EHRLICH Vincent Van Duysen BODENSTÄNDIG Zu
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EHRLICH Vincent Van Duysen BODENSTÄNDIG Zu
DER TAGESSPIEGEL FREITAG, 12. NOVEMBER 2010 / 20 796 WOHNEN MÖBEL, LICHT, DESIGN BODENSTÄNDIG Zu Besuch bei Alessi EHRLICH Vincent Van Duysen DIE GANZE WELT DES WOHNENS. www.hoeffner.de 1) 2) 1) Weitere Erläuterungen finden Sie unter www.hoeffner.de 1) Weitere Erläuterungen finden Sie unter www.hoeffner.de www.hoeffner.de 2) Die Inhaberfamilie von Möbel Höffner hat eine lange Möbeltradition. 1910 begann Schreinermeister Wilhelm Krieger seine unternehmerische Tätigkeit. Wohnen _ Tagesspiegel _ 12. November 2010 _ 3 Inhalt 10 Design-Chamäleon 19 Die Küche wird wieder Zentrum des Geschehens, die Trennung zwischen Kochen und Wohnen wird wieder aufgehoben. Jaime Hayón ist der spanische Shootingstar des Produktdesigns – unkonventionell und vielseitig. „Meine besten Einfälle hatte ich im Hinterzimmer ganz bodenständiger Kneipen in Barcelona, während um mich getrunken und Fußball geschaut wurde“, verrät er in Berlin im Gespräch Mad Men 20 Gesteckt 24 Emotion 26 Die sechziger Jahre sind zurück – suggeriert zumindest die Kultserie „Mad Men“. Viele Designer lassen sich vom Zeitgeist inspirieren Der Traum aller Menschen mit zwei linken Händen oder anderen Begabungen: Wenn schon Möbel Marke Eigenbau, dann bitte ohne Werkzeuge und damit ohne Verletzungsgefahr. Einige Designer haben es sich zum Prinzip gemacht, pfiffige Möbel einfach nur zusammenzustecken Arik Lévy ist einer der gefragtesten Designer. Es geht das Gerücht, dass er in Interviews lieber über Liebe spricht als über Produkte Leinen los zum Kochen: Marecucina von Alno. Jaime Hayón Fotos: Alno; Jaime Hayón; Oliver Conrad; Kai-Uwe Heinrich Küche Gesteckt. Detail des Regalsystems von Oliver Conrad Vielfalt ist Trumpf IMPRESSUM Redaktion: Rolf Brockschmidt Artdirektion: Simone Kitzinger, Bettina Seuffert Herstellung: Thomas Wurster Produktion: Detlev Jackschenties Anzeigen: Jens Robotta Verlag Der Tagesspiegel GmbH Postanschrift: 10963 Berlin Telefon: (030) 29021-0 Titelfoto: ImageDesk.be / Wouter Van Vooren von ROLF BROCKSCHMIDT Die Möbelbranche ruft gerne Trends aus, das gehört zum Geschäft. Lange hielt sich der Trend des „Cocooning“ – die Welt ist schlecht, also machen wir es uns zu Hause gemütlich. Ein Trend, der den Möbelabsatz fördert – daher gibt es ihn immer noch, nur heißt er jetzt anders: „Homing“. Es scheint ein natürliches Bedürfnis nach Schubladen zu bestehen, da die sich Menschen in einer immer unübersichtlicheren Welt nach Ordnung und Übersicht sehnen. Das ist sogar verständlich. Mit diesem zweiten Wohnmagazin des Tagesspiegels versuchen wir nicht, den Trend aufzuspüren, sondern die Vielfalt der Welt des Designs zu zeigen – die immer bunter und vielfältiger wird und immer wieder Überaschungen parat hält. Warum auch nicht? Zudem es immer wieder Designer gibt, die sich dagegen wehren, in eine Schublade gesteckt zu werden. Wir stellen einige von ihnen in dieser Beilage vor. Darunter sind vielleicht auch Namen, die hier noch nicht so bekannt sind. Aber das ist ja gerade das Reizvolle. Interessant sind auch die stets neuen und bewundernswerten Versuche, scheinbar klassischen Themen wie Sofa oder Regal stets Neues abzugewinnen. Fast hat man den Eindruck, als würden Möbel zum Stecken zunehmen, aber das ist kein Trend – siehe oben – , sondern nur eine Beobachtung. Lassen Sie sich von der Vielfalt überraschen. Fotos: Eastpak, Esprit, Diesel Wohnen _ Tagesspiegel _ 12. November 2010 _ 4 Ton in Ton Die Mode gibt zunehmend Trends vor, die die Inneneinrichter übernehmen. Mehr noch – die Modelabels vertrauen auf die Kraft der Marke und lancieren ihre eigene Home-Collection. Und im Markenhotel trifft dann alles aufeinander von JUDITH JENNER In der Mode ist es klar, wofür eine Jeans steht: Ihr Träger ist frei, ein bisschen unkonventionell und hat dank des Kleidungsstücks eine sexy geformte Silhouette. Wäre diese eine Jeans eine Lampe, wie würde sie dann aussehen? Die Antwort hat Diesel-Chef Renzo Rosso im vergangenen Jahr in Mailand gegeben. Während der dortigen Möbel- und Designmesse stellte er die erste Home-Kollektion des italienischen Modekonzerns vor. Zusammen mit Moroso, bekannt als Hersteller vonSofasund Sesselnvon Designernwie PatriciaUrquiolaoderRon Arad, unddemLeuchtenhersteller Foscarini stellte er die Wohnlandschaft zur Hose vor: Bettwäsche mit Jeansprint, eine ironische Neuinterpretation des Chesterfieldsofas mit seitlich überhängendem Stoffbezug, Kissen mit Nietenmuster, Tische und Stühle mit Bluejeans-Waschung und Leuchten im Industrielook. In Sachen Home-Kollektion folgt Dieselanderengroßen Modemarken: Sowohl im günstigen Segment bei Zara und H&M als auch in hochpreisigen Sphären von HermèsundVersace gibtesinzwischen die Möbel und Wohnaccessoires passend zur Kleidung. Als Grundfürdiesen Boomsieht TrendforscherPeter Wippermann vom Trendbüro Hamburg den Umstand, dass die Interior–Welt insgesamt modischer geworden sei. „Die Mode gibt Trends vor, die dann nach und nach auch ins Interiordesign durchsickern“, sagt er. Ablesbar sei das zum Beispiel an dem Stilwandel Ende der neunziger, beziehungsweise Anfang der Nullerjahre gewesen. „Damals war sowohl die Modealsauch dasInterieursehr puristisch.Gerade Formen, viel Weiß und andere klare Töne bestimmten die Kollektionen. Als die Mode wieder verspielter wurde, setzte sich das auch imMöbeldesigndurch. Plötzlichsahmanüberall Ornamente“, sagt er. Zudem strahlt der Glanz der Modemarken auf die Home-Kollektionen ab. „Das Markenbewusstsein in der Mode ist größer als im Interior“, sagt Peter Wippermann. „Davon profitieren die Home-Kollektionen.“ DieModeistschnelllebigeralsdie Möbelindustrie. Während auf den Laufstegen jedes Jahr mindestenseineWinter- und eineSommerkollektion gezeigt werden, bringen selbst die großen Möbelfirmen zu den wichtigen Messen in Köln und Mailand meist nicht mehr als ein Duzend neuer Stücke auf den Markt. Viele davon sind Prototypen, die je nachdem, wie die Resonanz der Fachbesucher ist, in Produktion gehen oder auch nicht. Weniger aufwendig als der Entwurf und die Herstellung eines Sofas oder Betts ist die Produktion von Wohnaccessoires. „Kerzen sind ein guter Indikator dafür, wo die Reise im Interiordesign hingeht“, sagt Peter Wippermann. Ihre Farben und Muster findet man später auf Sofabezügen und Kissen. Für ihn als Trendforscher habe die Mode eine Vorreiterrolle, aber auch Subkulturen wie die Grafitti-Szene seien Indikatoren für neue Farbtrends. Auch personell ist die Grenze zwischen Mode- und Möbelszene inzwischen fließend. Der belgische Künstler, Designer und Architekt Arne Quinze betreibt das Möbellabel Quinze & Milan, das Möbel aus Hartschaumstoff in der Form von Bauklötzen herstellt. Doch das ist längst nicht der einzige Job des umtriebigen Künstlers: Neben riesigen Installationen entwarf er auch Turnschuhe für die japanische Marke Onitsuka Tiger. 2010 koope- Weniger aufwendig als Entwurf und Herstellung eines Sofas ist die Produktion von Wohnaccessoires rierte er mit der Rucksackfirma Eastpak und stellte mit ihr unter dem Motto „Built To Resi(s)t“ ein extrem strapazierfähiges Sofa mit vielen praktischen Taschen her. Daran lassen sich zum Beispiel Bücher, Magazine, Fernbedienungen, der Laptop oder iPod verstauen. An der Spezial-Edition arbeiteten die Kreativ-Teams beider Firmen zusammen und vereinten ihr fachliches Knowhow und ihre gestalterischen Erfahrungen. Auch Design-Ikone Philippe Starck tobte sich modisch aus, obwohl er einmal schwor: „Ich werde nie idiotisch genug sein, um Mode zu machen“. Sein Kunstoffstuhl „Mademoiselle“ aus dem Jahr 2004 von Kartell wird abwechselnd in neue Kleider gesteckt, sprich mit neuen Stoffen bezogen, seien es bunte Blumenprints und Zeichnungen von Franco Moschino oder psychodelische Hippie-Muster von Missoni. Ebenso gradlinig wie seine Möbel ist auch seine „für intelligente Menschen gemachte“ Kollektion „Starck With Ballantyne“ aus ökologischer Kashmere-Wolle. Die hält der Designer allerdings für ebenso zeitlos wie seine Möbel – und damit ganz und gar nicht für modisch. Offenbar ist ihm der schnelllebige Fashion-Zirkus zuwider. Auch für Puma hat der Designer Schuhe entworfen. Der Name Starck ist eben eine Marke, mit der sich vieles verkaufen lässt. Auch anders herum probieren sich alte Mode-Hasen gerne mal an Interior aus. Jean Paul Gaultier hat sich nach dem Ende seiner Arbeit als Chefdesigner für Hermès nach neuen Ufern umgesehen. Für die französische Marke Roche Bobois entwarf er einen Sessel auf Rollen, ein maritim gestreiftes oder mit bunten Prints versehenes Sofa und Kofferschränke. Seit wenigen Wochen sind sie in den Läden. Gegenüber der „New York Post“ sagte der Erfinder von Madonnas provokanten Bühnenoutfits: „Für mich geht es im Leben immer darum, sich auszudrücken, sei es am Körper oder im Haus.“ Das Modehaus Maison Martin Margiela ließ die Besucher auf der Mailänder Messe etwas ratlos mit seinen schneeweißen Raum-Interpretationen zurück. Sie glichen eher einer Kunst-Installation. Konkret gestaltete das Label des belgischen Designers zusammen mit Cerruti Baleri einen thronartigen Sessel und ein Sofa, eingehüllt in weißen Canvas. Deutlich bodenständiger sind die Interior-Lösungen von Esprit. Seit Jahren erweitert die Firma ständig ihr Bad-Programm, hat aber auch Bettwäsche, Vasen oder Teppiche im Portfolio. Dabei wird nicht mit Farben gespart: Bordeauxrote Rollcontainer treffen auf grüne Wandschränke, wenn der Verbraucher es so möchte. Auch der Stil-Mix ist eine Sache, die sich das Interiordesign von der Mode abgeguckt hat. „Selbst im Bad-Design werden die Kollektionen objekthafter“, meint Peter Wippermann. Das bedeutet: Einzelne Elemente lassen sich frei kombinieren und müssen nicht als Set gekauft werden. Beflügelt von dem stetenErfolg seinerBadserien möchteEspritdemnächst eine eigene Küche lancieren. Der Trend zur Nachhaltigkeit, die Wiederentdeckung von Holz und rohen, kaum bearbeiteten Materialien, die sich in den letzten Jahren vollzieht, verläuft parallel auch in der Mode ab. Dort drückt sich der Wunsch nach Imperfektion und Selbermachen in kuscheligem Strick und groben Texturen aus. Die belgische Firma Casalis hat diese Stoffe in ihre Kollektion geholt und bezieht ihre Möbel wie das Sitzkissen "Bonnet" mit gestrickten Hüllen. Sie strahlen dank des flauschigen Bezugs die Gemütlichkeit eines Abends auf dem Sofa in warmen Wollsocken aus. Wie weit der Feldzug der Modemarken geht, zeigt die Eröffnung von Hotels, die Versace oder Armani in allen Ecken der Welt eröffnen. Dort schlafen die Gäste in von den Modedesignern gestalteten Zimmern und speisen in von ihnen designten Restaurants. Vom Teppich bis zur Tapete spiegeln die Räume die Markenphilosophie wieder. Auch Diesel hat bereits eigene Häuser, zum Beispiel das coole Pelican Hotel in Miami Beach – das passende Hotel zur Hose. Rucksacksofa. Der belgische Designer ArnoQuinze mit dem Rucksackhersteller Eastpak das Sofa „Built to Resi(s)t“ kreiert. Esprit arbeitet mit dem Bademöbelhersteller Puris zusammen (Mitte). Das Diesel Kreativ-Team hat für Moroso den Tisch „Pylon Primic“ entworfen. Comfort ist … das Gefühl, Besonderes zu besitzen Stressless® Jazz und Stressless® Blues – zwei Namen, die nach Musik klingen und das Beste aus zwei Welten vereinen: prämiertes Design und höchsten Comfort! Für seine schlanke, elegante Stahlrohrkonstruktion und die patentierte Stressless® Technologie erwarb sich der Jazz bereits den höchsten norwegischen Designpreis. Jetzt können Sie unser Topmodell Stressless® Blues für sich entdecken. Nehmen Sie Platz und spüren Sie, wie der Sessel jeder Bewegung folgt. Beide Modelle sind eine zeitgemäße Ergänzung jedes Wohnraums. Genau wie die Musik sollte man sie live erleben! Stressless® Jazz Nur echt mit der Stressless® Marke! Nur bei Möbel Hübner: Europas größte Stressless®-Ausstellung Stressless® Blues Neu Drei Höhen Das Original Gleitsystem Patentiert Gestell + Funktion Schlaf-Funktion 10 Jahre Garantie Genthiner Straße 41, nahe Potsdamer Platz | 10785 Berlin | Tel.: 030 / 254 05-0 | www.moebel-huebner.de Wohnen _ Tagesspiegel _ 12. November 2010 _ 6 Schwungvoll Elegante Linienführung, Großzügigkeit und hohe Qualität – die neuen Sofas bestechen durch viele Charakteristika. Multifunktionaliätät und verborgene Funktionen werden bei hochwertigen Möbeln immer wichtiger – Ein Blick auf interessante Neuheiten von ROLF BROCKSCHMIDT Am Schwung kann man ihn erkennen, dieses elegant Fließende, die kühnen Rundungen und Kurven, puristisch und organisch in der Form, dafür steht Stefan Heiliger. Das Modell „Morena“ für Leolux ist ein wunderbares neues Besipiel für diese rasante Linienführung. Das Grundelement ist ein L, dessen Ecken und Kanten aber völlig abgerundet sind. Die Seitenwand des Sofas verläuft aber nicht senkrecht, sondern wechselt die Position. Erst ist sie leicht schräg nach außen gestellt und während die Sitzfläche in die Innenkurve geht, dreht sich die Seitenwand nach innen. Durch dieses Kippen der Seitenwand entsteht optisch ein enormer Schwung. Verstärkt wird er durch die Rückenlehne, die nach außen gewölbt ist, am langen Ende langsam ansteigt, um nach der Kurve am kurzen Ende des L etwas steiler abzufallen. Für sich genommen ein sehrschönesModell. WerdenPlatzunddas nö- Fotos: Leolux, Ligne Roset Dynamisch. Stefan Heiliger hat mit „Morena“ für Leolux vielleicht einen neuen Klassiker geschaffen, der durch einen kleinen schrägen Hocker ergänzt werden kann. „Nocturne“ (links) von Gabriele Assmann für das gleiche Label zeigt bei aller