Konstantin Neven DuMont
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Konstantin Neven DuMont
papergram 2 › 2007 G R A P H I C PA P E R Estland – goldener Medienmarkt Konstantin Neven DuMont – Verleger in der zwölften Generation Magazine für Herrchen und Frauchen Fanzine – wenn der Redakteur kein Profi ist sca papergram no 2 › 2007 4 Papergram. Das internationale Magazin für die Medienbranche und grafische Industrie. Herausgegeben von SCA Forest Products AB, Box 846, 851 23 Sundsvall. Telefon: +46-60-19 40 00. Telefax: +46-60-19 40 90. 22 25 Chefredakteurin und Herausgeberin (nach schwedischem Recht für den Inhalt verantwortlich): Anne-Sofie Cadeskog Projekt- und Redaktionsleitung: Luise Steinberger (luise.steinberger@bredband.net) Grafikdesign: Mellerstedt Design Repro und Druck: Prinfo Accidenstryckeriet, Sundsvall Titelfoto: IBL Papergram wird auf GraphoCote 80 g gedruckt, der Umschlag auf Reprint 150 g. Das Papier ist FSC-zertifiziert. Das Material in dieser Zeitschrift ist von der Redaktion bestellt, durchgesehen und abgenommen. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Redaktion oder SCA die Meinungen der Autoren in jedem Fall teilen. Zitieren Sie uns gerne, aber geben Sie bitte die Quelle an. Inhalt › 2/2007 RFID, erleichtert die Kontrolle der Waren in der Radio Frequency Identification, Fertigungs- und Distributionskette. Große Papierrollen fordern die Technik heraus 4 RFID hält Ordnung 6 Ostsee-Tiger 12 Trends Estland gehört zu den am schnellsten wachsenden Ökonomien Europas. Auch die Medienbranche expandiert – und weist dabei Facettenreichtum auf 14 Rund um den Wauwau Des Menschen bester Freund inspiriert zu vier Arten von Zeitschriften 18 Man muss auf Zack sein Konstantin Neven DuMont hat das Zeitungmachen im Blut. Als Miteigentümer des Familienverlages M. DuMont Schauberg gibt er in der zwölften Generation namhafte Titel wie die Kölnische Rundschau heraus. Zum Verlag gehören auch die Mitteldeutsche Zeitung und die Frankfurter Rundschau 20 Einwanderer mit Zukunft Die Dreh-Kiefer, in den späten 1960er-Jahren aus Kanada importiert, behauptet sich in schwedischen Wäldern. Derzeit wird geprüft, wofür sich ihr Holz eignet 23 Kolumne: Claude-Jean Bertrand über die Verantwortung der Medien 24 Selbst gemachte Blätter Fanzines sind Zeitungen, die die Leser selbst machen. Oft geht es um einen Künstler, ein bestimmtes Phänomen oder ein Hobby 27 Trends 28 Waldbesitzer – warum eigentlich? sca papergram no 2 › 2007 Möchten Sie ein eigenes Gratisexemplar von Papergram, oder möchten Sie die Zeitschrift für einen Kollegen bestellen? Schicken oder faxen Sie Namen, Adresse und eventuell den Namen Ihres Unternehmens an: Birgitta Ulfsparre, SCA Graphic Sundsvall AB, Box 846, 851 23 Sundsvall. Telefon: +46-60-19 43 92. Telefax: +46-60-15 24 50. E-post: birgitta.ulfsparre@sca.com SCA Forest Products produziert Druckpapier für Zeitungen, Zeitschriften und Kataloge sowie Zellstoff, Schnittholzwaren und Biobrennstoffe aus der Forstwirtschaft. SCA Forest Products verwaltet auch den großen Waldbesitz der SCA, versorgt die schwedischen Industriebetriebe des Konzerns mit Holzrohstoffen und bietet den Geschäftseinheiten der SCA wirtschaftliche Transportlösungen an. Der Umsatz des Unternehmens beläuft sich auf 1,95 Milliarden Euro, die Mitarbeiterzahl auf 4 000. Die Forstwirtschaft der SCA ist gemäß FSC (Forest Stewardship Council) zertifiziert. SCA › info GraphoMatt in neuem Gewicht SCA lanciert ein LWC-Papier in neuem Ge- Zebrafische – wie der Fisch im Wasser Die Wasseremissionen des Zellstoffwerks Östrand sind mittlerweile so gering, dass bei normalem Betrieb keine negativen Effekte für die Meeresumgebung erwartet werden können, in die das Wasser eingeleitet wird. Das belegen 2006 durchgeführte Tests auf neuen posten JérÔme van Lidth ist als Sales Manager in Bel- gien angestellt worden. Er nahm die Arbeit am 14. Mai auf. Van Lidth arbeitete bisher in einem Familienbetrieb in der Offsetdruck- und Grafikdesignbranche. Zuvor hatte er bei verschiedenen internationalen Konzernen Erfahrungen in den Bereichen Logistik und Telekom gesammelt. S Roi n e Mor i n ist zum Umweltdirektor für SCA Forest Products ernannt worden. Morin, der den Umweltbeirat von SCA Forest Products leitet und den Geschäftsbereich im Umweltrat des Gesamtkonzerns sowie in Geschäftsbereich-übergreifenden Umweltfragen vertritt, trat sein neues Amt am 1. März an. Außerdem behält Roine Morin die Leitung der Umweltorganisation von SCA Graphic Sundsvall bei und berät auch SCA Timber in Umweltfragen. S Ingela Ekebro, bisher kommissarische Produk- tionsleiterin des Zellstoffwerkes Östrand, ist offiziell auf diesen Posten berufen worden. S S In den vergangenen zehn Jahren hat das Zellstoffwerk Östrand im schwedischen Sundsvall eine Reihe von Umweltmaßnahmen durchgeführt. Insgesamt haben eine völlig chlorfreie Bleiche, das nahezu völlig geschlossene Ablaufsystem der Bleicherei und eine effiziente Bioklärung des Abwassers das beste Ergebis erbracht, das jemals in der forstindustriellen Abwasserklärung vom IVL, dem Labor des Schwedischen Umweltinstituts, gemessen wurde. Die Untersuchung im Jahr 2006 bestand aus zwei Teilen. Zum einen ging es um die chemische Analyse einer Reihe bekannter Stoffe, die zu Umweltschädigungen führen. EGOM (extrahierbar gaschronomatografierbares organisches Material) und PBS (potenziell bioakkumulierbare Substanz) sind beispielsweise Maßeinheiten für Stoffe, die in lebenen Organismen abgelagert sein können. Sie sind gefährlich, weil sie in der Nahrungskette nach oben wandern und sich dort konzentrieren. Erhöhte Konzentrationen können daher die Endkonsumenten, wie Menschen oder auch Fisch fressende Vögel, schädigen. Im Abwasser von Östrand konnte keiner dieser Stoffe nachgewiesen werden, was für eine Zellstofffabrik äußerst ungewöhnlich ist. Der zweite Teil der Untersuchung kontrollierte, wie das Abwasser auf Fische und Schalentiere einwirkt. Getestet wurde eine populäre Aquariums-Gattung: der Zebrafisch. Die Messungen umfassten Giftgehalt, Wachstumsgeschwindigkeit, Geschlechterverteilung sowie das Reproduktionsvermögen der Fische. Um eine eventuelle Reproduktionsstörung nachweisen zu können, wurden die Tests an zwei Generationen durchgeführt. Es konnten aber keine entsprechenden Tendenzen aufgezeigt werden – die Zebrafische lebten und gediehen während der gesamten Testphase problemfrei im Abwasser. GraphoMatt wird aus vollkommen chlorfreiem Zellstoff hergestellt, und die Produktion ist gemäß den Qualitätsstandards ISO 9001 und ISO 14001 zertifiziert. Die Rückverfolgbarkeit der Rohstoffe ist nach den Regeln des FSC, Forest Stewardship Council, zertifiziert. GraphoMatt ist nun in den Oberflächengewichten 57, 60, 65 und 70 Gramm/Quadratmeter erhältlich. Eine Broschüre, die die neue Qualität beschreibt, kann auf www.publicationpapers.sca.com in den Sprachen Deutsch, Französisch, Englisch (britisch und amerikanisch), Spanisch, Polnisch, Italienisch und Schwedisch bestellt werden. S wicht – GraphoMatt 70 Gramm ist ein leicht lesbares, mattes, gestrichenes Druckpapier für den Heatset Web Offset-Druck. „Die Qualität dieses Papiers wird deutlich, wenn große Textmengen mit der Forderung nach einer guter Bildwiedergabe kombiniert sind. Dank der matten reflexiven Oberfläche wird das gedruckte Wort perfekt wiedergegeben, gleichzeitig erlangen Illustrationen einen schönen Glanz“, erklärt Jan Knuts, verantwortlich für den Produktb ereich Gestrichene Papiere bei SCA Graphic Sundsvall. Åke Westberg, ehemals S Produktionsleiter des Zellstoffwerkes Östrand, hat neue Aufgaben als Projektleiter übernommen. Sein letztes Projekt war die Implementierung des neuen Sodakessels in Östrand. Derzeit leitet Westberg die Vorbereitungen für die Kapazitätserweiterung zur Herstellung von TMP sowie zur Installierung einer neuen Papiermaschine im Papierwerk Ortviken. Er leitet auch das Drehkiefernprojekt von SCA Forest Products und steht dem Holz-Bezugsrat vor, der die Rohstoffversorgung der schwedischen Anlagen von SCA koordiniert. Nachhaltigkeit und Umwelt Die Umweltbilanz von SCA Graphic Sundsvall für S 2006 ist nun veröffentlicht worden. Außerdem ist die Jahresbilanz des gesamten SCA-Konzerns für 2006 erschienen. Sie wird gemeinsam mit dem Bericht über Umwelt und soziale Verantwortung unter dem Titel SCA Hållbarhetsredovisning 2006 (Nachhaltigkeitsbericht) verbreitet. Sämtliche Dokumente sind auf Schwedisch und Englisch unter www.sca.com beziehungsweise www.publicationpapers.sca.com erhältlich. sca papergram no 2 › 2007 Die Sensor-Revolution Radio Frequency Identification heißt eine Technologie mit Zukunft: Sie bietet große Erleichterungen