GE UND NGEN - Emilia Romagna Turismo
Transcription
GE UND NGEN - Emilia Romagna Turismo
Standort Ortschaften und Besucherrouten Trento Bellaria Igea Marina Torino Helsinki Oslo Stoccolma Dublino Santarcangelo di Romagna Torriana Verucchio Riccione Talamello Novafeltria Sant’Agata Feltria Coriano Repubblica Misano Adriatico di San Marino Montescudo Cattolica Montecolombo San Clemente fiume Conca San Giovanni Gemmano Morciano in Marignano di Romagna San Leo Maiolo Pennabilli Casteldelci Montefiore Conca AR Varsavia Amsterdam Bruxelles Berlino Praga Vienna Parigi Monaco Budapest Milano Bucarest Rimini Madrid Roma Londra Rimini Poggio Berni Mondaino Milano Algeri Tunisi Genova Mosca Firenze Perugia Kijev Roma - - Bari Cagliari Catanzaro Ankara Palermo Atene Montegridolfo Ferrara Reggio Emilia - Rimini Ancona Napoli Parma - Ravenna Piacenza Saludecio fiume Marecchia Bellaria Igea Marina Museum „Das rote Haus“ von Alfredo Panzini Sarazenen-Turm Historische Traktoren Casteldelci Museumshaus S. Colarieti Cattolica Museum der Königin Gemmano Naturkundemuseum im Naturreservat Onferno Maiolo Brotmuseum Mondaino Paläontologisches Museum Majolika-Museum Montegridolfo Museum der Gotenlinie Montescudo Ethnografisches Museum Valliano Museum der Östlichen Gotenlinie in Trarivi Novafeltria Historisches Bergbaumuseum Sulphur Pennabilli Museumsnetz „Die Orte der Seele“ Museum „Die Welt des Tonino Guerra“ Rechenmuseum Mateureka Naturkundemuseum im Naturpark Sasso Simone und Simoncello Diözesanmuseum Montefeltro „A. Bergamaschi“ Poggio Berni Museum „Sapignoli - Mühle” Venezia Bologna Riccione Landesmuseum Galerie für moderne und zeitgenössische Kunst Villa Franceschi Rimini Stadtmuseum Fellini-Museum Museum der Blicke Flugfahrt-Museum Fischerei- und Muschelmuseum Nationales Motorradmuseum Saludecio Wandmalereien - Freiluftmuseum Museum Saludecio und des Seeligen Amato Risorgimento-Museum San Leo Museum der Festung Museum für Sakralkunst Sant’Agata Feltria Historisches Theater Angelo Mariani Museum Rocca Fregoso Museum für bäuerliche Kunst Santarcangelo di Romagna MUSAS Museum für Geschichte und Archäologie Knopfmuseum MET Volks- und Heimatkundemuseum der Romagna Talamello Pinakothek Gualtieri „Brillante Realität“ Verucchio Städtisches Archäologiemuseum Repubblica di San Marino Maranello Rosso Sammlung Modena Bologna Ravenna Forlì Cesena Rimini San Marino Die wichtigsten Entfernungen Amsterdam 1.405 km München 680 km Bologna 121 km Berlin 1.535 km Paris 1.226 km Florenz 165 km Brussel 1.262 km Prag 1.089 km Mailand 330 km Budapest 1.065 km Stockholm 2.303 km Neapel 586 km Kopenhagen 1.770 km Warschau 1.533 km Rom 325 km Frankfurt, 1.043 km Wien 887 km Turin 447 km London 1.684 km Zürich 645 km Venedig 270 km Riviera di Rimini Travel Notes Provincia di Rimini Assessorato al Turismo Assessorato alla Cultura Museen in und um Rimini zwischen Kunst, Geschichte und Kultur Riviera von Rimini Travel Notes Sammelband der Verlagsanstalt Tourismus, herausgegeben von der Provinz Rimini Referat für Fremdenverkehr Leiter Symon Buda in Zusammenarbeit mit dem Kulturreferat der Provinz Rimini Texte Rita Giannini Redaktion Marino Campana Pressearbeit und Kommunikation Cora Balestrieri Fotos aus dem Fotoarchiv der Provinz Rimini Wir danken den Fotografen L. Bottaro, P. Bove, S. Di Bartolo, L. Fabbrini, Fotopress Novafeltria, G. Fuggiano, R. Gallini, D. Gasperoni, R. Giannini, Städtische Museen Santarcangelo di R., L. Liuzzi, M. Lorenzi, Martinini, R. Masi, G. Mazzanti, M. Migliorini, T. Mosconi, Städtisches Archäologiemuseum Verucchio, P.L. Nucci, PH Paritani, D. Piras, V. Raggi, G. Razzaboni, D. Ronchi, E. Salvatori, R. Urbinati Grafik Relè - Tassinari/Vetta (Leonardo Sonnoli, Igor Bevilacqua) Koordination Michela Fabbri Deckblattfoto Detail der Altartafel „Madonna mit dem Kinde und zwei Heiligen” von Benedetto Coda, Stadtmuseum Rimini. Seitlich der Brunnen „Die versunkene Wiese”, Santarcangelo di Romagna, eines der „Orte der Seele” von Tonino Guerra. Layout Litoincisa87, Rimini (Licia Romani) übersetzung: Beate Bennewitz Link-up, Rimini Druck Pazzini Stampatore Editore, Villa Verucchio Erstausgabe 2011 Museen in und um Rimini ist eine kostenlos verteilte Publikation für Fremdenverkehr und Kultur 7 Einführung Bauwerke und Kunstschätze 11 Kapitel 1 Spuren vor Ort Natur Archäologie Geschichte Spiritualität und Frömmigkeit Anthropologie und Technik Neuzeit Moderne 25 Kapitel 2 Riviera von Rimini Rimini Stadtmuseum und „Domus des Chirurgen” Fellini-Museum Museum der Blicke Flugfahrt-Museum Fischerei- und Muschelmuseum Riccione Landesmuseum Galerie für moderne und zeitgenössische Kunst Villa Franceschi Cattolica Museum der Königin Bellaria Museum „Das Rote Haus von Alfredo Panzini” 51 Kapitel 3 Malatesta & Montefeltro Santarcangelo di Romagna MUSAS Museum für Geschichte und Archäologie MET Volks- und Heimatkundemuseum der Romagna Poggio Berni Museum „Sapignoli - Mühle” Verucchio Städtisches Archäologiemuseum San Leo Städtisches Museum der Festung Museum für Sakralkunst Maiolo Brotmuseum Novafeltria Historisches Bergbaumuseum Sulphur Talamello Pinakothek Gualtieri „Lo Splendore del Reale” 4 Sant’Agata Feltria Theater Angelo Mariani Museum Rocca Fregoso Museum für bäuerliche Kunst Pennabilli Die Orte der Seele Die Welt des Tonino Guerra Rechenmuseum Mateureka Naturkundemuseum im Naturpark Sasso Simone und Simoncello Diözesanmuseum Montefeltro „A. Bergamaschi Casteldelci Museumshaus „S.Colarieti“ Archäologiemuseum „Uguccione della Faggiola“ Montescudo Ethnographisches Museum Valliano Museum der östlichen Gotenlinie von Trarivi Gemmano Naturkundemuseum des Naturreservats Onferno Mondaino Museum Mondaino Saludecio Museum Saludecio und des Seeligen Amato Montegridolfo Museum der Gotenlinie 107 Kapitel 4 Sonstige Museen und Sammlungen Rimini, Nationales Motorradmuseum Rimini, Scolca-Museum Rimini, Missionsmuseum der Wallfahrtskirche Madonna delle Grazie Bellaria, Sarazenen-Turm Bellaria, Traktorenausstellung „Massaroni“ Santarcangelo, Knopfmuseum Torriana, Textilmuseum „Filo di Penelope... Filo del mondo” Torriana, Naturobservatorium Valmarecchia Saludecio, Wandmalereien Saludecio, Risorgimento - Museum Coriano, Elisabeth - Museum Coriano, Antiquarium Montefiore Conca, „Die Farben von Montefiore” San Marino, Maranello Rosso - Museum 116 Wer sich einlesen möchte: Kleiner Literaturhinweis Bevor Sie los fahren, sehen Sie sich unsere Website an www.riviera.rimini.it 5 EINFÜHRUNG BAUWERKE UND KUNSTSCHÄTZE Die herrlichen Bauwerke und Kunstschätze der Provinz Rimini zählen mit Recht zu den Wundern Italiens. Die Natur trägt ihren Teil dazu bei: anheimelnde Kieselstrände an Flüssen und Strömen, wo sich in Mitten spontan wachsender Vegetation die „Kindheit der Welt“ abspielt, um es mit den Worten des Dichters Tonino Guerra auszudrücken. Felder und Wälder ziehen sich über die Hügel bis in die Berge hoch und verbergen hinter ihrem wildwüchsigen Charme Kostbarkeiten, wie Trüffel und Pilze, die die heimische Küche bereichern und in der jeweiligen Jahreszeit bei Dorffesten in Hülle und Fülle angeboten werden. Seit der Frühgeschichte von Menschen bewohnt, war dieses Gebiet ab der Antike Ziel vieler berühmter Persönlichkeiten, von Dante Alighieri bis zum Heiligen Franziskus. Der gesamte Raum um Rimini zeigt bis heute die Spuren dieser landschaftlichen, historischen und kulturellen Besonderheiten, die in den zahlreichen Museen von der Küste bis ins Inland zu bewundern sind. Die Museen, die wir Ihnen hier vorstellen, gehören zum Museumsverbund der Provinz Rimini und dem Raum Alta Valmarecchia. Am Ende dieses Führers stellen wir Ihnen zudem noch einige weitere Ausstellungen und sehenswerte Einrichtungen vor, die das bereits sehr umfangreiche Angebot zusätzlich bereichern. Begeben Sie sich auf eine Reise, die zwar von den Entfernungen her problemlos zu bewältigen ist, bei der es aber eine Fülle von überraschenden Kostbarkeiten zu entdecken gilt, die immer wieder mit diesem Land, seiner Geschichte und seinen Bewohnern zu tun haben. Deshalb sind diese Schätze im Zusammenhang mit den jeweiligen Ortschaften zu sehen, zu verstehen und zu genießen, deren Geschichte und Vermächtnis erzählt wird - konkret, authentisch und deshalb einmalig. Trotz der engen lokalhistorischen Beziehungen kann man jedoch sehr wohl von großer Kunst sprechen, angefangen bei der Antike bis heute. Zum Beispiel die Gegenstände aus der Zeit der Etrusker und Villanova, oder weitere, einzigartige Funde, wie der Schmuck und Bernstein im Städtischen Archäologiemuseum in Verucchio, aber auch Funde aus der Römerzeit im Städtischen Museum von Rimini und gleich daneben im Domus des Chirurgen. Nach Jahrhunderten noch können wir grandiose Meisterwerke bewundern. Hierzu gehören die Spitzenleistungen der so genannten Scuola del Trecento riminese, die im Zuge des Aufenthalts von Giotto entstand. Er hinterließ hier um 1303 einen leider verlorenen gegangenen Freskenzyklus in der Kirche des Hl Franziskus sowie ein kostbares Kruzifix, das heute noch erhalten ist. Die Renaissance kann hier ihren ersten Sakralbau verzeichnen, den Tempel der Malatesta, in dem ein wunderbares Fresko von Piero della Francesca erhalten ist. Das 17. Jahrhundert und somit die Aufklärung hat hier Spuren von unschätzbarem Wert hinterlassen, wie die Gemälde des großen Guido Cagnacci, Schüler von Carracci und Freund von Guercino, aber auch die imposanten Barockkirchen. Großartige Kunst, aber auch aus der Moderne und aus unserer heutigen Zeit. Bedeutende Künstler sind hier geboren oder haben hier gelebt, wie Federico Fellini, der bekannteste Regisseur der Welt, dem das 7 Fellini-Museum in Rimini gewidmet ist, und sein Drehbuchautor und Freund, der Dichter Tonino Guerra, aus Santarcangelo di Romagna stammend und heute in Pennabilli ansässig: in beiden Orten hat er mit seiner Kunst erkennbare Zeichen gesetzt. Im Museumsnetz I luoghi dell’anima (Die Orte der Seele) sind sein ausdrucksvoller Stil und seine Poesie an Brunnen, Parks, Gärten und Installationen spürbar. In Pennabilli steht auch das Museum Il mondo di Tonino Guerra (Die Welt des Tonino Guerra). In Talamello, dem Geburtsort der Mutter, hat Ferdinando Gualtieri, der in Paris als Maler zu internationalem Ruhm kam und als Meister des Realismus gilt, eine bedeutende Sammlung seiner Werke hinterlassen, die in der Pinakothek Gualtieri zu besichtigen sind. In Riccione lautet das Stichwort „zeitgenössische Kunst“, prachtvoll ausgestellt in der Galleria Villa Franceschi. In Santarcangelo di Romagna, einer Stadt, in der so viele Künstler das Licht der Welt erblickten, wie nirgendwo sonst, zeugen die beiden Museen MET und MUSAS von Geschichte und künstlerischem Ruhm. Aber auch fromme Männer, die selig gesprochen wurden, leben dank eigener Museumsbereiche, wie im Museum Saludecio und des Beato Amato, im kollektiven Bewusstsein weiter. Dasselbe gilt auch für rätselhaftere Persönlichkeiten, wie Cagliostro, an den im Städtischen Museum der Festung von San Leo erinnert wird. Cagliostros Name ist eng verbunden mit der von Francesco di Giorgio Martini, dem großartigen Architekten aus Siena geschaffenen Festung von San Leo, in der der umstrittene sizilianische Graf nach jahrelanger Haft starb. Aber nicht nur herausragende Persönlichkeiten stehen im Mittelpunkt, sondern auch die Menschen selbst, ihre Traditionen und Gebräuche. Dies ist zum Beispiel in den Museen von Santarcangelo, Valliano di Montescudo und Sant’Agata Feltria der Fall. Es ist für jeden etwas dabei, seien es die Liebhaber des Flugsports und der Flugzeuge, die im Flugfahrts-Museum in Rimini auf ihre Kosten kommen, oder Rennsportfreunde, die sich die Renn- und Sammlerwagen im Maranello Rosso - Museum in San Marino ansehen können. Aber auch ferne Länder, wie Südamerika, Afrika, Ozeanien werden mit einer erstrangigen Sammlung im Museo degli Sguardi (Museum der Blicke) in Rimini gewürdigt. Besonders sehenswert sind zudem das als Museumsnetz konzipierte Brotmuseum in Maiolo, das Fischerei- und Muschelmuseum in Viserbella bei Rimini und das Museum der Königin in Cattolica, das auch eine bedeutende archäologische Sammlung umfasst. Nicht nur Kinder sollten sich das Mateureka Rechenmuseum in Pennabilli und das Historische Bergbaumuseum Sulphur des Bergwerks Perticara di Novafeltria keinesfalls entgehen lassen. In diesem weltoffenen und gastfreundlichen Fleckchen Erde im Süden der Romagna halten Bewohner und Gelehrte die Spuren der Zeit und der Geschichte am Leben und es lohnt sich, ihnen einen Besuch abzustatten, um etwas zu lernen. Das Umland von Rimini kann dank seiner geografischen Lage eine umfassende, komplexe Geschichte aufweisen, die bedeutende Spuren hinterlassen hat. Ein Durchgangsgebiet, in dem seit Urzeiten durch den Schiffsverkehr Handel 8 mit den Ländern an der Adria und den östlichen Mittelmeerländern betrieben wurde, später auch zu Lande über das große, bedeutende Straßennetz der Römischen Konsuln, denn Rom begann seinen Machtausbau nach Norden genau hier in Rimini. Und aus dem Norden fielen die Barbaren ein, um Italien zu erobern und gegen die „Römer“ von Byzanz zu ziehen, anschließend die Langobarden und die deutschen Kaiser, die ihre Rechte gegenüber dem Papst geltend machen wollten. Aber auch Raubritter und Söldner siedelten sich hier an und bahnten den Weg für zwei große, untereinander verfeindete Herrscherfamilien, die hier in den Tälern des Marecchia und des Conca ihre Macht ausbauten, die Malatesta und die Montefeltro, die ihren Namen dem Heiligen Leo verdanken. Noch im vergangenen Jahrhundert war dieses Gebiet Kriegsschauplatz, denn es gehörte zum Ausläufer der Gotenlinie, wo die letzten großen Schlachten der „Italienkampagne“ stattfanden. Diese Geschehnisse sind in zwei Museen in Montegridolfo und Montescudo dokumentiert. Dieser Führer bietet einen schnellen Exkurs durch die Attraktionen und Besonderheiten der Gegend. Um dem Besucher die Reise zu erleichtern, wurde das Gebiet nach Ortschaften gegliedert, damit sich jeder selbst seine eigene Urlaubsroute zusammenstellen kann, je nachdem, wo er sich gerade aufhält. Im ersten Abschnitt sind deshalb Vorschläge für diejenigen zusammengefasst, die sich an der Riviera bei Rimini aufhalten, im zweiten finden Sie die Meisterleistungen aus der Zeit der Herrscherfamilien Malatesta und Montefeltro nach den beiden Tälern Valmarecchia und Valconca unterteilt. Das letzte Kapitel ist weiteren Museen, Sammlungen, Dauerausstellungen und Museen in progress gewidmet. Gute Reise und viel Spaß bei Ihrem Besuch. 9 kapitel 1 SPUREN VOR ORT Natur Die Naturkundemuseen in der Provinz Rimini sind im Kontext des jeweiligen Standorts zu sehen und in Parks, im Inland und in Naturschutzgebieten zu finden. Das Museum des Naturreservats Onferno in Gemmano geht auf die gleichnamigen, einzigartigen Höhlen und deren Entstehungsgeschichte zurück; das Naturkundemuseum in Pennabilli über den Naturpark Sasso Simone und Simoncello beschäftigt sich mit der Geschichte, Flora und Fauna des Naturparks. Ebenfalls der Entstehungsgeschichte des Gebiets gewidmet ist die Paläontologische Sammlung der Museen Mondaino, die die außergewöhnlichen Begebenheiten von vor Millionen von Jahren wieder aufleben lassen, als dieses Gebiet ein riesiger Salzwassersee war. Dieses Thema wird auch in einigen archäologischen Abteilungen verschiedener anderer Museen aufgenommen. Zum Beispiel im Landesmuseum in Riccione, in dem die geologische Situation vor Ort anhand von Felsstücken, Mineralien und Fossilien anschaulich dargestellt wird. Interessant ist auch das Historische Bergbaumuseum Sulphur in Perticara di Novafeltria, das dem Schwefelabbau gewidmet ist und eine umfassende Sammlung aus Steinen und Mineralien aufweisen kann. Sehr ansehnlich sind auch die paläontologische Funde, unter anderem eine hochinteressante Fossiliensammlung aus Marecchia, die im Stadtmuseum in Rimini ausgestellt ist. Eine bedeutende Sammlung an Muscheln aus dem Mittelmeer zeigt das Fischerei- und Muschelmuseum in Viserbella bei Rimini, zahlreiche Exponate sind zudem im Sarazenen-Turm in Bellaria ausgestellt. Die Provinz erstreckt sich über diverse Naturreservate und Naturkundezentren, in denen sowohl die Meereskunde, als auch die naturkundlichen Aspekte der Hügellandschaft behandelt werden. Hier wird aktive Öffentlichkeitsarbeit betrieben, vor allem in Schulen, sowohl an der Küste, als auch im Inland. Im mittleren Marecchia - Tal weisen wir auf das Naturobservatorium Valmarecchia hin, das in der Nähe des Tierschutzgebiets Torriana-Montebello liegt, auf die Zweigstelle des WWF Umweltschulungszentrums Rimini im Naturschutzgebiet Ca’ Brigida in Verucchio und auf das Besucherzentrum des Naturparks Sasso Simone und Simoncello in Pennabilli. Einen Besuch wert ist auch das Naturreservat Onferno in der Gemeinde Gemmano, dessen Hauptattraktion das Museum ist. Wenn Sie sich an der Küste aufhalten, sollten Sie sich auf keinen Fall die Cetacea Stiftung in Riccione (www.fondazionecetacea.org) und das Aquarium in Cattolica, das größte Aquarium der Adria (www.acquariodicattolica.it), entgehen lassen. 11 12 Oben Gemmano, Naturreservat Onferno. Unten links Rekonstruktion eines im Fluss Conca gefundenen BisonSkeletts aus dem Pleistozän (Bison priscus). Oben rechts Riccione, Landesmuseum, Tonstatue, I. Jh. v.Chr. Archäologie Vor zweihunderttausend Jahren, also bereits in der Frühsteinzeit, lebten Menschen im Umland von Rimini. Überall haben die Menschen Spuren hinterlassen, die in der Römerzeit monumentale Ausmaße annahmen. Die archäologischen Museen und die entsprechenden Abteilungen in themenübergreifenden Ausstellungen ist die Fülle dieser Hinterlassenschaften zu bewundern. Das Stadtmuseum in Rimini ist das älteste archäologische Museum in der Gegend, das wir dem kompetenten und leidenschaftlichen Lokalhistoriker Luigi Tonini zu verdanken haben. Er gründete 1871 die „Archäologische Galerie“, das erste Museum in dieser Gegend, an das alle Funde aus der Frühgeschichte und Antike im Gebiet zwischen den Flüssen Uso und Conca geschickt wurden. Mehr als ein Jahrhundert lang war dieses Museum das einzige geschichtliche Forschungszentrum, bis weitere Museen in der Provinz entstanden, die ebenfalls archäologische Abteilungen einrichteten, jedoch über geografisch und thematisch klar abgegrenzte Gebiete. Allen voran das beachtliche Städtische Archäologiemuseum in Verucchio, in dem Besucher in die Geheimnisse eines der ältesten und bedeutsamsten Volksstämme eingeweiht werden, die VillanovaKultur, Vorläufer der Etrusker. In Santarcangelo gibt das elegante Museum für Geschichte und Archäologie MUSAS Aufschluss über die Keramikproduktion, während in der archäologischen Abteilung des Museums der Königin in Cattolica die Geschichte der großen Straßen der Römischen Imperatoren erzählt wird. Das Landesmuseum in Riccione zeigt die Hinterlassenschaften der Menschen von der Frühsteinzeit bis zur Kolonisation durch Rom. Im oberen Marecchia - Tal, im grünen Städtchen Casteldelci, verschafft das Museumshaus „S. Colarieti” Archäologiemuseum „Uguccione della Faggiola” mit umfassenden Exponaten, von Münzen bis zu Keramikgegenständen aus dem ländlichen Raum, dem Besucher einen Überblick über die blühende Zivilisation von der Frühgeschichte, über das Römischen Zeitalter bis hin zum Mittelalter. Weitere archäologische Funde sind auch außerhalb der Museen aufbewahrt, wie in den Stadtbibliotheken in San Giovanni in Marignano und Morciano. In Rimini wurden die Überreste eines domus mit Mosaikböden direkt als Museum gestaltet, in Via Sigismondo, neben dem Gebäude der Handelskammer und in Via IV Novembre neben der Prefäktur. Das größte und bedeutendste von allen ist das Domus des Chirurgen. 