Katalog - Staatliche Museen zu Berlin
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Katalog - Staatliche Museen zu Berlin
1 Das Kopfgefäß in Religion und Kult der Bronzezeit Wilfried Menghin aus: Katalog zur Ausstellung Von Angesicht zu Angesicht. KOPFGEFÄSSE Was meint der Künstler, wenn er seine Ausstellung „Kopfgefäße“ betitelt? Warum dieser Begriff, den es eigentlich, zumindest in den diversen von mir nachgeschlagenen Lexika und Sachbüchern, gar nicht gibt? Man begreift ihn – den individuellen Kunstbegriff – erst, wenn man die Werke des Künstlers sieht und diese zu begreifen auch Willens ist. Will er der Welt etwas tiefgründig Transzendentales vermitteln, das in seinem eigenen Kopfgefäß – seinem Schädel – Gestalt angenommen hat, oder spielt er nur in Formen, die ihn – den Künstler – einfach nur so zu kreativem Handel inspirieren? So oder so spielt er mit Begrifflichkeiten. Die Kombination von Kopf und Gefäß - „Kopfgefäß“ - ist eine inhaltlich durchaus sinnige Wortschöpfung. Der „Kopf“ ist immer oben oder vorne, im wörtlichen wie im übertragenen Sinn: Kluger Kopf, heller Kopf, Schwachkopf. Kopf hoch, Kopfweh. Kopf der Bande, Kopf ab. Köpfen und enthaupten ist dasselbe. Kopf und Haupt ist synonym. Aber „Hauptgefäße“ geht halt nicht. Der Kopf oder das Haupt ist schützenswert. „Gefäß“ kommt von Fassen oder Umfassen: Ein Stein in seiner Fassung, die Skulptur ist farbig gefaßt, der Krug faßt einen Liter. Das Kopfgefäß faßt einen Kopf. Das Gefäß schützt ihn, nicht aber nur gegen die Unbill der Natur. Das können auch andere Kopfbedeckungen wie Hüte, Kappen und Mützen aus Filz, Stroh oder Leder. Und dennoch hat der Hut auch in diesem Zusammenhang eine eigenartige Bedeutung: Den Hut auf haben, Hut ab (zum Gebet), wohl behütet. Der Hut als Zeichen der Autorität kann, man denke an Geßlers Hut bei Schiller, in welcher Form auch immer, ein „Kopfgefäß“ sein. Ob die Spitzhüte altvorderasiatischer Könige und Götter, die Krone Ober- und Unterägyptens der Pharaonen, die päpstliche Tiara, die Bischofsmütze, die Kronen der mittelalterlichen Fürsten, sie alle umfassen die führenden Köpfe ihrer jeweiligen Gesellschaft und sind Symbole weltlicher Macht oder überirdischer Herrlichkeit. Am sichersten ist der Kopf unter einem Helm aus Leder, Bronze oder Eisen. Er schützt das Haupt vor Schlageinwirkungen bei kriegerischen Auseinandersetzungen. Helme entsprechen nüchtern funktional dem Stand der Kriegstechnik, so der römische Legionärshelm, die Topfhelme mittelalterlichen Ritterschaft, die Eisenhüte, Schallern und Sturmhauben der Kriegsknechte, wie sie auf spätmittelalterlichen Tafelbildern zu sehen sind, oder die Stahlhelme des 20. Jahrhunderts. In archaischer Zeit aber waren Helme aber fast immer auch Statussymbol oder, wie die Hörnerhelme der nordischen Bronzezeit, die Helmbüsche bei den Griechen und Römern und die Zimier der mittelalterlichen Tournierhelme belegen, Ausdruck eines standesgemäßen Imponiergehabes. Die hohen Mützen der sowie schon ‚Langen Kerls’ der Preußenkönige, die Raupenhelme der napoleonischen Kavallerie oder die Bärenfellmützen der Britischen Palastgarde dagegen überhöhten ihre Träger physisch und repräsentierten damit zugleich die Potenz ihrer Herrscher. Die Goldhüte Das Kopfgefäß, gleich ob Helm, Hut oder Mütze, ist in vielen Fällen mehr als nur eine profane Kopfbedeckung. Die gilt in besonderem Maß für eine kleine Gruppe spätbronzezeitlicher Objekte aus der Zeit zwischen 14. und 9. Jahrhundert v. Chr. Das erste Beispiel, eine etwa 30 cm hohe Kopfbedeckung in Form einer Kalotte mit konisch ausgezogener Spitze und breiter Krempe wurde 1835 in einem Acker bei Schifferstadt in der damals bayerischen Pfalz entdeckt. Der „Goldene Hut von Schifferstadt“ – so wurde er erst viel später benannt – war aufrecht auf einer Stein- oder Tonplatte stehend vergraben. Im Inneren des aus einem Stück Gold dünnwandig getriebenen Hohlkörpers fanden sich Asche und verkohlte organische Substanzen (Abb. ). Die Spitze des 2 Goldhutes trat nur wenige Handbreit unter der Ackerkrume zu Tage. An den Kegelschaft angelehnt standen drei bronzene Absatzbeil westeuropäischen Typs, die den Anhalt für die Datierung in das 14. vorchristliche Jahrhundert geben. In der Forschung galt der Fund noch lange nach seiner Entdeckung als „prähistorisches Objekt unbekannter Funktion“. Nach der Auflösung des Königreichs Bayern gelangte der Goldene Hut von Schifferstadt aus München zurück ins Historische Museum der Pfalz in Speyer, wo er heute noch das Prunkstück der prähistorischen Sammlung ist. Kurioserweise war er in der Zwischenkriegszeit als Hängegefäß ausgestellt, weil im Falz zwischen Krempe und Kalotte einander gegenüberliegende antike Perforierungen vorhanden sind. Über die Fundumstände des zweiten Objekts dieser Art ist nur soviel bekannt, dass es auf freien Feld bei Avanton, nahe Poitiers, Dép. Vienne, in Mittelfrankreich 1844 bei Feldarbeiten ausgegraben worden ist. Der „Cône-„ oder „Carquois d’Avanton“ ist das über 50 cm lange Oberteil eines Goldhutes, dessen Kalotte samt Krempe entweder bei der Auffindung verloren gegangen ist oder aber der Gegenstand wurde, aus welchen Gründen auch immer, schon in antiker Zeit fragmentiert vergraben. Auch die Deutung dieses, heute im Musée des Antiquités Nationales in Saint-Germain-en- Laye aufbewahrten Stückes, blieb lange offen. Mehr als 100 Jahre später, 1953, zerhackte ein Häusler aus Ezelsdorf, Maurer von Beruf, beim Baumstumpfroden im Hang am Fuß des Brentenberges östlich von Nürnberg im Grenzbereich von Mittelfranken und Oberpfalz den dritten Beleg dieser Fundgattung. Der Komplex aus zahlreichen Goldblechfragmenten gelangte auf dem Umweg über einen Zahnarzt in das Germanische Nationalmuseum Nürnberg, wo diese sogleich zusammenmontiert als ein, mit 88 cm Höhe allerdings viel größeres Vergleichsobjekt zum Goldenen Hut von Schifferstadt erkannt wurde. Nachgrabungen am Fundplatz ergaben, daß auch dieser aus einem Stück Gold papierdünn ausgetriebene, ursprüngliche Hohlkörper offensichtlich aufrecht stehend vergraben war und, wie in Schifferstadt, seine Spitze nur wenige Handbreit von Erde überdeckt war. Von der ehemals vorhandenen Krempe des „Goldkegels von EzelsdorfBuch“, so nach jahrzehntelangem Streit der Kompromiss zur Fundortbezeichnung, konnten noch einige unscheinbare, lange als solche nicht erkannte Flitter identifiziert werden. Ob der „Goldkegel“ aber schon bei der Vergrabung in alter Zeit beschädigt war und welche Intuition dahinter vermutet werden könnte, ist ungeklärt. Anders als beim Schifferstädter Beispiel waren bei den Grabungen in Ezelsdorf keine Beifunde nachzuweisen. Ungeachtet der Form des Altfundes von 1835 und mit Bezug auf den Kegel von Avanton wurde der Goldkegel von Ezelsdorf bis in die jüngste Zeit als die Bekrönung eines Kultpfahles interpretiert. Erst in einer ausgreifenden Untersuchung von Sabine Gerloff aus dem Jahr 1995 wurde in vorsichtig in Erwägung gezogen, dass es sich bei den „Goldkegeln vom Typ Schifferstadt“ in Wahrheit um Hüte handelt. Die Beweiskette in diese Richtung konnte mit dem sogenannten „Berliner Goldhut“ geschlossen werden. Der 74, 5cm hohe, aus einem Stück Gold papierdünn in einem Stück ausgetriebene, vollständig erhaltene Hohlkörper ist in eine Kalotte mit schmaler Krempe und einen lang ausgezogen konischen Schaft mit stumpfer Spitze gegliedert. In den Falz am Übergang von der Kalotte in die Krempe ist ein Bronzering eingelassen, den Krempenrand verstärkt ein tordierter Bronzedraht. Die Öffnung der Kalotte ist oval und entspricht in Form und Abmessung – setzt man ein ehemaliges Futter aus Filz, Birkenrinde oder Leder voraus – in Form und Abmessung einem modernen Hut von Kopfweite 56. Obwohl aus dem Kunsthandel ohne Herkunftsangabe erworben - der Goldhut soll aus einer alten Schweizer Kunstsammlung stammen - , gehört das Berliner Stück zur selben Fundgattung wie seine drei Vergleichsstücke. Aufgrund von Quetschnähten am