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286 | 21. Februar 2013
Nachrichten für Filmschaffende
herausgegeben von Peter Hartig in Kooperation mit www.crew-united.com
2 | Berlinale
286 | 21. Februar 2013
Starke Frauen
und Experimente
»Schwacher Wettbewerb« heißt’s wieder öfter
mal bei der Berlinale. Aber bei 19 Filmen sollte
doch etwas zu finden sein. Ein Streifzug
durchs diesjährige Programm.
Text Matthias Heuchel
Oben: Den »Goldenen Bären« konnte der
rumänische Filmemacher Calin Peter Netzer
entgegennehmen: Sein Child’s Pose erzählt
vordergründig von einer pathologischen MutterSohn-Beziehung, gibt aber einen tiefen Einblick
in die Befindlchkeit des Landes.
Titel: Dirk Michael Deckbar, Berlinale | Foto: Berlinale
In einem schwachen Wettbewerb hält man sich
gerne an die wenigen Lieblinge. In Gloria von Sebastián Lelio ist schon die erste Einstellung großartig: ein dichtes Tanzvergnügen von Leuten
über 50, Diskomusik. Darin bewegt sich wie ein
Fisch im Wasser Gloria, wunderbar gespielt von
Paulina Garcia, die dafür zu recht den »Silbernen
Bären« bekam. Gloria ist 58, berufstätig, geschieden. Was sucht sie bei Single-Partys? Die Kinder
sind erwachsen und haben mit sich zu tun. Gloria tut etwas gegen ihre Einsamkeit und fordert
immer wieder ihr Recht, glücklich zu sein. Sie
macht Bekanntschaften und erlebt Enttäuschungen. Erfülltes Älterwerden ist nicht nur in Chile
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ein Thema. In diesem filmischen Porträt einer
starken Frau stimmt alles: das Drehbuch mit einer Geschichte, die auch die Schatten der vergangenen Militärdiktatur auf die Gegenwart
nicht ausspart, die Spielfreude der Darsteller und
die überzeugende visuelle Umsetzung durch den
jungen Kameramann Benjamin Echazaretta.
Auch die französische Bildhauerin Camille
Claudel (1864-1943) war eine starke Persönlichkeit. Im Kriegsjahr 1915 war sie 50 Jahre alt und
von ihrer Familie ein Jahr zuvor in eine psychiatrische Anstalt in Südfrankreich eingewiesen
worden. Diese trostlose Situation schildert Bruno
Dumont in Camille Claudel 1915. Juliette Binoche,
jetzt etwa im gleichen Alter, verkörpert sie. Wir
sehen den Anstaltsalltag, fehlende Rückzugsmöglichkeiten. Camille ist umgeben von schwer
erkrankten Patientinnen mit ihrem Geschrei. Es
ist ein dokumentarischer Ansatz, mit dem uns
der Regisseur die harte Lebenswirklichkeit von
Camille nahebringt. Das Lähmende dieses Alltags wird durch lange Einstellungen spürbar (Kamera: Guillaume Deffontaines), und Binoche
macht die psychische Anspannung in ihrem
Spiel sichtbar. Hoffnung setzt Camille auf einen
Besuch ihres Bruders Paul, der, obwohl an ähnlichen Symptomen leidend wie sie, sich in den Katholizismus flüchten konnte, und als anerkannter Künstler und angesehener Diplomat immer
volle gesellschaftliche Reputation genoß. Dieser
Paul Claudel, genau gespielt von Jean-Luc Vincent, wird aber seiner Schwester nicht helfen.
In die diesjährige Reihe starker Frauen gehört
auch unbedingt die 60jährige Cornelia, eine Frau
aus der rumänischen Oberschicht. Obwohl sie
von Beruf Architektin ist, gilt ihr Lebensinhalt der
Liebe zu ihrem 34jährigen Sohn Babu. Wozu diese Übermutter fähig ist, nachdem der Sohn fahrlässig bei einem Autounfall ein Kind getötet hat,
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4 | Berlinale
erzählt Calin Peter Netzer (Ehrenmedaille) in
Child’s Pose. In diesen Kreisen schreckt man vor
Beamtenbestechung und Falschaussage nicht
zurück. Dank des überragenden Spiels von Luminita Gheorghiu als Cornelia folgen wir gern fast
zwei Stunden lang dieser eher unsympathischen
Frau und erlangen am Ende so etwas wie Verständnis für sie, denn es ist ein Film über eine pathologische Mutter-Sohn-Beziehung, aber
gleichzeitig ein Gesellschaftsporträt des postkommunistischen Rumänien. Der semidokumentarische Charakter des Films wird unterstrichen durch klug eingesetzte Handkamera (Andrei Butica), die eher schnelle Schwenks als
Schnitte bevorzugt. Daß dieser Film mit dem
»Golden Bären« ausgezeichnet wurde, geht in
Ordnung.
In Gold erzählt Thomas Arslan über eine deutsche Goldsucher-Truppe, die sich 1898 im kanadischen Westen mit Pferden und Planwagen zum
Klondike aufmacht. Schön war am Anfang die
einfahrende Dampflok. Mit ihr kommt die Hausangestellte Emily Meyer (Nina Hoss), hier die
starke Frau im Treck, aus Chikago zum Ausgangspunkt einer Reise ins Unbekannte. Arslans Film
beschreibt diese Reise in aller Alltäglichkeit mit
Pferdestriegeln, Zeltaufbau, täglichem Kochen
und Wundbehandlung. Damit unterläuft er bewußt Erwartungen an das Genre, aber diesem
Experiment eines »deutschen Westerns« fehlt
dann etwas Dramatik zum großen Wurf.
Auch andere Filme probierten Ungewöhnliches. Zum Experimentieren gezwungen war beispielsweise Dark Blood, ein Spätwestern, der
1993 gedreht wurde und durch den plötzlichen
Tod des Hauptdarstellers River Phoenix unvollendet blieb: Das Schauspielerehepaar Harry und
Buffy (Jonathan Pryce und Judy Davis) reist im
Bentley durch die Wüste Utahs und bleibt in ei-
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ner menschenleeren Gegend stecken. Man trinkt
in sengender Hitze den letzten Schluck Brandy;
Wasser haben die beiden gar nicht erst dabei.
Scheinbar als Retter in dieser atomtestverseuchten Wüste taucht irgendwann ein einsam lebender junger Mann mit indianischen Wurzeln (River Phoenix) auf. Anfangs hilfsbereit, bändelt er
mit Buffy an, und eine Thriller-Geschichte
nimmt ihren Lauf. Der Film (Kamera: Ed Lachman) war zu 80 Prozent fertig, aber es fehlten wesentliche Innenaufnahmen. Außer Konkurrenz
präsentiert der jetzt 80jährige George Sluizer
(Utz) nach 20 Jahren eine überzeugende Lösung,
wie aus diesem Torso ein ansehbarer Film gemacht werden kann: Er spricht einfach zu vorhandenen Standbildern die notwendigen Drehbuchpassagen. Für mich hat dieses Verfahren
großartig funktioniert.
Wie und welche Geschichten muß man erzählen,
wenn man zu Hausarrest und 20jährigem Berufsverbot verurteilt ist wie der Iraner Jafar Panahi
(Der Kreis, Offside)? Schon die pure Existenz seines neuen Films Pardé (Closed Curtain) ist ein
starkes künstlerisches Statement. In Koregie mit
Kambozia Partovi, der auch eine Hauptrolle
spielt, findet Panahi Bilder und eine Geschichte,
die seine Situation und den Zustand seines Landes auf den Punkt bringen. Der Punkt ist hier
eine abgelegene Villa am Kaspischen Meer. Wir
schauen am Anfang mit der Kamera durch ein
breites vergittertes Fenster auf den Meeresstrand. Auf der Straße davor steigt ein Mann (Partovi) aus einem Taxi und kommt mit Gepäck auf
das Fenster zu und betritt das Haus. Später wird
klar, daß es sich um einen Schriftsteller handelt.
Er wird zunächst alle Fenster abdunkeln und
dann aus einer Tasche seinen Hund holen. Selbst
der kleine Hund »Boy« ist bedroht, denn Hunde
gelten neuerdings im Iran als unrein. Der Schrift-
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Starke Frauenfiguren machten sich im
Wettbewerb bemerkbar: Camille
Claudel 1915 aus Frankreich (oben),
Gloria beim Verfolgen ihrer
Vorstellung vom glücklichen Leben in
Chile (Mitte), die resolute rumänische
Mutter Cornelia im Wettbewerbssieger Child’s Pose (unten).
Fotos: Berlinale
Berlinale | 5
6 | Berlinale
Seit Jahren kämpft die Berlinale darum,
daß der iranische Regisseur Jafar
Panahi anreisen darf. Stattdessen
wurde der in seiner Heimat zu
Hausarrest und Berufsverbot. Er war
trotzdem da – in Form eines neuen
Filmexperiments, der prompt den
Drehbuchpreis erhielt (oben).
Einen Versuch war’s auch George
Sluizer wert, seinen Dark Blood (unten)
nach 20 Jahren endlich fertig zu
bekommen: Kurz vor Drehschluß war
der Hauptdarsteller River Phoenix
gestorben, es fehlten wichtige Szenen.
Sluizer löste das Problem jetzt mit
einem simplen Trick.
Foto:
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steller ist ängstlich und besorgt. Später kommen
andere Besucher, zum Beispiel eine junge Frau,
die alle Verdunklungen wieder abreißt. Noch später tritt Panahi selbst als Protagonist auf. Die Personen zuvor lassen sich jetzt als fiktive Figuren
aus einem Drehbuch des Regisseurs deuten.
Nach und nach entsteht ein komplexes Bildgeflecht, das in seinen verschachtelten Motivsträngen die Befindlichkeit von Panahi deutlich
macht. Die Jury hat diesen Film zu recht mit dem
»Silbernen Bären« für das Drehbuch gewürdigt.
Wie man Geschichten mit überraschenden Wendungen erzählt, demonstrierte überzeugend Vic
+ Flo haben einen Bären gesehen aus dem frankophonen Teil Kanadas (Regie: Denis Côté, der 2012
im Forum mit dem Dokumentarfilm Bestiaire
vertreten war). Die aus dem Gefängnis entlassene Vic (Pierrette Robitaille) zieht sich aufs Land
zurück und erwartet ihre Geliebte Flo (Romane
Bohringer). Es beginnt skurril wie in einem WesAnderson-Film, wandelt sich dann zur Sozialstudie, wird lesbische Liebesgeschichte und am
Ende Tragödie mit Horrorelementen. Diese recht
innovative Erzählweise bedachte die Jury mit
dem »Silbernen Bären« (Alfred Bauer-Preis).
Den Preis für den besten Darsteller vergab sie
an Nazif Mujic in dem bosnischen Film An Episode in the Life of an Iron Picker von Danis Tanovic.
Meine Favoriten wären der Pole Andrzej Chyra
oder die US-Amerikaner Paul Rudd und Emile
Hirsch gewesen. Chyra verkörpert im neuen Film
In the Name of… von Malgoska Szumowska (Leben in mir, Elles) einen schwulen Priester, der Jugendarbeit in einem polnischen Dorf leistet. Viele aktuelle Konfliktfelder werden angerissen. Die
Kamera von Michał Englert agiert flexibel. Handkamera in der Bewegung, dann auch schöne Totalen. Rudd und Hirsch spielen in David Gordon
Green’s lakonischer Komödie Prince Avalanche
Foto:
Berlinale | 7
ein ungleiches Schwager-Paar. Der ernste Alvin
und der vergnügungssüchtige Lance arbeiten im
Sommer 1988 als Straßenarbeiter in einem texanischen Waldgebiet, das ein Jahr zuvor von Bränden heimgesucht war. Für seinen Film erhielt
Green den »Silbernen Bären« für die beste Regie.
Wie immer kommen zu den (diesmal 19) Filmen
im Wettbewerb noch Filme »außer Konkurrenz«.
2013 waren es fünf, denen die volle mediale Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Grandios unterhaltend war The Croods, ein 3D-Animationsfilm
aus dem Dreamworks-Studio, der den Überlebenskampf einer Steinzeitfamilie schildert. The
Grandmaster, das neueste Werk von Jury-Präsident Kar Wai Wong, ist ein Kampfkunst-Ballett in
dunklen Farben und mit viel Zeitlupe. Ein Geigensound, ein bißchen wie bei In the Mood for
Love. begleitet schöne farbige Tableaus. Wong hat
sich auf den riesigen chinesischen Markt eingestellt und gestaltet Themen wie Bewahrung von
Tradition und nationale Einheit. Tony Leung
spielt einen historisch verbürgten Kung-Fu-Meister.
Ein Tiefpunkt war die behäbige Romanverfilmung Nachtzug nach Lissabon von Bille August.
Die Zeit vor der Nelkenrevolution 1974 in Portugal ist Kulisse einer vorhersehbaren Liebesgeschichte, in der ständig Stars des europäischen
Kinos wie Jeremy Irons, Mélanie Laurent, Jack
Huston, Martina Gedeck, August Diehl, Christopher Lee, Charlotte Rampling, Bruno Ganz und
so weiter auftauchen, aber nicht zu spielen hac
ben.
Alle Preise der diejährigen Berlinale:
www.berlinale.de
8 | Wochenschau
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Märchenhaft
Wenn nächste Woche Hänsel und Gretel als Hexenjäger in cooler Ledermontur durch die Gegend streifen, ist das längst nicht alles, was dem
Kino im vorigen Jahr zum 200. Jubiläum von
Grimms Märchen eingefallen ist. Dem deutschen Fernsehfilmschaffen fielen da zwar nur
Neuauflagen kindgerechter Nacherzählungen
ein, doch anderswo wagt man durchaus, eigene
Akzente zu setzen. Allein Schneewittchen erlebte 2012 vier Neuinterpretationen. Kämpferisch
in Snow White and the Huntsman, verspieltzickig in Spieglein, Spieglein, rachsüchtig in Miroir mon amour, und gänzlich rätselhaft in
Blancanieves. Gemeinsam haben alle eines: Das
Mädchen wartet nicht mehr auf einen Prinzen,
der es endlich wachküßt, sondern nimmt seine
Angelegenheiten selber in die Hand.
Die spanische Fassung ist dennoch vielfach
geküßt worden. Bei den »Goyas«, den spanischen Filmpreisen, die am Sonntag verliehen
worden, war Blancanieves in 19 Kategorien nominiert. Zehnmal räumte das Drama ab unter
anderem den Preis als bester Film, für das beste
Original-Drehbuch, die beste Hauptdarstellerin
Maribel Verdu (Foto) und die beste Bildgestaltung. Umso bemerkenswerter ist das, als dieser
Hauptgewinner ein Stummfilm in Schwarzweiß
ist!