13 Rimini, Stadmuseum, Ghirlandaio, Altartafel mit den Heiligen Vincent Ferrer, Sebastian, Rochus und der Familie Pandolfo IV Malatesta. Geschichte Der Süden der Romagna erlebte mit dem gesellschaftlichen Aufstieg der Adelsfamilien Malatesta und Montefeltro im Mittelalter einen geschichtlichen Höhepunktpunkt. Künstlerische Meisterleistungen brachte hier die Scuola Riminese del Trecento (Künstlerwerkstatt des 14. Jh.) hervor, die mit Giotto entstand und dann eigene, bemerkenswerte Wege einschlug. Die Renaissance hat in Rimini mit dem Tempel der Malatesta eines seiner frühsten, herrlichsten und komplexesten Meisterwerke hinterlassen, den wir der Adelsfamilie Malatesta verdanken. Diese Herscherfamilie ließ im 14. und 15. Jahrhundert fast alle Festungen und Burgen errichten bzw. umbauen, die noch heute die Hügel um Rimini dominieren, und zum Teil auch die Burgen im MontefeltroGebiet der Romagna. Von ihrer Macht, Pracht und ihrem Ruhm her stand diese Herrscherfamilie den anderen italienischen Adelshöfen zu jener Zeit um nichts nach. Rimini war die Hauptstadt des Malatesta-Reichs und das Stadtmuseum Rimini dokumentiert dies mit kostbaren Exponaten, aber auch mit Meisterwerken, wie den Gemälden des lokalen Künstlers Cagnacci aus Santarcangelo di Romagna, des Centino (aus Cento bei Ferrara) und der Maler Guercino und Cantarini aus Bologna. Vom 17. bis zum 19. Jahrhundert hatten die Künstler aus Bologna hier den meisten Einfluss, aber die Vitalität des Gebiets im Laufe der Jahrhunderte ist vor allem an den neuen städtebaulichen Ideen abzulesen, an den zahlreichen Gebäuden, Kirchen und Theatern. Wie bereits das Mittelalter, war auch das 17. Jahrhundert äußerst ergiebig im Hinblick auf das künstlerische Material, das heute in den Museen zu besichtigen ist und dem Besucher Einblicke in die kulturellen Ereignisse und die bemerkenswerte Geschichte dieses Landstrichs verschafft. Das umfassendste Museum ist das Museum in Rimini, aber auch das Museum in Santarcangelo, das Museum für Geschichte und Archäologie MUSAS, besitzt Meisterwerke aus dem Mittelalter und der Renaissance, während im Museum in Saludecio großartige Malereien aus dem 17. Jh. und kostbare Gegenstände aus den Kirchen des anschließenden Jahrhunderts ausgestellt sind. Die beiden Museen in San Leo bieten zum einen ansehnlichen Überblick über die Sakralkunst ab der frühchristlichen Zeit und zum anderen, in der Festung selbst, einen Abriss über die Kriegskunst - ebenso wie das Museum Rocca Fregoso in Sant’Agata Feltria. Das Diözesanmuseum in Pennabilli zeigt die Sakralkunst verschiedener Jahrhunderte und ist ein ganz besonderes Juwel für Kenner, da die Werke aus der gesamten Diözese von San Marino und Montefeltro dort zusammengefasst sind. Besonders 15 interessant ist die Majolika-Ausstellung in Mondaino (14. bis 17. Jh.), die im Anschluss an die Ausgrabungen vor Ort entstand. Die dabei zu Tage gekommenen Fragmente dokumentieren, dass es hier einst bedeutende Keramikwerkstätten gab. In diesem Zusammenhang wichtig ist auch die Keramiksammlung aus dem Mittelalter und der Renaissance, die in Rimini im Gebäude der Provinz Rimini gezeigt wird, dort, wo einst das antike Hospital della Misericordia stand, aus dem die Funde stammen. Besonders sehenswert ist auch die Dauerausstellung über die Ausgrabungen in der Burg von Montefiore Conca. Dort können die fantastischen Keramiken, zum Großteil aus dem Schloss der Familie Malatesta (14. - 17. Jh.) bewundert werden: Becher, Schalen und Gefäße, die mit Portraits, Zeichen, gotischen Buchstaben, geometrischen Mustern und Symbolen verziert sind. Spiritualität und Frömmigkeit In der Lokalgeschichte sind Frömmigkeit und Mysterium in erheblichem Maße spürbar. Von der Antike bis heute nehmen Spiritualität und Religiosität wichtigen Raum ein, aber auch uralte Verbindungen zur Erde und ihren Gesetzen, oft unerklärbar und deshalb mysteriös. Hier geht es um Riten, magische Bräuche und den Kult unserer Vorfahren. Im Stadtmuseum in Rimini wird anhand zahlreicher Fundstücke und Exponate vor allem die ganz private Gläubigkeit der römischen Familien behandelt. Heute weiß man, dass der Kult um Dionysos, Eros, Priapos und Silenos, von denen Abbildungen gefunden wurden, hier einen gewissen Zuspruch fand. Auch das Mittelalter hat in diesem Bereich Spuren hinterlassen, vor allem durch die Utensilien, die mit Sigismund Malatesta und seinem Tempel zu tun haben. Eloquente Exemplare aus dieser Zeit verweisen im Stadtmuseum auf Philosophie und Spiritualität. Die Anbetung von Heiligen und Märtyrern gab den Ausschlag für bedeutende Kunstwerke und die Ergebenheit der Bevölkerung ist an den vielen Votivgaben in den Kirchen abzulesen. Die Heiligenverehrung erfolgte in noch stärkerem Ausmaß, wenn die Kirche ihren offiziellen Segen gab. Dies war beim Seligen Amato der Fall, der in Saludecio im Mittelpunkt einer großen, eleganten Pfarrkirche mit Sakristei steht. Dort wurde das Museum von Saludecio und des Beato Amato eingerichtet. Heute sind hier kostbare Kunstwerke des Cagnacci, des Centino und weiterer Künstler ausgestellt, die Heiligen und Propheten gewidmet sind, aber auch des Seligen aus Saludecio gedenken, der von vielen Gläubigern und Pilgern verehrt wird. Das Museum umfasst eine großartige Sammlung „historischer“ Votivgaben, wie auch das Ethnographische Museum Valliano in Montescudo, das zur Kirche Santa Maria del Soccorso gehört. Dort sind Votivgaben, Fresken aus dem 15. Jahrhundert, zum Teil Votivfresken, das Grabmal der Jungfrau des Rosenkranzes und Malereien aus dem 16. und 17. Jh. zu sehen. Das Sakralkunst-Museum in San Leo besitzt eine Fülle von 16 Gegenständen, die der Volksfrömmigkeit zwischen dem 8. und 18. Jahrhundert entstammen, Altarschmuck und Objekte aus Klosterräumen, die häufig zu bestimmten, vor Ort wichtigen Anlässen gefertigt wurden und somit eng mit der Lokaltradition verbunden sind. Das Museum versteht sich als Spiegelbild des Landes und der Geschichte des Orts, der Stadt San Leo und des Umlands. Zu den Ausstellungsobjekten zählen ein Kruzifix aus dem 14. Jahrhundert, Bilder aus dem 14. und 15. Jh. und ein Tabernakel aus Holz, das aus dem Franziskanerkloster in Sant’Igne stammt und mit seinen edlen Schnitzereien und Malereien ein einmaliges Renaissancekunstwerk aus Montefeltro darstellt. Den größten Anteil der Sammlung nehmen Malereien aus dem 17. Jahrhundert ein, die vorwiegend auf die liturgischen Vorgaben des Konzils von Trient zurück gehen, im Zuge dessen die Erneuerung der Kirchenarchitektur, Einrichtung und Bildersprache in den Kirchen bestimmt wurde. Ebenfalls um die Kunst im Zusammenhang mit Kult und Glauben bei Hofe und im Volk geht es im Diözesanmuseum Montefeltro A. Bergamaschi in Pennabilli, ein eindrucksvolles Museum, das für die Werke aus der Diözese, historische Fragmente und Glaubenszeugnisse geschaffen wurde, für Gegenstände, die den engen Dialog zwischen Gott und den Menschen zum Ausdruck bringen. Kunstwerke von Benedetto Coda, Catarino di Marco di Venezia, Giovan Francesco da Rimini, Guido Cagnacci, Nicolò Berrettoni, Carlo Cignani, Giovanni Francesco Guerrieri und von Künstlern der Römischen Werkstätten, der Werkstätten der Romagna und aus Casteldurante sind zu sehen. Auch die umfassende Sammlung liturgischer Gegenstände und Gewänder, Skulpturen, Majolika und Silber ist zu erwähnen. Der wundertätigen Madonna, Friedensbringerin für Pennabilli, ist eine eigene Abteilung gewidmet. Dieses Museum wird regelmäßig erweitert und mit immer wieder neuen Ausstellungen ergänzt. Anthropologie und Technik Mit ganz besonderem Augenmerk auf das Land, auf seine Bräuche und Traditionen wurden verschiedene Museen in der gesamten Provinz eingerichtet. Volkskultur, Alltag, Arbeit, technische Errungenschaften sind die Themenbereiche, die einerseits wissenschaftlich aufgearbeitet wurden, anderseits auf spannende Weise dem Publikum präsentiert werden. Vier Museen sind der bäuerlichen Kultur und der Landwirtschaft gewidmet: das MET in Santarcangelo war das erste Museum dieser Art, das sich mit einem Großteil der landwirtschaftlich genutzten Gebiete der Romagna beschäftigt. Ihm folgten das Ethnografische Museum Valliano in Montescudo, das Museum für Bäuerliche Kunst in Sant’Agata Feltria und das Brot-Museumsnetz in Maiolo. Zwei weitere Museen erzählen vom Leben an der Küste: das Museum der Königin in Cattolica und das Fischereiund Muschelmuseum in Viserbella di Rimini. Im Historischen Bergbaumuseum Sulphur in Perticara di Novafeltria kann der Besucher ins Innere der Erde dringen und wird durch die aufregenden Gänge eines stillgelegten Bergwerks 17 18 Oben Santarcangelo, MET Volks- und Heimatkundemuseum der Romagna, Textilabteilung. Unten Cattolica, Museum der Königin, römische Amphoren aus dem Meer. geführt, um den Alltag der Bergleute nachzuvollziehen. In einem weiteren Museum in Torriana wird die Kunst der Textilfertigung wieder zum Leben erweckt, auch anhand spannender Workshops. Wer schließlich alles über Müllereitechnologie erfahren will, kommt in der Sapignoli-Mühle in Poggio Berni auf seine Kosten, die wunderbar restauriert wurde und heute wieder in Betrieb ist. Durch diese Ausstellungen betritt der Besucher ein häufig völlig unbekanntes Universum, auch wenn all diese Dinge noch gar nicht allzu lange zurück liegen - gesellschaftlich-kulturelle und arbeitstechnische Lebensbereiche, die heute verschwunden sind. Das Sich Annähern durch Exponate und wirkliche oder rekonstruierte Arbeitsumgebungen ist eine faszinierende Erfahrung, bei der man die Gesten und Mühen des einstigen Alltags, der Gebräuche und Gewohnheiten alter Zeiten spüren kann, die bis vor dreißig Jahren für unsere Großeltern noch Realität waren, aber vom Fortschritt überflügelt wurden. Dies betrifft im Umland von Rimini vor allem den Küstenstreifen, der durch die rasende Entwicklung der Urlaubsindustrie vollkommen auf den Kopf gestellt wurde. Der Tourismus hat indirekt auch die ländlichen Gebiete mit einbezogen, was nach dem zweiten Weltkrieg dazu führte, dass die Menschen die Felder verließen, um an der Küste und in der Provinzhauptstadt ihr Glück zu suchen. Dies ist auch mit der Grund dafür, warum die Hügelgebiete, aber vor allem die Gebirgslandschaft der Provinz in aller ihrer Pracht und Authentizität erhalten blieben. Kleine Dörfer, einzelne Gehöfte, Mühlen, Werkstätten sind die Umgebungen, an denen sich die Ethnografischen Museen inspiriert haben, wie zum Beispiel die Backhäuser, um die das Brot-Museumsnetz in Maiolo errichtet wurde. Einen Abstecher wert ist auch das Knopfmuseum in Santarcangelo di Romagna, in dem die Geschichte dieses speziellen Gegenstands durch verschiedene Moden vom 18. Jahrhundert bis heute nachvollzogen wird. Ein ganz außergewöhnliches ethnografisches Museum, das sich mit fernen Ländern und Zivilisationen beschäftigt (Afrika, Ozeanien, Orient und Südamerika), ist das Museum der Blicke in Covignano di Rimini. Neuzeit Neuzeitliche Kunst und Geschichte nehmen einen großen Raum in den Museen der Provinz ein. Auch in diesem Fall empfiehlt sich, nach Themenbereichen vorzugehen. Im Stadtmuseum Rimini sind Meisterwerke von Cantarini, Guercino, Guido Cagnacci und Centino zu sehen. Ebenfalls aus dem 17. Jahrhundert sind 19 Oben Rimini, Museum der Blicke, Ethnografische Sammlung. Unten Riccione, Galerie für moderne und zeitgenössische Kunst Villa Franceschi, Werk von Enrico Baj. Nächste Seite Oben Pennabilli, Die Welt des Tonino Guerra, Detail eines Werks des Meisters. Unten Talamello, Pinakothek Gualtieri, Detail eines Gemäldes des Künstlers. die Wandbehänge aus dem Atelier Michiel Wauters in Antwerpen. Im Saal der Wandbehänge ist auch eine Keramiksammlung aus der Zeit zwischen dem 14. und 19. Jahrhundert ausgestellt, die größtenteils aus Werkstätten im näheren Umland stammt. Ein ganzer Saal ist den Stilleben aus dem 17. und 18. Jahrhundert gewidmet. Auch die Fresken von Bigari, die der Kirche des Hl. Augustinus entnommen wurden, sind zu erwähnen. Nicht zuletzt sind verschiedene Werke lokaler Künstler aus dem 19. Jahrhundert ausgestellt. Das Museum für Geschichte und Archäologie MUSAS in Santarcangelo di Romagna kann eine Abteilung für neuzeitliche Kunst aufweisen, in der ein Werk von Luca Longhi aus dem Jahr 1531 und ein Bild von Cagnacci, gebürtig in Santarcangelo, von 1601 besonders erwähnenswert sind. Einen eigenen Saal hat Papst Clemens XIV, auch er aus Santarcangelo (1705). Meisterwerke von Cagnacci und Centino hängen ebenfalls im Museum von Saludecio und des Seeligen Amato in Saludecio. Werke von unschätzbarem Wert sind im Diözesanmuseum Montefeltro “A. Bergamaschi” in Pennabilli aufbewahrt. Das Rechenmuseum Mateureka in Pennabilli ist an dieser Stelle zu erwähnen, denn hier werden Instrumente, Ideen und Konzepte eines der faszinierenden Abenteuer des menschlichen Geistes präsentiert. An Hunderten von wertvollen Originalobjekten kann hier die Geschichte der Mathematik nachvollzogen werden. Gegenstände aus grauer Vorzeit, aber auch Rechenstäbe, Nomogramme, Arithmographen, Rechenmaschinen, die, wie der Geist, der hinter diesen Erfindungen steht, auf die Aufklärung und die Neuzeit zurück gehen. Im Städtischen Museum der Festung San Leo, dem großartigen Bau des Architekten Francesco di Giorgio Martini, dreht sich alles um Cagliostro, Alchimist, Heiler, Freimaurer und Erschaffer der ägyptischen Riten, der im Zeitalter der Aufklärung lebte, von der Kirche als Ketzer verurteilt wurde und genau hier, in der Hauptstadt von Montefeltro bis zu seinem Tode eingekerkert war. Auch das Theatermuseum Mariani in Sant’Agata Feltria gehört in diesen zeitlichen Abschnitt. Es handelt sich um eines der ältesten, noch erhaltenen Theater Italiens aus dem Jahr 1605, vollständig aus Holz gebaut. 21 Moderne Das 19. und 20. Jahrhundert waren auch in Rimini sehr ergiebig im Hinblick auf die künstlerische Produktion und deshalb wurden mehrere eigene Museen für diesen Bereich geschaffen. In Riccione sind in der Galerie für moderne und zeitgenössische Kunst Villa Franceschi die Werke großer Künstler aus dem 20. Jahrhundert zu sehen. Das Stadtmuseum in Rimini kann Säle mit Werken des vielschichtigen Kunstmalers aus Rimini Renato Zavagli Ricciardelli (1909-2004) aufweisen, bekannt unter dem Namen René Gruau. Ebenfalls in Rimini, seiner Geburtsstadt, steht das Museum über den Regisseur Federico Fellini, im Gebäude der gleichnamigen Stiftung gelegen. Weiter im Landesinneren erläutern Die Welt des Tonino Guerra und die Orte der Seele in Pennabilli und Valmarecchia den künstlerischen Werdegang dieses Dichters und Drehbuchautors, eines eklektischen Künstlers, der zusammen mit Fellini für den Film Amarcord mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. Ein weiterer, noch lebender Künstler ist Fernando Gualtieri, der in der Pinakothek in Talamello, die nach ihm benannt ist, viele seiner Werke ausstellt. Kleine, hochinteressante Ausstellungen zeitgenössischer Künstler sind in verschiedenen Städten zu sehen. Unter anderem in Verucchio und Santarcangelo sind zur Zeit entsprechende Einrichtungen geplant. Weiteres zeitgenössisches Ausstellungsmaterial, wie Originalflugzeuge und Flugzubehör gibt es im Flugfahrt-Museum in Rimini zu sehen. Im Maranello Rosso Museum in der Republik San Marino dreht sich alles um Ferrari und seine Wagen. Ein trauriges Vermächtnis unserer modernen Zeit ist der zweite Weltkrieg, der hier an der Gotenlinie beachtliche Zeichen der Zerstörung hinterlassen hat. Der Wiederaufbau nach Kriegsende erfolgte überstürzt und ohne Plan, deshalb wurden die Ruinen schnell vernichtet, mit Ausnahme der auffallenden Spuren im städtischen Theater „Amintore Galli“ aus dem 19. Jh. in Rimini. Die Begebenheiten im Zusammenhang mit der Gotenlinie, an der sich die deutschen Truppen und die Alliierten blutig bekämpften, waren so einschneidend, dass sie den kommenden Generationen weitervermittelt werden mussten. In Trarivi di Montescudo wurde deshalb neben der Friedenskirche das Museum der Östlichen Gotenlinie eingerichtet und in Montegridolfo das Museum der Gotenlinie in einem rekonstruierten Bunker zu Fuße der mittelalterlichen Burg. Die Abteilung für zeitgenössische Geschichte im Museum in Casteldelci, das im oberen Stock der Grundschule „Maria Gabrielli” untergebracht ist, umfasst Gegenstände, Bilder und Dokumente im Zusammenhang mit den Ereignissen des zweiten Weltkriegs. Hier fand im Jahr 1944 ein schreckliches Massaker statt, bei dem unschuldige Zivilisten von Nazifaschisten getötet wurden. 22 23 KAPITEL 2 RIVIERA VON RIMINI Rimini Stadtmuseum und „Domus des Chirurgen” Archäologische Abteilung Es handelt sich um die umfassendste archäologische Sammlung der Provinz, mit einer neuen archäologischen Abteilung im suggestiven Ambiente der Kellergänge des ehemaligen Jesuitenklosters, das zwischen 1797 und 1977 als Krankenhaus genutzt wurde. Diese komplexe, außerordentliche Ausstellung über Rimini und Umland spiegelt anhand der Spuren und Monumente, die die Einwohner hinterlassen haben, die lange Reise der Menschen im Gebiet um Rimini von der Vorgeschichte bis zur Spätantike wider. Das Museum erstreckt sich über ca. 2.000 Quadratmeter und umfasst über vierzig Ausstellungsräume. Tausende von Funden, von der Frühgeschichte bis zum Römischen Reich zeugen von den Siedlungen und der Zivilisation des gesamten Gebiets. Fast der gesamte Fundus des Museums stammt aus der unmittelbaren Umgebung, ist aber weit darüber hinaus bedeutend. Die Sammlung ist sehr alt und geht auf die „Archäologische Galerie“ zurück, die der Historiker Luigi Tonini 1871-72 mit Fundstücken aus dem Gebiet zwischen Rubicone und Conca einrichtete. Interessant ist die auf das zwischen dem 1. Jh. v. Chr. und dem 5. Jh. n. Chr. datierte Römische Inschrift in Stein, die uns Aufschluss über die Formen der Kommunikation und über viele Aspekte des privaten und öffentlichen Lebens in Rimini zur Zeit des Römischen Reichs gibt. Seit der Zeit der Republik spielte die Stadt, die 268 v. Chr. als Kolonie lateinischen Rechts gegründet und um 90 v. Chr. zum Munizipium erhoben wurde, eine wichtige militärische und politische Rolle, aber auch für den Handel. Diese Funktion wurde der Stadt zu Zeiten von Augustus voll zuerkannt, was an zwei berühmten, wunderschönen und riesigen Monumenten abzulesen ist, dem Augustus-Bogen (27 v. Chr.) und der so genannten Tiberius-Brücke (14-21 n. Chr.), heute zum Symbol von Rimini geworden und im Stadtwappen dargestellt. Vom Reichtum der Gebäude zeugen heute noch im Museum die fantastischen Mosaikböden aus der Zeit der römischen Imperatoren. Aus dem 2. und 3. Jh. n. Chr., also aus der Blütezeit des Römischen Reichs, stammen Gefäße aus Keramik und Bronze, Münzen, bemalter Putz und Mosaike, Marmor- und Bronzestaturen, Gebäudereste und Steinmetzarbeiten, aus denen wir viel Interessantes über das Leben in der Stadt zur damaligen Zeit erfahren, Informationen über das römische Amphitheater, das am Hafen erbaut wurde, die Kulte, die Bedeutung der Schifffahrt. Auch einige herrliche römische domi sind zu besichtigen, wie etwa der Palazzo Diotallevi, mit einem großen Mosaikboden, in dem in der Mitte eine Herkulesfigur abgebildet ist (Hälfte des 2. Jh. n. Chr.). Oder das „Domus des Chirurgen“ (2.-3. Jh. n. Chr.), das ursprünglich am Meer lag. Hierbei handelt es sich um einen archäologischen Komplex, bei dessen Ausgrabungen unter anderem die bisher reichhaltigste und umfassendste chirurgische und pharmazeutische Ausrüstung aus der Römerzeit zu Tage kam, über 150 Teile, die alle im Museum 25 Oben Rimini, Stadtmuseum, Detail des Mosaiks im Palazzo Diotallevi. Unten Rimini, archäologischer Komplex des Domus des Chirurgen. ausgestellt sind. Zu didaktischen Zwecken wurde die Praxis und das Cubiculum des Arztes im Museum rekonstruiert, der in diesem Haus wohnte und praktizierte. Das Gebäude wurde wahrscheinlich Opfer eines Brandes im Zuge einer der ersten Angriffe der Barbaren (um die Hälfte des 3. Jh. n. Chr.). „Domus del Chirurgo” Die Überreste des „Domus des Chirurgen” sind heute in Piazza Ferrari, in der Nähe des Museums, für Besucher zugänglich. Die Gliederung des Grundrisses kann gut nachvollzogen werden: ein kleiner Eingang, der auf eine Stufe in einen Vorraum hinführt und ein interner Flur. An einer Seite öffnet sich ein wohl als Garten genutzter Freiraum, an der anderen Seite liegen diverse, durch Mauern begrenzte Räume. Die Wohnräume sind mit farbigen Fresken und geometrischen und figürlichen Bodenmosaiken verziert und umfassten ein Esszimmer (triclinium), ein Schlafzimmer (cubiculum) und zwei Wohnzimmer, von denen eines mit einem wunderbaren Mosaikboden mit der Darstellung Orpheus unter den Tieren versehen ist. Etwas abgelegener liegen die Haushaltsräume, wie etwa ein beheiztes Zimmer (Hypokaustum) und eine Latrine, im oberen Stockwerk die Küche und die Vorratskammer. Durch den unvermittelten Einsturz des Hauses blieben Einrichtung und Haushaltsutensilien erhalten und konnten unter den Trümmern geborgen werden. Zu den vielen beachtlichen Funden, wie farbige Fresken und bemalte Kassettendecken, ein raffiniertes Bild aus Glaspaste, ein Marmorbecken, Teile von Statuen, Geschirr, Lampen, ist besonders die chirurgische und pharmazeutische Ausrüstung zu erwähnen, die uns Aufschluss über den Beruf des letzten Bewohners gibt: mit Sicherheit ein sehr erfahrener und geschickter Arzt, der, wie es damals häufig geschah, wahrscheinlich in Griechenland ausgebildet wurde und aus dem Osten nach Ariminum kam. Die östliche Abstammung, die auch die Epikureische Gesinnung erahnen lässt, ist klar durch die griechischen Bezeichnungen nachgewiesen, mit denen die Kräutergefäße in der taberna medica beschriftet sind, aber auch durch den Namen des Arztes selbst, sehr wahrscheinlich Eutyches, den ein Patient im cubiculum an die Wand geschrieben haben muss. Die Besonderheit der im domus geborgenen Ausrüstung, die keine gynäkologischen Instrumente umfasst und zum Großteil für Knochenoperationen bestimmt war, ist ein absolut seltenes Instrument, das einzig und allein zum Herausziehen von Pfeilspitzen verwendet wurde. Dies lässt darauf schließen, dass dieser Arzt berufliche Erfahrungen bei den Soldaten gesammelt hat, vielleicht in einem der militärischen Valetudinaria, 27 Oben Rimini, archäologischer Komplex des Domus des Chirurgen, Mosaik mit Orpheus in der Taberna Medica (Detail). Unten Rimini, Stadtmuseum, Saal der Wandbehänge aus dem 17. Jahrhundert. die an den Grenzen des Reichs errichtet wurden und mit unseren heutigen Krankenhäusern vergleichbar sind. Kunstgeschichtliche Abteilung Im selben Gebäude, einem Palast aus dem 18. Jahrhundert, einem ehemaligen Jesuitenkloster (und anschließend städtisches Krankenhaus), befinden sich die Abteilungen Mittelalter und Neuzeit mit der umfassendsten und bedeutendsten Sammlung der Provinz, einer der wichtigsten der gesamten Region. Bilder und Skulpturen, Keramikgegenstände und Münzen, Inschriften und Gebäudefragmente aus der Stadt und dem Umland wurden hier zusammen getragen. Im so genannten Saal „des Gerichts“ ist ein großes Fresko aus dem 14. Jh., das Jüngste Gericht“ aus der Augustinuskirche San Giovanni Evangelista