als PDF - artempire | music art photo magazine

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als PDF - artempire | music art photo magazine
VORWORT
Liebe Leser,
nun hat das artempire magazine seinen Rhythmus gefunden und
erscheint ab sofort zum Monatsanfang jedes zweiten Monats. Das
kann ich mir viel besser merken und ihr sicherlich auch, oder!?
In dieser Ausgabe möchte ich euch wieder einige wirklich gute und
leider noch eher unbekannte Künstler vorstellen. Ganz besonders
lustig und originell finde ich die Bilder von Andrew Hutchins: Wer
kommt denn auch schon auf die Idee buntes Dinosaurierviechzeug
mit Laserpistolen in der Gegend rumschießen zu lassen?!
Etwas düsterer geht es da schon bei der Photographin Patsch
zu, die - ganz nebenbei bemerkt - diese Seite gestaltet und das
Titelbild zu diesem Heft beigesteuert hat. Ein schöner Kontrast also.
Ich bin auf jeden Fall sehr zufrieden mit dieser Ausgabe
und hoffe, dass es euch ähnlich ergeht.
Ganz nebenbei möchte ich euch noch auf unser bald bevorstehendes
Frühlingskonzert am 26.03. im Carambolage (Karlsruhe) hinweisen.
Mit dabei sind dieses Mal unter anderem Dan Webb & The Spiders aus Boston,
MA. Vorbeikommen lohnt sich!
Und jetzt viel Spaß beim Lesen,
Dominic
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INHALT
Vorwort & Inhaltsverzeichnis
Interview mit dem Maler Andrew Hutchins
Songtext „olives“ von Fire on Dawson
CD- & Platten-Vorstellungen
Interview mit der Photographin Patsch
Kurzgeschichte „R.O.T.“ von J. Plastargias
Vorschau & Dankeschön
IMPRESSUM
Redaktion (Postanschrift): artempire, Durlacher Allee 22, 76131 Karlsruhe, USt-IdNr. DE264098413
Web: www.artempire.de eMail: Informationen & Kontakt: info@artempire.de, Fon: 0721-91583620
Auflage: 1.000 Printausgaben & unbegrenzte Onlineausgaben
Anzeigen im magazine: Interesse im artempire-magazine zu inserieren? Dann schickt uns einfach
eine eMail an: anzeige@artempire.de und wir mailen euch die aktuelle Anzeigenpreisliste zu.
ANDREW HUTCHINS
Eine E-Mail nach Chicago, Illinois und eine zurück
nach Deutschland und dieses wunderbare Interview ist so gut wie im Kasten.
So, dann fangen wir gleich mal an: Wie lange arbeitest du durchschnittlich an einem Bild?
Das hängt von meiner Faulheit und der Größe des
Bildes ab. Wenn ich gerade gut vorankomme, dann
schaffe ich es schon mal, ein großes Bild zwischen
dem Frühstück und dem Abendessen fertigzustellen.
Zurzeit arbeite ich an einem Bild, in dem ein Pterodaktylus einem Tyrannosaurus den Arm abreißt und
ich muss zugeben, dass ich jetzt schon seit zwei
Tagen nichts mehr daran gemacht habe.
Kann man sich deine Kunst leisten?
Bei meinen letzten Bildern handelte es sich um einen
Versuch mir ein kleines Taschengeld zu verdienen,
das ich hauptsächlich für Bier in Bars ausgebe. Ich
habe die Bilder dann einfach mal auf einer Website
für Kunst hochgeladen und ihren Preis einfach nach
dem Stundenlohn, den ich bei meiner normalen Arbeit
bekommen hätte, plus Materialkosten, ausgerichtet.
Ich finde das ist ein vernünftiger Preis.
Wer denkst du, ist deine Zielgruppe, sofern es
das für dich überhaupt gibt?
Im Moment verkaufe ich meine Bilder hauptsächlich
an Freunde. Die meisten von ihnen haben in den
80ern viel Zeit damit verbracht, Nintendo Spiele zu
spielen und wissen deshalb solche Bilder zu würdigen,
in denen grellfarbige Figuren etwas auseinandernehmen. Ich bin noch relativ neu dabei, deswegen kann
ich noch nicht sagen, ob es ein breiteres Publikum für
meine Kunst geben könnte oder nicht. Bis jetzt mache
ich es hauptsächlich, weil ich Spaß daran habe, solch
absurde Ideen auf Papier zu bringen.
