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Traditionelle Formen der Land- und Forstwirtschaft in Südtirol Neue Erkenntnisse für Neue Erkenntnisse für Förster, Landwirte und Förster, Landwirte und Waldeigentümer Waldeigentümer Wissenswertes für Wissenswertes für Landschaftsgenießer Landschaftsgenießer Lärchenwiesen Niederwälder Kastanienhaine Freie Universität Bozen Universität Innsbruck Freie Universität Bozen Europäische Akademie Bozen Universität Innsbruck Naturmuseum Europäische AkademieSüdtirol Bozen Amt für Forstplanung Naturmuseum Südtirol 1 Amt fürAmt Landschaftsökologie für Forstplanung Amt für Landschaftsökologie 2 1 4 5 7 6 9 11 3 8 10 12 13 Die Autoren 1 Mag. Veronika Fontana, PhD Ökologin, Dissertation an der Universität Innsbruck zum Thema Lärchenwiesen 2 Dipl.-Biol. Anna Radtke, PhD Ökologin, Forschungsdoktorat an der Freien Universität Bozen zum Thema Niederwälder 3 Dr.ssa Valerie Bossi Fedrigotti, PhD Wirtschaftsagronomin, Forschungsdoktorat an der Freien Universität Bozen zum Thema Kastanienhaine 4 Univ.-Prof. Dr. Stefan Zerbe Ökologe, Professur für Umwelt und angewandte Botanik an der Freien Universität Bozen 5 Univ.-Prof. Dr. Ulrike Tappeiner Ökologin, Professur für Ökosystemforschung und Landschaftsökologie an der Universität Innsbruck und am Institut für Alpine Umwelt der EURAC 6 Dr. Thomas Wilhalm, PhD Botaniker, Konservator für Botanik (Gefäßpflanzen) am Naturmuseum Südtirol 7 Dr. Juri Nascimbene, PhD Biologe, Flechtenspezialist an der Universität Trieste und dem Naturmuseum Südtirol 8 Dr. Daniel Spitale, PhD Biologe, Mitarbeiter am Naturmuseum in Trento und am Naturmuseum Südtirol 9 MSc Magdalena Nagler Ökologin, Diplomarbeit zum Thema Kohlenstoff- bilanz der Lärchenwiesen im Rahmen des Projekts, Universität Innsbruck 10 Dipl.-Ing. Stefan Ambraß Forstingeneur, Diplomarbeit zum Thema Neophyten in Niederwäldern im Rahmen des Projektes, Universität Göttingen 11 Priv.-Doz. Dr. Erich Tasser Ökologe, Wissenschaftler am Institut für Alpine Umwelt der EURAC in Bozen 12 Univ.-Prof. Dr. Giustino Tonon Forstwissenschaftler, Professur für Waldbau an der Freien Universität Bozen 13 Dr. Joachim Mulser Ökologe, Amt für Landschaftsökologie, Autonome Provinz Bozen 14 Abteilung Forstwirtschaft Amt für Forstplanung und Förster von einigen Forststationen, Autonome Provinz Bozen 3 Vorwort Die von Menschen geprägte Kulturlandschaft ist ein besonderes landschaftliches Element. Der Schulterschluss zwischen Natur und Kultur spiegelt sich in Lärchenwiesen, Niederwäldern und Kastanienhainen in idealer Form wider. Sie weisen einen hohen Grad an Biodiversität auf und ermöglichen damit eine einzigartige Pflanzen- und Tierwelt. Andererseits gilt es auch hier, das rechte Maß zu finden und darauf zu achten, dass die Intensivierung besonders bei Lärchenwiesen nicht überhand nimmt. Der Ausgleich mit Landschaftspflegeprämien stellt eine politische Herausforderung dar. Die Esskastanie ist der Paradebaum der Verbindung zwischen Natur und Kultur; ihr Holz dient als Brennstoff und zur Errichtung von Pergolen, ihre Frucht ist ein beliebtes Lebensmittel. Krankheitsbedingt wurden eini- ge Kastanienhaine aufgelassen, nun werden sie wieder revitalisiert. Das Holz des Waldes vor der Haustür wird wieder zunehmend für Brennzwecke genutzt, die Niederwälder üben außerdem eine wichtige Schutzfunktion aus, insbesondere auf den Verbindungsstrecken Bozen-Brixen und Bozen-Meran. In der vorliegenden Broschüre werden anwendungsbezogene Forschungsarbeiten der Universitäten Bozen und Innsbruck, der Eurac und des Bozner Naturmuseums vorgestellt welche in einer fruchtbaren Zusammenarbeit die Leistungen der traditionellen Landnutzungssysteme unter die Lupe genommen haben. Diese länderübergreifende Forschung bildet die Grundlage für die Erhaltung der traditionellen und für den Menschen wertvollen Nutzungsstrukturen und trägt gleichzeitig in idealer Weise den Euregio - Gedanken weiter. Landesrat für Land- und Forstwirtschaft Arnold Schuler Wie diese Broschüre entstand... Vor dem Hintergrund des landschaftlichen und gesellschaftlichen Wandels der Bergregionen in den Südalpen begann sich vor drei Jahren eine Juniorforschungsgruppe mit der traditionellen Landschaft in Südtirol zu beschäftigen. Unter der Leitung von Prof. Stefan Zerbe (Freie Universität Bozen) und Prof. Ulrike Tappeiner (Universität Innsbruck) untersuchten Veronika Fontana, Anna Radtke und Valérie Bossi Fedrigotti, die Leistungen der traditionellen Landnutzungstypen Lärchenwiese /-weide, Niederwald und Kastanienhain. Die Grundfrage war, ob die traditionelle Bewirtschaftung dieser drei Landnutzungsarten mit modernen, oft viel intensiveren Landnutzungen konkurrieren kann, wenn neben marktorientierten Gütern wie Futter oder Holz auch nicht-marktorientierte Güter wie landschaftliche Schönheit, Artenvielfalt oder kulturhistorischer Wert berücksichtigt werden. Die vorliegende Broschüre soll in anschau licher Weise die wichtigsten Ergebnisse darstellen und Empfehlungen für die Praxis von Land- und Forstwirtschaft abgeben, um die historisch gewachsenen und für den Menschen wertvollen Nutzungsstrukturen dauerhaft zu erhalten. Die Juniorforschungsgruppe wurde von der Stemmler- und Immerschitt-Stiftung im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und der Stiftung der Freien Universität Bozen gefördert. Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit Prof. Christian Fischer (Uni Bozen), Dr. Thomas Wilhalm (Naturmuseum Bozen) und Dr. Erich Tasser (Eurac Bozen) realisiert. Ein besonderer Dank gilt den Ämtern für Forstplanung und Landschaftsökologie der Provinz Südtirol, die die Studie kontinuierlich und tatkräftig unterstützt haben. 5 Impressum Text: Anna Radtke Veronika Fontana Valerie Bossi Fedrigotti Grafik: Anna Radtke Veronika Fontana Isabella Voltolini Fotografie: Mirto Fontana (A) Veronika Fontana (B) Anna Radtke (C) Valerie Bossi Fedrigotti (D) Daniel Spitale (E) Thomas Wilhalm (F) Juri Nascimbene (G) Georg Lair (H) Magdalena Nagler (J) André Terwei (K) Die Buchstaben dienen der Zuordnung der Fotos zu den AutorInnen. Datum: Februar 2015 Druck: Druckstudio Leo GmbH, Frangart Kontakt:http://pro2.unibz.it/ecoralps Lärchenwiesen: veronika.fontana@uibk.ac.at Niederwälder: annaradtke2309@gmail.com Kastanienhaine: Valerie.BossiFedrigotti@natec.unibz.it Diese Informationsbroschüre wurde von der Stemmler Stiftung im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und vom Amt für Forstplanung der Autonomen Provinz Bozen finanziert. Die Autoren weisen explizit darauf hin, dass die männliche Form die weibliche Form immer mit einschließt. Inhalt 1 Einführung in die Kulturlandschaft Was sind Ökosystemleistungen? Berge verlangen Handarbeit 11 Lärchenwiesen und Lärchenweiden Historische Entwicklung Intensivierung und Auflassung Pflanzliche Vielfalt Kohlenstoffspeicherung Flechten und Moose Ein Leistungsvergleich Fazit für die Praxis 28 Niederwälder Historische Entwicklung Pflanzliche Vielfalt Götterbaum und Robinie Steinschlagschutz Nutzung und Ökosystemleistungen Fazit für die Praxis 42 Kastanienhaine Historische Entwicklung Auflassung und Rekultivierung Biologische Vielfalt Lokale Vermarktung in Südtirol Ökosystemleistungen und Tourismus Fazit für die Praxis 7 Kulturlandschaft - mehr als Tradition Ohne uns Menschen würde die Waldgrenze vielerorts höher liegen. Darunter wäre abgesehen von ein paar Mooren, trockenen Felsen und Lawinenstrichen alles Wald. Um zu überleben, haben unsere Vorfahren schon vor Jahrhunderten begonnen, Wälder zu roden, um Platz für Wiesen, Weiden und Felder zu schaffen. So entstand ein Mosaik aus Wäldern, Wiesen und Weiden, Hecken, Äckern und Obst- und Weinbauflächen. Die traditionelle Südtiroler Kulturlandschaft Das Leben im Berggebiet war schon für die ersten Siedler eine besondere Herausforderung. Steiles Gelände, harte Winter und kurze Vegetationsperioden regten die Menschen dazu an, neue, lokal angepasste Formen der Bewirtschaftung zu ent wickeln. Die Landschaft spie gelte früher stärker als heute die bäuerlichen Bedürf nisse wider. So entstanden Lärchen wiesen aus der Notwendigkeit, wetter beständiges Holz zu produzieren, und gleichzeitig auch Weiden für das Vieh be reitzustellen. Kastanienbäume boten nicht nur energiereiche Nahrung, sondern auch wert volles Holz. Die Niederwälder im Unterland lieferten Brenn holz und die Pfähle für die umliegenden Weingärten. Durchsetzt von zahlreichen Sonderstrukturen wie Trockensteinmauern, Heustadeln oder den Hofgebäuden selbst, hat sich so über die Zeit ein sehr vielfältiges, artenreiches Landschaftsmosaik geformt. Diese sogenannte Kulturlandschaft ist nach Jahrhunderten der gemeinsamen Entwicklung für viele Tier- und Pflanzen arten mit unterschiedlichen Ansprüchen überlebenswichtig geworden. zurück. Dabei ist es besonders die traditionelle, extensive Bewirt schaftung, die für eine Fülle von Pflanzen- und Tierarten und den Naturhaushalt als Ganzes so wertvoll ist. Sie greift viel weniger in die natürlichen Ökosystemprozesse ein als es oft bei modernen, mechanisierten Bewirtschaftungs methoden der Fall ist. Doch die Landschaft verändert sich, weil sich auch “der Bauer“ als Teil der Gesellschaft verändert. In den letzten Jahrzehnten haben Globalisierung, Mechanisierung und Industria lisierung die Bedürfnisse und die Möglichkeiten der Bauern verändert. Für die Zukunft stellt sich daher die Frage, ob und wie sich traditionelle Bewirtschaftungsformen erhal ten lassen, und welchen Nutzen die Gesell schaft daraus ziehen könnte. Die Landschaft im Wandel In Südtirol hat sich die Kulturlandschaft bis heute an vielen Orten bewahrt. Sie ist von Bauernhand entstanden und kann auch nur durch sie fortbestehen. Denn wenn sie nicht mehr bewirtschaftet wird, er obert sich der Wald sein Territorium 9 Foto: (B) Was sind Ökosystemleistungen? All das, was die Natur uns Menschen kostenlos zur Verfügung stellt... Artenvielfalt oder Ökosystemprozesse und -funktionen wie Bodenbildung und Fotosynthese sind grundlegenden Abläufe in der Natur. Obwohl wir