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02/2013 Duales System Deutschland GmbH 10 Start in ein zweites Leben 17 Anpfiff für sauberes Wasser 19 Reparieren statt Wegwerfen Erst einschalten, dann schenken! COOK’S ESSENTIALS Servierkasserolle ne Art.-Nr. 876 326 a be oh – QVC-Preis 39,75€ Rückg b A er und Wenn ke sch e n f ür G e m u z bis so g a r ! 4 1 0 31 .01 .2 WESCO Küchenwaage & -uhr Art.-Nr. 830 466 QVC-Preis 64,25€ Bei QVC , dem führenden deutsch en Anbieter im Teleshopping, erwarte n Sie nicht nur festliche Geschenkideen für die Weihnachtszeit, sondern auch rund um die Uhr eine riesige Produkt- und Program mvielfalt aus den unterschiedlichsten Bere ichen. Überzeugen Sie sich selbst und schalten Sie ein, zum Beispiel am 8. Dezember zu unserem großen „Festival der Küche“ mit inno vativen und praktischen Produkten rund ums Kochen und Genießen. Und allen Kurzents chlossenen empfehlen wir unser „Last-MinuteGeschenkeEvent“ am 20. Dezember. Entdecke n Sie tolle Geschenkideen, die noch rechtzeit ig zum Fest bei Ihnen sind! 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V. dafür, dass Menschen in Entwicklungsländern sauberes Wasser bekommen. 18 International 20 Aus der Praxis FRoSTA produziert nach einem selbstgestellten Reinheitsgebot und vertraut bei seinen Verpackungen auf den Grünen Punkt. 24 SERVICE 26 NACHGEFRAGT IMPRESSUM Herausgeber: Der Grüne Punkt – Duales System Deutschland GmbH, Frankfurter Straße 720–726, 51145 Köln Verantwortlich für den Inhalt: Klaus Hillebrand Lithografie: peters produktion, Erftstadt Druck: das druckhaus, Korschenbroich Titelfoto: Denis Allard/REA/laif Redaktion:Norbert Völl, Martina Lützeler-Pauli; punkt@gruener-punkt.de Text, Gestaltung und Realisation: komm.passion GmbH, Düsseldorf, www.komm-passion.de punkt_02/2013 Editorial Liebe Leserinnen und Leser, wie sieht die Rohstoffversorgung der Zukunft aus? Werden wir weiterhin alles, was wir für die Produktion brauchen, unter enormem Aufwand und mit schwerwiegenden Folgen für die Umwelt aus großen Löchern im Boden fördern? Oder gelingt es uns, Ressourcen im Kreislauf zu halten und immer wieder zu nutzen? In Deutschland sind wir mit der Kreislaufwirtschaft schon recht weit gekommen, Sekundärrohstoffe machen heute etwa 14 Prozent aller in der deutschen Industrie eingesetzten Rohstoffe aus – Tendenz steigend. Urban Mining nennt man das, die Stadt und ihre Mülltonnen als Bergwerk zu nutzen, aus dem sich Metalle wie Eisen, Kupfer und Aluminium, aber auch Kunststoffe, Glas und Papier fördern lassen. Der Grüne Punkt als Vorbild, die Wertstofftonne als Weiterentwicklung der Kreislaufwirtschaft: In vielen Großstädten und Landkreisen haben Verwaltungen und duale Systeme bereits zusammen eine Wertstofftonne eingeführt. Aber wie sollte eine Regelung für ganz Deutschland aussehen, wie sie eigent lich schon für die letzte Legislaturperiode angekündigt war? Damit hat sich die Prognos AG in unserem Auftrag befasst und untersucht, welche Organisations modelle sich da empfehlen würden. Das klare Ergebnis: Die Wertstofftonne sollte privatwirtschaftlich und im Wettbewerb organisiert werden. Das duale System bietet den Vorteil, dass es einen Player gibt, der in der Lage ist, die unterschiedlichen Akteure über alle Stufen von der Einsammlung bis hin zur Verwertung zu vernetzen. Klares Ergebnis aber auch: Der Dialog und die Abstimmung mit den Kommunen sind unerlässlich, um vor Ort die für den Bürger beste Lösung anzubieten. Wann die einheitliche Wertstoffsammlung kommt, ist derzeit allerdings schwer auszumachen. Deshalb fordern wir von der neuen Bundesregierung, schon jetzt die lange bekannten Schlupflöcher der Verpackungsverordnung zu schließen und damit nicht bis zu einem Wertstoffgesetz zu warten. Die Menge an Verpackungen, die am dualen System teilnimmt, wird immer geringer, obwohl die Mengen, die wir vom Verbraucher einsammeln, eher ansteigen. Auch Handel und Industrie muss klar sein: Wenn dieses System scheitert, wird die Politik ein neues einführen müssen. Zu erwarten wäre dann eines ohne Wettbewerb und ohne Einflussmöglichkeit durch die Wirtschaft – dafür deutlich teurer. Stefan Schreiter Geschäftsführender Gesellschafter und CEO der DSD – Duales System Holding GmbH & Co. KG punkt_02/2013 Fotos: Andreas Teichmann/DSD GmbH; Stocktrek Images Ihr Momentaufnahme 04 05 Mondblick auf die Erde: So karg wie der Mond könnte unsere Erde eines Tages auch aussehen – wenn die Menschen weiterhin über ihre Verhältnisse leben. Jedes Jahr berechnet das Netzwerk „Globaler Fußabdruck“ den Zeitpunkt, an dem die Weltbevölkerung so viele natürliche Ressourcen verbraucht hat, wie die Erde in einem Jahr bereitstellen kann. 2013 hat sie ihr Belastungslimit bereits am 20. August erreicht, 133 Tage vor dem eigentlichen Jahresende. 1987 lag dieser Tag noch Mitte Dezember. punkt_02/2013 Share Economy gewinnt immer mehr Anhänger Ob Bücherleihen in einer eigens eingerichteten Box, Lebensmitteltausch oder die gemeinsame Büronutzung – geteilt wird über Online-Netzwerke und Initiativen, die es vielen Städten gibt. Geteilte Freud’ ist hip Teilen, leihen, tauschen – während es vor 20 Jahren noch out war, die Kleidung der älteren Geschwister aufzutragen, ist teilen heute in. Sha re Economy heißt der neue Trend. Für die Anhänger dieser Bewegung sind Besitzen und Eigentum nicht wichtig. Stattdessen gewinnt die Idee des gemeinsamen Nutzens von Gegenständen und Dienstleistungen immer mehr an Bedeutung. Das schont nicht nur den eigenen Geldbeu tel, sondern auch Ressourcen und die Umwelt. Die Zeiten, in denen noch galt: „Ich habe, also bin ich“, haben sich of fenbar geändert. Das ist zumindest das Ergebnis der aktuellen Studie „Sharing Economy“ der Universität Lüneburg. Demnach hat jeder zweite Deutsche bereits Erfahrungen mit alternativen Konsumformen gemacht, knapp ein Viertel der Bevölkerung zählt zu den so genannten Ko-Konsumenten. Sie teilen sich Autos, Musik und Bücher, Büroräume und Elektrogeräte. Geteilt und getauscht wird in Leihläden, die es inzwischen in zahl reichen Städten gibt, oder über Online-Netzwerke. Warum eine Bohr maschine kaufen, die fast die gesamte Zeit im Keller herumliegen wird? Lebensmittel, die übrig geblieben sind, können Privatpersonen, Händ ler und Produzenten über die Plattform foodsharing.de kostenlos an bieten. Und auch bei den Konzernen ist Share Economy angekommen. Die Autoindustrie beispielsweise ergänzt ihren Vertrieb, indem sie Car sharing anbietet. Vor allem junge Städter beteiligen sich an