„Die Welt kocht“ ist mehr als ein Kochbuch.
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„Die Welt kocht“ ist mehr als ein Kochbuch.
DIE WELT KOCHT REZEPTE VON FLÜCHTLINGEN DIE WELT KOCHT REZEPTE VON FLÜCHTLINGEN Wir danken Ravana aus Aserbaidschan und Shakeela aus Pakistan sowie der Kochgruppe in Harsewinkel stellvertretend für alle Köchinnen und Köche für ihre Gastfreundschaft. Die jeweiligen Ländergruppen von Amnesty International boten uns kompetente Unterstützung für die Zusammenstellung der Hintergrundinformationen. Besonderer Dank gilt Andreas Schwantner von der Fachkommission Asyl, Amnesty International, für den fachlichen Rat bei dieser Neuauflage. Der Erlös aus dem Verkauf des Kochbuchs ist für die Asylarbeit von Amnesty International bestimmt. INHALT / 5 Inhalt 8-14Vorweg 15 Zahlen zu Asyl 2013 16-23 Recht auf Asyl 46-5 Palästinensische Autonomiegebiete 51 Falafel 52 Humus, Mujadara 53 Köfte, Nudel-Reis-Mischung 54 Tabouleh, Corchorus 55 Arabischer Kaffee 24-25 Übersicht der Länder 26-33Roma 31 Gefüllte Paprika 32 Peperoni Gulasch 34-4 Türkei 39 Yaprak Dolmasi 40 Tavuk, Mercimek Corbasi 41 Dolmali Köfte 42Pide 43 Börek 44Kirsir 56-65Syrien 61 Babaganoush, Tarator 62Kaldum 63Qatayif 64 Raiba, Ma‘amoul 65 Klitscha 66-73Aserbaidschan 71 Schabalid Govurma 72 Safranreis, Fisinjan 73 Aserbaidschanischer Cay, Gyl 6 / INHALT 74-85Iran 79 Polo Sefit 80 Mirza Ghasemi, Polo Abkesch 81 Joghurtsoße, Bademjan 82 Estamboli Polo 83 Keschmesch Polo, Supe Morgh 84 Ghorme Sabsi, Kuku Sabsi 85 Lubia Khoresht, Borani 86-9urden 91Tirsik 92 Fasoli 94-105 Afghanistan 101 Borani Bademjan 102 Quabili 103Karaji 104 Banjan Borani 105 Dal Korma 106-115 Pakistan 111Kheer 112 Bombay Biryani 113 Joghurtsoße als Chutney, Basmatireis 114 Okra-Schoten 115 Paratha 116-125 Bangladesch 121Katla 122 Roti 123 Egg Fried Rice, Champignon-Vali 124 Mixed Vegetable Curry 125 Dal Curry, Lachi/Lassi 126-13 Myanmar 133Kazanhinga 134 Ohn Nho Khou Sue 136-147 143 144 145 146 147 Sri Lanka Rote Linsen, Weißkohlgemüse Rote Bete Gemüse Schweinefleischcurry Rolls Fischfrikadellen INHALT / 7 148-157 153 154 155 156 157 Eritrea Birsen, Kartoffel-Kohl-Pfanne Zigni Bebere Sitarameme, Alitscha Deita Himbasha 158-165 Ruanda 163 Ibishyimbo n’Ibijumba, Amashaza mu gitoke 164Igisafuriya 165 Bananencreme 166-173 171 172 173 Ghana Jollof-Reis mit Fleisch oder Fisch Fufu „with light sauce“ Scharfe Pfeffersoße 174-18 179 180 181 182 Marokko Harira Kefta mit Ei Couscous Rosenwassersirup, Mandelmilch 184-191 Paraguay 189 Empanadas 190 Sopa Paraguaya 191Maiskuchen 192-19 Guatemala 197 Horchata 198 Knoblauchbutter 2 00-207 205 206 207 Mexiko Guacamole al chipotles, Ensalada de frutas Sopa de frijoles negros Mais-Tortillas 2 08-213 Literatur 214-215 Asylgruppen von Amnesty International Türkei TÜRKEI / 35 Die Republik Türkei wurde im Jahr 1923 nach der Auflösung des Osmanischen Reichs von Mustafa Kemal gegründet. Heute leben in der Türkei ca. 73 Mio. Menschen, von denen die meisten muslimischen Glaubens sind. Der amtierende Regierungschef Recep Tayyip Erdoğan ist seit den Parlamentswahlen 2003 an der Macht. Ihm werden der Versuch einer