Da mag man sich an die große Sensation im
vergangenen Filmjahr erinnert fühlen: Auch der
französische Artist, Gewinner diverser Filmpreise in aller Welt, war stumm und schwarzweiß;
doch der spanische Film rennt da keinem vermeintlichen Trend hinterher. Ganze acht Jahre
hatte Pablo Berger an Vorbereitung in seinen
zweiten Werk gesteckt, der die bekannte Geschichte in eine Stierkampfarena im Sevilla der
1920er Jahre transportiert: Da ist Schneewitt-
chens Vater ein berühmter Stierkämpfer, der im
Rollstuhl landet, während zur gleichen Zeit die
Mutter bei der Geburt des Mädchens stirbt. Eine
böse Krankenschwester schnappt sich daraufhin den wehrlosen Vater, steckt Schneewittchen
in ein Loch und setzt sie schließlich aus. So landet sie bei sieben Zirkuszwergen, die mit einer
Stierkampfshow durchs Land ziehen. Schneewittchen wird zu einer berühmten Stierkämpferin – und dadurch auch von der Stiefmutter entdeckt.
Schon mit seinem ersten Spielfilm hatte der Regisseur vor neun Jahren seine eigenwillige Liebe
fürs Kino gezeigt: In Die Torremolinos Homevideos beginnt ein erfolgloser Lexikonvertreter
Anfang der 70er Jahre Softpornos zu drehen und
findet bald Gefallen an richtigen Filmen. Heraus
kommt eine Hommage an die bewegten Bilder
irgendwo zwischen Schulmädchenreport und
Ingmar Bergman.
Die Auszeichnung für die beste Regie freilich
ging an den spanischen Neuling Juan Antonio
Bayona. Dessen Drama Lo Imposible, zu
Deutsch: The Impossible, erzählt mit mit Naomi
Watts und Ewan McGregor in den Hauptrollen
das wahre Schicksal einer spanischen Familie
während der Tsunami-Katastrophe 2004 in
Thailand nach und wurde im vorigen Jahr zum
größten Kassenerfolg in der spanischen Filmgeschichte.
Da hatte auch Fernando Trueba das Nachsehen, der vor 20 Jahren mit Belle Epoque den »Oscar« gewonnen hatte und für sein jüngstes Werk
Der Künstler und das Modell voriges Jahr den
Regiepreis in San Sebastian erhielt. In 13 Kategorien war der Film bei den »Goyas« nominiert.
Er gewann keinen einzigen.
Foto: Academia de las Artes y las Ciencias Cinematográficas de España
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Dafür wurde Javier Bardem mal wieder preisgekrönt. Doch nicht als Schauspieler, sondern
als einer der Produzenten von Álvaro Longorias
Dokumentarfilm Hijos de las nubes, der das
Schicksal der von Marokko aus der Westsahara
vertriebenen Menschen erzählt.
Doch nicht nur gutgelaunt waren die Gäste
bei der Goya-Gala. Denn Spanien ist eines der
EU-Länder, die am stärksten von der Finanzkrise betroffen sind. Und so war der Abend von
heftiger Kritik an staatlichen Budgetkürzung für
die Kultur überschattet.
Wochenschau | 9
Die Goyas 2013:
Film: Blancanieves (Regie: Pablo Berger)
Dokumentarfilm: Hijos de las nubes, la última
colonia von Álvaro Longoria
Animationsfilm: Tad Stones – Der verlorene Jäger
des Schatzes! von Enrique Gato
Kurzfilm – Fiktion: Aquel no era yo von Esteban
Crespo García Animation: El vendedor de humo
von Jaime Maestro Dokumentation: A Story for
the Modlins von Sergio Oksman
Europäischer Film: Ziemlich beste Freunde von
Olivier Nakache und Éric Toledano (Frankreich)
10 | Wochenschau
Ausländischer Film in spanischer Sprache:
Juan of the Dead von Alejandro Brugués (Kuba)
Regie: Juan Antonio Bayona für The Impossible
Nachwuchsregie: Enrique Gato für Tad Stones –
Der verlorene Jäger des Schatzes!
Drehbuch – Original: Pablo Berger für Blancanieves Adaption: Javier Barreira, Gorka Magallón, Ignacio del Moral, Jordi Gasull und Neil
Landau für Tad Stones – Der verlorene Jäger des
Schatzes!
Produktion: Sandra Hermida Muñiz für The Impossible
Szenenbild: Alain Bainée für Blancanieves
Bildgestaltung: Kiko de la Rica für Blancanieves
Kostüm: Paco Delgado für Blancanieves
Maske: Sylvie Imbert und Fermín Galán für
Blancanieves
Montage: Elena Ruiz und Bernat Vilaplana für
The Impossible
Ton: Peter Glossop, Marc Orts und Oriol Tarragó
für The Impossible
Spezialeffekte: Pau Costa und Félix Bergés für
The Impossible
Lied: »No te puedo encontrar« (Blancanieves)
Musik: Alfonso Vilallonga für Blancanieves
Hauptdarsteller: José Sacristán in El muerto y ser
feliz Nebendarsteller: Julián Villagrán in Grupo 7
Nachwuchsdarsteller: Joaquín Núñez in Grupo 7
Hauptdarstellerin: Maribel Verdú in Blancanieves Nebendarstellerin: Candela Peña in Una pistola en cada mano Nachwuchsdarstellerin: Macarena García in Blancanieves
Ehren-Goya: Concha Velasco (Schauspielerin)
www.academiadecine.com
Foto: Ross London
286 | 21. Februar 2013
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Wochenschau | 11
Britanniens Beste
Die Britische Film- und Fernsehakademie hat
am 10. Februar in der Königlichen Oper (Foto)
in London ihre »Baftas« in 24 Kategorien vergeben, über die die rund 6.500 Mitglieder der Akademie abstimmten. Ausgewählt werden dafür
aber nicht nur heimische Produktionen, sondern alles, was englsichsprachig ist. Ganz im
Geiste des Commonwealth eben. Außerdem
färbt so auch ein bißch vom Glamour Hollywoods ab.
Mit zehn Nominierungen hatte Steven Spielbergs Biopic Lincoln die besten Aussichten,
letztlich gewann aber lediglich Daniel Day-Lewis für die Titelrolle den Hauptdarstellerpreis.
Die meisten Auszeichnungen, nämlich vier, erhielt die Musicalverfilmung Les Misérables.
Sonst durfte sich Ben Affleck freuen, der mit
Argo nicht nur den besten Film, sondern auch
die beste Regieleistung abgeliefert hatte. Und
natürlich die Österreicher, die bei Nebendarsteller und fremdsprachigem Film punkteten.
Die Baftas 2013:
Film: Argo (Regie: Ben Affleck)
Britischer Film: James Bond 007: Skyfall (Regie:
Sam Mendes)
Dokumentarfilm: Searching for Sugar Man (Regie: Malik Bendjelloul, Simon Chinn)
Animationsfilm: Merida – Legende der Highlands (Regie: Steve Purcell, Mark Andrews und
Brenda Chapman)
Kurzfilm – Fiktion: Swimmer Animation: The
Making of Longbird Debütfilm: The Imposter
(Regie: Bart Layton)
Nicht-englischsprachiger Film: Liebe (Regie: Michael Haneke)
Regie: Ben Affleck für Argo
Drehbuch – Original: Quentin Tarantino für
Django Unchained Adaption: David O. Russell
für Silver Linings
Bildgestaltung: Claudio Miranda für Life of Pi:
Schiffbruch mit Tiger
Szenenbild: Eve Stewart, Anna Lynch-Robinson
für Les Misérables
Kostüm: Jacqueline Durran für Anna Karenina
Maske: Lisa Westcott für Les Misérables
Montage: William Goldenberg für Argo
Ton: Simon Hayes, Andy Nelson, Mark Paterson,
Jonathan Allen, Lee Walpole, John Warhurst für
Les Misérables
Musik: Thomas Newman für James Bond 007:
Skyfall
Visuelle Effekte: Bill Westenhofer, Guillaume
Rocheron, Erik-Jan De Boer, Donald R. Elliott
für Life of Pi
Hauptdarstellerin: Emmanuelle Riva in Liebe
Nebendarstellerin: Anne Hathaway in Les Misérables Nachwuchsdarstellerin: Juno Temple
Hauptdarsteller: Daniel Day-Lewis in Lincoln
Nebendarsteller: Christoph Waltz in Django Unchained
Academy Fellowship: Alan Parker (Regisseur)
Außerordentlicher britischer Beitrag zum Kino:
Tessa Ross (Produzentin).
www.bafta.org
12 | Mediathek
286 | 21. Februar 2013
Lothar Just:
Das neue Filmlexikon 2013
United Soft Media 2012
ASIN: 3803220882
Windows 7/Vista/XP
19,99 Euro
Herr Just, mehrere Filmjahrbücher sind in den vergangenen Jahren eingestellt worden, die elektronische Fassung des Lexikons des internationalen Films wurde irgendwo im Internet versteckt, und jetzt
geben Sie doch noch ein Filmlexikon heraus. Paßt das noch in die Zeit?
Natürlich, die digitale Mediennutzung entwickelt sich immer noch weiter, und die kompakte Zusammenstellung von Inhalten ist so für die Zukunft universell verwertbar. Das Internet bietet alles, aber
man muß es auch finden können. Die Zusammenstellung von Filmdaten und Inhalten, durch unterschiedliche Suchkriterien verbunden, ist die schnellste und sicherste Methode, sich die Welt des Films
zu erschließen. Und das USM Filmlexikon ist ja keine titanische Einzelleistung: In der Zusammenarbeit mit dem Filmfachmann Leonhard Gmür, der im Internet die Datenbank kinotv.com betreibt, und
kino.de, wo die unterschiedlichsten Autoren mitarbeiten, ergibt sich eine historische und aktuelle Informationsdichte, die durch eine intelligente, sachbezogene Programmierung unschlagbar ist.
Das USM-Filmlexikon erscheint in Form von zwei DVD-Rom – das erinnert an die Zeit, als noch nicht
jeder online war, und das ist auch schon 15 Jahre her. Wer soll das nutzen?
Jeder Filmfan, ob Cineast oder Multiplexbesucher, der eine zuverlässige Quelle zum Thema sucht.
Was bekommt man dafür geboten?
Mehr als 120 Jahre Filmgeschichte – das digitale Nachschlagewerk hat eine einzigartige Filmdatenbank mit Inhaltsangaben, Besetzungslisten und Kritiken zu über 108.000 internationalen Filmen von
1892 bis heute und 10.000 deutschen Fernsehfilmklassikern. Die aktuelle Ausgabe enthält rund 1.200
Filmtrailer, für rund 350.000 Personeneinträge findet man mehr als 1,3 Millionen Rollenangaben und
ein Personenlexikon mit Filmo- und Biografien. Die Verbindung zum Internet ist auch gegeben, um
sich zusätzliche Trailer und Filmausschnitte über einen synchronisierten Zugang zu Youtube direkt im
Programm anzuschauen. Ein integriertes Filmmagazin präsentiert die Kino-Highlights, Hintergründe
und Trends der letzten Jahre in Wort und Bild, ergänzt durch Starinterviews. »Specials« über den 3DFilm, Vorstellungen von Filmbüchern oder das DVD-Spezial »Großes Kino zu Hause«, das sich mit
dem Verschwinden des Repertoires aus den Kinos und dem umfassenden Angebot von Filmen für das
Heimkino beschäftigt, sind nur einige Beispiele für die inhaltliche Vielseitigkeit des Filmlexikons.
Wie oft erscheinen Aktualisierungen?
Jedes Jahr im November erscheint die neue Ausgabe, aktualisiert mit den neuesten Filmen, korrigiert,
wo es nötig war, und mit weiteren Fotos zu den Filmklassikern aller Genres.
Wie bleibt man zwischenzeitlich auf dem neuesten Stand?
Durch das Lesen einer guten Filmzeitschrift.
286 | 21. Februar 2013
Fragebogen | 13
Was treibt die nächste Generation?
Die Umfrage von HFF München und cinearte auf dem Internationalen Festival der Filmhochschulen.
Maria Sigrist
Regie, Zürcher Hochschule der Künste,
Fachrichtung Film. Zürich, Schweiz
So habe ich mich ins Kino verliebt:
In der Auseinandersetzung mit dem Medium
Film.
Mein Traumprojekt in drei Sätzen:
Ich möchte einen Film machen, in dem jede
Szene, jede Einstellung einem narrativen Zweck
untergeordnet ist.
Ein Monat, eine einsame Insel und nur ein
Video*. Welches?
Vom Winde verweht.
* Stromanschluß vorhanden
Fragebogen und Foto: Christopher Aoun
14 | Scheibenparade
286 | 21. Februar 2013
Scheibenparade 1
Bekanntlich bietet die Blu-ray die
bessere Sicht. Das glauben wir gerne
und stellen deshalb jede Woche eine
ausgewählte Neuerscheinung vor. Das
Beste daran: Sie können die Scheibe
gewinnen. Dazu müssen Sie nur die Frage
am Ende richtig beantworten. Heute mit
freundlicher Unterstützung von Universum:
Jesus Henry Christ. Henry James Herman (Jason Spevack) ist zehn, hochbegabt –
und kommt aus dem Reagenzglas, wie er bald herausfindet, als er sich fragt, wer
wohl sein Vater sei. Die folgende Suche kostet ihn nicht viel Zeit. Dafür stellt er aber
das Familienleben seines Erzeugers und auch das seiner Mutter (Toni Collette) gehörig auf den Kopf.
Komödie. USA 2012 Regie und Drehbuch Dennis Lee Bildgestaltung Daniel Moder Musik David Torn Szenenbild Robert Pearson Kostüm Debra Hanson Maske Geralyn Wraith Montage Joan Sobel Casting Stephanie
Corsalini, Tina Gerussi
Vier Jahre ist es her, daß Dennis Lee sein Langfilmdebüt gab: Zurück im Sommer
war so eine Geschichte von der Rückkehr ins Elternhaus und der Vergangenheit,
wie sie das Kino immer wieder gerne erzählt – und doch war bei Lee so einiges völlig anders. Auch in seinem zweiten Film (in dem er seinen zehn Jahre alten gleichnamigen Kurzfilm weiterentwickelt) schafft es der Autor und Regisseur, einem zur
Zeit beliebten Thema andere Seiten abzugewinnen. Was uns aber zu einer ganz anderen Frage führt: Die Erzeugersuche hatte neulich erst ein kanadischer Film mit
ähnlich intelligentem Spaß aus der entgegengesetzten Perspektive erzählt. Dessen
Titelheld benannte sich nach einer Ladenkette, die vor allem für welches Produkt
steht?