Hörst du Musik wahrend des Malens und wenn ja,
welche?
Wenn ich an einem Bild arbeite, höre ich meistens
Musik. Ich mache irgendwas rein und schalte gedanklich dann direkt wieder ab. Was Musik betrifft, inspirieren mich Bands wie Godspeed oder Sleep, oder
auch richtig epischer Metal. iTunes sagt mir, dass ich
Sachen wie Obits, The Replacements und Al Green
mag. Ich denke, das haut schon hin.
Wie und wann bist du zum Malen gekommen?
Als ich vor fünf Jahren nach Chicago gezogen bin,
fingen ich und mein Freund Giuseppe damit an, Aufkleber zu entwerfen an Anlehnung an die Sprayer- und
Aufkleber-Kunstszene. Die Idee dahinter war, dass
keiner von uns beiden wirklich gut malen konnte, und
wir mit unseren verrückten, abgefahrenen Sachen die
etwas ernsthafteren Künstler irritieren wollten. Und
dann, vor einem Jahr ungefähr, gab es dort wo ich
arbeite, eine Wohltätigkeitsversteigerung, in der nur
Kunst der Leute die dort arbeiteten, versteigert wurde.
Da ich irgendwann mal vier leere Leinwände gekauft
hatte, fand ich das war endlich die Chance, etwas
daraus zu machen. Ich war dann ziemlich überrascht,
dass die Leute die Bilder mochten und, dass sie dann
am Ende, sogar alle verkauft waren. Da kam mir die
Idee mit dem “Biergeld” und seitdem beschäftige ich
mich also damit. Leider sind noch nicht so viele Drinks
daraus hervorgegangen.
Hast du deinen Stil im Laufe der Zeit geändert und
wenn ja, wie?!
Ja, ich habe sogar mal für eine Weile eine Werbeschule besucht, um mir die Grundlagen von GraphikDesign anzueignen, ohne dafür ein volles Kunststudium absolvieren zu müssen. Ich stellte dann allerdings
schnell fest, dass ich Werbung grundsätzlich hasse
und ich nichts damit zu tun haben will. Allein das
Herumexperimentieren mit Photoshop habe ich
beibehalten. Bei vielen der damaligen Sachen habe
ich einfach riesige Tiere in historischen Schlachtfeldern platziert. Zwar noch ohne Laserstrahlen, aber
trotzdem lustig.
Hast du irgendwelche Vorbilder was das Malen
angeht?
Das ist eine schwierige Frage. Da ich kein Kunststudium oder irgendwas in der Art abgeschlossen habe,
muss ich sagen, dass meine alten Mitbewohner in
Richmond wahrscheinlich den größten Einfluss auf
mich hatten. Ich habe die ersten sieben Jahre, die ich
dort war, in einem Band-Haus gewohnt und da gingen
auch ziemlich viele Kunststudenten ein und aus. Im
Keller spielten manchmal Bands, im Erd-geschoss
waren öfters mal Kunstausstellungen, so habe ich
einiges aus dieser Zeit mitgenommen. Ich hatte
damals auch ziemlich viele Freunde, die an Kunst und
Musik interessiert waren. Mein Freund Braden zum
Beispiel hatte damals mehrere Ausstellungen dort,
und da ich sechs Jahre lang mit ihm zusammengewohnt habe, muss ich zugeben, dass er wahrscheinlich mein größter Einfluss überhaupt ist.
Wie kommt man eigentlich darauf Dinosaurier etc.
zu malen, die anscheinend ganz schön gewalttätig
sind und mit Laserstrahlen um sich schießen?
Naja, ich habe damit angefangen Collagen von riesigen Tieren in Schlachtfeldern zu machen, hauptsächlich weil ich die Idee von einem niedlichen
Eichhörnchen, das gerade die amerikanische Navy
zerstört, ziemlich lustig fand. Dann haben ich und
mein Freund Giuseppe mit dem Projekt “Violence
Gang” angefangen, und ich versuchte mir die gewalttätigste und lächerlichste Art, die Welt zu zerstören,
vorzustellen. Da erschien mir eine außerirdische
Riesenkrake, die die Welt mit einem planetengroßen
Tyrannosaurus zerschlägt, irgendwie passend. Und
natürlich sollten im Idealfall alle Sachen immer Laser
haben.
