Shall We Take A Trip? - Wohnzimmermusikklub!
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Shall We Take A Trip? - Wohnzimmermusikklub!
Shall We Take A Trip? Von Euphorie, Verzweiflung und der Notwendigkeit der Selbstzerstörung. Freitagabend. Wochenende. Erste Flasche Wein. Gut. Ein Hoch auf mich! Nach dem ersten Glas sehen die neuen Klamotten doch ganz gut aus. Hab' gar keinen fetten Arsch dadrin. Aber meine Fresse, wie ich das hasse, wenn ich nach dem Duschen immer so Schweißanfälle kriege. Okay, scheißegal, hauptsache die Haare liegen einigermaßen. Wenn ich jetzt noch die neuen Schuhe überlebe und sogar ohne Blasen oder gebrochene Knöchel davonkomme, ist alles super. Wobei, scheiß auf Blessuren, die Schuhe sind gut. Machen dünnere Beine. Drittes Glas, scheiße, seh' ich gut aus. Zucker, Baby, Zucker. Ey, warum klingeln die denn jetzt schon, ich muss doch noch mal pissen. Und wo is' überhaupt mein Schlüssel? Hätt' ich doch nur mal den verfickten Schlüssel nicht gefunden oder mich schon im Hausflur mit den neuen Schuhen auf die Fresse gelegt. Ich hätte es ahnen können, bin ja so oder so kein Freund der Privatparty. Entweder tun sich Abgründe auf, wenn man den erweiterten Freundeskreis einer Person zu Gesicht bekommt oder es sind aus Pflichtgefühl alte Schulfreunde eingeladen, für die „Abgrund“ gar kein Ausdruck ist oder man kennt alles und jeden und konnte noch nie jemanden davon leiden. Und weil man sie alle nicht leiden kann weiß man nicht, worüber man sich mit ihnen unterhalten soll und weil man das nicht weiß aber peinliche Stille noch, na ja, peinlicher findet als die Leute an sich, quatscht man los und wundert sich zehn Minuten später, warum man ganz alleine dasteht und keiner einen leiden kann, gerade wo man sich ganz gut mit den ganzen Arschlöchern arrangiert hat und beschlossen hat, die alle ganz possierlich zu finden. Prost. Wieder auf mich natürlich, sonst is' ja keiner zum Zuprosten übrig geblieben. Ey, wo is' mein verdammtes Glas hin? Irgendeins von den Arschlöchern hat mein Glas geklaut. Bestimmt der kleine Wichser mit den schmierigen Locken und der fetten Drecksbrille da. „Uuuuh, ich hab' mal bei 'ner Bookingagentur gearbeitet“ – haben wir das nicht mal alle, Schätzchen? Ich muss dringend pissen, bevor ich mir den kleinen Stricher vorknöpfe, hab's ja zu Hause nicht mal mehr auf's Klo geschafft. Auf diesen Partys gibt es keinen schöneren Ort als das Klo. Auch wenn die ganze Zeit besoffene Wichser an die Tür bollern und Kotze und Schamhaare vom Vorgänger die Brille zieren. Mit umgedrehtem Schlüssel in der Tür und gut ausgestatteter Handtasche eine Oase der Ruhe. Paradiesisch. Noch paradiesischer wäre es allerdings, wenn ich endlich mal mein verdammtes Pillendöschen finden würde zwischen angegammelten aber immerhin noch verpackten! - Tampons und kaputten Feuerzeugen. Ah. Geht doch. Danke lieber Gott, möge Dein Licht auch weiterhin der Jugend dieser Welt den Weg zur Erleuchtung weisen. Mein Abend ist gerettet. Obwohl ich eigentlich noch nicht mdmazing genug für die Arschlochparade da draußen bin, ey, wo hab' ich die Drecksdose jetzt wieder hingeschmissen? Verfickte Scheiße. Ich klopf jetzt schon eine verdammte Stunde auf meinem Drecksarm herum. Gefühlt zumindest. Komm schon, eine kleine süße Vene nur, bitte. Bitte! Wenn ich noch länger hier rummach schaff ich's nicht mehr zu dieser beknackten Party, von der Spud erzählt hat. Alison is' angeblich da, ich hab' die seit zwei Jahren nicht mehr gesehen, wusste gar nicht, dass sie wieder hier ist. Alison bleibt nie lange auf Privatpartys. Entweder kotzen sie die Leute an oder sie kotzt die Leute so an, dass sie sie rausschmeißen. Außerdem findet man da nie was zum Ficken. Sagt Alison. Oh. Scheiße, danke, wie schön dunkles Blut doch aussehen kann. Geht doch. Man muss sich nur ablenken, nicht zu sehr dran denken. Ich setz mir 'n Schuss wie andere 'n Tampon, und dabei konnte ich bis vor ein paar Jahren nicht einmal eine Spritze von weitem sehen. Faszinierend. „Alison? Ist grade raus. Oder wieder auf'm Klo. Muss scheinbar oft kacken, die kleine Prinzessin.