Neuheiten im Frühling 2016 - Galerie bei der Albertina

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Neuheiten im Frühling 2016 - Galerie bei der Albertina
I N A
A L B E R T
D E R
I
B E
E
G A L E R i
www.galerie-albertina.at
GALERIE
N e u h e i t e n i m F r ü h l i n g 2 016
BEI DER
ALBERTINA
ZETTER
Wir laden Sie herzlich zu unserer Verkaufsausstellung
neuheiten im FRÜHLING 2016
vom 29. Februar bis 2. April 2016 ein.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch.
Katharina Zetter-Karner und Christa Zetter
GALERIE
BEI DER
ALBERTINA
ZETTER
A-1010 Wien, Lobkowitzplatz 1
Mo-Fr 10-18 Uhr, Sa 11-14 Uhr
Tel +43/1/513 14 16, Fax +43/1/513 76 74
zetter@galerie-albertina.at
www.galerie-albertina.at
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Sophie Weissensteiner
Die Vorbereitung eines solchen Kataloges ist eine arbeitsintensive und spannende Zeit. Es bedarf der gründlichen Auseinandersetzung mit den Kunstwerken. Recherchen zu Publikationen,
Ausstellungen und der Provenienz stehen auf der Tagesordnung.
Die Frage nach der idealen Rahmung und die Beschäftigung mit
der fachgerechten Restaurierung gehören genauso dazu wie
Überlegungen zur optimalen Präsentation der Objekte.
Unser gesamtes Team hat sich mit großem Einsatz diesen Aufgaben gewidmet. Nachdem unsere sehr geschätzte, langjährige
Mitarbeiterin Katharina Hittmair in ihre Heimat Tirol zurückgekehrt ist, haben wir zu unserer Unterstützung mit Sophie Weissensteiner eine neue, engagierte Dame in unserer Mitte.
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Monika Girtler
Katharina Zetter-Karner
Im Rahmen dieser Ausstellung zeigen wir eine facettenreiche
Auswahl an Werken der bildenden und angewandten Kunst.
Besondere Highlights sind Bilder von Egon Schiele, Koloman
Moser, Alfons Walde, Wilhelm Thöny und Markus Prachensky.
Das ausdrucksstarke Porträt eines jungen Mädchens von Maria
Lassnig zeugt in beeindruckender Weise von ihrem malerischen
Können. Das 21er Haus in Wien zeigt vom 10. Juni bis 26. Oktober 2016 unter dem Titel „Maria Lassnig – Die Zukunft wird mit
Fragmenten der Vergangenheit erfunden“ eine wichtige Ausstellung dieser international bedeutenden Künstlerin.
Christa Zetter
Maria Lassnig
Porträt eines jungen Mädchens, 1971
Wir betrauern den Tod des großen Bildhauers Joannis Avramidis.
Er starb am 16. Jänner 2016 in Wien. Sein Werk würdigen wir
mit der Präsentation einer frühen, typischen Einzelfigur und der
mächtigen Kopfskulptur Trias.
Abgerundet wird das Spektrum unseres Angebots durch seltene
Objekte der Wiener Werkstätte, Glas von Johann Lötz Witwe
und Keramiken von Michael Powolny, Bertold Löffler und Eduard
Klablena.
Andrea Schuster
Magdalena Track
Wir hoffen, dass Sie dieser Katalog zu einem Besuch in der
Galerie animiert, um dort in „direkten Kontakt“ mit den Kunstwerken treten zu können.
Vom 18. bis 28. März wird ein Großteil der Ausstellung auf der
Art & Antique Kunstmesse in der Salzburger Residenz zu sehen
sein. Wir freuen uns sehr, Sie in der Galerie oder auf der Messe
begrüßen zu dürfen und stehen für persönliche und telefonische
Auskünfte gerne zur Verfügung.
Katharina Zetter-Karner und Christa Zetter
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INDEX
AMESEDER Eduard S. 42
LÖFFLER Bertold S. 112, 114, 115, 116
ART DÉCO S. 121
LÖTZ Witwe S. 126, 128
AVRAMIDIS Joannis S. 70, 72
MIKL Josef S. 64
BERTONI Wander S. 58
MONOGRAMMIST S. 42
BLAAS Carl Theodor von S. 40
MOSER Ditha S. 8-11
BRUNNER Ferdinand S. 30
MOSER Koloman S. 6
CLEMENTSCHITSCH Arnold S. 46
NIKODEM Artur S. 48, 50
CYRENIUS Maria S. 28
PECHE Dagobert S. 104, 106, 120
CZERNY Alfred S. 66
PILLHOFER Josef S. 86
DAMISCH Gunter S. 88
POWOLNY Michael S. 108, 110, 111
EISENSCHITZ Willy S. 56
PRACHENSKY Markus S. 76, 78, 79
FEUZ Thierry S. 90, 91
PRUTSCHER Otto S. 98
FREIST Greta S. 68
PUTZ Leo S. 38, 54
GAREIS Fritz S. 40
RIEGER August S. 44
GSUR Karl F. S. 42
SCHIELE Egon S. 24
HAUSER Carry S. 32, 34, 35
STRAKA Josef S. 42
HOFFMANN Josef S. 92, 94, 95, 100, 102, 130
THONET Wien S. 96
HOFSTÖTTER Franz S. 124
THÖNY Wilhelm S. 36
HUNDERTWASSER Friedensreich S. 60
WALDE Alfons S. 26, 52
JUGENDSTIL S. 122
WEILER Max S. 84
KLABLENA Eduard S. 118, 123
WENINGER Fritz S. 40
KLIMT Gustav S. 22
WOTRUBA Fritz S. 62
KLINKAN Alfred S. 82
ZERRITSCH Fritz der Jüngere S. 40
KOGELNIK Kiki S. 80
ZÜLOW Franz von S. 12-21
LASSNIG Maria S. 74
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Koloman Moser
Wien 1868 – 1918 Wien
Kolo(man) Moser wurde 1868 in Wien geboren. Seine künstlerische
Ausbildung erhielt er in Wien an der Akademie der bildenden Künste
und an der Kunstgewerbeschule, wo er später selbst von 1899 bis
1918 unterrichtete. Er war Gründungsmitglied der Wiener Secession
und der Wiener Werkstätte, deren Stil er bis zu seinem Ausscheiden
1908 entscheidend prägte. Kolo Moser war auch im Bereich der Grafik
sehr erfolgreich. Er war in der von der Secession herausgegebenen
Zeitschrift „Ver Sacrum“ laufend mit grafischen Arbeiten vertreten
und entwarf Ausstellungsplakate der Secession, deren Flächenwirkung und Motivik für andere Künstler richtunggebend wurden. Seine
künstlerischen Arbeiten in den drei Kategorien Malerei, Grafik und
Kunstgewerbe sind in vielen bedeutenden öffentlichen und privaten
Sammlungen vertreten. Kolo Moser starb 1918 in Wien.
1 Plakatentwurf für „Frommes Kalender“ um 1898
Aquarell, Farbstift und Goldfarbe auf Papier
83,5 x 60 cm; kleine Fehlstelle am oberen Rand fachgerecht restauriert
Lit.: vgl. Werner Fenz, Koloman Moser. Graphik, Kunstgewerbe, Malerei,
Salzburg und Wien 1984, Abb. S. 43, Tafel 2
vgl. Maria Rennhofer, Koloman Moser. Leben und Werk 1868-1918, Wien 2002,
Abb. S. 130, Nr. 214
vgl. Ausstellungskatalog „Koloman Moser 1868-1918“, Leopold Museum,
Wien 2007, Abb. S. 115, Nr. 74
Koloman Moser, Plakat für
„Frommes Kalender“, 1899,
Farblithografie, 95 x 62 cm, Druck
Albert Berger Wien, Bibliothek und
Kunstblättersammlung PI 3059
MAK Wien © MAK
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1 Poster Design for “Frommes Kalender” around 1898
Watercolour, coloured pencil and gold paint on paper
83.5 x 60 cm; small void on the upper edge professionally restored
Lit.: cf Werner Fenz, Koloman Moser. Graphik, Kunstgewerbe, Malerei, Salzburg
and Vienna 1984, ill. p. 43, plate 2
cf Maria Rennhofer, Koloman Moser. Leben und Werk 1868-1918, Vienna 2002,
ill. p. 130, no 214
cf Exhibition catalogue “Koloman Moser 1868-1918”, Leopold Museum,
Vienna 2007, ill. p. 115, no 74
„Kein Künstler hat den ‚Heiligen Frühling‘ der Wiener Secession so
charakteristisch geprägt wie Kolo Moser. [...] Moser hat die ständige
Gratwanderung zwischen spielerischer Leichtigkeit und Disziplin wie
kaum ein anderer bewältigt; dieses Hauptprinzip der secessionistischen Flächenkunst hat er ganz und gar verinnerlicht. Die Arbeit auf
dem Papier blieb sein Kerngebiet [...]“ (Marian Bisanz-Prakken, „Kolo
Moser und der ‚Heilige Frühling‘ der Wiener Secession“, in: Ausstellungskatalog „Koloman Moser 1868-1918“, Leopold Museum, Wien
2007, S. 68-99, hier: S. 68).
1899 wurde in der verdienstvollen Wiener Druckerei Albert Berger ein
Plakat nach dem von uns offerierten originalen, eigenhändig gezeichneten und aquarellierten Entwurf von Kolo Moser gedruckt, das die
qualitativ äußerst hochwertigen und sehr erfolgreichen Erzeugnisse
des österreichischen Kalender-Verlages Carl Fromme bewarb. Deklariertes Ziel dieses international renommierten Verlages war es, für
jede als Absatzmarkt relevante Bevölkerungsgruppe (Klerus, Feuerwehr, Juristen, Studenten, ...) einen eigenen Reime-/Sprüche-/Notizkalender in mustergültiger typografischer Ausstattung zu edieren.
Ganz im Sinne der Secessionsprogrammatik und der hier im Speziellen von Alfred Roller proklamierten Maxime des „dekorativen Gesamtcharakters“ realisierte Kolo Moser in seinem Plakatentwurf eine
neue, flächenorientierte Gestaltungsweise in Kombination mit einem
sorgfältig gesetzten Textblock. Das flächig stilisierte, ikonenhafte
Profilbildnis einer symbolistischen, weiblichen Allegorie mit seiner
natürlichen Balance zwischen Linienfluss und Geometrie firmiert als
Rekurs auf die Pallas Athene des „Ver Sacrum“, der Zeitschrift der
Wiener Secession.
Ditha Moser
Wien 1883 – 1969 Mödling
„Ditha“ Moser wurde 1883 in Wien als eine von fünf Töchtern des
Industriellen Karl Ferdinand Mautner Markhof geboren. Als Mitglied
des Mautner Markhof-Klans war sie schon in frühen Jahren mit der
Wiener Künstlerszene vertraut. Ditha Mosers ältere Schwester Magda
Mautner Markhof galt als große Kunstmäzenin und unterhielt einen
regelmäßig stattfindenden Kunstsalon. Ihre künstlerische Ausbildung
erhielt die begabte Schülerin von 1902-05 in der Architekturklasse
von Josef Hoffmann an der Wiener Kunstgewerbeschule. Zusätzlich
besuchte sie die Zeichenklasse von Carl Otto Czeschka sowie den
Unterricht in Schrift und Heraldik bei Rudolf von Larisch. 1903 lernte
Ditha den an der Kunstgewerbeschule lehrenden Koloman Moser
kennen, ehelichte diesen 1905 und bekam zwei Söhne. Während
ihrer Ehe war Ditha Moser als Grafikerin mit einem Schwerpunkt auf
der Gestaltung von Spielkarten und Kalenderblättern tätig. Mit dem
Tod ihres Mannes 1918 endete auch ihr künstlerisches Schaffen.
Die folgenden Jahre bescherten ihr eine zweite Ehe und weiteres
Mutterglück. Editha Moser, später Hauska, verstarb 1969 in Mödling
und wurde auf dem Hietzinger Friedhof beerdigt.
2 Vollständiges Tarock-Karten Set 1906
54 Karten in originaler Kartenschachtel
Ausführung Albin Berger und J. Glanz, Wien
Farblithografien auf Karton, Rückseiten mit hellgrauem
Quadratmuster, Kartenschachtel aus Karton mit Leinen bezogen und
grau bemalt (Altersspuren)
Marken: Stempel K.K. KARTENSTEMPEL 60, im Stein bezeichnet:
DRUCK: BERGER WIEN VIII
Karten je 11,7 x 5,6 cm
Kartenschachtel 12,5 x 6,3 x 2,8 cm
Provenienz: Privatsammlung Wien
Lit.: vgl. Ausstellungskatalog „Koloman Moser 1868-1918“, Leopold Museum,
Wien 2007, Abb. S. 418, Nr. 43
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2 Complete Tarot Card Set 1906
54 cards in original card case
Manufactured by Albin Berger and J. Glanz, Vienna
Colour lithographs on cardboard, back sides with light grey square
pattern, card case made of cardboard covered in linen and
painted grey (traces of age)
Marks: Stamped K.K. KARTENSTEMPEL 60, designated on
the stone: DRUCK: BERGER WIEN VIII
Cards 11.7 x 5.6 cm each
Card case 12.5 x 6.3 x 2.8 cm
Provenance: Viennese private collection
Lit.: cf Exhibition catalogue “Koloman Moser 1868-1918”, Leopold Museum,
Vienna 2007, ill. p. 418, no 43
Die Urform des Tarocks gehört zu den ältesten tradierten Kartenspielen der Welt, da sie aus der Zeit der Frührenaissance stammt. Das
Tarock-Blatt von Ditha Moser zählt 54 Karten und besteht neben
den klassischen Farben Herz, Karo, Pik und Treff aus 22 römisch
bezifferten Tarockkarten. Die klassischen Spielkarten werden durch
eine Figurenkarte, Cavall oder auch Reiter genannt, ergänzt. Werttechnisch rangiert der Cavall zwischen Bub und Dame. Ditha Moser
gestaltete innerhalb ihrer Farben König, Dame, Cavall und Bub im
gleichen Stil. Um jedoch zwischen Herz, Karo, Pik und Treff unterscheiden zu können, verwendete Moser unterschiedliche Epochen
mit ihren jeweils zeittypischen Kleidungsstilen als Vorlage. Die
22 Tarockkarten, die rechts oben mit einer römischen Ziffer versehen
sind, wurden in der Mitte unterteilt und in der Darstellung gespiegelt.
Moser, die eine Meisterin der grafischen Ausführung war, zeigt
individuelle, zweidimensionale Szenen aus Alltag und Leben. Durch
eine Verkettung von Linien und Formen entstanden detaillierte Landschaften, Gebäude und Figuren. Die Illustrationen wurden durch die
kräftige Farbgestaltung in ihrer kreativen Wirkung verstärkt. Das noch
vollständige Tarock-Blatt lädt auf eine farbenfrohe Entdeckungsreise,
entweder zum Betrachten oder zum tatsächlichen Kartenspiel, ein.
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Franz von Zülow
Wien 1883 – 1963 Wien
Franz von Zülow wurde 1883 in Wien geboren. Er erhielt seine Ausbildung ab 1902 an der k.k. Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt und
1903-06 an der Kunstgewerbeschule unter Felician Myrbach, Kolo
Moser und Carl Otto Czeschka. Schon früh stellten sich erste Erfolge ein; seit 1905 arbeitete Zülow für die Wiener Werkstätte, 1908
wurde er Mitglied der Klimt-Gruppe. Stilistisch befand sich der junge
Zülow unter dem Einfluss der frühen Secession. Eine Vereinfachung
auf das Wesentliche in Form, Räumlichkeit und Farbfläche setzte
Zülow ab 1903 gekonnt in seinen Papierschnittdrucken um. Bis 1915
arbeitete Zülow ausschließlich grafisch und experimentierte mit den
unterschiedlichsten Techniken. Mit den Ausdrucksmöglichkeiten des
Expressionismus beschäftigte sich Zülow ab 1915. Zülow setzte mit
Leichtigkeit Themen um, die seiner narrativen Freude und Phantasie
großen Gestaltungsfreiraum ließen. Reisen durch Europa bis Afrika
inspirierten ihn, einen Großteil seines Oeuvres nehmen Sagen, Szenen
der Bibel, des ländlichen Alltags und der Tierwelt ein. Franz von Zülow
starb 1963 in Wien.
3 Zwölf Monatshefte des ersten Jahrgangs
Dezember 1909 – November 1910
Mischtechnik auf Papier
Jeweils am Titelblatt bezeichnet
Jedes Monatsheft ca. 22,5 x 126 cm
Lit.: vgl. Fritz Koreny, Franz von Zülow. Frühe Graphik 1904-1915, Wien 1983,
Abb. S. 34, Nr. 36 (Handzeichnung Monatsheft April 1910) und S. 88, Nr. 14-21
(Handdruck Monatsheft Februar 1910)
3 Twelve Monthly Journals of the First Year
December 1909 – November 1910
Mixed media on paper
Each journal designated on the title page
Each monthly journal app. 22.5 x 126 cm
Lit.: cf Fritz Koreny, Franz von Zülow. Frühe Graphik 1904-1915, Vienna 1983,
ill. p. 34, no 36 (hand drawing monthly journal April 1910) and ill. p. 88,
no 14-21 (hand printing monthly journal February 1910)
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Die Monatshefte sind als besondere Leistung in Zülows Frühwerk
anzusehen und stellen eine Rarität auf dem heimischen Kunstmarkt
dar. Dieser Zweig der Gebrauchsgrafik, die Gestaltung von Kalenderblättern, nahm durch die Wiener Secession mit ihrer Zeitschrift „Ver
Sacrum“ und durch das Bemühen der Wiener Werkstätte um hochwertiges Kunsthandwerk einen neuen Aufschwung. Künstler wie Koloman
Moser und Carl Otto Czeschka setzten modernste Gestaltungsprinzipien in ihren Kalenderbildern um und weckten damit breites Interesse.
Franz von Zülow begann mit seinen meist in Leporelloform herausgegebenen Monatsheften im Dezember 1909. Umfang und Größe
blieben von Anfang an unverändert: Jede Nummer besteht aus
acht Bildern (sieben und der Umschlag), je Bild im Format von zirka
23 x 16 cm. Bis in den Frühsommer 1915 hinein erschien jeden Monat
ein Heft. Die beiden ersten Jahre hindurch, bis Dezember 1911, war
jedes einzelne Heft gezeichnet und gemalt. Erst ab dem Jänner 1912
erschienen die Monatshefte in der von Zülow virtuos gehandhabten
Technik des Papierschnittschablonendruckes. Alle diese Werke sind
Handdrucke und handkoloriert. Zülow edierte seine Monatshefte
von Haugsdorf in Niederösterreich aus, wo sich das Elternhaus seiner
Mutter befand. Von Beginn an zählten zu Zülows Abonnenten – ungefähr zwanzig an der Zahl – namhafte, aufgeschlossene Künstlerfreunde wie beispielsweise Josef Hoffmann, Koloman Moser, Gustav
Klimt, Otto Wagner oder Bertold Löffler. Die Monatshefte zeichnen
sich vor allem durch das künstlerische Zusammenwirken von abstrahierender Landschaftsdarstellung und expressiver Schriftornamentik
aus. Zülows kleinformatige Werke spielen in ihrer formalen Reduktion
und ihrer kraftvollen Liniengestaltung kombiniert mit der expressiven
Schriftsprache eine Vorreiterrolle in der expressionistischen Druckgrafik am Beginn des 20. Jahrhunderts.
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Gustav Klimt
Wien 1862 – 1918 Wien
Gustav Klimt wurde 1862 in Wien geboren. Zwischen 1876 und 1883
studierte er an der Wiener Kunstgewerbeschule, wo er sich anfangs
farblich und stilistisch an den Historismus Hans Makarts anlehnte. In
den 1890er-Jahren entwickelte er, unter dem Einfluss der Symbolisten, einen neuen Stil. 1897 trat Klimt zusammen mit zwanzig anderen
Künstlern aus der „Künstlerhausgenossenschaft“ aus und gründete
die „Wiener Secession“, deren Präsidentschaft er übernahm. Ab dem
Jahre 1904 malte er vor allem repräsentative Frauenporträts für das
Wiener Großbürgertum, allegorische Kompositionen und, während
der Sommermonate auf dem Land, zahlreiche Landschaftsgemälde.
Klimts umfassendes zeichnerisches Oeuvre wird im Wesentlichen von
Aktstudien bestimmt. In diesen wird die besondere Rolle des Erotischen im Werk Klimts deutlich. Es waren in erster Linie Klimts späte
Blätter, die zur Begründung seines Weltruhmes als Zeichner beigetragen haben. 1918 starb der Künstler in Wien.
4 Stehender Akt in halber Drehung nach rechts 1905-07
Bleistift auf Papier
Links unten signiert GUSTAV KLIMT
Strobl WV Nr. 3581a
56 x 37,2 cm
Provenienz: Josi Guggenheim, Zürich
Lit.: Alice Strobl, Gustav Klimt. Die Zeichnungen. Bd. IV, Nachtrag 1878-1918,
Salzburg 1989, Abb. S. 157, WV Nr. 3581a
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4 Standing Nude Half Turned to the Right 1905-07
Pencil on paper
Signed bottom left GUSTAV KLIMT
Strobl WV no 3581a
56 x 37.2 cm
Provenance: Josi Guggenheim, Zurich
Lit.: Alice Strobl, Gustav Klimt. Die Zeichnungen. Vol. IV, supplement 1878-1918,
Salzburg 1989, ill. p. 157, WV no 3581a
Eine kraftvolle und klare Strichführung zeichnet die Studie „Stehender Akt in halber Drehung nach rechts“ aus. Die dargestellte Frau mit
selbstbewusstem, dem Betrachter direkt zugewandtem Blick stützt
den Arm locker in ihre Hüfte und präsentiert stolz ihren schlanken,
athletischen Körper. Ihr linkes Bein ist leicht angehoben und setzt gerade an zum Schritt. Für Klimt war diese Haltung stark positiv besetzt,
sie war für ihn Ausdruck von Entschlossenheit und Handlungsbereitschaft. Die prominent auf dem Blatt positionierte Signatur Gustav
Klimts bedeutet eine Rarität innerhalb seiner Zeichnungen.
Egon Schiele
Tulln 1890 – 1918 Wien
Egon Schiele wurde 1890 in Tulln geboren. Von 1906 bis 1909 studierte er an der Wiener Akademie der bildenden Künste bei Christian
Griepenkerl, mit dem es jedoch zu Unstimmigkeiten kam. In diesem
Zeitraum erfolgte in seinen Werken der Durchbruch von den eher
traditionellen Strömungen der österreichischen Malerei zu Neuem,
das Schiele zunächst vor allem in den Bildern Klimts verkörpert sah.
Schiele, der gemeinsam mit verschiedenen Künstlern 1909 die „Neukunstgruppe“ gründete, zeigte nun den Willen zur Überwindung des
Jugendstils – er orientierte sich ab diesem Zeitpunkt mehr am Expressionismus. Nach kurzer Tätigkeit für die Wiener Werkstätte übersiedelte er 1911 nach Krumau. 1915 heiratete er in Wien und trat seinen
Militärdienst an. Künstlerischen und materiellen Erfolg erlebte Schiele
erst 1918. Für die fortschrittlichen Wiener Maler erschien er nach dem
Tod Klimts als Leitfigur. Auch die Presse begann seine Arbeiten positiv
zu bewerten. Egon Schiele starb jedoch noch im selben Jahr, drei Tage
nach seiner Frau, an der Spanischen Grippe. Heute genießt Schieles
Werk weltweite Anerkennung.