für die Logistik und für Produktionstechniken, bei denen man wissen muss, wo genau sich viele kleine Dinge befinden. Hans-Erik Nilsson, Professor für Elektronikkonstruktion an der Universität Sundsvall, sieht weitere Anwendungsbereiche voraus von Lena Sjödin foto Leif Milling, Mattias O Nils Stellen Sie sich vor: Die Waren im Einkaufswagen senden ihre Preise an eine Registrierkasse – Kassenpersonal ist nicht mehr nötig. Oder: Alle Kinder sind mit einem Sender versehen, die Eltern können immer sicher sein, dass sie wohlbehalten in der Schule ankommen. Oder: Ihr Magen wird mit einem elektronischen Chip ausgestattet, um berichten zu können, wie es ihm geht. „So weit sind wir heute noch nicht, aber die Entwicklung geht jetzt enorm schnell“, sagt Hans-Erik Nilsson, Professor für sca papergram no 2 › 2007 Elektronikkonstruktion an der Universität Sundsvall. Nilsson leitet eine RFID-Forschergruppe im Rahmen der dort ansässigen Forschungsprogramme FSCN (Fibre Science and Communication Network) sowie STC@MIUN (Electronic Systems for Sensible Things that Communicate). RFID ist eine relativ alte Technologie im Bereich der Logistik. Sie wurde bereits in den 1980er-Jahren entwickelt und sorgt dafür, dass ein passiver Spei- cher mit Antenne wie ein Etikett auf eine Ware oder ein Produkt geklebt wird. Ein Lesegerät überführt einen Stromfluss an den RFID-Kreis, der wiederum den Inhalt des Speichers weitersendet. Auf diese Weise können große Datenmengen rasch und unproblematisch abgelesen werden. Die Automobilindustrie beispielsweise bedient sich dieser Technik seit langem, um in den Montagelinien sicherzustellen, dass das richtige Automobilteil zum Einbau an der richtigen Stelle aus dem Lager herbeigeholt wird. Effektive Lagerung Eine weitere Herausforderung ist das Studium der RFID-Technologie aus systemanalytischer Sicht, das heißt unter der Fragestellung, wie eine Einführung Verhalten und Strukturen in einer Organisation verändert. Unter anderem gilt es zu zeigen, wie die Investition in RFID-Technologie Einsparungen in Form von effektiveren Arbeitsabläufen, kürzeren Vorlaufzeiten, niedrigeren Lagerniveaus und besserer Kontrolle erbringen kann. „RFID kann bei der Warenbeschaffung behilflich sein“, betont Hans-Erik Nilsson. „Dank der Gesamtkontrolle, die RFID bietet, können Engpässe im Lager zeitlich verkürzt oder sogar völlig vermieden werden. Inventuren sind keine große Sache mehr, sondern etwas, was fortlaufend mehrmals täglich geschieht.“ Zurzeit bilden die Geschäftssysteme der Unternehmen der „Flaschenhals“, der die Einführung von RFID behindert – sie sind nicht für die neue Technologie ausgelegt. „Ob RFID Erfolg haben wird, das hängt zu gleichen Teilen von geschäftlichen und technischen Faktoren ab“, sagt Hans-Erik Nilsson. „Damit es sich auszahlt, kann man RFID zum Beispiel mit Mehrwert füllen, statt Kosten zu jagen.“ S Herausforderung Papierindustrie In der Papierindustrie ist RFID in mehrerer Hinsicht interessant – unter anderem für die Lagerhaltung und für die Logistik zur Qualitätskontrolle. Bei der Hardware, also dem Etikett an sich, wie auch bei der Bedienung bleiben bisher aber noch Wünsche offen. Erforscht werden muss vor allem, wie große Papierballen mit RFID ausgestattet werden können. Da Papier an sich ein sensibles Produkt ist, das mit Staplern bewegt und laut Hans-Erik Nilsson oft verpackt wird, ist der praktischste Platz für das Etikett mitten im Ballen. Die Energie der Radiowellen des Etiketts werde aber von organischem Material wie beispielsweise dicken Papierlagen „konsumiert“, erklärt Hans-Erik Nilsson. Die Platzierung mitten in der Rolle verschlechtert somit die Reichweite der Radiowellen und erschwert das Ablesen der Etiketten. Bei einer Platzierung auf der Außenseite der Rolle braucht man mehrere Etiketten, damit das Ablesen aus verschiedenen Richtungen möglich ist. Um den schwierigen Bedingungen mit Staub, Feuchtigkeit und Stößen standhalten zu können, muss das Etikett zudem robuster sein. Solche Etiketten sind daher teurer in der Produktion. Andererseits können sie mit weiteren Funktionen versehen werden, beispielsweise zur Indikation von falschem Handling. Art aktive elektronische Etiketten auf Papier gedruckt werden können. Dies hätte den großen Vorteil, dass nicht die gesamte Energie vom Lesegerät kommen müsste. Eine Möglichkeit ist die Verwendung vorgedruckter Batterien, die das RFID-Etikett mit zusätzlicher Energie versehen. Auf diese Weise könnte der Leseabstand stark vergrößert und die Etikettierung der Papierrollen wesentlich vereinfacht werden. Mit einer gedruckten Batterie kann der Chip selbst seine Umgebung „erkennen“ und sich auf Faktoren wie Temperatur und Feuchtigkeit einstellen. Außerdem kann der Abstand zwischen Lesegerät und Etikett 15 bis 20 Meter betragen; bisher sind nur drei bis vier Meter möglich. „Inventuren sind keine große Sache mehr, sondern etwas, was fortlaufend mehrmals täglich geschieht“ hans-erik nilsson Smarte Stromversorgung Viel Energie wird in die Erforschung billigerer Herstellungsmethoden investiert. Die Wissenschaftler untersuchen derzeit, wie effektive Batterien und Antennen direkt mit elektronischer Farbe als eine sca papergram no 2 › 2007 Für alle die richti sca papergram no 2 › 2007 ige Zeitung Die estnische Wirtschaft boomt – das gilt auch für die Medienbranche. Als Estland Anfang der 1990er-Jahre die Unabhängigkeit erlangte, wurden die ehemals staatlichen Verlage rasch privatisiert. Danach folgte eine Phase der Konsolidierung. Heute dominieren zwei große Akteure: die Ekspress-Gruppe und Eesti Meedia von Tadeusz Rawa foto Rauno Volmar, Rene Suurkaev, Rein Sikk, Raigo Pajula, Tadeusz Rawa 1,35 Millionen Einwohner des Landes haben offenbar ein starkes Bedürfnis, sich zu äußern und miteinander zu kommunizieren. Darauf deutet die blühende Medienlandschaft hin. Der kleine Markt bietet Platz für rund dreißig Zeitschriften und ebenso viele Zeitungen, darunter viele kleine Lokalblätter, von denen sich mehrere an die russischsprachige Minderheit wenden (siehe Artikel). Die Morgenzeitung beziehen viele Esten im Abonnement, während Wochenzeitungen und Magazine im Einzelverkauf über die Ladentheke gehen. Mart Kadastik, Geschäftsführer von Eesti Meedia, blickt von seinem Bürofenster im zwölften Stock auf den Altstadtkern von Tallinn und die Wolkenkratzer, die heute das Stadtbild prägen. Kadastik führt ein stark expandierendes Unternehmen. „Grund dafür ist vor allem die schnell wachsende estnische Wirtschaft und der noch schneller wachsende Werbemarkt. Im vergangenen Jahr stieg das Anzeigenvolumen von Postimees im Vergleich zu 2005 um 29 Prozent, das von Kanal 2 um 30 Prozent, und die Zeitschriften unseres Verlages legten um 15 Prozent zu“, berichtet Mart Kadastik, der seine berufliche Laufbahn 1977 als Journalist begann. Eesti Meedia ist um die größte Morgenzeitung des Landes herum entstanden. Postimees (Der Postbote) ist Estlands älteste Zeitung, gegründet schon 1856, damals als Wochenzeitung. Nach einer Fusion mit anderen Zeitungen wurde das Blatt 1891 Estlands erste Tageszeitung. Postimees, seit jeher ein Symbol für Estlands Unabhängikeit, war während der ersten Republik in den 1920er-Jahren Estlands wichtigste Tageszeitung. Nachdem das Land Teil der Sowjetunion geworden war, stellte man die Zeitung 1941 ein. Nach Erlangung der Unabhängigkeit wurde sie 1991 neu gegründet. Eesti Media besitzt heute allein oder zu Anteilen acht Tageszeitungen – über regionale und lokale. Außerdem gehören zum Verlag an die fünfzehn Zeitschriften, der größte kommerzielle Fernsehkanal, ein Radiosender sowie die Druckerei Kroonpress. Vor allem Qualität Kroonpress folgt dem Aufwärtstrend des Mutterkonzerns und steigerte im vorigen Jahr seinen Umsatz um zehn Prozent. Die verlagseigenen Zeitungen und Zeitschriften machen etwa 50 Prozent des Auftragsvolumens aus. Der Rest sind Zeitschriften, Kataloge und Direct Mailings für externe Kunden. „Wir machen S Estland ist klein, aber oho. Die sca papergram no 2 › 2007 alles, von der Vorstufe bis zum Vertrieb“, erklärt Andres Kull, Geschäftsführer von Kroonpress. „Weil die Druckerei in Tartu liegt, haben wir knappe Deadlines, vor allem bei den Morgenzeitungen, die gleich am Morgen 190 Kilometer weit nach Tallinn gefahren werden müssen.