Strenge große Flexibilät. tige Kleingeld hat, kann diesen Schwung noch durch ein zweites, spiegelverkehrtes Sofa ergänzen. Mit einem Verbindungselement lässt sich daraus eine Wohnlandschaft kreieren, die durch einen windschiefen Hocker im Zentrum noch mehr Dynamik bekommt. Die Elemente gibt es mit Stoff- oder Lederbezug, man kann auch kombinieren und durch unterschiedliche Farbtöne für die einzelnen Elemente weitere Akzente setzen. Weitaus geradliniger und puristischer, aber auch bestechend in der Form kommt „Nocturne“ von Gabriele Assmann für Leolux daher. Schon die schiere Länge von 230 Zentimetern verleihen „Nocturne“ eine natürliche Eleganz, die dadurch unterstrichen wird, dass der Korpus des Sofas auf zwei langen Rohren quer zum Betrachter ruht. So zieht das Metallrohr einen feinen Strich unter das Ledersofa, dessen Polster links und rechts in der Breite asymmetrisch sind und einmal als Lehne fungieren, das andere Mal auf Sitzhöhe bleiben. Asymmetrisch sind auch die Nähte der Sitzflä- Inga Sempé stellt mit „Ruché“ (links) für Ligne Roset einen radikalen Entwurf vor, Noé Duchaufour-Lawrance definiert das orientalische Sitzkissen mit „Ottoman“ (Ligne Roset) neu. che und der beiden Rückenlehnen, die sich in sieben Positionen verstellen lassen, bis sie schließlich ganz nach unten geklappt ein Tagesbett ergeben, an dessen oberem Ende nun die Seitenlehne auf einmal recht klein wirkt. Einen ganz anderen Weg geht Inga Sempé, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, elegante Lösungen für den Alltag zu finden. „Ein Sofa zu entwickeln ist schwierig. Noch schwieriger ist es, eines für ein Unternehmen zu entwerfen, für das man bereits ein Sofa gemacht hat“, hat sie einmal gesagt. Für Ligne Roset hat sie nun in Köln auf der Möbelmesse ein recht ungewöhnliches Sofa präsentiert, das sofort auffällt, weil es schon auf den ersten Blick ganz anders aussieht als man sich landläufig ein Sofa vorstellt. Als hätte jemand beim Aufräumen eine Steppdecke über eine Holzbank geworfen, eine längs, eine quer, so lässt sich das Prinzip von „Ruché“ salopp beschreiben. Das Gestell besteht aus Buche natur, ruht auf vier schmalen Füßen, ein schlichtes Grundmuster. Maximal zwei Meter lang mit 45 Zentimetern Sitzhöhe. Der Clou ist der Überwurf, die Polsterung. In Längsrichtung legt sich eine abgesteppte, dicke Decke über die beiden Armlehnen und die Sitzfläche, sowie über die Rückenlehne. Die Steppstiche sind regelmäßig unregelmäßig, wodurch sich der Stoff ein wenig aufbläst und so eine Waffelstruktur ergibt, die wiederum mit Licht und Schatten spielt. Es gibt das Sofa als auch Méridienne mit eingeplanter Seitenablage, ein Teil der Als hätte jemand eine Steppdecke über eine Bank geworfen – das ist „Ruché“ von Inga Sempé Sitzbank bleibt blank. Hier kann man ein Tablett abstellen oder Bücher oder was auch immer. Der ungewöhnliche Eindruck entsteht durch das fast filigrane, geradlinige Gestell und den im Verhältnis dazu recht dicken Deckenüberwurf. Wenn Inga Sempé auffallen wollte, ist ihr das mit „Ruché“ gelungen. Ungewöhnlich ist auch das Sofa „Ottoman“ von Noé Duchaufour-Lawrance. Der Name deutet schon auf die orientalische Tradition, in der dieses Möbel steht. Duchaufour-Lawrance hat das klassiche orientalische Sitzkissen neu interpretiert und ein ungewöhnliches Objekt geschaffen, das es vom Ein- bis zum Dreisitzer gibt nebst passendem Hocker. Die Ziernähte und Absteppungen erinnern an Muster marokkanischer Kachelwände. Die leicht asymmetrische, runde Form wird durch eine tiefe Absteppung gekennzeichnet, die praktisch die Oberfläche in Sitzfläche und Lehne teilt,, die aber eigentlich vollkommen rund verlaufen. Im Innern besteht „Ottoman“ aus hoch- wertigem Schaumstoff in unterschiedlicher Stärke für Sitzfläche und Rückenlehne. Komfort und Bequemlichkeit wird auch bei Stressless groß geschrieben. Bekannt ist die norwegische Marke vor allem durch ihre Sessel, doch zwei neue Sofas, „E200“ und „E300“, verblüffen mit einer neuen, unsichtbaren Technik. „E200“ kommt als Dreisitzer klassisch kubisch daher, die drei Rückenkissen lockern das strenge Design auf. Wenn man sich aufdas Sofa setzt,kippt die Sitzfläche automatischnachuntenund stellt einebequeme Beinposition her. Der Clou ist ein im Querschnitt trapezförmiger Mechanismus, der auf Gewichtsverlagerung reagiert und bei entsprechender Belastung hinten nach unten sinkt. Nunmöchte manaber auchaufdem250 Zentimeterlangen Sofa ruhen,ohnegleich einzusinken. Bei gleichmäßiger Gewichtsverteilung bleibt das System „ErgoAdapt“ stabil und der Nutzer bekommt eine ebene Ruhefläche. Diese Technik gibt es auch für das Sofa „E300“, das eher etwas runder und organischer wirkt. Sofa ab € 2.495,- Sessel ab € 1.149,- Couchtisch € 169,- kein Raum ohne Möglichkeiten. kein Raum ohne Potential. keine Grenzen bei BoConcept. Für jedes Zuhause helfen wir Ihnen, genau das richtige Möbelstück zu finden, das Ihrem Geschmack, Bedarf und Budget entspricht. Wir freuen uns auf Sie. BoConcept 3x in Berlin Strausberger Platz 19 · Kantstr. 17 (im stilwerk) · Friedrichstr. 63 · www.boconcept.com Ungewöhnlich Form für Holzstühle: die Serie „Houdini“ (E15) von Stefan Diez (links). Rechts die Tischserie „Module.MGX“ von WertelOberfell-Platform für MGX Materialize. Verdreht, vernetzt Um Möbel mit ungewöhnlichen Oberflächen oder Formen herzustellen, werden Designer zu Tüftlern von JUDITH JENNER Leicht wie eine Hängematte schwingt die Sitzfläche des Loungesessels „Loom“. Lässt man sich hineinfallen, will man am liebsten nicht mehr aufstehen, so bequem ist die Struktur aus geflochtenem Leder. Wer sich die Mühe macht und näher hinsieht, erkennt, welch auf- wendiger Herstellungsprozess hinter dem bequemen Netz steckt. Franco Poli hat jahrelang nach einer Möglichkeit gesucht, dickes Leder so kunstvoll zu stanzen, dass es eine dreidimensionaleOberflächebekommt. Vorvier Jahren brachte er das erste Stück aus der Serie heraus, dieinzwischen um einenRaumteiler, Esstischstühle und einen Drehstuhl reicher ist. Ähnlich wie Designer Franco Poli werden 1.PLATZ Höffner wurde vom Deutschen Institut für Service-Qualität bewertet: MÖBEL HÖFFNER IST DEUTSCHLANDS BESTES MÖBELHAUS 2009! 1) viele Designer und Hersteller experimentierfreudig, wenn es darum geht, ihre Vorstellung von einer bestimmten Form oder Textur zu verwirklichen. Der vergleichsweise hohe Preis von Designermöbeln erklärt sich oft dadurch, dass jahrelang geforscht und getüftelt wird, bevor ein Entwurf in Serie gehen kann. Stefan Diez, Produktdesigner aus München, kann ein Lied davon singen: Er entwarf für e15 die Stuhlfamilie „Houdini“. Die extrem schlanke Silhouette mit der kurvig geformten Sitzschale ist für einen Stuhl aus Holz ungewöhnlich. Um diesen Effekt zu erreichen, bediente sich Diez von Techniken aus dem Flugzeugmodellbau: Dünne, zweidimensionale Schichtholzplatten wurden per Hand um einen kompliziert gefrästen Massivholzring gebogen. Um die zweidimensionalen Elemente in Form zu halten, verwendete er weder Nägel noch Schrauben. Stattdessen sind die übereinander lappenden Platten mit der Basis verleimt und bilden so eine geschlossene Sitzschale. Eine ganz andere Technik wendete er bei dem Stuhl „Chassis“ für Wilkhahn an. Um den Vorgaben wie geringem Gewicht und einer prägnanter Form zu entsprechen, forschte der Designer bei Automobilzulieferern. Die „Space-Frame-Technologie“ aus demKarosseriebau bot die Lösung: Bei diesem Verfahren wird Stahlblech im Tiefziehverfahren zu komplexen, dreidimensionalen Formen in engen Radien gepresst. Auf diese Weise werden der stabile Sitz- und Rückenrahmen sowie die vier Anschlusselemente der Stuhlbeine erzeugt. Ein Schweißroboter fügt die Elemente zu ei- Auch die Medizintechnik muss herhalten, damit man auf Stühlen bequem sitzen kann. 1) Weitere Erläuterungen finden Sie unter www.hoeffner.de 2) Die Inhaberfamilie von Möbel Höffner hat eine lange Möbeltradition. 1910 begann Schreinermeister Wilhelm Krieger seine unternehmerische Tätigkeit. Fotos: MGX.Materialize, Plank, E15 Mit Hilfe der BASF hat Konstantin Grcic „Myto“ (Plank) entwickelt. 2) nem fertigen Stuhl zusammen. Auf diese Weise sieht der Stuhl aus wie aus einem Guss. Um auf dem Metallstuhl gemütlich sitzen zu können,istermit einereinteiligen Sitz-und Rückenmembran aus vier Millimeter starkem, fein genarbtem Polypropylen bespannt. Er ist ab 2011 lieferbar. Auch die Medizintechnik muss herhalten, damit man auf Designerstühlen bequem sitzen kann. Für seine Kollektion „Soft Cell“ für Zanotta nutzte Werner Aisslinger Soft-Gel als Polsterung, das bis dahin vor allem im medizinischen Bereich, aber auch für Fahrradsattel verwendet wurde. Auch bei seinem „Gel Chair“ für Cappellini griff der Berliner auf diese Technik zurück – mit dem Effekt, dass durch die Lichtdurchlässigkeit des Materials das darunterliegende Gittermuster sichtbar wurde. Aisslingers Gel-Experimente gelten als wichtiger Schritt in der Materialentwicklung des Möbeldesigns. Hohe Anerkennung erhielt auch Konstantin Grcic für seinen Freischwinger „Myto“ für die italienische Firma Plank. Um die netzartige Struktur der Sitzschale und der Rückenlehne herzustellen, die von einer stabilen Rahmenkonstruktion getragen wird, und damit das typische Freischwinger-Sitzgefühl zu erreichen, goss er einen fließfähigen Kunststoff in die richtige Form. Behilflich war ihm dabei BASF. Durch die enge Kooperation zwischen Designer, Hersteller und Chemiekonzern dauerte die Entwicklung nur ein Jahr. VonBienenwabenließensichdie in Londonansässigen Designer Jan Wertel und Gernot Oberfell zu der Leuchte „Dragonfly.mgx“ für die belgische Firma MGX Materialize inspirieren. Dank der fein gelöcherten, dreidimensionalen Struktur beleuchtet sie den Raum besonders behutsam. Den Designern war wichtig, dass die Lampe aus Epoxidharz sowohl direktes als auch indirektes Licht spendet. Während im oberen Teil nur wenig Licht nach außen dringt, scheint sie nach unten hin immer heller. Möglich ist die Herstellung durch „Rapid Prototyping“, eine Technik, die bisher vor allem dem Modellbau vorbehalten war. Damit können Kunststoffmodelle in 3D „ausgedruckt“ werden. Die Daten werden direkt vom Entwurf auf das Modell übertragen. Eigentlichgilt die Technik als zu teuer für die Serienproduktion. Dank neuer Entwicklungen könnte sie auch für den Massenmarkt tauglich werden. Experimente Mikko Kärkkäinen hat mit seiner Idee Preise gewonnen, Angela Schlösser feilt noch am Gewicht ihres Kronleuchters Mikko Kärkkäinen kann sich freuen. Mit seiner eleganten LED-Leuchte „LED“ hat er für sein eigenes Label„Tunto“ einigeDesignpreise erhalten. Die elegante Form, die sparsamen Leuchtmittel, das Holz, all das ging eine wunderbare Kombination ein. Beflügelt durch den Erfolg hat er nun „LED2“ auf den Markt gebracht, eine Stehleuchte, die sich ebenfalls durch Berührung ein- und ausschalten lässt. Der Fuß ist naturgegeben etwas breiter, aber die Leuchtmittel und Stärke sind die gleichen, die LED geben ungefähr soviel Licht wie die klassische 60-Watt-Leuchte. Damit ist auch „LED2“ vielfältig einsetzbar. Ein Experiment wagt Angela Schlösser für ihr Label La Paeng mit der Leuchte „Prisma“, die ein interessantes Licht verbreitet. In einem Doppelzylinder aus Metall sind kleine flache rechteckige Löcher ausgespart, die Löcher sind so angeordnet wie die Backsteine einer Ziegelmauer. Darin eingesteckt werden unzählige Elemente aus satiniertem Acryl. So entsteht eine reizvolle Leuchte, deren Kanten grünlich schimmern. Das Licht wird hingegen von der Leuchte in der Mitte des Zylinders direkt in das Acrylglas geleitet, höchste Helligkeit ist also nur frontal zu sehen. So ist ein Kronleuchter entstanden, der fasznierend glitzert, aber sich nur einer Lichtquelle bedient. Noch tüftelt Angela Schlösser an dem Objekt, denn zur Zeit wiegt es 35 Kilogramm. Aber sie ist von ihrer Idee ihrer Leuchte überzeugt. _R.B. Innovativ. „Dragonfly.mgx“ (MGX Materialize), rechts, besticht durch die Konstruktion. „LED2“ spart elegant Strom (Tunto). Foto: Tunto, MGX Materialize, Lapaeng, Vm Möbeldesign Dampfradio mit Hightech Es ist alles eine Frage der Perspektive und der Proportionen. Das gute alte Dampfradio aus den 50er Jahren weckt Kindheitserinnerungen, die Tastatur für die wellen, der runde Korpus aus Holz, die stoffbespannten Lautsprecher, die beiden runden Knöpfe links und rechts für Sendersuchlauf und Lautstärke, die beiden schrägen Füßchen, auf denen der Kasten zu schweben scheint, ja selbst die schwarze Scheibe mit den für Kinder exotischen Namen der Sender, all das gehörte vor 50 Jahren zu einem mächtigen Radioapparat, der der MP3-Generation wie ein Relikt aus dem Technikmuseum vorkommen muss. VM-Möbel-Design versucht Tradition und Moderne miteinander zu verbinden. Sie blasen das alte Dampfradio zu einem hochmodernen Multimediamöbel im Look der 50er Jahre auf. Deswegen scheint das kleine Radio plötzlich fast mannshoch. Nicht jedermanns Geschmack, aber ein Blickfang für Leute mit Platz und Geldbeutel. Klaus Keller kommt aus dem Messebau, und als das Geschäft in der Krise nicht mehr so gut ging, hat er das erste Medienmöbel für sich alleine gebaut, das Know How war ja vorhanden. Dort, wo früher die stoffbespannte Front war, ist jetzt der Flachbildschirm eingelassen. Die Tastatur offenbart sich als Schublade für DVD, die schwarze Senderscheibe ist jetzt eine Weltzeituhr, klappt man sie hoch, zeigt sich das Platz für den Videorecorder, die runden Knöpfe lassen sich ebenfalls als Schubladen für die Fernbedienungen herausziehen, die eine Seitenwand hat Platz für einen Kühlschrank, die andere bietet das klassische Barfach. „Das ist natürlich kein Möbel für die Masse“, sagt Klaus Keller, „eher etwas für Liebhaber. Wir können natürlich Kundenwünsche berücksichtigen.