Schreiben Sie Ihre Antwort an info@cinearte.net und in die Betreffzeile Ihrer E-Mail »Scheibenparade 286-1«.
Einsendeschluß ist der 4. März 2013. Die Lösung verraten wir in der nächsten Ausgabe. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Foto: Universum
286 | 21. Februar 2013
Scheibenparade | 15
Scheibenparade 2
Bekanntlich bietet die Blu-ray die
bessere Sicht. Das glauben wir gerne
und stellen deshalb jede Woche eine
ausgewählte Neuerscheinung vor. Das
Beste daran: Sie können die Scheibe
gewinnen. Dazu müssen Sie nur die Frage
am Ende richtig beantworten. Heute mit
freundlicher Unterstützung von Koch Media:
Die Verschwörung. Johnny Worricker (Bill Nighy) ist allgedienter Agent beim Geheimdienst MI5. Trotzdem dauert es etwas, bis er stutzig wird, als sein Chef und
bester Freund (Michael Gambon) unerwartet stirbt. Er hinterließ ihm eine brisante
Akte, welche die Regierung stürzen könnte. Womöglich hatte der Tod des Freundes
doch keine natürliche Ursache. Und daß Worricker gerade jetzt einer hübschen Politaktivistin (Rachel Weisz) über den Weg läuft, scheint zu schön, um wahr zu sein.
Er muß untertauchen, um die Wahrheit herauszufinden.
Thriller. Großbritannien 2012 Regie und Drehbuch David Hare Bildgestaltung Martin Ruhe Szenenbild Cristina
Casali Kostüm Julian Day Maske Tina Earnshaw Montage Jinx Godfrey Musik Paul Englishby Casting Fiona
Weir
Ganz im Geiste bester Agententhriller inszenierte David Hare seinen Film für die
BBC, der nach seinem Bekunden die politischen Fragen des neuen Jahrtausends
aufwirft. Sollte alles gut gehen, wollte der Regisseur noch weitere Abenteuer seines
Helden drehen. Dessen Darsteller hatten wir vor zehn Jahren schon mal in einer
Miniserie auf Wahrheitssuche gesehen – allerdings in einem anderen Beruf und in
einer Nebenrolle. Auch da ging es um einen brisanten Fall, auch hier lief das in der
BBC. Bekannter wurde aber das US-Kino-Remake. Unter welchem Titel?
Schreiben Sie Ihre Antwort an info@cinearte.net und in die Betreffzeile Ihrer E-Mail »Scheibenparade 286-2«.
Einsendeschluß ist der 4. März 2013. Die Lösung verraten wir in der nächsten Ausgabe. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Wonach wir in der vorigen Ausgabe gefragt hatten – Scheibenparade 1: Ulrich Tukur. Scheibenparade 2: Mein liebster Albtraum.
Foto: Koch Media
16 | Kolumne: Das wahre Leben
Es ist im wahrsten Sinn des Wortes ein erhebendes Gefühl, im Filmhaus am Potsdamer
Platz mit dem gläsernen Aufzug in die Höhe zu
gleiten und dabei die Erde ein Stück weit unter
sich zu lassen, aber nie aus dem Blick zu verlieren. Erreicht man den 4. Stock, wird man erfaßt
von der Geschäftigkeit, die die Berlinale und
ihre Rahmenveranstaltungen mit sich bringen.
Das Museum für Film und Fernsehen ist bereits
geöffnet, und so drängt der eine Teil der Besucher dort hinein, der andere in den luftigen und
bis auf den letzten Platz besetzten Sitzungsraum
der deutschen Kinemathek.
»Menschen machen den Film« war das Thema des diesjährigen Verdi-Panels auf der Berlinale, das hier am ersten Festivalsonntag am 10.
Februar bereits zum 5. Mal stattfand und dessen
Teilnehmer bekannte Persönlichkeiten aus Gewerkschaft, Film und Politik waren. Moderiert
wurde er von der Wirtschaftsjournalistin Maike
Rademaker.
Stefan Nowak, Kameramann und Mitglied
des Vorstands der Verdi-Filmunion West, eröffnete die Runde mit einer grimmigen Zustandsbeschreibung: »Das größte Problem der Branche ist, daß die Löhne seit 20 Jahren nicht erhöht worden sind. Bei Anrechnung der Inflation
und der allgemeinen Teuerungsrate muß ich
von einem gefühlten Kaufkraftverlust von 50
Prozent ausgehen. Das führt dazu, daß ich mir
als freischaffender Kameramann keine Altersvorsorge aufbauen kann«, sagte er.
Alexander Thies, Produzent und Vorstandsvorsitzender der Produzentenallianz pflichtete
ihm bei und fügte hinzu, daß »die Wertschätzung für das, was wir machen, immer kleiner
wird. Bei der Würdigung von Film als Kulturgut
haben wir in Deutschland kein Problem. Beim
Ausdrücken dieser Würdigung in Geld hingegen
schon.«
Fotos: Christoph Brandl
286 | 21. Februar 2013
Menschen
machen
den Film
Es gibt eine Welt jenseits der Leinwände.
Bilden wir sie ab! Unsere Kolumne »Das
wahre Leben« ist dem Dokumentarfilm
gewidmet. Christoph Brandl, selbst Filmemacher, stellt in jeder Ausgabe aktuelle Filme,
Trends und Diskussionen vor.
Text Christiane Schön
Diskussionsrunde zum
Filmschaffen: Maike
Rademaker, Regina
Ziegler, Alexander
Thies, Angelika KrügerLeißner, Stefan Nowak
(von links).
286 | 21. Februar 2013
Regina Ziegler, Geschäftsführerin der Ziegler
Film, konstatierte ebenfalls geringere Produktionsbudgets, doch betrachtet sie die damit verbundenen Herausforderungen als Chance, besonders auch für Produzenten. »Ich möchte
nicht im engen Korsett sitzen und sagen, oh
Gott, oh Gott, es ist alles so furchtbar geworden,
sondern ich möchte neue Wege gehen und
Kino- und Fernsehfilme produzieren, die ankommen, und die gefallen. Und da finde ich immer einen Weg. Ich sitze nie auf der Klagemauer,
sondern ich habe Perspektiven«, sagte sie.
Beispielsweise drehe sie häufiger im Ausland,
um in den Genuß von Steuererleichterungen zu
gelangen, oder sie suche sich in- und ausländische Koproduktionspartner. Gleichzeitig unternehme sie regelmäßig Versuche, um unkonventionelle Finanzierungsmöglichkeiten auszuloten. Im Fall der ARD-Serie Weißensee habe sie
selbst die Finanzierungslücke geschlossen und
dafür von der ARD die DVD-Rechte erhalten.
Zur zeitnahen Zurückgewinnung ihres Investments handelte sie mit der ARD aus, die DVD
vor der TV-Ausstrahlung herauszubringen,
»eine Sache, die in Holland und in anderen Ländern gang und gäbe ist.«
Für den Verdi-Tarifsekretär »Medien« Matthias
von Fintel stellt sich ein weiteres Problem. Er
Kolumne: Das wahre Leben | 17
forderte, daß in der gesamten Branche von
Sendern bis Produzenten die Qualitätsfrage
nach vorne gestellt werden müsse, da Qualität
nur von Profis geleistet werden könne: »Der
Preis für Qualität ist das, was an Tarifgagen aufgerufen wird. Für diejenigen, die als Urheber tätig sind, muß eben entsprechend bezahlt werden.« Leidenschaft und professionelles Arbeiten
müßten sich für die Menschen beim Film lohnen, die Mitarbeit an einem Low-Budget-Projekt oder an einem Film, die nicht gemäß Tarifvertrag bezahlt worden sei, sei verlorene Arbeits- und Lebenszeit für die soziale
Absicherung.
Eine bessere soziale Absicherung verlangte
auch Angelika Krüger-Leißner, die stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Arbeit
und Soziales, sowie der filmpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion. »Die auf zwei
Jahre verkürzte Rahmenfrist, innerhalb derer
die Anwartschaftszeit für den Bezug von Arbeitslosengeld I erfüllt werden muß, muß für
alle Arbeitnehmer wieder auf drei Jahren verlängert werden.« Dies sei ein Plan, der hoffentlich
ab Herbst mit neuen Mehrheiten im Bundestag
umgesetzt werden könne.
Das letzte Wort der bis auf den letzten Platz
besetzten Veranstaltung hatte Nowak, der den
überraschendsten Vorschlag zur Lösung der
Probleme der sinkenden Gagen für Filmschaffenden beitrug. Er forderte, daß Sender »innerhalb der Produktionsbudgets eine feste Honorierung für Produzenten festschreiben.« So
könnte gesichert werden, daß Produzenten die
eigenen finanziellen Bedürfnisse, um ihre Firmen am Leben zu halten, nicht aus den Budgets
rausrechneten und dadurch den Filmschaffenden die vollumfänglichen Honorare vorenthielc
ten.
18 | Drehstarts
286 | 21. Februar 2013
Drehmomente
05.02–06.03 Die Maske des Gonzalo Guerrero
Sparte
TV-Film
Regie
Florian Froschmayer
Drehbuch
Timo Berndt
Ausführende Produktion
Ufa
Auftragssender
ARD, Degeto
Produktionsland
Deutschland
Genre
Abenteuer
Darsteller
Michael Fitz, Claudia Michelsen, Paula Schramm, Dalia Hernández,
Ulrich Gebauer, Patrick Rapold, Mario Zargoza
Drehbuch
Drehbuchautor
Timo Berndt
Kamera
Kameramann
Patrick-D. Kaethner
1. Kameraassistent
Alexis Kostudis
DIT Digital Imaging Technician
Martin Hofmann
Kostüm
Kostümbildnerin
Manuela Nierzwicki
Licht und Bühne
Oberbeleuchter
Uwe K. Greiner
Maske
Chefmaskenbildnerin
Jeanette Latzelsberger
Produktion
Herstellungsleiter
Frank Mähr
Produktionsleiter
Henning Falk
Produktionskoordinatorin
Sabine Schultze
Regie
Regisseur
Florian Froschmayer
Regieassistentin
Julia Sagheb
Continuity
Jürgen Otto Löffler
Produktionsfirmen
Ufa Fernsehproduktion
Weiteres
Drehtage
23
Drehorte
Mérida (Mexiko)
Farbe/SW
Farbe
> Die Archäologin Katja Bennecke leitet die Ausgrabungen an einer Maya-Pyramide auf der mexikanischen Halbinsel Yucatán. Dabei macht sie einen unerwarteten Fund: eine geheimnisvolle
Maske. In der darauffolgenden Nacht scheitert Gerd, ein Teammitglied von Katja, bei seinem Versuch, das Fundstück zu stehlen. Schnell wird klar, daß die Entdeckung eine Sensation ist: Es handelt sich um die Maske des legendären Gonzalo Guerrero, des einzigen Spaniers, der bei den Mayas zum obersten Kriegsherren aufgestiegen war. Als der verhaftete Gerd im Gefängnis vergiftet
wird, weiß die Archäologin nicht mehr, was sie machen soll. Mit ihrer unerwartet angereisten
Tochter Maren kommt es zum Streit, in dessen Folge Maren wegläuft und vor den Augen ihrer
Mutter entführt wird. Katja wendet sich an die Polizei, erkennt aber in einem der Polizisten den
Mann wieder, den sie bei der Entführung ihrer Tochter gesehen hat.
286 | 21. Februar 2013
11.02–02.05 Amour Fou
Sparte
Regie
Drehbuch
Ausführende Produktion
Verleih
Produktionsland
Darsteller
Ausstattung
Drehbuch
Kamera
Kostüm
Maske
Producer
Produktion
Regie
Schnitt
Ton
Produktionsfirmen
Vertriebs-/Verleihfirmen
Facilities
Weiteres
Förderungen
Drehstarts | 19
Kinospielfilm
Jessica Hausner
Jessica Hausner
Coop 99
NFP
Deutschland, Österreich, Frankreich
Christian Friedel, Birte Schnöink, Stephan Grossmann, Sandra
Hüller, Sebastian Hülk, Peter Jordan
Szenenbildnerin
Katharina Wöppermann
Location Scout
Iris Czak
Drehbuchautorin
Jessica Hausner
Kameramann
Martin Gschlacht
Kostümbildnerin
Tanja Hausner
Maskenbildner
Heiko Schmidt
Maskenbildnerin
Kerstin Gaecklein
Prosthetics
Katrin Westerhausen
Produzent
Bruno Wagner
Herstellungsleiter
Ole Nicolaisen
Herstellungsleiter
Andre Fetzer
Erster Aufnahmeleiter
Marko Hofmann
Regisseurin
Jessica Hausner
Regieassistent
Christian Hoyer
Cutterin/Editor
Karina Ressler
Filmtonmeister
Uve Haußig
Filmtonassistent
Roland Freinschlag
Arte France Cinema [Frankreich]
Coop 99 Filmproduktion [Österreich]
Essential Film
NFP
Mietwagen
CMS – Car Motion Service
Komparsen/Kleindarsteller
Agentur Iris Müller
Drehorte
Luxemburg, Deutschland, Österreich
Medienboard Berlin-Brandenburg
300.000 Euro
Filmfonds Wien [Österreich]
200.000 Euro
Filminstitut [Österreich]
20 | Drehstarts
286 | 21. Februar 2013
12.02–12.03 Von Fall zu Fall – Stubbe – Tödliche Bescherung
Sparte
TV-Film (Reihe)
Regie
Torsten Wacker
Drehbuch
Michael Illner
Ausführende Produktion
Polyphon
Auftragssender
ZDF
Produktionsland
Deutschland
Darsteller
Wolfgang Stumph, Lutz Mackensy, Stephanie Stumph, Helene
Grass, Margret Homeyer, Heike Trinker, Renate Delfs, Julia Dietze,
Niklas Juhl
Ausstattung
Szenenbildner
Kay Anthony
Ausstattungsassistentin
Lena Rössger
Drehbuch
Drehbuchautor
Michael Illner
Kamera
Kameramann
André Lex
1. Kameraassistent
Leon Hüppauff
2. Kameraassistent
Tim Rosenbohm
Kostüm
Kostümbildnerin
Rautgundis Beutel
Licht und Bühne
Beleuchter
Christopher Sälzer
Maske
Maskenbildnerin
Ruth Ute Wagner
Produktion
Herstellungsleiter
Christoph Bicker
Produktionsleiterin
Beate Röber
Erster Aufnahmeleiter
Markus Kadl
Setaufnahmeleiter
Niklas Effenberger
Produktionsfahrer
Nico Viets
Regie
Regisseur
Torsten Wacker
Regieassistent
Claude Giffel
Continuity
Katrin Thiemer
Produktionsfirmen
Polyphon
Facilities
Maskenmobil
Die Maske
Catering
La fine bouche
Weiteres
Drehorte
Hamburg
Farbe/SW
Farbe
286 | 21. Februar 2013
Drehstarts | 21
14.02–18.03 Nichts mehr wie vorher
Sparte
TV-Film
Regie
Oliver Dommenget
Drehbuch
Henriette Piper
Ausführende Produktion
Zeitsprung Pictures
Auftragssender
Sat 1
Produktionsland
Deutschland
Genre
Drama
Darsteller
Jonas Nay, Annette Frier, Götz Schubert, Bernadette Heerwagen,
Thomas Sarbacher, Jonathan Jakobsson, Elisa Schlott, Nathalie
Lucia Hahnen, Roman Haubner, Enno Kalisch
Ausstattung
Szenenbildner
Julian Augustin
Außenrequisiteurin
Andrea Glufke
Besetzung
Casting Director
Marc Schötteldreier
Drehbuch
Drehbuchautorin
Henriette Piper
Kostüm
Kostümbildnerin
Brigitte Nierhaus
Kostümbildassistentin
Sonia Bouabsa
Garderobiere
Jannike Dahmen
Maske
Maskenbildnerin
Lisa Meier
Chefmaskenbildnerin
Nadia Homri
Zusatzmaskenbildnerin
Katrin Paas
Producer
Produzent
Michael Souvignier
Producer
Dominik Frankowski
Produktion
Produktionsassistentin
Anna Laura Börmck
Motivaufnahmeleiter
Philipp von Brockhausen
Assistentin der Set-AL
Anna Klöble
Regie
Regisseur
Oliver Dommenget
Ton
Filmtonmeister
Hank Trede
TV/Web-Content
Redakteurin
Edda Sonnemann
Produktionsfirmen
Zeitsprung Pictures
Facilities
Transport
Pickup24 KurierService
Casting
Marc Schötteldreier Casting
Komparsen/Kleindarsteller
A Casting
Weiteres
Drehorte
Nordrhein-Westfalen
Förderungen
Film- und Medienstiftung NRW
250.000 Euro
Farbe/SW
Farbe
> Der 16jährige Daniel ist drei Tage lang der Hauptverdächtige im Mordfall des elfjährigen Fabian.
