Hals, Nase und Ohren

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Hals, Nase und Ohren
Seite 4
Erkältung bei Kindern MUM Januar 2013
Hals, Nase und Ohren
Die Nase läuft, der Hals kratzt, Husten quält oder die
Ohren tun weh – in den ersten Lebensjahren haben
Kinder andauernd irgendeinen Infekt. Meistens helfen
Zeit, Zuwendung, Ruhe und ein Hausmittel, um die
lästigen Symptome zu lindern. Doch manchmal
steckt auch etwas Ernstes dahinter.
Warum haben Kinder so häufig einen Infekt?
Das Immunsystem von kleinen Kindern ist noch nicht fertig ausgebildet. Es muss daher erst
lernen, mit den Krankheitserregern fertig zu werden. Jedes Mal wenn es mit unbekannten
Viren oder Bakterien konfrontiert wird, muss es sich mit ihnen auseinandersetzen. Deshalb
sind kleine Kinder häufig krank. Auch wenn es sich sehr viel anhört: Bis zu 15 Infekte pro Jahr
sind für Kinder im Alter zwischen zwei und sechs Jahren normal.
Warum schwellen bei Infekten die Lymphknoten an?
An strategisch wichtigen Punkten muss die Lymphflüssigkeit Knoten passieren. Hier wird
sie gefiltert und auf gefährliche Überbleibsel kontrolliert. Stimmt etwas nicht, werden die in
den Lymphknoten wartenden Lymphozyten an die Verteidigungsfront geschickt. In dem Fall
kann die Produktion von Lymphozyten binnen weniger Stunden auf mehr als das Zehnfache
steigen – mit der Folge, dass die Lymphknoten anschwellen.
Sollten bei bakteriellen Infektionen immer Antibiotika zum
Einsatz kommen?
Grundsätzlich sind Antibiotika bei bakteriellen Infektionen nützliche und wichtige Medikamente.
Ob in jedem Fall Antibiotika notwendig sind, muss jedoch der Kinderarzt individuell entscheiden. In einigen Fällen lassen sich bakterielle Infektionen ohne Antibiotika behandeln, aber es ist
dabei besondere Vorsicht geboten, denn sie können gerade im Kindesalter sehr gefährlich werden
und bleibende Schäden hinterlassen. So kann etwa Scharlach, der nicht oder nicht ausreichend
mit Antibiotika behandelt wird, in seltenen Fällen zu einem Herzklappenfehler aufgrund von
rheumatischem Fieber führen. Eine nicht erkannte oder behandelte Borreliose kann sich auf die
inneren Organe ausbreiten, es kann zu Störungen des Nervensystems und Herzrhythmusstörungen kommen, später auch zu Arthritis. Da Antibiotika die Zellen der Bakterien, nicht aber
des Menschen angreifen, sind sie in der Regel auch in höheren Dosen gut verträglich. Allerdings
kann es zu Nebenwirkungen wie allergischen Reaktionen oder Durchfällen kommen, da die
Medikamente auch die Bakterien der Darmflora schädigen. Es kann unter Umständen Monate
dauern, bis sich das System wieder erholt.
Generell gilt: Antibiotika sollten – außer etwa bei Borreliose, Lungen- oder Hirnhautentzündungen – nur verschrieben werden, wenn der Körper mit den Bakterien allein nicht mehr fertig
wird. Keinesfalls jedoch auf Verdacht, wenn nicht feststeht, ob es sich um eine virusbedingte oder
bakterielle Infektion handelt. Denn durch zu häufige oder schlicht falsche Verordnungen kann
es zu Resistenzen kommen. Auch Antibiotika, die bei einer verbesserten Symptomatik frühzeitig
abgesetzt und nicht über den gesamten verordneten Zeitraum eingenommen werden, fördern die
Ausbildung von Antibiotikaresistenzen. Denn dabei bleiben Erreger im Körper zurück, sodass
der Bildung besonders hartnäckiger Bakterien Vorschub geleistet wird.
