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12 8 8/98 M S od ei el ten lb ah n B 8784 · 50. Jahrgang DM/sFr 12,– · S 90,– Lit 17 000 · hfl 15,– · lfr 270,– http: //www.miba.de Von Von Müncheberg Müncheberg nach nach Buckow Buckow in in H0 H0 Schwerpunkt: Schmalspur ● Buckow-Bahn ● Neue Fahrzeuge: Adenauerwagen, X-Wagen, RhB-G 4/5, württ. Tss4, 232 in TT pu r August 1998 MIBA MIBA 8/98 8 /1998 Durch die Märkische Schweiz Klicken Sie auf eine Überschrift, um in den entsprechenden Artikel zu gelangen. Wenn Sie Beiträge zu bestimmten Themen, Rubriken und Stichworten suchen, so klicken Sie auf den Button „Index“. INHALT MIBA 3 7 9 10 16 20 MIBA-Schwerpunkt Schmalspurbahnen 22 Perfekte Modellbahn-Anlage Durch Dänemark in H0 Güterwagen gesupert Immer an der Wand lang 0e-Betrieb im Regal S. 34 Linzer Variationen 24 26 28 ENDE 34 42 INDEX 48 52 HILFE 54 "Tor" oder "Bahnhof"? Leserbriefe Nur ein Bild - H0-Motiv Modellbahn-Reise durch Stadt und Land - Velkommen i Danmark D-Zugwagen der Gruppe 53 von Rivarossi - Lange Wagen, k. Züge Adenauer-Wagen "10205 Köl" von Liliput - Zeitgeschichte in H0 Jubiläum: 150 Jahre Lokomotiven von Henschel Die schöne Württembergerin Präzision und Eleganz in N TT-Debüt bei Roco - Die Salzburger Ljudmila - BR 132/232 von Roco Modellbau mit Magic Train - ein 0eProjekt (8) - Gleise v. d. Stange... Ein Schmalspurbahnhof in der Baugröße 0 - Keine Langeweile... Gemeinsam macht's mehr Spaß Gesellschaftsspiele Vorbildgerechter Betrieb auf der Rollbockgrube - Bemo-Böcke... G 4/5 der RhB in H0m - Bemo macht Dampf H0e-Komplettbausatz der württ. Tss4 von Bemo 8 /1998 58 Neues aus Bad Hersfeld 60 Umbau auf LGB-Basis - Aussicht ins Alpine 70 Wenn die Lok zu klein ist - Dampfgeräusche aus dem Geisterwagen 72 Technische Kriterien und Testmethoden - Rolleigenschaften, Reib..... 75 Workshop: Platinen löten - Das IKEA-Prinzip 78 Modelländerungen sind nicht schwer ... - Linzer Variationen 82 Bücher/Video 85 Georg Kerber - Im Blauhemd zum Modellbau 86 Fünf Jahrzehnte MIBA-Titel - Die MIBA im August 88 Bauprojekt Vogelsberger Westbahn (8) - Detaillissimo! 94 Innovativ, aber erfolglos: vergessene Modellbahnfirmen (5) - ERGA 98 Miniaturbahner mit spitzer Feder karikiert - homo mibanicus 100 Impressionen aus einem Bahnbetriebswerk - Alltag in Behrenfeld 104 H0-Anlage des Modelleisenbahnclub Jena 49 e.V. 111 Neuheiten ZUR SACHE A ls diese Zeilen geschrieben werden, läuft gerade das Achtelfinale der Fußball-Weltmeisterschaft. Die deutsche Mannschaft, soviel wissen wir zu diesem Zeitpunkt schon, ist eine Runde weiter. Das vielstimmige „Tooor!“ ist da nicht zu überhören. „Bahnhof“ dagegen versteht in Zeiten gesinnter. Fußball gilt als Massensport und ist nur als solcher denkbar. Die Begeisterung beruht im Grunde auf Emotionen, die durch – eigentlich recht kurzlebige – Aktionen auf dem Spielfeld geweckt werden. Eine Massenveranstaltung ist die Modellbahnerei nun gerade nicht, und mit Emotionen kann man in unserem Metier auch nicht übermäßig viel bewirken. Eine Turnhalle kann eine Bewegung wie z.B. die FREMO schon vollkriegen, ein Stadion nicht. Der Modellbahner muß, wenn er etwas von seinem Hobby haben will, nahe am bewegten Objekt sein: Eine fahrende Lokomotive in H0 sieht man nicht sehr weit. Ganz abgesehen davon gibt es am Schluß eines Fahrplanspiels mit der Modelleisenbahn keinen Sieger. Doch in der Regel ebben die durch das Massenphänomen Fußball entfachten Emotionen nach kurzer Zeit wieder ab, und der Fan wendet sich anderen Dingen zu. Wäre ja auch nicht auszuhalten, wenn das fußballerische Hochgefühl auf Dauer anhalten würde! Und außerdem: Der Fußballfan kann sich zwar stimmlich und sonstwie verausgaben, an der Ausübung des eigentlichen Sports ist er zumeist – wenn wir mal ehrlich sind – eher weniger beteiligt. Der Modellbahner dagegen geht in seinen Keller und ist mittendrin in seinem Hobby! Doch in Zeiten wie diesen können wir das eine tun, ohne das andere zu lassen. jw „Tor“ oder „Bahnhof“? Eine stimmungsvolle Nebenbahn haben die Mitglieder des MEC Jena im H0-Maßstab in Szene gesetzt: die elektrische Strecke zwischen Müncheberg und Buckow in der Märkischen Schweiz, östlich von Berlin. Das kleine Einklinkerbild zeigt den Gleisbau auf dem Diorama von Andreas S. Lüneburg Titelfotos: MK, Andreas S. Lüneburg wie diesen höchstens ein Regelunkundiger in Sachen Fußball, wenn es heißt „Abseits“! Sicher werden viele Modellbahner-Kollegen in Zeiten sportlicher Großereignisse ihr Interesse vorübergehend verlagern, weg von der eher individualistischen Beschäftigung mit der Modellbahn, hin zum kollektiven Emotionsschub. Klinsmann, Köpke und Co. lassen grüßen! Zwei Freizeitbeschäftigungen können entgegengesetzter eigentlich kaum sein. Zwar ist der Fußballfan, der in totaler Vereinzelung der geschichtlichen Entwicklung, sagen wir, der Cup-Turniere nachspürt, durchaus vorstellbar. Dem gängigen Bild des fröhlichen, extrovertierten, mit „seiner“ Mannschaft mitfiebernden Fans entspricht dieses Beispiel gewiß nicht. Und so richtig wohl fühlen kann sich der Fußballfan doch wohl nur im Kreise vieler Gleich- 12 8 8/98 M S od ei el ten lb ah n MIBA August 1998 pu r B 8784 · 50. Jahrgang DM/sFr 12,– · S 90,– Lit 17 000 · hfl 15,– · lfr 270,– http:// www.miba.de Von Von Müncheberg Müncheberg nach nach Buckow Buckow in in H0 H0 Durch die Märkische Schweiz MIBA-Schwerpunkt Schmalspurbahnen Perfekte Modellbahn-Anlage Durch Dänemark in H0 Güterwagen gesupert Immer an der Wand lang 0e-Betrieb im Regal S. 34 Linzer Variationen MIBA-Miniaturbahnen 8/98 3 MIBA, Testberichte Sehr gut – aber ... Seit einigen Jahren lese ich die MIBA mehr oder weniger regelmäßig und erhalte so viele neue Anregungen für meine eigenen Werkeleien. Besonders freue ich mich jeden Monat wieder auf die teilweise fantastischen Modellbahnfotos. Insbesondere Rolf Knipper liefert da immer wieder unschlagbare Ergebnisse ab, die mich jedesmal wieder begeistern. Auch die Modelltests und -vorstellungen sind sehr gut – aber ... Da wird geschrieben von drei- oder vierzylindrigen Antrieben, von Dampflokomotiven, Rauchkammertüren etc. Für mich als Nachwuchsmodellbahner sind das teilweise Böhmische Dörfer. Wie funktioniert eigentlich so eine Dampflok, wie erfolgt die Krafterzeugung und -übertragung, an welchen Hebeln oder Rädern muß man drehen, um sie in Bewegung zu setzen? Jörg Bartel, Dortmund MIBA 4/98, Vogelsberger Westbahn Biojoghurt macht neidisch Mit zunehmendem Interesse studiere ich monatlich das Abenteuer der Vogelsberger Westbahn. Immer lese ich zuerst diese Artikel; und schon jetzt bekümmere ich mich darüber, was nach Projektabschluß wohl lesenswürdig sein wird. Eines muß ich doch bekritteln: Wäre es möglich, ohne Biojoghurt zu arbeiten!? Solche Produkte gibt es fast nie in Grönland, und das macht mich neidisch! Ich bitte also darum, daß die Mannschaft sich auf das Verwenden von Roggenbrot und Hafergrütze beschränke! Hans Mortensen, Nuuk/Grönland MIBA 5/98, Zur Sache Hand aufs Herz Endlich mal jemand, der schreibt, was viele denken. Hand aufs Herz, wer steht nicht vorm Schaufenster seines Händlers und faßt sich in Gedanken an seine Brieftasche, wenn er das ein oder andere Topmodell erblickt? Andererseits, wie leicht geht es ihm dann von der Hand, wenn es darum geht, den MIBA-Miniaturbahnen 8/98 nächsten Kurztrip nach Mallorca oder gar in die USA zu bezahlen. Natürlich darf das Familienleben in unserer ach so gestreßten Zeit nicht zu kurz kommen, womit sich auch hierfür eine Entschuldigung finden ließe. Denn die Ehefrau, die beim Anblick einer Micro-Metakit-01 unweigerlich an den geplatzten Malediven-Urlaub erinnert wird, darf in meinen Augen auch ruhig einmal ungehalten werden. Recht hat Thomas Hilge, wenn er sagt, der Nachwuchs müsse durch Benutzung der großen Bahn an die Modellbahn geführt werden. Genauso vorstellbar wären Spaziergänge entlang von Nebenbahnstrecken oder der Besuch von Bahnhofsfesten und Museumsbahnveranstaltungen, vorausgesetzt der liebe Nachwuchs interessiert sich überhaupt dafür. Denn erzwungene Aktivitäten bewirken wohl eher das Gegenteil von dem, was sie erreichen sollen. Auch die Ausführungen zur Preisproblematik sind voll und ganz nachvollziehbar. Man sollte ständig die Relation des Hobbys zu den übrigen Lebensverhältnissen wahren, um objektiv urteilen zu können, ganz abgesehen von der Qualitätssteigerung durch die Industrie im Vergleich zur Umsatzsteigerung. Thomas Berens, Münstermaifeld LESERBRIEFE sonst gibt es genauso einen Knall, wie in anderen Wirtschaftszweigen. Volker Prinz, Bayreuth MIBA 5/98, Kleiner Diesel für die Feldbahn Reizt zum Nachbau Die von Mathias Hellmann in Eigeninitiative auf Roco-Basis gebaute Diesellok ist ihm sehr gut gelungen, wozu man ihm nur gratulieren kann. Auch die Beschreibung der Umbauarbeiten ist sehr ausführlich und reizt zum Nachbau, selbst eine Skizze des Fahrwerks mit Getriebeteilen-Angaben ist vorhanden. Leider fehlen in der Skizze die Maßangaben, was einen Selbstbau des Fahrwerks verhindert und somit die Freude trübt. Wenn die Skizzen schon nicht im Maßstab 1:1 oder in einem anderen Maßstab gezeichnet sind, so kann man sich mit ein oder zwei Maßangaben schon weiterhelfen (umrechnen). Auf den Baubericht vom vierachsigen O-Wagen in H0e freue ich mich jetzt schon. Hans-Peter Wettemann, Westhausen Langsam zu teuer Ihr Artikel in der Ausgabe Mai „Schluß mit dem Jammern“ hat mich maßlos aufgeregt! Mein Modellbahnhobby wird mir langsam zu teuer, da kann das Verhältnis zum Aufwand noch so preiswert sein! Ich muß den Preis bezahlen! Überall muß gespart werden. Das Geld sitzt nicht mehr so locker! Das hat mit Ihrem angeführten Stellenwert nichts zu tun. Was mit uns Käufern angestellt wird, kann man nicht mehr lange mit ansehen. In dem normalen Fachhandel kann ich überhaupt nicht einkaufen, da die Preise nicht mehr zu bezahlen sind. Deshalb habe ich in der Vergangenheit beim Versandhandel gekauft! Aber dort werden die Preise auch bald nicht mehr bezahlbar sein. Modellbahnhersteller und der Fachhandel sitzen auf einem zu hohen Roß! Ihre Strategie muß sich ändern: Wer verkaufen will, muß Werbung betreiben sowie Informationen weitergeben, ohne den Kunden dafür zur Kasse zu bitten! Die Modellbahnbranche muß umdenken, MIBA 6/98, Löten Heikle Punkte Da ich mich mit dem Löten von Berufs wegen beschäftige, sind mir ein paar heikle Punkte in dem Artikel aufgefallen: 1. Verbessern einer kalten Lötstelle Hier macht bloßes Aufwärmen nicht viel Sinn. Vielmehr sollte man vorher Flußmittel auf die schlechte Lötstelle auftragen und dann erst erwärmen. In besonders problematischen Fällen können sich aber Zwischenschichten ausbilden, die kein weiteres Zinn mehr annehmen (Cu-Sn-Verbindungen). Da hilft nur Absaugen des Zinns und mechanische Entfernung der Reste mit dem Glasfaser-Radierer. 2. Flußmittel Das einzusetzende Flußmittel dient im Wesentlichen zwei Zwecken: es reduziert Oxyde zu Metall und deckt mit seinem Festkörperanteil das flüssige Lot ab und verhindert so das direkte Oxy7 Nachgereicht sei an dieser Stelle das in „Die Güterwagen der DB AG“ von Stefan Carstens fehlende Bild des Uaais 786. Klaus Kirsch machte die Aufnahme am 20.7.96 im Hafen von Brake. dieren. Von den aggressiven Mitteln wie Lötwasser oder Lötfett halte ich nichts, da sie bestenfalls das Löten „schmuddeliger“ Teile ermöglichen. 3. Hochschmelzende Lote Das normale Elektroniklot (60..63% Zinn, der Rest = Blei) schmilzt bei ca. 180°C. Vertretbare Beimengungen von Silber (1..4%) verteuern das Lot deutlich und verändern die Schmelztemperatur nur wenig. 4. Billiges Hilfswerkzeug Es gibt ein billiges Werkzeug zur Fixierung von zu verlötenden Teilen: Holzwäscheklammern. Die verkohlen zwar etwas im Laufe der Zeit, sind aber recht wärmestabil und leiten die Wärme auch kaum ab. Zudem kann man sie mit der Laubsäge auch in eine spezielle Form bringen, wenn das nötig ist. W.-D. Schmidt, Remchingen MIBA 6/98, Zur Sache Nicht für draußen Als jahrelanger H0-Sammler habe ich mich im vergangenen Jahr entschlossen, eine Gartenbahn zu realisieren. Die Streckenlänge beträgt ca. 40 Meter, mit Bahnhöfen, Abstellgleisen etc. werden also ungefähr 55 Meter Gleise verlegt. In der ersten Ausbaustufe 1997 habe ich die Hälfte bewältigen können; daß nicht mehr geschafft werden konnte, ist u.a. auch dem „Branchenprimus“ zu verdanken. Leider habe ich mich nämlich für die Märklin-Spur-I entschieden. Der „Branchenprimus“ mit den „cleveren Innovationen, professionellem Vertrieb und dem modernen Marketing“ war im Sommer des letzten Jahres nicht in der Lage, Schienen zu liefern. Acht Wochen ließ man meinen Händler, bei dem ich die Ware bestellt hatte, warten. Alles in 8 allem eine wahrhaft professionelle Leistung. Nach der Winterpause wurden die verlegten Schienen, die natürlich an ihrem Platz im Freien geblieben waren „entmottet“. Dabei stellte ich fest, daß ausgerechnet die teuersten Teile, nämlich die Weichen, deutliche Roststellen aufwiesen. Ebenso weisen die wenigen Metallteile der Elektroantriebe an den Entkupplungsgleisen auch Rostspuren auf. Fazit: Obwohl ich mich durchaus zu der von Herrn Topp erwähnten Zielgruppe der Erwachsenen über 35 zähle, kann ich mich dem Herrn in seinem Optimismus, daß diese Gruppe das zuverlässige Kundenpotential seiner Firma bilden, nicht anschließen. Eckhard Neubert, Friedrichsdorf Probleme hausgemacht Ich habe mich 1952 als 14jähriger der Modellbahn verschrieben und das Hobby auch auf meinen Sohn vererbt. Inzwischen habe ich Enkel und sehe dadurch auch öfter die Kindersendungen im Fernsehen. Aller möglicher „Plastikmüll“ wird da den Kindern schmackhaft gemacht. Wo bleibt die Modellbahn-Industrie? Die von Märklin abgesetzte AlphaBahn hätte da als Einstieg in unser Hobby m.E. gute Chancen. Diese Bahn war ja sogar nach kindlichen Vorstellungen entwickelt. Das Projekt mußte aber scheitern, da kaum Werbung gemacht wurde; Kataloge werden erst gekauft, wenn Interesse geweckt wurde. Zumal diese „Wälzer“ zwischen DM 10,– und DM 15,– gehandelt werden. Ob die Gruppe der über 35jährigen auf Dauer ausreicht? Nach Umfragen sollen die „Kids“ ja über mehrere Millionen Mark Taschengeld verfügen. Meiner Meinung nach sind die Nachwuchsprobleme hausgemacht. Karl-Bernhard Weiß, Datteln Die Güterwagen der DB AG Doppelter Tieflader Herzlichen Glückwunsch zu Ihrem neuen Buch „Die Güterwagen der DB AG“. Obwohl in dem Buch kein einziger Modellgüterwagen abgebildet ist und ausschließlich Güterwagen vorgestellt werden, die nach 1994 noch im Bestand der DB waren, birgt das Buch selbst für den eingefleischten Epoche3-Modellbahner viele wertvolle Abbildungen. Dies gilt sowohl für die vielfältigen Beladungsbeispiele als auch für die zahllosen Anregungen zur Verschmutzung von Güterwagen. Der einzige kleine Wermutstropfen ist lediglich das Bild auf Seite 306 oben, daß leider nicht einen Uaais 786 zeigt, sondern – genau wie die Abbildung darunter – den Uaai 792. Dennoch: Wie wäre es denn mit einem ähnlichen Buch über die vielfältigen Privatwagen, die bei der DB AG eingestellt sind oder – vielleicht noch interessanter – einem Lexikon der Güterwagen der DB bzw. DR Stand 1968? Jens Zimmermann, Hamburg MIBA 6/98, Umsteigen Berichtigung Leider haben sich beim Druck des Artikels „Umsteigen an der Hölle“ einige Fehler eingeschlichen. In den beiden Zeichnungen sind jeweils die Gleisbezeichnungen 1 und 3 vertauscht worden, und in der Skizze 2 muß bei den Weichen W 2 und W 3 das Pluszeichen für die Grundstellung jeweils auf „Abzweig“ stehen. Das Foto auf Seite 53 oben wurde an der Endhaltestelle Merseburg Süd aufgenommen. Ulrich Rockelmann, Nürnberg Leserbriefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder; im Sinne größtmöglicher Meinungsvielfalt behalten wir uns das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor. Ihre Meinung interessiert uns! Schreiben Sie uns: Redaktion MIBA Senefelderstraße 11 90409 Nürnberg Telefax: 09 11/5 19 65 40 E-mail: redaktion@miba.de MIBA-Miniaturbahnen 8/98 Foto: Gerhard Peter NUR EIN BILD „D er Modellbahner macht nur Streß! Dies ist nicht der Bahnhof einer Großstadt, sondern nur ein kleiner Endbahnhof irgendwo fast am Ende der Welt. Jetzt steht der ganze Bahnhof voll Waggons, vor meinem Lokschuppen steht noch eine 93er und gleich kommt noch ein Zug aus dem ‚Schattenreich‘. Dabei wollte ich doch nur romantische Nebenbahnidylle genießen,“ sprach’s und verschwand im Lokschuppen. MIBA-Miniaturbahnen 8/98 9 D ie Tour beginnt, wie kann es anders sein, in einem Bahnhof. Allerdings nicht in dem gewöhnlichen von Leben erfüllten Bahnhof, sondern in einem Schattenbahnhof, zwei Stockwerke unter der Anlage. Dieser Schattenbahnhof bietet zwölf langen Zuggarnituren Platz. Ich habe mich entschlossen, diese Reise mit einem klassischen dänischen Intercity, bespannt mit einer Diesellok der Baureihe MZ, zu starten. Modellbahn-Reise durch Stadt und Land Velkommen i Danmark Der Nordseeküste entlang Die „kleinste Großstadt der Welt“, das dänische Århus, steht im Zentrum der traumhaften Modellbahn-Anlage von Jürg Hadorn. Und ringsherum bilden das Meer und die typisch dänische Bilderbuchlandschaft eine wunderschöne Kulisse für den Modellbahnbetrieb. Folgen wir dem Erbauer selbst auf einem Streifzug durch seine faszinierend realistische Modellwelt. Der Zug beschleunigt seine Fahrt, und nach kurzer Zeit erblickt er das Tageslicht. Aus dem Fenster erhasche ich für einen kurzen Augenblick die Nordseeküste. Immer wieder ein wunderschöner, unbeschreiblicher Anblick. Mir schießen die Worte durch den Kopf, welche Thomas Mann gebraucht hat, um das Meer zu beschreiben. Zum Glück habe ich etwas Zeit und werde sicher einige Tage hier verbringen. Während ich so meinen Gedanken nachhänge, eilt der Intercity durch das kleine Fischerstädtchen Helsingør. Felder und Bauernhöfe, aufgereiht wie an einer Perlenschnur, fliegen am Abteilfenster vorbei. Dann taucht der Intercity wieder ab in die Dunkelheit und es wird nicht mehr lange dauern, bis wir in der Stadt Arhus ankommen. Der Zug verlangsamt seine Fahrt, nimmt eine letzte Kurve und schon fahren wir in die große Bahnhofshalle ein. Wir packen unser Gepäck und unsere Reiselektüre zusammen und verlassen das Abteil. Auf dem Gang hat sich bereits eine Menschenschlange gebildet. Vor uns steht ein junger Seemann in Ausgehuniform. Er hat seinen Seesack dabei. Was für eine Reise hat er wohl hinter sich? Nach einem musikalischen Dreiklang werden die Reisenden von einer hellen Stimme aus dem Bahnsteiglautsprecher begrüßt. Zuerst in dänischer, dann in englischer und deutscher Sprache. Da sind wir wieder. Ich atme tief durch. Der vertraute Dieselgeruch hängt in der großen Halle. Für wie lange noch? An einigen Orten stehen schon die er- 10 sten Oberleitungsmasten. Aber die gigantische Bahnhofshalle mit ihren kühn geschwungenen Stahlträgern fasziniert mich jedesmal aufs Neue. Wir schlendern zur Rolltreppe und lassen uns in die Empfangshalle über den Gleisen befördern. Mein erster Blick gilt der Modelleisenbahnanlage, welche mittendrin, nach DSB-Vorbild, aufgebaut ist. Ja, sie steht noch am selben Platz, und die großen und kleinen Ein Intercity fährt in die Halle des Hauptbahnhofes von Århus ein (oben). Durch Bilderbuchlandschaft fährt der dänische Schnellzug, geführt von einer Lokomotive der Baureihe MZ, dem Ziel entgegen. MIBA-Miniaturbahnen 8/98 MODELLBAHN-ANLAGE Kinder drücken sich ihre Nasen an der Scheibe platt. Immer wieder werfen die Mütter Geldstücke ein, damit der Zug unermüdlich seine Runden drehen kann. Nun wird es aber Zeit, unser Gepäck im Hotel zu deponieren. Natürlich wohnen wir gleich gegenüber dem Bahnhof, im „Royal“, einem sehr der Tradition verpflichteten Haus. Von unserem Zimmer im 4. Stock hat man einen wunderbaren Blick auf den Bahnhofsvorplatz, und wenn man sich auf die Zehenspitzen stellt, kann man sogar noch etwas vom Fähranleger und Bahnhofsvorfeld sehen. Besuch von Århus Die luxuriöse Fassade des Royal verspricht nicht zuviel: für Bahnfans eine lohnende Unterkunft mit Sicht auf den Bahnhof und den Hafen. Eintauchen in die prächtige Stadtlandschaft in 1 : 87. Fotos: Daniel Wietlisbach 12 Wir beschließen, einen Stadtbummel zu machen. Gleich gegenüber vom Bahnhof befindet sich, auf einem mächtigen Ziegelsteinsockel, die bronzene Reiterfigur des Stadtgründers von Århus. Wind und Wetter haben ihr stark zugesetzt. An der Ecke Bahnhofplatz/ Nygade ragt majestätisch der Doppelgiebel der königlich dänischen Porzellanmanufaktur (Royal København) in den Himmel. Wir bewundern die sehr geschmackvoll und mit Liebe zum Detail ausgestatteten Schaufenster. Plötzlich erklingen aus der Nygade Marschmusiktöne. Wir eilen Richtung Musik, und schon kommt uns die Mädchengruppe (Pigegarden) von Århus entgegen. Alles junge, hellblonde Mädchen zwischen 12 und 18 Jahren in schmucker Uniform. Rote Jacke, weißer Faltenrock und schicker Hut. In kurzem Abstand folgen die stolzen Eltern. Danach besuchen wir das Warenhaus „Magasin“, ein Prachtbau aus der Jahrhundertwende. In einem typischen Altstadtlokal genießen wir die gute dänische Fischküche. Natürlich dürfen ein Schluck Aquavit und ein kühles dänisches Bier nicht fehlen. Nach dem Nachtessen flanieren wir durch das Hafenviertel mit seinen Tätowiershops, Nachtklubs, Hafenkneipen etc. Am Ende des Nordre Resevej, gleich neben der Eisenbahnbrücke, befindet sich das Eisenbahncafé. Wir genießen die gemütliche Atmosphäre und beenden unseren schönen Stadtbummel mit einem letzten Schlummertrunk. Am nächsten Tag mache ich mich mit Fotoapparat und Stativ auf den Weg zum Hafen. Die Buslinie Nr. 10 bringt mich direkt zum Südhafen. Heute nacht hat die „Jylland“, ein dänischer Frachter, im Sydhavn festgemacht. Das Löschen der Ladung hat bereits begonMIBA-Miniaturbahnen 8/98 nen. Auf den Hafengleisen steht eine Reihe Schwenkrungenwagen von verschiedenen Bahnverwaltungen bereit, welche mit Containern beladen werden. Da hält ein Taxi vor der Gangway, zwei Männer steigen aus, packen ihren Seesack und schreiten mit sicherem Schritt über die steile Gangway an Bord. Ich erfahre, daß die „Jylland“ von Bombay kommt und wohl noch 36 Stunden hier liegen wird. Als neue Ladung werden Maschinenteile und Container mit technischen Geräten an Bord genommen. Zielort ist Südamerika. Zum Hafenbereich gehört auch der Hafengüterbahnhof, wo ein- und ausfahrende Güterzüge verteilt, geordnet und neu zusammengestellt werden. Die Arbeit übernehmen hier die Dieselloks der Baureihen MH und MT. Im Hintergrund weckt eine grandiose Fabriklandschaft mein Interesse; MIBA-Miniaturbahnen 8/98 ich muß sie mir unbedingt aus der Nähe ansehen. Vor allem das weiße Silo der Carlsberg-Brauerei hat es mir angetan. Ich nehme den Stadtplan zur Hand und suche den kürzesten Fußweg zur Brauerei. Sie besitzt einen Gleisanschluß. Eben werden fabrikeigene Güterwagen beladen. Im Gegensatz zu den „Staatsbahnwagen“ treten ihre privaten „Kollegen“ durch ein besonders sauberes Äußeres in Erscheinung. Nur einen Steinwurf entfernt liegt der Abstellbahnhof für Personen- und Schlafwagen. Besonders die internationalen Schlafwagenzüge heben sich wohltuend vom übrigen Einheitsbild der Staatsbahnen ab. Ich habe Glück! Soeben schiebt eine Diesellok der Baureihe MH den OstseeExpreß ein – bestehend aus einem Bcme-Liegewagen der MAV (Ungarische Staatsbahnen), einem WLABm der DR, einem el.Bdnu der PK sowie ei- nem russischen WLABm-Schlafwagen. Ein roter VW-Kastenwagen der DSB fährt vor. Der Fahrer geht zum ersten Wagen und nimmt die weißen Stoffsäcke mit der gebrauchten Bettwäsche in Empfang. Abschließend verewige ich noch die imposanten Industriebauten auf meinem Film. Durchs dänische Hinterland Am nächsten Tag setzen wir unsere Reise fort. Wir fahren mit der bereits im neuen DSB-Look lackierten Triebwagenkomposition MRD 4210 in das Oben ein Blick über die umfangreichen Gleisanlagen des Hafengüterbahnhofs. Am Sydhavn wird gerade die Ladung der Jylland gelöscht. Links daneben die faszinierenden alten Industriefassaden hinter dem Sydhavn aus der Nähe. 13 dänische Küstenstädtchen Helsingør. Dort haben wir hinter den Dünen ein schmuckes Ferienhaus gemietet. Ein schriller Pfiff, und der Zug setzt sich in Bewegung. Im Stadtbereich fährt der Zug eine kurze Strecke unterirdisch. Wieder am Tageslicht, passieren wir dänische Bilderbuchlandschaft: weite Felder und Bauernhöfe. Die Lautsprecherdurchsage kündigt unser Ziel an. Wir erreichen unser Ferienhaus in zehn Minuten bequem zu Fuß. Aus der Ferne hören wir schon die Brandung, der weiße Leuchtturm dient uns als Orientierungshilfe. Wir beziehen unser Quartier und machen es uns im Garten unter dem Apfelbaum gemütlich. Am Abend statten wir dem Fischereihafen einen Besuch ab. Soeben hat der Trawler „Nordfisk“ am Kai festgemacht. Die Ladung wird in der Nacht gelöscht, damit am nächsten Morgen um 7 Uhr der Fang in der Auktionshalle versteigert werden kann. In der Schiffswerft gegenüber liegt ein Fischkutter auf der Slipanlage und wird erneuert. In der Zwischenzeit ist es dunkel geworden, der Leuchtturm weist nicht nur den Schiffen, sondern auch uns mit seinem Leuchtfeuer den sicheren Weg. Ein weiterer ereignisreicher Tag neigt sich seinem Ende entgegen, und wir freuen uns auf die bevorstehenden Ferientage an der Nordseeküste. Jürg Hadorn Ein Fischkutter liegt auf der Slipanlage und wartet auf eine Erneuerung. Im Hafen von Helsingør liegt ein weiterer Kutter, dessen Ladung gelöscht wird (ganz oben). Ferienstimmung am Strand zwischen Dünen und Meer an der Nordseeküste. 14 Wenn Sie mehr über diese außergewöhnliche Modellbahn-Anlage erfahren wollen, sollten Sie sich die nächste Ausgabe unserer „Anlagen-Revue“ nicht entgehen lassen. Sie erscheint Ende August und zeigt neben Jürg Hadorns Meisterwerk noch zwei weitere Anlagen der Spitzenklasse (auf 100 Seiten mit mehr als 250 Abbildungen, Best.-Nr. 87317, DM 19,80). MIBA-Miniaturbahnen 8/98 MIBA zum Kennenlernen Sie wollen mehr über den MIBA-Verlag und seine Produkte wissen? Ganz einfach: Ihren Wunsch ankreuzen, diese Seite ausdrucken und an den MIBA-Verlag schicken bzw. faxen. ❐ Ja, Name/Vorname Straße PLZ/Ort bitte schicken Sie mir das MIBA-Verlagsprogramm Telefon ❐ Ja, bitte lassen Sie mir ein aktuelles Probeheft der Zeitschrift „MIBA-Miniaturbahnen“ zukommen. ❐ Ja, Mein Schnupperabo bezahle ich per: Bankeinzug Rechnung Kreditkarte Ich möchte „MIBA-Miniaturbahnen“ testen. Das MIBA-Schnupperabo: 3 Ausgaben für nur DM 24,90. Als Dankeschön erhalte ich eine praktische Mini-Datenbank oder einen formschönen Kugelschreiber. Wenn Sie „MIBAMiniaturbahnen“ anschließend weiter beziehen möchten, brauchen Sie nichts zu tun und erhalten 12 Ausgaben MIBA und eine Ausgabe MIBA-Messeheft zum Preis von DM 138,-. Andernfalls genügt innerhalb einer Woche nach Bezug des 2. Heftes eine Mitteilung an den MIBA-Verlag. Unser Dankeschön dürfen Sie aber in jedem Fall behalten. Dieses Angebot gilt nur innerhalb Deutschlands. Bankbezeichnung/Kartenart Konto-Nummer/Kartennummer BLZ/gültig bis Datum, Unterschrift Als Dankeschön hätte ich gerne ❐ den Füller ❐ die Mini-Datenbank MIBA Verlag Bestellservice Senefelderstraße 11 90409 Nürnberg Vertrauensgarantie: Ich weiß, daß diese Bestellung erst wirksam wird, wenn ich sie nicht binnen einer Woche ab Absendung dieses Formulars schriftlich beim MIBA-Verlag GmbH, Senefelderstr. 11, 90409 Nürnberg widerrufe, und bestätige dies mit meiner zweiten Unterschrift. Fax: 0911/519 65-40 Tel.: 0911/519 65-0 Datum, 2. Unterschrift VORBILD + MODELL Unterwegs zwischen Saarbrücken und Frankfurt (M): Kurz-Schnellzug D 128 im Rivarossi-Modell, gebildet aus zwei Wagen 2. Klasse und einem Wagen 1. Klasse und gezogen von einer 39 des Bw Ludwigshafen. Foto: MK Der Original-Reihungsplan von 1956 zum obigen Modellfoto: D 128 bestand tatsächlich nur aus zwei B- und einem A-Wagen. Am Rande: Noch wird der alte Kopfbahnhof Ludwigshafen über den Rbf umfahren. Archiv Michael Meinhold D-Zugwagen der Gruppe 53 von Rivarossi Lange Wagen, kurze Züge D as Timing ist perfekt: Genau 30 Jahre nach der 1968 revolutionären Premiere der ersten 30 cm langen DB-Schnellzugwagen aus Como bringt Rivarossi neue 1:87-Modelle der Epoche-3-Schnellzugwagen schlechthin, zeitlich gleichfalls passend zum 100. Geburtstag von Adolf Mielich, des „Vaters“ der 26,4-m-Wagen. Dr.