2/2006 - LIAN CHINAHERB

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Spezialapotheke für hochwertige Chinesische Arzneimittel
2/2006
BI-SYNDROME ALLER ARTEN
Klassische
und moderne
Behandlung
führt zu Schmerzen. Charakterisierend bei Yin-MangelSchmerzen sind spasmodische oder brennende
Schmerzen in Kombination mit einem dünnen und hageren Körper, einer dunklen, roten und belaglosen Zunge.
Nicht wenige ältere Patienten dürften diesem Muster
entsprechen.
>
Foto Schweiz. Polyarthritiker-Vereinigung (SPV)
Von Polyarthritis über Ischiasschmerzen bis zur
Periarthritis der Schulter: In der Chinesischen
Medizin fallen diese und andere Schmerzkrankheiten in die Kategorie der Bi-Syndrome.
«EXTRAKT» bringt eine Typologie, nennt die wichtigsten klassischen Rezepturen und fasst vier moderne
TCM-Studien aus China zusammen.
Bi heisst auf Chinesisch Blockade oder Behinderung. In
der Chinesischen Medizin steht es für eine Gruppe von
spezifischen Krankheiten, die Bi-Syndrome oder BiKrankheiten. Gemäss dem chinesischen Leitsatz «Tong
zhe bu tong, bu tong zhe tong» gilt, dass Schmerzen
dann auftreten, wenn der freie Fluss des Qi behindert
oder blockiert ist. Somit stehen Bi-Syndrome im weitesten Sinne für Schmerzkrankheiten. Bi-Syndrome können weiter unterteilt werden. Die zwei klinisch häufigsten
Unterkategorien sind das Brust-Bi (xiong bi) und das Bi
in den Gelenken und Extremitäten. Letzteres ist ein
Sammelbegriff für arthritische und rheumatische
Beschwerden.
Zusammen mit anderen Schmerzkrankheiten
gehört in der Chinesischen Medizin auch die Polyarthritis
zu den Bi-Syndromen.
INHALTSVERZEICHNIS
Typologie und grundsätzliche
Behandlungsstrategien
Grundsätzlich werden vier Typen von Gelenk- und
Extremitäten-Bi-Syndromen differenziert:
Wind-Bi
wandernde Schmerzen
Feuchtigkeit-Bi Schwellungen, Schweregefühl,
Steifheit; schlimmer bei Feuchtigkeit
Kälte-Bi
ausgeprägte stationäre Schmerzen;
schlimmer bei Kälte
Hitze-Bi
Rötung und Hitze der Schmerzregion;
schlimmer bei Hitze
Es könnten noch zwei weitere «Grundtypen» beigefügt
werden. Wie unten in der Fallstudie 4 erklärt, kann auch
Flüssigkeiten- und Yin-Mangel zu Schmerzen führen.
Xian Zhuo-hang erklärt: «Sind die Yin-Flüssigkeiten verbraucht und erschöpft, werden die Sehnen und Gefässe
nicht mehr genährt und werden spasmodisch.» Dies
1– 8 Bi-Syndrome
Kolumne von Gunter Neeb
3
IMPRESSUM
9 Legenden zur TCM
aus der Fachwelt
10–11 Neues
- Blutstase und Altersdemenz
- Huang Qi unterstützt Chemotherapie
- Rückgang der Akupunktur in China
- Gan Jiang und Sheng Jiang:
zwei Ingwersorten
12–14
15
Neue Produkte
Veranstaltungen und Kurse
2/06
1
AG
BI-SYNDROME ALLER ARTEN
• Juan Bi Tang (Bi lösendes Dekokt; aus: «Yi xue xin wu»)
In dieser Rezeptur sind die besten Mittel gegen WindFeuchtigkeit-Bi wie Qiang Huo (Notopterygii Rhizoma et
Radix), Du Huo (Angelicae Pubescentis Radix), Hai Feng
Teng (Piperis Futokadsurae Caulis) und Sang Zhi (Mori
Ramulus) vereint mit wenigen wärmenden und Blut
bewegenden Mitteln. Juan Bi Tang ist die klassische
Rezeptur für die Behandlung von Wind-KälteFeuchtigkeit-Bi-Syndromen.
• Gui Zhi Shao Yao Zhi Mu Tang (Dekokt aus Zimt,
Paeonia und Anemarrhena)
Diese Rezeptur vereint heisse Mittel wie Gui Zhi
(Cinnamomi Ramulus) und Fu Zi (Aconiti Radix Lateralis
Praeparata) mit kühlen wie Bai Shao (Paeoniae Radix
Alba) und Zhi Mu (Anemarrhenae Rhizoma). Das Dekokt
behandelt kaltes Bi, welches aufgrund der Stagnation
Hitze transformiert. Es zeigen sich also die klassischen
Bi-Symptome
wie
Schmerzen,
Steifheit
und
Schwellungen, aber in Kombination mit Hitzezeichen wie
warmen und leicht geröteten Gelenken. Diese Rezeptur
ist exzellent, wenn die Hitze nur gering, aber doch klar
vorhanden ist, die Leitbahnen, Gefässe und Gelenke
jedoch durch Feuchtigkeit und Kälte blockiert sind.
• Xuan Bi Tang (Befreie Bi-Dekokt)
Diese Rezeptur stammt aus der Wen bing-Theorie, sie
behandelt also Feuchte-Hitze-Bi. Die Rezeptur kombiniert vor allem Feuchtigkeit ausleitende und Hitze klärende Mittel. Im Vergleich zu Bai Hu Jia Gui Zhi Tang (siehe
unten) ist sie wesentlich weniger stark Hitze klärend. Sie
wird eingesetzt, wenn die Hitzesymptome nicht sehr
ausgeprägt sind. Wenn sich starke Hitzesymptome zeigen, eignet sich die folgende Rezeptur.
• Bai Hu Jia Gui Zhi Tang (Weisser Tiger mit Zimt-Dekokt)
Als Variation der Hauptrezeptur für Hitze in der QiSchicht, das heisst für ein Fülle-Hitze-Muster, ist diese
Rezeptur bei akutem, heiss-feuchtem Bi indiziert.
Hitzesymptome sind ausgeprägt und zeigen sich mit
Fieber, Durst, Unruhe, starkem Schwitzen und heissen
Gelenken.
• Du Huo Ji Sheng Tang (Angelica und Taxillus-Dekokt)
Die Funktion dieser Rezeptur spiegelt sich in ihrem
Namen wider: Das klassische Feuchte-Kälte-Mittel für
die unteren Extremitäten Du Huo (Angelicae Pubescentis
Radix) wird kombiniert mit dem Nieren stärkenden, Blut
bildenden und Leitbahnen befreienden Sang Ji Sheng
(Taxilli Herba). Die Rezeptur ist indiziert für kaltes BiSyndrom, welches von einem Mangel begleitet wird. Da
die Rezeptur stärkende Mittel aus den Nieren-, Blut-,
Yin-, Yang- und Qi-Kategorien enthält, kann sie bei praktisch allen kalten Bi-Syndromen, welche sich mit einem
Mangel präsentieren, eingesetzt werden. Zu beachten
gilt, dass sie vor allem auf die unteren Extremitäten wirkt.
Es ist also die Rezeptur für die Behandlung der klassischen Arthrose älterer Leute.
Weiter ist bei chronischen Bi-Syndromen sehr häufig
auch Blutstase involviert. Blockiert Feuchtigkeit, Kälte
oder Wind die Leitbahnen und den Fluss von Qi und
Blut, so führt dies nach einer gewissen Zeit zu Blutstase.
Diese zeigt sich durch stechende Schmerzen, die sich in
der Nacht verschlimmern. Häufig findet man bei diesen
Patienten auch andere Blutstasezeichen wie Besenreisser, gestaute Unterzungenvenen und, vor allem,
einen chronischen, hartnäckigen, oft therapieresistenten
Krankheitsverlauf.
Wenn Blutstase die Flüssigkeiten blockiert, wandeln diese sich in Schleim um, es entsteht Schleimstase. Sie ist
gekennzeichnet durch Deformation der Gelenke und
kommt meist nur bei chronischem Krankheitsverlauf vor.
Gui Zhi, Zimtäste, heiss in der Temperatur und scharf
im Geschmack, befreit die Leitbahnen von Kälte.
Die Behandlung von Schleimstase ist schwierig und
langwierig und bedarf solch starker Mittel wie Mo Yao
(Myrrha), Ru Xiang (Olibanum), Dan Nan Xing (Arisaemae
Pulvis cum bile) und Bai Jie Zi (Sinapis Semen).
In der Praxis zeigt sich ein Bi-Syndrom praktisch immer
als eine Kombination der genannten Faktoren. Dabei gilt
grundsätzlich, dass Wind in den meisten Fällen der
Träger ist und sich mit einem, zwei oder gar drei weiteren pathogenen Faktoren verbindet. Sehr häufig zeigen
sich Wind-Feuchtigkeit-Kälte und Wind-Kälte. Bei akuten Gichtattacken oder einem Schub von Polyarthritis
hingegen handelt es sich häufig um Wind-Hitze oder
Wind-Feuchtigkeit-Hitze. Wie erwähnt kann zu diesen Bi
auslösenden Faktoren in chronischen Fällen, oder wenn
das Bi durch ein Trauma verursacht wird, noch Blutstase
hinzukommen. Im Falle von Deformitäten der Gelenke
spricht man von Schleimstase.