5 Stehende Frau, Beinstudie 1913
Bleistift auf Papier
Unten Mitte signiert und datiert EGON SCHIELE 1913
49,1 x 32,2 cm; Kallir WV Nr. 1345
Provenienz: Galerie Würthle, Wien (ab 1950); Richard Rubinig, Wien;
Privatsammlung Deutschland (gekauft bei Sotheby‘s London,
28. März 1984, Lot 331); erworben bei oben genannter Auktion von
A. Alfred Taubman
Ränder teilweise beschnitten, alte, professionelle Restaurierung
Lit.: Jane Kallir, Egon Schiele: The Complete Works, New York 1990, Abb. S. 505,
WV Nr. 1345
5 Standing Woman, Study of Legs 1913
Pencil on paper
Signed and dated bottom centre EGON SCHIELE 1913
49.1 x 32.2 cm; Kallir WV no 1345
Provenance: Galerie Würthle, Vienna (as from 1950); Richard Rubinig,
Vienna; German private collection, sold at Sotheby’s London, 28 March
1984, lot 331; acquired at the above sale by A. Alfred Taubman
Sheet partly cut, old professional restoration
Lit.: Jane Kallir, Egon Schiele: The Complete Works, New York 1990, ill. p. 505,
WV no 1345
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Die nebenstehende Zeichnung „Stehende Frau, Beinstudie“ entstand
in einem Jahr, das einen Wendepunkt im Leben des Künstlers kennzeichnet. Ein kurzer Gefängnisaufenthalt, der ihn wohl sehr belastet
hatte, ließ ihn in der unbequemen Realität abseits seines künstlerischen Schaffens ankommen und in gewisser Hinsicht erwachsen
werden. Diese Erfahrung äußerte sich in erster Linie dadurch, dass
Schiele zwischen 1913 und 1915 viele alte Strukturen über Bord warf
und neue künstlerische Züge ausbaute. Die Erotik in seinen Werken
nahm ab, stattdessen wurden Ausdruck und Posen der abgebildeten
Personen prägnanter und der Strich stärker. Die Köpfe seiner Modelle
ignorierte Schiele zusehends, denn er stellte sie entweder von hinten
oder mit stilisierten Gesichtern dar. Im Extremfall, wie hier, schnitt er
den Oberkörper gänzlich ab. Schiele kreierte damit eine neue Anonymität, die etwas Geheimnisvolles in sein Werk bringen und zugleich zu
Spekulationen anregen sollte.
Wer war die hier dargestellte Person? Walburga (Wally) Neuzil ist
sehr oft in den Zeichnungen von 1913 erkennbar, sie war aber nicht
die einzige Frau, die für Schiele in diesem Jahr Modell stand. Eine
derartige Vermutung drängt sich dennoch auf, ist Walburga Neuzil
doch ebenso auf anderen Bildern dieser Serie mit Frauen, die mit
(hochgerutschtem) Rock, darunter sichtbar werdender Pumphose mit
Rüschen, Stöckelschuhen und Strümpfen dargestellt wurden, identifizierbar. Tatsächlich intensivierte sich Egon Schieles Beziehung zu
Wally in dieser Zeit, da sie sich während seines Gefängnisaufenthaltes
liebevoll um ihn gekümmert und sich ihm gegenüber äußerst loyal
gezeigt hatte.
Die auf unserem Blatt dargestellte Frau steht aufrecht, ihre Arme
sind unter ihrer Brust, die gerade noch zu sehen ist, abgewinkelt, ihre
Hände ineinander gelegt und ihre zarten, langen Finger umschließen
sich sanft. Darunter bauscht sich ihr Rock, der in einer großen Zickzack-Linie endet und den Blick freigibt auf ihre so genannte Pumphose mit Rüschen, die Schiele in ebenso wilder wie kleinteiliger Zickzack-Linie formte. Die untere Bildhälfte widmete Schiele den Beinen
seines Modells. Man könnte Strümpfe erahnen, die um die Knie und
an den Oberschenkeln gerafft sind, das Strumpfband versteckt sich
wohl unter den Rüschen. Ein raues Zeichenbrett verlieh dem Strich
mehr Charakter. Die vibrierende Linie wurde in unzählige Partien unterteilt, die das Blatt und unser Modell beleben.
Alfons Walde
Oberndorf 1891 – 1958 Kitzbühel
Alfons Walde wurde 1891 in Oberndorf geboren. Von 1910 bis 1914
studierte er an der Technischen Hochschule in Wien. In dieser Zeit
begegnete er Albin Egger-Lienz, Gustav Klimt und Egon Schiele.
1913 stellte Walde das erste Mal in der Wiener Secession aus. Von
1914 bis 1918 leistete er Kriegsdienst als Offizier der Tiroler Kaiserschützen. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges war er vor allem
in Kitzbühel tätig. Mitte der 1920er-Jahre entwickelte Walde die für
ihn typische Malweise und Thematik. Der Neigung zur expressionistischen Aussage in den frühen 1920er-Jahren folgte die Verwirklichung
seines eigenen Bildkonzepts in tektonisch gebauten Landschaften,
in Milieuschilderungen, Aktmodellierungen und Blumenstillleben.
Schnee- und Wintersportmotive erhob Alfons Walde zu einer kaum
von anderen Künstlern erreichten Intensität und Aktualität. Plakatgestaltungen und Architekturarbeiten ergänzen sein vielfältiges künstlerisches Werk. Walde war mit seinem Oeuvre auf zahlreichen in- und
ausländischen Ausstellungen vertreten. 1925 erhielt er den Julius
Reichel-Künstlerpreis der Wiener Akademie, 1955 wurde ihm der
Professorentitel verliehen. Alfons Walde verstarb 1958 in Kitzbühel.
6 Tänzerin um 1919
Kreide und Gouache auf Papier
Das Bild ist im Werksarchiv (Kunstverlag Alfons Walde)
unter der Nummer D-GW-01 verzeichnet.
62,5 x 44,5 cm
Provenienz: Nachlass Alfons Walde
6 Dancer around 1919
Chalk and gouache on paper
This work has been registered at the works archives
(Kunstverlag Alfons Walde), number D-GW-01.
62.5 x 44.5 cm
Provenance: Estate of Alfons Walde
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Der weibliche Akt war für Alfons Walde ein zentrales Thema und stellt
einen wichtigen Part in Waldes Gesamtwerk dar. Die Reichhaltigkeit
dieses Themenbereichs lässt sich jedoch erst heute im Rückblick festhalten. Zu seinen Lebzeiten erregten Waldes Aktzeichnungen Anstoß
und wurden zum Teil von der Kritik abgelehnt – aus diesem Grund
wurden sie der Öffentlichkeit selten präsentiert. In seinen Aktdarstellungen äußert sich der private Walde, gerade wegen ihres intimen Charakters zählen diese Sujets zu seinen malerisch freiesten
Bildschöpfungen, in denen Alfons Walde unabhängig von Verkaufszwängen agieren konnte. Man spürt die Lust und Liebe und das innere Engagement, das ihn zur Schaffung dieser erotischen und doch
eleganten Aktdarstellungen animierte. In dem von uns gezeigten
Blatt setzte Walde den im Licht erstrahlenden Akt in eine Nische und
rahmte ihn mit Vorhängen ein. Er akzentuierte das Blatt durch die
stark kontrastierende Farbgebung von Blau und Orange, der wolkige
Pinselduktus bringt Bewegung in die Farbflächen.
Aufgrund der imposanten Farbigkeit, des seltenen, großen Formats
und der Ausdrucksstärke gehören Aktdarstellungen wie diese neben
den Winterlandschaften zu den gefragtesten Werken Alfons Waldes.
Maria Cyrenius
Lochstedt 1872 – 1959 Klosterneuburg
Maria Cyrenius wurde 1872 im ostpreußischen Lochstedt geboren.
Schon früh zur Vollwaise geworden, wies die von ihrem Vormund angeordnete Lehrzeit zunächst in eine praktische Richtung. Nach einer
Haushaltungserziehung erhielt sie 1890 die Erlaubnis, eine Zeichenlehrerinnenausbildung an der Berliner Kunstschule zu absolvieren. Einer
Frau wurde um 1900 generell nicht zugetraut, sich ihren Lebensunterhalt als Künstlerin verdienen zu können. Die Aufnahme an die
Akademie wurde ausschließlich Männern gewährt. Lediglich in privaten Malateliers und an Kunstgewerbeschulen war es möglich, entsprechenden Unterricht zu erhalten. So führte ihr Weg 1900 nach
Wien an die Kunstgewerbeschule, wo Maria Cyrenius bei Alfred Roller
und Felician Myrbach Malerei und bei Adele Stark Emailmalerei
studierte. Mehrere Studienaufenthalte führten die Künstlerin nach
München, Berlin, Paris und Rom sowie zu Cuno Amiet in die Schweiz.
Ab 1917 war Cyrenius Schülerin von Johannes Itten in seiner Wiener
Malschule und folgte diesem 1919 ans Bauhaus nach Weimar, kehrte
aber 1920 nach Salzburg zurück. Dort betrieb sie bis zu ihrer Übersiedelung nach Wien 1937 eine äußerst erfolgreiche Emailwerkstatt.
Die Arbeiten der Künstlerin wurden in der Wiener Galerie Miethke,
dem Kunstsalon Hugo Heller, der Secession, auf der Wiener Kunstschau 1908, aber auch in Brüssel, München, Paris und Leipzig gezeigt. Maria Cyrenius verstarb 1959 in Klosterneuburg.
7 Landschaft mit Bäumen um 1915
Öl auf Karton
Rückseitig bezeichnet: Maria Cyrenius
22,2 x 30,4 cm
7 Landscape with Trees around 1915
Oil on cardboard
Designated on the reverse: Maria Cyrenius
22.2 x 30.4 cm
28
Maria Cyrenius setzte sich stets intensiv mit den aktuellen künstlerischen Strömungen ihrer Zeit auseinander und war mit wichtigen
Künstlerkollegen bekannt und befreundet. Über die Familie Mautner
Markhof stand sie in Kontakt mit Anton Faistauer, Carl Moll, Gustav
Klimt und Kolo(man) Moser. Alois Grasmayr, der Mann von Magda
Mautner Markhof, stellte Cyrenius 1920 am Salzburger Mönchsberg
ein Quartier zur Verfügung. Magda Mautner Markhof war die Schwägerin von Kolo Moser, der Cyrenius formal stark beeinflusste.
Die Ölgemälde von Maria Cyrenius, die sie um 1915 malte, nehmen
einen besonderen Stellenwert im Werk der Künstlerin ein. Sie verwendete zunehmend leuchtendere Farben und wurde deutlich expressiver.
Ihr Pinselstrich wurde kräftiger, sie verzichtete auf Details und setzte Konturlinien nur sparsam ein, damit die einzelnen Bausteine ihrer
Kompositionen ineinander übergehen konnten. Maria Cyrenius hatte
ihre künstlerische Sprache gefunden. Das nebenstehende Gemälde,
das um 1915 entstanden ist, zeigt eine Landschaft mit Bäumen, die in
der letzten Abendsonne erglüht. Im Hintergrund erstrecken sich Hügel, die in zartes Rosa und Lila getaucht sind. Das Bild besticht durch
seinen lebhaften und pastosen Farbauftrag.
Ferdinand Brunner
Wien 1870 – 1945 Wien
Der Landschaftsmaler Ferdinand Brunner wurde 1870 in Wien geboren. Zunächst war Brunner im renommierten Hoftheater-Atelier von
Carlo Brioschi, Hermann Burghart und Hans Kautsky mit der Produktion von Dekorationen und Entwürfen beschäftigt. Eine Studienreise
nach Kärnten führte Ferdinand Brunner schließlich zu seiner eigentlichen Berufung als Maler. Brunner wurde 1891 in die Klasse für Landschaftsmalerei an der Wiener Akademie der bildenden Künste aufgenommen und fand in seinem Lehrer Eduard Peithner von Lichtenfels
zugleich seinen wichtigsten Mentor. Bereits während seines Studiums,
das er 1896 abschloss, wurde Brunner mit vielen Preisen bedacht und
erhielt mehrere Stipendien, die ihm unter anderem 1896-97 einen
längeren Aufenthalt in Italien ermöglichten. 1901 wurde er Mitglied
des Wiener Künstlerhauses, 1922 wurde ihm der Professorentitel verliehen. Ferdinand Brunner starb 1945 im Alter von 75 Jahren in Wien.
Gemälde des mehrfach ausgezeichneten Künstlers (darunter 1910 die
Große Goldene Staatsmedaille) befinden sich im Besitz der Österreichischen Galerie Belvedere, des Wien Museums, des Leopold Museums und in vielen bedeutenden Privatsammlungen.
8 „Sächsischer Bauernhof“ um 1910-14
Öl auf Leinwand
Links unten signiert FERDINAND BRUNNER
Rückseitig Reste eines Stempels und altes Etikett des
Künstlerhauses: 1914 1979
27 x 36,8 cm
8 Saxon Farm around 1910-14
Oil on canvas
Signed bottom left FERDINAND BRUNNER
Rest of a stamp and old Künstlerhaus label on the reverse: 1914 1979
27 x 36.8 cm
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Worauf es Ferdinand Brunner in seiner Malerei ankam, war es, Stimmungen zu schildern. Er war durch und durch Lyriker, das Dramatische
lag ihm fern, seine Kompositionen beruhen daher auf einfachen Elementen, deren Wirkung jedoch eine eindringliche und nachhaltige ist.
Dies wird hervorragend in nebenstehendem Gemälde mit dem Titel
„Sächsischer Bauernhof“ verdeutlicht. Die ausgewogene, unverwechselbare Farbgebung mit dem charakteristischen tiefen Grün der Wiesen und der zarte Farbauftrag unterstreichen den Zauber des Motivs.
Dieses Werk präsentiert sich als ein meisterhaftes Landschaftsgemälde voller Atmosphäre und Naturgefühl. Felix Braun sah Ferdinand
Brunners Gemälde ähnlich: „Man kennt ihre besondere Art, freut sich,
ihnen wiederzubegegnen, und verweilt gerne und lange in ihrer Betrachtung. Es sind immer nur Landschaften, meist Gegenden des
Flachlandes, weite, tiefgrüne Weiden und Auen unter hohem, oft wolkig bewegtem Himmel, ein einsames Haus mit weißer Wand und altem
gesenktem Dach steht da oder eine Mühle ragt oder ein Wasserfall
erglänzt. In diesen Landschaften ist Einsamkeit, Verlorenheit und ein
großes Naturgefühl gemalt; vom Menschen ist nichts anderes als das
Haus geduldet, das den verlassenen weiten Strecken erst den rührenden Sinn gibt […]“ (Heinrich Fuchs, Ferdinand Brunner. Malerischer
Entdecker des Waldviertels, Wien 1979, S. 9f.).
Carry Hauser
Wien 1895 – 1985 Wien
Der Maler, Grafiker und Bühnenbildner Carry Hauser wurde 1895 in
Wien geboren. 1911 absolvierte er einen einjährigen Lehrgang an
der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien und besuchte in
der Folge drei Jahre lang die Wiener Kunstgewerbeschule. Nach dem
Ersten Weltkrieg, in dem er als Offizier diente, war er eine Zeit lang
in Passau tätig. Die erste Kollektivausstellung seiner Werke fand 1918
im Museum in Troppau statt. Von 1939 bis 1947 lebte Carry Hauser
als politischer Emigrant in der Schweiz. Danach kehrte er nach Wien
zurück. In der Grafik ist er gelegentlich George Grosz, in der Ölmalerei
Otto Dix verwandt. Ab den späten 1920er-Jahren fand Carry Hauser
einen Stil, in dem sich neusachliche und expressionistische Elemente
die Waage hielten. Er war Mitbegründer der Wiener Künstlergruppe
„Frei Bewegung“ und des deutschen Künstlerbundes „Der Fels“. Von
1925 bis 1938 war er Mitglied des „Hagenbundes“, im Jahre 1928
dessen Präsident. Carry Hausers Werke sind in den bedeutendsten Museen Österreichs vertreten, unter anderem in Wien in der
Albertina, im Belvedere und im Wien Museum. Der Künstler starb
1985 in Wien.
9 „Akt“ 1923
Aquarell und Bleistift auf Katasterpapier
Rechts unten monogrammiert, datiert und signiert CH 23 Carry Hauser
Links unten betitelt: AKT
Diese Arbeit ist im Nachtrag des Werkverzeichnisses „Carry Hauser.
Monografie und Werkverzeichnis, Belvedere, Wien 2012“ unter der
Nummer „1923 Z 48“ registriert.
39,5 x 27,2 cm (Blatt), 36 x 24,5 cm (Passepartoutausschnitt)
9 Nude 1923
Watercolour and pencil on land register paper
Monogrammed, dated and signed bottom right CH 23 Carry Hauser
Titled bottom left: AKT
This work has been registered for the supplement of the catalogue
raisonné “Carry Hauser. Monografie und Werkverzeichnis, Belvedere,
Vienna 2012“, no “1923 Z 48”.
39.5 x 27.2 cm (sheet), 36 x 24.5 cm (passepartout cutout)
32
Wir freuen uns, drei frühe Arbeiten von Carry Hauser zeigen zu dürfen, die seiner künstlerisch wichtigsten Zeit entstammen. Das hier im
Katalog gezeigte Werk „Mord an dem Mädchen ein Traum“ befindet
sich momentan als Leihgabe in der Ausstellung „O.R. Schatz & Carry
Hauser. Im Zeitalter der Extreme“ im Wien Museum. Thematisch umfasst das Oeuvre Carry Hausers einen weiten Bogen, der von erotischen Szenen über bildliche Darstellungen der Familie, Arbeit bis hin
zu religiösen Motiven reicht. Nach dem Ersten Weltkrieg entwickelte
sich Hausers Stil, der schon kubistisch-futuristisch beeinflusst war,
hin zur Neuen Sachlichkeit. Im Hagenbund, dem der Künstler 1925
beigetreten war, wurde die starke Individualität seiner Werke willkommen aufgenommen. Hausers Hauptthema war stets der Mensch, der
von ihm als Element einer grafischen und figuralen Komposition eingesetzt wurde.
Hauser gestaltete die Figur des stehenden „Aktes“ von 1923 in einem
starken Kolorit. Die nackte, sich vorwärts bewegende oder tanzende
Frau mit markantem schwarzen Haar und einprägsamen Augenbrauen
wird durch die Grundfarben Blau, Gelb und Rot eingehüllt. Die prägnante Kontur hebt die Figur optisch vom Untergrund ab. Mit Magenta
und Gelb betonte Hauser Flächen und Körperteile der Frau und unterstrich vor allem die Vorzüge des weiblichen Körpers, aber auch die
schönen Gesichtszüge der Protagonistin.
Thematisch nimmt besonders das Traumhafte in Hausers Werk eine
wichtige Stellung ein, die im „Mord an dem Mädchen ein Traum“
ebenfalls zum Ausdruck kommt. Wie bei einer Bühnenbildkonstruktion scheinen sich hier die Bewusstseinsebenen, ähnlich einem Traum,
zu überlagern. Das Zentrum nimmt eine junge, erstarrt wirkende Frau
als Ganzkörperfigur ein. Sie scheint den drei männlichen Protagonisten im Bild hilflos ausgeliefert zu sein. Die Grafik, die in Schwarz-Weiß
auf hellblau lasierendem Untergrund gestaltet wurde, bekommt durch
die Addition von roter Farbe eine neue Stimmung. Das Rot der Flüssigkeit, die auf die junge Frau gesprüht wird, wirkt auf den Betrachter
intuitiv als Bedrohung. Zusätzlich vermittelt die Zeichnung durch ihre
klare Linienführung einen dynamischen Aspekt.
Carry Hausers Aquarell „Kopf“ von 1922 zeigt eine Frau mit sehr eindringlichen und entschlossenen Gesichtszügen. Die Farbe des kohlrabenschwarzen Haares, das durch einen Mittelscheitel geteilt wird,
wiederholt sich in den markanten Augenbrauen. Unser Blatt beeindruckt durch seine starke Farbigkeit und Expressivität.
Carry Hauser
Wien 1895 – 1985 Wien
10 „Mord an dem Mädchen
ein Traum“ um 1920
Tusche und Aquarell auf Papier
Rechts unten monogrammiert CH
Links unten betitelt: MORD AN DEM
MÄDCHEN EIN TRAUM
Cabuk WV Nr. 1920 Z 34
38,5 x 28 cm
Momentan Leihgabe in der
Ausstellung „O.R. Schatz & Carry
Hauser. Im Zeitalter der Extreme“
(28.1.-16.5.2016) im Wien Museum
Lit.: Cornelia Cabuk, Carry Hauser. Monografie
und Werkverzeichnis, Wien 2012, Abb. S. 284,
WV Nr. 1920 Z 34
10 Murder of the Girl a Dream
around 1920
Indian ink and watercolour on paper
Monogrammed bottom right CH
Titled bottom left: MORD AN DEM
MÄDCHEN EIN TRAUM
Cabuk WV no 1920 Z 34
38.5 x 28 cm
Currently loan for the exhibition
“O.R. Schatz & Carry Hauser. In the
Age of Extremes” (January 28 – May
16, 2016), Wien Museum, Vienna
11 „Kopf“ 1922
Aquarell und Bleistift auf Papier
Rechts unten monogrammiert und
datiert CH 22
Links unten betitelt: KOPF
Diese Arbeit ist im Nachtrag des
Werkverzeichnisses „Carry Hauser.
Monografie und Werkverzeichnis,
Belvedere, Wien 2012“ unter der
Nummer „1922 Z 41“ registriert.
33,2 x 25,5 cm (Blatt), 30,5 x 24,5 cm
(Passepartoutausschnitt)
11 Head 1922
Watercolour and pencil on paper
Monogrammed and dated bottom right
CH 22
Titled bottom left: KOPF
This work has been registered for the
supplement of the catalogue raisonné
“Carry Hauser. Monografie und
Werkverzeichnis, Belvedere, Vienna
2012“, no “1922 Z 41”.
33.2 x 25.5 cm (sheet), 30.5 x 24.5 cm
(passepartout cutout)
Lit.: Cornelia Cabuk, Carry Hauser. Monografie
und Werkverzeichnis, Vienna 2012, ill. p. 284,
WV no 1920 Z 34
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35
Wilhelm Thöny
Graz 1888 – 1949 New York
1888 in Graz geboren, entschied sich der künstlerisch vielseitig begabte Wilhelm Thöny 1908 für ein Studium der Malerei an der innovativen Münchner Kunstakademie. In der „Grazer Zeit“ 1923 bis 1931
entwickelte er rasch seinen typischen Stil, eine Synthese von Impressionismus und Expressionismus, geprägt von anfangs düsteren Weißausmischungen. Seine bildlichen Darstellungen von Menschen und
(Stadt)Landschaften sind von Einsamkeit und Schwermut getragen.
1923 wurde Thöny erster Präsident der Grazer Secession. Auf eine
Parisreise 1929 folgte 1931 der komplette Umzug in die pulsierende Seine-Metropole. Die Atmosphäre Frankreichs bewirkte einen tief
greifenden Wandel in Thönys Malerei, die nun frischen Pastelltöne
und die aufgelockerte Malweise vermitteln mediterrane Lebensfreude. 1938 emigrierten Thöny und seine jüdische Frau nach New York.
Heimweh und ein Großbrand in einem Lagerhaus 1948, der fast 1000
seiner Werke zerstörte, erschütterten den Künstler tief. Im darauf folgenden Jahr starb Wilhelm Thöny in New York.
