Gebiss- und Zaumzeugkunde II
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Gebiss- und Zaumzeugkunde II
Gebiss- und Zaumzeugkunde II Skriptum / Lernergänzung Gebiss- und Zaumzeugkunde für Westernreit-Instruktor Verfassung von Gabriele Michalek, 2014 Quellen: Internet, Medizinische Reitlehre/Robert Stodulka Der Verfasser behält sich den Anspruch auf mögliche Fehler im Text vor. Gebisskunde Kriterien bei der Auswahl Die Auswahl des richtigen Gebisses – jedes Gebiss ist nur so sinnvoll, wie es die Reiterhand erlaubt. Ein Gebiss muss so ausgewählt werden, dass sich die Zunge im Maul bewegen kann. Wenn ein Gebiss mit wenig Zungenfreiheit benutzt wird, muss man erfühlen können wann der Druck zu verringern ist. Widerstand vom Pferd kommt bei zu viel Druck auf die Zunge. Benutzt man einen Maulsperre, so muss diese locker verschnallt werden, damit das Pferd das Maul öffnen kann. Nur wenn das Pferd den Unterkiefer bewegen kann, ist es in der Lage zu kauen und das Kiefergelenk zu lösen. Das Kiefergelenk befindet sich unterhalb der Ohren. Als Folge davon wirkt sich die Entspannung auch auf das Genick aus. Ein Öffnen des Pferdemauls ist zum Kauen erwünscht, damit sich das Pferd lösen kann. Gabriele Michalek, staatl.gepr.Westernreitlehrer; Skriptum; Lernergänzung Gebiss- und Zaumzeug 2 Gebisskunde Kriterien bei der Auswahl Worauf man achten soll: • Schmale oder breite Zungen, • Scharfe oder stumpfe Knochenkanten im zahnfreien Bereich des Unterkiefers (Laden), • Flache oder hohe Gaumen • Unterschiedliche Abstände zwischen Ober- und Unterkiefer. Wichtig = DIE ZAHNKONTROLLE: • Vor dem Anreiten: Zähne überprüfen, störende Wolfszähne entfernen lassen. Der zu enge Maulriemen hindert das Pferd am Schlucken. Das Kauen am Mundstück ist nicht möglich. Der Unterkiefer kann sich nicht entspannen, die Ohrspeicheldrüse nicht richtig arbeiten = VERSPANNUNG! Gabriele Michalek, staatl.gepr.Westernreitlehrer; Skriptum; Lernergänzung Gebiss- und Zaumzeug 3 Das Kopfstück Grundlagen zur Anpassung • Nicht zu fest anpassen, es soll vom Leder kein Druck ausgeübt werden. • Kehlriemen nicht eng anlegen. • Der Kopfbereich hat eine Unzahl von Nervenendigungen und Gefäßen. Zu viel Druck bewirkt Verspannung. Gabriele Michalek, staatl.gepr.Westernreitlehrer; Skriptum; Lernergänzung Gebiss- und Zaumzeug 4 Gebisskunde • Die Trense ist ein einfach oder doppelt gebrochenes Gebiss. Die Wirkung erfolgt direkt auf Maulwinkel, Zunge und Laden. • Ein Pferd wehrt sich dann gegen die Reiterhand, wenn die Einwirkung der Hand zu grob ist. • Die tiefe Reiterhand wirkt verstärkt auf Zunge und Laden, eine hohe Reiterhand wirkt verstärkt auf die Maulwinkel. • Mit der einfach gebrochenen Trense kann jeweils ein Zügel auf eine Seite des Mauls einwirken. Das funktioniert aber nur, wenn der andere Zügel gleichzeitig passiv bleibt. Zieht man an beiden Zügeln, dann wird dieser Vorteil zum Nachteil, da das Pferdemaul zwischen beiden Seitenteilen eingequetscht wird. • Bei der einfach gebrochenen Trense entsteht auch der „Nußknackereffekt“. Die Seitenteile stellen sich auf und das Mittelteil der Trense stößt gegen den Gaumen des Pferdes. • Die doppelt gebrochene Trense stößt zwar weniger gegen den Gaumen, quetscht aber genauso das Pferdemaul ein, wenn ein Reiter an beiden Zügeln zieht. Jeder Reiter sollte wissen wie er das Werkzeug „Trense“ verwendet und jeder Reiter sollte sich um dieses Wissen bemühen. Gabriele Michalek, staatl.gepr.Westernreitlehrer; Skriptum; Lernergänzung Gebiss- und Zaumzeug 5 Gebisskunde - Bit • • • • • • • WIRKUNG Mundstück: Laden, Zunge, Gaumen, Genick, Kinn (durch Kinnkette, Kinnriemen) Flaches oder niederes