Eisenhüttenstadt
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Eisenhüttenstadt
Stadtplanung und Städtebau mit erhöhtem Risiko Tendenzen und Positionen zum Phänomen der Schrumpfung Institut für Städtebau Prof. Michael Braum Dipl.-Ing. Oliver Schetter Eisenhüttenstadt Ein Gutachten von Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin • Kerstin Sailer • Matthias Sturm März 2002 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm Inhaltsverzeichnis Präambel: Ziel und Anlass der Untersuchung Allgemeine Rahmenbedingungen der Städte in der DDR Sozioökonomischer Wandel nach der Wende Strategien und Aufgaben für die Zukunft Eisenhüttenstadt – Analyse S. 4 S. 5 S. 6 S. 8 S. 10 Kurzvorstellung der Stadt In Daten S. 10 S. 10 Geschichte von Eisenhüttenstadt Fürstenberg und Schönfließ Die Planstadt Eisenhüttenstadt WK I WK II WK III WK IV WK V WK VI WK VII S. 13 S. 13 S. 16 S. 18 S. 18 S. 19 S. 19 S. 19 S. 20 S. 20 Übersichtsplan Eisenhüttenstadt Flächennutzungsplan S. 21 S. 22 Wirtschaftliche Entwicklung Entwicklung von EKO 1989 bis heute Wirtschaft – Harte Daten Strategiekonzept Wirtschaft Fazit S. 23 S. 24 S. 25 S. 28 Wohnungsmarkt Wohnungsbestand Wohnungsleerstand Sanierungstätigkeiten Sanierungskosten Abrisskosten Wohnungsunternehmen Stadtentwicklungskonzept der Stadt Stadtumbau Fazit S. 29 S. 29 S. 29 S. 31 S. 32 S. 32 S. 32 S. 33 S. 33 S. 35 Stärken und Schwächen S. 36 2 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm Eisenhüttenstadt – Konzept S. 41 Konzept der Stadt Eigenes Konzept Ein Abriss-Szenario Die Transfor ma-zone – ein neues Entwicklungspotential für Eisenhüttenstadt Felder_Attraktoren_Bezüge_Band Die Felder Feld 1_Kleinteiligkeit / Wohn_Landschaft Feld 2_Park / Öffentlichkeit Feld 3_Wasser / Freizeit Feld 4_Bahnhofsviertel / Nachtleben Das Band S. 41 S. 43 S. 46 S. 49 Schlussworte S. 56 Anlagen S. 57 Fragenkatalog für den Besuch der Stadt Eisenhüttenstadt Literaturliste S. 50 S. 50 S. 51 S. 52 S. 53 S. 54 S. 55 S. 58 S. 62 3 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm Präambel: Ziel und Anlass der Untersuchung In Ostdeutschland stehen über eine Million Wohnungen leer, Teile mancher Städte der ehemaligen DDR weisen einen Wohnungsleerstand von über 50% auf, einige Wohnungsbaugesellschaften stehen kurz vor dem Zusammenbruch durch Konkurs. Eine der wichtigsten Prämissen unserer heutigen Gesellschaft – die des (wirtschaftlichen) Wachstums ist heute nur noch bedingt gültig. Wir haben uns mit dem Phänomen der Schrumpfung auseinanderzusetzen. Um den Kontext und die Rahmenbedingungen der Untersuchung zu verstehen, sollen zunächst die allgemeinen historisch-politischen, sozioökonomischen und städtebaulichen Voraussetzungen und Bedingungen in aller Kürze aufgezeigt und die Entwicklung der ostdeutschen Gebiete nachgezeichnet werden. Das Hauptaugenmerk liegt dann aber in der detaillierten Analyse der Stadt Eisenhüttenstadt. Eisenhüttenstadt ist ein besonders interessantes Beispiel, da sie als junge Stadt erst in den 50er Jahren unter den neu formulierten städtebaulichen Regeln des Sozialismus als sogenannte “erste sozialistische Planstadt der DDR” entstand. Insofern ist sie kein typisches Beispiel einer Stadtentwicklung mit gewachsenen Strukturen. Letztlich sollen Perspektiven der Weiterentwicklung und der städtebaulichen Neuordnung für Eisenhüttenstadt aufgezeigt werden mit Rücksichtnahme auf ihre Besonderheit, aber auch auf ihre DDR-typischen Eigenschaften und die heutigen Konditionen. 4 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm Allgemeine Rahmenbedingungen der Städte in der DDR Die Ursachen für den heutigen Zustand vieler Städte auf dem Gebiet der ehemaligen DDR sind in der Wiedervereinigung der zwei deutschen Staaten zu sehen, also im Zusammenprall zweier Systeme mit unterschiedlicher Funktionslogik und der schnellen und unbedachten Anwendung des kapitalistischen Systems auf die zusammengebrochene DDR. In den 40 Jahren ihrer Existenz hat sich in der DDR ein realsozialistisches System entwickelt, das sich von der BRD vor allem durch die Art der Bodennutzung und den Zeitpunkt und das Ausmaß von Investitionen unterschied. Während im Kapitalismus “die räumliche und bauliche Entwicklung grundlegend durch Entscheidungen der privaten Grundeigentümer bestimmt”1 wurde, deren einheitliches Interesse, die “möglichst rentable Verwertung des Bodens”2 war, lag “die gesamte Verfügung über den Stadtraum, über die verschiedenen Nutzungen, über Zeitpunkt und Ausmaß von Investitionen (...) in staatlicher Hand”3 . Der Staat koordinierte und bestimmte zentralistisch den Städtebau. Die spezifische architektonische Abbildung des sozialistischen Staatsverständnisses äußerte sich einerseits in repräsentativen Bauten, Plätzen und Straßenzügen als Darstellung der neuen “Volksdemokratie”, andererseits aber auch durch die sogenannten Plattensiedlungen, die – in industrieller Bauweise massenhaft erstellt – gleichwertigen Wohnraum für alle bieten sollten, unabhängig von sozialer Stellung oder Einkommen. Der Wohnraum wurde staatlich verwaltet und zugeteilt. “Die Platte”, die nicht nur einen höheren Wohnkomfort und Standard aufweisen konnte, wurde auch “politisch” favorisiert. Die Altbau- und besonders Gründerzeitviertel wurden als spezifischer Ausdruck ungleicher, also kapitalistischer Wohnverhältnisse verstanden und gewollt vom Regime dem Verfall überlassen. Durch die fehlende private Eigentumsbildung konnten auch keine Einfamilienhaussiedlungen analog zur populären Entwicklung in der BRD entstehen und damit auch keine Suburbanisierungstendenzen wie in Westdeutschland. Die Stadt im Sozialismus deutscher Prägung unterlag den folgenden Bau- und Gestaltungsprinzipien: • “Optimale Stadtgröße mit einer EinwohnerInnenzahl von 50.000-60.000. Kontrolliertes Wachstum der Städte. Das Recht zur freien Wahl des Wohnraumes wurde eingeschränkt und an Bedingungen geknüpft. • Staatliche Kontrolle des Wohnraumes: Um eine gerechte Verteilung des knappen Wohnraumes und um einen Mindeststandard an Größe und Hygiene zu gewährleisten, wurde die Wohnraumverwaltung unter staatliche Obhut gestellt. Häußermann, Hartmut: “Von der Stadt im Sozialismus zur Stadt im Kapitalismus”, in: Häußermann, Hartmut; Neef, Rainer (Hg.): “Stadtentwicklung in Ostdeutschland. Soziale und räumliche Tendenzen”, Opladen 1996 [HÄU], S. 6 2 [HÄU], S. 6 3 [HÄU], S. 8 1 5 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm • • • • • • • Kontrollierte Entwicklung der Wohngebiete: Idee des Mikrorayon4 , selbstständige städtebauliche Einheiten von 8.000-12.000 EinwohnerInnen mit eigenen Versorgungseinrichtungen. Angestrebte Fußläufigkeit. Gleichmäßige Verteilung der Konsumgüter: Das Angebot von Waren und Dienstleistungen sollte gleichmäßig über das gesamte Stadtgebiet verteilt sein. Kurzer Weg zur Arbeit: Der tägliche Arbeitsweg der Bevölkerung soll kurz und mit öffentlichen Mitteln zu bewältigen sein. Strenge Funktionstrennung der Bereiche für Wohnen und Arbeiten. Minimierter Verkehr Extensive Grünflächen Symbolismus im Zentrum: Das Zentrum soll Mittelpunkt des politischen und kulturellen Lebens sein. Dies soll durch die Gestalt der Stadtmitte verdeutlicht werden.”5 Im Gegensatz zur kapitalistischen BRD existierten keine Kommunen als regionale Selbstverwaltung. Das zentrale Organ für die Bereitstellung von sozialer, wie technischer Infrastruktur war der Betrieb. In ihm drückte sich auch die Strukturförderungspolitik der DDR aus. Ganze Industriestandorte entstanden – hochsubventioniert und konzentriert – als großflächig angelegte volkswirtschaftliche Einheiten, in deren Gefolge sich neue Städte herausbildeten, wie beispielsweise auch die “Planstadt Eisenhüttenstadt”. Insgesamt besaß die DDR bis zu ihrem Ende einen ungewöhnlich ausgeprägten sekundären Sektor, im Gegensatz zur BRD, die bereits die Entwicklung einer Industriegesellschaft in die Dienstleistungsgesellschaft schrittweise vollzogen hatte. Sozioökonomischer Wandel nach der Wende Nach der Wiedervereinigung 1990 gelten für die DDR-Gebiete plötzlich neue politische und wirtschaftliche Grundbedingungen, die einer ganz anderen Funktionslogik entsprechen. Im Pr0zeß der Wiedervereinigung wird übersehen, dass die DDR darauf gar nicht angemessen reagieren kann, weil Erfahrungen im Agieren in einem kapitalistischen System fehlen. Eine regelrechte “Abwicklung” der DDR beginnt. Weite Teile der Industrie fallen weg, da sie für ein Gesamtdeutschland nicht mehr gebraucht werden. Mit ihnen fallen auch zahllose Arbeitsplätze. Je höher eine Gegend zu DDRZeiten strukturell gefördert und subventioniert war, desto drastischer entwickelt sich eine rasante Abwärtsspirale. Es muss von einer strichweise fast kompletten Deökonomisierung gesprochen werden. Nach dem Zusammenbruch der DDRIndustrie wandern viele Menschen aufgrund dieser veränder- Abb. 1: Anlage eines typischen Stadtzentrums Abb. 2: Die moderne sozialistische Stadt in den 50er und 60er Jahren Abb. 3: Der Mikrorayon am Beispiel Warschau Abb. 4: Die sozialistische Stadt in den 80er Jahren 6 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm ter Bedingungen in den Westen ab – und faktisch den Arbeitsplätzen hinterher. Je jünger und mobiler die Menschen, desto eher wandern sie ab, um eine Perspektive für ihr Leben zu gewinnen. Das Ergebnis ist eine Veralterung der Gesellschaft. Die demographische Entwicklung insgesamt erlebt einen Abwärtstrend. Die Abwanderung in den Westen und zusätzlich fallende Geburtenraten sorgen für einen enormen Bevölkerungsverlust, der sich in den Städten durch die zusätzliche und zeitlich etwas verzögert einsetzende StadtUmland-Wanderung noch deutlicher bemerkbar macht. Der Abzug aus den Kernstädten ins Umland ist einer nachholenden Entwicklung der DDR-BürgerInnen geschuldet, die die Möglichkeiten der (subventionierten) Eigentumsbildung wahrnahmen und sich den “Traum der Deutschen” nach dem Einfamilienhäuschen in der Natur erfüllten. Insgesamt wurden durch den Wunsch nach höherem Wohnkomfort und den Subventionen beim Neubau nach 1990 noch etwa 800.000 Wohnungen erstellt. Nach 1990 entstand also auf einmal ein Wohnungsmarkt, eine Form der Organisation von Angebot und Nachfrage, die es bisher im zentralstaatlichen Verteilungssystem der DDR nicht gegeben hatte. Das vormals volkseigene (und damit staatliche) Eigentum musste irgendwie privatisiert werden. Zu diesem Zweck wurden, meist nach räumlichen Kriterien Wohnungsbaugesellschaften gegründet, denen das Eigentum an Wohnungen aus einer ganzen Siedlung übertragen wurde. Der Wohnungsbau in der DDR wurde, wie vieles andere auch stark subventioniert. Die Wohnungen wurden so billig vermietet, dass die Erstellungskosten bei weitem nicht erwirtschaftet werden konnten. Im sozialistischen System der DDR hatte das keine negativen Folgen, ganz im Gegenteil: der billige Wohnraum wurde von den Menschen als “zweite Lohntüte” verstanden. Nach der Wiedervereinigung und der Übernahme der Staatsbank der DDR durch die privatwirtschaftliche, westliche Berliner Bank wurden die damaligen “Scheinkredite” für den Wohnungsbau, die sich die DDR sozusagen selbst ausgestellt hatte, als reale Schulden umgerechnet und den neuen Wohnungsbaugesellschaften als Altschulden aufgebürdet. Die Gesellschaften wurden zur schnellen Privatisierung angehalten und sollten ihren Wohnungsbestand möglichst bald an private Eigentümer veräußern. Als Anreiz wurde ihnen ein Teilerlass der Altschulden angeboten. Allerdings schlug diese Strategie fehl, da es den DDR-Bürgern an Kapitaleigentum und Kaufkraft, aber auch an sicherem Einkommen mangelte. Die Altschulden und deren Steigerung durch Verzinsung gemeinsam mit dem teils hohen Leerstand von durchschnittlich 15% bis hin zu örtlichen 50-70%, verursacht durch die demographischen Entwicklungen brachten und bringen die “Um endlich der gewaltigen Wohnungsnot Herr zu werden, wurde das so genannte Modell des Mikroayons entwickelt. Ein Mikroayon ist eine selbstständige städtebauliche Einheit, in der Regel am Stadtrand gelegen und besteht ausschließlich aus standardisierten Plattenbauten. Seine Größe von etwa 8000-12000 EW ergab sich aus dem Einzugsbereich einer Grundschule. Ein wesentlicher Grundzug war die angestrebte Fußläufigkeit (im Sinne einer “Stadt der kurzen Wege”). Läden mit Gütern des täglichen Bedarfs und Dienstleistungszentren sollten die Bevölkerung vor Ort versorgen.” 