sie so gut wie nie bewusst wahrnehmen, ergeben sich daraus Güter und Leistungen für den Menschen, die sich in die nachfolgenden 3 Kategorien einteilen lassen. Versorgungsleistungen wie Holz, Trinkwasser, Nahrung Genau genommen kommt vieles, was wir essen und trinken, was wir unseren Tieren füttern, und meistens sogar worauf wir sitzen aus Ökosystemen. Denn auch Wälder, Wiesen und Felder sind Ökosysteme. Die Natur versorgt uns reichlich mit ihren Produkten. Kulturelle Leistungen wie schöne Landschaft, Bildung, Erholung Oft werden Werte, wie die Schönheit einer Landschaft, ihr Erholungswert oder gar die historische Bedeutung eines Ökosystems als selbstverständlich wahrgenommen. Im Konzept der Ökosystemleistungen spielen sie aber eine wichtige Rolle, auch wenn sie sehr schwer messbabar sind. Regulierende Leistungen wie Bestäubung, Hochwasserschutz, Klimaregulierung Im Sommer spendet ein Wald Schatten und im Winter mindert er die Lawinengefahr. Kurz gesagt, regulieren Ökosysteme und die darin vorkommenden Lebewesen Umweltprozesse wie Starkregenereignisse oder Trockenperioden. Auch die Bestäubung, auf die die Obstproduktion auf der ganzen Welt angewiesen ist, gehört dazu. Wieviel sind uns sauberes Wasser und intakter Boden wert? Das Konzept der Ökosystem leistungen wurde 2005 mit der weltweiten Untersuchung “Millennium Ecosystem Assessment“ bekannt. Anlässlich der Jahrtausend wen de machten Wissen schaft ler auf die immer schneller voranschreitende Umweltzerstörung und das Artensterben aufmerksam. Die Kern aus sage der Studie aber war, dass sich der Mensch damit selbst scha det. All die Leistungen, die ein intaktes Ökosystem be reitstellt, gehen bei dessen Zerstörung verloren. So bietet ein naturnaher, reich strukturierter Wald gleichzeitig Schutz vor Naturgefahren, Erholungsraum für Menschen und Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Müssten diese Leistungen künstlich ersetzt werden, wäre viel Geld nötig. Der Ansatz der Ökosystemleistungen soll das Bewusstsein für den wirtschaftlichen Wert dieser Leistungen schär fen und dadurch die Notwendigkeit der Erhaltung von wertvollen Ökosystemen unterstreichen. Unterschiedliche Prioritäten: Fragt man einen Landwirt, welche Leistungen der Natur ihm am wichtigsten sind - hier mit einer Waage dargestellt - wird die Antwort anders ausfallen als z.B. bei erholungssuchenden Familien. Die Interessen der Gesellschaft Die Interessen des Einzelnen (Landwirts) Die Gesellschaft als Ganzes ist auf alle Leistungen der Ökosysteme, sprich auf sauberes Wasser, saubere Luft, Hochwasserschutz oder einen fruchtbaren Boden angewiesen. Welche Leistungen und wieviel davon ein Ökosystem erbringt, hängt davon ab ob oder wie bewirtschaftet wird. Auch wenn also für die Gesellschaft landschaftliche Schönheit und saubere Luft am wichtigsten sind, hat der Landwirt vielleicht andere Prioritäten, und lässt andere z.B. wirtschaftliche Aspekte in seine betrieblichen Entscheidungen einfliessen. Der Besitzer eines Stück Landes hat oft andere Interessen als die Gesellschaft. Ihm geht es vor allem darum, seinen Wald oder seine Wiese so zu bewirtschaften, dass er etwas verdient. Deswegen wird er sich vor allem auf die Versor gungsleistungen Heu oder Holz konzentrieren, für die es auch einen Markt gibt. Ob er durch seine Bewirtschaftung auch andere Ökosystemleistungen wie den Erholungswert oder die Artenvielfalt fördert, für die es (noch) keinen Markt gibt, ist für ihn zweitrangig. 11 Berge verlangen Handarbeit Viele der traditionellen Landnutzungsformen wie Bergmähder oder Lärchenwiesen verlangen auch heute noch viel Handarbeit. An manchen Orten sind die Hänge zu steil, um Maschinen einzusetzen. An anderen Orten ist der Boden zu naß, zu uneben, zu steinig oder es gibt zuviele Bäume. Für manche Arbeiten, wie zum Beispiel das Aufsammeln von Kastanien, sind Maschinen einfach noch nicht so bekannt. Was aber passiert, wenn nicht mehr genug Zeit ist, die Handarbeit zu erledigen oder niemand mehr bereit ist, die teilweise sehr schwere Arbeit zu machen? Welche sind die Alternativen? Foto: (A) Von der traditionellen Bewirtschaftung profitieren alle Entlegene Höfe und steile Flächen sind in den vergangenen Jahrzehnten häufig aufgelassen worden. Um diesem Trend entgegenzuwirken und das Zuwachsen der Wiesen zu bremsen, wurden in Südtirol viele Straßen bis zu den Höfen und oft auch bis zu den Almen ausgebaut. Diese Erschließungspolitik hat zwar in zahlreichen Regionen Südtirols überhaupt erst die landwirtschaftliche Tätigkeit erhalten, an vielen Orten aber auch zu einer Intensi vierung der Landwirt schaft geführt. Durch die verbesserte Zugänglichkeit konnten viele Flächen entwässert oder planiert wer den. Dies hatte vielerorts eine verstärkte Nutzung zur Folge, da auch die maschinelle Ausbringung von Gülle sowie die Silagetechnik möglich wurden. Aus ei nig en extensiven Bergmähdern, die frü her nur ein mal im Jahr per Hand gemäht wurden, sind so zum Teil 2- bis 3-schürige Intensivwiesen geworden. Das erhöht zwar die Futtermenge, aber unter den veränderten Beding ungen kann nur mehr ein Bruchteil der Pflanzen- und Tierarten überleben. Der Wildkräuteranteil im Futter nimmt ab und die Artenvielfalt sinkt. Ist die Wie se weniger bunt, finden Spa ziergänger weniger Gefallen daran, sie können weniger Heilpflanzen sammeln, und es können Düngerückstände ins Wasser gelangen. Kurz ge sagt, die Fläche bringt zwar mehr Futter hervor, stellt uns als Gesellschaft aber weniger Ökosystem leistungen zur Verfügung. Traditionelle Bewirtschaftung, meist verbunden mit zeitaufwendiger Handarbeit und geringeren Erträgen. Foto: (A) Auflassung der Bewirtschaftung, weil es sich nicht mehr lohnt, man eine Nebenbeschäftigung gefunden hat und die erforderliche Handarbeit zuviel Zeit kostet. Intensivierung der Bewirtschaftung, um die Produktivität zu erhöhen und um durch den verstärkten Einsatz von Maschinen Zeit zu sparen. Foto: (B) Foto: (C) 13 Lärchenwiesen und Lärchenweiden Schmuckstücke der Südtiroler Kulturlandschaft Die Nutzung von Lärchenwiesen und Lärchenweiden ist in der Südtiroler Kulturlandschaft eine jahrhundertealte, wenn nicht jahrtausendealte alpenländische Tradition. Diese Kulturform kommt nur im Berggebiet zwischen 1000 und 2000 m Seehöhe vor. In Südtirol konnten noch einige der letzten, immer seltener werdenden Bestände erhalten werden. T raditionell genutzte Lär chenwiesen und -weiden stellen eine einzigartige Kombination zwei er verschiedener Ökosysteme innerhalb der Kulturlandschaft Südtirols dar. Dabei vereinen sich Elemente des Waldes mit Elementen des Ökosystems Wiese oder Weide. Diese Kombination eignet sich besonders gut für eine land- und forstwirtschaft liche Doppelnutzung. Durch den jährlichen Nadelfall ge langt gerade im Frühjahr sehr viel Licht auf den Boden, wodurch sich ein dichter und damit landwirtschaftlich interessanter Unterwuchs ent wickeln kann. Aufgrund ihrer herzförmigen Wurzelausbildung hält die Lärche Viehtritt gut aus und erleidet deswegen kaum Schäden durch Beweidung. Außerdem sorgen die Lärchen in Gebieten mit häufiger Sommertrockenheit für eine Beschattung des Unterwuchses und schützen damit den Bestand vor einer zu starken Austrocknung. Hopfenbuche Europäische Lärche (Larix decidua) Die Lärche ist die zweithäufigste Baum art Südtirols und der einzige heimische laubwerfende Nadelbaum. Ihr Hauptverbreitungsgebiet sind die Alpen, doch kommt sie in kleineren Arealen auch in den Karpaten und den Sudeten vor. Diese lichtbedürftige Baumart kann mehrere 100 Jahre alt werden und über 50 m Höhe er reichen. Die Lärche kann sich als pH-indifferenter Rohbodenpionier vor allem in Foto: (A) höheren konkurrenzfreien Lagen bis an die Waldgrenze etablieren und bildet an durchschnitt lich guten Standorten im Zeitraum mehrerer Jahrzehnte auch einen geschlossenen Wald. In tieferen Lagen hält sie der Konkurrenz durch andere Baumarten nicht immer stand und rasch werden andere Gehölze, allen voran die Fichte, bestandsbildend. Jeder Lärchenbaum besitzt männ liche und weibliche Blüten. Hier im Bild die rosafarbene weibliche Blüte. Die männlichen sind kleiner und gelb. Die Bestäubung erfolgt meist durch den Wind. Foto: (A) Foto: (A) 15 Die historische Entwicklung von Lärchenwiesen und -weiden Ein Erbe, geschaffen von unseren Vorfahren Was früher als die Sparkasse des Hofes galt und wann immer möglich geschont wurde, ist heute ein bedrohtes Landnutzungssystem. Die wertvollen Lärchenbäume wurden einst nur in Notfällen gefällt. Heute allerdings ist nur noch ein Bruchteil der ursprünglichen Lärchenwiesen und -weiden erhalten. Foto: (A) F rühe Formen der Lär chenwiesenbewirtschaft ung sind wahrscheinlich bereits mit der ersten dauer haften Besiedelung einher gegangen. So belegen Pol lenfunde von Weidegräsern und Lägerpflanzen aus der benachbarten Schweiz eine entsprechende Nutz ung aus der mittleren Bronze zeit (um das Jahr 3000 v. Chr.). In der Römerzeit erhöhte sich zunehmend die landwirtschaftliche Tä tig keit und auch die An zahl von Lärchenwiesen und -weiden nahm zu. Ihren Verbreitungshöhepunkt erreichten Lärchenwiesen und Lärchenweiden im frü hen Mittelalter. Nicht zuletzt aufgrund der immer stärker wachsenden Bevölkerung wurde die Suche nach Wie sen- und Weideflächen auch auf den Wald aus ge dehnt. Die Schaffung von Lärchen wiesen ermöglichte damals einen Kompromiss, gleich zeitig einen gewissen Holz vorrat zu wahren und auch die dring end nö tige Fut tergrundlage zu erweitern. Die ausgewählten Flächen waren häufig auf grund der Gelände b es c h a f fenheit für eine andersweitige landwirt schaftliche Nutzung nicht geeignet, so dass durch die Rodung der übrigen Baumund Strauch schicht bzw. durch Brandrodung immer mehr Lärchenwiesen und Lärchenweiden entstanden. Erst im Spätmittelalter verringerten sich die Bestände, als die Bevölkerung durch mehrmalige Pestausbrüche und Kälteperioden wieder Aktuell erstrecken sich Lärchenwiesen und Lärchenweiden auf einer Fläche von ca. 30 km², was in etwa 20 % der Fläche von 1975 entspricht (~140 km²). weniger wurde. D i e stetige Suche nach Grün- und Ackerland nahm ab und Höfe wurden aufgelassen. Eine zweite größere Abnahme der Bestände erfolgte im 20. Jahrhundert. Die Industriali sierung, welche unter anderem die Erfindung von Die selmotoren und Zapfwelle aber auch Kunstdünger zur Folge hatte, wirkte sich im Al penraum etwas später, ab 1950 stark aus: das Ende der von Handarbeit geprägten traditionellen Landwirtschaft begann. Lerget, Lörget oder Venediger Terpentin Eine uralte Tradition, die wohl schon von den Rätern praktiziert wurde, ist das Sammeln von Lärchenharz. Am unteren Ende des Baumstammes Foto: (J) wurde vom Lergetsammler oder dem „Pechklauber“ ein wenige Zentimeter dickes Loch gebohrt und ein bis zweimal im Jahr wurde das Lärchenpech z.B. mit einem Stock entnommen. Dieses wurde dann aufgrund der desinfizierenden und durchblutungsfördernden Wirkung als Hausmittel gegen allerlei Krankheiten und Entzündungen genutzt, als Kaugummi verwendet, zum Einlassen von „Goasln“ gebraucht, oder auch zu Terpentin weiterverarbeitet. Nach der Entnahme wurde das Bohrloch immer mit einem Pfropfen wieder verschlossen. Auch heute noch wird dieser Brauch in manchen Gegenden aufrechterhalten, so findet man bei genauem Hinschauen, z.B. in den Lärchenwiesen bei Truden, immer wieder Lärchen mit einem Lergetpfropfen. 