Henrik Håkansson A Tree (Suspended)
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Henrik Håkansson A Tree (Suspended)
Henrik Håkansson A Tree (Suspended) 29.01. – 06.03.2016 In den vergangenen fünfzehn Jahren hat der Künstler Henrik Håkansson an vielen bedeutenden internationalen Gruppenausstellungen teilgenommen, wie etwa den Biennalen in Venedig und Berlin. Seine Werke wurden ebenso weltweit in großen Ausstellungshäusern gezeigt. Er gehört zu den erfolgreichsten schwedischen Künstlern seiner Generation und ist bekannt für seine klug durchdachte Beschäftigung mit dem zunehmend dringenden Thema unserer Einwirkungen auf das Ökosystem, in das wir eingebettet und von dem wir abhängig sind. Typisch für seine Kunst ist, dass die Grenze zwischen sterbender Natur und zeitloser Künstlichkeit, zwischen Ökosystemen und kulturellen Traditionen fließend ist. Für seine Installation in Freiburg hat Håkansson eine entwurzelte Buche an Drähten befestigt in die Halle gehängt. Natur, in Form eines Fundobjekts, wird in eine Skulptur verwandelt, metaphorisch wie ein Denkmal für die Wälder der Welt, die als Rohstoff geopfert werden. Zudem deutet die Installation des solitären Baums auf die Geschichte der romantischen Malerei, wie z.B. von Caspar David Friedrich. Er ist als Baum in einer mise-en-scène mit Scheinwerfern installiert. Ergänzend sind weitere dokumentarische Werke in den Zusammenhang gestellt: Ein monochromes Earth Chrome (2016), mit der Erde, in der der Baum wuchs. Im Doku-Raum ist Falling Tree (Ulmus glabra) (2009) ausgestellt, ein Werk, dass die hörbare Aufnahme eines fallenden Baums wiedergibt. In unmittelbarer Nachbarschaft zur Installation erscheint es fast so, als ob – wie in einer selbstreferenzielle Erzählung – dem hängenden Baum in der Halle sein eigener Niedergang bewusst gemacht wird. Auf der Galerie im 1. OG sind 360 kleinformatige Farbfotografien in einer Reihe gehängt. Die Serie hält einen Baum in 360 Einzelporträts fest. Seit den frühen 1990er Jahren hat Håkansson Metaphern für das Verhältnis von Mensch und Natur geschaffen. Dabei geht er mit der gewissenhaften Objektivität eines Biologen vor. Die Titel seiner Installationen und Filme zitieren oftmals wie in wissenschaftlichen Recherchen die lateinischen Bezeichnungen der Baum-, Vogel- oder Insektenarten, die er studiert und beobachtet. Der eher unpersönlich erscheinende Empirismus, der sich in den formalen Bezeichnungen äußert, täuscht, er ist lediglich die äußere analytische Form, hinter der sich eine leidenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Schicksal von Pflanzen und Tieren verbirgt. Seine Installationen zeichnen sich in Bezug auf die tragische Dimension, die er in der Vergänglichkeit von Lebenskreisläufen herausarbeitet, aus. Bereits in seiner Jugend verfolgte Håkansson innig die Bewegungen der Natur, die er als Beobachter, besonders von Vögeln, mit dem Fotoapparat festhielt. In seiner Kunst wird ein elegischer Bericht statistischer Kodierung der Natur spürbar, die ein tiefgreifendes Bewusstsein der zunehmenden Spannungen zwischen menschlichen Lebewesen und ihrer Umwelt vermittelt. Er dramatisiert diese Spannungen, während er die Rollen des Lobpreisenden und Bewahrers der Natur sowie ihres Eroberers und Zerstörers einnimmt, oder zumindest die Rolle als deren Berichterstatter. In einem seiner bekanntesten Werke hat er einen Baum, der in einem Feld explodiert, aus unterschiedlichen Blickwinkeln und in unterschiedlich schnellen Geschwindigkeiten gefilmt. Hinter dem kinoartigen Schauspiel, das der Film hervorruft, wird die Realität der Zerstörung festgehalten. In einer anderen Arbeit hat er Leinwand an die vordere Stoßstange seines Autos im Sommer, in dem das Stechmückenvorkommen sehr hoch ist, angebracht. Ihre zerplatzten Körper auf der Leinwand ähneln einer Art malerischer Abstraktion. Symbolisch übernimmt Håkansson die Verantwortung für die menschliche Raubtier-Beute-Beziehung und überlässt es den Betrachtern, diese Verantwortung freiwillig zu teilen oder eben nicht. Immer sind seine Werke damit aufgeladen wie wir Menschen „Kleinigkeiten“, wie etwa Stechmücken, in der Welt der Natur für verzichtbar halten. Im Zentrum der Ausstellung A Tree (Suspended) steht eine Buche, die der Förster bereits ausgemustert hatte und die – unabhängig von der Installation im Kunstverein – entfernt werden musste. Auf Wunsch des Künstlers konnte der Baum mit Wurzelstock aus der Erde genommen werden. Die Ausstellung wird unterstützt durch: Henrik Håkansson, geb. 1968 in Helsingborg (S), lebt und arbeitet in Berlin (DE) und in Falkenberg (S). Einzelausstellungen (Auswahl): Indefinite Swarms, Selected Works 2009 –2012, Meyer Riegger, Berlin (DE) 2014; The End, The Modern Institute Osborne Street, Glasgow (UK) 2011; Henrik Håkansson, Middlesbrough Institute of Modern Art – MIMA, Middlesbrough (UK) 2009; Henrik Håkansson. Novelas de la selva, Museo Tamayo Arte Contemporáneo, Mexico City (MX) 2008; An Introduction to the birds, Villa Merkel, Esslingen (DE) 2004, De Appel, Amsterdam (NL) 2003, Bonner Kunstverein, Bonn (DE) 2003; Tomorrow and Tonight, Kunsthalle Basel, Basel (CH) 1999. Gruppenausstellungen (Auswahl): You Imagine What You Desire, Sydney Biennale, Sydney (AU) 2014; Internaturalism, PAV-Parco Arte Vivente, Turin (IT) 2013; The Worldly House, DOCUMENTA (13), Kassel (DE) 2012; La Carte d'Après Nature, Nouveau Musée National de Monaco, Monaco (FR) 2010; Utopia Station, 50. Biennale Venedig, Venedig (IT) 2003; 2. Biennale Berlin, Berlin (DE) 2001. Publikationen (Auswahl): A Forest Divided, Lundskonsthall, Lund 2012; Diligent Observation: A year of bees on the Bretton Estate, Yorkshire Sculpture Park, Yorkshire 2011; Henrik Håkansson, IASPIS, Stockholm 2007; Henrik Håkansson. An Introduction To The Birds, De Appel Foundation Amsterdam, Galerien der Stadt Esslingen am Neckar, Amsterdam 2003. Rahmenprogramm: Freitag, 29.01. um 19 Uhr | Eröffnung | Einführung: Caroline Käding Mittwoch 10.02. und 24.02. jeweils 19 Uhr | Öffentliche Führung Sonntag, 14.02. um 14 Uhr | Die Jungen Wilden - Kinderworkshop Mittwoch 17.02. um 19 Uhr | Kunstsalon mit Andreas Baur, Leiter Villa Merkel, Galerien der Stadt Esslingen Öffnungszeiten: Di - So 12 – 18 Uhr | Mi 12 – 20 Uhr | Mo geschlossen Eintritt 2 € / 1,50 € | Donnerstag gratis | Mitglieder freier Eintritt 04.02. (Schmutziger Dunschtig) geschlossen