12 Porträt Thea Trautner 1924
Bildnis der späteren Ehefrau des Künstlers
Öl auf Leinwand
Links unten signiert und datiert Thöny 24
Rückseitig altes Etikett mit Unterschrift des Künstlers
110,5 x 80,5 cm
Ausstellung: Steirische Kunstschau, Graz 1925
Lit.: Bruno Grimschitz, Wilhelm Thöny. Mit Essays des Künstlers, Salzburg 1950,
vor Farbtafel I
Ausstellungskatalog „Wilhelm Thöny. Im Sog der Moderne“, Neue Galerie,
Graz 2013, Tafel 57, WV Nr. 141
12 Portrait Thea Trautner 1924
Portrait of the artist’s future wife
Oil on canvas
Signed and dated bottom left Thöny 24
Old label with the artist’s signature on the reverse
110.5 x 80.5 cm
Exhibition: Steirische Kunstschau, Graz 1925
Lit.: Bruno Grimschitz, Wilhelm Thöny. Mit Essays des Künstlers, Salzburg 1950,
in front of colour plate I
Exhibition catalogue “Wilhelm Thöny. Im Sog der Moderne“, Neue Galerie,
Graz 2013, plate 57, WV no 141
36
Im August 1923 kehrte Wilhelm Thöny aus München, wo er mit Unterbrechung durch den Ersten Weltkrieg, in dem er wie Oskar Kokoschka
oder Herbert Boeckl als Kriegsmaler eingesetzt worden war, studiert,
gelebt und gearbeitet hatte, in seine Geburtsstadt Graz zurück. „So
kitschig und marmeladern dort [= in Graz] vieles auch ist – die ‚hiesige‘ [= Münchner] Borniertheit ist doch unangenehmer“ (zitiert nach:
Gudrun Danzer, „Ausgangspunkt, Wirkungsstätte, Sehnsuchtsort.
Wilhelm Thöny und Graz“, in: Ausstellungskatalog „Wilhelm Thöny.
Im Sog der Moderne“, Neue Galerie, Graz 2012, S. 94-125, hier:
S. 99). In Graz erlebte Thöny in den Jahren zwischen 1923 und 1931
eine künstlerisch äußerst produktive Zeit, fand rasch Anschluss zu
den progressiven Grazer Künstlern (u. a. Alfred Wickenburg und Fritz
Silberbauer) und wurde Gründungsmitglied und erster Präsident der
nach dem Münchner Vorbild installierten Grazer Secession.
Vermutlich 1924 entstand Thönys Porträt von Thea Trautner, der
ältesten Tochter des aus einer prosperierenden New Yorker Bierbrauer- und Industriellendynastie stammenden Malers Frank S.
Herrmann. Mit seinem späteren Schwiegersohn Wilhelm Thöny
verband Herrmann ein herzliches Verhältnis.
1912 begegnete Thöny der damals 15-jährigen Dorothea Pauline
Herrmann, genannt Thea, in München zum ersten Mal, als er als
Student in ihrem Elternhaus logierte. Nach der Scheidung von ihrem
ersten Mann, dem Münchner Arzt und Schriftsteller Eduard Trautner,
wurde Thea ab 1924-25 zuerst die Lebensgefährtin des Malers, ab
1938 seine Ehefrau. In Graz nahm Thea Trautner regen Anteil am
künstlerischen und gesellschaftlichen Leben der steirischen Landeshauptstadt. Ihre gesicherte Vermögenslage erlaubte es ihr, mit
Wilhelm Thöny einen großzügigen Lebensstil zu pflegen.
Thöny stellte Thea Trautner sitzend dar, en face, als statuarische Figur
in einem blauen Kimono mit Drachensymbolik. Dem Frauenbildnis ist
eine stark simplifizierte künstlerische Formensprache inhärent, seine
abgeschwächte Räumlichkeit, die signifikante Reduktion narrativer
Details und eine primär aus Farbflächen gespeiste Bildkomposition
mit der durch die Ornamentik des Kimonos verstärkten Bindung der
Protagonistin an die Fläche sind zentrale Gestaltungsmerkmale.
Thönys farblich zurückhaltendes Porträt seiner späteren Ehefrau
wurde 1925 unter dem Titel „Die Dame in blauem Kimono“ in der
81. Ausstellung der Wiener Secession präsentiert. Anschließend
wurde es einem kunstsinnigen Publikum auf der „Steirischen Kunstschau“ im Rahmen der Grazer Messe vorgestellt.
Leo Putz
Meran 1869 – 1940 Meran
Leo Putz wurde 1869 in Meran geboren. Er studierte ab 1889 an der
Münchner Akademie der Bildenden Künste und an der Académie
Julian in Paris. 1899 war er Mitbegründer der Künstlervereinigung
„Die Scholle“. Zum zentralen Thema seines künstlerischen Schaffens wurde der Mensch, vornehmlich die Frau. Als schönes Beispiel
hierfür gelten die so genannten „Hartmannsberger-Bilder“, die in
den Aktstudien badender Mädchen den Zauber und das Licht der
Pleinair-Malerei bildlich einfingen. Mit seiner Familie zog Putz 1923
nach Gauting in Bayern. Seine erste Fernreise nach São Paulo trat der
Künstler 1929 an. Leo Putz verbrachte die kommenden Jahre mit seiner Familie in Südamerika und unternahm ausgedehnte Reisen nach
Buenos Aires sowie nach Bahia in den Urwald. Die Jahre in Südamerika gaben seiner Malerei neue Impulse, seine Bildmotive zeigten nun
südländische Landschaften und Menschen. Zwar wurde Leo Putz’
malerisches Werk nach seiner Rückkehr nach Deutschland mit einer
großen Ausstellung 1935 geehrt, trotzdem sah sich Putz 1936 gezwungen, vor den Nationalsozialisten in seine Geburtsstadt Meran zu
fliehen. In den folgenden Jahren bis zu seinem Tod 1940 umfasste
sein künstlerisches Schaffen hauptsächlich Bilder von Burgen, Schlössern und den Landschaften Südtirols. Leo Putz starb 1940 in Meran.
13 „Schloss Seefeld“ 1923
Öl auf Leinwand
Rechts unten signiert Leo Putz
75,5 x 70 cm
Lit.: vgl. Helmut Putz, Leo Putz-Werkverzeichnis, Bd. II, Wolnzach 1994,
Abb. S. 925, WV Nr. 2425
13 Seefeld Castle 1923
Oil on canvas
Signed bottom right Leo Putz
75.5 x 70 cm
Lit.: cf Helmut Putz, Leo Putz-Werkverzeichnis, vol. II, Wolnzach 1994,
ill. p. 925, WV no 2425
38
Im Jahr des Umzugs nach Gauting erhielt Leo Putz eine Einladung von
Graf Törring, diesen im Herbst 1923 auf seinem Schloss Seefeld zu besuchen. Putz nahm dankend an und nutzte diese traumhafte Kulisse,
um die herbstliche Laubverfärbung in all ihren Facetten einzufangen.
In den folgenden Wochen malte Putz ununterbrochen, er erkundete
jeden Winkel und zeigte fast unzugängliche Orte des Schlossparks.
Die Arbeiten aus dieser Serie zeichnen sich durch einen lockeren, am
deutschen Spätimpressionismus orientierten Malstil aus. Das Gemälde
„Schloss Seefeld“ von 1923 stellt den Garten mit Blick auf das Schloss
dar. Im Hintergrund erhebt sich das verwinkelt gebaute Gebäude
mit seinem leicht erhöhten Turm. Der Vordergrund ist dem prächtigen Schlosspark gewidmet. Durch einen hereinhängenden Ast erhält
der Betrachter das Gefühl, durch ein Fenster in eine andere Welt zu
blicken. Neben den in Herbsttönen verfärbten Hecken spiegelte der
Maler den trüben Himmel im Wassergraben. Durch die Kombination
von kräftigen, leuchtenden Farben mit einer erdigen Palette ließ Putz
Teile des Bildes erstrahlen. Zusätzlich erweckt die dynamische Pinselführung das herbstliche Bild zum Leben.
Schützenscheiben der Schützengilde der
Genossenschaft bildender Künstler, Wien um 1924
Marksmen’s Targets by the Marksmen’s Guild of
the Artist’s Cooperative, Vienna around 1924
Öl auf Holz
63 x 63 cm bzw. 58 x 56,5 cm („Tanzendes Paar“) und 56,5 x 57 cm
(„Faun und Nymphe“)
Ausstellung: „Das Künstlerhaus. Kaiser Franz Joseph I. und die
Ringstraße“, Künstlerhaus Wien, 22. Mai – 24. Juni 1979
(„Busserl“, „Faun und Nymphe“)
Oil on wood
63 x 63 cm, 58 x 56.5 cm (“Dancing Pair”) and 56.5 x 57 cm
(“Faun and Nymph”)
Exhibition: “Das Künstlerhaus. Kaiser Franz Joseph I. und die
Ringstraße”, Künstlerhaus Vienna, 22 May – 24 June 1979
(“Kiss”, “Faun and Nymph”)
Lit.: Ausstellungskatalog „Das Künstlerhaus. Kaiser Franz Joseph I. und die
Ringstraße“, Wien 1979, Abb. Bildteil [o.S.], Katalog [o.S.], Nr. 235 („Busserl“),
Abb. Bildteil [o.S.], Katalog [o.S.], Nr. 242, 243 oder 244 („Faun und Nymphe“),
vgl. Katalog [o.S.], Nr. 233 („Herzdame“), vgl. Nr. 229 oder 245 („Zwei Paviane“)
Ausstellungskatalog „Das Wiener Künstlerhaus 1861–1986. 125 Jahre in
Bilddokumenten“, Wien 1986, Abb. S. 100 („Faun und Nymphe“)
Lit.: Exhibition catalogue “Das Künstlerhaus. Kaiser Franz Joseph I. und die
Ringstraße”, Vienna 1979, ill. pic. sec. [n.p.], catalogue [n.p.], no 235 (“Kiss”),
ill. pic. sec. [n.p.], catalogue [n.p.], no 242, 243 or 244 (“Faun and Nymph”),
cf catalogue [n.p.], no 233 (“Queen of Hearts“), cf no 229 or 245 (“Two Baboons”)
Exhibition catalogue “Das Wiener Künstlerhaus 1861–1986. 125 Jahre in
Bilddokumenten“, Vienna 1986, ill. p. 100 (“Faun and Nymph“)
Fritz Weninger
Fritz Gareis
Rohrbach am Steinfelde 1892 – 1981 Neunkirchen
Wien 1872 – 1925 Wien
14 Hirsch mit Kind Deer with Child
15 Teufel Devil
Rechts unten signiert und datiert F. WENINGER 24
Links unten auf altem Etikett nummeriert „26“
Rückseitig auf alten Etiketten des Künstlerhauses nummeriert
„278 N“, „79“, „56768-110“ sowie am Holz nummeriert „KH 904“
Rechts unten signiert F. Gareis jr.
Rückseitig signiert Gareis und auf alten Etiketten des
Künstlerhauses nummeriert „275 N“, „77“, „56768-111“
sowie am Holz nummeriert „KH 901“
Signed and dated bottom right F. WENINGER 24
Numbered on an old label bottom left “26”
Numbered on the reverse on old Künstlerhaus labels “278 N”,
“79”, “56768-110” and on the wood “KH 904”
Signed bottom right F. Gareis jr.
Signed Gareis on the reverse and numbered on old Künstlerhaus
labels “275 N”, “77”, “56768-111” and on the wood “KH 901”
Fritz Zerritsch der Jüngere
Carl Theodor von Blaas
Wien 1888 – 1985 Wien
Kreuth 1886 – 1960 Salzburg
16 Zwei Paviane Two Baboons
17 Herzdame Queen of Hearts
Links unten signiert F. Zerritsch
Rückseitig auf altem Etikett des Künstlerhauses nummeriert
„292 N“ sowie am Holz nummeriert „KH 907“
Rückseitig Skizze eines Menschen mit Hirschgeweih
Rechts unten signiert C. Th. v. Blaas
Links unten datiert 1924
Rückseitig auf altem Etikett des Künstlerhauses nummeriert
„286 N“ sowie am Holz nummeriert „KH 981“
Signed bottom left F. Zerritsch
Numbered on the reverse on an old Künstlerhaus label “292 N”
and on the wood “KH 907”
Sketch of a person with deer antlers on the reverse
Signed bottom right C. Th. v. Blaas
Dated bottom left 1924
Numbered on the reverse on an old Künstlerhaus label “286 N”
and on the wood “KH 981”
40
Die hier präsentierten Schützenscheiben stellen eine sowohl künstlerische als auch historische Besonderheit dar. Sie dienten der Schützengilde der Genossenschaft bildender Künstler Wiens als verlockende, humoristische und heitere Ziele ihrer Schießübungen und dokumentieren den längst vergangenen geselligen Geist dieser Gilde. Die
Schützengilde hielt ihre Zusammenkünfte seit 1875 im Künstlerhaus
ab (sie hatte hinter der Kneipe ihre Schießstände) und umfasste zirka
28 Mitglieder. Die Mitgliedschaft bestand stets auf Lebenszeit. Als
Anwärter konnte man den wöchentlichen Zusammenkünften bereits
als Gast beiwohnen. Die hier abgebildeten Schützenscheiben gehören
zu den letzten erhaltenen Stücken ihrer Art und stammen aus der Zeit
kurz nach Ende der Monarchie. Mit dem Zweiten Weltkrieg löste sich
die Schützengilde langsam auf und sowjetische Truppen beschlagnahmten schließlich alle Gewehre, die bis dahin immer im Keller des
Künstlerhauses sorgsam aufbewahrt worden waren. Die Schützenscheiben wurden von den Mitgliedern der Gilde selbst gestaltet und
zeugen in ihrer Vielfalt von großer Kreativität. Eduard Ameseder, der
1877 bis 1884 die Wiener Kunstakademie besucht hatte, setzte den
Ziegenbock „Zlatorog“ ins Bildzentrum, der der Sage nach Hüter eines verborgenen Schatzes hoch oben am Triglav war. Josef Straka – an
der Wiener Kunstgewerbeschule und an der Akademie der bildenden
Künste in Wien ausgebildet – platzierte die mythologischen Gestalten
Faun und Nymphe um das Schießscheiben-Zentrum. Andere Künstler
wählten traditionellere Sujets: ein Paar in Tracht, das sich schwungvoll
und gut gelaunt über die Bildfläche bewegt, einen jungen Jäger, der
seiner Herzallerliebsten beim Wasserholen verstohlen ein „Busserl“
gibt, oder eine Jägerin im ausladenden, barocken Kleid, die stolz ihre
Beute – sie hat einen Hasen erlegt – hochhält. Und der Humor kam nie
zu kurz. So präsentiert Fritz Zerritsch der Jüngere zwei kunstsinnige
Paviane auf einer Palme. Der eine, ausgestattet mit einer Farbpalette,
pinselt seinem Artgenossen ein rotes Kunstwerk auf dessen Hinterteil.
Auf der Schießscheibe von Fritz Gareis lacht uns der Teufel hämisch
entgegen. Darunter wird inklusive Wortspielerei verlautbart: „Zu an
orndlich’n Schuß, G’hört ein rascher Entschuß.“ Schließlich bilden die
acht Schützenscheiben ein einmaliges Konvolut, das eine große Rarität auf dem Kunstmarkt darstellt.
Eduard Ameseder
Josef Straka
Czernowitz 1856 – 1938 Wien
Schloss Saar, Mähren 1864 – 1946 Wien
18 „Goldhorn“ Golden Horn
19 Faun und Nymphe Faun and Nymph
Hörner als Holzauflage
Rechts unten datiert und signiert 3/III.24. E. Ameseder; unten Mitte
betitelt: Zlatorog. [Goldhorn]; rückseitig signiert ameseder und auf
alten Etiketten des Künstlerhauses nummeriert „284 N“ und „KH 795“
Rechts unten unleserlich signiert Josef [Straka]
Rückseitig auf alten Etiketten des Künstlerhauses nummeriert „101“,
„56768-112“ sowie am Holz nummeriert „KH 787“
Horns with wood covering
Dated and signed bottom right 3/III.24. E. Ameseder; titled bottom
centre: Zlatorog. [Goldhorn]; signed ameseder on the reverse and
numbered on old Künstlerhaus labels “284 N” and “KH 795”
Signed illegibly bottom right Josef [Straka]
Numbered on the reverse on old Künstlerhaus labels “101”,
“56768-112” and on the wood “KH 787”
Karl F. Gsur
Monogrammist
Wien 1871 – 1939 Wien
21 Tanzendes Paar Dancing Pair
20 „Busserl“ Kiss
Rechts unten monogrammiert LF. [?]
Rückseitig auf alten Etiketten des Künstlerhauses nummeriert „174“,
„76“, „56768 9“ sowie am Holz nummeriert „KH 905“
Rechts unten signiert K. F. GSUR
Rückseitig auf alten Etiketten des Künstlerhauses nummeriert
„291 N“, „80“, „56768-107“ sowie am Holz nummeriert „KH 993“
Signed bottom right K. F. GSUR
Numbered on the reverse on old Künstlerhaus labels “291 N”,
“80”, “56768-107” and on the wood “KH 993”
42
Monogrammed bottom right LF. [?]
Numbered on the reverse on old Künstlerhaus labels “174”, “76”,
“56768 9” and on the wood “KH 905”
August Rieger
Wien 1886 – 1941 Wien
August Rieger wurde 1886 als August Vorhauer im Wiener Vorort
Pötzleinsdorf geboren. In seiner Jugend wurde sein Talent nicht gefördert, sodass er seine Begabung unterdrücken musste. Ursprünglich für den Priesterberuf bestimmt, war er später als Finanzbeamter
tätig. Bereits mitten im Theologiestudium fühlte er sich zum Maler
berufen und wählte das Pseudonym „August Rieger“, um in seiner
Freizeit ungehindert schaffen zu können. Der Autodidakt verewigte
die landschaftliche Schönheit seiner Heimatstadt, er fand seine
Motive in der noch unberührten Natur der Donauauen und des Wienerwaldes. August Rieger erfasste seine Landschaften stets in meisterhafter Beleuchtung, alles in sonniges Hell getaucht, mit weichen,
fließenden Pinselstrichen und kühn gesetzten landschaftlichen
Akzenten. Sein spontaner Pinselstrich ist unverwechselbar. Werke
August Riegers, die am Kunstmarkt nur allzu selten auftauchen, werden
heute sehr geschätzt und befinden sich unter anderem in der Sammlung der Österreichischen Galerie Belvedere, des Wien Museums, des
Leopold Museums, in der Albertina sowie in wichtigen Privatsammlungen des In- und Auslandes. Rieger wurde mit Verdienstmedaillen
ausgezeichnet und erhielt 1937 den Preis der Stadt Wien einstimmig
zuerkannt. Auf der Höhe seines Schaffens erblindete der Künstler auf
einem Auge und verstarb 1941 in Wien.
22 Ruderboote am Heustadlwasser
Öl auf Holz
Links unten Signaturstempel AUGUST RIEGER
43 x 47,8 cm
Provenienz: Privatsammlung Österreich
Rückseitig Ölstudie eines Dorfes am Bach
Durch eine spezielle Doppelrahmung ist es möglich,
beide Seiten zu präsentieren.
22 Rowboats at Heustadlwasser
Oil on wood
Signature stamp bottom left AUGUST RIEGER
43 x 47.8 cm
Provenance: Austrian private collection
Study of a village along a creek on the reverse
Due to a special double-framing it is possible to present both sides.
verso
44
Arnold Clementschitsch
Villach 1887 – 1970 Villach
Arnold Clementschitsch wurde 1887 in Villach geboren. Er besuchte im Jahre 1908 die Graphische Lehr- und Versuchsanstalt in Wien,
1909 wurde er von der Akademie der bildenden Künste in Wien aufgenommen. 1910 studierte Arnold Clementschitsch bei Bertold Löffler
an der Wiener Kunstgewerbeschule. Hier wurde der Künstler mit dem
französischen Postimpressionismus konfrontiert, und ihm wurde die
französische Malweise vermittelt. Clementschitsch absolvierte 1911
einen Aktkurs bei Gustav Britsch an der Schule für Graphik und Buchschrift in München – diese Lehrzeit erwies sich als richtungweisend
für seine kommende künstlerische Schaffensperiode. 1946 wurde
Arnold Clementschitsch zum Professor ernannt und erhielt 1963 den
Großen Österreichischen Staatspreis. Nach einer ersten, postimpressionistischen Phase folgte ein Abschnitt mit reduzierender, expressiver
Ausdrucksweise. Clementschitsch beschäftigte sich neben der Porträtmalerei mit äußerst stimmungsvollen Landschaftsbildern, denen ein
lyrischer Charakter innewohnt. Eines seiner beliebtesten Motive war
der Ossiacher See. Arnold Clementschitsch verstarb am 10. Dezember
1970 in Villach.
23 Karawanken um 1928
Öl auf Leinwand
Rechts unten signiert Clementschitsch
Dieses Werk wird in das Werkverzeichnis des Museums Moderner
Kunst Kärnten unter der ID Nr. 1868 aufgenommen.
65,5 x 76 cm
Gemälde professionell restauriert
Lit.: vgl. Leopoldine Springschitz, Arnold Clementschitsch, Buchreihe des
Landesmuseums für Kärnten, Bd. 3, Klagenfurt 1957, Verzeichnis der Werke,
Landschaften, Dr. Wilhelm Ingruber, Villach, [o.S.]
46
23 Karawanks around 1928
Oil on canvas
Signed bottom right Clementschitsch
This work will be included in the forthcoming catalogue raisonné
of the Museum Moderner Kunst Carinthia, ID no 1868
65.5 x 76 cm
Painting professionally restored
Lit.: cf Leopoldine Springschitz, Arnold Clementschitsch, Buchreihe des
Landesmuseums für Kärnten, vol. 3, Klagenfurt 1957, catalogue raisonné,
landscapes, Dr. Wilhelm Ingruber, Villach, [n.p.]
„Im Rahmen der am 20. Oktober 1920 eröffneten Herbstausstellung
der Wiener Sezession […] wurde Clementschitsch Raum für 21 Ölbilder gegeben. […] Mit einem Male rückte der nunmehr dreiunddreißigjährige Kärntner Maler in das Licht der Öffentlichkeit. Die
Kritik beschäftigte sich ausführlich mit seinen Arbeiten. […] Man
begrüßte […] den frischen Wind aus der Provinz, man empfand
Clementschitschs Malerei, die sich damals vorwiegend figural, aber
immerhin schon in einigen vielversprechenden Ossiachersee-Landschaften äußerte, als durchaus richtig ,am Platz‘, zog Parallelen zu
Klimt und Hodler, sah und beurteilte ihn also ganz und gar aus der
Tradition der Wiener Sezession, übersah dabei keineswegs das Münchnerische und reagierte auf die schmissige Modernität und Nonchalance seiner Malerei – gebärdete er sich doch nahezu ,pariserisch‘,
ohne je in Paris gewesen zu sein – einerseits mit Begeisterung, anderseits mit Mißtrauen [sic!]. Auf alle Fälle gab man ihm Chancen. Der
Boden war in Wien für ihn bereitet“ (Leopoldine Springschitz, Arnold
Clementschitsch, Klagenfurt 1957, S. 23f.).
Die Dominanz der Farbe in der Bildgestaltung von Clementschitsch
ist von großer Bedeutung. In dem von uns gezeigten Werk „Karawanken“, um 1928, bediente sich der Künstler einer reichen Farbpalette, er verwendete Rosaviolett, ein kräftiges Orange, tiefes Blau
und Rostbraun. Es gibt bei Arnold Clementschitsch kaum ein farblich lustvolleres Bild als dieses. Der Pinselstrich hat eine eigene Stellung inne und ist somit für den expressiven Gesamtcharakter und die
Dynamik des Gemäldes mit verantwortlich. Seine koloristische Kraft
und eine souveräne Bildgestaltung zeichnen dieses frühe Werk des
Kärntner Malers aus.