Was hast du in Zukunft vor, hast du irgendwelche
Pläne?
Ja, da gibt es die eine Bar, in der ich öfters bin, und
da habe ich im Moment vor, ein paar Sachen auszustellen. Ich hatte noch nie eine Ausstellung oder
sowas. Es wird also entweder lustig oder peinlich, mal
sehen. Was die Kunst betrifft, habe ich mittlerweile
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ganz schön lange am Computer gesessen, wobei ich
solche Riesen-Panoramaurlaubsbilder gemacht habe
und dazu einfach meine üblichen Dinosaurier, Wale
und Schweine reingesetzt habe. Das macht zwar auch
Riesenspaß, aber da ich ja jetzt halbwegs gut malen
kann, habe ich vor große Stadtpanoramen auszudrucken und sie dann von einer riesigen CartoonDinosaurier-Armee auseinandernehmen zu lassen.
Egal wie ich es auch mache, am Ende wird auf jeden
Fall etwas zerstört.
Was bedeutet die Kunst für dich, welchen Stellenwert hat sie bei dir?
Ich spiele schon seit meinem zwölften oder dreizehnten Lebensjahr Schlagzeug und ich habe seitdem
bereits in jeder Menge Bands gespielt. Das war für
fast die Hälfte meines Lebens bisher, das einzige,
in das ich kreative Energie hineingesteckt habe. Für
mich war Schlagzeugspielen immer ein guter Weg
mich abzureagieren, eine Art Katharsis zu erfahren.
Ich dachte immer das liegt daran, dass ich es einfach
mochte, auf Sachen einzudreschen, weil mir das ein
gutes Gefühl gab. Ich merke jetzt aber, dass ich teilweise dasselbe beim Malen empfinde. Auch wenn
ich sicherlich auch ästhetische, metaphorische und
kulturelle Aspekte von Kunst zu schätzen weiß, ist es
eher der kreative Prozess an sich, der mich reizt. Es
macht einfach Spaß!.
Kannst du dir vorstellen Plattencover zu entwerfen? Ich finde, das würde sich gut anbieten bei
deinen Werken.
Ja, immer nur her damit! Wenn ein Musiker ein Plattencover will, auf dem die Sonne in einer epischen
Schlacht mit einem Roboter verwickelt ist, dann bin
ich sofort dabei! Ich hatte eigentlich vor, das Plattencover meiner letzten Band zu entwerfen, da aber
unser blöder Sänger einfach nach Kalifornien abgehauen ist, wird wohl nichts daraus. Ich würde auch
gerne mal Metal-Plattencover entwerfen, aber ich
glaube mein Stil ist dafür doch etwas zu bunt.
Wie gefallen dir die Bilder von AKU! aus unserem
Heft Nummer 12?
Ich finde sie ziemlich großartig. Ich meine, ich liebe
Roboter, sie sind zusammen mit Zombies meine absoluten Lieblingsmonster. Vor allem den Stil seiner
Roboter mag ich sehr. Dieser Comic- bzw. GraffitiStil hat mich schon immer angesprochen. Ich fände
es toll, wenn er all die hässlichen Schmierereien der
Häuserfassaden meiner Wohngegend wegmachen
würde. Also sollte er jemals in der Stadt sein...
Ich sage ihm mal bescheid, vielleicht könnt ihr
euch ja auf einen Termin einigen. Danke für deine
Zeit.
Na aber gerne doch!