Schaft, der eingedrückten Kalotte und Verwindungen der Krempe kann auch ohne Kenntnis der 3 Fundumstände gemutmaßt werden, daß auch er aufrecht stehend vergraben worden war. Hortfunde Alle vier Funde gehören zur Kategorie „Hortfunde“ , ein Terminus in der archäologischen Wissenschaft, der angefangen von der Einzeldeponierung so ziemlich alles umfaßt was, außer in Gräbern und eindeutigen Verlustfunden in Siedlungen, in grauer Vorzeit intuitiv dem Boden, Felsspalten, stehenden und fließenden Gewässern sowie Quellen als Gaben an die Götter den unirdischen Mächten (Bernhard Hänsel) anvertraut wurde. Es können Votivgaben, Opfer, Selbstausstattung für das Jenseits, oder aber auch Verwahrfunde aus profanem Anlass sein, die von den Eigentümern umständehalber nicht mehr geborgen werden konnten. Hortfunde sind eine wichtige Quellengattung für die Kultur der späten Bronzezeit in Europa. Umbrüche kennzeichnen den Beginn der vom 14. bis 8. vorchristlichen Jahrhundert dauernden prähistorischen Epoche, in der sich in Vorderasien und Ägypten längst schriftführende, sogenannte Hochkulturen herausgebildet hatten, die auf verschiedenen Wegen und unterschiedlichste Weise bis nach West-, Mittel- und Nordeuropa ausstrahlten. Technologie- und Wissenstransfer ist nachweisbar. Religiöse Strömungen und neue Gesellschaftsformen gelangten durch Handel, Kriege und vermutlich auch durch ethnische Verschiebungen mit zeitlichem und kulturellem Gefälle über den Balkan und den Mittelmeerraum in die entlegenen Gebiete jenseits der herzynischen Gebirge. Der Einfluß ist im Europa jener Zeit archäologisch vielschichtig spürbar: Der Übergang von der Körperbestattung unter Hügeln zur Brandbestattung in großen Urnengräberfeldern und das verstärkte Aufkommen der Deponierungssitte an naturheiligen Plätzen und in Gewässern, die Herausbildung neuer Eliten, die sich in herausragenden Grabmonumenten darstellt, eine andere Bildsymbolik, bei denen Wasservögel-, Stierund Pferd die geometrischen Ornamente der mittleren Bronzezeit überlagern und vor allem auch Scheiben mit konzentrischen Kreisen, die auf einen wie auch immer gearteten Sonnenkult hinweisen. Der Kreis dieser sogenannten Urnenfelderkulturen umfaßt in verschiedenen Ausprägungen große Teile Europas nördlich der Alpen von Frankreich bis nach Ungarn. Von mächtigen Wällen geschützte Siedlungen auf Höhen und in Niederungen waren als Mittelpunkte staatenartiger Gebilde offensichtliche Zentren weltlicher und geistlicher Macht. Im Wesentlichen unterschieden sich diese im zivilisatorischen Niveau kaum von den Gemeinwesen der Randkulturen des östlichen Mittelmeerraumes, nur daß hier die Holzbauweise im Aufgehenden kaum Spuren hinterlassen hat und die Städte und Völker wegen der Schriftlosigkeit anonym bleiben. Magie und Kult Eingebettet in diesen Kulturkomplex sind auch die vier bislang bekannten Goldhüte zu würdigen. Material, Form und Verzierung sowie ihre Auffindungsart verweisen sie in den magisch-religiösen Bereich. Gemeinsam ist ihnen allen die Form und Verzierung. Sie besteht aus systematisch in horizontalen Zonen angeordneten, von konzentrischen Kreisen gefassten Buckelscheiben. Spezielle Muster wie Sterne, Räder, Mondsicheln, aber auch die Buckelscheiben selbst und noch mehr ihre hybride Form, verweisen auf die kosmischen Bezüge der goldenen Zeremonialhüte. Sie scheinen als Kopfbedeckung – eine Art Tiara - Teil des Ornats bronzezeitlicher Priester oder Priesterkönige gewesen zu sein. Warum sie zu irgendeinem Zeitpunkt aufrecht an wohl geheimen Platz vergraben wurden und welche Intentionen dahinter stehen, bleibt Spekulation. Denkbar wäre, daß irgendein Tabu gebrochen wurde oder daß der Zeremonialhut unbrauchbar geworden ist und für immer jeglicher weiteren Verwendung entzogen werden und ihn den unterirdischen Mächten anvertrauen mußte. Ein Schlüssel der Annäherung zur Lösung dieser Fragen liegt in der Analyse und Dechiffrierung der Ornamentik auf den Goldhüten. 4 Beispielhaft steht dafür, weil vollständig erhalten, der Berliner Goldut. Sein Ornament ist kanonartig aufgebaut. Auf die Spitze mit einem achtstrahligen Stern folgen auf dem Schaft, der Kalotte und der Krempe 19 horizontale Zonen zwischen Trennbändern. Bis auf einen Doppelfries mit jeweils 19 einen Punkt umschließenden liegenden Mondsicheln beziehungsweise Augensymbolen, sind insgesamt acht verschiedene Stempelmuster aus Scheiben mit 2, 3, 5 oder 6 konzentrischen Kreisen so abgedruckt, daß sie sich gegenseitig nicht berühren oder gar überschneiden. Drei dieser unterschiedlichen Stempel kommen nur jeweils in einer Zone vor, die anderen vier sind in zwei, drei oder vier Zonen gesetzt. In der graphischen Umsetzung des Ornaments ergibt sich aus der Rhythmik der Darstellung ein systematisches Bild, wobei das in der Numerik mehrfache Vorkommen von 19 Mustern – eine Primzahl, die von Alters her in der Astrologie eine Sonderrolle spielt – zu weiteren Überlegungen Anlaß gibt. In weit gespanntem Vergleich kann allen auftretenden Mustern Symbolwert beigemessen werden. Der Stern an der Spitze bedeutet die hell strahlende Sonne. Die liegende Mondsichel mit eingeschlossenem Punkt stellt das Emblem für den Mondgott dar und ist wie diese ebenso mannigfach im Alten Orient auf Rollsiegeln und Kudurrus sowie in Ägypten seit dem 2. Jahrtausend v.Chr. belegt. Das Augenmuster – in Ägypten das Udjad-Auge - steht für den Stern Venus und die Scheiben mit konzentrischen Kreisen sind gleichermaßen Zeichen für die Sonne wie für den vollen Mond. Die astralen Bezüge im Ornament sind eindeutig und zugleich weist die Systematik auf geheime Ordnungsprinzipien hin, die es zu entschlüsseln gilt. Das Kalendersystem Auffällig ist, dass sich aus der Summe der Kreise stempelgleicher Muster und beim Zusammenzählen der Zonen in ihrer rhythmischen Abfolge wiederholt die Zahlenwerte 354 für 12 Lunationen oder 365 für ein Jahr ergeben, woraus gefolgert werden kann, daß ein Ring beziehungsweise ein Zeichen für einen Tag des steht. Insgesamt sind auf dem Goldhut in den 19 Zonen samt den Sonderzeichen 1739 Ringe oder „Zähler“ abgebildet, die nach der Teilung durch 365 den Wert von 4 ¾ Sonnenjahren oder 57 Monate bzw. nach der Teilung durch 354 etwa 59 synodische Monate ergeben. Vervierfacht man wiederum diese Werte, so kommt man einmal auf 19 Jahre oder 228 Sonnenmonate und zum anderen auf 235 synodische Monate mit einer Differenz zu den modernen absoluten astronomischen Werten von plus/minus 16 Tagen. Dass dieses System aus der Zeit um 1000 v. Chr. tatsächlich zur Berechnung des 19 Jahre dauernden Mondzyklus diente und einen sogenannten luni-solaren Kalender beinhaltet, bestätigt die rechnerische Analyse der beiden Zierzonen auf der Krempe und einer sogenannten Schaltzone, das heißt mit einem Stempel, der nur einmal zu Einsatz kam. In der Zone 21 am Krempenrand sind 47 Scheiben mit jeweils 5 Kreisen gesetzt, die in der Summe 235 ergeben. Die Zone 20 weist 54 Scheiben mit 3 Kreisen und damit 162 Zähler auf. Ergänzt man diese mit den 66 Ringen aus 33 Scheiben in der Schaltzone 17 auf der Kalotte ergibt sich 228. Das heißt, wenn man die Zahlen mit Monaten gleichsetzt, ist hier in der Gegenüberstellung der Zahl der Sonnenmonate (228) und derjenigen der Mondmonate (235) der 19jährige Mondzyklus in Gänze dargestellt. Das Wissen um die kosmische Ordnung bedeutet Macht. Es dauert 19 Jahre bis sich identische Konstellationen von Mond und Sonne wieder einstellen, die den Ausgangspunkt für die Synchronisierung der Daten des Mondumlaufs mit dem Sonnenjahr bilden. Für den Wissenden manifestierte sich im Bildprogramm des Goldhutes mehr als nur eine Reihung astraler Zeichen und göttlicher Embleme. Das „Ornament“ der monströsen Kopfbedeckung – im wahrsten Sinn des Wortes ein „Kopfgefäß“ – ist eine Art digitales Rechnersystem. Vor dem Hintergrund astronomischer Beobachtungen konnten mit seiner Hilfe schon in der späten Bronzezeit Mitteleuropas nicht nur die Feste und damit