Wie unterscheidet man eine echte Grippe von einer Erkältung?
Eine Erkältung (grippaler Infekt) beginnt eher langsam mit einem Kratzen im Hals oder
Schnupfen, der sich zunächst als klares und wässriges Sekret zeigt, später dann zäher wird.
Hinzu kommen schleimiger Husten, Kopf-, Hals- und Gliederschmerzen, das Kind fühlt sich
schlapp und kann leichtes Fieber bekommen. In der Regel ist eine Erkältung nach ein bis zwei
Wochen weitgehend überstanden. Die Grippe hingegen beginnt plötzlich mit hohem Fieber,
manchmal tritt Schüttelfrost auf, und die Symptome sind sehr viel deutlicher ausgeprägt als
bei einer Erkältung. Und sie treten häufig zeitgleich auf, bei einer normalen Erkältung eher
nacheinander. Kinder mit chronischen Erkrankungen sollten – genauso wie ältere Menschen
über 65 Jahre – jährlich gegen Grippe geimpft werden. Wenn mehrere Symptome wie Husten,
Schnupfen, Gliederschmerzen, Abgeschlagenheit plötzlich zeitgleich und mit hohem Fieber
zusammen auftreten, sollte man den Kinderarzt aufsuchen.
Kann das Kind bei einer Erkältung in die Kita?
Solange das Kind Fieber hat, nicht. Aber wenn die Erkältung abklingt und das Kind nur noch
etwas hustet oder schnieft, ansonsten aber fit ist, kann es theoretisch zurück. In vielen Einrichtungen wird das allerdings nicht gern gesehen, denn andere Kinder könnten sich anstecken.
Was hilft gegen Halsschmerzen?
Alles, was die wunden Schleimhäute reizt, vermeiden: also heiße oder kalte Getränke, kräftig
gewürzte Speisen, Fruchtsäfte und scharfe Lutschbonbons. Wohltuend sind warme Halswickel.
Sie lindern die Schmerzen. Viel Kräutertee und Wasser trinken, das hält die Schleimhäute feucht.
Besonders gut eignen sich Salbei- oder Kamillentee, weil sie zugleich entzündungshemmend
wirken. Ältere Kinder können Salzpastillen, Salbeibonbons oder saure Drops lutschen, die regen
den Speichelfluss an. Im Speichel sind Abwehrstoffe enthalten, die Krankheitserreger bekämpfen.
Wann sollte man zu Hustensaft greifen?
Ein Hustensaft ist nur nötig, wenn das Kind nachts von heftigen Anfällen gepeinigt wird. Dann
sind Hustenreizdämpfer das Mittel der Wahl. Sie sollten aber nur nach Rücksprache mit dem Kinderarzt gegeben werden. Schleimlösende Mittel sollen nicht nur die Bronchien zu einer verstärkten Absonderung von Schleim anregen, sondern das zähe Sekret auch verflüssigen und so das
Abhusten erleichtern. Dazu bedarf es aber vor allem einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr und
erst in zweiter Linie eines Arzneimittels. Am besten hilft, täglich mehrere Becher warmen, nicht
heißen Tee von Thymian, Spitzwegerich, Kamille oder Holunderblüten mit Honig zu trinken.
MUM
Was tun, wenn die Nase verstopft ist?
Nasentropfen oder -spray mit Meer- oder Kochsalz machen die Nase frei. Hilfreich sind auch
Nasensauger, die zähes Sekret absaugen und den Kindern helfen, besser Luft zu bekommen.
Sie sollten jedoch nur Modelle verwenden, die man von außen an die Nasenlöcher legt. Die
Nase vorher mit Kochsalzlösung spülen. Bei der Verwendung von Modellen, die man in die
Nase einführt, kann es zu Irritationen der Nasenschleimhaut und zu Verletzungen kommen.
Was ist von abschwellenden Nasentropfen / -sprays zu halten?