diesem neuen Konsum trend. „Nicht nur Besitz und materielle Werte, sondern gute Sozial beziehungen und Umweltqualität sind für diese Menschen wichtig“, sagt Prof. Harald Heinrichs von der Universität Lüneburg. Ob sich Share Economy tatsächlich auf die Umwelt auswirkt, ist noch nicht erforscht. l Erntereste werden für leistungsfähige Elektroden genutzt Reis-Tech aus Korea Reishülsen lassen sich für die Produktion von Hochleistungs akkus für Elektrogeräte und Autos recyceln. Das haben For scher des Korea Advanced Institute of Science and Technology herausgefunden. Bisher vor allem in der Herstellung von Düngemittel, Iso liermaterial und Treibstoff verwertet, könnten die Erntereste künftig in der Hightech-Industrie zum Einsatz kommen. punkt_02/2013 Aus den Hülsen lässt sich eine bisher in der Forschung einzig artige Form von Silizium gewinnen, mit dem leistungsfähige Elektroden hergestellt werden können. Die Vorteile: Akkus mit solchen Elektroden könnten ihre Ladekapa zität auch über Jahre hinweg aufrechterhal ten. Zudem gibt es den Rohstoff in Mas sen – 100 Millionen Tonnen Reishülsen fallen jedes Jahr bei den weltweiten Ernten an. l kompakt Fotos: picture alliance/dpa (Friso Gentsch; Wolfram Steinberg; Robert Schlesinger; Peter Kneffel); Oktay Ortakcioglu; picture alliance/dpa (Michael Kappeler); fotolia Meisterschaft im flaschensammeln Bei der „Woche der Umwelt“ auf Schloss Bellevue empfing Bundespräsident Joachim Gauck Yesil Çember. Yesil Çember stärkt Integration und Umweltbewusstsein Ökologie auf Türkisch Knapp drei Millionen türkeistämmige Menschen leben laut Statistischem Bundesamt in Deutschland, über die Hälfte bereits seit mehr als 20 Jahren. Doch Umweltverbände haben Migranten als Zielgruppe bisher wenig im Fo kus. Entsprechend niedrig sind Interesse und Bewusstsein für Umweltschutz. Gülcan Nitsch möchte mit ihrer Umweltorganisation Yeşil Çember („Grüner Kreis“) das grüne Gewissen ihrer Landsleute wecken und gleichzeitig deren Integration stärken. Dafür wurde sie 2010 von der Organisation Ashoka als Sozialunternehmerin und 2011 vom Projekt „Land der Ideen – 100 Frauen von morgen“ ausgezeichnet und erhielt jetzt den 1. Preis der Trophée de Femmes der Foundation Yves Rocher. Mit ihrer Initiative kämpft die geborene Berlinerin für grünes Bewusst sein bei den Türkeistämmigen in Deutschland. „Jeder hat Verantwortung, jeder muss etwas tun, egal woher man kommt“, sagt Nitsch. Deshalb hat die Diplom-Biologin niedrigschwellige, zweisprachige Aufklärungs- und Lern materialien zum Thema Umweltschutz entwickelt und inzwischen an mehr als 10.000 Personen direkt verteilt. Rund 500 Informationsveranstaltungen hat sie bislang durchgeführt, wie zum Beispiel den jährlich stattfindenden „Türkischsprachigen Umwelttag“ in sechs deutschen Großstädten. Außerdem initiiert sie Energie- und Umweltberatungen, denn vielen Migranten fehle das Wissen, was sie konkret tun können. Mit ihren Beratungsangeboten können türkische Familien, Unternehmen und Vereine lernen, wie sie zum Beispiel Energie und damit auch Heizkosten sparen könnten. Die in Berlin gestartete Initiative ist inzwischen in sieben Städten mit über 100 Ehrenamtlichen aktiv. Das Ziel von Yeşil Çember ist, bis 2020 in 20 Städten vertreten zu sein und eine Million Türkeistämmige zu erreichen. l Mehr Informationen unter www.yesilcember.eu Die Sammelquote für PET in der Europä ischen Union ist deutlich gestiegen. 1,68 Millionen Tonnen sammelten die Europäer im vergangenen Jahr, berichtet der inter nationale Branchenverband Petcore Euro pe. Das sind 5,6 Prozent mehr als im Jahr 2011 und umgerechnet rund 60 Milliarden Flaschen. Die EU erreichte eine durch schnittliche Sammelquote von 52 Prozent und liegt damit deutlich über der Mindest quote für alle Mitgliedsstaaten, die seit dem Jahr 2008 bei 22,5 Prozent liegt. Aufgrund des vermehrten Rücklaufs an Kunststoffverpackungen konnten Recycler laut Pet core Europe ihre Anlagen effektiver nutzen und 80 Prozent ihrer Kapazitäten ausfüllen. Nach wie vor sind der Fasern-, Folien- und Flaschenmarkt die größten Abnehmer für recyceltes PET. l Biogene Reststoffe Wertvolle Randerscheinung Wie lassen sich scheinbar wertlose Rest stoffe aus der Land- und Forstwirtschaft wie Grünschnitt, Straßenlaub und Stroh wie derverwerten? Diese Frage steht im Mittel punkt des Pilotprojekts „Nutzung regionaler Stoffströme“ (NureSt), das vom Forschungs institut ttz Bremerhaven gemeinsam mit Partnern aus Wissenschaft, Verwaltung und Wirtschaft umgesetzt wird. Das Projektteam analysiert, wie biogene Reststoffe – zum Beispiel als Biomasse aufbe reitet – von lokalen Betrieben und Haushal ten genutzt werden können. Als Pilotregion für die Forschungsarbeit dient der nieder sächsische Landkreis Wesermarsch. Hier soll eine Bioraffinerie die Stoffe als Energieträger oder Industrierohstoff aufbereiten. Beglei tende Studien beleuchten das Konzept in den drei Projektjahren auch unter Wirtschaftsund Klimaschutzaspekten. l punkt_02/2013 06 07 „EINE Vernünftige Lösung finden“ Europa will das Recycling stärken. Daher sollen seine Bürger in Zukunft noch mehr Abfälle trennen. In Deutschland soll das die Wertstofftonne leisten, in die der Verbraucher neben Verpackungen auch andere Abfälle aus Metall und Kunststoff geben könnte. Eine neue Studie hat jetzt verschiedene Modelle untersucht, wie diese Wertstofftonne organisiert werden könnte. punkt_02/2013 Studie A b 2015 sollen überall in Deutschland Verpackungen zu sammen mit materialgleichen Wertstoffen gesammelt werden: Quietscheente und Bratpfanne dürfen dann zusammen mit Joghurtbecher und Suppendose in die Gelbe Tonne. So steht es jedenfalls im Kreislaufwirtschaftsgesetz, das 2012 in Kraft getreten ist. 08 09 Engagierter Diskussionsteilnehmer: Dr. Benjamin Bongardt, NABU-Referent für Umweltpolitik Ein überaus sinnvolles Vorhaben, gewinnt doch das Abfallrecy cling immer mehr an Bedeutung für die Rohstoffversorgung der Wirtschaft. Während die Verpackungsentsorgung von den Inverkehrbringern finanziert wird, gelten andere Abfälle aus Plastik und Metall bisher als Restmüll. Dafür muss der Bürger Müllgebühren bezahlen und er muss die Abfälle seiner Kommu ne überlassen. Viele Städte und Landkreise haben sich mit dem dualen System schon heute darauf geeinigt, die bestehende Verpackungssamm lung zu erweitern – Stadt oder Kreis übernehmen dann die Kos ten, die durch die Nichtverpackungen entstehen, erhalten aber auch die Erlöse aus den Rohstoffen. Wie aber organisiert man das Ganze deutschlandweit? Fotos: picture alliance/dpa (Friso Gentsch); DSD/Sandra Weiss (2) Das hat die Prognos AG in einer Studie für den Grünen Punkt un tersucht. Dabei hat Prognos verschiedene Formen zur Ausweitung der Wertstofferfassung in Deutschland auf ihre ökologische, öko nomische und gesellschaftliche Leistungsfähigkeit untersucht. Fa zit: „Eine Ausgestaltung in privater Trägerschaft erzielt in nahezu allen untersuchten Leitindikatoren bessere Werte als kommunale Modelle“, stellt Prognos-Projektleiter Holger Alwast fest. Ein wei teres Ergebnis der Studie: Um geschlossene Kreisläufe erreichen zu können, braucht es eine starke Verknüpfung aller Wertschöpfungs stufen – von der Gestaltung der Produkte über die Erfassung und Sortierung der Wertstoffe bis zur Aufbereitung als Sekundärroh stoffe und deren Rückführung in den Produktionskreislauf. Dabei hat sich das Prinzip der Produzentenverantwortung bei den Verpackungswertstoffen bewährt, da es bisher schon wich tige Rückkoppelungseffekte entfaltet. Empfehlung des Gutach ters: Die denkbare Ausdehnung des Prinzips auf weitere Be reiche sollte den Verbraucher in den Mittelpunkt stellen und die Stärken möglichst vieler Akteure, vor allem im Bereich der Erfassung der Wertstoffe, berücksichtigen. „Die dualen Systeme nehmen als Dienstleister der inverkehr bringenden Wirtschaft und Auftraggeber an kommunale und private Entsorgungsunternehmen eine wichtige Schnittstellen funktion ein“, glaubt Stefan Schreiter, CEO der Duales System Holding. „Mit der Studie wollen wir einen Beitrag dazu leisten, den Dialog zwischen allen am System Beteiligten zu stärken und vernünftige Lösungen für eine Wertstofftonne zu finden.“ Die Zwischenergebnisse der Studie hat Prognos mit Kommu nen und Verbänden sowie mit Industrie und Politik diskutiert. Die Ergebnisse dieser Diskussion sollen in die Endfassung der Studie einfließen. l Stefan Schreiter (Mitte), CEO der Duales System Holding, diskutierte gemeinsam mit Dr. Ralf Bleicher, Landkreistag, Dr. Thomas Rummler, Bundesumweltministerium, Moderator Dr. Carsten Kreklau und Udo Kesten, Landesumweltministerium Thüringen, (v. l.) die Prognos-Studie vor Zuhörern aus Kommunen und Verbänden sowie Industrie und Politik. punkt_02/2013 Endstation Schrottschere: Nach der letzten Landung muss das Leben eines Flugzeugs nicht beendet sein. Die Wirtschaft hat erkannt, dass in den Fliegern wertvolle Rohstoffe verbaut sind, die erneut genutzt werden können. n i e n i rt a St s e it zwe punkt_02/2013 Titel 10 11 n e b Le ng in die viele Jahre la de ur w , nn te Flugzeuge r fliegen ka hat ausrangier e ri st Was nicht meh du In e Projekt, mit ckt. Doch di ero“ heißt ein A eor Wüste geschi „M . kt uelle entdec sollen. als Rohstoffq cycelt werden re ge eu gz lu dem künftig F punkt_02/2013 Erst wird gesägt, dann getrennt – das Flugzeug wird nach und nach in immer kleinere Teile zerlegt. punkt_02/2013 Titel D Fotos: Gilles Rolle/REA/laif (vorherige Doppelseite); Denis Allard/REA/laif; Keske Entsorgung GmbH; Richard Baker/In Pictures/Corbis; Getty Images (Matt Cardy) ieses Flugzeug hat schon bessere Zeiten gesehen. Wie ein gerupfter Vogel liegt es auf seinem Metallbauch auf dem Flughafen von Kuala Lumpur. Eine riesige Schrottschere hackt immer wieder auf den Jet ein, der auf seinen Flügen Hunderttausende Passagiere durch die Luft befördert hat. Es kracht, dann knallt ein Flügel auf den Boden, auf dem be reits Reifen und Tragflächenteile gestapelt liegen. Doch was wie das Beheben einer Bruchlandung aussieht, ist für das Flugzeug der Start in ein zweites Leben. Etwa zwei Wochen dauert es, bis ein Flugzeug komplett zerlegt ist und nur noch ein Haufen Schrott übrig bleibt. Schrott, aus dem ein Konsortium aus Spezialisten künftig etliche Tonnen wertvolle Rohstoffe gewinnen will. „More-Aero“ (Mo dularisierung des Flugzeug-Recyclings durch Entwick lung und Erprobung einer mobilen Recyclingeinheit im Aerospace-Sektor) heißt das Projekt, für das sich die Keske Entsorgung GmbH, das Institut für Aufbe reitung, Deponietechnik und Geomechanik der TU Clausthal, die Stute Logistics AG & Co. KG und die Sü derelbe AG zusammengetan haben. Gefördert wird es vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. deutsche Recyclingunternehmen nur mit hohem logistischen und finanziellen Aufwand erreichbar.“ Mobile Einheit für Flugzeuge in aller Welt An diesem Punkt setzt das Projekt „More-Aero“ an. „Statt aus gemusterte Maschinen unter enormen Anstrengungen nach Deutschland zu bringen, haben wir eine mobile Recyclingeinheit entwickelt“, sagt Jeanvré. „Auf diese Weise können wir Flugzeuge in der ganzen Welt vor Ort zerlegen und anschließend dem Recycling zuführen.“ Das von Keske entwickelte Modul ist seit September 2013 einsatzbereit und wurde vorab im Rahmen von Pilotprojekten in Malaysia und Leipzig getestet. Es besteht Wertvolle Rohstoffe im Flugzeugkörper Als Ersatzteillager werden Flugzeuge schon seit vie len Jahren genutzt. Bordelektronik, Notrutsche oder Fahrwerke – wenn die Produktion eines Flugzeugtyps eingestellt ist, sind die ausgebauten Einzelteile heiß be gehrt. Zurück blieb bisher meist der Flugzeugkörper. Doch gerade hier sind wertvolle Rohstoffe verbaut, die für die Luftfahrtindustrie immer interessanter werden. Sie steht vor der Herausforderung, in den nächsten Jahren die Flotten zu erneuern. Steigende Flugzahlen und der technische Fortschritt lassen et was anderes kaum zu: Die Technik veraltet schneller, es gibt immer mehr Emissions- und Lärmvorschrif ten und auch der steigende Kerosinpreis erhöht den Projektleiter Sebastian Jeanvré (Mitte) schaut bei jedem Ausbau genau hin. Ausgebaute Fahrwerke, Sitze und Notrutschen werden schon heute vielfach weitergenutzt. Doch im Druck auf Fluggesellschaften, moderne Maschinen zu Flugzeugkörper schlummern weitere wertvolle Schätze, wie Aluminium und Titan. betreiben. „Flugzeuge haben den Vorteil, dass in ih nen wertvolle Ressourcen sehr komprimiert verbaut und diese damit gut recycelbar sind“, sagt Dr. Hubertus Bardt, aus mehreren Standard-Containern, in denen alle notwendigen Rohstoffexperte beim Institut der Deutschen Wirtschaft Köln. Maschinen und Geräte untergebracht sind, die für das Ausein andernehmen eines Airbus benötigt werden. Dazu gehören die „Diese Rohstoffe nicht zu nutzen, wäre ein Fehler.