zunehmenden Islamisierung des Landes und ein besonders hartes Vorgehen gegen die Bevölkerung bei den Demonstrationen im Juni 2013 vorgeworfen. BLICK IN DIE GESCHICHTE Mustafa Kemal, der sich selbst den Ehrentitel „Atatürk“ (dt.: Vater aller Türken) verlieh, verfolgte nach Gründung der Republik 1923 eine Politik, die sich am westlichen Europa und den USA orientierte und zum Beispiel Staat und Religion strikt trennte. Diese Reformen setzte er in einem autoritären Regierungsstil durch, indem Oppositionsparteien und Gewerkschaften verboten und ein kurdischer Aufstand 1925 brutal niedergeschlagen wurden. Dennoch genießt Atatürk in der türkischen Bevölkerung bis heute großes Ansehen und Respekt. LÄNDERINFO TÜRKEI Amtliche Bezeichnung: Republik Türkei Hauptstadt: Ankara Einwohner: 73,6 Mio. Fläche: 814.578 km² Lebenserwartung: 74 Jahre Kindersterblichkeit: 20,3 pro 1.000 Lebendgeburten Alphabetisierungsrate: 90,8% Religionszugehörigkeiten: Muslime (99%), Christen (0,2%), Juden (0,4%) Politisches System: Republik/parlamentarische Demokratie Todesstrafe: für alle Straftaten abgeschafft Menschenrechtsverletzungen: Misshandlungen und Folter in öffentlichen Gefängnissen, Straflosigkeit bei Staatsbediensteten, Gewalt der Polizei, Diskriminierung und Gewalt gegen Frauen, unfaire Gerichtsverfahren u.a. aktuelle Konflikte: Proteste in der Bevölkerung gegen die Regierung (Gezi-Park) Bulgarien Georgien Armenien Türkei DIE MACHT DES MILITÄRS Griechenland Die Jahre 1960, 1971 und 1980 waren von Militärputschen geprägt, die mit zahlreichen Menschenrechtsverletzungen einen grausamen < Istanbul: Blick auf den Stadtteil Beyoglu Iran Syrien Irak 36 / TÜRKEI Erdoğan verabschiedete mit Blick auf einen möglichen EU-Beitritt mehrere Demokratiepakete. Von seinen Kritikern wird ihm dennoch eine schleichende Islamisierung des Landes vorgeworfen. 2008 entging die AKP nur knapp einem Verbot durch das türkische Verfassungsgericht als „Zentrum anti-laizistischer Bewegungen“. PROTESTE IM GEZI-PARK Mittagsruhe Alltag schufen. Tausende von politischen Gefangenen wurden gefoltert und zum Tode verurteilt. Mit den Parlamentswahlen 1983 erlangte der „Anavatan Partisi“ (Mutterlandspartei) unter Ministerpräsident Özal die absolute Mehrheit und damit gelang die Rückkehr zu einer zivilen Demokratie. Der Einfluss des Militärs ist jedoch nach wie vor groß. Im Juni 2013 kam es zu heftigen Protesten gegen die Politik Erdoğans. Auslöser war der geplante Bau eines neuen, großen Einkaufszentrums auf dem Gelände des Gezi Parks. Wochenlang wurde in der gesamten Türkei gegen den autoritären Regierungsstil des Ministerpräsidenten demonstriert. Die Polizei ging mit äußerster Gewalt gegen die Demonstranten vor. Mindestens fünf Menschen starben, über 8.000 wurden verletzt. POLITIK DES PRÄSIDENTEN ERDOGAN KEIN RECHT AUF EINE EIGENE MEINUNG Obwohl die Türkei die Europäische Menschenrechtskonvention unterschrieben hat, verstößt der Staat systematisch gegen deren Einhaltung, zum Beispiel gibt es bis heute kein Recht auf Kriegsdienstverweigerung. Im Jahr 2002 wurde die Todesstrafe abgeschafft und der Gebrauch der kurdischen Sprache legalisiert. Kurz darauf