Rezepte der Klassiker
Dies bedeutet, dass man in der Praxis immer eine
Kombinationsstrategie anwenden muss, um das Bi effizient zu therapieren. Diese Kombinationstherapie wird
bereits in den meisten klassischen Rezepturen für BiSyndrome berücksichtigt. Die bekanntesten klassischen
Rezepturen* für Bi-Syndrome sind:
* Alle zu finden in Bensky und Barolet, Chinesische Arzneimitteltherapie
2
BI-SYNDROME ALLER ARTEN
GEDANKEN
• Xiao Huo Luo Dan (Kleine Rezeptur zur Aktivierung der
Netzwerkgefässe)
Diese Rezeptur vereint die heissesten Leitbahnen
befreienden Mittel mit starken Blut brechenden Substanzen. Dazu kommt noch der Regenwurm, welcher
ebenfalls die Leitbahnen «durchkriecht» und damit
befreit. Es handelt sich also um eine stark wirksame
Rezeptur für kaltes Bi-Syndrom in Kombination mit
Blutstase. Da ebenfalls ein Schleimmittel enthalten ist,
kann die Rezeptur auch als Grundelement für
Schleimstase, das heisst bei Deformitäten, verwendet
werden. Wenn zusätzlich Mangelerscheinungen vorliegen, muss die Rezeptur entsprechend modifiziert werden.
• Shen Tong Zhu Yu Tang (Blutstase lösendes Dekokt
gegen Schmerzen im Körper)
Das ist die klassische Rezeptur für Blutstase-BiSyndrom. Sie stammt aus dem Qing-Dynastie-Klassiker
«Yi lin gai cuo» («Korrekturen der Fehler im medizinischen
Wald»), der auch Ursprung ist für die berühmten
Blutstase lösenden Rezepturen Xue Fu Zhu Yu Tang
(Haus-des-Blutes-Blutstase lösendes Dekokt), Ge Xia
Zhu Yu Tang (Dekokt, das Blutstase unterhalb des
Zwerchfells auflöst) und Shao Fu Zhu Tang (UnterleibBlutstase lösendes Dekokt). Ist Blutstase vorherrschend
und sind die Schmerzen über den ganzen Körper verstreut, ist Shen Tong Zhu Yu Tang immer eine gute
Grundrezeptur. Bei starken Mangelzeichen muss sie
jedoch mit stärkenden Mitteln erweitert werden. Gemäss
dem Autor dieser Rezeptur, Wang Qingren, ist Shen
Tong Zhu Yu Tang immer dann angezeigt, wenn das BiSyndrom nicht auf andere Rezepturen anspricht.
Beim Brust-Bi wird meist eine Variation von Gua Lou Xie
Bai Bai Jiu Tang bei Herz-Yang-Mangel mit Schleim und
Kälte oder, im Falle von Blutstase, Xue Fu Zhu Yu Tang
eingesetzt.
Was die
Furchen
sagen
Dr. Gunter Ralf Neeb,
Die Furchen des ZungenGastprofessor an der TCMkörpers führen immer wieder
Universität Yunnan, Lektor
zu Unsicherheit: Wie sind sie an verschiedenen Akademien
zu interpretieren? Vorauszuin Europa.
schicken ist, dass die Zungendiagnose natürlich nur einen Teil der Differenzialdiagnose darstellt, allein also keinesfalls aussagekräftig
sein kann. Zweitens muss man wissen, dass Furchen bei
etwas über einem Prozent der Bevölkerung angeboren sind.
Mit diesen Einschränkungen aber lassen sich die Furchen
des Zungenkörpers durchaus analysieren. Zu beachten sind
dabei die Kriterien Form, Ort, Tiefe und Länge der Furchen.
Allgemein weisen Zungenfurchen auf Yin-Leere (JingEssenz oder Blut), Mangel an Körpersäften (jin-ye), zum
Beispiel durch Unterernährung oder Dehydration, und starke Hitze mit Trockenheit hin. Meist steigen Tiefe und Anzahl
der Furchen mit zunehmender Schwere der Ursachen.
Inselartige Furchen finden sich häufig im Senium durch die
hier meist vorhandene Yin-Leere.
Horizontale Furchen der Mitte weisen auf Yin-Leere hin.
Bei rotem Zungenkörper stammt diese aus den Nieren
(= Leere-Hitze), bei normaler Farbe meist aus einer Magenoder Lungen-Yin-Leere.
Horizontale Furchen der Seiten weisen auf Milz-Yin- oder
Milz-Qi-Leere hin. Bei Qi-Leere sind die Seiten oft zusätzlich
feucht oder schaumig, bei Yin-Leere trocken.
Eine lange vertikale Furche bei normaler Zungenfarbe kann
auf konstitutionale Herzschwäche hinweisen. Bei roter
Zunge indiziert eine lange vertikale Furche aber Herzprobleme. Wenn ausserdem die Zungenspitze gerötet ist,
verweist das auf Herz-Feuer; die Abwesenheit von Belag ist
ein Hinweis auf Herz-Leere-Hitze durch Yin-Leere, zum
Beispiel der Niere.
Eine vertikale Furche in der Zungenmitte zeigt LeereZustände des Magens an, nämlich Qi-Leere bei normaler
Zungenfarbe und Belag, Yin-Leere bei Abwesenheit von
Belag.
Wenn die Furche mit gelbem, trockenem oder klebrigem
Belag bedeckt ist, liegt meist Magen-Feuer durch Schleim
vor.
Eine tiefe vertikale Furche in der Zungenmitte mit Seitenästen bei tief rotem Zungenkörper und Abwesenheit von
Belag weist auf extreme Trockenheit und Leere des NierenYins hin. Diese Zunge sieht man auch oft bei Nierensteinen.
Schräge, unregelmässige Furchen weisen mittig auf Leere
des Magen-Yin, kurz vor der Zungenspitze auf Leere des
Lungen-Yin hin.
Die moderne Behandlung von Bi-Syndromen
Die häufigsten Westlichen Krankheiten, welche in der
täglichen Praxis als Bi-Syndrome der Extremitäten und
Gelenke behandelt werden, sind Arthrose und Arthritis,
spezifisch auch Polyartrithis, Gicht, Spondylopathie und
Ischiassyndrom. Von einem Brust-Bi spricht man bei
Angina pectoris oder Herzinfarkt-Schmerzen.
Die erwähnten klassischen Rezepturen sind für die
Praxis exzellente Startpunkte für die Behandlung der verschiedenen Bi-Syndrome. Sie müssen jedoch so modifiziert werden, dass sie optimal auf den Patienten und
dessen Schmerzen abgestimmt sind. Handelt es sich
zum Beispiel um Knieschmerzen aufgrund von KälteFeuchtigkeit mit Leber- und Nierenmangel, so wählt man
als Zusatz eventuell Niu Xi (Achyranthis Bidentatae
Radix) und Du Huo (Angelicae Pubescentis Radix), um
die Rezeptur in die unteren Extremitäten zu führen, Blut
zu aktivieren und Feuchte-Kälte auszuleiten. Handelt es
sich um chronische Kälte-Bi-Schmerzen in den Fingern,
so kann man Sang Zhi (Mori Ramulus), Luo Shi Teng
Gunter Neeb
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BI-SYNDROME ALLER ARTEN
(Trachelospermi Caulis) und Qiang Huo (Notopterygii
Rhizoma et Radix) beigeben, um die Rezeptur in die
Finger zu bringen und die Leitbahnen in diesem Bereich
zu befreien.
Es folgen nun vier übersetzte Fallstudien aus der modernen chinesischen Literatur, welche die Schmerztherapie
verschiedener Krankheiten beleuchten und erklären. Die
ersten drei beschreiben mögliche Therapien von
Ischiasschmerzen, Periarthritis der Schulter sowie akuter
und chronischer Polyarthritis. Die vierte Studie
beschreibt die Behandlung von Yin-Mangel-Schmerzen
und bezieht sich auf verschiedenste Arten von
Schmerzen, von Angina- bis Ischiasschmerzen.
Bei Schmerzen im Lendenbereich Xu Duan (Dipsaci
Radix) und Gou Ji (Cibotii Rhizoma)
Bei Qi-Mangel Dang Shen (Codonopsis Radix) und Bai
Zhu (Atractylodis Macrocephalae Rhizoma)
Bei Appetitlosigkeit Sha Ren (Amomi Fructus) und Jiao
San Xian: Shen Qu (Massa Medica Fermentata), Mai Ya
(Hordei Fructus Germinatus Praeparatus), Shan Zha
(Crataegi Fructus)
Bei Krämpfen in Sehnen Di Long (Pheretima)
Bei Blutstase Hong Hua (Carthami Flos)
Die Rezeptur wurde als Wasserdekokt zubereitet, pro
Tag war eine Portion einzunehmen.
Fallstudie 1
Xiao Tong Tang (Schmerz zerstreuendes Dekokt) in der
Behandlung von 54 Fällen mit Ischiassyndromen
Ceng Fang-qin in: «Xin Zhong yi» (Journal der Neuen
Chinesischen Medizin), Nr. 1, 1999, S. 46
Alle Patienten in dieser Studie litten an einem
Ischiassyndrom und wurden ambulant behandelt. Von
den 54 Patienten waren 32 Männer und 22 Frauen. Ihr
Alter lag zwischen 20 und 82 Jahren, der Durchschnitt
bei 43 Jahren. Die Krankheit dauerte im kürzesten Fall
seit einer Woche; im längsten seit 12 Jahren.
