sprachküche - beim Kanton Aargau
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sprachküche - beim Kanton Aargau
Ein Angebot der Fachstelle Kulturvermittlung BKS Svenja Herrmann & Andreas Neeser SPRACHKÜCHE LESEN UND SCHREIBEN IN DER SCHULE Anregungen für den Unterricht IN T L A H August 2008 Herausgeberin: Fachstelle Kulturvermittlung BKS Autoren: Svenja Herrmann & Andreas Neeser Gestaltung: Stefan Haas, haasgrafik.ch T INHALT Vorwort 1. LESEN UND SCHREIBEN AUF DER PRIMARSTUFE 1.1. EIGENES SCHREIBEN 1.1.1. Menu Maison: Kurz ist nicht schnurz Zauberei! 1.1.2. Menu Gourmet: Bilder texten Fotogeschichtentapete 1.1.3. Menu Surprise: Grosser Geschichtenmarkt Weltenbummeln 1.2. TEXTE LESEN UND VERSTEHEN 1.2.1. Menu Maison: Textdetektive Lese-Ohren 1.2.2. Menu Gourmet: Verrückte Lese-Orte Lese-Fenster 1.2.3. Menu Surprise: Lese-Schatzsuche Bücher-Mammutbaum 2. LESEN UND SCHREIBEN AUF DER SEKUNDARSTUFE I 2.1. EIGENES SCHREIBEN 2.1.1. Menu Maison: Mein Leben als Schwamm Laut und Luise 2.1.2. Menu Gourmet: Gegenwartstagebuch Suche Stelle. Kann alles 2.1.3. Menu Surprise: Reden ist Gold Kopf der Woche 2.2. TEXTE LESEN UND VERSTEHEN 2.2.1. Menu Maison: Lese-Snack Buchtipp vom Buchprofi 2.2.2. Menu Gourmet: Graphic Novels – Vorhang auf! La Cuisine du Chef 2.2.3. Menu Surprise: Neue Orte – alte Texte Drei Momente im Leben 3. LESEN UND SCHREIBEN AUF DER SEKUNDARSTUFE II 3.1. EIGENES SCHREIBEN 3.1.1. Menu Maison: Das Gedicht in der Zeitung Nana und Anna 3.1.2. Menu Gourmet: Echo-Texte Geschichten konstruieren 3.1.3. Menu Surprise: Slam Poetry Emils Emails 3.2. TEXTE LESEN UND VERSTEHEN 3.2.1. Menu Maison: Lyrik-Bühne Text des Monats 3.2.2. Menu Gourmet: Lesen live Lyrik-Domino 3.2.3. Menu Surprise: «Home Story» Literatur-Turnier 4. GUT ZU WISSEN 4 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 VORWORT Die schulische Vermittlung von Texten unterschiedlichster Genres ist ebenso wie das eigene Schreiben gerade im Zeitalter des schnellen Informationsaustausches und der zunehmenden Dominanz der Bildmedien von zentraler Bedeutung. Eine analytische, spielerische, produktions- und handlungsorientierte Auseinandersetzung mit der Sprache trägt wesentlich zur Identitätsbildung von Kindern und Jugendlichen bei. Gerade deshalb ist es wichtig, im Deutschunterricht ein möglichst breites Spektrum von Textsorten in Form und Inhalt zu diskutieren und den Schülerinnen und Schülern den kreativen Umgang mit dem eigenen Schreiben, das spielerische Experimentieren mit der eigenen Sprache zu ermöglichen. Denn nur wer über eine eigene Sprache verfügt und damit umzugehen weiss, kann die unterschiedlichen Sprachen von Texten verstehen. Mehr noch; in der reflektierenden Auseinandersetzung mit Texten nämlich konstituiert sich ein Verständnis für die Welt, in der wir leben, und im schöpferischen Umgang mit der Sprache entstehen neue, eigene Welten. Die vorliegende Broschüre will einen Beitrag dazu leisten, dass sowohl das eine wie das andere auf allen Schulstufen ebenso mutig wie konsequent gefördert wird. VOR 5 Die hier versammelten Anregungen geben einen Einblick in die grosse Vielfalt an Möglichkeiten des eigenen Schreibens und der genre-übergreifenden Vermittlung von Texten in der Schule. Die Gliederung der Unterrichtsideen in Primarstufe, Sekundarstufe I und Sekundarstufe II trägt dem dreistufigen Unterrichtssystem Rechnung. Darüber hinaus differenziert die inhaltliche Struktur zwischen eigenem Schreiben und der Vermittlung von Texten. Schliesslich werden auch die teilweise beträchtlichen Unterschiede in Bezug auf den Zeitaufwand berücksichtigt: Menu Maison: max. 2 Lektionen Menu Gourmet: 2 bis 4 Lektionen Menu Surprise: ab 4 Lektionen Die Anregungen für den Umgang mit Texten verstehen sich als Einladung an die Lehrpersonen, mit ihren Klassen in der «Sprachküche» zu experimentieren und auf der Grundlage der hier präsentierten Menu-Ideen lustvoll innovative Rezepte zu kreieren. Damit die Arbeit an und mit der Sprache wieder ganz neu schmeckt! ORT Im Mai 2008, Svenja Herrmann und Andreas Neeser 1. 