“ Das Model „Retro TV Viktoria“ kann frei im Raum stehen oder an der Wand, mit dem Flachbildfernseher Philipps Ambilight beleuchten LED-Lampen den Hintergrund des Schirms indirekt, eine Referenz an das alte grüne „magische Auge“, das einst die exakte Sendereinstellung zeigte. Die abgespeckte Version für die Wand kommt ohne Kühlschrank und Barfach aus. Retro und Hightech – eine ungewöhnliche Kombination. _Rolf Brockschmidt Kronleuchter neu definiert. Angela Schlösser hat für ihr Label La Paeng diesen Leuchter aus Acrylglas entworfen, der zusammengesteckt wird. 3x SEHR GUT TÜV-Prädikat SEHR GUT für ausgeprägte Kunden- und Serviceorientierung bei Möbel Höffner.1) 2) 1) Weitere Erläuterungen finden Sie unter www.hoeffner.de 2) Die Inhaberfamilie von Möbel Höffner hat eine lange Möbeltradition. 1910 begann Schreinermeister Wilhelm Krieger seine unternehmerische Tätigkeit. Zentrum des Geschehens Fotos: Team7, Alno, Poggenpohl Die Küche als abgeschlossener Raum verliert Anhänger, die Trennung zwischen Kochen und Wohnen wird wieder aufgehoben. Hersteller reagieren auf diese Bedürfnisse Freisteher sind in. Bei der „K7“ von Team 7 (oben) lässt sich die Höhe der Arbeitsplatte variieren, „Marecucina“ von Alno setzt Akzente, wenn es der Raum erlaubt. von JUDITH JENNER Als Ludwig und Corinna Schulz den Umbau ihrer Eigentumswohnung in Prenzlauer Berg planen, ist für die beiden klar: Die Küche muss in die Mitte. Sie soll das Zentrum, die Schaltzentrale der großen Wohnung sein, mit einer offenen Verbindung zum Wohnzimmer, einer Insel zum Kochen und Spülen und viel Arbeitsfläche. „Wir kochen beide sehr gerne. Und auch wenn Freunde zu Besuch kommen, gehört das Zubereiten oder Anrichten des Essens häufig zum gemeinsamen Abend dazu“, sagt Corinna Schulz. Beim Kauf der Wohnung war es dem Paar wichtig, dass sie Wände versetzen und Räume auf diese Weise zusammenlegen konnten. „Während sich in vielen Berliner Altbauwohnungen die Küche in eine schmalen, separaten Schlauch befindet, wollten wir sie im Zentrum des Geschehens haben“, sagt Ludwig Schulz. So wie das junge Berliner Ehepaar wünschen sich immer mehr Menschen eine offene Küche, weiß Frank Hüther, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Die Moderne Küche e.V. (AMK). „In den letzten Jahren stellen wir fest, dass sich immer mehr Kunden für eine Küche entscheiden, die über eine Mittelinsel mit Herd und Spüle verfügt“, sagt er. Das habe den Vorteil, dass mehrere Menschen bei der Zubereitung des Essens mithelfen können. Oft gäbe es eine Verbindung zum Essensraum, oder die Küche sei so großzügig angelegt, dass darin gegessen werden kann. Geschichtlich betrachtet hat sich die Küche in gewisser Weise also zu dem zurückentwickelt, was sie vor hundert Jahren war, nämlich zu einem Ort, an dem die Familie zusammenkommt, an dem gegessen und gekocht wird, wo aber auch Hausaufgaben erledigt und Familienangelegenheiten besprochen werden. Das war damals dadurch bedingt, dass die Wohnküche der einzige Ort war, an dem geheizt wurde. Mit fortschreitender Industrialisierung änderte sich das. In den fünfziger und sechziger Jahren wurde die Küche von den meisten Architekten in Mietwohnungen als separater Raum geplant. Die Einbau- küche nach dem Vorbild der 1926 von der Wiener Architektin Margarete Schütte-Lihotzky entworfenen „Frankfurter Küche“ bildete die Grundlage für die Ausstattung. Geplant wie ein industrieller Arbeitsplatz sollten zwischen den einzelnen Arbeitsschritten möglichst kurze Distanzen liegen. Alle Küchengeräte sollten leicht erreichbar sein. Ziel war es, die Hausfrau zu entlasten. „Von vielen Frauen wurde die Trennung von Wohnen und Kochen nicht sehr geliebt. Sie hatten die Kinder nicht im Blick und waren auch sonst in der Zeit, in der sie das Essen vorbereiteten, vom Familienleben ausgeschlossen“, sagt Frank Hüther. Der Vorteil des separaten Küchenraums war: Wenn Besuch kam, konnte man die Küchentür schließen und niemand sah die Unordnung. Das ist in offenen Küchen anders. Damit einfach Ordnung gehalten werden kann, offenbaren sich hinter den Türen und in den Schubladen moderner Küchen durchdachte Stauraumkonzepte. Es gibt Fächer für verschiedene Größen von Besteck und Küchenwerkzeugen, Abroller für Frischhaltefolie und Küchenpapier, Abstellflächen für Gewürzgläser, Topfdeckel oder Flaschen. Dieses Innenleben ist so organisiert, dass alle Helfer und Vorräte schnell zur Hand sind, wenn sie gebraucht werden, aber nicht sichtbar herumstehen müssen. Durch drehbare Einsätze lassen sich Vorräte aus den hinteren Ecken der Schränke leicht nach vorne holen. Diese Ordnungssysteme lassen sich natürlich auch in kleineren Küchen einbauen. Farblich ist nach wie vor Weiß in allen Abstufungen gefragt. Der Trend zu gelackten Oberflächen nimmt etwas ab, viele Kunden entscheiden sich laut Frank Hüther für matte Fronten. „Eine Küche hat man in der Regel 15 Jahre und mehr. Sie sollte nicht zu modisch sein“, rät der Küchenfachmann. Unterstützung bei der Planung der Küchen leisten professionelle Küchenstudios. „Ein guter Küchenplaner stellt viele Fragen“, weiß Frank Hüther. Neben den Maßen und dem Schnitt des Raums interessieren ihn Dinge wie: Wie oft kochen die Bewohner? Nutzen sie die Küche oft für große gesellschaftliche Essen Wohnen _ Tagesspiegel _ 12. November 2010 _ 11 Freie Zeitgestaltung Wohnzimmer oder Küche? So genau kann man das bei Hadi Teheranis Küche „Artesio“ nicht mehr sagen Für Poggenpohl hat er ein Raumkonzept entworfen, dass die klassische Trennung von Kochen und Wohnen aufhebt. oder wärmen sie sich lieber schnell etwas auf? Und daraus abgeleitet: Welche Wege werden in der Küche zurückgelegt? Auf Basis der gesammeltenInformationen wird danneine Planung erstellt. Wenn mehrere Personen im Haushalt kochen, dieeinesehr unterschiedlicheKörpergrößehaben, könnte man über eine höhenverstellbare Arbeitsplatte nachdenken, wie zum Beispiel in der Küche „k7“ von Team 7. Je nachdem, ob die Bewohner Links- oder Rechtshändler sind, sollte die Abtropffläche neben der Spüle entsprechend angeordnet werden. Um sowohl den praktischen als auch den gemütlichen Aspekt der Küche auszukosten, ist es wichtig, auf eine gelungene Beleuchtung zu achten. Frank Hüther von der AMK schlägt vor, einerseits ein blend- und schattenfreies Arbeitslicht einzuplanen. „Zum anderen sollte sich das Licht zum Essen oder Beisammensein dimmen lassen und auch indirekte Beleuchtungselemente umfassen“, sagt er. Energiesparende LEDs können im Wortsinne Highlights setzen. Wie auch im Wohnzimmer muss die Küche nicht komplett aus dem Programm eines Herstellers stammen. Viele Planer setzen auf einen Materialmix, kombinieren zum Beispiel eine Arbeitsplatte aus Holz mit Unterschränken aus Edelstahl oder gelackten Fronten. Holz ist trotz seiner Empfindlichkeit gegen Wasser und Wasserdampf kein Tabu in der Küche – wennes richtig behandeltist. WachsundÖlerhalten die Struktur des Holzes und schützen es gegen Feuchtigkeit ebenso wie matter oder klarer Lack. Als nachwachsender Rohstoff hat Holz außerdem einen nachhaltigen Ruf – ein Aspekt, der vielen Verbrauchern immer wichtiger wird. Elektrogeräte sollen energiesparend funktionieren, Materialien schadstoffarm verarbeitet und recyclebar sein. Der italienische Küchenhersteller Valcucine hat eine hundertprozentig recyclebare Küche hergestellt. Ihre wesentlichen Bestandteile sind Aluminium und Glas, die sich sauber voneinander trennen lassen. Für eine schöne Holz-Optik darf auch geschummelt werden: Von der Firma Alno gibt es den Frontentyp „Woodglas“ mit Nussbaum-, Olive- und Palisanderholzmuster hinter Glas, der eine wohnliche und doch pflegeleichte Front bildet. Ebenfalls von Alno stammt die Konzeptstudie „Marecucina“, die auf der Messe Eurocucina im April in Mailand gezeigt wurde. Das bugförmig geformte Küchenelement mit einer hölzernen Arbeitsplatte ist vom Schiffsbau inspiriert. Ein wie ein Schiffsmast angebrachtes Beleuchtungselement spendet weißes Licht. Die Schrankelemente scheinen frei zu schweben und geben dem Küchenblock seine spezifische Leichtigkeit. Schaut man sich auf der Messe um, sind technische Spielereien überall präsent: Waschbecken verschwinden unter gleitenden Arbeitsplatten, Mikrowellen oder Küchenmaschinen fügen sich fast unsichtbar in die Fronten ein, grifflose Schubladen öffnen sich auf Knopfdruck, in Kühlschränke eingelassene LCD-Bildschirme übertragen die Nachrichten oder verbinden sich über WLan mit dem Internet. Poggenpohl hat mit dem Entwurf seines neusten Küchenprogramms bewusst den Architekten Hadi Teherani beauftragt. Der Hamburger mit iranischen Wurzeln entwarf ein Raumkonzept namens „Artesio“. Es geht weit über die Idee der Einbauküche hinaus: „Die Funktionalität der Küche muss nicht zu ihrer prägenden Erscheinungsform werden, aber sie muss in jedem Detail präsent und unmittelbar abrufbar sein“, erläutert Hadi Teherani. Bei seinem modernen Entwurf, der auch Decke und Boden mit einschließt, muss man fast daran erinnert werden, dass man sich in einer Küche befindet und nicht in einem Wohnzimmer. Gehören Sie auch zu den Menschen, die bei so manchem Möbelstück oder Küchengerät, das so verchromt, stilisiert, abgehoben und schlichtweg einfach unpraktisch ist, den Drang verspüren, die Augen zuverdrehen? Haben Sie noch nie verstanden, wieso selbst Toaster immer auffälliger, minimalistischer oder unhandlicher aussehen, weil sie in ein bestimmtes „Designkonzept“ passen müssen? Dann wäre die „Blank Wall Clock“ des Katalanen Martí Guixé , eines „Ex-Designers“, wie er sich selbst bezeichnet, eine ernsthafte Alternative zu ihrer futuristischen Küchenuhr. Guixé, der einige Objekte für das italienische Kultlabel entworfen hat, wehrt sich auf spielerische Weise gegen die abgehobenen Varianten des Designs, er möchte den Nutzer seines Objekts mit einbeziehen. Klingt schräg, aber was der „Ex-Designer“ designt (welch leichte Ironie), hat durchaus einen gewissen Charme: Das kreisrunde Zifferblatt und die Zeiger sind, wie schon der Name der Uhr sagt, leer und warten nur darauf, mit dem beiliegenden abwaschbaren Filzstift beschrieben zu werden. Guixés Ansatz, dass Zeitgefühl etwas Individuelles ist, lässt dem Nutzer völlige Gestaltungsfreiheit- ob eine penible Einteilung durch lange Striche für die vollen Stunden und kleinere für die Minuten, ob Bilder, die man mit den bestimmten Tageszeiten verbindet, oder Wörter - alles ist möglich. Und weil die Zeit sich ständig ändert, lassen sich auch die Bezeichnungen, die wir für ihre Einteilung benutzen, laufend ändern. Wer glühender Bond-Fan ist, hat statt einer 7 eine 007, der begeisterte Lateinlehrer nur römische Zahlen. Oder man malt seinen Tagesablauf. Oder man benutzt die freien Stellen auf Zifferblatt und Zeiger dazu, dem Betrachter philosophische Botschaften zu übermitteln. Sie sind in Ihrer Zeitgestaltung völlig frei. _Annika Brockschmidt Holz ist trotz seiner Empfindlichkeit gegen Wasser und Wasserdampf kein Tabu in der Küche 01.10. – 15.11. 2010 Aktion MULTY Schlafsofa € 1.470,– Design: Claude Brisson. 3-Sitzer mit Keilkissen, Stoff PAUSE, 7 Farben. Solange Vorrat reicht. Preis ohne Armlehne. www.ligne-roset.de ligne roset in Berlin Im stilwerk · Kantstraße 17 · Telefon 030 31 51 51 53 Lietzenburger Straße 75 · Telefon 030 88 55 29 02 Genthiner Straße 48 · Telefon 030 261 32 32 Leipziger Straße 124 · Telefon 030 892 40 16 Wohnen _ Tagesspiegel _ 12. November 2010 _ 13 „Ich vertraue keinem Architekten“ Zu Besuch bei dem Design-Industriellen Alberto Alessi, der nicht nur Einblick in sein Haus und die Bedeutung von Feng-Shui gibt, sondern sich auch als ambitionierter Produzent von biodynamischem Wein gibt von CHRIS MEPLON Fotos: ImageDesk.be/Wouter Van Vooren Das französische Designgenie Philippe Starck, der Entwerfer der legendären Alessi-Zitruspresse, nannte Alberto Alessi einmal den „Kaufmann des Glücks“. Der italienische Geschäftsmann und Industrielle sorgte in den achtziger Jahren für eine vollständige Umwälzung in dem Familienbetrieb, den sein Großvater 1921 gegründet hatte. Er wählte die allerbesten Designer und Architekten aus und gab ihnen die Freiheit, um bunte, spielerische, exzentrische, experimentelle und provozierende Haushaltsartikel zu entwerfen. Ergebnis: die Tabletts, Kaffeeservices, Korkenzieher, Pfefferstreuer, Käseraspeln und Toilettenbürsten von Alessi wurden wahnsinnig populär. Der Name Alessi stand nicht mehr für eine ganz normale Fabrik für Haushaltsgegenstände, Alberto Alessi hatte „die Traumfabrik“ erfunden. Die italienischen Wettergötter sind uns nicht wohl gesonnen. Es regnet Bindfäden über dem Stronatal, wo das Geschlecht Alessi schon seit acht Generationen am Rande des Ortasees wohnt. Die Wolken sind so dicht, dass wir die mächtigen Berggipfel kaum sehen können. „Wenn ich meinen französischen Weinratgebern in Reims erzähle, wie viel Niederschläge wir hier haben, glauben sie mir nicht“, erzählt Alberto Alessi hinter dem Steuer seines Autos. Wir sind auf dem Weg „Feng-Shui hat mich vom Firmen-Hauptschon lange sitzinCrusinallozuseigefesselt“, bekennt nem Bauernhof Alberto Alessi. „Terra-ae“ in PratoAber eine schwarze lungo. Erist gerade zuKüchenwand ging rück von einem Woihm doch zu weit. chenende in Paris, wo ereinen altenWeinexperten besucht hat, der ihm versicherte, dass die Form eines Weinglases überhaupt nicht anders sein muss für roten oder weißen Wein. Er ist darüber sehr glücklich, denn es sind gute Nachrichten für Matali Crasset, die radikale