“ Estland hat keine eigene Papierindustrie. Bereits 1993 begann Kroonpress daher, Papier aus Finnland zu importieren. Et- „Die klassische Aufteilung in konservative, liberale oder sozialistische Tageszeitungen existiert in Estland nicht“ was Zeitungspapier wird auch aus Russland eingeführt, und seit einigen Jahren gehören auch schwedische Hersteller wie SCA, Stora und Holmen Paper zu den Papierlieferanten. SCA liefert LWC- und Zeitungsdruckpapier. Etwa 30 Prozent der Dienstleistungen führt Kroonpress für ausländische Auftraggeber aus, vor allem aus Norwegen und Lettland. In der Kundenkartei stehen aber auch Unternehmen aus Schweden, Finnland, Russland und anderen Ländern. Kroonpress konkurriert nicht nur mit niedrigeren Preisen. „Diese Zeiten sind bald vorbei – man bedenke den schnellen Anstieg von Löhnen und Gehältern in Estland. Schon heute heißt unser Trumpf vor allem Qualität“, betont Andres Kull. Mart Kadastikik Baltic Times überschreitet Grenzen 1992 entstanden im Baltikum zwei englischsprachige Zeitungen – der Baltic Independent in Tallinn und der Baltic Observer in Riga. Sie fusionierten 1996 zur Baltic Times, deren Eigentümer seit drei Jahren ein russisch-amerikanischer Bankmann ist. Insgesamt beschäftigt die Zeitung 20 Mitarbeiter in drei Redaktionen – in Tallinn, Riga S und Vilnius. Etwa 50 Prozent der 12 000 bis 15 000 Exemplare starken Auflage werden in Lettland verkauft, jeweils 25 Prozent in Estland und Litauen. Die Leser sind vor allem im Baltikum ansässige Ausländer. Chefredakteur seit Februar dieses Jahres ist der Amerikaner Steve Roman. In Estland gibt es eine weitere englischsprachige Zeitung: City Paper erscheint aller zwei Wochen. Darüber hinaus erscheint in allen drei baltischen Ländern die polnischsprachige Zeitschrift Nasz Czas. Die Zahl der Polen ist jedoch in Lettland und Litauen bedeutend größer als in Estland. Margus Liivamägi, Verkaufsleiter bei der Druckerei Printall, meint, dass die Dominanz der beiden großen Medien- und Druckunternehmen in Estland den Wettbewerb nicht behindert sca papergram no 2 › 2007 Zeitungen auf Russisch Im Unterschied zum Nachbarland Lettland, wo ein aggressiverer Ton zwischen den Bevölkerungsgruppen herrscht, streben in Estland ganz offenkundig alle Bevölkerungsgruppen ein Zusammenleben in freundschaftlicher Atmosphäre an. Wohl auch deshalb werden einige politische Themen in Molodjozh Estonii mit einer gewissen Vorsicht behandelt. „Viele Esten fänden es nicht Vladimir Fridljand, stellvertretender Chefredakteur von Molodjozh Estonii (oben). Zeitungen werden für die Lieferung vorbereitet (rechts) so gut, wenn wir als Erste politische Ereignisse im Lande kritisieren würden. Das ist aber unsere eigene Entscheidung, mit irgendwelchem Druck von außen hat das nichts zu tun“, sagt Fridljand. Die Zeitung finanziert sich selbst, größtenteils durch Werbeeinnahmen. Am Zeitungsstand kostet sie sieben estnische Kronen (etwa 50 Eurocent), die Wochenendausgabe inklusive Fernsehzeitschrift kostet 15 estnische Kronen (etwa 90 Eurocent). Das Jahresabo kostet rund 1 200 estnische Kronen (etwa 75 Euro). Insgesamt gibt es in Estland an die zehn russischsprachige Zeitungen. Sie sind in Tallinn und Pärnu sowie im Nordosten des Landes angesiedelt − in Narva, Kohtla Järvi und Sillanmäe, wo die russischsprachige Bevölkerung die Mehrheit der Einwohner ausmacht. Die meisten dieser Blätter erscheinen allerdings nicht täglich. Sowohl Estlands größte Tageszeitung, Postimees, als auch die Gratiszeitung Linnaleht geben zudem russischsprachige Ausgaben heraus – auch dies Beleg für das Bestreben der verschiedenen Bevölkerungsgruppen, miteinander zu kommunizieren. S zwei russischsprachige Tageszeitungen: das Organ der kommunistischen Partei Estlands, Sovjetskaja Estonia, und Molodjozh Estonii (Estlands Jugend), herausgegeben vom kommunistischen Jugendverband Komsomol. Erstere existiert nicht mehr, die zweite lebt und gedeiht. Mit einer Auflage von 7 000 Exemplaren (13 000 am Wochenende) ist Molodjozh Estonii heute die größte russischsprachige Tageszeitung in Estland. „Wir gehen davon aus, dass wir etwa 60 000 bis 70 000 Leser haben, da jedes Exemplar von mehreren Familienmitgliedern gelesen wird“, meint der stellvertretende Chefredakteur, Vladimir Fridljand. Molodjozh Estonii ging 1991 zunächst ins Eigentum von 30 angestellten Aktionären über. Anfang 2000 übernahm ein privater Investor sämtliche Aktien. Die Zeitung erscheint fünf Tage pro Woche jeweils mit 24 Seiten sowie samstags mit 48 Seiten. Das inhaltliche Spektrum reicht von Politik und Wirtschaft über Sport bis hin zur Kultur. Von den 60 Mitarbeitern sind zwölf Journalisten. „Ebenso wie alle anderen estnischen Medienunternehmen sind wir frei und unabhängig in unserer Berichterstattung. In den 1990er-Jahren beteiligten wir uns am Kampf der russischen Minorität für eine bessere Stellung in Estland. Seither sind die meisten dieser Probleme gelöst worden“, sagt Vladimir Fridljand. S Zum Ende der Sowjet-Ära gab es in Estland sca papergram no 2 › 2007 Postimees, Morgenzeitung Eigentümer: Eesti Meedia Auflage: rund 63 000 Einzelpreis: 12 estnische Kronen (75 Cent) Abonnement: 90 Prozent „Innerhalb von 48 Stunden nach der Bestellung können wir in nahezu sämtliche Länder Europas liefern“ Margus Liivamägi SL Öhtuleht, Abendzeitung Eigentümer: Eesti Meedia und Ekspress Group Auflage: rund 65 000 Einzelpreis: 9 estnische Kronen (60 Cent) Abonnement: 50 Prozent Eesti Ekspress, größte Wochenzeitung Estlands Eigentümer: Ekspress Group Auflage: 50 000 Einzelpreis: 18 estnische Kronen (1,15 Euro) An der Petersburger Straße, gleich außerhalb des Stadtzentrums von Tallinn, residiert in einer glänzenden neuen Halle Estlands zweites großes Druckereiunternehmen, Printall. Verkaufsleiter Margus Liivamägi berichtet, warum die Druckerei im Jahr 2004 aus der Innenstadt an den Stadtrand umzog. „Hier verfügen wir über die modernste Ausrüstung“, sagt er. „Wir drucken vor allem hochqualitative Zeitschriften, sowohl für unseren eigenen Verlag als auch für andere einheimische und ausländische Kunden.“ Etwa die Hälfte der Produktion geht in den Export, vor allem nach Russland, aber auch unter anderem nach Schweden, Finnland und Norwegen. „Eine unserer Stärken ist Flexibilität. Innerhalb von 48 Stunden nach der Bestellung können wir drucken und in die meisten europä- machtfaktor in rosa Die Wirtschaftszeitung Äripäev Äripäev, Wirtschaftszeitung Eigentümer: Bonnier Auflage: 20 000 Einzelpreis: 19 estnische Kronen (1,20 Euro) 10 sca papergram no 2 › 2007 (Schwester der schwedischen Dagens Industri; Bonnier) ist mit einer Auflage von 20 000 Exemplaren das wichtigste publizistische Finanzorgan Estlands. ischen Regionen liefern“, sagt Liivamägi. Sein Papier bezieht Printall größtenteils aus Finnland und Russland. Auf Platz drei unter den Zuliefererländern steht Schweden, wobei SCA LWC- und Zeitungsdruckpapier liefert. Die Dominanz der beiden großen Medien- und Druckereiunternehmen in Estland behindert die Konkurrenz auf dem Markt nicht, meint Margus Liivamägi. „Wir müssen wettbewerbsfähige Preise machen, auch für die Zeitungen und Zeitschriften unseres eigenen Konzerns“, betont er. Konkurrenz und Kooperation Printall ist eine Tochter von Estlands zweitem großen Medienkonzern: Ekspress Group. Ekspress Group hält 50 Prozent der Anteile an der zweitgrößten Morgenzeitung, Eesti Päevaleht. Die andere Hälfte ist Eigentum des Privatinvestors Jaan Manitski, der lange in Schweden ansässig war und dort unter anderem als Wirtschaftsberater der weltbekannten Popgruppe Abba arbeitete. Ein weiteres Flaggschiff der EkspressGruppe ist die Wochenzeitung Eesti Ekspress, gegründet vor 16 Jahren als allererste unabhängige Zeitung Estlands. Gründer Hans H. Luik ist heute Eigentümer der Ekspress-Gruppe. Frühmorgens werden Tageszeitungen 190 Kilometer von der Druckerei in Tartu zu den Lesern in Tallinn gefahren Aufteilung in konservative, liberale oder sozialistische Tageszeitungen existiert in Estland nicht.