Gebisse PIU - Tierheilpraxis Ehrlich
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Gebisse PIU - Tierheilpraxis Ehrlich
PFERDESPORT & TRAINING Gebisse - Notbremse und Servolenkung aus Metall im sensiblen Pferdemaul Auswahlkriterien und Wirksamkeit Das Gebiss ist eine wichtige Verbindung zwischen Reiter und Pferd. Egal ob für Ihr Pferd ein Ledergebiss oder eine Dressurkandare das Richtige ist – das Pferd kann feine Hilfen über das Gebiss nur wahrnehmen und verstehen, in Zusammenhang mit einer ruhigen und weichen Reiterhand. Ein harte Reiterhand kann schaden, das wissen wir. Doch nicht nur die harte Reiterhand kann dem Pferdmaul schaden – auch ein nicht passendes, beschädigtes oder ein individuell unangenehmes Gebiss kann Schmerzen, Verletzungen, Unwilligkeit und Rittigkeitsprobleme auslösen. Widersetzlichkeiten wie Pullen, Kopfhochreißen, Zungenstrecken oder Probleme beim Auftrensen können Zeichen für Schmerzen im Pferdemaul sein, die erst durch eine gute Zahnbehandlung ausgeschlossen werden können. Wir unterhalten uns mit Petra Kirchschlager, Pferde-Dentalpraktikerin nach IGFP über ihre Erfahrungen. Wie können wir erkennen, ob das ob das Gebiss richtig sitzt und auch keine Schäden verursacht? Leider ist das alleinige Überprüfen, wie viele Falten (1-2) sich im Maulwinkel bilden, ein Trugschluss. Im Pferdemaul sieht das Ganze anders aus- es ist immer die Maulspalte zu öffnen, um die richtige Lage den Gebisses zu kontrollieren. Die Maulspalte ist beinahe komplett durch die empfindliche Zunge, die die Aufnahme der Trensensignale verstärkt, ausgefüllt. Zieht das Pferd die Zunge zurück, liegt das Gebiss – ohne nennenswerte Polsterung, unangenehm auf dem Unterkieferknochen auf. Sind die Zähne schon überprüft worden? Wolfszähne stören beim Reiten mit Gebiss, sie sollen dafür lieber entfernt werden. Oft sind sie kaum sichtbar, drücken aber mit Gebiss, das Pferd hat Schmerzen und wehrt sich: Das äußert sich oft in Kopfschlagen, Ausweichen und Unrittigkeit. In Extremfällen wehrt sich das Pferd mit Steigen gegen den Schmerz. Wolfszähne sind nicht immer einfach zu erkennen, da sie auch vom Zahnfleisch überdeckt sein können. Um zu testen, ob dem Pferd etwas weh tut, können Sie mit dem Finger über die Laden fahren. Spüren Sie hier Spitzen, Knubbel oder das Pferd zieht plötzlich weg, spricht das für einen Wolfszahn. Natürlich können auch andere Zahnprobleme eine große Rolle bei Rittigkeitsproblemen des Pferdes sein. Hier sollte unbedingt ein Dentist zu Rate gezogen werden. Bedenken sie unbedingt, dass nach einer Zahnbehandlung die Lage des Gebisses neu überprüft werden muss! Nach einer Zahnbehandlung muss das Zahnbein vorher und nachher kontrolliert werden: Ein dickes Gebiss kann durchaus nach der Zahnbehandlung störend wirken, der Abstand der Zähne hat sich verändert. Ein jüngeres Pferd hat meist einen größeren Abstand zwischen dem zahnfreien Kieferrand, dem Unter- und Oberkieferdiastema, (also mehr Platz für das Gebiss) als ein altes Pferd. Die Höhe des Gaumenbogens nimmt mit zunehmendem Alter ab und beeinflusst in Kombination die ideale Gebissstärke. Die richtige Länge Das Gebiss sollte etwa einen halben Zentimeter länger sein, als das Maul des Pferdes breit ist. Gemessen wird dabei von Gebissring bis Gebissring. Zum Messen nehmen Sie am einfachsten