“ Dreckskerl. Ich glaube eher nicht, dass Alison noch hier ist, sollte aber wenigstens ein Bier mitgehen lassen, meine weite Anreise von vier Haltestellen muss sich ja irgendwie lohnen. Dann Abzug. Fabrik oder so, ich wüsste nicht, wo Alison sonst in dieser Scheißstadt hinsollte. Da hab' ich sie zumindest kennengelernt damals. Hab' mich auf dem Klo geradezu häuslich eingerichtet und mir geht’s jetzt schon ganz gut auf dieser Scheißparty. Vielleicht zu gut, das da draußen klingt nämlich verdammt nach Nikki. Die hab' ich ewig nicht gesehen, dachte gar nicht, dass die noch immer hier wohnt. Muss Wunschdenken sein, vielleicht hat Spud mir doch Scheiße angedreht. Ich bin ja immer der Meinung gewesen, dass man keine allzu emotionale Bindung zu seinem Dealer haben sollte, aber ich dachte echt, Spud sei ganz okay, auch wenn Intimpiercings mit einem fetten Türkis dran eigentlich auch jemanden wie Mutti Theresa disqualifizieren würden. Mal sollte echt nicht von seinen Prinzipien abweichen und keinem mit einem fetten Türkispimmelpiercing trauen. „Alison???“ Bummbummbumm. Ey mann, is das echt Nikki das is Nikki da an der Tür oder? BOMBE nurwo habich dendreckskloschlüssel hingeschmissen. HALLO? Sie sieht echt immer noch genauso aus wie früher. Scheint zum Glück ihre antialkoholische und ökologisch-abbaubare Phase überwunden zu haben. “Wie schön dassu da bis“ Meine Fresse, ist die drauf. Trotzdem schön. Nur sie könnte mal etwas weniger klammern und an meinen Haaren reißen. Obwohl sich das gar nicht so schlecht anfühlt. Ihre kleinen festen Titten fand ich ja schon immer ganz hübsch. Ich befrei mich trotzdem aus ihrem Klammergriff, wir haben schließlich noch was vor heute. „Lass uns hier abhaun. Fabrik? So auf alte Zeiten, ich hab auch noch was da.“ Wenn sie das verschwörerische Klopfen auf meine Arschtasche nicht überzeugt, weiß ich auch nicht. Komm schon, Mädchen, du hattest doch nie etwas gegen einen lustigen Abend oder ein bisschen Acid. Fabrik mit Nikki und ein kleiner Trip klingt nich schlecht. Ich hab nur keinen Bock Spud über den Weg zu laufen, irgendwas mit den Teilchen is komisch beziehungsweise bin ich komisch wegen den Teilchen und jetzt Spud zu sehen würde mir echt den Abend versauen. Andererseits, wenn ich gut drauf bin is das auch nich so schlimm und gerade is alles so wie früher. „Lass abhaun.“ Ich hab' kaum Erinnerungen, wie wir hierhin gekommen sind, ist aber auch egal. Fühlt sich schließlich gerade gut an. Musik ist ganz okay, eigentlich mehr als okay. Ich merke gerade, wie endlich die Euphorie in mir hochkriecht. Ich bin erleichtert. Auf diesen Moment habe ich schließlich nach dem winzigkleinen H-Kick den ganzen Abend gewartet. Gut. Gleichzeitig mit dem Endorphinschub werd' ich allerdings auch immer so'n bisschen scharf. Scheiße. Scheiße, weil ich mich scheinbar auf Alison fixiert habe. Ich bin ja sonst nicht so für Frauen, aber Alison ist einfach scharf. Ich meine, das kennt man ja, wenn Frauen drauf sind, dann sinkt nicht nur jegliche Hemmschwelle, sondern auch das fette Dorfmädchen mit Schweinenase glaubt, sie würde heute Nacht noch wie in einem politisch korrekten und frauenfreundlichen Porno von einem reichen und überaus schönen Sixpack hart in den Arsch gefickt. Ich meine natürlich: Mit romantischen Küssen überhäuft, verzeihung. Aber aufwachen, Schätzchen, dein Charakter ist scheißegal, dein Doppelkinn war noch nie attraktiv, du warst noch nie attraktiv und das kann auch kein Kerzenlicht der Welt kaschieren. Ich wundere mich, wie ich noch so klar, schöngeistig und klug denken kann – vielleicht überschätze ich mich gerade aber auch einfach. Denn wenn andere Frauen ihren besoffenen Fick-mich-Blick kriegen, leide ich eher an Größenwahn. Wo war ich eben noch? Alison. Genau. Alison. Alison, die so gar kein fettes Dorfmädchen mit Schweinenase ist, sondern scharf. Und exakt das bin ich trotz Größenwahn auch noch immer. Klingt wie ein Groschenroman, nicht war? Die haben mich allerdings, so unter uns gesagt, auch schon immer angemacht. Scheiße mann wo iss Nikki hin wasn hier bitte los. Ich weiß, dass ich voll drauf bin, aber ich hab' gerade den totalen Durchblick. Zumindest glaube ich das, ich habe den totalen Durchblick. Ich bin vielleicht nicht