“ Es sei allerdings nicht leicht, gute Journalisten anzuheuern, meint Kadastik. Und das, obgleich Journalisten überdurchschnittlich gut verdienen – etwa 15 000 estnische Kronen (rund 960 Euro) brutto im Monat, davon geht eine Einheitssteuer (so genannte „Flat Tax“) von 22 Prozent ab. „Die einzige Journalismus-Ausbildung, an der Universität Tartu, absolvieren nur etwa 20 Studierende jährlich. Viele von ihnen ergreifen aber letztlich andere Berufe“, erklärt Mart Kadastik. Die rasch wachsende estnische Wirtschaft bietet kommunikativ begabten jungen Leuten unbegrenzte Möglichkeiten – nicht nur in den Medien. S Eesti Media und Ekspress sind Konkurrenten – aber auch Partner: Ein gemeinsames Tochterunternehmen gibt rund 25 Zeitschriften heraus, deren Gesamtauflage etwa 70 Prozent aller Zeitschriften in Estland repräsentiert. Es handelt sich vor allem um Frauenzeitschriften, Lifestyle-Magazine, Automobilzeitschriften und Zeitungen für Kinder. Auch Estlands zwei große Abendzeitungen, SL Öhtuleht und die Gratiszeitung Linnaleht, sind im gemeinsamen Besitz von Eesti Media und Ekspress. Den ethischen und professionellen Standard des Journalismus in Estland beschreibt Mart Kadastik als „skandinavisch“. „Estnische Medien sind frei und unabhängig. Die Zeitungen sind politisch völlig ungebunden. Die klassische Estland Anteil Wald an der Gesamtfläche: Davon staatlicher Wald: Privater Wald: 48 Prozent 91 Prozent 9 Prozent BIP pro Kopf (2005): 16 400 USD BIP-Wachstum (2006): 10,5 Prozent Export (2005): 7, 44 Milliarden USD Import (2005): 9,2 Milliarden USD Inflation (2006): 4,6 Prozent Arbeitslosenquote (2005): 6,8 Prozent Steuersatz (Einheitssteuer, „Flat Tax“): Unternehmenssteuer: Arbeitgeberabgaben: Mehrwertsteuer: Fläche: 45 226 Quadratkilometer Bevölkerung: 1 350 000 Einwohner Staatsform: Republik Präsident: Toomas Hendrik Ilves Ministerpräsident:Andrus Ansip (Reformpartei) Esten: Russen: Ukrainer: Weißrussen: Finnen: 67,9 Prozent 25,6 Prozent 2,1 Prozent 2,1 Prozent 0,9 Prozent 22 Prozent 0 Prozent 33 Prozent 18 Prozent Grösste Exportpartner (2005): 1. Finnland: 26,2 Prozent 2. Schweden: 13,1 Prozent 3. Lettland: 8,8 Prozent 4. Russland: 6,5 Prozent 5. Deutschland: 6,2 Prozent Grösste Importpartner (2005): 1. Finnland: 19,7 Prozent 2. Deutschland: 14,0 Prozent 3. Russland: 9,2 Prozent 4. Schweden: 8,7 Prozent 5. Litauen: 6,0 Prozent 6. Lettland: 4,7 Prozent sca papergram no 2 › 2007 11 trends von Luise Steinberger Antibakterielles Papier Jetzt geht es den Bürobakterien an den Kragen. S Auf dem amerikanischen Markt ist ein antibakterielles Papier lanciert worden. Es ist mit einer Silbermischung ähnlich der in einigen Pflastersorten gestrichen, die das Papier vor Bakterien, Gerüchen, Schimmel und Feuchtigkeit schützt. Gedacht ist dieses Papier zur Anwendung im Gesundheitswesen, in Labors, in Bildungs- und anderen öffentlichen Einrichtungen. Das Papier lässt sich auch bedrucken, ohne dass die antibakteriellen Eigenschaften verloren gehen. Nachrichten für Kinder Die Mitteldeutsche Zeitung in Halle hat eine ¸ bald Standard? Das Softwareunternehmen Adobe will den Code seiner Software PDF 1.7 der Branchenorganisation AIIM (Enterprise Content Management Association) übergeben, damit diese sie an die internationale Standardisierungskommission ISO weiterleitet. Damit könnte PDF ein allgemeiner Standard werden, der nicht länger dem Markenschutz unterliegt. Adobe hatte zuvor schon Teile seiner Software an ISO übergeben, beispielsweise Archivierungsprogramme sowie Software für verschiedene technische Anwendungen. S S Nachrichtenzeitung für Kinder ins Leben gerufen. Galaxo erscheint zwei Mal pro Woche, zunächst als PDF-Zeitung, die man über das Internet herunterladen kann. Obgleich Galaxo also eine Art PDF-Newsletter ist, orientiert sich das Layout an dem der Tageszeitung – aus gutem Grund, meint Chefredakteur Jörg Biallas. „Die Idee dabei ist, die Kinder mit der Tageszeitung vertraut zu machen und gleichzeitig ihre Neugier zu wecken.“ Kinder zwischen acht und zwölf Jahren interessieren sich für die Dinge, für die sich die Eltern interessieren. Viele schauen auch ab und zu in eine herkömmliche Tageszeitung. Eine eigene Zeitung werde das Interesse weiterentwickeln, hofft die Redaktion. „Natürlich muss man die Sprache anpassen, ohne deswegen kindisch zu werden“, sagt Jörg Biallas. Galaxo ist nicht gratis, nur Abonnenten der Mitteldeutschen Zeitung können die Kinderzeitung beziehen. ¸ Die älteste Zeitung der Welt – nur noch online Post- och Inrikes Tidningar, gegründet 1645, wurde seit jeher auf Papier gedruckt. Nun ist damit Schluss. Seit dem Jahreswechsel erscheint PoIT, das offizielle Amtsblatt des schwedischen Staates, nur noch im Internet. „Wir halten das für eine Kulturkatastrophe“, sagt Hans Holm, Chefredak- S teur seit 20 Jahren. „Es ist schade um eine Zeitung, bei der man so lange gearbeitet hat und die es schon so lange gibt.“ Post- och Inrikes Tidningar wurde einst von Königin Kristina gegründet, um alle Bürger über die Geschehnisse im Staat auf dem Laufenden zu halten. Zunächst wurde das Blatt als eine Art Wandzeitung an verschiedenen Orten öffentlich verbreitet, später dann konnten Abonnements erworben werden. In den letzten Jahren war jedoch die Zahl der Abonnenten kräftig gesunken und der Druck damit zu teuer geworden. Die Auflage lag zum Schluss nur noch bei 1 000 Exemplaren. 12 sca papergram no 2 › 2007 Konferenz gegen Missverständnisse Hallo Indien! Im schweizerischen Lugano fand Mitte März unter dem Motto „Tausend und ein Missverständnis“ eine Konferenz über die Kommunikationsprobleme statt, mit denen arabische und westliche Medien insbesondere seit dem 11. September 2001 und der Veröffentlichung der umstrittenen Mohammed-Karikaturen in der dänischen Jyllands-Posten zu kämpfen haben. Journalisten und Publizisten von Nachrichtenmedien in Nahost und im Westen berichteten über ihre Arbeit. Dabei wurde unter anderem deutlich, dass sich Nachrichtenredaktionen im Nahen Osten oftmals im Besitz privater Interessensphären befinden und von Sicherheitsdiensten überwacht werden, was die unabhängige Berichterstattung erschwert. Nahostkorrespondenten westlicher Medien berichteten, ihre Heimatredaktionen verlangten oftmals eine Berichterstattung, die Vorurteile bestätige. Zudem seien einige Kollegen nicht willens oder in der Lage, sich in die Kultur und den Alltag islamisch geprägter Länder zu vertiefen. Dies führe zu falschen Analysen in der Berichterstattung. Positiv konnte vermerkt werden, dass in der digitalen Welt offenbar ein lebendiger Dialog zwischen westlichen und arabischen Bloggern besteht. Für die Teilnehmer ist dieser Dialog allerdings nicht selten mit Lebensgefahr verbunden (Quelle: spiegel.de). Das b r iti sch e Prom i magaz i n Hello! hat den S indischen Markt betreten. Die erste Ausgabe einer indischen Version erschien im März – ebenso wie die britische Ausgabe mit dem Coverfoto der Schauspielerin Liz Hurley, die den indischen Geschäftsmann Arun Nayar geheiratet hat. Laut Chefredakteur Ruchika Mehta werden etwa 80 Prozent der Zeitschrift aus Berichten über indische Prominente bestehen, um Hello! in Indien zu verankern. Die Lancierung von Hello! ist ein weiteres Indiz dafür, dass der indische Markt ein wichtiges Expansionsgebiet für europäische und amerikanische Magazinverlage darstellt. Seit einiger Zeit existieren bereits indische Ausgaben von Cosmopolitan, Marie Claire, Seventeen, Maxim, Time Out und OK. Laut MediaGuardian.co.uk war die Etablierung bisher jedoch etwas zögerlich, da die Verlage zumeist nicht selbst investierten, sondern Lizenzen an einheimische Verlage vergaben. Diese Vorsicht entspringt der Tatsache, dass der indische Medienmarkt stark fragmentiert ist und viele Zeitungen in kleinen, lokalen Sprachen erscheinen. S Leser bestimmen Inhalt Künftig werden die Leser immer mehr Einfluss auf den Inhalt von Zeitungen nehmen. S Das sagte Alan Rusbridger, Chefredakeur des britischen The Guardian, auf einem Seminar unter dem Titel „Changing Media Summit“ in London voraus. „Wir vollführen einen ständigen Seiltanz zwischen dem, was im Web passiert und dem, was in die Druckausgabe der Zeitung kommt“, sagte Rusbridger und führte zur Beschreibung, wie ein großer Teil der Inhalte – zumindest der Webausgaben – künftig vom Leser gesteuert würde, den Begriff „user-generated“ (Anwender-geschaffen) ein. Der Redakteur betonte jedoch, dass auch weiterhin Bedarf an traditionellem Journalismus bestehe: „Die Rolle der Journalisten hat sich im Multimedia-Zeitalter letztlich nicht verändert. Inhalt, der user-generated ist, wird nur eine Ergänzung ihrer Arbeit sein.