ein relativ großes Gebiss und legen es dem Pferd ins Maul. Ziehen Sie das Gebiss nun sanft in eine Richtung, bis der Gebissring auf der anderen Seite anliegt. Nun fassen Sie das Gebiss fest mit Daumen und Zeigefinger an der Stelle, wo es aus dem Maul des Pferdes kommt und nehmen es wieder aus dem Maul. Nun können Sie den Abstand zwischen dem gegenüberliegenden Gebissring und Ihren Fingern messen und haben die Maulbreite Ihres Pferdes. Praktisch hierfür ist auch der Gebissweitenmesser von Sprenger, der kostenlos unter herm.sprenger@sprenger.de angefordert werden kann. Die richtige Länge ist wichtig, da ein zu kurzes Gebiss die Maulwinkel schmerzhaft einklemmt und ein zu langes Gebiss im Maul hin und her rutscht. Bei einem einfach gebrochenen Gebiss stößt das Gebiss sehr schnell an den Gaumen, wenn es zu lang ist. Die Gebissstärke Schmäler ist gleich schärfer? Nicht unbedingt, wichtig ist die individuelle Größe, abgestimmt auf das Pferdemaul. Die Gebissstärke richtet sich auch nach der recht unterschiedlichen Zunge des Pferdes. Ist genügend Platz bei einer eher schmalen Zunge, kann ein dickeres Gebiss verwendet werden, vorausgesetzt die Zähne bieten genügend Abstand. Dicke Gebisse sind oft so hoch, dass das Pferd das Maul gar nicht mehr richtig schließen kann oder schon beim schließen des Mauls Druck auf das Gebiss ausübt. Mit einem solchen Gebiss wird kaum ein Pferd entspannt laufen und die Zügelhilfen gehen einfach unter. Um zu prüfen wie viel Platz im Maul Ihres Pferdes ist, sollten Sie mal versuchen, Ihre Finger zwischen die Laden (das ist die Zahnlücke zwischen Schneidezähnen und Backenzähnen) zu schieben, wenn Ihr Pferd das Maul geschlossen hat. Haben hier zwei Finger übereinander Platz, brauchen Sie sich keine Gedanken um ein zu dickes Gebiss machen. Früher wären die meisten Gebisse 20-22 mm dick, mittlerweise setzt sich eine Dicke von 18 mm durch. Hat Ihr Pferd ein sehr niedriges Maul, also nur einen Finger hoch, sollten Sie ein dünnes Gebiss verwenden. Solche Gebisse gibt es mit 16 oder 14 mm Durchmesser. Dünner als 14 mm darf ein Gebiss auf dem Turnier laut LPO nicht sein. Bei Ponys gilt ein Mindestdicke von 10 mm. Die alter Regel „ein dickes Gebiss ist weich“ ein „dünnes Gebiss ist scharf“ kann keine Allgemeingültigkeit bekommen. Es soll immer dem jeweiligem Pferdemaul angepasst werden, zu Hilfe kann sicherlich ein guter Dentist zu Rate gezogen werden. Einige Reitsportgeschäfte bieten auch Gebisse zum Ausleihen und zur Probe an (Sprenger Test-Center), ein gute Sache. Lage der verschiedenen Gebisse Manche amerikanische Trensen oder Korrekturgebisse geben zwar Zungenfreiheit, aber mit ihrer Hebelwirkung und manches Mal mit „Röllchen“ können sich diese fatal auswirken: Beim Aufstellen der Bögen, die Zungenfreiheit versprechen, entsteht ein solcher Druck, der in der Lage ist den Gaumen zu brechen. Ein Kunststoffgebiss, dass in Gebrauch Einkerbungen erleidet kann schnell scharf wirken: Die rissigen Stellen bekommen Schärfen. So auch mit allen anderen Gebissen: Ausgeschlagene Wassertrensen müssen ausgetauscht werden: Die Lippe kann sich einquetschen durch zuviel Spielraum und die Gebisse können Schärfen entwickeln, die der Reiter kaum erkennt. Also: Alte Gebisse rechtzeitig austauschen! Bei Kandarenzäumung muss Platz im Maul sein – auch wenn