ganz nüchtern, aber ich habe den totalen Durchblick. Ich habe den totalen Durchblick. Und ich will nach Hause. Ich kenn' hier keine Sau und tanze wie ein Blechroboter und das brauche ich doch gar nicht mehr, jetzt, wo ich doch jetzt den totalen Durchblick habe. Aber wo zum Teufel is Nikki, das letzte was ich weiß, is wie sie gelacht hat, weil ihre Haare in meinem Reißverschluss festhingen und dann hat sie die Augen verdreht und is' nebens Klo gefallen. Scheiße ich hab' mit Nikki gepennt, ey, scheiße is' mir schlecht. Wo is' nochma das Klo vielleicht is' Nikki noch dadiewolltedoch. Ich weiß nicht, wie lange ich auf dem Klo gehockt hab, aber irgendwie is alles scheiße gerade. Immerhin kenn' ich das Gefühl schon. Früher hab ich immer gedacht ich muss sterben mit dem Kopf in einem versifften Klo mit vollgekotztem Rock wo man nicht einmal weiß ob das wenigstens die eigene Kotze ist und wo eine Bröckchenanalyse auch nichts bringen würde weil man nicht weiß wann und was man als letztes gegessen hat obwohl man wieder komplett klar ist nur der restliche Körper nicht mitmacht. Ich weiß nicht, wie ich von diesem Drecksklo runterkommen soll, ich weiß ja nicht mal, ob ich von diesem Drecksklo jemals wieder runterkomme, weil ich meine Strumpfhose nie mehr wieder hochgezogen bekomme weil meine Arme zu kurz sind und weil ich brechen muss wenn ich mich bewege und weil ich dann sehen würde wo meine Unterhose ist und ob ich da reingepisst hab. Und woher will man überhaupt wissen, ob das so anders ist, wenn man nicht nur so halb krepiert dass der Sonntag im Arsch ist und der Montag die Hölle sondern so ganz vielleicht ist das ja gar nicht anders und vielleicht kann man sogar den ganzen Magen auskotzen und man merkt es nicht weil man ja nicht nachgucken kann weil man ja wieder draufkotzen würde denn wenn man sich bewegt muss man ja wieder kotzen und vielleicht hyperventiliert man einfach so viel dabei dass man nur noch mitkriegt wie irgendwann einfach das Licht angeht und ausgeht und man denkt dass die einen rausschmeißen weil der Laden dicht macht und dabei ist man gerade dabei anzufangen tot zu sein. Wenn ich weiter nachdenke, dann fange ich bestimmt an, tot zu sein, ich muss voll hecheln die ganze Zeit, wie der Pudel von meiner Nachbarin früher, oh Gott, sind das jetzt bestimmt schon die Erinnerungen, die vorbeiziehen, das ist doch in Filmen immer so, wenn einer stirbt. Ich will aber nicht in meinen letzten Momenten an den Pudel denken, wobei ich noch mehr Angst hab, dass alle vorbeiziehen, mit denen ich mal gefickt hab, und das wär schlimmer als der verlauste Drecksköter. Scheiße, wo is Nikki denn ich kann nicht mal bis zur Tür ich kann mich ja nicht bewegen weil ich sonst auf meinen ausgekotzten Magen draufkotzen muss und dann kommt der Pudel wieder und schreien kann ich auch nicht. Was vielleicht ganz gut ist. denn dann würde ich mich ja morgen schämen. wenn ich doch nicht tot bin. weil ich meinen Magen ausgekotzt habe und erstickt bin und Schreien ist so so so würdelos. um Hilfe schreien ist würdelos. um Hilfe schreien ist würdelos. um Hilfe schreien ist würdelos. um Hilfe schreien ist würdelos. um Hilfe schreien ist würdelos. um Hilfe schreien ist würdelos. „Alison? Alison! ALISON!“ Nikki, Nikki, scheiße, ich wusste sie würde mich hier rausholen und ich hab nicht mal mehr Angst die Augen aufzumachen, was ja auch schon eine Bewegung ist, und ich hab keine Angst meinen Magen zu sehen und meine vollgepisste Unterhose. „Ey was ey, Spudddd? Weg SPUD WEG WEG WEG.“ „Alison was is'n los ich hab' dich schreien gehört und zum Glück hasse die Tür ja nich zugemacht und ich“ „wo is nikki“ „Alison, hör' auf mit der Scheiße, ey, steh auf mann, da is'“ „wo is nikki“ Wenn das Schwein nicht nur mich gepoppt hat sondern auch Nikki und die liegt jetzt bei ihm im Bett und er soll nach mir gucken, wenn das so is dann brech ich ihm den Schwanz ab. „Alison - Nikki is' nich da - Nikki kann nich' da sein - die hatte letztes Jahr 'n bisschen viel hat dir das denn keiner gesagt Alison Alison Alison Alison Alison ALISON?