Merkblatt zum Direktvertrieb
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Merkblatt zum Direktvertrieb
Merkblatt zum Direktvertrieb Was ist Direktvertrieb? Unter Direktvertrieb wird der persönliche Verkauf von Waren und Dienstleistungen an den Verbraucher verstanden, der in dessen Wohnung, an dessen Arbeitsplatz oder in wohnungsähnlicher Umgebung stattfindet. Kennzeichnend für den Direktvertrieb ist der direkte, persönliche Kontakt zwischen Anbieter und Kunde, der einen beidseitigen Informationsaustausch ermöglicht und mit einer intensiven Beratung des Kunden verbunden ist. Welche Erscheinungsformen gibt es? Es gibt verschiedene Erscheinungsformen des Direktvertriebs: Klassischer Vertreterverkauf Ein Außendienstmitarbeiter besucht einen potenziellen Kunden in dessen Wohnung oder an dessen Arbeitsplatz und bietet ihm im Rahmen eines Beratungsgesprächs bestimmte Waren oder Dienstleistungen an. Heimdienste Der Kunde wird in regelmäßigen Abständen in seiner Wohnung aufgesucht und mit kurzlebigen Konsumgütern beliefert, z. B. mit Tiefkühlware. Heimvorführungen / Parties Mehrere potenzielle Kunden werden gemeinsam in der Wohnung eines Teilnehmers beraten. Oftmals finden Produktpräsentation und Beratung während einer kleinen Party statt. Der Kunde hat die Möglichkeit, die Produkte auszuprobieren und die Angebote mit den anderen Gästen zu diskutieren. Mobile Verkaufsstellen Mit Hilfe von Verkaufswagen werden vor allem ortsgebundene Verbraucher in Gebieten mit dünnem Einzelhandelsbesatz mit Lebensmitteln und Gegenständen des täglichen Bedarfs versorgt. Die Anfahrten der Verkaufswagen richten sich nach einem festen Fahrplan, wobei die wohnortnahen Halteplätze variieren können. Sammelbesteller-System Ein Versandhauskunde bestellt neben Waren für den eigenen Bedarf solche für Dritte und erreicht durch das höhere Auftragsvolumen einen eigenen Zusatzverdienst. Allen dargestellten Erscheinungsformen ist gemein, dass die Vergütung des Außendienstmitarbeiters abhängig vom eigenen Warenabsatz auf Provisionsbasis erfolgt. 1/4 -2- Sonderfall: Network Marketing (oder Multi-Level-Marketing) Ein Sonderfall des Direktvertriebs ist das Network Marketing (oder Multi-Level-Marketing). Struktur des Network Marketings Network Marketing ist eine Form des Franchisings mit Elementen des Direktvertriebs und basiert auf einer Weiterempfehlung von Waren von einem Hersteller durch einen Vermittler an einen Endkunden. Neben der Möglichkeit, Waren von einem Hersteller direkt an den Endkunden zu veräußern, steht es dem Vermittler im Network Marketing frei, ein Netzwerk von Geschäftspartnern aufzubauen. Es wird also der Vertrieb der Ware mit der Gewinnung weiterer Vertriebsmitarbeiter verbunden. In seinem Tagesgeschäft bezieht der Networker Waren für sich selbst und zum Abverkauf an Endkunden (zwecks Erzielung einer Handelsspanne). Darüber hinaus sucht er Geschäftspartner (Lizenznehmer), welcher wiederum ihre Produkte zum Eigenverbrauch und zum Abverkauf direkt vom Hersteller beziehen. Dadurch entstehen hierarchische Vertriebssysteme. Die Vergütung der Vertriebspartner hängt in diesen Fällen sowohl vom eigenen Warenabsatz als auch von der Anwerbung weiterer Vertriebspartner ab, da jeder hierarchisch übergeordnete Mitarbeiter am Produktumsatz der von ihm unmittelbar oder mittelbar angeworbenen Netzwerker teilhat. Unzulässigkeit von Schneeball- bzw. Pyramidensystemen Die hierarchische Struktur des zulässigen Network Marketing birgt die Gefahr, dass die Grenze zu unzulässigen sog. Schneeball- oder Pyramidensystemen verwischt wird. Bei Schneeball- bzw. Pyramidensystemen steht das Anwerben neuer Berater im Vordergrund, der eigentliche Verkauf wird zur Nebensache. Dies zeigt sich bereits bei der Ansprache: Bei Schneeball- bzw. Pyramidensystemen wird mit Verdienstmöglichkeiten statt mit Konsumprodukten geworben. Der Begriff der Pyramide steht für ein System, das sich an der Basis ständig vergrößert und nach oben immer schmaler wird, während sich das Schneeball-System bei Vorliegen eines feststehenden Kerns nach Außen stetig vergrößert. Beide Systeme richten sich weder auf die Entwicklung einer Vertriebsstruktur, noch auf die Gewinnerzielung durch den Verkauf von Produkten außerhalb der Pyramide bzw. außerhalb des Schneeballs. Im