Podiumsdiskussion-Wahlverdrossenheit-TV-11-06-2015
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Podiumsdiskussion-Wahlverdrossenheit-TV-11-06-2015
SEITE 8 TRIER D O N N E R S TAG , 1 1 . J U N I 2 0 1 5 TÄGLICH TRIER Es geht nicht, es bleibt MICHAEL SCHMITZ Quo vadis, Theater? Angesichts des bildungsbürgerlichen Publikums darf man bei Veranstaltungen zur Zukunft des Theaters auch mal einen lateinischen Titel wählen. Wohin das Theater geht – das will die gleichnamige Veranstaltung klären, zu der das Kulturmagazin Opus, das TrierForum und die Architektenkammer Rheinland-Pfalz für heute Abend eingeladen haben (18.30 Uhr, Foyer des Theaters). Dabei scheint ja zumindest eines seit Kurzem klar: das Theater geht nicht, sondern es bleibt. Und zwar am alten Standort. Jedenfalls mit dem Haupthaus. So dürfte vor allem interessant sein, zu erfahren, was Diskussionsteilnehmer Oberbürgermeister Wolfram Leibe von einem möglichen zweiten Standort des Theaters in Trier-Kürenz auf dem ehemaligen Walzwerk-Gelände hält. Den hatte der künftige Intendant Karl Sibelius kürzlich im TV ins Gespräch gebracht. Neben Leibe sind der langjährige Diözesanarchitekt Professor Alois Peitz sowie Professor Matthias Sieveke, Dekan des Fachbereichs Gestaltung an der Hochschule Trier und der künftige Intendant Sibelius heute Abend Diskussionsteilnehmer. Viele Hintergründe zum Trierer Theater erfahren TV-Leser in einer Themenbeilage, die am 19. Juni erscheint. 쐍 Täglich Trier – hier lesen Sie, was heute ansteht in der Moselstadt. Der TV geht wieder auf Stadtteiltour Trier-Irsch. Ab Dienstag, 16. Juni, startet der TV wieder seine Serie Stadtteiltour. Zwei Wochen lang berichten wir täglich jeweils intensiv über einen Trierer Stadtteil, blicken in die Statistik und in die Geschichte, stellen Menschen vor und die Strukturen vor Ort. Und schließlich besuchen wir ein Stadtteilfest mit der TV-Hüpfburg und unserem Maskottchen Lucky, der Leseratte. Zehn Trierer Stadtteile haben wir 2013 und 2014 schon besucht. In diesem Sommer stehen weitere vier Stadtteiltouren auf dem Programm. Zum Auftakt besuchen wir ab Dienstag den Höhenstadtteil Trier-Irsch. Auch Sie, liebe Leserinnen und Leser, sind dabei gefragt: Haben Sie Themen aus Trier-Irsch, über die wir unbedingt berichten sollten? Dann schreiben Sie uns! Oder schildern Sie uns Ihre Meinung: Wie lebt es sich in Irsch? Was gefällt Ihnen an Ihrem Stadtteil, was fehlt Ihnen? Schreiben Sie uns per Mail an echo@volksfreund.de (bitte Name und Anschrift nicht vergessen). ICH FREUE MICH . . . Alina Marie Bing. TV-FOTO: ROLAND MORGEN „…, dass ich in meiner neuen Schule eine tolle Klassengemeinschaft habe.“ Alina Marie Bing (11), Trier-Kürenz, ist Schülerin der Klasse 5a des Humboldt-Gymnasiums Trier (HGT). rm. Politik soll verständlich und glaubwürdig sein Experten diskutieren über niedrige Wahlbeteiligungen und die Grenzen direkter Demokratie Wird die sinkende Beteiligung an Wahlen zu einem Problem für die Demokratie? Darüber lässt sich trefflich streiten, und lebhaft gestritten wurde bei einer Diskussion am Dienstagabend in der Volkshochschule. Tenor vieler Beiträge: Eine höhere Wahlbeteiligung ist kein Selbstzweck, mehr direkte Demokratie noch keine Lösung, und bedenklich ist, dass vor allem Menschen aus sozial schwächeren Schichten mit geringer Qualifikation kaum noch wählen gehen. Von unserem Mitarbeiter Marcus Stölb Trier. Jan W. van Deth ist an diesem Abend in der Minderheit. Jenseits der Volkshochschule, in die Friedrich-Ebert-Stiftung und Agenda-Verein eingeladen hatten, zählt er zur Mehrheit – zumindest wenn man die Beteiligung an kommunalen Wahlen zugrunde legt. Die ist bekanntermaßen seit Jahren rückläufig und erreichte bei der Stichwahl um das Amt des neuen Oberbürgermeisters einen neuerlichen Tiefpunkt: 30 Prozent der Wahlberechtigten nahmen teil. Hätte van Deth in Trier wählen dürfen, man fände ihn unter den restlichen 70 Prozent. Dass der Politikwissenschaftler nicht mehr wählt, dafür lieferte er eine für manchen provozierende Begründung (siehe Extra). Der Niederländer war in der von Dieter Sadowski, dem Vorsitzender des Lokale Agenda 21 Trier e.V., moderierten Diskussion für den Part des pointiert formulierenden Querdenkers gesetzt. Dieser Rolle wurde er gerecht, doch alle Experten sorgten für eine lebhafte, bisweilen auch auf akademischem Niveau geführte Debatte über die Frage, ob sinkende Wahlbeteiligungen Anlass zur Sorge geben müssen und wenn ja, wie wieder mehr Menschen fürs Wählen begeistert werden könnten. „Jeder misst die Ergebnisse an seinen persönlichen Erwartungen.