Behandlungsmethode
Die Grundrezeptur Xiao Tong Tang bestand aus folgenden Mitteln:
Huang Qi
Astragali Radix
Xi Xin
Asari Radix et Rhizoma
Ji Xue Teng
Spatholobi Caulis
30 g
Fang Feng
Saposhnikoviae Radix
10 g
Gui Zhi
Cinnamomi Ramulus
10 g
Bai Shao
Paeoniae Radix Alba
10 g
Dang Gui
Angelicae Sinensis Radix
10 g
Qin Jiao
Gentianae Macrophyllae Radix 10 g
Mu Gua
Chaenomelis Fructus
10 g
Du Zhong
Eucommiae Cortex
10 g
Du Huo
Angelicae Pubescentis Radix
10 g
Wei Ling Xian
Clematidis Radix et Rhizoma
10 g
Sang Ji Sheng
Taxilli Herba
10 g
vorbehandeltes Ru Xiang
Olibanum
5g
vorbehandeltes Mo Yao
Myrrha
5g
Das scharfe und warme Dang Gui nährt und bewegt das Blut.
Behandlungserfolg
Von den 54 Patienten erfuhren 46 eine Heilung. Als
Heilung wurde definiert, dass sich die Schmerzen sowie
die anderen körperlichen Symptome lösten und während
des folgenden Jahres nicht wieder erschienen. Bei fünf
Patienten war das Ischiassyndrom stark verbessert. Dies
bedeutete, dass die Schmerzen markant nachliessen
oder ganz verschwanden und sich auch die übrigen
Symptome verbesserten. Nach dem Absetzen der
Kräuter verschlimmerten sich die Symptome nicht wieder. Bei zwei Patienten war das Ischiassyndrom leicht
verbessert: Die Schmerzen wurden reduziert und die
übrigen Symptome leicht verbessert. Ein Patient erfuhr
keine Wirkung. Im Ganzen lag demnach die Verbesserungsrate bei 98 Prozent.
Grundsätzlich verbesserten sich die Schmerzen nach
zwei Wochen Arzneitherapie. Nach einem Monat waren
die meisten geheilt. Die längste Therapiedauer betrug
drei Monate.
Diskussion des Autors
Die klinischen Symptome des Ischiassyndroms sind
Schmerzen im Lendenbereich, welche in die unteren
Extremitäten ausstrahlen und sich dort als dumpfe, stechende oder krampfartige Schmerzen zeigen. Die
Hauptgründe für das Entwickeln eines Ischiassyndroms
sind gemäss dem Autor dieses Artikels Müdigkeit, kaltes
Wetter, starke Schmerzen mit Taubheit, akute Krämpfe
und eingeschränkte Bewegung.
15 g
3g
Modifikationen
Gemäss Musterdifferenzierung wurden folgende Mittel
zur Grundrezeptur beigegeben:
Bei Kälte Gui Zhi (Cinnamomi Ramulus), Chuan Wu
(Aconiti Radix Praeparata), erhöhte Dosis Fang Feng
(Saposhnikoviae Radix)
Bei Hitze Sang Zhi (Mori Ramulus) und Huang Qin
(Scutellariae Radix)
Bei Feuchtigkeit Cang Zhu (Atractylodis Rhizoma) und
Fang Ji (Stephaniae Tetrandrae Radix)
4
BI-SYNDROME ALLER ARTEN
tienten war die aktuelle Attacke rezidivierend; bei 12 Patienten handelte es sich um eine erste Attacke. Die
aktuelle Attacke dauerte bereits 12 Tage im längsten und
7 Tage im kürzesten Fall. Der Durchschnitt lag bei
9 Tagen. 21 Patienten wurden bereits mit antiinflammatorischen und Schmerz stillenden Medikamenten behandelt. Bei 18 Patienten zeigten sich jedoch gastrointestinale und bei 3 Blutnebenwirkungen. Die übrigen
29 Patienten hatten noch keine Medikamente eingenommen.
Behandlungsmethode
Die Grundrezeptur bestand aus folgenden Substanzen:
Die Leber kontrolliert die Sehnen, die Nieren kontrollieren die Knochen. Gemäss dem Autor folgt das
Ischiassyndrom in den meisten Fällen einem Leber- und
Nierenmangel mit einer Insuffizienz an Blut und Qi, einer
gleichzeitigen Blockade von Qi und Blut sowie fehlender
Ernährung der Sehnen und Gefässe. Das Syndrom kann
jedoch auch aufgrund einer Erschöpfung der Leber und
der Nieren, des Blutes und des Qi auftreten. Dies
ermöglicht pathogenen Faktoren ein leichtes Eindringen.
Das Eindringen von Wind, Nässe und Kälte verschlimmert die Schmerzen weiter.
So wird diese Krankheit durch den äusseren pathogenen Faktor Wind-Kälte-Nässe zusammen mit Leber- und
Nieren- sowie Qi- und Blutmangel verursacht. Die
Behandlung muss demnach die Leber und die Nieren
nähren, Blut und Qi regulieren, Wind ausleiten, die
Leitbahnen befreien und die Netzwerkgefässe aktivieren.
In dieser Rezeptur stärkt Huang Qi (Astragali Radix) das
Qi; Dang Gui (Angelicae Sinensis Radix) und Bai Shao
(Paeoniae Radix Alba) nähren Leberblut; Du Zhong
(Eucommiae Cortex), Sang Ji Sheng (Taxilli Herba) und
Mu Gua (Chaenomelis Fructus) nähren Nieren und Leber
und stärken die Sehnen. Gui Zhi (Cinnamomi Ramulus),
Qin Jiao (Gentianae Macrophyllae Radix), Fang Feng
(Saposhnikoviae Radix), Xi Xin (Asari Radix et Rhizoma),
Du Huo (Angelicae Pubescentis Radix) und Wei Ling
Xian (Clematidis Radix et Rhizoma) leiten WindFeuchtigkeit aus und stoppen Schmerzen.
Ru Xiang (Olibanum) und Mo Yao (Myrrha) aktivieren Blut
und stoppen Schmerzen. Ji Xue Teng (Spatholobi
Caulis) aktiviert und nährt Blut. Weiter beruhigt es
Leitbahnen und Netzwerkgefässe.
Mu Fang Ji
Stephaniae Tetrandrae Radix
Xing Ren
Armeniacae Amarum Semen
10 g
10 g
Hua Shi
Talcum
10 g
Lian Qiao
Forsythiae Fructus
10 g
Shan Zhi Zi
Gardeniae Fructus
10 g
Ban Xia
Pinelliae Rhizoma
10 g
Ru Xiang
Olibanum
10 g
Chao Jia Zhu
(Chuan Shan Jia)
Squama Manis
10 g
Chuan Niu Xi
Cyathulae Radix
10 g
Chi Shao
Paeoniae Radix Rubra
10 g
Chi Xiao Dou
Phaseoli Semen
30 g
Jin Yin Hua
Lonicerae Japonicae Flos
30 g
Yi Yi Ren
Coicis Semen
15 g
Can Sha
Bombycis Mori Excrementum
15 g
Dan Shen
Salviae Miltiorrhizae Rx et Rh
15 g
Modifikationen
Bei relativ hohem Fieber und eindeutig erhöhten
Blutwerten wurden Shi Gao (Gypsum Fibrosum), 30 g,
und Qing Dai (Indigo Naturalis), 12 g, beigefügt. Bei
reduziertem Appetit oder Magen-Darm-Schmerzen wurde Can Sha (Bombycis Mori Excrementum) auf 10 g
reduziert und es wurden Mu Xiang (Aucklandiae Radix),
10 g, und Ji Nei Jin (Gigeriae Gallli Endothelium
Corneum), 15 g, beigefügt. Pro Tag nahmen die Patienten eine Dosis ein, aufgeteilt in drei Portionen.
Behandlungserfolg
Starker Behandlungseffekt bedeutete, dass die Rötungen, Schwellungen und Schmerzen in den Gelenken
stark reduziert waren; die Körpertemperatur, die
Blutwerte und die Blutkörperchensenkungsreaktion im
normalen Bereich waren und der Harnsäuregehalt im
Blut sich reduzierte. Von einem mässigen Behandlungserfolg sprach man, wenn die Rötungen, Schwellungen
und Schmerzen in den Gelenken sich reduzierten, die
Körpertemperatur normal oder nur noch ganz leicht
erhöht war und die Blutwerte und die Blutkörperchensenkungsreaktion fast normal ausfielen. Verbesserten
sich diese Kriterien nicht positiv, wurde von einem fehlenden Therapieerfolg gesprochen.
Nach dieser Bewertung zeigte sich bei 41 Patienten ein
starker Behandlungseffekt, bei 9 Patienten ein mässiger
Behandlungserfolg. Die Therapie dauerte zwischen
5 und 9 Tagen mit einem Durchschnitt von 7 Tagen.
Es zeigten sich keine Nebenwirkungen.