dokr
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olives
I said it all,
let them call me anything
why can’t it all be healed
I said it all let them be all, they wanna see me fall, I’m ready to go
I’m a hundred and I’m trying, I’m trying to make them understand
two hundred and a lie later still walking unaware
ordinary little lives, im saying I wouldn’t let it bother me
tomorrow doesn’t matter really, what matters is I’m coming home…
I said it all
let them call me anything
why cant it all be here
I said it all
let them be all, they wanna see me fall, I’m ready to go
Barefooted and docile, I’m trying to make them understand
two olives and a smile later and I’ll be on my way
ordinary little lives, I’m saying I wouldn’t let it bother me
tomorrow doesn’t matter really, what matters is I’m coming home finally…
This last mile may not seem easy
now it comes to me
hollow as it was, shadows on the wall helped me
Flashes of my life return to me
as a memory I’ll feel, alive, i´m ready now
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CD & PLATTEN VORSTELLUNG
Diego „gold“
www.diego-music.com
„Show me something I haven’t seen before, tell me something I haven’t heard before!“ Das trifft momentan die Herangehensweise an Musik ziemlich genau. Kenn
ich schon! Gab es schon! Die machen ja auch nichts anderes/neues! Wir kennen es
alle und es nervt! Klar, Diego erinnern stimmlich an die Editors oder im entferntesten
Sinne an Joy Division. Aber sollte man jemanden verurteilen, der mit so einer tollen
Stimme ausgestattet ist? Also: Wenn man den Kopf frei macht und Diego einfach
mal bei ihrer Arbeit lauscht, findet man tolle Lyrics, sich hochschraubende Gitarren,
die an der nächsten Drum-Wand wieder zerschellen und wirklich bezaubernde Melodien. Irgendwo zwischen Indie-Tanzbarkeit, Wave-Melancholie und Post-Punk Attitüde finden sie ihren ganz eigenen diegoesken Platz. „I’m loaded like a gun!“ behi
Maîtresse „ep“
www.myspace.com/maitressemusik
Ganz so einfach macht es die Kombo aus Mainz dem Hörer nicht gerade mit ihrer
ersten EP. Am Anfang bin ich erstmal irritiert wegen der doch eher ungewöhnlichen
Stimme, die sich ganz schön nach Stimmbruch anhört, der coolste Stimmbruch den
man sich wünschen kann, wohlgemerkt. Ganz schön Break- und Quietsch-freundlich ist das Arrangement, da sagen doch Captain Planet ganz kleinlaut „Hallo“,
oder?! Und eh man sich versieht, hängt man mitten in ihrem Mikrokosmos, manchmal sogar ein wenig 23*. Besonders aber den Texten von Maitresse sollte man
lauschen, alleine wegen grandioser Zeilen wie: „Alles bleibt beim Alten, denn der
Alte, der bist du / erinnern ist zwar schön / aber doch nicht ganz dasselbe.“ oder
„Und alles was du kannst ist laufen / immer weiter laufen / bis du die Füße verlierst.“
Da lauf ich doch mit, Ihr auch?! dokr
*Anm.d.Red.: siehe CD-Vorstellungen Ausgabe No.10
Trillian „i mean exactly what you know“
www.trillianband.de
Das „Herz aus Gold“ steht schon bereit! Trillian warten nur noch auf dich, um sich
auf „die Reise zum Restaurant am anderen Ende der Galaxis“ zu machen. Das
Universum muss durchquert, gemeistert, verworfen, in Wolle eingepackt und wieder
zusammengebaut werden. Gestartet wird im Indierock, aber der „Unwahrscheinlichkeitsdrive“ macht es möglich, plötzlich in einer ganz anderen Ecke wieder ausgespuckt zu werden. „I don’t want to be the one to stay home. I’ll never be the one
to take you home. I’ll always be the one to leave alone!“ Die Unruhe und Hektik
der Galaxis ist greifbar. Wie gesagt: Gerade noch im Indierock unterwegs, scharf
den Prog umkreist, das Piano eingepackt, die Synthies wieder raus geschmissen
und schon den Post-Punk Anker ausgeworfen. Die Reise ist wild! Genaue Auskunft
erteilt der Begleiter „Per Anhalter Durch Die Galaxis!“ behi
The Saddest Landscape „you will not survive“
www.thesaddestlandscape.com
„We are desperate kids / doing extraordinary things / and we are / JUST LIKE YOU!“
BAM! Das zerreißt dich, packt dich, verschafft dir ’ne Gänsehaut und lässt dich für
eine knappe halbe Stunde in einer düsteren, traurigen Landschaft untergehen. Aber
anstatt jetzt den Tonarm zu heben, verweilst du dort und das gerne. Emotionaler
kann man seine Texte kaum darbieten - und dabei steht bei diesem Stück der Gesang lange nicht so im Vordergrund wie zum Beispiel bei La Dispute. Hardcore ist
hier keine Modeerscheinung - das ist Herzblut! Immer knapp am Nervenzusammenbruch vorbei und doch so schön, wie lange nicht. „We build wars, feel less alone!“
behi
PATSCH
Die Photographin Patsch aus Karlsruhe
erklärt mir was hinter ihrern düsteren Photos steckt.