“ Professor Uwe Jun Was „die optimale Höhe für eine Wahlbeteiligung“ ist, sei schwierig zu sagen, erklärte Oscar W. Gabriel. Sein Professoren-Kollege Uwe Jun gab zu bedenken, dass viele Nichtwähler „zu extremen Positionen“ neigten und, so sie denn wieder wählten, häufig entsprechend abstimmten. Da stelle sich dann auch die Frage, ob manche „nicht besser wegbleiben“. Zuvor hatte schon Sadowski an Bremerhaven erinnert, wo ei- Wählen oder Nichtwählen: Der niederländische Politikwissenschaftler Jan W. van Deth ist ein Nichtwähler mit pointierten Ansichten, im Hintergrund sein Trierer Kollege Uwe Jun. Professor Oscar W. Gabriel beklagt Defizite in der politischen Kommunikation. Rechts Sozialarbeiterin Claudia Jannsen von der Wogebe. Das Publikum diskutiert mit (Bilder im Uhrzeigersinn, beginnend rechts oben). TV-FOTOS (3): MARCUS STÖLB/TV-ARCHIV: FRIEDEMANN VETTER ne Gruppierung namens „Bürger in Wut“ bei der letzten Bürgerschaftswahl auf fast 6,5 Prozent der Stimmen kam. Fazit der Politikwissenschaftler: Eine höhere Wahlbeteiligung ist kein Selbstzweck und allein noch kein Garant für gute politische Ergebnisse. Womit nicht nur für Gabriel die Frage im Raum stand: „Was sind denn ‚gute Ergebnisse‘ in einer pluralistischen Gesellschaft?“ Objektive Maßstäbe gebe es nicht, „jeder misst die Ergebnisse an seinen persönlichen Erwartungen.“ Einzelinteressen bestimmten zunehmend die Debatten, die Individualisierung fordert ihren Tribut. Die Experten warnten denn auch davor, in mehr direkter Demokratie die ultimative Lösung zu sehen. Zwar glaubt Jun, dass sich auf diesem Wege das Interesse von Menschen für Themen wecken lässt, was eine höhere Beteiligung nach sich ziehen könne. Deshalb seien Verfahren wie Bürgerentscheide ein guter Ansatz. Doch zeige die Erfahrung auch, dass solche Instrumente meist vor allem von jenen genutzt wür- den, die sich bereits an Wahlen beteiligten und bürgerschaftlich engagiert seien. Gabriel ist überzeugt: „Damit kann man keine Nichtwähler gewinnen“, Als Absage an direktdemokratische Verfahren wollte das niemand verstanden wissen, wohl aber dürften keine überzogenen Erwartungen geweckt werden. Und die Denke, dass eine Bürgerinitiative schon versagt habe, wenn sie ihr eigentliches Ziel nicht durchsetzen konnte, offenbare ein „falsches Verständnis von Partizipation“, gab Gabriel zu bedenken. Dass gerade Menschen aus sogenannten bildungsfernen Schichten kaum mehr verstehen, wie Politik funktioniert, darauf wies die Sozialarbeiterin Claudia Janssen hin. Es mangele an Menschen, die Politik glaubwürdig und allgemeinverständlich vermitteln, beklagte auch Gabriel, der von „kommunikativen Defiziten“ sprach und die Kanzlerin ins Feld führte: Formulierungen wie „marktkonforme Demokratie“ oder „alternativlos“ seien kontraproduktiv, Politiker hätten die Pflicht, Alternativen aufzuzeigen. IHRE MEINUNG Für Oscar W. Gabriel ist eine geringe Wahlbeteiligung „per se noch kein Grund zur Sorge“. Entscheidend sei, „dass die Demokratie als Ordnungsmodell in Deutschland unumstritten ist“, und das sei der Fall. Für bedenklich hält er jedoch, dass sich Menschen mit geringen Ressourcen deutlich weniger beteiligen als solche mit hoher Bildung und guten Einkommen. „Fast 60 Prozent der Menschen interessieren sich überhaupt nicht oder nicht so stark für Politik“, beklagte Uwe Jun. Eine Wahlpflicht lehnt er ab: „Mit Zwang zur Wahl senkt man keine Politikverdrossenheit.