Kontrastive Linguistik und Übersetzung (Italienisch)
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Kontrastive Linguistik und Übersetzung (Italienisch)
Kontrastive Linguistik und Übersetzung (Italienisch) SS 2015 – 08.07.2015 ÜBERSETZUNG UND RESTRIKTIONEN BEI DER UNTERTITELUNG UND SYNCHRONISATION VON FILMEN Audiovisuelle Translation Unter audiovisueller Übersetzung versteht man allgemein das Übersetzen von Medienformaten, die einen sichtbaren und einen hörbaren Teil haben. Heike E. Jüngst. 2010. Audiovisuelles Übersetzen. Ein Lehr- und Arbeitsbuch. Tübingen: Narr, 1. Synchronisation, Untertitelung, Voice-Over; Übertitel, Filmdolmetschen mehrdeutige Rezipientensituation: „kommunikative Dreiecksbeziehung“ Nagel (2009, 53) „Die Kommunikation findet einerseits zwischen den Personen auf der Leinwand statt, andererseits kommuniziert‘ der Film auch mit dem Zuschauer, der die passive Rolle eines Beobachters inne hat, gleichzeitig aber der eigentliche Zielrezipient der Kommunikation ist.“ Nagel, Silke. 2009. „Das Übersetzen von Untertiteln. Prozess und Probleme der Kurzfilme SHOOTING BOOKIE;, WASP und GREEN BUSH“, in: Nagel, Silke et al (Hg.). Audiovisuelle Übersetzung. Filmuntertitelung in Deutschland, Portugal und Tchechien. Frankfurt am Main et al.: Lang, 53. Der audiovisuelle Text Multimedialer Text: „Schriftexte, die erst zusammen mit bildlichen Darstellungen […] oder mit Musik […] das vollständige Informationsangebot ausmachen, weisen alle eine Interpendenz der verschiedenen Medien bei der Textgestaltung auf. Ohne Beachtung der Interpendenzen können solche Texte nicht adäquat übersetzt werden. Wir fassen solche Texte in einem eigenen Typ, dem multi-medialen Texttyp, zusammen […]. Reiß, Katharina/Vermeer, Hans J. 1991. Grundlegung einer allgemeinen Translationstheorie, Tübingen: Niemeyer, 221. die audiovisuelle Translation und die semiotische Perspektive Film als polysemiotischer Texttyp (vs. monosemiotisch) mehrere Informationskanäle zur Vermittlung der Nachricht: Kombination von visuellen und akustischen Elementen, von verbalen und non-verbalen Zeichen Gottlieb legt vier Informationskanäle für filmische Medien fest: - verbal auditory channel/akustische verbale Zeichen: Dialog, Liedtexte non-verbal auditory/akustische non-verbale Zeichen: Musik, Geräusche verbal and visuel channel/visuelle verbale Zeichen: Straßenschilder, Briefe, Zeitungsausschnitte non-verbal visuel channel/visuelle non-verbale Zeichen: Filmaufnahmen als solche Gottlieb, Henrik. 2001. „Subtitling“, in: Mona Baker (Hg.). Routledge encyclopedia of translation studies. London: Routledge. 244-248. - Schwierigkeit bei der Untertitelung: der Untertitler hat nur Einfluss auf Kanal 1 und 3 – mögliche Diskrepanz zwischen Bildern und Untertiteln Vorteil bei der Untertitelung: Zusammenwirken der einzelnen Kanäle – Auslassen einzelner Elemente aus Kanal 1, die aus den anderen Kanälen erschlossen werden können der monosemierte Untertiteltext darf nicht vom filmischen Material getrennt werden: Untertitelung als 5. Kanal Feedback-Effekt Sprache steuert die Wahrnehmung der anderen Kanäle „in other words, la raison d’être for interlingual subtitling is that it makes linguistic elements that form part of the sign understandable to the viewer who does not have the command of the source language, and it does so within the framework of the sign as a whole” Kruger, Helena. 