ausgestellt. Es handelt sich um eines der ältesten (um 1310) und wichtigsten Werke der Scuola riminese del Trecento, die in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts in der Emilia Romagna, in den Marken und in Venetien zu verzeichnen ist. Diese von Giotto beeinflusste Kunstwerkstatt, der Ende des 13. Jahrhunderts in Rimini für die Franziskaner gearbeitet hatte (im Malatesta-Tempel ist heute noch ein herrliches Kruzifix von ihm erhalten), brachte hervorragende Werke hervor, die heute in den bedeutendsten Museen der Welt stehen. Das Museum besitzt Werke von Giovanni, Giuliano und Pietro da Rimini, den drei bedeutsamsten Malern der „Werkstatt“, deren Erfolg mit dem Aufstieg der Malatesta zusammenfiel, der Adelsfamilie, die von Anfang des 14. Jh. bis Ende des 15. Jh. die Stadt beherrschte und ihre Macht auf die Marken und die Romagna ausdehnte. Wappen und Inschriften erzählen von dieser Familie, insbesondere von Sigismondo Pandolfo Malatesta (1417-1468), dem wir das Kastell Sigismondo und den berühmten Malatesta-Tempel verdanken. Hier ist die fast vollständige Münzserie aufbewahrt, die für ihn von Pisanello und Matteo de’ Pasti geschaffen wurde, eines der Hauptwerke dieses Kunsthandwerks, das zu Recht als eine Erfindung der Renaissance gelten kann. Ein aus dem Tempel stammender Giovane portastemma (Wappenträger) von Agostino di Duccio und die Pietà von Bellini aus dem Jahr 1470 sind weitere Schätze im Museum. Der Familie eines Neffen von Sigismondo, Pandolfo IV, letzter Herrscher von Rimini, verdanken wir die Altartafel mit den von den Malatesta verehrten Heiligen Vincent, Rochus und Sebastian, ein Werk des Domenico Ghirlandaio. Im 16. Jahrhundert verlor Rimini an Bedeutung und gehörte zunächst zu Valentino und Venedig, bevor die Stadt unter die direkte Herrschaft der Kirche fiel (1509). Nichtsdestotrotz wurden in jener Zeit einige wichtige Bauten und städtebauliche Werke geschaffen 28 Rimini, Stadtmuseum. Oben Giuliano da Rimini, Polyptychon mit der Krönung der Jungfrau, um 1315. Unten Giovanni Bellini, Pietà, um 1470. und dank Giorgio Vasari (in der Abtei von Scolca und in San Francesco, 1547 und 1548) sowie Paolo Veronese (Kirche San Giuliano, 1587-88) auch verschiedene Meisterwerke, aber auch Werke von weniger bekannten Künstlern, die im Museum ausgestellt sind. Im 17. Jh. wurden viele Kunstwerke aus Venetien eingeführt, wie etwa zwei herrliche Bilder von Francesco Maffei, und aus Bologna, unter anderem einige Meisterwerke von Simone Cantarini und Guercino, die im Museum hängen. Zur selben Zeit kamen jedoch auch zwei Maler aus der Gegend zu Ruhm: Guido Cagnacci (1601-1663) und Giovan Francesco Nagli, genannt Centino (um 1605- 1675). Eindringliche Bilder von Cagnacci hängen im Museum: Der Hl. Antonius Abbas und Die Berufung des Hl. Mattheus, eine Kleopatra und ein wunderschönes Porträt eines Arztmönchs; aber auch einige hingebungsvolle Gemälde und Altartafeln von Centino. Aus dem 17. Jh. stammt auch die traumhafte Wandteppichserie Geschichten über Semiramis, die in der Werkstatt von Michael Wauters in Antwerpen gefertigt wurde. Im Saal der Wandbehänge sind zudem vierundfünfzig Keramikgegenstände aus der Zeit zwischen dem 14. und 19. Jahrhundert ausgestellt, die größtenteils aus Werkstätten aus dem näheren Umland stammen. Ein Saal ist den Stilleben aus dem 17. und 18. Jahrhundert gewidmet, wobei besonders die Bilder des heimischen Malers und Mönchs Nicola Levoli (1729-1801) und des Faenzers Giovanni Rivalta (1756-1832) zu erwähnen sind. Das 18. Jahrhundert hat uns viele Werke von Künstlern aus Bologna und Rimini hinterlassen. Besondere Beachtung verdienen in diesem Zusammenhang vier Fresken mit Musizierenden Engeln von Vittorio M. Bigari (1722), die 1917 aus der Kuppel des Presbyteriums der Kirche San Giovanni Evangelista, der so genannten Augustinuskirche, abgetragen wurden. Aus dem 19. Jahrhundert finden wir im Museum Werke des Malers Guglielmo Bilancioni, des Bildhauers Romeo Pazzini und von weiteren lokalen Künstlern. Unter den ausgestellten Werken aus dem 20. Jh. wird besonders auf die Grafiken und Plakate des berühmten René Gruau hingewiesen, bürgerlicher Name Renato Zavagli Ricciardelli (1909-2004). 31 Museo della Città via L. Tonini, 1 - centro storico - Rimini tel. 0541 21482 - 0541 704421 musei@comune.rimini.it www.museicomunalirimini.it Rimini, Fellini-Museum, Ausstellungsdetails. Rimini Fellini-Museum Das Fellini-Museum, das mit diversen Exponaten an diesen großen Meister seines Fachs erinnert, ist eine Hommage an den beliebtesten und bekanntesten Regisseur der Welt, Federico Fellini. Regelmäßig finden hier auch temporäre Sonderausstellungen aus dem Fundus der Fellini-Stiftung statt - Filme, Schriften und Zeichnungen des Regisseurs, Szenenfotos, Fotografien und Grafiken, Szenenentwürfe, Kostüme, Preise und vieles Anderes im Zusammenhang mit dem Filmemacher aus Rimini. In den letzten Jahren fanden einige sehr eindrucksvolle und erfolgreiche thematische Ausstellungen statt, zum Beispiel: „“8 ½, Fellinis Reise” (2003), mit Fotos von Gideon Bachmann, „Giulietta, Portrait einer Schauspielerin” (2004), „Das Papierkino. Das Erbe von Fellini wird ausgestellt” (2004), “Fellini und seine Filme in der Zeichnungen aus der Kollektion Renzi” (2004), „Amarcord. Fantastisches Rimini” (2005), „Die Kunst Fellinis in der Sammlung Gèleng und in den Kostümen von D. Donati” (2005), „Tazio Secchiaroli. G. Mastorna, unvollendetes Werk” (2006). Das Archiv der Stiftung wird ständig durch weitere Grafiken, Fotos, Bildstreifen, Bücher und Reliquien erweitert und ergänzt. 2006 konnte sich die Stiftung eine berühmte Hinterlassenschaft von Fellini sichern, das „ Buch der Träume“, das die zwanzigjährige Geschichte seiner Traumhaften Arbeit enthält und von ihm selbst mit Texten und Zeichnungen illustriert wurde. Das Material der Stiftung wurde bei zahlreichen Anlässen in Italien und im Ausland ausgestellt (Seattle, New York, Stockholm, Oslo, Barcelona, Kopenhagen, Warschau, usw.). Museo Fellini via Nigra, 26 - Rimini tel. 0541 50085 - 0541 50303 fax 0541 57378 fondazione@federicofellini.it www.federicofellini.it 32 34 Rimini, Museum der Blicke, Ethnografische Sammlung, einer der Säle und ein Detail eines Funds im Amerika-Saal. Rimini Museo degli Sguardi (Museum der Blicke) Eines der interessantesten Museen nicht nur in Italien, wegen der Schönheit und Seltenheit der Exponate, die aus dem Erbe des 1972 gegründeten Museums für primitive Kunst - Sammlung „Dinz Rialto” des Forschers Delfino Dinz Rialto aus Padua stammen. Dieses Museum wurde zwischen 1975 und 1979 von der Stadt Rimini aufgekauft, hatte zunächst diverse Standorte und wurde im Laufe der Jahre um diverse Sammlungen erweitert (von Ugo Canepa aus Biella, von Bruno Fusconi aus Cesena, des Klosters Minori Conventuali aus Rimini). Im Dezember 2005 wurde die Ausstellung unter einem neuen Blickpunkt, wie schon die neue Bezeichnung sagt, völlig umgestaltet. Eine etwas andere Form der Präsentation, bei der die unvermeidlichen Lücken berücksichtigt werden, die die umfassende Sammlung trotz allem aufweist. Mehrere Tausend Exponate werden unter dem Blickwinkel des Menschen aus dem Westen im Zuge der Entdeckung Amerikas und weiterer ferner Länder dargestellt: mal erschüttert, mal fassungslos, überrascht oder neugierig, fasziniert oder hingerissen. Dieser Reaktion auf die verschiedenen außereuropäischen Kulturen wird in diesem Museum Raum geschaffen - mit Sicherheit eine Aufforderung, die Geschichte unter dem heutigen Gesichtspunkt aufrichtig zu reflektieren, um die Welt der „Anderen“, die „andersartigen Kulturen“, die einst so fern waren, heute aber unser aller Realität sind, besser zu verstehen. Zehn Ausstellungsräume umfasst dieses Museum, das in einem zauberhaften, eigens zu diesem Zweck restaurierten Gebäude aus dem 18. Jh. untergebracht ist. Dort befand sich früher das „Museum der Missionare delle Grazie“, direkt gegenüber der herrlichen Wallfahrtskirche Madonna delle Grazie, auf dem lieblichen Covignano Hügel. Die Sammlung umfasst wertvolle Funde aus China, Ozeanien, Afrika und Amerika. Besonders erwähnenswert sind ein raffiniertes chinesisches Gemälde aus dem 17. Jh., afrikanische Talismane und Masken, Werke der Maya und südamerikanische Textilien aus präkolumbischem Zeitalter. Im Erdgeschoss finden verschiedene temporäre Ausstellungen statt. 35 Museo degli Sguardi Villa Alvarado, via delle Grazie, 12 Covignano di Rimini tel. 0541 751224 - 0541 704421 0541 704426 fax 0541 704410 musei@comune.rimini.it www.museicomunalirimini.it Oben Rimini, FlugfahrtMuseum. Gesamtansicht. Unten Viserbella di Rimini, Fischerei- und Muschelmuseum. Arbeitsgeräte für die Küstenfischerei. Rimini Flugfahrt-Museum Der Flugfahrt-Museumspark wurde 1995 eingeweiht. Er erstreckt sich über eine Hügellandschaft mit über 100.000 m2 Ausstellungsfläche, auf der mehr als 50 Maschinen gezeigt werden. Ursprüngliches Anliegen dieses Museumsparks war zunächst die Erhaltung dieser historisch wichtigen Geräte, aber im Laufe der Jahre hat sich die Einrichtung als Kulturzentrum etabliert, in dem Kongresse, Diskussionen und Veranstaltungen abgehalten werden. Das erste Gebäude, auf das man in diesem Park stößt, ist das eigentliche FlugfahrtMuseum. Die moderne Halle im High Tech Design erstreckt sich über zwei Stockwerke, in denen seltene und einmalige Stücke zu sehen sind: Uniformen und Anzüge der Piloten und Techniker ab Anfang des 20. Jh. bis zu den Dienstanzügen der heutigen „Frecce Tricolori“, F-104 und Tornado - Piloten. Die Herkunft ist jeweils durch Fotos dokumentiert, die die Soldaten bei den diversen Anlässen in den ausgestellten Uniformen zeigen. Im großen Kellerbereich sind Hunderte von Auszeichnungen, Orden und Medaillen zu sehen, die berühmten Persönlichkeiten, wie Gabriele d’Annunzio, Aldo Finzi, Benito Mussolini, Italo Balbo und anderen gehörten. Neben diesem Originalmaterial sind die Fotografien bzw. ModellRekonstruktionen der nicht mehr erhaltenen Flugzeuge ausgestellt. Ebenfalls als Modell nachgebildet ist ein großartiges Szenarium mit den wichtigsten Phasen (Start und Landung) der weltbekannten Siai SM.55, die berühmten Flugzeuge, die in den 30er Jahren mit dem abenteuerlichen Überflug des Atlantischen Ozeans, von Orbetello über Irland, Island, den Nordpol und Kanada bis zum Michigansee bei Chicago Italien zu Ruhm kamen. Außerhalb der Ausstellungshalle können historische Flugzeuge, Luftabwehrwaffen und Flugmotoren bewundert werden, von Längs-, Radial- und Boxermotoren (Hubschrauber) bis hin zu verschiedenen Turbinen. Diverse Serviceeinrichtungen, wie Radarstationen, Brandschutzlaster, Sauerstoffgeräte ergänzen die Ausstellung. Museo dell’Aviazione via S. Aquilina, 58 Superstrada Rimini-San Marino Km. 8.500 - Rimini tel. 0541 756696 fax 0541 905148 info@museoaviazione.com www.museoaviazione.com 36 Viserbella di Rimini Fischerei- und Muschelmuseum Dieses nostalgische, suggestive Museum ist eine Hommage an das Meer und das Leben der einheimischen Fischer. Wir verdanken dieses Museum einigen Seeleuten, die die Erinnerung an die Fischerei, wie sie noch bis vor einigen Jahrzehnten betrieben wurde, erhalten wollten. Mit Leidenschaft und unter persönlichem Einsatz wurde zunächst der Kulturverein E scaion ins Leben gerufen (mundartliche Bezeichnung eines Geräts für die Muschelfischerei), dann das Museum geschaffen. Boote und Bootsteile, Angel- und Fischereiausrüstungen, Schiffsbauutensilien, Bootsausrüstungen, Gegenstände aus dem Alltag, Modelle, Fotos und Filmmaterial dokumentieren eine Welt, die heute verschwunden ist und tragen dazu bei, die Erinnerung an diese ehemals eingeschworene Gemeinschaft der Küstenfischer wach zu halten, die sich bis in die Nachkriegszeit hinein, also bis zum Ausbruch der Tourismusindustrie, hier auf diese Weise selbst versorgten. Die umfangreiche, vielfältige Sammlung ist in den Räumen des ehemaligen Schulgebäudes untergebracht. Ein Besuch ist schon allein deshalb faszinierend, weil der Rundgang durch die freiwilligen Mitarbeiter betreut wird, die die Geschichte der ausgestellten Objekte anhand selbst erlebter, leidenschaftlicher Erzählungen wieder aufleben lassen. Das 1999 gegründete Museum, das sich als „offenes Museum“ versteht, wird ständig durch weitere Funde und Exponate ergänzt. Besonders bemerkenswert ist die beachtliche Muschelsammlung (von Andrea Capici aus Ancona) mit über achttausend Exemplaren, darunter einige äußerst seltene Stücke und zahlreiche Arten aus dem gesamten Mittelmeerraum. Die Klassifizierung erfolgte durch das Institut für Zoologie der Universität Bologna und dies ist mit der Grund dafür, dass die Sammlung solch große Anziehungskraft auf Liebhaber und Wissenschaftler ausübt. Im Freien sind einige typische Boote aus der Riviera von Rimini zu sehen: die „battana”, der „battanino”, der „beccaccino” und der traditionelle „Moscone“, Boote, die es heute längst nicht mehr gibt. Seit 2010 hat das Museum auch eine Fossilienabteilung mit sehr interessanten und seltenen Stücken. Museo della Piccola Pesca e delle Conchiglie via Minguzzi, 7 - Viserbella di Rimini tel. 0541 721060 - 0541 722185 fax 0541 721060 museoescaion@yahoo.it www.escaion.it 38 Riccione Landesmuseum Dieses Museum vermittelt dem Besucher die Grundkenntnisse über die Entwicklung des gesamten Umlands von Rimini, insbesondere des Conca-Tals, an dessen nördlichen Ausläufern Riccione liegt. In den 60er Jahren wurde das Material von einer Gruppe Interessierter in der Bibliothek zusammen getragen und in den 90er Jahren definitiv im modernen und didaktisch hervorragend strukturierten Mehrzweckzentrum „Centro della Pesa” untergebracht. Sechs Abteilungen umfassen interessante paläontologische und archäologische Funde. In einer Abteilung ist die geologische Situation anhand von Zeichnungen und Modellen dargestellt, um die komplizierte geologische Entwicklungsgeschichte des Gebiets zu verdeutlichen. Die heutige Landschaft ist das Ergebnis einer Überlagerung von Felsen, die vor Millionen von Jahren aus dem Meer nach oben kamen. Felsverschiebungen auf Lehmschichten und die Herausbildung von Klüften, Wasserläufen und Erosion erklären die heutige Gestalt des aus dem Wasser entstandenen Landes. Felsstücke, Mineralien und Fossilien von Tieren und Pflanzen dokumentieren die Evolution, die sich über Tausende von Jahren hinzog, bis zur Entwicklung der großen Säugetiere, beispielsweise Elefanten oder Mammuts, die auch in dieser Gegend lebten, wie die riesigen Backen- und Stoßzähne beweisen, die hier gefunden wurden, aber auch der prähistorische Bison, von dem Schädelteile, Kiefer und verschiedene Knochen erhalten sind, die die Rekonstruktion des Skeletts ermöglichten. Aber auch andere Tiere waren hier ansässig, wie Riesenhirsche, Bären, Nashörner, Biber und viele andere. In einem Diorama ist das Szenarium des Conca-Tals vor 200.000 bis 100.000 Jahren dargestellt, mit einem großen See und verschiedenen Sumpfgebieten, in denen bereits seit Urzeiten Menschen siedelten. Dank archäologischer Forschungen und zufälliger Funde konnten die ersten Spuren ab der frühen Steinzeit dokumentiert werden: zunächst grob gehauene, später mit gewissem Geschick behauene Steine, die menschliches Leben in dieser im Vergleich zu heute so völlig anderen Umgebung nachweisen, als die Landschaft noch durch Seen, Sümpfe und wildwüchsige Vegetation gekennzeichnet war. Das Museum zeigt Steinfunde aus Alt- und Jungsteinzeit, die aus dem ganzen Tal stammen (Riccione, Misano, Morciano, Montefiore). Die Jungsteinzeit, Mittelsteinzeit, Kupfersteinzeit, Bronze- und Eisenzeit deckt eine weitere Abteilung mit sehr interessanten Stein-, Metall- und Keramikfunden ab, unter anderem werden Äxte, Messer, Pfeilspitzen, Nadeln und Töpferwaren gezeigt. Unter den Funden aus dem anschließenden Zeitalter sind wegen ihrer Seltenheit einige Fragmente griechischer Keramiken aus dem 5. Jh. zu erwähnen, 39 40 Riccione, Landesmuseum. Oben Attisches Gefäß mit roten Figuren und Kauz. Unten links Grabschacht in der Nekropole Via Flaminia (I. Jh. n. Chr.). Unten rechts Amphorenfragment, Schalen, Tränengefäße, Lampen aus der Nekropole. die in Morciano und Misano gefunden wurden und die damaligen Kontakte zu Griechenland bestätigen. Funde in Misano aus einem gallischen Grab aus dem 3. Jh. zeugen davon, dass hier die keltische Kultur trotz der fortschreitenden Romanisierung noch überlebt hatte. In der Abteilung über die Eroberung und Kolonisation durch Rom sind Fundstücke aus dem 3. Jh. v. Chr. bis zum 3. Jh. n. Chr. ausgestellt, als die Römer, nach der Gründung der Kolonie Ariminum (268 v. Chr.) und der Zuteilung des Gebiets, die Gallier definitiv überwältigten. Da es sich um ein Grenzgebiet handelte, durch das sich die Via Flaminia zog (220 v. Chr.), entstanden hier übers Land verstreute einzelne Gebäude, Bauernhöfe und Landvillen. Aus ca. 50 Ausgrabungsstellen wurde Material heran geschafft: Geschirr, Cotto- und Mosaikböden, bemalter Putz, geprägte Ziegel und weitere Tongegenstände, die in den zahlreichen kleinen und größeren Brennöfen in der Gegend gefertigt wurden. Die bedeutendste Siedlung lag bei San Lorenzo in Strada, wo Wohngebäude und Werkstätten ausgegraben wurden (vor Ort zu besichtigen) sowie eine Totenstadt, ein Brennofen und ein Sakralgebäude. 41 Museo del Territorio Centro Culturale della Pesa via Lazio, 10 - Riccione tel. 0541 600113 museo@comune.riccione.rn.it www.comune.riccione.rn.it Riccione, Galerie für moderne und zeitgenössische Kunst Villa Franceschi. Oben Außenansicht der Villa. Unten Detail eines Saals. Riccione Galerie für moderne und zeitgenössische Kunst Villa Franceschi Eine der schönsten historischen Villen in Riccione wurde zu diesem besonders interessanten Museum für zeitgenössische Kunst umgestaltet. Seit 2005 werden dem Publikum hier in zwei verschiedenen Abteilungen bedeutende Werke gezeigt, zeitweise auch temporäre Ausstellungen nationaler und internationaler zeitgenössischer Künstler. Die erste Abteilung umfasst über 250 Gemälde und Grafiken, die der Stadt Riccione gehören und im Zusammenhang mit der Entwicklung des Tourismus zu sehen sind. Im Zuge zahlreicher Veranstaltungen und Ausstellungen konnten viele Bilder erworben werden, aber auch anlässlich der Preise, die zwischen 1947 und 1955 unter der Schirmherrschaft des Tourismusreferats verliehen wurden, das in jener Zeit Ausstellungen bekannter Künstler aus dem 20. Jh. für die Urlauber organisierte. Teil dieser Abteilung ist auch die Schenkung des Malers Maceo Casadei, gebürtig in Forlì, aber häufiger Gast in Riccione. Die zweite Abteilung, die seit 1998 besteht, ist Eigentum der Region Emilia Romagna. Neunundfünfzig Werke wurden 1973 anlässlich einer Initiative zur Unterstützung der Stiftung des Schriftstellers Gaetano Arcangeli zwei Jahre zuvor in Bologna erworben. Hierbei handelt es sich um Werke, die typisch für die künstlerischen Strömungen in der Nachkriegszeit Italiens sind, insbesondere für die Kunstszene in Bologna, die dank der Familie Arcangeli besonders rührig war und Anziehungspunkt für all diejenigen wurde, die sich für das Abenteuer Kunst interessierten. Hier können die wichtigsten künstlerischen Strömungen Italiens nachvollzogen werden: Neorealismus und abstrakte Kunst, sowie der so genannte „letzte Naturalismus“, Kunstrichtungen, bei denen die Anschauungen der Maler zwischen realistischer und abstrakter Betrachtungsweise der Vergangenheit zwar auseinander gingen, jedoch immer in die Zukunft gerichtet waren. Der Bereich der Dauerausstellung umfasst ca. 50 Werke aus dem Fundus der Stadt und der Region. Unter anderem finden wir Werke von Alberto Burri, Enrico Baj, Mattia Moreni, Mario Schifano, Pompilio Mandelli, Alberto Sughi, Concetto Pozzati, Vincenzo Satta, Virgilio Guidi, Renato Birolli, Ennio Morlotti, Maceo Casadei, Bruno Ceccobelli, Gian Marco Montesano. Arrangiert ist die Sammlung in der Villa der Familie Franceschi aus Bologna, die 1953 von Frau Zugno, der Witwe Francheschis, der Stadt vermacht wurde. Das elegante, bis ins letzte Detail harmonisch proportionierte Gebäude wurde als Museum umgebaut, wobei jedoch das ursprüngliche 42 43 Erscheinungsbild voll erhalten blieb. Somit ist die Villa ein bezeichnendes Beispiel für die für das damalige Europa typischen eklektischen Ferienhäuser aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts in Riccione. Dieses wunderschöne Jugendstilgebäude bildet nicht nur einfach den Hintergrund für die Ausstellung, sondern ist komplementär zu den ausgestellten Objekten zu verstehen. Schon allein die geschichtliche Bedeutung der Villa für die Identitätsbildung der Stadt schließt aus, dass es sich hier nur um ein reines Szenarium handelt - selbst die Originalmöblierung und die Gemälde sind Ausdruck des Lebensstils um die „Jahrhundertwende“. Zu den wertvollsten Stücken zählt die Perspektivische Darstellung des Entwurfs für den Hof des Palazzo Banzi in Bologna aus dem Jahr 1757, angefertigt vom bekannten Maler Mauro Tesi, ein seltenes Dokument aus der szenografischen Tradition des 18. Jh. Hervorzuheben sind zudem ein großformatiges Gemälde von Raffaele Faccioli aus Bologna, eine Landschaft mit Ausflug im Boot sowie drei Portraits, ausgeführt Anfang der 30er Jahre von Amleto Montevecchi aus Imola. Galleria d’Arte Moderna e Contemporanea Villa Franceschi via Gorizia, 2 - Riccione tel. 0541 693534 museo@comune.riccione.rn.it www.villafranceschi.it 44 Cattolica