Die Öffentlichkeit hat ihr Urteil sofort gefällt: Daniel muß der Mörder sein. Damit wird sein bisheriges Leben und das seiner Familie von heute auf morgen völlig aus den Angeln gehoben: der Ausnahmezustand zwischen Zweifeln und Überzeugung, Bauchgefühl und scheinbar harten Fakten.
22 | Drehstarts
286 | 21. Februar 2013
15.02–20.04 Traumschiff – Malaysia
Sparte
TV-Film (Reihe)
Regie
Stefan Bartmann
Drehbuch
Jürgen Werner
Ausführende Produktion
Polyphon
Auftragssender
ZDF
Produktionsland
Deutschland
Darsteller
Siegfried Rauch, Heide Keller, Nick Wilder, Marie Gruber, Esther
Schweins, Christoph M. Ohrt, Marek Erhardt, Heinz Hoenig
Drehbuch
Drehbuchautor
Jürgen Werner
Filmgeschäftsführung
Filmgeschäftsführerin
Hanne Krenz
Kamera
Kameramann
Marc Prill
Kostüm
Kostümbildnerin
Mechthild Baumsteiger-Freyburg...
Kostümbildassistent
Inga-Britt Waßmann
Garderobiere
Kati Lafin
Produktion
Herstellungsleiter
Manuel Schröder
Produktionsleiter
Christian Stocklöv
Regie
Regisseur
Stefan Bartmann
Continuity
Jeanette Diszler
Schnitt
Cutterin/Editor
Usch Born
Ton
Filmtonmeister
Rupert Medele
TV/Web Content
Redakteurin
Andrea Klingenschmitt
Produktionsfirmen
Polyphon
Weiteres
Drehorte
Malaysia, MS Deutschland
Farbe/SW
Farbe
286 | 21. Februar 2013
18.02–21.03 Tatort – Der Fall Reinhardt
Sparte
TV-Film (Reihe)
Regie
Torsten C. Fischer
Ausführende Produktion
Colonia Media
Auftragssender
WDR
Produktionsland
Deutschland
Ausstattung
Außenrequisiteur
Innenrequisiteur
Kostüm
Kostümbildnerin
Licht und Bühne
Oberbeleuchter
Kamerabühne
Produktion
Motivaufnahmeleiterin
Regie
Regisseur
Regieassistent
Continuity
Ton
Filmtonassistent
Produktionsfirmen
Colonia Media
Facilities
Grafiken/Drucke
Casting
Mietwagen
Transport
Weiteres
Drehorte
Farbe/SW
Drehstarts | 23
Fred Gutberg
Jan Feil
Lore Tesch
Jürgen Tomadini
Arne Schriever
Lilian Scharnhorst
Torsten C. Fischer
Torsten Junker
Anne Lensing
Sebastian Leukert
Grafikwerk
The Sauceman
CMS – Car Motion Service
Pickup 24 Kurierservice
Köln, Nordrhein-Westfalen
Farbe
24 | Drehstarts
286 | 21. Februar 2013
18.02–25.03 Tatort – Der Eskimo
Sparte
TV-Film (Reihe)
Regie
Achim von Borries
Ausführende Produktion
HR
Auftragssender
HR
Produktionsland
Deutschland
Genre
Krimi
Darsteller
Joachim Król, Alwara Höfels, Christiane Nothofer, Sascha Nathan
Ausstattung
Szenenbildner
Börries Hahn-Hoffmann
Szenenbildassistentin
Fabienne Niedlich
Außenrequisiteur
Stefan Preuß
Innenrequisiteur
Maik Hörnig
Requisitenassistent
Daniel Chun
Drehbuch
Drehbuchautor
Hendrik Handloegten
Drehbuchautor
Achim von Borries
Kamera
Kameramann
Bernd Fischer
1. Kameraassistent
Matthias Mertsch
2. Kameraassistentin
Nicole Dickhaut
Digital Loader | Data Wrangler
Jan Velten
Kostüm
Kostümbildnerin
Katharina Schnelting
Produktion
Produktionsleiter
Arno Maass
Regie
Regisseur
Achim von Borries
Regieassistent
Olaf Kell
Schnitt
Cutter/Editor
Stefan Blau
Ton
Filmtonmeister
Majid Sarafi
TV/Web Content
Redakteurin
Liane Jessen
Redakteur
Jörg Himstedt
Produktionsfirmen
HR
Facilities
Maskenmobil
Filmservice Thomas Vogt
Requisiten
Peinelt-Motors
Kameras und Zubehör
MBF Filmtechnik GmbH
Weiteres
Drehorte
Frankfurt/Main und Umgebung
Seitenverhältnis
TV 16:9 (1 : 1,78)
Bildnegativmaterial
Pro Res
Farbe/SW
Farbe
> Frank Steier ist am Ende – ein Wrack. Als er sich nach einer mal wieder durchzechten Nacht im
Stadtpark auf einer Bank wiederfindet, wird er Zeuge eines Mordes an einem Jogger. Seine Verfolgung der Täterin endet kläglich. Als Tatzeuge wird er von dem Mordfall abgezogen. Doch das hält
Steier nicht davon ab, zu ermitteln. Daß er die Täterin nicht erwischt hat, nagt an seiner Eitelkeit.
Er findet heraus, daß das Opfer ein Lehrer-Kollege seiner Ex-Frau war.
286 | 21. Februar 2013
Drehstarts | 25
19.02–21.03 Tatort – Todesspiel
Sparte
TV-Film (Reihe)
Regie
Jürgen Bretzinger
Drehbuch
Jürgen Pomorin (aka Leo P. Ard)
Ausführende Produktion
SWR
Auftragssender
SWR
Produktionsland
Deutschland
Genre
Krimi
Darsteller
Eva Mattes, Sebastian Bezzel, Michael Pink
Drehbuch
Drehbuchautor
Jürgen Pomorin (aka Leo P. Ard)
Kamera
Kameramann
Stefan Sommer
1. Kameraassistent
Martin Furch
2. Kameraassistent
Arno Müller
Licht und Bühne
Oberbeleuchter
Volker Manz
Producer
Produzent
Uwe Franke
Produktion
Produktionsleiter
Dieter Streck
Produktionsassistentin
Juliane Ersig
Erster Aufnahmeleiter
Rudolf Kurz
Setaufnahmeleiter
Stefan Karlegger
Regie
Regisseur
Jürgen Bretzinger
Regieassistentin
Ruth Blankenstein
Continuity
Björn S. Berger
Ton
Filmtonmeister
Peter Tielker
Filmtonassistent
Robin Hörrmann
TV/Web Content
Redakteur
Ulrich Herrmann
Produktionsfirmen
SWR
Maran Film
Facilities
Uni-PKW
Polizeiteam.de
Komparsen/Kleindarsteller
Atticast-Bodensee – Beate Seidel
Weiteres
Drehorte
Bodensee, Baden-Baden und Umgebung
Lauflänge
90 Minuten
Farbe/SW
Farbe
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Produktion in
26 | Filmförderung
286 | 21. Februar 2013
Startkapital
Die Film- und Medienstiftung Nordrhein-Westfalen hat am 31. Januar 26 Projekte mit
rund 5,1 Millionen Euro unterstützt. Es erhalten Förderung für…
…Produktion:
Jeder stirbt für sich allein (Kino Produktion X-Filme Creative Pool Koproduktion Master Movies [Frankreich] Verleih X-Verleih Regie Vincent Perez Drehbuch Achim von
Borries Darsteller John Malkovich) 1.000.000 Euro > Adaption des Klassikers von
Hans Fallada um ein Ehepaar, das 1940 nach dem Tod des einzigen Sohnes im Frankreich-Feldzug in den Widerstand gegen Hitler geht.
Mara und der Feuerbringer (Kino Produktion Rat Pack Verleih Constantin Weltvertrieb Global Screen Sender RTL Regie und Drehbuch Tommy Krappweis Darsteller
Maja-Celiné Probst, Jan Josef Liefers, Anja Kling, Christoph Maria Herbst, Eva Habermann) 1.000.000 Euro > Für »Bernd, das Brot« wurde Tommy Krappweis mit dem
»Grimme-Preis« ausgezeichnet. Nun verfilmt er seine eigene Romantrilogie.
Fräulein Julie (Kino Produktion MMC Independent, Eitelsonnenschein Koproduktion Maipo Films [Norwegen], The Apokalypse Films, [Großbritannien] Verleih Wild
Bunch Regie und Drehbuch Liv Ullmann Darsteller Jessica Chastain, Colin Farrell, Samantha Morton) 500.000 Euro > Für die Verfilmung von August Strindbergs meistgespieltem Theaterstück werden 25 Drehtage in NRW stattfinden.
Die Einsamkeit des Killers vor dem Schuß (Kino Produktion Hupe Film Koproduktion Les Films du Carré [Belgien] Sender ZDF – Das kleine Fernsehspiel Regie Florian
Mischa Böder Drehbuch Clemente Fernandez-Gil, Florian Mischa Böder Darsteller
Benno Fürmann) 450.000 Euro > Seit acht Jahren wartet der Auftragskiller Koralnik
auf seinen ersten Auftrag. Er ist frustriert.
Hüter meines Bruders (Kino Produktion Augenschein Sender WDR Regie Maximilian
Leo Drehbuch Susanne Finken Darsteller August Diehl, Jakob Diehl) 400.000 Euro >
Auf der Suche nach seinem verschwundenen Bruder Pietschi droht auch Gregor sich
immer mehr zu verlieren. Regisseur Maximilian Leo gibt sein Spielfilmdebüt.
Das Zimmermädchen (Kino Produktion Sutor Kolonko Koproduktion 58 Filme, Pandora Sender WDR Vertrieb Films Boutique Regie und Drehbuch Ingo Haeb Darsteller
Vicky Krieps, Steffen Münster) 280.000 Euro > Nach dem gleichnamigen Roman von
Markus Orths: Ein Hotel-Zimmermädchens, das von Manien beherrscht wirD, versteckt sich unter Betten, um heimlich am Leben der Gäste teilzunehmen.
Architektur einer Familie: Die Böhms (Low-Budget Produktion Lichtblick Koproduktion 2:1 Film [Schweiz] Sender WDR, BR Verleih Look Now [Schweiz] Regie Maurizius
Staerkle-Drux Drehbuch Maurizius Staerkle-Drux ) 130.993,99 Euro > Als einziger
deutscher Architekt wurde Gottfried Böhm mit dem renommierten Pritzker-Preis
286 | 21. Februar 2013
Filmförderung | 27
ausgezeichnet. Mit seinen drei Söhnen leitet der inzwischen 92jährige sein Kölner
Büro und realisiert Großprojekte wie die Zentralmoschee in Köln. Den Patriarchen
und seine Söhne begleitet der Dokumentarfilm.
Electroboy (Low-Budget Produktion Büchner Filmproduktion Koproduktion Langfilm [Schweiz] Sender RBB, Arte Regie und Drehbuch Marcel Gisler Darsteller Florian
Burkhardt) 60.000 Euro > In den 90ern ist Florian Burkhardt erfolgreich als Model,
Sportler, Musiker und Eventmanager. Anfang 30 bricht er zusammen und leidet seither an Burn-out und Angstzuständen.
Nichts mehr wie vorher (TV Produktion Zeitsprung Pictures Sender Sat 1 Weltvertrieb
Red Arrow International Regie Oliver Dommenget Drehbuch Henriette Piper Darsteller Annette Frier, Götz Schubert, Jonas Nay, Bernadette Heerwagen, Thomas Sarbacher) 250.000 Euro > Als der 16jährige Sohn öffentlich verdächtigt wird, ein Kindermörder zu sein, ist für die Familie nichts mehr, wie es war. Der Film beleuchtet 72
Stunden in ihrem Leben. Hauptdarsteller Jonas Nay hatte für seine Darstellung in
»Homevideo« den »Deutschen Fernsehpreis« und den »Grimme-Preis« erhalten.
Tempel der Emotionen – Das Maracana-Stadion in Rio de Janeiro (TV Produktion
Bildersturm Koproduktion Plural Films, Brasilien Sender NDR, Arte Weltvertrieb First
Hand Films Regie Gerhard Schick, Peter Scharf Drehbuch Peter Scharf, Gerhard
Schick) 95.000 Euro > Dokumentarfilm.
Santini’s Netzwerk (TV Produktion Lichtspiel Entertainment Sender WDR, 3sat Regie
Georg Brintrup Darsteller Umberto Orsini, John Gayford, Wolf-Dieter Kabler) 40.000
Euro > Dokudrama.