5 Schmidt, Thorsten “Die sozialistische Stadt”. Eine Arbeit im Proseminar “Stadtgeographie” WS 1999/2000 an der Universität Tübingen 4 7 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm Wohnungsgesellschaften der “Plattensiedlungen” in gefährliche Nähe zum Konkurs. Aber auch in den innerstädtischen Altbaugebieten sieht die Lage nicht viel besser aus. Die Bausubstanz ist mittlerweile vielerorts in einem schlechten Zustand. Es fehlt nicht nur an Sanierungen, sondern auch an sicheren Eigentumsverhältnissen, die gerade hier oftmals ungeklärt sind und alte Ansprüche aus den Enteignungen der frühen DDR verborgen halten können. Als problematisch erweisen sich auch die Kosten eines sanierten Altbaus, die nur die wenigsten, in Ostdeutschland verbliebenen Menschen bezahlen könnten. Auch hier finden wir teils hohe Leerstandszahlen vor. Zusätzlich wurde durch ausgewiesene Gewerbeflächen “auf der grünen Wiese” ein gewerblicher Suburbanisierungsprozess bisher unbekannter Dimensionen ausgelöst. Zum Teil findet sich dieselbe Anzahl an gewerblich genutzten Quadratmetern Fläche, die bereits in der Innenstadt existiert, noch mal in der Peripherie wieder. Der Verfall und die Abwertung der Innenstädte schreitet dadurch noch weiter voran. Strategien und Aufgaben für die Zukunft Bezüglich der Strategien und dem Umgang mit dem Phänomen der Schrumpfung treffen wir auf eine weitgehende Ratlosigkeit unter vielen Beteiligten, gerade auch unter PlanerInnen. Die alten Strategien und Planungsinstrumentarien waren auf das Dogma des Wachstums fixiert und greifen deswegen unter derartig veränderten Bedingungen nicht mehr. Zudem ist teilweise ein großer Unwille festzustellen, seitens der Städte selbst, aber auch von den BewohnerInnen ausgehend, sich auf diese Rahmenbedingungen einzulassen und sie zu akzeptieren. Lange wurde das Problem totgeschwiegen oder auf eine schrittweise Verbesserung der Lage gesetzt und gehofft. Doch darauf kann nicht gewartet werden, da die Abwärtsspirale aus sinkenden Arbeitschancen, sinkenden Bevölkerungszahlen, sinkender Infrastruktur und damit sinkender Attraktivität und Lebensqualität vielerorts bereits in Gang gesetzt ist. Ansätze zu einem angemessenen Umgang mit Schrumpfung sind im Entstehen. Schrumpfung als Faktum muss zunächst anerkannt und dann geplant werden – vielleicht sogar als Chance zur Umsetzung neuer Qualitäten in der Stadt begriffen werden. Der städtebauliche Bestand muss ehrlich und schonungslos analysiert werden. Da es keine Patentrezepte geben kann, muss genau hingesehen und ausdifferenziert werden: wo sind Stärken und Schwächen? Was ist erhaltenswert? Wo muss umgebaut, wo umgenutzt, wo saniert und wo und wie viel abgerissen werden? Zudem ist Leerstand nicht gleich Leerstand – nicht nur aufgrund des städtebaulichen Erhaltungswertes, 8 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm sondern auch wegen der psychologischen Bindung der BewohnerInnen an ihr Viertel, sowie der vielfältigen anderen Hindernisse, die der Umsetzung im Wege stehen könnten: vom Mietrecht bis hin zur abwartenden Haltung der Marktteilnehmer. Äußerst wichtig wird in Zukunft die Frage sein, wie eine Stadt funktioniert und was sie notwendigerweise zum Überleben braucht. Was macht eine Stadt aus? Ab wann funktioniert sie und vor allem ab wann nicht mehr? Klar ist aber, dass es ohne ein wirtschaftliches Fundament nicht gehen wird. Standortsicherung, Erhaltung und Schaffung von Arbeitsplätzen, Konkurrenz- und Wettbewerbsfähigkeit, sowie Attraktivität und Lebensqualität werden in irgendeiner Form nötig sein, wenn man nicht ganze Gebiete abschreiben und aufgeben will. Allerdings können PlanerInnen auch keine Wunder vollbringen und alle Probleme, gerade auch diejenigen politischer Natur lösen. Daher ist auch die Politik gefragt. Sie muss sich beteiligen und zu einer Zusammenarbeit und Kooperation bereit sein. Es werden also staatliche Eingriffe und Förderprogramme nötig sein. Die Balance zwischen staatlichen Interventionen und Subventionen (als mächtigstem staatlichem Mittel) und den Regulationsmechanismen des freien Marktes muss aber erst noch gefunden werden. Sie ist Gegenstand der Auseinandersetzungen um neue Lebensqualitäten und Strategien auf dem Weg dorthin. Die BewohnerInnen der Stadt müssen in die Umbauprozesse eingebunden werden. Wenn sie den Umbau nicht akzeptieren, kann er nicht erfolgreich verlaufen. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass auf pragmatischer, handlungsorientierter Seite vor allem Lösungen für die Finanzierung und für die weitgehende Akzeptanz des dringend anstehenden Stadtumbaus gefunden werden müssen. Planerische Konzepte für den Umgang mit Schrumpfung können darauf basierend entwickelt und umgesetzt werden. Vielerorts sind sie bereits am Entstehen. 9 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm Eisenhüttenstadt – Analyse Kurzvorstellung der Stadt Eisenhüttenstadt liegt im Bundesland Brandenburg, im Landkreis Oder-Spree und nimmt mit seinen rund 41.000 EinwohnerInnen die Funktionen eines Mittelzentrums wahr. Die Stadt ist gekennzeichnet durch ihre Lage an der Oder sowie der unmittelbaren Nähe zur polnischen Grenze. Die nächstgrößere Stadt Frankfurt an der Oder ist mit 25 Kilometern Entfernung in Reichweite, ebenso wie die Bundeshauptstadt Berlin lediglich 100 Kilometer nordwestlich von Eisenhüttenstadt liegt. Im Umkreis von 200 Kilometern liegen die Städte Leipzig und Dresden in Sachsen sowie Magdeburg und Halle in Sachsen-Anhalt. Eisenhüttenstadt besitzt keinen direkten Autobahnanschluss, die Autobahn A 12 von Berlin aus endet in Frankfurt/Oder. Von dort ist Eisenhüttenstadt über die Bundesstraße B 112 ans Straßennetz angebunden. Zweimal stündlich verkehrt von Berlin-Ostbahnhof ein Regionalexpress, mit dem man Eisenhüttenstadt in 1 ½ Stunden erreicht. Der wichtigste infrastrukturelle Anschluß für Eisenhüttenstadt stellen die Wasserwege dar. Eisenhüttenstadt besitzt einen Hafen und ist über den Oder-Spree-Kanal mit Berlin verbunden sowie über die Oder nach Norden (Frankfurt, Stettin/Sczczecin in Polen, Ostsee) und über die Oder und Neiße in Richtung Süden beziehungsweise Osten nach Polen. Harte Daten 1950/51: 1953: 1961: 1984: 1995: Grundsteinlegung für Hochofen und erste Wohnkomplexe Stadt wird in Stalinstadt umbenannt Zusammenlegung von Fürstenberg, Schönfließ und Stalinstadt zu Eisenhüttenstadt Erweiterung auf 7 Wohngebiete Eingemeindung von Diehlo Lage: Oder, Polnische Grenze, 25 km südlich von Frankfurt/Oder, 100 km südöstlich von Berlin Landkreis: Oder-Spree, kreisangehörige Stadt, Mittelzentrum Land: Brandenburg Fläche: 63,6 km2 Partnerstädte: Dimitroffgrad (Bulgarien), Drancy (Frankreich), Glogow (Polen), Saarlouis (BRD) 10 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm EinwohnerInnen: 41.4936 darunter Frauen: 49,8 %; Männer: 50,2 % darunter erwerbsfähige Bevölkerung: 29.560 → 71,2 % darunter AusländerInnen: 669 (davon 305 Polen, Russ. Föderation 56, Vietnamesen 49, Ukraine 33, Rest: 226) → gesamt: 1,6 % (noch mal so viele AusländerInnen in der ZAST)7 Abwanderung: 1989: 53.000 EW; 2000: 41.500, 2015 (Prognose): 35.000 1989-heute: -22% heute-2015: -16% Stadt-Umland-Wanderung: knapp 40% der abgewanderten Menschen haben sich in den Umlandgemeinden angesiedelt Bevölkerungsdichte: 655 / km2 Altersstruktur: Durchschnittsalter: 37 Jahre Arbeitsplätze in Eisenhüttenstadt: darunter: Verarbeitendes Gewerbe: Baugewerbe: Dienstleistungen: Handel: Sonstige: 17.9608 6.843 → 38,1% 2.741 → 15,3 % 4.348 → 24,2 % 1.841 → 10,3 % 2.187 → 12,1 % Arbeitslosigkeit: Sozialhilfequote: 18,8 %9 2,9 % Wohnungen: 21.890 2-Zimmer: 1.564 → 7,5 % 3-Zimmer: 5.235 → 25,0 % 4-Zimmer: 11.170 → 53,5 % 5-Zimmer: 2.921 → 14,0 % 2 1.354.200 m → 32,6 m2/Person 3.700 → 17% Wohnfläche: Leerstand: Abb. 5: Altersstruktur der Bevölkerung Einrichtungen: Soziales: 18 Schulen (2 Gymnasien, 1 Oberstufenzentrum), 22 Kindertagesstätten Kultur: Theater, Kino, Kulturzentrum, Stadtbibliothek, Stadtarchiv, Museum/Galerie, Dokumentationszentrum DDR-Alltagskultur, Feuerwehrmuseum, Musikzentrum, Tiergehege Stand: 12/2000 ZAST: Zentrale Anlaufstelle für AsylbewerberInnen 8 CD “Eisenhüttenstadt – Stadt mit Zukunft”, Stand: 21.7.2000, Hg.: Stadtverwaltung Eisenhüttenstadt [CD EH] 9 Stand: April 2001 6 7 11 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm Sport: Vergnügen: Vereine: Jugend: Sprungschanze, Wintersportanlage, 21 Turnhallen, 28 Sportplätze, 4 Tennisplätze, 1 Schwimmhalle (Erlebnisbad) 13 Restaurants, 5 Bars/Kneipen, 1 Disko 47 eingetragene Sportvereine, 6 Kunstvereine, 8 Chöre, 8 darstellende Gruppen, 7 Musikgruppen, 1 Fotogruppe, 11 Sonstige 5 Jugendclubs Politik10 : SPD PDS CDU Bürgervereinigung B 90/Grüne Republikaner 40,1 % 27,1 % 18,6 % 7,6 % 1,4 % 5,2 % 16 Sitze 11 Sitze 7 Sitze 4 Sitze11 2 Sitze Ergebnisse der letzten Kommunalwahl vom 27.09.1998 11 Sitze im Rat gemeinsam mit B 90/Grüne 10 12 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm Geschichte von Eisenhüttenstadt Die Geschichte und auch die städtebauliche Entwicklung Eisenhüttenstadts lassen sich nicht, wie bei vielen anderen deutschen Städten ohne Brüche zurückverfolgen. Der flächenmäßig wohl größte Teil der Gesamtstadt ist erst 1950 entstanden. Die Geschichte von Eisenhüttenstadt als Eisenhütten-Stadt beginnt also eigentlich erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, auch wenn das heutige Gebiet der Stadt als Verknüpfung mehrerer kleinerer Ortschaften (wie Fürstenberg und Schönfließ) zu verstehen ist, die schon länger existierten und deren Geschichte – wie in so vielen anderen deutschen Städten – weit ins Mittelalter zurück reicht. Fürstenberg und Schönfließ Die Anfänge der Stadt insgesamt liegen in Fürstenberg. Gegründet wurde dieser Ort 1250 im Zuge der Ostkolonisation. Urkundlich erwähnt wurde es erstmals 1268. Schönfließ dagegen wurde etwas später um 1316 gegründet und war agrarisch geprägt. Die günstige Lage am hohen Oderufer zwischen Frankfurt und Guben an der Oder dürfte ein ausschlaggebender Punkt für die Verleihung der Stadtrechte für Fürstenberg gewesen sein. Die Lage zwischen Guben und Frankfurt bestimmte die weiteren wirtschaftlichen Faktoren Fürstenbergs. Streitigkeiten und Interessenskonflikte bescherten der Stadt immer wieder neue Zugehörigkeiten. Beispielsweise gehörte Fürstenberg 1316 zum unmittelbar in der Nähe liegenden Kloster Neuzelle. Die Könige von Sachsen, Böhmen und die Markgrafen von Brandenburg hatten in der Folge ein Interesse an der Stadt. Etwa um 1370, so ergeben es archäologische Funde, gab es eine Holzbrücke über die Oder, allerdings blieb sie unbedeutend, denn die Handelsbeziehungen konzentrierten sich weiterhin auf die alten Handelsstrassen. Auch die Oder selbst hatte als Handelsweg noch nicht ihre spätere Bedeutung. 1406 trat Fürstenberg wieder in den Besitz des Kloster Neuzelle. Der Einfluss unterschiedlicher Landesherrschaften – sowohl böhmischer, als auch sächsischer Fürsten – blieb eher gering. Der Dreißigjährige Krieg hatte verheerende Folgen für Fürstenberg, denn durch den Krieg sind etwa 30 Häuser übrig geblieben und insgesamt waren auch wieder fast 200 Jahre nötig, bis die EinwohnerInnenzahlen in jener Größenordnung wieder erreicht werden konnten. Der Einfluss des Klosters auf Fürstenberg fiel mit der Säkularisierung während der Niederlage in den Befreiungskriegen und des Wiener Friedens 1813. Sachsen verlor die Niederlausitz an Preußen. Die preußischen Reformen hatten auch weitreichende Folgen für die Menschen, denn sie ermöglichten mehr bürgerliche Freiheiten. Die Oder wurde nun beispielsweise durch eine Regulierung besser schiffbar gemacht, womit dann Abb. 6: Karte von Fürstenberg und Schönfließ um 1759 13 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm auch die industrielle Entwicklung in diesem Gebiet begann. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die weitere Entwicklung der Stadt entscheidend geprägt, denn der Weiterbau der Eisenbahnstrecke Berlin/ Frankfurt begann, wobei die Verlängerung bis Breslau ab 1846 auch Fürstenberg einen Bahnanschluss verschaffte. Der Bahnhof lag zunächst außerhalb der Stadt, wodurch die Wachstumsrichtung der Stadt vorgegeben war. 1864 wurde in der Nähe des Bahnhofes die Fürstenberger Glashütte gebaut. Der Glassand und später auch die Braunkohle wurden mit der Eisenbahn transportiert. Bereits seit 1858 war in Schönfließ mit der Förderung der Braunkohle begonnen worden. Wesentliche Impulse neben der Eisenbahn lieferten auch die verschiedenen Ausbauabschnitte der Wasserstrassen. 1886 wurde per Gesetz beschlossen, dass der bereits existierende Friedrich-Wilhelm-Kanal noch ausgebaut werden sollte, um ihn noch intensiver nutzen zu können. Damit gab es eine noch wesentlich bessere Verknüpfung zur Spree und damit zu Berlin. Am 01. Mai 1891 wurde der neue Abschnitt freigegeben und der Kanal bekam seinen neuen Namen: Oder-Spree-Kanal. Durch diesen Ausbau wurden neue Tätigkeitsfelder und damit Arbeitsplätze geschaffen. Damit setzte auch eine Vergrößerung der Stadt ein. 1885 zählte man in Fürstenberg 3640 Einwohner, 1900 bereits 5735 und schon 1910 einen Anstieg auf 6394. Das Leben am Wasser mit der Schifffahrt als Hauptarbeitgeber bestimmte Jahrzehnte das Leben der Bewohner. Sowohl die Eisenbahnstrecke und auch die Wasserstrassen förderten die industrielle Entwicklung der Stadt. Eine Brücke über die Oder war immer wieder Thema der infrastrukturellen und handelstechnischen Verbindungen. Die Brücken befanden sich entweder nördlich in Frankfurt oder südlich in Guben. Intensivere Bemühungen fanden bereits seit 1870 statt, doch lange ohne Erfolg, erst 1919 erhielt die Stadt eine Oderbrücke. Allerdings blieben die übergeordneten wirtschaftlichen Handelsbeziehungen mit der Öffnung nach Osten aus, denn auf der gegenüberliegenden Seite der Oder fehlten die entsprechenden Infrastrukturen. Die kleinen Dörfer in Polen hatten nur ein einfaches Wegesystem. Allerdings wuchs die Rolle Fürstenbergs als landwirtschaftlicher Umschlagplatz. Mit dem Rückzug der deutschen Wehrmacht zum Ende des II Weltkrieges, wurde die Brücke am 04. Februar1945 gesprengt und nicht wieder aufgebaut. Fürstenberg und Schönfließ hatten um die Jahrhundertwende einen ansehnlichen Gewerbestandort entwickelt. Hier sind bis dahin Werften für den Kahnbau, Ankerschmieden, Braunkohlegruben, eine Brikettfabrik, eine Glashütte, eine Anilinfabrik, Dampfziegeleien und ein Korbwarengewerbe entstanden. Weitere Ansiedlungen von Gewerben sollten gefördert werden, wurden aber durch die Nachkriegskrise des ersten Weltkrieges erschwert. Erst im Zuge der Rüstungs14 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm politik schienen die Erwartungen bezüglich eines Industriestandortes in Erfüllung zu gehen. Sowohl die Degussa-Werke, wie auch Rheinmetall-Borsig und andere Werke siedelten sich an. Um kostengünstige Arbeitskräfte in ausreichender Anzahl vor Ort zu haben, wurde das Kriegsgefangenenlager M Stalag III B nach Fürstenberg verlegt. Bei einer Belegung von etwa 15.000 Mann lebten in dem Lager etwa doppelt so viele Menschen wie in Fürstenberg. Die Märkischen Elektrizitätswerke AG bei Vogelsang begannen 1941 mit dem Bau eines weiteren Kraftwerkes in unmittelbarer Nähe zu Fürstenberg. Hier sollte die Kohle der Umgebung in Strom umgewandelt werden, denn Probebohrungen hatten ergeben, dass die Lagerstätten ausreichend wären. Ab dem 01. April 1945 hätte das Kraftwerk Strom liefern sollen, durch die Endphase des Krieges ging das Werk allerdings nicht mehr ans Netz. Das Kriegsende unterbrach die Industrieansiedlung in Fürstenberg. Die Maschinen der bereits ansässigen Industrien wurden demontiert und als Reparationsleistungen in die Sowjetunion geschickt. Die vorhandenen Gebäude wurden weitestgehend gesprengt. Die Industrien lagen nunmehr in Trümmern, Fürstenberg selbst war zu einer kleinen Stadt am Rande zu Polen, ohne Hinterland, geworden. In Notquartieren in Fürstenberg direkt, aber auch in den umliegenden Dörfern warteten immer noch Kriegsgefangene oder Vertriebene darauf, in ihre Heimat jenseits der Oder zurückzukehren. Nach dem zweiten Weltkrieg und der Aufteilung Deutschlands in Besatzungszonen war für die führenden Kräfte der sowjetischen Besatzungszone bereits nach kurzer Zeit klar, dass auf ihrem Gebiet ein Eisen-verarbeitendes Werk entstehen müsse. Durch die Teilung Deutschlands war der Osten von den traditionellen Standorten im Ruhrgebiet abgeschnitten. Nach der Gründung der DDR wurde auf dem III. Parteitag der SED vom 20.