Was bedeutet Photographie für dich?
Photographie ist für mich ein wunderbarer Ausgleich
um Dinge zu verarbeiten, abzuschalten, Spaß zu
haben und zur Ruhe zu kommen. Zudem finde ich
es auch immer sehr spannend, zu improvisieren, weil
selten alles während eines Shootings nach Plan läuft.
Hier liegt die Herausforderung oft auch darin aus
wenig viel zu machen.
Wie würdest du deine Tätigkeit am ehesten bezeichnen? Du bearbeitest deine Bilder ja nach der
Aufnahme noch intensiv.
Hauptsächlich setze ich Ideen um, die ich im Kopf
habe. Diese werden meistens zuerst in einem Scribble festgehalten, das ich zum einen dazu benutze, die
Idee nicht vergessen und zum anderen, um den Models verständlich zu machen, was später herauskommen soll. Oder ich modelliere meine Skulpturen,
was auch eine sehr schöne Beschäftigung ist. Das
Photo ist meist Mittel zum Zweck, um die Szenerie
einfach festzuhalten. Danach geht’s daran, das Bild
entsprechend zu bearbeiten, so dass die Idee, die
ich hatte, bestmöglich rüberkommt. Deswegen würde
ich mich weniger als Photographin bezeichnen, eher
als... ja gute Frage!
Du bist ja ziemlich digital unterwegs wenn man
sich deine Bilder anschaut. Woran liegt das?
Ich bin so digital unterwegs, weil ich meist so
ungeduldig bin, neue Bilder zu bearbeiten. Je schneller die Bilder auf dem Computer und dann in Photoshop sind, desto besser. Und dann kann´s losgehen.
Außerdem hat man mit der digitalen Bildbearbeitung
einfach unendlich viele Gestaltungsmöglichkeiten.
Hast du denn auch Erfahrungen mit der analogen
Photographie und wenn ja, welche?!
Meine eigenen Erfahrungen beschränken sich leider
hauptsächlich auf Urlaubs- oder Festivalbilder, die
man früher in diversen Drogeriemärkten hat entwickeln lassen. Ich habe allerdings auch schon Fotolabors
von innen gesehen, das aber zu wenig für eigene
Erfahrungen genutzt. Seit der Berufschule weiß ich
aber zumindest, welche chemischen Vorgänge beim
Entwickeln ablaufen.
Woher kommt der Name Patsch?
Der Name kommt noch aus der Schule, ich denke eine
meiner damaligen Freundinnen hat sich das ausgedacht, indem mein Name immer weiter abgekürzt und
verniedlicht wurde. Inzwischen nennen mich meine
Freunde, Eltern und sogar Arbeitskollegen so.
Was meinst du macht Photographie aus? Warum
haben so viele Menschen Spaß an diesem Hobby?
Ich glaube Menschen haben Spaß daran, festzuhalten
was sie sehen, Augenblicke mit anderen zu teilen,
ihre Sichtweise zu präsentieren und andere damit zu
faszinieren. Es kommt aber auch sehr darauf an, was
und wie man photographiert. Mir geht es darum, anderen meine Gedanken zu zeigen und sie zu eigenen
Geschichten zu inspirieren.
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Was bedeutet für dich “schön” im Bezug auf ein
Photo?
Schwer zu beantworten. “Schön” ist ein Gefühl und
macht auch ein Bild noch lang nicht „gut“. Schön finde
ich Bilder, die visuell meinen Geschmack treffen und
vielleicht auch noch eine gute Geschichte erzählen.
Kannst du dir vorstellen das auch irgendwann
hauptberuflich zu machen?
Auf jeden Fall. Teilweise ist das ja schon so. Wenn
man dabei gewisse Freiräume hat, kann das sehr
viel Spaß machen. Allerdings zielt meine momentane
Ausbildung nicht darauf ab, mal sehen ob es sich in
Zukunft vielleicht besser verbinden lässt.
Was hast du als nächstes vor? Gibt es konkrete
Projekte die in Planung sind?