-Ing. Adolf Mielich, seit 1933 im Personenwagen-Dezernat 26 des RZA Berlin tätig, prägt bis 1963 als Leiter der Abteilung Wagenbau des BZA Minden den Wiederaufbau des kriegszerstörten Wagenparks in Gestalt der 26,4-mNeubauwagen. Er setzt auf Komfortsteigerung durch die Sitzanordnung 16 Ab Mitte der fünfziger Jahre prägen sie das Erscheinungsbild der Bundesbahn-Schnellzüge – die 26,4 Meter langen Neubauwagen der „Verwendungsgruppe 53“. Michael Meinhold verbindet die Vorstellung der Rivarossi-Modelle mit Entwicklung und Einsatz ihrer Vorbilder. 2 + 2 bzw. 0 + 3 statt bisher 2 + 3/0 + 4); zum Ausgleich des Sitzplatzverlustes wird der Wagen verlängert. Dem Eilzugwagen mit Mitteleinstieg von 1951/52 folgen ab 1953 die auf gleichen Konstruktions-Grundsätzen basierenden D-Zugwagen, die international als UIC-Typ X standardisiert werden. Mielichs Neuerungen wie Sitzteilung, Minden-Deutz-Drehgestell, Gummiwulst-Übergänge oder Übersetzfenster (aus den geteilten Holzrahmen-Fenstern von Mielichs MC4i und MCi entwickelt) prägen die DB-Standards dieser Zeit, in der die „Langen“ die Vorkriegs-Bauarten alsbald in untergeordnete Dienste verdrängen. Sie zählen wie die ab 1961/63 mit Drehfalttüren und schmäleren Türfenstern ausgerüsteten Nachfolger zur für die Zugbildung relevanten (Verwendungs)- „Gruppe 53“, nicht zu verwechseln mit der Bauart „-ümg 54“. Kleiner Exkurs: Schnellzugwagen haben ungerade Gruppen-Nummern wie 23 (H0-Modelle von Roco, Lima), 29 (Liliput), 35 (Fleischmann, Jouef), 39 (Liliput); Eilzugwagen haben gerade Nummern wie 30 (Liliput), 36 (Roco) oder 52 (Roco). Apropos Zugbildung: Die hier gezeigten Vorbild-Reihungen sind speziell auf die Rivarossi-Modelle (DeutschlandVertrieb: Noch) abgestimmt, die MIBA-Miniaturbahnen 8/98 Federnde Rechteckpuffer und Gummiwulste (!) am Übergang: kurzgekuppelte Wagen mit Details an Drehgestellen und Einstiegen sowie der lupenreinen Langträger-Beschriftung samt Verwendungs-„Gruppe 53“. Rechts die Inneneinrichtung. Fotos: MK Die Haupt-Typen der Gruppe 53 mit gegenüber der Serie unterschiedlicher Position der Lichtmaschine (und fälschlich „1“ statt „2“ auf dem AB). Fast revolutionäre Neuerung in der (zunächst) 3. Klasse: nur 6 gepolsterte, ausziehbare Sitze pro Abteil. Archiv Michael Meinhold MIBA-Miniaturbahnen 8/98 17 zunächst als Aüm und zwei Büm sowie in einem 3er-Pack aus Aüm und zwei Büm, jeweils mit verschiedenen Nummern, geliefert werden. Dem für 1999 avisierten ARüm sollten noch ABüm und BDüm folgen. Die maßstäblichen Modelle gefallen vor allem durch die lupenreine und authentische Beschriftung der Epoche 3b. Die Fensterrahmen sind plastisch profiliert. Griffstangen, Trittstufen und Lichtmaschine sowie die gesamte Boden- und Bremsausrüstung sind vom Käufer mit Polystyrol- und Sekundenkleber einzukleben. Fazit: Nach dem Ende der Ade-Produktion stehen mit diesen Modellen erstmals wieder 1:87-Nachbildungen der für die Zugbildung in der Epoche 3 unverzichtbaren Gruppe-53-Typen zur Verfügung. Das Preis/Leistungs-Verhältnis kann bei ca. DM 65,00 pro Wagen in Anbetracht der vom Käufer vorzunehmenden Nachrüstung als angemessen bezeichnet werden. mm Ein stimmungsvolles DB-Bild der frühen Jahre: Ausfahrt eines dampfgeführten LSSchnellzuges aus den langen Neubauwagen, die bis zur Klassenreform am 1.6.1956 noch die erhabene „3“ und das Gattungszeichen C4ümg tragen. Gut zu erkennen sind aus dieser Perspektive die Fensterrahmen, die auch an den Rivarossi-Modellen plastisch wiedergegeben werden. Der B4ümg-Wagen 2. Klasse, hier die Gangseite, ist der typische D-Zugwagen der Epochen 3 und 4. Der A4ümg-Wagen mit dem 1958 eingeführten elfenbeinfarbenen Kennzeichnungsstreifen, dessen Breite von zunächst 100 mm auf 70 mm reduziert wurde, um eine gerade Unterkante zu erhalten. Fotos: Archiv Michael Meinhold 18 MIBA-Miniaturbahnen 8/98 D 152 Köln–Trier–Saarbrücken, ein klassischer Eifel-Schnellzug, ist mit Büm – BRüm – Aüm – Büm – BDüm (dazu bedarfsweise ein Expressgut-Gh) typenrein und abwechslungsreich zugleich gebildet. Dank der kombinierten Wagen ist er dennoch nicht allzu lang und damit ein ideales Modellbahn-Vorbild. Hier verläßt er am 2.4.67 mit 01 073 des Bw Trier den Bahnhof Erburg. Foto: Ludwig Rotthowe Zum guten Schluß noch ein schöner KurzSchnellzug: Reihungsplan und Foto des D 849, der im Wechsel mit einem VT 12.5 und darum ohne Gepäckwagen verkehrt. Die Aufnahme mit 01 108 vom Bw Köln Bbf entstand im April 1960 bei Marburg/Lahn. Archiv Michael Meinhold/ Foto: Jürgen A. Bock MIBA-Miniaturbahnen 8/98 19 VORBILD + MODELL Adenauer-Wagen „10 205 Köl“ von Liliput Zeitgeschichte in H0 Mit der Bundesbahn unterwegs: der Adenauer-Salonwagen, eingestellt in einen Schnellzug der Epoche 3. Modellfotos: MK In einer Zeit vor Wildbad Kreuth: CSU-Wahlplakat von 1957 mit der populären Parole „Keine Experimente!“ Archiv Michael Meinhold Kanzler mit Kennedy und Karosse: Das Busch-Modell paßt gut zum LiliputWagen. Typisch 50er Jahre: Interieur des Salonwagens 10 205 bei Vorbild (Foto: Martin Schoplocher) und Liliput-Modell. 20 Von seinem Salonwagen 10 205 aus erkämpfte Konrad Adenauer seiner Partei einst traumhafte Ergebnisse. Über die Vergangenheit – des Wagens, versteht sich! – berichtet Michael Meinhold. D ie Geschichte des Wagens 10 205 beginnt am 8. März 1937: Die Deutsche Reichsbahn erhält den Auftrag zur Zusammenstellung eines aus 13 Wagen bestehenden „Dienstzuges“ für die Reichsregierung. Neben insgesamt 12 Salon- bzw. Salonbegleit-, Salonspeise-, Salonpresse- und Salonmaschinengepäckwagen ist je ein persönlicher Salonwagen für Hitler, Göring und Goebbels vorgesehen. MIBA-Miniaturbahnen 8/98 Als Ergebnis von Adenauers Moskau-Reise im September 1955, bei der Sonderzug samt Salonwagen 10 205 quasi als Botschaft fungieren, kommen 1956 die letzten 30 000 deutschen Kriegsgefangenen aus russischen Lagern frei. Nach der Ankunft in Herleshausen (Bild) fahren sie in Bussen nach Friedland/Han., wo sie vom Kanzler – angereist im 10 205 – begrüßt werden. Großer Bahnhof im kleinen Bahnhof, irgendwo im Deutschland des Bundestags-Wahlkampfs 1957: Foto-Auftritt von Kanzler & Kind, damals nicht weniger werbewirksam als heute. Vom Salonwagen 10 205 und dem „Autoverladewagen“ 10 293 hält das gemeine Wahlvolk in ehrfürchtiger Haltung den gebührenden Abstand. Kanzler Ludwig Erhard mit Gattin Luise am Fenster des 10 205, den der passionierte Bahnfahrer mehr schätzte als Vorgänger und Nachfolger. Fotos: Archiv Michael Meinhold Der Göring-Wagen wird bereits Ende 1937 als „Sal. 4ü Bln 10 205“ abgeliefert und ist in Technik (geschweißte Schürzenwagen-Bauart, Drehgestelle „Görlitz III schwer“), Design und aufwendigster Innenausstattung auf der Höhe der Zeit – einer Zeit, die bereits acht Jahre später mit dem Zusammenbruch des Naziregimes endet. Der „10 205“ rollt als Wagen 096 der US-Armee über deutsche Gleise, bis er im Juli 1949 zurückgegeben wird. Als zunächst „10 205 Ffm“ wird er – „der Demokratie dienstverpflichtet“ (Alfred Gottwaldt) – ab 1953 als „10 205 Köl“ ständiger Salonwagen von Bundeskanzler Konrad Adenauer, der damit zahlreiche Wahlkampftouren sowie Dienstreisen ins In- und Ausland unternimmt. Häufig mit von der Partie: der Autotransportwagen 10 293 für den „Adenauer-300“, so auch 1955 beim Moskau-Besuch des Kanzlers. Auch Nachfolger Erhard bedient sich gerne des 10 205, während Kiesinger MIBA-Miniaturbahnen 8/98 alsbald den Hubschrauber bevorzugt. Willy Brandt wiederum reist lieber mit der Bahn – eben auch im 10 205, der 1972 Minden-Deutz-Drehgestelle mit Magnetschienenbremsen und die Nummer 51 80 89-80 305 erhält. 1980 scheidet er aus dem Staatsdienst aus, 1990 wird er als erstes, größtes und schwerstes Exponat ins damals entstehende „Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland“ in Bonn eingelassen – originalgetreu als KanzlerSalonwagen 10 205 restauriert. Liliput hat das 23 500 mm über die Puffer messende Vorbild exakt im Maßstab 1:87 realisiert und von den Drehgestellen „Görlitz III schwer mit vierfacher Federung“ bis hin zur Funkantenne auf dem Dach ein in Gesamteindruck und sämtlichen Details stimmiges H0-Modell auf die Räder gestellt. Die Inneneinrichtung ist von den in Farbe und Muster unterschiedlichen Bodenbelägen über den großen Konferenztisch bis zu Schlaf- und Waschräumen so genau nachgebildet, daß für fingerfertige Detailfetischisten nur noch der Philips-Weltempfänger oder der Kristallascher samt Erhards Zigarre übrigbleiben. Mit den Faltenbalg-Übergängen entspricht der Wagen genau der Adenauer-Epoche (Untersuchung 5.1.1961) und kann somit auch mit den typischen Lokomotiven und Zügen dieser Zeit befördert werden – keinesfalls immer nur innerhalb eines kompletten Sonderzuges, denn häfig wurde der 10 205 auch an Regelzüge angehängt. Entsprechenden Modell-Fahrten und -Szenerien steht also nichts im Wege – schon gar nicht auf der „Vogelsberger Westbahn“, wo er schon alsbald in Laubach (Oberhessen) auf Wahlkampftour Station machen wird. Im roten Hessen ging es damals bekanntlich um jede Stimme – und von des Alten Erfolg am 15. September 1957 träumen seine Enkel noch heute: die absolute Mehrheit ... mm 21 Ein feines Modell einer vergangenen Eisenbahnepoche im Maßstab 1:87. Etwas gewöhnungsbedürftig sind die aus heutiger Sicht unterdimensionierten Puffer. Ein im Tender untergebrachter Faulhaber-Motor treibt alle drei Tenderachsen an. Jubiläum: 150 Jahre Lokomotiven von Henschel Ein Drache vom Feinsten Jubiläen sind immer ein netter Aufhänger für besondere Schmankerl. Erst recht, wenn es sich um das 150jährige Jubiläum von Henschel handelt. Trix nahm es zum Anlaß, ein besonderes Kleinod zu schaffen. W ie ein Drachen aus grauer Urzeit mußten den Menschen des letzten Jahrhunderts die ersten Dampflokomotiven vorgekommen sein. Vielleicht kommt daher der Name der ersten Henschel-Lokomotive. Nicht zum Fürchten ... Komfortabel ging es damals auf den Lokomotiven nicht zu, wie das Modell anschaulich zeigt. Personal und Bedieneinrichtung der Lok waren den Unbilden des Wetters ausgesetzt. 22 ... sondern zum Bestaunen gut ist das neue Fine-Art-Modell von Trix geworden. Die Lokomotive wird in einer edlen Holzkassette geliefert. Neben einem paar Handschuhen, um Fingerabdrücke auf dem Lack der edlen Lokomotive zu vermeiden, findet man eine kleine Broschüre, die in kurzen, aber informativen Worten die Geschichte MIBA-Miniaturbahnen 8/98 NEUHEIT Die Detaillierung des Modells setzt sich auch hinter der zu öffnenden Rauchkammertür mit der Nachbildung der vorderen Rauchwand fort. Modellbau vom Feinsten: Bei langsam fahrender Maschine kann man die Bewegungsabläufe der innenliegenden Steuerung bis hin zu den Zylinder verfolgen. der Firma Henschel und der Lokomotive Drache umreißt. Für die erste Betrachtung des Modells sollte man sich die nötige Muße gönnen, denn es gibt viel zu sehen und zu bestaunen. Nicht nur die vielen Armaturen am Kessel und die feinen Messingschilder zeugen von der Liebe fürs Detail. Auch die Räder mit den feinen Speichen und den niedrigen Spurkränzen sowie die Steuerung der Lok ziehen die Blicke an. Wer die Innensteuerung in Bewegung sehen möchte, kommt nicht umhin, die Lok aufzugleisen und den Fahrregler langsam aufzudrehen. Spätestens jetzt kommt das zweite AhaErlebnis. Die Drache setzt sich vom Faulhaber-Motor angetrieben sanft in Bewegung. Die große Schwungmasse verleiht der Maschine Massenträgheit und Auslauf. Die Fahreigenschaften der Drache lassen kein Auge trocken und würden manchem Großserienmodell gut zu Gesicht stehen. Die Wechselstrom-Variante wird im August ausgeliefert. Ein Delta-Decoder versorgt sowohl im Analog- wie auch im Digitalbetrieb den FaulhaberMotor mit Fahrspannung, gp MIBA-Miniaturbahnen 8/98 Die bewegliche Innensteuerung ist mit viel Liebe zum Detail nachgebildet. Fotos: gp 23 Die schöne Württembergerin Präzision und Eleganz in N Vom Wunsch beseelt, einen Traum zu verwirklichen, schuf Hammerschmid Präzisionsmodelle ein Kleinod in N. Die BR 18.1 sollte nicht nur ein möglichst exaktes Modell der schönen Württembergerin in N werden, sondern auch ihre Eleganz beim Betrieb auf der Modellbahn zeigen. B ereits 1909 wurden die ersten württembergischen Lokomotiven der Gattung C gebaut. Die erwarteten Leistungen der Schnellzuglokomotive wurden weit übertroffen. Trotzdem fanden die Maschinen nie die Bedeutung und die Verbreitung wie die bay. S 3/6 oder die bad. IVh. Bis auf vier Maschinen, die nach dem 1. Weltkrieg nach Frankreich und Polen abgegeben werden mußten, verblieben die restlichen 37 Loks im Raum Stuttgart. Hier bewährten sie sich über Jahrzehnte im Reisezugdienst sowohl vor Schnell- wie auch vor Personenzügen. Die letzte Maschine dieser nicht zu Unrecht als „schöne Württembergerin“ bezeichneten Pazifik-Lok wurde im Mai 1955 ausgemustert. Leider wurden alle Maschinen verschrottet, so 24 daß keine dieser eleganten Dampfloks der Nachwelt erhalten blieb. Um so mehr kann es die N-Bahner erfreuen, daß der Württemberger C in Form eines Kleinserienmodells ein Denkmal gesetzt wird. Traum und Realität Bei der Planung seines ersten Modells fiel die Wahl auf die württembergische C, der späteren Baureihe 18.1. Als Konstrukteur konnte Wolfgang Besenhart aus München gewonnen werden, der schon Modelle wie die E 69 und die 3achsigen bay. Personenwagen von Railino entwickelte. Der aus Messing gedrehte Lokkessel besticht durch kleine Kesselnietenbänder, angesteckte Handläufe und die Bei dem abgebildeten Modell handelt es sich um eine Spur-N-Lokomotive der BR 18.1 der DRG (württ. C). Die nicht über das Vorbildmaß hinausragenden Zylinder lassen die Lokomotive schlank wirken. Filigrane Details wie Griffstangen, Aufstiegsbügel an der Rauchkammer und feine Loklaternen runden das positive Erscheinungsbild ab. Fotos: gp Aufstiege an der Rauchkammer aus Neusilberdraht. Selbst die Sandfallrohre zu den großen Treibrädern sind nachgebildet. Auf niedrigste NEMWerte abgedrehte Spurkränze und eine filigrane, aber funktionstüchtige Steuerung machen das Fahrwerk zu einer Augenweide. Schaut man unter die Lok, findet man dort die Nachbildung der Bremsanlage. Deutlich sichtbar ist auch die Anlenkung des Vorlaufdrehgestells, die eine maßstäblich breite Zylindergruppe erlaubt. Im Führerhaus sind die wesentlichen Bedienelemente und Armaturen des Vorbilds nachgebildet. Der Antrieb der Lok erfolgt über den im Tender plazierten Faulhaber-Motor mit großer Schwungmasse. Über eine Kardanwelle wird das Drehmoment MIBA-Miniaturbahnen 8/98 MIBA-TEST Maßtabelle BR 18.1 von Hammerschmid Vorbild 1:160 Modell Längenmaß Länge über Puffer: 21 855 136,6 136,6 Höhenmaß über SO Schlotoberkante: 4 640 29,0 29,0 Puffermaße Pufferhöhe Lok: Pufferhöhe Tender: 1 050 1 050 6,6 6,6 6,6 6,6 Breitenmaß Breite Führerhaus: 2 900 18,2 18,2 Achsstände Gesamtachsstand: Achsstand Lok: Achsstand Tender: 18 630 11 040 5 600 116,4 69,0 35,0 116,1 69,0 35,0 1 000 1 800 1 000 6,3 11,3 6,3 6,2 11,1 6,2 Raddurchmesser Vorlaufräder: Treib- und Kuppelräder: Tenderräder: Radsatzmaße entsprechend NEM Radsatzinnenmaß: Spurkranzhöhe: Radbreite: NEM 7,4+0,1 0,9max 2,2min – – – Alle Maße in mm Meßwerte Gewicht Lok/Tender: 126 g Haftreifen: – Meßergebnisse Zugkraft Ebene: 19 (24) g 30 ‰ Steigung: 13 (18) g Wert in Klammern mit Selectrix-Decoder Geschwindigkeiten (Lokleerfahrt) Vmax: 160 km/h bei 12 V VVorbild: 100 km/h bei 8,6 V Vmin: ca. 15 km/h bei 4,9 V Schwungscheibe: Durchmesser: ja 13 mm Anmerkung: Alle Meßwerte sind ca.-Angaben NEM-S-Schnittstelle für Decoder: nein Selectrix: 66830 (Einbau nur durch Verlöten der Anschlüsse möglich) MIBA-Miniaturbahnen 8/98 7,4 0,5 2,3 Die Größe der Nietköpfe ist gut getroffen. Maßstäbliche Nieten wären unter dem Lack verschwunden. Eine Augenweide stellen sowohl die Drehgestellblenden wie auch die Laternen dar. Für die Stromabnahme werden alle Tenderräder herangezogen. Die Kupplung steckt in einem NEM-Schacht. Auch in der Seitenansicht überzeugt die württ. C, die hier als BR 18.1 der DRG auf Fahrt ist. Die absolute Maßstäblichkeit, bis auf wenige 1/10 mm im Fahrwerksbereich und die zu breiten Radreifen, läßt die Pacific auch in N elegant wirken – eben wie eine schöne Württembergerin. des Motors zur kugelgelagerten Schneckenwelle in der Maschine übertragen. Jede der drei Treibachsen wird über eine Schnecke direkt angetrieben. Das hohe Gewicht der Lok und der ruhige Lauf des Glockenankermotors bescheren der Lok einen ruhigen und seidenweichen Lauf, sowie gutes Reibungsgewicht und hohe Zugkraft auch ohne Haftreifen. Durch die besondere Anlenkung des Vorlaufdrehgestells und der Lok/Tenderdeichsel durchfährt die Lok auch den Radius 1. Im Tender findet auf Wunsch der Selectrix-Decoder 66830 seinen Platz. Lackierung und Beschriftung sind in den Epoche-Varianten 1 bis 3 tadellos ausgeführt. Wie es sich für ein Kleinserienmodell gehört, wird die BR 18.1 in einer edlen Holzkassette und mit fortlaufend numeriertem Zertifikat ausgeliefert. Die konsequente, maßstäbliche Umsetzung des N-Modells spiegelt sich in der Maßtabelle wieder. So genaue Maßhaltigkeit findet man eigentlich nur ab H0 bei exclusiven Modellen. Die württ. C von Hammerschmid Präzisionsmodelle läßt daher kaum noch Wünsche offen und setzt einen neuen Standard für N-Kleinserienmodelle. Guido Kruschke 25 TT-Debüt bei Roco MIBA-TEST Die Salzburger Ljudmilla Als im Sommer 1994 Brawa und Roco ihre Modelle der DR-Baureihe 232 vorstellten, blieb TT-Bahnern nichts anderes übrig, als über die schönen H0-Fahrzeuge zu staunen. Das ist nun, vier Jahre später, anders: Roco produziert und liefert die „Ljudmilla“ im Maßstab 1:120. – Der MIBA-Test erkundet die Eigenschaften der ersten Roco-Lokomotive in der Nenngröße TT. B ei Modelleisenbahnern, die sich der Nenngröße TT verschrieben haben, kann man nun auch die typischen blau-orangenen Faltschachteln von Roco finden. Das TT-Debüt gibt der Salzburger Hersteller gleich mit zwei Modellausführungen einer sechsachsigen Diesellok, der DR-Baureihe 132 und der DB-Baureihe 232. Beide Modelle sind technisch gleich. Sie unterscheiden sich nur in der farblichen Ge- staltung und den Anschriften. Der Rahmenkörper ist an den Außenseiten entsprechend der Fahrzeugvariante lackiert. Hoher Aufwand wurde auch bei der farblichen Gestaltung von Gehäusedetails getrieben: Griffstangen, Türklinken, Seitenfensterstege und Türunterteile sind silberfarbig abgesetzt. Was mit bloßem Auge akkurat aussieht, ist auch unter der Lupe betrachtet überwiegend perfekt. Das Modell liegt sofort einsetzbar in der Verpackung. Wer sich noch etwas Zeit nimmt, kann vor der ersten Fahrt noch die je drei Griffstangen an den Stirnwänden nachrüsten. Soll das Fahrzeug nur in der Vitrine stehen, so lassen sich die betriebstauglichen Schläuche und Kupplungshaken gegen vorbildgetreu ausgebildete Imitationen austauschen. Außerdem liegen zwei Aufstiegstritte und die Kupplungsimitation für die elektrische Zugsammelschiene bei. Vorbildgetreu gestaltet Die Gehäuseproportionen wirken vorbildgetreu. Auch die Abmessungen sind stimmig. Ob Fenster- oder Türen, Längssicken oder Lüftergitter, Dach- Meßwerte BR 132 von Roco Gewicht Lok: 228 g Räder/Haftreifen: 12/4 Meßergebnisse Zugkraft bei 14 Volt Ebene: 30 ‰ Steigung: 40 g 35 g Geschwindigkeiten (Lokleerfahrt) Vmax: 175 km/h bei 14,0 V VVorbild: 120 km/h bei 10,5 V Vmin: ca. 7 km/h bei 3,5 V Auslauf aus Vmax: aus VVorbild: Lichtaustritt weiß: rot: Unterm Dach verlaufen Lichtleiter, die zur Beleuchtung der Stirn- und Schlußsignale dienen. Ein Rundmotor mit Schwungmasse treibt über Kardanwellen die Räder in den Drehgestellen an. Die Zentralelektrik ist mit einer steckbaren elektrischen Schnittstelle ausgestattet. 26 Schwungscheibe Anzahl: Durchmesser: Länge: 210 mm 95 mm ab 50 km/h bei 7 V ab 50 km/h bei 7 V 1 16,0 mm 9,0 mm MIBA-Miniaturbahnen 8/98 Maßtabelle BR 132 / BR 232 von Roco in TT Maßangaben in mm Vorbild 1:120 Modell Längenmaße Länge über Puffer: 20 820 173,5 174,4 1 050 1 750 8,8 14,6 9,2 14,6 16 050 3 700 133,8 30,8 133,8 30,8 1 050 8,8 8,8 – – – > 10,2 ≤ 1,0 > 2,4 10,2 1,8 2,4 Puffermaße Pufferhöhe über SO: Puffermittenabstand: Radstände Gesamtachsstand: Drehgestell-Achsstand: Raddurchmesser: Radsatzmaße entsprechend NEM 310 Radsatzinnenmaß: Spurkranzhöhe: Radbreite: form und -aufbauten, das Gehäuse und auch die Drehgestellnachbildungen geben das Vorbild glaubhaft wieder. Dabei ist es alles so ausgeführt, daß es auch einem robusten Spiel standhalten dürfte. Während Drehgestellblenden und Gehäuse aus Kunststoff gefertigt sind, bestehen die eingesteckten Puffer aus Metall. tung zu den Lichtaustrittsöffnungen in den Gehäusefronten. Die Lichter sind ab einer Fahrspannung von 7 Volt erkennbar. Es stört nicht, daß auch etwas Licht durch die Maschinenraumfenster scheint, wenn man weiß, daß beim Vorbild gelegentlich auch während der Fahrt die Maschinenraumbeleuchtung eingeschaltet ist. Wer’s anders haben möchte, der sollte die Gehäuseinnenseite mit einem entsprechenden Lichtschutz versehen. Um das Modell mit einem Digitaldecoder (o.a. Elektronikbaustein) auszustatten, ist die Leiterplatte mit einem NEM-gerechten Steckverbinder versehen. Im Lieferzustand ist der Verbinder mit einem Leiterplattenstück für den konventionellen Betrieb besetzt. Serienmäßig findet man an den Modellen die TT-Standardkupplung vor. Sie läßt sich nach dem Abnehmen eines Verschlusses an der Kupplungsaufnahme entfernen und gegen den Kurzkupplungskopf 9545 von Fleischmann tauschen. Rainer Ippen Fahren macht Spaß Im konventionellen Fahrbetrieb zeigten die Lokomotiven ein ausgewogenes Fahrverhalten. Sie ließen sich leicht anfahren, und bei voll aufgedrehtem Fahrgerät war das Tempo nicht zu rasant. Betrachtet man die Meßwerte, so fuhren die Loks zwar schneller als die vorbildgetreue Modellgeschwindigkeit, blieben aber im Limit, das die NEM setzt. Angenehm war auch das sichere Fahren des Modells über kritische Abschnitte der Teststrecke, die aus TTStandardgleis besteht. Weder grobe Schienenstöße noch Weichen stellten ein Problem dar. Auch wenn es wenig vorbildgetreu ist, einen 286-mm-Radius (≈ 343 m) zu befahren, die RocoTT-„Ljudmilla“ kommt auch damit ohne weiteres zurecht. Die Stromabnahme erfolgt von allen zwölf Rädern. Dazu schleifen Kupferblechfedern auf den Spurkränzen. Via isolierter Litze werden die Potentiale direkt zur Leiterplatte übertragen. Zusammen mit der Schwungmasse auf der Ankerwelle und dem relativ großen Achsstand wird die Anfälligkeit gegenüber korrodierten Schienenabschnitten gering gehalten. Bei abgenommenem Gehäuse fallen unter dem Dach etliche „Kunststoffschlangen“ auf. Sie dienen als Lichtleiter und führen von zwei Glühlampen, die auf der zentralen Leiterplatte befestigt sind, das Licht je nach FahrtrichMIBA-Miniaturbahnen 8/98 Ob Seitenwände oder Drehgestelle, das RocoTT-Modell ist detailliert gestaltet und bereitet viel Spaß beim Anschauen. Die feinen Anschriften sind mit einer Lupe teilweise lesbar. Die Dachaufbauten sind fein strukturiert. Einige Teile wurden separat angesetzt. Als selbst zu montierende Zurüstteile liefert Roco die Griffstangen der Fronten, die Schläuche der Pufferbohlen sowie Kupplungshaken. Fotos: Andreas Stirl 27 Modellbau mit Magic Train – ein 0e-Projekt (8) Gleise von der Stange und als Bausatz Bis jetzt haben wir uns ausschließlich mit den Triebfahrzeugen und Waggons der 0e-Bahn beschäftigt. Worauf aber sollen diese nun fahren? Neben dem Gleisselbstbau bieten sich inzwischen auch mehrere Systeme an, die in Bausatzform, aber auch als komplett fertige Gleissysteme angeboten werden. Zwei davon hat Uwe Stehr genauer unter die Lupe genommen. F leischmann als Hersteller der Magic-Train bietet kein eigenes 0eGleis an, sondern nur sein H0-ProfiGleis. Bis auf die Spurweite paßt dieses jedoch weder zu einer Schmalspurbahn in der Baugröße 0, noch wird es unseren schönen gesuperten Fahrzeugen gerecht. Wer auf adäquates Gleismaterial Wert legt, hat dennoch mehrere Alternativen. An den Gleisselbstbau mit Holzschwellen und Profilen werden sich nur wenige eingefleischte Enthusiasten wagen, Gleis- und Weichenbausätze gibt es von Henke und 28 KS-Modelleisenbahn, ein Fertiggleissortiment für 0e vom englischen Hersteller Peco (siehe auch die Übersicht in MIBA 5/98, S. 99). Letzteres und die Bausätze von KS-Modelleisenbahnen wollen wir im folgenden etwas genauer betrachten. Das Peco-Gleissystem Das wohl älteste Oe-Gleissystem stammt von Peco (Vertrieb über Weinert) und ist dort seit Jahrzehnten im Programm. Die 91,5 cm langen Flexgleise aus Code-100-Neusilberprofilen sind 2,5 mm hoch und entsprechen damit in etwa einer S-24Schiene, die bei den meisten Schmalspurbahnen zum Einsatz kam. Das Schwellenband aus Kunststoff besteht aus 5 mm breiten und 32,5 mm langen Schwellen, die im Abstand von 13 mm verlegt sind. Dies entspricht einer ca. 22,5 cm breiten und 1,45 m langen Schwelle mit 60 cm Abstand im Original. Die Schwellen sind recht unregelmäßig dargestellt und wirken daher beinahe feldbahnmäßig. Die KleineiMIBA-Miniaturbahnen 8/98 sen bestehen nur aus der Nachbildung der Schienennägel ohne die Schienenplatten und unterstreichen noch diesen Charakter. Die Weichen aus demselben Schienen- und Schwellenmaterial wie die Flexgleise ergänzen das Programm durch eine linke und eine rechte Weiche sowie eine Y-Weiche. Der Abzweigradius entspricht ca. 90 cm mit einer Herzstückneigung von 1:4,5. Die Besonderheit bei den Peco-Weichen ist der „Elektrofrog“. Dieser „elektrische Frosch“ polt das Herzstück (im englischen „frog“) beim Umlegen der Weiche automatisch um. Dieses Umpolen erfolgt durch den Kontakt der Schienenzunge mit der Backenschiene. Der Strom fließt dann durch die anliegende Schienenzunge über das Gelenk in das Herzstück. Den für einen sicheren Kontakt nötigen Anpreßdruck erzeugt ein kleiner Federmechanismus, der zwischen den Gleisen im Bereich der Stellschwelle sichtbar ist. Solange die Gleise in dem Bereich der Schienenzungen und deren Gelenke metallisch blank sind, funktioniert das recht gut. Werden die Gleise allerdings vor oder nach ihrer Verlegung eingefärbt, dann sollten zur Sicherheit Kabel an die Zungen gelötet und das Herzstück konventionell verdrahtet werden. Verbunden werden die Gleise und Weichen mit Schienenverbindern für Code-100-Gleise, die von mehreren Herstellern angeboten werden. Das Verlegen und Befestigen dieser Gleise erfolgt wie bei jedem Flexgleis mit Weißleim und ohne Nägel. Die Gleise sollten vor dem Aufkleben ihrer späteren Lage entsprechend vorgebogen werden. Da ich Schienenverbindern von Haus aus nicht traue, habe ich an den entsprechenden Verbindungsstellen auch eine Kabelverbindung parallel zum Schienenverbinder an die Schienen gelötet. MIBA-Miniaturbahnen 8/98 Das Peco-0e-Gleissystem: linke und rechte Weiche, Y-Weiche und Flexgleis. Das Schienenprofil ist 2,5 mm hoch (Code 100). MODELLBAHN-PRAXIS Das verlegte PecoGleis wurde zunächst in der Farbe der Schwellen gespritzt, die Profile selbst erhalten noch einen rostfarbenen Anstrich. Die Profiloberseite wird am Ende mit einem Radiergummi oder dem Roco-Rubber wieder blank gerieben. Rechts die gefärbten und eingesandeten Peco-Gleise. Die unteren Bilder zeigen die beiden Gleise von KSModelleisenbahen (Schwellenabstand 18 und 13,5 mm) und das von Peco im Vergleich, jeweils im „Rohzustand“ und farblich behandelt. 