Büffelhunde

Transcription

Büffelhunde
B Ü F F E L H U N D E ,
T I P I S
und
F E U E R W A F F E N
Man schrieb das Jahr 1598, die Spanier hatten New Mexico erobert, die britische
Königin privilegierte die Ost-Indien-Company und in wenigen Jahren sollte eine
engl. Handelsniederlassung in Indien die englischen Interessen vertreten.
Die Spanier gründeten in New Mexico die ersten Pferdegestüte aus denen in
späterer Folge, bedingt durch den Lauf der Geschichte und durch das
Zusammenspiel der Umgebungsbedingungen die bedeutendste Pferderasse der Welt das Quarter Horse - entstehen sollte.
Doch noch war es nicht soweit. Die ersten spanischen Siedlungen im Südwesten
wurden gegründet. 1610 Santa Fe, 1706 Albuquerque, 1718 San Antonio 1769 San
Diego und schließlich 1776 Tucson im heutigen Arizona.
Anno 1680 beim Aufstand der Puebloindianer wurden den Spaniern viele Pferde
entwendet, darüber hinaus entkam eine größere Anzahl in den Wirren des
Aufstandes und verwilderten in den großen, weiten Ebenen des Südenwestens.
Die dort beheimateten Utes und Comanchen brachten die wertvollen Pferde als
Tauschobjekte zu den Stämmen des Nordens.
Um ca. 1800 war das Pferd am ganzen amerikanischen Kontinent verbreitet.
Während die spanisch geprägte Ausbildung von Pferden durchaus Gewaltmaßnahmen
zur Dressur zuläßt, war es kennzeichnend und der Mentalität der Indianer
entsprechend, auf solche Einwirkungen im Umgang mit Pferden zu verzichten.
Die Überschneidung und spätere Vermischung von spanischen Reittechniken und des
Reitstils, der durch die indianischen Prinzipien in der Pferdeausbildung
entstand, führte zu heute noch gültigen Grundsätzen und eigenständigen Formen
der Pferdeausbildung in Kalifornien.
Der Büffelhund, wie die Apachen das Pferd nannten, veränderte das Leben der
Indianer von Grund auf.
Waren sie bisher in der Hauptsache in kleinen Nomadengruppen durch die Weiten
der Prärien gezogen, immer der Fährte der riesigen Büffelherden folgend, von
denen sie in der Hauptsache ihre gesamten Rohstoffe und die wichtigsten
Nahrungsmittel bezogen, so erhöhte das Pferd ihren Aktionsradius bei weitem.
Die Büffeljagd war nicht mehr so schwierig, es konnten nicht mehr nur die alten
und kranken Tiere gejagt werden, sondern die Söhne Manitous konnten sich die
besten und stärksten Büffel aus der Herde auswählen und erlegen.
Mit den Pferden stieg auch der Reichtum der einzelnen Krieger. Ein guter Krieger
hatte in der Regel vier Pferde. Das beste davon wurde zur Büffeljagd
abgerichtet, ein weiteres wurde als Kriegspferd ausgebildet und jene, welche
sich weder für die Jagd noch zum Kampf eigneten, dienten als Transporttiere. Sie
lösten die bis dahin verwendeten Hunde ab, weil ein Pferd wesentlich größere
Lasten ziehen konnte als ein Hund.
Zur Lastenbeförderung verwendeten die Indianer sogenannte Travoirs. In der Regel
waren das die Pfähle der Tipis welche seitlich am Pferd befestigt wurden und
deren Enden am Boden nachschleiften. Die Bespannung mit Büffelhäuten gestattete
das Beladen mit Hausrat, Lebensmitteln oder sonstigen Gerätschaften.
Alte Leute und Kinder wurden ebenso befördert.
Jeder Stamm strebte naturgemäß nach mehr Pferden. Die Zucht war aber mit
erheblichen Zeitaufwand verbunden, der sich mit der Lebensweise der Indianer
nicht vereinbarte.
Was blieb also dem erfolgreichen und geachteten Krieger anderes als der
Pferdediebstahl, wenngleich dies auch ein gefährliches Unternehmen darstellte.
Tugenden wie Ausdauer, Mut und Unbeugsamkeit waren die Wertmaßstäbe der
Indianer. Da der Pferdediebstahl die wichtigste Quelle für den Reichtum
darstellte, wurde er zum Maßstab für die Tapferkeit.
Der Pferdediebstahl ermöglichte dem einzelnen Krieger, sich und anderen seinen
Mut zu beweisen, Beute zu machen, dem Stamm zu weiteren Reichtum zu verhelfen
und sein Ansehen zu vermehren.
Im Kampf allerdings war der Verlust aller Pferde eines Stammes, gleichbedeutend
mit der Aufgabe des Lebensraumes, der dem Sieger zufiel. Dieser jedoch stärkte
mit dem Gewinn seine Bedeutung und sein Ansehen.