Artur Nikodem
Trient 1870 – 1940 Innsbruck
Artur Nikodem wurde 1870 in Trient geboren. Er besuchte gegen den
Willen seiner Eltern die Münchner Akademie der Bildenden Künste, wo
er Schüler Franz von Defreggers und Wilhelm von Kaulbachs war. 1889
trat er der Kriegsmarine bei, die ihn bis nach Kleinasien und Ägypten
brachte. Zurück in Trient begann Nikodem seine berufliche Laufbahn als Postbeamter. 1890 wurde Nikodem auf eigenen Wunsch aus
dem Militärdienst entlassen und kehrte zu seinen Eltern nach Trient
zurück, wo er 1891 in den Postdienst eintrat. 1893 zog er nach
Meran, und ab diesem Zeitpunkt werden die ersten künstlerischen
Aktivitäten des Malers nachvollziehbar. Nikodem schloss sich dem
„Meraner Künstlerbund“ an und war auf dessen Ausstellungen regelmäßig mit seinen Bildern vertreten. 1908 übersiedelte er mit seiner Familie nach Innsbruck, wo er bis zum Ende seines Lebens blieb.
1915 erhielt Nikodem einen Marschbefehl, der ihn nach Bulgarien
und in die Türkei führte. Nikodem erlag speziell in Konstantinopel
dem orientalischen Farbenreichtum und der türkischen Lebensfreude. Zurück in Innsbruck trat er wieder in den Postdienst ein, jedoch
konnte er sich nicht mehr in das enge, hierarchisch geregelte System
einfügen. 1920 ging er in Frühpension, und von da an arbeitete er
als freischaffender Künstler. Artur Nikodem zählte in den 1920erJahren zu den erfolgreichsten und renommiertesten Künstlern Tirols.
Das Hauptgewicht seines bildnerischen Schaffens liegt – neben den
Landschaftsbildern – auf seinen Frauenporträts. Das Landesmuseum
Ferdinandeum widmete dem Künstler schon 1921 eine Einzelausstellung, die ein großer Erfolg wurde. In der Zeit des Nationalsozialismus
wurde seine Kunst für „entartet“ erklärt und er hatte keine Möglichkeit, seine Werke auszustellen. Nikodems Spätwerk zeichnet sich
durch kleinformatige Bilder in kraftvollen Farben aus, die meist nur
noch Landschaften, Blumen, Bäume und Berge zeigen. Leider kam
der Erfolg zu seinen Lebzeiten nicht mehr zurück und Artur Nikodem
verstarb 1940 verarmt in Innsbruck.
24 „Arabische Frauen“ 1916
Tempera auf Karton
Rechts unten signiert a. Nikodem.
Rückseitig originales Künstler-Etikett mit Werkstattanschrift
Adamgasse 23 in Innsbruck; betitelt: „Arabische Frauen Juli 1916“
24 x 26 cm
Provenienz: Privatsammlung Luzern
48
24 Arabic Women 1916
Tempera on cardboard
Signed bottom right a. Nikodem.
Original artist’s label with the address of the artist’s studio at
Adamgasse 23, Innsbruck; titled: “Arabische Frauen Juli 1916”
24 x 26 cm
Provenance: Lucerne private collection
Seine Ausbildung als Telegrafist bewahrte Artur Nikodem vor dem
Einsatz an der umkämpften Ostfront. 1915 erreichte ihn der Marschbefehl, woraufhin er zunächst in Sofia stationiert und von 1916 bis
1919 in Konstantinopel als Kommandant der Telegrafenabteilung eingesetzt wurde. Als er in die Türkei reiste, konnte er noch nicht ahnen,
wie sehr ihn dieses Land beeindrucken und beeinflussen sollte. Er
schaffte es, die Lebendigkeit der orientalischen Lebenswelt und die
Farbenpracht seiner Umgebung, der Stoffe, Teppiche und Majoliken,
in sein eigenes künstlerisches Werk zu übersetzen. So wie der Blauregen (Glyzinie) auf nebenstehendem Gemälde schien auch Nikodem
in dieser Umgebung aufzublühen.
In dem Gemälde „Arabische Frauen“ von 1916 fing Artur Nikodem
die orientalische Atmosphäre mit lockerem Farbauftrag ein und kreierte eine Straßenszene mit mehreren Protagonisten. Der Blick des
Betrachters wandert von den Männern und Frauen in farbenprächtigen Gewändern im Vordergrund über den satten Blauregen, der von
rechts oben in voller Blüte ins Bild ragt, hin zur Moschee in zarten
Rosa- und Orangetönen im Zentrum des Hintergrundes. Das Türkis im
Umhang des türkischen Passanten in der Mitte wurde im Himmel wieder aufgenommen. Die Dächer der Stadt deckte Nikodem in Beerenrot
und mischte über die gesamte obere Bildhälfte die unterschiedlichsten Blautöne bei, womit er ein weiteres Mal seinem Gefühl für feinste
Farbnuancen Ausdruck verlieh. Mit einem kräftigen, schwarzen Strich
umschloss er seine Formen, der Weg wurde in zahlreiche Partien unterteilt. Der hier teilweise durchschimmernde Karton wurde zum farbgebenden Element. Mit diesem Gemälde präsentierte der Künstler
seiner Nachwelt ein stimmiges Stück Orient und eine lebendige Szene,
in die wir sehr gerne eintauchen.
Artur Nikodem
Trient 1870 – 1940 Innsbruck
25 Apfelblüte 1930
Öl auf Leinwand
Rückseitig signiert, bezeichnet und datiert: A. Nikodem Innsbruck
Tirol 1930
Jestl-Horngacher WV Nr. 236
63,5 x 70,5 cm
Provenienz: Privatsammlung Wien
Lit.: Gertraud Jestl-Horngacher, Dissertation Artur Nikodem (1870-1940)
Leben und Werk, Innsbruck 2003, Abb. Werkverzeichnis S. 35, WV Nr. 236
25 Apple Blossom 1930
Oil on canvas
Signed, designated and dated on the reverse: A. Nikodem Innsbruck
Tirol 1930
Jestl-Horngacher WV no 236
63.5 x 70.5 cm
Provenance: Viennese private collection
Lit.: Gertraud Jestl-Horngacher, Dissertation Artur Nikodem (1870-1940)
Leben und Werk, Innsbruck 2003, ill. catalogue raisonné p. 35, WV no 236
50
Ende der 1920er-Jahre wurde es still um Artur Nikodem. 1929 hatte er
seine letzte Einzelausstellung im Kunstsalon Unterberger, Innsbruck,
und im „Bergland“ (1930, Nr. 1, S. 33-38) erschien der letzte große
Artikel über ihn zu seinen Lebzeiten, ein von Herbert Stifter geschriebener, langer Aufsatz über die Kunst Nikodems mit einer farbigen Abbildung des „Weibs aus Navis“ auf der Titelseite. Doch das Versiegen
des öffentlichen Interesses konnte Nikodems Schaffensdrang nicht
bremsen. Ein persönlicher Erfolg dieser Zeit war schließlich die Ausstattung der Städtischen Galerie Nürnberg mit 14 seiner Bilder. Dem
Verwaltungsbericht der Stadt Nürnberg ist zu entnehmen: „Von Artur
Nikodem, dem Hauptvertreter der modernen Tiroler Malerei, erhielt
die Galerie eine interessante Kollektion von eigenständigen Harzfarbenstudien als Geschenk zugewiesen, welche mit anderen Arbeiten
dieses kraftvollen und gestaltungsfrohen Künstlers zu einem eigenen
Kabinett vereinigt wurden“ (Verwaltungsbericht der Stadt Nürnberg
1931/32, X. Kunst: Städtische Kunstsammlung, Stadtarchiv Nürnberg,
zitiert nach: Gertraud Jestl-Horngacher, Dissertation Artur Nikodem,
Innsbruck 2003, S. 58). Außerdem beteiligte sich Nikodem 1930 an
Ausstellungen in Budapest (Secession), Salzburg (Kunstverein) und
Stuttgart (Kunstverein).
Im Jahre 1930, dem Entstehungsjahr des Gemäldes „Apfelblüte“, feierte Nikodem seinen sechzigsten Geburtstag. All die Jahre davor und
in allen Jahren, die noch folgen sollten, bemühte er sich konsequent
um seine künstlerische Entfaltung, die zugleich die Entfaltung seines
Innersten war. Das Ergebnis seiner Bemühungen können wir im nebenstehenden Bild betrachten, das aufgrund seiner Größe und motivischen Ausarbeitung zu seinen Hauptwerken zu zählen ist. Es zeigt
einen Apfelbaum in voller Blüte, wie aus dem Nichts wachsen die Äste
von links oben ins Bild herein, komplett besetzt mit zarten Blüten.
Das Motiv wird in einem kompakten Konzept wirksam, ähnlich wie
Nikodems beliebte Landschaften mit Birken, die sich ebenso ausschnitthaft ins Bild einfügen. Während der enge Bildausschnitt und
die über das gesamte Bild verteilten Blüten die Fläche betonen, evoziert die tiefblaue Bergkette im Hintergrund, die sich wie ein blaues
Band zwischen Wiese und Himmel legt, den Eindruck von Tiefe.
Alfons Walde
Oberndorf 1891 – 1958 Kitzbühel
26 Winteridylle um 1930-35
Öl auf Karton
Rechts unten signiert A. Walde
Rückseitig Nachlassstempel und Bestätigung der Tochter des
Künstlers, Guta E. Berger, geb. Walde; altes Etikett: Alfons Walde
Kitzbühel Tirol; altes Etikett mit Bilddaten
Mit einer Fotoexpertise von Dr. Gert Ammann vom 8. Februar 2014
23,2 x 28,8 cm
26 Winterly Idyll around 1930-35
Oil on cardboard
Signed bottom right A. Walde
Stamp of the estate with handwritten confirmation of the artist’s
daughter, Guta E. Berger, née Walde, on the reverse;
old label: Alfons Walde Kitzbühel Tirol; old label with image data
With a photo expertise by Dr. Gert Ammann from 8 February 2014
23.2 x 28.8 cm
52
In nebenstehender Winteridylle hüllte Alfons Walde in seiner charakteristischen Malweise Tiroler Bergbauernhöfe meisterhaft in eine
dicke Schneedecke.
Die Hochgebirgslandschaft ist durch die weiche Modellierung des
Schnees und den blitzblauen Winterhimmel beeindruckend dargestellt. Vor allem der lebhafte Pinselstrich sowie seine faszinierende
Leuchtkraft zeichnen dieses Gemälde aus. Durch die farbliche Ausgewogenheit ergibt sich eine für den Winter typische Stille und Ruhe,
die dem Bild einen beinahe meditativen Charakter verleiht.
Das vorliegende Werk legt Zeugnis von einem meisterhaft gestalteten
Licht-Schatten-Kontrast ab – ein Winterbild, das durch die charakteristische, kontrastreiche und plastische Modellierung des Schnees
und durch seine Strahlkraft beeindruckt. Alfons Walde verstand es
wie kein Zweiter, Motive seiner Heimat Kitzbühel wiederzugeben und
dabei seinen unverkennbaren Stil mit einzubringen. Seine Winterlandschaften gehören am internationalen Kunstmarkt zu den von ihm gesuchtesten Arbeiten.
Leo Putz
Meran 1869 – 1940 Meran
27 „Cabocolos Lieder“ 1932
Kirchenfest auf Penha
Öl auf Karton
Rechts unten signiert und datiert Leo Putz Rio 32.
49,2 x 62,4 cm
Lit.: vgl. Helmut Putz, Leo Putz-Werkverzeichnis, Bd. II, Wolnzach 1994,
Abb. S. 820, WV Nr. 1688
27 Caboclo’s Songs 1932
Church Festival at Penha
Oil on cardboard
Signed and dated bottom right Leo Putz Rio 32.
49.2 x 62.4 cm
Lit.: cf Helmut Putz, Leo Putz-Werkverzeichnis, vol. II, Wolnzach 1994,
ill. p. 820, WV no 1688
54
Nach vielen Einladungen der Cousine seiner Frau trat die Familie
Putz ihre Reise nach Brasilien an. Dort versuchte der malwütige Leo
Putz, so viele Momente wie möglich auf seinen aus Deutschland
mitgebrachten Leinwänden einzufangen. Zumal Leo Putz’ Frühwerk
von changierenden Pastelltönen bestimmt wird, tendierte er nun zu
farbstarken, exotischen Landschaften und favorisierte die Abbildung
der unterschiedlichen Hauttöne der brasilianischen Bevölkerung.
Diese neu entdeckten künstlerischen Impulse sind im Gemälde
„Cabocolos Lieder“ von 1932 eindeutig wahrnehmbar.
Das Werk kann durch die Aufzeichnungen Putz’ genau auf den
15. Oktober 1932 datiert werden. Es entstand während des Besuchs
eines Kirchenfestes im Stadtviertel Penha in Rio de Janeiro. Leo Putz
fing als stiller Betrachter einen spontanen Moment der lockeren
Kirchengemeinde ein. Schaulustige und Zuhörer haben sich im Kreis
um einen Schatten spendenden Baum versammelt, unter dem ein
Gitarre spielender und singender, dunkelhäutiger Mann in blauer Kleidung sitzt. Gebannt lauschen Menschen aller Altersklassen seinem
Spiel, stehend und sitzend scheinen diese von der restlichen Welt abgeschottet zu sein und den malenden Künstler nicht zu bemerken.
Leo Putz, der ein Meister der Licht- und Schattenmalerei war, zauberte gekonnt durch unterschiedliche Farbnuancen ein kontrastreiches Hell-Dunkelspiel auf die Leinwand. Besonders fällt dem Betrachter die ihm mit dem Rücken zugewandte, dunkelhäutige Frau
im weiß-grünlichen Kleid ins Auge. Durch eine dynamische Pinselführung verwischten sich die Konturen der Protagonisten und die
Gesichtszüge der Zuschauer verschwanden fast gänzlich. Nur bei der
Hauptfigur und zugleich dem Namensgeber des Bildes sind die zum
Singen geöffneten Lippen erkennbar.
Willy Eisenschitz
Wien 1889 – 1974 Paris
Willy Eisenschitz wurde 1889 in Wien geboren. Gegen den Willen
seines Vaters, eines Wiener Rechtsanwaltes, studierte Willy Eisenschitz ab 1911 an der Wiener Akademie der bildenden Künste, um ein
Jahr später ins Zentrum moderner Malerei, nach Paris, zu übersiedeln.
Dort setzte er die Studien an der „Académie de la Grande Chaumière“
fort, wo er auch seine spätere Frau, die Malerin Claire Bertrand, kennen lernte. Den jungen Künstler faszinierten besonders die französischen Impressionisten sowie die farbintensiven Malereien Gauguins,
Cézannes und der Fauvisten. Nach den Kriegsjahren entdeckte Eisenschitz malend die Landschaften Italiens und vor allem Südfrankreichs.
In dieser Zeit wurde Willy Eisenschitz Mitglied der „Société Nationale des Beaux-Arts“ und seit 1930 korrespondierendes Mitglied
der Künstlervereinigung Hagenbund. 1935 nahm er die französische
Staatsbürgerschaft an. Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges übersiedelte er nach Dieulefit. Nach dem Tod seiner Frau 1969 ging
Eisenschitz nach Paris zurück, wo er bis zu seinem Tod 1974 arbeitete.
28 Die Alpillen der Provence
„Les Minimes“ – La Valette du Var
Öl auf Leinwand
Rechts unten signiert W. Eisenschitz; rückseitig signiert und betitelt:
W. Eisenschitz „Les Minimes“ la Valette du Var „alpilles“; rückseitig
Stempel einer Rahmenmanufaktur, Nizza
73 x 100 cm; Perreau WV Nr. H 1030
Provenienz: Privatsammlung Südfrankreich
Lit.: Jean Perreau, Werkverzeichnis Willy Eisenschitz 1889-1974. Edition Schütz,
Linz 1999, Abb. S. 145 und S. 264, WV Nr. H 1030
28 The Alpilles in Provence
“Les Minimes” – La Valette du Var
Oil on canvas
Signed bottom right W. Eisenschitz; signed and titled on the reverse:
W. Eisenschitz “Les Minimes” la Valette du Var “alpilles”; stamp of a
Nice frame manufactory on the reverse
73 x 100 cm; Perreau WV no H 1030
Provenance: Southern French private collection
Lit.: Jean Perreau, Werkverzeichnis Willy Eisenschitz 1889-1974. Edition Schütz,
Linz 1999, ill. p. 145 and p. 264, WV no H 1030
56
„Eisenschitz gestaltete sein ganzes Werk anhand der Provence. [...]
Ohne abstrakt zu sein hat seine Bildsprache eine gewisse Abstrahierung erfahren, eine vom Objekt herrührende Abstrahierung, die ihm
eine ungeahnte Stärke verlieh. Das wilde Land hat einen ungeschlachten, auf seine Art visionären Künstler hervorgebracht, der in einem
geheimnisvollen Land aufgeht und uns voll daran teilhaben läßt [sic!]“
(Pierre-Jean Jouve, 1959, zitiert nach: Jean Perreau, Werkverzeichnis
Willy Eisenschitz 1889-1974. Edition Schütz, Linz 1999, S. 54).
Sein schlechter Gesundheitszustand – er laborierte an einer hartnäckigen Lungenkrankheit – motivierte Willy Eisenschitz, sich in einem
klimatisch begünstigten Landstrich niederzulassen. Durch die Vermittlung eines Freundes mietete er sich eine Wohnung in einem alten,
bereits 1601 erbauten Konvent, „Les Minimes“ in der Nähe von La
Valette-du-Var, einer kleinen Stadt östlich von Toulon an der französischen Mittelmeerküste. Hier logierte er in einem Park mit jahrhundertealten Platanen und Brunnen.
„Les Minimes“ war Eisenschitz‘ deklarierter Angelpunkt, um wohltemperierte Gemälde der herben und strengen Schönheit der Alpillen,
jener aus weiß schimmerndem, stark zerklüftetem Kalkstein aufgebauten Gebirgskette im Zentrum der Provence, zu malen. Ihre auf
300 bis 500 Meter Seehöhe liegenden Gipfel sind kahl und zeichnen
sich scharf gegen den blauen und besonders bei Mistral sehr klaren
Himmel ab. Die Macchie ist hier der vorherrschende Vegetationstyp,
an der Südseite formieren unzählige Olivenbäume eines der größten
französischen Anbaugebiete für Oliven.
Willy Eisenschitz schuf in „Les Minimes“ Bilder, die als Quintessenz
seines künstlerischen Schaffens apostrophiert werden dürfen: Gemälde ohne überflüssige narrative Details, ausgeführt mit einem breiten, behutsamen Farbauftrag und eingebettet in das intensive und
zugleich weiche Licht der Provence. Der Kunstkritiker Louis Benoist
stimmte 1926 eine wahre Lobeshymne auf den Maler Willy Eisenschitz
an: „Eisenschitz ist hier und anderswo einer der vier oder fünf Landschaftsmaler, die man am liebsten stehlen würde. Ein subtiler Blick,
der geschickt alle Entsprechungen auffängt, die ein Gemälde von ihm
zu einer Symphonie werden lassen“ (zitiert nach: Jean Perreau, Werkverzeichnis Willy Eisenschitz 1889-1974. Edition Schütz, Linz 1999,
S. 50).
WANDER BERTONI
Codisotto/Reggio Emilia 1925
Der 1925 in Italien geborene Bildhauer Wander Bertoni kam 1943 als
Fremdarbeiter nach Wien. Angeregt durch einen italienischen Maler
fing er 1944 zu zeichnen und zu malen an. Im Jahr darauf beschäftigte er sich erstmals mit bildhauerischen Arbeiten. 1946 begann er sein
Studium bei Fritz Wotruba an der Akademie der bildenden Künste in
Wien. Bertonis erste Werke sind noch gegenständlicher Natur. Erst
in den 1950er-Jahren wandte er sich der Abstraktion zu. Bertoni sah
allerdings nie die Form als Selbstzweck, sondern der Inhalt, die Aussage seiner Werke, blieb stets der treibende Motor in seinem Schaffen.
1965 wurde Wander Bertoni als Leiter der Meisterklasse für Bildhauerei an die Hochschule für angewandte Kunst in Wien berufen. Seine
Arbeiten wurden in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland gezeigt. Wander Bertoni lebt und arbeitet in Winden am See.
29 „Das Doppelte D“ 1955
aus der Serie „Das imaginäre Alphabet“
Bronze, poliert
Auflage 12
Am Sockel datiert, signiert und nummeriert 1955 BERTONI I/XII
H mit Sockel 86,5 cm, Sockel 29,5 x 24,5 x 8 cm
Lit.: vgl. Kristian Sotriffer, Bertoni. Das plastische Werk 1945 bis 1980,
Wien 1981, Abb. Titelblatt, S. 11, Nr. III und S. 84, Nr. 46
29 The Doubled D 1955
from the series “Das imaginäre Alphabet”
Bronze, polished
Edition size 12
Dated, signed and numbered on the base 1955 BERTONI I/XII
H with base 86.5 cm, base 29.5 x 24.5 x 8 cm
Lit.: cf Kristian Sotriffer, Bertoni. Das plastische Werk 1945 bis 1980,
Vienna 1981, ill. title page, p. 11, no III and p. 84, no 46
58
Friedensreich Hundertwasser
Wien 1928 – 2000 Bord der Queen Elizabeth II
Friedensreich Hundertwasser wurde 1928 als Friedrich Stowasser in
Wien geboren. Nach der Matura studierte er 1948-49 für drei Monate
an der Wiener Akademie der bildenden Künste. Dort begann er, seine Werke mit dem Künstlernamen Hundertwasser (hundert [russ. c To
sto]) zu signieren. Kurz nachdem er sein Studium abgebrochen hatte,
besuchte Hundertwasser im April 1949 zum ersten Mal Italien. Der
Einzelgänger Hundertwasser reiste Zeit seines Lebens viel und gerne
und er beherrschte viele Sprachen. Seine farbenreiche Kunst knüpft
an das Ornamentale von Gustav Klimt und an die floralen Linien des
Jugendstils an. Am 19. Februar 2000 starb Friedensreich Hundertwasser auf der Rückreise von Neuseeland nach Europa an Bord der
„Queen Elizabeth II“ an Herzversagen.
30 „Sonnentropfen“ 1955-56
Aquarell auf Packpapier, grundiert mit Kreide, Zinkweiß und Fischleim
Rechts unten signiert, datiert und bezeichnet: Hundertwasser 1955
Mailand Wien
Rückseitig originales Künstleretikett sowie betitelt und nummeriert:
SONNENTROPFEN 217
Ausgeführt im Bergdorf Vegna, Val Cavargna (Como), März 1955;
fertiggestellt in Maria Pfarr, Oktober 1956
Fürst WV Nr. 217
37,6 x 49,3 cm
Lit.: Andrea Christa Fürst, Hundertwasser 1928 – 2000. Werkverzeichnis ·
Catalogue Raisonné. Bd. II, Köln [u.a.] 2002, Abb. S. 287, WV Nr. 217
30 Sundrops 1955-56
Watercolour on wrapping paper, primed with chalk,
zinc white and fish glue
Signed, dated and designated bottom right: Hundertwasser 1955
Mailand Wien
Original artist’s label, titled and numbered on the reverse:
SONNENTROPFEN 217
Executed in the mountain village Vegna, Val Cavargna (Como),
March 1955; finished in Maria Pfarr, October 1956
Fürst WV no 217
37.6 x 49.3 cm
Lit.: Andrea Christa Fürst, Hundertwasser 1928 – 2000. Werkverzeichnis ·
Catalogue Raisonné. Vol. II, Cologne [et al.] 2002, ill. p. 287, WV no 217
60
Im Frühjahr 1954 postulierte Friedensreich Hundertwasser in Paris das
Primat der auf der Bildfläche frei ondulierenden, mäandernden Linie
und formulierte seine stringente Absage an Uniformität und Regeldenken. „Ich habe ein Fahrrad. Paris ist groß. Ich möchte sagen, daß
[sic!] wunderbar die Linien sind, die ich mit meinem Fahrrad durch
diese große Stadt ziehe. [...] Ich umfahre Menschen und Hindernisse.