17 Intensivierung Durch Rodung oder Planierung werden Flächen in intensiv genutzte, baumlose Mähwiesen umgewandelt. Foto: (A) Auflassung Werden Flächen nicht mehr bewirtschaftet, verbuschen sie rasch und werden langsam wieder zu Wald. Foto: (B) Eine Frage des Geldes... Lärchenwiesen, aber auch Lärchenweiden sind heut zutage wenig rentabel. Während in den Großfamilien früher immer genug helfende Hände zur Verfügung standen, werden die Höfe heute oft von wenigen Personen und noch dazu im Nebenerwerb bewirtschaftet. Die Flächen sind auf zeitaufwändige Pflege ange wiesen, d.h. trockene Äste müssen aufgesammelt werden, um die Bäume herum muss teilweise von Hand gemäht werden, die Erreichbarkeit ist auch nicht immer gegeben und aus der Sicht des Futterertrags gibt es bessere Standorte. Aus diesem Grund sind Lärchenwiesen und -weiden von zwei ent gegengesetzten Entwicklungstendenzen betroffen: Intensivierung und Auflassung. ...und des Arbeitsaufwandes In Südtirol wird versucht, dem entgegenzuwirken und durch die Auszahlung von Landschaftspflegeprä mien die noch bestehenden Bestände zu erhalten. Die Landschaftspflegeprämien sind aber nicht nur als Aufwandsentschädigung für den Bauer zu sehen. Viel mehr ist es auch eine Form von Ersatzvergütung: wenn der Bauer tra ditionell und extensiv bewirtschaftet, wird die Wiese nicht nur bunter, sondern es werden auch Boden und Wasser geschont, und einzigartige Landschaften und Erholungsräume erhalten. Davon profitiert die ganze Gesellschaft - von der lokalen Bevölkerung bis hin zu den Feriengästen. Landschaftspflegeprämien für Lärchenwiesen und -weiden Die Bewirtschaftung von Lärchenwiesen und -weiden ist vergleichsweise aufwändig, aber auch sehr wertvoll für die Erhaltung ihrer seltenen Tier- und Pflanzenarten. Deswegen gab es bis 2014 eine Landschaftspflegeprämie für die Landwirte, die hierfür angesucht haben. Die Auszahlung der Prämie war an folgende Auflagen gebunden: keine Planierung, kein Mineral- oder Flüssigdünger (Gülle oder Jauche). Je nach Bewirtschaftung war die Prämie unterschiedlich hoch. Bestockte Weiden: Düngung mit verrottetem Stallmist erlaubt; standort gerechte Beweidung Bestockte, artenreiche Wiesen: keine Düngung Bestockte Fettwiesen: Düngung nur mit verrottetem Stallmist erlaubt Fotos: (B) Ab 2015 gelten neue Förderrichtlinien. Die Bewirtschafter von artenreichen Lärchenwiesen oder -weiden können sich beim Amt für Landschaftsökologie oder den lokalen Forststationen über die aktuellen Fördermöglichkeiten informieren. 19 Teufelskralle und Fliegenragwurz - die Vielfalt bringt’s Lärchenwiesen und Lärchenweiden sind besonders artenreich, weil die Kombination der zwei Ökosysteme Wiese und Wald auf kleinstem Raum zahlreiche Nischen und Lebensmöglichkeiten für Pflanzen mit unterschiedlichen Anforderungen und Merkmalen bietet. Im Schnitt kommen knapp 50 verschiedene Pflanzenarten auf aktuell genutzten Lärchenwiesen und Lärchenweiden vor. Magerwiese Fotos: (B) Fettwiese Was macht die Wiese bunt und artenreich? Häufig dominieren in extensiv bewirtschafteten Lär chen wiesen und -weiden Gräser wie Goldhafer (Trisetum flavescens), Horstschwingel (Festuca nigrescens) oder aufrechte Trespe (Bromus erectus) neben verschiedensten Kräutern wie langblättrige Witwenblume (Knautia longifolia), Wiesensalbei (Salvia pratense), Betonien-Teufelskralle (Phyteuma betonicifolium) oder Kriechquendel (Thymus praecox). Die arten reichste Lärchenwiese wurde im Gebiet Tisens erhoben und um- Teufelskralle fasste 68 Arten. Dort wachsen neben 12 ver schied enen Grasarten z a h l re i c h e Heil pflanzen wie Kümmel (Carum carvi), gelbes Labkraut (Galium verum) und der kleiner Wiesenknopf (Sanguisorba minor). Diese hohe Artenzahl kommt nur durch eine extensive, nährstoffarme Bewirtschaftung zustande. Zuviel des Guten Intensiv genutzte Lär chen wiesen weisen im Durchschnitt 20-30% weniger Arten auf. Verglichen mit einer unbestockten Fettwiese, welche im Extremfall nur ein Dutzend Arten beherbergt, sind solche stark genutzten Lärchenwiesen allerdings immer noch ar- tenreicher, da sie mehrere Kleinstlebensräume bieten. Rund um den Lärchenstamm herrschen z.B. et- Karthäuser-Nelke was trockenere und kargere Bedingungen vor. Neben den typischen Fettwiesenarten, welche an stickstoffreiche Bedingungen angepasst sind, finden dort etwa das nordische Labkraut (Galium boreale), die Bartglockenblume (Campanula barbata) oder das Wald-Habichts kraut (Hieracium murorum) ein Rückzugsgebiet. Wenn die Mahd wegfällt Auf ehemaligen Lärchenwiesen und -weiden, die vor 10 bis 50 Jahren aufgelassen worden sind, reduziert sich der Lebensraum wieder auf das Ökosystem Wald und die durchschnittliche Artenzahl sinkt auf unter 30 ab. Aufgelassene Flächen zeichnen sich nämlich besonders durch das dominierende Paradieslilie Vorkommen einzelner Arten aus. Die Fieder zwenke (Brachypodium pinnatum) kommt z.B. oft in einer besonders hohen Deckung vor und mehrere typische Waldarten wie Preiselbeere (Vaccinium vitis-idaea), Eri- ka (Erica carnea), Wald-Erdbeere (Fragaria vesca) oder Schattenblümchen (Maianthemum bifolium) vermehren sich rasch und nehmen den Platz von kon kurrenz schwachen und an die Mahd angepassten Arten ein. Heimat für Rote-Liste Arten Die Bewirtschaftung von Lärchenwiesen und Lär chen weiden leistet daher einen bedeutenden Beitrag zur Artenvielfalt, auch weil unter den vielen Arten sogar die eine oder andere RoteListe Art vorkommt. Im Gebiet Toblach Fliegen etwa konnRagwurz te die Fliegen-Ragwurz (Ophrys insectifera) nachgewiesen werden oder rund um K a l t e nb r u n n die weiße Paradieslilie (Paradisea liliastrum). Auch die rosa Kugelorchis (Traunsteinera globosa) wurde gefunden und zwar im Gebiet Tisens und St. Vigil. Fotos: (B) Kugelorchis 21 Lärchenwiesen und -weiden als Kohlenstoffspeicher Viele Ökosysteme können zeitweilig oder dauerhaft Kohlenstoff aufnehmen, indem ihre Vegetation Kohlendioxid aus der Atmosphäre bindet. Pflanzen wandeln dieses Kohlendioxid mit Hilfe von Licht in energiereiche Verbindungen um, welche sie in ihre Gewebe einbauen. Stirbt die Pflanze ab, so verbleibt die organische Substanz am Boden, wo der Kohlenstoff wiederum durch verschiedene Prozesse in den Boden eingelagert und gespeichert wird. Fotos: (A) Pflanzen binden CO2 Durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe wird Kohlendioxid (CO2) freigesetzt. Das verstärkt den natürlichen Treibhauseffekt. Somit kann es zu unvorhergesehenen Klimaveränderungen kommen. Die pflanzliche Aufnahme von CO2 ist einer der effektivsten Mechanismen, um dieses Treibhausgas dauerhaft in Form von Kohlenstoff zu speichern. Wo steckt der Kohlenstoff? Um die Menge an gespeichertem Kohlenstoff abzu schätzen, wurden auf verschieden bewirtschafteten Lärchenwiesen und -weiden Bodenproben genom men und die Vegetation vermessen. Damit konnten die unterirdischen Koh len stoffgehal te im Mineralbo- den, in den Feinwurzeln und in den Grob wurzeln sowie die oberirdisch in Bäumen und Krautschicht gespeicherten Kohlenstoffgehalte berech net werden. Dabei hat sich herausgestellt, dass durch eine traditionelle Lär chenwiesenbewirtschaftung vor allem der Kohlenstoffpool im Mineralboden auf einem hohen Niveau gehal ten werden kann. Insgesamt speichern Lärchenwiesen und -weiden um die 200 t Kohlenstoff pro ha. Im Vergleich dazu speichern Mähwiesen ohne Baumbestand nur circa die Hälfte. Der Wald: Kohlenstoffsenke oder -quelle? Wird eine Lärchenwiese aufgelassen, fällt plötzlich die Düngung und damit auch deren Kohlenstoffeintrag weg. Gleichzeitig verbessern sich durch den zunehmenden Waldwuchs die Bedingungen für Mikroor- ganismen: die Feuchtigkeit nimmt zu und die Temperaturen unterliegen kleineren Schwankungen. Deshalb bauen Bakterien und Pilze organisches Material besser ab, und setzen dadurch Kohlendioxid frei, d.h. im Boden wird weniger Kohlenstoff gespeichert. Mit der Etablierung des Waldes stellt sich ein neues Gleichgewicht ein, und der Wald wird zu einer wichtigen Kohlenstoffsenke. Wird der Wald sehr alt oder forstwirtschaftlich nicht genutzt, kann er durch den hohen Anteil an Totholz wieder zu einer Kohlenstoffquelle werden. Durch die traditionelle Lär chenwiesenbewirtschaftung kann die Kohlenstoff spei cher ung über Jahrzehnte auf einem hohen Niveau gehalten werden, wodurch ein wichtiger Beitrag in der Verringerung des CO2-Ausstoßes geleistet wird. Kohlenstoffspeicherung von verschieden genutzten Lärchenwiesen und -weiden im Vergleich zu einer konventionellen Mähwiese. Die Zahlen entsprechen den Mittelwerten in Tonnen Kohlenstoff pro Hektar. Intensive, gemähte Lärchen wiese Extensive, gemähte Lärchen wiese Lärchen weide Aufgelassene Lärchen wiese Mähwiese ohne Lärchen 