französische Designerin, die gerade dabei ist, neue Weingläser für Alessi zu entwerfen. In und um Crusinallo (Omegna) stehen noch immer viele Fabriken, in denen im vergangenen Jahrhundert Töpfe, Pfannen und Haushaltsartikel aus Metall hergestellt wurden, aber die meisten haben ihre Tore schließen müssen. Wir fahren eine Zeit entlang des Sees bis zu einem scharfen Abzweig. Ein schmaler, sich windender Weg führt uns gerade hinauf auf den Berg. Erst geht es quer durch das „Zentrum“ von Pratolungo, einem verschlafenen Dorf auf mehr als 400 Metern Höhe. Einige Kurven später sind wir am Ziel angelangt. Als das schwere Tor sich öffnet, entfaltet sich vor unseren Augen eine spektakuläre Landschaft: ein grüner Weinberg auf einem steilen Hang rund um eine ummauerte, düstere, weiße Villa. Oben auf dem Turm weht die italienische Fahne. Unten, im nebligen Dunst, der blaue See mit kleinen pittoresken Inseln. Wir erreichen den Eingang des Wohntraktes über eine schwere Treppe mit rau herausgeschlagenen Stufen. Sie stammen von Felsbrocken, die sich auf dem Landgut befanden. „Wir haben viele Materialien benutzt, die hier schon vorhanden waren und die Treppe ist nach den Prinzipien von Feng-Shui ausgerichtet“, vermeldet mein Gastgeber en passant. Das Entrée der Wohnung führt mich zunächst in die Irre. Die Schränke, hinter denen sich der Schreibtisch van Albertos Freundin Laura verbirgt, sind von Mendini entworfen. Sie sind mit aufgeweckten Farbmotiven in Intarsienarbeit versehen. Ein braunes Ledersofa in Form eines riesigen Baseballhandschuhs, der „Joe“ von 1970 verstärkt die Erwartung eines lebendigen Interieurs mit spielerischen Designikonen. Aber in dem großen offenen Wohnzimmer, wo die Sitzecke mit Herd, das lange Esszimmer und die Küche mit der immensen nierenförmigen Valcucine-Insel ineinander übergehen, wird die Erwartung enttäuscht. Der große Raum ist auffallend einfach und in Holztönen gehalten. Das Haus selbst ist ziemlich düster bei diesem schlechten Wetter. Die hängende Sitzkugel „Bubble“ (1968) des Finnen Eero Aarnio – ein Freund des Hauses – scheint der einzige andere Blickfänger zu sein, der zu dem überschwänglichen Geist der Popjahre passt. „Feng Shui hat mich schon lange gefesselt. Auch schon, als Mendini vor rund 25 Jahren mein erstes Haus entwarf. Ich war damals bereits davon überzeugt, dass man vor allem der Persönlichkeit der Bewohner bei der Wahl etwader Orientierung, derAtmosphäre, scharfer Kanten oder mehr fließender Formen in einem bestimmten Raum Rechnung tragen muss.Daswar für michviel wichtiger alsArchi- tektur. Ehrlich gesagt, vertraue ich keinem Architekten. Wissen Sie, was die wahre Aufgabe desArchitekten vor langer Zeit war? Den richtigen Ort und die Ausrichtung für ein Haus bestimmen. Der ganze Rest war eine Frage der Anwendung bestehender ästhetischer Traditionen. Höchstens hier und da eine kleine Abweichung. Diesem alten Vorbild wollte ich hier folgen.“ Mit seiner ersten Wohnung verlief es ganz anders. Acht verschiedene tonangebende Architekten entwarfen das Haus unter der Führung von Mendini. Es wurde ein Schulbeispiel des Postmodernismus. Alles war von der Ästhetik der achtziger Jahre bestimmt. Er hat daraus deutlich gelernt. Dieses Mal sollte er seine junge neue Familie nicht in ein ästhetisches Korsett zwingen. Von Anfang an bezog er bei dem Projekt „Terra-ae“ (2001) den Feng ShuiMeister Eduardo Hess ein. Eine finnische Dame kam extra her, um barfuß über das ganze Landgut zu laufen um mögliche negative unterirdische Energie festzustellen. Skizzen und Pläne zeigen, wie das Haus exakt zwischen zwei Bergen liegt. „Das ist sehr positiv. Das bietet Schutz“, sagt er. Dieses Mal gelang es ihm auch, seinen alten Spießgesellen und Designratgeber Mendini nach seiner Pfeife tanzen zu lassen. Auch wenn der Architekt kaum eine Wahl hatte. Seine ersten drei Entwurfsideen für das Landhaus wurden übrigens von den lokalen Behörden verworfen. Beim vierten Entwurf tat er dann eher das, worum ihn die Behörden baten: Er zeichnete Giebel, die soviel wie möglich an die des Gebäudes erinnerten, das hier zu Beginn des 19. Jahrhunderts stand, bevor es zur Ruine geworden war. Daher all die kleinen Fenster, die sehr wenig Licht hereinlassen im Vergleich zu dem, was wir in modernen Häusern gewohnt sind. „Alles, was Sie außen sehen, ist nun fast identisch mit früher. Bis auf ein paar Kleinigkeiten. Wir haben zum Glück die Erlaubnis bekommen, einen Teil der Villa, die viel zu groß für uns war, zu opfern. Diesen frei gewordenen Raum konnten wir dann nutzen für das Hallenbad und für den Weinkeller.“ Beim Interieur waren sie vollkommen frei. „Das Haus war aufgeteilt in lauter kleine Zimmer und wir haben den Raum vollkommen geöffnet. Ich wollte, dass es hier in etwa genau so aussieht wie an dem Ort, wo Laura und ich die letzten zehn Jahre zusammen gewohnt haben. Daswar eine Wohnung ineiner altenVilla am Lago Maggiore. Klein, aber sehr praktisch, einmultifunktionaler Raum miteiner atemberaubenden Aussicht und mit einer Art Mezzanine. Ich habe Mendini gebeten, dieselbe Struktur, in der wir uns wirklich gut fühlten, hier so getreu wie möglich zu rekonstruieren, aber in einem etwas größeren Maßstab.“ Mendini respektierte auch ihren Entschluss, viel Stein und Holz zu verwenden, und am liebsten Materialien, die auf dem Land schon vorhanden waren. Er entwarf die hölzernen Balustraden und Bibliotheksschränke für Alessis einzigartige Büchersammlung. Für den Kamin und für die superlangen Tische im Wohnzimmer und auf der Terrasse verwendete erdasHolzvonKastanienbäumen aus dem Garten. „Ich sitze wahnsinnig gerne an diesem langen Tisch“, sagt Alberto. „Das ist auch der Grund, warum ich hier kein eigenes Büro habe, obwohl ich Pläne habe, den großen Raum auf dem Dachboden zu einem Privatmuseum umzubauen. Wirtunhierwirklich alles,so wiewir es in unserem früheren Appartement taten: Wir essen, reden, empfangen, treffen uns an diesem Tisch, unsere kleine Tochter macht hier ihre Hausaufgaben.“ Um den Tisch stehen verschiedene Stühle. Manche verraten neue Kooperationspläne mit Designern, wie der experimentelle Stuhl von Jerzy Seymour. Die Stühle setzen einige willkommene Farbtupfer in den Raum. Soll das nun wirklich seine eigene Wahl sein, die totale Abwesenheit von Farbe im Haus? „In Wirklichkeit müssen wir noch einige Entscheidungen über die Farbe treffen. Wir haben von den acht Bereichen im Haus eine Feng-Shui-Karte machen lassen. Jeder Bereich soll seine eigene Farbe bekommen. Die Mauer des Kamins soll orange werden. Es kommt auch noch blau, rot und grün. Aber wenn es nach dem Feng-Shui-Meister ginge, müsste die Küchenwand schwarz werden. Das hat Mendini überhaupt nicht gepasst. Fragen Sie mich bitte nicht warum ausgerechnet schwarz. So weit reicht mein Interesse an Feng Shui nun auch wieder nicht. Ich Um den Tisch stehen Stühle. Manche verraten neue Kooperationspläne mit Designern Wohnen _ Tagesspiegel _ 12. November 2010 _ 14 betrachte Feng Shui vor allem als eine Art und Weise um dem mehr Aufmerksamkeit zu schenken, woran wir sind und wie wir sind, um besser zu verstehen, warum wir uns in dem einen Raum wohl fühlen und in dem anderen nicht. Ich finde es sehr wichtig, um dabei auf die eigene Intuition zu hören. Wir wollten einen Ort, der wirklich von uns selbst ist. Das hat auch zu viel mehr Schlichtheit geführt.“ Die riesigen Tische drinnen und draußen, die große offene Küche mit dem gut gesicherten Weinkeller nebenan, das geräumige Schwimmbad… robuste, pflegeleichte Materialien wie stabile industrielle Sandsteinplatten auf dem Flur… dieses Haus scheint mir für große Feste gewappnet zu sein. Ist es vor allem ein Ort, an dem viele Menschen empfangen werden können? „Nein, überhaupt nicht. Ich bin nicht so für Empfänge. Wir haben hier wirklich kein lebhaftes soziales Leben. Wir haben gute Freunde, aber die rennen einem nicht die Tür ein. Natürlich kommen auch manchmal meine Designer hierher. Nächsten Samstag kommt der japanische Designer Noata Fukasawa. Er wird eine Serie von Töpfen und Pfannen für Alessi entwerfen und daher haben wir einander versprochen, dass wir jeder einige unserer persönlichen Lieblingsrezepte füreinander zubereiten werden. Ich freue mich wirklich darauf, aber so eine Gelegenheit ist eher die Ausnahme.“ „Können wir dann jetzt meinen Wein probieren? Es ist gerade elf Uhr. Eine ideale Zeit“, wechselt er plötzlich das Thema. Er geht mir durch seinen unterirdischen Weinkeller voran in den Raum, in dem seine Weine in Fässern reifen, die er extra in Burgund hat anfertigen lassen. „Das ist nun das, was ich am liebsten tue“, sagt er, während er einen jungen weißen Chardonnay abfüllt. Seine stahlblauen Augen leuchten auf, als er die Gläser anreicht, in denen er manchmal einen sehr großzügigen Schuss Chardonnay oder Pinot Noir ausschenkt. „In dieser Gegend wurde früher viel Wein gemacht, aber die Menschen taten es für den eigenen Gebrauch. Eine Epidemie hat dem Ende des 19. Jahrhunderts ein Ende gemacht. Ich träume nun davon, hier einen echten Qualitätswein zu produzieren. Das hat noch niemals jemand getan.“ Er wählte gleich die biodynamische Methode. „Erst sah ich das so: Sie predigen wenig Intervention des Menschen. Die Erde muss so bleiben, wie sie ist. Alles verläuft so natürlich wie möglich. Ich dachte: sehr schön, dann werde ich nicht so viel Arbeit haben“, sagt er und lacht. „Aber das war falsch gedacht“, fährt er fort und muss wieder lachen. „Dennoch sind wir froh, dass alles natürlich ist. Die Pflanzen sind gesund – trotz des vielen Regens. Wenn wir unseren Wein trinken, haben wir das Gefühl, dass es ein natürliches Produkt ist.“ Er hatte gehofft, dass er etwas weniger Zeit in dem Betrieb verbringen würde und etwas mehr auf dem Land, aber das will nicht so recht gelingen. „Täuschen Sie sich nicht: Ich bin noch immer der Direktor von Alessi, es ist leider kein Ehrentitel. Es ist viel Arbeit im Büro. Und nun auch hier. Ich langweile mich nicht. Aber was ich auch sagen muss: Es ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich wirklich fühle, wie uns die Natur umgibt. Der Wein bringt mich in Kontakt mit den Jahreszeiten. Das hatte ich noch nie so erlebt. Der Wein zwingt mich auch, draußen zu sein, physische Arbeit zu verrichten…Ich habe immer ein wenig den irren Gedanken gehabt, dass ich unsterblich sei, ich habe mir nie vorstellen können, dass ich einmal sterben sollte… Ich weiß es natürlich besser, aber wer weiß, dadurch, dass ich hier wirklich gut lebe, bin ich vielleicht physisch, moralisch und psychologisch ein wenig auf dem guten Weg?“ „Der Wein zwingt mich auch, draußen zu sein, physische Arbeit zu verrichten…“ Fotos: ImageDesk.be/Wouter Van Vooren Aus dem Niederländischen von Rolf Brockschmidt Einblicke in das Reich Alessis auf seinem Landgut „Terra-ae“ in Pratolungo am Ortasee in der Nähe des Lago Maggiore. In seiner schlicht eingerichteten Villa deutet einiges auf Produkte aus dem eigenen Hause, wie die Küche und Bad verraten. Das Ledersofa „Joe“ von 1970 erinnert an die Pop-Kultur. HIFI Highlights am Alexanderplatz xxxxx xxxx x 1 3 1 LAUTSPRECHER R BOWERS & IAMOND WILKINS 804 DIAMOND 2 CD-PLAYER MARANTZ ARANTZ TE SA-KI PEARL LITE 3 VERSTÄRKER STEREO-VOLLVERSTÄRKER KI PEARL LITE MARANTZ PM-KI Setpreis 9398,- 2 1 2 3 4 1 AV-VORSTUFE MARANTZ AV 7005 + 5-KANAL-ENDSTUFE MARANTZ MM 7055 2 AV-RECEIVER MARANTZ SR 7005 Setpreis 2948,- 1698,- 3 4 AV-VORSTUFE ROTEL RSP 1570 + 5KANAL-ENDSTUFE ROTEL RMB 1575 7 6 5 Setpreis 4398,- 5 STEREO-VOLLVERSTÄRKER CLASSÉ CAP 2100 6 HIGH-END CD-PLAYER CLASSÉ CDP 102 7 LAUTSPRECHER BOWERS & WILKINS 802 DIAMOND Setpreis 24698,- IHR HIFI-SERVICE - T E S T H ÖREN ZU HAUSE - T E S T H ÖREN NACH L A D E N SCHLUSS N A N ZIERUNG - F IN E F E R UNG MIT - L IE K O M P LETTINSTALLATION Alexanderplatz Alexanderplatz 3 Tel.: 030/263997-0 Marcus Aurelius Marek Hifi-Spezialist Greifen Sie auf meine 15jährige Erfahrung zurück und erleben Sie die Faszination der B&W, Rotel, Classé und Marantz Produkte. Sehen und hören Sie, wenn perfekte Technik auf hochwertiges Design und höchste Verarbeitungsgüte trifft. Mein Service für Sie: - persönliche Beratung, auch bei Ihnen zu Hause - Individuelle Termine zur Vorführung auch außerhalb der Geschäftszeiten Ich freu mich auf Ihren Besuch. Fax: 030/263997-101 www.saturn.de „Copacabana“ heißt der Leuchter aus Stahl (metalarte), der rote „Lounger“ ist für BD Barcelona, die Lampe „redeco“ für Llandro Das Design-Chamäleon Jaime Hayón ist der von JUDITH JENNER spanische Shootingstar Der erste Blick gilt seinen Socken. In den Artides Produktdesigns keln, die man über Jaime Hayón ließt, steht Fotos: Jeroni Aguayo, BD Barcelona, Lalandro, Metalarte nämlich, dass der ansonsten eher unauffällig gekleidete Mittdreißiger gerne durch grelle Strümpfe auffällt. Und tatsächlich: Auch beim „Trendtalk“ im Berliner stilwerk an der Kantstraße passen seine Socken zum blaugestreiften Schal. Ansonsten scheint der Designer, der fürtraditionsreicheFirmenwieden Kristallhersteller Baccarat oder die Porzellanfirma Llandró ebenso Produkte entwirft wie exzentrische Schuhe für Camper, ein ziemlich unprätentiöser Mensch zu sein. Er wirkt bescheiden in der Gesprächsrunde – und fällt fast vom Stuhl, als ihn eine Trendforscherin als Aushängeschild fürdie Stilrichtung „Hysteric Wonderland“ bezeichnet, ihrer Interpretation nach eine Weiterentwicklung des Neo-Barocks. Jegliches Schubladendenken ist dem Spanier zuwider. „Ich habe immer versucht, Trends eher zu zerstören als sie zu setzen oder – noch schlimmer – zu befolgen“, sagt er. Er erklärt das mit seiner Vergangenheit. Hayón war in seiner Jugend Skater und Grafitti-Sprüher. Darüber kam er zur Kunst. „Ich habefrüherauch vieleObjekte gemacht und in Galerien ausgestellt. Irgendwann bat mich jemand, ein gelbes Waschbecken zu designen. So kam ich zum Design“, sagt er. Studiert hat er Industriedesign seiner Heimat Madrid und in Paris. Dann ging er an das Kommunikations- und Forschungszentrum Fabrica in Italien, das zum Benetton-Konzern gehört, und mauserte sich dort vom Studenten zum Chef der Design-Abteilung. 