“ Oh mein Gott. Ladies and gentlemen, we're floating in space. Nein, Sie sind nicht in einem Groschenroman gelandet, dies ist immer noch eine Hausarbeit. Und weil es eine Hausarbeit zu der Soundcollage „Shall We Take A Trip?“ ist, muss es natürlich auch hier um einen Sog aus Drogen, Partys und meschlichen Befindlichkeiten gehen. Denn genauso, wie sich der Text oben liest, so hört sich „Shall We Take A Trip?“ an – und die vermeintlichen Rechtschreib- und Interpunktionsfehler gehören folglich als schriftliches Equivalent des Kratzens und Rauschens und Feedbacks dazu. „Shall We Take A Trip?“ ist entstanden unter der Prämisse, Songtexte zu transformieren. Songtexte transformieren, das heißt, sich zunächst darüber klar zu werden, ob, und wenn ja - inwiefern sich ein Songtext von einem Stück Lyrik oder Prosa unterscheidet. Ein Songtext ist nicht nur ein Text, ein Songtext ist in der Regel untrennbar mit seiner Form verknüpft. Auch wenn bei Lyrik ebenfalls eine enge Bindung zwischen Text und äußerer Form besteht und auch Prosatexte durch das Schriftbild die Aussage des reinen Textes erweitern können, so weist ein Songtext noch mehr Ebenen der Einflussnahme auf den Text auf. Nimmt man die eben erwähnten Formen, die auch bei anderen Textgattungen Einfluss auf die Worte nehmen, so kann man diese mit der Art des Singens und der Betonung gleichsetzen. Dazu kommt aber noch etwas: Nicht nur die Melodieführung des Sängers gibt dem Text seine endgültige Form, nein, der Text wird zudem noch unterstützt von Musik. Was also passiert, wenn man dem Liedtext das Lied nimmt? Auch wenn einem Songtext durch ein vom ursprünglichen Song losgelöstes Sprechen neue Aspekte entlockt werden können oder er eine interessante Umdeutung erfährt, so nimmt man ihm doch seine Bestimmung: In Kombination mit Tönen und Geräuschen ein – mal mehr und mal weniger – Gesamtkunstwerk zu bilden. Diese Art der Dekonstruktion und Dekontextualisierung ohne die Ebene Musik ist also durchaus spannend – „Shall We Take A Trip?“ macht allerdings noch mehr. „Shall We Take A Trip?“ ist das Produkt der Zusammenführung von 21 Popsongs, die unterschiedlichen Genres und Jahrzehnten entstammen. 11 dieser 21 Songs sind durch Textauszüge vertreten, die anderen 10 machen das, was auch ihre ursprüngliche Bestimmung ist: Musik. Was diese 21 Trackfragmente eint, ist ihr Oberthema: Drogen. Beziehungsweise: Durch den neuen Kontext, den „Shall We Take A Trip?“ ihnen bietet, wird ihr Oberthema „Drogen“. Hier zunächst einmal eine Auflistung aller verwendeten Songs, die Dauer der ihnen entnommenen Fragmente inklusive ihrer Position innerhalb von „Shall We Take A Trip?“, die Art der Verwendung (textlich oder musikalisch),das Erscheinungsjahr des Originalsongs und die leicht angepassten, so gesprochenen Textpassagen: 00.00 - 00.34 TEXT FLOWERED UP – Weekender (1992) Right. Weekender, we're going out. You wash, blow dry your hair. New shoes, a new suit – oh, I say, you look so super, you're looking good. 00.34 - 00.52 MUSIK PRIMAL SCREAM – Loaded (1990) 00.41 - 00.55 TEXT SUEDE – Beautiful Ones (1996) Cracked up, stacked up, 22, psycho for sex and glue, lost it to Bostik, yeah. Shaved heads, rave heads on the pill – I got too much time to kill, I should get into bands and gangs. 00.55 - 01.15 MUSIK PANDA BEAR – Take Pills (2007) 01.06 - 01.18 TEXT JEFFERSON AIRPLANE – White Rabbit (1967) One pill makes you larger, one pill makes you small – and the ones that mother gives you don't do anything at all. 01.21 - 01.44 MUSIK HOLY FUCK – The Pulse (2005) 01.26 - 01.32 TEXT THE VELVET UNDERGROUND – Heroin (1967) 'Cause it makes me feel like I'm a man when I put a spike into my vein and I'm rushing on my run... 01.40 - 01.52 TEXT NORTHSIDE – Shall We Take A Trip (1991) Shall we... Shall we take a trip? Shall we take a trip down memory lane, head in the clouds into the acid rain? 01.52 - 03.11 MUSIK UNDERWORLD – Born Slippy (1995) 01.59 - 02.30 TEXT QUEENADREENA – Pretty Like Drugs (2002) The world is watching as I get undressed. 'Cause I'm pretty like drugs. And I load the gun. The world is watching as I fuck to applause. 'Cause... 'Cause I'm pretty like drugs! 