das Leben im sakralen Jahresablauf verbindlich geregelt und Verabredungen in zeitlich und geographisch weiter Entfernung terminiert werden, sondern es ermöglichte vor allem auch, in – zumindest für die Gläubigen – orakelhaftgeheimnisvoller Weise den richtigen Zeitpunkt für Aussaat, Pflanzung und Ernte 5 aufgrund des Laufs von Mond und Sonne zu bestimmen, die Festtage festzulegen und zukünftige Ereignisse wie Finsternisse und ähnliches vorauszusagen. Wer den „Hut“ auf hatte und seine Zeichen zu lesen verstand, kommunizierte mit den kosmischen Mächten. Er war der Herr der Zeit und beherrschte als Magier oder Priester seine Kultgemeinde. Religion und Kult Wie in den Kulturen Vorderasiens spielte die Astrologie offensichtlich auch in den Religionen der europäischen Bronzezeit eine gewichtige Rolle. Das Wissen um den Lauf der Gestirne beruht auf den Naturbeobachtungen der Einheimischen über viele Generationen, wie beispielhaft die jungsteinzeitlichen „Kreisgrabenanlagen“ aus dem 5. Jahrtausend vor heute und vor allem auch die „Himmelsscheibe von Nebra“ aus der Zeit um 1600 vor Chr. belegen. Allerdings ist in Folge der epochalen Umwälzungen im östlichen Mittelmeerraum und in Vorderasien seit dem 14. vorchristlichen Jahrhundert auch in Europa ein Kulturwandel festzustellen, der viele Bereich des geistigen und wirtschaftlichen Lebens erfasste und zu tiefgreifenden sozialen Umschichtungen führte. In diesem Zusammenhang ist auch das Aufkommen beziehungsweise die Übernahme fremder Kulte zu sehen, die, ursprünglich in weit entfernten Regionen entstanden, in den Räumen am Rande der damaligen Welt adaptiert, transformiert und in einer eigenen Religion kanonisiert wurde. Sie bestimmte das sakrale Geschehen in Mitteleuropa über Jahrhunderte, wofür unter anderem der „Kult mit den Goldhüten“ steht, der vom 14. bis ins 8. Jahrhundert v. Chr. integraler Bestandteil bronzezeitlicher Religionsausübung war. Daß über diesen langen Zeitraum auch Entwicklungen auf mathematischastronomischem Gebiet stattfanden, zeigt der Vergleich der vier bisher bekannten Goldhüte, bei denen vom relativ einfachen Schifferstädter Goldhut über den Cône d’Avanton bis hin zu den jüngeren Beispielen von Ezelsdorf-Buch und Berlin eine Erweiterung und Präzisierung des Systems augenfällig ist. Dabei belegen die beiden spätbronzezeitlichen Exemplare aus der Zeit um oder nach der Jahrtausendwende die Differenziertheit mathematischen Wissens dieser Zeit: Obwohl in der Systematik des Ornaments völlig unterschiedlich, ergeben sich im Fall des Berliner Goldhutes und des Goldkegels von Ezeldsdorf-Buch eine weitgehend identische Zahlenwerte, eine Beobachtung, die chronologisch oder auch kulturmorphologisch interpretiert werden kann. Die mehr oder weniger intensiven Kontakte zwischen den europäischen Urnenfelderkulturen und dem östlichen Mittelmeerraum haben während der gesamten Bronze- und Frühen Eisenzeit bestanden und waren sicher mit einem steten Wissenstransfer verbunden. Dies ist mit großer Wahrscheinlichkeit auf die hybride Form der Zeremonialhüte zu beziehen, für die es zahlreiche ältere und zeitgleiche ikonographische Belege in den frühen Hochkulturen Vorderasiens gibt. Dennoch scheint sicher, daß die Darstellung der luni-solaren Rechensysteme auf den Goldhüten Ergebnis einer originären Entwicklung der einheimischen Bronzezeitkulturen mit einer gesellschaftlichen Oberschicht sind, deren elitäre Macht nicht in der wirtschaftliche Potenz, sondern vor allem in geheimen Wissen begründet war, das oral von Generation zu Generation tradiert wurde. Kaum faßbar aber ist, daß die Berechnung lunisolarer Zusammenhänge in Mitteleuropa schon seit Jahrhunderten bekannt war, bevor Methon von Athen im Jahr 432 v. Chr. das Phänomen in eine mathematische Formel faßte. Wie die Krone Ober- und Unterägyptens oder die Tiara der Päpste, die goldenen Zeremonialhüte der europäischen Bronzezeit symbolisieren mehr als nur den Status ihrer Träger. Im Ornament des „Gefäßes“, das durch sein Material Gold allein schon dem Profanen entrückt ist, manifestiert sich nicht nur das astronomische Wissen ihrer Zeit. Die Embleme für Sonne, Mond und Sterne im sind die Garanten göttlicher Ordnung. Die Spitze mit dem Stern über dem hoch aufragenden Schaft überhöht die Erscheinung seines Trägers ins Transzendentale und bündelt auf magische Weise die kosmischen Strahlen auf den Kopf des so Erleuchteten. Und der „Kopf“ den dieses „Gefäß“ umfaßte, sei es der eines Magiers, Priesters oder Königs, verkörperte seinen Inhalt und vermittelte ihn in einem uns Heutigen unbekanntem Kult an das unwissende Volk. 6 Literatur: W. Menghin und P. Schauer, Magisches Gold. Kultgerät der späten Bronzezeit. Ausstellungskatalog Germanisches Nationalmuseum Nürnberg (1977). P. Schauer, Die Goldblechkegel der Bronzezeit. Ein Beitrag zur Kulturverbindung zwischen Orient und Mitteleuropa. Monographien des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz 8 (1986). S. Gerloff, Bronzezeitliche Goldblechkronen aus Westeuropa. Betrachtungen zur Funktion der Goldblechkegel vom Typ Schifferstadt und der atlantischen „Goldschalen“ der Form Devil’s Bit und Atroxi. In: A. Jockenhövel (Hrsg), Festschrift für Hermann Müller-Karpe zum 70 Geburtstag (1995) 153-194. W. Menghin, Der Berliner Goldhut und das Kultgerät der späten Bronzezeit im Museum für Vor- und Frühgeschichte. Jahrbuch Preußischer Kulturbesitz 34, 1997, 345-363. W. Menghin, Der Berliner Goldhut und die goldenen Kalendarien der alteuropäischen Bronzezeit. Acta Praehistorica et Archaeologica 32, 2000, 31-103. W. Menghin, Der Berliner Goldhut. In: L. Wamser u. R. Gebhard (Hrsg.), Gold. Magie, Mythos, Macht. Gold der Alten und Neuen Welt. Ausstellungskatalog Archäologische Staatssammlung München (2001) 56-63. W. Menghin, Der Berliner Goldhut. In: G. U. Großmann (Hrsg.), Gold und Kult der Bronzezeit. Ausstellungskatalog Germanisches Nationalmuseum. Nürnberg (2003) 220237. H. Meller (Hrsg.), Der geschmiedete Himmel. Die Welt im Herzen Europas vor 3600 Jahren. Ausstellungskatalog Halle (2004). Biographien der beteiligten Künstler und Autoren 275 276 Otto Dix Maler und Grafiker »Ich muß das alles selber sehen. Ich bin so ein Realist, wissen Sie, daß ich alles mit eigenen Augen sehen muß, um das zu bestätigen, daß es so ist… Ich bin eben ein Wirklichkeitsmensch!… Existenz! – Du mußt alles selber sein! Selber mußt du es sein! Sonst bist du ein Theoretiker, ein dummer Theoretiker… (Otto Dix in einem Interview, 1963) Otto Dix wurde am 2. Dezember 1891 als Kind einer Arbeiterfamilie in Gera geboren. Schon in der Grundschule wird sein zeichnerisches Talent entdeckt und gefördert. Erste handwerkliche Grundlagen erwirbt er in einer von 1906 bis 1909 dauernden Lehre bei einem Geraer Dekorationsmaler. Ein Stipendium des Fürsten Reuß ermöglichte ihm 1910 den Eintritt in die Dresdener Akademie der Künste. Dort studierte seit 1909 auch George Grosz. Von seinen Professoren ist ins besondere Richard Guhr zu erwähnen, bei dem Dix die altmeisterliche Malweise erlernte. Seit 1911 befaßte sich Dix mit dem Werk des Philosophen Friedrich Nietzsche den er in seiner Kunst auch in späteren Jahren immer wieder rezipiert. Die Jahre bis 1920 geraten indes zu einer Phase der künstlerischen Orientierung. Neben kubistischen und futuristischen Formen setzte er in seiner Malerei nach dem Ersten Weltkrieg auch Elemente der Dada-Konzeption ein, konkrete Umsetzungen der Kunst seiner Tage. Parallel entstehen seine berühmten, zeitkritischen Gemälde die er ganz im Stil der alten Meister (Cranach, Baldung Grien, Dürer, van Eyck, Rembrandt) hält. Mit dieser Position distanziert er sich von den Künstlern einer »Neuen Sachlichkeit« wie auch den Brücke-Expressionisten, die Dix als subjektiv und kritikfrei empfindet. Seine Auseinandersetzung mit der expressionistischen Malerei steht unter der konkreten Umsetzung der Malerei van Goghs und Munchs, besonders in den Jahren nach 1912. Das einschneidendes Erlebnis für sein Schaffen wird der Erste Weltkrieg zu dem er sich mit 23 Jahren freiwillig meldet; nicht aus Patriotismus, sondern aus Sensationslust, um ein menschliches Urelement künstlerisch zu erfahren und umzusetzen. Traumatisiert überlebt er den Krieg, in dem zahllose Zeichnungen entstehen. Ab 1919 nimmt er seine Studien in Dresden wieder auf, schließt sich der »Gruppe 1919« um Voll, Hoffmann und Felixmüller an. In den Jahren um 1920 experimentiert er mit Elementen des Dada, speziell für seine Darstellungen von Kriegskrüppeln, karikaturhaften Darstellungen des Militärs und der Kriegsgewinnler. Gerade diese Bilder stoßen auf die Kritik der Obrigkeit, neben Zurückweisungen von Ausstellungen kommt es 1923 sogar zum Prozeß (Freispruch). Im selben Jahr heiratet er und zieht, zur Beendigung seines Studiums nach Düsseldorf. In diese Zeit fällt auch seine eigentliche künstlerische Verarbeitung der Kriegserlebnisse. Sein Anti-Kriegs-Gemälde »Der Schützengraben«, ein pazifistisches Manifest, wird in zahlreichen deutschen Städten gezeigt, um 277 wenige Jahre danach einen Sonderplatz in der Kunstschau »Entartete Kunst« einzunehmen. 