die Schneidezähne optimal ausehen sollten die hintern Backenzähne genügend Abstand haben, der Kandarenzaum hat schnell zu wenig Platz. Beobachten Sie ihr Pferd: Öffnet es das Maul, wenn die Kandarenzügel einwirken? Vielleicht fehlt es an Platz, die „Zungenfreiheit“ wirkt als Hebel oder die Kandare ist zu fest eingestellt, es muss die Kinnkette gelockert werden und evtl. eine schmalere Kandare mit weniger Zungenfreiheit sollte ausprobiert werden. PIU Pferde in unserer Region 11 PFERDESPORT & TRAINING Einfach gebrochen Klassische Wassertrense; Snaffle Bit; Olivenkopftrense/Eggbutt; Snaffle Bit, Rollentrense; Kupfer-Dtrense; D-Snaffle Das Gebiss liegt ohne Zügeleinwirkung auf der Zunge und den Laden auf. Bei angenommenen Zügeln richtet sich das Gelenk Richtung Gaumen auf und verursacht so verstärkte Einwirkung auf die Seiten (Laden). Die Wirkung hängt auch von Dicke und der Biegung des Mundstückes ab. Ist der Gebissschenkel am Trensenring gebogen und verläuft gerade zum Gelenk, ist die Hebelkraft gering. Sie erhöht sich erheblich, wenn die Biegung umgekehrt verläuft. Das Mundstück sollte einen halben bis einen Zentimeter über die Maulwinkel hinausragen, sonst klemmen die Gebissringe die Lefzen ein. Ist es zu gross, kommt es zum „Nussknacker-Effekt“, klemmt Laden und Lefzen ein und drückt gegen den Gaumen. Doppelt Gebrochen KK-Ultra-Ausbildungsgebiss, 3 Piece Snaffle. Ein doppelt gebrochenes Gebiss hat zwei Gelenke im Mundstück die gleichmäßig auf der Zunge des Pferdes aufliegen. Es entsteht kein „Nussknackereffekt“ wie dies beim einfach gebrochenen Gebiss möglich ist. Das doppelt gebrochene Gebiss passt sich der Anatomie des Pferdemauls besonders gut an. Es legt sich gleichmäßig um die sensible Zunge und übt dadurch keinen Gaumendruck aus. Die Zunge füllt nahezu die gesamt Maulhöhle aus und wirkt dabei wie ein Kissen, das das Gebiss gut abfedert. Gebrochene Gebisse mit Anzügen Greg-Darnall Bits, Lang Shank Snaffle, Western Bit Das Mundstück ist wie bei einem einfachen oder doppelt gebrochenen Gebiss, außer, dass es nicht an Ringen befestigt ist, sondern in Anzügen endet. Durch diese enorme Hebelkraft wird die Wirkung der Zügelhilfen verstärkt, daher sollte dieses Gebiss nur von fortgeschrittenen Reitern benutzt werden. Grundsätzlich werden diese Gebisse nur in Kombination mit einem Kinnriemen verwendet, so dass das Pferd zusätzliche Signale in der sensiblen Kinngrube Empfängt. Zudem ist eine Distanzstange zwischen den unteren Enden der Anzüge ist empfehlenswert, da sie das Verkanten und Verdrehen des Gebisses und Quetschungen im Pferdemaul verhindern können. Stangengebisse ohne Hebelwirkung Jede Zügelhilfe wirkt direkt auf Zunge, Laden und Lefzen. Je dünner das Mundstück ist, desto punktueller und schärfer wirkt es. Stangengebisse werden mit verschiedener Zungenfreiheit angeboten. Die gerade Stange (ohne Zungenfreiheit) liegt überwiegend auf der Zunge auf und hat kaum Kontakt zu den Laden. Deshalb müssen einseitige Zügelhilfen besonders präzise gegeben werden. Stangengebisse mit Hebelwirkung Trammel Bit, Grazing Bit, Mullen Port Bit with S-Shanks, Linda Tellington-Jones Bit Diese Gebisse können mit nur einem, dem Stangenzügel (auf blanker Kandare), oder mit zwei Zügeln – Stangen- und Trensenzügel – geritten werden. Werden die Stangenzügel