2001. “The creation of interlingual subtitles: Semiotics, equivalence and condensation”, in: Perspectives 9/3, 189. „Durch Sprache wird festgelegt, auf welche semantische Einzelheit es im polysemen Bild ankommt, was umgekehrt auch schon immer zur Manipulation verleitet hat“ Rauh (2002: 1836) Synchronisation vs. Untertitelung Romania: Synchronisat ionsländer Untertitelun gsländer Frankreich, Italien, Spanien, spanischsprach ige Länder Lateinamerika s, wallonischer Teil Belgiens (in Anlehnung an Frankreich) Portugal, Rumänien, generell häufiger in kleineren Ländern bzw. Sprachgemeins chaften flandrischer Teil Belgiens (in Anlehnung an die Niederlande) „Études des besoins et pratiques de l’industrie audiovisuelle. Rapport final“. 2007.http://www.larp.fr/dossiers/wpcontent/uploads/2010/07/Media-Consulting-Groupe-Etude-des-besoins-et-pratiques-de-lindustrie-audiovisuelle-europ%C3%A9enne-enmati%C3%A8re-de-doublage-et-sous-titrage-141107.pdf (02.03.2015), 70 (Luyken et al. 1991, 33 bzw. 113) Untertitelung Synchronisation Vorteile Nachteile Vorteile Nachteile Geringere Kosten der Produktion (besonders für kleinere Produktionsfirmen) Ablenkung von den visuellen Informationen – Zerstörung der Einheit von Bild und Dialog Synchronisation macht Verluste nur schwerer erkennbar Anfälliger für Zensuren, da kein direkter Vergleich mit dem Original möglich ist Authentizität: Stimmen des Originals bleiben hörbar (die Stimmen sind oft untrennbar mit Mimik und Gestik verbunden) Unvermeidliche Verkürzung des Textes bei der Umwandlung der gesprochenen in geschriebene Sprache (Verlust der Mündlichkeit: Pausen, Interjektionen) Steigerung der fremdsprachlichen Kompetenz der Zuschauer Erhöhung des Anteils untertitelter Filme durch das Medium der DVD Sehr zeitaufwendig: Übersetzung des Ausgangstextes, Überarbeitung der Übersetzung – Lippensynchronität, Einlesen im Synchronstudio Theoretische Unterscheidung Untertitelung vs. Synchronisation I horizontaler Transfer einseitiger Sprachtransfer, wie z.B. bei der Synchronisation vertikaler Transfer Transfer von einem Sprachmodus zum anderen, z.B. intralinguale Untertitel diagonaler Transfer Sprachtransfer und den Codewechsel vom code verbal zum code écrit, z.B. interlinguale Untertitel > fünfter Kanal Interlinguale Untertitelung als diagonaler Transfer Änderung des Sprachmodus: gesprochene Sprache wird in geschriebenen Text umgewandelt; sowohl Sprache (horizontaler Transfer) als auch Sprachmodus (vertikaler Transfer) verändert sich vom AT zum ZT Eindimensionaler Transfer: die Sprache ändert sich, aber der Sprachmodus bleibt im AT und ZT derselbe (Synchronisation: mündl.; literarische ÜB: schriftl.) Definition von Untertiteln „Das Untertiteln als Übersetzungsmethode kann definiert werden als die Übertragung in eine andere Sprache (1) von verbalen Aussagen (2) in filmischen Medien (3) in Form von ein- oder zweizeiligen Texten (4), präsentiert auf Leinwand oder Bildschirm (5) und synchron zur Originalaussage (6).“ Gottlieb, Henrik. 2001. „Authetizität oder Störfaktor“, in: Schnitt. Das Filmmagazin 21, 12-15. Subtitling can be defindes as a (1) written, (2) additive, (3) synchronus type of translation of a (4) fleeting and (5) polysemiotic text. Klassifikation von Untertiteln Díaz Cintas: intralinguale vs. interlinguale Untertitel Unterscheidung nach linguistischen und technischen Parametern Díaz Cintas, Jorge. 