2000 machte er sich mit seinem Design-Studio selbständig. Die Freiheit, ohne die Zwänge von Funktionalität und Kommerz entwerfen zu können, vermisst er manchmal an seinem jetzigen Job. Oft ist der Entstehungsprozess seiner Produkte mit langen Diskussionen mit den Auftraggebern verbunden. Immer wieder werden neue Skizzen und Prototypen angefertigt, bis es schließlich zum fertigen Produkt kommt. „Manchmal leide ich unter meinen Kunden, aber sie wohl auch unter mir“, sagt er. Auffallend ist, dass Jaime Hayón häufig mit Traditionsunternehmen zusammenarbeitet. Baccarat zum Beispiel, mit seinen schweren Kristallvasen undeinem Firmensitzineinem ehemaligen Pariser Stadtpalais, ist nicht der Ort, an dem man einen ehemaligen Street Art-Künstler vermuten würde. „Die Firma suchte neue Wege und einen modernen Stil“, erklärt Hayón die Zusammenarbeit. „Ich profitiere von dem handwerklichen Knowhow, das sie über Jahrzehnte aufgebaut haben.“ Doch er musste lernen, dass die Arbeit mit Glas viel Geduld erfordert. Bis seine bunte „Crystal Candy“-Kollektion entstand, verstrichen mehr als zwei Jahre. Für die Herstellungsprozesse interessiert sich Jaime Hayón sehr. Anfang des Jahres fuhr er nach Japan, um sich in einem kleinen Dorf, in dem drei Generationen zusammenarbeiten, die Herstellung von ganz feinem traditionel- len Porzellangeschirr anzusehen. „Das war unheimlich lehrreich“, sagt er. Seiner Meinung nach sei Japan deshalb so erfolgreich mit der Entwicklung neuer Technologien, weil es seine Tradition kenne und schätze. Jaime Hayón, der in Paris und Barcelona lebt, aufgrund seiner Porzellanfigürchen und KristallvasendenStempel„Neo-Barock“ aufzudrücken, wäre fatal. Denn er kann auch anders. Das beweisen zum Beispiel seine schlichten Leuchten der „Bastoni“-Kollektion für Metalarte. Man kann sie leicht im Haus herumtragen, je nachdem wo man sie gerade benötigt. „Ich bin ein Mensch, der sich viel bewegt, daher ist es für mich das perfekte Produkt“, sagt er. Eine gute PortionHumor steckt in allen seinen Projekten, so auch in den Restaurants von Ferran Adrià, dem berühmten Molekularkoch, der seine Läden in Barcelona und Madrid von Hayón einrichten ließ. „Das Schöne an meinem Job ist, dass ich ständig lerneundmichimmer wieder verändern kann“, sagt er. Seine Ideen hält der Designer ganz altmodisch in einem Skizzenbuch fest, das er ständig mit sich herumträgt. „Ich beobachte meine Umgebung aufmerksam“, sagt er. „Manchmal seheich einen Menschen oder eine Pflanze, die mich zu einem Entwurf inspiriert. Meine besten Einfälle hatte ich im Hinterzimmer ganz bodenständiger Kneipen in Barcelona, während um mich getrunken und Fußball geschaut wurde“, sagt er. Dass er mit beiden Beinen auf dem Boden steht, zeigt sich auch nach der Trend-Debatte im stilwerk. Umringt von einer Fangemeinde aus jungen Designstudenten gibt er ihnen besonders einen Ratschlag mit auf den Weg: „Bleibt authentisch, erlaubt euch, euren eigenen Stil zu haben.“ So wie der junge Shootingstar selbst. „Manchmal leide ich unter meinen Kunden, aber sie wohl auch unter mir“, bekennt Haime Hayón Wohnen _ Tagesspiegel _ 12. November 2010 _ 20 Wohnen wie Don Draper Die Erfolgsserie „Mad Men“ bringt den Stil der Sechziger Jahre zurück in die Wohnzimmer. Für junge Designer ist diese Epoche eine Herausforderung Es ist dasJahr 1963. Die Werbeagentur Sterling Cooper auf der Madison Avenue in New York betreibt ein florierenden Geschäft mit Werbung für Lucky Strike-Zigaretten, Lippenstifte undHerrenslips. Geleitetwirddie Kreativabteilung von dem gutaussehenden und charmanten Don Draper, gespielt von Jon Hamm. Sie besteht aus verheirateten Männern, dieihrenSekretärinnen nachstellen undständig eineZigarette im Mund haben. Hippiebewegung, Vietnamkrieg und die feministischen Emanzipation sind noch Zukunftsmusik und tangieren die Serienhelden nur am Rande. In Deutschland lief die Serie bislang nur im Pay-TV. Seit kurzem kommt sie auf ZDFneo. Der Sender warb mit dem Claim „Hinter jeder erfolgreichen Frau steht ein Mann, der ihr auf den Arsch glotzt“ für die Ausstrahlung der ersten Staffel. Den Erfolg von „Mad Men“ machen nicht nur das authentische Abbild der damaligen Werbelandschaft und die gut gespielten Charaktere aus, sondern auch das bis ins letzte Detail durchgeplante Set-Design.Verantwortlich dafür ist Produzent Metthew Weiner. Er ist ein „Fetischist des historischen und ästhetischen Details“ (taz). Egal ob es um die Einrichtung von Drapers Büro, Zigarettenetuis, Küchenradios oder Autos geht, jede Requisite ist beabsichtigt und aufeinander abgestimmt. Natürlich gilt das auch für die Kleidung. „Mad Men“ hat die Entwürfe der Mode- und Möbeldesigner geprägt. Labels wie Dior, Boss und Prada feiern auf den Modenschauen die Rückkehr von taillierten Tellerröcken, kurzen Pullis und Kleidern mit schlanker Silhouette. Verantwortlichfürdie orginalgetreue Ausstattung der Räume ist Set-Designerin Amy Wells. Um an ihre Requisiten zu kommen, durchforstet die Amerikanerin Secondhand-Shops und Trödelläden in Los Angeles und Long Beach. „Möbel über ebay zu kaufen würde zu lange dauern“, sagt sie. Oft ist nur eine Woche Zeit, um die Kulisse für die nächsten Folge auszustatten. Auchim aktuellenInteriordesignkommen Stilelemente aus den Sechzigern zurück, zum Beispiel in Form von Marmorplatten, die lange Zeit auf dem Möbelmessen durch Abwesenheit glänzten. Die italienische Firma Flexform hateine SerieausBeistelltischen inverschiedenen Größen namens „Magaret“ herausgebracht understmalsin Mailandgezeigt. Mit ihrer Geradlinigkeit und den leicht ausgestellten Holzbeinen würden sie gut in das Eigenheim eines „Mad Men“-Werbers passen. Hätte es 1963 bereits den Schreibtischsessel „Silver“ von Interstuhl gegeben, gewiss würde er bei Sterling Cooper stehen. Besonders edel und von den Sechziger Jahren inspiriert ist die Ausführung als Holzschalenstuhl mit einem Fußkreuz aus Aluminium. Der Hamburger Architekt Hadi Teherani hat die Serie für das Familienunternehmen entworfen. Auch die abgerundeten Ecken, wie sie bei Patricia Urquiolas Serie „Bug“ von Poliform zu sehen sind, sind eine Anlehnung an den gemütlichen Lounge-Stil der Sechziger. Ob als Sessel, Sofa oder Bett, „Bug“ gibt schon durch seine äußere Form ein Stück Geborgenheit, genau wie damals der „Egg“-Sessel von Arne Jacobsen oder der „Ball Chair“ von Eero Aarnio. DieseEvergreensdes Möbeldesigns, deren Geburtstunde zwischen Kubakrise und Watergate Affäre lag, sind aus modernen Einrichtungen nichtwegzudenken.Sie gehören zum globalen Ausdruck guten Geschmacks, egal ob in Singapur oder Paris. „Was die Designer in den Sechzigern so kreativ machte, waren neue Fertigungsmethoden für Kunststoff und Polsterungen, die sie Möbel erschaffen ließen, die wie aus einem Guss wirkten“, sagt Jacob Holm, Chef der dänischen Firma Fritz Hansen. Sein Unternehmen hat viele von Arne Jacobsens Klassikern bis heute im Programm, bringt aber auch immer wieder neue Stühle heraus. „Für die jungen Designer ist es eine Herausforderung, mit diesem Erbe arbeiten zu müssen und es weiterzuentwickeln“, sagt er. Kein Wunder also, dass immer wieder Formen aus dem Design der Sechziger in aktuelle Entwürfe mit einfließen und mit der neusten Technik umgesetzt werden. Auch Altmeister des Designs wie Philippe Starck sind davor nicht gefeit. Kartell zeigte in Mailand seinen Tisch „Kingtop“. Ein bisschen erinnert er an den „Tulip Table“ von Eero Saarinen, der kürzlich seinen 50. Geburtstag feierte. Fotos: ZDF /Carin Baer/AMC/Lionsgate; Kartell, Interstuhl von JUDITH JENNER Retro-Lebensgefühl. Don Draper (Jon Hamm, l.) und seine Frau Betty (January Jones, r.) kommen von einer Preisverleihung zurück. Hätte es 1963 bereits „Silver“ von Interstuhl gegeben, würde er bei Sterling Cooper stehen. A AA MM ABBRRAAHH in n vvidu lle e in nd diividu vii u ue elle e E Ein i n nri r i c h t ung un g Einri Ein nrichtun ung g Kneseb bec ckstrr. 61, (K Kudam mm) 107 10 0719 9 Be erlin, Mo o-S Sa. 11-19 -19 Uhr 7 011 41 417 7, Tel.030 / 417 www.ab braha am-ein amnric chtu tu unge ngen. n.d de Thomas Abraham MAX SCHLUNDT Kultur Technik Hadi Teherani hat den Stuhl „Silver“ für Interstuhl geschaffen, der „Kingtop“ von Kartell spielt mit der Formensprache der sechziger Jahre. RICHTEN SIE IHR LEBEN MIT MUSIK EIN einfach gut hören im stilwerk Berlin · Kantstrasse 17 · 10623 Berlin t 0 30.31 51 53 40 ·· www.maxschlundt.de Fürs Regal Bücher gehören fest zur Einrichtung, sagt Leslie Geddes-Brown. Sie gibt Tipps zum Leben mit Büchern, andere informieren über Design Tom Dixon Bewusst leben In der angebrochenen Ära der Nachhaltigkeit zieht sich dieses Thema wie ein roter Faden durch alle Lebensbereiche – von der Esskultur bis zu Alltagsgegenständen und Kleidung. Der dreisprachige Band „Product Design in the Sustainable Era“ zeigt eindrückliche Beispiele aus aller Welt, wie wir jetzt und in Zukunft schöner und bewusster leben können. Von energiesparenden, formschönen Haushaltsgeräten, Lampen und Elektronikgadgets über FSC zertifizierten, funktionalen Möbeln und praktischen Accessoires bis hin zu Bio-Kosmetik und trendigen Getränken aus nachhaltiger Produktion. Die Bandbreite ist groß und wird eingefleischte Designfans begeistern. _Tong-Jin Smith Seit drei Jahren filtert das jeweils aktuelle „Yearbook Furniture“ die großen Trends und interessanten Highlights aus den drei führenden Möbelmessen in Paris, Köln und Mailand. Dabei finden die Autoren immer zielsicher die Designs, die nicht nur hübsch anzusehen sind, sondern auch funktional. Der Star der aktuellen Jahrbuchausgabe ist Designer Tom Dixon. Was den Londoner auszeichnet? In seiner Arbeit zählt nicht nur die Gestaltung, sondern auch und vor allem die Herstellung, der Vertrieb und der Preis. Besonders interessant ist seine Vision der Möbelfabrik von morgen. Allein das macht diesen Band geradezu zum Must-Have für Möbelbegeisterte. _tjs HERRET VON HAEFTEN CARSTEN GEYER: JAHRBUCH MÖBEL /YEARBOOK FURNITURE 2011/2012 Edel:Books, Hamburg 2010 224 Seiten, 39,95 Euro DALCACIO REIS /JULIUS WIEDERMANN: PRODUCT DESIGN IN THE SUSTAINABLE AREA Taschen, Köln 2010 440 Seiten, 29,90 Euro Immer dabei Alles Retro Rachel Ashwell ist die Königin des Retro-Redesigns. Der Wohntrend Shabby Chic – zu Deutsch schäbig schön – ist ihre Version der Erhaltung alter Möbel und Accessoires, gepaart mit der Wiederbelebung historischer Entwürfe. Seit 20 Jahren zeigt die gebürtige Engländerin, wie man luxuriös und dennoch einfach lebt und dass Flohmarktschätze und Erbstücke mit Patina ein Wohlfühlzuhause schaffen. In ihrem neuen Buch zeigt sie nicht nur ihr eigenes Haus und ihre persönlichen Lieblingsstücke, sondern auch Häuser von Freunden und Promis, die viel Inspiration für diejenigen liefern, die Alt und Neu kombinieren möchten. Fast will man sofort umdekorieren. _tjs Wenn es nach Leslie Geddes-Brown ginge, sollten Bücher überall in der Wohnung stehen. Man wisse schließlich nie, wann man plötzlich etwas nachlesen will. Außerdem hätten Bücher Suchtcharakter, wie die Autorin meint. Und sie hat Recht. So präsentiert sie in ihrem neuen Buch, wie Bücher nicht nur im Arbeits- oder Wohnzimmer, sondern auch im Schlafzimmer oder im Treppenhaus zur Geltung kommen. Wer je daran gezweifelt hat, dass Bücher auch Einrichtungsgegenstände sind, wir hier eindrücklich eines Besseren belehrt. Und wer Bücher liebt, wird hier seine Bestätigung finden, dass es wichtig ist, sie immer um sich zu haben. Ein wirklich schönes Buch. _tjs LESLIE GEDDES–BROWN: RÄUME FÜR MENSCHEN, DIE BÜCHER LIEBEN DVA, München 2010 160 Seiten, 29,95 Euro RACHEL ASHWELL AMY NEUSINGER (FOTOS): CHIC! SHABBY CHIC. DER EINRICHTUNGSKULT. Christian Verlag, München 2010 192 Seiten, 39,90 Euro Zentrum jeder Party Brock & Stephan am Bundesplatz · Bundesallee 155 · 030 / 853 80 55 · www.brock-und-stephan-einbaukuechen.de Einbauküchen am Schloß · Otto-Suhr-Allee 145 · 030 / 341 30 94 · www.einbaukuechen-am-schloss.de Küchenatelier am Roseneck · Hohenzollerndamm 110a · 030 / 826 50 55 · www.bulthaup-kuechenhaus-am-roseneck.de Rüdiger Brock und Wolfgang Stephan Die bulthaup Spezialisten in Berlin bulthaup Ehrlich bleiben Der belgische Architekt und Designer Vincent van Duysen entwirft alles, von der Türklinke über Möbel bis zum Hochhaus von CHRIS MEPLON Klare Formen, spartanische Strenge. Oben der „Easy Chair“ für Tribu, unten die Installation „Frost“ für Swarovski. Ganz oben der Schreibtisch „Desk“ für das belgische Label BULO. Der Antwerpener Architekt Vincent Van Duysen verbuchte seine ersten internationalen Erfolge mit Inneneinrichtungen. Kürzlich erschienbei Thames& Hudsonin Londoneineluxuriöse Monografie mit einer Übersicht über seine zwanzigjährige Karriere. Inzwischen hat erauch eineausgezeichnete Reputation als Architekt erworben. Er baut momentan in Mailand, London, New York, Dubai und Saudi-Arabien. Aber auch für Möbel findet er immer noch Zeit. Kürzlich wurden neue Designprojektevon ihmbei B&BItalia,Pastoe, Toscoquattro und Swarovski vorgestellt. In der Nachkriegsblüte des italienischen Designs fand es jedermann ganz normal, dass Architekten in der Design-Industrie eine führende Stellung einnahmen. Die „maestri“ des