Fallstudie 2
Akute rheumatoide Arthritis: die Behandlung von 50
Patienten mit Jia Wei Zhong Jiao Xuan Bi Tang
Zhang Yong in: «Si chuan zhong yi», Nr. 2, 1999, S. 32–
33
Insgesamt wurden 50 Patienten behandelt. Diese zeigten
folgende Symptome: akuter Krankheitsbeginn, die
Beschwerden traten in der Nacht oder am frühen Morgen
auf. Als erstes Gelenk war das erste Metatarsalgelenk
involviert; später wurden auch die proximaleren Gelenke
der Ferse, der Finger und des Fusses sowie andere kleinere und mittlere Gelenke in Mitleidenschaft gezogen.
Das involvierte Gelenk präsentierte sich mit Rötung,
Schwellung, Hitze und ausgeprägtem Schmerz. In einigen Fällen waren die Symptome so stark, dass die
Patienten nicht stehen konnten. Gleichzeitig zeigten sich
Symptome wie Fieber, erhöhte Leukozytenwerte und verlängerte Sedimentationsrate. Der Harnsäuregehalt im
Blut lag bei 420 µmol/l. Röntgenaufnahmen zeigten bei
12 Patienten normale Gelenke, bei 38 Patienten gelenknahe Erosionen.
Von den 50 Patienten waren 48 Männer und 2 Frauen.
Das Alter lag zwischen 21 und 48 Jahren. Bei 38 Pa-
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5
AG
BI-SYNDROME ALLER ARTEN
mente zum Einnehmen eingesetzt. Die Autoren behandelten 37 Patienten innerlich und äusserlich mit
Chinesischen Arzneimitteln. 27 Patienten (73 Prozent)
wurden geheilt, das heisst, nach der Therapie verspürten sie keine Schmerzen und keine Bewegungseinschränkungen mehr, auch nicht bei der Nachuntersuchung ein Jahr später. Sechs Patienten (17
Prozent) erreichten eine Verbesserung, das heisst, die
Schmerzen reduzierten sich, die Aussenrotation blieb
jedoch eingeschränkt. Vier Patienten (10 Prozent) erfuhren keine Verbesserung der Symptome. Die Verbesserungsrate lag somit bei 90 Prozent.
Behandlungsmethode
Die Patienten wurden mit Ji She Jiu (Spatholobus und
Zaocys-Alkohol) behandelt. Diese Rezeptur besteht aus:
Diskussion des Autors
Zhong Jiao Xuan Bi Tang stammt aus Wu Ju-tong’s «Wen
bing tiao bian» (Systematische Differenzierung der warmen Krankheiten). Die Rezeptur ist angezeigt bei feuchter Hitze, welche in die Knochen eindringt. In der
ursprünglichen
Rezepturbeschreibung
sind
die
Symptome so umschrieben: «Angesammelte Feuchtigkeit und grosse in den Leitbahnen und Netzwerkgefässen schwelende Hitze, Frösteln und starkes Fieber,
Knochenschmerzen, dunkel gestaute Zunge und eine
fahl gelbliche Gesichtsfarbe». Gemäss der Chinesischen Medizin entsprechen die Symptome und
Zeichen der akuten Polyarthritis dem Muster feuchte
Hitze in den Knochen. Dies führt zu einer Blockade der
Leitbahnen und Netzwerkgefässe und zu Blutstase mit
Hitze. Fang Ji (Stephaniae Tetrandrae Radix) stösst
kräftig die Feuchtigkeit in den Leitbahnen und
Netzwerkgefässen aus. Xing Ren (Armeniacae Amarum
Semen) ist eines der besten Mittel, um Lungen-Qi zu öffnen. Lian Qiao (Forsythiae Fructus) und Chi Xiao Dou
(Phaseoli Semen) trennen und klären feuchte Hitze aus
der Qi-Schicht und der Blutschicht. Der fade
Geschmack von Yi Yi Ren (Coicis Semen) löst das Akute
und stoppt Schmerzen. Ban Xia (Pinelliae Rhizoma)
reguliert mit seiner Schärfe und neutralen Temperatur
Kälte und Hitze. Can Sha (Bombycis Mori Excrementum)
transformiert das klare Qi innerhalb der Trübheit im
Magen-Darm-Trakt. Zhi Zi (Gardeniae Fructus) und Hua
Shi (Talcum) eliminieren die feuchte Hitze durch den
Urin. Die Zugabe von Dan Shen (Salviae Miltiorrhizae
Radix et Rhizoma) und Ru Xiang (Olibanum) verstärkt die
Stase umwandelnde und Netzwerkgefässe befreiende
Wirkung der Rezeptur. Breiten sich Stase und Hitze aus,
werden noch Chi Shao (Paeoniae Radix Rubra) und Jin
Yin Hua (Lonicerae Japonicae Flos) beigefügt, um Blut
zu kühlen, Stase zu transformieren und Hitze zu klären.
Weil die Rötungen, Schwellungen und Schmerzen oft
die Gelenke in den unteren Extremitäten befallen, wird
durch die Zugabe von Chuan Niu Xi (Cyathulae Radix)
die Wirkung der Rezeptur nach unten geleitet. Ganz
spezielle Aufmerksamkeit gilt auch Chuan Shan Jia
(Squama Manis). Dieses Mittel hat stark durchdringende
Eigenschaften; es gibt keinen Ort, den es nicht erreichen könnte. So verstärkt Chuan Shan Jia (Squama
Manis) die Blut anregende und Stase lösende Wirkung
der Rezeptur weiter.
Ji Xue Teng
Spatholobi Caulis
50 g
Gui Zhi
Cinnamomi Ramulus
30 g
Du Zhong
Eucommiae Cortex
30 g
Wu Shao She
Zaocys
20 g
Hong Hua
Carthami Flos
10 g
Diese Mittel wurden in 2500 ml weissem Schnaps eingelegt und von Anfang Mai bis Mitte September 50 cm
tief in der Erde vergraben. Danach wurde das Mittel
angewendet. Einerseits sollten zum Mittag- und
Abendessen je 20–50 ml eingenommen, andererseits
sollte es äusserlich einmassiert werden. Ein Behandlungszyklus dauerte sieben Tage. Nach zwei bis
drei Zyklen trat normalerweise eine Besserung ein.
Ru Xiang bricht Blutstase und ist bei allen Staseschmerzen
angezeigt, vor allem auch bei Deformationen
aufgrund von Schleimstase.
Fallstudie 3
Diskussion des Autors
Das Schultersyndrom ist eine den Alltag beeinträchtigende Beschwerde und kommt vor allem bei Frauen
häufig vor. Als Krankheitsmechanismus wird eine degenerative Veränderung der Weichteile des Schultergelenkes angenommen. Ein pathogener Faktor schränkt
die Bewegung weiter ein. Gemäss Chinesischer Medizin
liegt der Grund für das Schultersyndrom im Eindringen
von Wind-Kälte in die Gelenke. Dies blockiert den freien
Periarthritis humeroscapularis (Schultersyndrom)
Wu Yue in: «Si chuan zhong yi» (Sichuan Journal der
Chinesischen Medizin) Nr. 12, 1998, S. 42
In der Therapie des Schultersyndroms (Periarthritis
humeroscapularis) werden normalerweise Physiotherapie, Schmerzspritzen ins Schultergelenk sowie entzündungshemmende und schmerzstillende Medika6
BI-SYNDROME ALLER ARTEN
einer eindeutigen Wirkung gesprochen. Falls sich die
Schmerzen nur wenig reduzierten, wurde der
Behandlungserfolg als gering eingestuft. Keine Wirkung
bedeutete, dass sich die Schmerzen durch die
Behandlung nicht änderten. Gemäss diesen Kriterien
wurden bei den verschiedenen Schmerzzuständen folgende Resultate erzielt:
Kopfschmerzen: Von den insgesamt 10 Fällen verspürten 5 Patienten eine eindeutige Wirkung, 4 eine geringe
Verbesserung und 1 Patient keine Wirkung.
Nackenschmerzen: Von den insgesamt 16 Fällen verspürten 9 Patienten eine eindeutige Wirkung, 5 eine
geringe Verbesserung und 2 keine Wirkung.
Angina: Von den insgesamt 3 Patienten verspürten 2
eine eindeutige Wirkung und 1 Patient eine geringe
Wirkung.
Ischiassyndrom: Von den insgesamt 53 Patienten verspürten 33 Patienten eine eindeutige Wirkung, 16 eine
geringe Verbesserung und 4 keine Wirkung.
Die Verbesserungsrate lag somit bei 91 Prozent.
Diskussion des Autors
Schmerzen können entstehen durch Wind, Kälte und
Feuchtigkeit, Qi-Stagnation oder Blutstase, welche die
Sehnen und Gefässe blockieren, aber auch durch Leere
von Yin, Yang, Qi oder Blut. Sind die Yin-Flüssigkeiten
verbraucht und erschöpft, werden die Sehnen und
Gefässe nicht mehr genährt und werden spasmodisch.
Dies führt zu Schmerzen. Die Behandlungsstrategie folgt
in diesen Fällen der Aussage im «Su wen», Kapitel «Zhi
zhen yao da lun»: «Bei Trockenheit befeuchte, bei
Akutem entspanne.» Werden die Yin-Flüssigkeiten
genährt und tonisiert, können die Sehnen und Gefässe
wieder befeuchtet werden. Dadurch entspannt und
besänftigt man Spasmen, die Schmerzen lösen sich.