“ sca papergram no 2 › 2007 13 Ein Hundeleben als Le Schäfer, Bombenschnüffler, diamantenbestreutes Mannequin, Gesellschafter oder ganz einfach eine Speise auf dem Teller – die Sicht auf Wert und Funktion eines Hundes unterscheidet sich vielerorts beträchtlich. Wir im Westen schätzen vor allem seine Treue. Das zeigen auch die Hundemagazine, die es zu kaufen gibt von Henrik Emilson foto Robert Matton, Olle Melkerhed 14 sca papergram no 2 › 2007 In der Welt der Hunde hat sich in den letzten Jahren einiges getan. In China hat man Hunde lange Zeit gegessen, aber seit 1990 sind sie auch dort als Haustiere zugelassen. Allerdings gibt es Einschränkungen: So ist pro Haushalt höchstens ein Hund erlaubt, der wiederum nicht mehr als 35 Zentimeter Rückenhöhe messen darf. In der westlichen Welt steigt die Liebe zum Hund stetig, und der Haustiermarkt in den USA, Kanada und Westeuropa wird auf fast 40 Milliarden Euro geschätzt. Das Interesse an den vierbeinigen Freunden spiegelt sich auch in der Art und Weise wider, wie die Verlage ihre verschiedenen Hundemagazine profilieren. Man kann das Angebot in vier chens Persönlichkeit, die das Sprichwort „Wie der Herr, so der Hund“ bestätigt. Hier geht es um den Luxusartikel Hund. Die amerikanischen Schwester-Publikationen The New York Dog und The Hollywood Dog bieten alles, um einen Hund – oder zumindest dessen Besitzer – froh zu machen. Jeden zweiten Monat können die Leser Mode- und Ausstattungsseiten mit Kleidchen aus Wildleder, Seide oder Leder betrachten; zu bewundern sind auch schottisch-karierte Kreationen, komplett mit Mütze und kleinem Dudelsack. Es gibt diamantenbesetzte Halsbänder, Schuhe (zwischen 7 und 55 Euro für vier Stück), einen kinderwagenähnlichen Hundekarren, damit der Herr den Hund mit auf Joggingtour nehmen kann (Kostenpunkt: 170 Euro, Maximalgewicht 32 Kilo Hund) und nicht zuletzt Hundewindeln in fröhlichen Farben und Stoffen. Neben Fragen und Expertenantworten sind Porträts zu lesen, in denen Prominente mit ihren gestylten ektüre „Wir wenden uns an einen neuen Typ von Hundebesitzern, die ihren Hund wie ein Familienmitglied behandeln“ Leslie Padgett Eine Klasse für sich In der dritten Kategorie sieht man Hunde als eine Art Accessoire ihres Besitzers, als Verlängerung von Herrchens oder Frau- Für alle Hundeliebhaber Die vierte Kategorie von Hunde magazinen ist im breiten Mittelfeld zwischen Wettkampftabellen und Diamanthalsbändern angesiedelt. Diese Magazine wenden sich an ganz normale Hundefreunde. Die monatlich erscheinende britische Dogs Today ist ein Hochglanzmagazin für alle Hundeliebhaber, erklärt Chefredakteurin Beverley Cuddy. „Wir haben ganz wunderbare S Hauptkategorien einteilen: Zunächst gibt es Zeitschriften über bestimmte Rassen, wie die amerikanischen Titel Boxers, Chihuahuas, Golden Retrievers, Jack Russel Terriers, Saint Bernards und Schnauzers. Andere Zeitschriften konzentrieren sich auf Wettbewerbe, auf Stammtafeln, Tabellen und gemeinsame Aktivitäten von Mensch und Hund. Ein Beispiel hierfür ist die fast 20-jährige kanadische Zeitschrift Mushing, in der es um verschiedene Wintersportarten mit Schlittenhunden geht. und gestriegelten Lieblingen posieren. „Wir wenden uns an einen neuen Typ von Hundebesitzern, die ihren Hund wie ein Familienmitglied behandeln“, beschreibt Chefredakteurin Leslie Padgett ihren Leserkreis. „Wir kennen sie, denn wir sind wie sie. Unsere Hunde essen biodynamisches Futter, werden im besten Hundeshampoo und Balsam gebadet, tragen Designerkleidung und sind umfassend krankenversichert.“ sca papergram no 2 › 2007 15 Hunde-Trends S „Der letzte Schrei in der Welt der Hunde sind Rassenmischungen“, sagt Beverley Cuddy von Dogs Today. Sie berichtet, dass für besondere Mischungen mit witzigen Namen wie Labradudel oder Cockerdudel viel Geld bezahlt wird. In Großbritannien lassen erfahrene Haustierbesitzer bei rassereinen Hunden Vorsicht walten, da Gesundheitskontrollen nicht obligatorisch sind. Daher können Überzüchtung und andere Gesundheitsrisiken bei Rassehunden vorkommen. Eine neue Mischung zweier Rassen mindert diese Risiken; daher sind diese Mischungen sehr begehrt. „Die Züchter verlangen für Mischlinge mehr als für Hunde mit Stammtafel. Eine Reihe von Prominenten hat solche Mischlinge zu hohen Preisen gekauft. Jennifer Aniston besitzt beispielsweise einen Labradudel. Der Nachteil ist, dass bei den Mischrassen eine Überproduktion entstehen kann. Da landen dann rasch neue herrenlose Hunde im Tierheim. Wenn Mode und Trends die Hundebesitzer beeinflussen, werden wir etwas unruhig. Filme wie 101 Dalmatiner und Beethoven, über einen Bernhardiner, führten zu einer Überproduktion, die für die Tiere schreckliche Konsequenzen hatte.“ und loyale Leser. Vor kurzem verloren wir bei einer Überschwemmung unser gesamtes Archiv. Man stelle sich vor: 15 Leser meldeten sich und boten uns ihre komplette Sammlung an. Normalerweise behalten nur wenige Leser jede einzelne Ausgabe einer Zeitschrift. Dass so viele 16 sca papergram no 2 › 2007 sämtliche 17 Jahrgänge von Dogs Today aufgehoben haben, freute uns sehr, als wir bis zu den Kniekehlen im Wasser standen.“ In Schweden hat die neu gegründete Härliga hund, die sich gleichfalls an eine breite Leserschaft wendet, ebenfalls eine deutliche Bestätigung der Loyalität ihrer Leser erhalten: Laut einer kürzlich erstellten Statistik konnte die Hundezeitschrift im Laufe des Jahres 2006 unter allen Publikationen die meisten festen Abonnenten anwerben. „Das zeigt, dass wir ein Magazin machen, mit dem die Leute rechnen und von dem sie annehmen, dass es Bestand haben wird. Die meisten schließen Ganzjahresabonnements ab“, freut sich Chefredakteur Karl Zetterberg. Familienmitglieder Neben praktischen Ratschlägen und pädagogischen Tipps zu Pflege und Erziehung bringen beide Zeitschriften auch Reportagen beispielsweise über Hunde in verschiedenen Ländern, über Hundeakupunktur als Schmerzlinderung, Impfungen oder darüber, wann Hunde bei- spielsweise für kleine Kinder gefährlich werden können. Die Interaktion mit den Lesern ist wichtig. Viele Leser verschlingen jede Zeile, heben die Zeitschrift auf und schicken Fragen und Kommentare an die Redaktion und deren Experten. Aber weshalb ist gerade der Hund das Haustier, das den Menschen so stark berührt? Beverley Cuddy meint: „Da besteht eine 100 000-jährige Freundschaftstradition. Den Menschen lieben, egal wie der sie behandelt – das tun nur wenige Tierarten: Delfine, Pferde und Hunde. Das Zusammenleben mit den Hunden ist dabei am einfachsten. Die Grundeinstellung des Hundes ist, mit uns übereinzukommen. In unserer modernen Zeit hat sich der terentwickeln, ein Mehr an Empathie gewinnen. „Wer einen Hund hat, der muss sich in dessen Persönlichkeit einfühlen. Es ist, als ob man zehn Jahre lang ein zweijähriges Kind hat. Sich gebraucht zu fühlen, das lässt uns Menschen wachsen.“ S Freunde und Helfer Doch ein Hund gibt nicht nur Liebe. Neben dem Pferd ist er zugleich auch das Tier, das dem Menschen am meisten hilft und Nutzen bringt. Ob auf der Jagd, beim Hüten von Tieren, bei der Bewachung, bei Polizei und Zoll oder als Blindenhund – überall ist der Hund gefragt. Daher ist es im Grunde kein Wunder, dass es über dieses Tier die meisten Zeitschriften gibt. „Neulich half ich einer Kollegin, die Zeitschrift Cats today zu lancieren“, erzählt Beverley Cuddy. „Ich hatte so meine Bedenken; und die erwiesen sich auch als richtig. Ob man eine Katze hat oder einen Hund, das ist ein großer Unterschied. Mit Geschichten über den Mut von Katzen oder darüber, wie sie ihrem Menschen helfen, kann man keine Seiten füllen. Das Gleiche gilt für Fische und Kaninchen… Über des Menschen besten Freund gibt es dagegen enorm viel zu erzählen, denn Hunde tun so viele unglaubliche Dinge.“ „Wer einen Hund hat, der muss sich in dessen Persönlichkeit einfühlen“ Karl Zetterberg angepasste Hund aus dem Garten ins Haus geschlichen. Zur Beschaffung von Lebensmitteln brauchen wir seine Hilfe nicht mehr, aber bei vielen Menschen, die zunehmend einsam und weit enfernt von ihren Familien leben, füllt er eine Leere aus. Hunde heißen heute auch nicht mehr Fido oder Harras, sondern tragen normale Menschennamen. Sie sind zu den Familienmitgliedern geworden, nach denen wir uns sehnen.“ Wird ein Hund gut behandelt, dann strahlt er rund um die Uhr Liebe aus, betont Zetterberg. Im Kontakt mit einem Hund könne sich auch der Mensch wei- Die beliebtesten Hunde 1. Mischungen 2. Labrador 3. Pitbull 4. Shih-tzu 5. Schäferhund 6. Yorkshireterrier 7. Chiuhuahua 8. Pudel 9. Malteser 10. Cockerspaniel sca papergram no 2 › 2007 17 Zum Verleger geboren Konstantin Neven DuMont, geboren 1969 in Bergisch Gladbach, Verleger in der 12. Generation, Mitinhaber des Verlages M. DuMont Schauberg. Ehrenämter: Verwaltungsrat 1. FC Köln, Aufsichtsrat Deutsche Presseagentur, Mitglied des deutschen Presserates, Beirat der NRW-Bank, Ehrenamtlicher Richter am Landgericht Köln, aktiv in verschiedenen Museen der Stadt Köln 18 sca papergram no 2 › 2007 Verlegertum ist genetisch bedingt. Jedenfalls zum Teil; den Rest kann man lernen. Das meint scherzhaft Konstantin Neven DuMont, aber er weiß, dass darin auch ein Körnchen Wahrheit liegt. Schließlich ist der gelernte Journalist selbst in der 12. Generation Mitinhaber und einer von vier Geschäftsführern des Verlages M. DuMont Schauberg von Luise Steinberger foto M. DuMont Schauberg Als Konstantin Neven DuMont 1969 in Bergisch Gladbach geboren wurde, lag neben ihm in der Wiege auch gleich ein Verlag. Als Sohn von Alfred Neven DuMont, heute Aufsichtsratsvorsitzender des 200 Jahre alten Verlages M. DuMont Schauberg, wurde von dem Kleinen schon irgendwie... vielleicht nicht gerade erwartet, aber doch erhofft, dass er in die Fußstapfen früherer Generationen treten möge. „Es stimmt schon, die Kinder wurden gezielt darauf vorbereitet, diese Tätigkeit zu übernehmen“, erzählt Neven DuMont in seinem hellen, freundlichen Büro im neuen Neven DuMont Haus in Köln-Niehl. Aber Druck sei auf ihn nicht ausgeübt worden. Das will er auch bei seinen eigenen, heute noch kleinen Kindern so halten. Sie sollen selbst entscheiden, ob sie Lust auf Familientradition haben. Langsam wachsen Gestützt wird dies von den publizistischen Grundsätzen, Missstände aufzeigen zu wollen und den Lesern und „Die Kinder wurden gezielt darauf vorbereitet, diese Tätigkeit zu übernehmen“ mittlerweile schätzen die Kollegen meine Meinung eben auch wegen meiner fachlichen Qualifikation.