-24. Juli 1950 der Bau eines großen Eisenhüttenkombinates bekannt gegeben, am 17. August 1950 fiel der Beschluss über den Standort. Die Wahl der SED-Strategen fiel auf Fürstenberg mit seiner verkehrstechnisch gut angeschlossenen Lage und den Industriebrachen als geeigneten Standort für ein Eisen- und Stahlgewinnungswerk. Die Lage an der Grenze zu Polen mit dem Blick auf die schlesische Steinkohle sowie die vielen Vertriebenen als künftige Arbeitskräfte waren gute Voraussetzungen für die Errichtung des Eisenhütten-Kombinates Ost (kurz EKO). Zudem orientierte es sich durch seine Lage eher nach Osten, als nach Westen, was zu Beginn der Blockkonfrontation des Kalten Krieges als durchaus vorteilhaft empfunden wurde. Die Größe des geplanten Werks schien die Kleinstadt an der Oder zu überfordern. Am 14. November 1950 gab es daher einen Beschluss über eine zum Werk gehörende Wohnstadt – begrenzt südlich von den Diehloer 15 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm Bergen, westlich vom Dorf Schönfließ, östlich vom OderSpree-Kanal, nördlich vom Kombinat. Fürstenberg würde in den nächsten Jahrzehnten neben seinem Namen (später Eisenhüttenstadt-Ost) viel von seiner Identität verlieren. Was aber für die Verantwortlichen zählte, war die neue Stadt als Zeichen des Aufbaues gerade in einer Phase in der vor allem der wirtschaftliche Aufbau im Vordergrund aller Überlegungen in der DDR galt. Das alte Städtchen Fürstenberg war nunmehr eher ein ungeliebtes Anhängsel. Am 01. Januar 1951 wurde bereits der Grundstein des Kombinats gelegt. Gleichzeitig wurde auch mit dem Bau der zum Werk gehörenden Planstadt begonnen. Am 19. September 1951 wurde die Fertigstellung des ersten Gebäudes im Wohnkomplex (kurz WK) I bekannt gegeben mit Übergabe des bewohnbaren Gebäudes an die BewohnerInnen, die bis dahin zu Tausenden in einem Barackenlager gewohnt hatten. Zunächst wurde dieser Ort “Wohnstadt des Eisenhüttenkombinats des Friedens bei Fürstenberg/ Oder” genannt, im Mai 1953 bekam er den Namen Stalinstadt, der allerdings 1961 in Eisenhüttenstadt umbenannt wurde. Die Planstadt Eisenhüttenstadt Die Wirtschaft der sowjetischen Besatzungszone litt schon bereits zu Beginn der neu gegründeten DDR an den Disproportionen des geteilten Deutschlands. Bereits in den 50er Jahren sollte durch die Ausweisung neuer Industriestandorte eine Milderung dieser Probleme in erfolgen. Nach der Festlegung des Standortes von EKO war klar, dass das Betreiben nur mit Hilfe der Besatzer stattfinden konnte. Das EK sollte, wie es auch schon aus den frühen Planungen herauszulesen war, mit sowjetischem Erz und polnischer Steinkohle betrieben werden. Die Planstadt Eisenhüttenstadt sollte als eine komplett am Reißbrett entstandene sozialistische Stadt geplant und ausgeführt werden. Nachdem Ort und Zeit der Entstehung festgelegt worden waren, machte man sich Gedanken um die Gestaltung der Wohnstadt. Das Explenum der “16 Grundsätze des Städtebau der DDR” sollte hier, wie auch in Berlin mit der Stalinallee beispielhaft zum Tragen kommen. Ein “Höchstmaß der Befriedigung des menschlichen Anspruchs auf Arbeit, Wohnung, Kultur und Erholung”12 sollte Grundlage der Stadtstruktur werden. Die individuellen Bedürfnisse eines werktätigen Menschen, gerade in politischer und kultureller Hinsicht, sollte gerade bei einem Stadtneubau zum Tragen kommen. “Die Sorge um den Menschen, das politische Leben und nationale Bewusstsein des Volkes sind die grundlegenden humanistischen Ideen des sozialistischen Städtebaus und müssen in der künstlerischen Konzeption der ersten sozialistischen Stadt in der Deutschen Demokratischen Repu- Abb. 7: Standortbestimmung Stalinstadt Topfstedt, Thomas: “Eisenhüttenstadt: Die Magistrale zum Kombinat”, in von Beyme, Klaus (Hg.): “Neue Städte aus Ruinen”; München 1992, [TOP], S. 138 12 16 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm blik ihren Ausdruck finden”13 Der am 14. November 1950 gefasste Ministerratsbeschluss der zum Werk gehörenden Wohnstadt brachte insgesamt sechs Varianten zum Standort hervor, die zur Diskussion standen. Die Wohnstadt sollte nun im Osten und Westen durch Fürstenberg und Schönfließ, im Norden durch das EK und im Süden durch die Diehloer Berge begrenzt werden. Zur gleichen Zeit beauftragte das Ministerium für Aufbau einige Architekturkollektive, die sich Gedanken zur Stadtgestalt machen sollten und führte zwei Ausscheidungstermine durch. Die Ideenskizze von Kurt W. Leucht, der durch mehrere Aufbaukonzepte (z.B. erster Aufbauplan in Dresden) bereits bekannt war, wurde im August 1951 bestätigt. Sie bildete im Wesentlichen auch bis zum Ende der 50er Jahre die Grundlage für die Stadtplanung, wenngleich sie währenddessen auch modifiziert wurde. Der schnelle Aufbau der Wohnstadt konnte nur dadurch gewährleistet werden, dass Leucht auch die persönliche Verfügung der Gesamtsumme aller Projektmittel übertragen wurde. Dadurch hatte er nicht nur eine enorme Verantwortung zu tragen, sondern er erhielt dadurch einen umfangreichen Entscheidungs- und Handlungsspielraum. Dieser sozialistische Stadtneubau mit einer funktionellen Ordnung der Wohnzellen, sowie kommunalpolitischer städtebaulicher Ordnung, sollte einen Vorbildcharakter erhalten. Die Stadt baut sich vom Wohnbezirk als kleinster Zelle bis zum Gesamtgefüge der Stadt organisch auf. Zunächst war die Stadt fächerartig, idealstadtartig konzipiert, eine in sich 13 [TOP], S.138 Abb. 8: Perspektive der Wohnstadt beim Eisenhüttenkombinat Ost (Fürstenberg) 17 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm geschlossene Anlage mit vier Wohnkomplexen für zunächst 30.000 EinwohnerInnen. Ausgeführt wurde sie letztendlich trapezförmig (1953) (in Anlehnung an das Radialsystem barocker Städte). Das Werk und die Stadt sollten durch die Magistrale räumlich aufeinander bezogen werden. Die Stadtgestalt selbst sollte klar gliedert und hierarchisch gestuft sein. Zu dieser Gliederung gehörte es auch, dass der Werkseingang ursprünglich der Endpunkt der Magistrale sein sollte, später wurde dies Vorhaben allerdings geändert und zufällig lag der Hochofen I in Blickrichtung des Werks auf der Verlängerung der Magistrale. Am anderen Ende der Magistrale sollte der zentrale Platz das Zentrum der Stadt darstellen. Es sollte dann auch gleichzeitig das Zentrum der Verwaltung, der zentralen Funktionen, der Wirtschaft und der Kultur darstellen. Das Kulturhaus, an der Magistrale gelegen, soll eher als Mittelpunkt zwischen dem Zentrum und dem Werk angesehen werden. An einer monumentalen städtebaulich-architektonischen Ausformulierung der Stadt-Werk-Achse wurde zunächst festgehalten und ein Ideenwettbewerb zur Gestaltung des Zentralen Platzes und der Magistrale ausgeschrieben. Am 30.Juli.1953 fand hierzu die Auswertung statt. 14 15 [TOP], S. 142 [TOP], S. 144 WK I (1951): Die ersten, an der Rosa-Luxemburg-Straße, errichtete Wohnblöcke waren völlig unscheinbar und in offener Zeilen- und Reihenbauweise errichtete Bauten, welche eher “dem Charakter einer hastig installierten Werksiedlung als dem einer repräsentativen Wohnstadt entsprachen”.14 Dieser Kritik wurde schnell Sorge getragen und neue Vorschläge wurden ausgearbeitet, die aber im Wesentlichen in den weiteren Wohnkomplexen angewendet wurden. WK II (Hauptzeit 1953-54): Diese Wohnensembles können im Hinblick auf ihre architektonisch-räumliche Gestaltung und ihre funktionelle Gestaltung als Musterbeispiele gelten. Durch die geschlossene Blockbebauung sind die, den Wohnkomplex tangierenden oder durchlaufenden Verkehrsstrassen strikt getrennt von den geräumigen Wohnhöfen im Inneren der Baublöcke. “Die Wohnhöfe öffnen sich zu den zentralen, von Anbeginn an als Fußgängerzonen ausgebildeten Grünräumen der ErichWeinert-Allee und der Pawlow-Allee. Diese Grünräume stellen ihrerseits bis zur Peripherie der Stadt vor und sind auf einen Schulbau oder auf das städtische Kreiskrankenhaus ausgerichtet. Dadurch gelang es, Gesellschaftsbauten, die einer ruhigen Lage bedürfen, an den Stadtrand zu setzen und dennoch in das Stadtbild kompositorisch einzubeziehen”.15 Es wurde tatsächlich erreicht, alle Teilbereiche des Komplexes zu einer Einheit zusammenzufassen und die städtebau- Abb. 9: WK I (01/2002) Abb. 10: Grünhöfe 18 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm lich markanten Punkte des Wohnensembles wirkungsvoll zu akzentuieren, beispielsweise durch Ausbildung der Arkaden an den Kopfbauten der Hauptstraßenzüge. WK III (1955): Von der Art und der Struktur ähnlich wie WK II erstellt, wurde der Wohnkomplex III jedoch mit noch größeren Wohnhöfen versehen. Allerdings lässt sich im baukünstlerischen Bereich eine deutliche Zurücknahme des Anspruches erkennen, auf die Arkadengänge wurde beispielsweise verzichtet. Die attikabekrönten Flachdächer des II. WK wurden durch einfache Satteldächer ersetzt. Flache Häuserfassaden mit teilweise farblich gestalteten Bereichen standen jetzt an der Stelle der aufwändig gestalteten Fassaden des vorhergehenden WK. Abb. 11: WK II (01/2002) WK IV (1958-61): Dieser Wohnkomplex wurde vorrangig mit Typenbauten, allerdings nicht in industrieller Bauweise ausgeführt. Er entstand als ursprünglich letzter Wohnkomplex des Bebauungsplanes. Hier sollte konkret eine Erhöhung der EinwohnerInnen-Dichte erreicht werden, in dem man weitere Zeilen in die Wohnhöfe integrierte. Damit wurde der allgemeine Wandel des städtebaulichen Leitbildes, hin zur Großsiedlung, in der ganzen DDR manifestiert. “Schon im vierten Wohnkomplex lösten sich die aufwändig geschlossenen Blockrandstrukturen zu schmucklosen Zeilenbauten auf ”.16 Die Planung und der Ausbau der Leninallee zu einer Hauptgeschäftsstrasse der Kernstadt Eisenhüttenstadts erfolgte ab 1959 auf der Grundlage eines 1958 veranstalteten Wettbewerbs. Allerdings wich man von der eigentlichen Konzeption ab. “Die Stalinstadt der 50er Jahre ist ein Fragment geblieben, denn das städtebaukünstlerische Kernstück der Stadtanlage, die Magistrale und der Zentrale Platz, wurden nur teilweise realisiert. Nach dem ursprünglichem Konzept, das eine große Zahl von Gesellschaftsbauten im Zentralen Bereich der Stadt vorgesehen hatte, entstand lediglich das Friedrich-Wolf-Theater an der Leninallee (1953-1955) als Kino und Kreiskulturhaus in Gestalt eines neoklassizistischen Museentempels”.17 WK V (1959-64): Auf Gr und des Ausbaus der ursprünglich für 30.000 EinwohnerInnen geplanten Stadt auf eine Wohnstadt für 50.000 EinwohnerInnen, entstand am südöstlichen Rand der Kernstadt in Großblockbauweise der Wohnkomplex V. Abgetreppte, offene Zeilenbauweise und einige senkrecht dazu gestellte Zeilen entstehen parallel zu den Höhenlinien. Die Abb. 12: Magistrale 2002 (Lindenallee) Kil, Wolfgang: “Der letzte Monolith”, in: Stadtbauwelt 10/1992 [KIL], S. 505 17 [TOP], S. 145 16 19 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm städtebaulichen Qualitäten verschlechtern sich als Folge des industriellen Bauens. Auf den Grünraum in einem Wohnhof wird nun vollständig verzichtet und jede Wohnzeile erhält einen eigenen Grünraum. Organische Verbindung zum öffentlichen Grün, beziehungsweise zur Landschaft bestimmen das Bild dieses Komplexes. “Die landesweite Umstellung des DDR-Wohnungsbaus von traditionellen auf industrielle Bauverfahren führte nach 1955/ 56 zu einer raschen moralischen Abwertung der Architekturkonzeption der nationalen Bautradition, städtebauliche Leistungen wie die Berliner Stalinallee und der Aufbau von ‚Stalinstadt’ wurden nun von den gleichen Baupolitikern und Architekturtheoretikern in Frage gestellt, die sich nur wenige Jahre zuvor als besonders scharfe Gegner des modernen Bauens exponiert hatten und unduldsame Propagandisten einer am klassischen ‚Architekturerbe’ ausgerichteten sozialistischen deutschen Baukunst gewesen waren”.18 WK VI. und WK VII. (1965 und 1979-1985): Auch die weiteren Wohnkomplexe VI. und VII. entstanden nunmehr auf der Grundlage des industriellen Bauens und führten zur Ablösung der traditionellen stadträumlichen Konfigurationen durch einen landschaftlich aufgelockerten, gleichsam ‚kranbahngerechten’ Wohnungsbau. “Durch die Hinzusetzung (...) späterer Wohnkomplexe geriet die ‚Stadtkomposition‘ völlig aus dem Gleichgewicht. Die nunmehrige Gesamtstadt (unter Einbeziehung des benachbarten Städtchens Fürstenberg) verkam immer mehr zu einer gestaltlos zersiedelten Neubaulandschaft. (...) Die Kernstadt war völlig auf ihr Inneres orientiert, ihre Ränder waren funktionell, wie ästhetisch exakt definiert. Jede Stadterweiterung musste zwangsläufig Vorstadtcharakter bekommen”.19 18 Abb. 13: WK VI 19 [TOP], S. 146 [KIL], S. 505 20 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm Übersichtsplan Abb. 14: Plan von Eisenhüttenstadt mit Stadtteilen 21 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm Flächennutzungsplan Abb. 15: Flächennutzungsplan von Eisenhüttenstadt, Stand: April 1999 22 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm Wirtschaftliche Entwicklung Entwicklung von EKO 1989 bis heute