02.41 - 02.56 TEXT BALLBOY – I Wonder If You're Drunk Enough To Sleep With Me Tonight (2004) Erm... I mean, I wonder if you're drunk enough to sleep with me tonight? Yeah? So... So just kiss like you mean it, this time. 03.06 - 03.51 TEXT PULP – Sorted For E's & Wizz (1995) At four o' clock the normal world seems very, very far away. I lost my friends and I dance alone, it's ... it's six o'clock, I wanna go home. But it's: “No way, not today.“ Makes you wonder what it meant. And... And this hollow feeling, it grows and grows and ... and you want to phone your mother and say, “Mother, I can never come home again 'cause I've seem to have left an important part of my brain somewhere, somewhere in a field in Hampshire.“ Oh, in the middle of the night, it feels alright but ... but then tomorrow morning, then you come down. Will I ever come down? 03.11 - 03.58 MUSIK CIRCLESQUARE – Dancers (2009) 04.44 - 05.00 MUSIK BAUHAUS – She's In Parties (1983) 04.48 - 04.54 TEXT XIU XIU – Dear God I Hate Myself (2010) Dear God, I hate myself. And I'll never be happy and I'll never feel normal. 04.58 - 05.26 TEXT JOY DIVISION – She's Lost Control (1980) Confusion in her eyes that says it all: She's lost control. And she, she, she screamed, kicking on her sides and said, “I've lost control again“ and ... and ... and walked upon the edge of no escape and laughed, “I've lost control. I've lost control.“ 05.00 - 05.28 MUSIK CABARET VOLTAIRE – Sly Doubt (1981) 05.22 - 05.56 MUSIK MY BLOODY VALENTINE – Glider (1990) 05.34 - 05.57 TEXT SLOWDIVE – Alison (1993) Listen close and don't be stoned (listen close and don't be stoned): I'll be here in the morning (I'll be here in the morning, I'll be here in the morning!) - 'cause i'm just floating. (Alison!) Alison. (Alison!) I said we're sinking. (Alison!) But she laughs and tells me it's just fine (Listen close and don't be stoned - Alison!), I guess she's out there somewhere (Alison!). All your talking and your pills (Alison, Alison!) - your messed up mind still thrills me. 05.57 - 06.38 MUSIK ÓLAFUR ARNALDS – 37:04 – 38:37 (2007) 06.23 - 06.25 MUSIK SPIRITUALIZED® – Ladies And Gentlemen We're Floating In Space (1997) Zurück zu dem, was diese unterschiedlichen Stücke zu einen scheint: Drogen. Natürlich klingt „Shall We Take A Trip?“ verdrogt, und natürlich dealen die meisten der oben aufgeführten Songs auch mit ebendiesem Thema. Allerdings: Gerade die Stücke, die die zweite Hälfte der Soundcollage ausmachen und somit das Kippen des Trips ins Albtraumhafte und den Absturz porträtieren – sie allesamt sind ausgehend von Text und Titel quasi clean (die Rede ist von CIRCLESQUARE – Dancers, BAUHAUS – She's In Parties, XIU XIU – Dear God I Hate Myself, JOY DIVISION – She's Lost Control, CABARET VOLTAIRE – Sly Doubt, MY BLOODY VALENTINE – Glider, ÓLAFUR ARNALDS – 37:04 – 38:37). Folglich wird hier zunächst dekonstruiert, indem nur ein gewisser Teil des Textes oder der Musik/des Songs verwendet wird, danach kommt die Dekontextualisierung, da das entnommene Fragment in den Umriss eines Drogenrausches gepresst wird – und schlussendlich findet eine Assimilation statt, denn der Part fügt sich nahtlos ein. Nahtlos heißt in diesem Fall: Er wird zu einem Splitter dieses berauschenden Kaleidoskops. Splitter, denn gerade Nahtstellen und Bruchstücke sind eigentlich kennzeichnend für „Shall We Take A Trip?“. Man muss sich „Shall We Take A Trip?“ wie eine mindestens einundzwanzigmal gekittete Vase vorstellen. Alles gehört zusammen, aber nichts ist perfekt – schließlich scheint die Hauptperson dies ja auch nicht zu sein. Einige Teile sind unverständlich, andere Teile scheinen zu fehlen, manches scheint zunächst gar an der falschen Stelle zu stehen, kurz: „Shall We Take A Trip?“ ist alles andere als eine strahlende Schönheit, entwickelt aber eine ganz eigene Anziehungskraft. Pretty like drugs. Wie schaffen es die einzelnen Teile nun, so homogen zu wirken – abgesehen von dem eben angesprochenen Bindeglied „Drogen“? Verbindung schafft nicht nur allein die logische, weil thematische Anbindung, sondern auch die Musik. Obwohl die Auflistung aller verwendeten Stücke zeigt, dass hier ein großer zeitlicher und musikalischer Rahmen abgedeckt wird: Textzitat und das das jeweilige Stück, welches dieses unterlegt, haben immer eine starke Bindung zueinander und der folgenden Passage. Aber der Reihe nach: „Shall We Take A Trip?