Halsentzündung durch Streptokokken (Scharlach)
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Halsentzündung durch Streptokokken (Scharlach)
Halsentzündung durch Streptokokken (Scharlach) Was ist eine Halsentzündung durch Streptokokken? Infektionen durch Streptokokken (S.pyogenes) gehören zu den häufigsten bakteriellen Erkrankungen im Kindesalter. Erkrankungen durch diese Bakterien sind allerdings in jedem Alter möglich. Die Bakterien können eine Vielzahl von Krankheitsbildern verursachen: • Eitrige Infektionen des Rachens (Tonsillitis, Pharyngitis), • Infektionen der Haut (Impetigo contagiosa), • Erkrankungen des gesamtem Körpers durch Giftstoffe der Bakterien (Scharlach), • Spätfolgen der Infektion (rheumatisches Fieber und Nierenerkrankungen). Eine durchgemachte Erkrankung hinterlässt lebenslange Immunität – allerdings nur gegen den einen von insgesamt ca. 80 Stämmen von Streptokokken, der krankheitsauslösend war. Mehrere davon können Scharlach auslösen.Das bedeutet, dass auch mehrfache Erkrankungen an Scharlach möglich sind. . Wie wird die Krankheit übertragen? Die Infektion erfolgt von Mensch zu Mensch, nicht über Gegenstände. Meist erfolgt die Ansteckung als sog. Tröpfcheninfektion, durch Niesen und Husten. Wie bei einigen anderen Bakterien auch, beherbergen viele Menschen (10% - 20%) die Keime im Nasen-RachenRaum, ohne zu erkranken. Sie können die Infektion jedoch übertragen. In den Wintermonaten sind insgesamt mehr Streptokokken "unterwegs". Daher kommen Halsentzündungen mit Streptokokken in den Monaten Oktober bis März entsprechend häufiger vor. Häufigkeit Racheninfektionen durch Streptokokken sind weltweit verbreitet. Sie gehören zu den häufigsten bakteriellen Erkrankungen im Kindesalter und weisen einen Gipfel in der Altersgruppe der 4- bis 7Jährigen auf. Ihre Zahl in Deutschland wird auf 1 bis 1,5 Millionen pro Jahr geschätzt. Inkubationszeit Es dauert 2 - 4 Tage von der Infektion bis zum Krankheitsausbruch. Ansteckend ist eine erkrankte Person bis zu 24 Stunden nach Beginn der Antibiotikatherapie. Ohne medikamentöse Therapie bleibt die Ansteckungsfähigkeit bis zu 3 Wochen erhalten. Wie macht sich die Erkrankung bemerkbar? Sie beginnt plötzlich mit starken Halsschmerzen und Fieber bzw. Schüttelfrost. Hinzu kommen Kopfschmerzen und Husten. Vor allem bei kleinen Kindern kann es auch zu Bauchschmerzen und Erbrechen kommen. Wann spricht man von Scharlach? Der Scharlach ist eine generalisierte Streptokokken-Infektion, die meist in Form einer Angina auftritt und von einem charakteristischen Ausschlag begleitet wird. Das Scharlachexanthem, bestehend aus kleinfleckigen Papeln, beginnt am 1. oder 2. Krankheitstag am Oberkörper und breitet sich unter Aussparung der Handinnenflächen und Fußsohlen aus. Zu den zusätzlichen Symptomen gehört die Himbeerzunge (verursacht durch vergrößerte Papillen). Das Exanthem verschwindet nach 6 bis 9 Tagen. Einige Tage danach kommt es zur Abschuppung der Haut, insbesondere der Handinnenflächen und Fußsohlen. Diagnose Die Diagnose wird anhand des typischen Beschwerdebildes und dem Nachweis des Erregers durch einen Rachenabstrich gestellt. Der vielerorts durchgeführte Schnelltest kann manchmal negativ sein, obwohl eine Infektion vorliegt. Wenn das Beschwerdebild trotz negativem Schnelltest der Erkrankung entspricht, muss im Zweifelsfall ein Abstrich genommen und eine Kultur angelegt werden. Therapie Das Mittel der Wahl ist Penicillin über 10 Tage. Bei einer Penicillinallergie wird Erythromycin gegeben. Es gibt auch andere Antibiotika, die die Infektion wirksam bekämpfen. Halten Sie sich in jedem Fall an die verordnete Therapie durch Ihren Haus – bzw. Kinderarzt. Ob es sich um die Erkrankung Scharlach oder eine andere durch Streptokokken hervorgerufene Infektion handelt, macht für die Therapie keinen Unterschied. Eine konsequente Behandlung ist unbedingt erforderlich, sonst besteht das Risiko ernstzunehmender Folgeerkrankungen! Komplikationen Wie bei jeder zunächst lokal begrenzten Infektion ist in sehr seltenen Fällen eine Ausschwemmung der Bakterien und ihrer Gifte in den gesamten Körper möglich. Dann kann es zu einem schweren Krankheitsbild mit Erbrechen, Durchfällen, Herzmuskelentzündung, Hirnschäden, Vereiterungen und Kreislaufversagen kommen. Spätfolgen von Streptokokken-Infektionen können das akute rheumatische Fieber und die akute Glomerulonephritis (Entzündung in der Niere) sein. Vorbeugende Maßnahmen Wegen der weiten Verbreitung von Streptokokken in der Umwelt sind die Möglichkeiten der Vorbeugung begrenzt. Eine Schutzimpfung existiert nicht. Umso wichtiger ist die konsequente antibiotische Behandlung über 10 Tage. Dadurch verringern sich Ansteckungsmöglichkeiten erheblich und Spätfolgen werden verhindert. Meldepflicht nach dem Infektionsschutzgesetz letzte Änderung: Juni 2016 / 8 Damit das Gesundheitsamt dafür sorgen kann, dass sich die Ausbreitung von Infektionen durch Streptokokken in Gemeinschaftseinrichtungen in Grenzen hält, gibt es einige gesetzliche Vorschriften: Wer an einer Infektion durch Streptokokkus pyogenes erkrankt ist, darf eine Gemeinschaftseinrichtung bis zum 2. Tag nach Beginn der antibiotischen Behandlung nicht besuchen. Wer nicht behandelt wird, muss bis zum vollständigen Abklingen der Ansteckungsfähigkeit (3 Wochen) warten. Leiter von Gemeinschaftseinrichtungen müssen das zuständige Gesundheitsamt unverzüglich über das Auftreten dieser Infektionen benachrichtigen. Eltern wiederum sind ebenfalls verpflichtet, der Einrichtung gegenüber die Erkrankung ihres Kindes mitzuteilen. Mehr Informationen? 0431 - 901Sachbearbeitung: 2108, 2117 Landeshauptstadt Kiel Ärztliche Beratung: 2120,2130,4222 Amt für Gesundheit Fleethörn 18-24 24103 Kiel Infektionsschutz@kiel.de