Eisenhüttenstadt existiert als Stadt in seiner heutigen Form aufgrund der politischen Entscheidung der SED, Fürstenberg als neuen Stahlstandort auszubauen. Daher sind Geschichte und Entwicklung von Stadt und Werk eng miteinander verbunden. Die wirtschaftliche Situation in Eisenhüttenstadt ist heute wie damals von der Industrie geprägt, die sich als Kernstück der Stadt und Identitätsträger erwiesen hat: das Eisenhüttenkombinat Ost beziehungsweise heute die EKO GmbH. Während zu DDR-Zeiten 12.000 Menschen im Werk beschäftigt waren, ist die Zahl der Beschäftigten nach der Wende auf die heutige Belegschaft von 4.000 Personen geschrumpft. Ein Anteil dieses Verlustes an Arbeitsplätzen muss jedoch der Umstrukturierung zugerechnet werden. Nach 1989 wurden zahlreiche Organisationseinheiten aus dem Werk ausgegliedert, wie beispielsweise die sozialen und kulturellen Aktivitäten, die während der DDR typischerweise Aufgaben des Betriebes waren. Auch Verwaltungseinheiten wurden im Rahmen von Fusionierungen und Rationalisierungen an andere Standorte ausgelagert. Allerdings wurde auch stillgelegt. Bereits 1990 und 1991, also kurz nach der Wende stellten die Hochöfen I, IV und V ihren Betrieb ein. In den folgenden Jahren engagierten sich sowohl Stadt, als auch EKO-Beschäftigte und ihre Angehörigen kontinuierlich für den Erhalt des Stahlwerkes. Dadurch zeigt sich, dass EKO nicht nur als Quelle von Arbeitsplätzen eine wichtige Rolle spielte, sondern auch Kristallationspunkt der Identifikation der Bürgerinnen und Bürger von Eisenhüttenstadt war und immer noch ist. Faktisch jeder Einwohner von Eisenhüttenstadt hat entweder selbst mit EKO zu tun, oder kennt enge Angehörige oder Freunde, die mittelbar oder unmittelbar von der Existenz von EKO abhängen.20 1991 kam es zum ersten Arbeitskampf um den Erhalt von EKO in Eisenhüttenstadt unter dem Motto “Stirbt das Werk, stirbt auch die Stadt”.21 Immer wieder gab es Demonstrationen, so auch 1992, als 2000 EKO-Beschäftigte und Einwohnern Eisenhüttenstadts auf die Straße gingen oder 1993, als die Belegschaft mit den Parole “Eisenhüttenstadt muss leben – darum Stahl” um den Erhalt des Werkes kämpfte. Am 1. Januar 1995 erfolgte schließlich die erfolgreiche Privatisierung der EKO Stahl GmbH durch den belgischen Konzern Cockerill Sambre, dem EKO zugehörig war. 1995 und 1996 wurde das Werk um einen neuen Hochofen 5A sowie ein Warmwalzwerk erweitert, die 1997 zusammen mit der modernisierten Sinteranlage in Betrieb genommen werden konnten. Information von Frau Haubold, Leiterin des Stadtplanungsamtes in einem persönlichen Gespräch am 11. Januar 2002 in Eisenhüttenstadt [STA] 21 Diese und die folgenden Informationen zur Entwicklung von EKO von: http:// www.eisenhuettenstadt.de 20 23 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm Im Oktober 1998 erwarb die französische Stahlgruppe “USINOR” die Mehrheitsbeteiligung an Cockerill Sambre. “Mit der in jüngster Vergangenheit erfolgreichen “Fusion von USINOR (zu dem EKO mittlerweile gehört), Aceralia (Spanien) und Arbed (Luxemburg) ist es in den letzten Monaten um den Standort Eisenhüttenstadt erneut unruhig geworden. Inzwischen wurde von USINOR der Abschluss eines Standortsicherungsvertrags in Aussicht gestellt.”22 Damit ist die EKO Stahl GmbH Teil von Europas größtem Stahlkonzern und ihre Zukunft als größter Arbeitgeber Ostbrandenburgs scheint vorerst gesichert. Wirtschaft – Harte Daten Durch den starken Bevölkerungsrückgang durch Abwanderung der jungen, mobilen Bevölkerung sowie dem Rückgang der Geburtenraten ist eine Überalterung der Gesellschaft und damit die Abnahme der Erwerbsfähigenzahlen (in absoluten Zahlen) zu erwarten (von 2000: 100% auf Prognose 2015: 79,6%;).23 Die Arbeitslosenquote blieb in den vergangenen 5 Jahren relativ konstant auf dem hohem Niveau von 18% (1996) bis 18,8% (2001). Die Arbeitsplätze in Eisenhüttenstadt sind folgendermaßen strukturiert:24 Arbeitsplätze gesamt: 17.960 darunter: Verarbeitendes Gewerbe: 6.843 (38,1%) Baugewerbe: 2.741 (15,3 %) Dienstleistungen: 4.348 (24,2 %) Handel: 1.841 (10,3 %) Sonstige: 2.187 (12,1 %) Im Zeitraum von 1996 bis 1999 ist eine Zunahme der Anzahl der Betriebe zu verzeichnen: von 1356 Betrieben (1996) auf 1578 Betriebe (1999). Dies lässt auf eine allmähliche Diversifizierung der Wirtschaftszweige schließen. Abb. 16: Anzahl Betriebe nach Gewerben http://www.stadtumbau.de, Seite von BSM (Beratungsgesellschaft für Stadterneuerung und Modernisierung) 23 Quelle: Arbeitsamt Frankfurt/Oder 24 [CD EH] 22 Abb. 17: Arbeitsplätze nach Gewerben 24 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm Gewerbegebiete: Industriegebiet EKO Stahl GmbH 811 ha Gewerbegebiet Seeplanstraße 73,2 ha Industriefläche integriertes Recyclingzentrum (IRZ) 44,9 ha Gewerbegebiet Buchwaldstraße 31ha Industrie- und Gewerbegebiet Hafen (& Fährstraße) 98,2 ha Der Kaufpreis für Boden variiert in diesen Gebieten von 25 bis 90 DM/m². Abb. 18: Industrie- und Gewerbegebiete 25 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm Strategiekonzept Wirtschaft Mit der Förderung der Wirtschaft und ihrer weiteren Entwicklung ist in Eisenhüttenstadt das städtische Amt für Wirtschaftsförderung betraut. Es unterstützt Betriebe bei der Neuansiedlung durch Hilfe bei Genehmigungsverfahren und der Entwicklung von Nutzungskonzepten, vermittelt Industrie- und Gewerbegrundstücke, sowie öffentliche und institutionelle Beratungsleistungen und berät bei Existenzgründungen. Die Wirtschaftsförderung umfaßt Investitionsund Innovationsförderungen. Das Amt für Wirtschaftsförderung von Eisenhüttenstadt hat für den Zeitraum bis 2010 ein “Strategiekonzept Wirtschaft” erarbeitet, das sich folgendes Ziel setzt: “Ausgehend von den positiven Rahmenbedingungen werden diejenigen Wirtschaftsbereiche beschrieben, die in Eisenhüttenstadt besonders günstige Entwicklungsbedingungen finden und es werden die Maßnahmen für eine gezielte Förderung dieser Wirtschaftsbereiche dargestellt. Zu jeder Maßnahme wird als “Ziel 2010” die Vision dessen formuliert, was die Stadt bis dahin sein beziehungsweise erreicht haben soll.”25 Als Methoden hält das Strategiekonzept vor allem Werbeund Imagestrategien bereit. Eine Werbebroschüre soll Investoren auf die günstigen Standortfaktoren von Eisenhüttenstadt hinweisen. Die aus Sicht der Stadt positiven Rahmenbedingungen für die Ansiedlung neuer Wirtschaftsbereiche sollen ebenso aufgezeigt werden, wie die besonderen Entwicklungschancen und Förderinstrumente. Die Stadt konzentriert sich in ihrem “Zielgruppenorientiertem Standortmarketing”26 dabei vor allem auf folgende Wirtschaftszweigen, denen in Eisenhüttenstadt gute Entwicklungschancen zugerechnet werden: • Unternehmen der Logistik, Spedition und Lagerei • Recycling-Industrie • Metallverarbeitung • Baustoffherstellung, Baugewerbe • unternehmensbezogene Dienstleistungsunternehmen • Umwelttechnologie Konkret wirbt die Stadt mit ihrem industriellen Umfeld. Eisenhüttenstadts Charakter als Industriestadt wird dabei genauso betont, wie die möglichen Synergieeffekte von EKO als Vorlieferant und Auftraggeber. Sehr offensiv stellt die Stadt Eisenhüttenstadt ihr Arbeitskräftepotential als positive Rahmenbedingung dar. Es gäbe genug arbeitslose und hoch-qualifizierte Fachkräfte, gerade auch in Metallberufen in der Region. Das Arbeitsamt Frankfurt/Oder meldete für Dezember 2000 von insgesamt über 13.000 Arbeitssuchenden 970 aus der Metallbranche. Auch die Möglichkeit der Abb. 19: Relevante Wirtschaftszweige Amt für Wirtschaftsförderung, Stadt Eisenhüttenstadt: “Eisenhüttenstadt 2010 – Strategiekonzept Wirtschaft”, ohne Datum [STA2] 26 [STA2] 25 26 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm Auslagerung von Teilen der Produktion ins billigere und nahe Polen rechnet Eisenhüttenstadt zu seinen Standortvorteilen. Das Flächenpotential an bereits infrastrukturell erschlossenen Gewerbe- und Industriegebieten ist vergleichsweise hoch. Von der gesamten Fläche der Stadt von 63 km2 sind über 1.000 Hektar als Industrie- und Gewerbeflächen ausgewiesen, die damit etwa ein 1/6 der Gesamtfläche der Stadt ausmachen. Viele der Flächen sind noch nicht belegt und stehen für Neuansiedlungen oder Betriebserweiterungen sofort zur Verfügung. Eisenhüttenstadt ist in diverse Förderprogramme der EU, des Bundes und des Landes Brandenburg aufgenommen. Die dadurch mögliche Unterstützung von Investitionsvorhaben durch Zuschüsse, zinsgünstige Kredite und Steuererleichterungen preist die Stadt als Vorteile für sich an. Des weiteren steht mit dem sogenannten Investorencenter Ostbrandenburg (ICOB) ein Ansprechpartner zur Verfügung, der als eine Arbeitsgemeinschaft der Stadtverwaltungen Frankfurt (Oder) und Eisenhüttenstadt und diversen Gesellschaften fungiert. Es arbeitet als Non-Profit Organisation und bietet Dienstleistungen kostenlos an, wie etwa die Entwicklung individueller branchenspezifischer Standortangebote, Informationen über Investitionsförderung in der Region oder Unterstützung bei der Auswahl geeigneter Industrie- und Gewerbeflächen. Ein Qualifizierungszentrum der Wirtschaft bietet Weiterbildungen und eine zielgerichtete Qualifizierung an. Als Vision formuliert die Stadt in ihrem Strategiekonzept Wirtschaft schlagwortartig Ziele, die bis 2010 erreicht sein sollen. Diese umfassen: • Gemeinsamer Wirtschaftsraum Frankfurt/Oder – Eisenhüttenstadt, regionale Planungsgemeinschaft, enge wirtschaftliche und kulturelle Kontakte • Grenzüberschreitende Aktivitäten, umfangreiche wirtschaftliche Kontakte zum EU-Mitglied Polen • Gute Beziehungen nach Westeuropa durch Städtepartnerschaften, Tochterfirmen internationaler Unternehmen in Eisenhüttenstadt • Voll verfügbares, preisgünstiges Flächenangebot gewerblicher/industrieller Art, günstigere Konditionen als andere Standorte • Standort transportintensiver Industrien, Nutzung von Wasser- und Schienenwegen in den Berliner Raum und Polen • Ausbau der Verkehrsinfrastruktur zur besseren Erschließung des Wirschaftsraumes Berlin und Osteuropa (Binnenhafen, Autobahnzugang, Oderbrücke, Regionalbahnkonzept, Verkehrslandeplatz) • Neuansiedlung von Firmen der Logistik, Recycling, Me27 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm • • • tallverarbeitung durch Imagewerbung und Standortmarketing Region ist durch technologieorientierte, innovationsfreudige Unternehmen geprägt Ansiedlung einer technischen Fachhochschule Attraktives Angebot für Familientourismus in Sport, Kultur, Freizeit, u.a. Wassertourismus Fazit Es ist auffällig, wie stark sich die Stadt auch heute noch als Industriestadt präsentiert. Der allgemeine Trend zum Ausbau des tertiären Sektors wird fast gar nicht aufgenommen. Einerseits ist eine solche Haltung aufgrund der offensichtlichen Standortvorteile für den sekundären Sektor nachvollziehbar, doch verstärkt sich damit auch wieder eine einseitige Abhängigkeit. Ob Eisenhüttenstadt durch diese Strategie ausreichend und nachhaltig stabilisiert wird, ist unklar. Die Stadt kann auf viele Potentiale zurückgreifen: Die weichen Standortfaktoren, wie Wohnqualität und Naherhohlungsqualität beziehungsweise Grünraum sind hierbei nicht zu vernachlässigen, auch könnte die Grenzlage zu Polen nicht nur als einseitiger Arbeitskräftemarkt sondern als Austauschplattform für viele Bereiche genutzt werden. Auch der Bildungsbereich, wie die geplante Ansiedlung einer Fachhochschule sind sicherlich Standbeine, bei denen sich der Ausbau lohnen würde. Die Bemühungen in diesem Bereich haben bis jetzt allerdings noch zu keinem Ergebnis geführt. 28 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm Wohnungsmarkt Wohnungsbestand Der Wohnungsbestand von Eisenhüttenstadt beträgt rund 21.900 Wohnungen. Über die Hälfte davon sind 4-ZimmerWohnungen. Der DDR-Wohnungsbau in For m von Mauerwerksbau der 50er Jahre sowie Zeilen- und Plattenbauten hat mit 86% den größten Anteil des Wohnungsbestands. Des weiteren ist die Siedlungsstruktur von Eisenhüttenstadt mit etwa 9% durch Ein- und Zweifamilienhäuser in den Ortsteilen Fürstenberg, Schönfließ und Diehlo geprägt. Ergänzt wird der Wohnungsmarkt in geringem Maße durch Geschosswohnungen in Altbauten, die bis 1948 errichtet wurden, sowie durch Mehrfamilienhäuser der 90er Jahre.27 Wohnungsleerstand Im Dezember 1989 standen in Eisenhüttenstadt 2.735 Wohnungen leer. Diese Zahl hat sich bis heute um etwa ein Drittel auf 3.700 Wohneinheiten erhöht. Eisenhüttenstadt hat somit einen Wohnungsleerstand von rund 17%, der sich hauptsächlich auf die Wohnungen in den DDR-Wohnbauten bezieht. Der Wohnkomplex VII Nord und VII Süd ist mit 25% beziehungsweise 34% am stärksten vom Leerstand betroffen. Durch seine niedrigen Mieten und sein negatives Image ist der WK VII sozialer Brennpunkt und trägt zur sozialen Segregation bei. Quelle: B.B.S.M. (Brandenburgische Beratungsgesellschaft für Stadtentwicklung und Modernisierung mbH, Potsdam) und BSM. (Beratungsgesellschaft für Stadterneuerung und Modernisierung mbH): “Stadtumbaukonzept Eisenhüttenstadt 2015 / LDS Brandenburg”, [BBSM] 27 Abb. 20: WK VII (01/2002) 29 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm Mit einer Leerstandsquote von über 20% folgen die Wohngebiete WK I-III28 sowie WK VI Nord. Im Wohnkomplex VI Süd, WK IV und Stadtbereich Holzwolle herrscht ein Leerstand von 10% bis 15%.29 Abb. 21: Leerstand nach Gebieten in % 28 29 zum Teil Leerstand durch Sanierungsarbeiten [BBSM] 30 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm Wohnungsleerstand der drei großen Wohnungsunternehmen EGW, OIG und EWG in den statistischen Bezirken, Stand Ende Mai 2001:30 Statistischer Bezirk Schönfließ Süd WK I WK II WK III WK IV WK V WK VI (Süd) WK VI (Nord) Holzwolle Mittelschleuse Diehloer Berge Glashüttenstraße Bahnhofsvorstadt Altstadtkern WK VII Nord WK VII Süd Seeberge Wohnungsbestand absolut 220 1.512 1.964 1.003 2.047 1.699 3.888 704 530 614 484 6 420 1 2.000 1.143 506 Leerstehende Wohnungen absolut 0 348 466 237 248 130 551 158 53 62 62 5 70 0 499 390 89 Sanierungstätigkeiten Die Gründe für den hohen Leerstand in den von Plattenbauten geprägten Wohnkomplexen liegen in der baulichen Monostruktur und der geringen Wohnumfeldqualität. Die Ursache für den Leerstand in den an sich attraktiven Beständen der ersten vier Wohnkomplexe ist sicherlich in dem geringen Sanierungsstand zu finden. Dort gibt es noch ganze Wohnquartiere die mit Kohleöfen und undichten Fenstern ausgestattet sind. Solche Sanierungsrückstände hatten nach Beginn der 90er Jahre zur Folge, dass von den BewohnerInnen der Stadt die Wohnungen in den Plattenbauten aufgrund der besseren Wohnqualität (Fernwärme usw.) den städtebaulich attraktiven Geschosswohnungsbauten der 50er Jahre vorgezogen wurden. Die umfassendsten Sanierungsaufwendungen wurden bisher in den Wohnkomplexen II, V und VI getätigt. Ebenfalls wurden Maßnahmen zur Wohnumfeldverbesserung wie zum Beispiel die Aufwertung der Grünhöfe durchgeführt. Den höchsten Sanierungsrückstand weist der Wohnkomplex III auf, auch im WK VII wurden bisher lediglich Maßnahmen im Wohnumfeldbereich durchgeführt. Insgesamt wurden bis zum jetzigen Zeitpunkt etwa 5.650 Wohnungen saniert. 