“ Zudem müsse man sich bewusst machen, dass Nichtwähler „eher zu Extrempositionen“ neigten und entsprechend wählen würden. Claudia Janssen regte Veranstaltungen auf der Straße an, bei denen „neutrale und glaub- Sporttaucher feiern und steigen in die Mosel Schriftliche Quellen dazu fehlen Zum Bildtext über Welschbillig in der Serie „140 magische Orte“ (TV vom 6. Juni): Zu Welschbillig wird behauptet, römische Kaiser hätten diesen Ort als Sommersitz benutzt. Dazu fehlen alle schriftlichen Quellen, und man sollte es deshalb auch nicht behaupten. Der Dichter Ausonius nannte Konz eine kaiserliche Residenz. Wie kommt der Schreiber aber zu einer solchen Vorstellung? Das liegt an den „Hermen“, die im 19. Jahrhundert ausgegraben wurden und ein großes Wasserbecken umstanden hatten. Es sind Köpfe von Göttern, von griechischen, römischen und „barbarischen“ Menschen. Sie versinnbildlichen das damalige römische Reich in politischer und geistiger Hinsicht. Die Auftraggeber der Hermen hatten eine universal-römische Optik. Um das Wasserbecken herum stand eine große Villa. Zusätzlich muss man in Erwä- EXTRA STATEM EN TS D ER EXPERTEN .............................................................................. gung ziehen, dass das Gebiet innerhalb der sogenannten Langmauer, die sich von Aach im Süden bis Orsfeld im Norden, von Meilbrück im Westen bis Zemmer im Osten erstreckte, offensichtlich in der Villa von Welschbillig ihre Zentrale hatte. Es handelte sich um eine landwirtschaftlich geschützte Zone, die für die Versorgung der nahen Kaiserstadt Trier von hoher Bedeutung war. Weil wir darüber keine Aufzeichnungen mit Ausnahme von zwei Steinen haben, die die Bauarbeiter der Mauer nennen, und zwar Primani, Einser - eine militärische Bezeichnung? -, können wir dazu auch nur Vermutungen anstellen. Wir wissen nicht, ob die Auftraggeber für den Bau der Langmauer und der Welschbilliger Villa Kaiser oder „Trevererbaro- ne“ waren, wie Josef Steinhausen die reichen Grundbesitzer bezeichnete. Ein „kaiserliches Flair“ umgibt die Hermen. Das erste erhaltene schriftliche Dokument, in dem Welschbillig zusammen mit Sülm, Röhl, Newel und Möhn genannt wurde – der gesamte südliche Teil des ehemaligen Langmauerbezirks –, ist eine Urkunde König Dagoberts I. († 639). Dieses Gebiet kam deshalb in den Besitz der Merowingerkönige, weil die fränkischen Eroberer öffentliche Liegenschaften „eingezogen“ haben. Dieser Bezirk war also in der Spätantike ein besonderes rechtliches Gebilde, möglicherweise sogar kaiserlich. Ob Kaiser sich im Sommer dort aufgehalten haben, wissen wir nicht. Franz Lüttgen, Welschbillig Trier. Der Verein Trierer Sporttaucher ist 30 Jahre alt geworden. Daher wollten die Taucher mit Wassersportbegeisterten in die Mosel steigen und die Jubiläumsfeier am Samstag, 13. Juni, schwimmend beginnen. Um 16 Uhr treffen sich die Teilnehmer am Nordbad, Umkleiden (abhängig vom Wetter auch in Neopren), um 17 Uhr fahren Busse zum Einstiegsplatz unterhalb der Römerbrücke, um 18 Uhr steigen die Taucher in die Mosel und schwimmen bis zum Moselstrand unterhalb des Freibads Trier-Nord. red Riesling-Freunde treffen sich Trier. Der nächste Stammtisch des Riesling-Freundeskreises ist am Freitag, 19. Juni, 18 Uhr. Die Rieslingfreunde treffen sich in der Gutsweinstube Deutschherren-Hof (Oberbillig-Schieben) in Trier-Olewig. red würdige Personen“ informieren. Auch Instrumente wie der „Wahl-O-Mat“, eine von der Bundeszentrale für politische Bildung im Internet angebotene Entscheidungshilfe, seien ein guter Ansatz, meint die Sozialarbeiterin der Wohnungsgenossenschaft Wogebe. Für Jan W. van Deth gibt es „keine moralische Pflicht“ zu wählen. Mit Blick auf die OBWahl erklärte er: „Der Punkt ist nicht, dass 30 Prozent wählen gingen, sondern dass 100 Prozent die Gelegenheit dazu hatten.“ Dass Menschen aus sozial benachteiligten Schichten weniger partizipieren als gut situierte, sei das Kernproblem. Er sei Nichtwähler, weil er innerhalb der Wählerschaft nicht noch die Unterrepräsentanz jener verschärfen wolle, die mehr als er auf die Politik angewiesen seien – und darauf, dass diese „konkrete Maßnahmen gegen die Ungleichheit“ ergreift. mst GLÜCKWUNSCH! .................................. Heidemarie und Reginald von FOTO: PRIVAT der Osten. Heidemarie und Reginald von der Osten aus Konz feiern am heutigen Donnerstag das Fest der goldenen Hochzeit. Zu diesem Ehrentag gratulieren alle Angehörigen und Freunde und wünschen ihnen alles Gute und Gesundheit. PRODUKTION DIESER SEITE: VERONA KERL