Museum der Königin Ein modernes Museum, das von der Didaktik her hervorragend konzipiert ist. In der Archäologischen Abteilung wird die Rolle der Stadt Cattolica zu Zeiten der Römer gewürdigt. Die damals noch kleine Ansiedlung lag an der Via Flaminia, genau auf halber Strecke zwischen Rimini und Pesaro, und war eine Art Poststation (mansio) mit Herberge, an der Durchreisende ihre Pferde unterstellen und wechseln konnten. Diese Theorie ist auch angesichts der neueren Geschichte interessant, denn Cattolica wurde ab Ende des 16. Jh. als „Stadtteil der Gasthäuser für Durchreisende“ bezeichnet (Leandro Alberti). Die Ausgrabungen aus dem Jahr 1966 und den anschließenden Jahren wurden hier zusammen getragen und sind entsprechend erklärt. Zunächst werden die Bedeutung der Via Flaminia die Organisation der mansio behandelt. Dann folgt die hochinteressante, sachliche Darstellung der verschiedenen archäologischen Schichten mit verschiedenen Fundstücken aus einem römischen Brunnen, der 1997-98 in der Gegend des Marktplatzes entdeckt wurde - eine reichhaltige Sammlung alter Keramiken aus der Zeit zwischen dem 1. Jh. v. Chr. und dem 9. Jh. n. Chr. sowie diverse Münzen. Ein Bereich ist dem domus gewidmet. Hier geht es um die Aufteilung des Grundrisses, die Baumethoden und Werkstoffe, Dekorationen und Einrichtung. aber auch um das Leben im Alltag, die Körperpflege und den Handel. Besonders bemerkenswert sind die ausgestellten Lampen und Amphoren. Vor Kurzem kamen in der archäologischen Abteilung weitere Keramikgegenstände hinzu (griechisch-italische Amphoren, Mörser, große Vorratsbehälter, Dachziegel, Tonzeug), die beim Umbau des Hafens (2004) ausgegraben wurden. Dadurch ist belegt, dass der Hafen bereits im 3. Jh. v. Chr. das Inland versorgte. Das Museum gibt zudem einige aufschlussreiche Informationen über die neuere Geschichte der Stadt, von der Legende der „versunkenen Stadt“ bis zur Gründung der modernen Siedlung (1271), den Ursprung des heutigen Namens und die unterirdischen Gänge unter den Wohnhäusern. Kürzlich kam eine interessante Stele aus Daunien hinzu (datiert auf das 6. Jh. v. Chr.), die sonderbarer Weise aus Apulien nach Cattolica gelangte. An der Fundstelle kamen die äußerst aufschlussreichen Überreste einer Siedlung aus der Bronzezeit zum Vorschein (ca. 2000-1700 v. Chr.): eine der sehr wenigen, aber auch eine der komplexesten bisher bekannten Siedlungen aus dieser Zeit in der Romagna. Das Obergeschoss des Gebäudes, eines ehemaligen PilgerKrankenhauses von 1584, das in den 30er Jahren des 20. Jh. restauriert wurde, ist der Marine an der Adria gewidmet. Hier geht es um das Leben am und auf dem Meer, vor allem in Cattolica. Die Ausstellung geht auf die Schau Boote und Leute 45 Cattolica, Museum der Königin. Oben Archäologische Abteilung. Unten Marine-Abteilung, Schiffsmodelle aus der Adria. an der Adria 1400-1900 zurück, die 1985 vom Kulturzentrum Cattolica und dem Institut für Denkmalschutz der Emilia Romagna veranstaltet wurde. Der ursprünglichen Sammlung kamen im Laufe der Zeit weitere Funde, ikonografische Dokumente und diverse Exponate hinzu, Fotos, Grafiken, kleinere und größere Modelle, Utensilien, Ausrüstungen und Teile von Booten. In einem der Räume dieser Abteilung wird die Geschichte des Hafens erklärt, der trotz der uralten Fischertradition des Ortes erst 1853 errichtet wurde, weil Rimini die Konkurrenz des nahen Cattolicas fürchtete und sich dem Bau eines Hafens dort lange Zeit entgegen stellte. In den anderen Räumen stehen die Boote an der Adria im Mittelpunkt, das heißt, Entwürfe und Bootsbau, Werftausrüstungen und die Boote selbst. Besonders erklärt werden auch die verschiedenen Fischereimethoden und die entsprechenden Ausrüstungen bis zur Einführung der Motoren, die mit der Fischerei und dem Handel zusammen hängenden Probleme, das Leben der Seemänner und ihrer Frauen, ihr soziales und religiöses Leben im Zusammenhang mit der Geschichte der Stadt. Museo della Regina via Pascoli, 23 - Cattolica tel. 0541 966577 fax 0541 967803 museo@cattolica.net www.cattolica.net 46 47 Bellaria Igea Marina, „Das rote Haus von Alfredo Panzini“. Innen- und Außenansicht des Museums. Bellaria Igea Marina Museum „Das Rote Haus von Alfredo Panzini” Das Rote Haus steht auf einer Sanddüne und vor langer Zeit konnte man von den Fenstern aus bis aufs Meer und die Hügel der Romagna schauen. Heute liegt das Haus in einem dicht bebauten Gebiet zwischen Eisenbahn und Park. Das Meer ist zwar nicht weit, aber man sieht es nicht mehr. Das ist die Villa aus dem Jahr 1909, in der der Schriftsteller Alfredo Panzini (Senigallia 1863 - Rom 1939) einen Großteil seiner Zeit mit seiner Familie verbrachte, vor allem im Sommer. Ein Treffpunkt für Freunde und literarisch Interessierte, für den Besitzer selbst ein privilegierter Aussichtspunkt, von dem aus er die bäuerliche Welt beobachten konnte, die in seine Erzählungen einfloss. Das Haus war lange Zeit unbewohnt, bis es schließlich hervorragend restauriert und ausgestattet 2007 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Die Zimmer, in denen der Schriftsteller lebte, wurden wieder zum Leben erweckt. Am Eingang wird der Besucher mit Segeln empfangen, auf denen die handschriftlichen Worte des Dichters den Wind in Richtung Erinnerung treiben lassen. Das berühmte Fahrrad steht dort - der nüchterne Opel - aus La Lanterna di Diogene (Die Laterne des Diogenes) und aus den Ausflügen aufs Land. Im Obergeschoss liegt das Schlafzimmer mit Nachttischen, Schrank und Sesseln. Auch das raffiniert gestaltete Bad ist sehenswert. Und natürlich das Studio, heute ein Ausstellungsraum, mit dem Schreibtisch, den vielen Schubladen und Manuskripten. Auch das Haus an sich ist sehenswert mit seinen Resten eingefasster Keramikplatten mit den Titeln der Hauptwerke von Panzini. Auf der Seite der Eisenbahn liegt ein Brunnen und über einen kleinen Weg gelangt man zum kleinen Gästehaus, dem „Denkraum“. Immer noch ist das Häuschen von einem Garten mit mediterraner Vegetation umgeben, während die Gebäude an der anderen Seite des Grabens (heute restauriert und Teil des Museums) zum Gehöft des Pächters Finotti gehörten, das Wohnhaus, ein Stall und ein Schuppen für die Kutsche. Im Erdgeschoss liegen Esszimmer und Wohnzimmer, in dem ein Möbelstück einen kleinen Aufzug verbirgt, mit dem das Essen aus der Küche im Untergeschoss nach oben befördert wurde. Decken und Wände sind mit „a secco“ Dekorationen versehen, in denen der Schriftzug „Stracci“ (Lumpen) dominiert, wie es der Dichter wollte. Museo “La Casa Rossa di Alfredo Panzini” via Pisino, 1 - Bellaria Igea Marina tel. 0541 343746 - 0541 343747 fax 0541 345844 g.gori@comune.bellaria-igea-marina.rn.it www.comune.bellaria-igea-marina.rn.it 48 49 KAPITEL 3 MALATESTA & MONTEFELTRO 50 Santarcangelo di Romagna MUSAS Museum für Geschichte und Archäologie Dieses Museum, das der Ärchäologie und Kunst im Gebiet um Santarcangelo gewidmet ist, erstreckt sich über die fünf Ebenen des antiken Palazzo Cenci, im oberen Teil der reizenden Altstadt gelegen. Die Archäologische Abteilung beschäftigt sich vor allem mit der Arbeit in den römischen Brennöfen, die in diesem Gebiet dank der Fülle an Lehmvorkommen und Holz eine besondere Bedeutung annahm. Nicht nur Ziegel, sondern auch Gefäße für den Haushalt und die Landwirtschaft wurden hier gebrannt. Anhand der Ausgrabungen geht man heute davon aus, dass es sich um sehr komplexe Einrichtungen handelte, fast schon ein „Industriezentrum“ oder ein spezialisiertes „Gewerbegebiet“. Deshalb wird im Museum eine naturgetreue Nachbildung eines solchen Brennofens gezeigt, in der die Bauweise, die sich im Laufe der Jahrhunderte praktisch kaum verändert hat, veranschaulicht wird. Für die Produktion typische Gegenstände, wie Dolien, Amphoren, Töpfe und Lampen sind in Vitrinen ausgestellt. Die Tonindustrie im Gebiet um Santarcangelo hatte sich anscheinend besonderes im Zusammenhang mit der lokalen Produktion von Getreide und Wein herausgebildet, der bereits damals in den von einzelnen Bauernhäusern durchzogenen Ebenen und an den Hügeln des Marecchia-Tals intensiv angebaut wurde. Aus diesen Bauernhäusern stammen die verschiedenen Exponate, anhand derer wir uns den Alltag auf dem Land vorstellen können, das häusliche Leben, die Gläubigkeit, den Totenkult. Dieses Land war lange vor der römischen Kolonisation von Menschen bewohnt und auch aus jener Zeit sind zahlreiche Funde erhalten, die nach Herkunft und chronologischer Abfolge geordnet im Raum über die Vor- und Frühgeschichte ausgestellt sind. Im nächsten Stock geht es in die Abteilung Mittelalter und Geschichte der Neuzeit. Das mittelalterliche und moderne Santarcangelo entstand auf dem Jupiter-Hügel, um eine seit dem 12. Jh. belegte Festung, die anschließend von der papsttreuen Adelsfamilie Malatesta ausgebaut und genutzt wurde. Das heutige Erscheinungsbild der Stadt ist anhand eines Modells dargestellt. Verschiedene Tafeln zeigen die Entwicklungsgeschichte und die wichtigsten Bauwerke: die noch heute erhaltene Pfarrkirche aus dem 6. Jh., die Burg der Malatesta und die mysteriösen, eindrucksvollen Tuffsteingrotten, die den ganzen Hügel durchziehen. Viele Kunstwerke und Gegenstände, einige von großem Wert, sind an den Wänden dieser Abteilung zu sehen. Aus der ehemaligen, heute zerstörten Kirche des Hl. Franziskus, eines gotischer Baus, der auf der heutigen Piazza Ganganelli stand, stammen die beiden Hauptwerke des Museums: der Flügelaltar des venezianischen Malers Jacobello di Bonomo aus dem Jahr 1385, von dem 51 52 Santarcangelo di Romagna, MET Museum für Geschichte und Archäologie. Oben Jacobello di Bonomo, Polyptychon (1385). Unten links Tonlampen. Unten rechts Bronzestatue von Harpokrates, II. Jh. n. Chr. auch die konstruktiven Teile noch perfekt erhalten sind, und das Tafelgemälde Madonna mit dem Kinde zwischen dem Hl. Franziskus und dem Hl. Georg, 1531 von dem Maler Luca Longhi aus Ravenna im Auftrag von Antonello Zampeschi geschaffen, einem der Feudalherren von Santarcangelo, der betend zu Füßen der Hl. Jungfrau dargestellt ist. Im Raum über das 17. Jh. ist unter anderem das Gemälde Madonna mit dem Kinde des noch jugendlichen Guido Cagnacci zu sehen, 1601 in Santarcangelo geboren und 1663 in Wien verstorben. Ein weiterer Raum ist Papst Clemens Ganganelli XIV gewidmet, der 1705 in Santarcangelo geboren wurde: Portraits und Geschenkgaben des Papstes an die Ordensbrüder, darunter ein Kelch aus vergoldetem Silber, das Originalmodell des Bogens, der zu seinen Ehren erbaut wurde und des nie fertig gestellten Platzes, auf dem der Bogen stehen sollte - beide 1777 vom Architekten Cosimo Morelli entworfen. 53 MUSAS Museo Storico Archeologico via Della Costa, 26 Santarcangelo di Romagna tel. 0541 625212 - 0541 624703 fax 0541 625212 met@metweb.org www.metweb.org Santarcangelo di Romagna, MET Volks- und Heimatkundemuseum der Romagna. Oben Wand mit „caveje”. Unten links Ein Saal des Museums. Unten rechts Hl. Antonius Abbas, Detail einer Ochsendecke. Santarcangelo di Romagna MET Volks- und Heimatkundemuseum der Romagna Eines der wichtigsten ethnografischen Museen der Region, das für sein Konzept und seine didaktische Arbeit bereits viele Auszeichnungen erhalten hat. Es handelt sich um eines der ersten Museen dieser Art in der Region, das bereits 1971 ein wissenschaftliches und didaktisches, vor allem an Schulen gerichtetes Konzept entwickelte und umsetzte und damit zum Vorbild für andere ethnografische und anthropologische Museen im Allgemeinen wurde. 2001 feierte das MET sein dreißigjähriges Jubiläum und somit seine eigene Geschichte, mit der seit 1971 die kulturelle Identität und die Traditionen der Menschen in diesem Raum dem Publikum nahe gebracht wird. Das Museum wurde in einem Gebiet geschaffen, das für das bäuerliche Leben und das Universum, das den Kontext dafür bildete, besonders wichtig war. Märkte, Dorffeste, Traditionen und Bräuche nahmen in diesem Teil der Region einen wichtigen Raum ein und noch heute finden hier die größten Messeveranstaltungen statt. Der Entstehungshintergrund des Museums ist die Notwendigkeit, diese kulturelle, wirtschaftliche und gesellschaftliche Zentralität der gesamten Romagna nicht zu verlieren. Hier wurden die Erinnerungen der Menschen aus der Romagna, insbesondere der Bevölkerung im Raum Rimini und Cesena, zusammen getragen. Nach zehn Jahren Vorarbeit wurde das Museum 1981 in einem Gebäude aus dem Jahr 1924 eröffnet, dem ehemaligen städtischen Schlachthof. Im Laufe der Jahre wurde die Sammlung durch neue Stücke und immer mehr Eindrücke bereichert. Ausgestellt sind Gegenstände und Utensilien aus dem Leben und der Arbeit der ländlichen Bevölkerung, wobei die Landwirtschaft und das Handwerk im Mittelpunkt stehen. Alle Exponate sind thematisch so angeordnet, dass die Erinnerung an Tätigkeiten, materielle und symbolische Gesten und altes Wissen vor unseren Augen lebendig wird, damit dieser Teil der Geschichte, der noch gar nicht so lange her ist, nicht in Vergessenheit gerät. In den verschiedenen Abteilungen geht es um die Landwirtschaft, den Zyklus des Getreideanbaus, die Arbeit in den Mühlen, die Fertigung und Dekoration von Textilien, die Weinherstellung, den bäuerlichen Alltag und einige Handwerke, wie die Herstellung von Ofenblechen für die „Piada“, das Schusterhandwerk, die Arbeit des Schmieds und des Hufschmieds. Besonders bemerkenswert ist die „Caveja“ - Sammlung, die etwa hundert Stücke aus dem 16. bis 20. Jahrhundert umfasst. Hierbei handelt es sich um einen schmiedeeisernen Pflock, häufig fein bearbeitet und verziert, mit dem das Joch der Ochsen an der Deichsel des Wagens arretiert 54 55 Santarcangelo di Romagna, MET Volks- und Heimatkundemuseum der Romagna. Oben Ausstellungssaal der Abteilung Müllereitechnologie. Unten Ein Saal der Abteilung Landwirtschaft. wurde. In der Romagna ist dieser Pflock im oberen Bereich mit der so genannten Pagella versehen, ein häufig raffiniert verarbeiteter Aufsatz mit einem oder zwei Ringen, die bei jeder Bewegung klappern. Art, Umfang und Vielfalt der zusammen getragenen Gegenstände sind beeindruckend: kleine, handliche Utensilien, vom Spaten bis zum Pflug, vom Webstuhl bis zu einer sehr interessanten und außergewöhnlichen Marionettensammlung, aber auch große, unterschiedlich gestaltete Wagen und imposante landwirtschaftliche Maschinen, die verständlich machen, dass die Arbeit der Bauern auf dem Land überaus hart war, auch als die ersten Maschinen auftauchten. Funktion und Bedeutung der ausgestellten Objekte sind anhand von Beschreibungen, Fotos, Modellen und Grafiken erklärt. Eine Fachbibliothek und ein umfassendes Archiv mit Dokumenten und Fotos ergänzen das Museum. In den großzügigen Freibereichen um das Gebäude findet beispielsweise das traditionelle Marionettentheater statt, aber auch verschiedene didaktische Aktivitäten und Lernwerkstätten, auf die besonders Wert gelegt wird. Teil des Museums ist auch das Ethnografische Zentrum für Forschung und Dokumentation (C.E.R.D.), das 1985 zur Förderung und Koordination der Forschungsarbeiten, Studien und wissenschaftlichen Dokumentation des Museums gegründet wurde: wichtige Bereiche des Zentrums sind die Fachbibliothek „Paolo Toschi”, die Archive und die fotografische Sammlung. MET Museo degli Usi e Costumi della Gente di Romagna via Montevecchi, 41 Santarcangelo di Romagna tel. 0541 326206 - 0541 624703 fax 0541 622074 met@metweb.org www.metweb.org 56 57 Poggio Berni, Museum „Sapignoli-Mühle“. Oben Außenansicht. Unten Maschinenraum. Poggio Berni Museum „Sapignoli - Mühle” Die wunderschön gelegene Sapignoli - Mühle ist zweifelsohne einen Besuch wert. Das Museum ist von einem über 5000 Quadratmetern großen Park umgeben. Die ehemaligen Räumlichkeiten der Mühle sind noch voll intakt. Im Erdgeschoss betritt der Besucher den herrlichen Maschinenraum, ca. 50 Quadratmeter groß, in dem noch heute Getreide zu Mehl zermahlen wird - ein faszinierendes Erlebnis. In der restaurierten Mühle ist die Atmosphäre aus alten Zeiten zu spüren, denn alles hier ist von der Arbeit und der Kunst der Müllerei durchdrungen. Aber das ist noch nicht alles. Auf Ausstellungstafeln, in gefilmten Interviews und Landschaftsaufnahmen, aber auch anhand von Originalgegenständen wird das gesamte Mühlensystem des Marecchia - Tals vermittelt. In der Volkstradition waren Mühlen nicht nur Produktionsstätten schlechthin, sondern auch geheimnisvolle Orte. Die Zielsetzung dieser Museumseinrichtung ist deshalb, den ethnografischen Hintergrund der Mühlentradition zu veranschaulichen, die Besucher zum Nachdenken über diese Arbeitserfahrung, aber auch über dieses existentielle Erlebnis anzuregen und die Erinnerung an das antike Poggio Berni wach zu rufen, das bereits die Kornkammer der Malatesta war. Ein kleines, vollendetes Kulturzentrum, denn zusätzlich zum Museumsbereich im Erdgeschoss und zum Freibereich, wo der perfekt erhaltene Wassergraben „Viserba” zu sehen ist, der die Sapignoli-Mühle und viele weitere Mühlen entlang des Marecchias antrieb, befindet sich im Obergeschoss die Gemeindebibliothek „Pio Campidelli”. Die Betreiber hatten von Anfang an den Ansatz, ein lebendiges Museum zu schaffen. Dies gelang ihnen mit der Umsetzung verschiedener Lernwerkstätten für Schulen, wie „Die sprechende Mühle, mahlen und erzählen“, in der Kenntnisse über Land und Leute vermittelt werden, oder „Der Zyklus des Brots“ und „Die Mühle und die Kobolde“. Museo “Mulino Sapignoli” via Santarcangiolese, 4631 - Poggio Berni tel. 0541 629701 s.amati@comune.poggio-berni.rn.it pbbiblio@tin.it www.comune.poggio-berni.rn.it 58 59 Verucchio, Städtisches Archäologiemuseum. Oben Bronze-Dreibein aus der Nekropole Lippi. Unten Goldklinge und Bronze-Situla aus der Nekropole Lippi. Verucchio Städtisches Archäologiemuseum Ein Museum, das von der Fülle, Schönheit, Seltenheit und Originalität der Exponate her wirklich außerordentlich ist. Aber natürlich vor allem wegen der geschichtlich-archäologischen Bedeutung der Stücke, die vor Ort gefunden wurden und eine blühende, raffinierte Zivilisation im Raum Villanova Verucchio aufzeigen, der so genannten Villanova-Verucchio-Kultur. Hierbei handelt es sich um eine eisenzeitliche, geheimnisvolle und faszinierende Kultur, die im Gebiet Verucchio zwischen dem 9. und 12. Jh. v. Chr. ihre Blütezeit hatte. Der heutige Name Villanovakultur wurde Ende des 19. Jh. geprägt, als man Beziehungen zwischen den hier ausgegrabenen Funden und den 1858 in Villanova bei Bologna entdeckten Stücken feststellte. Uralte Fundstücke, die bereits im 17. Jh. erstmals erwähnt wurden, bis man sie schließlich im 18. und 19. Jahrhundert als Sammlung zusammen trug. Jedoch erst Ende des 19. Jh. (1893) erfolgten die ersten offiziellen Ausgrabungen, bei der ein Gräberfeld zu Tage trat, einschließlich einer Fülle kostbarer Grabbeigaben aus Bernstein, Gold und Silber. Die Ausgrabungen wurden im Laufe des letzten Jahrhunderts mehrere Male wieder aufgenommen und sind bis heute nicht abgeschlossen. Verschiedene Gräberfelder wurden an den Hängen und am Fuße des Hügels entdeckt, wo die Stadt liegt. Über fünfhundert Gräber mit reichen Grabbeigaben und absolut selten, einmalig schönen Stücken wurden aufgefunden. Eine Auswahl dieser Materialfülle ist im Museum aufbewahrt und ausgestellt, das 1985 gegründet und zehn Jahre danach dank einer Vereinbarung aus dem Jahr 1993 mit Hilfe der Archäologischen Aufsichtsbehörde der Emilia Romagna und der Gemeindeverwaltung von Verucchio neu gestaltet wurde. Die Villanovakultur bildete nach Meinung einiger Wissenschaftler die Grundlage für die Zivilisation der Etrusker, neuere Forschungsergebnisse behaupten, es handle sich um eine autochthone Kultur, die jedoch stark von den Etruskern beeinflusst worden sei. Dieser Volksstamm siedelte sich im 9. Jh. auf einem nahe zum Meer gelegenen Hügel (296 m) des Marecchia-Tals an, an einer Stelle, die leicht zu verteidigen war und an einem Kommunikationsweg zwischen Meer und Toskana über den Viamaggio-Pass lag. Das war die Bernsteinstraße, die die Händler aus dem Baltikum an die Adriaküste der Ägäis herunter führte. Die genaue Stelle, an der sich die Wohnsiedlungen befanden, ist zum Teil noch unbekannt, obschon in manchen 60 61 62 Verucchio, Städtisches Archäologiemuseum. Holzthron und Trense aus Eisen und Bronze aus der Nekropole Lippi. Bereichen Überreste von Hüttenfundamenten und anderes gefunden wurde. Bekannt sind die Gräberfelder und anhand der Grabbeigaben lassen sich Rückschlüsse auf das Leben dieses antiken Volks ziehen, das Landwirtschaft, Handwerk und Handel betrieb und das Land zwischen den Flüssen Conca und Uso bis zur Küste dominierte. Der typische Totenkult war die Verbrennung mit Urnenbeisetzung. Deshalb bestehen die Gräberfelder aus Vertiefungen, in denen bikonische, oft reich verzierte und mit einer umgedrehten Schale abgedeckte Tonurnen eingegraben waren, oder aus Vertiefungen, in denen neben den Urnen große Dolien mit Grabbeigaben liegen, oder aber aus rechteckigen Gräbern mit einer Kiste, in dem die Urne in eine Hülle eingebettet lag, dazu Keramik, Möbel, Gebrauchsgegenstände, Waffen und Textilien. Das Museum ist in einem sehr interessanten Gebäude in großartiger Lage untergebracht, einem ehemaligen Augustinerkloster aus dem 17. Jh. neben der Kirche. Der „Saal der Vorfahren” zeigt verschiedene Grabbeigaben aus dem 9.