“ Schrottschere, eine Trockenlegungseinheit oder auch ein Strom Welche Schätze zum Beispiel in einem Airbus A300 verborgen aggregat. Die Container werden über vorhandene weltweite Lo sind, zeigte das 2006 von Airbus initiierte Projekt PAMELA gistiksysteme wie Lkw, Bahn oder Schiff transportiert und sind (Project for Advanced Management of End-of-Life-Aircraft): 77 innerhalb von vier Wochen überall auf der Welt einsatzfähig. Prozent Aluminium, zwölf Prozent Stahl, vier Prozent Titan so wie vier Prozent Verbundmaterialien. Doch viele Flugzeuge ste Etwa fünf Fachkräfte sind im Einsatz, wenn ein Flugzeug zerlegt hen Europa und Deutschland für das Recycling gar nicht erst zur wird. Baggerfahrer, Techniker und Helfer, die vor Ort gesucht Verfügung. „Es gibt auf der Welt knapp 300 Fluggesellschaften, werden, nehmen die Maschine Stück für Stück auseinander. die in Europa nicht landen dürfen, weil sie auf einer schwarzen „Den Bagger mieten wir vor Ort“, sagt Projektleiter Jeanvré, der Liste der Europäischen Kommission stehen“, erklärt Ingenieur die Einsätze begleitet. Doch bevor die große Schrottschere zum Sebastian Jeanvré von der Keske Entsorgung GmbH. „Auf der Einsatz kommt, kümmert er sich darum, dass alle Vorschriften anderen Seite sind viele nicht mehr flugtauglich und daher für eingehalten werden. Dazu gehören neben Sicherheitsabständen punkt_02/2013 12 13 auch der Feuerschutz, zahlreiche Zollvorschriften sowie der Strahlen- und Explosionsschutz. Erst dann wird das Flugzeug trockengelegt. Dabei saugen die Arbeiter zuerst alle im Flug zeug befindlichen Flüssigkeiten ab, wie zum Beispiel Abwasser und Kerosin. Gleichzeitig werden auch die druckbelasteten Hy draulik- und Sauerstoffsysteme entlastet. Nach der Trockenle gung werden die Tanks belüftet, eine Explosionsmessung wird durchgeführt und die Rauchmelder werden entfernt. Im näch sten Schritt bauen die Helfer die Sitze, das Interieur sowie die Technik aus und bocken das Flugzeug auf, damit die Fahrwerke abmontiert werden können. Erst im letzten Schritt geht es dem Flugzeug richtig an den Kra gen. Ein Anblick, der manchem Piloten das Herz bluten lässt. „Bei der Breguet Atlantic, die wir 2011 ausgebaut haben, hatten gestandene Offiziere, die den Flieger viele Jahre genutzt haben, Tränen in den Augen“, erinnert sich Jeanvré. Mit der großen Schrottschere reißen die Arbeiter den Rumpf auseinander, als ob er aus Pappe wäre. Dann lösen sie die Nase des Fliegers, das Mittelstück und dann die Flügel. Es ist der finale Akt des Aus schlachtens und auch der komplizierteste. „Wie bei einem Hoch punkt_02/2013 haus, das abgerissen wird, muss auf die Windverhältnisse und mögliche Verwehungen geachtet werden“, erklärt Jeanvré. Für mehr Stabilität werden deshalb Gewichte unter dem Flugzeug körper angebracht. Danach wird gesägt, gebohrt und getrennt. „Wir zerlegen erst grob, dann in immer kleinere Teile.“ Das zer kleinerte Material wird dann nach Deutschland zum Recycling gebracht. Sortenreine Industrierohstoffe Die logistische Planung sowie den Transport der Container und der zerlegten Einzelteile übernimmt die Stute Logistics AG & Co. KG. Ziel ist, aus den ausgebauten Metallen sor tenreine Industrierohstoffe herzustellen. Das stoffliche und damit wirtschaftliche Potential erforscht das Institut für Aufbereitung, Deponietechnik und Geomechanik der TU Clausthal. „Wir wollen neue Erkenntnisse über die verbauten Stoffqualitäten sowie Wege zu deren optimaler Verwertbar keit gewinnen“, sagt Prof. Dr. Daniel Goldmann. Ein kompli zierter Schritt, denn bei den Rohstoffen handelt es sich zum Teil um Verbundstoffe, die nicht leicht voneinander zu tren nen sind. Titel Langfristig steht der Aufbau ganzer Wertschöpfungsketten für Flugzeugrecycling in Deutschland im Fokus des Konsortiums. Hierzu untersucht das Unternehmen Süderelbe AG Chancen für Kooperationen mit weiteren Akteuren aus der Luftfahrt- und Recyclingindustrie. Ein Vorhaben, das sich rechnet, denn in den kommenden Jahren wird es an Altflugzeugen nicht man geln. Nach etwa 30 Jahren haben Passagierflugzeuge ausgedient. Ein Teil, der noch flugtauglich ist, wird in Dritte-Welt-Länder verkauft, die sich keine neuen Maschinen leisten können. An dere verrotten einfach im Hangar oder werden in der Wüste ge parkt. Auf riesigen Flugzeugfriedhöfen wie in Tucson, Arizona, schmoren die Maschinen nach Typen sortiert in der glühenden Hitze, während auslaufende Flüssigkeiten den Sand vergiften. „Vor dem Hintergrund knapper werdender Rohstoffe und dem damit verschärften Wettbewerb erlangt das Recyceln von Flug zeugen aus ökologischer, aber auch aus ökonomischer Sicht an Bedeutung“, sagt Jeanvré. „Hier schlummern nicht nur Schätze, sondern auch ein hohes wirtschaftliches Potential.“ l Mehr dazu: www.keske.de, „Rückbau“ Fotos: picture alliance/dpa (Laurent Dard); Getty Images (Mike Fiala) Bisher landet ein großer Teil der ausrangierten Flieger auf Flugzeugfriedhöfen und wird damit nicht wiederverwertet. punkt_02/2013 14 15 im fokus Pfand für den guten Zweck Am Stuttgarter Flughafen können Passagiere ihre Pfandflaschen jetzt für den guten Zweck spenden. Dafür können sie fünf neue Sammelbehälter nutzen, um damit bedürftigen Menschen einen Job zu verschaffen, die Umwelt zu schonen und eine soziale Organisation zu unterstützen. Der Grüne Punkt – Duales System Deutschland GmbH (DSD) unterstützt das Projekt. D Bereits am Eingangsbereich wird auf das Projekt hingewiesen. Der Sammelbehälter selbst steht vor der Gepäckkontrolle und wird von Mitarbeitern der Organisation Trott-war geleert. Wertstoffe sinnvoll nutzen „Bis zu 2.000 Pfandflaschen landen bislang täglich in den Müll eimern unserer Terminals“, sagt Prof. Georg Fundel, Geschäfts führer der Flughafen Stuttgart GmbH (FSG). „Mit den neuen Sammelbehältern wollen wir diese Werte für einen sinnvollen Zweck gebrauchen.“ Geleert werden die Behälter von Mitarbei tern der Stuttgarter Organisation Trott-war e. V. Der gemeinnüt zige Verein unterstützt sozial benachteiligte Menschen bei der Wiedereingliederung in ein Beschäftigungsverhältnis und ver legt unter anderem auch die gleichnamige Zeitung. „Zum Start der Aktion haben wir sechs Kollegen mit einem festen Stunden satz angestellt, deren Aufgabe es ist, die Behälter auszutauschen, zu leeren und deren Reinigung zu organisieren“, sagt Helmut Schmid, Geschäftsführer von Trott-war e. V. DSD unterstützt die Aktion mit der Organisation der Logistik, die hinter dem Projekt steckt, stellt Behälter für den Transport der Pfandflaschen zur Verfügung und lässt diese in ein Zähl zentrum bringen. Hier werden die Flaschen registriert und ent wertet. DSD zieht das Pfand für die Flaschen bei den Abfüllern ein, zahlt es an Trott-war aus und kümmert sich um das Recy cling der Flaschen. „Wir bringen sehr gern unser Know-how als einer der versiertesten Pfand-Dienstleister in dieses Projekt ein“, betont Michael Wiener, Geschäftsführer der Duales System Holding. „Das Projekt vereint in idealer Weise Umwelt- und Ressourcenschutz mit sozialem Engagement.