29 Oben die Bestandteile des 0e-Gleisbausatzes von KS-Modelleisenbahnen. Ihn gibt es in zwei Ausführungen: mit einem Schwellenabstand von 18 mm als Länderbahnbauform (rechts) und mit einem Schwellenabstand von 13,5 mm als „aktuelle Bauform“. Der Zusammenbau gestaltet sich ziemlich einfach (unten): In die bereits fertig gefrästen und gebohrten Schwellenbänder die Kleineisen stecken und anschließend einfach die Schienenprofile einschieben. Die Weichen von KS-Modelleisenbahnen sind eine echte Alternative zu jenen von Peco, zumal sich beide Systeme dank des gleich hohen Schienenprofils problemlos miteinander kombinieren lassen. Oben die Bestandteile der Bausatzpackung für eine Weiche mit 900 mm Abzweigradius, unten die kurze und die lange Weiche von KS-Modelleisenbahnen im Vergleich zur Peco-Weiche. Fotos: Uwe Stehr Das komplette Gleis wird zunächst in der Farbe der Schwellen gespritzt oder angepinselt; anschließend erhalten die einzelnen Schienen einen Anstrich in einem Rostton. Je nach Vorbildsituation wird das Gleis eingeschottert oder gesandet. Das Gleissystem von KS-Modelleisenbahnen Von KS-Modelleisenbahnen (Waldlaubersheim) wird ein Oe-Gleissystem in Bausatzform angeboten. Diese Bausätze bestehen im wesentlichen aus drei Teilen: den aus 3 mm dickem Sperrholz fertig gefrästen 20,5 cm langen Schwellenrostelementen, den aus rostbraunem Kunststoff gespritzten Kleineisen und den 1 m langen Code-100-Schienenprofilen. Für den Zusammenbau der Flexgleise und der Weichen werden kaum Werkzeuge und nicht einmal eine Spurlehre benötigt. Die Schienenprofile weisen mit 2,5 mm 30 dieselbe Höhe auf wie die Peco-Gleise, haben aber ein schmaleres Profil, wodurch sie etwas filigraner wirken. Der Zusammenbau der Gleise gestaltet sich denkbar einfach. Die Kleineisen werden zunächst von den Spritzlingen abgekniffen. Dies läßt sich mit einem Seitenschneider ohne Wate oder einer kleinen Schere leicht und ohne jede zusätzliche Nacharbeit erledigen. Die Kleineisen nun in die bereits gebohrten Löcher des Schwellenrostes stecken und danach das Gleis einschieben. Das Einschieben geht sehr viel leichter, wenn der Schienenfuß an den Enden leicht an allen Flächen angeschliffen wird. Das Verlegen der Gleise erfolgt wie bei jedem anderen Flexgleis. Die Weichen gibt es mit einem Radius von 900 mm oder 1300 mm ebenfalls als Bausatz. Der Schwellenrost besteht aus einem Stück, die Schienen sind bereits fertig abgelängt und gefräst. Die Herzstücke der Wei- chen sind gefräste Neusilberprofile und bereits auf eine Messingplatte gelötet. Die Weichen mit 900 mm Radius weisen Gelenke in den Zungen auf, während die Weichen mit 1300 mm Radius über Federzungen verfügen. Wie bei den Gleisen werden als erstes die Kleineisen von den Spritzlingen abgetrennt und in die Bohrungen im Schwellenrost gesteckt. Die sich hierbei überlappenden Kleineisen im Bereich der Zungen und des Herzstückes werden halbiert und im jeweiligen geraden Gleisabschnitt eingesteckt. Zum Einstecken der Backenschienen sollten diese, wie schon beim Streckengleis, im Bereich des Schienenfußes „angespitzt“ werden. So lassen sich die Profile wesentlich leichter einschieben. Im übrigen sollten alle spanend bearbeiteten Schienenteile der Weiche vor ihrer Verarbeitung auf saubere Kanten kontrolliert und ggf. versäubert (entgratet) werden. Die im Bogen liegende BackenMIBA-Miniaturbahnen 8/98 Links das Schwellenband der beiden KS-Weichen mit den schon eingesteckten Kleineisen. Darunter das Schwellenband mit dem aufgelegten Herzstück und der Stellschwelle sowie die vor dem Einschieben vorgebogenen Schienenprofile. Wenige Minuten später sind auch die Schienen eingesteckt (links unten). Nachdem die Zungen auf die Gelenke gelötet wurden, kann nun das Herzstück ausgerichtet und mit Hilfe von Sekundenkleber auf dem Schwellenrost befestigt werden. Auch die Radlenkern und Gleitplatten unter den Zungen werden mit Sekundenkleber fixiert. Das überstehende Gewinde der beiden M-1Schrauben in der Stellstange wird abgeschnitten und die Sicherungsmutter mit der Schraube verlötet. Unten die Drahtbrücken zur Verbesserung der Stromversorgung sowie der Draht für die spätere Herzstückpolarisierung. schiene muß ihrer späteren Lage entsprechend vorgebogen werden. Dies verhindert, daß sich im Schwellenrost und in den Schienenstühlchen unerwünschte Spannungen aufbauen. Im nächsten Schritt wird die Stellstange, ein Frästeil aus kupferkaschiertem Pertinax, montiert. Hierzu werden zwei kleine M-1-Schrauben durch Löcher in der Stellschwelle gesteckt und an der Unterseite mit einer Mutter gegen Herausfallen gesichert. Laut Bauanleitung soll diese Mutter mit Schraubensicherungslack fixiert und danach das überstehende Gewinde abgeschnitten werden. Da später die Stellzunge auf den Schraubenkopf gelötet und so die Haltbarkeit des Sicherungslackes aufgehoben wird, habe ich mich entschlossen, die Mutter auf die Schraube zu löten. Bei der kurzen Weiche werden jetzt noch die beiden Lager der Zungen, die ebenfalls aus je einer Schraube mit Mutter bestehen, in das Schwellenband eingeklebt. MIBA-Miniaturbahnen 8/98 Dann wird das Herzstück mit den angrenzenden Schienenstücken ausgerichtet und festgeklebt. Ich habe im Bereich der Schwellen noch 0,8-mmLöcher in die Grundplatte des Herzstücks gebohrt und Schienennägel von Hobby-Ecke Schuhmacher eingesteckt. Die Bauanleitung empfiehlt das Verlöten der Schienenstücke mit dem Herzstück. Mir erscheint die Gefahr zu groß, daß durch die benötigte Wärme die angrenzenden Schienenstühlchen aufschmelzen, so daß ich die Schienen mit etwas Abstand zum Herzstück festklebe. Mit dünnflüssigem Sekundenkleber geht das ruck, zuck. Als letztes werden die beiden Zungenprofile mit den Lagern verlötet, wobei ständig die Leichtgängigkeit der Zungen zu überprüfen ist. Dann habe ich noch die aus grauem Kunststoff bestehenden Radlenker innen direkt an das Profil geklebt. Vorher müssen in diesem Bereich aber die Kleineisen auf der Innenseite entfernt werden. Mechanisch ist die Weiche nun fertig, über die nötige Verdrahtung schweigt sich die Anleitung allerdings aus. Wenn die Einspeisung nur über Schienenverbinder erfolgt, bleiben Herzstück und Zungen stromlos. Den Kontakt über die an den Backenschienen anliegenden Zungen sicherstellen zu wollen, stellt auf Dauer auch keine sichere Lösung dar. Vor dem endgültigen Einbau sollten alle einzelnen Schienen mit der zugehörigen Backenschiene durch einen angelöteten dünnen Draht elektrisch verbunden werden. An das Herzstück wird ein einzelner Draht gelötet, der der späteren Herzstückpolarisierung dient. Auf sie sollte angesichts der kurzen zweiachsigen Lokomotiven auf keinen Fall verzichtet werden. Mit dem Lackieren sollte erst nach den Zusammenbau begonnen werden. Vorher ist die Gefahr, die kleinen Löcher für die Kleineisen zu verschließen, zu groß. Die Holzschwellen 31 Die Einzelteile des Weichenstellhebel-Bausatzes von WMK mit der Bauanleitung. Der Größenvergleich mit dem Geldstück macht die filigrane Ausführung offenkundig. Beachtenswert ist die Vielzahl der Laternen. Der WMK-Weichenstellhebel im Rohbau an einer Peco-Weiche Fertiger Weichenstellhebel, diesmal an schon bemalter KS-Weiche können gebeizt oder mit normaler Farbe bemalt werden. Ich habe mich für die Bemalung mit Farbe entschieden, da mir der Glanz von gebeizten Holzschwellen zu unnatürlich wirkt – sicherlich Geschmackssache ... Für eine gelungene Lackierung ist ein sehr guter Pinsel eine Grundvoraussetzung. Nur ein guter Pinsel „haart“ nicht und gibt die Farbe gleichmäßig an den Untergrund ab. Solche Pinsel kosten nur wenig mehr als Billigprodukte und halten, ein wenig Pflege vorausgesetzt, fast ewig. Den braunen Farbton der Schwellen habe ich nach Gutdünken aus matten, wasserlöslichen Plaka- oder Binderfarben ohne jede Farbtabelle zusammengerührt. Benötigt werden die Farbtöne Schwarz, Rostrot, Hellbraun und Weiß. Das Endergebnis wirkt recht überzeugend. Nachdem dieser Farbauftrag getrocknet ist, geht es an das Bemalen der Schienen. Hierfür verwende ich einen rostbraunen Farbton, wie er fertig aus dem Baumarkt kommt. Nach dem Trocknen der Farbe die Oberseiten der Profile mit dem Roco-Rubber blank putzen. 32 Ein Weichenstellhebel Stilgerecht werden die Oe-Weichen mit passenden Weichenstellhebeln gestellt. Es gibt sie für viele Vorbilder z.B. bei Weinert, Flomo oder WMK als Bausatz. Meiner stammt von WMK und ist mit verschiedenen beleuchteten Laternen zu haben, was mich natürlich sehr reizte. Der Zusammenbau gemäß Anleitung gestaltet sich kurzweilig und stellt keine allzu großen Anforderungen an den Erbauer. Unterschiedliche Weichenlaternen für linke und rechte Weichen liegen dem Bausatz ebenso bei wie eine Gleissperre und Bogenweichenlaterne (!). Ist alles leichtgängig montiert, läßt sich damit jede Weiche originalgetreu stellen. Farblich wurde der Weichenstellhebel mit dem Pinsel schwarz lackiert – aber ganz vorsichtig, um die feine Mechanik nicht unrettbar zu verkleben. Nach dem Trocknen des Lackes wird die Laterne mit dünnem weißem Papier von innen hinterlegt. Durch das Fixieren mit Klarlack wird es noch ein wenig transparenter. Der Schein der Mikro-Glühbirne reicht aus, um im Dunkeln die nötige Atmosphäre auf die 0e-Anlage zu zaubern. Fazit Mit den beiden Gleissystemen von Peco und KS-Modelleisenbahnen hat der 0eBahner alle Möglichkeiten. In der Funktion zeigen beide Systeme keinerlei Schwächen. Optisch ist das Gleis von KS-Modelleisenbahnen ansprechender, da es über echte Holzschwellen und sehr schöne Kleineisennachbildungen verfügt. Beide Systeme arbeiten mit Code100-Profilen und lassen sich gut kombinieren. Mein Tip: In allen gut einsehbaren Bereichen der Anlage das KS-System verlegen, weiter hinten aber auf das preisgünstigere PecoGleis zurückgreifen. Kurze Sommerpause bei unserer OeSerie – erst in der Oktober-MIBA geht es weiter. Zum Abschluß des Bauprojekts werden wir uns mit Fragen der 0e-Anlagengestaltung und Detailausstattung befassen. Uwe Stehr MIBA-Miniaturbahnen 8/98 MODELLBAHN-PRAXIS Ein Schmalspurbahnhof in der Baugröße 0 Keine Langeweile in Meinhardshagen Den kleinen Bahnhof Ruchsen an der Jagsttalbahn nahm Andreas S. Lüneburg zum Vorbild für sein Modell. Großer Aufwand ist hier nicht notwendig: Zwei Gleise, eine Weiche und eine Rollbockgrube reichen für den Betrieb völlig aus … V or etwa fünf Jahren brachten Axel Hartig (AHA) und ich unsere neugebauten Bahnhöfe zum ersten Mal zum Fremo-Treffen nach Erlangen mit. Beide hatten das Thema dreigleisige Endstation einer Lokalbahn, beide waren 3,30 m lang und 60 cm breit. Meiner war H0 -Regelspur, seiner 0Meterspur, meiner war längenmäßig gestaucht, seiner maßstäblich lang. Da fing es an, in mir zu rumoren! Ein Schmalspurthema in der Baugröße 0 ließ sich auch in einer Wohnung verwirklichen. Als mir dann ein anderer Fremo-Freund eine Lok und zwei Wagen für meinen Sohn verkaufte, gab es kein Halten mehr. Als Fingerspitzenübung – um sich an die Größenverhältnisse zu gewöhnen – baute ich zunächst ein Streckenstück (siehe MIBA-Spezial 34), denn ich wollte den weitverbreiteten Fehler nicht wiederholen, erst mit einem Bahnhof zu beginnen und diesen dann als Bauruine enden zu lassen, weil einem das Projekt über den Kopf wächst. Doch die Strecke allein ist nur ein Schaustück, zum Spielen gehört ein Bahnhof, damit auch richtig rangiert werden kann. Außerdem wollte ich verschiedene Dinge bei Betrieb und Gleisbau ausprobieren, inwieweit sie sich in der größeren Baugröße realistisch verwirklichen lassen. Platz war nur in meinem Bücherregal mit 30 Zentimeter Tiefe und 3 Meter Länge. Gleichzeitig sollte aber möglichst viel (und abwechlungreicher!) Betrieb stattfinden können. Da ist der Rollbockbetrieb vieler Schmalspurbahnen eine willkommene Bereicherung. Dank der alten Hp-1-Hefte des Fremo fand ich schnuckelige Vorbilder im Jagsttal mit Lageplan und Bauzeichnung der Gebäude. Meine Wahl fiel schließlich auf den Bahnhof Ruchsen. Er verfügt über ein Empfangsgebäude, einen Güterschuppen und besitzt nach dem Bahnhofsplan zwei Weichen mit je einer Rollbockgrube auf jeder Seite der Lade- Der Plan des kleinen Bahnhofs Ruchsen an der Jagsttalbahn weist eine Besonderheit auf: Das Ladegleis ist hier normalspurig ausgeführt und wird über zwei Rollbockgruben angeschlossen. Auf diese Weise konnten die auf Rollböcken transportierten normalspurigen Güterwagen an der Ladestraße abgesetzt werden. Zeichnung: Sammlung Meinhard Döpner 34 MIBA-Miniaturbahnen 8/98 Linke Seite: Der kurze Güterzug aus „St. Andreas”, bespannt mit der „fleißigen Lies’l”, nähert sich dem Bf Meinhardshagen. Lokführer Ottokar läßt seinen Arm lässig hinausbaumeln. straße. Bei einem Besuch fanden sich dort nur noch die Gleise, von der Rollbockgrube waren aber keine Reste zu sehen. Das Bahnhofsgelände ist heutzutage von der Natur weitgehend wieder zurückerobert worden. Ein Mitglied des „Freundeskreises der Jagsttalbahn“ bestätigte mir dann, daß es in Ruchsen auch nie eine solche gegeben hat. So nannte ich meinen Bahnhof schließlich „Meinhardshagen“, denn den Plan des Empfangsgebäudes hatte Meinhard Döpner dankenswerterweise gezeichnet. Hier gibt es eine Weiche und eine Rollbockgrube; für die zweite Weiche war im Regal kein Platz mehr! Der Gleisbau Dieser Bahnhof sollte ein Teststück sein, gerade auch für den Gleisoberbau. Die Gleise der Jagsttalbahn sind wie der „Schienenoberbau K“ befestigt. In einem Buch über die Trusebahn hatte ich davon gelesen, daß dort die Schienen direkt auf die Schwellen genagelt worden waren. Dies wollte ich in das Modell umsetzen. Daher habe ich verschiedene Gleismaterialien eingesetzt: Gleisbausätze nach dem Vorbild des Schienenoberbaus K findet man bei KS-Modelleisenbahnen, die genagelten Schienen lassen sich sehr gut im Selbstbau erstellen. Bei meiner „Feldforschung“ in Jagsthausen fand ich zum Gleisbau folgendes heraus: Die Schienenstöße liegen auf Doppelschwellen; aus den gemessenen Schwellenabständen ergeben sich 10 m lange Schienen, die Profilhöhe beträgt 100 mm. Die Schwellen sind dabei 185 cm lang und 14 cm hoch; ihre Breite liegt bei den Doppelschwellen bei 23 cm, sonst bei 21-22 cm. Die Schienenbefestigung auf den Platten erfolgt über zwei Schrauben innen und eine Schraube außen. Bemerkenswert sind auch die unregelmäßigen Schwellenabstände, die sich außerdem zu den Enden der einzelnen Schienenstücke hin verringern (gemessene Abstände beim ersten Gleis: 40, 40, 48, 36, 56, 47, 48, 47, 44, 45, 45, 46, 48, 46, 40 cm; beim zweiten Gleis: 33, 46, 46, 40, 40, 46, 39, 48, 50, 46, 38, 44, 39, 40, 47 cm). MIBA-Miniaturbahnen 8/98 Die Schienennägel werden mit einer kleinen Spitzzange eingedrückt. Bei den Schwellen aus Kiefernholz mußten dazu Löcher vorgebohrt werden, bei solchen aus Linden- oder Buchenholz geht es auch so. Rechts: Mit der RP-25-Lehre wird nachgemessen. Stimmt das Maß G (16.5 mm) nicht, wird es mit einem breiten Schraubenzieher und einem Hammer nachgearbeitet. Die Pertinaxschwellen wurden mit Hilfe der Stichsäge der kleinen UNIMAT gesägt. Rechts: Die Gleise werden aufgelötet. In engen Kurven kann mit der Spurlehre der Gleisabstand auf Gmax eingestellt werden. Für diese Oberbauform eignen sich die Gleisbausätze von KS-Modelleisenbahnen ganz hervorragend. Sie bestehen aus einem aus Sperrholz gefrästen Schwellenband, vorbildgerecht gibt es zwei Schwellenabstände zur Auswahl. Dazu sind Kleineisenimitationen aus Kunststoff beigelegt, die in die vorgebohrten Löcher gesteckt werden. Als Gleismaterial liegen Neusilberprofile mit einer Höhe von 2,5 mm bei. Die Schwellenjoche sollten als erstes mit Farbe braun angemalt werden (Revell, Tamiya oder Rainershagener Naturals). Holzbeize, finde ich, bringt die Maserung zu stark zur Geltung. Dann stecke man die Kleineisen in die Löcher und schiebe schließlich die Gleisprofile ein. Ein Tropfen Öl auf die Profile gegeben, erleichtert die Arbeit ungemein. Abschlußarbeit ist das Rostigmalen der Profile und Kleineisen. Zwei Arten wurden ausprobiert: Ich habe Revell Rotbraun und Mittelbraun gemischt und mit Terpentin verdünnt, um die 35 Zum Aufschieben der Holzschwellen von KS-Modelleisenbahnen auf das Profil lege ich das Gleis auf den Kopf. Bei dieser Gelegenheit können auch gleich die Elektroanschlüsse angelötet werden. So bleiben sie unsichtbar. Das Anlagensegment im Rohbau; die Gleise liegen bereits. Als Grundlage dient ein Sperrholzkasten, auf den eine 5 cm starke Platte aus PUR-Schaum aufgeklebt wurde. Die Ladestraße ist mit dünnen Streifen aus dem gleichen Material auf die richtige Höhe gebracht worden. Farbe sehr dünn aufzutragen, der Farbe wurde teilweise Rostpuder von Rainershagener Naturals zugefügt. An anderer Stelle habe ich das Rostpuder allein aufgetragen; dabei wurde das Puder mit Wasser angerührt. Es legt sich dann sehr dünn über das Profil und ist matter als Kunstharzlack. Allerdings verwendete ich nicht die Profile aus den Bausätzen, sondern das Code-85-Profil von Schuhmacher, da es von der maßstäblichen Höhe her besser paßt, wie die Messungen in Jagsthausen bestätigt hatten. Dann wollte ich ja noch den Gleisbau à la Trusebahn mit genagelten Gleisen imitieren. Hier beträgt die Länge der Schienenstücke 9 Meter, auf einem Abschnitt in dieser Länge liegen in der Geraden 11 Schwellen, in Kurven mit einem Halbmesser unter 100 Metern 13 Schwellen, sonst 12 Schwellen. Die Schienenstöße sind hier „schwebend“ ausgeführt. Gleise, genagelt und gelötet Bei diesem Gleisbauprojekt habe ich mit einem CAD-Programm Schablonen für die anfallenden Geraden und Kurven gezeichnet und diese mit TesaAlleskleber aufgeklebt. Es muß ein wasserunlöslicher Kleber verwendet werden, damit sich die Schienen beim Einschottern nicht wieder ablösen. Die Gleisprofile wurden auf der Außenseite vorbildgerecht mit einem Nagel, auf der Innenseite dagegen mit zwei Nägeln auf der Schwelle befestigt. Gleichzeitig experimentierte ich mit 36 verschiedenen Holzarten für die Schwellen: Kiefernleisten von meinem Holzmarkt, Buchenleisten von RHM und Nußbaumleisten von Krick aus dem Schiffsmodellbau. Die verwendeten Schienennägel stammen von der Hobbyecke Schuhmacher. Zum Eindrücken der Nägel verwendete ich eine kleine Elektronikerzange. Bei den Kiefernleisten mußten allerdings mit einem 0,5 mm dicken Bohrer die Löcher vorgebohrt werden, da das Holz splittert und aufreißt. Das Buchenholz ist wesentlich weicher – und meiner Meinung nach zu weich, da sich die Nägel auf dem PURUnterbau drehen. Bewährt haben sich dagegen die Schwellen aus Nußbaumholz, das sich sehr leicht verarbeiten ließ. Preislich gibt es keinen nennenswerten Unterschied bei den drei Holzarten. Bei den genagelten Gleisen habe ich die Gleisprofile zunächst mit Sekundenkleber aufgeklebt; der Kleber wurde dabei auf jeder dritten bis fünften Schwelle aufgetragen. Die Nägel wurden dann nur noch mehr zur Zierde eingedrückt. Bei den durch Löten befestigten Schienenprofilen besteht in den Kurven jede dritte Schwelle aus kupferkaschiertem Pertinax. Sie wird unterhalb des Gleisprofils mit Lötzinn vorverzinnt; war dies erkaltet, gab ich noch etwas Lötfett drauf. Danach konnten die Schienenprofile aufgelegt und mit Schienenlehren fixiert werden; anschließend werden die Profile angelötet. Damit es jetzt keinen „Kurzen“ gibt, muß die Kupferschicht auf der Die elektrische Verbindung bei den kupferkaschierten Pertinaxschwellen wird mit der weichen Proxxon-Polierscheibe aufgetrennt. Mit den Farben von Rainershagener Naturals wird das Pertinax optisch zu Holz umgewandelt. Unten: Das fertig eingeschotterte Gleis; rechts Oberbau K von KS-Modellbahnen, links genagelte Schienen Marke Eigenbau. MIBA-Miniaturbahnen 8/98 Schwelle aufgetrennt werden. Dafür benutzte ich eine Polierscheibe von Proxxon. Bei diesem Arbeitsvorgang können nicht nur die Pertinaxschwellen noch geformt werden, sondern auch die dazwischen liegenden Holzschwellen. Zum Schluß wird das Pertinax angemalt, damit es wie Holz aussieht. Auch die Weiche entstand im Selbstbau, da es keine Industrie- oder Bausatzweiche gibt, die irgendwelche Ahnlichkeit mit den alten Schmalspurweichen hat. Wichtige Anregungen dazu entnahm ich der Zeitschrift „Mittelpuffer“. Rollbockgrube und Ladestraße Die Rollbockgrube entsteht. Ihre Seitenwände bestehen aus 0,5 mm starkem Polystyrol. Als Lauffläche für die NormalspurRadsätze wurden Messingprofile aufgeklebt. Der „Landschaftsbau” auf der Anlage beschränkt sich im Grund auf ein paar Grasstreifen. Der PUR-Schaum wird zunächst mit dem „Ackergrund” von Rainershagener Naturals grundiert; in die noch nasse Grundierung wird das neue Deko-Vlies von Heki gedrückt. Die Weiche erhielt selbstgebaute Stellstangen für die bessere Optik; der Stellbock kommt von Weinert. Unten: Der Modulkasten von unten. Die Lötleiste hat noch Platz für die neue FREMO-Elektrik-Schaltung. Rechts das Gestänge des Weichenhebels. MIBA-Miniaturbahnen 8/98 Eine Rollbockgrube ist eine wichtige Bereicherung für eine Schmalspuranlage. Informationen über das Aussehen der Rollbockgruben habe ich zwei Büchern über die Jagsttalbahn entnommen, da die Rollbockgruben in Bieringen abgedeckt und in Möckmühl schon längst ausgebaut sind. Die Länge der Rollbockgrube ergibt sich aus der Länge des Ladegleises. Ich habe dort Platz für drei Güterwagen, also reicht der Platz für ein Rollbockpaar. Der Bau ist sehr einfach, das Material leicht erhältlich: etwas 0,5-mmPolystyrol, einige Messingprofile sowie Sekundenkleber. Für die Rollbockgrube habe ich ihre Breite angezeichnet und mit einem Messer senkrecht den PUR-Schaum tief eingeschnitten. Die lichte Weite muß 32 mm betragen (Maß G der NEM 301). Danach habe ich die Glasfaserbeschichtung vom PUR-Schaum abgezogen und mit einem um einen Korkschleifblock gewickeltem 40-Schleifpapier das Gefälle eingeschliffen. Die Seitenwände der Grube bestehen aus 0,5 mm starkem Polystyrol. Die Lauffläche entstand aus einem 2 mm x 2 mm starken Messingwinkelprofil, das auf das Polystyrol geklebt worden ist. Zur Versteifung gehören jetzt noch senkrechte Profile auf die Seitenwand geklebt. Der graue Anstrich erfolgte mit Humbrol-Farbe. Die Montage erfolgt, indem die Seitenwände in den ersten senkrechten Schnitt zur Bestimmung der Breite eingeschoben werden. Der Schnitt muß eventuell etwas verbreitert werden. Wenn die beiden Seitenwände mit dem lichten Abstand von 32 mm stehen, können die Gleise eingeklebt werden. Jetzt kommt die Endmontage der Rollbockgrube. Die Seitenwände werden so tief eingesetzt, wie sich dieses 37 Betrieb in Meinhardshagen. Beim Aufbocken des normalspurigen Güterwagens wird der zweite Rollbock mit der Pinzette nachgeschoben. In der Baugröße 0 ist das machbar; bei H0e ist dafür die Rollbockgrube von Uwe Stehr notwendig, damit nichts umkippt ... Vorsichtig rangieren! Auch in der Baugröße 0 ist ein Rollbock eine wackelige Angelegenheit, wenn der Wagen mit 50 km/h aus der Rollbockgrube gezogen wird. Maß aus der Höhe der Schwellen und der Profile des Regelspurgleises der Ladestraße ergibt. Ein Wagen wird auf die Rollböcke gesetzt und an die Seitenwände der Rollbockgrube herangeschoben. Nun wird die Höhe der Seitenwand genau auf die Lauffläche der Wagenräder ausgerichtet. Nun habe ich die Wände herausgenommen und die Aufnahmeschlitze mit Spachtelpuder von Rainershagener Naturals aufgefüllt. Dann die Wände hineingestellt und noch einmal ausgerichtet. Wenn der Spachtelpuder getrocknet ist, sitzen die Wände bombenfest. Das Ende der Rollbockgrube habe ich mit Betonpuder angemalt. Für die Ladestraße habe ich PURSchaumplatten in 7 mm hohe Streifen geschnitten und mit Spachtelpuder auf die Grundplatte geklebt. Dann wird die Fläche geschliffen und mit „Straßengrund Asphalt“ grundiert, da dies bereits wie Splitt aussieht. In die zweite, noch nasse Schicht habe ich Ödlanderde als Splittimitation aufgestreut. Der Betrieb Das Empfangsgebäude in „Meinhardshagen” – ebenfalls nach dem Vorbild in Ruchsen – entstand komplett im Selbstbau. Unten: Nur zwei Wagen am Haken – das ist auch für die kleine Lok keine große Last. Alle Fotos: Andreas S. Lüneburg 38 Die Anlage steht im Bücherregal, die Höhe der Schienenoberkante beträgt 1,4 m, so daß ich gut rangieren und dabei das Bild genießen kann. Die Fahrzeuge stammen von Fleischmanns Magic Train, die meisten sind schon gealtert. Die feinen Mittelpuffer sind ebenfalls von Fleischmann; die Kupplung wird durch einige Glieder einer feinen Ankerkette von Krick ergänzt. So geht das Kuppeln leicht. „Ein Bahnhof mit einer Weiche, da ist doch nichts los“, wird sich der erfahrene Betriebsbahner denken. „Denkste“, sage ich. Der ganz normale Alltag in Meinhardshagen hält mich ganz schön in Atem. Wenn wir uns nämlich einige Zeit am Bahnhof aufhalten, merken wir, wie lange das Rangieren eigentlich dauert. Am Schmalspurladegleisabschnitt wird ein 0-Wagen mit Anhängern der Eisenwarenfabrik Lars Stephan Co. KG beladen. Da kommt die „fleißige Lies’l“ mit dem nachmittäglichen Ng und bringt einen regelspurigen 0-Wagen (O 10 von O-Scale Models), der an der Ladestraße mit Rüben beladen werden soll. Bereits mit wenigen Fahrzeugen ist dank der Rollbockgrube schon auf dieser kleinen Fläche viel Betrieb möglich. Die Behandlung dieses kurzen Güterzugs beansprucht leicht zehn Minuten Echtzeit. MIBA-Miniaturbahnen 8/98 20 Seiten Schmalspur MIBA-SCHWERPUNKT Schmalspurbahn Modellbahnen können die wirklichen Größenverhältnisse und Betriebssituationen des Vorbilds nur selten exakt wiedergeben, zu umfangreich sind die Gleisanlagen, zu vielfältig der Zugverkehr. Also ist es sinnvoll, sich ein Vorbild zu suchen, das von Hause aus eher kleine Abmessungen und einen überschaubaren Betrieb aufweist. Schmalspurbahnen sind daher besonders prädestiniert für den Nachbau als Modellbahn – wie unser Schwerpunkt zeigt. Gesellschaftsspiel Alljährlich veranstalten die Eisenbahn- und Modellbahnfreunde Siebengebirge in Köln-Porz ein Betriebstreffen nach Fahrplan, bei dem das Gemeinschaftserlebnis Modellbahn im Vordergrund steht. Markus Tiedtke und Oliver Grafen berichten von der diesjährigen Session. S. 42 Bemo-Böcke auf Trab gebracht Uwe Stehr hat bereits in MIBA-Spezial 36 seine funktionierende Rollbockgrube vorgestellt. Selbstverständlich hat er auch reichhaltige Erfahrungen beim Zusammensetzen der Bemo-Rollböcke und macht hierzu alternative Vorschläge. S. 48 Bemo macht Dampf Sie war die Dampflok der RhB. Nachdem bisher nur Kleinserien-Modelle zu entsprechenden Preisen zu haben waren, bietet Bemo nun ein Modell in Großserie an. Ulrich Dreizler hat die nagelneue Lok unter die Lupe genommen. S. 52 Mit Klose in die Kurve Eine weitere Neuheit von Bemo: In bewährter Kleinserien-Bauart produziert Bemo 1:87-Bausätze von Schmalspurlokomotiven. Uwe Stehr berichtet von seinen Erfahrungen beim Bau der württ. Tss4 – einer vierachsigen Tenderlok für 750-mm-Strecken. S. 54 Lok „Bielefeld für den Garten“ Die ehemalige Heeresfeldbahnlok „Nicki + Frank S.“ hat seit ihren Einsäzen im Jagsttal eine gewisse Bekanntheit erlangt. Weniger bekannt ist die Tenderlokomotive „Bielefeld“ – ebenfalls einst im Jagsttal eingesetzt. Auf der Basis der „Nick + Frank S.“ von LGB baute F. Eisenhuth die „Bielefeld“ S. 58 Aussicht ins Alpine Die Aussichtswagen der RhB gibt es nicht nur – wie von LGB angeboten – mit Bretterwänden, sondern auch mit Blechwänden. Hermann Riedel hat sich gleich mehrere dieser Wagen umgebaut und dabei auch gleich die Bretterwandwagen gesupert. S. 60 MIBA-Miniaturbahnen 8/98 41 MIBA-SCHWERPUNKT Schmalspurbahn Gemeinsam macht´s mehr Spaß Gesellschaftsspiel Eine Modellbahn, mit der nicht gespielt wird, ist nur eine halbe Sache. Das Spiel ist zwar auch allein möglich, aber Mitspieler erhöhen den Spaß. Die verschiedenen Rollen werden verteilt: Jeder Teilnehmer übernimmt eine bestimmte Aufgabe als Betriebseisenbahner. Der „echte“ Betriebsalltag wird für jeden spürbar, und es erfüllt sich – immer die Modelle vor Augen – das MIBA-Motto: Modellbahn macht Spaß. V iele Modellbahner streben auf konventionellen Anlagen einen möglichst automatisierten Betrieb an, in den sie nicht mehr eingreifen wollen. Die Beobachtung ihrer Miniaturzüge genügt ihnen. Diesen Genuß will ihnen auch niemand nehmen. Andere Anhänger des Steckenpferdes Modellbahn fordern für sich jedoch mehr. Sie wollen das System Modellbahn nicht nur beobachten, sondern auch daran teilnehmen. Die Modellfahrzeuge sind möglichst genaue Verkleinerungen ihrer Vorbilder. Auch die Umgebung der Bahn, die Landschaft, soll dem Vorbild möglichst ähnlich sehen. Da liegt es dann nahe, daß auch der Betrieb dem Vorbild vergleichbar ablaufen soll. Der Modellbahner spielt dabei die Rolle eines Lokführers, eines Fahrdienstleiters, eines Rangierers und vieles mehr. Der nächste Schritt ist, diese Rollen zu verteilen. Dazu können Familienmitglieder einbezogen werden. Wenn sie jedoch kein Interesse zeigen (Wer kann so etwas verstehen?), werden eben Freunde zum Modellbahn-Spielen eingeladen. Modellbahnsession Das Gesamtnetz der Modulanlage während der Modellbahn-Session der EMFS hat eine Länge von mehr als 60 Metern. Darauf verteilen sich 15 Bahnhöfe verschiedener Größen. 