San Jia Fu Mai Tang stammt aus Wu ju-tong’s «Wen bing
tiao bian». Darin heisst es zu dieser Rezeptur: «Bei
Wärme-Erkrankungen (wen bing) im unteren Erwärmer
dringt Hitze in den Kern vor. Der Puls ist dünn und kraftlos, das Herz schlägt stark, wie erschreckt. Falls heftig,
zeigt sich auch Herzschmerz. San Jia Fu Mai Tang ist die
Hauptrezeptur dafür.» Dies zeigt, dass San Jia Fu Mai
Tang Herzschmerzen behandeln kann. Mit geeigneten
Modifikationen kann die Rezeptur jedoch auch bei anderen Schmerzen aufgrund eines Yin-Mangels gute
Wirkungen erzielen.
Fluss von Qi und Blut sowie die Leitbahnen, woraus
dann die Schmerzen entstehen.
In der Rezeptur Ji She Jiu wärmen Ji Xue Teng
(Spatholobi Caulis), Hong Hua (Carthami Flos), Gui Zhi
(Cinnamomi Ramulus) und Du Zhong (Eucommiae
Cortex) das Blut und die Leitbahnen, regulieren das Blut
und lösen Stase. Wu Shao She (Zaocys) wärmt die
Leitbahnen und zerstreut Kälte. Der Schnaps verstärkt
die Wirkung der Heilkräuter.
Fallstudie 4
Die Behandlung von 82 Patienten mit einem
Schmerzsyndrom mit der Methode Yin nähren und das
Akute lindern (zi yin huan ji)
Xian Zhuo-hang in: «Bei jing zhong yi» (Beijing Journal
der Chinesischen Medizin) Nr. 12, 1998, S. 43
Insgesamt wurden 82 Patienten behandelt. Davon waren
63 Männer und 19 Frauen. Das Alter variierte zwischen
21 und 72 Jahren. Alle litten an einem Schmerzsyndrom:
10 Patienten an Kopfschmerzen, 16 Patienten an einer
Spondylopathie der Halswirbelsäule, 3 Patienten an
Anginaschmerzen und 53 Patienten an Ischias. Die
Patienten litten an spasmodischen oder brennenden
Schmerzen. Waren diese heftig, zeigten sich Krämpfe
(chou chu) sowie Ziehen und Erlahmung (qi zong). Der
Körper der Patienten war dünn und abgemagert, die
Zunge war dunkel, rot und dünn und der Puls war saitenförmig (xian) und dünn (xi).
Behandlungsmethode
Alle Patienten wurden mit einer Modifikation von San Jia
Fu Mai Tang behandelt. Die Grundrezeptur bestand aus:
Bai Shao
Paeoniae Radix Alba
15–30 g
E Jiao
Corii Asini Colla
15–30 g
Zhi Gan Cao
Glyc. Rx et Rh Praep. cum Melle
12–18 g
Sheng Di Huang
Rehmanniae Radix
20–30 g
Gui Ban (vorkochen) Testudinis Plastrum
30 g
Bie Jia (vorkochen)
Trionycis Carapax
25–30 g
Mai Dong
Ophiopogonis Radix
10 g
Chuan Shan Jia
Squama Manis
10 g
Ling Yang Jiao
Saigae Tataricae Cornu
10 g *
Huo Ma Ren
Cannabis Semen
10 g
* Diese Spezies ist vom Aussterben bedroht und durch CITES
geschützt. Das Mittel kann durch Shang Yang Jiao (Capri Cornu)
ersetzt werden.
Modifikationen
Bei Kopfschmerzen wurde Xia Ku Cao (Prunellae Spica)
beigefügt. Bei Nackenschmerzen wurde Ge Gen
(Puerariae Lobatae Radix) beigefügt, bei Angina Dan
Shen (Salviae Miltiorrhizae Radix et Rhizoma), bei
Lumbalschmerzen Du Zhong (Eucommiae Cortex) und
bei Schmerzen im Bein Huai Niu Xi (Achyranthis
Bidentatae Radix).
Pro Tag wurde eine Dosis eingenommen.
Behandlungserfolg
Falls sich die Schmerzen komplett lösten, wurde von
Zusammenfassung
Unsere Zusammenstellung erscheint als buntes
Gemisch aus verschiedenen Krankheiten, von akuter
Polyarthritis über Ischiasschmerzen bis zur Periarthritis
der Schulter. In der Chinesischen Medizin fallen jedoch
alle diese Krankheiten in die übergeordnete Kategorie
der Bi-Syndrome. Alle vier Studien, wie unterschiedlich
die Krankheiten auch lokalisiert sein mögen, befassen
sich mit einer Art von Bi-Syndrom: HitzeFeuchtigkeit-Bi bei akuter Polyarthritis, Wind-KälteBi bei Periarthritis, Wind-Kälte-Bi in
2/06
7
AG
BI-SYNDROME ALLER ARTEN
Als Letztes bleibt die Zugabe von Blut nährenden und
befeuchtenden Mitteln zu diskutieren. Ausser im Fall der
akuten Polyarthritis integrieren alle in den Studien angeführten Rezepturen einige Arzneien dieser Kategorie. Den
Grund hierfür zeigt wahrscheinlich am besten die letzte
Studie, jene über Yin-Mangel-Schmerz-Krankheiten:
Blut, und ganz speziell Leberblut, nährt die Sehnen und
Bänder. Nur wenn diese befeuchtet werden, können sie
sich geschmeidig bewegen. Trocknen die Leber und
Kombination mit einem Nieren- und Lebermangel bei
Ischiassyndrom und trockenes Bi aufgrund von YinMangel als generelles Schmerzsyndrom. Letzteres ist
weniger bekannt, dürfte aber bei älteren Patienten gar
nicht selten anzutreffen sein.
Interessant ist ein genauerer Blick auf die Zusammensetzung der Rezepturen: Unabhängig vom Muster werden immer auch Blut bewegende Mittel eingesetzt. Dies
unterstreicht, wie wichtig diese Substanzen in der
modernen Therapie sind. In klassischen Rezepturen findet man die Blut bewegenden Mittel wesentlich weniger
häufig. Zum Beispiel enthalten eine Mehrzahl der zu
Beginn diskutierten klassischen Rezepturen für die verschiedenen Bi-Syndrome keine Blut bewegenden Mittel.
In der heutigen Praxis ist das genau umgekehrt. Diese
Erkenntnis sollte für einen guten Therapieerfolg unbedingt ins Rezeptieren mit einfliessen. Gemäss
Chinesischer Medizin tritt eine chronische Krankheit in
die Netzwerkgefässe ein. In den Netzwerkgefässen
fliesst Blut. Mit anderen Worten führen chronische
Krankheiten zu Blutstase. Das heisst, alle Therapien
gegen lang währende Bi-Syndrome wie Arthrose oder
rheumatische Beschwerden bei älteren Patienten profitieren von Blut bewegenden Mitteln, auch wenn sich die
Blutstase nicht so eindeutig wie mit Staseflecken auf der
Zunge zeigt.
Sauer im Geschmack, entspannt Bai Shao (Bild) in Kombination
mit süssem Gan Cao die Sehnen und Bänder und löst Krämpfe.
damit auch die Sehnen und Bänder aus, so werden diese steif und schmerzen. Ein speziell hervorzuhebendes
Mittel unter den Blut nährenden ist Bai Shao (Paeoniae
Radix Alba). Es nährt nicht nur Leberblut, sondern wirkt
auch entspannend. Die entspannende Wirkung wird
besonders hervorgehoben, wenn man saures Bai Shao
(Paeoniae Radix Alba) mit süssem Zhi Gan Cao
(Glycyrrhizae Radix et Rhizoma Praeparata cum Melle)
kombiniert. Die süss-saure Kombination entspannt
Sehnen und Bänder und löst Krämpfe.
Zudem schützen die Blut nährenden Substanzen auch
vor einer Schädigung des Blutes durch die trockenen,
scharfen und warmen sowie die Blut bewegenden
Arzneien.
Xi Xin ist heiss und scharf, aber auch etwas giftig.
Es stoppt Schmerzen effizient durch seine starke
Simon Becker und Jiaoken Kuhne
Leitbahnen befreiende Funktion.
SPV: Patientenorganisation
für Polyarthritiker
Ebenfalls zeigt sich aus obigen Übersetzungen, dass
scharf-warme Mittel auch zu den Hauptarzneien für kalte und feuchte Bi-Syndrome gehören. Scharfe
Arzneimittel wie Gui Zhi (Cinnamomi Ramulus), Xi Xin
(Asari Radix et Rhizoma) und Wei Ling Xian (Clematidis
Radix et Rhizoma) sind aktiv und bewegen. Wärme aktiviert das Yang-Qi weiter und fördert dadurch Bewegung
von Qi und Blut. So haben scharf-warme Mittel eine zwar
nicht ausgeprägte, aber dennoch signifikante Wirkung in
der Unterstützung von Blut bewegenden Mitteln und
werden in der Therapie der Bi-Syndrome häufig kombiniert.
Die Schweizerische Polyarthritiker Vereinigung (SPV) setzt sich
als gesamtschweizerische Patientenorganisation mit Information, Beratung und Motivation für eine bessere Lebensqualität
der von rheumatidoider Arthritis Betroffenen ein.
• 32 Selbsthilfegruppen in allen Landesteilen
• Information über medizinische, therapeutische und soziale
Aspekte der Krankheit durch die Zeitschrift «info»
• telefonische
Beratung
für
Patienten
und
Angehörige,
Montag bis Freitag 9.00–16.00, Tel. 044 422 35 00 (dt./frz.)