Diese Medikamente sollte man nur mit Zurückhaltung und höchstens vorm Zubettgehen
einsetzen, um dem Kind einen einigermaßen erholsamen Schlaf zu ermöglichen. Längerfristig
eingenommen können diese Sprays oder Tropfen die Nasenschleimhäute austrocknen und
schädigen. Bei Kindern unter zwei Jahren kann eine Überdosis zu Schlaflosigkeit, Atemstörungen, Krämpfen und Kreislaufproblemen führen.
Was tun bei Nasennebenhöhlenentzündungen?
Typische Anzeichen für eine Nebenhöhlenentzündung sind Dauerschnupfen, grüngelblicher,
eitriger Nasenschleim, anhaltendes Druckgefühl oder -schmerzen in der Stirnmitte oder unterhalb der Wangenknochen. Das Kind fühlt sich schlapp, hat keinen Appetit und manchmal
auch erhöhte Temperatur. Allerdings sind Babys und Kleinkinder nicht betroffen, da sich die
Nebenhöhlen erst später ausbilden. Bei Verdacht auf eine Sinusitis sollten Sie zum Kinderarzt
gehen. Der wird bei akuter, virusbedingter Nasennebenhöhlenentzündung abschwellende
Medikamente verschreiben, damit das Sekret abfließen kann. Bei hartnäckigen, eitrigen Nebenhöhlenentzündungen können hingegen Antibiotika notwendig werden. Als Hausmittel
haben sich Dampfbäder, etwa mit Kamille bewährt. Auch wärmendes Rotlicht kann hilfreich
sein. Sorgen Sie dafür, dass sich das Kind schont.
Welche Hausmittel sind bei Erkältungsbeschwerden angesagt?
Bei Erkältungsbeschwerden braucht das Kind viel Flüssigkeit und frische, feuchte Luft. Im
Zimmer erreicht man das etwa durch einen Topf mit dampfender Flüssigkeit (Achtung, außer
Reichweite von Kindern aufstellen!). Quarkwickel helfen bei Bronchitis und Halsweh. Die
feuchte Wärme fördert die Durchblutung, wirkt entzündungshemmend und schleimlösend.
Brustwickel lindern Husten, wirken schleimlösend und sorgen für eine bessere Durchblutung
im Brustraum. Halswickel sind wohltuend bei Heiserkeit und Halsschmerzen. Ein Schwitztee
aus Linden- oder Holunderblüten unterstützt den Körper im Abwehrkampf, wenn sich eine
fiebrige Erkältung ankündigt. Für Hustentees eignen sich Thymian, Spitzwegerich, Eibisch,
Kamille und Holunderblüten.
Kann man Kinder mit ätherischen Ölen behandeln?
Nein, zumindest Säuglinge nicht. Denn bestimmte ätherische Öle, zum Beispiel Kampfer
oder Menthol, können bei ihnen Krämpfe oder eine Atemlähmung auslösen. Inhalationen
mit Eukalyptus können Schleimhäute zusätzlich reizen. Mittel zum Einreiben der Brust enthalten meist auch ätherische Öle, die Salben helfen den Hustenreiz zu stillen und können bei
Kindern ab etwa zwei Jahren angewendet werden. In der Regel genießen die Kinder auch den
Körperkontakt beim Einreiben. Achten Sie aber darauf, dass in den Erkältungssalben nicht zu
viele Wirkstoffe kombiniert sind – das erhöht nicht etwa die Wirksamkeit, sondern das Risiko
für Neben- und Wechselwirkungen.
Was ist von Globuli und anderen alternativen Mitteln zu halten?
Bei Kindern sind Immunstimulanzien fehl am Platz. Denn Infekte haben ja die wichtige Aufgabe,
das Immunsystem zu trainieren, damit es irgendwann von selbst mit den Krankheitserregern
fertig wird. Ohnehin ist die vorbeugende Wirkung bei Echinacea nicht ausreichend belegt.