42 Eine besonders geeignete Gelegenheit zu dieser Variante der Modellbahnerei bietet der Aufbau großer Modulanlagen. Solche Modultreffen gibt es beileibe nicht nur in der gängigen Spurweite H0. Auch SchmalspurbahnanMIBA-Miniaturbahnen 8/98 Mit schnellen Bewegungen scheint die Preiser-Figur die Drehscheibe zu betätigen. Tatsächlich bewegen sich beim Drehen der Scheibe Arme und Oberkörper der H0-Figur (oben). Zur Jubiläumsfahrt setzt die WEK einen Sonderzug mit Schmuckgirlanden ein (links). hänger haben diese Baumethode für sich entdeckt. Für die Nenngröße H0e veranstalten die Eisenbahn- und Modellbahnfreunde Siebengebirge alljährlich ein solches Modultreffen in Köln-Porz. Die Module und Spielteilnehmer kommen dazu aus allen Teilen Deutschlands zusammen. Die hier gezeigten Bilder stammen von der diesjährigen „Schmalspur-Session“, die bereits im März stattfand. Organisierter Fahrbetrieb Je größer die Anlage, um so mehr wird man feststellen, daß Fahrbetrieb ohne Ordnung nur schwierig zu absolvieren ist. Eine solche Ordnung hat beim großen Vorbild den Namen „Fahrplan“. Ein wesentlicher Bestandteil der Vorbereitungen bildet demnach die Aufstellung des Fahrplans. Das ist zwar für eine Anlage mit bis zu 15 Betriebsstellen ein umfangreiches Unterfangen, aber es gehört eben dazu – und es gibt sogar einige Mitstreiter, die daran ihren Spaß haben. Die Erfahrung hat gezeigt, daß auf diesem Gebiet ebenso Kompromisse gemacht werden müssen, wie beispielsweise in der Längenumsetzung eines Bahnhofs. Gerade eine Schmalspurbahn wäre arg langweilig, wollte man ihren Betrieb streng nach Vorbild wiedergeben. Die Mitspieler verlangen ja auch Beschäftigung. Also fahren im Vergleich zum Vorbild eigentlich zu MIBA-Miniaturbahnen 8/98 viele Züge. Dennoch verkehren sie so, daß Pendler ihre Arbeitsstelle erreichen, Schüler zur Schule kommen, ein Anschluß an die Ämter der Kreisstadt besteht und so weiter. Noch mehr Attraktivität besitzt der Güterverkehr. Denn die Güterzüge halten nicht nur und fahren dann wieder weiter. Es sollen Wagen abgesetzt werden, andere müssen mitgenommen werden. Damit der Betrieb am nächsten Modelltag wieder weitergehen kann, muß auch der „ÜbernachtungsStandort“ der Fahrzeuge berücksichtigt werden, eventuell sind auch Leerfahrten notwendig. Nach dem Aufbau der Anlage und ersten Probefahrten werden dann die Positionen verteilt, die die Teilnehmer während der Fahrplansitzung einnehmen. Je nach Größe der Bahnhöfe werden sie mit bis zu drei Mitspielern besetzt. Ein Fahrdienstleiter legt die Fahrstraßen fest und stellt die Weichen, ein Rangierer kuppelt Wagen an oder ab, und schließlich muß auch jemand die Züge fahren. Jeder ist bemüht, den Fahrplan möglichst pünktlich einzuhalten. Selten kommt jemand auf die Idee, zu diesem Zweck einfach nur schneller zu fahren. Das typische Schmalspurflair mit gemächlicher Ge- Das landwirtschaftliche Umfeld der kleinen Schmalspurbahn reizt auf den kompakten Modulen zu zahlreichen Detailbasteleien wie hier die Heumännchen. 43 Von Hand werden die Wagen entkuppelt und dann auf das vorgesehene Gleis rangiert. Der Bahnhof Hanfmühle liegt am Ende der Strecke. Mit Hilfe des aushängenden Fahrplanes wird der Zugbetrieb abgewickelt. schwindigkeit wäre dahin. Bei den meisten großen Schmalspurbahnen wird bzw. wurde ja auch nur maximal 30 km/h schnell gefahren. Bei solch gemütlichem Tempo machen sich natürlich die ordentlichen Fahreigenschaften der Modelle besonders bemerkbar. Vergleiche sind dabei gut möglich. Schließlich kommen ja nicht nur die eigenen Lokomotiven vorbei, sondern man kann auch zahlreiche fremde „erfahren“. Das Fahren mit gut laufenden Loks festigt die Erkenntnis: „Lieber eine Feine als fünf Krücken!“ Es hat einen gewissen Reiz, die Betriebsstelle und die Aufgaben zu Beginn des neuen Modelltages zu wechseln, vor allem, um auch fremde Bahn- Das schmucke Triebwagenmodell entstand aus einem VT 70 (mit der Spurweite 16,5 mm) und fährt jetzt auf einem passenden N-Fahrwerk. 44 höfe kennenzulernen, die man nicht selbst gebaut hat. Bei der Bedienung entdeckt man oft Dinge, die man für das eigene Werk übernehmen kann. So ganz nebenbei hat das für den Erbauer allerdings den zweifelhaften Vorteil, daß seine „Bausünden“ auch von anderen erkannt werden. Der Betriebsalltag beginnt... Schließlich ist es soweit: Die Modellzeituhr, die vier- bis sechsmal so schnell läuft, wird in Gang gesetzt. Doch Vorsicht, auch hier lauern Tücken. Schon manch einer hat nach einem Blick auf seine Armbanduhr mit der tatsächlichen Zeit einen Zug vorzeitig auf die Reise geschickt. Und dann wird es bunt auf der Strecke. Während auf Regelspurgleisen oft nur Modelle einer Bahngesellschaft verkehren – das ist hierzulande meist die DB oder die DR –, gibt es für die Schmalspurbahnen reichlich verschiedene Vorbildorganisationen. Fast jeder H0e-Bahner zieht eine andere Bahngesellschaft vor oder betreibt gar eine „free lance“-Gesellschaft (sprich: seine eigene Privatbahn). Eine solche Phantasie-Bahn ist die „Wilhelmstal – Elisabethen – Knopfbach“, kurz WEK genannt. Ihr „Einzugsgebiet“ ist üblicherweise eine abgeschlossene, transportable Anlage. Bei der vergangenen Schmalspur-Session – es war die zehnte – war diese Anlage mit eingebaut. Die Bahn hat mehrere Lokomotiven im Einsatz, die von den britischen Inseln stammen. Vor ihrem Einsatz auf der WEK werden sie technisch wie optisch den Bedürfnissen ihres neuen Einsatzbereiches angepaßt. Die WEK setzte aus diesem Jubiläumsanlaß MIBA-Miniaturbahnen 8/98 diesmal einen Festival-Sonderzug aus geschmückten Wagen ein. Überhaupt hat der WEK-Betreiber, Werner Knopf, zahlreiche Attraktionen eingebaut, die von den Betrachtern immer schmunzelnd wahrgenommen werden. So winken Wanderer den auf einem Viadukt vorüberziehenden Zügen zu, ein Rangierer auf dem Bremserstand gibt dem schiebenden Lokführer Handsignale, und im Betriebswerk wird die Drehscheibe von Preisers Muskelkraft bewegt. Reichlich Betrieb herrscht normalerweise im Bahnhof „Hanfmühle“, einem Endbahnhof der „Hanftalbahn“. Hier müssen die ankommenden Züge umgesetzt werden, bevor sie die Rückfahrt antreten können. Heute geht es relativ ruhig zu. Nur der eingelegte Sonderzug bringt etwas Abwechslung. Die beiden Spieler in „Hanfmühle“ lassen keinen Zug abfahren, bevor nicht die Lokomotive vorher im Betriebswerk ihre Vorräte aufgefüllt hat. Eintreffende Güterzüge müssen zerlegt werden. Die Wagen werden auf unterschiedliche Gleise zur Be- oder Entladung rangiert. Gleichzeitig werden die Wagen vom Vortag zu einem Zug zusammengestellt. Dabei sollen die Wagen in der Reihenfolge stehen, daß sie im jeweiligen Zielbahnhof einfach abgekuppelt werden können. Bei Krautscheid wird Sand aus den Loren einer funktionsfähigen Feldbahn mit der Spurweite H0n2 verladen. Eine „stehengelassene“ Studentengruppe fordert auf ihre Art ihr Recht auf Beförderung. maler Sprachlautstärke zu überbrükken wäre, wird stilecht für Zugmeldungen das Telefon benutzt. Und weil momentan so wenig los ist, wird der bei der Einfahrt entgleiste Triebwagen für beschädigt erklärt. Der Schaden kann angenommenermaßen vor Ort behoben werden. Dazu müssen von der Hauptwerkstatt Ersatzteile herangeschafft werden. Auch ein Ersatztriebwagen wird nötig. Die Telefone klingeln so schön … In Sichtweite von „Hanfmühle“ liegt „Krautscheid“, ein kleiner SandabbauBetrieb, der seine Produkte mit einer Feldbahn der Spurweite H0n2 vom Kleinserien-Hersteller Burmester an die Schmalspurstrecke transportiert. Meldung per Telefon Zwischendurch ist darauf zu achten, daß die Reisezüge rechtzeitig abfahren. Dazu muß der Fahrdienstleiter des Abfahrtsbahnhofs den Zug seinem Kollegen vom benachbarten Bahnhof anmelden. Umgekehrt kündigt ihm dieser Züge an. Obwohl die Entfernung zum nächsten Bahnhof auch in norMIBA-Miniaturbahnen 8/98 Wie im richtigen Leben: Wer es nötig hat, muß protzen. Der rote „Amischlitten“ ist bald so lang wie die kleine Dampflok und macht sichtbaren Eindruck auf die junge Frau. 45 Die Schmalspur hat in Deutschland weit mehr Bahngesellschaften aufzuweisen als die Regelspur. Ein sächsisches Motiv darf daher auch nicht fehlen. Fotos: Markus Tiedtke Die Module spornen zur Liebe im Detail an – Gesellschaftsspiel in realistischer Umgebung. Nach beendetem Tagesablauf wird die kleine Lok vor ihrer Ruhepause im Bw restauriert. 46 Der zugehörige Haltepunkt wird sonst nicht bedient, aber heute war eine Gruppe Geologie-Studenten zur Exkursion dorthin gefahren. Als sie zurück wollte, hielt trotz Winkens kein Zug. Was tun Studenten in solchen Fällen? Sie protestieren und hängen Transparente auf. Offensichtlich hat ein Mitspieler Mitleid mit den wartenden Preiserlein und schmückte den Haltepunkt „Krautscheid“ mit den vermeintlich studentischen Attributen aus – und siehe, jetzt hält plötzlich der Zug. Zum Nachmittag werden die beiden Mitspieler in „Hanfmühle“ etwas nervös. Ein Güterzug ist ausgefallen, und der nächste hat auch schon Verspätung. „Da braut sich was zusammen...“ Und richtig: Als einer der letzten Züge trifft am Abend der erwartete Güterzug ein, eine überlange Fuhre, die sich nur mit Mühen im Bahnhof abfertigen läßt. Und das kurz vor Feierabend! Wer hat sich da nicht an die Regeln für Zuglängen gehalten? Je nach Temperament des Spielers geht jetzt ein lautes Schimpfen los, oder es wird still auf Rache gesonnen – die nächste Fahrplansitzung folgt bestimmt. Vorbei das Streben nach Vorbildhaftigkeit. Gewisse Ähnlichkeiten mit einigen bekannten Brettspielen bleiben nicht mehr verborgen. Nur das Spielbrett mit den Spielfiguren kippen wir lieber nicht um. Wir wollen doch nächstes Mal wieder kommen. Denn Modellbahn-Spielen unter Gleichgesinnten macht Spaß. Die so entstehende Vielfalt und die Betriebssituationen sind zwar nicht immer vorbildgerecht, aber sehr reizvoll. Stilrein fahren die Session-Teilnehmer erst wieder in den eigenen vier Wänden. Oliver Grafen MIBA-Miniaturbahnen 8/98 Schmalspur-Triebwagen am Bahnübergang (oben). Fahr- und Rangierpläne sind wichtig für den Betrieb (rechts). Die „Fairlie“ kann ihre Herkunft von der Insel nicht verleugnen (unten). MIBA-Miniaturbahnen 7/97 47 MIBA-SCHWERPUNKT Schmalspurbahn N achdem meine selbstgebaute Rollbockgrube (siehe MIBA-Spezial 36 „Güterbahn und Ladegüter“, S. 64ff.) auf mehreren Fremo-Treffen im Einsatz war, ergab sich auch die Möglichkeit, eine große Zahl von Rollböcken im Betriebseinsatz zu testen und zu beobachten. Eine Reihe von Modellbahnern hat sich mit der Übergabe von Regelspurgüterwagen beschäftigt und kräftig mit Rollbockgrube und Rollböcken experimentiert. Nicht alle diese Versuche waren von Erfolg gekrönt. Einen großen Anteil daran haben die Rollböcke, denn von ihnen bzw. ihren Kupplungen hängt es ab, ob Grube und Umsetzvorgang funktionieren oder nicht. Dies gilt auch für die Rollböcke von Bemo: Das möglichst leichte Einund Entkuppeln mit fast gewichtslosen Kuppelösen, deren nicht einmal runde Drehzapfen in ebenfalls nicht runden Langlöchern lagern, die beim Zusammenkleben von Ober- und Unterteil des Rollbockes gebildet werden, ist auch mit viel Sorgfalt meist nur ein Glücksspiel. Die „originale“ Ausführung mit funktionierender Kupplung ist leider nicht oder nur stark eingeschränkt verwendbar. Mangels Entkuppler müssen alle zusammenhängenden Rollböcke aus der Grube gezogen, außerhalb Vorbildgerechter Betrieb auf der Rollbockgrube Bemo-Böcke auf Trab gebracht Bei den Treffen der Schmalspur-Fraktion des „Freundeskreises europäischer Modellbahner“ (Fremo) gibt es immer Gelegenheit, die Rollböcke der verschiedensten Erbauer einzusetzen. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf reibungsloser Funktionalität. Uwe Stehr zeigt, wie er die Betriebstauglichkeit der Bemo-Rollböcke erheblich verbesserte. Ganz oben der Bemo-Bausatz im Lieferzustand: Bauanleitung, Gußast und Radsätze. Das linke Bild zeigt links die entsprechend Anleitung montierten Teile, daneben das gemäß Zeichnung bearbeitete Oberteil, unten die Brücke in Einzelteilen und montiert. Links im obigen Foto der umgebaute Rollbock mit bereits verklebtem Oberund Unterteil, in der Mitte der nach Anleitung gebaute ohne das Unterteil rechts im Bild. Bei Montage gemäß Anleitung befänden sich acht Klebestellen nahe der Achsen. Der Zapfen in der Mitte der Brücke wird vor dem Verkleben leicht gefettet. 48 MIBA-Miniaturbahnen 8/98 getrennt und wieder in die Grube zurückgeschoben werden – ein sehr fummeliger Vorgang und bei Regelspurwagen mit kurzen Achsständen nahezu unmöglich. Aus diesem Grund sind die meisten Bemo-Rollböcke, die ich bislang zu Gesicht bekommen habe, in diesem Bereich modifiziert worden. Im einfachsten Fall wurden die Kupplungen einfach abgeschnitten; dann müssen die Rollböcke also händisch unter die Achsen des Regelspurwagens gefummelt werden. Auch Methoden, die den Rollbock mit Hilfe eines Magneten in einer bestimmten Position halten (die Achsen des Rollbockes sind aus Stahl), machen die Kupplungen überflüssig. Selbst Kadee-N-Kupplungen wurden schon zum Kuppeln der Böcke verwendet. Aber welche dieser Umbauten ist nun zu empfehlen, um tatsächlich einen reibungslosen Betriebsablauf zu erzielen? Wer die Bemo-Böcke gemäß Anleitung zusammenbaut, hat schon fast verloren. Beim Verkleben der Oberund Unterseite eines Rollbockes befinden sich nämlich die insgesamt zehn Klebestellen in unmittelbarer Nähe der Achsen, der Kupplung und der Brücke, auf der später die Regelspurachse aufliegt. Egal welcher Klebstoff verwendet wird, eine Achse blockiert garantiert, und wenn sich die Brücke nicht mehr drehen läßt, hat man ein prima Ladegut gebastelt. Einfacher und nervenschonender lassen sich die Rollböcke zusammensetzen, wenn man von der Anleitung grundsätzlich abweicht. Als erstes müssen alle Teile des Gießastes von Trennmittelresten und fettigen Fingerabdrücken gereinigt werden. Dies erfolgt mit sauberem Terpentin oder Spiritus und einem großen, weichen Pinsel in einer lösungsmittelbeständigen Schale. Sollen die Rollböcke lackiert werden, so empfiehlt es sich, alle Teile noch am Gußast zu spritzen. Ein Bemalen der Rollböcke nach dem Zusammenbau ist zwar auch möglich, aber ungleich aufwendiger. Der Vorteil des Spritzens besteht im geringeren Farbauftrag. Bei einer Pinsellackierung müssen die Lagerungen der Achsen und der Gabel auf jeden Fall farbfrei bleiben, sonst sind „Klemmer“ vorprogrammiert. Nach dem Trocknen der Teile wird nun das Oberteil des Rollbocks (Teil 4) mit der Kupplung (Teil 7) verklebt. Bei allen Klebearbeiten verwende ich dünnflüssigen Sekundenkleber, Dieser MIBA-Miniaturbahnen 8/98 Die obere Zeichnung gibt den Originalrollbock von Bemo in vier Ansichten wieder, die untere verdeutlicht die an diesem Rollbock vorgenommenen Änderungen Kupplung mit Fahrwerk verklebt Rundung plangefeilt Kupplungshaken abgeschnitten und Fläche plangefeilt Kupplungsstifte ergänzt Kupplungsstift ergänzt verläuft sehr gut, ohne an Stellen hervorzuquellen, wo er das garantiert nicht tun sollte. Teil 3 wird nicht benötigt und wandert, wie auch die Teile für die H0m-Variante, in die Restekiste. Wenn der Klebstoff abgebunden hat, wird am vorderen Ende die Kupplungsöse abgeschnitten und die dort vorhandene Rundung plangefeilt. Im hinteren Bereich muß der Kupplungshaken abgeschnitten und die Fläche plangefeilt werden. Nach dem Zusammensetzen der Brücke (Teile 8, 9 und 10) wird der große Lagerzapfen der Gabel (Teil 1) mit säurefreiem Fett (z.B. Uhrenfett B52) eingestrichen. Mit diesem Fett werden auch die Lagerbohrung und die Flächen bis zum Rand des Oberteils (Teil 4) leicht eingefettet. Jetzt die Gabel (Teil 1) in das Oberteil (Teil 4) des Rollbockes und anschließend die Brücke (Teil 8, 9, 10) auf die Gabel stecken und mit etwas dünnflüssigem Sekundenkleber verkleben. Das Fett im Zapfenlager und auf der Oberfläche verhindert sicher, daß der Klebstoff an 49 ➂ diese Stellen gelangt und diese Teile miteinander verklebt. Beim Verkleben der Teile sollte der Klebstoff nicht direkt aus der Tube, sondern mit Hilfe einer Nadel aufgetragen werden. Fremo-Kollege Rolf Höhmann verzichtet übrigens bei seinen Rollböcken auf das Verkleben der Brücke mit der Gabel. Im unbelasteten Zustand lassen sich die Brücken leicht bewegen, bei Belastung durch den Regelspurwagen wird in Kurvenfahrten indessen mehr Kraft zum Drehen der Gabel nötig sein, da nun die Brücke direkt auf das Unterteil des Rollbockes mit einem größeren Radius als der Zapfen der Gabel drückt. Alle Klebestellen müssen vor dem weiteren Bau unbedingt durchgetrocknet sein. Damit die Brücke nicht zu guter Letzt mit dem Unterteil verklebt, kommt auch hier an den kleinen Lagerzapfen der Brücke und den Bereich im Unterteil des Rollbockes (Teil 12) etwas Uhrenfett. Vor dem Verkleben von Unter- und Oberteil die Klebestellen mit einer kleinen Feile aufrauhen, damit der Klebstoff besser haftet. Nun das Oberteil des Rollbockes ohne die Achsen mit Sekundenkleber verkleben und anschließend die Leichtgängigkeit der Brücke samt Gabel überprüfen. Wegen des Fetts müßte schon einiges schiefgehen, um die Funktion zu beeinträchtigen. Weil sich die Achsen noch nicht in den Achslagern befinden, kann es schlimmstenfalls passieren, daß der Klebstoff die Achslager verstopft. Aber das macht nichts: Nach dem Aushärten werden die Achslager einfach mit einem 1-mm-Bohrer vorsichtig aufgerieben. Ein Rad jeder Achse wird jetzt abgezogen und die leicht eingefettete Achse in das Achslager gesteckt. Anstelle des Fetts schwört Mathias Hellmann auf Graphit. Aber vielleicht kann man sich beides sparen, denn Rolf Höhmann läßt seine Rollböcke „trocken“ laufen, nachdem er bei Abrollversuchen festgestellt hat, daß ungeschmierte Böcke genau so leicht anlaufen wie mit Graphit oder Fett behandelte. Wie auch immer: beim Einstecken ist darauf zu achten, daß eine Seite der Rollböcke kleine „Nasen“ als Anlaufflächen für die nicht isolierten Räder aufweist. Darauf wird in der Anleitung nicht hingewiesen, aber diese befinden sich auf der rechten Seite, wenn man den Bremszylinder vorne hat. Jetzt wird das Rad auf der anderen Seite aufgezogen und das Radsatzinnenmaß 50 MIBA-Miniaturbahnen 8/98 Kupplung mit Fahrwerk verklebt, Rundung plangefeilt und Kunststoffplatte 6x3x1,5 mm aufgeklebt Kupplungsstifte ergänzt Kupplungshaken abgefeilt und Kunststoffplatte 6x7x3 mm aufgeklebt Überstand über Spurkranz max. 0,2 mm Veränderungen an Bemo-Rollböcken zum Aufbocken von vierachsigen Drehgestellwagen – eine Idee von Rolf Höhmann. Die Rollböcke werden paarweise eingesetzt, wobei die Gabel des zweiten Rollbocks um 180° gedreht eingebaut wird (Zeichnung unten). Kupplungselemente zum Kuppeln der Rollböcke 1 Kuppeleisen dienen zum Kuppeln der einzelnen, leeren Rollböcke. Lieferanten für Modellkuppeleisen sind Bemo und Technomodell, bei Klein, Roco und Liliput (von den Rollwagen) müssen noch Löcher in die Kuppeleisen gebohrt werden. 2 Kuppelstangen dienen zum Kuppeln der beladenen Rollböcke. Lieferanten sind Bemo (im Rollbock-Bausatz) und Technomodell (sehr schöne, sogar beschriftete Kuppelstangen). Den Rollwagen von Liliput liegen recht kurze Kuppelstangen bei, in die noch Löcher gebohrt werden müssen. 3 Kuppelstange für die Verbindung der Rollböcke mit Lokomotive oder Wagen mit Bügelkupplung. Eigenbau aus Draht: Isolation einseitig entfernen, Draht 90° nach unten biegen, aus zweitem Draht Öse biegen und an „Kuppelstange“ löten, Öse am anderen Ende ebenfalls aus Draht biegen oder eine andere Öse ankleben. ➀ ➁ ➂ Das Einachsen der Rollböcke. Links im Bild der umgebaute Rollbock mit Achsen, aber noch ohne Bremse, rechts die Achsen mit den abgezogenen Rädern. Fotos und Zeichnungen: Uwe Stehr Unten links der fertige umgebaute Rollbock im Vergleich zum Original (links im Bild); es fehlt noch die Alterung ... Unten umgebaute Rollböcke mit und ohne Bremse. auf 7,4 mm eingestellt. Der Rollbock sollte jetzt einwandfrei laufen. Für das Aufbocken von vierachsigen Regelspurwagen klebt Rolf Höhmann an den hinteren Teil der Rollböcke noch 2 mm dicke Kunststoffplatten. Sie sind gerade so stark, daß sie ein wenig über die Spurkränze des hinteren Radsatzes ragen. Werden solche Rollböcke „Heck an Heck“ gestellt, dann lassen sich Drehgestellwagen mit einem Vorbild-Achsabstand von 1,8 m aufbocken. Diese Rollböcke verkehren immer paarweise, und die Gabel des zweiten Rollbockes muß um 180° gedreht eingebaut werden. Normale zweiachsige Fahrzeuge lassen sich damit auch aufbocken, so daß sich dieser Mehraufwand immer lohnt. Das Befestigen der Bremsen bildet einen letzten Nervenkitzel. Mit viel Fingerspitzengefühl, einer Pinzette und wenig Klebstoff läßt sich auch das bewältigen. Hierbei zunächst immer nur eine Klebestelle benetzen und die zweite Klebestelle erst nach dem Abbinden der ersten in Angriff nehmen. In einem letzten Arbeitsgang wird vorne und hinten noch jeweils ein 0,3 mm starker Messing- oder Stahldraht eingesetzt, der ca. 2 mm aus dem Rollbock herausragt. Diese Stifte ermöglichen es, mit den Kupplungseisen und der Kupplungsstange zu fahren. Außerdem können die Rollböcke auch leer von oder zu Absetzgleisen gefahren werden. MIBA-Miniaturbahnen 8/98 Sollte bei der Montage der Bremsen etwas schiefgehen, läßt sich natürlich auch die ungebremste Variante der Rollböcke darstellen. Dies gilt auch für alle unrettbar schwer laufenden Rollböcke. Hierfür sind alle Teile der Bremse zu entfernen, ohne dabei den Bremszylinder am vorderen Teil des Rollbocks zu vergessen. Er wird am einfachsten verspachtelt und verschliffen. Bremsen und Achsen entfernen, Achslager mit dem Bohrer aufreiben und ohne Bremsen wieder zusammensetzen. Bei diese Prozedur die Bremsen „retten“ zu wollen scheint mir fast unmöglich ... Alterung Dem fertigen Rollbock sieht man am Ende gar nicht so recht an, wieviel Arbeit und Geduld in ihm steckt. Nach dem Zusammenbau und dem Überpinseln von Fehlerstellen steht schließlich noch die „Alterung“ auf dem Programm. Wegen der langen Trockenzeit der Farbe lohnt es sich, nicht die Rollböcke nacheinander zu altern, sondern parallel in größerer Anzahl. Insgesamt sollte nur eine leichte Patina aufgebracht werden, wodurch die Details der Rollböcke an Tiefe gewinnen und deutlich hervortreten. Ich verwende wasserlösliche Plakaoder Binderfarbe in den Farbtönen Rostrot, Hellbraun und Weiß. Zuerst verteile ich mit einem mittelgroßen Pinsel ganz wenig rostrote Farbe mit viel Wasser, dem ein winziger Tropfen Pril zugesetzt wird, über den ganzen Rollbock. Hierbei die Farbe so lange verdünnen, bis sie nur noch in den Ritzen und Vertiefungen steht, ohne dabei völlig abzulaufen. Überschüssiges Farbwasser kann mit dem Pinsel abgenommen bzw. zusätzliche Farbe aufgetragen werden. Als nächstes erhält der Rollbock eine Schmutzschicht. Hierbei wird die Farbe nicht so stark verdünnt und vor allem nicht flächig auf dem ganzen Rollbock, sondern nur im unteren Bereich aufgebracht. Als Farbton kommt ein schlieriges Gemisch aus Hellbraun und etwas Grau zur Anwendung. Mit Rostrot werden schließlich punktuelle Roststellen, vor allem in den Ecken und Kanten, angedeutet. Zum Schluß wird mit einem weichen Pinsel weiße Farbe auf einem Blatt Papier so lange ausgestrichen, bis der Pinsel kaum noch Farbe abgibt. Mit diesem Pinsel wird dann leicht über den ganzen Rollbock gepinselt, so daß die erhabenen Stellen eine Spur aufgehellt werden. Wenn sich dies alles ein bißchen kompliziert anhört, sollte man sich nicht abschrecken lassen – es ist schwieriger zu beschreiben als durchzuführen. Meine derartig umgebauten Rollböcke haben bislang immer tadellos funktioniert. Uwe Stehr 51 MIBA-SCHWERPUNKT Schmalspurbahn Ob im Bahnhof oder auf der Strecke – die neue G 4/5 von Bemo macht sich gut auf der Anlage. Für das passende Ambiente sorgen der Wagen B 2029 von KS-Modelleisenbahnen, der B 2014 als Eigenbau von Ulrich Dreizler und der Bemo D2. Die Masten stammen ebenfalls von KS-Modelleisenbahnen. S G 4/5 der RhB in H0m Bemo macht Dampf Sie war die Dampflok der Rhätischen Bahn, die Schlepptenderlok G 4/5. Bemo bietet das Modell in H0m gleich in beiden, heute noch im Museumseinsatz befindlichen Exemplaren 107 und 108 an. Ulrich Dreizler hat sich das Modell einmal näher angesehen. 52 chon vor der Schlepptenderbauart G 4/5 beschaffte die LD (Lanquart–Davos) eine Serie von Tenderdampflokomotiven der Bauart G 3/4, von denen sogar die erste als Museumsmaschine wieder in Diensten der RhB steht. Ab 1891 wurden dann neben weiteren G 3/4 auch MalletLokomotiven von Maffei und später SLM beschafft. Mit den immer größer werdenden Zug- und Streckenlängen ergab sich die Notwendigkeit zur Beschaffung von Schlepptenderloks der Bauart G 4/5. SLM lieferte in drei Serien insgesamt 29 Maschinen. Nachdem bereits von zwei Herstellern Modelle in Kleinserie existieren, rollt nun das Modell von Bemo als Großserien-Produkt über die Anlage. Gleich nach dem Öffnen der Verpackung offenbart sich das makellose Finish des Modells. Kessel, Führerhaus und Tender sind seidenmatt lackiert. Die Anschriften sind lupenrein gedruckt, sogar die Wasserfüllstandsbeschriftung auf den Tenderseiten ist noch lesbar. Dem heutigen Standard entsprechend sind Griffstangen und Leitungen separat angesetzt. Filigran auch das Gestänge der Steuerung aus geätzem MIBA-Miniaturbahnen 8/98 Neusilberblech. Einzig notwendige Nachbehandlung ist das Einfärben der Lampenringe in Messing und der tenderrückseitigen Griffstangen in Grün. Am Modell müssen nur wenige Zurüstteile angebracht werden. Die ausführliche und gut bebilderte Betriebsanleitung läßt hierzu und zum Auswechseln von Haftreifen oder dem Einbau eines Digitaldecoders keine Fragen offen. „Wichtig ist: auf dem Gleis“, wie ein bekannter Fußballer sagen würde, und gemäß dieser Maxime zeigt die Lok hervorragende Fahreigenschaften. Der seit geraumer Zeit verwendete fünfpolige, auf dem Lokrahmen gelagerte Motor hatte allerdings auch nichts anderes erwarten lassen. Die Stromaufnahme findet über drei Treibachsen und alle Tenderachsen statt, so daß Betriebsprobleme nicht zu erwarten sind. Die ruckfreie Mindestgeschwindigkeit liegt bei umgerechnet 4,5 km/h, die Höchstgeschwindigkeit bei 12 V beträgt 105 km/h. Damit ist das Modell deutlich schneller als sein Vorbild mit maximalen 45 km/h, doch erlaubt der weite Regelbereich problemlos einen vorbildgerecht langsamen Einsatz der Maschine. Das beachtliche Gesamtgewicht von 264 g verteilt sich mit 220 g zu 44 g deutlich zugunsten der Lokomotive. Dieser hohe Anteil und die beiden Haftreifen auf der zweiten Kuppelachse verleihen der Maschine eine ausgezeichnete Zugkraft. Auch mit 12 vierachsigen Personenwagen war sie in einer Gleiswendel mit 3,5 % Steigung bei einem Radius von 550 mm nicht zum Schleudern zu bringen. Trotz der Haftreifen neigt die Lok aber dennoch nicht zum Taumeln. Für einen Betriebseinsatz mit Vorspann – Bemo liefert die Lok schließlich als 107 und 108 – liegt dem Modell auch eine lokseitige Kupplung bei. Als Zuglast bieten sich die 2achsigen Wagen von KS-Modellbahnen an. Wer 4achsige Wagen verwenden will, ist auf die ehemalige Produktion des Kleinserienherstellers STL angewiesen. Die heute noch laufenden Wagen gibt es bisher nicht. Die Stahlwagen können vorbildgerecht allenfalls als Salonwagen angehängt werden, obwohl sie nicht mehr die grüne Lackierung tragen. Man darf daher gespannt sein, welcher Hersteller uns jetzt, da lokseitig die besten Voraussetzungen vorliegen, mit passenden Wagen beglücken wird. Ulrich Dreizler MIBA-Miniaturbahnen 8/98 Das Vorbild des neuen Bemo-Stars: G 4/5 108 im Einsatz als Museumsmaschine der RhB. Die Betriebsanleitung ist beispielhaft gut bebildert und gibt zu allen Fragen ausführlich Antwort. Auch winzige Details werden noch sauber wiedergegeben, wie die Inneneinrichtung des Führerstandes mit messingfarben abgesetzten Handrädern und Hebeln und die lupenrein gedruckten Anschriften an Lok und Tender. Am Kessel verlaufen Griffstangen und Leitungen freistehend. Fotos: Ulrich Dreizler 53 MIBA-SCHWERPUNKT Schmalspurbahn H0e-Komplettbausatz der württ. Tss4 von Bemo Mit Klose in die Kurve Die bereits auf der letztjährigen Spielwarenmesse in Nürnberg angekündigte württ. Tss4 wurde inzwischen ausgeliefert. Grund genug für Uwe Stehr, sich den Bemo-Bausatz dieser interessanten Lokomotivbauart einmal näher anzuschauen. D ie Maschinenfabrik Esslingen lieferte im Jahre 1894 drei vierachsige Naßdampf-Lokomotiven der Gattung Tss4 an die Königlich Württembergische Staatseisenbahn. Dort erhielten die drei Lokomotiven die Betriebsnummern 11 bis 13 und – den damaligen Gepflogenheiten entsprechend – Namen von Ortschaften, die an der Strecke lagen. Nr. 11 nannte man „Großbottwar“, Nr. 12 „Oberstenfeld“ und Nr. 13 „Beilstein“. Die Lokomotiven nahmen mit der Eröffnung der Strecke Marbach–Beilstein am 10.05.1894 ihren Dienst auf. Aus technischer Sicht waren sie mit dem damals modernsten Fahrwerk ausgestattet: Das vierachsige KloseTriebwerk mit Außenrahmen und innenliegenden Zylindern konnte trotz 99 621 beim Rangieren in ländlicher Umgebung im Vergleich mit der Tss4 „Beilstein“. Vorbildfoto: Bernd Beck Die Einzelteile des Bausatzes: Zusammen mit der ausführlichen Anleitung die Basis für ein schönes Modell. 