30 39 41 55 10 Baumstämme, Äste, Nadeln 67,0 64,6 76,6 101,2 0 Unterwuchs 0,9 0,7 0,6 0,9 2,5 Grobwurzeln (gesamt) 36,9 34,3 42,4 50,5 0 Feinwurzeln (0-20 cm) 6,3 8,9 10,1 10,4 3,9 105,5 90,2 99,8 80,2 80,7 215,6 196,3 228,2 241,4 87,1 Anzahl der untersuchten Flächen Speicherung in Pflanzen Speicherung in organischer Bodensubstanz Auflage und Mineralboden (0-20 cm) Gesamtspeicherung 23 Flechten und Moose - eine verborgene Welt Nur wenn man ganz genau hinschaut, bemerkt man, was sich auf einem Lärchenstamm so alles tummelt. Viele spezielle Baumflechten entwickeln sich gerne auf der sauren, tief gefurchten Lärchenborke, wo sie oft nur wenige Millimeter im Jahr wachsen. Sie nehmen dem Baum keine Nährstoffe oder Wasser, sondern benötigen ihn nur als stützende Unterlage. Moose nutzen den Lärchenstamm auf dieselbe Weise und versammeln sich am liebsten etwas tiefer in Bodennähe. Foto: (A) F lechten und Moose sind zwei unauffällige Or ga nismengruppen, welche in Ökosystemen aber eine wich tige Rol le im Nähr stoff- und Wasserhaushalt spielen. Besonders Flechten, wel che eigent lich eine Lebensgemeinschaft zwi schen Pilz und Al ge (oder Cyanobakterium) bilden, sind bedeutende Bioindika toren. Sie reagieren rasch auf veränderte Umweltbe ding ungen und sind daher gut ge eig net für die Überwachung von Luftgüte oder Schwerm etallvers chmutz ung. Auf traditionell genutzten Lärchenwiesen und -weiden konnten durchschnittlich 35 Flechtenarten auf den Lär chenstämmen nachgewie sen werden, darunter auch die Wolfsflechte (Letharia vulpina), eine auffällige, zitronengelbe Strauchflech te. Die se Art reagiert sehr empfindlich auf Eutrophierung und kommt somit nur an Orten mir sehr geringer Düngung vor. Foto: (E) Wolfsflechte Zuviel Dünger schadet Im Vergleich dazu wurden sowohl auf intensiv genutz ten als auch auf aufge lassenen Lärchenwiesen durch schnittlich 10 Arten weniger gefunden. Darunter waren auf intensiv genutz- Fotos: (B) Flechten reagieren sehr sensibel auf starke Düngung und Luft verschmutzungen. Die orangefarbene Gelbflechte (links) ist eine der wenigen, die solche Bedingungen aushält. Gelangt flüssiger Stalldünger auch auf den Lärchenstamm wird der gesamte Lebensraum für Flechten zerstört (rechts). ten Lärchenwiesen auch Flechten wie die Xanthoria candelaria, eine Gelbflechte, welche stark gedüngte oder verschmutzte Orte an zeigt. Auf diesen intensiven Lärchenwiesen veränderte sich vor allem die Artenzu sammensetzung, mit einer deutlichen Zunahme von Stickstoff-toleranten Arten. Eine Frage des Lichts Vielfalt erhoben. Die Vielfalt der Bodenmoose hingegen war auf aufgelassenen Flä chen am höchsten; aller dings konnten diese weniger gut wachsen und entwickelten ein geringeres Gewicht. Die Gewichtsentwicklung von Moosen war auf traditionell genutzten Lär chen wiesen und -weiden bei Wei tem am Größten. Auf einem mageren, niederwüchsigen Wiesenboden finden Moose bessere Lichtbedingungen vor als inmitten von hochwüchsigen Grasteppichen, oder im dich ten Fichtenwald, wo die Konkurrenz ums Licht hoch und ihr Wachstum des halb eingeschränkt ist. Die Flechtenvielfalt auf den Stämmen aufgelassener Lärchenwiesen und -weiden war besonders klein. Die ser Artenverlust ist vor allem auf die eingeschränkte Lichtverfügbarkeit, welche durch die langsame Schlie ßung des Kronendaches entsteht, zurückzu Gewöhnliches Gabelzahnmoos führen. Dicranum scoparium Moose reagierten etwas weniger sensibel als Flech ten: für Baummoose wur de auf allen drei untersuchten Bew irts chaftu ngs typen eine ähnliche Foto: (G) 25 Wer bietet mehr? Ein Leistungsvergleich Was verändert sich, wenn eine traditionelle Lärchenwiese entweder aufgelassen oder deren Bewirtschaftung intensiviert wird? Bietet uns ein Wald (als Ergebnis der natürlichen Wiederbewaldung) oder eine mehrfach gedüngte Intensivwiese ohne Lärchen mehr Ökosystemleistungen? Foto: (A) U m ein ganzheitliches Bild der Bedeutung und Wichtigkeit von Lärchenwie sen zu bekommen, haben wir mit Hilfe einer umwelt ökonomischen Methode die Ökosystemleistungen von traditionell bewirtschafte ten Lärchenwiesen mit je nen von Wiese und Wald ver glichen. Zunächst wurden die einzelnen Leistungen in einer Expertendiskussion bestimmt und ihre Wichtigkeit ermittelt. Anschliessend wurde die Menge der bereitgestellten Leistungen anhand von verschiedenen Indikatoren berechnet (siehe Tabelle). Da die Schutzfunktion von einer 10 köpfigen Expertenrunde als wichtigste Leistung bestimmt wurde, schnitt der Wald insgesamt am Besten ab. Die größte Anzahl an verschiedenen Leistungen stellt jedoch eine Lärchenwiese bereit. Die folgenden 6 Ökosystemleistungen wurden im Rahmen einer Expertendiskussion als die wichtigsten in der Südtiroler Kulturlandschaft ausgewählt. Ihre Reihenfolge in der Tabelle entspricht ihrer Wichtigkeit, die in einem vergleichenden Fragebogen von 30 Interessensvertretern bewertet wurde. Sie wurden dann mit jeweils 1 bis 3 Indikatoren, teils qualitativ, teils quantitativ bewertet. So konnten die 3 untersuchten Landnutz ungssysteme hinsichtlich der bereitgestellten Leistungen bewertet werden. Ökosystemleistung (Kategorie) Indikator Wiese Lärchenwiese Wald 1 Schutzpotenzial (Regulierende Leistungen) Schutzpotenzial vor Naturgefahren Schutz vor Lawinen, Erosion und Steinschlag gering gering hoch 2 Biodiversität (Basisleistungen) Biodiversität (Habitat) Rote Liste Arten 0 10 0 Biodiversität (Habitat) Mittlerer Artenreichtum 24 47 21 Klimaregulierung Kohlenstofffestlegung gering mittlel hoch Luftqualität Aerosol Filtrierung gering mittel hoch Wasserregulierung Interzeption, Durchwurzelung, Evapotranspiration mittel hoch hoch 24 55 26 0.14 9.1 -426 -97 252 3 Regulierende Leistungen 4 Kulturhistorischer Wert (Kulturelle Leistungen) Tradition, Identität Anzahl an Heilpflanzen Zugehörigkeitsgefühl Seltenheitswert (% der Fläche Südtirols; 7.9 je seltener desto wertvoller) 5 Produktivität (Versorgungsleistungen, Erklärung in der Textbox unten) Heu und Holz (Produkte) Netto Produktivität [€ / ha] (inklusive Heu- und Holzertrag) 6 Ästethischer Wert (Kulturelle Leistungen) Erholung Landschaftlicher Reiz groß sehr groß groß Inspiration Buntheit der Wiese mittel hoch gering Info - Die Produktivität einer Lärchenwiese im Vergleich zu einer normalen Wiese Eine gesamtheitliche ökonomische Bilanz ist sehr schwierig, weil einzelne Flächen nicht losgelöst vom Gesamtbetrieb betrachtet werden können. Werden jedoch zusätzlich zum Heu-und Holzertrag auch die Anzahl der Schnitte, der Maschineneinsatz, der Zeitverlust durch Handarbeit und die Förderungen einberechnet, schneiden Lärchenwiesen sogar besser ab als konventionelle Mähwiesen ohne Bäume. Insgesamt ist der Arbeitsaufwand auf einer Lärchenwiese zwar ca. 4 Mal höher als auf einer Intensivwiese, aber die Maschinenkosten sind sehr viel geringer. Auch ist die Landschaftspflegeprämie (620 Euro/ ha) ist um einiges höher als der Grünlandbeitrag (214 Euro/ha; beides Stand 2014). 27 Die Erhaltung von Lärchenwiesen und Lärchenweiden kommt nicht nur Tieren und Pflanzen zu Gute, sondern auch dem Menschen. Diese traditionelle Form der Landnutzung bietet Einheimischen und Touristen ganzjährig einen attraktiven Raum für Freizeitaktivitäten und ein landschaftlich einmalig reizvolles Erholungsgebiet. Die Erhaltung und Förderung der verbleibenden Lärchenwiesen, vor allem der wenig in tensiv bewirtschafteten, sollte uns allen ein Anliegen sein. Foto: (A) Lärchenwiesenbewirtschaftung Was gilt es zu beachten? Foto: (A) Maximal 2 Mal im Jahr mähen Nicht zu früh im Jahr mähen Durch eine standortgemäße Bewirtschaftung mit maximal 2 Schnitten im Jahr bleibt der Gräser-/Kräuter anteil ausgewogen. So wird vermieden, dass ertragsver mindernde Arten wie Wie senkerbel oder Ampfer dominant werden. Der Zeitpunkt der Mahd sollte an die Vegetations entwicklung im jeweiligen Jahr angepasst werden. Lässt man die Wiese bis zur Samenreife der meisten Gräser und Kräuter stehen, können sie sich aussamen und die Artenvielfalt steigt. Keine Dauerweide anlegen Viehbesatz anpassen Eine mehrmonatige, durchgehende Beweidung schädigt längerfristig den Pflanzenbestand. Dadurch überleben nur stark trittresistente Pflanzenarten. Der Viehbesatz sollte an den Standort angepasst werden und nicht zu hoch sein. Das gilt besonders bei Pferden, da sie die Pflanzen sehr bodennah abbeißen. Nicht zuviel düngen Besser mit Stallmist düngen Die schonendste Düngung wird mit abgelagertem Stallmist erreicht. Gülle und Jauche enthalten einen hohen Anteil an Harnstoff, welchen nur sehr wenige Pflanzen und Tiere ertragen. Foto: (B) Lärchen nachpflanzen Foto: (B) Foto: (A) Die Lärche keimt nur auf Rohboden und kann sich daher auf Wiesen und Weiden nicht verjüngen. Werden Bäume gefällt, zu alt oder durch Blitzschlag geschädigt, sollten die Bäume nachgepflanzt werden. Eine leichte Herbstdüngung fördert das Pflanzenwachstum. Dabei ist unbedingt darauf zu achten, dass die Lärchenstämme nicht vollgespritzt werden, um Baumflechten und Moose zu erhalten. Konkurrenzgehölze entfernen Vor allem auf Lärchenweiden kommen häufig Fichten auf. Diese Pflanzen sollten regelmäßig entfernt werden, um den halboffenen Charakter zu bewahren. 