“ Diese Achtung hat er sich in einer verlegerisch schwierigen Zeit erarbeitet. „Der Unternehmensbereich Köln hat, wie alle Tageszeitungsverlage, starke Umsatzeinbußen hinnehmen müssen. Einerseits haben wir das auf der Kostenseite kompensiert, andererseits haben wir aber auch sehr viele innovative Produkte auf den Markt gebracht.“ Neben Online-Auftritt, Fernseh- und Radiotätigkeit ist der Verlag unter anderem ins Briefgeschäft und in den Ticketverkauf eingestiegen. Unternehmensphilosophie Besonders stolz ist Neven DuMont darauf, diese schwierige Zeit ganz ohne betriebsbedingte Kündigungen über- Kunden zu dienen, sie zu begleiten und somit Demokratie zu fördern. Natürlich können Aktiengesellschaften schneller wachsen, weil sie über die Börse Zugriff auf externes Kapital haben. Da stoße ein Familien-Verlag schon an Grenzen, meint Konstantin Neven DuMont. Trotzdem ist er sehr zufrieden. „Wir haben jetzt kürzlich auch akquiriert, den Bundesanzeiger, wir haben in Israel in den Haaretz-Verlag investiert und wir haben die Mehrheit an der Frankfurter Rundschau übernommen. Wir wachsen eben in dem Tempo, wie es für ein reines Familienunternehmen verträglich ist.“ Das sei vielleicht ein wenig mehr Arbeit als anderswo, aber es mache auch viel Spaß. S Von der Pike auf Konstantin Neven DuMont selbst begann als Fünfzehnjähriger, in den Schulferien bei verschiedenen Zeitungen Praktika zu machen. Mit 18, 19 entschloss er sich, auf das elterliche Unternehmen zu setzen. Er fuhr nach Amerika, um an der School of Journalism and Communication in Oregon von der Pike auf zu lernen, worum es beim Zeitungmachen geht. „In Amerika gibt es sehr gute Journalismusschulen, die Ausbildung ist sehr praxisbezogen. Mir war auch wichtig, Auslandserfahrungen zu sammeln, und man sagt ja, in Sachen Technologie sind die Amerikaner Europa immer ein Stück voraus.“ Computer und Internet kommen schließlich aus den USA – und die Entwicklung von Strategien in diesem Geschäft gehört heute zu den zahlreichen Arbeitsbereichen von Konstantin Neven DuMont. Der junge Verleger steht dem Unternehmensbereich Köln vor, dazu zählen die traditionsreichen Tageszeitungen Kölner Stadt-Anzeiger, Kölnische Rundschau und das Boulevardblatt Express. In den ersten Jahren im Verlag hatte er es nicht immer leicht. Zum einen wegen seines Hintergrundes: „Als ich hier anfing, bin ich schon auf Vorbehalte bei den Kollegen gestoßen, weil die zum Teil dachten, der ist doch aufgrund seiner Familie in diese Position gekommen. Dann habe ich aber im Laufe der Jahre dazugelernt, habe mir meine eigene Kompetenz aufgebaut, und standen zu haben. Denn den Wert der Mitarbeiter schätzt man im Hause M. DuMont Schauberg hoch. „Ganz wichtig ist uns der sozial verträgliche Umgang mit unseren Mitarbeitern. Wir versuchen, mit ihnen auch in Krisenzeiten gemeinsame Lösungen zu finden“, sagt Konstantin Neven DuMont und hält das schon für eine kleine Besonderheit. Alte Print-Hasen haben umgelernt und sind heute für Online-Auftritte zuständig, oder sie machen, unterstützt von jungen TV-Spezialisten, Fernsehbeiträge. Alle wissen jedenfalls, dass der Verlag sie nicht einfach hängen lässt, auch wenn man das Portemonnaie freilich nicht vergessen darf. „Natürlich wollen auch wir jedes Jahr gute Gewinne machen. Allerdings ist unsere Strategie langfristig ausgelegt“, erklärt Neven DuMont. „Was zählt, ist nicht nur die Rendite in diesem Jahr , sondern dass der Verlag auch in fünf oder zehn Jahren noch mithalten kann.“ sca papergram no 2 › 2007 19 Rohstoff In etwa zehn Jahren wird ein „Einwanderer“ im schwedischen Wald einen Teil des Holzrohstoffs liefern. Die Dreh-Kiefer wurde in den 1970er-Jahren aus Kanada importiert. Nun wird intensiv getestet, für welche Zwecke ihr Holz am besten geeignet ist von Mats Wigardt foto Per-Anders Sjöquist, Olle Hedvall In Schweden sind heute etwa 600 000 Hektar Fläche mit Dreh-Kiefern bepflanzt, knapp die Hälfte davon ist im Besitz von SCA. Nun wird intensiv geforscht, wie diese Baumart am besten verwendet werden kann. Zellstoff oder Bretter, das ist die Frage. „Ein spannender Rohstoff“, fasst Projektleiter Åke Westberg zusammen. Die schnell wachsende Dreh-Kiefer wurde Anfang der 1970er-Jahre ange- 20 sca papergram no 2 › 2007 pflanzt, um den damals herrschenden Mangel an 50- bis 70-jährigem Wald auszugleichen, der ein Ernte-Loch zu verursachen drohte. Schon damals war die Dreh-Kiefer keine völlig unbekannte Art. Bereits in den 1920er- und 1930er-Jahren waren an mehreren Orten in Schweden kleinere Bestände gepflanzt worden. „Die meisten Förster, die im Heimatland der Dreh-Kiefer, in Kanada, herumgereist der Zukunft waren, kehrten heim mit Taschen voller Samen, die sie auf irgendeiner Lichtung aussäten“, erzählt Åke Westberg. „Die Dreh-Kiefer hat eine dünnere Pionier Stig Hagner SCA ging systematischer vor. Der damalige Leiter der Forstwirtschaft, Stig Hagner, unternahm mehrere Reisen in die westlichen Teile Nordamerikas, um Samen für umfassende Pflanzversuche an verschiedenen Orten in Norrland zu erwerben. Verglichen mit der schwedischen Kiefer ist die Dreh-Kiefer widerstandsfähiger und wächst um 40 Prozent schneller. Außerdem finden Elche sie weniger lecker; und auch im Konkurrenzkampf gegen das Laubgebüsch hält sie sich tapfer. Der ausgewachsene Baum kann allerdings anfällig für Schnee und Wind sein, und die Bestände müssen etwas früher gelichtet werden als schwedische Nadelwälder. Die Tatsache, dass eine fremde Art in der schwedischen Flora angesiedelt wurde, stieß zwar zeitweise auf harte und flexibler“ Rinde und ihre Fasern sind schlanker Kritik; gleichwohl existieren heute umfassende Dreh-Kiefern-Plantagen in Schweden. Etwa 280 000 Hektar sind im Besitz von SCA, dem Forstunternehmen, das in Sachen Aufforstung und Anwendung von Dreh-Kiefern am weitesten gekommen ist. Und nach gut 35 Jahren sind die ältesten Dreh-Kiefernbestände nun reif für das erste Lichten. Ein bis zwei Millionen pro Jahr Allein im vorigen Jahr entnahm SCA seinen Wäldern durch Lichten rund 80 000 Kubikmeter Dreh-Kiefern-Holz. In zehn Jahren kann diese Menge auf 300 000 Kubikmeter jährlich angestiegen sein. In 40 bis 50 Jahren werden Mengen von ein bis zwei Millionen Dreh-Kiefernholz jährlich erwartet. „Deshalb ist es jetzt an der Zeit, ernsthaft zu überlegen, wie wir diesen Rohstoff am besten verwenden“, betont Åke Westberg. Dabei müssen viele Fragen beantwortet werden. Bretterholz oder Zellstoff? Und wenn Zellstoff, für welche Art von Zellstoff eignet sich das Holz am besten? Im SCA Research & Development Center hat man unter anderem untersucht, wie die Dreh-Kiefern-Fasern den Zellstoff je nach Wachstumsort und Alter bei der Ernte verändern. „Die Dreh-Kiefer ist der schwedischen Kiefer recht ähnlich, sie hat aber auch ein paar artspezifische Eigenschaften“, sagt Åke sca papergram no 2 › 2007 21 S Åke Westberg Westberg. „So ist zum Beispiel ihre Rinde dünner und die Fasern sind schlanker und flexibler.“ „Wir hatten kleinere Mengen gesägt und wussten daher, dass sich die Dreh-Kiefer sehr gut als Bretterholz eignet“ Åke Westberg Dreh-Kiefer-Fakten Die Dreh-Kiefer ist im westlichen Nordamerika beheimatet. S Mitte des 19. Jahrhunderts wurde sie nach Großbritannien gebracht. Die ersten Versuchsplantagen entstanden 1910 in Finnland, was zu weiteren Versuchen sowohl in Finnland als auch in Schweden anregte. SCA und Iggesund waren ab Ende der 1960er-Jahre Pioniere bei der Anpflanzung der Dreh-Kiefer in der großflächig angelegten schwedischen Forstwirtschaft. Die Dreh-Kiefer wächst schneller und produziert mehr Stammvolumen als die schwedische Kiefer. Im Pflanzen- und Jungwaldstadium überlebt sie auch in höherem Maße, allerdings sterben ausgewachsene Bäume etwas häufiger. 