30 in % 0,0% 23,0% 23,7% 23,6% 12,1% 7,7% 14,2% 22,4% 10,0% 10,1% 12,8% 83,3% 16,7% 0,0% 25,0% 34,1% 17,6% [BBSM], Angaben der Wohnungsunternehmen 31 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm Sanierungskosten Die Kosten für die Sanierung eines denkmalgeschützten Wohngebäudes31 belaufen sich auf ca. 800 - 1.100 DM/qm Wohnfläche. Zusätzlich müssen Investitionen von etwa 160 DM/qm in die Wohnumfeldverbesserung (Grünflächenanlagen, Freiflächen, Stellflächen, usw.) getätigt werden, so dass im Durchschnitt Sanierungskosten in Höhe von rund 1.500 DM/qm entstehen. Durch die hohen Sanierungskosten bleibt eine spätere Mieterhöhung nicht aus. Beträgt die Miete einer Wohneinheit vor der Modernisierung und Instandsetzung beispielsweise 4,50– 5,00 DM/qm (kalt) bzw. 9,00–9,50 DM/qm (warm), erhöht sie sich auf etwa 8,20–9,00 DM/qm bzw. 10,20–11,50 DM/ qm Warmmiete. Allerdings wird aufgrund der durchgeführten Sanierung und der daraus resultierenden Heizkosteneinsparung der Warmmietpreis von 10,20 DM/qm meist nicht überschritten. In der Warmmiete schlägt sich die Sanierung in einer Preiserhöhung von “nur” 15-20% nieder, während sich der Preis der Kaltmiete fast verdoppelt. Abrisskosten Im Rahmen des Stadtumbaus und in Anbetracht der Leerstandszahlen beschäftigt sich Eisenhüttenstadt, wie andere ostdeutsche Städte auch, mit dem zukünftigen Abriss von Wohnraum. Die ermittelten Kosten für den Abriss von Mauerwerksbauten belaufen sich auf 80-200 DM/qm Wohnfläche. Dazu fallen weitere Kosten für die Ordnungsmaßnahmen32 von 50-150 DM/qm Wohnfläche an. Die Kosten bei Abriss eines beispielsweise 6-geschossigen Plattenbaus liegen bei ca. 135 DM/qm Wohnfläche zuzüglich 100 DM/ qm Wohnfläche für Ordnungsmaßnahmen.33 Wohnungsunternehmen Zu Zeiten der DDR gab es in Eisenhüttenstadt mit der Eisenhüttenstädter Wohnungsbaugenossenschaft (EWG) und der Kommunalen Wohnungsverwaltung (KWV) zwei Wohnungsbaugenossenschaften. Nach der Wende hat sich die KWV im Rahmen eines Privatisierungsprozesses aufgeteilt in die EGW (Eisenhüttenstädter Gebäudewirtschaft GmbH) und in ihr Tochterunternehmen OIG (Oder-Immobilien & Co KG). In diesem Jahr haben sich die beiden Unternehmen EGW und OIG wieder zusammengeschlossen.34 Ihnen gehört mit insgesamt 11.836 Wohneinheiten der größte Anteil des Gesamtbestandes. Ihre Leerstandsquote beträgt etwa 23%. Die bereits zu DDR-Zeiten existierende EWG schaffte es als einzige der drei Unternehmen 15% ihres Wohnraumbestandes zu privatisieren, wodurch sie einen Teilerlass ihrer Altschulden nach dem Altschuldenhilfegesetz für sich verzeichnen konnte. Die EWG war in Besitz von kleinteiligen Wohn- Die Ensembles der WK I-IV sind denkmalgeschützt. 32 Umzugsmanagement, Herrichten der Fläche nach Abriss, Kappung von Rohrleitungen, usw. 33 [STA] 34 Information von Fr. Haubold, Leiterin des Stadtplanungsamtes in einem Telefonat am 07. März 2002 31 32 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm bauten (z.B. in Schönfließ), die sie nach der Wende an ihre Mieter zu 100% verkaufen konnte. Heute besteht ihr Wohnungseigentum aus 6.905 Wohneinheiten, in denen ein Leerstand von 12% herrscht. Insgesamt gehören den Wohnungsunternehmen 18.740 Wohneinheiten, was etwa 85% des gesamten Wohnungsbestands von Eisenhüttenstadt ausmacht. Alle Wohnungsunternehmen sind in naher Zukunft in ihrer ökonomischen Existenz gefährdet, da sie unter der finanziellen Doppelbelastung durch Leerstand und Altschuldentilgung leiden.35 Stadtentwicklungskonzept der Stadt Analog zum Strategiekonzept Wirtschaft hat sich Eisenhüttenstadt auch bereits Gedanken zum Stadtumbau gemacht. Dieses Konzept der Stadt bezüglich Rückbau und Abriss wollen wir hier vorstellen. Stadtumbau Wie viele andere Städte in den Neuen Bundesländern befindet sich Eisenhüttenstadt in einem Schrumpfungsprozess. Für die Stadt wird bis zum Jahr 2015 ein weiterer Bevölkerungsrückgang von 16% auf etwa 35.000 Einwohner prognostiziert. Die Stadt geht aufgrund dieser Bevölkerungsprognose von einem Anstieg des Wohnungsleerstands auf 5.300 Wohneinheiten aus. Um dieser absehbaren Entwicklung entgegenzuwirken hat Eisenhüttenstadt die AG Stadtumbau ins Leben gerufen. Mit Beteiligung der drei Wohnungsunternehmen sowie zweier Beratungsgesellschaften für Stadterneuerung (B.B.S.M.: Brandenburgische Beratungsgesellschaft für Stadtentwicklung und Modernisierung mbH, Potsdam und BSM: Beratungsgesellschaft für Stadterneuerung und Modernisierung mbH) sollen unter Berücksichtigung von Mieterbefragungen und Bürgerbeteiligungen neue Stadtentwicklungsziele und ein neues städtebauliches Leitbild formuliert werden. Das Umbaukonzept ist bis heute zu etwa einem Drittel fertiggestellt und wird zur Zeit politisch diskutiert. Um dem Wohnungsüberhang entgegenzutreten, plant die Stadt bis 2015 einen Abriss von 3.000-3.500 Wohnungen. Durch Zusammenlegungen und Umnutzungen beziehungsweise Stilllegungen soll der Markt weiter entlastet werden. Um vor eventuellen Prognoseunsicherheiten geschützt zu sein, plant die Stadt 1.000 Wohneinheiten als “Puffer” zu behalten. Weitere 550 Wohnungen sollen als Mobilitätsreserve dienen. 35 [STA] 33 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm Die Konzeption sieht eine Ausdifferenzierung der Quartiere Eisenhüttenstadts vor, nach der weitere Handlungsschritte erfolgen sollen: “Im Rahmen der Erarbeitung des Stadtumbaukonzepts erfolgte eine erste Bewertung und Typisierung der verschiedenen Quartiere Eisenhüttenstadts: Umbaugebiete: WK VII und nördlicher Teil des WK VI (Standort nördlich der Straße der Republik) Gebiete im ‚Wartestand‘: insbesondere Wohngebiete Mittelschleuse und Holzwolle Erhaltungsgebiete: insbesondere denkmalgeschützte WK I-III, WK IV, südlicher Teil des WK VI (südlich der Straße der Republik) Darüber hinaus werden verschiedene konsolidierte Gebiete benannt. Der mit Abstand am stärksten vom Leerstand betroffene Wohnkomplex VII mit seinen ca. 3.100 WE zeichnet sich dabei bereits heute als ein maßgebliches Schwerpunktgebiet für den Stadtumbau ab. Ein Abgleich des im Rahmen des Stadtumbaukonzepts benannten Abrissvolumens und der gebietsbezogenen Schwerpunkte mit den (noch in Erarbeitung befindlichen) Ergebnissen des wohnungswirtschaftlichen / wohnungspolitischen Konzepts”36 liegt von B.B.S.M. noch nicht vor. 36 http://www.stadtumbau.de Abb. 22: Gebietskategorien 34 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm Die Umbaumaßnahmen des Konzepts sehen also für den Wohnkomplex VII Nord und VII Süd einen flächenhaften Abriss vor. Größere frei werdende Flächen sollen für die zukünftige Eigenheimbebauung genutzt werden. In den WK I bis V sind punktuelle Abrisse geplant. Der Schwerpunkt allerdings liegt in der Modernisierung und Instandsetzung sowie der Wohnumfeldverbesserung. Fazit In Anbetracht der Bevölkerungsentwicklung seit Anfang der 90er Jahre kann die Prognose der Stadt für das Jahr 2015 von 35.000 Einwohnern als zu optimistisch angesehen werden. Von 1989 bis zum Jahr 2000 reduzierte sich die Einwohnerzahl um 22% von ehemals 53.000 auf 41.500. Bleibt die Entwicklung in dieser Form bestehen, so ist eine Einwohnerzahl für das Jahr 2015 von 30.000 Einwohnern realistischer. Bei einer durchschnittlichen Haushaltsgröße von 2 Personen37 ergibt sich eine Anzahl von etwa 15.000 Haushalten. Bei einem Wohnungsbestand von 21.860 Wohneinheiten kann somit von einem zukünftigen Leerstand von mindestens 6.500 Wohnungen ausgegangen werden. Noch nicht berücksichtigt sind dabei Tendenzen zum vermehrten Eigenheimbau. Menschen, die zwar nicht aus Eisenhüttenstadt abwandern, aber sich eine andere Wohnform wünschen, als den mehrgeschossigen Wohnungsbau, werden auch zum Leerstand der großen WK, aber nicht zur sinkenden Bevölkerung beitragen. Daher ist die Gleichung (Zahl der Abwandernden) : 2 (Haushaltsgröße) = (abzureißende Wohnungen) nur bedingt korrekt und sehr vereinfachend. Der von der Stadt geplante Abriss von 3.500 Wohnungen erscheint zu gering. Es vermittelt sich der Eindruck, dass durch Überlegungen, wie “Puffer” für Prognoseunsicherheiten und “Mobilitätsreserve” vor einer umfassenderen Rückbaumaßnahme zurückgeschreckt wird. 37 [BBSM] 35 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm Fazit der Analyse: Stärken und Schwächen Die Stärken und Schwächen Eisenhüttenstadts liegen, bezogen auf unsere bisherigen Betrachtungen sicherlich im wesentlichen im städtebaulichen Bereich. Abb. 23: Stärken und Schwächen 36 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm Stärken Eine wichtige Stärke der Stadt bezieht sich auf die Lage der Stadt, also auf den Standort in der Grenzregion. Diese Lage ist bereits aus der Geschichte heraus von Vorteil gewesen und hat die Stadt in den frühen Jahren der Industrialisierung beispielsweise zu einem guten Gewerbestandort gemacht. Auch heute, gerade mit der Perspektive der EU-Osterweiterung und dem aussichtsreichen EU-Kandidaten Polen als direkter Nachbar von Eisenhüttenstadt können sich Potentiale eröffnen. Sowohl Möglichkeiten zu einem verstärkten kulturellen Austausch stehen offen, als auch Aspekte der wirtschaftlichen Kooperation. Ob die vielbeschworene Einwanderung von neuen Arbeitskräften aus dem Osten tatsächlich erfolgen wird und ob sie Eisenhüttenstadt zu einem Boom verhelfen wird, sei dahingestellt. Dass aus der Grenzverschiebung Chancen für Regionen erwachsen, kann man an vielen anderen Beispielen sehen. Eisenhüttenstadt wird dann nicht mehr an der EU-Ostgrenze liegen, sondern mitten in einem vereinten Europa. In der Stadtstruktur selbst, besonders der Struktur der Wohnkomplexe I-IV, liegen mehrere Stärken der Stadt. Besonders im WK II kann man ein angenehmes Wohnumfeld mit viel Freiraum und Grün finden. “(...) ein Wohnumfeld von beträchtlichen Qualitäten, mit einer deutlich differenzierten Verkehrsstruktur, die auch heute noch gut funktioniert und eine rasche Orientierung erlaubt; großzügige Grünhöfe quer zu den Straßenzügen, die als ein zweites, fußläufiges Wegenetz die geschlossenen umbauten Wohnquartiere durchdringen und im Zusammenspiel mit den niedrigen Bauhöhen tatsächlich ein Wohnen im Grünen ermöglichen. Und eine Architektur, die – zumal an städtebaulich markanten Punkten wie Straßenecken, Hofdurchgängen und Versorgungseinrichtungen – mit ihrer verhalten biederen Bauzier die Fähigkeit zum Altern in Würde besitzt”.38 Insgesamt kann man in den Wohnkomplexen von guten Proportionen und einem in sich schlüssigen Strukturkonzept sprechen. In direkter Verbindung zu dem Grün der Wohnbereiche kann man auch das ausgedehnte Gebiet der Insel und des Kanals als Potential eines attraktiven Naherholungsraumes sehen. Die Kombination von Grün und Wasser stellt eine besondere Qualität dar. Das Wasser ist nicht nur als hoher Freizeitwert ein Vorteil für die BewohnerInnen der Stadt, sondern ist ebenfalls wichtiger Bestandteil des Gewerbebereiches früher wie heute. Mit dem Oder-Spree-Kanal verbindet sich nicht nur Identifikation mit Freizeit, sondern auch Identifikation mit einer Infrastruktur, die Arbeitsplätze bietet. 