“ Die Projektidee geht auf die Studenteninitiative Enactus der Uni versität Hohenheim zurück. Ziel dieser ehrenamtlichen Initiati ve ist es, nachhaltige Projekte unter sozialen und ökonomischen Gesichtspunkten zu entwickeln und mit sozialen Einrichtungen durchzuführen. l punkt_02/2013 Fotos: Joachim Hempel/Trott-war (2); Viva con Agua de Sankt Pauli e. V.; picture allaince/dpa (Marcus Brandt); Pierrot Men ieses Szenario kurz vor der Sicherheitskontrolle am Flughafen ist den meisten wohl bekannt: Man trinkt noch den letzten Schluck Wasser, bevor es zum Boar ding geht, weiß aber nicht, wohin mit der Flasche. Aufgrund der Sicherheitsbestimmungen landet diese meist im Mülleimer. Doch damit geht nicht nur das Pfand, sondern auch wertvolles Material verloren. Köpfe Anpfiff für sauberes Wasser Benjamin Adrion setzt sich dafür ein, dass in Entwicklungsländern die Wasserversorgung verbessert wird, und hat inzwischen eine eigene Wassermarke. Benjamin Adrion war einst Fußballprofi, bis eine Verletzung seine Karriere beendete. Jetzt sorgt er mit Viva con Agua de Sankt Pauli e. V. dafür, dass Menschen in Entwicklungsländern sauberes Wasser bekommen. A ls Jugendnationalspieler galt er als eines der größten Ta lente des Landes. Viele Jahre spielte er beim VfB Stutt gart, in der Regionalliga bei Braunschweig und zuletzt bei St. Pauli. Doch gereicht hat ihm dieser Kick nie. Heute ist Benjamin Adrion Entwicklungshelfer, Spendensammler und Netzwerker. „Fußball war für mich nie alles. Ich wollte immer schon etwas machen, was einen tieferen Sinn hat“, erzählt der 32-Jährige. Mit dem Hamburger Verein „Viva con Agua de Sankt Pauli“ hat der Ex-Kicker seine Berufung gefunden. Über eine Milliarde Menschen auf der Welt leiden an Durst. Entweder haben sie kein Wasser oder es ist dreckig und macht krank. Viva con Agua de Sankt Pauli e. V. unterstützt Projekte, die in Entwicklungsländern die Versorgung mit sauberem Trink wasser und sanitären Anlagen verbessern. Die Idee zu dieser In itiative kam Adrion, als er 2005 mit seinem Verein St. Pauli ins Trainingslager auf Kuba reiste. „Die Hilflosigkeit, die ich abseits des Spielfelds gesehen habe, war Auslöser, mich neben dem Fuß ball zu engagieren.“ Wieder in Hamburg, nahm er Kontakt zur Welthungerhilfe auf und setzte sein erstes Projekt in Kuba um. Als eine Verletzung dazu führte, dass sein Profi-Vertrag nicht verlängert wurde, gründete er 2006 Viva con Agua de Sankt Pauli e. V. Danach ging alles ganz schnell und entwickelte eine Dynamik, die Adrion heute noch unheimlich ist. „Am Anfang wusste ich nicht, in welchen Räumlichkeiten wir arbeiten und wie ich das alles bezahlen sollte. Heute sind wir ein Netzwerk aus 4.000 Helfern in Deutschland, Österreich und der Schweiz.“ Prominente Hilfe bekam er schon zu Anfang von der Band Fettes Brot, dem Koch Tim Mälzer sowie vom Fußballverein St. Pauli. Dieser stellt unter anderem Teile des Millerntor-Stadions für Veranstaltungen zur Verfügung und ermöglicht Viva con Agua das Sammeln von Pfandbechern bei Heimspielen. Spendengelder erhält Viva con Agua zu einem großen Teil über Konzerte, Partys und Benefizfußballspiele, bei denen die Organi sation auf die weltweite Wasserproblematik aufmerksam macht. Über 400 Aktionen finden im Jahr inzwischen statt. Vor allem bei jungen Menschen möchte die Initiative das Bewusstsein für die Themen Wasser und Entwicklungshilfe schärfen. „Aber nicht mit dem erhobenen Zeigefinger“, sagt Adrion, der für sein En gagement 2009 das Bundesverdienstkreuz für „besondere Ver dienste für unser Gemeinwohl“ erhalten hat. „Viva con Agua ist eine All-Profit-Organisation, das heißt, unsere Aktionen kom men den Menschen in den Projektgebieten zugute, aber auch die Besucher unserer Events haben Spaß.“ Mittlerweile hat der Ver ein mit „Trinken für den guten Zweck“ auch seine eigene Wasser marke auf den Markt gebracht. Der Erlös geht in die laufenden Projekte und in die Initiative. Die Bilanz kann sich sehen lassen: Bis heu te hat der Verein über 200.000 Menschen den Zugang zu sauberem Trinkwasser er möglicht, zahlreiche Tiefbohrbrunnen ge baut, Wegstrecken zu den Wasserversor gungsstellen reduziert. „Wenn wir auf eine Wasserader treffen und die Freude der Menschen sehen, weiß ich, dass sich der Einsatz lohnt.“ l Mehr unter www.vivaconagua.org punkt_02/2013 16 17 Nicht nur die Produktion von Windrädern macht die Wirtschaft grüner. Immer mehr Unternehmen versorgen sich selbst über eigene Solardächer mit erneuerbaren Energien, schonen Ressourcen, indem sie diese mehrfach nutzen oder dem Recycling zuführen. Grüner wirtschaften Der Begriff „Green Economy“ wird häufig genutzt, wenn über nachhaltiges Wirtschaften diskutiert wird. Was hinter diesem Begriff steht, hat jetzt die European Environment Agency in einem Bericht erklärt. E nergieeffiziente Gebäude, intelligente Energienutzung und ressourcenschonende Produktion – für immer mehr Unternehmen zählt neben Wachstum und Profit auch Umweltverträglichkeit. „Green Economy“ hat sich nicht nur in punkt_02/2013 Deutschland, sondern international zu einem Wirtschaftsfaktor entwickelt. Doch was bedeutet dieser Begriff? Die European En vironment Agency (EEA) hat jetzt einen Bericht herausgegeben, der einen Überblick über die Zielvorgaben bieten soll. Die Europäische Umweltagentur versteht die „Green Economy“ als ökonomisches Modell, in dem Wohlstand durch das effiziente Nutzen von Ressourcen auf der einen und den Erhalt der Umwelt auf der anderen Seite erreicht werden soll. Ziel ist, politisch eine international 18 19 Wirtschaftssituation zu schaffen, die gesellschaftliche Bedürfnisse befriedigt und gleichzeitig nachhaltig und gerecht ist. In ihrem aktuellen Bericht „Towards a green economy in Europe“ gibt die EEA einen Überblick über die Ziele europäischer Umweltpolitik und -gesetzge bung für die Jahre 2020 bis 2050. Fotos: picture alliance/Newscom (Dong Naide); Getty Images (3); Ilvy Njiokiktjien/The New York T/Redux/laif Die EEA konzentriert sich dabei auf ausgewählte Themenfelder: Energie, Luftverschmutzung, Abfall, Wasser, Chemikalien, Biodiversität sowie nachhaltige Produktion und Konsum. Unter anderem ist ein Ziel, dass bis zum Jahr 2020 ein Fünftel der in der EU ver brauchten Energie aus erneuerbaren Quellen stam men soll. Bis zum gleichen Zeitpunkt soll die Ener gieeffizienz insgesamt um 20 Prozent erhöht werden. „Auch der Bereich Abfall und Recycling spielt in dem Report eine große Rolle“, sagt Stefan Speck, Mitautor der EEA-Studie. „Abfall soll in der EU künftig noch stärker als Ressource behandelt und eine Kreislauf wirtschaft etabliert werden.