iatlienischen Designs waren fast alle Architekten. Berühmte Beispiele sind die Brüder Castiglioni, Vico Magistretti, Ettore Sottsass oder Alessandro Mendini. Auchfrüher war esfür Architekten selbstverständlich, Möbel und Gegenstände für die Wohnung zu entwerfen. Sie dachten noch nicht wirklich darüber nach, ob diese Objekte auch dazu geeignet waren, um sie in großen Serien zu produzieren. Die Idee war vielmehr, sie in die Architektur zu integrieren, sodass sie mit ihr ein Ganzes formen würden. Der in Antwerpen geborene Architekt und Designer Henry Van de Velde, unter anderem bekannt als Direktor der Großherzoglich Sächsischen Kunstgewerbeschule Weimar, ging selbst so weit, dass er außer Möbeln auch Tafelsilber, Vorhänge, Teppiche und sogar die Kleider für die Dame des Hauses entwarf. Vincent Van Duysen überlässt das Entwerfen von Kleidern gerne seinen berühmten Stadtgenossen, die einen Steinwurf von seinem eigenen Haus entfernt prächtige Showrooms haben, wie die Modedesignerin Ann Demeulenmeester und Dries Van Noten, aber abgesehen davon hat er doch deutlich einige Züge von Van de Velde. Er entwirft Sessel, Steingut und Schränke. Seine Realisierungen reichen von der Türklinke bis zum Wolkenkratzer. Gegenwärtig werden meistens schärfere Linien zwischen dem Beruf des Architekten, des Inneneinrichters und des Möbeldesigners gezogen. Das ergibt manchmal Missverständnisse über die Position von Vincent Van Duysen. Er wird oft in der Lifestyle-Presse als Designer aufgeführt, aber diese Sicht auf seine Aktivitäten ist etwas eingeschränkt. „Als junger Architekt bin ich umgekehrt an die Arbeit gegangen. Ich habe mich erst in die Frage vertieft: Wie lebt und wohnt der Mensch in seinem Haus? Erst als ich diese Erfahrung gemacht hatte, habe ich angefangen zu bauen“, erklärt er. Wenn er Möbel oder Objekte entwirft, verliert er nie die Beziehung zur Architektur aus dem Auge. Als Architekt vergisst er andererseits nie das Innere des Gebäudes und bleibt unter allen Umständen stark auf die Frage konzentriert, ob sich die Menschen in einem Raum wohlfühlen. Schlagwörter seines Ansatzes sind: Ruhe, Abgeklärtheit, Klarheit, Integrität, Gleichgewicht,Empfindsamkeit und unstreitigauchLuxus, Geschmack und Verfeinerung im Detail. Seine Arbeit trägt oft spartanische Züge. Er arbeitet mit maximaler Strenge, wird oft gesagt. Aber er legt auch viel Gefühl in seine Arbeit. Vincent Van Duysen, Van Duysen hegt eine 1962 in Lokeren deutliche Vorliebe für geboren, ist seit 20 natürliche QualitätsJahren erfolgreicher materialien: ehrlich, belgischer Architekt etwas brutal und am und Designer mit liebsten unbehandelt, breitem Portfolio miteinergroßenTakti- lität. Er scheut das Ästhetische nicht. „Schön“ ist für ihn ein natürlicher Bestandteil des Wohlgefühls und der Lebenskunst, die emotionale Seite der Architektur.Auchtypisch seinSinn fürDauer undKontinuität. Er betrachtet die Vergangenheit mit einem Augenzwinkern. Seine besondere Laufbahn erklärt, warum er zum Beispielim vergangenenJahrzum „Designer des Jahres 2009“ auf der 20. Scènes d'Intérieur, dem exklusiven und luxuriösen Ableger des Pariser Salons Maison & Objet ausgerufen wurde. Maison & Objet ist eine französische Messemiteiner typischen französischenInterpretation der Lebenskunst und der Atmosphäre. Dass solch ein Salon Vincent Van Duysen wählt, beweist, wie stark sein Werk mit einem bestimmten Lebensstil verwoben ist. Es istimmer noch sehr ungewöhnlich,dass ein Belgier international als Designer oder Architekt Aufsehen erregt. Belgien hat noch immer keine allzu große Reputation als Design- oder Architekturland, auch wenn einige außergewöhnliche Talente wie Vincent van Duysen und der verstorbene Maarten Van Severen (1956-2005) diese Reputation gegen Ende der 90er Jahre zum Positiven hin ändern konnten. Zufällig war das allererste Interieurprojekt von Van Duysen für einen deutschen Auftraggeber. Es war eine moderne Renovierung einer authentischen spanischen Finca auf Mallorca mit maximalem Respekt vor dem ursprüngli- chen Geist des rustikalen Landhauses. Deutschland ist allgemein gesprochen kein so einfaches Land für Designer oder Architekten, findet er. Aber er hat die Zusammenarbeit in angenehmer Erinnerung behalten. Für einen kreativen Geist kann das deutsche Gefühl für Struktur und Disziplin sehr bereichernd wirken, sagt er mit Überzeugung. Er habe sowieso selbst ein großes Gefühl für Präzision. Ein Teil der internationalen Lifestyle-Presse entdeckte Vincent Van Duysen während der Mailänder Möbelmesse, wo 2000 sein „Nido Chair“ bei Cappellini und 2002 sein „VVD Collection“(Loungesessel miteiner sehr feinenSilhouette) für B&B Italia präsentiert wurden. Der Enthusiasmus steigerte sich 2003 mit seinem „Cascade Chandelier“ für Swarovski . Dieser theatralische Kronleuchter kann, wie der Name suggeriert, am besten umschrieben werden als ein beeindruckender Wasserfall von glitzernden Kristallen, die auf eine Tischoberfläche klirren. Integrierte LEDs liefern ein atemberaubendes Licht- und Reflektionsspiel. Als junger Architekt hatte Van Duysen schon eine auffallendeVorliebe für Holz.Die Oberflächenbehandlung war dabei immer entscheidend. Er gab dem Holz mit Vorliebe einen durchlebten Charakter, was zu dem Zeitpunkt noch ungewöhnlich war. Dieses Irdische und Robuste kam an. Er passte gut zum Zeitgeist. Das erklärt vielleicht auch, warum sein „Pottery Tableware“ für das exklusive belgische Label When Objects Work (2004) viel Resonanz bekam.Der Ausgangspunkt in dem Fall war, dass er gerne auf eine interessanteundzeitgenössische Art mitKeramik und Archetypen arbeiten wollte. Er wechselte seine Keramikschalen ab mit kontrastierendem Holz, sandgestrahlter Eiche, einem kleiner Seitenhieb auf Käse- und Brotbretter. In seinem neuen freistehenden Schrank „Totem“ für Pastoe kommen einige Charakteristika seines „Pottery Tableware“ zurück. Dieses Mal geht es nicht mehr um eine ästhetische Stapelung von Schalen sondern um Aufbewahrungselemente oder Container. Auch sorgt der Kontrast zwischen dem farbigen Rumpf des Schranks und der etwas brutaler anmutenden hölzernen Zwischenstücke für eine interessante Spannung. Hier entsteht ein schönes Bildnis, das durch geometrische Farbflächen Assoziationen zu Mondriaan aufruft. Van Duysen bekam von Pastoe für dieses Projekt freie Hand. Er arbeitete die Idee eines frei stehenden Schrankes aus, der gut zu dem konsequenten, einfachen, calvinistischen und architektonischen Image der Firma Pastoe passen würde. Die Zwischenstücke sorgen dafür, dass die Module rotieren können, wodurch der strenge, statische Schrank einen dynamischen und wechselnden Charakter bekommt. Man wählt selbst, ob man die offenen oder geschlossenen Teile sichtbar lässt. Das spartanische System ist multifunktional. Die Module können als nied- Fotos: Tribu, Swarovski, Pastoe, B&B Italia, When Objects Work, Willy Vanderperre Wohnen _ Tagesspiegel _ 12. November 2010 _ 22 riger Beistelltisch, als Bibliothek, als Schränkchen für die Küche oder das Büro zusammengestellt und gebraucht werden, mit dazu passenden Plateaus, kleinen Schränkchen und Schubladen… Ist es Zufall, dass Swarovski ihn in diesem Jahr zum zweiten Mal einlud, um an dem Projekt „Crystal Palace“ in Mailand teilzunehmen? Es schien ein Zeichen an der Wand zu sein. Swarovski ging die vergangenen Jahre stark mit dem sogenannten Decodesign-Trend mit. Wir kannten eine Periode von übertriebenemGlitter, Glamour,üppigem Dekor und dekadentem Materialgebrauch… Dieser wilde Trend hat nun deutlich nachgelassen. Das Publikum sehnt sich wieder nach Ehrlichkeit und Zeitlosigkeit. Mit seiner linearen Installation „Frost“ – ganz einfache starre vertikale Formen – komt Van Duysen der neuen Mentalität perfekt entgegen. Die eher trendigen Medien, die vor einigen Jahren noch geneigt waren, ihn ein wenig links liegen zu lassen, weil er zu „minimalistisch“ war, haben ihn nun wieder entdeckt. Seine neue Kollektion Surface-Beistelltische für B&B Italia, seine „Neutra“- Outdoor-Kollektion für die belgische Marke Tribu, seine neue Kollektion von Objekten für When Objects Work… alle diese Projekte werden wieder geschätzt. Die Bilanz der 20-jährigen Karriere fällt überraschend posi- tiv aus. „Ich bin immer ein Prediger der Nachhaltigkeit gewesen. In diesem Sinne war ich einigen aktuellen Themen voraus. Ich habe niemals mit modischen, technologischen Materialien gearbeitet, sondern habe immer soliden, dauerhaften, zeitlosen Materialien den Vorzug gegeben. Es ist für mich immer eine selbstverständliche Haltung gewesen, um bewusst mit der Formgebung umzugehen und dem gesellschaftlichen und sozialen Kontext Rechnung zu tragen. Nach zwanzig Jahren stelle ich fest, dass sich meine Handschrift nicht verändert hat. Ich bin mir selbst treu geblieben. Ich bin niemals ein Spektakelarchitekt gewesen. Ich erlebe nun, dass meine Vision, meine Haltung, meine Entscheidungen gut zu den Themen und Sorgen passen, die heute wieder stark in den Vordergrund treten. Das ist keine Frage von Hellseherei. Keineswegs. Ich sehe mich selber als den Koch,der immer mit seinenfrischen, ehrlichen Produkten aus der Region gearbeitet hat. Heißt es nicht: Ehrlich währt am längsten?“. „Ich sehe mich selber als den Koch, der mit seinen frischenProdukten aus der Region gearbeitet hat“ Die Handschrift des Architekten ist unverkennbar: Oben „Totem“ für Pastoe , in der Mitte die Beistelltische „Surface“ für B&B Italia und unten die Boxen „Primitives“ für When Objects Work. Aus dem Niederländischen von Rolf Brockschmidt Wir sind zuhause. Einrichtungshaus · Genthiner Str. 40 – 46 · Berlin-Tiergarten · 030 / 26 93 70-10 · Mo – Fr 10 – 19 Uhr · Sa 10 – 18 Uhr · www.kriegerhome.de Mobile Möbel für flexible Menschen, drei Designer zeigen, wie man Möbel ohne Werkzeuge aufbauen kann von ROLF BROCKSCHMIDT Gesteckt DIE NR.1 Höffner wurde von der SERVICE BAROMETER AG getestet und be1) wertet. Das Ergebnis: die NUMMER 1 im Kundenmonitor Deutschland! Urheber: ETER AG SERVICE BAROM Höffner: Nr.1 im elbranche den Bereich Möb STUDIE 2008 für 1) Weitere Erläuterungen finden Sie unter www.hoeffner.de 2) 2) Die Inhaberfamilie von Möbel Höffner hat eine lange Möbeltradition. 1910 begann Schreinermeister Wilhelm Krieger seine unternehmerische Tätigkeit. Nicht immer schafft der rechte Winkel Ordnung, manchmal hilft die Schräglage – bei Zeitschriften Torsten Klocke hat ein materialsparendes System erfunden (oben), während Simone Korte „Doktor Klaus“ (links) und „Herrn Erich“ zusammensteckt. Fotos: Oliver Conrad, Torsten Klocke, Simone Korte (Formzwei), interlübke, Accente Oliver Conrad steckt sein Regal zusammen und dreht es um 90 Grad, das ergibt Laufrinnen für Schiebtüren, die sich leicht auswechseln lassen. Normalerweise besteht ein Regal aus zwei seitlichen Wangen und dann werden die Böden eingelegt. Oliver Conrad dreht den Regalkorpus um 90 Grad und gewinnt so eine Horizontale, die mehr bieten kann, als das herkömmliche Regal, selbst wenn es mit Türen ausgestattet ist. In zwei Schlitzen oben und unten läuft eine Schiebetür, die wahlweise die Regalfächer verdecken kann, je nach dem, wo man gerade aufgeräumt hat oder nicht. Die Türen sind in verschiednen Farben lieferbar, man kann sich auch Lieblingsfotos aufbringen lassen. Die Fächer sind in der Regel 34 und 70 Zentimeter breit und 30 Zentimeter tief. Es gibt auch die Tiefe und Höhe für CD und Taschenbücher. Allerdings muss man sich dann gleich für die geringere Tiefe entscheiden, wegen der Wangen. Das Grundelement hat 34 mal 34 Zentimeter, aber durch einen von vorne aufgeschobenen Boden kann man das Grundelement für kleine Formate unterteilen. Die Regalbodenträger sind durch das Aufschieben nicht sichtbar. Bedingung für die Stabilität des Steckregals – die Teile werden mittels Schlitzen ineinander gesteckt – sind mindestens vier Platten an der Rückwand, die möglichst weit außen in die Fächer hinein geschoben und fest geklicktwerden. DieRückwände sind inder Regel weiß, können aber auch farbig oder in Holz geliefert werden. Die Böden sind 19 Millimeter dick und haben zwei Millimeter weiße Kanten, die MDF-Platten sind mit einem weißen Melaninfilm beschichtet. Schubladenelemente – immer zwei – sind ebenfalls erhältlich. Einen ganz anderen Weg geht Torsten Klocke aus Halle mit seinem Regalsystem aus Polypropylenplatten, das er für sein eigenes Designstudio Desarteur entwickelt hat. Man braucht eigentlich nur drei verschiedene Teile, um das Regal zusammen zu stecken. Da ist einmal die Frontplatte, die identisch mit der Rückwand ist. Aus beiden Platten wird die Fachgröße per Laser ausgeschnitten, die beiden ausgesägten Platten aus Vorderund Rückwand ergeben Decke und Boden des Regalfachs. Fehlen noch die beiden quadratischen Platten für die Seitenteile, die auch wiederum identisch sind. Man muss sich bei der Wahl dieses Systems von vorneherein in etwa darüber im Klaren sein, welche Fachhöhe und Fachtiefe man haben will, denn die Höhe des Faches bedingt die Tiefe, wobei die vier eingesteckten Fachbretter ein wenig vorstehen und so dem Regal eine Struktur geben. Wähle ich also 30 Zentimeter Höhe für Aktenordner oder LP, ist das Fach auch entsprechend tief, da die Platte im Prinzip um 90 Grad gedreht und damit zum Boden wird. Ein Regalfach für Romane ist dann etwa 22 Zentimeter hoch und tief. Regale unterschiedlicher Tiefe lassen sich nicht stapeln, wohl aber Regale gleicher Tiefe. Besonders pfiffig ist Klockes Regal für Zeitschriften. Gerade DIN A4 große dünne Hefte lassen sich schlecht ins Regal stellen, knicken um, verbiegen sich. Klocke verzichtet hier auf den rechten Winkel und hebt den Regalboden rechts ein wenig an. Durch die Neigung folgen die Hefte der Schwerkraft, stehen ordentlich und fallen nicht um. „Zuerst habe ich mit Sperrholz gearbeitet“, sagt er „aber der Laser hinterlässt im Holz Brennkannten, das sieht nicht schön aus.