[...] Diese Linien, für die ich viele Stunden brauche und die mich müde
machen und die bei meiner Rückkehr riesige Kreise geworden sind,
sind schöner, wahrer und gerechtfertigter als die, die ich auf einem
Papier ziehen könnte. [...] Hütet euch vor der geraden und vor der
betrunkenen Linie. Aber besonders vor der geraden Linie. [...] La ligne
droite conduit à la perte de l‘humanité“ (zitiert nach: Ausstellungskatalog „Friedensreich Hundertwasser. Gegen den Strich. Werke
1949 – 1970“, Kunsthalle, Bremen 2012-13, S. 61).
Friedensreich Hundertwasser zählt zu den bekanntesten Protagonisten der bildenden Kunst des 20. Jahrhunderts. Zwischen 1949 und
1960 hielt er sich vorrangig in Paris auf und genoss dort die anregende Atmosphäre der im ersten Jahrzehnt nach dem Ende des Zweiten
Weltkrieges maßgeblichen europäischen Kulturmetropole, Angelpunkt einer sich neu formierenden internationalen künstlerischen
Avantgarde. In diesem zeitlichen Konnex ist die Herausbildung zweier signifikanter Gestaltungselemente seines Oeuvres zu sehen: zum
einen die Konzentration auf reine Farben und zum anderen seine
Fokussierung auf die Spirale als zentrales Bildmotiv (seit Juni 1953).
Die uralte und stark symbolisch konnotierte Form der Spirale war für
Hundertwasser unmittelbarer künstlerischer Ausdruck des endlosen,
sich ständig wiederholenden Kreislaufs der Natur und des Lebens. Bis
in die 1960er-Jahre frönte der Künstler dieser „Spiralomanie“ ziemlich ungehemmt, die universell einsetzbare Spirallinie dominierte
Hundertwassers Bildsprache, war in seinen subtilen, präzise komponierten Werken omnipräsent (vgl. Werner Hofmann, Hundertwasser,
Galerie Welz, Salzburg 1965, S. 6). Hundertwassers spiraloide Kreisform entwickelt sich unregelmäßig aus einem Zentrum heraus, Unterschiede zwischen Linie und Zwischenraum werden eliminiert, die
intensiv-komplementäre Farbigkeit dieses abstrakten Lebenssymbols
bringt die konzentrischen Schraubenlinien zum optischen Schwingen.
1954 stellte Friedensreich Hundertwasser auf der XXVII. Biennale in
Venedig aus. Sein Aquarell „Sonnentropfen“ aus 1955-56 vermag als
Bild gewordene Essenz der für Hundertwassers Oeuvre zentralen Gestaltungselemente apostrophiert werden.
Fritz Wotruba
Wien 1907 – 1975 Wien
Fritz Wotruba wurde 1907 in Wien geboren. Von 1926 bis 1928 studierte er an der Wiener Kunstgewerbeschule bei Anton Hanak. 1932
wurde er Mitglied der Wiener Secession. Im selben Jahr war er Österreichs Vertreter auf der Biennale in Venedig. 1934 sah er sich durch
die politische Lage zum ersten Mal veranlasst, ins Exil in die Schweiz
zu gehen, nach Zürich, nahm aber trotzdem erneut an der Biennale
in Venedig teil. Nach kurzem Aufenthalt in Deutschland emigrierte Wotruba 1938 in die Schweiz, nach Zug, wo er bis 1945 mit seiner Frau im Exil lebte. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde
Wotruba – durch Vermittlung von Herbert Boeckl – als Professor an
die Akademie der bildenden Künste in Wien berufen (1945). Fritz
Wotruba ist einer der bedeutendsten Bildhauer Österreichs. Sein zentrales Thema war der Mensch, vor allem der menschliche Körper. Die
vier menschlichen Grundhaltungen Stehen, Gehen, Sitzen und Liegen
waren für ihn Ausdruck absoluter Gültigkeit, ohne Notwendigkeit zur
Bewegung. Wotruba zerlegte die menschliche Gestalt blockartig in ihre Grundstrukturen und schuf aus diesen Elementen eine neue Ganzheit, die der Vorstellung von körperlicher Harmonie neue Maßstäbe
setzte. 1975 verstarb Fritz Wotruba in Wien.
31 Kleine stehende Figur I (mit erhobenen Armen) 1958
Bronze
Monogrammiert und nummeriert FW 1/7 69
Breicha WV Nr. 207
Das Gussbuch verzeichnet 7 arabisch nummerierte sowie
4 mit EA bezeichnete, 0/I und I/III-III/III nummerierte Abgüsse.
H 39 cm
Lit.: vgl. Otto Breicha, Fritz Wotruba Werkverzeichnis, St. Gallen 2002,
Abb. S. 210, WV Nr. 207
62
31 Small Standing Figure I (with Raised Arms) 1958
Bronze cast
Monogrammed and numbered FW 1/7 69
Breicha WV no 207
The cast records show 7 casts bearing Arabic numbers and
4 casts marked with EA and numbered 0/I and I/III-III/III.
H 39 cm
Lit.: cf Otto Breicha, Fritz Wotruba Werkverzeichnis, St. Gallen 2002,
ill. p. 210, WV no 207
Die Plastik „Kleine stehende Figur mit erhobenen Armen“ markiert
den eindrucksvollen Schlusspunkt von Wotrubas stilistischer Entwicklung bis Ende der 1950er-Jahre. Diese ist über die Tektonisierung der menschlichen Figur aus additiv zusammengesetzten Blöcken
und Kuben hin zu seiner ersten Säulenfigur Anfang der 1950er-Jahre
auszumachen. Die röhrenhaften, zylindrischen und schlanken Säulenschäfte visualisierte Wotruba in der „Kleinen Stehenden“ durch ein
Auf- und Aneinanderreihen. Der dadurch entstandene Mensch, der im
Ausfallschritt Haltung annimmt und die Arme über den runden Kopf
erhoben hat, weist keinerlei Geschlechtsmerkmale auf. Somit ergab
sich die Fokussierung auf ein stilisiertes, anonymisiertes, plastisches
Gebilde aus dunkel patinierter Bronze.
Josef Mikl
Wien 1929 – 2008 Wien
Josef Mikl wurde 1929 in Wien geboren. Er studierte ab 1946 an
der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien und von 1948
bis 1955 an der Wiener Akademie der bildenden Künste, wo er die
Meisterklasse für Malerei bei Josef Dobrowsky besuchte. Ab
1951 war er Mitglied des Internationalen Art Clubs Sektion Österreich, der 1955 aufgelöst wurde. 1956 gründete er gemeinsam mit
Prachensky, Rainer und Hollegha die Gruppe „Galerie St. Stephan“,
die ein Jahr später erstmals in der Wiener Secession ausstellte. Mikl
vertrat Österreich 1968 auf der 34. Biennale in Venedig. Bereits im
folgenden Jahr übernahm er eine Professur für Malerei und ab 1972
bis 1997 die Meisterklasse für Naturstudien (Abendakt) an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Zwischen 1975 und 1976 entstand ein großes Wandbild in der Kapelle des Bildungshauses St. Virgil
in Salzburg. Von 1983 bis 1990 unterrichtete Mikl fast jedes zweite
Jahr die Klasse für Malerei, Aktzeichnen und Skulptur an der Sommerakademie in Salzburg. Zwischen 1994 und 1997 entstand sein größter öffentlicher Auftrag, ein großes Deckenbild und zweiundzwanzig Wandbilder für den Großen Redoutensaal in der Wiener Hofburg.
Mikl war auch ein passionierter Zeichner und entwarf Kostüme und
Bühnenbilder sowie Kirchenfenster, unter anderem 1960 für die Friedenskirche in Hiroshima. Seine Werke wurden in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland gezeigt und ausgezeichnet. 1990 erhielt er
das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst, 2004
wurden ihm das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die
Republik Österreich sowie der Ehrenring der Stadt Wien verliehen.
Josef Mikl starb 2008 in Wien.
32 Ohne Titel 1959
Öl auf Leinwand
Rechts unten monogrammiert und datiert M 59
Rückseitig signiert und datiert MIKL 59; auf altem Etikett
bezeichnet: Mikl Rote Figur 1959; bezeichnet und nummeriert:
Museumskatalog 20. Jahr [...] No 49, 117
70,3 x 90,5 cm
64
32 Untitled 1959
Oil on canvas
Monogrammed and dated bottom right M 59
Signed and dated on the reverse MIKL 59; designated on an
old label: Mikl Rote Figur 1959; designated and numbered:
Museumskatalog 20. Jahr [...] No 49, 117
70.3 x 90.5 cm
Von 1955 bis 1958 stand Josef Mikls Motivwahl ganz im Zeichen
der „schlampigen Quadrate“ (Otto Breicha, „Der junge Mikl. Beginn
und frühe Jahre“, in: Ausstellungskatalog „Josef Mikl. Retrospektiv,
1947-2003“, Kunsthalle, Krems 2005, S. 21-26, hier: S. 24).
Dieser kubische Gestaltungsansatz wirkte in den nächsten Jahren
noch nach und lässt sich in unserem frühen Werk „Ohne Titel“ von
1959 deutlich wahrnehmen. Im Bild sind keine ursprünglichen Formationen oder Zusammenhänge zu erkennen, es ergab sich ein Gefüge aus offenen Formen und Strichen. „Die anatomisch gedachten
Zeichnungen denken von innen nach außen.“ Mit diesem Statement
verdeutlichte Josef Mikl seine abstrakte Position in der Malerei, ohne dass er gleichzeitig das Figurative aus seiner Formenwelt ausgeschlossen hätte. Denn grundsätzlich war für Mikl die Figur das Maß
der Dinge – verdeutlicht durch ein Zitat wie: „Ein Gegenstand macht
das Bild erst sinnvoll“ (Ebda, S. 25).
Waren seine Röhren-Konstruktionen um 1950 noch verdüstert und
durch ein dunkles Kolorit geprägt, erscheinen die Farben seiner Werke aus den späteren 1950er-Jahren besonders hell. Rot, Gelb und
Orange dominieren und werden durch die Lockerung und Spontaneität der Malweise in ihrer Stimmung weiter unterstützt.
Alfred Czerny
Wien 1934 – 2013 Wien
Am 26. März 1934 wurde Alfred Czerny in Wien geboren. Er besuchte
nach der Hauptschule ab 1949 das Technologische Gewerbemuseum
in Wien und legte dort 1954 die Reifeprüfung ab. Der Welt der Technik stand Czerny von Beginn an mit Skepsis gegenüber. 1954 bestand
er die Aufnahmeprüfung an die Akademie der bildenden Künste in
Wien und begann sein Studium bei Hans Andre. Nach zwei Semestern wechselte er in die Bildhauerklasse von Fritz Wotruba. 1959 war
Czerny gemeinsam mit seinen Studienkollegen Andreas Urteil, Roland
Goeschl und Erwin Reiter in der Ausstellung „Die junge Generation“
in der Wiener Secession vertreten. Im selben Jahr fand auch die erste große Personalausstellung des Künstlers im Wiener Künstlerhaus
statt. Nach der Übersiedelung nach St. Margarethen erfüllte sich
Czerny mit dem Kauf eines Pferdes einen lang gehegten Wunsch. Das
Motiv „Pferd“ fand damit Einzug in sein künstlerisches Schaffen. In
St. Margarethen wurde Czerny Mitbegründer des bekannten Bildhauersymposiums. 1961 erhielt der Künstler den Preis des Kulturfonds
der Zentralsparkassa und den Förderungspreis der Stadt Wien. 1974
übersiedelte Czerny abermals innerhalb Niederösterreichs und widmete sich vermehrt seiner Arbeit mit Pferden. 1986 wurden Werke
Czernys in der Ausstellung „Die Wotruba-Schule“ im Burgenland
gezeigt. In den Jahren 1989 bis 1993 folgten Präsentationen in der
Keramikgalerie Eva Maria Hintereggers in St. Pölten. 1993 ließ sich
Czerny mit seiner Frau aus gesundheitlichen Gründen wieder in Wien
nieder. Weitere Ausstellungen, unter anderem bei der Süd-Ost Treuhand AG im Palais Wenkheim in Wien, hielten Czernys Werk in der
Öffentlichkeit präsent. Alfred Czerny verstarb 2013 in Wien.
66
33 „Sterbendes Pferd“ 1964
Ausführung Kunstgießerei Slavo Mikic, Hof am Leithaberge
Bronze
Auflage 7
Marken: AC 6/7, MIKIC
L 30,5 cm, B 14 cm, H 16 cm
Posthumer Guss
Lit.: vgl. Ausstellungskatalog „Alfred Czerny. Auf der Suche nach zeitloser
Schönheit“, Investkredit Bank AG, Wien 2004, Abb. S. 59 und S. 163
33 Dying Horse 1964
Manufactured by Kunstgießerei Slavo Mikic, Hof am Leithaberge
Bronze cast
Edition size 7
Marks: AC 6/7, MIKIC
L 30.5 cm, W 14 cm, H 16 cm
Posthumous cast
Lit.: cf Exhibition catalogue “Alfred Czerny. Auf der Suche nach zeitloser
Schönheit“, Investkredit Bank AG, Vienna 2004, ill. p. 59 and p. 163
Greta Freist
Weikersdorf 1904 – 1993 Paris
1904 wurde Greta Freist im niederösterreichischen Weikersdorf geboren. Freist studierte an der Akademie der bildenden Künste in Wien
bei Rudolf Bacher und Rudolf Jettmar. Dort lernte sie den Künstler
Gottfried Goebel kennen, mit dem Freist 1936 nach Paris übersiedelte. In ihrem Pariser Atelier empfing sie zahlreiche Künstlerfreunde
wie Hans Hartung, Yves Klein und Pierre Soulages. Greta Freist stellte in den Pariser Salons d‘Automne und des Indépendants aus. 1950
gründete sie gemeinsam mit Gottfried Goebel die französische Sektion des „Art Clubs“ in Paris. Freist war Mitglied der Künstlergruppe
„Der Kreis“. 1991 zeigte das Niederösterreichische Landesmuseum
eine umfassende Personale der Künstlerin, parallel dazu wurden ihre
Arbeiten in der Galerie bei der Albertina · Zetter ausgestellt. Diese
widmete Freist auch im letzten Jahr eine groß angelegte Präsentation. Greta Freist starb 1993 in Paris.
34 Ohne Titel 1961
Öl auf Leinwand
Rechts unten signiert und datiert G. Freist 1961
53,5 x 75,5 cm
Provenienz: Privatsammlung Oberösterreich
Auf einer Fahrt nach Paris mit dem Künstler Hans Hoffmann-Ybbs
direkt von Greta Freist und Gottfried Goebel erworben
34 Untitled 1961
Oil on canvas
Signed and dated bottom right G. Freist 1961
53.5 x 75.5 cm
Provenance: Upper Austrian private collection
Acquired directly from Greta Freist and Gottfried Goebel on the way
to Paris with the artist Hans Hoffmann-Ybbs
68
„Ich liebe das Leben, die Freundschaft, das Verbrechen, die Liebe und
das Gulasch“ (Ausstellungskatalog „Greta Freist“, Niederösterreichisches Landesmuseum, Wien 1991, [o.S.]). Greta Freist, die Pariserin
aus Österreich, war eine charismatische Künstlerpersönlichkeit. Ihr
malerisches Oeuvre ist durch eine ausgesprochene Sensibilität gegenüber einzelnen künstlerischen Strömungen charakterisiert. 1970
bilanzierte sie gleichsam als Seismografin ihrer Zeit: „Wenn ich alle
meine Perioden überblicke, finde ich in jeder die gleichen Elemente
variiert; durch alle geht ein Band, welches ich immer wieder finde.
Daher glaube ich, daß [sic!] ich immer ich selbst war und mehr kann
man als Künstler schließlich nicht sein“ (vgl. ebda).
Greta Freist überwand die Grenze zwischen Figuration und Abstraktion ebenso mit spielerischer Leichtigkeit wie die Barriere zwischen Realität und Phantastischem. Ihr magisch gefärbter Realismus bis Mitte
der 1930er-Jahre wurde von surrealistischen Arbeiten und Bildern,
die einen „Réalisme romantique“ propagierten, abgelöst. 1949 entstanden die ersten abstrakten Bleistiftzeichnungen auf Papier. Der
Einzug der Farbe in die Arbeiten der 1950er-Jahre bewirkte eine Formenreduktion: Das Rechteck wurde zum Grundmotiv für die Serie der
„Mauerbilder“ („Mur“-Bilder). Mit gespachtelter Farbe, der geometrischen Form streng untergeordnet, wurde aus rechteckigen Flächen
eine bunte Mauer geschichtet. Gegen Ende der 1950er-Jahre löste
sich dieses signifikante Farbformschema zunehmend auf und wurde
von einer lockeren Farbsetzung überlagert. Auf die Werkphase der
„geometrischen Abstraktion“ folgte die „lyrische Abstraktion“. Eine
Farbpalette von beispielloser Vielfalt und Subtilität kam zum Einsatz: Zinnober und Chrom mit Altrosa, Violett, Mauve. In den frühen
1960er-Jahren begann Freists Abkehr von der Abstraktion, ein vorsichtiges Herantasten an die Gegenständlichkeit. Ein überbordendes,
barockes Sammelsurium von vegetabilen und animalischen Elementen, amorphen Wesen, Augen, Fratzen, Sternen, Sonne und Mond
bevölkert diese puzzleartigen Bild-Teppiche, denen auch unser farb–
expressives Ölgemälde „Ohne Titel“ subsumiert werden darf. In den
späteren sechziger Jahren wurden die Einzelformen von einer exakten
schwarzen Kontur eingerahmt („Animaux fantastiques“). „Réalisme
fantastique“ und „Nouvelle Abstraction“ markieren weitere Phasen in
Greta Freists vielschichtigem malerischen Oeuvre.
Joannis Avramidis
Batum 1922 – 2016 Wien
Joannis Avramidis wurde 1922 in Batum am Schwarzen Meer als Sohn
griechischer Eltern geboren. Er studierte von 1937 bis 1939 an der
Staatlichen Kunstschule in Batum. Zwischen 1939 und 1943 lebte er in Athen, ab 1943 in Wien. Joannis Avramidis studierte an der
Wiener Akademie der bildenden Künste Malerei bei Robin Christian
Andersen (1945-49) und Bildhauerei bei Fritz Wotruba (1953-56).
Der Künstler vertrat Österreich unter anderem bei der Biennale in
Venedig 1962. In den Jahren 1965-66 leitete er die Klasse für Aktzeichnen an der Wiener Akademie. 1966-67 war er als Gastprofessor
an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg tätig. Von 1968
bis 1992 führte Joannis Avramidis eine Meisterklasse für Bildhauerei an der Wiener Akademie der bildenden Künste. Das skulpturale
Werk von Joannis Avramidis bezieht sich auf die menschliche Figur
und behält auch bei weitgehender Abstraktion immer den Bezug
zur Gestalt und Haltung des Menschen bei. 1973 wurde Joannis
Avramidis für sein künstlerisches Gesamtwerk mit dem Großen Österreichischen Staatspreis ausgezeichnet, 2014 erhielt er den renommierten Jerg-Ratgeb-Preis der HAP Grieshaber Stiftung Reutlingen.
Joannis Avramidis verstarb 2016 in Wien.
35 Kleine Figur 1963
Bronze
Auflage 6 (+ 0/6 + PA/6)
Am Sockel monogrammiert A
H 40 cm
Provenienz: Privatsammlung Norddeutschland
Lit.: vgl. Ausstellungskatalog „Joannis Avramidis. Skulpturen, Malerei,
Zeichnungen“, Galerie Welz, Salzburg 2004, Abb. Nr. 30
35 Small Figure 1963
Bronze cast
Edition size 6 (+ 0/6 + PA/6)
Monogrammed on the base A
H 40 cm
Provenance: North German private collection
Lit.: cf Exhibition catalogue “Joannis Avramidis. Skulpturen, Malerei,
Zeichnungen“, Galerie Welz, Salzburg 2004, ill. no 30
70
Ab den 1960er-Jahren zeigen die Skulpturen von Joannis Avramidis
die Ganzheit der menschlichen Figur in jeder einzelnen Figurenvariante. Wie das Zusammenfügen von unterschiedlichen mathematischen
Kürzeln kombinierte Avramidis Beine, Arme, Köpfe und Körper in
einer einzigen Figur. Betrachtet man die „Kleine Figur“ von 1963,
so eröffnen sich dem Betrachter vier Figuren eng aneinander geschmiegt, Beine mit sich deutlich abzeichnenden Oberschenkel- und
Wadenmuskeln, Kniescheiben und Gesäßpartien.
Symmetrie und Wiederholung einer perfekten Form zeichnen die Figuren Avramidis‘ aus. Avramidis spielte mit dieser einmal entdeckten
Formel der menschlichen Figur. Gleich einer Notenfolge in der Musik
oder einem Baukasten wurde Körperteil an Körperteil gefügt, und jede Figur ist wie eine Neuschöpfung aus perfekten Proportionen und
Maßen. Fest und ruhig stehen Avramidis‘ Arbeiten da. Völlige Gelassenheit und Harmonie strahlen sie aus. Die runden Formen drängen den Betrachter zum Angreifen, zum Fühlen des Materials. Man
wünscht sich, durch das Begreifen die Ruhe und den Einklang der
Figur aufzunehmen.
Joannis Avramidis
Batum 1922 – 2016 Wien
36 Trias 1970
Bronze
Auflage 4 (+ 0/4 + PA/4)
Signiert und nummeriert AVRAMIDIS 1/4
H 39 cm
Lit.: vgl. Michael Semff, Avramidis. Skulpturen und Zeichnungen,
München 2005, Abb. S. 287, Nr. 183
36 Trias 1970
Bronze cast
Edition size 4 (+ 0/4 + PA/4)
Signed and numbered AVRAMIDIS 1/4
H 39 cm
Lit.: cf Michael Semff, Avramidis. Skulpturen und Zeichnungen,
Munich 2005, ill. p. 287, no 183
72
Maria Lassnig
Kappel 1919 – 2014 Wien
Maria Lassnig wurde 1919 in Kappel am Krappfeld in Kärnten geboren.
Zunächst machte sie in Klagenfurt eine Ausbildung zur Volksschullehrerin, bevor sie zwischen 1941 und 1944 an der Wiener Akademie der bildenden Künste unter Wilhelm Dachauer, Ferdinand
Andri und Herbert Boeckl Malerei studierte. 1948 fand die erste
Einzelausstellung Maria Lassnigs statt, im selben Jahr entstand
die erste „Körperbewusstseinszeichnung“. Die frühen 1950er-Jahre
brachten die Übersiedelung nach Wien und zwei Aufenthalte in Paris,
wo sie sich 1961 niederließ. In dieser Zeit entstanden großformatige
„Körpergefühlsfigurationen“. 1968 ging Lassnig nach New York. Den
endgültigen internationalen Durchbruch brachte die Präsentation
ihrer Arbeiten auf der Biennale in Venedig 1980. Im selben Jahr wurde
sie an die Hochschule für angewandte Kunst in Wien als erste Professorin für Malerei an einer Akademie im deutschsprachigen Raum
berufen. 1985 war ihrem malerischen Werk eine erste große Retros-
pektive in Wien, Düsseldorf, Nürnberg und Klagenfurt gewidmet. Die
Liste der internationalen Ausstellungen (u.a. documenta 1982 und 1997,
Biennale di Venezia 1995) und Auszeichnungen (u.a. Großer Österreichischer Staatspreis 1988, Max-Beckmann-Preis der Stadt Frankfurt 2004, Österreichisches Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst
2005) ist beeindruckend und Zeichen der großen weltweiten Anerkennung ihres Oeuvres. Maria Lassnig starb am 6. Mai 2014 im Alter
von 94 Jahren in Wien. Maria Lassnig ist die wohl bedeutendste österreichische Künstlerin des 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts.