22 sca papergram no 2 › 2007 Milchtüten Die kleineren Mengen Dreh-Kiefer, die bisher anfielen, sind vor allem in der Zellstofffabrik Östrand bei Sundsvall verarbeitet worden. Dank der Nutzung der einzigartigen Eigenschaften der Dreh-Kiefer konnte ein Spezialzellstoff gewonnen werden, der seit August 2006 als Zwischenlage unter anderem in Milchtüten verwendet wird. „Daraus lässt sich ein formstabiler Karton mit geringem Gewicht und guter Wirtschaftlichkeit herstellen. Wir sind damit sehr zufrieden“, sagt Åke Westberg. Im Laufe des Sommers wird in einem großen Probelauf die Herstellung von Sulfatzellstoff ausschließlich aus DrehKiefer getestet. Der Zellstoff wird von ausgewählten Kunden verwertet, und das Ergebnis wird als Ausgangspunkt für die weitere Entwicklungsarbeit dienen. „Wenn wir erst einmal ausreichende Mengen an Rohstoff haben, dann wird auch sein Verwendungszweck klar sein“, sagt Åke Westberg voraus. Wichtiger Rohstoff Åke Westberg möchte allerdings die Erwartungen dämpfen – der Nutzen wird sich zeigen, wenn die Dreh-KieferBestände erntereif sind. Dass die Dreh-Kiefer künftig eine wichtige Rolle in der Rohstoffversorgung spielen wird, für Zellstoff wie auch für Bretterholz, steht aber fest. Ansehnliche Mengen werden zur Verfügung stehen, und die Zeichen stehen gut. Mit Ausnahme der Milchtüten gibt es bisher aber keine konkreten Anwen- Medien – reißt Euch am Riemen! Prestige der Journalisten hängen davon ab, was sie anbieten. Könnten sich die Journalisten auf einen gemeinsamen Weg für die weitere Entwicklung einigen, dann wäre schon viel gewonnen. Leider sind sie aber weiterhin eine Schar von Individualisten. Der Öffentlichkeit fehlen das Wissen, die Motivation, die Zeit und die Voraussetzungen zur Einflussnahme. Die Menschen fühlen sich machtlos und müssen zum Engagement mobilisiert werden. Um Qualität in den Medien zu erreichen, braucht es nicht eine, zwei oder drei der vier Gruppen. Alle müssen zusammenarbeiten. Regeln, denen die Journalisten im Konsens folgen, werden von der Öffentlichkeit akzeptiert. Um die Glaubwürdigkeit der Medien kontrollieren zu können, habe ich eine Methode entworfen. Es handelt sich um ein System für Medienverantwortung, das ich M*A*S (Media Accountability System) nenne. Ein M*A*S kann unterschiedlich aussehen, aber Ziel ist es stets, Medien und Journalisten dazu zu bringen, ihre ethischen Regeln zu befolgen. Das kann beispielsweise durch Nachrichten-Ombudsmänner geschehen oder mithilfe einzelner Kontrollen, eines Presserates, eines vereinbarten Regelwerks – die Liste ist lang. Ich habe bisher 120 Maßnahmen in einem „Werkzeugkasten zur Verbesserung der Medienethik“ gesammelt. S Immer mehr Menschen fürchten, die abendländische Zivilisation könne durch eine Katastrophe ausgelöscht werden – durch Kernwaffen, biologische Kampfstoffe, Umweltschäden oder einen Kollaps der finanziellen Systeme. Viele haben verstanden, dass nur Demokratie die Menschheit schützen kann. Damit Demokratie funktionieren und sich entwickeln kann, müssen die Bürger gut informiert sein und an der öffentlichen Debatte teilnehmen. Qualitativ guter Journalismus ist dafür eine Voraussetzung. Aber die journalistische Praxis ist heute zum ernsthaften Hindernis für Qualität geworden. Infolge von Überarbeitung, Müdigkeit, starren Routinen und mangelnder Fantasie berichtet man über einige Dinge überhaupt nicht mehr und schreibt stattdessen ständig dasselbe. Billig und leicht verdaulich Der journalistische Alltag trägt daran große Schuld. Drei Beispiele illustrieren typische redaktionelle Arbeitsweisen: 1.Eisbergjournalismus – nur der sicht- bare Teil der Wirklichkeit wird wiedergegeben. 2.Journalismus des „halben Glases“ – fokussiert auf Konflikte, Misser- folge, Gewalt und Katastrophen. 3.Infotainment – unterscheidet nicht zwischen Interessantem und Wichtigem. Weshalb diese Art von Journalismus? Ganz einfach: Sie ist einfacher, billiger und leichter verdaulich. Um Qualität zu erreichen, müssen sich vier Gruppen am Riemen reißen: die Journalisten, die Öffentlichkeit, die Medieneigentümer und die Politiker. An Letzteren hängt viel. Denn sie haben Macht: Die Eigentümer von Medienhäusern, deren Erfolg, politischer Einfluss und soziales Prestige darauf aufbauen, dass sie Qualitätsprodukte anbieten. Und die gewählten Politiker, von denen – in einer Demokratie – erwartet wird, dass sie das Wohl der Öffentlichkeit im Blick haben. CLAUDE-JEAN BERTRAND foto: Privat Im November 2006 wurden 1 600 Kubikmeter Dreh-Kiefernholz im SCASägewerk Graningebruk probegesägt. „Wir hatten schon zuvor kleinere Mengen gesägt und wussten daher, dass sich die Dreh-Kiefer sehr gut als Bretterholz eignet“, erklärt Westberg. Die Probe fiel zu großer Zufriedenheit aus. Die Dreh-Kiefer hat sich als formstabil und leicht zu trocknen erwiesen, mit weniger Deformationen und Rissen als die schwedische Kiefer oder Tanne. Weil darüber hinaus keine schwarzen Astlöcher vorkommen und die Äste ohnehin weit voneinander entfernt sitzen, eignet sich das Holz gut für Innenvertäfelungen, für Leisten sowie für Leimfugen mit astlochfreien Komponenten. kolumne Kooperation ist die Rettung Aber die wichtigsten Akteure sind die Journalisten und die Öffentlichkeit. Glaubwürdigkeit, Einfluss und soziales Claude-Jean Bertrand ist Professor Emeritus am französischen Presseinsitut IFP. Er hat mehrere Bücher über Medienethik veröffentlicht, darunter: Media Ethics and Accountability Systems (2000) sowie An Arsenal For Democracy (2003). Weitere Informationen: www.media.accountability.org S dungsbeispiele. „Wir arbeiten derzeit intensiv daran, die einzigartigen Eigenschaften der Dreh-Kiefer zu definieren, um die besten Anwendungen zu finden. Aber erst in zehn Jahren haben wir Mengen, die groß genug sind für eine umfassende Veredelung“, erklärt Projektleiter Åke Westberg. sca papergram no 2 › 2007 23 Im Schatten von Zeitungsständen, coolen amateure Magazinen und den unendlichen Kommunikationsmöglichkeiten des Internet sprudelt in den Werkstätten alternativer Zeitungsmacher die Kreativität. So genannte Fanzines, Magazine von Fans für Fans, entstehen in Kellern und an Heimcomputern von Josefin Ekman illustration Daniel Egneus foto Privat 24 sca papergram no 2 › 2007 amateure mit Ambitionen Zuerst Science fiction Das Phänomen entstand in den 1930erJahren als einfach produziertes Forum für eingefleischte Liebhaber von Science fiction-Erzählungen. Ende der 1920erJahre gab es in den USA zwei Abenteuerzeitschriften, Amazing Stories und Astoun- ding Science Fiction, die sich im Grenzbereich zwischen Wissenschaft und Fiktion bewegten. Über die Leserbriefspalten dieser Zeitschriften kamen die Leser miteinander in Kontakt und starteten Clubs mit zugehörigen Mitgliederzeitschriften. Anfangs wurden diese Publikationen „Fan-Mag“ genannt, eine Abkürzung von „Fan-Magazine“. In den 1940er-Jahren setzte sich der wohlklingendere Name „Fanzine“ durch. Als erstes Fanzine überhaupt gilt allgemein The Comet, das 1930 unter Federführung des Redakteurs Ray Palmer erschien. In den 1940er-Jahren kamen die amerikanischen Science fiction-Fanzines nach Schweden, und ein Jahrzehnt später, 1954, erblickte das erste schwedische Fanzine, Cosmo News, das Licht der Welt. Vertrieben werden die Fanzines schon seit langem über so genannte Amateur Press Associations, APA. Privatpersonen hatten das System im 19. Jahrhundert in den USA gegründet, um ihre Texte außerhalb der etablierten Kanäle zu verbreiten. Jeder eingeschickte Text und jede Zeitschrift wird dabei gedruckt und an die Mitglieder des Netzwerks vertrieben. Eine weitere Möglichkeit, an ein Fanzine zu kommen, ist die Direktbestellung beim Herausgeber – oder der Tausch einer eigenen Publikation gegen die eines anderen Fans. Do it yourself In den 1950er-Jahren verbreitete sich die Fanzine-Kultur unter Comiczeichnern, die nunmehr eine Möglichkeit sahen, ihre Werke selbst zu verlegen. Den wirklichen Durchbruch brachte allerdings erst die Punk-Kultur der 1970er-Jahre. Ein Grundpfeiler dieser Musik war es, die Menschen zur Schöpfung eigener Kultur zu ermuntern. Die meisten Punkbands existierten außerhalb der etablierten Musikszene – sie nahmen ihre Platten im eigenen Studio auf und verkauften sie auf Konzerten oder in kleinen alternativen Plattenläden. Engagement und der persönliche Beitrag wurden höher bewertet als Professionalismus und Objektivität. In Sniffin Glue, einem der sca papergram no 2 › 2007 25 S Obgleich das Internet dem freien Wort mehr Möglichkeiten gebracht hat als je zuvor, entstehen Fanzines nach wie vor im stillen Kämmerlein, mit sehr einfachen Mitteln, rein ehrenamtlich und ohne wirtschaftlichen Gewinn. Dennoch wächst die Fanzine-Gemeinde. Einfach ausgedrückt ist ein Fanzine eine Amateurzeitschrift, die von hingebungsvollen Fans produziert wird – ohne nennenswerte Ressourcen oder drucktechnische Ausrüstung. Meist organisieren die Gründer Druck wie auch Vertrieb selbst. Im Gegensatz zu kommerziellen Magazinen steht hinter Fanzines kein Gewinninteresse, sondern die ungeteilte Liebe zum jeweiligen Thema. ersten und heute legendären Punkfanzines, forderte der Redakteur die Leser auf: „All you kids out there who read Sniffin Glue – don’t be satisfied with what we write. Go out and start your own fanzines.