wählte das Land Recep Tayyip Erdoğan, Mitglied der AKP („Partei für Gerechtigkeit und Fortschritt“), zu ihrem Ministerpräsidenten. Menschenrechtsorganisationen prangern immer wieder eine mangelnde Presse- und Meinungsfreiheit in der Türkei an. Besonders hart werden regierungskritische Journalisten verfolgt, wie z.B. in 2005, als es gegen den späteren Literatur-Nobelpreisträger Orhan Pamuk und den armenisch stämmigen Journalisten „Hrant Dink“ Prozesse wegen „Verunglimpfung des Türkentums“ gab. Dink wurde im Jahr 2007 TÜRKEI / 37 heute kaum über die regierungskritischen Proteste und Kundgebungen informiert. Unterwegs auf den Straßen Istanbuls auf offener Straße von einem minderjährigen Rechtsextremen erschossen. Amnesty International forderte wiederholt eine vollständige Aufklärung des Mordes, insbesondere wegen Vorwürfen gegenüber der Polizei, von dem geplanten Attentat gewusst zu haben. POLITISCHE WILLENSBILDUNG EINGESCHRÄNKT Unter besonderer Kritik von Amnesty International steht auch das Anti-Terrorgesetz der Türkei. Es werde zunehmend missbraucht „um politische Reden, kritische Schriften und Teilnahme an Demonstrationen zu verfolgen“, so Amke Dietert, Türkei-Expertin von Amnesty International. EIN NEUES DEMOKRATIEPAKET - EINE CHANCE? Die Presse berichtet nur sehr eingeschränkt. Von den öffentlichen Fernsehsendern wird bis Mit einem Demokratiepaket - verabschiedet im September 2013 - sollen die Rechte von Minderheiten und die Religionsfreiheit gestärkt werden. Es sieht u.a. die Aufhebung des Kopftuchverbots für Staatsbedienstete vor und ermöglicht den Unterricht der kurdischen Sprache an Privatschulen. Kritikern geht das Paket nicht weit genug und ob sich die Menschenrechtslage in der Türkei dadurch wirklich verbessert, bleibt fraglich. Beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte wurde 2012 die stattliche Anzahl von 16.900 Beschwerden gegen die Türkei eingereicht - nur aus Russland gab es mehr. Rezepte Türkei REZEPTE TÜRKEI / 39 YAPRAK DOLMASI mit ein bisschen Geduld 45 Min. M* Den Reis waschen. Ein Bund Petersilie ebenfalls waschen und kleinhacken. 3 Zwiebeln würfeln. Alles zusammen mit 2 Eiern, 300 g Rinderhack, 4 TL Salz und 1 großen Dose Tomatenmark mischen und mit Pfeffer würzen. 1 Paket Weinblätter (gibt es in Salzlake eingelegt zu kaufen) waschen. Dann mit der Mischung füllen: Etwa 2 gehäufte TL der Füllung in die Mitte eines Weinblattes legen. Mit einer Umdrehung einrollen, die Seiten nach innen klappen. Alles muss schön fest sein. Vorsichtig und dicht in einen Topf schichten. Mit Wasser auffüllen, sodass alles bedeckt ist. Das Ganze am besten mit einer Schüssel oder ähnlichem von oben beschweren, damit sich die Rollen nicht auflösen können. So lange kochen lassen, bis der Reis gar ist. *TIPP: Vegetarische Füllung: 400 g Reis, 1 Zwiebel, 1,5 EL Salça, 2 Knoblauchzehen, 1 TL Pfeffer, 1 Esslöffel Olivenöl, Salz, Zitronensaft TIPP: Nicht nur Weinblätter, sondern auch Auberginen und Paprika können damit gefüllt werden. < Istanbul: Anglerin auf der Galatabrücke 400 g Reis 1 Bund glatte Petersilie 3 Zwiebeln 2 Eier 300 Gehacktes vom Rind 1 große Dose Tomatenmark Salz Pfeffer 1 Päckchen Weinblätter 40 / REZEPTE TÜRKEI TAVUK 4 große Kartoffeln 2 Hähnchen 2 Paprika (grün) 4 Tomaten Margarine (zum Einfetten/ Fetten) Salz, Pfeffer Paprika Ketchup Knusperspaß 1,5 Std. Die Kartoffeln schälen und in dünne Streifen schneiden, ein Backblech mit Margarine einfetten, Kartoffeln darauf verteilen. Mit Salz, Paprika und Pfeffer würzen. 