Kubismus
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Kubismus
Kubismus Der Kubismus ist eine Stilrichtung in der modernen Kunst, die vor allem in der Malerei zu Beginn des 20. Jahrhunderts ihre stärkste Ausprägung hatte. Ausgehend von der methodischen Bildanalyse Paul Cézannes führte der von Pablo Picasso und Georges Braque begründete Kubismus zu einer Neuorientierung Malerei und war ein wichtiger Anreger der künstlerischen Abstraktion. Kubismus bedeutet einen radikalen Bruch mit der realistischen bzw. der klassischen Malerei. Methode war wesentlich die abstrakte Perspektive, für die man Beispiele bereits in antiken Epochen oder bei Naturvölkern finden kann. Die Überschreitung der Perspektive, also dessen, was uns in Abfolge an einem Gegenstand oder im Raum durch Erfahrung als wahrscheinlich gilt, führte im Kubismus zu einer Reihe neuartiger Versuche, Harmonie oder Einheit auf einer Bildoberfläche herzustellen. Wichtig ist nicht das, was man sieht, sondern eher, was man über die Dinge weiß. Der Kubismus beschäftigt sich mit der gedanklichen Analyse der sichtbar gegebenen Welt. Frühkubismus (etwa 1907 - 1909) Georges Braque und Pablo Picasso gelangten unter dem künstlerischen Einfluss afrikanischer Kunst, die um die Jahrhundertwende gern in Europa – unter dem Stichwort “primitiv“ - gezeigt wurde, zu einer neuen Bildsprache. Wichtig war hierbei außerdem Paul Cézanne, der erklärt hatte, dass sich alle Naturformen auf einfache stereometrische Körper wie Kugel, Kegel, Zylinder oder Pyramide zurückführen ließen. Diese Tendenz zur Vereinfachung der Gegenstände war bei beiden Einflüssen spürbar. Mit dem Bild Les Demoiselles d’Avignon schuf Picasso 1907 ein frühes, eher experimentelles Grundlagenbild des Kubismus, 1908 folgte Braque mit Häuser bei L'Estaque, das als erstes Bild von Louis Vauxcelles mit den „cubes“ in Verbindung gebracht wurde (s.u.). Analytischer Kubismus (etwa 1910 – 1912) Der Frühkubismus ging in den Jahren 1909/10 an den Bildern gut nachvollziehbar in den analytischen Kubismus über. Hierbei werden die Gegenstände auf bestimmte Grundformen (Essentials) hin analysiert und, unter Verzicht auf bunte Farben und traditionelle illusionistische Bildmittel, wie ein einheitlicher Raum, einer Verwendung der Perspektive und Erkennbarkeit der abgebildeten Objekte, die in geometrische Teile zergliederten Dinge auf der Bildfläche ausgebreitet. Daraus ergibt sich, dass die Gegenstände sehr kantig und zersplittert wirken und nur mehr oder weniger Bezug zu den realistischen Formen der Dinge haben. Diese Darstellung ermöglicht es aber, diese gleichzeitig (simultan) aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten (polyvalente Perspektive). Simultaneität“ ist deswegen ein Schlüsselbegriff für den Kubismus. Oft erscheinen manche Bildteile transparent, wodurch simultan mehrere Ebenen sichtbar sind. Auf plastische und perspektivische Wirkung wird verzichtet. Stattdessen wird die Bildfläche als eigengesetzliche Welt etabliert und mittels einer Rhythmisierung von Scheinflächen, die nie ganz begrenzt, sondern durch Passagen vielschichtig miteinander verbunden sind, lebendig strukturiert. Darin eingebunden sind die wesentlichen Essentials der dargestellten Dinge. Raum wird durch Vielschichtigkeit ersetzt. Das Bild ist keine Nachbildung von etwas, sondern eine eigengesetzliche Welt. Die Farbpalette wird auf wenige Farben begrenzt; es herrschen in den Werken vor allem Braun-, Grau- und gedämpfte Grüntöne vor. Synthetischer Kubismus (etwa 1912 – 