29 Niederwälder in Südtirol Nur ein Baum, aber viele Stämme Die Niederwaldbewirtschaftung beruht auf der Fähigkeit vieler Laubbäume, nach dem Absägen von alleine wieder auszutreiben. Dem sogenannten “Auf-den-Stock-setzen“ folgt so der “Stockausschlag”. Von der großen Anzahl dünner Stämmchen, die aus dem Baumstumpf austreiben, überleben im Laufe des Wachstums jedoch nur wenige. Diese Mehrfachstämme, mit ca. 5-15 Stämmen pro Stock, sind ein wichtiges Merkmal von Niederwäldern. Sie werden als Brennholz genutzt und bieten steilen Hängen hervorragenden Erosionsschutz. N iederwälder sind Laub wäl der, die traditionell alle 10 bis 30 Jahre flächig geschlägert werden. Im Hochwald hingegen werden die Bäume meist 100 Jahre alt und älter. Da durch sind die Bäume im Niederwald meist weniger als 20 m hoch und haben einen Durchmesser unter 20 cm. Aus diesem Grund wird das Holz haupt sächlich als Brennholz verwendet. Früher waren die dünnen, geraden Stämme auch ideale Pergl pfähle in Weingärten. Heute bestehen diese oft aus Beton. Das herausragendste Merk- mal der Niederwaldbewirt schaft ung ist die vegetative Vermehrung über den natürlichen Stockausschlag, der Neupflanzungen überflüssig macht. In der Wurzel gespeicherte Reserven beschleunigen das Wachstum am Anfang jedes neuen Zyklus. In Südtirol werden hauptsächlich die HopfenbuchenMannaeschen-Wälder der un ter en Lagen (bis 800 m ü.d.M.) als Niederwälder genutzt. An steilen Hängen mit häufigem Steinschlag bilden sich Niederwaldstrukturen auch auf natürliche Weise. Hopfenbuche Hopfen- oder Steinbuche (Ostrya carpinifolia) Foto: (C) Foto: (A) Foto: (C) Verbreitung: Die Hopfenbuche kommt vom mediterranen Raum bis in die Südalpen vor, selten nördlicher. Merkmale: Die Früchte errinnern an Hopfen, sonst ist sie der Hainbuche sehr ähnlich. Nutzung: Sehr hartes Holz mit gutem Brennwert. Ausgezeichnetes Stockausschlagsvermögen, deswegen oft als Niederwald genutzt. Vergesellschaftung mit Mannaesche, Flaumeiche, Feld-Ahorn, Steinweichsel, Felsenbirne, Wolliger Schneeball. Hopfenbuche Manna- oder Blumenesche (Fraxinus ornus) Foto: (C) Verbreitung: Die Mannaesche kommt in Südeuropa und dem südlichen Mitteleuropa vor. Merkmale: Sie ähnelt der Gemeinen Esche, aber die Rinde ist glatt und die Blüten auffallend groß und weiß. Nutzung: Sie enthält das süß schmeckende Mannitol, das auch als Arznei verwendet wird. Vergesellschaftung mit Hopfenbuche und den in der obigen Textbox genannten Arten. 31 Fotos: (C) Niederwälder als Brennholzquelle - früher und heute? Aufgestapeltes Brennholz im Gemeindewald Kurtatsch (Foto oben) heizt den Kachelofen im Wohnzimmer oder den Pizzaofen im Restaurant. Teilweise, wie hier in Tramin (Foto unten), wird das Holz auch schon in Scheiter verkauft. Köhlerhaufen dienen der Umwandlung von Holz (oft aus Niederwäldern) in Holzkohle. Ihr Anblick ist heute sehr selten geworden. 3J ah r 25 e Ja Traditioneller Niederwaldkreislauf e Überalterter Niederwald hr Er nt Ja 1 Seit dem späten Mittelalter stieg der Bedarf an Brenn holz und Holzkohle in Europa stark an. Um den Bedarf zu decken, wurden Laubwälder alle 8-15 Jahre “aufden-Stock-gesetzt”, d.h. geschlä gert. Zusätzlich zu den kurzen Umtriebszeiten trieb man das Vieh zum Weiden in den Wald und sammelte das Laub als Einstreu für die Ställe. Durch diese intensive Nutzung wurde der natürliche Nährstoff kreislauf gestört. Vielerorts verarmte der Boden und die Wüchsigkeit ließ nach. Um dem zu entgegnen, wur de die Waldnutzung stark regu liert. Das Nachhaltigkeits prinzip begann sich durch zusetzen, d.h. in einfachen Worten es sollte nur soviel Holz entnommen werden, wie auch nachwächst. Überführung in Hochwald e hr Früher wurden die Niederwälder oft ausgebeutet... Traditionell wurden Niederwälder in Südtirol circa alle 25 Jahre genutzt. In den letzten Jahrzehnten wurden viele aktiv in Hochwald überführt oder passiv der natürlichen Entwicklung überlassen (und sind somit im Sinne des Niederwaldes überaltert). Diese Entwicklungen hingen aber vor allem mit den niedrigen Brennholzpreisen zusammen. In den letzten Jahren ist die Nachfrage nach Brennholz wieder gestiegen und Holz als nachwachsende Energiequelle ist stark im Kommen. Dies bedeutet auch für die Niederwälder eine Renaissance. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts und der Nutzung fossiler Brennstoffe gab es für die durchmesserschwachen Stämme der Niederwälder immer weniger Nachfrage. Deswegen wurden viele Niederwälder gar nicht mehr genutzt oder in Hochwälder zur Gewinnung von Bauholz überführt. Mit der Suche nach erneuerbaren Energiequellen wer den die Niederwälder nun auch wirtschaftlich wieder interessant. Gerade die Hopfenbuchen-Manna eschen-Wälder der niederen Lagen (300-800 m ü.d.M.), die auch traditionell als Niederwald bewirtschaftet wurden, könnten zur lokalen Energiegewinnung genutzt werden. In Südtirol sind einige Niederwälder überaltert, andere werden mit dem traditionellen Zyklus von circa 25 Jahren genutzt. Auf den folgenden Seiten werden die Auswirkungen dieser beiden Nutzungen, d.h. traditionell und überaltert, in Bezug auf verschiedene Waldfunk tionen gegenüber gestellt, z.B. Steinschlagschutz oder Einwanderung des Götterbaums. Südtirol’s dichtes Netz von 71 Biomassefern heizwerken (Stand 2012) - mit enor men “Hunger” nach Brennholz, den Südtirol mo mentan nicht stillen kann. Könnten Niederwälder helfen? 33 Fotos: (C) Was wächst im Niederwald am Boden? Zum Beispiel das wilde Alpenveilchen Die Laubwälder der unteren Höhenlagen sind in Südtirol ein wichtiger Lebensraum für sub-mediterrane Tier- und Pflanzenarten, da der Großteil unseres Waldes von Nadelbäumen dominiert wird. Aber genau hier spielt auch die Niederwaldbewirtschaftung eine Rolle. Wir haben untersucht, wie sie sich auf die Pflanzen auswirkt. Ein Wechselspiel von Licht und Schatten Mit dem Kreislauf von einer Holzernte zur nächsten, ent steht ein ständiger Wechsel von Licht und Schatten. In den ersten 10 Jahren nach der Nutzung stellt sich eine charakteristische Schlagflora ein, die von Pionierarten geprägt ist. Mit ca. 25 Arten pro 100 m² ist die Zahl der Pflanzenarten in diesem Zeitraum am höchsten. Danach schließt sich das Kronendach, es ge langt weniger Licht auf den Waldboden und die Artenzahl sinkt auf 15-20. In dieser Phase haben konkurrenzstärkere Ar ten wie das Waldvöglein (Ce phalanthera sp.) oder das Alpenveilchen (Cyclamen purpurascens) einen Vorteil. Sie kommen auch noch in überalterten, also mehr als 40 Jahre alten Beständen vor. Durch die vergleichsweise häufige Nutzung des Niederwaldes entstehen re gel mäßig Phasen mit viel Licht, so dass auch licht bedürftigere Pflanzen, unter anderem “Arten lichter Wälder“ überleben können. Vor dem Laubaustrieb im Frühling ist der Waldboden voller Frühblüher. Was sind Pionierarten? Foto: (F) Pionierarten sind solche Pflanzen arten, die unbewachsene Flächen als Erste besiedeln - sprich als Pioniere. Mit ihren Samen, die sich weit verbreiten und lange keimen können, erobern sie konkurrenzarme Flächen vor allen anderen Arten. Unter den Pionierarten finden sich jedoch besonders viele Neophyten, also nicht-einheimische Arten, die heimische Arten verdrängen können, wie das Kanadische Berufskraut (Erigeron canadensis). Frische Schläge bieten viel Licht und Nährstoffe. Das nutzen nicht nur einhei mische Pionierarten wie wie Tollkirsche (Atropis bella-donna) oder Brombeere, sondern auch einige nicht-einheimische Arten. Besonders die Lichtbaumarten Götterbaum und Robinie nutzen die Schlagflächen, um in den Waldbestand einzudringen. Unsere Studie in Gargazon zeigte, wie sehr die Robinie bereits im Bestand etabliert ist. In den letzten 20-30 Jahren ist aber auch der Götterbaum stark vorgedrungen. Jeder Holzeinschlag bedeutet eine plötzliche Veränderung der Umweltbedingungen: von kühl und schattig hin zu viel Licht. Der Boden erwärmt sich und das setzt Nährstoffe aus dem Boden frei. Die Konkurrenz mit anderen Pflanzen ist auf dem spärlich bewachsenen Waldboden gering. Dort, wo in Südtirol die Niederwälder noch bewirtschaftet werden, finden wir ein Mosaik von frischen Schlagflächen und mehr oder weniger alten Waldbeständen vor. Diese Vielfalt an Strukturen und Umweltbe dingungen bietet Le bensraum für zahlreiche Pflanzen- und Tierarten mit verschiedenen Ansprüchen. 35 Foto: (K) Foto: (C) Robinie Robinia pseudoacacia Ailanthus altissima Foto: (C) Götterbaum Fördert die Niederwaldbewirtschaftung ihre Einwanderung in Südtirols Laubwälder? Im Gargazoner Gemeindewald zeigte sich ein deutliches JA. Auf frischen Schlagflächen zählten wir sehr viele junge Götterbäume, wohingegen im Waldesinneren kaum welche zu finden waren. In einigen 20 Jahre alten Waldbeständen hat sich der Götterbaum schon in der Baumschicht etabliert. Die Robinie dominiert bereits einen Großteil des Gargazoner Gemeindewaldes. Die Auswirkungen beider Arten auf die einheimischen Lebewesen sind bisher schwer absehbar. Foto: (C) Mit jedem Schlag öffnet man ihnen die Tür In den südlichen Landes teilen sieht man Götterbaum und Robinie entlang der Bahntrassen, Straßen und Forstwege mittlerweile fast überall. Von dort können ihre Samen sehr weit verbreitet werden. Die angrenzenden Laubwälder stellen durch ihr mildes Klima einen passenden Lebensraum dar. Die einzige Voraussetzung für die beiden Pionierbaum arten ist nur genügend Licht, keimen können sie auch unter den widrigsten Bedingungen. Deswegen bietet ihnen jede Öffnung des Bestandes die Gelegenheit sich zu etablieren. Bei Nutzungen sollte deshalb darauf geachtet werden, den Lichteinfall zu mini mieren. Das bedeutet kleine Schlagöffnungen, wobei der verbleibende Restbestand die Schlagflächen beschatten soll. Zusätzlich sollten viele Überhälter (Samenbäume, die für mehr als einen Zyklus stehen bleiben) auf der Fläche belassen werden. Der Götterbaum aus China, die Robinie aus Amerika: Die Tabelle stellt Lebensraumansprüche, Besonderheiten und Details zu ihrer Fortpflanzung gegenüber. So wird deutlich, wieso sie sich in Südtirol so stark ausbreiten können. Mechanische Bekämpfungsmaßnahmen, wie das Abschlagen der Jungpflanzen, bringt nichts, sondern fördert nur die Bildung neuer Triebe und macht den Baum noch konkurrenzstärker. Einführung nach Europa Götterbaum Robinie Mitte des 18. Jahrhunderts Beginn des 17. Jahrhunderts Gebiete spontaner Ausbreitung wärmebegünstigte Gebiete, wärmebegünstigte Gebiete, v.a. mediterrane und submedi- v.a. (sub-)kontinentale und terrane Zone submediterrane Zone Urbane Vorkommen Brachen, Wegränder, Böschungen, Mauern Brachen, Wegränder, Böschungen Durch Invasion besonders gefährdete Ökosysteme - Magerrasen, Felsfluren, Auwälder, mittel bis sehr trockene Wälder - in Südtirol: Steppen-Trockenrasen des Vinschgaus - Magerrasen, trockene Wälder - in Südtirol: Steppen-Trockenrasen, Schlucht- und Hang mischwälder Wirtschaftlicher Wert gering (v.a. urbanes Ziergehölz) hoch (gutes Brenn- und Bauholz, Honigproduktion) Vermehrungfähiges Alter 3-5 Jahren ca. 6 Jahre (selten 3 Jahre) Verbreitungsmodus Wind, Wasser Schwerkraft, Wind Ausbreitungsdistanz der Samen mehr als 200 m meist wenige Meter, mit Fruchthülsen bis 100 m Keimfähigkeit ca. 1 Jahr mehrere Jahre Höhenwachstum von Sämlingen mehr als 1 m pro Jahr mehr als 1 m pro Jahr Höhenwachstum von Stockausschlägen bis 3 m pro Jahr bis 5 m pro Jahr Vegetative Vermehrung sehr stark (vegetative Triebe) sehr stark (Wurzelbrut) Wärme- und Dürretoleranz hoch bis sehr hoch hoch Frosttoleranz mäßig (bei Jungpflanzen schwach) mäßig (empfindlich gegen Frühfrost) Lichtbedarf hoch hoch Besonderheiten gibt Substanzen in den Boden kann Stickstoff (N) binden ab, die anderen Pflanzen scha- und “überdüngt” damit natür den (Allelopathie) licherweise N-arme Böden 37 Foto: (C) Foto: (C) Niederwälder als Steinschlagschutz Allgemein gilt: je größer der Stein desto mehr Energie besitzt er, und desto dicker muss der Baum sein, um ihn aufzuhalten. Deswegen können sogar einzelne Überhälter, d.h. dickere Einzelstämme, die länger als für nur einen 30-jährigen Zyklus stehen bleiben, den Schutz gegen große Steine stark verbessern. Hingegen bieten junge Niederwälder, die sich durch viele durchmesserschwache Stämme auszeichnen, zwar guten Schutz gegen kleine Steine, aber kaum Schutz gegen große Steine. Foto: (L) Baumumfang und Baumdichte bestimmen den Steinschlagschutz Die meisten Niederwälder in Südtirol stocken auf den steilen Flanken des Eisack- und Etschtales. Für den Schutz gegen Steinschlag sind sie außerordentlich wichtig. Die Frage ist aber: schützen junge und alte Niederwälder gleich gut vor Steinschlag? Um das zu vergleichen, wurde in den Untersuchungsgebieten Kurtatsch und Gargazon auf insgesamt 30 Flächen die Waldstruktur genau aufgenommen. Das heißt von jedem Baum wurden Brusthöhendurchmesser, Baumart, sowie Position und Umfang des Stockes gemessen. Da mit konnte der jewei li ge Wald, jung oder alt, im Computer auf einer schiefen Ebene nachgebildet werden. Mit Hilfe eines Computermodells wurden auf diesen Flächen Steinschläge simuliert (Steingrößen 0,25 und 0,5 m³). Dabei schützten die über 25 Jahre alten Niederwälder besser gegen Steinschlag als jün- ) ni ichte k (D Stoc o r p e zahl n Die A u rst z zue mmt ämm er St u. hmen z che ne rundflä ie G e und d tämm elnen S inz er der e chmess Die Dur gere Niederwälder. Deswegen ist eine leichte Verlängerung des Niederwaldzyklus, z.B. von 25 auf 40 bis 50 Jahre, aus Sicht des Steinschlagschutzes unproblematisch. Wer den die Stöcke aller dings noch älter, verlieren sie an Stabilität und drohen mitsamt des Wurzeltellers zu kippen, oder auseinander zu brechen. Ein solches Stadium der Überalterung soll te im Schutzwald unbedingt vermieden werden, um den Erosionsschutz zu gewährleisten. und dan nw ied er ab. d kurz nach dem Schlag Wiederaustreiben der Stöcke traditionelle “Reife” nach ca. 30 Jahren Niederwald überaltert Das Alter des Niederwaldes verändert auch die Struktur des Waldes. An steilen Hängen sind Niederwälder oft wichtig für den Erosions- und Steinschlagschutz. Werden sie zu lange ihrer natürlichen Entwicklung überlassen, können die Bäume instabil werden und sogar umkippen (siehe Foto links unten). Umgekehrt bewirken regelmäßige, natürliche Massenbewegungen (wie herabfallende Steine, etc.) die natürliche Verjüngung solcher Wälder. Die Hopfenbuchen und Mannaeschen treiben nach Steinschlagschäden ganz von alleine wieder aus. 39 Wie oft sollte der Niederwald geschlägert werden? Auf den bisherigen Seiten haben wir den Einfluss der Umtriebszeit auf die Artenvielfalt der Pflanzen diskutiert, den Einfluss auf die Einwanderung von Götterbaum und Robinie, sowie den Steinschlagschutz. Der 4. und für viele sicher wichtigste Punkt, wenn es um die Ökosystemleistungen der Niederwälder geht, ist natürlich die Brennholzproduktion. Doch wie wirken sich nun Überalterung und Intensivierung im Vergleich zur traditionellen Nutzung auf alle 4 Kriterien insgesamt aus? Fotos: (C) Foto: (C) Insgesamt schneidet die traditionelle Bewirtschaftung am besten ab Vergleicht man die tradi tionelle Niederwaldbewirt schaftung (Umtriebszeit ca. 30 Jahre) mit überalterten Niederwäldern oder der möglichen intensiveren Nutzung mit kürzeren Um triebs zeiten, so schneidet die traditionelle Bewirtschaftung über alle Kriterien gemittelt am besten ab (siehe Abbildung unten). Die intensivere Nutzung mit kürzeren Umtriebszeiten bie tet kaum Vorteile. Neben geringerer Holzproduk tion und schlechtem Steinschlagschutz würde sie das Einwandern von Götterbaum und Robinie sehr fördern. Da die baumartenreichen Laubwälder in Südtirol vergleichsweise selten sind, ist es unbedingt zu vermeiden, dass Götterbaum und Robinie die dort heimischen Baumarten verdrängen. Die Überalterung stellt zwar kein Problem dar, aber die zu erntende Holzmasse ist geringer als bei traditionellen Umtriebszeiten. alle 50 Jahre genutzt (selten) ze n Vielfa alle 30 Jahre genutzt (traditionell) alle 10 Jahre genutzt (intensive Nutzung) od lzpr uk n tio Ho lt der Pflan Schutzv ötterbau &G Robinie or m Stein ut z sc hlagsch gering gering mittel mittel hoch hoch Niederwälder mit verschiedenen Umtriebszeiten im Vergleich: Guten Steinschlagschutz bieten Niederwälder erst ab einem Alter von circa 30 Jahren. Der Einwanderung von Götterbaum und Robinie wird bei der traditionellen und seltenen Nutzung besser vorgebeugt, wohingegen eine intensive Nutzung alle 10 Jahre die Einwanderung stark fördert. Die Holzproduktion* ist bei der traditionellen Nutzung am höchsten, weil in den ersten 30 Jahren der Zuwachs am stärksten ist. Die Vielfalt der Pflanzen im Unterwuchs ist hingegen durch die hohe Lichtverfügbarkeit bei häufiger Nutzung am höchsten. *Die Brennholzproduktion wurde über allometrische Formeln aus dem Trentino berechnet. Dort hat man eine gewisse Anzahl von Hopfenbuchen gefällt und deren Holzmasse bestimmt. Setzt man dann den Durchmesser und die Höhe in Beziehung zur Masse, so ergeben sich Formeln mit denen man von Durchmesser und Höhe auf die Masse schliessen kann. 41 r Hi eE ich en Foto: (C) sc t hk al äfer n e brauch Die Niederwaldbewirtschaftung hat in einigen Gebieten Südtirols lange Tradition und eignet sich dort vom Standort und der Baumartenzusammen setzung sehr gut. Sie bietet allerhand Leistungen für den Menschen und sie zu erhalten sollte uns ein Anliegen sein. Ein Teil der Biomasse (Äste etc.) sollte sozusagen als Dünger auf der Fläche belassen werden, um die Leistungsfähigkeit nährstoffarmer Standorte zu erhalten. Überhälter, besonders ältere Eichen, mit einigen abgestorbenen Ästen, sind ein wertvoller Lebensraum für Spechte, Höhlenbewohner oder bestimmte Käferarten. Foto: (A) Foto: (C) Niederwaldbewirtschaftung Was gilt es zu beachten? Schatten gegen die Eindringlinge Überhälter spenden Schatten. So erschweren sie den nicht-einheimischen Lichtbaumarten Robinie und Götterbaum das Aufkommen. Das schützt die heimischen Baumarten. Samenbäume belassen Überhälter für Nutzholz Es sollen je nach Standort mindestens 60 bis 80 Überhälter pro Hektar belassen werden, damit auch die geschlechtliche Fortpflanzung über Samen gewährleistet ist. Außerdem kann man aus den dickeren Stämmen der Überhälter gutes Nutzholz gewinnen. Besonders Eichen sind geeignet und bilden im Mischwald sehr gerade Stämme aus. Ringeln statt Ausreissen Robinie: 90% des Umfanges ringeln Götterbaum: weniger als 90% ringeln (d.h breiteren Steg lassen) Mechanische Bekämpfung wie Abschlagen ist nicht effektiv und regt bei Götterbaum und Robinie nur die Vermehrung an. Die Methode des Ringelns funktioniert aber recht gut. Hiebe klein halten Keine “Rechteckhiebe” Besonders im Schutzwald dürfen die Hiebe maximal 600 m² bis 0,5 ha groß sein. Um Steinschlag zu ver meiden, müssen die Hiebe immer quer zum Hang angelegt werden. Das entstehende Mosaik bietet eine Vielzahl von Lebensräumen. Um den Wald möglichst naturnah zu behandeln, sollten die Bestandesränder unregelmäßig und geschwungen angelegt werden. Die Son neneinstrahlung im verbleibenden Bestand sollte so gering wie möglich sein. Erhalten was selten ist Seltene Baumarten wie Elsbeere (links), Mehlbeere (Mitte) und Speierling (rechts) sollten als Überhälter belassen werden. Neben ihrer schönen Herbst färbung sind ihre Früchte Nahrung für viele Waldtiere. 43 Traditionelle Kastanienhaine Seit Jahrhunderten Quelle kultureller Identität Ein traditioneller Kastanienhain besteht aus einer Wiese oder Weide, oft einer Schafweide, und veredelten Kastanienbäumen. In Südtirol befinden sich traditionelle Kastanienhaine meist an sehr steilen Orten, die schwer zu bewirtschaften sind. Die durchschnittliche Dichte beträgt 54 Bäume pro Hektar. Etwa die Hälfte der Südtiroler Kastanienhaine wird bewässert. Die Kastanie in Südtirol... Obwohl Italien auf Platz 1 der Kastanienproduktion in Europa steht, nehmen Kastanienhaine in Südtirol im Vergleich zu anderen landwirtschaftlichen Kulturen nur eine geringe Fläche ein. In den letzten 15 Jahren erlebte die Kastanie jedoch einen wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung. Mit steigender Beliebtheit des Törggelen, wächst auch das Interesse an der braun glänzenden Frucht. Initiativen zur Rekultivierung von aufgelassenen Kastanienhainen konnten sehr erfolgreich umgesetzt werden. ...für viele etwas Besonderes In letzter Zeit steigt bei den Verbrauchern immer mehr die Nachfrage nach “natürlichen” Produkten, im Sinne von gesund, nachhaltig, regional und biologisch. Kastanien haben zusätzlich einen kulturhistorischen und landschaftlichen Reiz, der Einheimische und Touristen auf Kastanienwegen und an Buschenschänken in seinen Bann zieht. In Zukunft könnte die Kastanientradition wieder mehr belebt werden, wenn die Multifunktionalität der Kastantienhaine von der breiten Öffentlichkeit und den Bauern noch bewusster wahrgenommen wird. Die Zukunft des Kastanienanbaus Bis jetzt gibt es noch kein lokales Qualitätszertifikat für Kastanien aus Südtirol. Ambitionierte