54 eines Achsstandes von 4500 mm kleinste Bogenhalbmesser durchfahren. Die innenliegenden Zylinder wirkten auf die zweite Achse. Die dritte Achse war seitenverschieblich angeordnet und steuerte über das von Klose entwickelte Hebelsystem die Radialeinstellung der ersten und vierten Achse. Ursprünglich sollten alle drei Maschinen nach der Übernahme durch die Reichsbahn umgenummert werden, die Nr. 11 „Großbottwar“ schied allerdings schon 1923 aus. Es blieben daher nur Nr. 12 und Nr. 13 als 99 621 bzw. 99 622 bis 1928 im Dienst. Mit der Indienststellung der VI K, die der Tss4 in Zugkraft und Wartungsaufwand weit überlegen war, wurden die Lokomotiven ausgemustert. Der Bausatz Der aus ca. 200 Teilen bestehende Bausatz läßt den Bau aller Varianten des Originals zu. Für die Nr. 12 fehlen allerdings Nummern- und Namensschilder. Besonders positiv fällt auf, daß alle benötigten Bohrungen in den Teilen des Gehäuses schon angebracht sind, lediglich die Bohrungen für Zurüstteile der unterschiedlichen Varianten müssen noch gebohrt werden. Fahrwerk Der Getriebekasten des Fahrwerkes wird aus zwei Messingätzteilen und MIBA-Miniaturbahnen 8/98 fünf Weißmetallgußteilen zusammengesetzt. Die Ätzteile sollten, solange sie sich noch im Ätzblech befinden, mit einer in eine Minidrillmaschine eingespannten Stahldrahtbürste entgratet werden. Nach dem Heraustrennen der Ätzteile (mit einer langsamlaufenden Trennscheibe) werden die Ansätze verschliffen. Mit einem „Roco-Rubber“ werden dann die Flächen um die Löcher, in die die Gleitlager eingelötet oder geklebt werden müssen, metallisch blank gemacht. In der Bauanleitung wird vorgeschlagen, die Lager für die Achsen der Zahnräder entweder einzukleben oder einzulöten. Nachdem die Gußteile entgratet sind, kann der Getriebekasten zusammengesteckt werden. Die Achsen der Zahnräder sollten sich nun leicht durch beide Buchsen stecken lassen, ohne dabei zu klemmen. In meinem Fall mußte ich eine Buchse mit einer Reibahle leicht aufreiben. Vor ihrem Einbau sollten die Radsätze auf ihr Radsatzinnenmaß kontrolliert werden. In meinem Fall lag das Radsatzinnenmaß bei 7,2 bis 7,3 mm anstelle der korrekten 7,4 mm. Wird das Getriebe jetzt geschoben, sollten sich alle vier Achsen ohne zu klemmen drehen. Nun werden die Zahnräder mit den Anlaufscheiben eingesetzt. Das Getriebe sollte sich weiterhin leicht drehen lassen. Bei meinem Getriebe funktionierte es auf Anhieb problemlos. An die Bodenplatte müssen noch die Radschleifer und die Kabel angelötet werden. Ich habe an die Enden der Radschleifer kleine Haken gebogen, damit die Schleifer nur an den metallenen Radreifen und nicht auch an den Kunststoffradsternen schleifen. Einem ersten Probelauf steht nun nichts mehr im Wege. Außenrahmen Der funktionslose Außenrahmen wird aus fünf Messinggußteilen zusammengesetzt, wobei die hintere Aufhängung erst beim endgültigen Zusammenbau der Lokomotive mit dem Außenrahmen verklebt wird. Die Führung der Steuerstange sollte erst mit dem Steuerkasten und erst dann der Steuerkasten mit dem Außenrahmen verklebt werden. Zum Ausrichten der Steuerstangenführung habe ich durch die Führung einen bis in der Steuerkasten reichenden Draht gesteckt und dann beide Teile miteinMIBA-Miniaturbahnen 8/98 Zum Verkleben werden die Rahmenwangen mit Klammern gehalten. Nach und nach werden Zahnräder und Radsätze eingebaut und immer wieder durch Rolltests auf Leichtgängigkeit geprüft (rechts daneben). Führung und Bohrung der Steuerstange müssen fluchten. Hier hilft beim Kleben ein Draht. Der komplette Außenrahmen. Die Messingteile sind miteinander verlötet, die Steuerkästen aufgeklebt. Die hintere Halterung mit dem Luftkessel wird erst bei der Endmontage fixiert. Nach dem Zusammenbau von Außenrahmen, Getriebe, Motor und Stromabnahme sind erste Testfahrten möglich. Das fein detaillierte Gehäuse im Rohbau. Auch jetzt sollten wieder Testfahrten erfolgen (unten). 55 Am spritzlackierten Rahmen wurden die schwarzen Details mit dem Pinsel lackiert. Lampenscheiben liegen dem Bausatz ebenso wie eine Führerhausverglasung nicht bei. Die Beschriftung besteht durchweg aus Naßschiebebildern. Diese lassen sich am besten mit Weichmacher verarbeiten. Das fertige Modell vor dem abschließenden Altern. Fotos: Uwe Stehr ander verklebt. Der Außenrahmen sollte jetzt ohne viel Spiel über den Getriebekasten gesteckt werden können. Anschließend wird der Führerstandsboden auf den Getriebekasten geschraubt. Er muß unbedingt waagerecht auf dem Getriebekasten liegen, da ansonsten das ganze Gehäuse schief auf dem Fahrwerk ruht. Die Steuerung wird je Seite aus 6 Messingguß- und 5 Ätzteilen zusammengesetzt. Für die Montage sind – wie bei den Bemo-Bausäzen der jüngeren Zeit üblich – keinerlei Nietverbindungen nötig, die Haltebolzen sind bereits an den Gußteilen angegossen. Die zu verbindenden Teile werden zusammengesteckt und dann die Laschen zusammengebogen, fertig. Einfacher geht es nicht mehr. Vor der Montage der Steuerungen müssen noch die Gegenkurbeln auf die Achsstummel aufgeschoben werden. Hierbei ist darauf zu achten, daß die Kurbeln nicht gegeneinander versetzt aufgezogen werden, sonst wird die Steuerung im späteren Betrieb klemmen. Gehäuse Der Zusammenbau des Gehäuses macht am meisten Spaß. Das leichte Abschaben der Trennfugen auf den ansonsten hervorragend passenden 56 Teilen ist die einzige Vorbereitung. Alle Bohrungen sind bereits werkseitig vorhanden! Wer schon einmal einen solchen Bausatz zusammengesetzt hat, wird diesen Vorteil zu schätzen wissen! Zu beachten ist, daß einige Teile nur für bestimmte Varianten angebaut werden. Dies sind Schlot, Sicherheitsventil, Glocke, Dampfpfeife und die Tritte am Führerstand. Für diese Teile müssen die Löcher gebohrt werden. Hier wird die Arbeit dadurch vereinfacht, daß die Bohrungen innen angekörnt sind. An der Führerstandsrückseite ist darauf zu achten, daß die Haltestifte der Laternen nicht in den Innenraum der Lok ragen. Die Bohrungen enden innen zwischen zwei Paßnocken, in die der Führerstandsboden des Fahrwerks eingeschoben wird. Stehen die Haltestifte der Laternen hier hervor, läßt sich das Fahrwerk nicht mit dem Gehäuse verschrauben. Ich habe das Lokgehäuse samt Außenrahmen nach dem Säubern zunächst grundiert und dann mit Schwarz RAL 9005 bzw. Rot RAL 3002 gespritzt. Nach dem gründlichen Durchtrocknen der Farbe werden Kleinteile wie Laternen, Handgriffe, Verschlüsse, Fenstereinfassungen etc. mit dem Pinsel lackiert. Die Beschriftung des Modells erfolgt ausschließlich durch Naßschiebebil- der, deren Trägerfilm sehr dünn und matt ist. Für das Anbringen der Schiebebilder verwende ich immer Weichmacher. Die Führerhausverglasung ist nicht im Bausatz enthalten und muß daher selbst angefertigt werden. Das Einsetzen dieser Scheiben läßt sich mit Hilfe von Klarlack leicht bewerkstelligen. Leider fehlen auch die Einsätze für die großen Laternen, diese auszuschneiden war nicht so einfach. Leichter ist es, die Laternen mit klarem Gießharz zu füllen. Fahrerprobung Die Geschwindigkeit der Lokomotive wurde nicht gemessen, aber der optische Eindruck ist meines Erachtens in Ordnung. Das Fahrgeräusch ist akzeptabel leise, aber doch zu hören. Der Auslauf bei 12V ist aufgrund des hoch untersetzten Getriebes und der recht kleinen Schwungmasse erwartungsgemäß nicht sehr groß, reicht aber für kurze stromlose Abschnitte aus, zumal der Achsstand 51,7mm beträgt und der Fahrstrom von allen acht Rädern abgenommen wird. Die Zugkraft des 202 Gramm schweren Modells dürfte der der V 51 von Bemo nicht nachstehen und für einen Betrieb von 1928 mehr als ausreichend sein. Ein Radius von 329,0 mm (RocoR4) kann noch sicher befahren werden. Fazit Der Bausatz der Tss4 von Bemo zeichnet sich durch eine gelungene Konstruktion und sehr saubere Einzelteile von hoher Qualität aus. Das Fehlen der Verglasung von Führerstand und Laternen ist der einzige Wermutstropfen dieses Bausatzes, der sich allerdings ohne allzugroßen Aufwand selbst beheben läßt. Uwe Stehr MIBA-Miniaturbahnen 8/98 Neues aus Bad Hersfeld Lok „Bielefeld“ für den Garten Was gibt’s Neues bei den Hersfeldern? Eine nette Anregung für den Gartenbahnfreund ist der Umbau einer LGB-Heeresfeldbahnlok (der „Nicki + Frank S.“) in eine Tenderlok mit Namen „Bielefeld“. Nebenbei entsteht noch ein altmodischer Prellbock. D er hier im Telegrammstil geschilderte Lok-Umbau im LGB-Maßstab entstand schon vor ein paar Jahren. Es handelt sich – beim Vorbild – um eine ehemalige Heeresfeldbahnlok, die später, unter dem Namen „Bielefeld“, eine der vier „Dampfer“ auf der Jagsttalbahn war. Die „Bielefeld“ ist im Gegensatz zu ihren ebenfalls recht bekannten Schwestern „Frank S.“ und „Nicki S.“ (aus denen im Rahmen einer Aufarbeitung übrigens eine einzige Lokomotive, die „Nicki + Frank S.“ wurde) eine Tenderlok. Nun zum eigentlichen Umbau: Ein handelsübliches LGB-Modell der „Nicki + Frank S.“ wird total demontiert. Den Die Seitenansicht zeigt deutlich die Veränderungen, die nötig sind, um das Ausgangsmodell, die Schlepptenderlok nach HeeresfeldbahnVorbild, links in eine Tenderlok (rechtes Modell) zu verwandeln. Vor allem sind hier zu nennen: Führerhausrückwand, Verlängerung der seitlichen Wasserkästen, eckiger statt runder Sandkasten. Ob man den Kobelschornstein montiert, bleibt jedem selbst überlassen. 58 MIBA-Miniaturbahnen 8/98 MIBA-SCHWERPUNKT Schmalspurbahn Tender benötigen wir – bis auf die Lampen – nicht mehr. Am Lokgehäuse wird das Dach hinten auf die gleiche Länge geschnitten wie vorn. Die Glocke entfällt. Die hinteren Fenster werden mit Kunststoff verschlossen und verspachtelt. Danach werden ovale Fenster (genau wie vorn) angerissen und ausgesägt. Die Wasserkästen sind zu verlängern (aus Polystyrol oder Messingblech), dabei ist darauf zu achten, daß die Wasserkästen unterschiedlich lang sind. Der Kohlenkasten wird ebenfalls aus Blech oder Kunststoff ausgeschnitten und mit der Lok verklebt. Die Spalten gut verspachteln und verschleifen! Zu den Kesselarbeiten ist folgendes zu sagen: Ein viereckiger Sandkasten aus Blech wird über den runden Dom gestülpt, zwischen Dampfdom und Sandkasten wird ein Kesselspeiseventil angebracht. Ob man einen Kobelschornstein anbringen will, ist wohl im wesentlichen Geschmackssache. Auf der Jagsttalbahn hatte die „Bielefeld“ keinen „Kobel“, in Berlin-Wuhlheide fuhr sie dagegen mit Kobelschornstein. Zeichnungen und Bilder finden sich in dem Buch „Unsere vier Dampfloks“ von Walter S., erschienen im Verlag Uhle & Kleimann, Lübbecke. Die Zeichnung der „Bielefeld“ auf Seite 80 muß mit 4,35 multipliziert werden, da das Quasi nebenbei entstand die Nachbildung eines „hübsch altmodischen“ Prellbocks; mittels zweier Krampen erfolgt die Befestigung der Pufferbohle an den Schienenprofilen. Fotos: F. Eisenhuth MIBA-Miniaturbahnen 8/98 Ausgangsmodell von LGB etwa im Maßstab 1:20 gehalten ist. Aus den dort abgedruckten Fotos geht auch hervor, wie die Lok zu lackieren ist. Die Schilder wurden geätzt, alle anderen Teile sind Ersatzteile von LGB. Zum Schluß wird statt des Hakens der Schlepptenderlok eine normale Kupplung nebst verlängertem Puffer angebracht. Für Anfänger, das sei an dieser Stelle eigens betont, ist der beschriebene Umbau sicher nicht geeignet. Zu schnell ist ein fabrikneues Lokmodell „vermurkst“ und nicht wieder zurückzubauen! Der erfahrene Modellbauer wird mit der obigen Beschreibung sicher zurechtkommen. Quasi „zur Erholung“ entstand bei mir schließlich noch ein Modell-Prellbock, der als Abschluß eines ModulEndes vorgesehen ist. Das Vorbild steht übrigens in Bad Hersfeld an einem Gleisanschluß. Hier ein paar Kniffe zum Nachbau: Das Schienenprofil muß vor dem Biegen mit einer Flamme ausgeglüht werden. Gebogen werden die einzelnen Schienenstücke über einem Rundholz. Erst, wenn das Biegen gelungen ist, werden die einzelnen Schienenstücke auf die richtige Länge abgeschnitten. Die Holzbohle wird mit zwei Krampen auf Pufferhöhe befestigt. Wer will, kann noch alte Puffer anbringen oder eine Sh-Scheibe. Je nach Epoche die Alterung nicht vergessen! F. Eisenhuth Das ist das Vorbild des Prellbockmodells – entdeckt an einem Gleisanschluß in Bad Hersfeld. Oben die Rückansicht der „Bielefeld“; die Lampen vom Tender werden hier wiederverwendet. 59 Umbau auf LGB-Basis Aussicht ins Alpine Von den Aussichtswagen der RhB hat der Nürnberger Gartenbahn-Hersteller ein Modell nach Vorbild mit Bretterwänden im Programm. Es gibt aber auch Wagen mit Blechwänden. Hermann Riedel hat dies zum Anlaß für einen Umbau genommen und bei dieser Gelegenheit auch die Bretterwandwagen gesupert. Unter mehrfachem Auftragen von ZweikomponentenSpachtel wird die Seitenwand aufgefüllt und geglättet. I m Frühjahr 1994 besuchte ich wieder einmal meinen Freund Jörg, den stellvertretenden Bahnhofsvorsteher des Bhf Untervaz der RhB. Zu dieser Zeit war dort ein Ganzzug mit Aussichtswagen im „Winterschlaf“ – in Planen verhüllt – abgestellt. Ich sah mir die Fahrzeuge genauer an und entdeckte zuerst die geänderte Farbgebung des Bodens und der Wand innen in Braun sowie der Sitzbänke in Orange. Die Dachstützen und das Dach waren in einem gebrochenen Weiß gehalten. Außerdem stellte ich fest, daß einige Wagen glatte Seitenwände aus Blech hatten und die roten Aufschriften „Aussichtswagen Vagun panoramic“ und/oder „Carrozza Panoramica“ trugen. Die Spriegelgestelle dieser Wagen waren nur 6mal vorhanden und wiesen dementsprechend größere Abstände im Vergleich zu den Bretterwandwagen auf. Zudem waren sie im Am Einstieg wird das Dach einseitig bis zum Mittelstreifen verbreitert. Als Baumaterial kommen Polystyrolplatten zur Anwendung. Die Übergänge erhalten neue aus Messingdraht gebogene Griffstangen. 60 MIBA-Miniaturbahnen 8/98 Bereich des Bühnengeländers schmaler als im Bereich des Fahrgastraumes. Das Dach war über dem Einstieg auf ca. 50% der Wagenbreite erweitert. Die Trittstufen wiesen Riffelblechbelag auf und waren feuerverzinkt. Die Einstiegs- und Übergangsgriffe waren orangefarben, die Standrohre der Bremsluftleitungen gelb gestrichen. Wieder zu Hause kamen gleich 3 LGB-Wagen 30250 ins Bww und wurden zerlegt. Die Seiten- und Stirnwände wurden von Nieten und Profileisen befreit und mit dem Handfräser für eine bessere Haftung der nachfolgenden mehrmaligen Spachtelung aufgerauht. Die vorgegebene Dachform wurde mittels Polystyrol-Platten von 1-5 mm Stärke und die Spriegelform in Ausführung und Anzahl der Spriegeljoche geändert. Die Einstiegsstufen wurden mit Kistenband als Riffelblech-Imitation beklebt. Nach der originalgetreuen Lackierung mit der Spritzpistole erfolgte die Großbeschriftung mit Masken, die auf dem Computer erstellt und mit unserem Plotter ausgeschnitten wurden. Allein schon die aufgespritzte rote Farblackierung rechtfertigte die Anschaffung des Plotters durch exakte Konturschärfe und Farbdichte bei gleichzeitig dünnster Farbauflage gegenüber Klebebeschriftungen. Das Firmensignet RhB und das Wagendatenfeld wurden vorbildgerecht in Rot bzw. Schwarz auf dünnsten hochtransparenten wetterfesten Selbstklebefolien mit dem Tintenstrahldrucker aufgedruckt und nach längerer Austrocknung mit mattem Schutzlack versehen, bevor sie angebracht wurden. Zuletzt wurden noch die gelbschwarzen Dreiecksymbole an den Wagenkastenenden mit Plotterfolie hergestellt und schwarz lackiert. Nachdem eine größere Anzahl von Fahrgästen aus „Lehmannleins“, deren Körperhaltungen mittels Laubsäge und Heißluftpistole z.T. verändert und neu lackiert wurden, Platz genommen hatten, konnte der neue RhB-Aussichtswagenzug eingesetzt werden. Der aus 5 Aussichtswagen und einem Mitropa-Speisewagen bestehende Zug absolvierte seine ersten Fahrten auf der Freilandausstellungsanlage im Lehmann-Werk anläßlich des 30jährigen Firmenjubiläums der LGB am 27. und 28.6.1998 auf der von mir erbauten Anlage zusammen mit vielen anderen Eigenbaumodellen aus meiner Werkstatt. Hermann Riedel MIBA-Miniaturbahnen 8/98 Linke Seite: Zur Freude der Touristen zieht das RhB-Krokodil einen ganzen Zug aus Aussichtswagen. Angehängt ist zusätzlich noch ein verkürzter Mitropa-Wagen mit Küche und Toilette, über den in Kürze in der MIBA berichtet wird. MIBA-SCHWERPUNKT Schmalspurbahn In der dreisprachigen Schweiz sind die Wagen auch in Italienisch beschriftet. Die auflackierten Anschriften entstanden mit einer Maske aus Plotterfolie. Die detaillierten Übergänge vermögen jetzt so recht zu überzeugen. Im Inneren der Wagen wurden Seitenwände und Sitze farblich neu gestaltet. Fotos: gp (4), MK (3) 61 NEUHEIT Wenn die Lok für einen eingebauten Geräuschgenerator nebst Lautsprecher zu klein ist: im G-Wagen direkt hinter der Lok ist das komplette Soundsystem eingebaut. Der Betrachter bzw. „Zuhörer“ bemerkt keinen Unterschied. Wenn die Lok zu klein ist G-Wagen mit Soundkonserve Dampfgeräusche aus dem Geisterwagen Aus diesem Grund hat N. Frey Electronic (Nürnberg) einen G-Wagen mit eingebautem Geräuscherzeuger entwickelt. Äußerlich betrachtet ist dies ein ganz gewöhnlicher Güterwagen, aber innen ist er mit Soundelektronik und einem gut dimensionierten Lautsprecher bestückt. Der Grundgedanke besteht darin, daß der Wagen direkt hinter jede beliebige Dampflok eingestellt werden kann. Denn selbst wenn man sehr nah an der Anlage steht, fällt es einem ausgesprochen schwer herauszuhören, daß der Tongenerator in den Wagen und nicht in die Lok eingebaut wurde. Der Lautsprecher ist an einer der Stirnwände des Wagens montiert; strahlt er dann direkt auf die Lok davor ab, so ist die Täuschung noch effektvoller. Im Inneren des Wagens befindet sich das Soundmodul mit dem dualen Stromversorgungssystem. Zum einen die eingebaute Batterie, die dem Verstärker den nötigen „Saft“ gibt, wenn keine ausreichende andere Spannungsversorgung vorhanden ist. Diese Stromzufuhr aus der Batterie wird automatisch abgeschaltet, wenn der Wagen längere Zeit steht. Während nur kurzer Aufenthalte hört man indessen ein sanftes Zischeln statt der typischen Auspuffgeräusche bei voller Fahrt. Als zweite Stromquelle dient die Gleisspannung, die ab einer gewissen Hier kommt der kleine Güterwagen mit dem großen Klang: ein Fahrzeug, in dem „alles drin“ ist und der Dampfgeräusche synchron zur Geschwindigkeit der vorgespannten Dampflok erzeugt. Dieser Wagen kann auf analog wie auch auf digital betriebenen Anlagen eingesetzt werden. Rutger Friberg verrät, was sich im Inneren des Gehäuses abspielt. B islang wurden Eisenbahn-Geräuschkulissen mit Hilfe von relativ großen und unterhalb der Anlage versteckten Systemen einschließlich Lautsprechern erzeugt. Hierbei kann es sich um ein Cassettendeck oder Audio-CD handeln, aber auch um eine CD-ROM. Heute bietet sich zudem die Möglichkeit, mit mehreren kleineren Diesel- oder Dampfgeräusch-Generatoren einer weichere und örtlich differenziertere Klangwirkung zu erzielen. Dank der Miniaturisierung aller Bauteile macht es auch Sinn, eingebaute Sounderzeuger zunächst für die Loks größerer Spurweiten anzustreben. Gerade dies ist bei digitalem Betrieb oft 70 sogar gewünscht, um die Mehrfachfunktionen dieser Systeme z.B. für unterschiedliche Geräuscheffekte nutzen zu können. Schwierig wird dies bei Dampfloks in kleineren Baugrößen, denn da bleibt oft einfach kein Plätzchen für die entsprechende Technik mehr übrig. Auch wenn alle Elektronikbauteile mittlerweile enorm miniaturisiert sind, bleibt als Problem nach wie vor der Lautsprecher, der aufgrund physikalischer Gesetze einfach einen gewissen Durchmesser braucht, um gleichermaßen niedrige Frequenzen wiedergeben und ausreichend Lautstärke liefern zu können. MIBA-Miniaturbahnen 8/98 9-VoltBatterie Lautstärkeregler Geräuscherzeugermodul Lautsprecher Reflexsensor Stromabnahme über Radsätze Taktgeber an Wagenachse Die Prinzipskizze gibt den Aufbau der Komponenten im Inneren des DampfgeräuschGeisterwagens wieder. Fotos und Skizze: Rutger Friberg Beim Blick ins Innere zeigen sich eine Batterie, das Klangmodul und der Lautsprecher, der – auf dem Bild nicht zu sehen – an eine der Stirnwände montiert ist. Ein blauer Draht am Boden führt zum Stromabnehmer an den Rädern. Die 9Volt-Batterie sorgt für konstante Spannungsversorgung auch bei kurzen Zwischenhalten. Während langer Stopps oder zwischen den Fahrten schaltet sich die Batterie automatisch ab, um eine längere Betriebsdauer zu ermöglichen. Fahrtgeschwindigkeit das meiste der erforderlichen Energie liefert, um so die Betriebsdauer der Batterie zu verlängern. Der Verstärker an Bord ist zwar winzig (LM386), hat aber ziemlich viel Kraft und erzeugt einen beeindruckenden Klang. Die tatsächliche Lautstärke läßt sich am Soundmodul regulieren, um den für die betreffende Dampflok gewünschten Geräuschpegel aufzubauen. Für Analog- und Digitalbetrieb Mittels Taktgeber an einer der Radachsen ruft das Soundmodul die Geschwindigkeit der Lok ständig ab, wobei dies in beiden Fahrtrichtungen funktioniert. Das System arbeitet mit einem Reflexsensor, der auf eine Art „Strichcode“ auf einer der Radachsen MIBA-Miniaturbahnen 8/98 reagiert. Das Dampfgeräusch ist bei niedriger Geschwindigkeit „zahm“, paßt sich aber dynamisch der Beschleunigung an bis hin zu kräftigen Auspuffstößen bei vollem Tempo. Bei Halt an Signalen oder Bahnhöfen ist vor allem das Zischen der Ventile zu hören, das den Stillstand der Dampflok simuliert. Außerdem ist als weiterer Modus bei Stillstand die Funktion „Absperren“ verfügbar. Dieses Soundsystem kann auch auf Digitalanlagen eingesetzt werden. Die Wirkung wird noch erheblich verbessert, wenn die betreffenden Dampfloks über einen Rauchgenerator verfügen. Zu bekommen ist der Wagen im gut sortierten Fachhandel sowohl für das Mittelleiter-Wechselstrom-System als auch für Zweileiter-GleichstromBahnen. Rutger Friberg 71 MODELLBAHN-GRUNDLAGEN Technische Kriterien und Testmethoden Rolleigenschaften, Reibungen & Co. Modellbahnfahrzeuge unterscheiden sich in ihren Laufeigenschaften oft beträchtlich. Richard Grebler geht der Frage nach, welche Kriterien für eine zuverlässige Messung maßgebend sind und wie sie sich in die Praxis umsetzen lassen. W er sich für Testberichte über Triebfahrzeuge interessiert, stößt im Zusammenhang mit den Angaben für die Zugkraft häufig auf Formulierungen wie: „...das entspricht in etwa acht vierachsigen Reisezugwagen der Bauart XY...“. Klar, daß es sich hier nur um eine überschlägige Bewer- tung handeln kann; zu groß sind doch die durch Wagentyp und Konstruktion bedingten Schwankungen (man denke z.B. nur an den Einfluß von Radschleifern für die Waggonbeleuchtung), als daß solche Angaben allgemein verbindlich sein könnten. Wenn es darum geht, die aufzuwendende Zugkraft für Das Prinzip der Seilrollenmessung. Die klassische Methode zum Messen der Zugkraft von Triebfahrzeugen, denn der ganze Versuchsaufbau läßt sich mit geringen Mitteln herstellen. Will man jedoch die Haftreibung von Modellbahnfahrzeugen auf diese Weise messen, wird es schon schwieriger. G= Gewichtskraft R= Reibungskraft Alle Zeichnungen: Richard Grebler 72 die Gesamtreibung einer beliebigen Wagenreihung zu ermitteln oder ganz objektiv die lauftechnische Qualität eines Modellwagens zu beurteilen, kommt man um eine meßtechnisch abgesicherte Prüfung nicht herum. Soll das angewendete Verfahren auf allgemeine Akzeptanz stoßen, muß es unbedingt folgenden Kriterien standhalten: ● Einfacher Prüfaufbau, keine speziellen Meßgeräte, ● Einfache und sichere Auswertung der gewonnenen Meßwerte, ● Von Herstellern und Testern gleichermaßen anerkannt, somit auch als Normvorschlag tauglich. Was ist zu messen? Bevor die einzelnen Methoden „auf den Tisch gelegt“ werden, noch ein paar klärende Worte zu den Einflußgrößen, welche für die Rolleigenschaften eines Modellwagens verantwortlich sind und die man üblicherweise unter dem Begriff „Reibung“ zusammenfaßt. Es sind dies: ● die Haftreibung, auch Ruhereibung genannt, ● die Gleitreibung, im wesentlichen durch die Achslager verursacht, ● die Rollreibung, als Folge der Abwälzbewegung Rad/Schiene. Die Haftreibung entspricht der größten auftretenden Reibungskraft, welche überwunden werden muß, sobald ein Wagen aus dem Ruhezustand in Bewegung versetzt wird. Gleitreibung und Rollreibung wirken gemeinsam als sogenannte Bewegungsreibung, wobei der Anteil der MIBA-Miniaturbahnen 8/98 Reibungen und Rolleigenschaften beim Härtetest: Ein funktionstüchtiger Ablaufberg wie hier auf der Clubanlage der Fde Burscheid hat bei der Nachbildung im Modell so seine Tücken, denn nicht alle Fahrzeuge laufen so einwandfrei, wie sie eigentlich sollten! Und einen Rangierarbeiter, der im richtigen Moment die Bremsschuhe aufs Gleis legt, gibt es in der Baugröße H0 erst recht nicht ... Foto: Bruno Kaiser Rollreibung in unserem Fall verschwindend gering ist und deshalb unberücksichtigt bleiben kann. Es gibt zwei Gründe, warum wir uns hier auf die Ermittlung der Haftreibung beschränken wollen: ● Bei allen bekannten, leicht beherrschbaren Prüfmethoden wird der Prüfling aus dem Stand in Bewegung gesetzt; es muß also die Haftreibung überwunden werden. ● Für den praktischen Betrieb möchte man ebenfalls diejenige Kraft kennen, mit der ein Zug aus dem Stand beschleunigt werden kann (die Massenträgheit hier ausgenommen). Über die Seilrolle gemessen Das Messen der Zugkraft über eine Seilrolle wird bevorzugt bei Triebfahrzeugen angewendet. Bezogen auf unseren Fall heißt das: Sobald die Gewichtskraft G den Wert der Reibung R erreicht oder übersteigt, setzt sich der Wagen in Bewegung. Gewichtskraft und Haftreibung können also in diesem Zustand als gleich groß angenommen werden. Im Gegensatz zur Zugkraft haben wir es bei der Haftreibung von Modellwagen allerdings mit sehr geringen Beträgen zu tun; die Anforderungen an die Meßanordnung sind entsprechend hoch. Bei sehr leichten Wagen (z.B. in Das Prinzip der Messung über die veränderbare schiefe Ebene. Die Werte für l und h sind in Millimetern einzusetzen; h1 und h2 sind jeweils gleiche „Sockelbeträge“ (sie erleichtern das Ausrichten des Skalennullpunkts auf die Waagrechte). F= Hangabtriebskraft. der Baugröße N) ist dieses Verfahren mit stufenweiser Gewichtszulage schließlich nicht mehr sicher zu handhaben. Schiefe Ebene Im Gegensatz zur eben beschriebenen Methode wird bei der Verwendung einer schiefen Ebene direkt die natürliche Hangabtriebskraft F des Prüflings ermittelt; alle mechanischen Zwischenglieder, Zusätze sowie das manuelle Befestigen des Zugseils können somit entfallen. Der Testwagen steht dabei auf einem waagrecht liegenden Gleisstück, das durch einen flachen Keil, der seinerseits mit einer Meßskala versehen ist, einseitig angehoben wird. Wichtig ist dabei, daß Erschütterungen durch ruckartige Bewegungen vermieden werden, weil sonst eine unkontrollierbare Vertikalbeschleunigung entsteht, die das Ergebnis verfälscht. Sobald nun die Hangabtriebskraft F die Reibung R erreicht und übersteigt, beginnt der Wagen zu rollen. Ist auf der Bei Fahrzeugen mit festem Achsstand entsteht im Gleisbogen ein Anlaufwinkel (näheres hierzu in NEM 111), der an der Stelle R zusätzliche Reibung zwischen Spurkranz und Schienenflanke erzeugt. Skala der Quotient aus h/l (entsprechend der Gleisneigung) aufgetragen, kann für diesen Zustand die Hangabtriebskraft (und damit auch die ihr entsprechende Reibungskraft) in Gramm direkt durch folgende Formel ermittelt werden: F= h . m l Dabei bedeutet F die Hangabtriebskraft und m die Masse des Fahrzeugs (beide in Gramm eingesetzt). Hierzu ist zu sagen, daß in der Physik grundsätzlich zwischen Kraft F (Einheit Newton, Kurzzeichen N), Gewichtskraft G (Einheit ebenfalls N) und der Masse m (Einheit kg) unterschieden wird. Da in der Modellbahnpresse, Beispiel für eine Laufwerkskonstruktion mit selbsttätiger Radialeinstellung der Endachsen am dreiachsigen Umbauwagen von Roco. Die beiden schwenkbaren äußeren Lager sind mit fest angeformten Deichseln versehen, welche von dem mittleren, seitenverschiebbaren Lager zwangsgeführt werden. Foto: Richard Grebler MIBA-Miniaturbahnen 8/98 73 Zum Prinzip der im Haupttext beschriebenen Differenzmessung. G= Gefällestrecke mit einbezogenem, vertikalem Übergangsbogen. 