38 [KIL], S.502 Abb. 24: Stärken: Arkaden in WK II (01/2002) Abb. 25: Stärken: fußläufige Wegeverbindung durch Grünachse in WK II (01/2002) 37 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm In Eisenhüttenstadt kann eine positive Haltung der BürgerInnen gegenüber der Stadt und ihren Werten und Symbolen festgestellt werden. Eine Stärke von Eisenhüttenstadt ist die hohe Akzeptanz und Identifikation der BürgerInnen mit dem Image der Industriestadt. Die Bewohner stehen in Verbindung zu ihrer Stadt und können sich mit dem Stadtbild, aber auch mit seiner Industrie identifizieren, die eigentlich als Inbegriff von Schmutz und Lärm eher negativ belegt sein könnte. Der Stadtraum selbst bietet genügend Platz für neue Gewerbeansiedlungen. Neue Firmen müssen nicht außerhalb des Stadtgefüges angesiedelt werden, sondern können in die Stadt integriert werden. Wichtiges Gewerbe wandert nicht, wie in anderen Städten nach außen. Das sonst sehr große Problem von riesigen Gewerbe- und Großhandelsansiedlungen in der Peripherie, gleichsam “auf der Grünen Wiese”, die in großer Konkurrenz zu innerstädtischen Angeboten stehen, ist dadurch für Eisenhüttenstadt unbekannt. Das ist als struktureller Vorteil und Stärke von Eisenhüttenstadt im Vergleich zu anderen ostdeutschen Städten zu sehen. Als positiv für die Stadt ist auch zu werten, dass insgesamt eine hohe Bereitschaft zum Stadtumbau besteht. Die Stadt selbst sperrt sich nicht gegen den Umbau, der durch Bevölkerungsverluste und hohen Leerstand mittlerweile immer nötiger wird. Eisenhüttenstadt ist relativ weit in seinen konzeptuellen Überlegungen (von BBSM) und hat auch schon mit vereinzelten Umsetzungen begonnen. Abb. 26: Stärken: Wasser (01/2002) Abb. 27: Stärken: Gestaltung im WK II (01/2002) 38 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm Schwächen Die Monostruktur besonders in den Wohnkomplexen V, VI und VII führt zu kargen und gestaltarmen Formen. Das gilt sowohl für die Stadtstruktur, aber auch – in fast noch größerem Maße für den kaum gestalteten Außenraum mit wenig Aufenthaltsqualitäten. Die angenehmen Proportionen der WK I – IV sind hier nicht zu finden. Der industrialisierte Wohnungsbau prägt diese Räume und hinterläßt seine typischen Spuren, wie beispielsweise den Außenraum als Rest- und Abstandsflächen zwischen den Kranbahnen der damaligen Erstellung der Platten. Abb. 28: Schwächen: Monostruktur im WK VI (01/2002) Der Instandsetzungsrückstand vieler Gebäude auch in den Wohnkomplexen der ehemaligen Wohnstadt (WK I – IV) führt zu tristen und teilweise auch sehr negativen Eindrükken. Der Rückstand im Bereich der Sanierung (Innere Ausstattung, wie Wohnumfeldverbesserungen) führt zu Bevölkerungsrückgängen und hohen Leerstandszahlen in diesen Bereichen. Das Auseinanderdriften der vier Stadtteile (WK I-IV, Fürstenberg, Schönfließ, Diehlo) wird besonders dadurch hervorgerufen, dass die Kernstadt von Fürstenberg durch die dazwischen liegenden Gewerbebereiche abgetrennt wird. Verstärkt wird dieser Trend aber auch durch die autonomen Stadtteile. Jeder hat eigene Ausstattung mit sozialer, wie versorgungsspezifischer Infrastruktur und konzentriert sich auf sich selbst. Der Grund dafür ist sicher in der historischen Entstehung zu finden. Fürstenberg und Schönfließ sind gewachsene Strukturen, die für sich alleine standen. Auch die Kernstadt der WK I – VI wurde von den frühen sozialistischen Planungen autonom und abschließend angelegt, sie war nach innen orientiert. Abb. 29: Schwächen: Instandsetzungsrückstand im WK I (01/2002) Zudem kommt erschwerend hinzu, dass es in Eisenhüttenstadt keinen Ort gibt, der auch nur annähernd in Form, Gestalt und Funktion als Stadtzentrum wahrgenommen werden könnte. Stattdessen ist die Magistrale auch nur eine von Wohngebäuden gesäumte Straße mit einzelnen öffentlichen Gebäuden und nachträglich installierten kleinen Läden. Der zentrale Platz ist ein zentraler Parkplatz und strahlt eine große Leere aus, wo eigentlich die Mitte sein könnte. Die ungünstige Ausformung der Bahnhofsumgebung und damit das unattraktive Stadtentrée stehen seiner möglichen Bedeutung und einem typischen Stadtbild entgegen, in dem ein Bahnhof oft nicht nur Eingang und Tor zur Stadt ist, sondern auch Treffpunkt und Punkt des pulsierenden Lebens. 39 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm Die geänderte Wohnnachfrage, besonders im Bereich der Einfamilienhausgebiete wird nicht ausreichend befriedigt. Es sind nicht genügend Bereiche vorhanden, in denen Familien sich ihren Wunsch vom Eigenheim verwirklichen könnten. Die bekannte Folge ist Abwanderung aus der Stadt ins Umland. Der Gesamtbestand an Wohnungen ist nicht differenziert genug, um alle verschiedenen Vorstellungen, auch gehobene und individuelle Anforderungen an Wohnraum erfüllen zu können. Eine weitere Schwäche sehen wir in den Prognosen der Stadt, die uns unrealistisch scheinen. Die Stadt rechnet mit einem Rückbau von leerstehenden Wohnungen im Bereich von 3500 WE. Wir sind dagegen der Annahme, dass ein Rückbau im Bereich von 6500 WE mindestens erforderlich wäre. Es sind fast doppelt so viele Wohneinheiten, wie in den Plänen der Stadt, die unserer Ansicht nach zurückgebaut werden sollten. Die Vorstellungen zur Nachnutzung frei gewordener Flächen aus Sicht der Stadt scheinen einseitig und nicht sehr einfallsreich. Wenn an jeder frei werdenden Stelle Einfamilienhausgebiete ausgewiesen werden, wonach es sich momentan anhört, ordnet sich eine solche Umbaukonzeption zu sehr wirtschaftlichen Gesichtspunkten unter. Einfamilienhausgebiete können unserer Ansicht nach nicht in jeder städtebaulichen Situation die Patentlösung sein, auch wenn wir den Pragmatismus der Stadt bezüglich der Verwertung leerer Flächen nachvollziehen können. Das Fehlen einer Gesamtkonzeption für die Umgestaltung der Stadt und einem Leitbild für die gesamte Stadt behindern andere Optionen für einen Stadtumbau, beispielsweise nach städtebaulichen Kriterien. Abb. 30: Schwächen: Leere in der Mitte: Der Zentrale Platz (01/2002) 40 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm Eisenhüttenstadt – Konzept Ausgehend von der ausführlichen Analyse der Gegebenheiten und Bedingungen in Eisenhüttenstadt werden wir im folgenden unsere eigenen Überlegungen bezüglich des Stadtumbaus in Eisenhüttenstadt präsentieren. Dabei werden wir unser Gesamtkonzept zur besseren Vergleichbarkeit dem Konzept der Stadt bezüglich der Weiterentwicklung von Eisenhüttenstadt als Ganzes entgegensetzen. Ein Teil des Konzeptes der Stadt wurde bereits im Abschnitt “Wohnungsmarkt” im Analyse-Teil vorgestellt, auf den wir an dieser Stelle verweisen möchten. Konzept der Stadt Um das Umbaukonzept der Stadt einschätzen zu können, werden zunächst noch einmal die Ziele des Stadtumbaus herausgestellt. “Die Zielstellung aller Akteure, insbesondere natürlich die der kommunalen Politik, muss auf den Erhalt und Ausbau einer lebensfähigen und lebenswerten Stadt (...) ausgerichtet sein”.39 “Bestreben der Stadtpolitik ist es daher, durch einen gezielten Stadtumbau wieder dauerhaft tragfähige Strukturen zu schaffen”.40 Die Arbeitsgemeinschaft Stadtumbau Eisenhüttenstadt aus Wohnungsbauunternehmen, den beiden Beratungsgesellschaften zum Stadtumbau B.B.S.M. und BSM und der Stadt Eisenhüttenstadt hat sich neben dem bereits vorgestellten Konzept zum Stadtumbau und den Handlungsfeldern Abriss/ Rückbau auch einige Gedanken zum Leitbild und der Weiterentwicklung von Eisenhüttenstadt als Ganzes gemacht. Das neue Leitbild für Eisenhüttenstadt befindet sich allerdings noch in der Diskussionsphase. Die Idee der “perforierten” Stadt, wie sie in anderen ostdeutschen Städten aufgegriffen wird, ist nicht das Ziel des Stadtumbaus Eisenhüttenstadt. Laut Umbaukonzept erscheint die Weiterentwicklung zu einem zusammenhängenden Stadtgebiet nicht mehr möglich zu sein. Vielmehr wird die Entwicklung von drei kompakten Stadträumen angestrebt, die durch das Straßennetz und Grünzonen miteinander verbunden sind. Bei diesen drei Stadtkörpern handelt es sich um: • Wohnstadt WK I-V und Schönfließ • Wohnkomplex VI Süd • Ortsteil Fürstenberg Der Bereich Diehlo wird als vierter Stadtraum mit angedacht.41 Perske, Wolfgang: “Stadtumbau in Eisenhüttenstadt”, in: Stadtspiegel Eisenhüttenstadt, Ausgabe Oktober 2001 (http://www.multimedia-ffo.de/ Stadtspiegel_Eisenhuettenstadt_Oktober_2001.html) 39 40 41 http://www.stadtumbau.de [BBSM] 41 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm Begründet wird diese Haltung durch die Analyse des Status Quo: “Die drei Stadträume weisen schon heute siedlungsstrukturell unterschiedliche Prägungen auf, die – so der Grundgedanke des Leitbilds – zukünftig weiterentwickelt beziehungsweise stärker zur Geltung gebracht werden sollen”.42 Ein Plan von B.B.S.M. soll einen ersten Entwurf der Verräumlichung dieser Gedanken darstellen. Abb. 31: städtebauliches Leitbild / Stadträume Konzept von BBSM (Legende liegt nicht vor) 42 http://www.stadtumbau.de 42 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm Die Stadt beugt sich damit einem derzeitigen Zustand und erklärt, dass daran ohnehin nichts zu ändern sei. Dieses städtebauliche Leitbild der voneinander getrennten Stadträume kann unserer Meinung nach nicht überzeugen, da das weitere Auseinanderbrechen der Stadt aus städtebaulicher Sicht nicht wünschenswert erscheint. Vielmehr muss eine Konzeption für die Entwicklung der Gesamtstadt erstellt werden, die die Gemeinsamkeiten der Stadt stärkt und auf Zusammenhalt der einzelnen Teile abzielt, ohne die Individualität und den jeweiligen Entstehungshintergrund der Stadtteile zu missachten. Abb. 32: Konzept der Stadt in eigener Darstellung Eigenes Konzept Abb. 33: Eigenes Konzept Aus der Kritik des Leitbildes von B.B.S.M. und der Stadt Eisenhüttenstadt sowie der eigenen Analyse haben wir selbst ein Konzept der weiteren Entwicklung für Eisenhüttenstadt erstellt. Als wichtigstes Ziel wollen wir festhalten, dass die Stadt einer Gesamtkonzeption bedarf, die Verbindungen schafft und die Gemeinsamkeiten der Stadt stärkt. Die einzelnen Stadtteile, die deutlich in ihrer Struktur und ihrer historischen Entstehung zu unterscheiden sind, sollen zusammengeführt werden. Eisenhüttenstadt soll eine neue Gesamtidentität erhalten. 43 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm Die Stadtteile differenzieren wir lediglich in zwei Kategorien: Erhaltung und Rückbau/Abriss. Analog zur Stärken und Schwächen Analyse, wo die Kernstadt der WK I bis IV als Stärke gekennzeichnet ist, werden diese WK als Erhaltungsgebiet kategorisiert. Sie sind angenehm proportioniert, sind charakteristisch für die “Planstadt Eisenhüttenstadt” und deswegen auch in ihrem Ensemble denkmalgeschützt. Zudem ist hier ein Wohnen im Grünen durch großzügige Höfe verwirklicht. Ebenfalls in der heutigen Form sollen die Bereiche Fürstenberg und Schönfließ erhalten werden, in ihrer Stärke als gewachsene Strukturen mit Altstadtkern, Kirchplatz und kleinteiliger Wohnbebauung. Die Wohnkomplexe V bis VII dagegen – in ihrer Monostruktur als Schwäche dargestellt, deklarieren wir als Rückbaubeziehungsweise Abriss-Gebiete. Integraler Teil unseres Konzeptes ist der Rückbau von 6.500 Wohneinheiten, der sich aus der Analyse logisch ergibt. Dafür haben wir ein Abriss-Szenario erstellt, das später detaillierter präsentiert wird. Darin haben wir uns weniger an den aktuellen Leerstandszahlen oder den Sanierungsbedingungen orientiert, sondern vielmehr versucht aus der Perspektive des Städtebaus und aus den, unserer Ansicht nach städtebaulichen Notwendigkeiten heraus zu agieren. Außerdem schien es uns von zentraler Bedeutung, nicht nur zu schrumpfen, abzubauen und damit zu reduzieren. Der Rückbau und Abriss der Wohneinheiten ist zwar unumgänglich für das wirtschaftliche Überleben der Wohnungsunternehmen, für das gesellschaftliche Leben in der Stadt und für die weitere Entwicklung der Stadt aus stadtplanerischer Sicht. Allerdings ist die Perspektive des Schrumpfens immer auch eine bedrohliche. Das wollen wir als Befindlichkeit akzeptieren und dem deswegen entgegenwirken. Es wird gemeinhin befürchtet, dass mit der Schrumpfung von Wohneinheiten auch gleichzeitig das kulturelle und soziale Angebot der Stadt schrumpfen und wegfallen würde, dass sich die infrastrukturelle Versorgung verschlechtern würde und dass Eisenhüttenstadt kleiner, also unwichtiger und provinzieller würde. Wir möchten stattdessen Schrumpfen als Chance zum Neuanfang sehen. Durch die Schrumpfung im einen Bereich ist es möglich in anderen Bereichen Impulse zu setzen, was wir durch die Schaffung einer Transforma-zone verwirklichen. Aus der Analyse von Eisenhüttenstadt werden die heutigen Strukturen der Stadt klar. Eisenhüttenstadt macht einen sehr kompakten Eindruck. Die Ränder der Stadt finden einen sehr klaren Abschluß zum Naturraum. Die Stadt hat sich bekanntlich in mehreren Einheiten entwickelt – zunächst Schönfließ 44 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm und Fürstenberg als autonome dörfliche beziehungsweise kleinstädtische Strukturen, dann von 1950 bis etwa 1960 die “Planstadt Eisenhüttenstadt”, bald darauf der Wohnkomplex V, der auch heute noch sehr singulär für sich steht und ab dem Ende der 60er Jahre bis Mitte der 80er Jahre die letzten beiden Wohnkomplexe VI und VII, die wiederum mit der bereits bestehenden Stadt wenig zu tun haben. Diese einzelnen Teile sind noch heute deutlich abzulesen, zwischen ihnen besteht aber kein formaler Zusammenhang. Am stärksten ist die Trennung des Ost- und Westteils. Am Kanal zieht sich eine grüne “Insel” fast durch die gesamte Stadt hindurch. Dort befindliche Industrie- und Gewerbeflächen verstärken die Trennung. Die Transforma-zone ist der Bereich in Eisenhüttenstadt, der die nötige Verbindung zwischen den auseinanderfallenden Stadtteilen gewährleistet und gleichzeitig etwas neues aus der Schrumpfung heraus schafft. Sie interagiert mit den einzelnen Stadtteilen und Gebieten von Eisenhüttenstadt und strahlt in sie hinein. Die Festlegung der Transforma-zone auf einen Streifen zwischen EKO-Werksgelände und Stadt ist nicht als geschlossene Einheit mit starren Grenzen zu verstehen. Dieser Bereich entsteht vielmehr aus den Überlegung von Erhalt und Umbau und damit auch aus der Stärken und Schwächen Analyse. Zwischen den zu erhaltenden Flächen von WK I-IV, Schönfließ und Fürstenberg auf der einen Seite und dem für die Stadt so wichtigen Industrie- und Gewerbe-Gebiet von EKO auf der anderen Seite zieht sich ein Bereich, der bisher undefinierbar ist. Er umfaßt kleinteilige Strukturen des Wohnens, aber auch größere gewerbliche Bauten, Grünbereiche aber auch Brachen. Das Gebiet sticht heraus als eine intermediäre Zone, die einer neuen Definition und Gestaltung bedarf. Der Bereich der Transforma-zone ist prädestiniert als Verbindungsraum, als neue Raumabfolge mit neuen Nutzungsmöglichkeiten. Für klassische Nutzungen, wie die Ausweisung als neues Gewerbegebiet oder neues Bauland ist das Gebiet weniger geeignet. Zum einen, weil es bereits locker bebaut und vielfältig genutzt wird, zum anderen, weil die lärm- und schmutzintensiven Bereiche von EKO direkt daran angrenzen. Die genaueren Vorstellungen, was die Transforma-zone alles sein kann und wie sie aufgebaut ist, werden später erläutert werden. 