Ich habe noch einige Scribbles und Models, die in den
Startlöchern stehen. Wann dafür dann Zeit sein wird,
weiß ich leider nicht. Geknetet wird auch bald wieder,
spätestens Ende Februar!
Wen würdest du gerne mal vor das Objektiv bekommen?
Alle, mit denen ich schon was ausgemacht habe und
es leider immer noch nicht geklappt hat.
Und wen nicht für alles Geld der Welt?
Konkret fällt mir da niemand ein. Wenn jemand absolut nicht zu meinem Stil passt und ganz andere
Vorstellungen hat, wird’s natürlich schwierig.
Photographie, mehr Technik oder doch eher
Kunst?
Kommt drauf an, was man daraus macht. Klar gibt
es Photographen, die viel Wert auf Technik, Ausleuchtung und teure Ausstattung legen um die Realität so
gut wie möglich abzubilden. Ich will selten die Realität abbilden und photographiere meistens wild drauf
los, bis ich denke, dass das Ergebnis für das Bild am
Ende verwertbar ist.
Was macht dir daran am meisten Spaß?
Am meisten Spaß macht mir, den Weg von der Idee
zum Endprodukt zu sehen. Jedes Bild entwickelt sein
Eigenleben und wird nie ganz so, wie man es sich
am Anfang vorgestellt hat. Das ist das spannendste
daran.
Hast du irgendwelche Vorbilder oder Menschen
deren Photos dir besonders gut gefallen?!
Auf jeden Fall! Gerade wenn man sich bei Deviantart
umsieht gibt es eine Menge hervorragender, und
auch unbekannter Künstler, an denen man sich kaum
sattsehen kann.
Wie gefallen dir die Bilder von Stefan Klein aus
unserer 11. Ausgabe und was fällt dir dazu ein?
Ich mag seine Bilder. Er hat Talent einfache Motive sehr eindrucksvoll und dramatisch darzustellen.
Besonders der „Kabelberg“ hat´s mir angetan, die
unterschiedlichen Strukturen sind perfekt für ein S/WBild und haben eine ungeheure Wirkung.
Vielen Dank für dieses sehr informative Interview.
Oh, sehr gerne.
dokr
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JANNIS PLASTARGIAS
R.O.T.
Ich sitze in ihrer Küche. Mir wird mulmig. Wir haben bisher alles richtig gemacht. Das Blind-Date lief überraschend gut. Mich hat nicht gestört, dass sie dauernd rot wird. Als sie fragte: „Willst du noch zu mir rauf, einen
Kaffee trinken?“, wurde ihr Gesicht fleckig und unansehnlich. Ich sitze in ihrer knallroten Küche. Während
ich die Wände betrachte, wird mir schummrig. Heiß. Ich bekomme keine Luft. Hechele. Ich bitte um Wasser.
Schütte es in mich hinein. Ich kann mich nicht mehr auf ihre Worte konzentrieren. Ich schwitze. Ich friere. Mich
schüttelt es. Kurz gelingt es mir, sie anzusehen. Rot. Ein anderer Ton als die Wände. Sie lassen mich nicht klar
denken. Schwindel. Ich muss raus. Sie bekommt einen leichten Anflug von Panik. Fragt mich, was mit mir los
sei. Ich stütze mich auf den Tisch, der dabei fast umfällt, stolpere über ihre Beine. Stoße mir den Kopf an der
Lampe. Auf den Herd stützen, am Türrahmen festhalten. An der Flur-Wand entlang zur Haustür. Sie läuft irritiert
hinterher. Fleckiges Gesicht. Sagt nichts, weint. Ich reiße die Tür auf. Stürze die Treppe hinunter. Was ist mit
mir los? Ein Taxi. Bin bald zuhause. Im Bett. Falle in einen traumlosen Schlaf.
SMS: „Tut mir Leid! Ich bin eine Erythrophobin. Wollte dich nicht erschrecken. Kriege ich noch eine Chance bei
dir?“ – „Es lag nicht an dir. Tut mir Leid. Werden uns wiedersehen. Bis dann!“
Im Büro werde ich nach meinem Date gefragt. Gut, sage ich. Sie wollen mehr hören. Machen Gesten dabei.