“ Weitere Ziele sind un ter anderem, die Pro-Kopf-Abfallmenge zu senken, High-Quality-Verfahren für Recycling zu entwickeln sowie die Wiederverwertung wirtschaftlich attraktiv zu machen. Große Unterschiede bei den EU-Staaten Wie sich in den kommenden Jahren die Green Econo my entwickeln wird, lässt sich aus dem Bericht nicht ablesen. „Manche EU-Mitgliedsstaaten sind auf dem Weg zu einem nachhaltigen Wirtschaften weiter vo rangeschritten als andere“, sagt Speck. „Es ist schwie rig, die einzelnen Mitgliedsstaaten auf dem Weg zu einer nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung einzu ordnen, da die Green Economy alle Umweltbereiche abdeckt. Es gibt Staaten, die im Bereich Klimaschutz führend sind, aber vielleicht in anderen Umweltbe reichen nachhinken.“ l Die Studie kann als PDF runtergeladen werden: www.eea.europa.eu/publications Wissen weitergeben und Abfall reduzieren: Im Repair Café in Amsterdam werden Gegenstände repariert, die sonst weggeschmissen werden. Repair CafÉs liegen im Trend Reparieren statt Wegwerfen E s kann nach 20 Jahren passieren oder zwei Tage nach Ab lauf der Garantie: Plötzlich ist die Kaffeemaschine oder der Drucker kaputt. Dann heißt es meist neu kaufen. Doch es gibt immer mehr Konsumenten, die sich gegen die Wegwerfgesell schaft wehren. Sie organisieren sich in so genannten Repair Cafés, die ihren Ursprung in Amsterdam haben, aber inzwischen auch in Deutschland, Belgien, Großbritannien, Frankreich und sogar in den USA zu finden sind. Weltweit wird immer mehr weggeschmissen, Dinge, an denen nicht viel kaputt ist und die schnell zu reparieren wären. Doch vielen fehlt das Wissen darüber oder die Reparaturen sind zu teuer. Repair Cafés sind Treffen, bei denen die Teilnehmer allein oder gemeinsam mit an deren ihre kaputten Gegenstände reparieren und dabei erfahren, dass es zum Wegwerfen tatsächlich Alternativen gibt. Die Idee stammt von der niederländischen Journalistin Martine Postma. Sie initiierte das erste Repair Café 2009 in Amsterdam, das so erfolgreich war, dass sie die Stiftung „Stichting Repair Café“ ins Leben rief. Die Non-ProfitOrganisation bietet lokalen Gruppen im In- und Ausland, die ein eige nes Repair Café eröffnen wollen, Unterstützung an. „Geräte zu reparieren reduziert nicht nur das Abfallaufkommen, son dern auch die Neuproduktion und damit den Rohstoffverbrauch und den CO2-Ausstoß“, sagt Postma, die sich seit vielen Jahren für Nach haltigkeit auf lokaler Ebene einsetzt. Es sind meist Ehrenamtliche, die sich engagieren und ihr Wissen weitergeben wollen: Ingenieure in Rente oder Fahrradmechaniker, die Zeit haben. An den Orten der Reparaturtreffen sind Werkzeug und Material für alle möglichen Ar beiten vorhanden. Wer nichts zu reparieren hat, kann einen Kaffee trinken oder jemand anderem bei der Reparatur helfen. Die Repara turen sind kostenlos, Spenden aber gern gesehen. l Mehr dazu: http://repaircafe.org/de punkt_02/2013 jung, knackig, ohne e FRoSTA ist die Marke für Tiefkühlgerichte und produziert nach einem selbstgestellten Reinheitsgebot: „Frei von zugesetzten Geschmacksverstärkern, Farbstoffen und Aromen.“ Der für sein Nachhaltigkeitsengagement ausgezeichnete Hersteller arbeitet auch an seinen Verpackungen – mit Hilfe des Grünen Punkts. punkt_02/2013 aus der praxis S 20 21 ein Berufsleben hatte sich Arne Döscher eigentlich anders vorgestellt. „Die Möglichkeiten, die Zusatz stoffe in der Lebensmittelherstellung bieten, haben mich fasziniert“, erinnert er sich. „Man kann damit Wasser schnittfest und Luft bissfest machen.“ Doch der Ingeni eur für Lebensmitteltechnologie macht heute etwas ganz anderes: Bei der FRoSTA AG in Bremerhaven arbeitet er als Leiter Forschung und Entwicklung daran, leckere Tief kühlfertiggerichte ganz ohne Geschmacksverstärker, Aro ma-, Farb- und Konservierungsstoffe herzustellen. „Das ist unser Reinheitsgebot.“ In FRoSTA-Produkten gibt es keinen falschen Käse, kein zugesetztes Aroma, keine großen „E“s mit Zahlen dahinter. Stattdessen verwendet der Hersteller frische Sahne, echten Käse, selbstgemachte Nudeln und würzt seine Gerichte mit frischen Kräutern und traditionell zubereiteten Fonds. Außerdem verzeichnet die Verpackung jede einzelne Zutat wie in einem Kochrezept. Statt „Gewürze“ oder „Kräuter“ anzugeben, Bezeichnungen, hinter denen sich alles Mögliche verbergen kann, wird die Zutat ganz genau benannt: zum Beispiel Pfeffer und Petersilie. Dieses Verzeichnis nimmt mitunter die Hälfte der Fläche auf der Verpackung ein. Wie es dazu kam? „Zwischen den großen Marken und den No-Name-Produkten braucht der Handel keine dritte Marke – es sei denn, sie hat etwas Besonderes zu bieten“, er innert sich Döscher. „Wir haben den Verbraucher gefragt, was er sich wünscht. Ganz klares Ergebnis: möglichst reine Lebensmittel.“ Doch die Umstellung war schwierig und al les andere als problemlos. Die etwas höheren Preise waren zunächst im Markt kaum durchzusetzen. Inzwischen aber ist die Marke FRoSTA so erfolgreich wie nie zuvor, der B.A.U.M.-Umweltpreis und der Deutsche Nachhaltigkeits preis 2012 sind wichtige Auszeichnungen für diese Mühe. Wie viele Details bei einer solchen Umstellung zu beden ken sind, zeigt sich schon bei einem kurzen Besuch in der Gewürzabteilung: Hier mischt FRoSTA alle Gewürze selbst. Denn fertige Gewürzmischungen wie Curry ent halten Aromastoffe, die FRoSTA aus seinen Rezepten ver bannt hat. Doch damit nicht genug: „Wir mussten eine eigene Salzmühle beschaffen, weil herkömmliches Salz ein Trennmittel enthält“, erläutert Döscher. „Ohne dieses Trennmittel verklumpt das Salz.“ Selbst einfache Rohstoffe wie Mehl, Stärke oder Butter enthalten gewöhnlich Zusatz stoffe, die die Verarbeitung erleichtern sollen, bei FRoSTA aber unerwünscht sind. Die Zutaten bleiben von der Zubereitung über die Portionierung bis zum Verkauf tiefgekühlt. Das schützt die wertvollen Inhaltsstoffe. Die meisten Zutaten wie Gemüse, Fleisch und Fisch wer den fertig blanchiert und tiefgefroren ins Werk geliefert. Das bedeutet, dass FRoSTA alle seine Lieferanten sehr genau kennen muss, um das Reinheitsgebot einhalten zu können. Unter Hinzugabe der Saucen, die FRoSTA selbst herstellt, werden die Zutaten nach Rezept gemischt, punkt_02/2013 sofort verpackt und noch tiefgefroren eingelagert. Von der Ernte bis in die Pfanne oder Mikrowelle des Verbrauchers bleiben die Gerichte tiefgekühlt, das erhält Vitamine und andere wertvolle Inhaltsstoffe. Konservierungsstoffe sind überflüssig. Ein ganz besonderer Hingucker ist die Pasta-Maschine. „Ein original italienisches Modell“, berichtet Döscher stolz. „Tatsächlich gibt es in Italien das größte Know-how, was die Pasta-Herstellung angeht.