In der Zeit als es noch keine Pferde gab, führten die Indianer ein recht
beschauliches Leben, wenn man von gelegentlichen Scharmützel absieht, die auf
Grund des täglichen Existenzkampfes unausbleiblich waren.
Mit dem Eintritt des Pferdes in die indianische Kultur und Lebensweise änderte
sich dieser Zustand schlagartig.
Diese Tatsache verschärfte sich noch durch den Besitz von Gewehren bei den
einzelnen Stämmen.
War das Kräftegleichgewicht zuvor durch die Pferde gestört worden, - denn jeder
war eigentlich gezwungen sie auf irgendeine Art zu erwerben, wollte er nicht
seinen Lebensraum anderen überlassen, so wurde er mit dem Aufkommen der Feuerwaffen wieder verschoben.
Aber nicht nur Gewehre mußte man besitzen, sondern auch Pulver und Blei.
So waren die Prärien bis ca. 1750 ein ewiges Kampfgebiet wo zuerst die einzelnen
Stämme gegeneinander und später die Indianer gegen die weißen Siedler und
Rancher einen Kampf führten, welchen sie von allen Anfang an verloren hatten.
Die Art der Kriegsführung hatte sich durch die Wapiti-Hunde, wie die Blackfoot
das Pferd nannten, entscheident geändert. Konnten doch die Indianer nun
schnelle, überraschende Attacken reiten, um danach sofort den Rückzug
anzutreten.
Auch das Erreichen eines Coup - das schnelle Berühren eines unverwundeten
Feindes mit der Hand oder mit einem speziell dafür geschnitzten Stabe - wie das
z. B. bei den Cheyennes beliebt war, wurde durch das Pferd wesentlich
erleichtert.
Als Auszeichnung für einen Coup erhielt der Krieger bei den meisten Stämmen eine
Adlerfeder. Die Coups wurden als eine Art Wappen auf den Tipis oder
Büffelgewändern in Bilderschrift verewigt. Viele nachgewiesene Coups zeugten von
Mut, Umsicht im Kampf und zeichneten den Besitzer als hervorragenden Krieger
aus, dessen Wort im Rat Gehör fand.
Bei vielen Stämmen war der Nachweis des ersten Coup eines Jungen,
automatisch die Beförderung zum Stammeskrieger mit allen Rechten und Pflichten.
Die Wertschätzung die der Indianer dem Pferd entgegenbrachte, soll mit zwei
Zitaten dargestellt werden:
Gebet des Häuptling Running Antelope vom Stamm der Sioux
" An den großen Geist :
gib mir viele Pferde
viel Fleisch
Laß mich in Frieden und ohne Not
mit meiner Frau und meinen Kindern leben
und lange zusammensein. "
" An die Erde, meine Großmutter :
laß mich lange leben,
erhalte mich rein und stark.
Wenn ich in den Krieg ziehe,
gib mir viele Pferde und laß mich
viele Coups erzielen.
Im Frieden laß nicht Ärger in mein Herz. "
Zitat des Häuptling Parra-Wa-Samen von den Yamparika Comanchen
" die Yamparika Comanchen sind nicht schwach und blind wie kleine
Hündchen. Sie sind stark und weitsichtig wie erwachsene Pferde. "
Oft spiegelten die Namen berühmter Indianer die Bewunderung und die Liebe für
die Vierbeiner wieder.
Als klassisches Beispiel sei an Crazy Horse erinnert, welcher seinen Namen einem
durchgehenden Pferd verdankt, das in seiner Geburtsstunde über den Dorfplatz
preschte.
Das Erbe aus diesen vergangenen Zeiten ist der Appaloosa, welchen die Nez Perce
Indianer züchteten und der als Rasse bis heute erhalten geblieben ist. Der Name
Appaloosa leitet sich vom Fluß Palouse im Land der Nez Perce ab. Aus ' a
palouse horse ' wurde im Laufe der Zeit - Appaloosa horse.
Grundsätzlich kann man sagen, daß die Lebensweise und die Kultur der Indianer
mit der Einbeziehung des Pferdes in ihren Alltag eine grundlegende nderung
erfahren hat. Am Niedergang dieser Völker hat es aber keinen wesentlichen
Anteil. Vielleicht wären die Söhne Manitous ohne den Besitz der Pferde eher
ausgerottet worden.
Das indianische Vaqueros zur Kultivierung der spanischen Reitweise wesentliches
beigetragen haben ist unumstritten.
Doch mit dem Zusammenbruch der kalifornischen Rinderimperien Ende der 20er Jahre
dieses Jahrhunderts verlor die Vaquero - Reiterei mehr und mehr an Substanz.
Heute existiert sie, - so wie die Kultur der Indianer - , in ihrer
ursprünglichen Form nicht mehr.
P.Hnizdo