-13. Jh. v. Chr., die größtenteils aus dem „Schatzfeld“ stammen, der ältesten Totenstadt bei Verucchio, mit sehr reich bestückten Männer- und Frauengräbern: unter anderem wurden Schmucknadeln aus Bronze und Bernstein, Goldschmuck, Spindeln und Spulen, Keramikgefäße gefunden. In den „Sälen der Krieger“ geht es in erster Linie um die Gräber von Kriegern, denen Pferdetrensen, Schwerter, Lanzenspitzen, Äxte, Messer, aber auch Schmuck und Keramik- und Bronzegefäße beigegeben wurden. Extrem selten und originell sind auch einige kostbare, noch erhaltene Textilien aus unterschiedlichen Gräbern, unter anderem ein großer halbrunder Mantel aus Wollstoff, der im „Mantelsaal“ zu bewundern ist. „Die Grabstellen in Verucchio sind der einzige Fall in Italien, in dem so gut wie vollständig erhaltene Kleidungsstücke aus der Frühgeschichte erhalten geblieben sind, an denen wir heute die Form, das Garnmaterial, die Farbstoffe und die Webtechniken ablesen können” (P. von Eles). Unter den herrlichen Exponaten finden wir beispielsweise auch spinnund Webgeräte, Frauengräber, in denen die Urnen vollständig mit Stoff umhüllt sind, Schmuck, Bankettgeschirr und Behälter aus Pflanzenfasern. Besonders erwähnenswert ist ein Holzthron mit Bronzeapplikationen und außerordentlich gut erhaltenen Schnitzereien, die Szenen aus dem Leben darstellen. Er steht im „Thronsaal“, den eine große Vitrine mit dem Grab 89 aus der Nekropole Lippi beherrscht (unterhalb der Malatesta-Burg). Das Grab wurde 1972 ausgehoben und besteht aus einem großen Holzkasten mit einer Fülle von Grabbeigaben, wie Stoffe, Waffen (unter anderem zwei Helme, einer mit hohem Bronzekamm und einer mit Borstenkamm), Nadeln aus Bronze, Silber und Gold, aber auch Holzgegenstände. Genau auf dem Deckel dieses Kastens 63 stand der Holzthron. Es handelte sich wahrscheinlich um das Grab „eines der wichtigsten Mitglieder der Aristokratie von Verrucchio, das eine bedeutende Rolle in der Gesellschaft spielte, eines Kriegers, dessen Verantwortung weit über den militärischen Bereich hinaus bis in das gesellschaftliche und religiöse Gebiet reichte” (P. von Eles), und der Ende des 8. Jh. v. Chr. gelebt haben muss. Aus demselben Zeitraum stammt ein Frauengrab, das ebenfalls 1972 in den Nähe entdeckt wurde (Grab 47). Es gehörte einer Frau von Rang, wie die Unmengen an Bernsteinschmuck und die wunderbaren Stoffe zeigen. Dass es sich um eine wohlhabende Frau gehandelt haben muss, ist auch daran abzulesen, dass die Urne aus Bronze ist, und nicht, wie üblich, aus Ton. Ein weiterer Bereich des Museum befasst sich mit dem Grabfeld, das zwischen 1963 und 1971 auf der Hochebene Pian del Monte freigelegt wurde. Dort fand man ein Grab, aus dem die ausgestellten Keramik- und Bronzegegenstände aus dem 13. bis 5. Jh. v. Chr. stammen, unter anderem raffiniert verarbeitete Bronzestatuetten im Stil der Etrusker. Ganz in der Nähe dieses Grabs kamen verschiedene, über einander angeordnete Bronzeschilder zu Tage. Die Ausgrabungen am Hügel von Verucchio gehen weiter und ebenso die Untersuchungen des umfangreichen Fundschatzes. Auch das Museum wird ständig ergänzt, ebenso finden Studientage, Konferenzen und hochinteressante thematische Ausstellungen statt. Im Zusammenhang mit dem Museum und den Ausgrabungsstätten ist ein archäologischer Park geplant, in dem Besucher die wichtigsten Gräber besichtigen können, die entsprechend didaktisch aufgearbeitet und mit modernster Multimedia-Technik veranschaulicht werden. Um die antike Totenstadt soll ein kleines Villanova-Dorf nachgebaut werden. Auch ein Weinberg gehört dazu, denn die großen Mengen Traubenkerne, die in den Gräbern gefunden wurden, weisen darauf hin, dass dieses Volk bereits damals Wein herstellte. Museo Civico Archeologico via Sant’Agostino - Verucchio tel. 0541 670222 - 0541 670280 fax 0541 673266 - 0541 679570 iat.verucchio@iper.net www.comunediverucchio.it 64 San Leo Städtisches Museum der Festung Diese viel von Dichtern, allen voran von Dante Alighieri besungene Burg, auch häufig als Kulisse für Spiel- und Dokumentarfilme verwendet, steht wie ein einsamer Wachposten über Montefeltro, mächtig und gleichzeitig unvergleichlich elegant - die herrliche Burg von San Leo, das antike Mons Feretrius, das der Region und seiner Herrscherfamilie, den Montefeltro, seinen Namen gab. Heute ist dieser imposante Militärbau Sitz des Museums. Der Berg San Leo war wegen seiner dominierenden Lage und der schroffen, steil abfallenden Felswände immer schon eine natürliche Festung. Die Römer erkannten dies sofort und errichteten die erste befestigte Anlage, die von Byzantinern, Goten, Langobarden und Franken in der kurzen Zeit hart umkämpft war, in der San Leo Hauptstadt von Italien war, Sitz des Königs Berengar II. Um die Hälfte des 11. Jahrhunderts ging die Festung an die Grafen von Montecopiolo über, die neue Herrscherfamilie von San Leo, die zunächst Grafen, dann Herzöge wurden und ihren Namen in Montefeltro umänderten, nach dem antiken Namen der Stadt, die zu jener Zeit Montefeltro hieß. Ab der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts wurde die Stadt von den Malatesta eingenommen, die sich nicht nur mit Waffengewalt, sondern auch mit List und Trug weitere hundert Jahre die Macht über Montefeltro sicherten. 1441 beauftragte Friedrich von Montefeltro, die Hauptperson in und um San Leo, den großen Architekten und Ingenieur Francesco di Giorgio Martini aus Siena mit der Umgestaltung der Burg, die den neuen Anforderungen der kriegerischen Auseinsandersetzungen mit dem Aufkommen der Feuerwaffen nicht mehr gewachsen war. Bestimmte Änderungen der ursprünglichen mittelalterlichen Struktur waren nötig. Zum Beispiel die Möglichkeit, auf Angriffe mit dynamischen Gegenangriffen, wie Kreuzfeuern, reagieren zu können. Aus diesem Grund wurden die Seiten der Burg mit Artilleriegeschossen versehen und die Zugangswege durch militärische Stützpunkte gesichert. 1502 wurde die Burg von Cesare Borgia, dem so genannten Valentino erobert, fiel aber bereits ein Jahr danach wieder an die Montefeltro zurück und ging 1527 an die Familie Della Rovere. Ab dem Jahr 1631, als das Herzogtum Urbino wieder direkt dem Kirchenstaat unterstand, wurde die Burg als Gefängnis genutzt. In den Zellen, den ehemaligen Soldatenunterkünften, waren während der Zeit der revolutionären Bewegungen in der Romagna viele Patrioten des Risorgimento dort eingekerkert, unter anderem der berühmte Felice Orsini. Aber der wohl am meisten bekannte Häftling, dessen Name unlöslich mit der Festung von San Leo verbunden ist, war Graf Cagliostro, Giuseppe Balsamo da Palermo, ein faszinierender und mysteriöser Abenteurer, Freimaurer und Alchimist aus dem 18. Jahrhundert. Er 65 66 San Leo, Städtisches Museum der Festung. Oben Außenansicht. Unten links Waffensammlung, Rüstungen und Lanzen. Unten rechts Gefängniszelle des Grafen Cagliostro. verbrachte vier Jahre bis zu seinem Tod in diesem Gefängnis. In seiner Zelle, dem so genannte „Pozzetto”, eine der am meisten besuchten Gefängniszellen der Welt, ist noch heute zu sehen, welche Behandlung damals den Ketzern vorbehalten war: es gab keine Tür, das Essen wurde durch eine kleine Öffnung von oben herunter gelassen und aus dem einzigen, mit drei Gittern verriegelten Fenster fiel der Blick zwangsläufig auf die beiden Kirchen von San Leo. Die nach dem schrecklichen Erdbeben Ende des 18. Jh. von Valadier restaurierte Festung fungierte auch nach der Einigung Italiens bis zum Jahr 1906 als Gefängnis. Danach, von 1911 bis 1916, war dort eine Militärtruppe untergebracht. Nachdem die Anbauten aus dem 19. Jahrhundert entfernt wurden und der elegante Renaissancebau nun wieder in voller Pracht zu sehen ist, gilt die Burg als eines der prominentesten Beispiele der Militärkunst und hält eine beachtliche Waffensammlung und verschiedene Ausstellungen für Besucher bereit. 67 Museo Civico della Fortezza via Battaglione Cacciatori - San Leo tel. 0541 916306 (n. verde gratuito dall’Italia 800 553800) fax 0541 926973 musei@comune.san-leo.rn.it www.san-leo.it San Leo, Museum für Sakralkunst. Außenansicht und Saal der Tafelgemälde. San Leo Museum für Sakralkunst Das Museum liegt in der Beletage des vornehmen Palazzo Mediceo, der nach der Übernahme der Stadt durch die Medici zwischen 1517 und 1523 erbaut wurde. 1996 wurde das Museum auf Wunsch der bischöflichen Kurie von San Marino-Montefeltro und der Gemeindeverwaltung und im Anschluss an eine Vereinbarung mit der Kurie eröffnet. Ursprünglich für Kirchen und Klöster gefertigte und in vielen Fällen durch die heimische Geschichte und Begebenheiten geprägte sakrale Kunstgegenstände aus dem 13. bis 18. Jahrhundert werden hier nun der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Der Hauptgrund für die Einrichtung dieses Museums war der Wunsch, bedeutende Kunstwerke aus Sakralbauten im Raum San Leo, die an den ursprünglichen Orten nicht mehr ausreichend geschützt werden konnten, zu sammeln, zu sichern und zu zeigen. Mit anderen Worten, ein Spiegel des Lands und seiner Zeiten, wie die Steinsammlung, in der alte Skulpturen aus der Stadt zu besichtigen sind (13. bis 18. Jh.), unter anderem die Überreste der drei reich verzierten Kalksteinbögen, aus denen das Tabernakel der Kathedrale im Hochmittelalter bestand. Im Raum der Tafelgemälde können die Anfänge der Geschichte der Malerei in dieser Gegend nachvollzogen werden. Wie etwa an der Madonna mit dem Apfel von Catarino di Marco aus Venedig (um 1375), der Tafel von Luca Frosino Madonna mit dem Kinde (1487-1493) und dem kostbaren Kruzifix aus dem Jahr 1205, das ursprünglich im Dom hing. Der Tabernakelsaal verdank seinen Namen dem großartigen Holzaltardach aus dem Franziskanerkloster von Sant’Igne, das mit seinen wunderbaren Schnitzereien und Malereien ein einmaliges Beispiel für die Renaissancekunst aus Montefeltro ist. Der dritte Saal ist dem 17. Jahrhundert gewidmet. Besonders beachtenswert sind hier die Heilige Rita aus Cascia von Giovan Francesco Guerrieri (1636) und die Grablegung von Giovan Francesco Barbieri (17. Jh.). Im Saal Paliotti in Scagliola sind verschiedene Altarbehänge ausgestellt. Museo di Arte Sacra piazza Dante Alighieri, 14 - San Leo tel. 0541 916306 (n. verde gratuito dall’Italia 800 553800) fax 0541 926973 musei@comune.san-leo.rn.it www.san-leo.it 68 69 70 Maiolo. Oben Brotfest Maiolo. Unten Typisches Backhaus. Maiolo Brotmuseum Hierbei handelt es sich um ein ganz besonderes und interessantes Museumsnetz im Raum Maiolo, der wegen seiner Landschaft und Pflanzenwelt, aber vor allem wegen der zahlreichen Backhäuser von der Europäischen Union als „BioItaly - Zone” definiert wurde: in über fünfzig Backhäusern wird heute noch das typische heimische Brot gebacken, um diese Tradition zu erhalten. Viele Backhäuser werden heute noch genutzt, vor allem während des Brotfests im Juni. Ein Großteil der Backhäuser geht auf Anfang des 19. Jh. zurück, manche sind noch älter und gehören seit mehreren Generationen denselben Familien. In der Regel handelt es sich um Anbauten der Bauernhäuser, oft unter einem Laubengang, manche stehen aber auch separat. Backhäuser wurden immer von mehreren Familien gleichzeitig genutzt, oft miteinander verwandt, aber in jedem Fall von den Familien, die zur selben Siedlung gehörten, die wiederum den Familiennamen trugen. Das bedeutet, dass in den Backhäusern nicht nur Brot und andere Speisen gebacken wurden, sondern dass diese Einrichtungen neben dieser grundlegenden Funktion für das bäuerliche Leben auch schlicht als unverzichtbarer Treffpunkt fungierten, an dem sich die verschiedenen Familien zusammen fanden. Backhäuser erfüllten somit eine wichtige gesellschaftliche Funktion und sind heute auch deshalb Gegenstand ethnografischer Untersuchungen im Zusammenhang mit der Brotherstellung. Die Rohlinge wurden in verschiedenen Formen geknetet und mit ganz bestimmten archaischen Symbolen gekennzeichnet. Es wurden auch Kekse für die Kinder gebacken, die auf den Weiden das Vieh betreuten. Vom Aufbau her besteht das Backhaus aus der Ofenkammer, die aus Ziegelsteinen gebaut war, während der Bau um den Ofen aus Naturstein gefertigt wurde, wie Mergelkalkstein. Auf das äußere Erscheinungsbild wurde oft viel Wert gelegt, was an den sorgfältigen Details zu erkennen ist. Auf keinen Fall sollte man als Besucher versäumen, eines dieser Backhäuser im Juni in Betrieb zu sehen. Museo del Pane Case contadine disseminate nel territorio Municipio - via Capoluogo, 2 - Maiolo tel. 0541 920012 fax 0541 922777 comune.maiolo@provincia.rn.it www.comunemaiolo.it 71 Novafeltria, Historisches Bergbaumuseum Sulphur in Perticara. Zwei der Museumsräume. Perticara di Novafeltria Historisches Bergbaumuseum Sulphur Hierbei handelt es sich um das aufregendste, aber auch das bewegendste Museum der Provinz Rimini. Der Kontakt mit der ehemaligen Realität des Bergbaus ist derartig greifbar, dass man sich an diesen Besuch noch lange erinnert. Die Eröffnung fand im Januar 1970 dank des Einsatzes des örtlichen Heimatvereins statt, der dem Wunsch der Bergleute nachgab, die die Erinnerung aufrecht erhalten wollten. Deshalb hat sich das Historische Bergbaumuseum zum Ziel gesetzt, den Schwefelabbau im Bergwerk Perticara zu dokumentieren. 1980 arbeitet man im Museum zudem an einem Projekt, das eines der ersten Beispiele für Industriearchäologie in Italien gelten kann. Die Zielsetzung dabei ist, die vielen, noch vorhandenen Beispiele materieller Kultur zu dokumentieren und einen geschichtlichen Aspekt aufzuarbeiten, der allen Europäern gemeinsam ist, aber heute langsam aus dem kollektiven Bewusstsein verschwindet. Nach der Restaurierung der Bauten, die im ehemaligen Schwefellager Certino, in der Blütezeit dieses Bergwerks ab 1917 von Montecatini errichtet wurden, wurde das neue Museumskonzept ab 2002 schließlich konkret. Damit haben die im Laufe der Zeit zusammen getragenen Stücke nun wieder ihren richtigen Platz in ihrer ursprünglichen Umgebung gefunden. Die Gebäude liegen in der Nähe des Schachts Vittoria, dem antiken Verbindungsweg zu der enormen unterirdischen Stadt. Die Ausstellungsräume wurden umsichtig, sehr eindrucksvoll und didaktisch wirkungsvoll gestaltet. Über thematisch aufgebaute Rundgänge werden die verschiedenen Phasen des Untertagebaus miterlebt, vom Abbau selbst bis zum Aufschmelzen des Schwefels. Den Höhepunkt des Besuchs bildet Die Mine, eine naturgetreue und realistische Nachbildung eines unterirdischen Gangsystems, das 2005 eingeweiht wurde. Hier wird der Museumsbesuch zu einer fassbaren Erfahrung, bei der man die Arbeit der tausenden von Männern spürt, die hier in der Tiefe der Erde ihre Tage verbrachten. Bei der Abfolge des Schwefels und in den Werkstätten wird die tägliche Arbeit der Bergleute anhand der diversen Werkzeuge erklärt, beispielsweise Lampen, aber auch durch Dokumente, Zeichnungen, Fotos und Filme aus der damaligen Zeit. Einige Aspekte werden schließlich in themenbezogenen Abteilungen vertieft, wie in der umfassenden Stein- und Mineraliensammlung oder in der sehr interessanten Sammlung antiker wissenschaftlicher Instrumente für die Vermessung, wie alte Kompasse, Graphometer, Neigungsmesser, Messtische, Theodolithen, Windmesser und Geschwindigkeitsmesser. Sulphur Museo Storico Minerario via Montecchio, 20 - Perticara di Novafeltria tel/fax 0541 927576 info@sulphur.it www.museialtavalmarecchia.it 72 73 74 Talamello, Pinakothek Gualtieri. Einer der Ausstellungsräume und Detail des Ölgemäldes „Ein Abend bei Lasserre“. Talamello Pinakothek Gualtieri „Lo Splendore del Reale” (Brillante Realität“) Dieses weitere Museum der Provinz für zeitgenössische Kunst steht in dem mittelalterlichen Städtchen Valmarecchia und wurde September 2002 von der Stadtverwaltung eröffnet. Die Pinakothek Gualtieri „Lo Splendore del Reale” (Brillante Realität) erstreckt sich über die Räumlichkeiten des ehemaligen Theaters Amintore Galli, im Mittelalter die Kirche des Hl. Antonius Abbas, und umfasst über 40 Werke, die der international bekannte Künstler Fernando Gualtieri aus Tamello der Gemeinde zwischen 2000 und 2008 überließ. Gualtieri ist nicht nur in Europa und Amerika bekannt, auch in China und Japan gilt er wegen seiner Fähigkeit, realitätsgetreu zu malen und seine Sujets mit Licht und magischer Atmosphäre zu umgeben, als der Meister der Brillanten Realität. „Gualtieri schenkt uns eine schöne, strahlende Überraschung, er widmet seine Kunst allen Sujets: Stilleben, Portraits, Kompositionen” so der Kunstkritiker Georges Duhamel der Französischen Kunstakademie über sein malerisches Talent. Dieser Maler mit seinem ganz individuellen, eindringlichen Stil katalysiert das Licht auf völlig ungewohnte Weise, bringt Sichtbares und Unsichtbares, Reelles und Irreales mit Farb- und Lichtkaskaden zum Ausdruck. Licht und Glanz sind für Gualtieri die ausschlaggebenden Elemente, um wirklich die ‚brillante Realität’ wiederzugeben, die, wie vom Maler selbst definiert: „die Würdigung des Geliebten ist, indem dieses ins rechte Licht gerückt wird, die Suche nach dem Essentiellen, nach der Seele des Sujets. „Mondfischer“ sein, die kaum spürbaren Reflexe des Anderen, seine Vergänglichkeit, seine Dauer erfassen”. Ausgestellt werden kleine, aber auch großformatige Ölbilder, wie Das letzte Brüllen (200 x 400 cm), das Stilleben Persischer Brokat oder die Bilder Kristallsymphonie, Das Spiel des Todes und Ein Abend bei Lasserre. Aber auch einige Öl- und Bleistift-Portraits sind zu sehen, wie das Selbstbildnis und Landschaftsbilder aus Sizilien, Kanada, Paris. 75 Museo Pinacoteca Gualtieri “Lo Splendore del Reale” via Saffi, 34 - Talamello tel. 0541 922893 museo.gualtieri@comune.talamello.rn.it www.gualtierimuseum.com Sant’Agata Feltria. Oben Theater Angelo Mariani, Parkett und Logen. Unten links Museum Rocca Fregoso, Außenansicht. Unten rechts Museum für bäuerliche Kunst, Innenansicht. Sant’Agata Feltria Theater Angelo Mariani Das sehr sehenswerte Theater-Museum Teatro Angelo Mariani ist eines der ältesten Theater Italiens. Die faszinierende Holzstruktur ist noch original. Die magische Atmosphäre gefiel dem Schauspieler und Regisseur Vittorio Gassman, der im Jahr 1992 hier die Göttliche Komödie las, derartig, dass er sich aktiv für die Restaurierung des Theaters einsetzte. Das Theater wurde in einem Gebäude geschaffen, dem so genannten „Palazzone” oder „Palazzo della Ragione” (Palast der Vernunft), in dessen Obergeschoss heute das Archäologiemuseum von Sant‘Agata Feltria eingerichtet ist. Der Bau wurde 1605 auf Wunsch von Orazio Fregoso erstellt, dem Grafen des alten Rektorats Sant’Agata Feltria, und war als öffentlicher Raum zu Verwaltungszwecken und für die Jugendlichen aus Sant’Agata bestimmt. Der Theaterraum ist als verlängertes Hufeisen ausgebildet, mit drei Rängen mit je 15 Logen, in die man über enge Flure gelangt. 1723 begannt die Società Condomini mit dem Bau des ersten Rangs, zwischen 1743 und 1753 von Giovanni Vannucci fertig gestellt, der auch den zweiten und dritten Rang baute. Um den Eingang zu schaffen, wurde auf die vierte Loge des ersten Rangs verzichtet: eine originelle Lösung, da er traditionsgemäß gegenüber der Bühne lag. Die Balkonbrüstungen im zweiten und dritten Rang, als drapierter Stoff und Spitzen dargestellt, sind mit Temperafarben dekoriert, während die neun Medaillons mit den Portraits berühmter Musiker oder Theaterleute aus der heimischen Geschichte als Ölgemälde ausgeführt sind. Im Laufe der Zeit wurde das Theater immer mehr zu einem raffinierten und kultivierten Treffpunkt für die neuen, reichen Bürger der Stadt. 1838 wurde eine Gesellschaft gegründet, die später als Accademia Filarmonica bezeichnet wurde und im April 1841 Angelo Mariani nach Sant’Agata Feltria rief, einen Maestro, der dazu bestimmt war, einer der bedeutendsten Orchesterdirigenten zu werden und einer der größten Interpreten der Musik seines Freundes Verdi. Mit der Aufführung des Rigoletto von Verdi am 8. September 1922 erreichte das Theater seinen Höhepunkt. Bei diesem Anlass wurde der musikalische Teil dem Orchester der Mailänder Scala übertragen. Nach dem zweiten Weltkrieg ging es mit dem Theater, das seit 1872 nach Mariani benannt ist, unweigerlich bergab. 