Hast du? Nein. Aber? Es war unser erstes Date. Die Frauen freuen sich. Die Männer lachen sich ins Fäustchen.
Versager. Ja? Was war mit mir los?
Als mein Kollege alleine mit mir ist, will er mehr wissen. Na? Nichts, nichts. Wir sehen uns wieder. Ach. Er
sieht mich merkwürdig an. Ja, bis zu der Küche war ich souverän. Nein, ich finde sie nicht hübsch. Aber dieses
Rotwerden hatte etwas Liebenswertes an sich. Ihre Art. Dieses Alternative. Sie ist ein bisschen neben der Spur.
Sie ist anders. Emotional. Erzählt viel. Lustiges. Ich höre gerne zu. Ich bin anders.
Heute Morgen war alles in Ordnung. Soll ich zum Arzt? Nein. Vielleicht lag es an ihr. Ganz sicher. Mir war alles
zu viel. Bestimmt hat sie ihre Nervosität auf mich übertragen. Und dann dieses schreckliche Rot in ihrer Küche.
Nein. Ich sollte mich mit einer Anderen treffen. Ja, das mache ich.
Chat: „Heute Abend also?“ – „Ja, gerne.“ – „Um acht in der Luna Bar?“ – „Ok.“ – „Ja, sehr gut, dann nehmen
wir die Happy Hour noch mit!“
Dieses Date gefällt mir. Die Frau ist blond. Hat eine gute Figur. Sie heißt Lilly. Sie redet auch auf Anhieb. Wieso
bestellt sie eine „Red Bitch“? Sie erzählt gerade von ihrem Beruf. Dann kommt der Cocktail. Ich starre ihn an.
Erneut dieser Schwindel. Ich schütte meinen „Long Island Iced Tea“ herunter. Heiß. Kalt. Was ist nur los? Sie
schaut mich an. Hält kurz meine Hand. „Alles klar bei dir?“ Ja, sage ich zu ihr. Sie erzählt weiter. Trinkt. Viel. Mir
wird nicht besser. Schummrig. Ich höre noch zu, kann folgen. Bald bemerkt sie es nicht mehr. Sie ist betrunken,
wird lustiger. Emotionaler. Wieder eine „Red Bitch“. Die Farbe ist grässlich. Ich rufe ihr ein Taxi, denn sie kann
kaum noch auf ihren Füßen stehen und lallt.
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Chat: „Oh, tut mir Leid. Was denkst du jetzt von mir?! Eine Frau, die sich betrinkt?! Möchtest du mich überhaupt
wiedersehen?“ – „Na klar, doch. Aber erst nächste Woche. Ich muss zu meiner Mutter fahren am Wochenende.“
Morgens wache ich irritiert auf. Ich hatte einen Alptraum: Ich befinde mich in einer Sporthalle. Sportunterricht.
Ein Junge, der sich steif bewegt, kommt herein, als wir gerade Ball spielen. Er kann nur mit einer Hand fangen.
Er muss aufpassen, dass aus dem anderen bandagierten Arm keine rote Flüssigkeit fließt. Es ist eigenartig, eklig sogar. Im nächsten Bild liegt er auf einem Krankenbett und wird behandelt. Der linke Arm ist voller
Schläuche, die zum rechten Arm führen. Am linken Arm wird er abgestöpselt, am rechten wird der Verband
abgemacht. So sieht man, dass da kein Arm ist. „Aber das hast du sicherlich selbst schon gesehen“, sagt die
Krankenschwester.
Ich melde mich krank, gehe nicht zur Arbeit. Mache einen Termin bei meinem Hausarzt aus. Er gibt mir, ohne
mich zu untersuchen, eine Überweisung zum Psychologen. Ich lasse mich zwei Tage krankschreiben. Ich
packe meine Sachen und fahre zu meiner Mutter. Die wundert sich, als ich zur Tür hereinkomme. „Ist etwas
passiert?“ fragt sie. Nichts. Ich sage, dass ich mich etwas kränklich fühle und Suppe möchte.
SMS: „Ich wusste das. Du meldest dich nicht. Ich kann nichts für mein Erröten! “ – „Tut mir Leid, bin bei meiner
Mutter. Melde mich, wenn ich zurückkomme.“
Es tut gut, sich bekochen und bemuttern zu lassen. Niemand kann mich erreichen. Kein Chat, Mobiltelefon aus.