2008. „Pour une classification des sous-titres à lépoque du nunérique“, in: Lavaur, Jean-Marc (Hg.). La traduction audiovisuel. Approche interdisciplinaire du sous-titrage. Bruxelles: De Boeck. „le sous-titrage intralinguistique implique un passage de l’oral à l’écrit tout en restant au sein d’une même langue, d’où la réticence de certains à le considérer comme une véritable traduction.“ (z.B. Untertitel für Taubstumme) „Le sous-titrage est considéré comme interlinguistique lorsqu’il implique la traduction d’une langue source vers une langue cible.“ Einschränkungen bei der Erstellung von Untertiteln Gottlieb: „die Synthese der vier synchronen Übertragungswege, also von Bild , nonverbalem Ton, Dialog und Untertitel [...] muss verglichen werden mit der Originalversion. [...] will man Untertitel auf ihre Qualität prüfen, ist zu untersuchen, in welchem Ausaß die untertitelte Version als Ganzes die semantische Gestalt des Originals transportieren kann“. Film-, Lese- und Sprechrhythmus zu beachten Filmrhythmus: Filmschnitt und Kamerabewegung, Sprechrhythmus und Charaktere Untertitel nicht über Schnitte hinweg stehen lassen Genügend Abstand zum Outcut-TC von Bildern Sprechrhythmus: ist dem jeweiligen Sprecher eigen und charakterisiert ihn Untertitel sollten idealerweise synchron mit dem Sprecher einsetzen und höchsten eine Sekunde nach dem Ende des Sprechereinsatzes ausgeblendet werden Leserhythmuss des Zuschauers: Lesen dauert länger als Hören Untertitel können nur in dem kurzen Moment ihrer Einblendung rezipiert werden, in dem gleichzeitig visuelle und akustische Informationen erarbeitet werden müssen gute Lesbarkeit, einfache Syntax und und Lexik, Auswahl geläufiger Wörter Standzeit der Untertitel: 6-Sekunden-Regel Zuschauer bei zweizeiligen Untertiteln knapp 22% der Filmzeit auf die Untertitel schauen und somit vom Gesamtbild abgelenkt werden. Ohne Untertitel verbringt das Auge nur etwa 2% in diesem unteren Bereich des Bildes (Ydewalle 1991, zit. nach Pruys 1997: 78) - maximal zweizeilige Untertitel mit je 36 bis 38 Zeichen eine Standzeit von minimal zwei und maximal sechs Sekunden eine Mindeststandzeit von 1,5 Sekunden (vgl. die Lesegeschwindigkeit) die Untertitel dürfen nicht über einen Szenenwechsel hinaus stehen ein Abstand von mindestens 1/6 bis 1/4 Sekunde zwischen den einzelnen Untertiteln. Untertitelungsverfahren Verfahren nach Gottlieb zur Kürzung des filmischen Dialogs (1997: 75): quantitative Kürzung darf nicht mit semantischer Kürzung gleichgesetzt werden! > kein Informationsverlust, sondern vielmehr eine konzise Version des Originaldialogs intersemiotische vs. intrasemiotische Redundanz Intersemiotische Redundanz: Stellen eines Filmes, an denen Elemente eines Dialogs gleichzeitig durch den visuellen oder akustischen Kanal wahrnehmbar sind Intrasemiotische Redundanz: Dialog selber auftretende Redundanzen, z.B. Wiederholungen oder spontansprachliche Elemente 9 Strategien: Transfer, Imitation, Transkription, Verlagerung, Expansion, Kondensierung, Dezimation, Deletion, Paraphrase Transfer: Übertragung gesamter Dialogteile, bei erhöhter Sprechgeschwindigkeit undurchführbar Imitation: identischer Ausdruck, kommt bei Eigennamen