…Postproduktion:
Mich kriegt ihr nicht (Produktion Tryangel Regie und Drehbuch Werner Müller)
45.000 Euro > Dokumentarfilm über den jüdischen Maler Manfred Weil, der den Holocaust überlebte und sich an seinem 90. Geburtstag auf Spurensuche begibt.
…Drehbuch:
Crazy Diamond (Produktion Gilles Mann Filmproduktion Drehbuch Uwe Repschläger) 20.000 Euro > Um sich aus seinem alten Leben zu befreien, faßt Cosmin den fatalen Entschluß einer Erpressung.
Krause hat Angst (Produktion Hupe Film Drehbuch Frank Maria Reifenberg) 20.000
Euro > Krause lebt in einer Welt, die die Panikattacken des eigentlich harten Kerls als
Modekrankheit und Firlefanz abtut.
Unter Brüdern (Produktion Conradfilm Drehbuch Doron Wisotzky) 20.000 Euro > Julian, der Deutsche, Yassin, der Türke, und Addi, der Afrikaner, haben die gleiche Mut-
28 | Filmförderung
286 | 21. Februar 2013
ter doch unterschiedliche Väter. Jetzt suchen sie nach ihren Wurzeln. Doron Wisotzky verfaßte bereits die Drehbücher zu »Schlußmacher« und »What a Man«.
…Stoffentwicklung:
Goodfield (Produktion Blondiau & Stark Drehbuch Lukasz Lakomy, Veronika Glasunowa) 16.588 Euro > Dokumentarfilm über die Stadt Dobro Polje in der Ukraine.
…Vorbereitung:
Fritzi war dabei – eine Wendewundergeschichte (Produktion Trickstudio Lutterbeck,
Balance Film Drehbuch Beate Völcker) 70.000 Euro > Die zehnjährige Fritzi war 1989
in Leipzig mitten in den Montagsdemonstrationen. Nach dem Roman von Hanna
Schott
…Nachwuchs:
Los Ángeles – The Angels (Produktion Weydemann Bros. Regie Damian John Harper) 270.000 Euro > Die Tragödie um einen jungen Mexikaner ist das Langfilmdebüt
des Regisseurs.
Haymatloz – Exil in der Türkei (Produktion Hupe Film Regie Eren Önsöz) 170.000
Euro > Die Absolventin der Kunsthochschule für Medien in Köln dokumentiert in ihrem Erstling, wie Kinder ihre Eltern auf der Reise in die alte Heimat begleiten.
Luckily the Account Representative Knew CPR (Regie David Wesemann) 11.000 Euro
> Der Kurzfilm nach einer Geschichte von David Foster Wallace ist der Abschlußfilm
des Regisseurs an der FH Dortmund
…Verleih:
Rubinrot (Verleih Concorde) 85.000 Euro > Der erste Teil der Verfilmung von Kerstin
Giers Jugendbestseller-Trilogie startet am 14. März in den Kinos.
Oben ist es still (Verleih Salzgeber) 35.000 Euro > Der Eröffnungsfilm des diesjährigen »Panorama Special« der Berlinale kommt Mitte Mai in die deutschen Kinos.
El Futuro (Verleih Real Fiction) 40.000 Euro.
Das Leben ist nichts für Feiglinge (Verleih NFP) 40.000 Euro > Tragikomödie nach
dem gleichnamigen Roman von Gernot Griksch. Drei Familienmitglieder versuchen
jeder auf seine Weise mit dem Verlust eines geliebten Menschen fertig zu werden.
Eine fachfremde Altenpflegerin begleitet sie dabei.
Paradies: Glaube (Verleih Neue Visionen) 30.000 Euro > Der erste Teil von Ulrich
Seidls Paradies-Trilogie ist bereits in den Kinos. Der zweite Teil »Paradies: Glaube«,
der in Venedig den »Spezialpreis der Jury« gewann, startet am 21. März.
Peak – Über allen Gipfeln (Verleih Farbfilm) 20.000 Euro.
www.filmstiftung.de
286 | 21. Februar 2013
Festivals | 29
Filmfestspiele
25.02–10.03 Porto [Portugal] »Fantasporto – Oporto International Film Festival« …Wettbewerbe für
lange und kurze (bis 15 Minuten) Fantasyfilme, für alle anderen Genres und für asiatische Filme. Filme dürfen in Portugal noch nicht gelaufen sein und müssen 2012 oder 2013 fertiggestellt worden
sein. Weitere Sektionen ohne Wettbewerb.
www.fantasporto.com
26.02–10.03 San Jose [USA] » Cinequest San Jose Film Festival« …Wettbewerb: Spiel, Dokumentarund Kurzfilme sowie digitale Filme (35 und 16mm, Video). Spezieller Wettbewerb für Schulfilme.
www.cinequest.org
27.02–03.03 Trondheim [Norwegen] »Trondheim, minimalen« …Kurzfilmfestival.
www.minimalen.com
01.03–10.03 Genf [Schweiz] »Festival International du film sur les droits humains« …Spiel- und Dokumentarfilme aller Längen und Formate zum Thema Menschenrechte.
www.fifdh.org
01.03–09.03 Guadalajara, Jalisco [Mexiko] »Guadalajara International Film Festival«.
www.ficg.mx
01.03–10.03 Miami [USA] »24th Miami International Film Festival« …Fokus auf dem ibero-amerikanischem Kino. Jury- und Publikumspreise für Spiel- und Dokumentarfilme.
www.miamifilmfestival.com
02.03–07.03 Hongkong [China] »Hong Kong Independent Short Film and Video Awards« …Kurzfilmwettbewerb.
www.ifva.com
06.03–10.03 Tampere [Finnland] »International Short Film Festival« …Wettbewerb: Spiel-, Dokumentar- und Animationsfilme (35 und 16mm) bis 30 Minuten.
www.tamperefilmfestival.fi
07.03–10.03 Bad Aibling »Nonfiktionale Bad Aibling« …Jährlich themawechselndes Dokumentarfilmfestival.
www.nonfiktionale.de
30 | Festivals
286 | 21. Februar 2013
07.03–17.03 Lissabon [Portugal] »Monstra Lisboa Animated Film Festival« …Kurze Animationsfilme
ab März 2007, kurze Animationsfilme von Studenten ab Januar 2009.
www.monstrafestival.com
07.03–17.03 Sofia [Bulgarien] »Sofia International Film Festival« …Internationaler Wettbewerb für
erste und zweite Werke.
www.siff.bg
08.03–16.03 Austin [USA] »SXSW South By Southwest Film Festival Austin«.
www.sxsw.com
08.03–09.03 Cambrils-Reus [Spanien] »European Short Competition of the Film …Wettbewerb für
Kurzfilme bis 30 Minuten.
www.fecfestival.com
08.03–11.03 Lugano [Schweiz] »Festival Internazionale del Cortometraggio ›Corto Helvetico al Femminile‹« …Kurzfilme von Frauen oder über Frauen bis 20 Minuten. Spezialpreis der Jury.
www.ch-alfemminile.ch
09.03–17.03 Bergamo [Italien] »Bergamo Film Meeting« …Neue Filme ohne italienischen Verleih,
die auch noch auf keinem Festival in Italien gelaufen sind.
www.bergamofilmmeeting.it
09.03–16.03 Pantalla Pinamar [Argentinien] »Encuentro Cinematografico Argentino Europea Pantalla Pinamar« …Werkschau europäischer Filme.
www.pantallapinamar.com
12.03–24.03 Washington D.C. [USA] »Washington Environment Film Festival« …Umweltfilmfest.
www.dcenvironmentalfilmfest.org
13.03–18.03 Landshut »Landshuter Kurzfilmfestival« …Wettbewerb für Kurzfilme bis 50 Minuten
aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.
www.landshuter-kurzfilmfestival.de
13.03–17.03 Nimwegen [Niederlande] »Go Short – International Short Film Festival Nijmegen …
Wettbewerb für europäische Spiel-, Dokumentar-, Animations- und Experimentalkurzfilme bis 40
Minuten mit Fertigstellung nach dem 1. September 2009 (Studentenfilme nach dem 1. März 2009).
35 und 16mm, Digibeta und Beta SP, HD-Cam.
www.goshort.nl
286 | 21. Februar 2013
Festivals | 31
13.03–20.03 Regensburg »Regensburger Kurzfilm-Woche« …Kurzfilme bis 30 Minuten. 35 und
16mm, Video.
www.kurzfilmwoche.de
13.03–17.03 Saguenay [Kanada] »Festival International du Film Court au Saguenay« …Kurzfilmfestival.
www.regardsurlecourt.com
14.03–24.03 Ankara [Türkei] »Ankara International Film Festival« …Wettbewerb: Bester europäischer Spiel-, und Dokumentarfilme (35mm). Internationaler Wettbewerb: Experimental-, Animations- und Kurzfilme (35 und 16mm).
www.filmfestankara.org.tr
14.03–24.03 Augsburg »Filmtage Augsburg«.
www.filmtage-augsburg.de
14.03–19.03 Berlin »Internationales Fußballfilmfestival ›11 mm‹« …Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilmproduktionen rund um das Thema Fußball. Preise für den besten Dokumentar- oder Spielfilm
und den besten Kurzfilm. Sonderreihe der besten Fußball-Werbespots.
www.11-mm.de
14.03–16.03 Luzern [Schweiz] »Tanz Film Festival Luzern« …Internationaler Wettbewerb für zeitgenössische Tanzkunstfilme für Filmemacher, Choreografen, Tänzer und Videokünstler, Produzenten,
Verleiher und Sender für Filme mit Fertigstellung ab Januar 2008 (Kategorie II – nur erste Werke bis
15 Minuten) bzw. Januar 2010 (Kategorie I – 15 bis 45 Minuten).
www.tanzfilmfestival.ch
14.03–24.03 Montreal [Kanada] »Festival international du film sur l'art Montréal« …Wettbewerb für
Filme zum Thema Kunst. 35 und 16mm, U-matic (low band), Beta SP (NTSC). Französische oder
englische Fassung. Diverse Preise und Sektionen.
www.artfifa.com
14.03–28.03 Vilnius [Litauen] »Vilnius International Film Festivals«.
www.kinopavasaris.lt
14.03–17.03 Würzburg »Internationales Filmwochenende Würzburg« …Filme aus europäischen
Ländern und Australien. Programmschwerpunkt: französische Filme.
www.filmwochenende.de
32 | Festivals
286 | 21. Februar 2013
15.03–24.03 Atlanta [USA] »Atlanta Film Festival«.
www.atlantafilmfestival.com
15.03–24.03 Thessaloniki [Griechenland] »Thessaloniki Documentary Festival« …Dokumentarfilme. Retrospektiven, Dok-Markt, Pitching-Forum.
www.filmfestival.gr
16.03–23.03 Fribourg [Schweiz] »Festival international de films de Fribourg« …Wettbewerb für
Spiel- und Dokumentarfilme aus Ländern der »Dritten Welt« (35 und 16mm).
www.fiff.ch
17.03–02.04 Hongkong [China] »Hong Kong International Film Festival« …Kein Wettbewerb. Spiel-,
Dokumentar- und Kurzfilme (35 und 16mm, Beta SP; englische Untertitel). Internationales und
Asiatisches Kino.
www.hkiff.org.hk
18.03–23.03 Aubagne [Frankreich] »Festival International du film d’Aubagne« …Wettbewerb: Lange
und kurze erste oder zweite Werke mit Originalmusik (35 und 16mm, Video).
www.cineaubagne.fr
19.03–24.03 Ann Arbor [USA] »Ann Arbor Film Festival«.
www.aafilmfest.org
20.03–31.03 New York [USA] »New Directors/New Films« …Kein Wettbewerb. Rund 20 Filme, erste
und zweite Werke (35 und 16mm, englische Untertitel) mit Fertigstellung bis 12 Monate vor Festivalsbeginn.
www.filmlinc.com
21.03–31.03 Paris [Frankreich] »Cinéma du Réel« …Wettbewerb: Lang- und Kurzfilme mit soziologischem oder ethnografischem Charakte, die im Jahr vor dem Festival entstanden sind. 35 und 16mm,
Video. Diverse Preise.
www.cinemadureel.org
286 | 21. Februar 2013
Festivals | 33
Anmeldeschluß
28.02 Dubai [Vereinigte Arabische Emirate] »Gulf Film Festival« (11.04–17.04) …Wettbewerbe für
Spiel-, Kurz- und Dokumentarfilme. Studentenwettbewerb für die Golfregion. Hommagen.
www.gulffilmfest.com
01.03 Silver Spring | Washington [USA] »Silverdocs AFI/Discovery Channel Documentary Festival«
(17.06–23.06) …Internationaler Dokumentarfilmwettbewerb.
www.silverdocs.com
01.03 Posen [Polen] »Animator International Animation Festival« (13.07–18.07) …Animationsfilme
bis 30 Minuten. »Großer Preis«.
www.animator-festival.com
04.03 Cannes [Frankreich] »Festival International du Film de Cannes« (15.05–26.05) …Wettbewerb:
Lange und kurze (bis 15 Minuten) Spielfilme (35mm).
www.festival-cannes.com
08.03 Cannes »Quinzaine des Réalisateurs« (15.05–26.05) …Lange Spielfilme (35mm), die in Frankreich noch nicht gelaufen sind und an keinem Internationalen Festivalwettbewerb außer in ihrem
Heimatland teilgenommen haben.
www.festival-cannes.com
08.03 »Quinzaine des Réalisateurs« (15.05–26.05) …Lange Spielfilme (35mm), die in Frankreich
noch nicht gelaufen sind und an keinem Internationalen Festivalwettbewerb außer in ihrem Heimatland teilgenommen haben.
www.festival-cannes.com
12.03 Monte Carlo [Monaco] »Monte Carlo Television Festival« (09.06–13.06) …Festival für TV-Filme
und –Programme mit Wettbewerb.
www.tvfestival.com
15.03 Brooklyn [USA] »Brooklyn International Film Festival« (31.05–09.06) …Wettbewerb in den Kategorien: Spiel-, Dokumentar-, Experimental-, Animations- und Kurzfilm.
www.brooklynfilmfestival.org
22.03 Cannes »Semaine Internationale de la Critique« (16.05–24.05) …Lange und kurze (bis 15 Minuten) Spiel- und Dokumentarfilme ( 35 und 16mm), erste und zweite Werke. Filmmarkt.
www.festival-cannes.com
34 | Kinostarts: 21. Februar
286 | 21. Februar 2013
Diese Woche im Kino
Foto: Senator
286 | 21. Februar 2013
Kinostarts: 21. Februar | 35
The Master
Drama. USA 2012
Regie Paul Thomas Anderson Drehbuch Paul Thomas Anderson
Bildgestaltung Mihai Malaimare Jr. Montage Leslie Jones, Peter
McNulty Musik Jonny Greenwood Szenenbild David Crank, Jack
Fisk Kostüm Mark Bridges Maske Kate Biscoe, Aurora Bergere
Ton Mark Ulano Casting Cassandra Kulukundis
Traumatisiert kehrte Freddie Quell (Joaquin
Phoenix) aus dem Weltkrieg zurück. Ziellos und
versoffen läßt er sich durch Kalifornien treiben –
bis er Lancaster Dodd (Philip Seymour Hoffman)
trifft. Der charismatische Intellektuelle hat einen
anderen Weg gefunden, seine Kriegserlebnisse
hinter sich zu lassen: Er hat eine eigene Religion
begründet und läßt sich »The Master« rufen. Den
Herumtreiber Freddie macht er zu seiner rechten
Hand. Der ist gleich Feuer und Flamme. Doch
während Dodds neuer Glaube immer mehr Anhänger gewinnt, kommen Freddie allmählich
Zweifel an seinem Mentor.