Nach surrealistischen Anfängen spielte sie eine wichtige Rolle bei
der Entstehung des Informel in Österreich Anfang der 1950er-Jahre.
Ihr Werk beeindruckt durch seine formale und inhaltliche Intensität
und das beharrliche Verfolgen einer Vision. Maria Lassnigs „Body
awareness“-Bilder sind einzigartige und wichtige Beiträge zur Malerei
des 20. und 21. Jahrhunderts.
37 Porträt eines jungen Mädchens 1971
Maria Lassnig malte nur eine kleine Anzahl von Porträts. Neben dem
Bildnis des Wiener Altbürgermeisters Helmut Zilk im Rathaus schuf
sie hauptsächlich Porträts von ihr nahe stehenden Personen. Deshalb wurden ihre Mutter und sehr enge Freunde von Maria Lassnig
gebeten, ihr Modell zu sitzen. 1971 entstand eines dieser privaten
Porträts, und zwar von ihrer Freundin und Nachbarin in Klagenfurt,
Roswitha Avalos, mit der sie eine jahrelange Freundschaft pflegte.
Lassnig, die sich auch für andere Medien wie beispielsweise den Film
begeisterte, nahm die Sitzungen mit Roswitha Avalos als Inszenierung
auf. Das nebenstehende Foto ist diesem Film entnommen und zeigt
Lassnig, das Porträt malend. Unser Bild stellt ein junges Mädchen mit
blondem, in sanften Locken herabfallendem Haar dar, das mit dem
Betrachter durch seinen direkten Blick und mit einem angedeuteten
Lächeln in einen Dialog tritt. Lassnig gestaltete das Porträt mit ihrer
charakteristischen Farbpalette aus Pastelltönen. Das Modell Roswitha
Avalos schrieb am 26.1.2016 in einem Brief: „Mein Porträt hat sie in
Klagenfurt in ihrem Haus gemalt, sie hatte ein kleines Studio am
Dachboden eingerichtet. Sie hat mich gemalt, weil ich in zwei ihrer
Filme mitgewirkt habe, rückwärts am Porträt hat sie ja auch eine Widmung geschrieben: ,für Wittys Mithilfe dankbarst Maria‘ […]“ (Brief
Roswitha Avalos, 26.1.2016). Maria Lassnig gehört zu den gefragtesten MalerInnen Österreichs. Ihr Werk wird dieses Jahr mit einer großen
Ausstellung, „Maria Lassnig – Die Zukunft wird mit Fragmenten der
Vergangenheit erfunden“, im 21er Haus, Belvedere, Wien, gewürdigt.
Roswitha Avalos
Öl auf Leinwand
Rechts unten signiert und datiert M. Lassnig 1971
Rückseitig gewidmet: Für Witty‘s Mithilfe dankbarst Maria
52,2 x 41,2 cm; Provenienz: Roswitha Avalos
37 Portrait of a Young Girl 1971
Roswitha Avalos
Oil on canvas
Signed and dated bottom right M. Lassnig 1971
Dedicated on the reverse: Für Witty’s Mithilfe dankbarst Maria
52.2 x 41.2 cm; provenance: Roswitha Avalos
Fotoausschnitt aus einem
Video von Roswitha Avalos,
das die Entstehung des
Porträts im Studio der
Künstlerin dokumentiert,
Klagenfurt 1971
© Roswitha Avalos
74
Markus Prachensky
Innsbruck 1932 – 2011 Wien
Markus Prachensky wurde 1932 als Sohn des Architekten und Malers
Wilhelm Nicolaus Prachensky in Innsbruck geboren. 1952 übersiedelte Prachensky nach Wien und nahm sein Architekturstudium an
der Akademie der bildenden Künste bei Lois Welzenbacher auf. Ab
1953 studierte er Malerei (u.a. bei Albert Paris Gütersloh). Prachensky
gehörte zum Künstlerkreis der von Monsignore Otto Mauer geleiteten Galerie St. Stephan, an deren Ausstellungen und Aktivitäten er
teilnahm. Mit Wolfgang Hollegha, Josef Mikl und Arnulf Rainer war
er Gründungsmitglied der „Gruppe St. Stephan“. Nach figuralen Anfängen wandte sich Prachensky in den 1950er-Jahren der abstrakten
Malerei zu und blieb ein konsequenter Vertreter des informellen Tachismus. Prachensky lebte ab 1957 abwechselnd in Paris und Wien, ab
1963 immer wieder in Berlin und ab 1967 in Los Angeles. 1970 kehrte
er nach Europa zurück und leitete von 1983 bis 2000 eine Meisterklasse für Malerei an der Akademie der bildenden Künste in Wien.
Markus Prachensky verstarb im Juli 2011 in Wien.
38 „S. Angelo Duke“ 1977
Acryl auf Leinwand
Links unten signiert und datiert PRACHENSKY 77
Rückseitig doppelt signiert und datiert Markus PRACHENSKY 1977,
betitelt: „S. Angelo-Duke-A-Size-I.-1977
100,5 x 70,5 cm
Provenienz: Privatsammlung Wien
Lit.: vgl. Wolfgang Fleischer, Markus Prachensky, Wien 1990, Abb. Nr. 45ff.
38 “S. Angelo Duke” 1977
Acrylic on canvas
Signed and dated bottom left PRACHENSKY 77
Signed and dated twice on the reverse Markus PRACHENSKY 1977,
titled: “S. Angelo-Duke-A-Size-I.-1977
100.5 x 70.5 cm
Provenance: Viennese private collection
Lit.: cf Wolfgang Fleischer, Markus Prachensky, Vienna 1990, ill. no 45ff
76
„Kunst ist zum Anschauen, nicht zum Sinnen. Der Sinn ist ja schon
drin und wenn man will, kann man viel sehen … natürlich, wenn es
jemand auch sieht. Ich male einfach, was ich sehe – wie ich es sehe.
Nach einer langen Vorbereitung die Eindrücke meiner Reisen“ (Auszüge aus einem Gespräch zwischen Markus Prachensky und Eva Gratl
in der Akademie der bildenden Künste, Wien, am 17. Februar 1999,
abgedruckt in: Ausstellungskatalog „Markus Prachensky“, Südtiroler
Kulturinstitut, Waltherhaus, Bozen 1999, [o.S.]).
Markus Prachensky transformierte seine stark verinnerlichten, atmosphärisch dichten Reminiszenzen an Orte und Landschaften seiner
zahlreichen Reisen in eine originäre abstrakte, tektonisch-gestische
Malerei, die er signalhaft in genuinen Bildzyklen komprimierte. Die
Titel dieser bildnerischen Metamorphosen der subjektiven Innenwelt
des Künstlers rekurrierten seit den 1970er-Jahren auf Orte aus der
Erinnerung des Malers, die dieser bewusst nicht als strenge Abbilder
des unmittelbar zuvor Erkundeten inszenierte.
1975 bereiste Markus Prachensky die italienische Region Apulien zum
ersten Mal. Im Dezember 1976 markierten drei Kleinformate den Beginn der Serie „Monte S. Angelo“. Die knapp 13.000 Einwohner zählende Stadt Monte Sant‘Angelo liegt an den südlichen Hängen des
Gargano an der italienischen Ostküste und nennt die dem Erzengel
Michael geweihte Grottenkirche San Michele eine ihrer Hauptattraktionen. Ihre Bedeutung als einer der ältesten Pilgerorte des Abendlandes wird durch den Vermerk auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes eindrucksvoll dokumentiert.
Konstituierendes Merkmal von Markus Prachenskys dynamisch-expressiven Bildern der „Monte S. Angelo“-Serie – seit dem Frühjahr
1977 um den Beinamen „Duke“ erweitert, weil der Künstler beim
Malen Duke Ellingtons Musik hörte – ist ihre Konzentration auf die
Farben Rot, Violett, Dunkelbraun und Orange, das langsam zu einem
Gelb mutierte. Prachenskys Leinwände wurden immer voller, ihre
Ränder zusehends negiert, Spritz- und Tropfspuren evozierten ebenso wie ineinander fließende Farben nuancierte Zwischentöne und
-schichtungen, deren Oberflächenreize sich in zunehmendem Maße
einer rationalen Kontrolle durch den Künstler entzogen und seiner
präzisen und klar fokussierten Bildidee diametral entgegenstanden.
1999 resümierte Markus Prachensky zum „Malen in Zyklen“: „... denn
dann [= meist im Sommer] ist das, was ich sagen wollte, zu Ende. Dann
bin ich vollkommen ausgelaugt“ (vgl. ebda).
Markus Prachensky
40 „California Revisited“ 2001
Innsbruck 1932 – 2011 Wien
39 „Cinque Terre“ 2003
39 “Cinque Terre” 2003
Acryl auf Büttenpapier
Rückseitig bestätigt: Nachlass Markus Prachensky Cinque Terre 2003 bestätigt v. Brigitte Prachensky Jänner 2016
Mit einer Expertise von Brigitte Prachensky, Wien
53,5 x 78,4 cm
Acrylic on hand made paper
Confirmation on the reverse: Nachlass Markus Prachensky Cinque
Terre - 2003 bestätigt v. Brigitte Prachensky Jänner 2016
Expertise by Brigitte Prachensky, Vienna
53.5 x 78.4 cm
78
Acryl auf Büttenpapier
Rechts unten signiert und datiert
PRACHENSKY 01
78,5 x 53,5 cm
40 “California Revisited” 2001
Acrylic on hand made paper
Signed and dated bottom right
PRACHENSKY 01
78.5 x 53.5 cm
Kiki Kogelnik
Graz 1935 – 1997 Wien
Kiki Kogelnik wurde 1935 in Graz geboren. Ihre Familie übersiedelte kurz darauf nach Bleiburg in Kärnten. Kiki Kogelnik studierte an
der Akademie der bildenden Künste in Wien und hatte ihre erste
Einzelausstellung in der Galerie St. Stephan. Sie gehörte seit Mitte
der 1950er-Jahre zur Gruppe der Avantgarde um Otto Mauer, in dessen Galerie St. Stephan sie mit ihren heiteren, aber kritischen Straßenbildern ebenso Aufsehen erregte wie 1967 mit der Ausstellung
„Kunst kommt von Künstlich“. 1961 übersiedelte Kiki Kogelnik nach
New York, wo sie sich schnell in der Kunstszene etablierte und ihre Arbeiten in zahlreichen Ausstellungen gezeigt wurden. Seitdem
pendelte sie zwischen New York, Wien und Bleiburg. Neben ihren
großformatigen Bildern hat sie ein umfangreiches Werk aus Grafiken, Keramiken, Skulpturen und Installationen hinterlassen. 1994
begann Kiki Kogelnik erstmals mit Glas in Murano zu arbeiten, und
in der Folge entstanden auch die ersten Arbeiten in Bronze. Kiki
Kogelnik verstarb 1997 in Wien. 1998 zeigte die Österreichische
Galerie Belvedere eine große Retrospektive ihres Lebenswerkes.
Im Zusammenhang mit dieser Ausstellung wurde ihr posthum das
Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst verliehen.
41 „Doctor’s Wife“ 1979
aus der Serie „Women”
Siebdruck auf Papier
Auflage 200
Rechts unten signiert und datiert Kiki Kogelnik 79
Unten Mitte betitelt: „Doctor‘s Wife“
Links unten nummeriert
66,5 x 80 cm
41 “Doctor’s Wife” 1979
from the series “Women”
Silkscreen on paper
Edition size 200
Signed and dated bottom right Kiki Kogelnik 79
Titled bottom centre: “Doctor’s Wife”
Numbered bottom left
66.5 x 80 cm
80
Alfred Klinkan
Judenburg 1950 – 1994 Wien
Alfred Klinkan wurde 1950 in Judenburg in der Steiermark geboren.
Von 1970 bis 1974 studierte er an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Josef Mikl und Wolfgang Hollegha. 1976-77 erhielt
Klinkan ein Auslandsstipendium für die Akademie der Schönen Künste
in Antwerpen. Schon von Beginn an fiel Alfred Klinkan als ein interessanter und eigenständiger Künstler auf, der sich in die zeitgenössische Kunstszene schwer einordnen ließ. 1985 übersiedelte er nach
München und richtete sich dort ein Atelier ein. Alfred Klinkans Bilder
führen uns in eine eigene, von phantastischen Tieren und Fabelwesen
bevölkerte Welt. Diese Tiere treten in den symbolträchtigen Arbeiten Klinkans jedoch nie allein auf. Ihre Existenz ist durch die Verbindung zum Menschen bedingt, ob in der physischen Einheit mit ihm als
Mischwesen oder in einem meist friedlichen Nebeneinander von Tier
und Mensch. In Klinkans Spätwerken, den „Tagebuchbildern” aus den
frühen 1990er-Jahren, rückten vermehrt einzelne Dinge von symbolischer Bedeutung und biografisch fundierte Gegenstände in das Zentrum seiner Bilder. Alfred Klinkan gilt als einer der wichtigsten Vertreter einer „neuen, wilden” Malerei, die sich Anfang der 1980er-Jahre
speziell in Österreich und Deutschland entwickelte. 1994 starb Alfred
Klinkan in Wien.
42 „Unheimlich steiler Abgang“ 1986
Öl auf Leinwand
Rückseitig betitelt, bezeichnet, datiert und signiert: Unheimlich
steiler Abgang 70 x 100 Öl/Lwd 1986 Alfred Klinkan
100 x 70 cm
42 Incredible Steep Slope 1986
Oil on canvas
Titled, designated, dated and signed on the reverse: Unheimlich
steiler Abgang 70 x 100 Öl/Lwd 1986 Alfred Klinkan
100 x 70 cm
82
Für Alfred Klinkans Kunst ist die koloristische Intensität wichtig – er
setzte starke Farben aneinander, die Vielfalt und Vieldeutigkeit in
seinem Werk sind beeindruckend. Otto Breicha schrieb über Klinkan:
„Die Bilderwelt von Alfred Klinkan ist ein ungemein weites&breites
geistiges Feld […]. Wer sich auf sie einläßt [sic!], kann sich in solcher
Überfülle leicht verirren, indem man vom einen zum anderen taumelt,
das Bemerkenswerte und Merkwürdige als beliebig mißverstehen
[sic!] könnte oder in der Fülle der Anspielungen diese erst gar nicht
bemerkt. […] [Klinkans] Art&Weise ist unverwechselbar, ein KlinkanBild als solches auf Anhieb zufolge seiner Machart, seiner Erscheinungsweise, aber ebenso durch signifikante Inhalte zu erkennen.
Etwas Fabulistisches steckt in allem, die Vorliebe für Kurioses, die
Lust an ‚Begebenheit‘. Nichts erschien Klinkan zu phantastisch, um
nicht phantasievoll wahrgenommen und zu ‚Bild gebracht‘ zu werden“ (Ausstellungskatalog „Alfred Klinkan. Bilder aller Art 1972 bis
1989“, Kulturhaus der Stadt Graz, Graz 1996, S. 12f.).
In dem von uns vorgestellten Gemälde mit dem Titel „Unheimlich
steiler Abgang“ von 1986 zeigt uns Klinkan all sein phantasievolles
Können. Der früh verstorbene „junge Wilde“ wird seit Jahren von
unserer Galerie vertreten und sein Oeuvre wurde in unseren Räumlichkeiten bereits in zahlreichen Einzelausstellungen präsentiert.
Max Weiler
Absam 1910 – 2001 Wien
Max Weiler wurde 1910 in Absam in Tirol geboren. Er studierte von
1930 bis 1937 Malerei bei Karl Sterrer an der Akademie der bildenden
Künste in Wien. In dieser Zeit machte Weiler seine erste Bekanntschaft mit der chinesischen Landschaftsmalerei der Sung-Dynastie, die ihn in seiner künftigen Arbeit ganz besonders beeinflussen
sollte. 1945 gewann er den Wettbewerb zur Ausführung der Fresken
in der Theresienkirche auf der Hungerburg in Innsbruck. 1951
hatte Weiler seine erste Einzelausstellung im Tiroler Landesmuseum
Ferdinandeum. Im Jahre 1955 nahm er an der III. Biennale von São
Paulo teil. 1960 repräsentierte er Österreich auf der XXX. Biennale
von Venedig. Zwischen 1964 und 1981 war Max Weiler Professor für
Malerei an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Zu den Arbeiten des Künstlers gehören neben Bildern, Zeichnungen und Fresken
auch Mosaiken, Keramiken und Betonglasfenster sowie Entwürfe für
Wandteppiche. Weilers Bildsprache, die zu Beginn noch naturalistisch anmutete, entwickelte sich bald in die für ihn charakteristische
Richtung der lyrischen Abstraktion. Zahlreiche große Ausstellungen wie
zum Beispiel 2010 im Essl Museum in Klosterneuburg, 2011 in der
Albertina in Wien und 2012 in der Pinakothek der Moderne in
München verweisen auf seine besondere Wertschätzung. 2001 verstarb Max Weiler in Wien.
43 Komposition 1996
Eitempera und Bleistift auf Leinwand
Rechts unten signiert und datiert Weiler 96
65 x 70 cm
43 Composition 1996
Egg tempera and pencil on canvas
Signed and dated bottom right Weiler 96
65 x 70 cm
84
„Weilers Bilder dokumentieren eine Konzentration auf die Essenz der
Natur, die immer auch eine Essenz darstellt, die im Gemüt des Menschen selbst liegt. Weiler läßt [sic!] sich dazu nicht nieder, sondern
sammelt seine wandernd erfahrenen Beobachtungen und Einsichten und bringt sie von innen, d.h. aus sich selbst und in einer ihm
eigentümlichen Sprache neu hervor“ (Gottfried Boehm, Der Maler
Max Weiler. Das Geistige in der Natur, Wien 2001, S. 346).
Die Leinwandarbeit „Komposition“ von 1996 ist ein spannungsvolles Exempel aus Weilers Spätwerk. In der Formgebung der für Weiler
typischen Farblandschaft werden Anklänge an spirituelle Welten des
Schwebens und Meditierens wach. In klaren und duftigen Farbakkorden – von dominierenden Rosatönen über Nuancen von Grün bis Blau
– sind die Gebilde eindrucksvoll ins Bild gesetzt. Diese leuchtende
Farbigkeit ist charakteristisch für Weilers Werk.
Die jahrzehntelange Auseinandersetzung Weilers mit dem „Geistigen
der Naturschönheit“ wird in unserem farbstarken Gemälde eindrucksvoll demonstriert und in schönster Form konzentriert.
Josef Pillhofer
Wien 1921 – 2010 Wien
Josef Pillhofer wurde 1921 in Wien geboren. Er besuchte von 1938
bis 1941 die Kunstgewerbeschule in Graz. Für seine künstlerische
Entwicklung wurde sein Studium an der Akademie der bildenden
Künste in Wien bei Fritz Wotruba von 1946 bis 1953 entscheidend.
1950 erhielt er den Staatspreis der Akademie und ein einjähriges
Stipendium im Atelier Ossip Zadkine in Paris. Damals entstand der
Kontakt zu den Bildhauern Constantin Brancusi und Henri Laurens,
die ihn ebenfalls beeinflussten. Pillhofer beschäftigte sich, durch
seinen Parisaufenthalt angeregt, eingehend mit kubistischen Gestaltungsprinzipien. Über diese Auseinandersetzung mit dem Kubismus entwickelte sich Pillhofers Vorliebe für geometrische Formen
und das Herauslösen weniger Grundformen. Von 1970 bis 1981 war
Pillhofer Professor in der Abteilung für Bildhauerei an der Kunstgewerbeschule in Graz. Viele Ausstellungen in Museen und Galerien wie 1971 und 2002 in der Österreichischen Galerie im Oberen
Belvedere in Wien, 1984 im Rupertinum in Salzburg oder 1991 in der
Wiener Albertina zeigten umfassende Querschnitte seines künstlerischen Schaffens. Josef Pillhofer verstarb 2010 in Wien.
44 Paar III 2007-09
Bronze auf Marmorsockel
Auflage 10
Monogrammiert und nummeriert P 4/10
H mit Sockel 43,2 cm, Sockel 11,6 x 13 x 3 cm
Lit.: vgl. Ausstellungskatalog „Pillhofer. Das Ideal der Proportion“, Künstlerhaus,
Wien 2011, Abb. S. 86f., S. 135 („Großer Stein“) und S. 137 („Doppelfigur“Gipsstudie zu „Großer Stein“)
44 Pair III 2007-09
Bronze cast on marble base
Edition size 10
Monogrammed and numbered P 4/10
H with base 43.2 cm, base 11.6 x 13 x 3 cm
Lit.: cf Exhibition catalogue “Pillhofer. Das Ideal der Proportion“, Künstlerhaus,
Vienna 2011, ill. p. 86f, p. 135 (“Großer Stein”) and p. 137 (“Doppelfigur”-plaster
study for “Großer Stein”)
86
Gunter Damisch
Steyr 1958
Gunter Damisch wurde 1958 in Steyr in Oberösterreich geboren. Er
studierte von 1978 bis 1985 an der Akademie der bildenden Künste
in Wien bei Max Melcher und Arnulf Rainer. Damisch gilt als einer der
Protagonisten der „Neuen Wilden“ in Österreich, wie die Hauptvertreter einer vor allem in der Malerei manifest gewordenen stilistischen
Strömung der 1980er-Jahre genannt werden. Diese propagierten das
Tafelbild als neues altes Medium und betonten dessen spezifische
Qualitäten. Bezeichnend für diese Richtung sind farbenreiche, mit
expressiver Geste gemalte Bilder, welche die der Malerei genuinen
Komponenten offen legen, indem sie die Farbe als Gestaltungsmittel
oft auch plastisch hervorheben und den Pinselstrich erkennen lassen.
Parallel zu Damischs Gemälden entstanden Zeichnungen und Druckgrafiken, gelegentlich auch Skulpturen. Seit 1992 ist Gunter Damisch
Professor für Grafik an der Akademie der bildenden Künste in Wien.
Seine meist großformatigen Ölbilder zeichnen sich häufig durch eine
intensive Farbigkeit aus, ihr Formenvokabular erinnert bisweilen an
einen Blick durch das Mikroskop, eine Welt voll kleiner, amöbenartiger
„Tierchen“.
45 „Blaufeldweltwege” 2000
Öl auf Leinwand
Rückseitig signiert, datiert und betitelt: G Damisch 2000
Blaufeldweltwege
110 x 111 cm
45 Bluefieldworldpaths 2000
Oil on canvas
Signed, dated and titled on the reverse: G Damisch 2000
Blaufeldweltwege
110 x 111 cm
88
Gunter Damisch sagt über seine Kunst, dass die Malerei für ihn
Herausforderung und gleichzeitig Möglichkeit sei, eine eigene Welt zu
erschaffen. Dies ist Damisch gelungen, indem er die Malerei aus ihrer
Zweidimensionalität löste und die dritte Dimension für seine Bilder
durch seinen so typisch pastosen Farbauftrag erschloss. In seinen Gemälden findet sich der Betrachter in Damischs charakteristischen Verschlingungen wieder. Der Künstler selbst sieht darin eine Vernetzung
und Verknotung und somit eine daraus resultierende Verfestigung
des Ganzen. Gunter Damisch vermittelt in seinen Arbeiten eine bildhafte Erfahrung von Dynamik und durchforstet dabei das Geheimnis
des Lebens, dessen Bewegungsrhythmen, -momente und -formen.