1986 überließ die Società Condomini den Besitz der Gemeinde, die die Restaurierung veranlasste und das Gebäude 2002 wieder der Öffentlichkeit zugänglich machte. Teatro Angelo Mariani piazza Garibaldi, 1 - Sant’Agata Feltria tel. 338 9213702 info@teatromariani.it www.teatromariani.it 76 77 Sant’Agata Feltria Museum Rocca Fregoso Gleich beim ersten Blick hat man den Eindruck, ein elegantes Märchenschloss aus dem Bilderbuch vor sich zu haben. Die Burg steht alleine auf dem steilen Fels des Sasso del Lupo, einem der vielen Kalksteinmassive, die die Landschaft des Montefeltro kennzeichnen. Der frühere Name Pietra Anellaria, bevor der Ort Sant’Agata Feltria genannt wurde, weist auf eine vom eigentlichen Dorf getrennte Ansammlung von Häusern hin, die auf einem Sandsteinblock errichtet wurden (anellaria - arenaria it. Sandstein). Die Festung wurde um das Jahr 1000 von Graf Raniero Cavalca di Bertinoro errichtet, gewann wegen seiner Grenzlage an strategischer Bedeutung und wurde, ebenso wie die Festungen von San Leo und Maiolo, Teil der nördlichen Befestigungslinie des Herzogtums Urbino. Das ursprüngliche Gebäude wurde im 15. Jahrhundert von Friedrich von Montefeltro radikal umgebaut, der die Modernisierung der Burgen in seinem Reich, auch dieser Festung, dem berühmten Militärbauarchitekten Francesco di Giorgio Martini übertrug. Nach dieser architektonischen Umgestaltung war die kriegerische Festung zu einem Märchenschloss für die Tochter Friedrichs geworden, Gentile Feltria. Sie wurden dem Edelmann Agostino Giovanni Fregoso zur Frau gegeben und brachte als Mitgift das Gebiet von Sant’Agata mit. Mit dem Einzug der Familie Fregoso im Jahr 1506 wurde die Burg erweitert und es kamen neue Gebäudeteile und Kunstwerke hinzu, wie die wunderschönen Kassettendecken im ersten Stock, die monumentalen Renaissance-Kamine, die sechseckige Kappelle mit Fresken aus dem 16. Jh., und die Decke mit den fünf Lünetten und Segmenten. In den unterirdischen Gängen ist eine antike Weihnachtskrippe zu sehen, im ersten Stock können die ehemaligen Kornkammern besichtigt werden. In den letzten beiden Jahrhunderten fanden die Bettelmönche hier ihre Wohnstätte, später wurde die Burg als Gymnasium genutzt, dann als Gefängnis, als Gerichtshof und schließlich als Privatwohnung. Heute ist das Gebäude für die Öffentlichkeit zugänglich und vermittelt einen guten Eindruck über die Geschichte zwischen Mittelalter und Renaissance. Museo Rocca Fregoso viale Lucrezia Vitelli, Sant’Agata Feltria tel. 0541 929613 comune.santagata@provincia.rn.it www.museialtavalmarecchia.it 78 Sant’Agata Feltria Museum für bäuerliche Kunst Das Museum ist im Kloster San Girolamo aus dem 16. Jh. untergebracht, einem imposanten Gebäude auf einem Hügel, an das die Kirche Beata Vergine delle Grazie angebaut ist. Unter anderem ist hier ein kostbares Gemälde zu sehen: die Altartafel Madonna mit dem Kinde und die Heiligen Hyronimus, Christina, Franziskus und Antonius von Padua, die von der Adelsfamilie Fregoso dem Künstler Pietro Berettini da Cortona für den Altar der Kirche in Auftrag gegeben wurde. Ein weiteres, wichtiges Werk, die Altartafel von Pedro Berruguete, Christus nach seinem Tode, von zwei Engeln gestützt, wurde zur Zeit Napoleons beschlagnahmt und 1809 in die Galerie Brera gebracht, wo sie heute noch zu sehen ist. Das Kloster San Girolamo wurde 1560 erbaut und im Jahr 2005 auf Initiative einiger Bürger der Stadt nach aufwändigen Umbauten als Museum eingerichtet. Das Museum umfasst zwei Abteilungen: die Abteilung für Sakralkunst, mit künstlerisch sehr wertvollen Gegenständen und Altarbehängen aus der Kirche und dem Kloster San Girolamo, und die Abteilung für bäuerliche Kunst, die mit gesellschaftskritischen und erzieherischen Zielen im Sinne von Padre Olinto Marella eingerichtet wurde. Er nahm in der Zeit zwischen 1950 und 1970 Weisen, behinderte Menschen und die Ärmsten der Armen in dem ehemaligen Kloster auf und die Bevölkerung hat sich für seine Seligsprechung eingesetzt. Neben verschiedenen Beispielen lokaler Handwerkskunst bietet das Museum Interessierten, insbesondere behinderten Jugendlichen die Möglichkeit, in museumsinternen Werkstätten alte bäuerliche Handwerkskünste zu erlernen, Traditionen, die von den alten Menschen der Gegend weiter gegeben werden. In den Lernwerkstätten wird beispielsweise das Handwerk des Möbeltischlers gelehrt, um alte Möbel zu restaurieren, die Webkunst mit Webrahmen und anderen Werkzeugen aus der bäuerlichen Tradition sowie Dekorations- und Drucktechniken mit Holzstempeln und Naturfarben. Dank der Mitarbeit des Freiwilligenverbands, der die Räume betreibt und das Museum offen hält, kann zudem die Kunst des Korbflechtens, der Töpferei und das Schmiedhandwerk erlernt werden. Die interne Bibliothek mit Archiv untersteht der museumseigenen Schule für Buchbinderei und Papierherstellung mit Naturprodukten. 79 Museo delle Arti Rurali via San Girolamo c/o Convento Sant’Agata Feltria tel/fax 0541 929719 mail@ilgiardinodellasperanza.org www.ilgiardinodellasperanza.org Pennabilli, Museumsnetz I Luoghi dell’Anima (Die Orte der Seele). Oben Der Garten der vergessenen Früchte, im Vordergrund Der Märchenbogen. Unten Das Refugium der verlassenen Madonnen. Pennabilli I Luoghi dell’Anima (Die Orte der Seele) Das Museumsnetz I luoghi dell’Anima (Die Orte der Seele) wurde von dem Dichter, Drehbuchautor, Maler und Allround-Künstler Tonino Guerra geschaffen und erstreckt sich von der Altstadt Pennabilli bis ins Gebiet des oberen Marecchia-Tals. Sieben Einrichtungen mit demselben Ziel: die Seele zu wecken und die Fantasie des Besuchers anzuregen. Analoge Einrichtungen, von Guerra ebenfalls als Orte der Seele bezeichnet, sind in seiner Geburtsstadt Santarcangelo di Romagna und in anderen Ortschaften des Tals zu besichtigen. Eines der Elemente, die das originelle, fantasiereiche AusstellungsMosaik des Tals bilden, ist der Garten der vergessenen Früchte, das erste, außergewöhnliche Museum, das der Künstler kreiert hat, ein „Geschmacks-Museum“, wie er es selbst definiert. Dort stehen mittlerweile ausgestorbene Obstbäume und Obststräucher der Romagna neben Kunstwerken seiner Mitarbeiter. Zu den Orten der Seele gehört auch Die Straße der Meridiane, die die historische Altstadt von Pennabilli mit sieben Meridianen durchzieht, die berühmte Bildkünste darstellen, „um nicht zu vergessen, dass die Zeit mit dem Licht gemessen wird“. Die sieben Keramikteppiche des Künstlers Gio Urbinati aus Rimini im Versteinerten Garten am Fuße des tausendjährigen Turms im Stadtteil Bascio, die scheinen, als seien sie vom Wind hergetragen und hier abgelegt worden, sind sieben historischen Persönlichkeiten gewidmet, die im Marecchia-Tal geboren wurden oder hier gelebt haben, unter anderem Dante, Giotto, Pound, Uguccione „um sein Andenken nicht zu vergessen”. Der Engel mit dem Schnurrbart ist ein multimediales Gesamtkunstwerk in der Kirche der Gefallenen, im so genannten „Museum mit nur einem Bild“, wo neben dem Gedicht das Bild des Mailänder Künstlers Luigi Poiaghi gezeigt wird, der in der Romagna lebte, aber auch einige Objekte und Menschen, deren Stimmen zu hören sind. Der Wallfahrtsort der Gedanken ist ein Garten für die Meditation und den Dialog mit sich selbst, ein „Zen-Garten für gute und schlechte Gedanken“, mit orientalisch angehauchten Steinskulpturen von Guerra; das Refugium der verlassenen Madonnen enthält verschiedene Heiligendarstellungen von Malern aus der Romagna, die vom Dichter aufgefordert wurden, sich von den heute verschwundenen Bildstöcken an den Wegkreuzungen inspirieren zu lassen. Die Madonna des Schneedreiecks, eine Kirche mitten im Wald des Ortsteils Ca’ Romano, die, wie man sagt, auf ein göttliches Zeichen hin erbaut wurde, ist ebenfalls Teil dieses Museumsnetzes. I Luoghi dell’Anima Pennabilli, Torre di Bascio, Ca’ Romano tel/fax 0541 928846 info@toninoguerra.it www.toninoguerra.org 80 81 Pennabilli, Museum „Die Welt des Tonino Guerra“, Innenansicht. Pennabilli Die Welt des Tonino Guerra Eine Fülle an Eindrücken zieht an diesem Ort die Aufmerksamkeit auf sich und raubt dem Besucher den Atem wegen der einmaligen Schönheit, die dieses Museum ausstrahlt. Dieser Ort ist den Werken des Meisters, Dichters und Drehbuchautors gewidmet, der aber auch als Schriftsteller und Maler sein künstlerisches Allroundtalent bewies: Tonino Guerra, gebürtig in Santarcangelo di Romagna, aber seit langer Zeit in Pennabilli ansässig. Bilder, Objekte, Skulpturen, Keramiken, Möbel oder vielmehr „mobilacci” (Gerümpel) wie er sie selbst nennt, Brunnentwürfe für Parks, Kulissen, Installationen in der Romagna und anderswo, Fotografien und vieles mehr, das ihn selbst betrifft, oder ihm von Künstlern aus der ganzen Welt geschenkt wurde, besonders aus Russland, seine zweite, besonders geliebte Heimat, die ihn zu vielen seiner Werke inspirierte. Es handelt sich um einen Ort, der die Vorstellung eines Museums sprengt, ein Treffpunkt, in dem gelebt, diskutiert und gearbeitet wird. Nicht zufällig wird das Gebäude vom 2005 gegründeten Kulturverein betrieben, der seinen Namen trägt, ein Gemeinschaftsunternehmen der Provinzverwaltungen Rimini und Pesaro/Urbino, der Gemeinden Pennabilli und Santarcangelo di Romagna und der Berggemeinschaft Alta Valmarecchia. Der Kulturverein Tonino Guerra wurde mit der Zielsetzung geschaffen, das künstlerische Werk des Meisters, seine dichterische und filmerische Kultur in Italien und im Ausland zu bewahren und zu fördern. Der Sitz des Vereins in Via dei Fossi fällt mit dem Museum zusammen und ist in den Kellergeschossen des Oratoriums Santa Maria della Misericordia aus dem 14. Jahrhundert untergebracht. Dort stellt der Dichter seine Werke vor, dort hält er Vorlesungen und trifft das Publikum und Studenten. Dank des Archivs, einer Videothek, in der alle seine Filme und Dokumentarfilme aufbewahrt werden und von denen viele nur hier zu finden sind, dank eines Fotoarchivs und einer Bibliothek im Museum selbst kann hier sein Gesamtwerk und der entsprechende Entstehungskontext untersucht und vertieft werden. Bei einem Besuch im Museum (das ganz in der Nähe seines Wohnhauses in Pennabilli liegt, dem so genannten „Mandelbaumhaus“) ist es gut möglich, ihn selbst zu treffen und sich vielleicht ein Autogramm geben zu lassen. Eine Gelegenheit, die man sich in dieser Gegend, die so viel Spezifisches zu bieten hat, auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Il Mondo di Tonino Guerra via dei Fossi, 4 - Pennabilli tel/fax 0541 928846 associazionetoninoguerra@gmail.com www.associazionetoninoguerra.org 82 83 Pennabilli. Rechenmuseum Mateureka. Messinstrumente und Detail des Musiksaals. Pennabilli Rechenmuseum Mateureka Ein interessantes, extravagantes, originelles Erlebnis, didaktisch wichtig, aber auch für allgemeine Besucher äußerst attraktiv. Im Mateureka Rechenmuseum, dem ehemaligen Museum für Informatik und Geschichte der Zahlenwissenschaft, werden Instrumente, Ideen und Konzepte gezeigt, die Teil eines der faszinierendsten Abenteuer des menschlichen Geists sind. Anhand tausender kostbarer Originalobjekte wird die Geschichte der Zahlenlehre und der Mathematik aufgezeigt. Beispielsweise ein 4500 Jahre alter Gründungskegel und Sumerische Tafeln, auf 1000 v. Chr. zurück gehende Fundstücke aus Ägypten, Steininschriften aus der Zeit der Römer und der Etrusker, Abakusse, chinesische Suan Pan, Soroban aus Japan, russische Schoty, ein Astrolabium, ein Rechenbrett aus dem Mittelalter, Quipù von den Inkas und Chimpù aus Peru, die Summa und die Divina Proportione von Luca Pacioli, Zylinder und Stäbchen von Napier, Proportionszirkel, die Rekonstruktion einer Pascaline, Rechenschieber und Nomogramme, mechanische, elektromechanische, elektronische und programmierbare Rechenmaschinen, Computer. Neben den Ausstellungsräumen kann in verschiedenen Lernwerkstätten mit mathematischen Konzepten experimentiert werden. Hinter all dem steht die Absicht, nicht einfach nur Wissen zu vermitteln, sonder vor allem Emotionen. So kann beispielsweise das Unendliche und die Null beobachtet oder der Satz des Pythagoras manipuliert werden. Auf einem Trip durch die aufregende Mandelbrot-Menge, bei Spielereien mit Primzahlen und dem griechischen Pi oder bei der faszinierenden Entdeckung des goldenen Schnitts erfährt der Besucher nach und nach, dass die Mathematik die Grundlage der Informatik ist, die Voraussetzung für Internet, für die virtuelle Realität, die Robotertechnik, und somit in unserem heutigen Alltag allgegenwärtig ist. Ganz besonders erwähnenswert sind auch die Kulturellen Aktivitäten (temporäre Ausstellungen, Vorträge, Konferenzen, Publikationen, usw.), die das Museum jedes Jahr umsetzt, damit der Besuch im Mateureka noch spannender wird und damit das Museum seinem Ruf als eine der bedeutendsten Förderstätten für wissenschaftliche Kultur in der Gegend gerecht wird. Mateureka Museo del Calcolo piazza Garibaldi, 1 - Pennabilli tel/fax 0541 928659 info@mateureka.it www.mateureka.it - www.mathmuseum.eu 84 85 Pennabilli. Oben Naturkundemuseum Naturpark Sasso Simone und Simoncello. Der Appenninwolf. Unten Diözesanmuseum Montefeltro „A. Bergamaschi“. Links Holzskulptur, die früher bei Prozessionen getragen wurde. Rechts Guido Cagnacci, San Rocco. Pennabilli Naturkundemuseum im Naturpark Sasso Simone und Simoncello Ein sehr interessanter Besuch für Naturliebhaber, schon allein deshalb, weil eines der schönsten Naturschutzgebiete Italiens erläutert wird, der Interregionale Naturpark Sasso Simone und Simoncello. Der Park erstreckt sich über 4847 Hektar zwischen den Provinzen Rimini und Pesaro/Urbino und umfasst einen der größten Zerreichenwälder Italiens sowie zwei Hochebenen, die fast schon an das Colorado-Plateau erinnern. Das Naturkundemuseum wurde 2004 als Besucherzentrum von der Naturparkbehörde Sasso Simone und Simoncello zusammen mit der Gemeinde Pennabilli eingerichtet. Im Museum im ehemaligen Schlachthof sind die wichtigsten einheimischen Tierarten in eindrucksvollen Dioramen naturgetreu nachgebildet. Zu den zahlreichen ausgestellten Tierpräparaten gehören verschiedene Beispiele aus der heimischen Vogelwelt, Raubvögel, wie Käuze, Schleiereulen, Eulen, Waldkäuze und viele andere. Besonders stolz ist man auf ein Exemplar der europäischen Wildkatze, die sehr selten ist und 2002 im Park entdeckt wurde sowie auf einen präparierten Appenninwolf, der ebenfalls im Museum zu sehen ist Das Museum wurde in erster Linie zu didaktischen Zwecken eingerichtet: in einem Mehrzwecksaal mit Multimedia-Ausstattung können Lehrgänge, Vorträge und Konferenzen abgehalten und bestimmte Themen untersucht und vertieft werden. Auf Anfrage von Schülern und Lehrkräften werden verschiedene Veranstaltungen angeboten, wie Seminare oder Nachtexkursionen, die sich wirklich lohnen. Museo Naturalistico del Parco Naturale Sasso Simone e Simoncello via dei Tigli, 5/a - Pennabilli tel/fax 0541 928047 cv.museonat@libero.it www.parcosimone.it 86 87 Pennabilli Diözesanmuseum Montefeltro „A. Bergamaschi“ Nach aufwändigen und einschneidenden Umbauten des Palazzo Bocchi wurde das Museum 2010 wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und präsentiert den Besuchern die wertvollen Exponate, die vor allem der einheimischen Bevölkerung am Herzen liegen, mit einem neuen museumsdidaktischen Konzept. Fünfzehn Räume und zahlreiche Ausstellungsbereiche in den Fluren erstrecken sich über drei Ebenen und zeigen die Kunstwerke, vor allem religiöse Kunst, die von der Diözese San Marino-Montefeltro gesammelt, verwahrt und restauriert wurden. Möbelstücke, Malereien auf Leinwand, Altartafeln, Rahmen, Keramikgegenstände, heilige Gefäße und Reliquienschreine machen diese großartige, von Bischof Antonio Bergamaschi initiierte Sammlung aus, der 1962 die Notwendigkeit erkannte, die vielen Kunstwerke in den Kirchen der Diözese vor Verfall oder Diebstahl zu bewahren, vor allem, wenn es sich um Werke in abgeschiedenen kleinen Kirchen und Kappellen handelte. Dank dieser Weitsicht konnten diese wichtigen Elemente der religiösen Volkskultur, die uns die Gläubigkeit der Bevölkerung veranschaulichen, erhalten werden. Im Diözesanmuseum sind Werke großartiger Künstler ausgestellt, wie Benedetto Coda, Catarino di Marco aus Venedig, Giovan Francesco aus Rimini, Guido Cagnacci, Nicolò Berrettoni, Carlo Cignani, Giovanni Francesco Guerrieri aus Fossombrone und Vertreter der Werkstätten aus Rom, Casteldurante und der Romagna, deren Arbeiten zum Teil noch nicht ihren endgültigen Platz im Museum gefunden haben. Auch auf die umfangreiche Sammlung liturgischer Gegenstände und Gewänder, Skulpturen, Majoliken und Silber ist hinzuweisen. Alles ist auf originelle Weise ausgestellt, ohne die üblichen geschichtlichen und kunstgeschichtlichen Erklärungen, denn dies war nicht im Sinne der Museumskuratoren, die vielmehr das Anliegen hatten, die Worte von Johannes Paul II zu befolgen: „Kirchenmuseen sind keine Lagerstätten für unbeseelte Gegenstände, sondern lebendige Orte, in denen der Geist und die Spiritualität der Gemeinschaft der Gläubigen weiter gegeben wird“. Luigi Negri, Bischof von San Marino und Montefeltro, schrieb hierzu: „Wenn der Leibeigene, so Henry Daniel Rops, des Lesens und Schreibens unkundig und somit nicht in der Lage, die Sprache der Liturgie zu verstehen, eine gotische Kathedrale betrat, zog er voller Ehrerbietung seinen Hut und blickte auf die Fenster, die Bibel der Armen. Nur auf diese Weise erkannte er jene Schönheit, die ihn tief und mit wachsendem Bewusstsein mit dem Mysterium der Fleischwerdung und der Erlösung verband. Gleich, ob Giotto oder Dante Alighieri, er machte sich ihre Größe zu eigen: nicht wegen des garantierten Besitzes von Geld, 88 sondern weil die Kirche, wie jeder von uns, alles besitzt, ohne etwas zu besitzen (wie uns der unübertreffliche San Franziskus lehrt, der Jahrhunderte lang in dieser Diözese präsent war). Dies gilt selbst für die Vergangenheit, die wir andernfalls hinter uns lassen müssten: das Volk lebt, indem es seine Identität durch die Erfahrung der Vereinigung mit dem Herren und den Brüdern wieder findet. Es ist viel mehr als nur Materie, die untersucht wird und mit philologischer und methodischer Strenge verstanden werden muss“. Genau mit diesem Ansatz wurde die Ausstellung strukturiert. Die Objekte wurden wieder mit der Bedeutung in Verbindung gebracht, die sie im Laufe der Jahrhunderte jeweils hatten, um den wahren Sinn des religiösen Lebens in der Diözese aufzuzeigen, aber ebenso die implizierten Folgen für Seelsorge, Kultur und Ehrfurcht, die an dieser Sammlung abzulesen sind. An erster Stelle steht somit die primäre, eigentliche Bedeutung der in den Kirchen gelebten und erlebten Materialien, aber auch die Geschichten, die sich um sie ranken und die Bedingungen und Geschicke dieser Objekte beeinflusst haben. Deshalb handelt es sich um eine offene Ausstellung und von den über tausend Stücken sind zur Zeit nur die wichtigsten ausgestellt: etwa fünfundzwanzig Gemälde, ein Duzend Skulpturen und eine Auswahl an Gefäßen, Keramikgegenständen; Gewändern, Majoliken und Silber. Das Museum wird im Zuge von Restaurierungen weiterer Werke und der Fertigstellung weiterer Räume nach und nach erweitert. Der Direktor des Vatikanmuseums, Antonio Paolucci, erklärte diesbezüglich: „Wir bewundern dieses Diözesanmuseum, das seiner Vollendung durch weitere Stücke harrt, die noch restauriert werden und ihren Platz finden müssen: viele Überreste eines Schiffbruchs, den wir zum heutigen Zeitpunkt noch nicht begreifen, genau so wenig wie wir begreifen, was mit dieser Welt geschehen ist, die sich immer mehr verhärtet. Aber es ist wahr, dass die Kirche die Barmherzigkeit und das Gedenken verwahrt, und das ist nicht gerade wenig, Barmherzigkeit für die müden Brüder und das Gedenken an die Brüder, die nicht mehr unter uns sind“. 89 Museo Diocesano del Montefeltro “A. Bergamaschi” piazza Sant’Agostino - Pennabilli tel/fax 0541 913750 info@museo-diocesano-montefeltro.it www.museo-diocesano-montefeltro.it Casteldelci, Museumshaus „S. Colarieti“, Archäologisches Museum „Uguccione della Faggiola“. Oben Archäologische Abteilung. Unten Altes Haus mit Kamin und Backhaus. Casteldelci Museumshaus „S.Colarieti“ Archäologiemuseum „Uguccione della Faggiola“ Ein authentisches, lebendiges und gut besuchtes Museums-Haus in der historischen Altstadt, mit vollkommen intaktem Aufbau aus dem 16. Jahrhundert, großem Kamin und Backhaus. Die Einweihung fand im Jahr 2000 statt, um das historische Wohnhaus zu erhalten und um Platz für die wichtigsten Funde vor Ort zu schaffen. Casteldelci hat nämlich eine uralte und bemerkenswerte Geschichte. In diesem Gebäude befindet sich das Archäologiemuseum „Uguccione della Faggiola“, in dem die wichtigsten geschichtlichen Zeugnisse des Umlands zu besichtigen sind, von der Vorgeschichte bis zur Renaissance. Die Sammlung ist nach chronologischen Kriterien geordnet. In den ersten Vitrinen sind vorgeschichtliche Funde aus dem Eisenzeitalter ausgestellt, sowie das Material, das bei den Ausgrabungen der lokalen Nekropolen Pescaia und Calanco zum Vorschein kam. Rekonstruierte Grabmäler neben Weihrauchgefäßen, Töpfen, Gefäßen und Grabbeigaben sind in dieser Abteilung zu sehen. Im nächsten Raum sind Münzen und Keramikgegenstände aus den im Senatello-Tal verstreuten Landhäusern zur Zeit der Römer ausgestellt: Gefäßfragmente, Schalen, Amphoren, Becher, Schlüssel, Spangen, Bronze- und Bleigegenstände. In der Abteilung Mittelalter findet der Besucher Keramik- und Metallobjekte aus dem 11. bis 14. Jahrhundert: Pfeilspitzen und Armbrüste, Sicheln, Eisenmesser, Scherben von Krügen und Trinkbechern. Interessante Stücke fanden mit der Umgestaltung des Museums Einzug: Funde, die sich ums Reiten, um die Welt der Soldaten und um die Machenschaften eines angeblichen Fälschers drehen, der mit Schmelzbarren und Geldscheiben in der Nähe der Burg Faggiola Nuova sein Handwerk trieb. Die Burg wurde zwischen Ende des 13. und dem 15. Jh. erbaut, in der Blütezeit der Adelsfamilie von Faggiola. Der bekannteste Vertreter dieser Herrscherfamilie war Uguccione, Gastgeber und Freund von Dante Alighieri, der ihn als Hoffnungsträger für die Einheit Italiens sah. Die Abteilung für zeitgenössische Geschichte im Obergeschoss der Grundschule „Maria Gabrielli“ in Casteldelci beschäftigt sich mit Fragheto, einem der schlimmsten Massaker der Nazifaschisten in der Romagna, sowie mit dem Blutbad von Ponte Otto Martiri und Gattara. Casa Museo “S. Colarieti” Museo Archeologico “Uguccione della Faggiola” via Roma, 16/a - Casteldelci tel. 0541 915423 - 366 6539723 fax 0541 925300 info@prolococasteldelci.it www.prolococasteldelci.it - www.comune.casteldelci.rn.it 90 91 92 Montescudo, Ethnografisches Museum Valliano. Oben Votivgaben für die Jungfrau des Rosenkranzes, in der Kirche neben dem Museum. Unten links Innenansicht des Museums, im Vordergrund der Brotschrank. Unten rechts Fresken aus dem 15. Jh. im Presbyterium der Kirche. Montescudo Ethnographisches Museum Valliano Ein kleines, aber feines, vor allem aber überzeugendes Museum, das nicht umsonst die Qualitätsauszeichnung der Region trägt. Hier geht es um das Leben der Bauern, ihren Alltag, ihre harte Arbeit auf Feld und Hof. Das Museum wurde im ehemaligen Priesterwohnhaus der antiken, hochinteressanten Pfarrkirche eingerichtet, die der Santa Maria del Soccorso gewidmet ist und als Wallfahrtskirche von Valliano gilt. Die Ausstellung verdanken wir einer Gruppe von Lehrern der Mittelschule von Montescudo, die sich unter der Leitung von Prof. Gino Valeriani und mit Hilfe der Bevölkerung ab Anfang der siebziger Jahre für die Umsetzung ihrer Lehrerfahrungen einsetzte. Das gesamte Ausstellungsmaterial stammt von hier und wurde so angeordnet, dass das Thema Haus im Zusammenhang mit dem bäuerlichen Leben und den diversen Arbeiten in den Vordergrund gerückt wird. Hinzuweisen ist auch auf den großen Ausstellungsbereich im Freien und auf die Restaurierungs-Lernwerkstatt „Il Calesse”, ein Pilotprojekt der Region Emilia Romagna, das dem Denkmalschutzamt der Region ein besonderes Anliegen war. Hier werden Gegenstände und Werkzeuge, vor allem große Geräte, aus verschiedenen Materialien aus dem Fundus des ethnographischen Museums restauriert und instand gehalten. Die zahlreichen gut erhaltenen Originalobjekte und Fotografien in den verschiedenen Abteilungen des Museums sind mit entsprechenden Beschreibungen und Erklärungen versehen, die sich besonders an Schulklassen richten. Die zentralen Themen sind das Leben im Bauernhaus und die Familienbeziehungen, die Ernährung, die Textilherstellung, also Spinnen und Weben, das Schlachten des Schweins, die Herstellung und Lagerung des Weins, Spielzeug und Handwerk, wie Töpfer- und Schreinerarbeiten. Einen hervorragenden Einblick in die Volksfrömmigkeit, insbesondere den Marienkult der bäuerlichen Bevölkerung, bietet die Wallfahrtskirche Santa Maria Succurrente aus dem 15. Jahrhundert, gleich neben dem Museum. Hier sind einige der schönsten und am besten erhaltenen Fresken aus dem 15. Jh. zu sehen, also aus der Zeit der Malatesta, ein Grabmal der Jungfrau, verschiedene Malereien aus dem 16. und 17. Jahrhundert und unzählige Votivgaben. 