Paul Thomas Andersons Film, der unverkennbar von der Scientology-Bewegung erzählt, konzentriert sich ganz auf das Schau- und Psychospiel der beiden Hauptdarsteller, die dafür wie
der Regisseur beim Festival in Venedig ausgezeichnet wurden. Bemerkenswert ist daher auch,
daß Anderson die Geschichte im 70-MillimeterFormat aufzeichnen ließ – nicht nur wegen der
tollen Panoramabilder: Die größere Schärfentiefe
bietet mehr Möglichkeiten für die Bildgestaltung,
in den vielen Großaufnahmen werden selbst
kleinste Regungen unübersehbar.
Für seinen Soundtrack ließ sich RadioheadGitarrist Jonny Greenwood von Otto Luening, einem Pionier elektronischer Musik inspirieren.
Mit Jazz-Motiven, ver- und umgekehrten Tonbandgeschwindigkeiten und der Verwendung
ähnlicher Technik schuf er auf der Tonspur die
zum Thema passende unwohle Atmosphäre. jf
36 | Kinostarts: 21. Februar
286 | 21. Februar 2013
The Butterfly’s Dream – Kelebegin Rüyasi
Drama. Türkei 2013
Ghost Movie
Horrorkomödie. USA 2013
Regie Yilmaz Erdogan Drehbuch Yilmaz Erdogan Bildgestaltung
Regie Michael Tiddes Drehbuch Marlon Wayans, Rick Alvarez
Gökhan Tiryaki Montage Bora Göksingöl Musik Rahman Altin
Bildgestaltung Steve Gainer Montage Suzanne Hines Szenen-
Szenenbild Kivanç Baruönü Kostüm Gülümser Gürtunca Ton
bild Fred Andrews Kostüm Ariyela Wald-Cohain Maske Kristy
Levent Intepe Casting Rezzan Çankir
Horiuchi, Dean Jones Ton Matthew Nicolay Casting Mary Vernieu,
Venus Kanani
In Europa tobt der Zweite Weltkriegs, die Türkei
ist eines der wenigen Länder, in denen Frieden
herrscht. In der Hafenstadt Zonguldak an der
Schwarzmeerküste studieren Rüstü Onur (Mert
Firat) und Muzaffer Tayyip Uslu (Kivanç Tatlitug) Literatur und träumen von einer großen
Zukunft als Schriftsteller. Doch auf dem Weg dahin haben sie große Widerstände zu überwinden. Richtig schwierig wird es aber, als sich beide in dieselbe Frau verlieben.
Mit Vizontele hatte Yilmaz Erdogan seinen ersten Kinoerfolg als Regisseur und Schauspieler.
Da hatte er den Siegeszug des Fernsehens in den
70er Jahren auf die Schippe genommen. Auch in
weiteren Regiearbeiten nutzte er die Form der
Komödie, um die Verhältnisse im Lande zu sezieren. So gesehen ist sein jüngstes Werk um
Liebe und Poesie nicht nur durch die opulente
Ausstattung ungewöhnlich für den Regisseur –
oder auch nicht: Denn neben der Schauspielerei
schrieb Erdogan nicht nur mehrere Theaterstücke, sondern auch Gedichtbände.
cv
Fotos: Kinostar | Falcom | Prokino | Real Fiction
Malcolm (Malcolm Wayans) und Kisha sind gerade zusammengezogen, und schon geschehen
unerklärlich Dinge. Nicht in der Art, daß die Klobrille runtergeklappt ist und überall kleine Kissen herumliegen, sondern es scheint noch jemand bei ihnen zu wohnen – Kisha hat ihn hergeschleppt. Malcolm, der das Trippeltrappel
kleiner Dämonenfüße in seinem Haus gar nicht
leiden kann, holt sich professionelle Hilfe: Hellseher, Geisterjäger und Exorzisten.
Der Hauptdarsteller, Drehbuchautor und
Produzent läßt es schon ahnen: Hier geht’s erstens nicht unheimlich ernst zu, dafür zweitens
auch gerne mal etwas derber zur Sache. Marlon
Wayans hat mit seiner Komikerfamilie, die dieses Mal zu Hause blieb, so lustige Sache wie
White Chicks oder Little Man gedreht, und davor
die Horrorfilm-Parodie Scary Movie nebst Fortsetzung. In diesem Sinne nahm er sich nun das
Subgenre der »Found Footage« im Stil von Paranormal Activity vor. Das soll aber »nicht genau
eine Parodie« sein, beteuert Wayans, sondern
die Charaktere würden lediglich das Gegenteil
von dem tun, was sie üblicherweise machen
würden. Ulkig.
mr
286 | 21. Februar 2013
Kinostarts: 21. Februar | 37
Der Hypnotiseur
Thriller. Schweden 2012
Der Iran-Job
Dokumentarfilm. USA/Deutschland/Iran 2012
Regie Lasse Hallström Drehbuch Paolo Vacirca Bildgestaltung
Regie, Drehbuch und Bildgestaltung Till Schauder Montage
Mattias Montero Montage Sebastian Amundsen, Thomas Täng
David Teague, Till Schauder Musik Kareem Roustom Ton Adrian
Musik Oscar Fogelström Szenenbild Lasse Westfelt Kostüm
Baumeister
Karin Sundvall Maske Jenny Fred Ton Aleksander Karshikoff
Casting Imor Hermann
Eine Familie wurde abgeschlachtet; nur der kleine Sohn überlebte das Massaker. Doch er steht
unter Schock. Inspektor Joona Linna (Tobias Zilliacus) ruft den Hypnotiseur Erik Maria Bark (Mikael Persbrandt) zu Hilfe. Doch Bark praktiziert
eigentlcih gar nicht mehr und hat selber reichlich
Probleme mit seiner Ehefrau (Lena Olin). Als
auch noch der Sohn des Hypnotiseurs entführt
wird, vermutet Linna einen Zusammenhang…
Nach einem Vierteljahrhundert kehrte Regisseur Lasse Hallström (Gottes Werk und Teufels
Beitrag) in seine Heimat zum Drehen zurück.
Dafür nahm er sich den gleichnamigen Krimibestseller von Lars Kepler (ein Pseudonym, hinter dem sich das Autorenpaar Alexander und
Alexandra Coelho Ahndoril verbirgt) vor. Er
habe schon immer einen Thriller drehen wollen,
meinte Hallström, aber irgendwie verbinde man
ihn eher mit Familienfilmen und Dramen.
»Doch im Grunde ist das hier ja nun auch ein
Familiendrama.« Wofür er in seiner Heimat
auch tüchtig geschimpft wurde – weder Krimi
noch Ehestudie sei das letztlich und »lauwarm«.
Der Film ging trotzdem als Schwedens Kandidat
ins »Oscar«-Rennen.
cv
Fotos:
Kevin Sheppard spielt Basketball. In seiner Karriere hat es ihn schon in mehrere Länder verschlagen. Nun wurde er für ein Jahr zum neu gegründeten Team der iranischen Mannschaft AS
Shiraz gerufen. Als Kapitän sollte er die jungen
Sportler zum Sieg führen. Und während US-Präsident Bush im Fernsehen von der »Achse des
Bösen« predigt, geht Sheppard frei von Vorurteilen in den Iran.
Mit diesem Einblick in die iranische Gesellschaft zeigt Til Schauder (Santa Smokes) mehr als
nur einen Saisonverlauf in der Basketball-Liga.
Der Filmemacher erfuhr ausder Zeitung, daß
mehrere Amerikaner im Iran Basketball spielen.
Bereits die Auswahl des Protagonisten war ein
Glücksfall, zumal das Projekt in der Entwicklungsphase fast gescheitert wäre. Auch der Zeitpunkt war richtig, denn seine Geschichte korreliert mit politischen Umbrüchen im Iran wie in
den USA. Mit minimaler Ausrüstung hatte
Schauder die Aufnahmen begonnen und schaffte
es bis auf eine schwarze Liste. Das Filmmaterial
schickte er nach Deutschland, um das US-Embargo zu umgehen. Ein »Making of« zum Film
wäre sicherlich nicht weniger spannend.
ne
38 | Kinostarts: 21. Februar
286 | 21. Februar 2013
Impressum
cinearte – Nachrichten für Filmschaffende erscheint jeden zweiten Donnerstag mit 26 Ausgaben im Jahr.
Redaktion: Verantwortlich für den Inhalt ist Peter Hartig,
Friedrichstraße 15, 96047 Bamberg, Telefon 0951-297.469-55.
Redaktion: Karolina Wrobel, Mitarbeit: Elisabeth Nagy.
Anzeigen: Michael Wesp-Bergmann, Paosostraße 68a, 81243
München, Telefon 089-552.985-63, Fax -64, E-Mail
Les Misérables
Musical. Großbritannien 2012
Regie Tom Hooper Drehbuch William Nicholson Bildgestaltung
anzeigen@cinearte.net.
Danny Cohen Montage Melanie Ann Oliver, Chris Dickens Musik
Redaktionsschluß ist Mittwochmittag vor Erscheinen. Für unver-
Claude-Michel Schoenberg Szenenbild Eve Stewart Kostüm
langt eingesandte Manuskripte und Fotos übernehmen wir keine
Paco Delgado Ton Simon Hayes Casting Nina Gold
Haftung. Namentlich gekennzeichnete Artikel entsprechen nicht
unbedingt der Meinung der Redaktion. Nachdruck, auch
auszugsweise, nur mit Genehmigung der Redaktion. Gerichtsstand ist Bamberg.
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Fotos: Universal | W-Film | Blueberry Pictures
Nach jahrelanger Haft ist Jean Valjean (Hugh
Jackmann) ein besserer Mensch geworden. Im
Frankreich des 19. Jahrhunderts bringt es der
ehemalige Sträfling zu Wohlstand und Ansehen.
Doch als er sich eines Waisenmädchens (Amanda Seyfried) annimmt, gerät Valjean auch in ein
Netz aus Intrigen und Mißverständnissen. Und
seit Jahren ist ihm der unerbittliche Inspektor Javert (Russell Crowe) auf den Fersen.
Zerbrochene Träume, unglückliche Liebe, Leidenschaft, Opfer und Erlösung: Victor Hugos Roman Die Elenden ist einer der ganz großen Stoffe
der Weltliteratur. Und darum auch als Theaterstück, Musical und Lichtspiel adaptiert worden.
Als letzteres mindestens 47 Mal, was die romantische Passion wohl zum meistverfilmten Stoff
machen dürfte. Was aber nicht weiter stört,
wenn’s so hübsch gemacht ist: Den »Golden Globe« fürs beste Musical, für den Hauptdarsteller
und für Anne Hathaway in ihrer Nebenrolle als
sterbender Schwan gab’s schon, und die Britische
Filmakademie vergab vier »Baftas« für Maske,
Szenenbild, Ton und Hathaway. Da dürften die
Chancen bei den »Oscars« ebenfalls gut stehen,
wo das Epos in acht Kategorien nominiert ist. cv
286 | 21. Februar 2013
Kinostarts: 21. Februar | 39
Puppe
Drama. Deutschland/Schweiz 2012
Tous au Larzac – Leadersheep
Dokumentarfilm. Frankreich 2011
Regie Sebastian Kutzli Drehbuch Marie Amsler Bildgestaltung
Regie und Drehbuch Christian Rouaud Bildgestaltung Alexis
Stephan Vorbrugg Montage Wolfgang Weigl Musik Gert Wilden
Kavyrchine Montage Fabrice Rouaud Musik Stéphane Moucha
Jr. Szenenbild Maximilian Lange Kostüm Genoveva Kylburg
Ton Jean-Pierre Laforce
Maske Elke Hahn Ton Bernd Hackmann Casting Stefany
Pohlmann
Lange hat Anna auf der Straße gelebt. Vom Ruhrgebiet wird sie jetzt in die Schweizer Berge gebracht. Unter der Leitung der Therapeutin Geena
soll sie das Leben in einem sozialen Gefüge neu
lernen. Die Weite und die offenen Wege noch höher hinauf in die Berge, das steht Anna frei. Die
offene Landschaft mag zwar die Möglichkeit der
Veränderung versprechen, aber Anna scheitert
immer wieder. Zuerst muß sie sich in der Enge
der Gemeinschaft zurecht finden.
Das Buch der Erstlingsautorin Marie Amsler,
die mehrere Jahre als Betreuerin in Sozialprojekten gearbeitet hat, zeugt von der Kenntnis um die
Komplexität von Problemkindern. Dabei erzählt
Sebastian Kutzli in seinem Debütlangfilm nicht
nur eine Coming-of-Age-Geschichte, sondern
gleich noch einen Thriller, indem er immer wieder Rückblenden in Annas Vergangenheit einbindet: Im mysteriösen Verschwinden ihrer Freundin Leila liegt Annas Trauma. Und ausgerechnet
die aggressive Mitbewohnerin Maggie, die durch
ihre Aggressionen schnell als Gegenpol ausgemacht wird, könnte etwas über Leila wissen. Das
ist des Guten fast schon zu viel. Puppe überzeugt
dafür aber in seiner darstellerischen Kraft.
ne
Marizette, Christiane, Leon, José… das sind nur
einige der gutgelaunten und mitreißenden Protagonisten in einem unglaublichen Kampf: Dem
der Bauern auf dem Larzac gegen den französischen Staat. Es ist ein Kampf der Schwachen gegen die Starken, entschlossen und fröhlich,
manchmal aber auch anstrengend und gefährlich. Es begann alles im Jahr 1971, als die Regierung die Erweiterung des Truppenübungsplatzes
im Zentralmassiv verkündete. Die Bauern sollten
ihre Ländereien zu Spottpreisen verkaufen, sonsten würden sie enteignet. Die Wut schlug Wellen, die Bauern machten mobil und schworen,
bedingungslos gewaltfreien Widerstand zu leisten. Tag für Tag Auge in Auge mit Polizei und
Armee, entwickelten sie viel Fantasie, um sich
Gehör zu verschaffen. Ihr Kampf wurde von der
Mehrheit der Franzosen unterstützt, bald gab es
Hunderte von Ausschüssen im ganzen Land.