und Begrüßungen vor Transkription: Wiedergabe des Dialogs in schriftlicher Form, kommt bei der intralingualen Untertitelung und im Fremdsprachenunterricht vor Expansion: Umschreibung, Ergänzung, Erläuterung Selten: z.B. Kulturspezifika werden erläutert Kondensierung: verbale Redeanteile quantitativ um redundante Sprachmerkmale reduziert und durch prägnantere Ausdrucksweise simplifiziert Intersemiotische und intrasemiotische Redundanzen eliminiert Prototyp der Untertitelung OT: Non riesco a chiudere questa valigia. (Koffer ist auf dem Bildschirm zu sehen) – UT: Ich krieg ihn nicht zu. Dezimation (Teile der Aussage kürzen oder ganz weglassen)/Deletion (Wiederholungen, Füllwörter und Partikel, die ohne Informationsverlust weggelassen werden können): Verlust auf semantischer und stilistischer Ebene, meist bei Dialogen mit schnellem Sprechtempo angewendet z.B. Weglassen von Füllwörtern: OT: Infatti, non posso andare al cinema stasera. – UT: Ich kann heute nicht ins Kino gehen. Paraphrase/Umformulierung Neuformulierung eines Satzes OT: You should have heard what Doris said. It appears that ‘She goes out with American soldiers’ said behind your back means you’re well on the way to Hell and Damnation! UT: “Esca con un soldato Americano…e Lei è damnata!" Filmsynchronisation „das Wesen der Synchronisation besteht darin, eine vorgegebene Bildfolge mit Lauten einer anderen Sprache zu versehen“. Herbst (1994: 1) Lippensynchronität die Lippenbewegungen des Schauspielers sollen so genau wie möglich mit dem gesprochenen Text in der Zielsprache übereinstimmen Silbensynchronität die Geschwindigkeit und Anzahl der Silben innerhalb eines Satzes sollten so weit wie möglich übereinstimmen Gestensynchronität die Gestik des Schauspielers soll so weit wie möglich mit dem gesprochenen Wort übereinstimmen Literatur Díaz-Cintas, Jorge & Remael, Aline (2007). Audiovisual translation: subtitling. Manchester & Kinderhook: St. Jerome Publishing. Díaz Cintas, Jorge (2008). „Pour une classification des sous-titres à lépoque du nunérique“, in: Lavaur, Jean-Marc (Hg.). La traduction audiovisuel. Approche interdisciplinaire du sous-titrage. Bruxelles: De Boeck. Gottlieb, Henrik (1997). Subtitles, translation and idioms. Copenhagen: University ofCopenhagen. Gottlieb, Henrik (2001). “Subtitling”. In: M. Baker (Hrsg.), Routledge Encyclopedia of Translation Studies. London: Routledge. Jüngst, Heike E. 2010. Audiovisuelles Übersetzen. Ein Lehr- und Arbeitsbuch. Tübingen: Narr Verlag. Landis, Martina (2013). Untertitelung von Dialekt und Humor als Übersetzungsproblem. Analyse der bundesdeutschen und schweizerdeutschen Untertitel des Films Bienvenue chez les Ch'tis. http://archive-ouverte.unige.ch/unige:30909 (Zugang: 15.01.2015). Nagel, Silke (2009). „Das Übersetzen von Untertiteln. Prozess und Probleme der Kurzfilme SHOOTING BOOKIE;, WASP und GREEN BUSH“, in: Nagel, Silke et al (Hg.). Audiovisuelle Übersetzung. Filmuntertitelung in Deutschland, Portugal und Tchechien. Frankfurt am Main et al.: Lang. Reiß, Katharina/Vermeer, Hans J. (1991). Grundlegung einer allgemeinen Translationstheorie. Tübingen: Niemeyer, 221. Schröpf, Ramona. „Übersetzungsstrategien und Probleme beim Untertiteln“. http://sign-dialog.de/wp-content/diplomarbeit_200307_schroepf_ uebersetzungsstrategien.pdf (Zugang: 15.01.2015).