0= Beginn der Geraden, zugleich Anfang der beiden Meßstrecken s1 und s2. Letztere sind mit jeweils gleicher Längenskala (z.B. in mm, bezogen auf die Gleismittelachse) zu versehen. wohl mit Rücksicht auf leichtere Allgemeinverständlichkeit, Gewichte, Massen wie auch Kräfte meist in Gramm angegeben werden, wollen wir uns dieser Praxis beugen. In offiziellen Datenblättern wie in Normen wird man selbstverständlich mit korrekten Einheiten operieren. Wenn’s in die Kurve geht Allgemein bekannt ist die Tatsache, daß der Rollwiderstand eines Wagens beim Bogenlauf zunimmt. Strenggenommen sind es bei der Modellbahn ja die schleifenden Spurkränze, welche – bedingt durch die Winkelstellung der Räder zur Gleisachse – für zusätzliche Gleitreibung sorgen. Dieser Einfluß ist allerdings stark vom Achsstand und der Laufwerkskonstruktion abhängig, so daß die Zunahme der Reibung nicht so einfach in Abhängigkeit vom Bogenradius angegeben werden kann. Die Frage ist also, wie sich die zum Überwinden der erhöhten Reibung erforderliche Kraft einigermaßen zuverlässig bestimmen läßt. Seilrolle und schiefe Ebene scheiden wegen konstruktiver Probleme von vorneherein aus. Verhältnismäßig einfach und ausreichend genau kommt man dagegen mit der nachstehend beschriebenen Verhältnismessung zum Ziel. 74 Zwei Gleisabschnitte gleicher Ausführung laufen genau parallel über eine Gefällestrecke mit anschließendem, vertikalem Übergangsbogen, bis sie bei der Linie „0“ in die Waagrechte übergehen. Dort verzweigen sie sich in die Auslaufstrecken s1 und s2. Während der eine Schienenstrang weiter geradeaus führt, mündet der andere nun in einen Bogen mit dem betriebsmäßig kleinsten Radius (z.B. 360 mm). Mit Hilfe einer aufgezeichneten Maßskala (beginnend bei der Linie „0“) kann man den Weg, welcher ein ablaufender Wagen auf den Strecken s1 und s2 zurücklegt, sehr bequem ablesen. Zwischen der Reibung R und den zurückgelegten Strecken besteht eine einfache mathematische Beziehung: Gefällstrecke und einer Weiche muß abgeraten werden, da hierdurch der Wagenlauf auf nicht kalkulierbare Weise beeinträchtigt wird. Ein einfacher Anschlag (z.B. Pufferbohle) an den oberen Gleisenden stellt schließlich sicher, daß der zu prüfende Wagen jeweils an der gleichen Linie gestartet werden kann. Weitere Einflußgrößen, wie Fliehkraft und „Streckkraft“1) wollen wir unberücksichtigt lassen, weil sie sich gegenseitig beeinflussen und kaum exakt erfaßbar sind. Einfach, aber nicht ganz optimal Rg = s2 Rb s1 Daher läßt sich die Bogenreibung R b nach der Formel Obwohl das zuletzt geschilderte Verfahren ausschließlich für Verhältnismessungen gedacht ist, kann man sich natürlich die Frage stellen, ob die bei einer einfachen Ablaufprüfung zurückgelegten Strecken nicht auch zur alleinigen Beurteilung des Geradeauslaufs bzw. des Bogenlaufs herangezogen werden können. Vorausgesetzt, es liegen schon einmal genügend Erfahrungswerte vor, ist eine vergleichende Einstufung (z.B nach einem Punktesystem oder mit den Attributen „sehr gut, gut...“ usw.) sicher möglich. Exakte Werte, wie sie z.B von einem Test erwartet werden dürfen, lassen sich auf diese Weise allerdings nicht so einfach ableiten. Rb = Rg . s2 s1 direkt bestimmen. Der Wert für Rg (Reibung auf gerader Strecke) wird nach einer der im vorigen Abschnitt beschriebenen Methoden bestimmt. Das Gefälle sollte, mit Rücksicht auf die Länge der Auslaufstrecken, nur so groß angelegt sein, daß alle Prüflinge mit Sicherheit anrollen und beschleunigen. Von der Anordnung mit gemeinsamer 1) Streckkraft (dies ist kein Fachbegriff!): Antriebskraft und Reibungswiderstand wirken einander entgegen und haben das Bestreben, den Zug zu strecken, d.h. aus dem Bogen in eine Gerade zu ziehen. Auf den einzelnen Wagen bezogen, ergibt sich eine unterschiedlich hohe Kraft, die in Richtung des Innenbogens wirkt und für zusätzliche Reibung sorgt. MIBA-Miniaturbahnen 8/98 ELEKTROTECHNIK Das Bestücken und Löten von Elektronikbausätzen schont nicht nur den Hobbyetat, sondern sorgt auch für einen gefüllten Bastelabend. Fotos: gp (2) D Workshop: Platinen löten Das IKEA-Prinzip Das Modellbahnhobby ist vielfältig wie kaum ein anderes. So hat der Modellbahner einerseits zwar ein weites Betätigungsfeld, in dem er sich „austoben“ kann, andererseits ist die Aneignung gewisser Fähigkeiten erforderlich, um „neue“ Technologien sinnvoll einzusetzen. In diesem Beitrag steht die Selbstmontage vorgefertigter elektronischer Schaltungen im Mittelpunkt. as Montieren sog. gedruckter Schaltungen (Printed Circuit Boards, PCB) stellt eine gute und häufig beschrittene Annäherung an das Thema (Modellbahn-)Elektronik dar. PCBs gibt es als Lochraster- und Lochstreifenplatinen, wie sie bspw. in den MIBA-Beiträgen von Bertold Langer immer wieder mal eingesetzt werden, aber auch als individuell realisierte Schaltung, die bereits die gesamte „Verdrahtung“ der Schaltung beinhaltet. Das Aufbauen bzw. Komplettieren der Schaltung besteht dann im Einlöten der elektronischen Bauteile. Werkzeug Auf der Web-Site der MIBA ist unter http://www.miba.de/download/ übrigens ein Windows-Programm zu finden, daß die Widerstandswerte aus dem Farb-Code ableitet. 1/8-W-Widerstand Diode Schwingquarz Zener-Diode Elko (Elektolytkondensator, auf Polarität achten) Transistoren LED Keramikkondensator IC-Sockel IC (Integrated Circuit, Integrierter Schaltkreis) MIBA-Miniaturbahnen 8/98 Leistungstransistor Brückengleichrichter Der Bedarf an Werkzeug hält sich in Grenzen: Ein kleiner Seitenschneider – oder vorzugsweise eine sog. Platinenzange mit gekröpfter Schneide, eine Spitzzange, ein Lötkolben und Lot reichen aus. Der Lötkolben sollte 15 bis 35 Watt Leistung haben. Leistungsstärkere „Lötkloben“ können zur Beschädigung der elektronischen Bauteile und der Platine führen. Wer viel lötet (oder es beabsichtigt), ist mit dem Kauf einer temperaturgesteuerten Lötstation gut beraten. Auf jeden Fall sollte das Lötgerät eine feine Spitze aufweisen. Für gute Ergebnisse ist das Lot von großer Bedeutung. Absolut empfehlenswert ist das sog. Elektronik-Lot mit Kolophonium-Füllung. Hierbei ist das 75 Werkzeugausstattung: Lötkolben mit 30 Watt Leistung oder temperaturgeregelte Lötstation, Platinenzange, Biegelehre und Lötzinn Biegelehre mit eingelegtem Bauteil (Diode) beim Abgriff des Bohrungsabstandes von einer Platine. Diode und Zener-Diode (am Bleistift). Man beachte den Ring auf der Diode, der dem Querstrich im Bedruckungsaufdruck entspricht. Fotos: Bernd Schneider (7) Die Anschlußbeine werden nach dem Einlöten auf 2-3 Millimeter gekürzt. Einlöten eines Bauteils. Während der Lötkolben sowohl das Lötpad als auch den Bauteilanschluß erwärmt, wird von der anderen Seite kurz Lot zugeführt. Verschiedene Alternativen für den Anschluß der Schaltung an die „große weite Welt“: Abisolierte Kabel direkt an die Platine löten, Löt-Nägel mit Steckern oder Schraubklemmen zur Print-Montage. 76 4-Ring-Farbcode für Widerstände (DIN 41429) 6-Ring-Farbcode für Widerstände (IEC 62) Kennfarbe Silber Gold Schwarz Braun Rot Orange Gelb Grün Blau Violett Grau Weiß Kennfarbe Silber Gold Schwarz Braun Rot Orange Gelb Grün Blau Violett Grau Weiß 1. Ziffer 2. Ziffer 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Multiplikator 0,01 Ω 0,1 Ω 1 Ω 10 Ω 100 Ω 1 KΩ 10 KΩ 100 KΩ 1 MΩ 10 MΩ 100 MΩ 1. Ziffer 2. Ziffer 3. Ziffer 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Multiplikator 0,01 0,1 1 Ω 10 Ω 100 Ω 1 KΩ 10 KΩ 100 KΩ 1 MΩ 10 MΩ 100 MΩ MIBA-Miniaturbahnen 8/98 für das Löten erforderliche Flußmittel (Lötfett) bereits integriert. ElektronikLot wird in verschiedenen Stärken angeboten, für unsere Anwendungen sind Stärken zwischen 0,5 und 1 Millimeter geeignet, wobei dem dünneren Lot der Vorzug zu geben ist. ... und Hilfsmittel Eine ganz erhebliche Vereinfachung stellt die Biegelehre (Bild) dar. Hiermit lassen sich die Anschlußdrähte der Bauteile auf einfache Art und Weise so biegen, daß sie exakt in die Bohrungen passen. Die Abstufungen in der Stärke der Biegelehre entsprechen den Standard-Bohrungsabständen industriell gefertigter Platinen. Die Einkerbungen auf der Oberseite nehmen die Bauteile auf, die Anschlußdrähte werden dann rechtwinklig nach unten gebogen. Wer viele Platinen bestücken muß, für den ist u. U. die Anschaffung eines Platinenhalters sinnvoll, aber auch eine dritte Hand (die evtl. sowieso im Repertoire ist) oder ein kleiner Schraubstock bzw. Schraubzwingen können im Umgang mit den Platinen helfen. Falsch eingelötete Bauteile werden mit Hilfe der Entlötpumpe wieder ausgebaut. Arbeitsplanung Platinen aus Bausätzen weisen i.d.R. auf der einen Seite eine Kupferbeschichtung (Leiterbahnen) und auf der anderen einen Bestückungsaufdruck auf. Die kupferbeschichtete bzw. richtiger kupferkaschierte Seite ist die sog. Lötseite. Bei einigen Platinen kann diese Seite mit einem grünen Lack versehen sein, der nur die Lötpads frei läßt. Dieser grüne Lack ist Lötstopplack und soll einerseits ein Oxidieren der Leiterbahnen und andererseits ein „Überlaufen“ des Lots von einem Lötpad zu einem anderen verhindern. Die Seite mit dem Bestückungsaufdruck ist die Bauteilseite. Die Bauteile werden von dieser Seite aus mit ihren Anschlußdrähten durch die Bohrungen geführt und auf der Lötseite mit dem Lötpad verlötet. Passiva Es empfiehlt sich, die Montage mit den robustesten Bauteilen zu beginnen: Drahtbrücken und IC-Sockel, danach passive Bauelemente gefolgt von den MIBA-Miniaturbahnen 8/98 Den Abschluß der Montage-Arbeiten bildet der Einbau der ICs. Dabei darauf achten, daß die Kerbe am Gehäuse mit der Markierung des Bestückungsaufdrucks übereinstimmt. aktiven Bauelementen. Zum Abschluß erfolgt die Bestückung mit IC-Bausteinen (Integrated Circuit, integrierte Schaltung). IC-Bausteine sind die länglichen schwarzen „Käfer“ mit der Vielzahl an Beinen. Da diese Bauteile relativ empfindlich gegen (zu) große Hitze sind, empfiehlt sich eigentlich immer das Sockeln dieser Bauteile. Die ICBausteine werden dann vor Inbetriebnahme in die IC-Sockel gesteckt und können so auch einfach wieder entnommen werden. Zu den passiven Bauelementen gehören Widerstände (die Drähte mit der Verdickung und den bunten Ringen um den Körper), Spulen und Kondensatoren. Die bunten Ringe der Widerstände dienen der Kennzeichnung der Stärke des Widerstands. Spulen weisen i.d.R. einen Aufdruck auf, die Einheit wird meist mit mH (Milli-Henry) angegeben. Kondensatoren Kondensatoren treten in drei verschiedenen Typen auf: Keramische Kondensatoren, Elektrolyt- und Tantalkondensatoren sowie Folien-Kondensatoren. Kondensatoren weisen wie die Spulen i.d.R. auch einen Aufdruck auf, die Stärke (Kapazität) wird in µF, nF und pF (Mikro-Farad, Nano-Farad, Piko-Farad) angegeben. Elektrolytund Tantalkondensatoren weisen zusätzlich noch eine Kennzeichnung ihrer Anschlüsse auf. Meist ist nur die „Minus-Seite“ mit einem Minus-Zeichen entsprechend gekennzeichnet. Bei Einbau ist peinlichst auf die richtige Polung zu achten. Bei den anderen Typen gibt es ebensowenig eine Polung zu beachten, wie bei den Widerständen. ... und Aktiva Zu den aktiven Bauelemente gehören Dioden (erkennbar an einem farbigen Ring), Transistoren und verwandte Bauteile (drei Anschlußbeine; das eigentliche Bauteil ist entweder zylinderförmig mit einer Abflachung oder ein dünner, stehender Quader) sowie integrierte Schaltungen. Bei allen diesen Bauteilen ist auf die richtige Polung zu achten. Anschlußpunkte Für die Verbindungen zwischen Platine und Anlage bzw. Stellpult können die Anschlußdrähte direkt in entsprechende Bohrungen der Platine eingelötet werden. Komfortabler ist die Verwendung von Lötnägeln, die in Bohrungen der Platine eingelötet werden und Lötstecker, an die die Kabel angelötet werden. Die Lötstecker sitzen paßgenau auf den Lötnägeln und bilden so eine sichere, auch ohne Werkzeug leicht trennbare Verbindung. Wer lieber schraubt, dem seien Anschlußklemmen für die Print-Montage empfohlen. Sie werden auf die Platine gelötet. Die Anschlußdrähte können beim Einbau der Schaltung quasi wie in einer Lüsterklemme fixiert werden. Bernd Schneider 77 MODELLBAHN-WERKSTATT Modelländerungen sind nicht schwer ... Linzer Variationen Der offenen Güterwagen der Gattung Ommr „Linz“ sollte aufgrund seiner hohen Stückzahl (ca 25.000 gebaute Waggons) auch für den Modellbahner ein „Muß“ sein. Bei genauem Studieren von Vorbildfotos fallen vielfältige und zum Teil kuriose Varianten auf, die durch Versuchswagen und Umbauten während der Betriebszeit entstanden sind. Daher liegt es nahe, das Liliput-Modell in einer anderen Ausführung darzustellen. Das zur Veränderung des Güterwagens erforderliche Material ist erfreulicherweise gering. 78 D ie offenen Güterwagen der Gattung Ommr Linz – bei der DB später Omm(r) 32 bzw. El 027 und bei der DR (Ost) als Omm(x) 42 bzw. El 5575 bezeichnet – lassen sich in zwei Hauptbauarten unterteilen, die sich wie folgt unterschieden: Die ersten Wagen der Baujahre 1939/40 erhielten innenliegende Langträger mit einer fischbauchartigen Verstärkung in der Mitte. Die späteren Lieferungen prägte ein außenliegender Langträger, wie er auch beim O-Wagen Ommr Villach verwendet wurde. Zahlreiche Wagen waren zusätzlich mit Handbremsen und der dazugehörigen Bremserbühne ausgestattet. Auffällig war die Ausstattung für den Transport militärischer Güter: Hierzu zählen die 72 mm starken Fußbodenbretter anstatt der sonst üblichen 55 mm Dicke, Panzerhaken, abbordbare Wände und umlegbare Handbremsgeländer, um das Überfahren von Wagen zu Wagen zu ermöglichen. Es wurden auch einige Versuchswagen gebaut, an denen verschiedene Arten des Langträgers ausprobiert wurden. Einer dieser Wagen wird in diesem Umbaubericht vorgestellt. Mit Ausnahme des zusätzlich untergeschweißten Blechträgers und der Rollenlager entspricht er einem Linz, wie er ab 1941 gebaut wurde. Das Vorbild ist wahrscheinlich schon bei der Deutschen Reichsbahn Gesellschaft entstanden, denn es gibt Fotos, die diese Langträgerform auch für die MIBA-Miniaturbahnen 8/98 Deutsche Reichsbahn in der DDR belegen. Für die neue Modellvariation bietet sich das Liliput-H0-Modell an, da es der Bauart 1941 des Linz entspricht. Von dem ausgesuchten Vorbild gibt es nur ein Foto, Maßangaben zum zusätzlich untergesetzten Blechträger liegen nicht vor. Die Chance, das Vorbild irgendwo zu finden und es zu vermessen, ist sehr gering, so daß nach einer Alternative gesucht werden muß, um an die erforderlichen Maße zu gelangen. Hierzu bietet sich das in einer Seitenansicht aufgenommene Foto an. Das Vorbild des Ommr 32 mit der Nummer 802 066 wurde ca. 1956/57 fotografiert. Markant ist der mächtige Träger unterhalb der Ladetüren. Foto: Fritz Wilke Rechts: Mit Schieblehre und Taschenrechner werden die fehlenden Maße für das beabsichtigte H0-Modell ermittelt. Hier ist nicht der letzte Zehntelmillimeter ausschlaggebend, sondern ausgewogene Proportionen, so daß das typische Aussehen des Vorbildfahrzeuges getroffen wird. Ermittlung der Baumaße Durch Messen mit einem Feinmeßschieber (Schieblehre) wird das Maß des eigentlichen Langträgers auf dem Foto ermittelt. Im Vergleich zum Maß am Modell erkennt man nun den Vergrößerungsmaßstab. Nun können auf dem Bild alle vom Blechträger erforderlichen Maße abgegriffen werden und für das H0-Modell umgerechnet werden. Auf die gleiche Weise können auch an anderen Modellen Veränderungen vorgenommen werden. Für die Umsetzung des Langträgers ins Modell gilt es nun, die geeigneten Materialien zu finden. Eine Möglichkeit wäre, ihn aus Messingstreifen zusammenzulöten, aber einfacher ist der Bau aus Polystyrolplatten und Profilen, da der Kunststoff auf einfachste Weise geschnitten und geklebt werden kann. Die geeigneten Polystyrolplatten und Profile bieten Evergreen oder Piko an. Die Grundform wird nach den errechneten Maßen aus einer Polystyrolplatte von 1 mm Stärke ausgeschnitten. Bevor es an die Komplettierung des Trägers geht, sollten durch Anhalten oder gar Ankleben mit ablösbarem Montagekleber (z.B. Fixogum von Marabu) die Proportionen beim Modell MIBA-Miniaturbahnen 8/98 mit denen des Vorbildes verglichen werden. Dabei kommt es mehr auf den optischen Eindruck als auf die sklavische Einhaltung irgendwelcher Maße an, da es bei jedem rekonstruierten Modell ohnehin zu Maß- und Proportionsabweichungen aus verschiedenen Gründen vorkommt. Wichtig ist einzig, daß der Gesamteindruck stimmt. Modellveränderungen Um aus der „Kunststoff-Blechplatte“ eine vollständige Nachbildung zu erhalten, werden dünne Kunststoffstreifen untergeklebt. Damit der Überstand gleichmäßig ausfällt, legt man einfach in passender Stärke Material unter den Träger und legt den anzusetzenden Streifen gegen einen kleinen Winkel. Geklebt wird an der Innenseite. Nitroverdünnung eignet sich aufgrund der geringen Kapillarwirkung erheblich besser als die zähflüssigen Kunststoffkleber. Dabei sind jedoch die Gefahrenhinweise der Lösungsmittelhersteller zu beachten. Sind die drei Streifen unter den Träger geklebt, werden die äußeren Streben angebracht. Um die neuen Langträger sicher befestigen zu können, sind auf jeder Seite zwei Klebelaschen aus Polystyrolresten von innen angebracht worden. Auch die eingeklebte 79 Oben: Aus Ploystyrolstreifen und Profilen wird mit Nitrooder Tri-Verdünner der Träger geklebt. Rechts: Zum probeweisen Zusammensetzen eignet sich ablösbarer Montagekleber. Die Änderungen fallen am unlackierten Rahmen sofort auf. Der aus Polystyrol gefertigte neue Untergurt wird mittels Stegen innerhalb des Wagenrahmens zusätzlich fixiert. Querverbindung dient demselben Zweck. Um möglichst keine Nacharbeit zu haben, sollte man mit sehr wenig Klebstoff arbeiten. Damit wäre die auffälligste Änderung bereits erledigt. Ein weiteres Detail sollte ebenfalls verändert werden, da der Vorbildwagen Ommr 32 802 066 mit Rollenlagern ausgestattet war. Liliput liefert nur Modelle mit Gleitlagern, obwohl die auf demselben Fahrwerk basierenden Omm 42 und Omm 43 ausschließlich mit Rollenlagern fuhren. Leider gibt es bis jetzt von keinem Anbieter ein variables Achslager mit Achshalter und Federsortiment. In der Bastelkiste fand sich ein ausrangiertes Fahrwerk mit passenden Rollenlagern. Diese werden aus dem Spenderfahrwerk herausgesägt, die Gleitlager abgefräst und die Rollenlager an ihrer Stelle angeklebt. Hier sind wiederum Klebungen mit Lösungsmittel, die eine Verschweißung Die Achslager erhalten Rollenlagernachbildungen und filigrane Bremsbacken aus serienmäßigen Messinggußteilen. Die plastische Wirkung der Stirnseite entsteht durch die Zurüstteile und die feinen Messing-H-Profile. 80 Die dünnen Messingprofile lassen sich mit einer Uhrmacher-Laubsäge exakt ablängen, mit einer Feile entgraten und mit Sekundenkleber befestigen. MIBA-Miniaturbahnen 8/98 Materialwahl Ätzteil aus Weinert-Güterwagenzurüstsatz 9254 Messingdraht 0,3 mm dick Lösezug Messingdraht 0,2 mm Messingdraht 0,3 mm dick H-Messing-Profil 1x1 mm z.B. Verbeck, Fohrmann Federpuffer Weinert 8614 Rangiertritt Weinert 8737 Messingdraht 0,3 mm dick Luftschlauch Weinert 8293 Rollenlager aus Bastelkiste Ätzteil aus Weinert-Güterwagenzurüstsatz (9254/9271) der Materialien ermöglichen, dem Sekundenkleber vorzuziehen. Im Zusammenhang mit den Achslagern werden auch die freischwebenden Bremsbacken ersetzt (Weinert 8941). Details für das Auge Neue H-Profile aus Messingprofilen der Maße 1x1 mm ersetzen die zu flach geratenen Profile an den Stirnklappen. Eine weitere Aufwertung des Modells schafft das Anbringen von Zurüstteilen wie Griffstangen aus 0,3-mm-Draht, Polystyrolstreifen 0,2 mm z. B. Evergreen/Piko Bremsbacken Weinert 8941 Polystyrolplatte 1 mm dick geätzte Zettelhalter, Federpuffer, Luftschläuche, Kupplungsflansche, Rangiertritte, Seilösen und neue Fanghaken für die Knebelwelle. Die angesetzten Metallteile werden grundiert und anschließend das Fahrzeug neu lackiert: Fahrwerk Schwarz Ral 9005, Wagenkasten in Rotbraun Ral 8012. Der Wagenboden erhält einen holzfarbenen Anstrich. Zur Verbesserung der Optik werden die Radscheiben schwarz lackiert, so daß sie unauffällig wirken. Da es sich bei dem Vorbildwagen fast um ein Einzelstück handelt, lag es nahe, das Modell mit der authentischen Beschriftung auszustatten; dazu läßt man sich entweder die passenden Beschriftungssätze anfertigen oder man schnibbelt aus verschiedenen Sets von Gaßner die Beschriftung zusammen – diese Arbeit erfordert aber viel Geduld. Wer sich weitere Anregungen zu Umbauten oder für die Beladung von Güterwagen geben lassen möchte, dem sei das aktuelle MIBA-Spezial Nr. 36 „Güterbahn und Ladegüter“ wärmstens empfohlen. Max W. Petersen Der Vergleich des umgebauten O-Wagens mit dem Serienmodell des Linz bringt die Wirkung des massiven Langträgers zur Geltung. Die angesetzten Zurüstteile steigern das filigrane Aussehen des Wagens. Lackierung und Beschriftung entsprechen dem Fahrzeug der Vorbildaufnahme. Modellfotos: Markus Tiedtke MIBA-Miniaturbahnen 8/98 81 BÜCHER/VIDEO Eisenbahn über den Gotthard Bahn-Extra-Video 50 Minuten Farbtonfilm mit historischen Szenen; VHS; DM 29,80 unverb. Preisempf.; Bahn-Extra VideoGeraNova Verlag, München Gotthardbahn? Da war doch neulich etwas! Genau, unter anderem fanden 1997 mehrere interessante Sonderfahrten aus Anlaß der Feiern zum 150. Jubiläum der Eisenbahnen in der Schweiz statt. Die Aufnahmen von diesen Sonderfahrten und Bilder aus dem Alltag auf der Gotthardbahn vereint der vorliegende Videofilm zu einem kurzweiligen Porträt dieser Gebirgsbahn. Das Ganze wird durch einige historische Aufnahmen zu einem preisgünstigen und empfehlenswerten Streifen erweitert. dh Mit der Zugspitzbahn auf den höchsten Gipfel Deutschlands Bahn-Extra-Video 50 Minuten Farbtonfilm mit historischen Szenen; VH; DM 29,80 unverb. Preisempfehlung; Bahn-Extra Video/ GeraNova Verlag, München Dieser neue Videofilm aus dem GeraNova Verlag lädt den Zuschauer zu einer Fahrt mit der Zahnradbahn auf Deutschlands höchsten Berg, die Zugspitze, ein. In einer gut gemachten Mischung aus aktuellen und historischen Aufnahmen zeigt der Film die einmalige Atmosphäre der Eisenbahn im Hochgebirge. Einer der Höhepunkte des Streifens ist die Mitfahrt im Führerstand bis zur Gipfelstation. Fazit: Ein nicht nur für Nordlichter sehenswerter Film. dh 82 Kursbuch der deutschen Museums-Eisenbahnen 1998 134 Seiten; 26 Fotos; Format A5; DM 8,–; Verlag Uhle & Kleimann, Lübbecke Umfangreich wie nie zuvor präsentiert sich die aktuelle Ausgabe des Kursbuches der deutschen Museums-Eisenbahnen aus dem Verlag Uhle & Kleimann: 165 Angaben über Fahrpläne einzelner Bahnen von Kappeln bis Kiefersfelden bzw. Daten zu Bahnmuseen zwischen Prora und Neresheim bieten ein fast unerschöpfliches Reservoir an Ausflugstips nicht nur für Eisenbahnfreunde. Und gerade diese sollten – das sei zum wiederholten Male gesagt – die Bahnen nicht lediglich als bloße Fotostaffage benutzen, sondern auch mit den Museumszügen fahren! Freuen wir uns in diesem Sinne schon jetzt auf das im April 1999 erscheinende nächste MuseumsbahnKursbuch, das längst zu einem kleinen Standardwerk geworden ist. ur Eisenbahn im Sonneberger Land Wolfgang Beyer 208 Seiten; zahlreiche Abbildungen; Format A4; DM 59,50; Michael Resch, Satz-Druck-Verlag, Coburg Bereits 1983 erschien in der DDR – und als Lizenzausgabe auch in der BRD – vom selben Verfasser ein Buch, das die Bahnlinien Probstzella–Lauscha–Sonneberg und Sonneberg–Eisfeld zum Thema hatte. Nachdem es bald vergriffen war und sich inzwischen im thüringisch-oberfränkischen Grenzgebiet so viel verändert hat, bot sich eine Neubearbeitung geradezu an. Fußend auf dem seinerzeitigen Basismaterial, konnte jetzt auch inhaltlich eine Erweiterung vorgenommen werden: Zusätzlich behandelt der Autor die Strecken Sonneberg–Neustadt, Neustadt–Hof-Steinach, Sonneberg Ost–Stockheim sowie die Tettauer Bahnlinie, die ja bekanntlich einige Kilometer durch Thüringen führte. Die geglückte Mischung aus informativem Text, Fotos, Tabellen, Fahrund Gleisplänen ist zudem mit vielen heimatgeschichtlichen Details aus al- ten Zeitungen angereichert. Als Lektor fungierte übrigens der bereits von anderen Veröffentlichungen bekannte Eisenbahnfreund und -fachmann Bernd Schmid. Ein empfehlenswertes Buch! ur Länderbahn-Dampfloks: Schlepptender-Lokomotiven Eisenbahn-Fahrzeug-Katalog 12 90 Seiten; über 100 Fotos; Format DIN A4; DM 19,80; GeraNova Verlag, München Die neue Ausgabe des EisenbahnFahrzeug-Katalogs behandelt die wichtigsten Länderbahn-Schlepptenderlokomotiven. Nach einer Einführung, die die Entwicklung des Lokomotivbaus bei den einzelnen Länderbahnverwaltungen kurz umreißt, werden nacheinander die Schnellzug-, Personen- und Güterzuglokomotiven beschrieben. Die Anordnung der jeweiligen Baureihe auf einem Blatt und die vorbereitete Perforation ermöglichen das Heraustrennen und Sammeln dieser mit vielen historischen Fotos illustrierten Typenblätter. dh Die neuesten Schmalspurbahnen in Sachsen (Reprint 1997) Claus Köpcke; Paul Pressler 40 Seiten; zahlreiche Zeichnungen; Format 21,3 x 28,7 cm; DM 15,– (zzgl. Versandkosten); DBV Förderverein „Wilder Robert“ e.V., Mügeln Der rührige Förderverein „Wilder Robert“ e.V. im Deutschen Bahnkunden-Verband (Bahnhofstraße 2, 04769 Mügeln) bringt mit diesem Reprint von 1885/86 erschienenen Originalen sehr interessante Materialien zur sächsischen Eisenbahngeschichte heraus, die sowohl HobbyHistorikern als auch Modellbahnfreunden viele Anregungen vermitteln. Das vorliegende erste Heft umfaßt zwei räumlich weit auseinander liegende Strecken: einmal Döbeln–Mügeln–Oschatz in Mittelsachsen, zum MIBA-Miniaturbahnen 8/98 anderen Zittau–Reichenau–Markersdorf im äußersten Südosten des damaligen Königreiches und enthält neben den zeitgenössischen Texten auch viele Lage- und Gleispläne sowie Zeichnungen von Brücken und Bahngebäuden. Ein zweites Heft ist bereits in Planung. ur Luxus-Züge Heimo Aga 208 Seiten; ca. 150 Fotos; Format 23,5 x 31,5 cm; DM 98,–; Hädecke Verlag, Weil der Stadt Dieses aufwendig hergestellte Buch mit seinen zahlreichen großformatigen Farbfotos entführt uns in die Welt der Luxuszüge: Von allen Kontinenten wurden insgesamt zwölf dieser Züge ausgewählt, wobei sich der Rahmen vom „Royal Scotsman“ über den australischen „Ghan“ bis zum „Canadian“ spannt. Eine geglückte Synthese von einfühlsamem Wort und stimmungsvollen Bildern – ein Buch zum Entspannen und Betrachten in Mußestunden! ur Verkehrsknoten Freiburg und seine Umgebung in den fünfziger und sechziger Jahren Gerhard Greß 112 Seiten, 268 S/W Abbildungen, Querformat 300 x 210 mm, DM 39,90, EK-Verlag, 79022 Freiburg Gelegen an der Rheintalstrecke Mannheim-Basel, ist Freiburg im Breisgau bereits im vergangenen Jahrhundert zu einem Eisenbahnknotenpunkt geworden. Neben den Nebenbahnen nach Elzach und Breisach ist es die berühmte Höllentalbahn, die dort ihren Anfang seit 1887 hat. 1901 wurde in Freiburg die elektrische Straßenbahn in Betrieb genommen. Das vorliegende Buch zeigt in vielen seltenen Aufnahmen, die fast ausschließlich aus dem Bildarchiv des Autors stammen, die Vielfalt dieser Verkehrsmittel und deren Wiederaufbau und teilweisen Niedergang in den MIBA-Miniaturbahnen 8/98 fünfziger und sechziger Jahren. Dabei beschränkte man sich nicht auf das reine Stadtgebiet, vielmehr wurde die ganze Region berücksichtigt. So findet der Leser Bilder mit Seltenheitswert vor, wie die von der Kleinbahn Müllheim-Badenweiler, vom Meterspurnetz der Mittelbadischen Eisenbahn oder vom Todtnauerle, alles Eisenbahnen, die längst verschwunden sind. Die Bilddokumentation des städtischen Verkehrs mit den Straßenbahnen und Omnibussen der Nachkriegszeit läßt die Dynamik des Wiederaufbaus verspüren. Zu allen diesen Fotos geben die kurzen Textbeiträge dem Betrachter ausreichend Information. Ein Buch, das den sich für die jüngere Vergangenheit interessierenden Eisenbahnfreund begeistert und das zeigt, welche Schätze in manchem Privatarchiv noch auf ihre Veröffentlichung warten. Mit diesem Band erweist der seit Jahren in Freiburg ansässige Eisenbahn-Kurier Verlag seiner Heimatstadt alle Ehre. dh Die Bahnpost auf den sächsischen Schmalspurbahnen Wolfram Wagner 100 Seiten; 103 Fotos; Format 16 x 23 cm; DM 29,80; EK-Verlag, Freiburg Bahnpost – das ist ein zu Unrecht relativ wenig bekanntes Teilgebiet des Eisenbahnwesens! Um so verdienstvoller scheint daher die Herausgabe dieses als Band 22 in der EK-Reihe „Regionale Verkehrsgeschichte“ erschienenen Buches. Nach drei allgemeinen Einführungsabschnitten schildert Wolfram Wagner akribisch die Bahnpostgeschichte auf allen Schmalspurstrecken Sachsens bis in die heutige Zeit. Jawohl – Sie haben richtig gelesen: Zwischen Zittau und Oybin bzw. Jonsdorf fand tatsächlich noch bis zum 1. Juni 1991 reguläre Postbeförderung in Zügen statt, und zwar zuletzt als Relikt der Energiekrise in der DDR ab ca. 1982. Ein weiteres Kapitel widmet sich den Bahnpostwagen, von denen vier Typen mit sauberen Fahrzeugzeichnungen vertreten sind. Besonders der kurze Behelfspostwagen aus den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts dürfte so richtig zu einem Nachbau animieren. Selbstverständlich fehlt auch die Wagengattung Ib nicht, von der sich ein Exemplar vorbildlich restauriert und rollfähig im Eisenbahnmuseum Rittersgrün befindet. Philatelisten werden sich zudem über die zahlreichen Faksimiles von Bahnpoststempeln freuen. ur Eisenbahn in Mönchengladbach Herbert Marx 136 Seiten; 143 Fotos; 32 Skizzen; Format 17 x 24 cm; DM 39,80,–; Verlag Kenning, Nordhorn Die abwechslungsreiche Geschichte eines bedeutenden Eisenbahnknotenpunktes im Rheinland wird in dem kleinen Band knapp, aber informativ von den ersten Anfängen der frühesten Privatbahnzeit an geschildert. Der Schwerpunkt schon vom Bildmaterial her liegt freilich bei der Reichsbahnzeit und der DB, aber auch die aktuellen Entwicklungen bei der DB AG werden kurz gestreift. Eine Liste der in den Bws Rheydt und Mönchengladbach stationierten Loks rundet den Inhalt ab; ein eigenes Kapitel beschäftigt sich mit den Anschlußgleisen und Werkbahnen. lk Als die Zeit unter Dampf geriet Die Eisenbahn in der Pressekarikatur 224 Seiten; 197 Karikaturen; Format 12 x 17,5 cm; DM 19,90; Booklet GbR, Schwerte Dieses von Maksut Kleeman, Ulrich Pätzold und Hans Bohrmann herausgegebene Buch präsentiert eine Auswahl an Karikaturen von 1844/45 bis 1994, in denen – in welcher Form auch immer – die Eisenbahn vorkommt, ohne dabei unbedingt die Hauptrolle spielen zu müssen. Da die Zeichnungen meist politischen Inhalts sind und fundierte Erläuterungen aufweisen, bildet das gelungene Werk auch auf eine besondere Art Zeitgeschichte ab und regt zum vergnüglichen Nachdenken an. ur 83 E isenbahnen im großen und im klei- Mal, daß ich mit meinen „Spielereien“ nen bestimmten mein Leben ab Geld verdienen sollte! Meine Eltern dem Zeitpunkt, an dem mein Erinne- waren plötzlich tüchtig stolz auf mich. rungsvermögen einsetzt. Wenn man „Und kauf dir was Anständiges von den Erzählungen meiner Eltern dem Geld“, ermahnte mich meine Mutglaubte, so war dies bereits davor auch ter. „Am besten, du kaufst dir ein Paar schon der Fall. Die Eisenbahn, die an ,Samba-Latschen‘ (Schuhe mit dicker unserem Hause vorbeifuhr, beherrsch- Porokreppsohle). Die sind lange haltte meinen Tagesrhythmus als Kind: der bar und bequem.