angenommen, schwenkt der Unterbaum um das Mundstück und spannt den Kinnriemen. Dadurch wird über das Mundstück Druck auf Laden und Zunge ausgeübt. Die Oberbäume sollten leicht nach außen schwingen können, damit sie nicht auf die Backenzähne drücken. Bei richtiger Handhabung und Lage muss eine Stange mit Anzügen nicht schärfer wirken als eine Wassertrense, erfordert aber eine sehr sensible Hand mit längerem Zügel. Dressurkandare Die Zungenfreiheit solle individuell auf das Maul des Pferdes angepasst sein. Bei einer zu hohen Zungenfreiheit liegt die Kandare nur noch auf den Laden auf und drückt bei angenommenen Zügeln gegen den Gaumen. Beobachten das Pferdemaul auf Kandare – hat es während dem Reiten das Maul einen Spalt weit offen? Da kann es gut möglich sein, dass die Kandare auf den Gaumen drückt. Die Kinnkette darf nicht verdreht sein, ein Schutz aus Gummi ist dafür eine gute Hilfe und schont das Kinn. Je straffer die Kinnkette gespannt ist, desto schärfer wirkt die Kandare, der Winkel der Stange zum Pferdemaul darf nicht weniger als 45° betragen. Zu beachten ist, dass die Unterlegtrense ½ - 1 cm länger sein sollte als die Kandare selbst. Korrektur- und Spezialgebisse Zungenstreckertrense, Trensengebiss mit Spieler, Flötentrense, Knebeltrense/Full Cheek Snaffle Bit, Racing Bit Der Reitsporthandel bietet eine Vielzahl an Korrektur- und Spezialgebissen, die bei verschiedenen Problemen (Luftkoppen, Zungenstrecken, Widersetzlichkeit gegen Hilfen) helfen sollen. Grundsätzlich sollten zunächst die Ursachen für diese Probleme beseitigt werden. Manchmal hilft auch gar kein Gebiss und grundsätzlich erst einmal den Gang zum Pferdezahnspezialisten, um Ursachen durch Schäden im Maulbereich auszuschließen. Anpassung und Anwendung sollten Sie ausschließlich einem erfahrenen Ausbilder, evtl. mit Hilfe eines Dentisten, überlassen. Alte Gebisse rechtzeitig gegen neue austauschen! Scharfe Kanten und ausgeschlagene Wassertrensen können Verletzungen und Quetschungen hervorrufen. Auch auf gutes Material muss geachtet werden: Importgebisse sind oft nur beschichtet, diese kann abplatzen oder abgekaut werden und so in den Magen-Darm-Trakt des Pferdes gelangen. Einen guten Pferdedentalpraktiker in ihrer Nähe finden Sie unter: www.igfp-ev.de So sitzt Trense und Gebiss gut Die doppelt gebrochenen Gebisse nutzen in hohem Maße den Tastsinn der Zunge, das Mittelteil bei den KK- Ultra Gebissen (siehe Abbildung) ist nach vorne gedreht und bewegt sich bei Zügelanzug direkt auf die Zunge. Diese Bewegung sorgt für eine bessere Kommunikation zwischen Reiter und Pferd. Doppelt gebrochene Gebisse müssen - wie jedes andere Gebiss auch - gut angepasst werden und eignen sich insbesondere für flache Gaumen, während sich Pferde mit hohem Gaumen mit normaler Wassertrense auch wohl fühlen können. 12 PIU Pferde in unserer Region Die klassische Kandare ist immer eine Kombination aus einem Stangengebiss mit seitlichen Anzügen und Kinnkette sowie einem Unterleggebiss, das einfach oder doppelt gebrochen sein kann. Ab Klasse M in der Dressur ist die Kandare vorgeschrieben, grundsätzlich sollte sie nur bei fortgeschrittenen Pferden und von sehr guten Reitern eingesetzt werden. Sie ermöglicht eine sehr feine Hilfengebung. Die Kandare wirkt zu fest, das Pferd öffnet das Maul. Alle Fotos: cs-fotos.com