• E-Mail spv@arthritis.ch, Homepage www.arthritis.ch
8
LEGENDEN ZUR TCM
Die Gäste aus dem
Haus jagen mit
Wang Bu Liu Xing
Eine Nichte Wei Zhans hörte von diesem Vorfall und
klagte: «Mein Onkel behandelt seinen Freund so
unbarmherzig! Er jagt ihn mit Kräutern aus dem Haus.»
Wang Bu Liu Xing kann nicht nur Gäste aus dem Haus
vertreiben, es hilft auch beim Vertreiben von pathogenen
Faktoren, welche die Brust oder die Menstruation blokkieren. Wang Bu Liu Xing befreit die Menstruation,
bewegt Blut und fördert den Milchfluss, wenn diese
freien Flüsse durch Qi-Stagnation, Blutstase oder einen
anderen pathogenen Faktor blockiert sind.
Wang Bu Liu Xing (Vaccariae semen, Samen des
Kuhkrauts, auch Kuhnelke genannt)
Legenden ranken sich um die Kräuter der
Chinesischen Medizin, schöne Erzählungen, die
darüber berichten, wie dieses oder jenes Kraut seinen Weg in den Schatz der Traditionellen
Arzneimittel fand. Nebenbei vermitteln diese
Geschichten Einblicke in die reiche chinesische
Kultur und das Alltagsleben. Hier die 5. Folge der
«EXTRAKT»-Serie.
Quelle: Ding Zhao Ping (Hrsg.). Qu wei zhong yao. 2003, Verlag Ren min
wei sheng chu ban shi, Beijing
Illustration Martin Estermann
Der Kräutername Wang Bu Liu
Xing bedeutet: «Der König
möchte nicht, dass die Gäste
bleiben.» Der Name dieses
Krautes stammt von seiner
Wirkung: Es fördert die
Menstruation
und
den
Milchfluss.
In der Jin-Dynastie lebte einmal ein Staatsbeamter in der
Provinz Jiang. Er hiess Wei
Zhan. Er war sehr unfreundlich mit anderen Leuten. Eines
Tages kam einer seiner alten
Freunde zu ihm, um bei ihm
Schutz zu suchen. Wei Zhan
kümmerte sich überhaupt
nicht um ihn und verhielt sich
sehr abweisend.
Weil es ihm dennoch schwer fiel,
seinen Freund zum Verlassen des Hauses aufzufordern,
gab er ihm ein Kilo Wang Bu Liu Xing. Der Freund verstand die Geste dieser Gabe sofort und kehrte nach
Hause zurück.
2/06
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AG
NEUES AUS DER FACHWELT
Nikotinersatz führt zu
Geburtsschäden
TCM im Weltall
Chinesische Astronauten nutzen Traditionelle Chinesische Medizin, um dem «Weltraumkoller», der
Flugkrankheit von Astronauten, vorzubeugen und entgegenzuwirken. Laut dem Direktor des Chinesischen
Forschungs- und Trainingszentrums für Raumfahrt nehmen die Astronauten vor dem Start ins All Präparate ein,
die ihren Gleichgewichtssinn und ihr Immunsystem stärken. Neben Kräutermedizin gehören auch Tui NaMassagen und Akupunktur zum Trainingsalltag der
Astronauten. Auf der Suche nach Wegen, den Kalziumabbau in den Knochen während der Schwerelosigkeit zu
verhindern, arbeitet die Chinesische Raumfahrtagentur
mit der Universität Hongkong zusammen.
(Xinhua)
Eine dänische Studie ergab, dass die Anwendung von
Nikotinersatztherapien gegen das Rauchen das Risiko
von Missbildungen der Neugeborenen um 60 Prozent
erhöht; das Risiko von Missbildungen des Bewegungsapparates war doppelt so hoch.
(Obstetrics and Gynecology 2006; 107: 51–57)
Blutstase und
Altersdemenz
Schon seit einiger Zeit betont die Chinesische Medizin
sowohl in der Behandlung als auch in der Erforschung
der Altersdemenz die Wichtigkeit von Blutstase als Teil
des Krankheitsbildes. Dieser Ansatz wird nun gestützt
durch eine Studie, welche bei 32 Prozent der Patienten
mit Alzheimer und bei 37 Prozent der Patienten mit
vaskulärer Demenz zerebrale Gefässpfropfen (spontane
Blutklümpchen oder Ablagerungen aufgrund arterieller
Krankheiten) nachwies, während dieser Anteil in den
Kontrollgruppen bei 15 beziehungsweise 14 Prozent lag.
(BMJ 2006; 332; 1119–1124)
Rückgang der
Akupunktur in China
Die Zeitung «China Daily» berichtet über einen beunruhigenden Rückgang der Akupunktur. Während mehr und
mehr ausländische Studierende sich in China in
Akupunktur ausbilden lassen und diese Methode weltweit aufblüht, gerät sie in ihrem Heimatland unter Druck.
Weil Medikamente – Chinesische wie Westliche – für die
Spitäler viel profitabler sind, wird die Akupunktur sowohl
in der Anwendung als auch in der klinischen Forschung
oft vernachlässigt. Akupunkteure werden in China
schlecht bezahlt, viele wandern aus, um bessere
Verdienstmöglichkeiten zu suchen. Gleichzeitig werden
in China grosse Anstrengungen unternommen, die internationale Anerkennung durch theoretische Erforschung
der Akupunktur zu erhöhen, welche sich von der klinischen Praxis mehr und mehr entfremdet.
(Xinhua)
Huang Qi unterstützt
Chemotherapie
Die Kombination von Kräuterbehandlungen auf der Basis
von Huang Qi (Astragali Radix) und Chemotherapien auf
Platinbasis hat sich in der Behandlung des nichtkleinzelligen Lungenkarzinoms als wirksamer erwiesen als alleinige Chemotherapie. Die Analyse der Ergebnisse von 34
publizierten klinischen Versuchen zeigt eine um 33
Prozent reduzierte Sterblichkeitsrate der mit dualer
Therapie behandelten Patienten. Möglicherweise beruht
die Wirkung von Astragalus auf der Stimulation der
Makrophagen und der natürlichen Killerzellen.
(J Clin Oncol. Jan 20 2006: 419–430)
Oberflächliches
und tieferes Nadeln
Im Auftrag einer britischen Fernsehsendung («Alternative
Medicine: The Evidence») wurde an der Hull York
Medical School eine Studie über oberflächliches und tieferes Nadeln durchgeführt. Die Untersuchung ergab,
dass oberflächliches Nadeln (etwa einen Millimeter tief)
den motorischen Kortex aktivierte, jene Gehirnregion,
die normalerweise auf Berührung oder Schmerz reagiert,
während tieferes Nadeln, welches das deqi-Gefühl auslöst, zu einer messbaren Deaktivierung des limbischen
Systems im Gehirn führte, einer Region, die ebenfalls an
der Empfindung von Schmerz beteiligt ist.
(www.jcm.co.uk)
Huang Qi ist eine der besten Qi stärkenden Wurzeln.
10
NEUES AUS DER FACHWELT
Gan Jiang und
Sheng Jiang:
zwei Ingwersorten
Frischer Ingwer, der als Sheng Jiang verwendet wird,
enthält rund 85 Prozent Wasser, er schrumpft beim
Trocknen erheblich. Frischer Ingwer, welcher nach
Trocknung als Gan Jiang verwendet wird, enthält mehr
Stärke und weniger Wasser, er schrumpft deshalb beim
Trocknen weniger.
Im frischen Zustand lässt sich Sheng Jiang nicht gut in
der Apotheke halten. Man schickt Patienten, denen
Sheng Jiang verschrieben wurde, deshalb zum
Gemüsehändler. Getrockneter Sheng Jiang ist sehr
faserig und fade im Geschmack; als Heilmittel kann man
ihn nicht einsetzen.
Um die beiden TCM-Mittel Gan Jiang und Sheng Jiang
herrscht oft Unsicherheit. Sie stammen beide vom
Rhizom des Ingwers (Zingiberis officinalis), aber von zwei
unterschiedlichen Kultursorten: Gan Jiang vom Rhizom
Huili Zhao, LIAN
Gan Jiang ist die medizinische Ingwersorte.
der medizinischen Ingwersorte, Sheng Jiang vom
Rhizom der als Nahrungsmittel genutzten Ingwersorte.
Die beiden Ingwer-Varietäten werden auch unterschiedlich angebaut. Zum Beispiel wird in der Provinz Sichuan
Sheng Jiang, die Nahrungspflanze, etwa 30 cm tief in
die Erde gepflanzt und zu Beginn des Herbstes geerntet;
Gan Jiang dagegen, die Medizinalpflanze, wird etwa
10 cm tief in die Erde gesetzt und mitten in der Winterzeit
geerntet.
Sheng Jiang, die Nahrungs- und Gewürzpflanze, taugt nur in
frischen Zustand für medizinische Zwecke.