1924 entstanden in rascher Folge die Radierzyklen »Der Krieg«, die bis heute als eines der wichtigsten Kunstwerke der Anti-Kriegs-Kunst einzustufen sind. Nach kurzem Aufenthalt in Berlin, wo er besonders als Portraitist zu Berühmtheit gelangte, siedelt er 1927 zurück nach Dresden, wo er eine Professur an der Akademie annimmt. Die Jahre bis 1933 werden seine erfolgreichsten, künstlerisch fruchtbarsten. Dix ist in zahlreichen Ausstellungen präsent, etwa »Frauen in Not«, »Sozialistische Kunst heute«, »Ausstellung der Roten Gruppe« in Moskau und Leningrad. Weitere Stationen seiner Werke sind Paris, Detroit, Zürich, Venedig, Düsseldorf, New York und immer wieder Berlin. Erneut greift der Künstler auf ein früheres Werk zurück, malt zwischen 1929 und 1932 eines der eindrucksvollsten Gemälde des 20. Jahrhunderts, das so genannte »Kriegs-Triptychon« (heute Galerie Neue Meister, Dresden). Somit ist es logisch, das die nationalsozialistische Kunstpolitik mit aller Vehemenz gegen Dix und den mit ihm befreundeten George Grosz vorgeht. Dix wird bereits im April 1933 seines Amtes enthoben. Seine Werke werden von den faschistischen Machthabern als wehrzersetzend und volksverhetzend in Propagandaaustellungen auf Tournee durch das Reich geschickt. »Regierungskunst 1918–1933 (Karlsruhe), »Kulturbolschewistische Bilder« (Mannheim) und »Kunst im Dienste der Zersetzung« (Stuttgart) sind nur einige bereits 1933 durchlaufene Stationen. Dix Name wird auf der Ehrentafel der Dresdener Akademie gelöscht, seine Schüler entlassen. Der Maler selbst zieht sich in die Provinz (Randegg, Hemmenhofen) zurück. Eine Abrechnung mit dem neuen Regime entsteht bereits 1933. »Die sieben Todsünden«, in der Manier der alten Meister gehalten und mit Zitaten seines geliebten Philosophen Nietzsches versehen, zeigt als zentrale Figur den Neid, der deutlich Gesichtszüge und das markante Bärtchen des Reichskanzlers trägt. Es gelingt das Bild in die Schweiz zu schmuggeln und in Zürich auszustellen. Dix überlebt, stets am Existenzminimum den Krieg, wird im Februar 1945 zum Volkssturm eingezogen und im Elsaß interniert. 1947 und 48 werden dem 56jährigen Professuren in Dresden, Düsseldorf und Berlin angeboten, in keinem der Fälle erfolgte – typisch für die konservative Adenauer-Ära – eine Berufung. Trotz der obligaten Auszeichnungen und Ehrungen in Ost- und Westdeutschland bleibt eine umfassende Würdigung seines Schaffens bis zu seinem Tode 1969 aus. Der westdeutsche Kunstbetrieb fördert die abstrakte, unkritische Kunst. Ein Realist und Kritiker wie Dix stand somit auf verlorenem Posten. »Die Wüste wächst! Weh dem der Wüsten birgt.« 278 Die wichtigsten deutschen und internationalen Ausstellungen nach 1949: 1958 1961 1964 1966 1971 1972 1973 1975 1976 1977 1979 1980 1981 1982 1987 1991 1992 1995 1997 1998 1999 2005 Galerie am Erker, St. Gallen (EA) Galerie am Erker, St. Gallen (EA) Galleria del Levante, Mailand (EA) Galleria Giulia, Rom (EA) Staatsgalerie Stuttgart (EA) Kunsthalle Hamburg (EA) Städelsches Kunstinstitut, Frankfurt (EA) Musée d’art moderne de la ville de Paris (EA) Galleria Giulia, Rom (EA) Galleria del Levante, Mailand (EA) Galleria civico d’arte moderne, Turin (EA) National Galery of Canada, Ottawa (GA) Galeria José Clemente Orosco y Instituto Nacional de Belles Artes, Mexico City (EA) Museo de la Real Academia de Bellas Artes, Madrid (EA) Fondacio Calouste Gulbenkian, Lissabon (EA) Musée d’art et d’histoire, Chambery (EA) La Galleria del Naviglio, Mailand (EA) Galerie der Stadt Stuttgart, Stuttgart (EA) Centraal Museum, Utrecht (EA) Kunsthalle Berlin (EA) Galerie der Stadt Stuttgart (EA) Nationalgalerie Berlin (EA) Gemäldegalerie Neue Meister, Dresden (EA) Tate Galery, London (EA) Biennale, Venedig (GA) Fondazione Mazzotta, Mailand (EA) Fondation Maeght, St. Paul (Schweiz) (EA) Galerie der Stadt Stuttgart (EA) Galerie de la Ville, Brüssel (EA) Kunstmuseum Stuttgart, Stuttgart (EA) (EA) = Einzelausstellung, (GA) = Gruppenausstellung Die wichtigsten öffentlichen Sammlungen in In -und Ausland: ALBSTADT, Städtische Galerie BALTIMORE, Museum of Art Baltimore BASEL, Kunstmuseum BAUTZEN, Stadtmuseum BERLIN, Nationalgalerie und Staatliche Museen zu Berlin 279 BREMEN, Kunsthalle CHEMNITZ, Städtische Kunstsammlungen CHICAGO, Art Institute of Chicago CLEVELAND, Cleveland Museum of Art DARMSTADT, Hessisches Landesmuseum DETROIT, Institute of Arts DRESDEN, Gemäldegalerie Neue Meister DÜSSELDORF, Städtische Kunsthalle ESSEN, Folkwang Museum FREIBURG i. B., Augustinermuseum GERA, Kunstgalerie und Otto-Dix Haus HAMBURG, Kunsthalle HANNOVER, Niedersächsisches Landesmuseum KARLSRUHE, Kunsthalle KÖLN, Wallraf-Richartz-Museum KANSAS (USA), Spencer Museum of Art Lawrence LEIPZIG, Museum der Bildenden Künste LONDON, Tate Galerie MANNHEIM, Kunsthalle MINNEAPOLIS, Institute of Art MÜNCHEN, Neue Staatsgalerie NEW YORK, Museum of Modern Art NÜRNBERG, Germanisches Nationalmuseum PARIS, Centre National d’Art et de Culture Georges Pompidou ROM, Galleria Nazionale d’Arte SAARBRÜCKEN, Saarland Museum ST. GALLEN, Erker Galerie STUTTGART, Städtische Galerie und Landesmuseum TORONTO (Kanada), Art Galery of Ontario VADUZ, Otto Dix Stiftung WUPPERTAL, Von der Heydt-Museum ZÜRICH, Kunsthaus sowie in zahlreichen Privatsammlungen. 280 Michael Friedrichs-Friedlaender Metallplastiker 1950 geboren in München 1967–1970 Ausbildung zum Maschinenschlosser 1978 Umzug nach Berlin, Mitbegründer der Fabrik K19 Seit 1981 freischaffender Bildhauer mit Werkstatt in Berlin-Wedding, seit 1991 Werkstatt auf dem Künstlerhof Buch. 1989–2001 Künstlerförderung der Stadt Berlin. 2001 Denkmal für die »Straße der Nation« in Zusammenarbeit mit Matthias Däumlich und Christian J. Joost. Von 2003 künstlerische Leitung mit seiner Frau Aleksandra bis 2005 Koneva bei der Ausstattung von vier Projekten des Education-Programms der Berliner Philharmoniker (»Vier Jahreszeiten« Vivaldi/ »Petruschka« Strawinsky/ »Belzasar« Händel). Seit 2005 Mitarbeit an dem Projekt »Stolpersteine« von Gunter Demnig. Bereichsübergreifendes Engagement für verschiedenste Kunstprojekte – Theater- und musikalische Aufführungen. Mehrmonatige Arbeits- und Studienreisen in die USA, Türkei (Zypern), nach Frankreich, Japan, Indien und Rußland. Michael Friedrichs-Friedlaender verwendet bei seiner Arbeit als Material fast ausschließlich Eisen. Er wird zu Eisen- und Stahlskulpturen geschweißt, gebrannt und geschliffen. Nur das reine Material soll in Erscheinung treten. Für den Künstler ist der intuitive Entwurf mit plastischem Denken verbunden. Die Idee wird vorab mit Kreide auf dem Eisen markiert, danach kompromißlos umgesetzt. Gelegentlich bezieht der Künstler auch thematisch eingebundene fremde Materialien in seine Darstellungen mit ein, so z.B. Stein in »Brain-Stones«, Bücher und Schallplatten