Reime erkennen

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Reime erkennen
8 Andreas Gryphius (1663)
Es ist alles eitel
1 Mitternacht schlägt eine Uhr im Tal,
Mond am Himmel wandert kalt und kahl.
Unterwegs im Schnee und Mondenschein
Geh mit meinem Schatten ich allein.
Du siehst, wohin du siehst, nur Eitelkeit auf Erden.
Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein;
Wo itzund Städte stehn, wird eine Wiese sein,
Auf der ein Schäferskind wird spielen mit den Herden.
Was itzund prächtig blüht, soll bald zertreten werden;
Was itzt so pocht und trotzt, ist morgen Asch und Bein;
Nichts ist, das ewig sei, kein Erz, kein Marmorstein.
Jetzt lacht das Glück uns an, bald donnern die Beschwerden.
Der hohen Taten Ruhm muß wie ein Traum vergehn.
Soll denn das Spiel der Zeit, der leichte Mensch, bestehn?
Ach, was ist alles dies, was wir für köstlich achten,
Als schlechte Nichtigkeit, als Schatten, Staub und Wind,
Als eine Wiesenblum, die man nicht wieder findt!
Noch will, was ewig ist, kein einig Mensch betrachten.
9 PETER HARTLING
Wenn jeder eine Blume pflanzte
Wenn jeder eine Blume pflanzte,
jeder Mensch auf dieser Welt,
und, anstatt zu schießen, tanzte
und mit Lächeln zahlte statt mit Geld
wenn ein jeder einen andern wärmte,
keiner mehr von seiner Stärke schwärmte,
keiner mehr den andern schlüge,
keiner sich verstrickte in der Lüge,
wenn die Alten wie die Kinder würden
sie sich teilten in den Bürden,
wenn dies WENN sich leben ließ,
wär's noch lang kein Paradies –
bloß die Menschenzeit hätt` angefangen,
die in Streit und Krieg uns beinah ist vergangen
5 Der Herbst steht auf der Leiter
Der Herbst steht auf der Leiter
und malt die Blätter an,
ein lustiger Waldarbeiter
ein froher Malersmann
Er kleckst und pinselt fleißig
auf jedes Blattgewächs
und kommt ein frecher Zeisig,
schwupp, kriegt der auch nen Klecks
Die Tanne spricht zum Herbste:
Das ist ja fürchterlich
die andern Bäume färbste,
was färbste nicht mal mich?
2 Dem Bürger fliegt vom spitzen Kopf der Hut
in allen Lüften hallt es wie Geschrei,
Dachdecker stürzen ab und gehn entzwei
Und an den Küsten- liest man- steigt die Flut
3 Als sie einander acht Jahre kannten
(Und main darf sagen, sie kannten sich gut),
Kam ihre Liebe plötzlich abhanden,
Wie anderen Leuten ein Stock oder Hut.
4 Alte Plätze sonnig schweigen,
Tief in Blau und Gold versponnen
Traumhaft hasten sanfte Nonnen
Unter schwüler Buchen Schweigen.
7 Gehversuche
Weil man als Kind das Gehn gelernt,
meint man, man kann es. Weit entfernt!
Wie schwer, zu gehn zur rechten Zeit!
Wie oft geht einer auch zu weit!
Wie selten Leute, die's verstehn,
uns auf die Nerven nicht zu gehn!
Wie mancher zeigt sich völlig blind
bei Schritten, die entscheidend sind!
...
6 Neuer Frühling
Leise zieht durch mein Gemüt
Liebliches Geläute.
Klinge, kleines Frühlingslied,
Kling hinaus ins Weite.
Kling hinaus, bis an das Haus,
Wo die Blumen sprießen.
Wenn du eine Rose schaust,
Sag, ich laß sie grüßen.
Heinrich Heine
1 Paarreim aabb
2 umarmender, verschränkter Reim abba
3 Kreuzreim abeb
4 Identischer Reim
5 Kreuzreim abab
6 unreiner Reim
7 Paarreim aabb
8 umarmender Reim abba (Sonett 2x4,2x3 Zeilcr)
9 Kreuzreim abab, Paarreim aabb