93 Museo Etnografico di Valliano via Valliano, 23 - Montescudo tel. 0541 864010 fax 0541 984455 info@comune.montescudo.rn.it www.comune.montescudo.rn.it Montescudo, Museum der Östlichen Gotenlinie in Trarivi. Montescudo Museum der östlichen Gotenlinie von Trarivi Dieses ungewöhnliche, bewegende Museum, das zur Zeit umgestaltet wird, ist in einer Kirche und dem dazu gehörigen Priesterwohnhaus untergebracht. Es handelt sich um die Kirche des Hl. Peter von Trarivi in Montescudo, die auf das Mittelalter zurück geht. Im zweiten Weltkrieg stand die Kirche innerhalb der östlichen Gotenlinie, die zwischen August und September 1944 Schauplatz harter Kämpfe zwischen den aus Süditalien hervor brechenden englischen Truppen und den deutschen Truppen war, die, bereits auf dem Rückzug, die Zugangswege nach Norditalien zu verteidigten suchten. Die Kirche, oder vielmehr die Kriegsruine, trägt heute den Namen Chiesa della Pace (Friedenskirche) und ist, wie auch das Pfarrhaus, zu einer Gedenkstätte geworden, in der die dramatischen Ereignisse zwischen dem 25. August und dem 29. September 1944 mit einer umfangreichen Fotoausstellung dokumentiert sind. Die mittelalterliche Kirche des S.Pietro „inter rivos” war eine Benediktinerabtei aus dem 9. Jahrhundert, auf einem ehemaligen heidnischen Tempel errichtet, dessen halbkreisförmige Fundamente noch erhalten sind. 1775 wurde die Abtei aufgestockt und in die Barockkirche umgewandelt, die 1944 fast völlig zerstört wurde. Unter den Trümmern fand man jedoch das fast noch intakte Mauerwerk des mittelalterlichen Baus, solide Mauern aus Kieselsteinen, zum Teil im Fischgrätenmuster verlegte Ziegelsteinen und behauenem Naturstein um die Tore und an den Ecken. Bei einem Besuch auf der Anhöhe von Trarivi sind überall Krieg und Zerstörung zu spüren: der freie Himmel, wo sich einst das riesige Tonnengewölbe befand, zerstörte Altare, das aus Holzbalken aus dem Dach gefertigte, nun herunter gestürzte Kreuz, der aus zwei unter den Trümmern ausgewählten Steinen neu errichtete Altar. In den angrenzenden Räumen ist das Museum der östlichen Gotenlinie untergebracht. Hier erzählen zahlreiche Fundstücke aus dem Krieg sowie Fotos, die vor allem von den Engländern im Kampf aufgenommen wurden, von den schrecklichen vier Wochen Kampf um Rimini. Zu bestimmten Zeiten treffen ehemalige Soldaten aus beiden hier zusammen, um der Opfer zu gedenken. Museo della Linea Gotica Orientale di Trarivi Chiesa della Pace via Cà Bartolino - Trarivi di Montescudo tel. 0541 864010 fax 0541 984455 info@comune.montescudo.rn.it www.comune.montescudo.rn.it 94 95 96 Gemmano, Naturkundemuseum im Naturreservat Onferno. Oben Führung zu den Grotten. Unten links Innenansicht, Detail einer Bildtafel über die natürliche Umgebung im Messinium vor 6 Millionen Jahren. Unten rechts Ein Exemplar der Fledermaus, die in den Grotten heimisch ist. Gemmano Naturkundemuseum des Naturreservats Onferno Dieses 1995 von der Gemeinde Gemmano eingerichtete Museum im Naturreservat Onferno beschäftigt sich mit der Entstehungsgeschichte der Erde. Das 274 Hektar große Naturreservat ist landschaftlich wunderschön und hochinteressant, wie beispielsweise die natürliche, 700 Meter lange Höhle, in der allein mehr Fledermäuse leben als Menschen im Ort. Die gleichnamige Grotte wurde früher die ‚Hölle’ genannt und viele meinen, dass diese Bezeichnung Dante Alighieri zu verdanken ist. Die ehemalige Pfarrkirche der Hl. Colomba, in der das Museum eingerichtet ist, wurde im Jahr 1136 zum ersten Mal dokumentiert, während des zweiten Weltkriegs zerstört und anschließend wieder aufgebaut bzw. restauriert. Ausgestellt sind verschiedene Steine, insbesondere der hier häufig zu findende Kreidestein, sehr lehrreichen Grafiken sowie eine Nachbildung eines 3500fach vergrößerten Kreidemoleküls. Die Bedeutung, die man dieser Gesteinsart bemisst, ist auf die Tatsache zurück zu führen, dass die Burg von Onferno, also der kleine mittelalterliche Kern, genau auf einem großen Kreidevorkommen errichtet wurde. Unterirdische Wasserläufe haben im Laufe von Milliarden von Jahren eine Grotte ausgewaschen, die 1916 entdeckt und wissenschaftlich erforscht wurde. Diese Grotte, die unter der Burg und dem Museum liegt, wurde als riesiges Modell anhand der Untersuchungen aus den sechziger Jahren nachgebildet. Innerhalb dieser ideellen Verbindung zur Grotte wird der Besucher durch zwei Abteilungen geführt: eine speleologische Abteilung und eine über die Spezies der Chiroptera, also die Fledermäuse, von denen ca. 6.000 Exemplare in der Höhle leben. Aber auch die Besonderheiten der heimischen Tier- und Pflanzenwelt werden anhand von Schaukästen, Beschreibungen und Multimedia-Einrichtungen gewürdigt. Die verschiedenen Amphibien, Reptilien und Säugetiere, die noch heute dieses Gebiet bevölkern, sind in einem Diorama zu bewundern. Ein weiterer Bereich ist der heimischen Vogelwelt gewidmet, vor allem den spatzenähnlichen Vögeln und den Raubvögeln. Ein Teil des Museums wurde 2010 renoviert. Auch wurde das neue Multimedia-Mehrzweckmuseum Onferno eingeweiht, das sich als themenspezifisches Museum für die Archivierung und virtuelle Ausstellung kultureller Inhalte versteht. Ein Besuch des Museums und des Naturreservats lohnt sich in jedem Fall, aber es wird empfohlen, sich dem erfahrenen, kompetenten Fachpersonal anzuvertrauen. 97 Museo Naturalistico della Riserva Naturale Orientata di Onferno via Castello, 83 - Onferno di Gemmano tel/fax 0541 984694 info@grottedionferno.com www.grottedionferno.com Museen in Mondaino. Oben Paläontologische Abteilung, 6 Millionen Jahren alte Fischfossilien. Unten Majolika-Abteilung, links Rekonstruktion eines gedeckten Esstischs aus dem 15. Jahrhundert. Rechts Detailansicht der Majoliken aus Mondaino aus dem 15. Jh. Mondaino Museum Mondaino Paläontologische Abteilung. In einem herrlichen architektonischen Szenarium, Schauplatz bedeutender Begebenheiten im 15. Jahrhundert, also in der Burg der Malatesta, hat die paläontologische Abteilung der Museen von Mondaino ihren Sitz. Hier finden wir eine umfangreiche, aus der Erde und aus dem Meer stammende Fossiliensammlung aus dem Miozän (vor ca. 6 Millionen Jahren), die so genannten Tripoli. Es handelt sich um Fischfossilien (Ichthyoliten), Blattfossilien (Phylliten) und Beispiele für die damalige Vogelwelt, die in den Schichten dieses mehligen, durch Mikroorganismen entstandenen Sedimentgesteins eingeschlossen wurden. Dieses Ambiente aus Urzeiten wird im geologischen Kontext der gesamten Region anhand von Rekonstruktionen und Dioramen veranschaulicht. Majolika-Sammlung. Durch zufällige Entdeckungen, archäologische Untersuchungen um die Befestigungsmauern und an den Wänden der Malatesta-Burg und Keramikscherben, die am Hang in Richtung des Orts gefunden wurden, weiß man, dass in Mondaino ab dem 15. Jahrhundert in beachtlichem Umfang Keramik produziert wurde. Beispiele dieser antiken Töpfertradition können in der Majolika-Abteilung der Museen von Mondaino bewundert werden. Die sehr gut dokumentierte Produktion aus der damaligen Zeit wird dem Besucher durch eine Vielzahl an Exponaten, eine rekonstruierte Werkstatt, Klänge und Musik und einen gedeckten Tisch aus dem 15. Jahrhundert nahe gebracht. Es wurde eine Atmosphäre geschaffen, die die Museumsbesucher in ihren Bann zieht und der bedeutenden Rolle von Mondaino in der Geschichte der italienischen Majolika-Produktion gerecht wird. Der Tor-Turm gehört zum Museum von Mondaino, aber auch zum höflichen Leben der Burg. Dieser im 15. Jahrhundert errichtete Turm steht am Eingang des Orts und im Turm selbst kann man eine naturgetreue Nachbildung eines Wachpostens aus der damaligen Zeit sehen. Musei di Mondaino Sezione paleontologica piazza Maggiore, 1 - Mondaino Sezione delle maioliche via Secondaria Levante tel. 0541 981674 fax 0541 982060 musei@mondaino.com www.mondaino.com 98 99 Saludecio, Museum Saludecio und des Seeligen Amato. Oben Saal des Seeligen Amato. Unten links Guido Cagnacci, Die Prozession des Allerheiligsten Sakraments (1628). Unten rechts Wappen von Saludecio, Stickerei auf einem liturgischen Behang der Gesellschaft des Seeligen Amato. Saludecio Museum Saludecio und des Seeligen Amato Ein hochinteressantes Museum wegen der Qualität und Vielfalt der ausgestellten Kunstwerke, aber auch wegen der gelungenen Darstellung der Hingabe des Volks, das den hier gebürtigen Seeligen Amato Ronconi verehrt. Die Werke stammen aus dem Gebiet der Gemeinde und gehören zum Großteil der Pfarrkirche des Hl. Blasius und der Gemeinde Saludecio. Von einem Vestibül aus, in dem einige archäologische Funde ausgestellt sind, gelangt man in einen Raum mit Malereien, Statuen, Reliquienschreinen, liturgischen Gegenständen, Lampions und Monstranzen aus der Pfarrkirche und den antiken Laienklostern. Hier wird die Volksfrömmigkeit spürbar und man begreift, welch große Bedeutung der Ort im 17. und 18. Jahrhundert für das ganze Conca-Tal hatte. Kostbare Silberkelche und vor allem Bilder zeugen davon, unter anderem einige Meisterwerke, wie der Hl Papst Sixtus und Die Prozession des Allerheiligsten Sakraments von Guido Cagnacci (1628), der Hl. Antonius Abbas und Hl. Antonius aus Padua von Giovan Francesco Nagli, genannt Centino (um 1650) und Die Köpfung des Johannes des Täufers von Claudio Ridolfi (um 1630). Im zweiten Saal steht der Kult um den Schutzpatron des Orts im Mittelpunkt, den Seeligen Amato (18. Jahrhundert), dessen Leichnam in der rechten Kappelle der Pfarrkirche angebetet wird. Silbergegenstände aus dem 17. und 18. Jahrhundert, vorwiegend aus römischen Werkstätten, sowie eine umfangreiche Sammlung „historischer“ Votivgaben schmücken diesen Saal. Auch die Kirche ist Teil des Museums. In der wunderschönen Krypta sind antike liturgische Behänge, Devotionalien aus Faenza und einige Gemälde zu sehen. Der von Engeln gehaltene „Pannarone“ (Behang) über dem Hauptaltar der Krypta stammt von Antonio Trentanove, einem Künstler aus Rimini, der zwischen 1798 und 1800 sämtliche Stuckverzierungen der Kirche fertigte. Die zwischen 1794 und 1803 erbaute Kirche selbst verdanken wir dem Architekten Giuseppe Achilli aus Cesena. Auch im Kircheninneren hängen bedeutende Gemälde, wie das Martyrium des Hl. Blasius, ein Werk des Franziskanermönchs Atanasio da Coriano (1800) und die Schutzmantelmadonna von Claudio Ridolfi (um 1620). Die Girolomini-Kirche im oberen Teil des Orts, in der Altarbehänge ausgestellt sind, wurde erst kürzlich in das Museum integriert. Museo di Saludecio e del Beato Amato piazza Beato Amato, 2 - Saludecio tel. 0541 982100 donmauroangelini@libero.it www.comunesaludecio.it 100 101 102 Montegridolfo, Museum der Gotenlinie. Oben Teile deutscher Artillerie. Unten links Deutsche, englische und italienische Waffen aus dem zweiten Weltkrieg. Unten rechts Metallkisten und Dosen für Zigaretten und Kondensmilch. Montegridolfo Museum der Gotenlinie Das Museum liegt in einem etwas ungewöhnlichen Gebäude, einem unterirdischen „Betonbunker“, der 1990 eigens zu diesem Zweck außerhalb der Burgmauern gebaut wurde. Seit 1985 war dieses Museum ein Anliegen der Gemeindeverwaltung von Montegridolfo, eine Idee, die schließlich 2002 mit der Zielsetzung zur Umsetzung kam, die Erinnerung an die furchtbaren Kämpfe im zweiten Weltkrieg wach zu halten, die hier an der Gotenlinie ausgefochten wurden. Der Weg, der zum Museum führt, ist eine atemberaubende Aussichtsterrasse, von der aus der Blick über das Foglia-Tal bis zu den Hügeln von Rimini reicht. Dies war der Schauplatz für die schrecklichen Schlachten, die sich die Truppen der Alliierten und der Deutschen 1944 an der befestigten, von Hitler so genannten „Gotenlinie“ lieferten. Die Ortschaft Montegridolfo wurde am 31. August 1944 erstürmt und eingenommen. In einer Abteilung des ursprünglichen Ausstellungsbereichs sind Erinnerungsstücke aus dem Krieg und die beim Kampf verwendeten Waffen zu besichtigen. In der zweiten Abteilung dreht sich alles um die Kriegspropaganda und die Presse in der Zeit von 1943 bis 1945. Ebenso umfangreich wie die Pressesammlung sind die Fotografien und Filmaufnahmen über die Kriegsgeschehnisse um Montegridolfo. Die gesamte Bevölkerung hat hier eigene Andenken aus dem Krieg zusammen getragen, während die Modelle der Militärfahrzeuge aus der „Sammlung Amicizia” stammen und das Pressematerial von der „Sammlung Maffei” zur Verfügung gestellt wurden. Für die Menschen, die sich für dieses Museum eingesetzt haben, war es wichtig, dass die Geschehnisse des zweiten Weltkriegs an der Front vor Montegridolfo nicht in Vergessenheit geraten. Die Stadt war, ebenso wie der Nachbarort Gemmano, eine der letzten östlichen Hochburgen der „Gotenlinie“. Auch die schrecklichen Lebensbedingungen der Soldaten und der Zivilbevölkerung zur Kriegszeit werden in der Ausstellung behandelt. Das Museum steht mit Vorlesungen, Lernwerkstätten und Führungen insbesondere Schulen offen. In Begleitung des Museumspersonals kommt man von hier aus zu einem der elf unterirdischen Refugien, die die Zivilbevölkerung hier 1944 anlegte, um vor den Auseinandersetzungen Zuflucht zu finden. 103 Museo della Linea dei Goti via Roma, 2 - Montegridolfo tel. 0541 855054 - 0541 855320 fax 0541 855042 info@museolineadeigoti.it www.museolineadeigoti.it KAPITEL 4 SONSTIGE MUSEEN UND SAMMLUNGEN 104 Geschichtliches und Kurioses Für alle, die einfach nur neugierig sind und ganz eigenständig die unterschiedlichsten Dinge entdecken möchten, ist die Tour gedacht, die wir an dieser Stelle vorschlagen. Die Route beginnt an der Küste und führt bis ins Inland über weitere Museen, Sammlungen, Dauerausstellungen und wachsende Museen, die noch nicht zum offiziellen Museumsverband gehören. Der Museumsverband umfasst nämlich nur Einrichtungen, die offiziell und definitiv gegründet wurden und in das gemeinsame Förderprogramm mit aufgenommen wurden. Das heißt aber nicht, dass die anderen Einrichtungen weniger interessant sind, ganz im Gegenteil, Sie werden überrascht sein. Unsere Tour beginnt in Rimini im Nationalen Motorradmuseum, eines der originellsten Museen Italiens, das längst zum beliebten Treffpunkt für Motorradfahrer aus Italien und dem Ausland geworden ist. In den beiden Gebäuden dreht sich alles um das Zweirad. An 250 nach Themen chronologisch geordneten Exponaten von rund 60 italienischen und ausländischen Herstellern kann die Geschichte des Motorrads vom 19. Jahrhundert bis zu den 80er Jahren des 20. Jahrhundert nachvollzogen werden. Die Geschichte beginnt bei den Pionieren und somit beim ersten richtigen Motorrad: einem französischen Werner, gefolgt von den italienischen Maschinen Frera und Stucchi. In der Zeit der beiden Weltkriege tat sich Moto Guzzi mit fantastischen Straßen- und Rennmodellen hervor. Ein Bereich ist den Gespannen gewidmet, die als Transportmittel für die ganze Familie ihren Beitrag zur Motorradgeschichte leistete. Superstars aus dem Ausland sind die englischen Motorräder Norton, Sunbeam, Rudge, Scott; die amerikanischen Maschinen Harley Davidson, Indian und die unvergessliche 4-Zylinder-Henderson. Liebhaber des Rennsports können Maschinen von Aermacchi, Bimota, Linto, Yamaha und Honda bewundern. Natürlich dürfen auch die Roller nicht fehlen, wie Lambretta, Vespa und weitere seltene Modelle von Ducati, Cruiser und Piatti. Hier kommen wirklich alle Biker auf ihre Kosten (Via Casalecchio, 58/N Tel. 0541 731096 www.museomotociclo.it). Ebenfalls in Rimini liegt das Scolca-Museum, ein Museum für Sakralkunst in der Abtei S. Maria Annunziata Nuova in Covignano. Nach jahrelanger Renovierung ist hier nun ein wahrer Kunst- und Kulturschatz aus Rimini zu sehen: die antike Olivetaner-Abtei auf dem Hügel von Covignano, Santa Maria Annunziata Nuova di Scolca (zu deutsch „Rache“), heute Sitz der Pfarrgemeinde San Fortunato. Der Gesamtkomplex umfasst die 1418 von Carlo Malatesta an dieser strategisch günstigen Aussichtsstelle errichtete Kirche, aber auch das bischöfliche Seminar und die Diözesanbibliothek. Angesichts des Umfangs und der Fülle kann dieser Gebäudekomplex als eines der historisch und kunsthistorisch bedeutendsten Bauwerke Riminis bezeichnet werden. Das Museum selbst liegt unter dem Pfarrhaus, in den Tuffsteingrotten des Hügels von Covignano, in denen sich früher die Haushaltsräume der Abtei befanden. In den vier farblich unterschiedlich 105 106 Oben, Rimini, Nationales Motorradmuseum. Unten Bellaria Igea Marina, Sarazenen-Turm mit Muschelsammlung. gestalteten Räumen sind wichtige Zeitzeugnisse ausgestellt, wie die Originalglocke aus dem 15. Jahrhundert, antike Altarbehänge und Priestergewänder, persönliche Gegenstände der Olivetaner-Mönche, Silber, seltene Handschriften aus dem 15. - 17. Jahrhundert und Gemälde. Zu den wichtigsten Stücken zählt die Seite eines Miniatur-Chorals aus dem 15. Jh., das einzige Blatt, das von den religiösen Gesängen der Mönche nach dem Einfall Napoleons noch erhalten blieb. Jeder Raum steht für einen bestimmten geschichtlichen Abschnitt: das 15., das 17. und das 18. Jahrhundert. Der vierte Raum ist dem Volkskult gewidmet (Via Covignano, 152 Tel. 0541 751761). In der reizvollen Landschaft auf dem Gipfel des Hügels von Covignano bei Rimini stehen das uralte Kloster und die Wallfahrtskirche Madonna delle Grazie. Hier haben die Franziskaner das Missionsmuseum der Wallfahrtskirche Madonna delle Grazie geschaffen, das die Arbeit der Franziskaner aus der Romagna in den verschiedenen Teilen des Erdballs dokumentiert. Funde aus präkolumbischer Zeit, zahlreiche Exponate aus verschiedenen Kontinenten, aber auch seltene Beispiele zeitgenössischer Kunst fangen den Besucher ein: Werke berühmter Bildhauer und Maler, französisches Geschirr aus der Zeit Napoleons, Keramik aus Faenza und Muranoglas (Via delle Grazie, 10 Tel. 0541 751061). In Bellaria Igea Marina sollte ein Abstecher zum SarazenenTurm eingeplant werden. Die wunderschöne Muschelsammlung im Turm umfasst Muscheln, Weichtiere, Skelette von Meerestieren, Steinkorallen, Stachelhäuter, Krustentiere und Schildkrötenpanzer. Besonders hervor zu heben sind einige Exemplare des Nautilus aus dem Indischen Ozean, Schnecken, Perlenaustern und die seltenen Papierboote, in denen die Eier ausgebrütet wurden. Dies alles kann in den oberen Geschossen des Turms bewundert werden, den der Kirchenstaat wie fünf weitere Türme um 1673 im Zuge der Küstenbefestigung erbauen ließ. Der Originalaufbau mit den drei Stockwerken, Gewölbedecken und der innen liegenden Wendeltreppe ist noch erhalten. Invasionen und Überfälle, besonders durch türkische Piraten, zwangen den Papst, diese Festungstürme zwischen Gabicce und Bellaria zu errichten. In den Türmen lebten jeweils fünf Soldaten mit einem Kommandanten, die die Küste mit Arkebusen, Spingarden, Schießpulver und Zündschnur bewachten. Wenn die Glocke ertönte, flüchteten die Einheimischen in den Turm, um die Verteidigung zu organisieren. Im Laufe der Zeit wandelte sich die Funktion der Türme, die in späteren Zeiten als Wachtürme gegen Schmugglerschiffe und für die Quarantäne von aus dem Meer eintreffenden Fremden genutzt wurden (Via Torre, 75 Tel. 0541 343746 www.comune.bellaria-igea-marina.rn.it). 