in »Cubus 3. Serie« oder Leder bei der Skulptur »Helmfragmente«. Die archaisch anmutenden Skulpturen sind eine Symbiose aus handwerklichem Können und Nachempfindung der Metamorphosen unserer Erdkruste. Bizarre Erscheinungsformen der Naturgewalten, wie wir sie in den amerikanischen Canyons oder den japanischen Vulkanen antreffen, übersetzt der Künstler in Format und Oberflächenstruktur seiner Skulpturen mit einer Treffsicherheit, die Assoziationen zur Erdentstehung unwiderstehlich aufdrängen. Die Metapher des Gespaltenen und Zerrissenen reflektiert auch den modernen Menschen. In seinen Großplastiken modifiziert Michael Friedrichs-Friedlaender die Relation von Volumen und Masse. Sie wirken in ihrer Kompaktheit schwer und leicht zugleich. Für die Umsetzung seiner Ideen hat sich der Künstler zur Verwendung klarer Formen entschieden, auf Kubus und Säule. Der Kubus versinnbildlicht Festigkeit, Dauerhaftigkeit und Erdverbundenheit, eng ver- 281 wandt mit dem Quadrat, das für Umgrenzung, Endlichkeit und bisweilen für Eingeengtheit steht. Die Säule symbolisiert den tragenden Pfeiler sowie die Urkraft des Baumes; in vielen Kulturen ist sie Symbol für die Weltachse bzw. das Weltzentrum. Die Form der Skulpturen ist durch klare Kanten und Flächen streng begrenzt. Risse und Spalten, die bei der Bearbeitung entstehen, geben Einblicke in das Innenleben der Objekte. Eine erweiterte Wahrnehmung entsteht durch das Klangerlebnis, welches durch Anschlagen des Metalls ausgelöst werden kann: sphärische Töne füllen dann den Raum. Friedrichs-Friedlaender verschließt sich jeder Form des Spektakulären. Seine Arbeiten spiegeln stets seine bedingungslose Aufrichtigkeit wider. Beziehungen zum »Bauhaus« und zum Prinzip »form follows function« lassen sich deutlich erkennen. Dieser Künstler experimentiert mit einer reduktiven Ästhetik, mit den Worten Constantin Brancusis: »Das Schwierige ist nicht, Dinge zu machen, sondern die Bedingungen zu schaffen, unter denen man auf die Dinge verzichten kann.« Gestaltung und Ausführung architektonischer Raumelemente gehören ebenso wie die freien Skulpturen zum Schaffen FriedrichsFriedlaenders. Seine Skulpturen bergen das Geheimnisvolle und Unsichtbare in sich. Der Künstler lebt und arbeitet in Berlin. 1984–2007 Ausstellungen (Auswahl) 1984 Galerie Fabrik K 19, Berlin (EA) 1985 Wewerka Galerie, Berlin (EA) Abu Dabi, Saudi Arabien (GA) 1986 Wewerka Gallery, Hannover (EA) Kunstmesse Köln (GA) 1987 Galerie Fabrik K 19, Berlin (EA) Kleine Orangerie Schloss Charlottenburg, Berlin (GA) 1988 Atelierausstellung Wedding, Berlin (EA) Kunsthaus Schleswig-Holstein (GA) Odense, Dänemark (GA) (Katalog) 1989 Europaparlament Strassburg, Frankreich (GA) Haus am Lützowplatz, Berlin (GA) (Katalog) Art Express, Große Orangerie, Schloss Charlottenburg, Berlin (GA) 1990 Galerie Otto Nagel, Berlin (EA) Kunstverein Schering AG, Berlin (EA) Galerie Spandow, Berlin (GA) Galerie Sophien-Edition, Berlin (GA) Weekend Gallery, Berlin (GA) 1991 Galerie van Almsick, Gronau-Epe (EA) Galerie im Club von Berlin, Berlin (EA) 1992 Galerie Axel Krüger, Gefrees (EA) Galerie Maerz Linz, Österreich (EA) Kunsthaus die Möwe, Berlin (EA) 1993 Galerie Spandow, Berlin (EA) (Katalog) Werkschau I der Künstlerförderung der Stadt Berlin (GA) 282 1994 Galerie Künstlerhof Buch, Berlin (EA) Charité, Berlin (EA) Internationaler Skulpturenpark Munkebjerg, Dänemark (GA) 1994 Kurpark Wandlitz, Brandenburg (GA) Galerie Spandow, Berlin (GA) 1994–1996 Beteiligung an der FBK/Freie Berliner Kunstausstellung (GA) 1995 Schloss Detmold (EA) 1997 Galerie Künstlerhof Buch, Berlin (EA) 1998 Galerie Prokop, München (EA) Galerie Dorow im Kunsthof, Berlin (EA) Kreuzweise Tornow, Brandenburg (GA) 1999 Kortes Group Amersford, Holland (EA) Galerie Newsky 20 St. Petersburg, Rußland (EA) Literaturwerkstatt Pankow, Berlin (EA) 2000 Galerie Newsky 20, St. Petersburg, Russland (EA) seit 2000 Ständige Ausstellung im VFA, Berlin (GA) 2001 Galerie Lindowerstrasse, Schering Kunstverein, Berlin (EA) »Feedback artist to artist«, Künstlerhaus Bethanien, Berlin (GA) »Feedback artist to artist«, Landesbank, Berlin (GA) 2002 IFGS Freilichtmuseum, Hagen (GA) »Feedback artist to artist«, 4 Ausstellungen in New Jersey und New York (GA) Zwischen Orient und Okzident, Ägyptische Botschaft, Berlin (GA) 2003 »Paradies«, Bunker Alexanderplatz, MAIS-Projekt, Berlin (GA) 2003–2005 »Reineke Fuchs«, Strawinsky (EA) 2003–2006 Projekte V–VI und XVI des Education-Programm der Berliner Philharmoniker – (»Vier Jahreszeiten«, Vivaldi; »Petruschka«, Strawinsky; »Belzasar«, Händel) (EA) 2004 »Feedback artist to artist«, Deutsches Architekturzentrum, Berlin (GA) Galerie Spandow, Berlin (GA) 2005 und 2006 »Feedback artist to artist«, German House Gallery, New York (GA) 2006 Europäisches Patentamt Berlin (EA) (EA) = Einzelausstellung, (GA) = Gruppenausstellung Arbeiten in öffentlichem Besitz oder Raum BERLIN, Artothek des Neuen Berliner Kunstvereins BERLIN, Berliner Stoffdruckerei BERLIN, Georg Leber-Kaserne BERLIN, Graphotek Charlottenburg BERLIN, Kunstverein Schering BERLIN, Landesamt für zentrale soziale Aufgaben BERLIN, Wohnsiedlung Hoppegarten NORDHAUSEN, Nordbank 283 Harald-Alexander Klimek Maler, Zeichner, Graphiker, Collageur 1959 in Frankenthal, Pfalz, geboren 1979–82 Bauzeichnerlehre 1983–88 Fachhochschule für Gestaltung, Mathildenhöhe, Darmstadt, Studium Kommunikationsdesign und Graphik 1988 Fulbright Stipendium, USA 1988–90 Studium Bildende Kunst, Druckgraphik und Malerei am Pratt Institute New York. Seit 1998 Zusammenarbeit im Bereich Künstlerbücher mit den Berliner Verlagen Edition Galerie Auf Zeit, Uwe Warnke Verlag – Entwerter/Oder und Edition Savod Progress 2000 Fördergabe der Stiftung Kulturfonds Berlin Mit subversiv-ironischem Zugriff behandelt der Maler und Graphiker Harald-Alexander Klimek sein weites Themenspektrum. In seinen gesellschaftskritischen Arbeiten versteht er es, auf provozierende Weise den Betrachter auf eigene und fremde Befindlichkeiten aufmerksam zu machen. Die figurativen Arbeiten zeichnen sich durch eine witzige, hintergründige und kaleidoskopartige Bildsprache aus. Klimek benutzt die Kunstgeschichte als Baukasten und gibt wie beim objet trouvé Versatzstücken unterschiedlichster Epochen einen neuen visuell-ästhetischen Kontext. Seine Bilder sind vieldeutig, mit doppeltem Boden und ohne Assoziations- und Interpretationsgrenzen. Symbolhaft wird das Suchen, Irren und Verirren sowie das Zurückfinden aus Täuschungen dargestellt, es durchdringen sich mit großer Intensität biographisches Material, Leseerlebnisse, politisches und gesellschaftliches Engagement, künstlerische Umsetzung und handwerkliche Ausführung. Variabilität, Dekonstruktion sowie eine prozeß- und materialorientierte Arbeitsweise werden im Werk des Künstlers sichtbar verbunden; seine Techniken umfassen minutiös bemalte Collagen, Zeichnungen, druckgraphische Arbeiten, Assemblagen, Ölbilder und Künstlerbücher. Gesellschaftliche Normen und Traditionen, überlieferte Sehgewohnheiten, aber auch normale Gebrauchsgegenstände werden verfremdet und in Frage gestellt. Klimek besitzt eine besondere Vorliebe für Geschichte und Archäologie. Klimek demonstriert mittels altmeisterlicher Maltechniken eine dekonstruktivistische Bildgestaltung seiner Collagen. Max Ernst definierte die Collage-Technik als »die systematische Ausbeutung des zufälligen oder künstlich provozierten Zusammentreffens von zwei oder mehr wesensfremden Realitäten auf einer augenscheinlich dazu ungeeigneten Ebene – und der Funke Poesie, welcher bei der Annäherung dieser Realitäten überspringt.« »Without Schwitters nobody of us«. Dieser Ausspruch von Edward Ruscha über die Collage verweist auf ihr Anliegen, Bruchstücke dieser Welt zusammenhängend ins Werk zu setzen. 