Ueli Habegger – «Kneipp begleitet mich im Alltag
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Ueli Habegger – «Kneipp begleitet mich im Alltag
MENSCHEN Ueli Habegger – «Kneipp begleitet mich im Alltag» Hinter dem Namen «Kneipp» steht ein ganzheitliches Gesundheitskonzept, das der Pfarrer Sebastian Kneipp (s. Randspalte) vor mehr als 150 Jahren entwickelt hat. «Kneippen» erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Wer noch keinen Zugang dazu gefunden hat, kann sich während der «Kneippiade» vom 1.– 4. Mai 2008 in Thun anstecken lassen. «thun! das magazin» fragt bei OK-Präsident Ueli Habegger nach, warum ihn das Virus befallen hat. inhaltet aber weit mehr als Wasser, ist eine ganzheitliche europäische Naturheilkunde, die auf fünf Säulen aufgebaut ist: Wasser, Ernährung, Bewegung, Heilkräuter und Lebensordnung. Thun, die Stadt am Wasser – prädestiniert zum Kneippen. Ueli Habegger freut sich heute schon auf Kneippende von nah und fern. Ueli Habegger – wann haben Sie zum letzten Mal gekneippt? Für mich gehört das in den Tagesprozess: Schon am Morgen mache ich Bewegungsübungen, dann dusche ich ganz normal; am Schluss sorgt ein kalter Vollguss für Elan – dann bin ich fit und «zwäg» und der Tag kann losgehen! Der Begriff «Kneipp» weckt verschiedene Assoziationen; klingt in vielen Ohren nach Tortur mit kaltem Wasser... Viele haben ein falsches Bild, verbinden Kneipp mit kaltem Wasser oder der Produktepalette der Migros. Kneipp aber ist kein Produkt, sondern eine Lebensphilosophie! Man schaut zu sich selber, übernimmt Eigenverantwortung – und das nicht nur mit Hilfe von «kaltem Wasser». Und übrigens beginnen von den über 120 Anwendungen die meisten mit warmem Wasser… Trockenbürsten: «Das bringt jeden Morgenmuffel in Schwung!» 4 Worum geht es denn beim Kneippen? In erster Linie um die Stärkung des Immunsystems. Viele Menschen kneippen unbewusst – wir Kneipper machen es einfach ganz gezielt. Wir verwenden beispielsweise ein spezielles Giessrohr für den Duschschlauch. Kneippen be- Wie kamen Sie zum Kneippen? Das fiel mir einfach zu. Ich habe lange für die Migros-Klubschule gearbeitet, zuerst Langlaufloipen betreut und dann, als Hallenbad und Fitnesscenter in Oberhofen neu gemacht wurden, war ich Platzwart der Tennisplätze; später habe ich das gesamte Fitnesscenter für die Klubschule betrieben. Der Architekt des Hallenbades war ein Kneipper und hat ein Wassertretbecken sowie ein Armbad eingebaut. Als Betreiber des Fitnesscenters begann ich mich für Kneipp zu interessieren, habe mich in seine Philosophie eingelesen und eingelebt. Ist Kneipp eine Art Wellness? Heute gehört Kneipp in diese Kategorie. Der Wellnesskuchen wird immer verrückter und hierin boomt auch Kneippen. Jede öffentliche oder halböffentliche Anlage wird rege benützt; es ist ein Bedürfnis, und beispielsweise Leukerbad baut an einem grossen Kneipp-Projekt. Diese Bewegung freut mich als ausgebildeten «Schweizer Kneipp-Gesundheitsberater» sehr. Ich darf heute mein Know-how in Betreuung und Beratung solcher Anlagen einbringen. Im Frühling findet die «Kneippiade» erstmals in Thun statt. Das klingt sehr olympisch – geht es um Höchstleistungen? Nein, ganz sicher nicht. Die Leute sollen spielend an die fünf Säulen des Kneipp herangeführt werden. Wir schaffen