Erst 1981, mit der Wahl François Mitterrands
zum Staatspräsidenten, wurden die Pläne aufgegeben. Der Dokumentarfilm schildert zehn
Jahre des Widerstands, kollektiver Intelligenz
und Solidarität.
cv
40 | Kinostarts: 21. Februar
286 | 21. Februar 2013
Warm Bodies
Horrorkomödie. USA 2013
Westerland
Drama. Deutschland 2012
Regie und Drehbuch Jonathan Levine Bildgestaltung Javier
Regie Tim Staffel Drehbuch Tim Staffel Bildgestaltung Fabian
Aguirresarobe Montage Nancy Richardson Musik Marco Beltrami
Spuck Montage Ute Schall Musik Alexandra Holtsch Ton Samuel
Szenenbild Martin Whist Kostüm George L. Little Maske Monica
Schmidt Casting Greta Amend
Huppert, Fanny Vachon Ton Louis Marion Casting Joanna Colbert,
Richard Mento
R. weiß seinen Namen nicht mehr. Er weiß gar
nichts mehr von früher. Nun ist er untot und sich
seines Zustands schmerzfrei bewußt. Manchmal
sitzt er neben seinem Freund M., dann grunzen
sie sich kurz gegenseitig an. Aus dem Off erzählt
R. seine Geschichte, die von seinem Leben nach
der Apokalypse. Dann trifft R. auf Julia. Sie ist die
Tochter des Generals der letzten verbliebenen
Kolonie der Lebenden und eigentlich ausgebildet, Zombies abzuschlachten. Ihr letzter Einsatz
ging gehörig schief, und während sich R. das Gehirn ihres Boyfriends einverleibt, übertragen sich
dessen Gefühle auf ihn. Bevor seine Zombiekollegen Julia etwas anhaben können, rettet er sie.
Ganz offensichtlich ist Warm Bodies von Jonathan Levine (50/50) eine Shakespearesche Hommage auf Romeo und Julia und somit auch ein
Märchen. Ein Vergleich zu Twilight, der Vampire
romantisiert, führt hier aber in die Irre. Warm Bodies nimmt sich bei Weitem nicht so ernst. Obwohl Zombies keine Gefühle haben können, wird
glaubhaft vermittelt, wie es doch dazu kommen
könnte. Als Projektionsfläche für alles Fiese gibt
es ja noch die bösen Skelette, gegen die sich Menschen und Zombies zusammentun können. ne
Fotos: Concorde | Salzgeber | Constantin
Cems Leben auf Sylt ist perfekt – durchgeplant
und organisiert. Er arbeitet beim Ordnungsamt,
in der Freizeit absolviert er ein Fernstudium.
Die Insel hat er noch nie verlassen. Wozu auch?
Auf einer Parkbank im Winter sitzt Jésus (Wolfram Schorlemmer). Ohne Ziel und ohne Plan. Er
weiß nur eines, als Cem (Burak Yigit) ihn da
sieht: Er will sein Freund sein. Und Cem findet
Gefallen an dem ganz anderen Leben, sehr zum
Entsetzen von Freund, Bruder und Vorgesetztem. Als Jésus sich aber irgend wann Cems Namen in die Haut ritzen will, hört der Spaß auf.
»Was passiert, wenn einer, der fest im Leben
verankert ist, […] auf einen trifft, der keinen
Glauben mehr an sich oder […| irgendetwas
hat«, erklärt Tim Staffel die Frage, die ihn umtrieb. Der Endvierziger lebt in Berlin als Autor
und Hörspielregisseur, der Roman Jesús und
Muhammed, der als Basis für sein Filmdebüt
herhielt, erschien 2008. Die Insel Sylt fand er für
seinen Versuch den richtigen Schauplatz: »Sie
sperrt dich ein, ist dir in einem Moment das Paradies und im anderen die Hölle.«
mr
286 | 21. Februar 2013
Kinostarts: 28. Februar | 41
Nächste Woche im Kino
3096 Tage
Drama. Deutschland 2013
Regie Sherry Hormann Drehbuch Bernd Eichinger, Ruth Toma Bildgestaltung Michael Ballhaus Montage Mona Bräuer Musik Martin
Todsharow Szenenbild Bernd Lepel Kostüm Gabriele Binder Maske Anette Keiser Casting Simone Bär
Natascha Kampusch (Antonia Campell-Hughes) ist zehn, als sie auf dem Schulweg verschwindet.
Ihr Entführer Wolfgang Priklopil (Thure Lindhardt) wird sie achteinhalb Jahre lang in einem unterirdischen Verlies gefangenhalten. 2006 gelingt ihr die Flucht, Priklopil nimmt sich das Leben. Doch
auch nach ihrer Selbstbefreiung ist Nataschas Weg in die Freiheit noch lange nicht zu Ende.
Schon 2010 hatte sich die Constantin Film mit Natascha Kampusch verständigt, die Geschichte der
Entführung und ihrer Gefangenschaft »behutsam« fürs Kino aufzubereiten. Dem zwischenzeitlich verstorbenen Produzenten Bernd Eichinger.ging es dabei »darum, daß nach all den Medienspekulationen und Politskandalen, die der Entführungsfall Natascha Kampusch ausgelöst hat, erzählt wird, was
wirklich geschehen ist.« Nachdem er mit Ruth Toma (Solino) das Drehbuch zu zwei Dritteln geschrieben hatte, setzte die Regisseurin Sherry Hormann (Wüstenblume) seine Arbeit fort, hatte abgesehen
von dem schwierigen Thema aber noch mit etwas ganz anderem zu kämpfen, weil »60 Prozent in einem Raum spielen, der so groß wie eine Sauna ist. Das so interessant zu gestalten, daß die Zuschauer
nicht nach fünf Minuten den Saal verlassen, empfinde ich als große Herausforderung«, sagte sie. mr
42 | Kinostarts: 28. Februar
Die Bestimmer – Kinder haften für ihre Eltern
Familienfilm. USA 2012
286 | 21. Februar 2013
The Crime
Action. Großbritannien 2012
Regie Andy Fickman Drehbuch Lisa Addario, Joe Syracuse Bild-
Regie Nick Love Drehbuch Nick Love, John Hodge Bildgestaltung
gestaltung Dean Semler Montage Kent Beyda Musik Marc
Simon Dennis Montage James Herbert Musik Lorne Balfe
Shaiman Szenenbild David J. Bomba Kostüm Genevieve Tyrrell
Szenenbild Morgan Kennedy Kostüm Andrew Cox Ton Simon
Maske Francisco X. Pérez, Patty York Ton Jeff Wexler Casting
Willis Casting Gary Davy
Elizabeth Lang, Marcia Ross
Die Eltern müssen verreisen – ob Oma und Opa
sich solange um die Enkel kümmern können?
Da sagt Diane (Bette Midler) begeistert ja, und
Artie (Billy Crystal) zieht brav mit, schließlich
wurde er eh gerade in den Zwangsruhestand geschickt, außerdem hat man den Nachwuchs
schon seit mehr als einem Jahr nicht mehr gesehen. Doch die drei Kinder sind mehr als verhätschelt und moderne Erziehungsmethoden gewöhnt, wo die Großeltern noch völlig in der guten alten Zeit leben. Daß auch das Haus mit
neuester Technik vollgestopft ist, bringt weiteren Spaß.
Erziehungsdiskussionen als Familienunterhaltung haben mittlerweile auch schon eine
jahrzehntelange Tradition. Andy Fickman (Du
schon wieder) inszeniert das als Slapstick-Nummernrevue mit den üblichen Tanzeinlagen,
Schlägen zwischen Männerbeine, Verdauungsscherzen und Gefühlseligkeiten. Die Botschaft
ist auch unverändert klar: Locker bleiben und
öfters mal draußen spielen.
mr
Fotos: 20th Century Fox | Universum | Polyband | Concorde
Gegen böse Buben helfen nur harte Jungs.
Glaubt Jack Regan (Ray Winstone), der als Führer einer Spezialeinheit in Londons Unterwelt
aufräumt. Dabei kann man’s nun mal nicht immer so genau nehmen, was den Polizisten nicht
nur ins Fadenkreuz diverser Verbrecher, sondern auch eines internen Ermittlers bringt. Und
daß Regan mit dessen Frau (Haley Atwell) eine
Affäre hat, hilft dabei auch nicht weiter.
Der Originaltitel The Sweeney verrät’s: Nick
Love (The Firm) ließ sich für seinen Polizei-Western von der Fernsehserie Die Füchse inspirieren, mit der der britische Sender ITV in den
1970ern neue Maßstäbe setzte. Was letztlich
auch den Film davor bewahrt, sich zu sehr in
Fantasien an und jenseits der Grenze zur Selbstjustiz zu verlieren, wie sie zur Zeit in Form von
96 Hours und ähnlichem durch die Kinos wehen. Auch sonst traut sich die britische Geschichte mehr als die amerikanischen Vorbilder
– nicht nur wenn Hauptdarsteller Ray Winstone
in Bettszenen ein ziemlich ungewohntes Schönheitsideal verkörpert.
jf
286 | 21. Februar 2013
Kinostarts: 28. Februar | 43
Drachenmädchen
Dokumentarfilm. Deutschland 2012
Get the Gringo
Thriller. USA 2012
Regie Inigo Westmeier Drehbuch Inigo Westmeier, Benjamin
Regie Adrian Grunberg Drehbuch el Gibson, Adrian Grunberg,
Quabeck Bildgestaltung Inigo Westmeier Montage Benjamin
Stacy Perskie Bildgestaltung Benoît Debie Montage Steven
Quabeck Musik Lee Buddah Ton Clemens Becker
Rosenblum Musik Antonio Pinto Szenenbild Bernardo Trujillo
Kostüm Anna Terrazas Maske Joe Rivera Ton Santiago Nunez
Casting Alejandro Reza, Victoria Thomas
Tagou ist die größte Shaolin-Schule des Landes.
In der zentralchinesischen Provinz Henan trainieren täglich rund 26.000 Mädchen und Jungen
Kung Fu. Lernen sollen sie aber vor allem innere
Stärke und Disziplin. Inigo Westmeier begleitet in
seiner Dokumentation drei Mädchen durch die
harte Ausbildung: Die neunjährige Xin Chenxi
und die fünfzehnjährige Chen Xi, die auf ein ein
besseres Leben hoffen, und Huang Luolan, die
mit siebzehn Jahren den Leistungsdruck nicht
mehr aushielt und die Schule verließ. In Gesprächen mit den Protagonistinnen und Ausbildern
gibt er einen Blick in ein Mikrokosmos, der weit
über die Schulmauern hinausgeht. Was angesichts der staatlichen Zensur nicht einfach gewesen sein dürfte, schließlich ist Tagou ein PrestigeObjekt. Die Schule wurde 1978 errichtet, als Kung
Fu wieder populär wurde – übrigens wegen eines
Films: Shaolin Temple, in dem Jet Li sein Debüt
gab. Das wiederum hatte schon vor fünf Jahren
den amerikanischen Filmemacher Alexander Sebastien Lee zu einer Dokumentation inspiriert.
Im preisgekrönten The Real Shaolin begleitete er
Kampfsportbegeisterte aus Ost und West bei ihrem Training zwischen Träumen und Realität. jf
Der Raub lief schief, nun sitzt Driver (Mel Gibson) im Knast in Mexiko. Die Beute haben sich
die Grenzer unter den Nagel gerissen und ihm
auch noch zwei Morde angehängt. Und weil hinter Gitter alle glauben, daß bei ihm noch was zu
holen ist, kann Driver jede Hilfe brauchen. Selbst
die eines Zehnjährigen (Kevin Hernandez), der
ebenfalls gute Gründe hat, hier rauszuwollen: Er
soll als Organspener ausgeschlachtet werden.
In Hollywood hat’s Mel Gibson wegen etlicher
persönlicher Ausfälle schwer, also besann er sich
auf seine früheren Tugenden: Viel Action und
Humor und mittendrin er selbst als fröhliches
Raubein mit leichtem Knacks. Den Knast-Thriller, tüchtig auf Schwellenland-Realismus poliert,
in flirrenden Orangetönen gehalten und auch
sonst kein bißchen klischeefrei, hat er mit 20 Millionen US-Dollar selbst finanziert. Für die Inszenierung holte er sich Adrian Grunberg, der als
Regieassistent bei Filmen wie Perdita Durango,
Traffic und Apocalypto Erfahrungen mit den Breitengraden gesammelt hat. In den USA durfte der
Film trotzdem nicht ins Kino. Während er weltweit schon vor fast einem Jahr anlief, erschien er
dort erst im Mai als Video on Demand.
jf
44 | Kinostarts: 28. Februar
Glückliches Familienalbum
Komödie. Türkei 2012
286 | 21. Februar 2013
Gold – Du kannst mehr, als du denkst
Dokumentarfilm. Deutschland 2013
Regie Nihat Durak Drehbuch Ali Demirel, Volkan Sümbül, Emre
Regie Michael Hammon, Marc Brasse Drehbuch Ronald
Özdür Bildgestaltung Ege Ellidokuzoglu, Türksoy Gölebeyi, Vedat
Kruschak, Marc Brasse, Andreas F. Schneider Bildgestaltung
Özdemir Montage Aylin Zoi Tinel Musik Aytekin G. Atas, Baris
Thomas Schneider, Marcus Winterbauer, Michael Hammon
Diri
Montage Katja Dringenberg Musik Oliver Schmitt, Krisz Kreuzer
Was für ein Mißgeschick. Yildirim Tasyumruk
fällt vom Dach und ist erstmal stillgelegt. Weshalb, wohl oder übel, endlich mal wieder die
ganze Familie zusammenkommt. Daß das
schon länger her ist, hat einen guten Grund: Yildirim. Auch jetzt beobachtet der pensionierte
Oberstleutnant seine längst verheirateten Kinder mit scharfem Blick, um alles über ihr Leben
zu erfahren.
Daß Familientreffen die ideale Konstellation
für fröhliche Konflikte sind, weiß man besonders rund ums Mittelmeer. Auch Regisseur Nihad Durak bringt die Streitereien um Weltanschauungen, Lebensstile und persönliche Marotten mit viel Gefühl und dem Glauben an das
Lustige im Menschen auf die Leinwand.
mr
Das Meer und darin eine Schwimmerin. In dem
Bild steckt die Aussage des Filmst: Der Sportler
steht im Wettkampf mit dem eigenen Körper, mit
anderen Sportlern und dem Machbaren. Die drei
Protagonisten der Dokumentation des überwiegend als Kameramann bekannten Michael Hammon, sind Sportler, die ihren Körper und ihren
Geist immer wieder aufs Neue fordern. Drei Karrieren werden hier vorgestellt, doch es ist gar
nicht der Sieg, der am Ende der Erzählung steht.