284 Bewahrt in der klassischen Collagetechnik das Material mit Absicht die Spuren seiner Herkunft, zeigen Klimeks Bilder ein scheinbares Motiv, das jedoch bei tiefergehender Analyse von Widersprüchlichkeiten konterkariert wird. Fakt ist: collagierte Schnipsel setzen den hermeneutischen Prozeß in Gang. Der Künstler lebt und arbeitet in Berlin, Frankenthal (Pfalz) und Speyer. 1989–2007 Ausstellungen (Auswahl) 1989 Museum of Modern Art, Buenos Aires (KB) (GA) 1990 P.S.1 Museum, Queens, N.Y. (GA) Museum für Gegenwartskunst, Nizza (KB) (GA) 1991 Clocktower Gallery, Manhattan, N.Y. (GA) 1992 Dresdner Bank, Stadthalle Frankenthal (EA) Kunstverein Die Treidler e.V., Frankenthal (Kat) (EA) 1994 Le Zitelle, Venedig (Kat) (GA) Sara Ermann-Segal Art Gallery, Tel Aviv (GA) Intern. Kunst- und Antiquitätenmesse, Venedig (M) 1995 Hambacher Schloss (Kat) (GA) 1996 Staatskanzlei Rheinland Pfalz, Mainz (EA) Landtag Sachsen, Dresden (Kat) (GA) 1998 Kulturbrauerei Berlin (KB) (GA) Erkenbert-Museum Frankenthal (Kat) (GA) 1999 Musée Municipal d’Art et d’Histoire, Colombes (Kat) (GA) 2000 Kulturhaus am Thälmann-Park, Theater unterm Dach, Berlin (KB) (EA) Büchergilde Gutenberg, Frankfurt (KB) (EA) 2000–2007 Buchmesse Frankfurt/Main (KB) (M) 2001 Goethe Institut St. Petersburg, Russland (KB) (GA) KunstKöln (KB) (M) Buchmesse Leipzig (KB) (M) Kunstpavillon Heringsdorf, Kunstverein Usedom (KB) (GA) 2002 Schloss Kleinniedesheim (Kat) (EA) 2003 PABA Gallery, New Haven (KB) (GA) Kulturhof Flachsgasse, Städt. Galerie Speyer. (KB) (GA) 2004 Dean Clough Galleries, Halifax (KB) (GA) 2005 Goethe Institut, San Francisco (KB) (GA) 2006 Landesbibliothek Speyer (KB) (GA) Herrenhof Mußbach (EA) Museum Schloß Burgk (KB) (GA) 2007 Galerie Actéon, Brüssel (Kat) (GA) (EA) = Einzelausstellung, (GA) = Gruppenausstellung, (Kat) = Katalog, (KB) = Künstlerbuch, (M) = Messe 285 Arbeiten in öffentlichen Sammlungen (Auswahl) BASEL, Universitätsbibliothek BERLIN, Akademie der Künste, Kupferstichkabinett BOSTON, Public Library BURGK (SAALE), Museum Schloß Burgk CAMBRIDGE, Harvard-University, Houghton Library; Yale University, Sterling Manor Library DEN HAAG, Rijks Museum DUBLIN, National Library of Ireland EDENKOBEN, Künstlerhaus Edenkoben DRESDEN, Kupferstich-Kabinett; Sächsische Landesbibliothek FRANKENTHAL (Pfalz), Stiftung der Sparkasse Stadt Frankenthal FRANKFURT/Main, Stadt- und Universitätsbibliothek HAMBURG, Museum für Arbeit und Handwerk KÖLN, Museum Ludwig, Graphische Sammlung LONDON, Victoria and Albert Museum, National Art Library LEIPZIG, Deutsches Buch- und Schriftmuseum MAINZ, Gutenberg-Museum, Staatskanzlei, Landesmuseum; Kunstsammlung des Landes Rheinland-Pfalz MARBACH, Schillernationalmuseum, Deutsches Literaturarchiv MÜNCHEN, Bayerische Staats- und Universitätsbibliothek NEW YORK, Columbia University, Special Collections, Public Library; MoMA, Graphic Library Department NÜRNBERG, Germanisches Nationalmuseum OAKLAND/CA, Mills College OFFENBACH, Klingspor Museum PARIS, Bibliothèque nationale de France SAN FRANCISCO, Public Library SCHWERIN, Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern SPEYER, Landesbibliothek STUTTGART, Staatsgalerie, Graphische Sammlung; Württembergische Landesbibliothek STANFORD, University, Green Library WOLFENBÜTTEL, Herzog-August-Bibliothek ZÜRICH, Museum für Gestaltung; Zentralbibliothek 286 Nikolai Makarov Maler, Graphiker 1952 in Moskau, UdSSR, geboren. 1969–72 Besuch des Instituts für Fremdsprachen, Moskau. 1974 Arbeit in der Werkstatt des MOSFILM Studio, Moskau. 1975 Non-con-formist Art, Moskau; Umzug nach Ost-Berlin. 1976–80 Studium an der HumboldtUniversität Berlin. 1984–87 Akademie der Künste, Meisterschüler von Werner Klemke, Berlin, Rudolf Hausner, Wien. Seit 1988 Mitglied des Künstlerhauses der Österreichischen Gesellschaft der Bildenden Künste. Nikolai Makarovs Malerei bewegt sich außerhalb aller aktuellen Trends. Stilistisch und kompositorisch knüpft er an die Tradition der alten Meister an, beispielsweise läßt er sich auf die Lichtführung von Rembrandt ein. Die Farbstimmung der Arbeiten verleiht ihnen meditative Versunkenheit; musikalisch ausgedrückt dominiert die Klangfarbe des Adagios. Seine aus allen Zeitund Raumbezügen gelösten Bildinhalte vermitteln dem Betrachter Stille und Kontemplation. Neben Porträts und weiblichen Akten wählt Makarov als Motiv berühmte architektonische Denkmäler. Jedoch verleiht er den Bauwerken neue Substanz und Form, indem er den jahrhundertealten Mamor in Gefühle und Leidenschaften transformiert. Kathedralen lächeln, Kirchenschiffe sind traurig, das Kolosseum in Rom streckt zur Begrüßung die Arme aus. Auch sein monolithisch-modernistischer Eiffelturm erweist sich als Manifestation einer anderen Welt. Alles erscheint in Bewegung, als blicke man durch die Fenster eines fahrenden Zuges. Makarovs Technik ist arbeitsintensiv und sehr sorgfältig. Die Arbeiten wirken mysteriös und träumerisch, überzogen mit einer Melancholie, die aus der Seele seines Vaterlandes Russland stammt. Des Künstlers Grundierung mit Weiß und Schwarz wird mit lebhaften Farbtönen erweitert. Diese sind in verschiedenen Schichten aufgetragen und bauen das Bild von innen heraus auf. In seinen Porträts spürt Makarov dem geheimnisvollen Helldunkel rembrandtscher Menschenbilder nach, jedoch sucht er seine Modelle im unmittelbaren Alltag, im Freundeskreis, in der Kulturszene, im öffentlichen Leben der Stadt Berlin – von Albert Einstein bis zu den Architekten Philipp Johnson und Max Dudler, von den Bühnenkünstlern Max Raabe und Peter Fitz bis zu Katharina Thalbach. In einer diffusen Räumlichkeit entsteht ein vielschichtiger Ausdruck der Physiognomie als vibrierende Momentaufnahme des jeweiligen Charakters. Den weiblichen Akten gibt er durch seine Malweise zwischen Licht und Schatten, Verdichtung und Auflockerung eine mit Vergänglichkeit vermischte Sinnlichkeit. 287 Die Ausbreitung des Lichts oder seine Widerspiegelung wirkt in Makarovs Bildern wie ein Katalysator. Selten sieht man direktes Licht, eher Gegenlicht, um Form und Volumen besser zu verdeutlichen. In undurchdringbarem Halblicht beschwört der Künstler seine eigene Welt, hofft auf das Sich-Versenken des Betrachters über die Gegensätzlichkeit des Seins. Ausgangspunkt bleibt stets der Dualismus von Licht und Nacht, von Leben und Tod. Der russische Künstler lebt und arbeitet in Berlin und New York. 1989–2007 Ausstellungen (Auswahl) 1989 The Late Freedom. Kunstamt Tempelhof, Berlin (EA) 1990 The Plot. Avant-Garde Galerie, Berlin (EA) 1991 The Plot. Blue Point Galerie, Berlin (EA) Dialogue with Rembrandt. Galerie der Akademie der Künste, Berlin (EA) 1992 Hymns of the Night, Graphisches Portfolio (GA) 1992–94 Konzeptionelle Entwicklung, Das Stille Museum, Berlin (GA) 1994 Das Stille Museum, Berlin (EA) 1995 Nikolai Makarov, Mimi Ferzt Galerie, New York (EA) Art Box, Waregem, Belgien (EA) 1996 American Business Center, Berlin (EA) Der meditative Raum, Schloss Kröchlendorff, Berlin (GA) Mimi Ferzt Galerie, New York (EA) 1997 Art Box, Waregem, Belgien (GA) Re-presenting Representation III, Arnot Art Museum Elmira, New York (GA) Contempo Galerie, Grenchen, Schweiz (GA) New Paintings and Meditation Room, Mimi Ferzt Galerie, New York (EA) Celebrating the Still Life, Mimi Ferzt Galerie, New York (GA) 1998 Symposium on Spirituality in Art, Arnot Art Museum, Elmira, New York (GA) 1999 Nudes. Mimi Ferzt Galerie, New York (GA) Nikolai Makarov, Mimi Ferzt Galerie, New York (EA) Nikolai Makarov, Infobox, Berlin (EA) Zehn Jahre nach dem Berliner Mauerfall, Galerie im Parlament, Berlin (GA) 2000 Hilgemann Galerie, Berlin; Kunsthalle Osnabrück (GA) New York, Mimi Ferzt Galerie, New York (EA) Triennale für Originaldruckgrafik, Grenchen, Schweiz (GA) 2001 Nikolai Makarov, New Works, Mimi Ferzt Galerie, New York (EA) 2002 New Works, Mimi Ferzt Galerie, New York (EA) 2003 New York Revisited, Mimi Ferzt Galerie, New York (EA) 2004 Portraits, Mimi Ferzt Galerie, New York (GA) Europe, Mimi Ferzt Galerie, New York (EA) 2005 Porträts von N. Makarov, Galerie Schoen + Nalepa, Berlin (GA) Horizonte, Mimi Ferzt Galerie, New