“ Das System hat auch den Vorteil, dass der Kunde ein flaches Paket mit Platten bekommt, die er nur zusammenstecken muss. Das System ist in der Entwicklung, aber Sonderteile können schon individuell abgefragt werden. „Noch weniger ist noch mehr“, ist die Philosophie von Simone Korte, die unter dem Label Form2 Möbel entwickelt, die sich ohne Werkzeug montieren lassen. „Physikalische Raffinesse, Aussparungen, Verkantungen“ sind die Stichworte zu ihren Möbeln. Der Tisch „Herr Erich" bringt es auf sagenhafte drei Meter Spannweite. Gehalten wird die 80 Zentimeter breite weiße Platte von zwei Seitenplatten, die durch eine Aussparung kurz vor Ende der Tischplatte eingesteckt werden. Unter die Tischplatte werden zwei Stangen längs eingesteckt, fertig ist „Herr Erich“. Er ist bei Bedarf im Handumdrehen auseinander genommen. Nach dem gleichen Prinzip funktioniert „Doktor Klaus“, ein Regal „um hässliche Ecken zu schmücken“, sagt sie. Ein Stahlstab lehnt in der Ecke, über eine Aussparung, die wegen der Passgenauigkeit trapezförmig ist, werden beispielsweise drei quadratische Platten aufgesteckt. Die Höhe ist variabel, die oberste Platte, die an beiden Wänden anliegen muss, ergibt die Stabilität des Regals. Dieses pfiffige Minimöbel lässt sich innen und außen einsetzen und zeigt, was man unter Beachtung einfachster physikalischer Regeln gestalten kann, ohne mit Werkzeugen und Schrauben zu hantieren. Werner Aisslinger hat mit „cube x“ sein eigens System für interlübke perfejktioniert, vor allem durch zahlreiche Schubladeneinsätze. Eleganz durch Reduktion „Cube x“ von Werner Aisslinger ergänzt die Kommodenlinie „Cube“, die er 2002 entworfen hat und die mit wenig Akzente setzt von ROLF BROCKSCHMIDT Ein Baukasten zum Aufbewahren. Werner Aisslinger hatte 2002 mit „cube“ eine puristische Serie von Kommoden und Schränken für interlübke entworfen, die das Zeug zum Klassiker hat. Vornehme Zurückhaltung, Eleganz durch Reduktion und schlichte Formen – die Wirkung kommt allein durch die Dimension und die Rasanz der Proportionen. „cube“ ist ein modulares System, das sich beliebig erweitern lässt. Es gibt Mo- Mit Schwung zum Schlafen Betten gibt es viele – einmal die verschnörkelt, romantisch-verspielte Himmelbett-Messingrahmen-Fraktion, dann die praktischen und bequemen, die nicht nur optisch viel Raum für sich beanspruchen und schließlich die minimalistischen, futuristischen Betten. Doch es wäre ungerecht, das Modell „Aura“ der Luxusmarke Accente in diese letztere Schublade zu stecken. Mit ihren fließenden, klar strukturierten Linien, die trotz aller Schlichtheit Eleganz vermitteln, ist „Aura“ eine erfrischende Variante eines Bettes, das trotz seiner Reduziertheit auf das Wesentliche und dem Verzicht auf Schnickschnack keineswegs seinen Reiz verloren hat. Ein pfiffiges Detail ist das zu beiden Seiten des Kopfteils herausragende, kompakte Holzbrett, das sich als Nachttisch oder als Ablage für das Frühstückstablett bei einem gemütlichen Morgen im Bett anbietet. „Aura“ lebt von Gegensätzen: Der Holzkörper, der das Kopfende des Bettes trägt, ist breit, die Liegefläche, die sich fast stromlinienförmig darüber ergießt, schmal. Das Holz bietet einen Kontrast zur mit geflochtenem Accente-Loom bedeckten Liegefläche. Die Gegensätze überzeugen durch ihre Harmonie, die durch liebevolle Details betont wird: Die Seitenblenden des Bettes nehmen die Farbe des Holzteiles wieder auf und sorgen somit für den Einklang der verschiedenen Materialien. Entworfen hat dieses schlichte, elegante Möbelstück, das durch seine Reduktion einen Hauch von Fernost ausstrahlt, Martin Ballendat. „Aura“ ist Teil seiner Accente-Kollektion „Evolution 2010“ mit passenden Stühlen, Sofa, Kommode und Tisch. „Luxus ist immer ein Tick mehr als sehr gut“ hat er, der schon viele Designauszeichnungen erhalten hat, einmal gesagt. _abro dule, die 50 Zentimeter, 65 Zentimeter, 100 und 130 Zentimeter breit sind, und das bei Höhen von 21,8 oder 46,6 Zentimetern. Das ergibt fließende Formen, die natürlich auch den entsprechenden Platz benötigen, um zur Wirkung zu gelangen. Mit „cube x“ hat Werner Aisslinger nun eine Ergänzung dieser erfolgreichen Serie vorgelegt, die einerseits Akzente setzen kann, andererseits auch Ruhe in den Raum bringt. Gerade in der lang gestreckten Version mit zwei oder mehreren Schüben von 130 Zentimetern zeigt sich die Schönheit dieses Systems. Die Kommode kann gerne an der Wand stehen, sie kann aber auch an der Wand förmlich schweben oder sie teilt den Raum intelligent und setzt den bewussten Akzent. Verstärkt wird dieser Effekt des Schwebens durch den ein Zentimeter dünnen Nussbaumrahmen, der das farbige Korpus umgibt, eine noble Linie, die je nach Wahl des Holzes und der Farbe der Front dezente oder starke Kontraste setzen kann. Bei den Hölzern stehen Nussbaum, europäische Kirsche, Ahorn, dunkle und helle Eiche sowie Furniere in Zebrano-Optik oder Makassar-Optik zur Verfügung. Ebenso kann Glas, Mattlack und Hochglanz verwendet werden. Clou des Möbels sind die grifflosen Schubladen mit interessantem Innenleben, je nachdem, welche Funktion man ihnen gibt. Die speziellen Einsätze sind aus Holz, Kunststoff oder Velours gefertigt. Zum Innenleben gehören beispielsweise ein System von Rillen, das CDs übersichtlich leicht schräg stehend präsentiert oder kleine Stifte links und rechts, die die DVD-Sammlung ordnen helfen. Ein Besteckelement gehört natürlich auch dazu. Neu ist auch eine Klappe, die einen kleinen Sekretär im höheren Cube-Modell ermöglicht oder ein Schminktischelement. „Cube x“ lässt viel Gestaltungsraum zu. BESTER PREIS Sehen Sie ein bei uns gekauftes Möbelstück aus unserem regulären Sortiment innerhalb von 14 Tagen bei gleicher Leistung nachweislich woanders günstiger, dann kommen Sie gleich mit diesem Preis zu uns. Wir machen Ihnen den gleichen Preis. Ausgenommen hiervon sind Internetangebote. Höffner macht den besten Preis. Garantiert! 1) 1) Die Inhaberfamilie von Möbel Höffner hat eine lange Möbeltradition. 1910 begann Schreinermeister Wilhelm Krieger seine unternehmerische Tätigkeit. Wohnen _ Tagesspiegel _ 12. November 2010 _ 26 Fotos: E15; Molteni Emotion, Harmonie Klare Formen. Das Bücherregal „SH05 Arie“ für E15 und das Sofa „Hug“ für Molteni zeigen Lévys Bandbreite. Der Sessel „EC01 BYRON“ ist von Philipp Mainzer und Florian Asche (E15). Arik Lévy ist einer der gefrag- von CHRIS MEPLON testen Designer. Es geht das Sie machen Möbel, Filme, Fotos, Kunstwerke. Gerücht, dass er in Inter- Was ist für Sie der beste Weg, um Ihren beruf views lieber über Liebe zu umschreiben? Ich denke nicht, dass ich einen festen Beruf spricht als über Produkte habe. Ich bin ein sozialer Therapeut, ein Erzäh- ler visueller Geschichten, aber auch ein harter Arbeiter. Was ich tue, ist meine Leidenschaft. Ich löse Probleme für andere Menschen und manchmal schaffe ich neue Probleme. Alles dreht sich um Menschen, nicht um Objekte. Ein Objekt ist immer das Ergebnis einer Schwangerschaft, die Frucht einer Beziehung, zwischen einem Industriellen und mir, zwischen einem Galeristen und mir, manchmal auch zwischen mir und meiner Person.. Was beinhaltet Ihr Werk konkret? Es gibt keine Formel. Ich vergleiche Design gerne mit einem unkontrollierten Muskel. Es funktioniert nicht auf Kommando mit einem Ein- und Aus-Schalter. Es ist keine Beschäftigung von 9 bis 17 Uhr. Es ist pure Leidenschaft. Wenn ich eine Idee habe, lässt die mich nicht mehr los, dann schlafe ich sogar nicht mehr. Es liegt immer ein Notizbuch neben meinem Bett. Wenn ich morgens um zwei Uhr eine Idee habe, will ich sofort loslegen. Sie sagen, dass Beziehungen wichtiger sind als Objekte. Welche Rolle spielen die Beziehungen für Menschen, die ein Objekt von Ihnen kaufen wollen? Im vergangenenJahr habeich einSofafür Molteni entworfen. Ich habe es „Hug“ genannt. Der Name sagt nichts darüber aus, wie das Sofa aussieht, denn das ist nicht bedeutend. Ich habe es so genannt, weil mich interessiert, was wir auf einem Sofa tun. Unsere tagtäglichen Erfahrungen zu Hause, zusammen mit denen, die für uns sorgen oder für die wir Arik Lévy, 1963 in Tel sorgen. Menschen lieAviv geboren, ben ein Sofa erst, studierte in der wenn sie persönliche Schweiz IndustriedeErinnerungen damit sign und gründete verbinden. Darum wollteichein Sofa ent- 1997 in Paris L design mit Pippo Lionni werfen, das die Men- schen an eine Liebkosung denken lässt, die letzte, die sie bekamen oder die sie vielleicht bekommen wollten… DasSofaist ein Mittel, umEmotionen zutransportieren. Ist das Gefühl wichtiger als die Funktion? Als ich 2006 die Vase „Mistic“ für das türkische Label Gaia & Gino entwarf, wollte ich bewusst ein Objekt schaffen, das für sich wirkt, auch wenn man es nicht benutzt. Vasen haben meistens eine deutliche Funktion: Sie sind für Blumen gemacht. Wenn die Blumen verwelkt sind, muss die Vase in den Schrank. Das ist doch eine Sünde. Erstens haben wir meistens zu wenig Stauraum. Zweitens haben wir die Vase vielleicht von einem geliebten Menschen bekommen und schauen gerne nach ihr. Ich wollte eine Vase schaffen, in die man sich auch ohne Blumen verlieben kann. Ein schönes Objekt, das immer gerne gesehen wird und das man auch immerfort mit Liebe arrangiert, wodurch die Wertigkeit, Dinge zu arrangieren, sich dauernd verbessert. Warum ist das Anordnen von Dingen für Sie wichtig? Wenn ein Objekt Sie anspricht, Sie berührt, dann sind Sie die ganze Zeit damit beschäftigt: Man schiebt hin und her, man verbessert seine Intuition durch Übung, das ist ein fortdauernder Quell der Freude. Ich halte das für sehr wichtig. Viele Menschen schenken etwas, was sie von Natur aus können, keinerlei Aufmerksamkeit. Manche engagieren sogar einen Dekorateur um den Tisch zu decken. Sie denken, dass es eine Frage des Talents ist, das man hat oder nicht. Meiner Ansicht nach können wir das intuitiv ganz bestimmt. Vergleichen Sie es mit dem Essenservieren. Zum Beispiel Reis. Erst schöpft man schon einen großen Löffel auf den Teller. Dann fügt man unbewusst noch ein klein wenig Reis hinzu. Sie schieben ihn aufdem Teller in die eine oderandere Richtung. … Dann legen Sie das Gemüse dazu, dann ein Stück Hühnerfleisch…. Ohne groß auf Ihre Handlung zu achten suchen Sie intuitiv nach Harmonie. Niemand sprach jemals über diesen Aspekt des Designs. Man sagt: oh schön, oh rot, oh Plastik, oh… es ist ein Entwurf von X oder Y…aber das ist alles nicht wichtig. Was bedeutet das? Schauen Sie, wenn ich Sie jetzt frage: Schließen Sie die Augen und beschreiben Sie den Stuhl auf dem Sie sitzen? Können Sie das dann? Wissen Sie noch, wie der Stuhl aussah? Wir reden gerade miteinander. Sie haben nicht darauf geachtet. Erst jetzt denken Sie vielleicht: Dieser Stuhl ist zu hart…Mit einer Liebkosung ist das ganz anders. Die entgeht nicht Ihrer Aufmerksamkeit. Wenn Sie nun dieselbe Aufmerksamkeit Objekten widmen können, dann entdecken Sie eine andere Art von Beziehung, ein Band, von dem man viel mehr hat. Das ist es, was mich interessiert. Aus dem Niederländischen von Rolf Brockschmidt Wohnen _ Tagesspiegel _ 12. November 2010 _ 27 Gut Platziert Ein Stuhl ist nicht nur zum Sitzen da. Er muss bequem sein, kann aber auch wie eine Skulptur Akzente im Raum setzen von ROLF BROCKSCHMIDT Yuca heißt Maniok in der Sprache der Tainó, die ursprünglich auf den großen Antillen beheimatet waren, ein geheimnisvoller magischer Name, der nichts mit der scharfblättrigen Yucca (-Palme) zu tun hat. Das Hallenser Designerpaar Studio Vertijet, bekannt für seine ungewöhnliche Formensprache, hat für COR gleich zwei auffällige Stühle, beziehungsweise Sessel entworfen, die fast schon skulpturalen Charakter haben. „Yuca 1“ ist ein gepolsterter schmaler Drehstuhl mit hoher Rückenlehne, die aus dem Querbalken des T herauswächst, also mit der Sitzfläche ein Element bildet. Scheinbar organisch damit verbunden ist das schmale, aber sitzbreite Unterteil des Stuhles, das auf einem Kreuz aus blankem Chrom ruht und dadurch sehr edel wirkt. Der Stuhl ist drehbar und ist sowohl in der Sitzfläche als auch in der Lehne mit einem Gurtsystem versehen, das mit den Blattfedern im Rückenteil einen großen Sitzkomfort ermöglicht. Der Stuhl ist wahlweise in Stoff oder Leder lieferbar und besticht durch seine kräftigen Farben, die zur Auswahl stehen. Ein Objekt, das im Raum Akzente setzt. Wesentlich ausladender und organischer ist „Yuca 2“, der das aus den sechziger Jahren her bekannte flache Sitzschalenmuster aufnimmt, aber geschickt variiert und damit etwas völlig Neues schafft. Es scheint, als öffne sich eine Blüte auf einem langen Stil, um den Nutzer aufzunehmen. Nur dass die Schale, beziehungsweise der Blütenkelch nicht auf einem Stab oder einer Säule ruht, sondern ähnlich wie bei „Yuca 1“ aus der Mitte der Sitzfläche heraus senkrecht nach unten geht, so dass der Sessel frontal gesehen ein T mit hochgezogenen Seitenteilen ergibt. Frontal betrachtet, scheint die Stütze ganz schmal und filigran, von der Seite aus gesehen zeigt sich, das der tragende Teil nur unwesentlich schmaler ist als die Sitzschale. So ergeben sich interessante Perspektiven, je nach Standort. Der dynamische Schwung wird noch durch die beiden Nähte unterstrichen, die links und rechts von den Seiten der Seitzschale her unten am Fuß des Sessels hinten schmal zusammenlaufen. Auch dieser Sessel ist in Stoff oder Leder lieferbar und