Kastanienproduzenten erschließen aber immer neue Vermarktungswege wie zum Beispiel spezielle Herbstangebote für Touristen zum Thema Kastanie. Viele Kastanienbauern haben sich in Vereinen zusammengeschlossen, die heute sehr aktiv sind und mit neuem Enthusiasmus auf den Kasta nienanbau schauen. Hopfenbuche Die europäische Esskastanie (Castanea sativa Mill.) Die Kastanie ist eine LichtpflanFoto: (C) ze, die bei gemäßigtem Klima vorkommt, aber auch sehr kalte Winter aushalten kann. Sie bevorzugt tiefgründige, durchlässige und tendenziell eher saure Böden. Meist kommt sie zwischen 400 und 700 m Seehöhe, bei günstigem Klima auch über 1000 m vor. Sie ist eine sehr langlebige Pflanze, wird meist circa 25 m hoch und blüht zwischen Juni und Juli. Die Früchte sind zwischen Anfang Oktober und Mitte November reif. Die Blüten werden durch Wind und Insekten bestäubt. Kastanienhonig wird wegen seines besonderen Aromas und dem leicht bitteren Geschmack sehr geschätzt. Diese Besonderheiten bekommt er durch den Anteil an Tanninen und Blatttau (Pflanzensaftabsonderungen der Blätter, die die Bienen auch sammeln). Fotos (D) 45 Von der göttlichen Frucht zum Brot der Armen Kastanienbäume wurden schon in der Antike wegen ihrer Früchte geschätzt, wie man Aufzeichnungen von Homer und anderen entnehmen kann. Der Botaniker und Philosoph Theophrastos (4. Jh. v. Chr.) nennt die Kastanie wegen ihres “göttlichen” Geschmacks die “Frucht des Zeus”. Ab dem 16. Jahrhundert hat die Kastanie ihren festen Platz in der bäuerlichen Ernährung. In langen Wintern wird sie zur überlebensnotwendigen Energiequelle und verdient sich so den Namen “Brot der Armen”. Foto: (A) Von den Römern verbreitet Die wichtigste Rolle in der Verbreitung der Kastanie spielten wohl die Römer, die sie ins südliche Zen traleuropa und so im 1. Jh. v. Chr. auch nach Südtirol gebracht haben. Die nahrhaften Früchte dienten der Ernährung ihrer Kämpfer und das wetterbeständige Stangenholz für ihre Weingärten. Veredelt wurde die Kastanie jedoch erst von den Langobarden um 570 n. Chr. Die wirkliche Südtiroler Kastanienkultur hat ihren Ursprung im 13. bis 14. Jahrhundert. Eine Vielfalt von Kastanienprodukten Um sowohl das Maximum an Nahrung als auch möglichst viel Holz zu gewinnen, bildeten sich zwei verschiedene Kastanienanbausysteme heraus: gepflegte Kastanienhaine mit veredelten Kastaniebäumen stehen Wäldern mit wilden Kastanienbäumen gegenüber. Einige Bauern haben allerdings beide Systeme kombiniert, indem nur einige Kastanienbäume in einem Hain veredelt wurden, während andere wild blieben. Diese werden regelmäßig „auf Stock gesetzt“ und produzieren das Pfahlholz für die Weinpergl. So beginnt die Erfolgsgeschichte der Kastanie in Südtirol. Der Anfang vom Ende Nach einigen glorreichen Jahrhunderten zeichnet sich ab dem 18. Jahrhundert ein Rückgang der Kastanienkultur ab. Die Einführung Zeichnung der Kastanie in der mittelalterlichen Bildersammlung Tacuinum sanitatis aus dem 14. Jahrhundert. Im Mittelalter waren Kastanien ein verbreitetes Nahrungs- und sogar Heilmittel. neuer Nahrungsmittel wie Kartoffeln und Mais verdrängen die Kastanie mehr und mehr, und mit der industriellen Revolution wurden viele ländliche Gebiete aufgelassen und entvölkert. Zahlreiche Kastanienbestände wurden zuerst zur Produktion von Holzkohle und später auch zur Gewinnung von Gerbstoffen (Tanninen) genutzt. Im 20. Jahrhundert ging der Kastanienanbau immer weiter zurück. Gleichzeitig begann in Südtirol die Intensivierung der Landwirtschaft und der große Erfolg des Apfelanbaus. Damit wandelte sich der Sinn und Zweck der Landwirtschaft endgültig von der Überlebensicherung zum profitablen Geschäft. Geographische Verbreitung der Kastanienhaine in Südtirol (blau). Die heutigen Kastanienzentren Eisacktal und Burggrafenamt sind Zeugen der ehemaligen florierenden Kastanienkultur. In braun sind Dörfer und Städte dargestellt, die grauen Linien zeigen die Flüsse. Je nach Quelle haben wir heute zwischen 160 und 300 Hektar Kastanienhaine in Südtirol (Allgemeine Landwirtschaftszählung 2010, Forstinspektorat Meran). 47 Es braucht viele Hände die Kastanienhaine zu erhalten, denn ihre Auflassung wäre ein Verlust für alle Die traditionellen Kastanienhaine verlangen viel Handarbeit. Der Boden muss von Laub, Zweigen und Kastanienigeln gesäubert werden. Die Kastanien müssen von Hand gesammelt und verlesen werden, und zwar oft zur gleichen Zeit, zu der auch die Äpfel und Weintrauben reif sind. So ist es letztlich nicht selten der Zeitmangel, der die Bauern dazu veranlasst, die Kastanienhaine zu vernachlässigen. Foto: (D) Sortenvielfalt in Gefahr Traditionelle Kastanienhaine beherbergen eine ungeheure Vielfalt verschiedener Sorten, die über Jahrhunderte aus der arteigenen genetischen Variabilität der Kastanie gezüchtet wurden. Frühe und späte Sorten verlängern den Erntezeitraum und für bestimmte Verwendungen gibt es auch besonders gut geeignete Sorten: aus Kastanien mit viel Stärke macht man z.B. Mehl, die Süßen werden getrocknet. Für die Erhaltung dieser Sortenvielfalt ist es unbedingt notwendig, die traditionellen Kastanienhaine weiter oder wieder zu bewirtschaften, denn sonst überleben nur die Sorten, die sich momentan gut vermarkten lassen. wändige Bewirtschaftung gibt es für Kastanienbauern finanzielle Förderungen (siehe Box unten). Vom Bauer zum Landschaftspfleger Verwilderte Kastanienhaine wieder zu kultivieren, ist oft gar nicht so schwer. Neben einem ordentlichen Säuberungsschnitt am Boden und dem Verschneiden der Kronen ist die Wiederinstandsetzung alter Wege, Trockensteinmauern oder Waale Teil der Rekultivierung eines Kastanienhains. In einem Kastanienhain werden selektionierte und gepfropfte Bäume gepflanzt. Nach der Auflassung wird sich diese künstliche Situation nicht länger erhalten und die lockere, offene Struktur der Kastanienhaine ermöglicht anderen Arten ein schnelles Einwandern. Foto: (C) Mit der Auflassung beginnt eine dynamische Veränderung des ganzen Ökosystems. Andere Baumarten wandern ein, alles wächst zu, die Artenvielfalt nimmt ab und es werden weniger Ökosystemleistungen bereitgestellt. Finanzielle Förderungen gegen die Auflassung Werden Kastanienhaine nicht mehr bewirtschaftet, wandern sehr schnell Bäume und Sträucher ein. Schon nach 35-40 Jahren hat sich ein Mischwald gebildet. Als Unterstützung für die auf- Foto: (C) Fördermöglichkeiten für die Pflege und die Erhaltung von Kastanienhainen Die Bewirtschaftung von Kastanienhainen ist vergleichsweise aufwändig, aber sie zählen zu den wertvollsten Lebensräumen in Südtirol. Deswegen gab es bis 2014 eine Landschaftspflegeprämie für die Landwirte, die darum angesucht haben. Die Auszahlung der Prämie war an folgende Auflagen gebunden: keine Planierung und kein Mineral- oder Flüssigdünger (Gülle oder Jauche). Ab 2015 gelten neue Förderrichtlinien. Die Landwirte mit Kastanienhainen können sich beim Amt für Landschaftsökologie oder den lokalen Forststationen über die aktuellen Fördermöglichkeiten informieren. Außerdem kann über die Forstinspektorate um Baumsanierungen bzw. phytosanitäre Baumschnitte angefragt werden. 49 Ein Mosaik verschiedener Lebensräume Kastanienhaine bieten mit ihren alten, manchmal schon teilweise hohlen Bäumen einen idealen Lebensraum für viele Vögel und Fledermäuse. Die Bäume stehen weit auseinander und die offene Struktur bietet ihnen genug Raum für die Jagd auf Insekten. Besonders das Echolot der Fledermäuse wird so nicht behindert. Foto: (C) Wer lebt im Kastanienhain? Das Besondere am Ökosystem Kastanienhain ist sein halboffener Charakter. Es ist praktisch eine Vernetzung von Wald und Wiese, weshalb der Kastanienhain auch Pflanzen und Tiere aus beiden Lebensräumen beherbergt. Werden Kastanienhaine nun aufgelassen, wachsen sie bald zu. In der Folge verschwinden die Tier- und Pflanzenarten der Wiese und nur Waldarten, die wenig Licht und Offenheit brauchen, überleben. Im Kastanienhain sind Vögel aller Farben anzutreffen: Grünspecht, Gartenrotschwanz, Grauschnäpper, Zippammer und der auffällige Wiedehopf. Andere Tierarten, die sich besonders in kleinen Höhlen und Spalten der alten Bäume verstecken, sind Fledermäuse wie der Kleine Abendsegler oder Säugetiere wie Siebenschläfer und Eichhörnchen. Unter den Wirbellosen finden wir die Gottesanbeterin (Mantispa styriaca), die gelbliche Florfliege (Nineta flava) oder stark gefährdete Wildbienen. Typische Pflanzen im Unterwuchs sind der Rainkohl (Lapsana communis), die Großblütige Braunelle (Prunella grandiflora) oder der Wollige Hahnenfuß (Ranunculus lanuginosus). Gepflegte Kastanienhaine sind halboffene “Misch-Ökosysteme” aus Wald und Wiese. Deshalb beherbergen sie mehr Tier- und Pflanzenarten als die einzelnen Ökosysteme Wald bzw. Wiese für sich gesehen. Wer bedroht die Kastanienbäume? Neben Auflassung und mangelnder Pflege gibt es weitere Bedrohungen für die Kastanie: Foto: (C) Tintenkrankheit Hervorgerufen durch Pilzarten der Gattung Phytophthora; führt zum Absterben der Wurzeln und schließlich zum Tod des Baumes; zur Vorbeugung stehendes Wasser in der Nähe des Baumes vermeiden. Kastanienrindenkrebs Verantwortlich ist der eingeschleppte Pilz Cryphonectria parasitica (Murr.); Bekämpfung durch Abschneiden der befallenen Stellen und Impfung mit hypovirulenten, d.h. unschädlichen Stämmen. Fotos: forestryimages.com Kastaniengallwespe Dryocosmus kuriphilus breitet sich erst seit Kurzem aus, gilt aber als agressivster Kastanienparasit. Die Ausbreitung könnte durch den Gegenspieler Torymus sinensis aufgehalten werden. 51 Vom Produzenten zum Konsumenten ... Hauptsache „doige“ In einer Studie der Freien Universität Bozen wurde kürzlich zum ersten Mal die Vermarktungskette der Kastanien in Südtirol untersucht. Dazu wurden 138 Kastanienproduzenten, 60 Händler und 300 Konsumenten hinsichtlich ihrer Meinung zu Produktion, Verkauf, Einkauf, Verbrauch, und ihrem persöhnlichen Eindruck zum heimischen Kastanienmarkt befragt. Fotos: (D) Wenige, aber gute! Für alle der 138 befragten Kastanienbauern aus ganz Südtirol ist die Kasta nien produktion im Ver hältnis zu lukrativeren Kul turen wie Apfel und Wein nur eine Nebentätigkeit. Das sieht man auch daran, dass Kastanienhaine nur 3,5 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Südtirol ausmachen. Trotzdem fangen die selben Kastanienbauern seit Kur zem an, Kastanienbäume als wichtige Elemente der Land schaft und der Er holung zu sehen. 