Die drei gewinnen letztlich gar kein Gold, aber sie
beweisen uns, daß ihr Weg sie auf diese Zielgerade gebracht hat: Ein Geht-Nicht hat Kurt Fearnley nie akzeptiert – von Geburt an leidet er an einer Mißbildung der Wirbelsäule; Henry Wanyoike erblindete nach einem Schlaganfall; Kirsten
Bruhn verlor ihre Mobilität nach einem Unfall,
besonders sie haderte mit ihrer Behinderung.
Australien, Kenia, Deutschland – drei Schicksale, drei Sportarten, der Höhepunkt ist die Teilnahme an den Paraolympics in London 2012.
Hammon und sein Team hören zu und vermitteln, wie schwer es ist, den Kampfgeist zu wecken
und zu erhalten. In diesen Szenen ist Gold am
stärksten.
ne
Ton André Zacher, Jörn Martens
Fotos: Pera Film | Alpha Medienkontor | Paramount | AF-Media
286 | 21. Februar 2013
Kinostarts: 28. Februar | 45
Hänsel & Gretel: Hexenjäger
Fantasy. USA/Deutschland 2013
Hititya – Das Geheimnis des Medaillons
Fantasy. Türkei 2013
Regie Tommy Wirkola Drehbuch Tommy Wirkola, Dante Harper
Regie Cengiz Deveci, Ulas Cihan Simsek Drehbuch Thomas
Bildgestaltung Michael Bonvillain Montage Jim Page Musik Atli
Brückner Bildgestaltung Mirsad Heroviç Montage Omer Cebeci,
Örvarsson Szenenbild Stephen Scott Kostüm Marlene Stewart
Ulas Cihan Simsek Musik Tamer Çiray Kostüm Marat Efe, Ezo
Maske Peter Bour, Pamela Grujic Ton Mac Ruth Casting Deborah
Ayaz Maske Emine Türk
Aquila, Jennifer L. Smith, Tricia Wood
Hänsel (Jeremy Renner) und Gretel (Gemma Arterton) wurden von den Eltern im Wald ausgesetzt. Die Geschwister fanden bald darauf ein
Lebkuchenhaus – so weit das Märchen. Gretel
befördert die Hexe mit Schwung in den Ofen
und Hänsel verträgt keinen Süßkram mehr. Was
darauf folgt, ist pure Neudichtung mit einem gehörigen Schuß Action und Splatter: Erwachsen
geworden, sind die beiden die besten Hexenjäger weit und breit. Man ruft sie in ein kleines
Dorf in dem ständig Kinder verschwinden. Der
Bürgermeister sieht in ihnen die letzte Hoffnung, während der Sheriff vor Ort (Peter Stormare) in ihnen nur weiteres Übel vermutet.
Ganz so falsch liegt er da nicht…
Der Norweger Tommy Wirkola (Dead Snow)
drehte mit internationaler Besetzung in den
Studios von Babelsberg, in Potsdam, Braunschweig und Berlin. Die 3D-Umsetzung lenkt
dabei vom Spaß der Handlung ab. Doch die freche Neuauflage des Märchens mit einer beeindruckend liebevollen Vorspannsequenz nimmt
sich kein bißchen ernst und tröstet damit darüber hinweg, daß die Figurenzeichnung doch
etwas mau geraten ist.
ne
Eines Tages ist Mama verschwunden, und die
drei jungen Geschwister finden sich in einer anderen Welt wieder, wo sie allerlei Beunruhigendes erfahren: Ihre Mutter ist in Wahrheit eine
Göttin, und nur ihre drei Kinder können die
Welt vor dem Bösen retten. Außerdem verfügen
sie über besondere Kräfte. Und auf Ihrem Weg
durch die Welt Hititya werden sie noch viel mehr
über sich und ihre Verwandschaft erfahren, ehe
sie dem Meister des Bösen gegenüberstehen.
Es ist mehr oder weniger der übliche FantasyPlot, seit es vor fast 80 Jahren die kleine Dorothy
von Kansas nach Oz verschlagen hatte. Auch
dies ist wieder ein Abenteuer für die ganze Familie, aber aus der Türkei. Wenn trotzdem ein
Gesicht bekannt vorkommen mag, liegt das daran, daß mit deutschen Partnern produziert wurde. Und aus der Geschichte von Filiz Zincidi
entwickelte Thomas Brückner, Autor von Fernsehserien wie Soko Wismar und Unter Brüdern,
das Drehbuch.
mr
46 | Kinostarts: 28. Februar
286 | 21. Februar 2013
Hyde Park am Hudson
Drama. Großbritannien 2012
Invasion
Drama. Deutschland/Österreich 2011
Regie Roger Michell Drehbuch Richard Nelson Bildgestaltung
Regie Dito Tsintsadze Drehbuch Dito Tsintsadze Bildgestaltung
Lol Crawley Montage Nicolas Gaster Musik Jeremy Sams
Ralf M. Mendle Montage Karina Ressler Musik Gio Tsintsadze
Szenenbild Simon Bowles Kostüm Dinah Collin Maske Morag
Szenenbild Jutta Freyer Kostüm Nadine Kremeier Maske Judith
Ross Ton Danny Hambrook Casting Ellen Lewis, Gail Stevens
Kröher, Jana Schulze Ton Johannes Doberenz
Als Georg VI. (Samuel West) mit Gemahlin (Olivia
Colman) im Juni 1939 in die USA reist, schreibt er
Geschichte: Zum ersten Mal besucht ein britischer Monarch die ehemalige Kolonie. In Europa
droht ein neuer großer Krieg, der König sucht
Verbündete. Ein Wochenende verbringt man auf
dem Anwesen von Präsident Franklin D. Roosevelt (Bill Murray). Doch da geht es nicht nur geschichtsträchtig zu, denn mit dabei ist auch Daisy (Laura Linney), entfernte Verwandte und mehr
als nahe Vertraute des US-Präsidenten.
Den Drehbuchautor Richard Nelson interessierte nicht sein König, sondern die echte Margaret »Daisy« Suckley. Deren besondere Beziehung
zum amerikanischen Präsidenten wurde erst publik, als nach ihrem Tode ihre Briefe und Tagebücher erschienen. Nelson gefiel der andere Blickwinkel hinter die Kulissen der Weltgeschichte.
Weil sein Wunschregisseur Roger Michell (Notting Hill) aber nicht zur Verfügung stand, arbeitete er das Drehbuch erstmal für ein BBC-Hörspiel
um. Zwei Jahre später konnte das endlich auch
visuell umgesetzt werden – in England, wo Szenenbildner Simon Bowles (Centurion) den Staat
New York nachempfand.
jf
Josef hat seine Frau verloren und lebt in seinem
Herrenhaus ganz allein. Die dunklen Säle, das
Schwimmbad, die Hallen, all das bleibt nicht lange verwaist. Eine Frau spricht den Witwer auf dem
Friedhof an: Kann er sich an sie erinnern? Und
flugs stellt die angebliche Cousine der Verstorbenen ihren Sohn vor. Sie sind gerade erst zurückgezogen, Josef nimmt sie selbstverständlich auf.
Doch der Georgier Dito Tsintsadze (Der Mann
von der Botschaft) erzählt kein Familiendrama,
sondern einen düsteren Thriller, der Josef mit der
Invasion von Haus und Geist konfrontiert: Tags
darauf kommt eine junge Frau, es folgt ein Kind
und noch ein Mann. Die ganze Sippschaft zieht
nach und nach ein und vereinnahmt Büro, Küche
und Nerven. Es steht im Raum, daß Josef die Eindringlinge nicht so einfach wieder loswird.
Burkhart Klaußner spielt den Alten, der zwischen resoluten Auftreten und Verwirrung
schwankt, durchaus eindrucksvoll. Es braucht
eine Weile, bis er sich wehrt, wofür die Gäste ihn
doch glatt beglückwünschen. Es gibt trotzdem zu
denken, daß Tsintsadze fragwürdige Klischees
über osteuropäische Einwanderer bedient, die
man nur auf eine Art loswerden kann.
ne
Fotos: Tobis | Neue Visionen | Universal | Neues Kino
286 | 21. Februar 2013
Kinostarts: 28. Februar | 47
Nitro Circus: Der Film 3D
Sportfilm. USA 2012
Puppenschau: Kalif Storch
Kinderpuppenfilm. Deutschland 2013
Regie Gregg Godfrey, Jeremy Rawle Drehbuch Gregg Godfrey,
Regie Albert Maly-Motta, Paul Stutenbäumer Drehbuch Wilhelm
Travis Pastrana, Jeremy Rawle Bildgestaltung Donny Anderson
Hauff Bildgestaltung Paul Stutenbäumer Montage Jeannette
Montage Seth Torok Musik Damien Starkey, Paul Phillips Kostüm
Maria Giza Szenenbild Karl-Heinz Bille, Tina Hüttl Ton Jörn Gross
Shelley Godfrey Ton Cordell Mansfield, Seamus Frawley
Als Motocross-Sportler ist Travis Pastrana mehrfacher Meister und ausgezeichnet. Mit seinen
Freunden denkt er sich die wahnsinnigsten
Stunts aus, die man besser nicht nachmachen
sollte: Motorrad-Sprünge über irrwitzige Distanzen oder einen Rückwärtssalto mit dem
Mountainbike vom Dach eines 60stöckigen
Hochhauses. Was immer geht, zeigt Pastrana
mit seinen Kollegen in der eigenen Filmreihe
Nitro Circus, deren Höhepunkte nun als 3DKinofilm zusammengestellt sind. Zum Kinostart
versucht der Nitro Circus einen weiteren Weltrekord: 18 Motorräder vollführen zeitgleich einen
Rückwärtssalto in der Luft!
mr
Weil Pepperl die Klassenarbeit verhauen hat,
muß er den Speicher aufzuräumen. Dort stößt
er mit seinem Freund Kasperl auf ein großes
Buch mit Zaubersprüchen. Die muß man natürlich ausprobieren! Und schon sitzen die Freunde auf einem fliegenden Teppich, der sie nach
Afrika bringt, wo sie den bösen Zauberer Mirza
mal so richtig kennenlernen. Der nämlich verwandelt Kasperl in einen Storch und Pepperl in
einen Frosch – und hat noch mehr vor: Auch der
Kalif und sein Großwesir sollen so aus dem Weg
geräumt werden.
Das Marionettentheater Bad Tölz nahm sich
das Märchen von Wilhelm Hauff vor, um es ein
wenig frei und mit bayerischer Mundart, vor allem aber stereoskopisch auf die Leinwand zu
bringen – und zwar »auf Kinderaugen abgestimmt«. Was heißen soll, daß auf ruhige Einstellungen und langsame Szenen mit wenig
Schnitten geachtet wurde, »so daß die Kinder
Zeit genug haben, die vielen Details im dreidimensionalen Raum zu betrachten.«
mr
48 | Kinostarts: 28. Februar
286 | 21. Februar 2013
Schuld sind immer die anderen
Drama. Deutschland 2012
Sightseers
Komödie. Großbritannien 2012
Regie Lars-Gunnar Lotz Drehbuch Anna Prassler Bildgestaltung
Regie Ben Wheatley Drehbuch Steve Oram, Alice Lowe Bild-
Jan Prahl Montage Julia Böhm Musik Sea & Air Szenenbild Ina
gestaltung Laurie Rose Montage Amy Jump, Ben Wheatley,
Küfner Kostüm Ulé Barcelos, Tanja Gierich Maske Katharina
Robin Hill Musik Jim Williams Szenenbild Jane Levick Kostüm
Armleder, Nicole Durovic Ton Benjamin E.G. Gruber Casting
Rosa Dias Maske Laura Blount Ton Rob Entwistle Casting Nina
Karen Wendland
Gold, Theo Park
Am Anfang steht die Tat. Ben und seine Kumpels
überfallen eine Frau. Die Brutalität der Täter
stellt auch die Frage; ob jemand wie Ben eine
zweite Chance verdient. Ben bekommt sie durch
auf Aufnahme in das »Waldhaus«: Ein Ort des offenen Vollzugs, bei dem ein Opfer-Täter-Ausgleich das angestrebte Ziel ist. Ben macht nur
mit, um aus dem Knast zu kommen, ernsthaftes
Bereuen und um Vergebung bitten zieht er nicht
in Betracht. Die rigiden Regeln im »Waldhaus«
sind ihm zuwider, aber er arrangiert sich. Doch
dann lernt er eine der Betreuerinnen kennen und
erkennt in ihr eines seiner Opfer. Er erfährt auch
nebenbei die Tragweite seiner damaligen Tat:
Eva, die Frau des Heimleiters, hatte nie die Genugtuung bekommen, daß ihr Peiniger gefaßt
worden wäre. Sie hat mit der Tat nie abgeschlossen. Als sie glaubt, die Stimme von Ben zu erkennen, schüttelt sie den Verdacht zuerst von sich.
Lars-Gunnar Lotz (Für Miriam) stellt in seinem Langspielfilmdebüt nicht nur zwei Personen einander gegenüber, die mehr verbindet,
als ihnen lieb ist, sondern zeigt auch ein gut gemeintes System, daß eben doch nicht alle Probleme lösen kann.
ne
Tina (Alice Lowe) und Chris (Steve Oram) sind
jung und verliebt. Mit dem Wohnmobli reisen
sie über die britische Insel von einer Touristenattraktion zur nächsten… Was ein bißchen arg
bieder wäre, hätte Chris nicht ein kleines Problem: Wann immer ihm die Nerven durchgehen, pflastern Leichen seinen Weg. Und nervig
wirkt so einiges auf Großbritanniens Campingplätzen.
Die beiden Hauptdarsteller haben sich die
Rollen selbst auf den Leib geschrieben, und Ben
Wheatley (Kill List) inszeniert das mit ausgeprägtem Sinn für schwarzen Humor. Daß man
dabei erstmal an berühmtere mörderische Filmpärchen denkt, ist natürlich. Arthur Penn mit
Bonnie und Clyde, Oliver Stones mit Natural
Born Killers oder Terrence Malicks mit Badlands
hatten ihnen Denkmäler errichtet. Die britische
Version pfeift auf solche falsche Romantik und
holt die beiden durchgeknallten Seelen zurück,
wo sie hingehören: In die Provinz, wo sie ihre
ganze Mittelmäßigkeit mit dem vergeblichen
Drang, besonders sein zu wollen, ausleben können. Das reicht als Motivation zum Morden und
macht auch noch einen Heidenspaß.
jf
Fotos: NFP | MFA