IMPRESSUM
Newsletter der LIAN CHINAHERB AG Ausgabe: 2/2006 Erscheinungsweise: 4-mal jährlich (April, Juni, September, November) Herausgeber: LIAN CHINAHERB AG,
CH-8832 Wollerau Auflage: 2000 Expl. Redaktion: Regula Suter-Estermann, Simon Becker Abschlussredaktion: Markus Bär Grafisches Konzept: dd com ag,
CH-8008 Zürich Gestaltung: Yvonne Estermann Copyright: Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Übersetzung, elektronische Speicherung und Weitergabe, online
aufschalten etc., auch auszugsweise, sind nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers gestattet. Autorinnen und Autoren sind für ihre Beiträge
selbst verantwortlich. Ihre Meinung entspricht nicht immer der Ansicht des Herausgebers. Abonnemente (kostenlos), Probenummern, Adressänderungen:
LIAN CHINAHERB AG, Fürtistrasse 7, CH-8832 Wollerau, Tel. +41 (0)44 786 99 99, Fax + 41 (0)44 786 99 90, E-Mail info@lian.ch Druck und Versand: Seetal Medien AG,
CH-6281 Hochdorf Papier: 100 Prozent Recycling
2/06
11
AG
NEUE PRODUKTE
Zwei neue
Arzneimittel bei LIAN
nebenhöhlen und gelbem, dickem Sekret.
Weiter stabilisiert He Zi die Milz und behandelt den
Darm. Es wird eingesetzt bei Mangel-Durchfall. Diese
Wirkung wird verstärkt, indem man He Zi in gebackener
Form verwendet. Zusammen mit Qi stärkenden Kräutern
unterstützt es den Aufbau von Qi, ohne dass es durch
den Durchfall gleich wieder verloren geht. Eine
Beispielrezeptur für diese Anwendung ist Zhen Ren Yang
Zhen Tang. In dieser Rezeptur wird He Zi zusammen mit
dem warmen und ebenfalls adstringierenden Rou Dou
Kou (Myristicae Semen) verwendet, um den Darm bei
Mangel-Durchfall zusammenzuziehen und den Durchfall
zu stoppen. Zusammen mit Blutungen stoppenden
Mitteln kann He Zi zur Behandlung von intestinalem Wind
mit blutigem Stuhl verwendet werden.
Speziell hervorzuheben an He Zi ist seine neutrale
Temperatur. Je nach Kombination kann es sowohl bei
Hitze- als auch bei Kälte-Mustern eingesetzt werden.
Der Einsatz bei Mangel, sei es Mangel an Lungen-Qi
oder Milz- und Darm-Qi, ist jedoch häufiger.
Die Dosierung der Rohdroge liegt bei 3–9 g pro Tag.
Eine neue Rohdroge und ein neues Granulat kann
Ihnen «EXTRAKT» in dieser Ausgabe vorstellen und
genauer beschreiben.
He Zi, Chebulae Fructus (Rohdroge)
He Zi gehört der zusammenziehenden Kategorie an. Das
Mittel wirkt in der Lunge und im Dickdarm und ist bitter,
sauer und adstringierend. Seine Temperatur ist neutral.
Neu ist das Arzneimittel bei der LIAN auch als Rohdroge
erhältlich.
Aufgrund seines bitteren Geschmacks führt He Zi nach
unten; aufgrund seiner Säure zieht es zusammen, bindet
und hält zurück. Die nach unten leitende Eigenschaft ist
stärker als die zusammenziehende Funktion. Daher wird
Jin Qian Cao, Lysimachiae Herba (Granulat)
Jetzt kann die LIAN Jin Qian Cao, Lysimachiae Herba,
auch als Granulat anbieten. Vielerorts werden verschiedene Kräuter als Jin Qian Cao bezeichnet und gehandelt: Lysimachiae Herba und Desmodii Herba. Doch
gemäss Literatur haben diese zwei Kräuter unterschiedliche Wirkungen.
Traditionell wird Lysimachiae Herba als Jin Qian Cao
benannt. Regional jedoch, zum Beispiel in Sichuan, wurde und wird Lysimachiae auch als Chuan Qian Cao
gehandelt. In den Provinzen Guangdong und Guangxi
Bitter, sauer, adstringierend, von neutraler Temperatur:
He Zhi wird vor allem bei Lungenerkrankungen verwendet.
es vor allem für Lungenerkrankungen eingesetzt. Für
diese Wirkung verwendet man das unpräparierte He Zi.
Dieses hält das Lungen-Qi zurück und kann Husten
stoppen, indem es das rebellierende Qi nach unten leitet und das Auslaufen des Qi verhindert. Häufig wird He
Zi bei Husten und Keuchen mit einem Lungen-QiMangel verwendet. Symptome sind chronischer Husten
oder chronischer Stimmverlust.
Da He Zi neutral in der Temperatur ist, kann es auch, mit
kühlen und kalten Kräutern kombiniert, in der Therapie
von Husten aufgrund von Schleim-Feuer-Akkumulationen eingesetzt werden. Diese Anwendung ist jedoch
eher selten.
Eine spezielle Anwendung der adstringierenden Wirkung
von He Zi zeigt sich in der Behandlung von allergischer
Rhinitis: Wenn die Nase tropft und der Schleim aus der
«äusseren Lunge» rinnt, ist die Kombination mit den zwei
anderen Lungen adstringierenden Mitteln Wu Wei Zi und
Wu Mei sehr effizient. Diese Rezeptur darf nur bei dünnem, wässrigem und klarem Sekret eingesetzt werden.
Nicht aber bei Sinusitis mit entzündeten Nasen-
Süss und salzig, leicht kühl:
Jin Qian Cao fördert Urin und leitet Steine aus.
hingegen verwendet man Guang Jin Qian Cao als
Variation für «Jin Qian Cao». Das in Guangdong und
Guangxi verwendete «Jin Qian Cao» ist jedoch
Glechomae Herba oder Desmodii styracifolii Herba,
nicht Lysimachiae Herba. Heute werden beide als «Jin
Qian Cao» verkauft. In Taiwan gilt, ungleich der
12
NEUE PRODUKTE
Volksrepublik China, Desmodii Herba als Jin Qian Cao.
Die Chinesische Pharmakopöe hat sich mit dem Thema
beschäftigt und festgelegt, dass diese beiden
Substanzen zu trennen sind: Guang Jin Qian Cao ist
Desmodii styracifolii Herba; Jin Qian Cao ist Lysimachiae
Herba. Wie unterscheiden sich die Funktionen?
Jin Qian Cao gehört zu den Feuchtigkeit ausleitenden
Mitteln, es wirkt in der Blase, der Gallenblase, den
Nieren und der Leber.
Der süsse Geschmack fördert den Urin, das Salzige
erweicht Hartes und die leicht kühle Temperatur klärt
Hitze. Durch diese Eigenschaften ist das Mittel ein exzellentes Kraut, um Urin zu fördern, Steine auszuleiten,
feuchte Hitze zu klären und Gelbsucht zu behandeln. So
wird dieses Kraut zum Auflösen von Steinen verwendet.
Da Jin Qian Cao in die Gallenblase und die Blase eintritt,
spielt es keine Rolle, wo die Steine
abgelagert sind. Oft wird für die
Artikelnummer
Behandlung von Nierensteinen Jin
291
Qian Cao alleine in grosser Dosierung
2291
als Tee verwendet.
401
2401
Für die Auflösung von Steinen mit Jin
151
Qian Cao werden 15–30 g der Rohdroge pro Tag verwendet. Wobei man
beachten sollte, dass eine zu hohe Dosierung von
30–60 g Nebenwirkungen wie Pruritus hervorrufen kann.
Die Nebenwirkungen normalisieren sich nach Absetzen
des Mittels.
Im Gegensatz dazu ist Guang Jin Qian Cao (Desmodii
styracifolii Herba) süss, mild und kalt und wirkt in der
Leber, den Nieren und der Blase.
Guang Jin Qian Cao wirkt nicht in der Gallenblase. Daher
wird es vor allem bei Blasenproblemen verwendet. Es
klärt Hitze, fördert den Urin, behandelt schmerzhaftes
Urinieren und leitet Steine aus.
Will man Gallensteine behandeln, wird also Jin Qian Cao
(Lysimachiae Herba) verwendet; Bei feuchter Hitze in der
Blase mit Nierensteinen kann sowohl Jin Qian Cao als
auch Guang Jin Qian Cao (Desmodii styracifolii Herba)
eingesetzt werden.
Regula Suter
Pin Yin
Pharmazeutischer Name
Rodroge/Granulat
He Zi
Chebulae Fructus
Granulat
He Zi
Chebulae Fructus
Rohdroge
Jin Qian Cao
Lysimachiae Herba
Granulat
Jin Qian Cao
Lysimachiae Herba
Guang Jin Qian Cao Desmodii styracifolii Herba
Rohdroge
Granulat
Danke, Andrea Kiser!
Nach langjährigem Einsatz verlässt uns die Leiterin des
Bestellwesens Andrea Kiser auf Ende Jahr. Die LIAN verliert mit Andrea Kiser eine begabte, tatkräftige und
durchsetzungsfähige Mitarbeiterin, die in jeder Lage den
Überblick zu wahren weiss. Danke, Andrea, für Deinen
grossen Einsatz! Für Deine neue Tätigkeit wünschen wir
Dir alles Gute und viel Freude.
Sie als LIAN-Kunde werden natürlich weiterhin von
einem qualifizierten Team betreut. Gabriela Wyss,
Marilena Criseo, Palmira Amoroso und Rosita Besmer im
administrativen Bereich sowie Natalie Heuer (Deutschschweiz) und Marilena Criseo (italienisch- und französischsprachige Schweiz) im Aussendienst werden dafür
sorgen, dass Sie zwar vielleicht – wie wir – Andrea Kiser
vermissen, aber keinesfalls Abstriche an der gewohnten
Qualität der LIAN-Dienstleistungen machen müssen. Auf
weiterhin gute Zusammenarbeit!