“ Techniker aus Italien warten die Maschine regelmäßig und beraten zu Einstel lungen wie Temperatur, Druck und der richtigen Rezeptur. Selbstverständlich kommen nur Hartweizengrieß, Wasser und je nach Rezept auch Eier zum Einsatz. Die Eier bezieht FRoSTA übrigens aus einem eigens eingerichteten Stall, denn gewöhnliche Eier enthalten Farb- und Aromastoffe, die die Hühner mit dem Futter bekommen. „Das wollen wir alles nicht haben“, betont Döscher. Dabei würde er beileibe nicht so weit gehen, alle Zusatz stoffe in Lebensmitteln zu verteufeln: „Manche technischen Hilfsmittel vereinfachen die Prozesse und sind im Produkt nicht nachweisbar. Sie haben auch keinen negativen Ein fluss auf das Produkt.“ FRoSTA verzichtet dennoch darauf. Aus dem Gedanken heraus, die Produkte nach einem Rein heitsgebot herzustellen, ergab sich zwangsläufig, nachhal tig zu produzieren. Die Rohstoffe sollen ja nicht nur frei von Zusatzstoffen, sondern im Fall von Gemüse auch frei von Pestiziden und anderen Giften sein. Arne Döscher sorgt für eine schonende Zubereitung ohne chemische Hilfsmittel. punkt_02/2013 Inzwischen gibt FRoSTA für jedes Produkt im Sortiment ei nen CO2-Fußabdruck an. Dabei spielt auch die Verpackung eine Rolle – bei der Optimierung hilft der Grüne Punkt. „Zur Berechnung des CO2-Verbrauchs der Verpackungen greifen wir auf Daten des Grünen Punkts zurück“, sagt Döscher. Anfang des Jahres haben FRoSTA und der Grüne Punkt ein Projekt gestartet. Das Ziel: Wo es geht, möchte FRoSTA weg von erdölbasierten Verpackungen, also zum Beispiel Kunststoff durch FSC-zertifizierten Karton erset zen. Und wo Kunststoff gebraucht wird, muss er optimal recycelfähig sein – „hier ist das Know-how des Grünen Punkts besonders gefragt“, so Döscher. Anstrengungen, die die Nachhaltigkeit der FRoSTA-Produkte adeln. l Fotos: Kay Herschelmann Relativ früh machte sich FRoSTA daher auch Gedanken über die Klimabilanz der Produkte und des Unterneh mens. „Wir haben sehr schnell festgestellt, dass die Roh stoffgewinnung dabei der größte Faktor ist“, sagt Döscher. „Dabei ist es für die CO2-Bilanz erheblich besser, unbelas tetes Gemüse aus Südamerika zu beziehen als Gemüse aus Europa, bei dessen Anbau viel Chemie eingesetzt worden ist.“ Der Transport fällt dabei kaum ins Gewicht. Große Auswirkungen hat auch die Rezeptur: Fleisch und Milch produkte erzeugen in der Herstellung sehr viel mehr CO2 als Gemüse. aus der praxis 22 23 1Die italienische Pasta-Maschine stellt Nudeln in allen Variationen her. 2 In der Versuchsküche entstehen neue leckere Gerichte. 3 Bei der Verpackung achtet FRoSTA darauf, dass sie möglichst gut recycelbar ist. Mit Fisch fing alles an i Im Werk Bremerhaven, dem größten Standort und Hauptsitz der FRoSTA AG, werden bereits seit 1962 Tiefkühl-Fischprodukte hergestellt. Später kamen Obst- und Gemüseprodukte dazu, in den 1980er Jahren dann die Produktion von TiefkühlFertiggerichten. Heute betreibt die Gruppe zudem Standorte in großen Gemüseanbaugebieten und hält eine Beteiligung an der Bio-Frost Westhof GmbH in Wöhrden, um sich langfristig den Zugang zu wichtigen Bio-Gemüseressourcen in Deutschland zu sichern. Das Werk Bydgoszcz in Polen gehört seit 1999 zur FRoSTA AG. Hier werden vor allem Tiefkühl-Fischprodukte und -Fertiggerichte für den osteuropäischen Markt produziert. 1 2 www.frosta.de 3 punkt_02/2013 Systalen liefert hochwertige granulate Neuer Name für Qualität Unter dem Markennamen SYSTALEN wird die Grüner-Punkt-Gruppe künftig ihre hochwertigen Granulate aus Post-Consumer-Kunststoffabfällen vermarkten. „SYSTALEN steht für hochwertige Rohstoffe für Spritzguss und Extrusion“, betont Michael Wiener, Geschäftsführer der Duales System Holding. „Wir bieten verlässliche Produkte bester Qualität, nach Kundenwunsch eingestellt und mit interessanten Preis vorteilen gegenüber Primärware. Kunststoffprodukte aus SYSTALEN können außer dem den Blauen Engel beantragen.“ Damit ein Kunststoffartikel den Blauen Engel tragen darf, muss der Hersteller unter anderem nachweisen, dass die Produkte ressourcenschonend zu mindestens 80 Pro zent aus so genannten Post-Consumer-Rezyklaten hergestellt sind, also weitgehend aus Recyclingware. SYSTALEN gewährleistet das und bietet darüber hinaus erstklas sige Kunststoffqualität. Eine Voraussetzung dafür haben die produzierenden Unter nehmen der Duales System Holding, die Systec Plastics in Hörstel und Eisfeld sowie die Systec Mixed Plastics GmbH in Genthin, mit der Zertifizierung nach EUCert geschaffen. Das Zertifikat über die Herkunft und Zusammensetzung von Recycling kunststoffen macht die gesamte Lieferkette für die Herstellung von Fertigprodukten transparent und nachvollziehbar. Das ist eine Voraussetzung dafür, dass der Hersteller der Endprodukte den Blauen Engel für diese Produkte beantragen kann. l Mehr unter www.systalen.de Vom 16. bis 23. Oktober fand die K 2013, eine der weltweit bedeutend sten Messen für die Kunststoff- und Kautschukindustrie, statt. Auch die DKR, Deutsche Gesellschaft für Kreislaufwirtschaft und Rohstoffe mbH, gehörte zu den Ausstellern. Den Besuchern stellte das DKR-Vertriebsteam die neue Marke SYSTALEN für die Produkte Granulate, Mahlgüter, Agglomerate vor. sammeln, trennen, verwerten Beeindruckt zeigte sich eine Expertengruppe der Danmark Naturfredningsforening von der Besichtigung der DKRaastofferA/S in Fredericia. Vor Ort konnten sich die dänischen Um weltschützer vom Funktionieren der automatischen und trockenmechanischen Kunststoff aufbereitungsanlage überzeugen. Sie ist die erste ihrer Art zur Sortierung und Zerkleinerung von polyolefinhaltigen Kunststoffgemischen in Dänemark. Geschäftsführer Frank Röschard führte die Gäste durch die Anlage, die jährlich 20.000 Tonnen Abfälle verarbeiten kann: „Mo dernste Technik trennt hier in Sekundenschnelle die einzelnen Kunststoffarten und Farben in die entsprechenden Fraktionen. Gebrauchte Kunststoffe erhalten in Fredericia ein neues Leben.