selbstverständlich drehbar. Eine Skulptur im Raum. Studio Vertijet – dahinter verbergen sich Kirsten Hoppert und Steffen Kroll, die mit ihren sehr eleganten Sofas „Ovo“, „Lava“ und „Nuba“ schon Furore gemacht haben. Seit zehn Jahren betreiben die Innenarchitektin und der gelernte Tischler und Produktdesigner ihr Designstudio. Ebenfalls organisch-pflanzlich inspiriert ist der Sessel „lotus“ des britischen Designers Simon Pengally, den er für das niederländi- sche Unternehmen montis entworfen hat. Wie eine Blütenschale umfassen Seiten- und Rückenlehne den Nutzer und setzen sich bis zum Boden fort. Zwei Schlitze links und rechts trennen die Seitenlehne vom Rücken und sind leicht nach außen gestellt – der Lotusblüteneffekt. Der Raum unter diesem Sitz eignet sich auch gut dafür, eine Tasche unsichtbar abzustellen. Auch das Unterteil verläuft leicht konisch nach außen. Wem das zu kompakt ist, der wählt „lotus m“, einen Stuhl mit Sesselkomfort. Das Oberteil ist identisch, nur das Untergestell kann als Vierbeiner aus Holz oder als rundes, fragiles Kufengestell geliefert werden. Vor allem bei letzterer Variante scheint der Korpus zu schweben. Wem das noch nicht kuschelig genug ist, der greift auf „Scene XXL“ zurück, mit der der montis-DesignerGijs Papavoine sein mehr als zehn Jahre altes modulares Sitzsystem „Scene“ erweitert hat. Zu den Objekten kommt nun mit XXL ein sehr hoher Sessel mit einer 119 Zentimeter hohen Rückenlehne, die sich nach oben hin leicht öffnet, aber nur ansatzweise, so dass am oberen Rand der Rückenlehne ein kleiner Kelcheffekt entsteht. Die Lehne umfasst aber nur zwei Seiten des 77 mal 77 Zentimeter breiten Hockers. Die Beine sind fast filigran. Wer hier Platz nimmt, taucht ab – stellt man zwei Sessel dieser Arten gegenüber, hat man einen geschützten Raum für einen intimen Dialog. Die leicht gebogenen Rückenlehnen erlauben ein legeres Sitzen nach mehreren Seiten hin. Ergänzt wird das Möbel, das aiuch als Zweisitzer lieferbar ist, durch einen kleinen Tisch. „Scene XXL“ setzt sich und seinen „Besitzer“ im wahrsten Sinn des Wortes in Szene. Wer ihn „besitzt“, taucht ab und kann sich auch in belebten Räumen Ruhe verschaffen FLIESENTRÄUME WERDEN WAHR! Die schönste Ausstellung für Fliesen, Naturstein, Sanitär, der beste Service und viele tolle Wohnideen. Fotos: montis Insel der Geborgenheit. „Scene XXL“ von montis-Designer Gijs Papavoine. Oben die Varianten von „lotus m“ des britischen Designers Simon Pengally für montis. Wir können Fliesisch! www.linnenbecker.de Sonntags ist Schautag! (keine Beratung, kein Verkauf) 12.00–17.00 Uhr Ordensmeisterstr. 22–23, 12099 Berlin-Tempelhof, Tel.: (030) 756888, Montag–Freitag 09.00–19.00 Uhr Samstag 09.00–16.00 Uhr Päwesiner Weg 26–27, 13581 Berlin-Spandau, Tel.: (030) 3039880, Montag–Freitag 09.00–19.00 Uhr Samstag 09.00–14.00 Uhr Ein Hauch von grün und Romantik. Koen Baeyens, Stijn Goethals und Basile Graux wollen mit „Romeo & Julia“ (extremis) unwirtlichen Räumen draußen ein wenig Atmosphäre verleihen. Kuschelig Outdoor-Möbel können auch ganz anders aussehen. Das belgische Label extremis führt vor, wie man geselliges Beisammensein stilvoll und ungewöhnlich inszenineren kann von ROLF BROCKSCHMIDT Mehr Grün in graue Umgebung! Das ist das Programm von Koen Baeyens, Stijn Goethals und Basile Graux, die mit „Romeo & Julia“ ein wunderbares Outdoor-Möbel für extremis geschaffen haben. Ein bisschen Platz braucht man schon für die 3,20 Meter lange Bank, die aus einem Lattenrost aus Jatoba-Holz besteht und auf zwei großen Blumentöpfen ruht, in denen zum Beispiel zwei Lorbeerbäume mit hohem Stamm wunderbar gedeihen. Der Abstand ist so gewählt, dass es eine Weile dauert, bis die Kronen der beiden Bäumchen zueinander finden, ganz so, wie es Romeo und Julia ergangen ist. Aber wer weiß – je nach dem, welche Baumsorte man auswählt, schließt sich doch noch ein grünes Dach über dem Sitzplatz auf der Bank – und Paare können dann zur Silbernen Hochzeit wie einst Philemon und Baucis auf der Bank der untergehenden Sonne neuen Abenteuern im Alter entgegensehen. Die Sitzfläche ist 76 Zentimeter breit und besteht aus zwei Lagen von stabilen Latten. Die Pflanzencontainer sind aus Glasfiber gefertigt und glänzen matt. Wer genug Platz hat, kann „Romeo & Juliet“ auch modular einsetzen und zwei Bänke nebeneinander stellen oder gegenüber, fertig ist die Romeo-und-Julia-Allee. Ein ungewöhnliches Möbel für die coole Terrasse, aber natürlich auch für den Objektbereich. Ein architektonisches Möbel, das durch seine Form und seine Idee besticht, aber ewig lange wird man auf der Bank ohne Rückenlehne auch nicht sitzen bleiben. Passend dazu haben die drei jungen belgischen Designer mit „Alea“ entsprechende Pflanzencontainer entworfen, die eine verborgene Plattform mit Rollen enthalten. Man kann mit wenigen Handgriffen den Kübel anheben und die Rollen aktivieren, sodass der Kübel leicht an eine andere Stelle zu verschieben ist. Die belgische Firma extremis des Designers Dirk Wynants ist bekannt für ihre ungewöhnlichen Möbel für geselliges Beisammensein im Freien. Dazu gehört das runde Sofa „Kosmos“ des Firmengründers. Eine Insel der Geborgenheit, denn das Programm „Kosmos“ beitet viele Varianten. Das Sofa besteht aus zwei Halbkreisen mit wahlweise einer hohen oder niedrigen Rückenlehne. Die hohe Rückenlehne schafft eine intime, beschützte Atmosphäre, die Rückenlehne ragt über die Sitzenden hinaus. Schon ein Halbkreis ist ein Blickfänger, aber wer den Platz für zwei auf seiner Terrasse hat, kann sich in der Tat eine Rückzugsinsel verschaffen, diskret und intim. Beide Halbkreise gruppieren sich um einen kleinen runden Tisch in der Mitte, den man absenken kann. Dann schiebt man die Halbkreise zusammen und hat ein phantastisches Ruhebett, eine Spielwiese zum Faulenzen oder was auch immer. Da es sich um ein Möbel für den Außenbereich handelt, sind die Materialien hochwertig und wetterfest, so verwendet er etwa Kunstleder oder echtes Leder, wie es im Yachtbau zum Einsatz kommt. Die Sofas sind aber auch in normalem Leder oder mit Stoffbezug erhältlich. Auch der Tisch ist mit einem abnehmbaren Lederbezug versehen. Kosmos bietet sechs bis neun Personen einen Sitzplatz, drei bis vier Personen können sich entspannt hinlegen. Krönung dieses originellen Möbels ist der große Schirm, der das Ganze überdacht und auch über eine leuchte in der Mitte verfügt. Damit man bei langen gesprächen auch am späten Abend noch durchblickt. „Togetherness“ heißt diese Idee im internationalen Designerjargon, Wynants will einfach die Leute zusammenbringen und „Kosmos“ von Firmengründer Dirk Wynants soll Menschen wieder zusammen bringen Die Vorlage für Dirk Wijnants Hocker „Bronco“ aus der Kollektion „YeeHa“ ist der Westernsattel. Den Knauf ersetzt die Flasche. Fotos: extremis ihnen eine angenehme Atmosphäre bieten. Das zeigt sich bei vielen extremis-Modellen, meist sind sie rund und verführen zum gemütlichen Beisammensein. Es fing an mit der Serie „YeeHaa“, die ganz klar am Western orientiert ist. Der Cowboy-Sattel gab die erste Inspiration zu dem Kunststoffstuhl „Bronco“, den es in normaler Höhe und als hohen Barhocker gibt. Wo beim Westernsattel der Knauf ist, hat Weynants eine Aussparung mit Riemen entworfen, die die Bierflasche hält. So fällt die Flasche nicht hin und der Cowboy hat etwas zum Festhalten. Auch als Einzelmöbel ist der „Bronco“ ein origineller Blickpunkt. Der leicht konische verlaufende Grundriss der Stühle analog zum Sattel ergab fast automatisch die Idee zum passenden Tisch, um den sich bis zu sieben Stühle gruppieren lassen. Auch der Tisch ist in zwei Höhen lieferbar. Da es mit den Lagerfeuern heute so eine Sache ist, kann man Weynants Kunststoff-Tisch mit Innenbeleuchtung bekommen. Und die umgekehrte Form kann als Pendelleuchte von oben sanftes Licht geben. Auch wenn kein Scheit im Feuer knackt, großstädtische Lagerfeuerromantik kann trotzdem – und brandsicher – aufkommen. Wer wirklich Platz im Freien hat, kann sich mit „Qrater“ einen flachen Feuertisch zulegen, eine flache runde Schale auf einem Gestell, die wunderbar geschichtetes Holz für ein zünftiges Lagerfeuer aufnimmt. Und dann können die Nächte lang werden, wenn man von seinem „Bronco“ versonnen in die Glut starrt und den Erzählungen der Freunde lauscht… Großstadtcowboys können mit dem Hocker „Bronco“ und dem Tisch „Corral“ Lagerfeuerromantik nachempfinden, während „Kosmos“ Inselgefühle und Geborgenheit vermittelt. 3-.2(+2( 3,2 %,-. 2,(2( 7/)2% 5'#(02 !./,&" 1,& %-.2(+2( 6.(2( 42( 7/)2% 3$''*" 3.9?=<9B?4 .F <9.G04?, +=D9<9?='4 $8( $%;"! -4?G.D C *A2 !% !$ 22 5>% 5% )B # E= $%&%% :.< $2&%% @1? 3.9?=<9B?4/F.D.F6F&74 000&F.D.F6F&74 * -=FF /1= <1C4 E1< H6G #%' >)F6)? $&%% H6G ;)6: =1F=< 8D6F7= !4)1? + 299DG)F =F9<C4=1@=F( <C4=F.=F 31? A4F=F =1F=F /9DD, B5D@=,, "0' (.,%"&'#$+)%-$!"*&% AKTION STOOL* Zum Schluss Immer wieder bestechen nette Kleinigkeiten, originelle Ideen, Blickfänger. Wir stellen einige ungewöhnliche und pfiffige Objekte vor Schaukelsessel Schaukelstühle ähneln meist eher Sesseln als tatsächlichen Stühlen. Man stellt sie sich gemeinhin vor wie Omas Schaukelstuhl – mit dicken Armlehnen oder aus Korbgeflecht. Ganz anders der „Mini Dada“ des französischen Möbellabels Ligne Roset. Reduziert auf die schlichten Bestandteile eines Stuhls bietet er eine frische, neue Perspektive und macht sich gut in jeder modern eingerichteten Wohnung oder an jeder Stelle, wo ein farbenfroher Hingucker mit Pfiff fehlt. Der Schaukelstuhl aus der Kollektion von Ligne Roset ist eine Neuinterpretation des 1997 von Claudio Colucci für den japanischen Hersteller Idée entworfenen Sessels. Er begeistert Eltern (die moderne Form) und Kinder (die frechen Farben) – selbst, wenn er ihrer Großmutter nicht gefällt – ein interessanter Ansatz, den Schaukelstuhl zu interpretieren ist der „Mini Dada“ allemal. _abro Gepixelt Das Loch ist ein wesentliches Gestaltungsmoment für Angela Schlösser, zumindest bei ihrem Paravent „Pixel“ für ihr eigenes Label La Paeng. Sie schafft aus Löchern Bilder und ist damit dem großen Pop-Art-Künstler Roy Liechtenstein verwandt. Wo er seine comichaften Bilder durch Pixelpunkte malt, klopft sie Kunststoffnieten in die entsprechenden Löcher des auf Hochglanz polierten Stahlbleches, das komplett mit Löchern gerastert ist. Reflektion und Transparenz zeichnen diesen Paravent aus, der im Moment in zwei Varianten zu haben ist, mit dem Mädchenkopf oder fliegenden Vögeln, die auch auf Scheiben als Silhouette den Übergang von Drinnen und Draußen markieren. Der Fuß des Paravents scheint aus Stein zu sein – es ist aber ein polierter Gummi. Durch einen seitlichen Winkel von 45 Grad lassen sich die Schirme auch über Eck kombinieren. _R.B. Stadt am Haken Ab jetzt gibt es eine kleine Linderung für alle die, die furchtbares Heimweh nach ihrer Geburtsstadt empfinden – immer vorausgesetzt, dass diese eine von sieben deutschen Städten, Paris, New York oder London ist. Denn die Skylines dieser Städte hat „Radius Design & Absolut Lighting“ in eine Garderobe umgeformt. Wenn der gebürtige Kölner den mächtigen Schatten des Doms zu sehr vermisst, setzt er sich mit einem Kölsch vor seine „Städtegarderobe“. Wessen Traumstadt Paris ist, der kann seine Jacke unter dem Eiffelturm aufhängen. Und der Berliner fühlt sich mit der Silhouette seiner Stadt an der Wand mal wieder bestätigt, dass Berlin einfach wunderbar ist – und eine Metropole noch dazu. Egal, von welcher Stadt Sie träumen oder welche Sie vermissen – mit etwas Glück findet sie sich unter den zehn „Städtegarderoben“. _abro Sessel sind immer eine Herzensangelegenheit. Sie sind bequemer als Stühle und wir sitzen deshalb wahrscheinlich auch öfter darin. Nur ist es leider gar nicht einfach, den richtigen Sessel zu finden. Eine eher schlicht gehaltene Wohnung kann schnell zu klinisch wirken, wenn ihr der Blickfang fehlt. Der von Allessandro Mendini für Cappellini entworfene Sessel „Proust Geometrica“ fesselt auf Grund der bestechenden Komposition von meisterhaft zusammengesetzten Gegensätzen: Der Rahmen des Sessels erinnert an barocke Stühle, wirkt edel, vielleicht sogar pompös. Dieser Effekt wird jedoch spielerisch gebrochen durch den Baumwollbezug, ein frisches, buntes, geometrisches Muster, das sich über die prallen Polster spannt. Das Spiel von Pastellfarben wie mintgrün und hellrosa mit kräftigem blau, schwarz und orange vermeidet jeden Kitsch. Und trotzdem wird dieser Sessel vielleicht so manche Eltern davor bewahren, der kleinen Tochter im Prinzessinnenalter einen rosa Plüschthron anschaffen zu müssen. Und gleichzeitig von diesem Alter entwachsenen Gästen bewundert werden. Wo findet man das alles schon in einem Möbelstück? _abro Fotos: Ligne Roset; La Paeng; Radius Design & Absolut Lighting; Cappellini Farbthron 'Best of Italy' Wir schaffen mehr originalitalienisches Topdesign nach Deutschland als jeder andere! Der günstigste Weg zu Italiens Einrichtungsstars: Ecksofas ab 1.995,– € Einzelsofas ab 995,– € Betten ab 995,– € Schränke ab 1.295,– € PERFEKTES DESIGN, PERFEKTER PREIS. www.whos-perfect.de Berlin-Tiergarten, Wiebestr. 12 – 18 ▪ ✆ 0 30 / 4 08 18 93 -40/-41 ▪ Mo – Sa 10.00 – 20.00 Uhr, So 13.00 – 17.00 Uhr Probewohnen (Sonntag keine Beratung, kein Verkauf) ▪ Weitere Filialen auch in München, Köln, Düsseldorf, Hamburg und Stuttgart 1) S 1) Weitere Erläuterungen finden Sie unter www.hoeffner.de 1) Die Inhaberfamilie von Möbel Höffner hat eine lange Möbeltradition. 1910 begann Schreinermeister Wilhelm Krieger seine unternehmerische Tätigkeit. 1) Weitere Erläuterungen finden Sie unter www.hoeffner.de www.hoeffner.de www.hoeffner.de