Deshalb beginnen wir mit der Sprachförderung
schon direkt nach der Aufnahme. Die Clearinggruppe ist, ähnlich wie unsere Klärungsgruppe,
also nur eine »Durchgangsstation« in unserem
SOS-Kinderdorf.
Unser Ziel für eine gute Integration ist, dass die
Kinder mit langfristiger Perspektive in eine normalen Wohngruppe aufgenommen und Flüchtlingskinder nicht nur in spezialisierten Gruppen
untergebracht werden. Dann erscheint eine Integration in unsere Gesellschaft sehr viel leichter,
der Spracherwerb ergibt sich einfacher und
schneller, weil Deutsch nun mal die einzige Sprache ist, die in einer normalen Wohngruppe jeder
spricht. Allerdings ist der Bedarf an Gruppenplätzen aktuell so hoch, dass es gar nicht anders
möglich ist, als zumindest einen Teil der Flüchtlingskinder gemeinsam in neue Wohngruppen
aufzunehmen. Deshalb haben wir bereits eine
weitere Gruppe für Flüchtlinge aufgebaut und
bieten zurzeit 16 unbegleiteten minderjährigen
Flüchtlingen ein Zuhause.
Wir stehen in dieser Arbeit noch ganz am Anfang
und sammeln erste Erfahrungen. Vorrangig war
zunächst, anzupacken und loszulegen – angesichts der großen Not. Nun geht es Schritt für
Schritt in eine inhaltliche, qualifiziertere und differenziertere Arbeit, die viele Herausforderungen
mit sich bringt, aber auch viele Perspektiven bietet. Viele der Kinder und Jugendlichen sind nicht
nur dankbar für die angebotene Hilfe, sondern
auch hochmotiviert, ihr Leben in die Hand zu nehmen und sich auf den Weg zu machen.
Adel,16 Jahre, beim Breakdance (links). Ali ,17 Jahre,
seit September 2015 im
SOS-Kinderdorf (unten).
SOS-Kinderdorf Sauerland
25
Unsere Standorte
1 SOS-Kinderdorf Sauerland
Claudiusstr. 34
58513 Lüdenscheid
Telefon 02351 67240-0
Telefax 02351 67240-22
kd-sauerland@sos-kinderdorf.de
www.sos-kd-sauerland.de
2 SOS-Kindervilla
Freiherr-vom-Stein-Str. 27
58511 Lüdenscheid
Telefon 02351 67240-210
kd-sauerland.kindervilla@sos-kinderdorf.de
Claudiusstraße 34
58513 Lüdenscheid
3 Rathaus Betreuung
Rathausplatz 22 SOS-Kindervilla
58507 Lüdenscheid
Freiherr-vom-Stein-Straße 27
Telefon 02351 171325
3 Rathausbetreuung
4 Unbegleitete minderjährige
Rathausplatz 2Ausländer
Rathmecke 4
UMF Rathmecke
Rathmecker Weg 3
Rathmecker Weg 3
58513 Lüdenscheid
Telefon 023515 67240-0
Ganztagsbetreuung
Primusschule
kd-sauerland@sos-kinderdorf.de
Löh 5
5 Ganztagsangebot Primusschule
58519 Schalksmühle
Löh 5
58579 Schalksmühle
Telefon 02355 909736
Vom SOS-Kinderdorf Sauerland
lebieba.dydas@sos-kinderdorf.de
nach Schalksmühle ca. 10,5 km
Str.
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SOS-Kinderdorf Sauerland
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1,9 Millionen Freunde und Förderer unterstützen
mit ihren Spenden die SOS-Kinderdorf-Einrichtungen. Ohne ihre Spende wäre auch die Arbeit
in unserem SOS-Kinderdorf Sauerland nicht in
dieser Form möglich, da nur ein Teil unserer Kosten durch öffentliche Mittel und unterhalts- und
beitragspflichtige Angehörige gedeckt werden.
Viele Spender übernehmen auch eine Patenschaft für unser Kinderdorf und tragen so Mitverantwortung für »ihre« SOS-Einrichtung. Oberstes
Ziel in allen finanziellen Angelegenheiten ist für
uns die gewissenhafte Verwaltung und Verwendung der uns anvertrauten Gelder und Sachspenden zum optimalen Nutzen unserer Kinder.
Spendenkonto
Sparkasse Lüdenscheid
IBAN DE83 4585 0005 0000 0333 24
BIC WELADED1LSD
Wir möchten uns – auch auf diesem Weg – bei
all unseren Freunden, Förderern, Spendern und
Paten von ganzem Herzen bedanken. Ohne sie
wäre es nicht möglich gewesen, das SOS-Kinderdorf zu dem liebevollen und lebendigen
Lebensraum für Kinder und Jugendliche werden
zu lassen, der er heute ist. Sie alle sind der Be weis da für, dass es auch in unserer Zeit Menschen gibt, die ihr Herz anderen Menschen öffnen
und »mehr tun, als sie tun müssen« (Hermann
Gmeiner).
SOS-Kinderdorf Sauerland
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Herausgeber
SOS-Kinderdorf e.V.
Renatastraße 77
80639 München
Telefon 089 12606-0
Telefax 089 12606-404
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Druck
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58453 Witten
Fotos
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Til Schürmann
Dennis Strassmeier
SOS-Archiv
Redaktion und Texte
Stefan Weisheit
Nicole Gabriel
Dietmar Kaminski
Gabi Polle
Gestaltung
Guido Hoffmann,
Visuelle Gestaltung
Namen und Abbildungen
können aus persönlichkeitsrechtlichen Gründen verändert worden sein.
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München