“ beginnt mit einem Zitat aus FLOWERED UP – Weekender, auf welches Loaded von PRIMAL SCREAM folgt. Die beiden Lieder sind beide Anfang der Neunziger veröffentlicht worden, beide Lieder ähneln sich musikalisch, beide Lieder markieren einen Startpunkt: Den Beginn einer Nacht, in der ausgegangen wird. So started Loaded eigentlich mit einem Sample aus dem Film „The Wild Angels“ von 1966: „We want to be free. We want to be free to do what we want to do. And we want to get loaded. And we want to have a good time. And that's what we're going to do. We're gonna have a good time. We're gonna have a party.“ Dieses Filmzitat wird bei „Shall We Take A Trip?“ durch die ersten Zeilen von Weekender ersetzt – danach kickt Loaded rein. Loaded markiert neben dem Aufbruch in die Nacht noch einen zweiten, impliziten Neubeginn: Das Album Screamadelica, auf welchem Loaded zu finden ist, steht für den Beginn der Fusion von (Indie-)Rock und (Acid-)House. Auf Creation, einem Indiepop/Shoegaze-Label gesignt, stehen PRIMAL SCREAM stellvertretend für eine Offenheit von Gitarrenpop gegenüber Danceeinflüssen – und damit für den Beginn der Raveszene in Großbritannien. Somit gibt die Kombination aus FLOWERED UP und PRIMAL SCREAM einen möglichen zeitlichen und örtlichen Rahmen vor, der Assoziationen weckt: Sechs Jahre später als Loaded, also 1996, erscheint SUEDES Beautiful Ones, welches musikalisch schon im Britpop zu verorten ist, sich aber textlich und im Videoclip optisch klar mit der Raveszene auseinander setzt: „Cracked up, stacked up, 22 / Psycho for sex and glue / Lost it to Bostik, yeah / Shaved heads, rave heads on the pill“ singt Brett Anderson, wie in „Shall We Take A Trip?“ zitiert. Ebenfalls 1996 erscheint Danny Boyles Film Trainspotting, der zwischen Britpop und Dance, Ausgehen und Kindstot, Heroin aufkochen und Cold Turkeys schwankt. Der Track Born Slippy von UNDERWORLD verdankt Trainspotting seine erneute Singleauskopplung und enorme Popularität. Weil dieser Track und dieser Film so untrennbar miteinander verknüpft sind und gemeinsam im popkulturellen Gedächtnis sowohl für das Hochgefühl durch Drogenkonsum als auch das desaströse Herunterkommen stehen, nimmt er eine zentrale Rolle in „Shall We Take A Trip?“ ein. Bevor jedoch das mit Born Slippy assoziierte Hoch einsetzen kann, muss konsumiert werden. Die Sprecherin in „Shall We Take A Trip?“ deutet mit dem leicht abgewandelten SUEDE-Zitat „I got too much time to kill, I should get into bands and gangs“ ihre Langeweile an: Durch die vorgenommene Textänderung - im Original heißt es „Shaved heads, rave heads on the pill / Got much time to kill / Get into bands and gangs“ - wird sie selbst zum „rave head“ und muss deshalb konsequenterweise Ecstasy einwerfen. Dazu setzt das drogenschwangere Take Pills von PANDA BEAR ein, in diesem Kontext zeitlos wirkende Psychedelika. Zeitlos, denn dass die Zeitspanne, die zwischen Take Pills und dem darüber gesprochenen Auszug aus White Rabbit (JEFFERSON AIRPLANE) liegt, schon exakt vierzig Jahre beträgt, fällt nicht auf. Dazu kommt, dass es sich bei White Rabbit um ein häufig und genreübergreifend gecovertes Stück handelt, das allein durch seine ständige Präsenz nicht zu altern scheint (Beispiele für neuere Coverversionen unterschiedlicher Stile und Dekaden: EMILIANA TORRINI – 1996, SLEATER-KINNEY – 2002, GRACE POTTER AND THE NOCTURNALS für den Alice in Wonderland-Soundtrack – 2010). Zudem verhindert natürlich das Thema, nämlich Drogenkonsum versteckt in Referenzen zu Alice im Wunderland, dass der Song antiquiert wirken kann – beides wird ständig popkulturell aufgegriffen. Ähnlich aktuell bleiben THE VELVET UNDERGROUND, werden sie doch übermäßig oft von anderen Bands zitiert oder als Referenz herangezogen. Dennoch scheinen THE VELVET UNDERGROUNDS Heroin und das darunter laufende The Pulse von HOLY FUCK zunächst wenig gemein zu haben: Heroin ist von 1967, The Pulse aus dem Jahr 2005. Dennoch: Sowohl THE VELVET UNDERGROUND als auch HOLY FUCK sind Bands, die eher experimentelle Musik machen und auch