2 Hähnchen säubern, in kleine Teile zerlegen. Diese in Ketchup wälzen und auf die Kartoffeln legen. 2 grüne Paprikaschoten und 3-4 Tomaten würfeln und beides auf dem Backblech verteilen. Nochmals mit Salz und Paprika würzen. Margarine in Flöckchen oben draufgeben. Dann bei 180200 °C eine Stunde im Backofen braten. MERCIMEK CORBASI (DIE AUSSPRACHE IST: MERDSCHIMEK DSCHORBASI) 750 g rote Linsen Salz Pfeffer Margarine M einfach gut 30 Min. 750 g rote Linsen verlesen und waschen. In 3 Liter Wasser kochen. Immer wieder den sich bildenden Schaum abschöpfen. Kochen lassen, bis die Linsen völlig weich sind. Mit Salz, Pfeffer und 2-3 EL Margarine abschmecken. REZEPTE TÜRKEI / 41 DOLMALI KÖFTE Beitrag für‘s Buffet 45-50 Min. Die Zwiebeln und die grüne Paprika klein schneiden und in Margarine anbraten. 500 g Rindergehacktes dazugeben und durchbraten lassen. Eine kleine Dose Tomatenmark, Salz und Pfeffer hinzufügen. Mit einer halben Tasse Wasser ablöschen und 5 Minuten kochen lassen. Das ergibt die Füllung. Den Bulgur, das Rindergehacktes und eine weitere kleine Dose Tomatenmark, Salz, 1 TL Pfeffer und Eiern mischen, lange kneten. Je 1 kleine Tasse Wasser und Mehl dazugeben. Nochmals durchkneten. Jetzt Kugeln mit ca. 7 cm Durchmesser daraus formen: In das Innere kommt ein Teil der Füllung, als Kugeln mit einem Durchmesser von ca. 4 cm, ringsherum eine Schicht aus der Bulgur-Mischung. Diese Kugeln in Wasser einmal aufkochen lassen, bis sie an die Oberfläche steigen. Danach in einer Pfanne in Öl von allen Seiten anbraten. 5 Zwiebeln 1 Paprika (grün) Margarine 600 g Gehacktes vom Rind 2 kleine oder 1 große Dose Tomatenmark 200 g Mehl 1 kg Bulgur (Weizenschrot) 3 Eier Salz Pfeffer Öl für die Pfanne REZEPTE VON FLÜCHTLINGEN Kochen für die Menschenrechte: Durch die wöchentliche Beratungsarbeit lernten die Mitglieder der Amnesty Asylgruppe in Münster viele Asylsuchende kennen. Der Begleitung im Asylverfahren folgten Einladungen zum Essen - so konnte das Amnesty-Team viele Gerichte aus den Herkunftsländern kennenlernen. Während des gemeinsamen Kochens schauten sie über die Schulter, schrieben mit und teilen den internationalen, kulinarischen Reichtum gern mit allen Kochbegeisterten. „Die Welt kocht“ ist mehr als ein Kochbuch. Die über 90 Rezepte - nach den Herkunftsregionen der Flüchtlinge gegliedert - sind angereichert mit Hintergrundinformationen zur Menschenrechtslage im jeweiligen Land und Wissenswertem zum Thema Asyl und Flüchtlinge in Deutschland. AMNESTY INTERNATIONAL Sektion der Bundesrepublik Deutschland e. V. Postfach 58 01 61 . 10411 Berlin T: +49 30 420248-0 . F: +49 30 420248-321 E: info@amnesty.de . W: www.amnesty.de SPENDENKONTO Bank für Sozialwirtschaft IBAN: DE 233 702050 0000 8090100 (Konto-Nr.: 80 90 100) BIC: BFS WDE 33 XXX (BLZ: 370 205 00)