40 % von ihnen sind sich sogar bewußt, dass die Anzahl der Besucher während der Zeit des Törggelen davon abhängt, wie gut sie ihre Kastanienhaine pflegen. Spaß und Ästhetik 2% Eigenverbrauch 2% Handel 5% Führende Köpfe Mehrere Kastanienverbände treiben die Vermarktung und die Erhaltung der Kastanienkultur in Südtirol voran: z.B. der Arbeitskreis „Kastanien aus dem Eisacktal“, der Verein „Keschtnriggl“ aus Tisens und der Vinschgauer Kastanienverein. Tradition 90 % Die Südtiroler Kastanienbauern wurden gefragt: “Aus welchem Grund bauen sie Kastanien an?” Merkmale der Südtiroler Kastanienbetriebe in Bezug auf Verdienst, Alter und Bewässerung. Mittelwert in Südtirol Verdienen an Kastanien Verdienen nicht an Kastanien Besitzer < 45 Jahre Besitzer > 45 Jahre Haine mit Bewässerung Haine ohne Bewässerung 100 50 50 30 70 30 70 Kastanien/Betrieb 27 34 10 35 18 28 20 Kastanien/Hektar 58 75 39 72 53 76 49 kg/Betrieb 300 518 86 541 221 494 222 kg/Hektar 940 1513 310 1236 853 1577 661 % der Kastanienbauern Verbrauch und Verkauf Die Verbraucher legen Wert auf heimische Kastanien, was sich auch bei den Kaufgewohnheiten der Südtiroler widerspiegelt: obwohl die Kastanien aus Südtirol als die teuersten zählen, ziehen fast 80 % der Verbraucher die heimischen Kastanien denen von außerhalb vor. Auch die Verkäufer glauben an das lokale Produkt, obwohl sie unterstreichen, dass den Südtiroler Kastanien ein geographisches Qualitätszertifikat fehlt. 79 % der Verkäufer erklärten aber auch weiterhin heimische Kastanien zu verkaufen, da sie von der Qualität des Produkts überzeugt seien. Über die Hälfte der Kastanienvertreiber schauen der Zukunft des lokalen Kastanien marktes positiv entgegen. Alle Verkäufer waren sich außerdem einig, dass neue Kommunikationsstrategien zwischen Produzenten, Verkäufern und Gastwirten den Kastanienkonsum in den kommenden Jahren weiter ankurbeln könnten. Viele Spaziergänger sammeln Kastanien im Vorbeigehen. Dabei sehen sie gar nicht, wieviel Arbeit die Bauern vorher in die Pflege der Kastanienbäume investiert haben. Foto: (D) 53 Ein Baum mit vielen Talenten Ein traditioneller Kastanienhain dient eigentlich der Produktion von Kastanien. Trotzdem bietet er eine Menge anderer Ökosystemleistungen, wie Versorgungs-, Regulierungs-, unterstützende und kulturelle Leistungen. Foto: (D) Wie Tourismus und Kultur zusammenhängen Ein traditioneller Kastanienhain erzählt die Geschichte eines Volkes so wie wenige andere Ökosysteme auf der Welt. Die Symbiose zwischen Mensch und Pflanze hat ganzen Generationen geholfen, langen Wintern die Stirn zu bieten. Jahrhundertealte Kastanienbäume sind heute wie Zeitkapseln, die Vergangenheit und Zukunft verbinden und daher von großem kulturellem Wert. Aber ein Kastanienhain ist auch voller Arten vielfalt, voller landschaftlicher Schönheit und er dient der Bildung und Erholung. Dass man diese Bedeutung für den ländlichen Tourismus erkannt hat, gab dann auch den Ansporn für zwei Kastanienthemenwege, einen im Eisacktal und einen in Völlan. Sie erfreuen sich heute immer größerer touristischer Beliebtheit, auch bei der lokalen Bevölkerung. Bei einer Befragung von 60 Besuchern im Herbst 2011, waren 80 % der Einheimischen aber nur 30 % der Touristen vorher schon einmal dagewesen. Die landschaftliche Schönheit der Kastanienhaine ist also eine Ökosystemleistung, die von der Gesellschaft sehr geschätzt und oft genutzt wird. Fotos: (D) Kastanienwege: Ins Leben gerufen, um die Schönheit der Kastanienhaine zu betonen, ziehen sie viele Einheimische und Touristen an. In Südtirol gibt es derzeit einen Kastanienerlebnisweg in Völlan und einen im Eisacktal. Kast anien ung Erhol Hon ig tofflens Koh herung c e spei ch tis ne alt Ge ielf V Eine Frage der Bewirtschaftung Welche Funktionen oder Leistungen Kastanienbäume erbringen, hängt vom Ökosystem ab, in dem sie vorkommen. Je nach Art der Bewirtschaftung und Ökosystemstruktur werden einige Leistungen auf Kosten anderer abnehmen und lz o umgekehrt. DaH Was d bei kommt es in Vielfa n lt der ide u e uns ein erster Linie darW Tiere er t t u auf an, welches F traditioneller Hauptprodukt Kastanienhain K u erzielt werden r l t ur un lt de T d alles bieten a r f soll (Kastania l ditio Vie zen n n en, Holz, etc.). kann a Pfl Pi In Südtirol gibt ff e lz o e t es vor allem bs r Kastanienhaine Ge (aktiv gepflegte bis aufgelassene) und Kastanienniederwälder (manchmal in der Überführungsphase zu Hochwäldern, wie in der Umgebung Montiggl). 55 Suggerimenti da seguire Intraprendere la vendita diretta al maso delle proprie castagne, o lungo i sentieri più percorsi, aiuta a testare personalmente le reazioni del consumatore e ad affettuare le scelte gestionali con più coscienza. Sperimentare nuove forme di vendita come il pickon-your-own (“raccogli tu stesso”) evita di sottrarre tempo ad altre attività agricole e, nel contempo, porta nuovi stimoli alla castanicoltura altoatesina. Die traditionellen Kastanienhaine in Südtirol bringen nicht nur Kastanien und Holz hervor, sondern sind durch ihre hohe Artenvielfalt und durch ihre kulturhistorische Bedeutung besonders wertvoll für die ganze Gesellschaft. Bei der Bewirtschaftung sollte es deshalb nicht nur um Produktivität gehen, es sollte stattdessen die Gesamtheit ihrer Vorteile und Leistungen berücksichtigt werden, denn wir alle genießen und profitieren auf vielfältige Weise von Kastanienhainen in der Landschaft. Foto: (D) Traditionelle Kastanienhaine – Was gilt es zu beachten? Regelmäßig entbuschen Aufkommende Bäume und Sträucher sind zu entfernen, da sie den Kastanien Licht, Wasser und Nähr stoffe wegnehmen. Junge und gesunde Bäume Den Boden sauber halten Regelmäßiger Baumschnitt sorgt für größere Früchte sowie hohe und stabile Erträge (ohne deutliche Mastjahre). Junge Bäume nachsetzen, sichert die Produktion auch für zukünftige Generationen. Ein aufgeräumter Boden im Kastanienhain erleichtert die Ernte. So wird auch der halboffene Charakter bewahrt, den viele Tier- und Pflanzenarten brauchen. Foto: (D) Foto: (D) Angemessen bewässern Richtig düngen Der Kastanienertrag steigt bei angemessener Bewässerung um mehr als das Doppelte. Nur bewässern, wenn es das Gelände erlaubt. Kunstdünger sowie Flüssigdünger (Gülle/Jauche) vermeiden, da sie der Artenvielfalt schaden. Besser mit Stallmist düngen oder die Beweidung nutzen. Einige alte Bäume stehen lassen Gut aufräumen, ersetzt Pestizide Ältere Bäume mit einigen abgestorbenen Ästen oder abblätternder Rinde sind Lebensraum für Vögel, Fledermäuse, Insekten und Säugetiere. Einige stehen zu lassen, ist für sie über lebenswichtig. Werden Laub, Zweige und Kastanienigel zusammengetragen und verräumt, können sich Schädlinge und Parasiten schlechter vermehren. So spart man sich teure und umweltschäd liche Pestizide. Foto: (C) 57 Publikationen im EcoRAlps Projekt Artikel, die zum Thema Niederwald aus dem Projekt hervorgegangen sind: Ambrass, S., Radtke, A., Zerbe, S., Fontana, V., Ammer, C. (2014): Ausbreitung und Management von Götterbaum und Robinie in Niederwäldern. Erkenntnisse aus einer Fallstudie zu invasiven Baumarten in Südtirol. Naturschutz und Landschaftsplanung 46(2): 45-51. Radtke, A., Fontana, V., Wilhalm, T., Tappeiner, U., Zerbe, S. (submitted): Let’s coppice again? The ground flora’s response to coppice over-aging and coppice resuming Radtke, A., Toe, D., Bourrier, F., Zerbe, S., Berger, F. (2014): Managing coppice forests for rockfall protection – lessons from modeling. Annals of Forest Science 71(4): 485-494. Radtke, A., Ambraß, S., Zerbe, S., Tonon, G., Fontana, V., Ammer, C. (2013): Traditional coppice forest management drives the invasion of Ailanthus altissima and Robinia pseudoacacia into deciduous forests. Forest Ecology and Management 291: 308-317. Artikel, die zum Thema Lärchenwiesen aus dem Projekt hervorgegangen sind: Fontana, V., Radtke, A., Walde, J., Tasser, E., Wilhalm, T., Zerbe, S., Tappeiner, U. (2014): What plant traits tell us: consequences of land-use change of a traditional agro-forest system on biodiversity and ecosystem service provision. Agriculture, Ecosystems and Environment 186: 44-53. Nascimbene, J., Fontana, V., Spitale, D. (2014): A multi-taxon approach reveals the effect of management intensity on biodiversity in Alpine larch grasslands. Science of The Total Environment 487: 110-116. Fontana, V., Radtke, A., Bossi Fedrigotti, V., Tappeiner, U., Tasser, E., Zerbe, S., Buchholz, T. (2013): Comparing land-use alternatives: Using the ecosystem services concept to define a multi-criteria decision analysis. Ecological Economics 93: 128-136. Nagler, M. (2013): Veränderungen der Kohlenstoffpools in Böden landwirtschaftlich genutzter und aufgelassener Lärchenwiesen in Südtirol. Diplomarbeit Universität Innsbruck. Zoderer, B. (2013): Social preferences regarding ecosystem service categories. A non-economic case study of three South Tyrolean cultural landscapes. Bachelorarbeit Eurac Bozen. Artikel, die zum Thema Kastanienhainen aus dem Projekt hervorgegangen sind: Bossi Fedrigotti, V., Fischer, C. (2014): The supply chain of sweet chestnuts in South Tyrol. Rivista di Economia Agro-Alimentare 1: 117-137. Bossi Fedrigotti, V., Fischer, C., (in revision): Sustainable development options for the chestnut supply chain in South Tyrol, Italy. Chiang Mai Journal of Science. Bossi Fedrigotti, V., Radtke, A., Zerbe, S., Conedera, M., (2014): Measuring multifuncionality of Sweet chestnut-related agroforestry systems: how did the provision of ecosystem services change in the last century? submitted to Sociologia ruralis. 59 Ein Kooperationsprojekt von Diese Broschüre wurde finanziert von der Stemmler-Stiftung im und