die Songstrukturen sind sich nicht gerade unähnlich. Heroin und The Pulse steigern sich beide in in einen Rausch hinein und beide vertonen auf überraschend ähnliche Weise das Pochen und Rasen des Blutes. NORTHSIDE markieren danach musikalisch einen Bruch, ist der Track Shall We Take A Trip doch eher in der Nähe von FLOWERED UP oder PRIMAL SCREAM zu verorten. Allerdings: Gerade frühe Tracks, die sich unter Indie-Dance, Madchester, Baggy oder wie auch immer man es nennen mag, einordnen lassen, zeigen deutlich einen psychedelischen und gerade auch experimentellen Einschlag. So fügt sich auch dieser Track äußerst passend ein. Während der Textpassage „Shall we... Shall we take a trip? Shall we take a trip down memory lane, head in the clouds into the acid rain?“ bricht Take Pills im Hintergrund ab, einige Sekunden lang hört man nichts außer der Sprecherin, die zu einem Trip verführt – nur um auch diese zunächst klar zu verstehende Aussage in kreischendem Feedback enden zu lassen, wie fast alle Sprechpassagen zuvor. Dennoch: Hiermit neigt sich die ruhige, psychedelische Phase ihrem Ende. Denn nach dem Kreischen setzt das eben schon angesprochene Born Slippy ein und erscheint in diesem Kontext wie ein Sonnenstrahl. Der Sonnenstrahl, das ist hier der Kick, der einsetzt. Und so passt auch Pretty Like Drugs von QUEENADREENA dazu: Der im Original aggressiv herausgebrüllte Text wird durch die leicht ungläubige, zurückgelehnte und dennoch sexuell aufgeladene Sprechweise zum Ausdruck der Realisation des drogeninduzierten Hochgefühls und dem damit verbundenen Sinken der Hemmschwelle. I Wonder If You're Drunk Enough To Sleep With Me Tonight von BALLBOY, welchem das nächste Zitat entstammt, ist ein Indiepop-Song, also ein erneuter „Genre-Clash“. Trotzdem passen die leicht erweiterten und neu zusammengefügten Songzeilen durch ihre beiläufige und – wenn auch angetrunkene – Alltäglichkeit in nahezu jede musikalische Umgebung. Alltägliches unterhaltsam erzählen – das tut die britische Band PULP in nahezu jedem Song. Meist sind diese Geschichten augenzwinkernd angelehnt an den kitchen sink realism der späten Fünfziger und frühen Sechziger, Sorted For E's & Wizz jedoch rekapituliert einen „free rave“, veranstaltet 1991 vom SPIRAL TRIBE-SOUNDSYSTEM bei Liphook, einem Dorf in Hampshire. Die Schilderung der Gefühlswelt beim Ausgehen, die Euphorie und die Ernüchterung, das beinahe Zwanghafte – hier ähneln sich Sorted For E's & Wizz und Weekender. Mit dem gewählten Ausschnitt von Sorted For E's & Wizz setzt langsam die Ernüchterung ein, der Trip lässt nach. Untermalt wird diese Passage von CIRCLESQUARE – Dancers, musikalisch komplett anders als PULP. Allerdings eben nicht anders als das das, was PULP besingen. Der monotone Grundton von Dancers und das nicht allzu ekstatisch vorgetragene „Now that everybody started to dance / Now we all dance“ scheint in Kombination mit dem Auszug aus Sorted For E's & Wizz genau die Perspektive des zwar noch automatisch mittanzenden, aber geistig schon leicht entfernten Beobachters wiederzuspiegeln. Diese zunächst noch absurderweise beruhigend scheinende Entfremdung mit dem Geschehen kommt jedoch zu einem abrupten Schlusspunkt: Feedback, jetzt eher erinnernd an die Warnsignale lebenserhaltender Maschinen aus dem Krankenhaus, reißen aus der leichten Lethargie, die vorher schon durchscheinende Verzweiflung scheint sich ihren Weg nach oben gebahnt zu haben. Die bisherigen Geschehnisse des Abends brechen auf Hauptperson und Hörer ein, Ohnmacht, Gedächtnisverlust, zuviele Drogen, zuviel Alkohol: „Shall We Take A Trip?“ läuft nun rückwärts, spult zurück bis zum Start des Drogenkonsums, bis zu Take Pills. Die Welt dreht sich, allerdings nicht gleichmäßig, sondern mit sich stetig veränderndem Tempo. Die Ereignisse der letzten Minuten (oder Stunden?) ziehen unglaublich schnell vorbei, die kurze Phase der Euphorie (Pretty Like Drugs) scheint sich unangenehm zu ziehen, kurze Sequenzen des quälend langsamen, ebenfalls rückwärts laufenden Born Slippy legen sich über den Moment der HeroinInjektion, bevor das erneute Feedback den Horror beendet. Den Horror beendet? Das XIU XIU-Zitat „Dear God, I hate myself“ deutet eher an, dass der wahre Horror jetzt erst beginnt. Die Welt dreht sich wieder in normalem Tempo, vermeintlich klares Denken setzt ein – allerdings durchzogen durch Selbsthass und Selbstzweifeln, dazu läuft BAUHAUS – She's In Parties. Zunächst werden hier Verhalten, Ängste und Nöte der Hauptperson, die mit der Umgebung „Party“ so gar nicht eins zu sein scheinen, perfekt gedoppelt von der düsteren Musik und der – wenn auch in „Shall We Take A Trip?