Indem er sensibel modelliert, immer wieder neue Schichten gestaltet,
Farben anhäuft und verkrustet, entsteht die für seine Bilder so typische Lebendigkeit.
Die Werke Gunter Damischs wurden bereits in zahlreichen Ausstellungen gezeigt, unter anderem im Museum Würth und im Museum
Moderner Kunst Wörlen in Deutschland, in der Wiener Albertina und
in der Landesgalerie für zeitgenössische Kunst in St. Pölten – um nur
die aktuellsten zu nennen. Wir freuen uns daher, Ihnen in unserer
Frühlingsausstellung ein hochkarätiges Werk dieses außergewöhnlichen Künstlers präsentieren zu dürfen.
Thierry Feuz
Wien 1968
46 „Instant Karma“ 2015
Spritztechnik und Lackfarbe auf Leinwand
Rückseitig signiert, datiert und betitelt: Feuz 2015
Thierry Feuz 2015 „Instant Karma“
50 x 40 cm
46 “Instant Karma” 2015
Spray technique and lacquer on canvas
Signed, dated and titled on the reverse: Feuz 2015
Thierry Feuz 2015 “Instant Karma”
50 x 40 cm
90
Thierry Feuz, der 1968 in Wien geboren wurde und
mittlerweile in Genf ansässig ist, hat über die letzten
fünf Jahre eine fortlaufende Serie – „Supernatural“,
„Psychotropical“, „Technicolor“ und nun „Gulfstream“
– kreiert.
Seine künstlerische Ausbildung erhielt Feuz an der École
Supérieure des Beaux-Arts in Genf und an der Universität der Künste in Berlin.
Bei der Betrachtung von Thierry Feuz’ Gemälden eröffnen sich Welten. Ob blumenähnliche Gebilde in einem
explosionsartigen Farbenrausch oder Abstraktionen
mit biomorphem Formenreigen – das Auge und die
Empfindungen suchen und finden laufend neue Eindrücke. Thierry Feuz’ Bilder können als Mikrokosmen
mit Kleinstlebewesen, gewissermaßen als Ursprung des
Lebens, oder als Universen mit unendlichen Galaxien,
pulsierenden Sternen und vorbeiziehenden Asteroiden
gesehen werden. Dabei ist die Ambivalenz allgegenwärtig, denn in den prächtigen Bildern sind unerschöpfliche
Themen wie Schönheit und Tod oder Werden und Vergehen enthalten.
Technisch sind die Bilder eine große Herausforderung
für den Künstler. Sie müssen liegend, das bedeutet in
der Horizontalen, gemalt werden. Auf eine flüssige
Lackschicht werden gezielt Farben aufgetragen und
dabei wird eine erweiterte Werkzeugpalette – neben
Pinseln und Spachteln auch Stäbe, Spraydosen und
Luftdüsen – eingesetzt. Bei diesem Verfahren gibt es
keine Korrekturmöglichkeit: Was einmal gemalt wurde,
ist für die Ewigkeit bestimmt.
Thierry Feuz stellt regelmäßig in europäischen und internationalen Galerien aus, zum Beispiel in der Samuel
Freeman Gallery in Santa Monica, der Etienne Gallery in
den Niederlanden oder der Kashya Hildebrand Gallery
in New York.
47 Ohne Titel 2015
Spritztechnik, Tusche und
Papiercollage auf Papier
Rechts unten signiert und
datiert Th. Feuz ’2015
75,8 x 57 cm
47 Untitled 2015
Spray technique, Indian ink
and paper collage on paper
Signed and dated bottom
right Th. Feuz ’2015
75.8 x 57 cm
Josef Hoffmann
Pirnitz 1870 – 1956 Wien
Josef Hoffmann wurde 1870 in Pirnitz in Mähren geboren. 1892
begann er sein Architekturstudium an der Akademie der bildenden Künste in Wien in der Klasse von Carl Freiherr von Hasenauer,
die 1894 von Otto Wagner übernommen wurde. Drei Jahre später
erhielt er den Rompreis für seine Diplomarbeit und begab sich mit
Joseph Maria Olbrich auf Studienreise nach Italien. Zur künstlerischen Aufbruchsstimmung in Wien vor der Wende vom 19. zum
20. Jahrhundert hat Josef Hoffmann maßgeblich beigetragen. 1895
schloss sich der Freundeskreis um Hoffmann – darunter Kolo Moser,
Joseph Maria Olbrich und Max Kurzweil – zum „Siebener Club“ zusammen, einem avantgardistischen Forum zur Erprobung und Erörterung von neuen Ideen. Im Jahre 1897 zählte Hoffmann zu
den Gründungsmitgliedern der „Wiener Secession“, Vereinigung
bildender Künstler Österreichs. Im Alter von 29 Jahren übernahm
er einen Lehrstuhl an der Wiener Kunstgewerbeschule. Bis zu
seiner Emeritierung im Jahre 1936 unterrichtete er an den Abteilungen Architektur, Metallarbeiten, Emailarbeiten und Kunstgewerbe. 1903 gründete Hoffmann gemeinsam mit Kolo Moser und Fritz
Waerndorfer die Wiener Werkstätte. Im Rahmen seiner gelebten Idee
vom Gesamtkunstwerk fertigte Hoffmann Entwürfe für alle Zweige
des Kunstgewerbes an. Seine ganze künstlerische Laufbahn hindurch war er sowohl als Architekt wie auch als Designer tätig. Sein
Werk umfasst zahlreiche Wohnungseinrichtungen und Bauprojekte wie das Sanatorium Purkersdorf bei Wien oder das Palais Stoclet
in Brüssel, deren Interieurs vollständig von der Wiener Werkstätte
möbliert wurden. Hoffmann erlangte mit seinen Entwürfen für Möbel,
Gläser, Vasen und Schmuck ebenso wie mit seinen Ausstellungsgestaltungen einen hohen internationalen Bekanntheitsgrad. Er ist vor
allem für seine strengen, klaren, geometrischen Entwürfe weltberühmt. Hoffmann übte nachhaltigen Einfluss auf die Entwicklung der
angewandten Kunst aus. 1956 starb er in Wien.
92
48 Schreibtisch Entwurf um 1905
Ausführung Jacob & Josef Kohn, Wien, No 500/6
Buche, schwarz gebeizt und politiert, Messingbeschläge und
-kappen, Schreibeinlage mit Leder neu bezogen
Altes Etikett Jacob & Josef Kohn, Wien
H 96 cm, B 110 cm, T 59,5 cm
Oberfläche professionell restauriert
Lit.: vgl. Ausstellungskatalog „Gebogenes Holz. Konstruktive Entwürfe Wien
1840-1910“, Künstlerhaus, Wien 1979, Abb. Nr. 39
vgl. Giovanni Renzi, Il mobile moderno. Gebrüder Thonet Vienna Jacob & Josef
Kohn, Mailand 2008, Abb. S. 202 (Nr. 270 aus: Verkaufskatalog Kohn 1907) und
S. 203
48 Desk design around 1905
Manufactured by Jacob & Josef Kohn, Vienna, no 500/6
Beech, stained black and polished, brass fittings and brass caps,
new writing inlay with leather
Old label Jacob & Josef Kohn, Wien
H 96 cm, W 110 cm, D 59.5 cm
Surface professionally restored
Lit.: cf Exhibition catalogue “Gebogenes Holz. Konstruktive Entwürfe Wien
1840-1910“, Künstlerhaus, Vienna 1979, ill. no 39
cf Giovanni Renzi, Il mobile moderno. Gebrüder Thonet Vienna Jacob & Josef
Kohn, Milan 2008, ill. p. 202 (no 270 from: Kohn sales catalogue 1907) and p. 203
Josef Hoffmann
49 Zwei Sessel Entwurf um 1901-05
Ausführung Jacob & Josef Kohn, Wien, No 330
Buche, schwarz gebeizt und politiert, neue Ledertapezierung,
originale Messingkappen und -schuhe
H ca. 98 cm, SH ca. 49 cm, B ca. 47 cm, T ca. 53 cm
49 Two Chairs design around 1901-05
Manufactured by Jacob & Josef Kohn, Vienna, no 330
Beech, stained black and polished, new leather upholstery,
original brass caps and brass shoes
H app. 98 cm, SH app. 49 cm, W app. 47 cm, D app. 53 cm
50 Drei Fauteuils Entwurf um 1901-05
Ausführung Jacob & Josef Kohn, Wien, No 330/F
Buche, schwarz gebeizt und politiert, neue Ledertapezierung,
originale Messingkappen und -schuhe
Alte Etiketten Jacob & Josef Kohn an zwei Fauteuils
(unter der Tapezierung)
H ca. 101 cm, SH ca. 48 cm, B ca. 56,5 cm, T ca. 61 cm
Messingschuhe an einem Fauteuil erneuert
Lit.: vgl. „Hohe Warte“ 1905-06, Nr. 23f., Anhang S. 2
vgl. Verkaufskatalog Jacob & Josef Kohn 1916,
Reprint München 1980, Abb. S. 53, No 330
Lit.: cf “Hohe Warte” 1905-06, no 23f, appendix p. 2
cf Sales catalogue Jacob & Josef Kohn 1916,
reprint Munich 1980, ill. p. 53, no 330
Lit.: vgl. „Hohe Warte“ 1905-06, Nr. 23f., Anhang S. 2
vgl. Verkaufskatalog Jacob & Josef Kohn 1916,
Reprint München 1980, Abb. S. 53, No 330/F
Pirnitz 1870 – 1956 Wien
50 Three Armchairs design around 1901-05
Manufactured by Jacob & Josef Kohn, Vienna, no 330/F
Beech, stained black and polished, new leather upholstery,
original brass caps and brass shoes
Old labels Jacob & Josef Kohn on two armchairs
(underneath the upholstery)
H app. 101 cm, SH app. 48 cm, W app. 56.5 cm, D app. 61 cm
Brass shoes renewed on one armchair
Lit.: cf “Hohe Warte” 1905-06, no 23f, appendix p. 2
cf Sales catalogue Jacob & Josef Kohn 1916,
reprint Munich 1980, ill. p. 53, no 330/F
Thonet, Wien
51 Wand-Etagere Entwurf 1903
Ausführung Gebrüder Thonet, Wien, Nr. 52 bzw. 11.552
Buche, schwarz gebeizt und politiert, geschliffenes Glas,
Messingstege, -beschläge und -kappen
Doppelt eingeritzt 3IIII
H 79 cm, B 58,5 cm, T 20 cm
Kleine Abstoßung bei einem facettierten Glas
Lit.: vgl. Beiblatt zum Gebrüder Thonet’schen Zentral Anzeiger Nr. 52,
1. September 1903, S. 12
vgl. Verkaufskatalog Gebrüder Thonet, Wien 1904, Abb. [o.S.], Nr. 52 bzw. 11552
vgl. Thonet Bugholzmöbel Gesamtkatalog 1911 & 1915, Reprint Wien 1994,
Abb. S. 181, Nr. 11.552
vgl. Giovanni Renzi, Il mobile moderno. Gebrüder Thonet Vienna Jacob & Josef
Kohn, Mailand 2008, Abb. S. 100
51 Wall Cabinet design 1903
Manufactured by Gebrüder Thonet, Vienna, no 52 and 11.552
respectively
Beech, stained black and polished, cut glass, brass rods, brass
fittings and brass caps
Carved twice 3IIII
H 79 cm, W 58.5 cm, D 20 cm
One cut glass very slightly damaged
Lit.: cf Beiblatt zum Gebrüder Thonet’schen Zentral Anzeiger no 52,
1 September 1903, p. 12
cf Sales catalogue Gebrüder Thonet, Vienna 1904, ill. [n.p.], no 52 and 11552
respectively
cf Thonet Bugholzmöbel Gesamtkatalog 1911 & 1915, reprint Vienna 1994,
ill. p. 181, no 11.552
cf Giovanni Renzi, Il mobile moderno. Gebrüder Thonet Vienna Jacob & Josef
Kohn, Milan 2008, ill. p. 100
96
Otto Prutscher
Wien 1880 – 1949 Wien
Otto Prutscher wurde 1880 in Wien geboren. Nach einer Tischlerlehre begann er 1897 sein Studium an der Wiener Kunstgewerbeschule
bei Franz von Matsch in einer Zeichen- und Malklasse. Wegweisend
für ihn wurden die Jahre ab 1899, als er die Architekturklasse von
Josef Hoffmann besuchte. Im Kreis der Schüler Hoffmanns gestaltete
er ganz nach der Idee des Gesamtkunstwerkes bereits während seiner Schulzeit erste kunstgewerbliche Arbeiten. Neben seiner Tätigkeit
als Architekt machte sich Otto Prutscher vor allem als Entwerfer auf
den unterschiedlichsten Gebieten einen Namen: So war er als Gestalter von Möbeln, Keramiken, Gläsern, Textilien, Metall- und Silberarbeiten, Schmuck und Lederarbeiten überaus erfolgreich. Bis zum
Ersten Weltkrieg entwickelte er sich neben Josef Hoffmann zu einer
Schlüsselfigur der modernen Designbewegung in Wien und hatte eine
Reihe einflussreicher Positionen inne, unter anderem als Professor der
Kunstgewerbeschule, Gründungsmitglied des Österreichischen Werkbundes und Berater des Österreichischen Museums für Kunst und
Industrie (heute MAK). Er gilt gegenwärtig als einer der vielseitigsten und wichtigsten Künstler des Wiener Jugendstils und der Wiener
Werkstätte. Otto Prutscher verstarb 1949 in Wien.
52 Seltener Pokal 1911
Ausführung Wiener Werkstätte, Modellnummer S 2409
Silber, Jadeit, innen vergoldet
Marken: WW, Rosensignet, Monogramm OP, Silberschmiedmonogramm AM (Alfred Mayer), Dianakopf (2x), Amtspunze A
H 29 cm
Dieses Modell wurde auch mit separatem Sockel ausgeführt.
Der Steinknauf wurde nach dem Originalmodell erneuert.
Lit.: vgl. WW-Archiv, MAK Wien, Fotoarchiv WWF 95-169-2
52 Rare Goblet 1911
Manufactured by the Wiener Werkstätte, model number S 2409
Silver, jadeite, gold-plated inside
Marks: WW, rose signet, monogram OP, silversmith’s monogram
AM (Alfred Mayer), head of Diana (2x), official hallmark A
H 29 cm
This model has also been executed with a separate base.
The stone knob has been renewed after the original model.
Lit.: cf WW-Archives, MAK Vienna, Photo-Archives WWF 95-169-2
98
Josef Hoffmann
Pirnitz 1870 – 1956 Wien
53 Fischvorlegebesteck „Rundes Modell“
Entwurf vor 1907, Ausführung 1907-12
Ausführung Wiener Werkstätte, Modellnummer S 868 (Gabel)
Silber
Marken Gabel: Dianakopf, WW
Marken Messer: Dianakopf, Monogramm JH, WW, Rosensignet
L je 23,5 cm
Lit.: vgl. WW-Archiv, MAK Wien, Fotoarchiv WWF 130-3-1
vgl. Waltraud Neuwirth, Josef Hoffmann. Bestecke für die Wiener Werkstätte,
Wien 1982, Abb. S. 92f.
53 Fish Serving Cutlery “Rundes Modell”
Design before 1907, manufactured 1907-12
Manufactured by the Wiener Werkstätte, model number S 868 (fork)
Silver
Marks fork: head of Diana, WW
Marks knife: head of Diana, monogram JH, WW, rose signet
L 23.5 cm each
Lit.: cf WW-Archives, MAK Vienna, Photo-Archives WWF 130-3-1
cf Waltraud Neuwirth, Josef Hoffmann. Bestecke für die Wiener Werkstätte,
Vienna 1982, ill. p. 92f
100
Josef Hoffmann
Pirnitz 1870 – 1956 Wien
54 Vase Entwurf um 1920
Ausführung Wiener Werkstätte
Messing, getrieben, Hammerschlagdekor
Marken: WIENER WERKSTÄTTE,
Monogramm JH, MADE IN AUSTRIA
H 29 cm
Lit.: vgl. Gabriele Fahr-Becker, Wiener Werkstätte 1903-1932,
Köln 1994, S. 164
54 Vase design around 1920
Manufactured by the Wiener Werkstätte
Brass, chased, hammered décor
Marks: WIENER WERKSTÄTTE,
monogram JH, MADE IN AUSTRIA
H 29 cm
Lit.: cf Gabriele Fahr-Becker, Wiener Werkstätte 1903-1932,
Cologne 1994, p. 164
102
Dagobert Peche
St. Michael im Lungau 1887 – 1923 Mödling
Dagobert Peche wurde 1887 in St. Michael im Lungau in Salzburg
geboren. Er begann sein Studium an der Technischen Hochschule in
Wien, wechselte jedoch bald auf die Akademie der bildenden Künste,
welche er bis 1911 besuchte. Josef Hoffmann holte ihn 1915 als Entwerfer in die Wiener Werkstätte. Peche prägte mit seinen Ideen und
deren Realisierungen die zweite Dekade der Wiener Werkstätte. In
seinen künstlerischen Arbeiten voll Raffinement und Phantasie spielt
das Ornament eine tragende Rolle. 1917 wurde ihm die Leitung der
neu gegründeten Wiener Werkstätte-Filiale in Zürich übertragen. Bevor Dagobert Peche im April 1923 gerade 36-jährig starb, erlebten der
Künstler und die Wiener Werkstätte noch einmal einen glanzvollen
Höhepunkt: die Eröffnung der Schauräume der „Wiener Werkstaette
of America“ auf der Fifth Avenue von Manhattan.
55 Spiegel 1922
Ausführung Max Welz für die Wiener Werkstätte,
Modellnummer WW 19
Lindenholz, geschnitzt, vergoldet, Spiegel erneuert
50 x 48 cm
Einige Fehlstellen fachgerecht restauriert
Lit.: WW-Archiv, MAK Wien, Entwurfszeichnung KI 12683-2
vgl. Max Eisler, Dagobert Peche, Wien und Leipzig 1925, Abb. S. 50
vgl. Ausstellungskatalog „Die Überwindung der Utilität – Dagobert Peche
und die Wiener Werkstätte“, MAK, Wien 1998, Abb. S. 206, Nr. 18
55 Mirror 1922
Manufactured by Max Welz for the Wiener Werkstätte,
model number WW 19
Lime wood, carved, gold-plated, mirror renewed
50 x 48 cm
Few losses professionally restored
Lit.: WW-Archives, MAK Vienna, design sketch KI 12683-2
cf Max Eisler, Dagobert Peche, Vienna and Leipzig 1925, ill. p. 50
cf Exhibition catalogue “Die Überwindung der Utilität – Dagobert Peche
und die Wiener Werkstätte”, MAK, Vienna 1998, ill. p. 206, no 18
104
Dagobert Peche
St. Michael im Lungau 1887 – 1923 Mödling
56 Kaffeekanne Entwurf 1920, Ausführung bis 1924
Ausführung Wiener Werkstätte, Modellnummer S 5073 - S se 4-1
Silber, Elfenbein
Marken: Monogramm P, WW, Rosensignet, Amtspunzen A, 900,
schwedische Importpunzen
H 27 cm
Minimaler Abschlag des Elfenbeins am Knaufansatz
Lit.: WW-Archiv, MAK Wien, Entwurfszeichnung KI 12668-7-1, vgl. Fotoarchiv
WWF 96-238-2
vgl. Max Eisler, Dagobert Peche, Wien und Leipzig 1925, Abb. S. 27
vgl. Ausstellungskatalog „Dagobert Peche and the Wiener Werkstätte“,
Neue Galerie, New York 2002-03, Abb. S. 258, Nr. 78
56 Coffee Pot design 1920, manufactured until 1924
Manufactured by the Wiener Werkstätte,
model number S 5073 - S se 4-1
Silver, ivory
Marks: monogram P, WW, rose signet, official hallmarks A, 900,
Swedish import marks
H 27 cm
Minor flaking of the ivory on the knob’s base
Lit.: WW-Archives, MAK Vienna, design sketch KI 12668-7-1, cf Photo-Archives
WWF 96-238-2
cf Max Eisler, Dagobert Peche, Vienna and Leipzig 1925, ill. p. 27
cf Exhibition catalogue “Dagobert Peche and the Wiener Werkstätte”,
Neue Galerie, New York 2002-03, ill. p. 258, no 78
106
Michael Powolny
Judenburg 1871 – 1954 Wien
Michael Powolny wurde 1871 in Judenburg in der Steiermark geboren. Er gilt als Pionier der österreichischen Keramik am Beginn
des 20. Jahrhunderts. Nach einer Hafnerlehre studierte Michael
Powolny an der Fachschule Znaim und an der Kunstgewerbeschule in Wien. 1906 gründete er gemeinsam mit Bertold Löffler die
„Wiener Keramik“, deren Erzeugnisse von der Wiener Werkstätte
vertrieben wurden. Neben Arbeiten im Schwarz-Weiß der Wiener
Werkstätte entstanden farbintensive, zum Teil figurale Schöpfungen.
Das Motiv des Puttos spielt im Gesamtwerk des Künstlers eine
große Rolle und wird heute weltweit mit seinem Namen assoziiert.
Powolny symbolisierte zum Beispiel das Thema der „Vier Jahreszeiten“ durch Putto-Figuren in verschiedenen Varianten. Seine
Arbeiten für die Wiener Werkstätte umfassen neben Keramiken die
Ausstattung des Bar- und Garderobenraums des Kabaretts Fledermaus mit Fliesen, Palais Stoclet, Villa Skywa-Primavesi, Haus Berl.
Michael Powolny nahm an allen bedeutenden Ausstellungen der
Wiener Werkstätte teil, er war Mitglied des Österreichischen und
Deutschen Werkbundes. 1909 wurde Michael Powolny an die Wiener
Kunstgewerbeschule als Leiter der neu gegründeten Werkstatt für
Keramik berufen, dort hatte er eine Lehrtätigkeit bis 1936 inne und
trug in seiner Funktion entscheidend zur Neubelebung des keramischen Schaffens zu Beginn des 20. Jahrhunderts bei. Michael Powolny
verstarb 1954 in Wien.
108
57 Tänzerinnen Entwurf um 1907, Ausführung bis 1912
Ausführung Wiener Keramik, Modellnummern 161 und 162
Heller Scherben, mehrfarbig glasiert
Marken auf beiden Tänzerinnen: WK, Monogramm MP
Frottier WV Nr. 77 (Tänzerin nach rechts)
und Nr. 78 (Tänzerin nach links)
Tänzerin nach rechts: H 24,7 cm
Tänzerin nach links: H 24 cm
Modelle in dieser Farbausführung sind besonders selten.
Lit.: vgl. Elisabeth Frottier, Michael Powolny, Wien 1990, Abb. S. 59,
Nr. 32 und WV Nr. 77 bzw. Nr. 78
57 Dancers design around 1907, manufactured until 1912
Manufactured by Wiener Keramik, model numbers 161 and 162
Pale pottery, polychrome glaze
Marks on both dancers: WK, monogram MP
Frottier WV no 77 (dancer to the right)
and no 78 (dancer to the left)
Dancer to the right: H 24.7 cm
Dancer to the left: H 24 cm
Dancers in this colour version are especially rare.
Lit.: cf Elisabeth Frottier, Michael Powolny, Vienna 1990, ill. p. 59,
no 32 and WV no 77 and no 78 respectively
Michael Powolny
Judenburg 1871 – 1954 Wien
58 Putti „Vier Jahreszeiten“ Entwurf um 1907,
Ausführung bis 1912 bzw. ab 1919 (Herbst)
Ausführung Wiener Keramik bzw. Gmundner Keramik (Herbst)
Heller Scherben, mehrfarbig glasiert; Frottier WV Nr. 27, 28, 38 und 45
Putto mit Blumen (Frühling): Modellnr. 60, H 37 cm
Marken: WK, Monogramm MP, altes Etikett
Sockel professionell restauriert
Putto mit Füllhorn (Sommer): Modellnr. 73, H 38,5 cm
Marken: WK, Monogramm MP, 73
Drei kleine Abschartungen am Stand, alte, professionelle
Restaurierung am Kopf
Putto mit Weintrauben (Herbst): Modellnr. 61, H 38,5 cm
Marken: GK, 61, Malermonogramm P.