“ Ich stimmte ihr zu. seinerzeit für einen Abiturienten ungePfiff des Morgenzuges war mein Doch als ich nach meinem Gastspiel wöhnlich. Meine Schulkameraden ginWecker, und das Tröten des abend- am Werbellinsee mit 360 Ostmark (die gen nämlich alle zum Studium. Und so lichen Triebwagens mein Sandmann damals auch noch DM hieß) in der vermuteten auch einige Verwandte und („Tröööt – tröööt“ klang wie: „ins Tasche nach Berlin hineinfuhr, durch- Bekannte, daß ich durchs Abitur gefloBett!“). Was Wunder also, daß auch zuckte mich ein Gedanke: Aus Werbe- gen sei. Doch mein Onkel hatte mich zu während meiner Schulzeit die Beschäf- anzeigen in MIBA-Heften hatte ich die diesem Schritt gedrängt. „Weißkittel tigung mit der Eisenbahn – zum Leid- Adresse der Firma Redlin in Berlin- mit lauter linken Händen haben wir genug in unseren Büros“, meinte wesen meiner Eltern – meistens er. Natürlich übernahm ich in eine größere Rolle spielte, als die Gotha auch wieder eine ModellErfüllung der notwendigen Hausbahn-Arbeitsgemeinschaft. Und aufgaben und das Pauken von mein Koffer voller MIBA-Hefte Vokabeln. Die beliebteste Literawanderte mit ins Lehrlingswohntur waren drei Hefte aus der Lehrheim, das für die nächsten Jahre meisterbücherei „Tischbahnen – von Montag bis Sonnabend mein selbst gebaut“ und ein Buch, das Domizil sein sollte. heute noch einen Ehrenplatz im enige Jahre später folgten Bücherschrank hat: „Die EisenStudien an den Ingenieurbahn erobert die Welt“ von Helschulen für Eisenbahnwesen und mut Sperling und Heinz Völkel. un liefen ja solche Neigungen Transporttechnik in Dresden und und deren Verwirklichung in in Gotha sowie ein fünfjähriges der damaligen DDR meist ganz Fernstudium an der Hochschule anders ab, als das bei gleichinterfür Verkehrswesen in Dresden. Georg Kerber als Redakteur beim „Modelleisenbahner“ essierten Jugendlichen der Fall Natürlich war ich all die Jahre war, die in Hagen oder Wuppertal über stets Mitglied oder selbst Georg Kerber lebten. Da ich als Oberschüler der „Boß“ von irgendwelchen MoFDJ (Freie Deutsche Jugend) dellbahn-Arbeitsgemeinschaften. angehörte und dort auch als BastAuch mein Bestand an MIBA-Hefler und „Fummler“ bekannt war, ten hat sich ganz schön erhöht. übernahm ich bereits als SechZwar war kein Jahrgang vollstänzehnjähriger im „Haus der Jundig, doch wo ich die Hefte – meist gen Pioniere“ in meiner Heimatauf Tauschmärkten unter der stadt Arnstadt eine Arbeitsgemein- Wedding im Kopf. Ich fuhr also dort- Standplatte – ergattern konnte, nahm schaft „Junge Eisenbahner“. Kurze hin, legte meine 360 Mark auf den ich sie mit. Inzwischen war ich als Zeit später machte ich die Bekannt- Ladentisch und verlangte dafür „MIBA- Dozent für Brückenbau, Statik und schaft mit den ersten MIBA-Heften, die Hefte“. Der Verkäufer war sichtlich Festigkeitslehre an einer Offiziersein Schulkamerad und Modellbahn- beeindruckt von meinem Wunsch, hochschule gelandet und sehnte mich freund gelegentlich geschickt bekam. „rubelte“ mein leichtverdientes Geld danach, meinem Hobby auch beruflich Das waren tolle Hefte! Und worüber etwa im Verhältnis 1:6 um und packte etwas näher zu kommen. An meinem dieser WeWaW alles berichtete: von mir einen Heftstapel vor die Nase. 50. Geburtstag durchzuckte mich wieBahnen in der Schweiz, in Österreich Irgendwie muß ihm wohl etwas in mei- der einmal solch ein Gedanke: Ich und sogar in Amerika! Von nun an nen Augen aufgefallen sein, denn er brach (im wahrsten Sinne des Wortes) redeten wir uns, wenn wir zum Basteln legte noch einen Satz Heller-Räder für alle Brücken hinter mir ab und wurde zusammenkamen, mit „Mr. John eine 2‘C1‘ obendrauf und meinte: „Die Redakteur bei einer ModellbauzeitAllen“ an. Doch publik machten wir sind umsonst!“ Meine Mutter war sehr schrift. Als diese nach der Wende in die unsere neuen Erkenntnisse nicht. Wir froh, als ich wieder nach Hause kam. Regie des MIBA-Verlages („Modellahnten, daß man mit solchem Wissen Doch als ich ihr freudestrahlend statt werft“) überging, wechselte ich als nicht hausieren gehen sollte. der erwarteten Schuhe den Stapel Redakteur zum „Modelleisenbahner“, ie FDJ war es auch, die mich 1952 MIBA-Hefte präsentierte, schlug sie die wo ich endlich jeden Monat ganz offinach Abschluß meines Abiturs für Hände über dem Kopf zusammen und ziell meine MIBA auf den Schreibtisch vier Wochen als Arbeitsgemeinschafts- stöhnte: „Junge, du wirst nie erwach- bekam. Was für ein erfüllter Traum! leiter für Schiffsmodellbau in die Pio- sen!“ Wie recht sie doch hatte. m ersten November 1952 begann nierrepublik „Wilhelm Pieck“ – ein ich dann eine Lehre als Betriebsinternationales Kinderferienlager der Ostblockländer – delegierte. Das erste schlosser im RAW Gotha. Das war W N Im Blauhemd zum Modellbau D A MIBA-Miniaturbahnen 8/98 85 Fünf Jahrzehnte MIBA-Titel Die MIBA im August 1950 1951 1953 1954 D er Sommermonat August. Brütende Hitze überall. Wo alles nach Erfrischung lechzt, leiden Lokführer und Heizer um so stärker auf ihrem heißen Dampflok-Führerstand. Nicht jeder aus dem „fahrenden Volk“ hatte schließlich einen fahrtwindgekühlten Führerstand wie der Nachfolger des unsterblichen Mr. Wilson auf dem Titel von Heft 11/51. Manch einer fährt zur Abkühlung ins Gebirge wie der Steppke von Heft 10/63, dessen Bild den Verfasser dieser Zeilen stark an eigene Urlaubs-Abbildungen aus ebendiesem Jahr erinnert. Viele tröstet bei hochsommerlichen Temperaturen nur der Gedanke an den nächsten Winter, der bestimmt kommt – und mit ihm auch wieder die Beschäftigung mit der Modellbahn. Sorgen Sie also vor: Unter einem Sonnenschirm läßt sich trefflich über dem Plan der nächsten Anlage brüten. MK 1956 1957 1958 1959 1961 1963 1965 1966 86 MIBA-Miniaturbahnen 8/98 1967 1969 1971 1973 1974 1976 1977 1979 1980 1982 1984 1985 1988 1991 1994 1996 MIBA-Miniaturbahnen 8/98 87 Bauprojekt Vogelsberger Westbahn (8) Detaillissimo! Die Details sind es, die unsere acht Comedian Hanullists in der heutigen Folge beschäftigen. Dabei bestätigt sich eine bekannte Erfahrung: Kleinkram macht auch Streß. H aalloo! Haaalloo! Ist hier jemand?“ – „Keinen Schritt weiter, Burkhard“, klang es dumpf gepreßt unter dem Basteltisch hervor, „bleib ja stehen, wo du bist!“ – Burkhard verharrte in pantomimisch bemerkenswerter Grazie vornüber gebeugt auf den Zehenspitzen und versuchte irgend jemand zu entdecken. „Hier! Ich hab’ eins!“ tönte es plötzlich aus der Zimmerecke, und mit den schlangenhaften Bewegungen eines Limbotänzers wand sich Ludwig hinter dem Schrank hervor. „Ich auch!“ ächzte es hinter dem Fotokopierer, und Horst-der-Bundeskanzler tauchte mit hochrotem Kopf auf. Burkhard stand immer noch mit rudernden Armen wie Charlie Chaplin auf Schlittschuhen im Raum. „Kann mir mal jemand sagen, was hier gespielt wird?“ „Eisenbahn, was denn sonst?“ knurrte Jan, während er unter dem Basteltisch hervorkroch, „hier unten lagen auch noch zwei!“ – „Zwei was?“ fragte Burkhard, wobei er vorsichtig 88 Stand- und Spielbein wechselte. „Grenzzeichen“, seufzte Martin, „Grenzzeichen von Weinert. Ich habe sie sorgsamst rot/weiß bemalt – am Gußbaum, versteht sich – und dann vorsichtig abgezwickt. Als ich gerade die offene Schachtel hier mit den acht fertigen Grenzzeichen nach oben zur Anlage tragen will ...“ – „Ja, was denn?“ – „... hat der Chronist Martins Strommast entdeckt und ihm vor Begeisterung so auf die Schulter gehauen, daß die Schachtel ...“, ergänzte Horst und zeichnete mit der Hand in der Luft die Flugbahn nach. „Rräinohde!“ „Dabei ist der Mast doch ein Kinderspiel, wenn man einigermaßen mit dem Lötkolben umgehen kann“, bemerkte Martin mit gewohnter Bescheidenheit. „Der Messing-Turmmast von Ostmodell – siehe MIBA-Spezial 35, Seite 34 – wird unten um 5 cm gekürzt. Die Traversen aus Brawa-MsProfilen sind angelötet und mit Isolatoren von N-Elloks aus dem Ersatzteilprogramm von Fleischmann bestückt, weil, gibt es nixe so Feines inne Hanulle, capito? Isse Kinderspiele! Aber wartet nur, bis ich euch mein selbstgebautes BÜ-Signal erkläre.“ „Hier wird nicht gewartet, hier wird geschafft“, ließ sich nun Gebhard vernehmen. „Die Schneefallgitter von Petau habe ich jetzt an das Dach des Empfangsgebäudes gebaut. Was ist hier sonst noch zu tun?“ Der Chronist entrollte eine zwei Meter lange Liste. „Lademaß, Bahnsteiglampen, alle Nebensignale wie Rangierhalt- oder LP-Tafeln, Verkehrszeichen, Andreaskreuze, Reklametafeln, Schweißgerätewagen fürs Rottenhäuschen, Kleingärten und Hütten im Dienstland, etliche Bahnhofslampen, ungefähr 35 Telegrafenmasten, davon die meisten mit Abstützung … Nur frisch ans Werk, Freunde, und nicht lange gezaudert! Ich gehe schon mal los und …“ – „Hiergeblieben!“ donnerte es aus sieben Kehlen. „… und hole Material und Vorbildfotos. Immer dieses Mißtrauen …“ Kopfschüttelnd entfernte sich der Chronist, um kurz darauf mit einer ganzen Schublade voller Material und einem Stapel Vorbildunterlagen wieder aufzutauchen. „Bitte sehr! Für die Telegrafenmasten melde ich mich freiwillig!“ „Solange du mir nicht bei den Gleissperren in die Quere kommst, ist mir alles recht“, brummte Ludwig. „Drei bewegliche, mittels Stellstange vom MIBA-Miniaturbahnen 8/98 Hier werden Zeichen gesetzt: Mit eigener Hand pflanzt der Chronist ein Grenzzeichen an die Weiche zum Ladegleis. Auch Lademaß, Gleissperre und Handweichenbock kommen von Weinert, ebenso der Schweißgerätewagen, der sich im Hintergrund an das von Gebhard gebaute Stofflager anlehnt. Anlagenrand zu betätigende Gleissperren samt dreh- und beleuchtbarem Signal – und alles mit der Option, die drei Klapperatismen später auch noch nach dem Original-Verschlußregister in Abhängigkeit von den entsprechenden Weichen und Signalen zu bringen! Eine Fieselei sondergleichen! Aber in mir hast du ja einen Dummen gefunden!“ Der Chronist unterdrückte im letzten Moment ein zustimmendes Kopfnicken und bemerkte: „Aber bedenk doch mal, welche Erholung dagegen der Bau der fünf Hauptsignale von Weinert wird! Nur zwei davon sind ungekuppelt ...“ – „Raus!!!“, brüllte Ludwig und griff zum Stahllineal. Der derart Bedrohte duckte sich hinter Gebhards Modell des Laubacher Lokschuppens, das ihm als schützenswertes Kulturdenkmal vor Ludwigs Wurfgeschoß sicher schien. „Der Kick beim alten Lokschuppen ist ja die im vorderen Bereich schräg nach innen versetzte Seitenwand mit den unterschiedlich weit vorkragenden Ziegelstein-Abstützungen für das Dach“, sagte Gebhard ruhig und entwand Ludwig das Stahllineal. „Das geschah wahrscheinlich 1903 beim Umbau vom Kopf- zum Durchgangsbahnhof, um den Lichtraum am Gleis 1 freizuhalten. Ich habe den Ende der sechziger Jahre abgerissenen Schuppen nach den alten Vorbildfotos rekonstruiert.“ Vom Feinsten: die hauchzarten, messinggeätzten Schneefanggitter kommen von Paul Petau. Verkehrsschild und Hydrant sind von Weinert, die Dame ist von Preiser; der Brekina-Bulli trägt das Epoche-3-Dekor einer kleinen Brauerei in Oberhessen. Der Strommast ist ebenso authentisch wie das damalige Werbeschild des „Café Göbel“, ohne das es unsere heutige Westbahn gar nicht gäbe. MIBA-Miniaturbahnen 8/98 89 Anhand historischer Vorbildfotos erläutert Gebhard die Besonderheiten seines LokschuppenModells. Vater Krause sinniert vor den Email-Werbeträgern am Laubacher Lokschuppen über den Begriffswandel der deutschen Sprache. Unweit des Bahngeländes mit Bahnhofsleuchte, Gleissperre und Bohlenübergang liegt das Dienstland, dessen Gärten u.a. mit Kürbissen aus getrocknetem grünem Pfeffer und einem Komposthaufen aus Oregano gewürzt sind. 90 „Die Fenster sind ja wieder geätzt, wie schon beim Empfangsgebäude. Aber wie hast du die Wände so toll hingekriegt?“ fragte Thomas. „Auf den Sperrholz-Korpus zunächst das zuvor gealterte Mauerwerk und Balken in Längsstreifen aufgeklebt, dann senkrecht dazu jeweils zwei Sägeschnitte für die senkrechten Balken geführt und die Mauerwerks- und Balkenteile herausgefieselt. Anschließend geht es nach demselben Prinzip mit den Strebenbalken weiter“, erklärte Gebhard. „Diese wunderschönen Wände schreien geradezu nach den typischen Emailschildern der fünfziger Jahre, wie sie auch am Original angebracht waren“, sprach der Chronist. „In aufopferungsvoller Arbeit haben Martin und sein ihm angetrautes Weib Bettina die von mir ausgewählten Vorlagen eingescannt und mit Bettinas 1440dpi-Drucker diese kleinen Wunderwerke geschaffen, die Martin jetzt am Lokschuppen anbringen wird.“ Die Freunde bestaunten stumm die zeitgenössischen Reklameschilder; auch Preisers Vater Krause, der gerade des Wegs kam, verharrte fasziniert vor diesen denkwürdigen Dokumenten deutscher Werbegeschichte. „Irgendwie muß ich dauernd an die Telegrafenstangen denken“, murmelte Horst schließlich versonnen in die Runde. „Wen wundert’s?“ seufzte Jan. „Die wollen ja auch noch aufgestellt sein! Komm mit, Michael – an die Arbeit!“ Die Freunde begannen an verschiedenen Stellen der Anlage zu werkeln, während Jan und der Chronist am Basteltisch eine Großserie der Kleinserien-Telegrafenmasten von Weinert aufzogen. „Die Isolatoren biegt man am besten nicht mit einer kleinen Rundzange, sondern mit einer Pinzette nach oben – über einem kleinen Drahtstück, und zwar vor dem Heraustrennen der Tra- MIBA-Miniaturbahnen 8/98 versen aus dem Gußbaum, was zudem nicht mit dem Seitenschneider, sondern mit der Trennscheibe erfolgen sollte“, dozierte der Chronist alsbald in die nicht vorhandene Runde, „ich folge auch hier lieber meinen praktischen Erfahrungen als der Bauanleitung.“ „Holla, holla“, brummte Jan, „dein wievielter Weinert-Bausatz ist das denn?“ „Das tut jetzt nichts zur Sache“, entgegnete der Chronist und dachte an seine vier Schubladen voll dunkelblauer Schachteln, „außerdem sagt Burkhard das auch.“ Jan grinste verstohlen. „Dann hat er sicher auch gesagt, daß man die Traversen besser an den Mast lötet statt klebt!“ – „Kann schon sein“, erwiderte der Chronist und legte schnell eine Bauanleitung über die Klinikpackung Brandsalbe, „mit dem Löten hab’ ich’s noch nicht so.“ Als später unter tatkräftiger Mithilfe von Burkhard und Thomas der 35. Telegrafenmast fertig war, hatte Jan das Dienstland am Bahnhof Laubach mit Gemüsebeeten, Rabatten und feinen Bohnenstangen ausgestattet, wie der Chronist auf seiner mitternächtlichen Inspektionstour feststellte. „Die Signaltafeln sind ja auch schon fertig“, stellte er zufrieden fest, „nur weiter so! Zur Belohnung habe ich euch heißen Kaffee mitgebracht, damit ihr mir ja nicht schlappmacht. Den Rotwein hier hat mir übrigens der Arzt verordnet.“ Unterdrückte Flüche waren die einzige Reaktion der mit Pinzetten, Lötkolben und Skalpell beschäftigten Freunde; nur Martin fragte höflich: MIBA-Miniaturbahnen 8/98 Längst ist es draußen stockfinster; am Basteltisch werden Kleinserien-Telegrafenmaste von Weinert gefertigt und bemalt, um alsbald an der Strecke aufgestellt zu werden. Weinerts LP-Tafel am westlichen Bahnhofskopf von Laubach wird von der 74 662 passiert, die das Bw Hanau im Sommer 1956 einige Wochen nach Friedberg ausgeliehen hatte. Wie alle Gleisabschlüsse erhält auch der Prellbock am Ladegleis im Laubacher Wald eine Sh-0-Tafel. „Halt für Rangierfahrten“ signalisiert die von Paul Petau aus hauchdünnem Messingblech geätzte und fein bedruckte Ra-10-Tafel dieser Rangierabteilung. 91 Gegenüber vom Einfahrsignal aus Richtung Mücke steht das Überwachungssignal für die Blinklichtanlage an der Villa – im Modell ebenso wie beim Vorbild. „Wenn der Herr Sklaventreiber mal einen Moment das gewünschte BÜ-Signal anschauen möchte? Er darf dabei ruhig weiter seinen Rotwein schlürfen!“ – „Aber gewiß doch, junger Freund!“ erwiderte der Angesprochene leutselig, „red’ er nur frei von der Leber weg!“ „Also: das wunderschöne BÜ-Signal von NMW ist leider nicht mehr lieferbar, deshalb war Eigenbau angesagt. An das Signalschild habe ich zunächst die beiden vorverzinnten Schirmchen angelötet – berührungsfrei mit der Flamme, sonst verschieben sich die Dinger unweigerlich. Ein 0,8-mm-Rohr von Brawa ist unten angelötet. Der Fuß besteht aus einer 3x3-mm-Messingplatte auf einem 4x4-mm-Sockel. Die winzigen Stützen sind aus dünnen Messingstreifen angeklebt. Durch das Rohr führen zwei Kupferlackdrähte für die beiden Optiken. Keine Kabel zu Die Blinklichtanlage am BÜ an der Villa mit den superfeinen, rückseitig abgekanteten Andreaskreuzen von Paul Petau. Rechts ein zusätzliches Blinklicht für den von links einmündenden Feldweg. sehen! Das Schild vorn ist – wie die Emailschilder – eingescannt und in richtiger Größe ausgedruckt.“ „Höchst beeindruckend“, gähnte der Chronist und goß dem Signalspezi mit großzügiger Gebärde einen Schluck Glenfiddich in die erwartungsvoll hingehaltene Filmdose, „gerne hätte ich noch mehr davon gehört, aber leider muß ich noch neu entdeckte Vorbilddokumente studieren. Um 6.00 Uhr treffen wir uns alle wieder zum Frühstück, aber pünktlich, wenn ich bitten darf. Gute Nacht, Freunde!“ „... es ist Zeit für uns zu geh’n – und zwar auf Nimmerwiederseh’n!“ hörte der Chronist die Comedian Hanullists im Hinausgehen singen, was ihn indes nicht am Studium der Dokumente zum Westbahn-Betrieb hinderte, um den es in der nächsten Folge gehen soll. In diesem Sinne also: Auf Wiedersehen in Laubach (Oberhessen)! mm Westbahn-Preisrätsel Nr. 8 „Zeichen setzten, aber richtig“ ist die Devise der Westbahn-Freunde, und das betrifft natürlich auch die feinen WeinertGrenzzeichen, von denen schon eingangs die Rede war. Das Grenzzeichen markiert bekanntlich den Punkt, bis zu dem an einer Weiche oder Drehscheibe zusammenlaufende Gleise besetzt werden dürfen. Zu ergänzen ist also folgender Satz: Das Grenzzeichen steht dort, wo die zusammenlaufenden Gleise einen Abstand von . . . . . m haben. Zu gewinnen ist Ausstattungsmaterial im Wert von DM 250,-. Senden Sie Ihre Lösung an: MIBA-Verlag, Abteilung Westbahn-Rätsel Senefelderstraße 11 90409 Nürnberg Einsendeschluß: 31.8.1998 Die richtige Antwort auf unsere Preisfrage in der 5. Folge lautete: 1.10.1903 Gewonnen hat Herr Ernst-Jürgen Schlingmann-Bergmann. Herzlichen Glückwunsch! 92 MIBA-Miniaturbahnen 8/98 A nfang der dreißiger Jahre in Berlin: Modellbahnbegeisterte Männer finden sich zusammen und gründen am 6. Februar 1932 den Modelleisenbahn-Klub Berlin e.V. Einer der Gründer mit der Mitgliedsnummer fünf ist der Fachjournalist und Eisenbahnfachmann Ernst Ganzer. Seine Spezialität sind Eisenbahn-Hochbauten und Modellwagen aus Karton, einem Werkstoff, der sich bekanntlich leicht verarbeiten läßt. Der Berliner Klub gibt unter dem Titel „Modelleisenbahn“ eine eigene Zeitschrift heraus. Als Schriftleiter fungiert Ernst Ganzer. Nach insgesamt zehn Heften, die unregelmäßig erscheinen, ist allerdings Anfang 1934 Schluß. Die Auflage bleibt zu klein und kann die Unkosten nicht decken, für eine wirksame Werbung im wachsenden Kreis der Modellbahner fehlen die finanziellen Mittel. Ganzer erstellt Sammelblätter für die Modelleisenbahn Spur 00 (H0) im Maßstab 1:90 zu Waggons, Hochbauten, Gleisen und Weichen. Er wird Autor des 1937 erstmals erschienenen „1:90 Handbuch des Trix-Eisenbahnbetriebes“. Das vom Nürnberger Hersteller herausgegebene Buch findet in dem noch extrem dünn besetzten Markt mit Modellbahn-Druckerzeugnissen eine große Verbreitung. Daß Ernst Ganzer auch Einfluß auf die ab 1937 vorbildgetreuer werdende Gestaltung der Blechwagen-Flachdrucke von Trix hatte, kann nur vermutet werden. Innovativ, aber erfolglos: vergessene Modellbahnfirmen (5) ERGA – Fahrzeuge und Gleise aus Karton Karton als Rohstoff für Bastelarbeiten läßt sich in unterschiedlichen Ausführungen leicht beschaffen und ebenso leicht verarbeiten. Aber taugt er auch als Ausgangsmaterial für fahrtaugliche Eisenbahnmodelle? Den Beweis lieferte vor 50 Jahren die Firma ERGA. Historische Bilder aus Ernst Ganzers Fotoalbum. Die vier kleinen Aufnahmen oben zeigen Ernst Ganzer (im Bild rechts unten in der Mitte) mit Freunden aus dem „Modell-Eisenbahn-Club Berlin e.V. 1932“ beim Basteln und „Eisenbahn spielen“ in seiner Wohnung im Jahr 1936. Beachtlich: der Henschel-Wegmann-Zug in der Baugröße 0 ist auch schon fertig. Oben ein DZug-Wagen aus Karton in der Nenngröße 00 – gebaut von Ernst Ganzer im Jahr 1932, also drei Jahre bevor Trix und Märklin ihre Tischbahnen präsentierten. Ebenfalls im Jahr 1932 entstand die Aufnahme rechts; sowohl das beeindruckende Pilzstellwerk wie auch der D-Zug-Wagen wurden von Ernst Ganzer aus Karton in der Baugröße 0 gefertigt. Fotos: Ernst Ganzer/Archiv Zschaler 94 MIBA-Miniaturbahnen 8/98 Das ERGA-Fahrzeug-Sortiment zu Beginn der 50er Jahre bestand aus einer „Bo-Speicherlokomotive“ und etlichen Güterwagen. Das Titelbild des Prospekts (rechts) zeigte auch, was die Bausatzpackungen außer den Bastelbögen noch enthielten. Näherer Blick auf zwei der „Spezialmodellierbögen mit Metallzusatzteilen“, unten die Speicherlok, rechts der Klappdeckelwagen K „Wuppertal“. Die Baukästen kosteten im Jahr 1951 nur DM 1,60 und enthielten neben den bedruckten Fahrzeugseitenteilen aus Karton auch Radsätze, Puffer, Achslagerbrücken und Kupplungen in Form von Metallteilen. Nach der Montage waren recht stabile und voll betriebstaugliche Modelle entstanden, die erst an Bedeutung verloren, als preiswerte Kunststoffmodelle in besserer Ausführung und in großen Stückzahlen auf den Markt kamen. MIBA-Miniaturbahnen 8/98 95 1947 gründet Ernst Ganzer mit einem Partner namens Gaul die Firma „ERGA-Lehrmodelle Ganzer und Gaul“ mit Standort in Berlin-Friedenau. „Modellbau für jedermann“ und „Eine Eisenbahn, die sich jeder leisten kann“ lautete die Devise. Hochbauten, Eisenund Staßenbahnwagen in Karton entstehen nach bewährter Modellierbogen-Bauweise. Anfang bei den Wagen macht eine Mappe, aus der die einzelnen Blätter mittels Perforierung abgetrennt werden können. Inhalt: drei Reichsbahn-Güterwagen und eine kleine zweiachsige Speicherlok. Die Blätter sind entsprechend den Reichsbahn-Anstrichen farbig bedruckt und mit kompletter OriginalBeschriftung versehen. Radsätze, Puffer, Achslagerbrücken und Kupplungen werden als Metallteile in separater Schachtel mitgeliefert. Später wurden die Wagen einzeln verpackt als Bausätze in kleinen Flachschachteln angeboten. Das Prinzip ähnelt den damals führenden „Car Kits” des amerikanischen Herstellers Varney (MIBA 2/1948). In der MIBA wurden die ERGA-Bausätze erstmals in Heft 2/1950 vorgestellt. Inzwischen war auch ein eigenes Gleissystem hinzugekommen. Gleise und Weichen mit großen Radien und Flachband-U-Schienenprofil fertig 96 montiert auf einem Karton-Unterbau mit Schwellen und Schotterbedruckung. Es gab sie sowohl in Zweileiter- als auch in Dreileiter-Ausführung mit Mittelschiene. Der Güterwagenpark, zu dem sich noch ein Old-Timer-Personenwagen gesellte, wurde sinnvoll ausgebaut und im nachhinein noch durch schweizerische, holländische und dänische Modelle ergänzt. Der Export-Anteil war entsprechend hoch. Als in den fünfziger Jahren preiswerte Kunststoffe in die Fertigung der großen Modellbahn-Hersteller Einzug hielten, ließ das Interesse an den KartonBausätzen spürbar nach. In Modellbahn-Fachgeschäften und Läden für Bastelbedarf konnte man sie noch vereinzelt bis Anfang der sechziger Jahre erwerben. Hans Zschaler Auch in den ersten MIBA-Jahrgängen wurden die ERGAErzeugnisse vorgestellt: in MIBA 2/50 empfahl WeWaW die Wagenbausätze „insbesonders der Modelleisenbahner-Jugend“, in MIBA 16/51 zeigte er, wie sich aus einem ERGABastelbogen „ein netter FachwerkGüterschuppen“ bauen ließ. Links die Weichen des preiswerten ERGAGleissystems mit seinem KartonUnterbau. MIBA-Miniaturbahnen 8/98 Auf das richtige Verhältnis kommt es an! Ein riesiges Schaltpult für eine Mini-Anlage erscheint auch den Kids lächerlich. ➪ Unauffällig zieht der jugendliche Fahrzeugselbstbauer das allgemeine Interesse auf sein Werk. Einer tanzt immer aus der Reihe … Kleines Bild innen: die Anlage ist fertig! Miniaturbahner mit spitzer Feder karikiert h omo m ibanicus den Kopf trifft, daß jedes weitere Wort die Sache, um die es geht, eigentlich nur zerreden würde. Oswald Huber nimmt sich augenzwinkernd der verschiedenen „Sub- „Die Spezies Miniaturbahner, beobachtet von einem Artgenossen …“, so läßt sich Oswald Hubers 1976 erschienene Karikaturensammlung, auf einen kurzen Nenner gebracht, charakterisieren. K arikaturen gab es in der MIBA schon von Anfang an, man denke nur einmal an den Bastler Dix, der bereits in der allerersten MIBA mit relativ wenig Aufwand eine vollautomatische Bahnschranke zum Funktionieren brachte! Immer wieder wurden dann im Laufe der Zeit die kleinen Schwächen des Miniaturbahners – zur (Schaden-) Freude der MIBA-Leser – „aufs Korn genommen“. Wohl keiner der MIBA-Karikaturisten hat dies mit so viel „liebevoller Bosheit“ getan wie Oswald Huber. Wir wollen hier keine Psychologie der spitzen Feder betreiben, seine Karikaturen muß man einfach auf sich wirken lassen! Sie kommen fast ohne Text aus, weil schon die Zeichnung allein den Nagel dermaßen genau auf spezies“ unserer Gattung an, also z.B. der Anlagenbesitzer, der Gleisbauer, der Fahrzeugselbstbauer oder der Vor- Die losen Bestandteile auf der Modellbahn werden eingesammelt, … … die Anlage selbst wird hochgeklappt und verschwindet in der Wand. Jetzt kommt das Wohnen dran – was die Hausfrau offenbar nie unterbrochen hatte. 