“ nicht zu hörenden düsteren Stimme, die ebenso konträr dazu zu stehen scheint, über „parties“ zu singen. Zudem befasst sich She's In Parties mit zur Schau gestellten Fassaden, täuschenden Filmsets und blasenartigen Realitäten eines Filmsternchens. Insgesamt verdeutlicht die Kombination von XIU XIU und BAUHAUS also sehr gut den Zusammenbruch der Hauptperson, ihre vertuschte Perspektivloigkeit, ihre verdrängten Grundängste. Genau dort setzt auch She's Lost Control von JOY DIVISION an. Das Auseinandersetzen mit negativen Gefühlen unter Drogeneinfluss und der somit schnell entstehende Eindruck von komplettem Kontrollverlust wird begleitet von Sly Doubt (CABARET VOLTAIRE). Sly Doubt, ein Piepsen und Fiepsen, welches Bilder von Maschinen und Kontrolle aufdrängt – das genaue Gegenteil dessen, was die Hauptperson durchleidet. Doch klingen die digitalen Töne in Sly Doubt wirklich kontrolliert? Nein. Eher nach einer Maschinerie, die außer Kontrolle geraten ist und nun unkontrolliert die Kontrolle an sich zu reißen versucht. Dazu mischt sich Glider (MY BLOODY VALENTINE), und spätestens jetzt klingt es nach Gedanken, die so beängstigend sind, dass sie den Schädelknochen durchbohren können, Gedanken, die physisch durch Schmerz erfahrbar werden. Durch diesen Geräuschnebel dringt schließlich der Text von SLOWDIVE – Alison. Die Dopplung der Stimme lässt zum ersten mal eine Art Dialog entstehen: Auf der einen Seite die erschreckte Frage nach „Alison“, die darin scheitert, beruhigend zu wirken, auf der anderen Seite die in Lethargie und komplette Aufgabe umgeschlagene Panik. Und wie aus dem Nichts wird die Stimme mit einem Mal klar und fast so verführerisch, als sei sie pretty like drugs: „Your messed up mind still thrills me.“ Die befreiende Explosion von 37:04 – 38:37 (ÓLAFUR ARNALDS) unterstreicht diesen überraschenden Wechsel, wischt die Lethargie fort – ein Aufatmen. Doch dann: „Ladies and gentlemen, we're floating in space“, ein Sample aus dem gleichnamigen Song von SPIRITUALIZED®, zerstört die Illusion, dass die Hauptperson aus ihrem Horrortrip ausgebrochen ist, sogar die Ruhe, mit der die Stimme im Sample spricht, scheint trügerisch. War die Explosion gar nicht das „Klarkommen“, sondern vielmehr das Steigern in weitaus extremere Gedankenzustände? „Shall We Take A Trip?“ verschließt sich einer exakten Deutung. Sicher ist nur, dass das Fragmentarische, Episodenhafte den Eindruck eines Trips mit all seinen Facetten eindrücklich wiedergibt. Nicht sicher ist, was hier Realität ist und was nicht, welche Dinge sich nur im Kopf der Hauptperson abspielen – oder ob überhaupt etwas vom Erlebten außerhalb ihrer Gedanken existiert. Die Homogenität von „Shall We Take A Trip?“ und die vermeintlich klare Chronologie impliziert zunächst eine einmalige, mit dem Ende der Soundcollage abgeschlossene Handlung. Andererseits: Sprechen nicht gerade das sich Deutungen entziehende Ende und die scheinbar schon bekannten Selbstzweifel für eine Wiederholbarkeit des Ganzen? Und ist „Ladies and Gentlemen, we're floating in space“ nicht sogar ein versöhnlicher Abschluss, einer, den die Hauptperson an jedem Wochenende als tröstlich erfährt? Oder: Gibt es überhaupt eine Hauptperson? Lässt das Collagenartige nicht auch die Möglichkeit zu, dass hier die Erlebnisse verschiedenster Personen zusammenkommen und somit keine sehr persönlichen Erlebnisse und Ängste verarbeitet werden, sondern eine Momentaufnahme kurze Einblicke erlaubt? Sicherlich. Denn „Shall We Take A Trip?“ ist vor allem auch ein Lebensgefühl, getragen von Euphorie und Verzweiflung, von der gefühlten Notwendigkeit der Selbstzerstörung für den einen Glücksmoment – nämlich den, wenn der Bass einsetzt.