Port: geringe Zungenfreiheit - mehr Druck auf die Zunge. Bei der Auswahl der Kandare auf die Zunge des Pferdes Rücksicht nehmen, damit es keine Quetschung gibt. Medium Port oder High Port: mehr bis hohe Zungenfreiheit – mehr Druck auf Laden oder Laden und Gaumen. Ist das Port schmal besteht die Gefahr der Zungenquetschung. Es gibt Pferde, die die Schenkel vom Bit mit der Zunge fassen. Das kann man mit der Maulsperre (beim Training) verhindern. Aber es gibt speziell gebogene Schenkel, die es dem Pferd nicht ermöglichen diese zu erfassen (fürs Turnier). WIRKUNG Anzüge oder Hebel: Hebel gibt es in den unterschiedlichsten Formen. Klassische Anzüge an einer Kandare, zusätzliche Ringe, die an das Gebiss angeschweißt sind oder auch Schlitze in den Ringen, die den Zügel fixieren und so den Ring in einen Hebel verwandeln. Wie ein Hebel wirkt, hängt nicht nur von dessen Länge ab, sondern auch von dem Verhältnis zwischen dem Hebel unterhalb des Mundstücks und dem darüber. • Die Länge des unteren Anzugs bestimmt einerseits, wie stark ein Gebiss wirkt, andererseits aber auch wie direkt das Gebiss wirkt. • Ein langer Hebel bewirkt beim Annehmen einen starken Zug auf Genick und Zunge. Schenkel, die beweglich am Mundstück angebracht sind, sind milder als feste Schenkel. Ein kurzer Hebel wirkt milder, aber deutlich schneller. Eine unruhige Hand fällt hier mehr ins Gewicht. Leicht nach hinten geschwungene Schenkel verzögern die Wirkung mehr als gerade Schenkel. Die kurzen, nach hinten gebogenen Hebel sind mittelmäßig scharf in ihrer Wirkung. Schenkel, die beweglich am Bit angebracht sind, machen die Aufzüge milder als dies bei festen Schenkeln der Fall ist. • • • S-förmigen Schenkel machen ein Bit milder als gerade Schenkel. Eine bewegliche Verbindung zwischen Mundstück und Schenkel wirkt entschärfend. Zusätzlicher Vorteil: Pferde die mit ihrer Zunge gerne mit dem Schenkel spielen, erreichen die S-förmigen Schenkel nicht so leicht. Gabriele Michalek, staatl.gepr.Westernreitlehrer; Skriptum; Lernergänzung Gebiss- und Zaumzeug 6 Gebisskunde - Bit • • • Die Länge des Hebels oberhalb des Mundstücks bestimmt, wie stark das Gebiss auf das Genick und die Maulwinkel wirkt. Je länger dieser obere Anzug ist, desto mehr Druck kommt beim Annehmen auf das Genick und gleichzeitig auf die Maulwinkel. Die oberen Hebel bewirken wie scharf ein Gebiss ist! Im Zusammenhang mit den Hebeln, bekommt die Zungenfreiheit eine besondere Bedeutung. Da das Gebiss durch die Anzüge gedreht wird, richtet sich das „Port“ auf und drückt unter Umständen (entsprechend der Höhe des „Ports“) gegen den Gaumen, was das Gebiss für das Pferd sehr unangenehm macht. Eine Kinnkette, begrenzt die Drehung des Gebisses im Pferdemaul. Dadurch kann das Gebiss nicht so stark auf Genick und Maulwinkel wirken. Die Kinnkette lenkt den Zug stattdessen auf das Kinn und die Zunge um. Ist die Kinnkette zu lang, hat sie keine Wirkung. Ist sie zu kurz, dann wirkt das Gebiss viel stärker auf die Zunge und diese kann gequetscht werden. Gabriele Michalek, staatl.gepr.Westernreitlehrer; Skriptum; Lernergänzung Gebiss- und Zaumzeug 7 Gebisskunde • Grundsätzlich gilt: • Trense oder Bit ist so scharf oder unangenehm für das Pferd, wie der Reiter seine Hand benutzt. • Die Auswahl für das richtige Gebiss sagt uns das Pferdemaul. • Wie ein Pferd auf ein Gebiss reagiert ist ausschlaggebend. • Die Biomechanik des Pferdes akzeptieren. Kann das Pferd überhaupt nachgeben? • Ein schärferes Gebiss macht ein Pferd nicht besser, aber kann es in der Psyche schädigen. Gabriele Michalek, staatl.gepr.Westernreitlehrer; Skriptum; Lernergänzung Gebiss- und Zaumzeug 8