“ (An alle, die Sniffin Glue lesen: Gebt Euch nicht zufrieden mit dem, was wir schreiben. Macht Eure eigenen Fanzines.) Zeitgleich kam damals zudem der Fotokopierer auf den Markt, was den Druckprozess erleichterte. Bald verbreiteten sich die Fanzines immer rascher. Heute treibt die 19-jährige Jemma Morgan das persönliche Engagement. Seit einem Jahr gibt sie gemeinsam mit vier Freunden monatlich das Kunstfanzine On The Rag Zine heraus. „Keiner von uns erhebt Anspruch auf Professionalität, und wir sind auch keine guten Layouter. Aber so wollen wir das haben. Ein bisschen Chaos und Rechtschreibfehler verleihen einen persönlichen Touch. Das Beste an einem Fanzine ist die totale Freiheit. Ich kann genau das schreiben, was ich will, ohne dass es jemand anderem gefallen muss“, sagt Jemma Morgan. Langlebiger Enthusiast Dass Fanzines von marginalisierten Gruppen herausgegeben werden, die in den „Ein bisschen Chaos und Rechtschreibfehler verleihen einen persönlichen Touch“ Jemma Morgan 26 sca papergram no 2 › 2007 Immer mehr Nischen Seit es das Internet gibt, werden viele Fanzines elektronisch publiziert und können auf diese Weise noch mehr Leser erreichen – nun unter der Bezeichnung Webzine oder Netzine. Das Spektrum der Zeitschriften ist explosionsartig gewachsen, und die Themenpalette reicht von Rollenspielen und Handarbeiten über Fußballclubs, Musikstile und Comics bis hin zur Lyrik. Dank der technischen Entwicklung hat sich auch die Produktionsweise der gedruckten Ausgaben verändert. Heute werden die einst hand- oder maschinengeschriebenen Papiere fast sämtlich mit Textverarbeitungs- und Layoutprogrammen hergestellt. Scanner und Digitalkamera haben die Bildbearbeitung revolutioniert – viele Fanzines sehen heute aus wie professionelle Magazine. S Jemma Morgan (links) und Dolf Hermannstaedter (rechts) betreuen ihre Fanzines mit Enthusiasmus etablierten Medien keine Stimme haben, unterschreibt Dolf Hermannstaedter ohne Umschweife. Seit 21 Jahren gibt der Bremer das Punkrockfanzine Trust heraus. „Anfang 1986 gab es kein Medium, das über die Musik und die Ideen schrieb, die mich interessierten. Auf einem Treffen in Heidenheim beschlossen wir, ein Fanzine zu starten. Übrig sind heute nur noch Mitch, der das Layout macht, und ich“, sagt Hermannstaedter. Er investiert viele Stunden täglich in sein Fanzine. Dafür hat er sich einen Leserkreis von etwa 3000 Personen geschaffen, die die Zeitschrift alle zwei Monate beziehen. „Unsere Leser sind Menschen, die sich nicht von den etablierten Medien einschüchtern lassen. Als der Hardcore-Punkrock Anfang der 1980er-Jahre in Deutschland aufkam, war er eine wunderbare Alternative zur Mainstreammusik. Heute ist das Genre genau wie jede andere Musik zum Marketingwerkzeug geworden, aber für mich sind die Ideen des Hardcore-Punkrock noch genauso aktuell wie damals“, sagt Dolf Hermannstaedter. Trust publiziert vor allem Interviews mit Bands sowie Musikrezensionen, enthält aber auch sozialpolitische Reportagen, wie beispielsweise ein Interview mit einem ehemaligen UN-Soldaten in Afghanistan. Seit zehn Jahren werden Teile des Fanzines auch ins Internet gestellt. von Luise Steinberger trends Werbung am besten in internationalen Nachrichtenmagazinen Unternehmen, die das öffentliche Bewusstsein für S ihre Marken stärken möchten, sollten Anzeigen in internationalen Nachrichtenpublikationen schalten. Das zeigt eine europäische Studie des Marktforschungsinstituts ICD Research im Auftrag der World Press Group. Zwei Mappen mit ausgewählter Unternehmensreklame wurden in Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien und der Schweiz insgesamt 2 114 Personen gezeigt, die jeweils ein Jahreseinkommen von mehr als 45 000 Euro haben. Der Studie zufolge fanden 24 Prozent der Befragten, internationale Medien passten besser zum Image des Unternehmens, während 13 Prozent meinten, nationale Medien funktionierten besser als Imageträger. Die Studie zeigte auch, dass 77 Prozent der Befragten den Journalismus in internationalen Medien für glaubwürdiger halten. Die World Press Group ist eine Dachorganisation für acht führende internationale Publikationen: The Economist, Financial Times, Fortune, International Herald Tribune, National Geographic, Newsweek, Time und Wall Street Journal Europe. Prinzessin Diana-Archiv Kidnappingopfer erhält Sprachpreis Natascha Kampusch , weltbekanntes österreichisches Die Fotoagentur Getty Images hat das ge- S S samte Fotoarchiv mit Bildern von Prinzessin Diana erworben. Das so genannte Princess Diana Memorial Trust Archive enthält unter anderem Fotos, die eine enge Freundin der Prinzessin, Jayne Fincher, in den 1980er- und 1990er-Jahren bis zum Tode der Prinzessin 1997 gemacht hat. Das Archiv mit über 20 000 Fotos – in Schwarzweiß und Farbe – wird im Getty Images-Archiv in Hulton aufbewahrt. Kidnappingopfer, ist von der Zeitschrift Deutsche Sprachwelt zur „Sprachhüterin des Jahres“ gekürt worden. Dieser Preis wird seit 2000 von den Lesern der Zeitschrift an Personen vergeben, die Besonderes für die deutsche Sprache geleistet haben. Negativ bewerten Redaktion und Leser vor allem Anglizismen in der deutschen Sprache. Natascha Kampusch erhält die Auszeichnung, weil sie extrem wenig Englisch in ihrem Deutsch verwendet – während der achtjährigen Gefangenschaft in einem Keller ging der umfassende Einzug des Englischen ins Deutsche an ihr vorbei. sca papergram no 2 › 2007 27 Der Wald ruft Weshalb wird man Waldbesitzer? Für Benny Gustafsson in Lycksele ging damit ein Traum in Erfüllung. Die Waldwirtschaft war für ihn nicht Beruf, sondern Berufung Text Mats Wigardt foto Jörgen Wiklund Im luftigen Kiefernwald kann man schon Lust auf einen eigenen Wald bekommen. Halbhohe Bäume, ein weicher Teppich aus Preiselbeersträuchern, zartes Moos… Benny Gustafsson ist auf einem kleinen Bauernhof in der Nähe von Lycksele in Nordschweden aufgewachsen. Der Wald gleich vor der Tür gehört für ihn zum Alltag. „Als ein größeres Waldgebiet zum Verkauf stand, machten meine Freundin und ich ein Angebot“, erzählt Gustafsson. Die beiden erhielten den Zuschlag: 405 Hektar Wald, dazu ein renovierungsbedürftiges Wohnhaus, gehörten ihnen. Mehr Spaß als mit Aktien Sichere Zukunft Wichtig sind auch betriebs- und waldwirtschaftliche Grundkenntnisse. Da habe er selbst einige Fehler gemacht, sagt Benny Gustafsson. „Aber man lernt ja nach und nach dazu“, stellt er fest. „Und der Wald wächst 150 Jahre lang, zum Dazulernen ist also Zeit genug.“ Noch mehr Wald zu kaufen, ist ein verlockender Gedanke, allerdings fehlt bislang das richtige Objekt. „Auf lange Sicht ist Waldbesitz niemals ein schlechtes Geschäft“, fasst Gustafsson zusammen. „Auf zehn Jahre gesehen ist es gut, auf 20 Jahre noch besser und auf 30 Jahre hervorragend. Außerdem hält es gesund.“ S Ein ausreichender Teil des Waldes war reif zum Roden. Der Ertrag half bei der Tilgung einiger Kredite. Der restliche Waldbestand soll die Zukunft der Familie sichern. „Als Waldbesitzer muss man an die Zukunft denken“, erklärt Benny Gustafsson. „Waldbesitz ist das genaue Gegenteil von Aktien, wo Gewinne – und Verluste – viel schneller entstehen. Einen Wald zu haben, macht außerdem mehr Spaß. Aktien sind ja nur Papier und Zahlen.“ Er rät anderen, die über den Kauf von Wald nachdenken, sehr genau aufs Geld zu achten – und bereit zu sein, Zeit und Arbeit zu investieren. Kein neues Auto, kein Motorscooter nach dem Holzverkauf, solange die Steuer nicht bezahlt ist – das ist die Grundregel. Wie viel Wald man kauft, hängt ganz davon ab, welche Beweggründe man hat und wie groß das Interesse ist. SCA-Wälder Mit einem Waldbesitz von 2,6 Millionen Hektar ist SCA S Europas größter privater Waldbesitzer. Zwei Millionen Hektar werden für die Produktion von Holz vor allem als Holzrohstoff für die schwedischen Industrien der SCA genutzt. Die Forstwirtschaft erfolgt nach den strengen Regeln des FSC (Forest Stewardship Council) für eine nachhaltige Forstwirtschaft, daher kann SCA FSC-zertifizierte Druckpapiere, Zellstoff, Holzprodukte und Pellets anbieten. SCA kauft auch Holzprodukte von privaten Waldbesitzern in Nordschweden ein. Diese können Hilfestellungen und Rat von den bei SCA angestellten Forstwirtschaftsexpterten in Anspruch nehmen. Sie haben außerdem die Möglichkeit, an Gruppenzertifizierungen nach FSC teilzunehmen. 28 sca papergram no 2 › 2007