York (GA) 288 2006 Mimi Ferzt Galerie, New York (EA) Kunstverein Wolfsburg (EA) Modern Landscapes, Galerie Burkhard Eikelmann (EA) 2007 Mimi Ferzt Galerie, New York (EA) (EA) = Einzelausstellung, (GA) = Gruppenausstellung Arbeiten in öffentlichen Sammlungen ALTENBURG, Lindenau Museum BERLIN, Akademie der Künste BERLIN, Akademie der Wissenschaften BERLIN, Berlinische Galerie BERLIN, Das Stille Museum BERLIN, Kupferstichkabinett – Sammlung der Zeichnungen und Druckgraphik BERLIN, Museum Haus am Checkpoint Charlie CAMBRIDGE, MA, Busch-Reisinger-Museum, Harvard University LEIPZIG, Museum der Bildenden Künste MOSKAU, Tretjakov Galerie NEW YORK, Arnot Art Museum, Elmira NEW YORK, Museum of Modern Art 289 Hans Scheib Bildhauer 1949 in Potsdam geboren, aufgewachsen in Berlin, Schriftsetzerlehre 1971–1976 Studium an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden 1976 Umzug nach Berlin Prenzlauer Berg, seitdem freiberuflich tätig 1985 Ausreise nach Westberlin 1995 Kunstförderungspreis der Akademie der Künste, Berlin; Wettbewerb »Denkmal für die ermordeten Juden Europas«, 1. Preis zusammen mit H. Rolfes, Christine Jackob-Marks und Reinhard Stangl (nicht realisiert) 2001 Mitglied der Freien Akademie der Künste in Hamburg 2004 Studienaufenthalt in der Villa Romana, Florenz und Werkstatt in Tblissi, Georgien 2005 Bautzener Kunstpreis Hans Scheib ist einer der wenigen der polychromen Holzplastik verpflichteten Bildhauer. Thematisch steht die menschliche Figur im Mittelpunkt seines Schaffens. Expressive Mimik und Gestik lösen oftmals eine provozierende Wirkung aus. Ironie und Groteske sind in ihrer Übersteigerung wesentliche Ausdrucksmittel der menschlichen Figur, aber auch der Tierbilder. Über das Archaische hinausgehend bezieht Scheib ganz bewusst die sinnliche Körperlichkeit selbst in asketisch erscheinenden Figuren ein, steigert ihren Ausdruck bis zur psychischen Exzentrik. Die gebeilte Oberfläche läßt Spuren von Verletzlichkeit und seelischer Verwundung sichtbar werden. Sie werden durch die partielle farbige Fassung noch gesteigert. Auf diese Weise kann Scheib aktuelle, gesellschaftskritische Themen aufgreifen. Seine Aktzeichnungen und Aquarelle erscheinen in ihren Stilmitteln dagegen liniengraphisch reduziert. Hans Scheib ist ein guter Beobachter mit Menschenkenntnis. Er drückt auf dem Papier und in Holz geschlagen aus, was er bei seinem Gegenüber im Inneren entdeckt, sei es der offene, neugierige Charakter in einem Portrait, sei es die Zerissenheit einer Person, die ihren kantigen Oberkörper auf verdrehten dünnen Beinen trägt. In den kleinen Bronzen wird Scheib harmonischer, verspielter, gönnt sich mythologische Themen, wie z.B. »Phaeton«, ein »Turnendes Kind«, ein mit einem Ball jonglierendes Kätzchen oder auch ein in »Flucht« davonlaufendes nacktes Mädchen. Der Künstler lebt und arbeitet in Berlin. 290 1986–2007 Ausstellungen (Auswahl) 1986/87 Haus am Waldsee, Berlin (GA) Mannheim (GA) Wilhelmshaven (GA) Amsterdam (GA) 1987 Galerie Niepel, Düsseldorf (EA) 1988 Galerie Eva Poll, Berlin Mannheimer Kunstverein, Mannheim (EA) 1989 »Bleu de Prusse«, Goethe-Institut, Paris (GA) 1993 »Weiße Fahne–Gebranntes Kind–Watzmann«, Kloster Unser Lieben Frauen, Magdeburg (GA) 1994 Galerie Brockstedt, Hamburg (EA) 1994 »12:05«, Braunschweig (GA) Düsseldorf (GA) Frankfurt/Oder (GA) Berlin (GA) »Das Okapi ist schön«, Gerhard-Marcks-Haus, Bremen (EA) 1995 Galerie Kasten, Mannheim »Artists from Aspen/Colorado and Berlin«, Berlin, Aspen/Colorado (EA) 1995 »Der Goldene Topf«, Dresden (Zitronenpresse) (GA) 1996 »Trois artistes berlinois«, Carré St. Anne, Montpellier (GA) 1998 Stadtmuseum Göhre, Jena (EA) Schleswig Holstein Haus, Schwerin (EA) 1999 »Hans Scheib: Figur«, Märkisches Museum, Witten (EA) 2000 »Forum Box«, Helsinki (EA) 2001 »Phaethon«, Kunsthalle Darmstadt Galerie TSM, Tbilissi (EA) Galerie Kasten, Mannheim (EA) Galerie Hofmann + Kyrath, Berlin (GA) Galerie Bauscher, Potsdam (mit Hans-Otto Schmidt) (GA) Deutsche Forschungsgemeinschaft, Bonn – Bad Godesberg (mit Peter Herrmann) (GA) 2003 Galerie am Savignyplatz, Berlin (EA, GA) 2004 Wintersalon, Galerie Eva Poll, Berlin (GA) 2005 Bautzener Kunstpreis des Bautzener Kunstvereins, Stadtmuseum Bautzen (EA) Galerie Brockstedt/Berlin (EA) 2. Internationale Biennale Beijing (China) (GA) 2006 Galerie Bauscher, Potsdam (EA) (EA) = Einzelausstellung, (GA) = Gruppenausstellung Arbeiten in öffentlichen und privaten Sammlungen BERLIN, Berlinische Galerie, Landesmuseum für Moderne Kunst, Photographie und Architektur 291 Uli Staiger Fotograf geboren in Tailfingen Baden-Württemberg 1987–1990 Fotographenlehre 1990–1992 Aufenthalt in den USA, u.a. bei Neil Molinaro in New Jersey 1996–1998 Studium an der Fachschule für Fotographie in Potsdam, Abschluß als Fotografenmeister und Fototechniker 1998 Gründung des Studios »die licht gestalten« in Berlin 1966 In seinen Bildern bildet Uli Staiger surreale Welten ab, Versatzstücke der Wirklichkeit, die technisch perfekt so kombiniert werden, dass Schnittstellen nicht mehr sichtbar sind. Der Photograph Staiger hat sich im Bereich »Stillife« spezialisiert. Neil Molinaro, ein detailbesessener Stillifeprofi in New Jersey beeinflußte ihn. Reisen nach Chile, Argentinien und Nordamerika führten zu Landschaftsaufnahmen und Industriereportagen. Außerdem besitzt Staiger ein Faible für gutes Design: schlicht und funktional. Je alltäglicher die Gestalt der Dinge, desto reizvoller die Verfremdung durch ungewöhnliche Perspektiven oder verfälschte Größenverhältnisse. Seit 1996 arbeitet Uli Staiger digital. Die Photos sind Mosaiksteine für eine Bildidee, die danach am Computer entsprechend der Phantasie des Photographen umgesetzt wird. Durch die Gestaltungsmöglichkeiten der digitalen Bildbearbeitung wurde sein Stil der »inszenierten Photographie« gelöster und breitgefächerter. Staiger bringt durch Zerstörung Bewegung in seine Motive, ohne gewalttätig zu wirken. In surrealen Montagen entfalten banale Gegenstände ein turbulentes Eigenleben, werden durch Vermischung verschiedener Motive aufgelöst und spielerisch umgedeutet. Seine Photos zeigen oft dramatische Lichterscheinungen, wobei der Himmel zu einem wichtigen Element seiner Kompositionen wird. Diese Himmelserscheinungen suggerieren surreal anmutende Welten, in denen Kartoffelpressen aufmarschieren, Käsereiben Spalier stehen und Teekessel, Tassen und Zitronenpressen ihr Unwesen treiben. Der Perfektionismus seiner in sich stimmigen Bilder und ihrer Spiegelungen ergibt einen »paradoxen Realismus«. Staiger fixiert seine Ideen zunächst mit Bleistift auf Papier. Das Panoramaformat wird für die Abzüge bevorzugt. Er nähert sich mit den Mitteln der Photographie der bildnerischen Kraft der Malerei. Ziel und Resultat der Arbeit bleibt ein Unikat – Original, bzw. klassisch ausgedrückt: ein Vintage-Abzug. Es gibt nur noch »das Original«, auch mit der Einführung der digitalen Dimension. Die photographische Technik bleibt erhalten, da die digitalen Bilddaten über die Belichtung wieder auf die Fotoemulsion rückübertragen werden. Der Photograph lebt und arbeitet in Berlin. 292 1993–2007 Ausstellungen (Auswahl) 1993 1994 1997 2000 2002 2003 2004 2004 2005 2006 the well aimed shot, Kunstforum der Firma Rohrbach Zement, Balingen (EA) Kunst gegen Aids, Palais am Festungsgraben, Berlin (GA) Top-Taxi-Galerie, Berlin (EA) PPS-Galerie, Berlin (EA) International exhibition of Photography, Oregon (GA) State Fair, Oregon, USA (GA) HASSELBLAD Austrian Supercircuit, Linz, Österreich (GA) Fabrica das artes, Torres Vedras, Portugal (EA) Ars Fantastica, Trierenburg, Österreich (GA) Willy-Brandt-Haus, Berlin, ADOBE Award 2003 (GA) HASSELBLAD Austrian Supercircuit, Linz, Österreich (GA) Galerie Prates, Lissabon (EA) HASSELBLAD Austrian Supercircuit, Linz, Österreich (GA) Gesellschaft für Fotografie gff, 100 Bilder des Jahres 2003, Berlin (GA) Werbefotopreis der Druckerei Seltmann, Städtische Galerie Lüdenscheidt (GA) DOCMA Award, photokina, Köln (GA) Internat. Fototage, Laupheim (EA) The Ultimate Eye Foundation, Peninsula Museum of Art, Belmont, Kalifornien (GA) Trierenberg Supercircuit, Linz, Österreich (GA) Galerie modest imperial, Berlin (EA) (EA) = Einzelausstellung, (GA) = Gruppenausstellung 293 Literaten Thomas Brussig, geboren 1965 in Berlin, nach einer Berufsausbildung als Baufacharbeiter und dem Abitur ab 1984–90 wechselnde Tätigkeiten, u. a. als Museumspförtner, Tellerwäscher, Reiseleiter, Hotelportier, Fabrikarbeiter, Fremdenführer; dazwischen Wehrdienst, 1990–93 SoziologieStudium in Berlin, ab 1993 Dramaturgie-Studium an der Filmhochschule »Konrad Wolf« Potsdam-Babelsberg, seit 1995 freiberuflicher Schriftsteller. 