Kleine Abschartung an einem Traubenstängel
58 Putti “Four Seasons“ design around 1907,
manufactured until 1912 and after 1919 (Autumn)
Manufactured by Wiener Keramik and Gmundner Keramik (Autumn)
Pale pottery, polychrome glaze; Frottier WV no 27, 28, 38 and 45
Putto mit Kranz (Winter): Modellnr. 83, H 39,5 cm
Marken: Monogramm MP, WK
Alte, professionelle Restaurierung am Umhang
Modelle verkauft in der Wiener Werkstätte von 1910-18
Lit.: vgl. WW-Archiv, MAK Wien, Fotoarchiv WWF 89-12-4 (Frühling),
WWF 89-12-3 (Herbst), WWF 89-12-2 (Sommer), WWF 89-12-1 (Winter)
vgl. Elisabeth Frottier, Michael Powolny, Wien 1990, Abb. WV Nr. 27 (Frühling),
WV Nr. 28 (Herbst), WV Nr. 38 (Sommer), WV Nr. 45 (Winter)
vgl. Ausstellungskatalog „Der Preis der Schönheit. 100 Jahre Wiener
Werkstätte“, MAK, Wien 2003, Abb. S. 158 (Herbst)
Putto with Flowers (Spring): model no 60, H 37 cm
Marks: WK, monogram MP, old label
Base professionally restored
Putto with Cornucopia (Summer): model no 73, H 38.5 cm
Marks: WK, monogram MP, 73
Three small chips on the base, old, professional restoration on the head
Putto with Grapes (Autumn): model no 61, H 38.5 cm
Marks: GK, 61, painter’s monogram P.
Small chip on a grape peduncle
Putto with Wreath (Winter): model no 83, H 39.5 cm
Marks: monogram MP, WK
Old, professional restoration on the cape
Models sold by the Wiener Werkstätte between 1910 and 1918
Lit.: cf WW-Archives, MAK Vienna, Photo-Archives WWF 89-12-4 (Spring),
WWF 89-12-3 (Autumn), WWF 89-12-2 (Summer), WWF 89-12-1 (Winter)
cf Elisabeth Frottier, Michael Powolny, Vienna 1990, ill. WV no 27 (Spring),
WV no 28 (Autumn), WV no 38 (Summer), WV no 45 (Winter)
cf Exhibition catalogue “Der Preis der Schönheit. 100 Jahre Wiener Werkstätte“,
MAK, Vienna 2003, ill. p. 158 (Autumn)
Bertold Löffler
Nieder-Rosenthal 1874 – 1960 Wien
Bertold Löffler wurde 1874 in Nieder-Rosenthal in Böhmen geboren. Von 1890 bis 1900 studierte Bertold Löffler an der Wiener
Kunstgewerbeschule bei Franz von Matsch, Carl Otto Czeschka
und Kolo Moser. Ab 1900 war er als Maler und Illustrator tätig. Im
Jahre 1906 gründete Löffler gemeinsam mit Michael Powolny
die „Wiener Keramik“, die eine Verkaufsgemeinschaft mit der
Wiener Werkstätte einging und 1913 mit der „Gmundner Keramik“
zur „Vereinigten Wiener und Gmundner Keramik“ fusionierte.
1907 stattete die „Wiener Keramik“ die Garderobe und den Bar-
raum des Kabaretts Fledermaus in Wien aus und beteiligte sich an
der künstlerischen Ausgestaltung des Palais Stoclet in Brüssel. Im
selben Jahr übernahm Löffler die Leitung der Fachklasse für Malerei
und der Werkstatt für Druckverfahren an der Wiener Kunstgewerbeschule, an der er bis 1935 als Professor tätig war. Sein künstlerisches Gesamtwerk für die Wiener Werkstätte umfasst: Postkarten,
Gebrauchsgrafik, Schmuck, Keramik, Kostüme und Illustrationen.
Bertold Löffler starb 1960 in Wien.
59 Putto mit zwei Füllhörnern
Entwurf um 1912, Ausführung ab 1919
Ausführung Gmundner Keramik, Modellnummer 156
Heller Scherben, mehrfarbig glasiert
Marken: GK, 156
H 49,3 cm
Ausstellung: Frühjahrsausstellung des Österreichischen Museums für
Kunst und Industrie (MAK), Wien 1912
Lit.: vgl. Waltraud Neuwirth, Wiener Keramik, Braunschweig 1974, Abb. S. 81,
Nr. 38
vgl. Elisabeth Frottier, Michael Powolny, Wien 1990, Abb. Vorsatzpapier
und Abb. S. 14, Nr. 3
59 Putto with Two Cornucopias design around 1912,
manufactured after 1919
Manufactured by Gmundner Keramik, model number 156
Pale pottery, polychrome glaze
Marks: GK, 156
H 49.3 cm
Exhibition: Spring Exhibition of the Austrian Museum of Art and
Industry (MAK), Vienna 1912
Lit.: cf Waltraud Neuwirth, Wiener Keramik, Braunschweig 1974, ill. p. 81, no 38
cf Elisabeth Frottier, Michael Powolny, Vienna 1990, ill. book endpaper
and ill. p. 14, no 3
Bertold Löffler
Nieder-Rosenthal 1874 – 1960 Wien
60 Zwerg mit Trauben
Mischtechnik auf Papier
Rechts unten Stempel Lö
32,3 x 24,2 cm
60 Dwarf with Grapes
Mixed media on paper
Stamped Lö bottom right
32.3 x 24.2 cm
114
61 Zwerg mit Kerze
Mischtechnik auf Papier
Rechts unten Stempel Lö
31,5 x 23 cm
Rückseitig Buntstiftskizze
61 Dwarf with Candle
Mixed media on paper
Stamped Lö bottom right
31.5 x 23 cm
Coloured pencil sketch on the reverse
115
Bertold Löffler
Nieder-Rosenthal 1874 – 1960 Wien
62 Putto mit Traubenhemd um 1912
Ausführung Wiener Keramik
Heller Scherben, mehrfarbig glasiert
Marken: WK, Monogramme Lö und AK
(Anton Klieber?)
H 54 cm
Lit.: vgl. Deutsche Kunst und Dekoration, Bd. XXXI,
Darmstadt, Okt. 1912 – März 1913, Abb. S. 95
vgl. L.W. Rochowanski, Wiener Keramik, Leipzig und Wien
1923, Abb. S. 31 (Putto mit Blumenhose)
62 Putto with “Grape Shirt” around 1912
Manufactured by Wiener Keramik
Pale pottery, polychrome glaze
Marks: WK, monograms Lö and AK
(Anton Klieber?)
H 54 cm
Lit.: cf Deutsche Kunst und Dekoration, vol. XXXI,
Darmstadt, Oct. 1912 – March 1913, ill. p. 95
cf L.W. Rochowanski, Wiener Keramik, Leipzig and Vienna
1923, ill. p. 31 (Putto with “Flower Pants”)
Eduard Klablena
Bučany 1881 – 1933 Langenzersdorf
Eduard Klablena wurde 1881 in Bučany geboren. 1895 wurde er Schüler im Atelier des Ziseleurs und Bildhauers Karl Waschmann. 1900
finden wir ihn als Hospitanten an der Wiener Kunstgewerbeschule.
Von 1902 bis 1910 hielt sich Klablena vorwiegend in Deutschland
auf. Er entwarf unter anderem Modelle für die Königliche PorzellanManufaktur (KPM) Berlin. 1910 gründete er seine eigene Werkstatt
in Langenzersdorf bei Wien. Bereits 1911-12 reüssierte er mit seinen
keramischen Entwürfen auf der Winterausstellung des damaligen
Österreichischen Museums für Kunst und Industrie, des heutigen
MAK Wien, und zwar vornehmlich mit Tierplastiken, aber auch mit
„Modedamen”. Die erfolgreiche Präsentation seiner keramischen
Arbeiten auf dieser so wichtigen „Leistungsschau” der österreichischen Kunstschaffenden kulminierte in der langfristigen Übernahme von 120 Modellen durch die Wiener Werkstätte. Eduard Klablena
profilierte sich mit seinen Keramiken in den folgenden Jahren auf
bedeutenden Ausstellungen im In- und Ausland, vor allem in Deutschland, und exportierte seine Arbeiten ab 1915 in die ganze Welt, darunter auch nach Amerika. Er verstarb 1933 in Langenzersdorf.
von links nach rechts
from left to right
63 Wassergeist um 1912-13
63 Water Sprite around 1912-13
Heller Scherben, mehrfarbig glasiert
Marke: Monogramm EK
H 20,2 cm
Pale pottery, polychrome glaze
Mark: monogram EK
H 20.2 cm
Lit.: vgl. Ausstellungskatalog „Eduard Klablena und die Wiener Werkstätte“,
Galerie bei der Albertina · Zetter, Wien 2000, Abb. S. 38
Lit.: cf Exhibition catalogue “Eduard Klablena und die Wiener Werkstätte“,
Galerie bei der Albertina · Zetter, Vienna 2000, ill. p. 38
64 Wassergeist um 1912-13
64 Water Sprite around 1912-13
WW Modellnummer 688
EK Modellnummer 35
Heller Scherben, mehrfarbig glasiert
Marke: Monogramm EK
H 14,5 cm
Modell verkauft in der Wiener Werkstätte von 1912-13
WW model number 688
EK model number 35
Pale pottery, polychrome glaze
Mark: monogram EK
H 14.5 cm
Model sold by the Wiener Werkstätte between 1912 and 1913
Lit.: vgl. Ausstellungskatalog „Eduard Klablena und die Wiener Werkstätte“,
Galerie bei der Albertina · Zetter, Wien 2000, Abb. S. 38
Lit.: cf Exhibition catalogue “Eduard Klablena und die Wiener Werkstätte“,
Galerie bei der Albertina · Zetter, Vienna 2000, ill. p. 38
65 Wassergeist um 1912-13
65 Water Sprite around 1912-13
Heller Scherben, mehrfarbig glasiert
Marke: Monogramm EK
H 19,8 cm
Brandrisse an der Unterseite
Lit.: vgl. Ausstellungskatalog „Eduard Klablena und die Wiener Werkstätte“,
Galerie bei der Albertina · Zetter, Wien 2000, Abb. S. 38
118
Pale pottery, polychrome glaze
Mark: monogram EK
H 19.8 cm
Fire cracks on the bottom side
Lit.: cf Exhibition catalogue “Eduard Klablena und die Wiener Werkstätte“,
Galerie bei der Albertina · Zetter, Vienna 2000, ill. p. 38
Art Déco
67 Perltasche 1920er-Jahre
Perlen, Seidenfutter, Perlmuttknopf
H 11,5 cm, B 14 cm, Henkel L ca. 27 cm
67 Pearl Pouch 1920ies
Pearls, silk lining, mother-of-pearl button
H 11.5 cm, W 14 cm, handle L app. 27 cm
Dagobert Peche
St. Michael im Lungau 1887 – 1923 Mödling
66 Jardinière um 1912-13
66 Jardinière around 1912-13
Ausführung Johann Lötz Witwe, Klostermühle,
für den Österreichischen Werkbund, Fabr. Nr. 274
Farbloses Glas, innen weiß, außen dunkelrot überfangen, umlaufend
geätzter Dekor, in zwei Arbeitsgängen geätzt, Hintergrund der
Ornamente raureifartig strukturiert
Seltene Marke „Loetz“ an Wandung geätzt
H 7,2 cm, L 18,2 cm, B 12 cm
Ausstellung: Modell entworfen für die Werkbundausstellung,
Köln 1914
Manufactured by Johann Lötz Witwe, Klostermühle,
for the Austrian Werkbund, serial no 274
Colourless glass, white underlayering, dark red covering layer,
all-round etched décor, etched in two phases, ornaments
with frosted background
Rare mark “Loetz” etched outside
H 7.2 cm, L 18.2 cm, W 12 cm
Exhibition: Model designed for the Werkbundausstellung,
Cologne 1914
Lit.: vgl. Deutsche Kunst und Dekoration, Bd. XXXIV, Darmstadt, Apr. – Sept. 1914,
Abb. S. 379
vgl. Ausstellungskatalog „Dagobert Peche and the Wiener Werkstätte“,
Neue Galerie, New York 2002-03, Abb. S. 348, Nr. 201 (schwarzer Überfang)
Lit.: cf Deutsche Kunst und Dekoration, vol. XXXIV, Darmstadt, Apr. – Sept. 1914,
ill. p. 379
cf Exhibition catalogue “Dagobert Peche and the Wiener Werkstätte”,
Neue Galerie, New York 2002-03, ill. p. 348, no 201 (black covering layer)
121
Jugendstil
Eduard Klablena
Bučany 1881 – 1933 Langenzersdorf
68 Deckeldose 1912-19
68 Lidded Jar 1912-19
Ausführung Vereinigte Wiener und
Gmundner Keramik, Modellnummer 744
Heller Scherben, mehrfarbig glasiert, vergoldet
Marken: WK, GK, 744, X
H 10,7 cm
Knauf professionell erneuert
Manufactured by Vereinigte Wiener und
Gmundner Keramik, model number 744
Pale pottery, polychrome glaze, gold-plated
Marks: WK, GK, 744, X
H 10.7 cm
Knob professionally renewed
Lit.: vgl. Verkaufskatalog Vereinigte Wiener und Gmundner Keramik,
Weltausstellung Gent 1913, Abb. Blatt 14, Nr. W 744
Lit.: cf Sales catalogue Vereinigte Wiener und Gmundner Keramik,
World Exhibition Gent 1913, ill. sheet 14, no W 744
Lidded Jar 1912-19
69 Dame sitzend
Heller Scherben, mehrfarbig glasiert
Marken: AUSTRIA, LANG/ENZERS/DORF,
Maler(?)monogramm
H 23 cm, L 20 cm, B 11 cm
69 Sitting Woman
Pale pottery, polychrome glaze
Marks: AUSTRIA, LANG/ENZERS/DORF,
painter’s(?) monogram
H 23 cm, L 20 cm, W 11 cm
Franz Hofstötter
München 1871 – 1958 unbekannt
70 Vase für die Weltausstellung in Paris 1900
Ausführung Johann Lötz Witwe, Klostermühle
Weißgelber Opalunterfang mit farbloser, von silbergelben,
gekämmten Streifen umsponnener Deckschicht, von der Mündung
herabgezogene Zungen in Lachsrosa, Aufschmelzungen in
marmoriertem, wellig verzogenem Braun, irisiert
Form und Dekor: Franz Hofstötter
Dekor: opal phänomen Gre 358
Marke: Loetz Austria
H 31,5 cm
Lit.: vgl. für die Form: Helmut Ricke [u.a.], Lötz: Böhmisches Glas 1880-1940.
Bd. 2: Katalog der Musterschnitte, München 1989, Abb. S. 90, Nr. 358
vgl. für Form und Dekor: Ernst Ploil, Lötz auf der Weltausstellung Paris 1900,
Wien 1993, Abb. S. 14f.
vgl. für den Dekor: Jan Mergl, Ernst Ploil und Helmut Ricke, Lötz. Böhmisches
Glas 1880 bis 1940, Ostfildern-Ruit 2003, Abb. S. 300, Nr. B 87
70 Vase for the Paris World Exhibition 1900
Manufactured by Johann Lötz Witwe, Klostermühle
White-yellow opal underlayering, colourless covering layer, spun with
silver-yellow, wavily combed threads, on the top coloured salmon,
below dark brown marbled appliqués, iricised
Form and décor: Franz Hofstötter
Décor: phänomen Gre 358
Mark: Loetz Austria
H 31.5 cm
Lit.: cf for the form: Helmut Ricke [et al.], Lötz: Böhmisches Glas 1880-1940.
Vol. 2: Katalog der Musterschnitte, Munich 1989, ill. p. 90, no 358
cf for the form and décor: Ernst Ploil, Lötz auf der Weltausstellung Paris 1900,
Vienna 1993, ill. p. 14f
cf for the décor: Jan Mergl, Ernst Ploil and Helmut Ricke, Lötz. Böhmisches Glas
1880 bis 1940, Ostfildern-Ruit 2003, ill. p. 300, no B 87
124
Johann Lötz Witwe, Klostermühle
Die Glasfabrik wurde 1836 in Klostermühle gegründet und bereits um
1840 vom Hüttenmeister Johann Lötz gekauft, dessen Witwe nach
seinem Tod die Hütte unter dem Namen Johann Lötz Witwe weiterführte. Der Enkel Max Ritter von Spaun übernahm 1879 die Glasfabrik und modernisierte sie vollständig. Johann Lötz Witwe, die bedeutendste Kunstglasmanufaktur Böhmens im späten 19. und frühen
20. Jahrhundert, genoss internationale Beachtung. Weltgeltung erlangte die Firma durch ihre Jugendstilgläser, die sie – ausgehend vom
Vorbild des Amerikaners Louis C. Tiffany – zu einer eigenständigen
und vielseitigen Produktionslinie zu entwickeln vermochte. Um die
Jahrhundertwende, als Max von Spaun große Erfolge mit Gläsern
im Phänomen-Dekor erzielte, pflegte die Glashütte Kontakte mit
der Wiener Kunstszene sowie mit den Glasverlagsunternehmen
E. Bakalowits & Söhne, Wien und J. & L. Lobmeyr, Wien. Die daraus
resultierende Zusammenarbeit mit Künstlern wie Josef Hoffmann,
Kolo Moser und seinen Schülern hatte ihren Höhepunkt in den Jahren
unmittelbar nach 1900. Für die genannten Jahre sind die metallisch
irisierenden Farbgläser besonders charakteristisch. Die Firma Lötz
stellte ihren Betrieb im Zweiten Weltkrieg ein.
71 Zwei große Vasen mit Bandhenkel um 1936
71 Two Big Vases with Strap Handles around 1936
Auf dunkelblauem Unterfang kräftig farblose Deckschicht,
eingearbeitet feine Silbergelbkrösel, reduziert und irisiert
Dekor: Papillonvariante
H je 26 cm
Cobalt blue underlayering, colourless covering layer,
melted splashes in silver-yellow, reduced and iricised
Décor: papillon variation
H 26 cm each
Lit.: vgl. für Form und Dekor: Helmut Ricke [u.a.], Lötz: Böhmisches Glas
1880-1940. Bd. 1: Werkmonographie, München 1989, Abb. S. 314, Nr. 398
Lit.: cf for the form and décor: Helmut Ricke [et al.], Lötz: Böhmisches Glas
1880-1940. Vol. 1: Werkmonographie, Munich 1989, ill. p. 314, no 398
72 Zwei kleine Vasen mit Bandhenkel um 1936
72 Two Small Vases with Strap Handles around 1936
Auf dunkelblauem Unterfang kräftig farblose Deckschicht,
eingearbeitet feine Silbergelbkrösel, reduziert und irisiert
Dekor: Papillonvariante
H 15,6 cm bzw. H 15,8 cm
Cobalt blue underlayering, colourless covering layer,
melted splashes in silver-yellow, reduced and iricised
Décor: papillon variation
H 15.6 cm and H 15.8 cm
Lit.: vgl. für Form und Dekor: Helmut Ricke [u.a.], Lötz: Böhmisches Glas
1880-1940. Bd. 1: Werkmonographie, München 1989, Abb. S. 314, Nr. 398
vgl. für die Form: Jan Mergl, Ernst Ploil und Helmut Ricke, Lötz. Böhmisches
Glas 1880 bis 1940, Ostfildern-Ruit 2003, Abb. S. 281, Nr. 247
Lit.: cf for the form and décor: Helmut Ricke [et al.], Lötz: Böhmisches Glas
1880-1940. Vol. 1: Werkmonographie, Munich 1989, ill. p. 314, no 398
cf for the form: Jan Mergl, Ernst Ploil and Helmut Ricke, Lötz. Böhmisches Glas
1880 bis 1940, Ostfildern-Ruit 2003, ill. p. 281, no 247
73 Schale um 1936
73 Bowl around 1936
Auf dunkelblauem Unterfang kräftig farblose Deckschicht,
eingearbeitet feine Silbergelbkrösel, reduziert und irisiert
Dekor: Papillonvariante
H 12,2 cm
Cobalt blue underlayering, colourless covering layer,
melted splashes in silver-yellow, reduced and iricised
Décor: papillon variation
H 12.2 cm
Lit.: vgl. für den Dekor: Helmut Ricke [u.a.], Lötz: Böhmisches Glas 1880-1940.
Bd. 1: Werkmonographie, München 1989, Abb. S. 314, Nr. 398
Lit.: cf for the décor: Helmut Ricke [et al.], Lötz: Böhmisches Glas 1880-1940.
Vol. 1: Werkmonographie, Munich 1989, ill. p. 314, no 398
126
Johann Lötz Witwe, Klostermühle
74 Vase 1902
Glas, mit Bändern in Blau und Grün umsponnen,
Flecken unregelmäßig über die gesamte Vase verteilt
Grund: citronengelb
Dekor: Cytisus
H 20,5 cm
Lit.: vgl. für den Dekor: Helmut Ricke [u.a.], Lötz: Böhmisches Glas 1880-1940.
Bd. 1: Werkmonographie, München 1989, Abb. S. 153, Nr. 146
Jan Mergl, Ernst Ploil und Helmut Ricke, Lötz. Böhmisches Glas 1880 bis 1940,
Ostfildern-Ruit 2003, Abb. S. 291, Nr. B 23
74 Vase 1902
Glass, spun with threads in blue and green,
irregularly widespread spots
Bottom: citronengelb
Décor: Cytisus
H 20.5 cm
Lit.: cf for the décor: Helmut Ricke [et al.], Lötz: Böhmisches Glas 1880-1940.
Vol. 1: Werkmonographie, Munich 1989, ill. p. 153, no 146
Jan Mergl, Ernst Ploil and Helmut Ricke, Lötz. Böhmisches Glas 1880 bis 1940,
Ostfildern-Ruit 2003, ill. p. 291, no B 23
128
Josef Hoffmann
Pirnitz 1870 – 1956 Wien
75 Seltene Vase Entwurf 1921
Ausführung Ludwig Moser & Söhne, Karlsbad,
für die Wiener Werkstätte, Modellnummer va 31
In der Masse gefärbtes, grünes Glas, Gefäßwandung
mit zehn im Schälschliff voneinander abgesetzten Feldern
H 31,2 cm
Kleine Restaurierung am unteren Rand
Lit.: WW-Archiv, MAK Wien, Entwurfszeichnung KI 11969-19,
vgl. Fotoarchiv WWF 90-98-5
vgl. Ausstellungskatalog „Der Preis der Schönheit. 100 Jahre Wiener
Werkstätte“, MAK, Wien 2003, Abb. S. 337, Nr. G 99
75 Rare Vase design 1921
Manufactured by Ludwig Moser & Söhne, Karlsbad,
for the Wiener Werkstätte, model number va 31
Green glass, coloured paste, sides decorated with
ten sections set off against one another in broad cuts
H 31.2 cm
Small restoration on the lower edge
Lit.: WW-Archives, MAK Vienna, design sketch KI 11969-19,
cf Photo-Archives WWF 90-98-5
cf Exhibition catalogue “Der Preis der Schönheit. 100 Jahre Wiener
Werkstätte”, MAK, Vienna 2003, ill. p. 337, no G 99
130
Dieser Katalog erscheint anlässlich der Ausstellung
Neuheiten im FRÜHLING 2016.
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Graphisches Atelier Neumann, Wien
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