Kern geht es darum, dass die Veranstalter an den Investitionen der neuen Mitglieder teilhaben. Bei beiden Systemen handelt es sich um Fälle der unzulässigen progressiven Kundenwerbung gemäß § 16 II UWG. Beachten Sie, dass es Gütesiegel für den Direktvertrieb gibt, wie z. B. das Gütezeichen vom Bundesverband Direktvertrieb, das Qualitäts- und Gütesiegel vom Handelsverband und das RAL-Gütezeichen vom Deutschen Institut für Gütesicherung. Gütesiegel bezeugen die Seriosität des Direktvertriebs, da sie zu Fairness und Redlichkeit gegenüber Kunden, Vertriebspartnern und Wettbewerbern verpflichten. http://www.direktvertrieb.de/ http://www.einzelhandel.de/pb/site/hde/node/1243/Lde/index.html http://www.ral.de/ -3- Welche Vorteile bietet der Direktvertrieb? Seriöse Vertriebssysteme können gegenüber dem traditionellen Handelsverkauf folgende Vorteile bieten: • Geringes Startkapital • Keine Lagerkosten • Geringe Fixkosten • Als nebenberufliche Tätigkeit tauglich • Flexible Arbeitszeiten Welche Voraussetzungen sollten Sie mitbringen? Für eine erfolgreiche Tätigkeit im Direktvertrieb sollten Sie neben einer allgemeinen unternehmerischen Begabung u. a. folgende persönliche Eigenschaften aufweisen: • Freude am Umgang mit Menschen haben und Kommunikationsfähigkeit • Bereitschaft zum Lernen und Flexibilität • Risikobereitschaft und unternehmerisches Denken • Arbeitsfreude und physische sowie psychische Belastbarkeit • Zielstrebigkeit, Zuverlässigkeit und Teamfähigkeit Besondere Berufsausbildungen oder -abschlüsse sind nicht vorgeschrieben. Hilfreich sind jedoch kaufmännische Grundkenntnisse oder unternehmerische Erfahrungen. Ergänzend bieten die Partnerunternehmen in der Regel umfassende produktbezogene Schulungen an. Gibt es gewerberechtliche Aspekte zu beachten? Mit der Übernahme einer Tätigkeit im Direktvertrieb werden Sie in der Regel selbständiger Unternehmer. Unabhängig davon, ob die Tätigkeit haupt- oder nebenberuflich ausgeübt wird, muss ein Gewerbe angemeldet werden sowie u. U. eine Reisegewerbekarte beantragt werden. Nähere Informationen dazu entnehmen Sie bitte unserem Merkblatt „Reisegewerbe“ www.ihk-nordwestfalen.de/P3046 und dem Infocenter Gewerbeanmeldung NRW http://www.gewerbeanmeldung.nrw.de/. Selbständigkeit oder abhängige Beschäftigung? Nicht jede Tätigkeit im Direktvertrieb führt zur Selbständigkeit. Entscheidend ist die tatsächliche Ausgestaltung der Tätigkeit, nicht aber die Bezeichnung im Vertrag. Selbständig ist derjenige, der persönlich unabhängig ist. Dies ist z. B. bei einem Handelsvertreter gem. § 84 I HGB der Fall. Weitere Informationen zum Direktvertrieb als Handelsvertreter finden Sie in unserem Merkblatt „Handelsvertreter“ www.ihk-nordwestfalen.de/P570. Ist die Vertriebsperson persönlich abhängig, was z. B. bei Pflichtanwesenheit, Umsatzvorgaben oder Tourenplänen der Fall ist, ist sie als Arbeitnehmer mit allen daraus resultierenden Rechten und Pflichten zu beurteilen. Wird der Vertriebsmitarbeiter gleichwohl als selbständiger Unternehmer behandelt, kann ein Fall der sog. Scheinselbständigkeit vorliegen. Nähere Informationen zur Scheinselbständigkeit entnehmen Sie bitte unserem Merkblatt „Scheinselbständigkeit und rentenversicherungspflichtige Beschäftigte“ www.ihknordwestfalen.de/P490. -4- Weitere Auskünfte: Bundesverband für Direktvertrieb Deutschland e.V. Bundesallee 221 10719 Berlin Telefon: 030 2363-5680 Telefax: 030 2363-5688 E-Mail: info@direktvertrieb.de Internet: www.bundesverband-direktvertrieb.de Wirtschaftsverband für Handelsvermittlung und Vertrieb Rhein-Ruhr (CDH) e. V. Heinrich-Heine-Allee 38 40213 Düsseldorf Telefon: 0211 8800-333 Telefax: 0211 8800-322 E-Mail: info@rhein-ruhr.cdh.de Internet: www.rhein-ruhr.cdh.de Bundesverband Network Marketing e. V. Fasanenstr. 85 10623 Berlin Telefon: 030 21015612 Telefax: 030 21015613 E-Mail: info@bvnm.de Internet: www.bvnm.de Weitere Information Die Veröffentlichung von Merkblättern ist ein Service der IHK Nord Westfalen für ihre rund 130.000 Mitgliedsunternehmen. Die Merkblätter enthalten nur erste Hinweise und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Obwohl sie mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt wurden, kann eine Haftung für die inhaltliche Richtigkeit nicht übernommen werden. Stand: März 2012