98 MIBA-Miniaturbahnen 8/98 bildfotografen. Es wird klar, warum es eben manchmal abends spät wird und welche Tricks die lieben Kleinen anwenden, um „dem Alten“ wieder mal zu tagelanger Beschäftigung zu verhelfen. Ein Familienausflug zum Matterhorn, nur um echte Felsen von dort mit nach Hause zu bringen und auf der heimischen Anlage einzubauen, wird ebenso zeichnerisch „auf die Schippe genommen“ wie die Entwicklungsstadien eines Gleisplaners – vom Gleiskreis des Kindes bis zum auf Grund jahrzehntelanger Gleisplan- und Anlagenerfahrung abgeklärten Entwurf des Rentners. Und auch den Bohrzwerg hat sich jemand anders vorgestellt, als ihn O.H. gezeichnet hatte! Die Reihe der – ziemlich wahllos herausgegriffenen – Beispiele ließe sich mühelos noch eine ganze Weile weiter fortsetzen, doch lassen wir’s ruhig dabei bewenden. Der „homo mibanicus“ jedenfalls wurde gleich bei seinem Erscheinen zu einem Begriff für gut gemachte, spritzige, eisenbahnbezogene Karikaturen, etwa nach dem Motto: Für jeden ist etwas dabei. Kenner des Buches werden angesichts der auf dieser Doppelseite ausgesuchten Karikaturen amüsiert in Erinnerungen schwelgen, wer den „homo mibanicus“ indes nicht kennt, muß sich wohl bis auf weiteres mit den hier abgedruckten Beispielen begnügen, denn das Buch ist zur Zeit leider vergriffen. jw Oben: Sicher gut gemeint, aber … Rechts: Der Sprayer bei der Arbeit – oder die Tücke des Objekts … MIBA-Miniaturbahnen 8/98 99 Zum Arbeitsbeginn fährt Lokführer Klabuschke seine Köf erst einmal zum Abschmieren auf die Untersuchungsgrube. Impressionen aus einem Bahnbetriebswerk Alltag in Behrenfeld „Real-Bw“ nur noch äußerst selten möglich ist, habe ich unseren ModellBw-Mitarbeitern Klabuschke, Kallbereit, Döres und Dollenkopp vom Bw Behrenfeld an einem ganz gewöhnlichen Arbeitstag über die Schulter geschaut. Ein Tag im Bw Behrenfeld Auch im Modell hat ein Dampflok-Bw bis heute nichts von seiner Faszination verloren. Wie es dort zugehen und der Betrieb ablaufen könnte, beschreibt Bruno Kaiser. Folgen Sie ihm ganz einfach bei seinem Bw-Rundgang. D er Alltag eines Bw-Arbeiters bedeutete in der Dampflokzeit bekanntlich harte, körperliche Arbeit bei Wind und jedem Wetter, in Staub, Schmutz und Abgasen beim Entschlacken oder am Kohlenbunker, sommers wie winters. Diese Mühen haben viele vergessen, die meisten nie kennengelernt. Der Arbeitsplatz Bahnbetriebswerk wird statt dessen von vielen von uns nur durch die nostalgische Brille gesehen. Weil ein Besuch im Klabuschkes Köf II ist hier im Bw das Mädchen für alles. Damit keine Betriebsstörungen den Tagesablauf beeinträchtigen, hat der Lokführer das gute Stück erst einmal auf die Untersuchungsgrube gefahren und von seinen Kollegen das Fahrwerk inspizieren und abschmieren lassen. Nun noch schnell zur Dieseltankstelle und die Kraftstoffvorräte auffüllen. Heute ist noch einiges zu tun, da muß man die Zeit nutzen. Oben: Jede Menge Kleinteile für die Innenausstattung eines Lokschuppens. Die Büroeinrichtung kommt hier von Kibri, und für das übrige Zubehör muß man einfach einmal die Kataloge der diversen Hersteller wälzen – fündig wird man garantiert, auch wenn dabei schon einmal etwas länger gesucht werden muß. Links: Mit der Ameise holt Döres eine Kiste ab, die mit dem Lkw angeliefert wurde. Alle Fotos: Bruno Kaiser 100 MIBA-Miniaturbahnen 8/98 MODELLBAHN - ANLAGE Ein Blick ins Innere des Lokschuppens. Mit dem Hubwagen karrt Döres ein Vorlaufrad herein. Die Austauschstangen für die 86 liegen auch schon bereit. Unten: Der Stein des Anstoßes – Bernd G.s Signalflügel mit der Unterschrift des Künstlers. Auch im Schuppen wurde die Arbeit aufgenommen. Es sind Ersatzteile und Materiallieferungen eingetroffen; Döres hat nun alle Hände voll zu tun. Zuerst geht er zur Verwaltung und holt dort eine Kiste ab, die mit der Spedition per LKW eingetroffen ist. Mit der „Ameise“ rollt er die Fracht, eine Kiste auf Palette, zum Schuppen. Zu guter Letzt bringt Döres noch ein gerade ausgebessertes Vorlaufrad mit dem Hubwagen herein. Die Steuerungsteile wurden bereits gestern angeliefert, so daß die für heute geplante Austauschaktion an der 86er fristgerecht vorgenommen werden kann (bei Rädern und Steuerungsteilen handelt es sich um aufgearbeitete Reste ausgemusterter Loks). Der Faller-Ringlokschuppen ist bereits mit Inneneinrich- MIBA-Miniaturbahnen 8/98 Unten: Klabuschke rangiert mit der Köf zwei Kohlenwagen zum Bansen und übergibt dem Bw-Leiter die Ladepapiere. 101 tungsgegenständen ausgestattet. Zur Vervollständigung eignen sich Büroeinrichtungen von Kibri, Werkzeuge und Ausstattungsgegenstände wie Kisten, Kästen, Paletten, Werkzeuge, Gasflaschen, Schweißgeräte, Leitern, Lampen und Stative, Karren Ameisen, Bahnsteigwagen und natürlich Figuren von Preiser, Faller, Kibri u.a. Dollenkopp, das Bw-Faktotum von Behrenfeld, karrt zwei leere Transportkisten aus dem Schuppen. Er ist für die Ordnung im Haus zuständig und nimmt seine Arbeit sehr ernst, wie allenthalben zu sehen ist. Letzte Woche hatte es schon einen Riesenärger gegeben. Bernd G., der „Schreibtischtäter vom Lohnbüro“, nebenbei auch noch Eisenbahnhistoriker und Hobbyeisenbahner, hatte doch tatsächlich einen alten Signalflügel an der Schuppenwand angebracht, ohne ihn zu fragen. Vor allem die Flügelstellung: Ein noch gültiges Signalzeichen unmittelbar an einer Bahnstrecke – wenn der Lokführer bei der Einfahrt in den Schuppen das Signal falsch versteht und deshalb nicht rechtzeitig abbremst! Und, das war ja das Schlimmste, der Künstler hat sein Werk auch noch mit seinem Namen an der eben frisch gestrichenen Wand signiert. Mein Gott, war das ein Theater! Inzwischen hat Lokführer Klabuschke im nahe gelegenen Bahnhof zwei mit Kohle beladene, offene Waggons abgeholt und zum Stoffgleis hinter den Bansen rangiert. Die Ladepapiere mit Liefermengen und Stoffarten übergibt er dem Bw-Leiter für die Materialverwaltung und Verbrauchsstatistik. Sofort wird mit der Umladung der vor Ort knapp gewordenen Kohle begonnen. Obwohl ein Kohlenkran zur Verfügung steht, müssen die Hunte noch alle mit der Schaufel per Hand 102 Das Entladen der Kohlenwagen erfolgt mühselig per Hand. Inzwischen ist die 78 auf das Schlackengleis gerollt. Anschließend geht es zum Wasserfassen auf das Nachbargleis. Oben rechts: Ordnung muß sein. Das sauber aufgeräumte Gestell mit den Bremsschuhen ist das Verdienst von Bw-Arbeiter Döres. Rechts: Auch die Vorräte an Dieselöl müssen regelmäßig ergänzt werden. Das Öl wird hier aus dem Kesselwagen in den Vorratstank gepumpt. MIBA-Miniaturbahnen 8/98 Fünf vor fünf! Gleich ist Feierabend, und Klabuschke kann seine Köf ordnungsgemäß auf ihrem Freistand abstellen. Die behandelten Loks stehen derweil im Ringlokschuppen für den nächsten Einsatz bereit. „Tschüß bis morgen”. Klabuschke ist froh, daß der Dienst vorrüber ist – auf dem Parkplatz wartet bereits sein neuer Opel-Kadett. MIBA-Miniaturbahnen 8/98 gefüllt werden, ein mächtiges Stück Arbeit für Gustav Kallbereit. Das gilt im Prinzip auch für das Entladen der Kohlenwagen. Ein Fuchsbagger ist zwar bestellt, jedoch noch nicht geliefert worden. Inzwischen ist eine 78 eingetroffen und auf die Ausschlackgrube gefahren. Heizer Flammenauer schaut während der Ausschlackarbeiten desinteressiert in die Ferne. Auch die Lösche wurde gezogen, ein Häufchen hat sich neben dem Schürhakengestell auf den Betonplatten angesammelt und kann hier gefahrlos abkühlen. Ein Wassereimer steht auch schon bereit. Nun heißt es zum Wasserfassen vorrücken. Wasserkastendeckel auf, Gelenkwasserkran in Position bringen und „Wasser marsch!“. Während die 78 weiter vorzieht, um auch noch die Sandvorräte zu ergänzen, löscht ein Bw-Arbeiter die in der Lore und dem Ausschlackkanal vor sich hin glühende Schlacke mit einem Guß aus dem Wasserkran. Die Stunden gehen dahin. Die 78 hat längst schon nach dem Wenden ihren Platz im Ringlokschuppen eingenommen und wartet mit säuselnden Ventilen auf den nächsten Einsatz. Nach ihr muß noch eine ganze Reihe weiterer Loks abgefertigt werden, darunter auch eine 86. Dollkopp hat inzwischen alle Bremsschuhe eingesammelt, die er finden konnte, und ordnungsgemäß in dem dafür vorgesehenen Gestell deponiert. Es ist Nachmittag geworden. Klabuschke hat zwischendurch mit seiner Köf einen Kesselwagen mit Dieselöl hergebracht, um die zur Neige gehenden Kraftstoffvorräte zu ergänzen. Gerade wird er umgepumpt (die BwUhr entstand aus einem Nagel, einem dünnen und einem dicken Stück AluRohr, einem Holzdübel und Zifferblättern aus dem Bahnhofs-Zubehör). Es geht auf Feierabend zu, zumindest für Lokführer Klabuschke. Die Bw-Uhr steht auf 5 vor 5. Er wendet seine Köf auf der Drehscheibe und wirft noch einen Blick in den Schuppen. Alle Stände sind besetzt. Für ihn ist der Dienst heute zu Ende; er stellt seine Köf auf den Freistand, wo er sie am Morgen abgeholt hat. Nachdem Klabuschke sich gewaschen und umgezogen hat – an einem Arbeitstag im Bw wird man ganz schön schmutzig – wendet er sich in Richtung Parkplatz. Am Bansen verabschiedet er sich noch von einem seiner Kollegen. Dann geht es zu seinem zweifarbigen Opel-Kadett und ab zu Muttern. 103 MIBA zum Kennenlernen Sie wollen mehr über den MIBA-Verlag und seine Produkte wissen? Ganz einfach: Ihren Wunsch ankreuzen, diese Seite ausdrucken und an den MIBA-Verlag schicken bzw. faxen. ❐ Ja, Name/Vorname Straße PLZ/Ort bitte schicken Sie mir das MIBA-Verlagsprogramm Telefon ❐ Ja, bitte lassen Sie mir ein aktuelles Probeheft der Zeitschrift „MIBA-Miniaturbahnen“ zukommen. ❐ Ja, Mein Schnupperabo bezahle ich per: Bankeinzug Rechnung Kreditkarte Ich möchte „MIBA-Miniaturbahnen“ testen. Das MIBA-Schnupperabo: 3 Ausgaben für nur DM 24,90. Als Dankeschön erhalte ich eine praktische Mini-Datenbank oder einen formschönen Kugelschreiber. Wenn Sie „MIBAMiniaturbahnen“ anschließend weiter beziehen möchten, brauchen Sie nichts zu tun und erhalten 12 Ausgaben MIBA und eine Ausgabe MIBA-Messeheft zum Preis von DM 138,-. Andernfalls genügt innerhalb einer Woche nach Bezug des 2. Heftes eine Mitteilung an den MIBA-Verlag. Unser Dankeschön dürfen Sie aber in jedem Fall behalten. Dieses Angebot gilt nur innerhalb Deutschlands. Bankbezeichnung/Kartenart Konto-Nummer/Kartennummer BLZ/gültig bis Datum, Unterschrift Als Dankeschön hätte ich gerne ❐ den Füller ❐ die Mini-Datenbank MIBA Verlag Bestellservice Senefelderstraße 11 90409 Nürnberg Vertrauensgarantie: Ich weiß, daß diese Bestellung erst wirksam wird, wenn ich sie nicht binnen einer Woche ab Absendung dieses Formulars schriftlich beim MIBA-Verlag GmbH, Senefelderstr. 11, 90409 Nürnberg widerrufe, und bestätige dies mit meiner zweiten Unterschrift. Fax: 0911/519 65-40 Tel.: 0911/519 65-0 Datum, 2. Unterschrift M O D E L L BA H N - A N L AG E H0-Anlage des Modelleisenbahnclub Jena 49 e.V. Elektrisch nach Buckow In der Märkischen Schweiz verkehrt die elektrifizierte Nebenbahn von Müncheberg nach Buckow. Die Mitglieder des MEC Jena lernten die Bahn anläßlich einer Exkursion kennen und bauten nach diesen Vorbildmotiven ihre Ausstellungsanlage. D er Gedanke zum Bau dieser Anlage ist bei einer Exkursion zu der reizvollen Nebenstrecke entstanden. Der Bahnhof Buckow ist der Endbahnhof einer nur 4,7 Kilometer langen, elektrifizierten Nebenbahnstrecke. Sie beginnt im Bahnhof Müncheberg (Mark) der Strecke Berlin–Kietz ca. 50 km östlich von Berlin. Die ehemals schmalspurige Strecke wurde bereits in den 30er Jahren auf Normalspur umgebaut und ist seit dieser Zeit elektrifiziert. Die Betriebsspannung betrug zunächst 750 Volt Gleichstrom, 1981 wurden jedoch Fahrzeuge und Fahrleitung auf 600 Volt Gleichstrom umgebaut. Die Endstation Buckow in der Märkischen Schweiz mit der großen und modernen Fahrzeughalle entspricht im Modell genau ihrem großen Vorbild östlich von Berlin. 104 MIBA-Miniaturbahnen 8/98 Die kleinen Gleichstrom-Triebwagen geben der Strecke den Charakter einer ÜberlandStraßenbahn. Anfangs, als es noch Güterverkehr auf der Strecke gab, waren hie und da auch noch Dampflokomotiven im Einsatz! Unsere Anlage zeigten wir 1989 zum ersten Mal in der Öffentlichkeit, zwei Jahre später erweiterten wir sie um den Haltepunkt „Waldsieversdorf“. Alle Gebäude, Fahrzeuge, die Oberleitung und die Landschaft sind Eigenbauten und entsprechen bis ins Detail dem Vorbild. Der dargestellte Zustand entspricht den 60er Jahren, als auf der Strecke noch gemischter Reise- und Güterverkehr anzutreffen war. Der Schattenbahnhof hinter der Anlage kann bis zu fünf Züge aufnehmen und arbeitet wahlweise vollautomatisch oder im Handbetrieb. Der sichtbare Teil der Anlage wird mit einer einfachen Handschaltung ohne technische Finessen gesteuert. Durch verschiedene Zwischenstücke kann die Anlage in unterschiedlichen Formen und Größen aufgestellt werden. MEC Jena MIBA-Miniaturbahnen 8/98 Fahrzeuge, Oberleitung, Gebäude und Landschaft bauten die Mitglieder des MEC Jena selbst. Die Ausweiche (unten) erhöht die betrieblichen Möglichkeiten der Vorführ- und Ausstellungsanlage beträchtlich! 105 Aus der Geschichte des MEC Jena In den Sommermonaten des Jahres 1949 trafen sich in einem Jenaer Elektrogeschäft einige Freunde, um sich über ihr gemeinsames Interesse an der Modelleisenbahn auszutauschen. Schon bald gründeten sie daher unter der Schirmherrschaft der damaligen „Kammer der Technik“ eine Arbeitsgemeinschaft. Als dann 1962 der Deutsche Modelleisenbahnverband der DDR entstand, war die Arbeitsgemeinschaft unter den ersten Mitgliedern. Seit dieser Zeit treffen sich durchschnittlich 50 Mitglieder, um an Modellbahnanlagen zu bauen oder auch gemeinsame Exkursionen zu unternehmen. Ziel und Höhepunkt des Anlagenbaus sind jedoch immer die gemeinsamen Ausstellungen. So konnten wir bereits in vielen Städten, z.B. Berlin, Dresden, Erfurt oder 1995 auch erstmals in Dortmund unsere Exponate dem Publikum vorstellen. In Jena selbst ist es seit Jahren Tradition, im Herbst eine große Ausstellung zu zeigen. Die Freunde unseres Vereins bauten und bauen Anlagen in fast allen gängigen Nenngrößen. Teils entstehen die Modelle nach konkreten Vorbildern, teils sind es Phantasieanlagen.Auch die Heimanlagen der Mitglieder werden gezeigt. Nach einigen Schwierigkeiten bei der Suche nach geeigneten Räumlichkeiten und mehrmaligem Umzug in den letzten Jahren haben sich die Freunde unseres Vereins nun ein Heim geschaffen, das sehr gut zum Basteln und Bauen geeignet ist und uns auch den Bau sehr großer Modellbahnanlagen gestattet. Zur Zeit sind eine H0-Gemeinschaftsanlage mit einer Größe von 16 m x 2,4 m mit Haupt- und Nebenbahnmotiven und mehrere Heimanlagen nach Vorbildmotiven im Bau. Das landschaftliche Element kommt auf der Ausstellungsanlage gut zum Tragen. Erreicht wurde eine gewisse Weiträumigkeit, nichts wirkt gedrängt oder überladen. Fotos: MK Trotz unserer Überschrift wird auf der Anlage nicht nur elektrisch gefahren. 106 MIBA-Miniaturbahnen 8/98 BACHMANN/LILIPUT BUSCH Die in der letzten MIBAAusgabe vorgestellte BR 52 der DR wird jetzt als Ep.-3Maschine der BR 52 1809 ausgeliefert. Sie trägt die Anschrift des Bw Lehrte der BD Hannover. Gegenüber der DR-Variante verfügt die DB-Lok über Windleitbleche. NEM-Kupplungsaufnahme am Tender, Digitalschnittstelle und überarbeiteter Antrieb sind Standard. Als Verstärkungswagen bzw. als Ergänzung zum Set L350001 kommt der 2.-Kl.Schürzenwagen der DB. Als Bahndienstwagen war der Güterwagen vom Typ Oppeln (DR/Ep. 4) anzutreffen. In einer Neuauflage und mit Kurzkupplungskinematik feiert der Güterwagen Oppeln sein Comeback in der Ep.-2-DRB- und Ep.-3DB-Ausführung. Geänderte Betriebsnummern sind selbstverständlich. Neu ist auch ein Fischtransportwagen der DSB in Ep. 3, ebenfalls mit KK-Kinematik. Der neue Multimedia-CDROM-Katalog 1998 ist nicht nur als Nachschlagewerk, sonder auch als elektronisches Handbuch für die vielen elektronischen BuschProdukte dienlich. Wer die CD-ROM nutzen möchte, sollte mindestens einen PC mit einem 486er Prozessor mit DOS 3.1 und WIN 3.11 sein eigen nennen. Für die volle Leistungsfähigkeit sollte mind. WIN95 installiert sein. Auf der CD-ROM befindet sich auch eine Demo-Version des PC-Rail-Gleisplanungsprogramms mit 50 Gleisplänen zum Nachbauen u.v.m. Ein zweiachsiger Kesselwagen der Wascosa AG, eingestellt bei der SBB, in Ep.5-Ausführung ergänzt den vor kurzem ausgelieferten Vierachser. Gleich als Vierer-Set kommen ebenfalls zweiachsige Kesselwagen der BP-Mineralöl-Gesellschaft in den Handel. Jeder der vier Wagen hat ein konkretes Vorbild (Ep. 4/5). Die bekannten Waggons der „Weiacher Kies“ erscheinen nochmals als Vierer-Set wiederum mit unterschiedlichen Betriebsnummern. Somit gibt es mittlerweile die Kieswagen mit 11 verschiedenen Nummern. NEUHEITEN HEICO Ladegut für H0, TT und N liefert Heico Modell aus Rödental. Erhältlich sind Betonkanalröhren, Großkompressoren für H0 und ein historisches Geschützrohr für H0, TT und N. MIBA-Miniaturbahnen 8/98 111 NEUHEITEN FLEISCHMANN Heimlich, still und leise wurde der 4-achsigen Umbauwagen der 1./2.-Kl. als Nachlösewagen beschriftet und erhielt auch eine neue Betriebsnummern. Der Doppelstock-Steuerwagen erhielt ebenfalls eine andere Bedruckung. Ein Fahrradsysmbol, eine zweizeilige Zielbeschriftung und eine andere Betriebsnummer zieren den Waggon. Die Artikel-Nummern beider Waggons blieben die gleichen. Nicht jeder der Verpackungen liegt ein Hinweiszettel bei. Im Juli gelangen u.a. die BR 151 als DB-Cargo-Lok in den Fachhandel wie auch der Kühlwagen „Homan“ der DRG und der Schiebewandwagen Hbillns303, beide Waggons in H0 und N. Der offene Güterwagen der Gattung Omu erscheint mit und ohne Bremserbühne der DR in Ep.-3-Ausführung. KLEIN MODELLBAHN Ein scheinbar nicht gerade sommerliches Sammelobjekt für die heimische Modellbahn ist der von Klein Modellbahn fertiggestellte Schneeschleuderwagen der St. Gotthardbahn in Ep. 2. Als Blickfang im sommerlichen Bw kann zu vorsorglichen Testzwecken das Rad der Schneeschleuder in Betrieb genommen werden. HÜBNER Den Interessenten und heimlichen Liebhabern der Spur 1 bietet Hübner sein unvergleichliches Spur-1Gleis in einem Starter-Set an. Mit ihm kann ein Oval mit Ausweich- und Abstellgleis aufgebaut werden. Für den weiteren Ausbau steht ein Ergänzungs-Set zur Verfügung. Es beinhaltet u.a. eine Dkw, Weichenmotor, Prellbock usw. Mit einem NEM-Scheibenradsatz (4 Achsen im Set) können vorhandene MärklinWaggons umgerüstet werden. HH-BELADUNGEN Das H0-Modell des mit einem Faulhaber motorisierten Windhoff-CargoSprinters ist durch HHB (41564 Büttgen) fertiggestellt und gelangt zur Auslieferung. Einen ausführlichen Beitrag finden Sie in der September-Ausgabe der MIBA. 112 MIBA-Miniaturbahnen 8/98 KRÜGER Krüger Eisenbahn-Modellbau erweitert die Angebotspalette für den engagierten N-Bahner. Das aus einem ausgedienten Bi-29 entstandene Behelfsstellwerk Hbf Kassel wird als Bausatz und als Fertigmodell geliefert. Der Wagenkasten (Fleischmann 8061) liegt dem Bausatz fertig lackiert und beschriftet bei. Das Stellwerk ist im übrigen auch noch bei der DB AG in Betrieb. Für einen abwechlungsreichen Güterzug dürften auch die Wasserstoff-Kesselwagen der VTG interessant sein, die es in Ep. 3 und 4 gibt. Schlackenwagen in zwei Beschriftungsvarianten des Bw Osnabrück und Bw Kassel-Bahndreieck, entstanden aus dem O 02, sorgen für Abwechslung in jedem Ep.-3-Bw. Die Schlackewagen haben eine authentische Lackierung und Beschriftung. S. & CH. KOCH Wer seine Loks gern mit Betriebsspuren einsetzen möchte und sich nicht selbst an die künstliche Verschmutzung seiner Fahrzeuge herantraut, kann solche Arbeiten von S. & Ch. Koch (Offenbach) durchführen lassen. Sie bieten auch „verschmutzte bzw. verwitterte“ Fahrzeuge von Piko an. Jede Lok und jeder Waggon wird dabei zu einem individuellen Schmankerl. M+D Sonderserien erfreuen sich einer steigenden Beliebtheit, besonders wenn es sich um Epoche-3-Fahrzeuge handelt. M + D bieten eine Ergänzungs-Sonderserie mit Koksladung an, bestehend aus drei Omm 34 mit zusätzlichem Holzaufbau und einem Omm 52. Die Wagen haben geänderte Betriebsnummern. Eine DB-Ep.-4-Sonderserie umfaßt drei Flachwagen Rmmps mit unterschiedlichen Betriebsnummern, die mit EURO-Planen beladen sind. Als Sammlerserie sind der offene Güterwagen Ommu Klagenfurt der DRB mit Beschriftung der Brit. US-Zone und der gedeckte Güterwagen Gmrhs 30 mit SAAR-EUROP-Beschriftung zu erwarten. MÜT Viel Power liefern die neuen Booster mit einem Ausgangsstrom von 3 bzw. 6 Ampère für das SelectrixSystem. Über ein extra Netzteil werden die Booster mit Wechselstrom versorgt. MIBA-Miniaturbahnen 8/98 Für Nenngrößen ab Spur 0 ist ein Lok-Decoder für Selectrix mit 2,5 Ampère Motorstrom lieferbar. 2 Funktionen schalten Licht und z.B. Rauchgenerator. Eine thermische Schutzschaltung schützt den Decoder vor Dauerüberlast. 113 NEUHEITEN PIKO OSTMODELL Für die „Ludmilla“ bietet Ostmodell einen Schildersatz an, der mit der Wunsch-Nummer des Kunden ausgeliefert wird. Die Schildersätze können nach Wunsch unbearbeitet bzw. fertig konfektioniert (Schilder geschwärzt, Nummern poliert und die Frontschilder emalliert) bestellt werden. In einer weiteren Variante wird die „Knödelpresse“ (BR 230 der DR) in den Fachhandel gelangen. Die neue Version gibt die Zweisystem-Ellok in Farbgebung und Beschriftung der ersten Einsatzjahre ab 1988 wieder. Die dreiachsigen Rekowagen der DR geben die Vorbilder der späten Epoche 3 wieder. Der Durchgangswagen B3ge und der Traglastenwagen B3gtre unterscheiden sich durch eine einzelne beigefarbene Zierlinie unter den Fenstern von der vorhergehenden Variante mit Doppelzierlinie. DIETER SELIGER SPUR 2 PFIFFIKUS Ein kleines Wetterschutzhäuschen mit Pultdach, wie es vielfach in ähnlicher Form in vielen Bws anzutreffen ist, und ein kleiner Schrottbansen mit Kleinteilen kommt aus der Werkstatt von Dieter Seliger aus Wuppertal. Die Hemmschuhe gehören mit zum Lieferumfang. ROCO Eine Vielzahl von Farb- und Bedruckungsvarianten und Wiederauflagen können ein guter Grund sein, das eine oder andere verpaßte Modell doch noch zu erstehen. Absolut neu hingegen ist die „Ludmilla“ in der Nenngröße TT. Sie wird ausführlich ab Seite 26 unter die Lupe genommen. Den H0-Bahnern wird die BR 23 als Ep.-4-Variante und die BR 290 in der Ep.5-Ausführung mit jeweils geänderter Betriebsnummer offeriert. Der S-BahnTriebwagen der BR 420 startet sein Comeback mit nur einem Einholm-Panthographen und geänderter Betriebsnummer. In begrenzter Stückzahl wartet 114 KK-Kinematik und NEMSchacht sind Standard. Der offene Güterwagen Omu35 ist mit DR-Beschriftung der Epoche 3 erhältlich. Der gedeckte Güterwagen Gbs 258 kommt in der Beschriftungsausführung der DB AG mit aktuellem DB-Emblem in den Handel. die Re 460 mit Werbebedruckung der „TSR“ auf Interessenten. Alle vier Modelle verfügen über eine NEM-Schnittstelle. Bis auf die BR 290 sind sie alle auch als Wechselstromlok zu erwarten. Die Fan-Gemeinde der Ep. 3 dürfte sich die Finger nach dem wiederaufgelegten Behelfspackwagen MD4yg-57, dem Gepäckwagen Pw3iWü20a und dem Speisewagen BRye-36/52 mit „DSG-Speiseraum“-BeMIBA-Miniaturbahnen 8/98 schriftung lecken. In deutlich moderneren Zügen können der IC-Fahrradwagen Bpmdz293.8 und der schwedische Interregiowagen AB9 eingereiht werden. Die Blechrollentransporter Sahmms710 machen sich sowohl in Ganzzügen wie auch in gemischten Zügen der Ep. 4 recht gut. Kesselwagen sorgen immer für bunte Züge, wie z.B. die vierachsigen Kesselwagen „Schwechat 2000 extraleicht“ der ÖBB (Ep. 4), „Petrol“ der SZ (Ep. 5) und der „Statoil“ der DB (Ep. 5). Letzterer wird in begrenzter Stückzahl gefertigt. Der G10 kommt in der der DRGVariante ohne Endfeldverstärkung und als ÖBB-Waggon der Ep. 3. In N werden der ICGroßraumwagen Bpmz291.3 und der IC-Abteilwagen Avmz207 in jüngster Farbgebung ohne Zierstreifen zwischen dem Fensterband und der lichtgrauen Fläche ausgeliefert. Neuheiten-Ticker ARNOLD Für die Nachbildung internationaler Reisezüge bilden die neuen Schlafwagen vom Typ MU der ÖBB, SNCB und der NS, jeweils Epoche 5, eine abwechslungsreiche Ergänzung. Freunde amerikanischer Eisenbahnen können jetzt die vierachsige Diesellok SW 1500 (Cow) und die führerstandslose Motoreinheit (Calw) in Betrieb nehmen. Sie sind in den Farben der Bahngesellschaften der Southern Pacific, Santa Fé und Burlington zu haben. DREMEL Neue Talente gibt es bei Dremel zu entdecken. Mit dem MultiForm-Schleifer lassen sich in vielen Bereichen des Modellbaus Schleifarbeiten erleichtern. Viele Zubehörteile und Vorsatzgeräte garantieren ein weitgespanntes Einsatzgebiet. Die neuen Multi-Talente gibt es mit Strom aus der Steckdose und akkubetrieben. KADEE STEP-FOUR Für die unentwegten Modellbauer bietet die Fräsanlage Step-Four Basic 540 ein weites Betätigungsfeld. MIBA-Miniaturbahnen 8/98 11/97 Mit 540 x 320 mm Positionierbereich können auch größere Teile gefertigt werden. Die Maschine wird einschließlich Software und Elektronik geliefert. Dem anspruchsvollen Modellbahner bietet Kadee Bettendorf-, Andrews- u.a. Drehgestell an, die sowohl gefedert wie auch über eine integrierte Rückstell- vorrichtung für den Geradeauslauf nach der Bogenfahrt verfügen. PANIER Der Gepäckcontainerwagen der Wangerooger Inselbahn wird für H0m und H0e als paßgenauer Messing- und Weißmetallbausatz angeboten. Der Flachwagen stammt von der Härtsfeldbahn und war dort als Schienenwagen eingesetzt. RAILINO Nach der E 69 liefert Railino ein dreiteiliges ZugSet aus. Es besteht aus der zweiachsigen Ellok LAG 1, einem GaleriePackwagen und einem dreiachsigen Personenwagen. SCHEUER & STRÜVER Seit kurzem vertreibt Scheuer & Strüver die spanische Firma Alcan. Von Interesse dürften die Oldtimer (Ford Schulbus 1936, Bentley 1939 usw.) im Maßstab 1:24 sein. Alcan bietet auch eine spanische Schlepptenderlok mit der Achsfolge 2‘D im Maßstab 1:24 an. Im Maßstab 1:250 wird das Berliner Zeughaus angeboten. Ein reichhaltig ausgestatteter Kartonbausatz garantiert viel Bastelspaß. 115 115 NEUHEITEN ZIMO Die MX-Familie der Großbahn-Decoder gelangt zur Auslieferung. Angeboten wir er in drei Versionen: MX65L mit zwei Funktionsausgängen, MX65S mit acht Funktionsausgängen und der MX65V/N mit einstellbarer Spannungsquelle für die Funktionsausgänge und zehnpoliger Stiftleiste für den Anschluß von Geräuschbausteinen. Geräuschbausteine der Firmen Sonor und Hega können über spezielle Kabel direkt angeschlossen werden. Für die komfortable Programmierung von LokDecoder nach NMRA – vor allem der „Configuration Variable“ und spezeller Geschwindigkeitskurven – kann jetzt die Software P.F.u.Sch. eingesetzt werden. Für die Programmierung wird die Zimo-Zentrale MX1 als Interface benötigt. GREVEN Das umfangreiche Klebstoff-Programm ist in einem neuen vierfarbigen Katalog zusammengefaßt. Tips und klebtechnische Problemlösungen machen den Katalog zur Fundgrube. Erhältlich ist der Katalog im Fachhandel, oder direkt bei Greven in Heddesheim gegen DM 6,- in Briefmarken zu beziehen. BREKINA AMW Schon ausgeliefert sind der Passat B5 als Polizei-Dienstfahrzeug und der VW Polo als Rally-Fahrzeug in Gelb mit der Startnummer 113. Auch die Volvo-FH-Zugmaschine „70 Jahre“, identisch mit dem Volvo-Werbemodell, der MB-Actros-Sattelzug der Hartmann-Spedi- tion (als Ersatz für das Kieserling-Modell) und der IVECO-Sattelzug der norwegischen Håkull-Spedition sind im Handel. In den Fachhandel kommen der MB/SK-Renntransporter „Ferrari-Tamsen“ und der dreiachsige MB/ Actros LH-Wechselpritsche der „Weidt-Isl“-Spedition mit Zweiachsanhänger. Das Set „Historische Fahrzeuge der Deutschen Bundespost“ wird exclusiv gefertigt und ist über die Deutsche Post, Collection, Pf 100 522, 44705 Bochum erhältlich. Brandneu ist auch der Borgward B 1500 Leichtlaster mit Pritsche und Plane. GMTS Große Laster im Maßstab 1:25 von Emek gibt es im Vertrieb bei GMTS. Für die Gartenbahn oder auch zum Sammeln gibt es einen Scania Sattelzug mit Zugmaschine 144G und dreiachsigem DEA-Tankauflieger. Ein Scania-143H-Laster der ASG-Spedition mit Anhänger stellt die Konkurrenz zur Bimmelbahn dar. HERPA WIKING Notarztwagen MB E 200, Polizeidienstwagen Audi A4 und der Rettungswagen MB T2 RTW sind eine Auswahl der vielen Sommerneuheiten. Aktuell sind viele Modelle aus dem Rennsport. Fotos: MK (1), gp (21), Werk (10) Schon im Handel ist der Fendt-Traktor mit Anhänger in N. In H0 dürften Opel Astra Caravan, Audi A6 als Taxi, Geländewagen MB G 320, Kühlkofferzug „Danone Fruchtzwerge“ in den Handel kommen. 116 MIBA-Miniaturbahnen 8/98 8/98 B 8784 · 50. Jahrgang DM/sFr 12,– · S 90,– Lit 17 000 · hfl 15,– · lfr 270,– http: //www.miba.de Von Von Müncheberg Müncheberg nach nach Buckow Buckow in in H0 H0 Schwerpunkt: Schmalspur ● Buckow-Bahn ● Neue Fahrzeuge: Adenauerwagen, X-Wagen, RhB-G 4/5, württ. Tss4, 232 in TT pu r August 1998 MIBA MIBA 8/98 12 8 M S od ei el ten lb ah n Durch die Märkische Schweiz MIBA-Schwerpunkt Schmalspurbahnen Perfekte Modellbahn-Anlage Durch Dänemark in H0 Güterwagen gesupert Immer an der Wand lang 0e-Betrieb im Regal S. 34 Linzer Variationen