Erlebnisse, zeigen, wo Kneippanwendungen die Erholung unterstützen können. Es gibt einen City-, einen Seeund einen Velo-Land-Parcours, die viele Möglichkeiten bieten, Kneipp kennen zu lernen. MENSCHEN Nach einem erfrischenden Armbad (Titelseite) – Ueli Habegger auf dem Thuner Rathausplatz. Im Rathaus wird während der Kneippiade das Welcome-Desk stationiert. Das Welcome-Desk ist beim Rathaus in Thun, dort können Besuchende sich einen Überblick über alle Aktivitäten verschaffen. In der Ausstellung «Natürlich leben!» findet man auch Hintergründiges zum Thema. Warum findet die Kneippiade in Thun und nicht wie bisher in Bad Wörishofen statt? Die Vereinigung «Kneipp Worldwide» wollte diesen internationalen Anlass ins Ausland bringen – man erhofft sich durch diese Auslagerung, neue Begeisterte für diese Lebensphilosophie zu gewinnen. Thun hat sich beworben und wurde ausgewählt. Gründe sind der Standort, die guten Verkehrsverbindungen, aber auch der See war mitentscheidend – und dass der Schweizerische Kneippverband sein 75-jähriges Bestehen feiert, rundete die Beweggründe ab. Was wird in Ihren Augen der Höhepunkt des Anlasses? Einerseits sicher der Jubiläums-Event des Kneippverbandes, aber auch der Weltrekordversuch im Wassertreten wird zum Höhepunkt: Ziel ist es, eine möglichst grosse Menschengruppe zu der Anwendung ins Strandbad Thun zu locken. Jeder kann mitmachen! Das wäre nach dem «längsten Kneipparmbad in Bad Wörishofen» der zweite Weltrekordtitel für uns Kneippianer! Wie kann der Einzelne im Alltag kneippen? Jeder kann kneippen – von jung bis alt. Es gibt mittlerweile Kindergärten, die Kneipp in den Alltag einbeziehen; das fängt damit an, dass sie «Waldtage» einplanen, die sie bei jedem Wetter draussen verbringen. Auch das ist Kneipp! Unserer Gesellschaft wird viel abverlangt, die Menschen sind zunehmend müde und ausgelaugt; da wirkt ein kaltes Armbad, «Kneipps Tasse Kaffee», Wunder! Denken wir an all die traditionellen Heilmittelchen – Essigsocken, Kartoffel- oder Quarkwickel – wir alle haben die Verantwortung, diese «Medizin» weiterzugeben, damit sie nicht verloren geht. Das ist Bestandteil der Kneippschen Philosophie. Der Erfinder des Kneipp: Sebastian Kneipp Sebastian Kneipp, 1821 im Allgäu geboren, wuchs als Sohn einer Webersfamilie nahe an der Natur auf. Früh war es sein Wunsch, Pfarrer zu werden. Noch sehr jung erkrankte er an Lungentuberkulose; die Schulmedizin Verraten Sie uns Ihren besonderen Kneipp-Tipp? Das «aufsteigende Fussbad» – das ist der Geheimtipp für alle, die sich müde und schlapp fühlen, oft Kopfschmerzen haben. Es ist sogar gut gegen Fieber oder Krampfadern; ja, es tut eigentlich fast bei allem gut! Man nimmt ein Becken, füllt knöchelhoch Wasser in Körpertemperatur (37° Celsius) ein und gibt langsam wärmeres Wasser hinzu, es soll 10 bis 15 Minuten dauern, bis 42° Celsius erreicht sind. Das ist mein liebstes Antibiotikum von Kneipp! konnte ihm nicht helfen. In einer Bibliothek fand er ein Buch über die Heilkraft von Wasser. Kneipp verordnete sich demnach eine Kur in der kalten Donau – und er wurde wieder gesund. Fortan gab er sein Wissen weiter und bis zu seinem Lebensende (1897) arbeitete er als Pfarrer im Kloster Bad Wörishofen, dem heutigen Kneipp-Mekka. Interview und Bilder: Andrea Eggen 5