45 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm Ein Abriss-Szenario In Eisenhüttenstadt müssen spürbare Eingriffe in den Wohnungsbestand getätigt werden. Der in Zukunft noch weiter ansteigende Wohnungsüberhang verlangt nach deutlicher Reduzierung. Der Rückbau von 6.500 Wohnungen erscheint als sinnvoll. Entsprechend dem von den Verfassern entwikkelten Konzept ist ein umfassender Stadtumbau vorzusehen: Abriss in den Wohnkomplexen VII und VI sowie dem WK V und dem Stadtgebiet Holzwolle. Mit dem Ziel, dem Auseinanderbrechen der Stadt entgegenzuwirken wird der Abriss nicht ausschließlich dort geplant, wo ein hoher Leerstand herrscht. Vielmehr geht es um die städtebauliche Aufwertung der gesamten Stadtstruktur, das heißt es sind auch Rückbaumaßnahmen in Stadtgebieten durchzuführen, die von einem vergleichsweise geringeren Leerstand betroffen sind. Abb. 34: Schwarzplan, heutiger Zustand 46 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm Für das Stadtgebiet Holzwolle, das sich in unmittelbarer Nähe von Schönfließ befindet und in dem ein Leerstand von 10% vorhanden ist, wird ein kompletter Abriss der 530 Wohneinheiten vorgeschlagen. Die angrenzende Stadtstruktur legt eine kleinteilige Bebauung in Form von Reihen- bzw. Einfamilienhäusern nahe. Abb. 35: Schwarzplan, Rückbau Ein weiterer kompletter Abriss wird für die Plattenbauten des Stadtgebiet WK VII Nord geplant, in denen ein Leerstand von 25% herrscht. Der Wohnungsbestand von 2.000 Wohneinheiten liegt inmitten der kleinteiligen Struktur von Fürstenberg. Auch hier ist ein Aufgreifen der umliegenden Bebauung denkbar. Wünschenswert wäre die Verschmelzung dieses Stadtgebiets in die vorhandene Umgebung. In Anbetracht der hohen Leerstandsquote von 34% wird im WK VII Süd ein Abriss von 800 Wohnungen angestrebt. Durch den Rückbau von 4 Geschossen bleibt die vorhandene Struktur erhalten. Einem Auseinanderdriften der Stadtgebiete Seeberge und WK VI Süd wird dadurch vorgebeugt. Im WK VI Nord ist ein Rückbau von 300 Wohnungen angedacht. Zur Reduzierung der Leerstandsquote von 22% werden die Zeilenbauten entlang der Straße der Republik entfernt und durch einen Grünstreifen ersetzt. In den von Zeilenbauten geprägten Wohngebieten WK V und WK VI Süd erscheint ein punktueller Abriss von 950 bzw. 2.000 Wohneinheiten als sinnvoll. Eine Auflockerung der Gebietsstruktur wird angestrebt. Die Plattenbauten entlang des Oder-Spree-Kanals im WK VI Süd werden komplett entfernt 47 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm In Anlehnung an die qualitätvollen, durchgrünten Wohnhöfe der ersten vier Wohnkomplexe soll in diesen beiden WK durch gezieltes Entfernen einzelner Zeilen das Motiv “Wohnhöfe” aufgegriffen und anhand des vorhandenen Wohnbestandes neu interpretiert werden. Abb. 36: Schwarzplan nach Rückbaumaßnahmen Abb. 37: Schwarzplan nach Rückbaumaßnahmen mit Grünhöfen 48 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm Die Transforma-zone Ein neues Entwicklungspotential für Eisenhüttenstadt Ziel der Transforma-zone ist es, neben Umbau- und Rückbaumaßnahmen einen Bereich zu definieren, der trotz Schrumpfung einen neuen Impuls für Leben und Entwicklung für Eisenhüttenstadt bietet. Außerdem soll der Zusammenhalt der Stadt durch ein verbindendes Element wiederhergestellt werden und neue Aktionsfelder geschaffen werden. Gleichzeitig dient die Transforma-zone als Ausgleich zwischen Industrie- und Wohngebieten. Sie verbindet positive Punkte der Identifikation mit Eisenhüttenstadt miteinander, schirmt aber ebenso die negativen Auswirkungen beispielsweise Lärm und Schmutz der Stahlindustrie von den empfindlichen Wohngebieten ab. Dabei arbeiten wir mit dem Bestand und wollen bereits vorhandene Potentiale nutzbar machen. Der Wandel soll sich durch Transformation der Strukturen und nicht nur durch Neuplanungen auszeichnen. Abb. 38: Lage der Transforma-zone im Stadtgefüge 49 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm Den Namen Transforma-zone haben wir gewählt, um deutlich zu machen, daß sich in einem definierten Bereich auf der Grundlage von alten Strukturen etwas neues entwickelt. Das Konzept der Transforma-zone ist als Vorschlag und Richtungsweiser zu verstehen. Die Transforma-zone verträgt viele mögliche Antworten auf die Frage der Ausformulierung. Einige Vorschläge, Impressionen und Bilder wollen wir selbst liefern. Diese Sammlung ist keineswegs als abschließend, vollständig oder komplett zu verwirklichend zu verstehen. Sie soll lediglich die Vorstellungen schärfen, sich von der Schwammigkeit der Begriffe entfernen und eine Atmosphäre verdeutlichen. Vielmehr soll eine Grundlage geschaffen werden, die neue Impulse aus der Stadt und von den BürgerInnen auffangen kann. Initiativen und Nachfragen finden hier ihren (Frei-) Raum. Felder_Attraktoren_Bezüge_Band Die Transforma-zone ist ein intermediärer Bereich zwischen dem alten Grundstein der Stadt, der Stahlindustrie, und der geplanten Wohnstadt. Sie fungiert als Vermittlerin und Zwischenbereich. Hier finden neue Funktionen Platz, um Eisenhüttenstadt zu zukunftsfähigen Angeboten zu verhelfen. Die Transforma-zone ist eine Entwicklungszone mit Schwerpunkt-Feldern. Jedes der Felder ist thematisch mit einem Attraktionspunkt besetzt. Die Raumabfolge wird durch ein Band erlebbar gemacht und zusammengehalten, es verbindet ebenfalls die Attraktoren miteinander. Die Felder Die Felder sind ein Vorschlag zur thematischen Besetzung der Zone. Sie sind wie die Zone selbst nicht mit starren Grenzen zu verstehen, sondern lehnen sich an vorhandene Nutzungen und Potentiale des Teilabschnittes an. In jedem Feld findet das Thema seine Ausformulierung und seinen Bezug nach außen durch einen Attraktionspunkt, der über die Zone hinaus für die Gesamtstadt identitätsstiftenden Charakter besitzt. 50 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm 1_Kleinteiligkeit / Wohn_Landschaft Das erste Feld beinhaltet das alte Dorf Schönfließ und das Areal Holzwolle. Die Kleinteiligkeit von Schönfließ soll erhalten bleiben und in einen Landschaftspark eingebettet werden. Dieser Abschnitt wird durch den Attraktor Landschaftspark und Landschaftskunst ergänzt. Hier sollen Transformationen des Landschaftsraumes auf künstlerischer Ebene entstehen, die die Wahrnehmung von Landschaft und Freiraum verstärken. Durch den künstlerischen und damit künstlichen Einsatz von Natur und Pflanze steht der Attraktor nicht in Konkurrenz zur umgebenden Natur. Der natürliche Grünraum rund um Eisenhüttenstadt wird so fließend in die Transforma-zone integriert. Auf dem Areal von Holzwolle entsteht Raum für eine kleinteilige Reihenhaussiedlung, die qualitativ hochwertige und zeitgemäße Architektur für eine neue NutzerInnengruppe anbieten soll. Abb. 40: “Borneo-Eiland”, Christian Rapp, Amsterdam 2000 Abb. 41: Hauswand Abb. 39: “Two Adjacent Pavillions”, Dan Graham, documenta 7, Kassel 1982 Abb. 42: Jeff Wall ”The Citizen” , 1996 51 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm 2_Park / Öffentlichkeit Dieses Feld steht im direkten Kontakt mit der Kernstadt (WK I-IV). Hier befinden sich öffentliche Einrichtungen und Funktionen für Einkauf und Aufenthalt. Der Attraktor soll ein neuer Treffpunkt für die verschiedenen sozialen, ethnischen oder Alters- Gruppen werden, der über die historische Achse der Lindenallee in Verbindung mit dem neu zu gestaltenden “Zentralen Platz” steht. Der öffentliche Raum soll hier neu definiert werden und über die sonst üblichen Konsumangebote hinausreichen. Abb. 43: Der Baum, Hengelo, Wohnturm, MVRDV, 1999 Abb. 44: Garten Interpolis, Tilburg, Gesamtansicht, Adriaan Geuze/ West 8, 1995-1997 Abb. 45: Bibliothek Technische Universität Delft, Eingang und Dachgarten, Mecano, 1997 52 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm 3_Wasser / Freizeit Die Kanalufer-zone wird als Interaktionsraum zwischen Gewerbe und Wasserfreizeit neu angelegt; die Identität dieses Feldes könnte durch Werkstätten, Hallen, und Outdoor-sport gekennzeichnet sein. Hier könnte weiterhin eine Ausformulierung des Begriffes “Industriekultur” stattfinden, zum Beispiel in Form eines Industriemuseums. Abb. 47: Fernheizkraftwerk Utrecht, NL Architects mit Djin Sie, 1997-1998 Abb. 48: Fernheizkraftwerk Utrecht, NL Architects mit Djin Sie, 1997-1998 Abb. 46: Wasserreservoir und Dachterrasse, Neutelings Riedijk Architekten, 1999 Abb. 49: “Hochöfen Duisburg-Meiderich”, Lichtinstallation: Jonathan Park, IBA Emscher Park 53 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm 4_Bahnhofsviertel / Nachtleben In diesem Feld wird der Bahnhof in seiner Funktion als Stadtentrée in ein neues Zentrum gerückt. Es soll ein verdichteter Erlebnis- und Bewegungsbereich entstehen mit Nightlife, Entertainment und öffentlichen Aufenthaltsqualitäten. Der Bahnhof wird zum Stadttor. Er versinnbildlicht das urbane Leben und eröffnet den ersten Blick in die Stadt. Abb. 50: H2OeXPO-Pavillon, Neeltje Jans, Innenansicht, Oosterhuis, NL, 1997 Abb. 51: Landscaping Shiphol, West 8, Amsterdam 1992-1998 Abb. 52: Schouwbugplein, Adriaan Geuze/ West 8, Rotterdam, 1991-1996 Abb. 53: Red Light Zone, Juliette Bekkering und Erik de Jong, Den Haag, 1997 54 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm Band: Ein besonderer Schwerpunkt ist auf das verbindende Element zu legen. Dieses durchgehende Band könnte eine besondere Behandlung in der Bodenoberfläche sein, wie Bodenwellen oder verschiedene Ebenen. Eine Verbindung könnte aber auch durch die durchgehende Verwendung eines bestimmten Materials gelingen. Wiederkehrende Objekte, wie Säulen, Beleuchtung oder ähnliches Stadtmobiliar sind ebenfalls eine mögliche Lösung. Das Band soll der Erlebbarkeit der Raumabfolgen dienen und die Gemeinsamkeiten der Transforma-zone bilden. Abb. 54: “Modell der 800000 Häuser”, Adriaan Geuze/West 8, NAI, Rotterdam, 1995 Abb. 55: “Garten interpolis”, Adriaan Geuze/West 8, Tilburg, Steingarten 1995-1997 Abb. 56: “New Housing Landscape”, Gotha, urbanfish 55 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm Schlussworte Der Stadtumbau aufgrund von Schrumpfungsprozessen ist ein Thema, das nicht nur PlanerInnen in der Zukunft immer wieder beschäftigen wird. Und es ist kein einfaches Thema in einer auf Wachstum ausgerichteten Welt. Doch gerade deshalb ist die Auseinandersetzung mit Schrumpfung so bedeutend, denn sie kann Chance zur radikalen Neugestaltung sein – eine Chance wie es sie schon lange nicht mehr gab im Städtebau. Die Gesichter der Städte, nicht nur in Ostdeutschland werden sich dramatisch verändern. Um diese Veränderung zu gestalten und sie nicht nur einfach passieren zu lassen oder sie dem freien und vernichtenden Spiel der Marktkräfte zu überlassen, haben wir uns mit Eisenhüttenstadt, seiner Geschichte, seinen Spezifika und Charakteristika sowie seinen Entwicklungsperspektiven aus unserer Sicht beschäftigt. Unser Blickwinkel ist dabei ein externer. Wir kommen weder aus Eisenhüttenstadt, noch aus Brandenburg. Das birgt zwar vielleicht die Nachteile der Unkenntnis genauer örtlicher Gegebenheiten, aber auch den Vorteil der Unbeschwertheit und Unvoreingenommenheit. Mit dieser Unbeschwertheit haben wir Vorschläge und ein in sich schlüssiges Konzept für Eisenhüttenstadt vorgelegt, das viel weiteren Entwicklungsspielraum lässt, aber doch eindeutige Aussagen zur Entwicklungsrichtung vorgibt. Unsere konkreten Ideen beispielsweise zu einem Abriss-Szenario oder zur Ausgestaltung der Transforma-zone sind erste Vorschläge. Sie sind nicht auf ihre Machbarkeit hin überprüft, was bei einer weiteren Bearbeitung und Umsetzung sicher von Nöten wäre. Auch ist nicht jedes Image der Transforma-zone eins zu eins zur Umsetzung gedacht. In den Beispielen sollten Stimmungen, Impressionen und Bilder vermittelt werden. Hier soll kein Feuerwerk an neuer und zeitgemäßer Architektur und Städtebau installiert werden, neben dem dann das “herkömmliche” Eisenhüttenstadt verblasst. Aber es ist ein Bereich, in dem Neues entstehen kann und der Spielraum und Entwicklungspotentiale birgt, wie auch immer sie dann real gefüllt werden können. Hannover, den 18. März 2002 Svenja Becker Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer Matthias Sturm 56 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm Anlagen • • Fragenkatalog an die Ämter für Wirtschaftsförderung und Stadtplanung der Stadt Eisenhüttenstadt, Treffen im Rathaus von Eisenhüttenstadt am 11. Januar 2001 Liste der verwendeten Literatur zum Thema Schrumpfung allgemein und zu Eisenhüttenstadt 57 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm Fragenkatalog – Stadtumbau Ost am Beispiel Eisenhüttenstadt Gliederung der Fragen: I. II. III. IV. Bevölkerungssituation Ökonomische Bedingungen Wohnungsmarktsituation Stadtentwicklung I. Fragen zur Bevölkerungssituation 1) Vor der Wende betrug die Bevölkerung Eisenhüttenstadts 53.000 Einwohner. Bis heute sank die Zahl auf etwa 41.500. Aktuelle Bevölkerungsprognosen für das Jahr 2015 gehen von nur noch 35.150 Einwohnern aus. Inwieweit erhofft man sich durch die Stadtumbaumaßnahmen diese prognostizierte Einwohnerzahl korrigieren zu können? 2) Wie hoch ist das Einkommen der Bürger von Eisenhüttenstadt? 3) Wie hoch ist die Wohnzufriedenheit der Bevölkerung und wie attraktiv ist die Stadt für ihre Bürger? Welchen Charakter vermittelt sie? Was zeichnet die Stadt aus? Inwieweit “trauern” die Bürger von Eisenhüttenstadt den alten Strukturen der DDR nach? 4) Welche Maßnahmen wurden ergriffen um die Einwohner in Eisenhüttenstadt zu halten? Gibt es so etwas wie ein neues “Image” der Stadt? 5) Die Stadtplanung im Sozialismus setzte den Schwerpunkt auf die Verbundenheit von Stadt und Werk, von Wohnen und Arbeiten. Ein Beispiel hierfür war der Hochofen I des EKO-Stahlwerks. Er stand in der Blickachse der Magistrale und galt als Identifikationpunkt. Wie identifizieren sich die Bürger heute mit der Stadt? Was ist von der Identifikation mit Stadt und Werk übrig geblieben? Wie wurde diese Veränderung des Stadtbildes aufgenommen? Welche Folgen hatte dieses bezüglich der Identifikation? 6) Wie hoch ist die aktuelle Zuwanderung? Wieviel Zuwanderung gibt es aus dem EU-Ausland, dem Nicht-EU-Ausland (Wer kommt woher)? Wie hoch ist der Ausländeranteil in Eisenhüttenstadt? 7) Wie hoch sind die Hoffnungen auf Zuwanderung durch die zukünftige Osterweiterung der EU? Wie will man neue Bevölkerung für sich gewinnen? Wie sehen weitere Strategien aus, die zu einer verstärkten Zuwanderung führen könnten? 