“ Die DKRaastofferA/S ist ein Unternehmen der Duales System Holding. l Mehr unter www.dkraastoffer.dk punkt_02/2013 Service Grüner Punkt Sieger der Herzen Was passiert an Flughäfen? Wiedersehen und Abschied. Men schen kommen, Menschen gehen, Menschen sehen sich wieder. Nirgendwo anders ist dieses Thema so präsent. Mit einer Kampa gne an den Flughäfen Köln/Bonn und Berlin hat der Grüne Punkt Reisethemen mit ausdrucksstarken Bildern und emotionalen Überschriften in den Vordergrund gestellt und durch Fakten zum Verpackungsrecycling aufgelöst. Die Werbemotive in den Flug 24 25 gastbrücken wurden bald für den Airport Media Award nominiert. Den offiziellen Award der Jury gewann SIXT mit der Idee, zwei gigantische, 600 Kilogramm schwere Auspuffrohre an einem Park haus zu befestigen. Im Public Voting aber gewann die Kampagne des Grünen Punkts und wurde so Sieger der Herzen. l Infos und Motive unter www.meingruenerpunktblog.de Eu-richtlinie wird in nationales recht umgesetzt Fotos: Peter Liedtke; Guido Frebel; DSD GmbH/Thielker + Team (3); Getty Images (Adam Smigielski) Besseres Recycling und mehr Transparenz Von der Novellierung des ElektroG versprechen sich die Branchenkenner unter anderem verbesserte Sammelstrukturen, transparente Entsorgungswege und ein Ende der Beraubung. Bis Februar 2014 soll die EU-Richtlinie Waste Electrical and Electronic Equipment (WEEE) in nationales Recht umgesetzt werden. Die Zeit wird knapp und die Fachkreise arbeiten auf Hochtouren daran, notwendige Änderungen in den Entwurf zu bringen. Denn in einem sind sich alle einig: Das jetzige ElektroG spiegelt das Marktgeschehen nicht wider und die EU-Richtlinie ist an wichtigen Stellen oftmals zu ungenau formuliert. Die Forderungen umfassen jede Produktstufe – von der Herstel lung bis zur Rückführung in den Stoffkreislauf: •Nachhaltige Produktkonzeption hinsichtlich Inhaltsstoffen und Verwertungsmöglichkeiten •Schnelle Zuführung der ausgedienten Geräte in den Stoffkreis lauf und Steigerung der Erfassungsmengen •Optimierte Sammlung von Geräten mit zum Beispiel Seltenen Erden oder Gefahrstoffen •Verhinderung von illegalem Ausbau wertstoffhaltiger Bestand teile oder illegaler Exporte •Verwertung ausschließlich über gemeldete zertifizierte Erstbe handlungsanlagen Wie diese einzelnen Maßnahmen umgesetzt werden sollen und ob es Anreize geben soll, auch darüber diskutieren die Experten. Die nächsten Wochen werden also spannend und es wird ein Wettlauf mit der Zeit. l punkt_02/2013 Nachgefragt einfach fabelhaft In ihren Büchern erzählt Cornelia Funke fabelhafte Fantasiegeschichten. Doch wenn es um die Umwelt geht, ist sie äußerst realistisch. Als Botschafterin der UN-Dekade Biologische Vielfalt setzt sie sich dafür ein, dass mehr Menschen den Wert einer vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt erkennen. punkt sprach mit der Autorin über nachhaltigen Lebensstil und die Bedeutung von Jugendbüchern für den Umweltschutz. Warum machen Sie sich Gedanken über Umwelt und Nachhaltigkeit? Ich habe die Natur mit all ihrer Vielfalt immer für die Quelle aller Inspiration ge halten, und ich habe meine Wohnorte immer so gewählt, dass meine Umgebung nicht nur von Menschen definiert ist, sondern auch sehr stark von unseren Mit bewohnern auf diesem Planeten: Pflanzen, Tiere – einer der Gründe, warum ich gern in Los Angeles lebe, ist der, dass ich hier Wildnis vor der Tür habe. Was ist das größte Hindernis für biologische Vielfalt? Eine rasant wachsende Weltbevölkerung, die so viel leichter durch riesige Mo nokulturen zu ernähren ist, die wiederum nur mit Pestizideinsatz funktionieren. Aber es würde auch schon helfen, wenn wir unsere Gärten nicht aufgeräumt wie Wohnzimmer halten, sondern in ihnen Vielfalt und Wildnis willkommen heißen. Was raten Sie Menschen, die einen nachhaltigen Lebensstil führen möchten? Bewusst einzukaufen. Produkte zu wählen, deren Produktion umweltbewusst ge schieht, die leicht zu recyceln sind, Stofftaschen mit in den Supermarkt zu nehmen, auf Altpapier zu drucken – die Macht der kleinen Schritte nicht zu unterschätzen. Es gibt nichts Schlimmeres als die Einstellung: Ach, ich kann sowieso nichts machen. Cornelia Funke i Cornelia Funke, geboren am 10. Dezember 1958 in Dorsten, ist eine der weltweit renommiertesten Jugendbuchautorinnen. Zu ihren bekanntesten Werken zählen die „Tintenwelt“-Trilogie, die „Spiegelwelt“-Saga der „Reckless“-Reihe und die Bücher über „Die Wilden Hühner“. Funke engagiert sich nicht nur für die Kinder- und Frauenhilfe, sondern auch aktiv für den Umwelt- und Artenschutz. Inzwischen lebt die Autorin in Los Angeles, Kalifornien. punkt_02/2013 In den USA sind 25 Prozent der Landfläche geschützt. Natur ist hier oft über wältigend wild und so ungenutzt präsent, dass es schwieriger ist, den Menschen bewusst zu machen, wie viel uns bereits verloren gegangen ist und wie wichtig es ist, das zu erhalten, was wir noch haben. Deutschland wird hier oft als Vorbild ge nannt, was Solarenergie oder Recycling betrifft. Andererseits arbeite ich hier mit Umweltinitiativen zusammen, die mich immer wieder mit Einfallsreichtum und Engagement beeindrucken. Amerikaner lassen sich von Problemen nicht so leicht entmutigen wie Europäer. Sie sind sehr lösungsorientiert und glauben oft vehe menter an die Zukunft und an die Fähigkeit des Menschen, sie besser zu gestalten. Wie können Jugendbücher auf ökologische Themen aufmerksam machen? Dass alles Leben untrennbar miteinander verbunden ist, ist Kindern oft noch ganz selbstverständlich bewusst. Das zu erhalten und zu stärken, Natur als un verzichtbare Grundlage und Quelle allen Lebens zu zeigen – diese Chance hat man natürlich gerade, wenn man für Kinder und Jugendliche schreibt. Wenn es gelingt, zu aktivem Schutz zu inspirieren, ist das ein ganz besonders wunderbares Ergebnis von guten Geschichten. l Fotos: Jörg Schwalfenberg; picture alliance/dpa (Uli Deck; Malte Christians; Becker & Bredel) Was unterscheidet Deutschland und die USA in Sachen Umweltbewusstsein? NACHHALTIG, CLEVER, KOMFORTABEL– LECKERES TAFELWASSER AUS IHRER EIGENEN KÜCHENQUELLE GROHE BLUE® still medium sprudelnd Gekühltes, gefiltertes Tafelwasser. Ganz nach Geschmack. Normales Kalt- und Warm-Mischwasser. • • • • Gekühltes Tafelwasser direkt aus der Armatur. Mit einem Dreh still, feinperlig oder kräftig sprudelnd. Belebend und motivierend. Jederzeit verfügbar, platzsparend und umweltfreundlich. grohe.de Wenn unzustellbar, zurück! Bei Umzug Anschriftenberichtigungskarte! 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