107 Oben Bellaria Igea Marina, Historische Traktorensammlung „Massaroni“ Unten, Santarcangelo di Romagna, Knopfmuseum. Um ein völlig anderes Thema geht es in der Traktorenausstellung „Massaroni“ in Bellaria Igea Marina. Wieder einmal soll hier die Erinnerung an das Leben der Bauern auf dem Land wach gehalten werden. Eine einheimische Familie wollte diese Erfahrungen an die Öffentlichkeit weiter geben und ihr ist diese, bisweilen eigentümliche, aber mit Sicherheit vom gesellschaftlichen, historischen und anthropologischen Gesichtspunkt her hochinteressante Sammlung zu verdanken. Das Spannende daran ist, dass alle Geräte, die gezeigt werden, zum größten Teil bereits der Vergangenheit angehören, aber immer noch einwandfrei funktionieren. Dröhnende alte Motoren mit Eisen- oder Gummirädern oder Raupen, zum Teil sehr seltene Stücke sind zu sehen. Besonders ins Auge springt ein noch perfekt funktionstüchtiger Heizkessel mit langem Kamin aus dem Anfang des 20. Jh., aber auch uralte Traktoren einst wohlbekannter Marken. Es handelt sich mit Sicherheit um die bedeutendste Privatsammlung voll funktionstüchtiger Oldtimer-Traktoren in Italien. Für einen Besuch müssen Sie sich bei Domenico Massaroni telefonisch anmelden (Via Belvedere, 60 Tel. 0541 345661). Nur wenige Kilometer entfernt liegt Santarcangelo di Romagna, wo Sie das einzige und einmalige Knopfmuseum Italiens erwartet. Die Geschichte des Knopfes ab 1700 bis heute ist in chronologischer Reihenfolge in drei Abteilungen dargestellt. Es handelt sich um zwar kleine Accessoires, die aber stets wichtig für die Menschen waren und von einem Sammler vor dem Staub der Zeit gerettet und minutiös katalogisiert wurden und auf sehr kreative Weise in einer farbenfrohen Ausstellung präsentiert werden. Knöpfe aus dem 18. und 19. Jahrhundert werden gezeigt, aus edlen Materialien, die den Reichtum und die Macht ihrer Besitzer, beispielsweise Königinnen und berühmte Persönlichkeiten, zur Schau stellten, Knöpfe aus über fünfzig verschiedenen Materialien. An acht Beispielen wird aufgezeigt, wie aus dem Rohmaterial der fertige Knopf geschaffen wurde, um die Herstellungstechniken zu veranschaulichen. Auf sehr originelle Weise werden dem Besucher die wirtschaftliche und politische Geschichte, die Sozialgeschichte, aber auch die Sitten und Bräuche dieser Gegend im 20. Jahrhunderts durch die Symbolik des Knopfes nahe gebracht, „denn“ - so der Museumsgründer - „wenn sich auf der Straße etwas ereignet, das die Mehrheit der Leute in irgend einer Weise involviert, setzt irgend ein Modemacher das Ereignis symbolisch an den Knöpfen um, die dadurch zu Meilensteinen unserer Geschichte werden und das betreffende Ereignis dokumentieren“. Der Knopf ist ein Anhaltspunkt in der Geschichte und dieses Museum in Santarcangelo weiß dies gut zu vermitteln, nicht zuletzt durch die umfangreiche Büchersammlung über diese fantastische Welt. Das umfassende, didaktisch wertvolle Material, das hier zusammen getragen 108 109 Oben Torriana, Museumswerkstatt „Filo di Penelope... Filo del mondo“, Webstuhl. Unten Saludecio, Museumsnetz mit den Wandmalereien über die Erfindungen des 19. Jahrhunderts. wurde, wurde bereits als Grundlage für diverse hervorragende Abschlussarbeiten an der Universität herangezogen. In dieser Literaturabteilung kann man zudem viele Anekdoten erfahren, aus denen offensichtlich hervorgeht, dass ein Knopf nicht einfach nur zwei Stoffhälften zusammen hält oder trennt, sondern auch Beziehungen zwischen Menschen. Das Museum verdanken wir Giorgio Gallavotti, Inhaber einer historischen Kurzwarenhandlung in Santarcangelo, der die Knöpfe gesammelt, sortiert, auf Tafeln aufgenäht und eingerahmt und in jahrzehntelanger Arbeit einen großartigen, künstlerisch, historisch und kulturell relevanten Bestand geschaffen hat. 1991 stellte er einen ersten Teil seiner Sammlung aus und das Interesse war derartig groß, das er schließlich dieses Knopfmuseum einrichtete, das Tag für Tag Besucherrekorde verzeichnet. (Via della Costa, 11 Tel. IAT 0541 624270 Mobiltel. 339 3483150 http://bottone.art-italy.net). In Torriana wird auf die Museums-Lernwerkstatt „Filo di Penelope... Filo del mondo” (Penelope’s Faden... der Faden der Welt) hingewiesen. Die Zielsetzung dieser Einrichtung ist die Weitergabe einer faszinierenden, uralten kunsthandwerklichen Tradition des Marecchia-Tals seit der Antike. Die Idee entstand im Anschluss an einen Abendkurs für traditionelle Webkunst in Torriana und wurde 2007 auf Betreiben der Grundschule „Giulio Turci”, der Stadtverwaltung und einiger Einwohner umgesetzt, die diese antike Handwerkskunst nicht dem Vergessen anheim fallen lassen wollten. Die Geschichte des Webens läuft parallel zur Geschichte der Menschheit. Die ersten Webstühle gab es bereits in der Jungsteinzeit, sehr einfache Konstruktionen, nicht viel mehr als ein rechteckiger Rahmen aus Ästen oder Holzpfählen. Im Mittelalter wurden senkrechte Webstühle für die Fertigung von Wandbehängen verwendet und 1250 wurde das Pedal eingeführt. Der Aufbau der Webstühle wurde weiter verfeinert, bis in der Renaissance schließlich komplexe, sehr raffinierte Stoffe damit gefertigt werden konnten. Das Weben wurde zu einer Kunst, die Produktion von hochwertigen Stoffen, wie Atlas, Brokat, Damast und Samt erlebte ihre Blütezeit. 1787 wurde der Webstuhl zum ersten Mal mit einer Dampfmaschine angetrieben: der mechanische Webstuhl hatte das Licht erblickt. Aus all diesen Gründen will man in dieser Museums-Lernwerkstatt die Erinnerung an die aufwändige, langwierige Arbeit des Handwebens erhalten. Eine „lebendiges“ Museum, das antikes Wissen um eine Kunst weiter gibt, die auch einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt und zur kulturellen Integration leistet (Via Roma, 102 Tel. 0541 675220 www.comune.torriana.rn.it). In Montebello, Teil der Gemeinde Torriana, mitten im Tierschutzgebiet liegt das Naturobservatorium Valmarecchia. Hier 110 111 Oben Saludecio, Dauerausstellung über Giuseppe Garibaldi, zukünftiges Risorgimento-Museum Unten San Marino, Maranello Rosso Museum. hat der Besucher die Möglichkeit, die Schönheiten des Marecchia-Tals zu entdecken: Kalkfelsen und Schluchten, Mischwälder und viele Tierarten, wie Rotmilane, Sperber, Habichte, Stachelschweine, Rehe, Füchse, Wildschweine. Im Museumsraum im Erdgeschoss sind die unterschiedlichen Lebensräume des Marecchia-Tals naturgetreu reproduziert. Ein großes Terrarium zeigt die Pflanzen und Tierarten, die in den Gewässern des Marecchias heimisch sind, aber auch die Tier- und Pflanzenwelt des Tals wird veranschaulicht. Im ersten Stock befinden sich Modelle, Anschauungsmaterial über die Geologie und Fossilien. Ergänzend kommen ein Hörsaal, ein Konferenzsaal und eine Fachbibliothek hinzu. Außerhalb des Gebäudes können Besucher ein Amphitheater, einen auch für Rollstuhlfahrer und Blinde gestalteten Wanderweg und einen Picknickplatz nutzen. Das Observatorium bietet Führungen und Exkursionen an (Via Scanzano, 4 Tel. 0541 675629 www.atlantide.net/osservatoriovalmarecchia). An dieser Stelle empfehlen wir, vom Marecchia-Tal ins Conca-Tal bis nach Saludecio zu fahren. Hier bietet die Tradition der Wandmalereien einen attraktiven Vorwand, um sich die elegante Altstadt anzusehen - ein farbenfroher, origineller Spaziergang im Freien, eine Art Museumsnetz zwischen Gassen und Plätzen, auf den Spuren der Erfindungen des 19. Jahrhunderts. Das ist nämlich das zentrale Thema der Wandmalereien von Saludecio, die in der Tradition der Lokalveranstaltung ‘800 Festival stehen. Die figürlichen Darstellungen erzählen vom Kino, der Fotografie, dem Telefon, dem Radio, der Glühbirne, aber auch von kuriosen Errungenschaften, wie Comics, Ökologie, Rasierklinge oder Klopapier und enthalten Hinweise auf die berühmtesten Marken, wie Levis, Coca Cola, Violetta di Parma, Borsalino. Die Tradition der Wandmalereien entstand im Jahr 1991 anlässlich des 9. ‚800 Festival. Im selben Jahr kam der Verein für Kultur, Kunst, Umwelt AR.PER.C. (Arte Per Comunicare - Kommunikationskunst) aus Castellabate (SA) hinzu, der die Veranstaltung betreut (Tel. 0541 869719 www.murales.ottocentofestivalsaludecio.it). Eine weitere Überraschung wartet in Saludecio: eine Dauerausstellung, das zukünftige Risorgimento - Museum, dem Mythos Giuseppe Garibaldi gewidmet, den es in unserer heutigen Zeit neu zu entdecken gilt. Die Ausstellung wurde 2007 im ehemaligen Bezirksgefängnis in einem Flügel des antiken Palasts der Stadtverwaltung eröffnet und zeigt die „Sammlung Ottaviani”, die rund tausend Originalstücke verschiedenster Art umfasst, angefangen bei Uniformen, bis hin zu Edikten, Büchern, Postkarten, Briefmarken, Münzen, Souvenirs und vieles mehr, das mit dem „Held zweier Welten“ und seinem Leben zusammen hängt. Die Ausstellung fügt sich hervorragend in die auf das 19. 112 113 Jahrhundert ausgerichtete Tradition Saludecios ein. Mit ihrem ‘800 Festival ist es der Stadt gelungen, ihre Geschichte und Architektur aus der zweiten Hälfte des 19. Jh. in den Vordergrund zu rücken, als der Ort zum Sitz der Bezirksregierung wurde und damit zur „Hauptstadt“ des gesamten Conca-Tals. Die Bevölkerung ist sehr stolz auf ihre Geschichte zur Zeit des Risorgimento und kann noch viele Geschichten und Episoden erzählen, die Bürger aus Saludecio selbst als Soldaten unter Garibaldi erlebt haben (Piazza Beato Amato Ronconi, 1 Tel. 0541 869719 www.comunesaludecio.it). Im Elisabeth-Museum in Coriano geht es um die Geschichte der Seeligen Elisabetta Renzi, Initiatorin des „Instituts Maestre Pie dell’Addolorata” (Institut der frommen Lehrerinnen der Schmerzensreichen) im angrenzenden Kloster, dem Mutterhaus des von Schwester Elisabetta im Jahr 1839 gegründeten Ordens. Im Mittelpunkt des neuen Ordens stand die Unterweisung junger Frauen in den weiblichen Künsten. In der Kirche neben dem Kloster sind die sterblichen Überreste der Seeligen aufbewahrt. Im Museum sind Web- und Stickarbeiten ausgestellt, die die Schülerinnen des Instituts über die Jahre angefertigt haben, aber auch einige persönliche Gegenstände und Dokumente. Die Sammlung enthält auch einige sehr kostbare Handarbeiten aus Gold und Silber (Via Malatesta, 4 Tel. 0541 657121 www.comune.coriano.rn.it www.prolocoriano.it). Das Antiquarium von Coriano befindet sich im Gästehaus der Malatesta-Burg und zeigt Gegenstände aus Keramik und Glas sowie Waffenteile, die bei den Ausgrabungen im und um die Burg und bei den Restaurierungsarbeiten gefunden wurden. Die Ursprünge der Burg gehen auf Anfang des 14. Jahrhunderts zurück. 1356 ging das Castrum Coriliani vom damaligen Besitzer, der Kurie von Ravenna, an die Adelsfamilie Malatesta über, der, insbesondere Sigismondo Pandolfo, die Restaurierung zu verdanken ist. Zwischen 1504 und 1509 hatte Venedig die Oberherrschaft über die Burg. Anschließend wurde sie vom Kirchenstaat annektiert und von Papst Clemens VII an die Familie Sassatelli aus Imola verschenkt, die sie von 1528 bis 1580 besaßen und deren Wappen noch heute über dem Tor eingelassen ist. Als das Gebäude nach und nach seine Funktion als Wachpunkt, Festung und Zufluchtsort verlor, setzte ein langsamer, aber ständiger Verfall ein, der zweite Weltkrieg gab der Burg schließlich den Rest. Die erheblichen Schäden wurden in den letzten Jahrzehnten im Zuge umfangreicher Sanierungen und Restaurierungen behoben. Besonders erwähnenswert ist das Eiswerk, eines der größten in der Romagna (Via Malatesta Tel. 0541 656255 www.comune.coriano.rn.it www.prolocoriano.it). Die Farben von Montefiore in Montefiore ist eine bedeutende Dauerausstellung in der Malatesta-Burg über die archäologischen Untersuchungen, die in der Burg zwischen 2006 und 2008 vorgenommen wurden. Hier ist ein Teil der Keramikproduktion aus der Zeit der Malatesta zu sehen, die zum Großteil aus der Burg selbst stammen: Trinkbecher, Schalen und Gefäße, die mit Portraits, Zeichen, gotischen Buchstaben, geometrischen Mustern und 114 Symbolen verziert sind. Die vorherrschenden Farben sind blau, gelb, ocker, Kupfergrün und Manganbraun, dieselben Farben, in denen sich die wunderbare Landschaft in der Umgebung zeigt. Der größte Teil der Exponate wurde in der Romagna gefertigt, einige wenige stammen aus den Marken und der Gegend um Ferrara. Die Glasobjekte sind vorwiegend aus Venedig (Via Roma Tel. 0541 980179 www.comune.montefiore-conca.rn.it). Lassen wir nun die Provinz Rimini hinter uns, um einen Abstecher in die Republik San Marino zu machen, die ganz in der Nähe liegt und einfach zum Touristengebiet dieser Gegend dazu gehört. In der Ortschaft Falciano können sich Rennsportliebhaber im Museum Maranello Rosso an zwei Mythen satt sehen: Ferrari und Abarth. Dieses einmalige Museum wurde wegen seiner Besonderheit in das Projekt Motor Valley - Land der Motoren der Region Emilia Romagna aufgenommen. Mit der Maranello Rosso Sammlung werden dem Publikum die wichtigsten 25 Ferrari-Modelle präsentiert, gegliedert nach Rennwagen, Straßenwagen, Prototypen und Formel Eins Wagen. Eine ganze Abteilung beschäftigt sich anhand von Dokumenten, Fotos und Filmaufnahmen einzig und allein mit dem Schöpfer dieses Mythos, Enzo Ferrari. „Wenn mich vom Gipfel des Bergs aus zurück wende, sehe ich die vielen Gesichter und Namen wieder vor mir, die mich auf meinem Weg begleitet haben”. Mit diesen Worten beschreibt Ferrari den aufregenden Werdegang des Maranello Rosso, der zu Füßen des Titano entstanden ist. In der Abteilung Abarth sind 40 Fahrzeuge ausgestellt, die die Handschrift eines der Genies des italienischen Automobildesigns tragen, Carlo Abarth. Freizeitwagen, GT, Sportwagen, Rallye und Formel Eins: das Beste, was das Markenzeichen des Skorpions und die genialen Ideen von Carlo Abarth zu bieten haben. Das Museum gilt als die größte Abarth - Sammlung der Welt (Strada dei Censiti, 21 tel. 0549 970614 www.maranellorosso.com). 115 Wer sich einlesen möchte: Kleiner Literaturhinweis R. Giannini e T. Mosconi, I sentieri magici della Valmarecchia. Touring Club Italiano, 1995 W. Landini, Museo Paleontologico, Mondaino. Provincia di Rimini, 1995 P. G. Pasini, Museo della Città, Rimini. Provincia di Rimini, 1995 (AA.VV.), Museo del Territorio. Riccione. Provincia di Rimini, 1995 R. Giannini, Tonino Guerra e la sua valle. Piccola biblioteca del Montefeltro Vol. 4, Raffaelli Editore, Rimini, 1998 P. G. Pasini, Arte e storia della Chiesa riminese. Milano, Skira, 1999 (AA.VV.), Storia di Santarcangelo di Romagna. Cesena, Il Ponte Vecchio, 1999 G. Allegretti e F. Lombardi (a cura), Il Montefeltro II. Ambiente, storia, arte nell’Alta Valmarecchia. Villa Verucchio, Tipolito La Pieve, 1999 W. Monacchi, Archeologia e storia nella valle del Senatello. Urbania, Arti Grafiche Stibu, 2000 P. Franciosi e E. Gosti, Maiolo. Rimini, Bruno Ghigi Editore, 2000 Y. Lichtenberg Gualtieri e A. Guénot, Gualtieri. Parigi, Edition Saint-Germain-des-Prés, 2000 D. Scaravelli, Museo naturalistico della Riserva naturale orientata di Onferno, Gemmano. Provincia di Rimini, 2001 116 M. L. Stoppioni (a cura), Museo della Regina, Cattolica. Provincia di Rimini, 2001 R. Giannini La Guidina di Tonino. Santarcangelo di Romagna, Maggioli, 2001 Manlio Flenghi, Il Teatro ‘Angelo Mariani’ di Sant’Agata Feltria. Comune di Sant’Agata Feltria, 2002 (AA.VV.), Natura & figura nella Provincia di Pesaro e Urbino. Provincia di Pesaro e Urbino, 2002 C. Battelli, Il Montefeltro e San Marino. Riccione, Maestri Editore, 2002 L. Bagli, Natura e paesaggio nella Valle del Conca. Milano, Silvana Editoriale, 2002 A. Brilli (a cura), Alla ricerca della Repubblica ideale. Bologna, Minerva Edizioni, 2002 P. G. Pasini, Museo di Saludecio e del Beato Amato. Provincia di Rimini, 2003 H. Marinelli, Pani e forni di Maiolo. Dalla tradizione alla rete. Ricerca presentata in occasione della VIII edizione della Festa del Pane, 28-29 giugno 2003, in Portale turistico del Montefeltro J. Ortalli, C. Ravara Montebelli, Rimini, lo scavo archeologico di palazzo Massani. Provincia di Rimini, 2004 R. Giannini e L. Liuzzi, Tonino Guerra. Poesie nel paesaggio. Rimini, Ramberti Edizioni, 2004 P. Von Eles (a cura), Verucchio, Museo Civico Archeologico. Provincia di Rimini, 2005 117 M. Biordi (a cura), Museo degli Sguardi, Raccolte Etnografiche di Rimini. Provincia di Rimini, 2005 T. Maffei, Museo della Linea dei Goti 1943-44. Provincia di Rimini, 2005 D. Grossi, O. Piraccini, C. Spadoni (a cura), Villafranceschi, Le collezioni permanenti della Galleria d’Arte Moderna e Contemporanea di Riccione. Cinisello Balsamo, Milano, Silvana Editoriale, 2005 S. Migani (a cura), Guida ai Musei Etnografici dell’Emilia-Romagna. Reggio Emilia, Diabasis, 2006 P. G. Pasini, Musei nella provincia di Rimini. Provincia di Rimini, 2007. Marco Renzi, La strage di Fragheto (7 aprile 1944). Nuove verità, reticenze, contraddizioni. Edizioni della Società di studi storici per il Montefeltro, 2007 (AA.VV.), Alta Valmarecchia Musei. Novafeltria, Comunità Montana Alta Valmarecchia, 2007 (AA.VV.), Una lunga storia e un delicato contesto. San Leo, Società di studi storici per il Montefeltro, 2007 (AA.VV.), MET. Museo degli usi e costumi della gente di Romagna. Provincia di Rimini, 2007 (AA.VV.), Museo Etnografico di Valliano. Montescudo. Provincia di Rimini, 2007 E. Tosi Brandi (a cura), Castelli e fortificazioni del riminese. Bologna, CLUEB, 2007 118 F. Lombardi, Lo sguardo storico sugli aspetti naturalistici. San Leo, Società di Studi storici per il Montefeltro, 2007 (AA.VV.), MUSAS - Museo Storico Archeologico di Santarcangelo. Provincia di Rimini, 2008 (AA.VV.), I fiori dei pigri. Rimini, Provincia di Rimini, 2008 A. M. Baratelli (a cura), I palazzi di Poggio Berni. Imola, Editrice La Mandragora, 2008 L. Liuzzi e U. Gorrieri, San Leo Città Fortezza. Rimini, Arti Grafiche Ramberti, 2008 T. di Carpegna Falconieri (a cura), Una terra in lontananza. San Leo, Società di Studi storici per il Montefeltro, 2008 R. Giannini e A. Guermandi, Le lucciole di Tonino. Pillole di bellezza. Provincia di Rimini, 2009 W. Piazza e C. Muscolino (a cura), La Rocca e il sigillo ritrovato… a Montefiore Conca. Santarcangelo di R., Maggioli Editore, 2009 R. Giannini, P. Angelini, F. Bronzetti (a cura), I progetti sospesi di Tonino Guerra. Provincia di Rimini, 2010 (AA.VV.), Val Marecchia Terra di mo(vi)menti speciali. Verucchio, Edizioni Lithos, 2010 F. Partisani, L’inaugurazione dello spazio espositivo dopo il lungo restauro. Il vescovo Negri: una grande occasione di recupero della tradizione cristiana. In Avvenire, 8 luglio 2010 D. Sacco, Museo Archeologico “Uguccione della Faggiola”. Pesaro, Walter Stafoggia Editore, 2010 119 120 Standort Ortschaften und Besucherrouten Trento Bellaria Igea Marina Torino Helsinki Oslo Stoccolma Dublino Santarcangelo di Romagna Torriana Verucchio Riccione Talamello Novafeltria Sant’Agata Feltria Coriano Repubblica Misano Adriatico di San Marino Montescudo Cattolica Montecolombo San Clemente fiume Conca San Giovanni Gemmano Morciano in Marignano di Romagna San Leo Maiolo Pennabilli Casteldelci Montefiore Conca AR Varsavia Amsterdam Bruxelles Berlino Praga Vienna Parigi Monaco Budapest Milano Bucarest Rimini Madrid Roma Londra Rimini Poggio Berni Mondaino Milano Algeri Tunisi Genova Mosca Firenze Perugia Kijev Roma - - Bari Cagliari Catanzaro Ankara Palermo Atene Montegridolfo Ferrara Reggio Emilia - Rimini Ancona Napoli Parma - Ravenna Piacenza Saludecio fiume Marecchia Bellaria Igea Marina Museum „Das rote Haus“ von Alfredo Panzini Sarazenen-Turm Historische Traktoren Casteldelci Museumshaus S. Colarieti Cattolica Museum der Königin Gemmano Naturkundemuseum im Naturreservat Onferno Maiolo Brotmuseum Mondaino Paläontologisches Museum Majolika-Museum Montegridolfo Museum der Gotenlinie Montescudo Ethnografisches Museum Valliano Museum der Östlichen Gotenlinie in Trarivi Novafeltria Historisches Bergbaumuseum Sulphur Pennabilli Museumsnetz „Die Orte der Seele“ Museum „Die Welt des Tonino Guerra“ Rechenmuseum Mateureka Naturkundemuseum im Naturpark Sasso Simone und Simoncello Diözesanmuseum Montefeltro „A. Bergamaschi“ Poggio Berni Museum „Sapignoli - Mühle” Venezia Bologna Riccione Landesmuseum Galerie für moderne und zeitgenössische Kunst Villa Franceschi Rimini Stadtmuseum Fellini-Museum Museum der Blicke Flugfahrt-Museum Fischerei- und Muschelmuseum Nationales Motorradmuseum Saludecio Wandmalereien - Freiluftmuseum Museum Saludecio und des Seeligen Amato Risorgimento-Museum San Leo Museum der Festung Museum für Sakralkunst Sant’Agata Feltria Historisches Theater Angelo Mariani Museum Rocca Fregoso Museum für bäuerliche Kunst Santarcangelo di Romagna MUSAS Museum für Geschichte und Archäologie Knopfmuseum MET Volks- und Heimatkundemuseum der Romagna Talamello Pinakothek Gualtieri „Brillante Realität“ Verucchio Städtisches Archäologiemuseum Repubblica di San Marino Maranello Rosso Sammlung Modena Bologna Ravenna Forlì Cesena Rimini San Marino Die wichtigsten Entfernungen Amsterdam 1.405 km München 680 km Bologna 121 km Berlin 1.535 km Paris 1.226 km Florenz 165 km Brussel 1.262 km Prag 1.089 km Mailand 330 km Budapest 1.065 km Stockholm 2.303 km Neapel 586 km Kopenhagen 1.770 km Warschau 1.533 km Rom 325 km Frankfurt, 1.043 km Wien 887 km Turin 447 km London 1.684 km Zürich 645 km Venedig 270 km