Ihre Ansprechpartnerinnen in der LIAN-Zentrale:
Gabriela Wyss, Marilena Criseo (sitzend), Palmira Amoroso
und Rosita Besmer.
Team und Geschäftsleitung LIAN CHINAHERB AG
2/06
13
AG
NEUE PRODUKTE
Drei Emulsionen gegen Schmerzen
Drei Chinesische Kräuteremulsionen gegen verschiedene Arten von Schmerzen kann Ihnen «EXTRAKT» diesmal
vorstellen. Diese Produkte zur äusserlichen Anwendung werden hergestellt von der Bälliz Apotheke in Thun und
vertrieben durch die LIAN.
• Jiao Tong Fang
Chinesische Kräuteremulsion für lokale Qi- und
Blutstagnation
Die leicht wärmende Rezeptur eignet sich hervorragend bei Schmerzen im Bewegungsapparat. Man verwendet Jiao Tong Fang in der
Heilungsphase nach einer Verletzung (ab
5. Tag) oder generell bei Verspannungen und
Muskelschmerzen. Die Emulsion unterstützt die
Heilung durch Qi und Blut bewegende sowie
Leitbahnen öffnende und nährende Kräuter.
Blockiertes Qi und Blut werden abtransportiert,
Feuchtigkeit aufgelöst und Schmerzen gelindert.
• Wen Re Fu Yao Fang
Chinesische Kräuteremulsion für kaltes Bi
Kälte begünstigt die Bildung von Stagnationen
und Stase, die zu Schmerzen führen. Wen Re
Fu Yao Fang wärmt, bewegt und öffnet die
Leitbahnen. Das Qi kann wieder fliessen und
die Schmerzen klingen ab. Die Rezeptur eignet
sich für Schmerzen, welche durch Kälte deutlich verschlimmert werden.
• Huo Xue Li Shui Fang
Chinesische Kräuteremulsion für heisses Bi
Huo Xue Li Shui Fang klärt Hitze im Bewegungsapparat, welche durch aktue Verletzungen (1.–4.Tag) oder chronische Entzündungen entstanden ist. Die Haut ist rot und
warm. Die Rezeptur lindert Schwellungen und
Schmerzen.
14
VERANSTALTUNGEN UND KURSE
Seminare am
LIAN INSTITUT
Büchern, darunter «A Practical Handbook on Infertility
and Sterility».
Detailprogramm und Anmeldung:
LIAN, Tel. 044 786 99 99
oder über www.lian.ch ➔ Seminare
Kurssprache: Englisch, keine Übersetzung
29. September 2007 bis 17. Mai 2009
Beachten Sie nebst unseren Kurshinweisen auf diesen Seiten auch die tabellarische Aufstellung auf
der hinteren Umschlagseite des «EXTRAKT» – sie
dient dem schnellen Überblick.
• Dr. Yu-ning Wu:
Nachdiplomlehrgang
Gynäkologie
Frau Dr. Wu, eine der international
bedeutendsten
Lehrpersonen im Feld der
Traditionellen Chinesischen
Medizin, hat zugesagt, am
LIAN INSTITUT einen Nachdiplomkurs in Gynäkologie und Geburtshilfe zu erteilen.
Die erfahrene Ärztin, Wissenschaftlerin und Dozentin ist
in Westlicher Medizin genauso bewandert wie in der
Chinesischen und pflegt einen klar auf die Praxis ausgerichteten Unterrichtsstil. Der Lehrgang beginnt Ende
September 2007 und dauert bis Mitte Mai 2009. Er wird
mit einer Prüfung abgeschlossen und kostet Fr. 3900.–.
Wer Zeit, Energie und natürlich die Kursgebühren aufbringen kann, sollte sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. Voraussetzung sind weiter genügende
Englischkenntnisse; Fau Dr. Wu unterrichtet in Englisch
und wir können leider keine deutsche Übersetzung
anbieten.
Dr. Yu-ning Wu ist Professorin für Integrierte Medizin
(Chinesisch–Westlich) an der Capital University of
Medical Science und gynäkologische Chefärztin am
Beijing Hospital of Traditional Chinese Medicine. Sie ist
auch Direktorin des Beijinger Geburtshilfe- und
Gynäkologie-Komitees.
Frau Dr. Wu studierte Westliche Medizin an der Beijing
Medical University. Danach studierte sie Chinesische
Medizin am Beijing College for TCM und spezialisierte
sich an der University of Ottawa auf Geburtshilfe und
Gynäkologie. Frau Dr. Wu folgte dann einer der berühmtesten Ärztinnen der Chinesischen Medizin in China, Chai
Song-yan, für mehr als fünf Jahre als Hauptpraktikantin
und Assistentin.
Neben ihrer klinischen und wissenschaftlichen Tätigkeit
vermittelt Frau Dr. Wu ihr Wissen seit über 30 Jahren in
Vorlesungen und Kursen. Sie war Gastprofessorin an der
Yale University und der University of California, San
Francisco, und hat Kurse unter anderem in Deutschland,
Österreich und der Schweiz erteilt. Am «Medi-Cin», der
grössten TCM-Ausbildungsstätte in Israel, hat sie überdies den Nachdiplomlehrgang für Integrierte Gynäkologie
aufgebaut.
Frau Dr. Wu wurde mit mehreren Wissenschaftspreisen
ausgezeichnet und ist Autorin von über 50 Forschungsarbeiten zur TCM-Gynäkologie und Mitautorin von fünf
Zweijähriger TCM-Nachdiplomlehrgang in
Gynäkologie und Geburtshilfe
Kursprogramm im Überblick
Themen und Anzahl Lektionen
– Allgemeine Theorie der kombinierten Chinesischen
und Westlichen Medizin in Gynäkologie und Geburtshilfe, 16 Lektionen
– Häufige Arzneimittel in Gynäkologie und Geburtshilfe,
6 Lektionen
– Menstruationsstörungen, 28 Lektionen
– Leukorrhö (dai xia bing), 4 Lektionen
– Schwangerschaftskomplikationen, 24 Lektionen
– Postpartale Beschwerden, 10 Lektionen
– Weitere Erkrankungen und Störungen, 14 Lektionen
– Unfruchtbarkeit, 14 Lektionen
– Unterleibstumore und -massen (zhen jia), 4 Lektionen
– sexuell übertragbare Krankheiten, 8 Lektionen
Total 128 Lektionen
Abmeldung von gebuchten Kursen:
die Regeln
Um den Aufwand der LIAN für die Vorbereitung der Kurse
(Administration, Reservationen, Honorare u.a.) zu decken, gelten folgende Regeln bezüglich der Abmeldung von bereits
gebuchten Kursen:
• Bei Abmeldungen oder Umbuchungen vor Kursbeginn wird
eine Bearbeitungsgebühr von Fr. 50.– erhoben. Schon
bezahltes Kursgeld wird abzüglich der Bearbeitungsgebühr
zurückerstattet.
• Hat der Kurs bereits begonnen, besteht kein Anspruch auf
Rückerstattung der Kursgebühr. Eine Rückerstattung der
Gebühren ist nur aus gesundheitlichen Gründen oder in
Notsituationen möglich.
Vielen Dank für Ihr Verständnis.
Das LIAN-Kursteam
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AG
Gan Jiang ist nicht Sheng Jiang – sie
werden aus unterschiedlichen
Ingwersorten gewonnen
Gunter Neeb zur Interpretation der
Zungenfurchen
Bi-Syndrome aller Arten:
die wichtigsten klassischen
Rezepturen und vier moderne
Studien aus China
AG
www.lian.ch
LIAN CHINAHERB AG
Fürtistrasse 7
CH-8832 Wollerau
P.P.
CH-8832 Wollerau
VERANSTALTUNGEN UND KURSE
DATUM/ORT
VERANSTALTER
REFERENTIN/REFERENT
THEMA
PREIS
Sa./So. 14./15. April 07
LIAN INSTITUT
LIAN INSTITUT
Dr. Gunter Neeb
Onkologie.
Kurssprache: Deutsch
Fr. 370.–
inkl. Mittagessen
So. 21. April 07
LIAN INSTITUT
LIAN INSTITUT
Frau Dr. Yu-ning Wu
Gynäkologie und Geburtshilfe:
ausgewählte Indikationen.
Kurssprache: Englisch
Fr. 170.–
inkl. Mittagessen
Sa./So. 23./24. Juni 07
LIAN INSTITUT
LIAN INSTITUT
Alex Tiberi
Pädiatrie.
Kurssprache: Englisch
Fr. 370.–
inkl. Mittagessen
Sa. 29. Sept. 07
bis So. 17. Mai 09
LIAN INSTITUT
LIAN INSTITUT
Frau Dr. Yu-ning Wu
Nachdiplomlehrgang
Gynäkologie.
Kurssprache: Englisch
Fr. 3900.–
inkl. Mittagessen
Für Studierende gewährt das LIAN INSTITUT 25 % Rabatt auf seine Weiterbildungskurse.
(Gilt nicht für den Nachdiplomlehrgang von Frau Dr. Wu.)
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