1999 Drehbuchpreis der Bundesregierung für »Sonnenallee« (mit Leander Haußmann); 2000 Hans-Fallada-Preis der Stadt Neumünster; 2005 Preisträger der Carl Zuckmayer-Medaille, Rheinland-Pfalz. Jürgen K. Hultenreich, geboren 1948 in Erfurt. Schaufensterdekorateur, Musiker und Bibliothekar. Seit seiner Übersiedlung nach Berlin-West 1985 freiberuflicher Schriftsteller in Berlin. 1990 Marburger Literaturpreis. Zahlreiche Veröffentlichungen. Hasan Özdemir, geboren 1963 in Sorgun, Türkei. Lebt seit 1979 in Oggersheim, Ludwigshafen am Rhein. Studium der Philosophie, Germanistik und Deutsch als Fremdsprachenphilologie in Heidelberg. Bislang sind sechs Gedichtbände erschienen. Seine Gedichte wurden in viele Sprache übersetzt. Er erhielt mehrere Stipendien, unter anderem die Fördergabe für Literatur des Bezirksverbandes des Landes Rheinland-Pfalz 2002. 294 Fachtextautoren Clemens Jöckle, geboren 1950 in Wasserlos, Bayern. Kunsthistoriker, künstlerischer Leiter der Städtischen Galerie Speyer, Kulturhof Flachsgasse, Vorstandsvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Pfälzer Kunst. Zahlreiche Veröffentlichungen zu kunsthistorischen, ikonographischen Themen sowie Essays zur zeitgenössischen Kunst, u. a. über Roland Berst, Adolf Doerner, Friedrich Jossé, Kurt Passon, Max Slevogt, Heinrich Strieffler, Heinrich von Zügel, Ikonographie der Heiligen, Geschichte der pfälzischen Malerei, den Vatikan, pfälzische Expressionisten und spätgotische Tafelmalerei. Dr. Walter Stephan Laux, geboren 1956 in Kaiserslautern. Ab 1976 u. a. Studium der Kunstgeschichte, Geschichte, Philosophie, Archäologie in Berlin, Paris, Heidelberg. Studien zur arabischen Kunst in Kairo. 1985 Promotion über die Kunst der Berliner Sezession (bei Prof. D. Schubert). 1985 bis 1988 als Stipendiat der Thyssen Stiftung an der Kunsthalle Mannheim. Mitarbeit an der kritischen Aufarbeitung der graphischen Sammlung. Organisation von Ausstellungen, Katalogbeiräge, Publikationen und Vorträge zu Themen um Edward Munch, Vincent van Gogh, Lovis Corinth (Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft), Dürer, Piranesi und der Gegenwartskunst. Mehrere Lehraufträge zur Malerei und Graphik des 19. und 20. Jahrhunderts. Prof. Dr. Wilfried Menghin, geboren 1942 in München. Studium der Vor- und Frühgeschichte, Provinzialrömische Archäologie, Ethnologie, Mittlere Geschichte in München, Gießen und Regensburg. 1971 Promotion LudwigMaximilian-Universität München. 1971–1972 Verwalter der Dienstgeschäfte eines wissenschaftlichen Assistenten an der Uni Regensburg. 1972–1990 Germanisches Nationalmuseum, zuletzt als Hauptkonservator und Direktor. 1986 Habilitation an der Universität Regensburg. 1990 außerplanmäßiger Professor an der Universität Regensburg. Seit 1990 Direktor und Professor des Museums für Vor- und Frühgeschichte, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz. 1991 Honorarprofessor an der Freien Universität Berlin. 295 Dr. Manfred Nawroth, geboren 1961 in Hof/Saale. Kustos am Museum für Vor- und Frühgeschichte, Staatliche Museen zu Berlin. Studium der Vor- und Frühgeschichte, Mittelalterlichen und Neueren Geschichte in Marburg, Bonn und Erlangen. 1988 Magister Artium an der Universität Erlangen. 2000 Promotion an der Freien Universität Berlin mit dem Thema »Das Gräberfeld von Pfahlheim und das Reitzubehör der Merowingerzeit«. 1993–2001 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Germanischen Nationalmuseum Nürnberg, seit 2001 am Museum für Vor- und Frühgeschichte, Staatliche Museen zu Berlin. Dr. Heino Neumayer, geboren 1960 in Ludwigshafen/ Rhein. Studium der Vor- und Frühgeschichte, Klassischen Archäologie und Alten Geschichte in Mainz, Würzburg und Tübingen. 1990 Promotion an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz; Volontariat am Museum für Vor- und Frühgeschichte, Staatliche Museen zu Berlin, Grabungsleitung auf verschiedenen Ausgrabungen in Berlin und Brandenburg. Seit 2001 Kustos am Museum für Vor- und Frühgeschichte, Staatliche Museen zu Berlin. Dr. Ulrike Oppelt, geboren 1964 in Wuppertal. Studium der Geschichte, Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften und Kunstgeschichte an der Universität zu Köln und an der Freien Universität Berlin (MA 1994). 1995–1998 wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Arbeitstelle für Kommunikationsgeschichte und interkulturelle Publizistik (AKiP) der Freien Universität Berlin. 1999 wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Institute of Electronic Business e. V./An-Institut der Universität der Künste, Berlin. 2001 Promotion in Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, Freie Universität Berlin. 2004 Gründung von Art In Flow – Zeitgenössische Kunst/Kunstvermittlung. 296 Dr. Gerhard Quaas, geboren 1942 in Erfurt. Studium der Landwirtschaftswissenschaften an der Friedrich-SchillerUniversität in Jena. Studium der Geschichte an der HumboldtUniversität in Berlin. 1985 Promotion. 1975–1990 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Museum für Deutsche Geschichte. Seit 1990 Sammlungsleiter/Militaria am Deutschen Historischen Museum. Prof. Dr. Dietrich Schubert, geboren 1941 in Gera. Studium der Kunstgeschichte, Germanistik und Soziologie in Leipzig und nach Verlassen der DDR ab 1964 in Freiburg, Wien und München. Promotion 1970 mit einer Arbeit über den Braunschweiger Monogrammisten. Von 1971 bis 1977 Assistent an der Universität Regensburg, dann bis 1980 Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft. 1980 Habilitation an der Technischen Universität München mit einer Arbeit zur Kunst Wilhelm Lehmbrucks. Seit 1980 ordentlicher Professor am Kunsthistorischen Institut der Universität Heidelberg. Seit 2006 emeritiert. Dietrich Schubert lehrte und publizierte über Probleme der gotischen Kunst in Sachsen und Thüringen (Köln 1974), Denkmalssucht und Denkmalsseuche (1976, 1984), Breughel und die niederländische Malerei des 16. Jahrhunderts, die Plastik Wilhelm Lehmbrucks (1977, Festschrift Wilhelm Braunfels und der kritische Werkskatalog 1980 ff.). Seine Biographie zu Otto Dix gilt als die fundierteste Arbeit zu diesem Künstler. Publikationen, Vorträge zu Friedrich Nietzsche, Heinrich Heine, Alfred Hrdlicka, Georg Eisler, Vincent van Gogh, Max Beckmann, Carl Einstein, Walter Benjamin, Max Taut und Problemen der expressionistischen Kunst um nur die Wichtigsten zu nennen. Dr. Johannes Willers, geboren 1945 in Bamberg. Oberkonservator am Germanischen Nationalmuseum. Leiter der Abteilung Waffensammlung, Wissenschaftliche Instrumente, Pharmaziehistorische Sammlung. Studium der fränkisch/bayerischen Landesgeschichte, Kunstgeschichte und Germanistik an der Universität Erlangen. 1973 Promotion mit einem Thema zur Geschichte der Nürnberger Handfeuerwaffen. Seit 1973 am Germanischen Nationalmuseum. Mitarbeit an zahlreichen Rundfunk- und Fernsehsendungen im In- und Ausland zu historischen Themen. Langjährige Mitarbeit im Vorstand der Arbeitsgemeinschaft der waffen- und militärkundlichen Museen und Sammlungen der Bundesrepublik Deutschland. Mitgliedschaft und Mitarbeit bei verschiedenen historischen Gesellschaften. Zahlreiche Publikationen zur Geschichte der Waffen und der wissenschaftlichen Instrumente. 297