8) Während der DDR war der Betrieb zuständig für das kulturelle Angebot der Stadt. Wie verlief der Transformationsprozess nach der Wende? Was blieb davon übrig? Hat sich das Angebot erhöht? Wie steht Eisenhüttenstadt im Vergleich zu anderen Mittelzentren da? Liegen im Kulturangebot Potentiale für Eisenhüttenstadt? 9) Hat das Kulturangebot angesichts der prekären Lage am Arbeitsmarkt noch denselben Stellenwert wie zur Zeit der DDR? 58 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm II. Fragen zu den ökonomischen Bedingungen 1) Das Stahlwerk EKO stellt etwa 3.000 der insgesamt 19.000 Arbeitsplätze in Eisenhüttenstadt und ist damit der größte Arbeitgeber in Ostbrandenburg. Wie hoch war die Anzahl der Beschäftigten im EKO-Stahlwerk zur Zeit der DDR? Wieviele Arbeitsplätze gab es in Eisenhüttenstadt außerhalb der Stahlbranche und in welchen Bereichen? 2) Wie sind die Arbeitsplätze heute strukturiert? Wieviele gibt es jeweils im primären, sekundären und tertiären Sektor? 3) Welche weiteren Schlüsselindustrien haben sich angesiedelt? Wieviele Arbeitsplätze wurden durch sie geschaffen? 4) Durch die Fusion der Stahlfirmen Usinor (zu dem EKO mittlerweile gehört), Acerali (Spanien) und Arbed (Luxemburg) scheint die Zukunft des Stahlwerks vorerst gesichert zu sein. Wird die Fusion eine Rationalisierung von Arbeitsplätzen zur Folge haben? 5) Wie ist die Wettbewerbsposition von EKO-Stahl bundesweit / weltweit? Ist die Stahlindustrie auf lange Sicht zukunftsfähig? Wie essentiell ist das Überleben des Stahlwerks für Eisenhüttenstadt? 6) Laut Beurteilung zum Ideenwettbewerb “Stadt 2030” liegen zukünftige wirtschaftliche Potentiale für Eisenhüttenstadt im Bereich Dienstleistung, Altersbezogene Dienste (Gesundheitspflege) sowie in der IT und High-Tech Branche. Wie sehen konkrete Maßnahmen hinsichtlich der Nutzung dieser Potentiale aus? 7) Welche weiteren Wirtschaftszweige werden gezielt gefördert? Welche Strategien gibt es, um neue Unternehmen in Eisenhüttenstadt anzusiedeln? 8) Worin liegen die Vorteile für ein Unternehmen sich in Eisenhüttenstadt niederzulassen im Vergleich zu anderen umliegenden Städten? III. Fragen zur Wohnungsmarktsituation 1) Von den 21.864 Wohnungen in Eisenhüttenstadt stehen knapp 3.700 (etwa 17%) leer. Wieviele Wohnungen sind davon noch bewohnbar? Wie hoch ist die Anzahl der noch sanierbaren Wohneinheiten? 2) Wieviel Leerstand gab es bereits zur Zeit der DDR? Wie sah die Leerstandsentwicklung unmittelbar nach der Wende im November 1989 aus? 3) In anderen Städten der Neuen Bundesländer bezieht sich die Leerstandsproblematik auf den Altbaubestand sowie auf die Plattenbauten. Wie verteilt sich der Leerstand in Eisenhüttenstadt? Gibt es überhaupt Altbauten im Geschosswohnungsbau? 4) Welche der Wohnkomplexe stehen unter Denkmalschutz und seit wann? Worauf beschränkt sich der Denkmalschutz genau (Fassade, Entkernung etc.)? In welchem Rahmen wird die Sanierung von denkmalgeschützten Wohnbauten zusätzlich subventioniert? 59 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm 5) Was sind die Kosten pro m² sanierter Wohnfläche / Kosten pro m² bei Abriss? Wie hoch ist die Subventionierung? 6) In welchem Maße steigen die Mieten nach der Sanierung? In welchem Rahmen ist dieses gegenüber dem Bürger finanziell zumutbar – wer kann es sich leisten? 7) Wie sieht der aktuelle Mietspiegel der unterschiedlichen Wohnungstypen aus? Nach dem Mietspiegel teilen sich die am Markt angebotenen Wohnungen in drei Kategorien, wo befinden sich ,örtlich gesehen, die unterschiedlichen Wohnlagen? Wie steht Eisenhüttenstadt im bundesweiten Vergleich da? 8) Wie vollzog sich die Privatisierung der drei Wohnungsunternehmen (Wohnungsbaugenossenschaft e. G., Gebäudewirtschaft GmbH, Oder – Immobilien GmbH & Co. KG) nach der Wende? Existierten sie bereits zur Zeit der DDR? Wenn nicht, nach welchen Kriterien wurden die Wohnungen verteilt? 9) Wie groß ist der jeweilige Anteil der drei Wohnungsunternehmen am Wohnungsmarkt und wie hoch ist der jeweilige Leerstand? Wieviele Wohnungen sind in privatem Besitz? 10) Wie sind die Wohnungen örtlich auf die Wohnungsunternehmen aufgeteilt? Gibt es weitere Wohnungsunternehmen? 11) Wie hoch sind die Altschulden auf den Wohnungen? Wie wirken sich diese zusätzlichen Belastungen auf die Wohnungsunternehmen aus? 12) Wieviel Prozent Leerstand ist existenzbedrohend für die Wohnungsunternehmen? Gibt es Unternehmen die bereits kurz vor dem Konkurs stehen? IV. Fragen zur Stadtentwicklung 1) Laut dem Stadtumbaukonzept der BSM mbH ist eine Weiterentwicklung von Eisenhüttenstadt zu einem zusammenhängenden Stadtgebiet nicht mehr möglich. Eher wird angestrebt, dass die vier Gebiete (Mitte, Fürstenberg, Schönfließ, Diehlo) eigenständige und abgeschlossene Stadträume bleiben und durch das Straßennetz sowie Grünzonen in Beziehung zueinander stehen. Gibt es weitere Leitbilder für den zukünftigen Stadtumbau? 2) In anderen, vom Leerstand bedrohten, ostdeutschen Städten liegen die Maßnahmen des Stadtumbaus in der Sanierung und dem Abriss von Wohnungen sowie der Wohnumfeldverbesserung. 3) Wo liegt der Schwerpunkt in Eisenhüttenstadt? Gibt es weitere Strategien? In dem Beitrag “Der letzte Monolith” (Bauwelt 10; 1992) bewertet Wolfgang Kil die Wohnbedingungen Eisenhüttenstadts. Er spricht von “einem Wohnumfeld von beträchtlichen Qualitäten, einer differenzierten, gut funktionierenden Verkehrsstruktur” sowie von “großzügigen Grünhöfen”, die ein fußläufiges Wegenetz beinhalten und somit ein “Wohnen im Grünen” ermöglichen. Sind diese Qualitäten auch heute noch vorhanden? Sind sie vielleicht durch Abriss oder Wegzug der Bewohner gefährdet? 4) Welche weiteren Akteure außer der Stadt, den Planungsbüros und den Wohnungsunternehmen sind am Stadtumbau beteiligt? 60 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm 5) Gibt es eine Bürgerbeteiligung? Decken sich die Auffassungen der Bürger bezüglich des Stadtumbaus mit denen des Stadtplanungsamtes? 6) Wie funktioniert die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Akteuren? Sperren sich Wohnungseigentümer (Wohnungsunternehmen, Privatpersonen) gegen bevorstehenden Abriss? Wie wird mit ihnen verfahren? 7) Wird Abriss als Maßnahme in Eisenhüttenstadt in Erwägung gezogen? Wenn ja, wie soll der Abriss aussehen? In welchen Bereichen würde abgerissen werden müssen? Betrifft es ganze, zusammenhängende Gebiete oder nur einzelne Objekte (flächenhafter oder punktueller Abriss)? 8) Was entsteht auf den Grundstücken der abgerissenen Wohngebäude? Ist Begrünung die einzige Maßnahme? 9) Ein massives Problem ostdeutscher Städte ist der Umzug vieler Bürger in die Einfamilienhaussiedlungen des Umlands. Wie hoch ist der Bedarf an Einfamilienhäusern in Eisenhüttenstadt? Wie sieht die Zukunftstendenz aus? 10) Gibt es von Eisenhüttenstadt ausgewiesene Bauflächen für zukünftige Einfamilienhaussiedlungen um den Bürger an die Stadt zu binden? Befinden sich diese Bauflächen eher in neu erschlossen Gebieten oder auf vorhandenen Brachflächen? 61 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm Literaturliste Amt für Wirtschaftsförderung, Stadt Eisenhüttenstadt: “Eisenhüttenstadt 2010 – Strategiekonzept Wirtschaft”, ohne Datum, [STA2] Arbeitsgruppe Stadtgeschichte (Hg.) Eisenhüttenstadt-Berlin: “Eisenhüttenstadt – ‚Erste sozialistische Stadt Deutschlands’”, Verlag: be.bra verlag GmbH, Berlin-Brandenburg 1999 Barth, Holger (Hg.): “Grammatik sozialistischer Architekturen – Lesearten historischer Städtebauforschung”, Dietrich Reimer Verlag GmbH, Berlin 2001 B.B.S.M. (Brandenburgische Beratungsgesellschaft für Stadtentwicklung und Modernisierung mbH, Potsdam) und BSM. (Beratungsgesellschaft für Stadterneuerung und Modernisierung mbH): “Stadtumbaukonzept Eisenhüttenstadt 2015 / LDS Brandenburg”, ohne Datum [BBSM] Böhme, Ulrich: “Daten zum Leerstand von Wohnungen mit Anmerkungen”, in: DASL: “Schrumpfende Städte fordern neue Strategien für die Stadtentwicklung. Aus dem Leerstand in neue Qualitäten? Materialien zum wissenschaftlichen Colloquium 2001 in Leipzig” Borst, Renate: “Volkswohnungsbestand in Spekulantenhand? Zu den möglichen Folgen der Privatisierung von ehemals volkseigenen Wohnungen in den neuen Bundesländern”, in: Häußermann, Hartmut; Neef, Rainer (Hg.): “Stadtentwicklung in Ostdeutschland. Soziale und räumliche Tendenzen”, Westdeutscher Verlag, Opladen 1996 Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung: “Raumordnungsbericht 2000” Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen: “Wohnungswirtschaftlicher Strukturwandel in den neuen Bundesländern”, in: DASL: “Schrumpfende Städte fordern neue Strategien für die Stadtentwicklung. Aus dem Leerstand in neue Qualitäten? Materialien zum wissenschaftlichen Colloquium 2001 in Leipzig” Busmann, Friedrich: “Altstadt und Neustadt. Plädoyer für den Stadtzusammenhang”, in: Stadtbauwelt 24/2001 CD “Eisenhüttenstadt – Stadt mit Zukunft”, Stand: 21.7.2000, Hg.: Stadtverwaltung Eisenhüttenstadt [CD EH] Daldrup, Lüttke: “Vorwort”, in: Beiträge zur Stadtentwicklung 30, Stadt Leipzig, November 2000 Deutsche Akademie für Städtebau und Landesplanung (DASL): “Leipziger Erklärung”, in: DASL: “Schrumpfende Städte fordern neue Strategien für die Stadtentwicklung. Aus dem Leerstand in neue Qualitäten? Materialien zum wissenschaftlichen Colloquium 2001 in Leipzig” Doehler, Marta und Reuther, Iris: “Schrumpfung planen?”, in: http://www.urbaneprojekte.de Doehler, Marta und Rink, Dieter: “Stadtentwicklung in Leipzig”, in: Häußermann, Hartmut; Neef, Rainer (Hg.): “Stadtentwicklung in Ostdeutschland. Soziale und räumliche Tendenzen”, Westdeutscher Verlag, Opladen 1996 Eekhoff, Johannes: “Planungssicherheit statt neuer Subventionen”, in: Stadtbauwelt 24/2001 Eichstätt, Wulf: “Planung mit erhöhtem Risiko”, in: Stadtbauwelt 24/2001 Fischer, Ralf-Joachim: “Chemnitz. Gründerzeit und Plattenbaugebiet. Idee einer Abrissgesellschaft”, in: Stadtbauwelt 24/2001 GdW Bundesverband deutscher Wohnungsunternehmen e.V.: “Vom Leerstand zum Notstand? – Die Zukunft ostdeutscher Städte sichern”, in: DASL: “Schrumpfende Städte fordern neue Strategien für die Stadtentwicklung. Aus dem Leerstand in neue Qualitäten? Materialien zum wissenschaftlichen Colloquium 2001 in Leipzig” 62 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm GdW Bundesverband deutscher Wohnungsunternehmen e.V.: “Zukunft sichern!”, in: DASL: “Schrumpfende Städte fordern neue Strategien für die Stadtentwicklung. Aus dem Leerstand in neue Qualitäten? Materialien zum wissenschaftlichen Colloquium 2001 in Leipzig” Haubold, Hans-Wolfgang/ Südhoff, Dr. Rüdiger: “Die Planstadt – Eisenhüttenstadt die Wohnkomplexe I – IV” Herausgeber: Eisenhüttenstädter Gebäudewirtschaft GmbH, Druckerei Oehme in Fürstenberg, Eisenhüttenstadt 2000 Häußermann, Hartmut: “Von der Stadt im Sozialismus zur Stadt im Kapitalismus”, in: Häußermann, Hartmut; Neef, Rainer (Hg.): “Stadtentwicklung in Ostdeutschland. Soziale und räumliche Tendenzen”, Westdeutscher Verlag, Opladen 1996 [HÄU] Hoffmann, Hans Wolfgang: “Last des Luxus”, in: Foyer Mai 2001 Kaufmann, Wolf: “Wittenberge. Kleinstadt mit Gründerzeitgebieten. Kleine Schritte mangels Strategie”, in: Stadtbauwelt 24/2001 Kil, Wolfgang: “Der letzte Monolith”, in: Stadtbauwelt 10/1992 [KIL] Kil, Wolfgang: “Überflüssige Städte?”, in: Deutsche Bauzeitung 6/2001 Kern, Maren: “Stars und Poor Dogs”, in: Stadtbauwelt 24/2001 Knauer-Romani, Elisabeth: “Eisenhüttenstadt und die Idealstadt des 20. Jahrhunderts”, VDG- Verlag und Datenbank für Geisteswissenschaften, Weimar 2000 Perske, Wolfgang: “Stadtumbau in Eisenhüttenstadt”, in: Stadtspiegel Eisenhüttenstadt, Ausgabe Oktober 2001 (http://www.multimedia-ffo.de/Stadtspiegel_Eisenhuettenstadt_Oktober_2001.html) Pfeiffer, Ulrich: “Der Leerstandsschock”, in: Stadtbauwelt 24/2001 Richter, Jenni/ Förster, Heike/ Lakemann, Ulrich: “Von der Utopie zur Gegenwart/ Wandel industrieller, regionaler und sozialer Strukturen in Eisenhüttenstadt: Stalinstadt – Eisenhüttenstadt”, Hans Böckler Stiftung, Schüren Presseverlag GmbH, Marburg 1997 Rückert, Barbara: “Schwedt. Sozialistische Musterstadt”, in: Stadtbauwelt 24/2001 Schmidt, Thorsten “Die sozialistische Stadt”. Eine Arbeit im Proseminar “Stadtgeographie” WS 1999/ 2000 an der Universität Tübingen Sieverts, Thomas: “Zwischenstadt. Zwischen Ort und Welt, Zeit und Raum, Stadt und Land”, Bauwelt Fundamente 118, Vieweg 1997 Usbeck, Hartmut: “Altindustrialisierte Region zwischen Strukturbruch und neuem Leben” (Auszug), in: ARL: “Räumliche Disparitäten und Bevölkerungswanderungen in Europa. Regionale Antworten auf Herausforderungen der europäischen Raumentwicklung”, Hannover 1997 Usbeck, Hartmut: “Verlieren die Kernstädte? Konkurrenz zwischen Stadt und Umland bei der Gewerbeentwicklung am Beispiel Leipzig” (Auszug), in: Häußermann, Hartmut; Neef, Rainer (Hg.): “Stadtentwicklung in Ostdeutschland. Soziale und räumliche Tendenzen”, Westdeutscher Verlag, Opladen 1996 Van Geisten, Cornelius: “Die Platte ist nicht das Problem”, in: Foyer Mai 2001 Verband deutscher Hypothekenbanken: “Trends der Bevölkerungsentwicklung und ihr Einfluss auf den Bedarf an Wohnraum”, in: DASL: “Schrumpfende Städte fordern neue Strategien für die Stadtentwicklung. Aus dem Leerstand in neue Qualitäten? Materialien zum wissenschaftlichen Colloquium 2001 in Leipzig” Wartmann, Volker: “Letzte Rettung? Wohnungsabriss pro und contra?”, in: DASL: “Schrumpfende Städte fordern neue Strategien für die Stadtentwicklung. Aus dem Leerstand in neue Qualitäten? Materialien zum wissenschaftlichen Colloquium 2001 in Leipzig” 63 Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer • Matthias Sturm Internetseiten http://www.eisenhuettenstadt.de http://www.landkreis-oder-spree.de http://www.multimedia-ffo.de/Stadtspiegel_Eisenhuettenstadt_Oktober_2001.html http://www.stadtumbau.de http://www.stadt2030.de http://www.urbaneprojekte.de http://www.urbanfish.net 64