1914 . . .) Im synthetischen Kubismus bemühen sich die Maler nach der „Zerlegung“ wieder um den „Aufbau“ des Gegenstandes, allerdings unter Wahrung der errungenen Freiheit der Bildgestaltung. Die Malerei ist von der Außenweltvorlage unabhängig geworden. Sie bauen nun ihre Bilder aus wenigen größeren Flächen auf, mit strengen klaren Umrissen und kräftigen Farben. Durch Überschneidung der Flächen und durch knappe Schattenangaben deuten sie Körperlichkeit an, ohne doch den Eindruck von der Gebundenheit der Gegenstände an die Zweidimensionalität der Fläche zu verwischen. Der synthetische Kubismus baut im Wesentlichen auf die von Pablo Picasso, Georges Braque, später auch von Juan Gris, praktizierte Collagetechnik, dem Papier collé auf. Die Künstler integrierten Holzimitat-Papier, Zeitungsausschnitte, Motivtapeten, farbige Papiere und Notenblätter in ihre Kompositionen. Zu den Papier collés wurden Braque und Picasso durch ihre zuvor entstanden dreidimensionalen Konstruktionen, den Papierplastiken angeregt, die sie aus Papier und Karton, Picasso später auch aus Blech, fertigten. Kubistische Plastik In der kubistischen Plastik wird zunächst der Einfluss afrikanischer und ozeanischer Volkskunst deutlich. Picasso setzte sich ab 1905 mit afrikanischer Fetischkunst und archaischen Votivgaben auseinander und übernahm deren vereinfachte blockhafte Konzeption. In Abkehr von Rodins detailliert ausgearbeiteten Figuren verzichteten die Kubisten weitgehend auf eine naturgetreue Abbildung und gelangten zu einer starken Vereinfachung der der Gestalt. Picasso wandte das Prinzip der Simultaneität, das er in der Malerei in geschachtelten Farbfeldern gefunden hatte, in der facettenhaften Strukturierung seiner Objektkunst an. (Diese facettierte, vielschichtige Gestaltung inspirierte wiederum den italienischen Futuristen Umberto Boccioni, der 1912 die neuen Skulpturen der Kubisten bei Atelierbesuchen in Paris gesehen hatte. Boccioni erweiterte das Gestaltungsprinzip der kubistischen „Vielperspektivik“ um den Faktor der Dynamik. In späteren Jahren arbeiteten Künstler wie beispielsweise Alberto Giacometti, Willem de Kooning oder Henry Moore mit plastischen Methoden, die sich an den im Kubismus begründeten Gestaltungsprinzipien der Vielperspektivik und Dynamik orientieren.) Einflüsse des Kubismus Direkt ausgehend vom Kubismus gründete Robert Delaunay ab 1909 eine Kunstrichtung, von Apollinaire 1912 Orphismus genannt, die die Licht- und Farbeindrücke auf der Grundlage des Farbprismas aufbaute. Die polyperspektivische Darstellungsweise des Kubismus ist ein wichtiges Gestaltungselement bei der Entwicklung des italienischen Futurismus, bes. bei Umberto Boccioni. Hier ist darüber hinaus die malerische Darstellung von Geschwindigkeit und Kraft von Wichtigkeit. In Russland entwickelte sich um 1912/13 mit dem Kubofuturismus eine vereinfachte Form des Kubismus, der zugleich dynamische Elemente des Futurismus rezipierte. Charakteristisch ist hierbei eine Zerlegung der Figuren in zylindrische, teilweise industriell wirkende Elemente. Der Kubofuturismus leitete den russischen Konstruktivismus ein. Bekanntester Vertreter ist Kasimir Malewitsch. Daneben gibt es zahlreiche weitere Einflüsse in der Malerei, der Musik und sogar der Architektur. Wichtige Künstler • • • • • • Pablo Picasso (1881–1973) Georges Braque (1882–1963) Juan Gris (1887–1927) Robert Delaunay (1885–1941) Orphismus Jean Metzinger (1883–1956) Fernand Léger (1881–1955) (Textbasis: Wikipedia; sehr stark bearbeitet und ergänzt)