Mein altes Zimmer ist wie damals. Meine Mutter klopft an. Fragt, ob ich nicht ein paar Dinge ausmisten möchte.
Stofftiere, CDs, Videokassetten. Brauchst du das alles noch? Weiß ich nicht. Schaue mir alles an. Lege die
Videokassetten in den Rekorder. Eine hat den Aufdruck Freiburg. Ich wusste nicht, dass ich die noch habe. 10
Jahre ist es her. Lange habe ich nicht mehr daran gedacht.
Ich sehe mich. Ohne Haare. Weder auf dem Kopf noch am Körper. Kann kaum hingucken. Todkrank. Blass.
Krankenschwestern laufen ins Bild. Andere Patienten. Ich laufe mit meinem Infusionsständer durch die Station. Filme jeden und alles. Leute rufen mir etwas zu. Tränen. Ich hatte die Bilder aus meinem Leben verbannt.
Tagelang war mir während der Chemotherapie schlecht. Ich habe gekotzt, geweint. Gelitten. Und dann sehe
ich mich im Bett liegen. Der Infusionsständer neben mir. Er piept. Die Krankenschwester stöpselt eine neue
Flasche daran. In dem Schlauch, das über einen Infusionsport zu meiner Herzkammer führt, fließt rote Flüssigkeit. Langsam. Gemächlich. Rot. Und ich erinnere mich:
An die Nacht, in der ich sterben wollte. Die rote Flüssigkeit. Dieses teuflische Zytostatikum. Es läuft das erste
Mal durch meinen Körper. Schummrig. Was ist nur los? Heiß. Ich lege mich hin. Kann nicht schlafen. Den Tag
über habe ich ein Anti-Übelkeitsmittel erhalten. THC. Es macht mich müde, schläfrig. Jetzt am Abend kann ich
nicht mehr einschlafen. Tagträume und Visionen. Schlaflosigkeit. Plötzlich Schmerzen. Bauchschmerzen. Sie
zerreißen mich innerlich. Ich kriege Schmerzmittel. Oft. Bis es nicht mehr geht. Schmerzen. Nicht einschlafen
können, leiden. Fragen: Wieso ich? Warum muss mir das zustoßen? Was habe ich getan? Wie lange soll das
noch so gehen? Wann hat das Leiden ein Ende? Wie soll ich das alles nur aushalten? Und: Wäre es nicht
besser zu sterben?
Ich weine. Spule immer wieder vor und zurück. Schaue mir die rote Flüssigkeit an. Die „Red Bitch“. Diese
grausligrote Wandfarbe in der Küche. Diese Nacht. Sterben. Schmerzen. Unbeschreibliche. Innerlich zersetzende. Aufplatzende. Verstörende. Verzweifelt machende.
Alles hatte ich verdrängt. Ich weine. Schaue die Videokassette mehrmals an. Spreche die Dialoge mit. Lache
über die Scherze. So wie wir oft gelacht haben in der Klinik. Lachen und Weinen.
Ich schalte mein Mobiltelefon ein. Es erwarten mich einige Nachrichten.
SMS: „Meldest du dich sicher? Ich finde dich nett! Möchte dich gerne wiedersehen.“ – „Lass uns am Sonntagabend treffen. In meiner Küche. Sie ist weiß gestrichen.“
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PLZ, Ort:
E-Mail:
Datum, Unterschrift:
nächste Ausgabe wird es Anfang April geben und man darf schon gespannt sein
VORSCHAU: Die
was bis dahin wieder alles passieren wird. Auf jeden Fall dabei sein werden Nicolas
Sturm & das Klingen-Ensemble aus Freiburg, alles andere wird noch nicht verraten!
DANKE AN:
Nina für mehr als hier reinpassen würde, Arni für das Fehler töten, Christof für‘s Übersetzen, Patsch, Ben & 100 Kilo Herz, Ralf & das Carambolage, Axel, Yorck, Dirk & die
Zwiebel, Andrew Hutchins & seine Monster, Markus & greenality, lala Schallplatten,
Jan & motivbuttons, David & fairtrademerch, Ankur & Fire on Dawson, Jannis Plastargias, Gunnar & Gunner Records, die Künstler im Heft & auf unserer Seite.