1.1 1.1.1. LESEN UND SCHREIBEN AUF DER PRIMARSTUFE EIGENES SCHREIBEN Menu Maison KURZ IST NICHT SCHNURZ Die Lernenden erfinden schräge oder amüsante 3-Satz-KrimiGeschichten mit Tieren in der Hauptrolle. Erster Satz: Anfang des Krimis. Zweiter Satz: Was ist passiert? Dritter Satz: Happy End. Anschliessend lesen die Schüler/innen sich gegenseitig die Geschichten vor und tauschen die Texte miteinander aus – so lange, bis alle die kurzen Krimis einmal gehört und vorgelesen haben. Genussfaktor Unabhängig davon, wie gut oder schlecht sie schreiben und lesen können, erhalten die Schüler/innen die Möglichkeit, innerhalb kurzer Zeit nicht nur einen Mini-Krimi zu erfinden und vorzustellen, sondern auch viele andere Krimis vorgelesen zu bekommen. Supplément Dieses Menu bietet den Einstieg in eine Tierkrimi-Projektwoche, in der einerseits Eigenschaften ausgewählter Tiere besprochen und anderseits umfangreichere Tierkrimis geschrieben werden. KUR 7 Zauberei! Hexen, Kobolde, Zwerge, Elfen oder Feen setzen ihre Zauberkraft in den Welten zeitgenössischer Fantasyliteratur ein. – Die Lernenden erfinden ein Zauberwesen oder wählen eines aus der Literatur aus. Anschliessend werden Steckbriefe oder Lexikoneinträge zu diesen Wesen verfasst. Genussfaktor Die Lernenden können ihrer Fantasie freien Lauf lassen oder an Welten anknüpfen, die sie aus Märchen oder aus der Fantasyliteratur kennen. Darüber hinaus können sie spielerisch den TextsortenSprung von Geschichten zu Sachtexten wagen. Supplément Die Schülerinnen und Schüler malen Bilder oder gestalten Collagen und weitere Texte (z. B. Geschichten, Gedichte) zu den Steckbriefen und den Lexikoneinträgen. Schliesslich wird ein «Klassenlexikon der Zauberwesen» angelegt, in dem alle Beiträge gesammelt werden. ZZZ 1.1.2. Menu Gourmet Bilder texten Verschiedene Textsorten werden von der Lehrperson eingeführt: Kochrezept, Lexikoneintrag, Gedicht, Kurzgeschichte, Krimi, Liebesgeschichte, Dialog, Gebrauchsanweisung etc. – Aus Lexika, Zeitungen, Sach- oder Bilderbüchern werden verschiedene Illustrationen kopiert und den Schüler/innen zur Verfügung gestellt. Sie wählen je ein Bild und eine Textsorte aus und verfassen dazu einen Text. Am Schluss wird das Geheimnis gelüftet: Die Lehrperson stellt das «Original» vor, dem die Illustration entnommen wurde. Genussfaktor Es ist ein kreativer Prozess, Bilder in einen neuen Kontext einzubetten. Das «Geheimnis» um den «wahren» Text ist eine zusätzliche Motivation für die Lernenden. DERC 9 Fotogeschichtentapete Die Schülerinnen und Schüler bringen ein Foto mit in den Unterricht, das ihnen etwas Besonderes bedeutet. Sie schreiben eine Geschichte dazu, die erfunden oder wahr sein kann. Die Fotos werden zusammen mit den Geschichten an die Schulzimmerwand geklebt. Nach Fertigstellung der Tapete diskutiert die Klasse über ausgewählte Fotogeschichten. Genussfaktor Die Schülerinnen und Schüler schreiben zu Bildern, die ihnen etwas bedeuten. Das ist motivierend und spannend zugleich. Zudem ist es interessant, Lieblingsfotos von Klassenkolleginnen und -kollegen zu sehen und ihre Geschichten zu lesen. Supplément Die Fotos werden alle auf einen Stapel gelegt. Jede Schülerin beziehungsweise jeder Schüler zieht zwei Fotos und erfindet dazu (mündlich oder schriftlich) eine Geschichte. C I H C 1.1.3. Menu Surprise Grosser Geschichtenmarkt Ausgangspunkt ist eine Einführung in das mittelalterliche Markttreiben mit Bäuerinnen, Gauklern, Tänzern, Bärenhalterinnen, Wahrsagerinnen, Räubern etc. – In der Klasse werden die Figuren und Marktstände für den grossen Geschichtenmarkt festgelegt. Die Lernenden übernehmen einzelne Aufgabenbereiche: Die Zeichner/ innen malen die Jahrmarktbilder. Die Geschichtenschreiber/innen verfassen Texte (Dialoge, Gedichte, Geschichten) zu den gewählten Figuren. Die Handwerker/innen zeichnen die Marktstände und überlegen, welches Material es für den Aufbau braucht. Nun wird das Klassenzimmer in einen grossen Geschichtenmarkt verwandelt. Am Geschichtenstand werden die selbst verfassten Texte und/oder Dialoge vorgetragen, der Marktschreier preist nicht seine Ware an, sondern sein Gedicht, der Leierkastenmann singt ein Lied, die Gaukler jonglieren mit Worten und Bällen, die Wahrsagerin blickt in ihre Glaskugel und erzählt eine «wahre» Geschichte, und am Spielstand werden Rätsel gelöst und Verse geschmiedet. Genussfaktor Das grosse Marktgeschichtenfest ist ein Sprachfest – aber nicht nur! Auf lustvolle, spielerische Art erleben die Schlüler/innen Kultur, können ressourcenorientiert (forschend, schreibend, lesend, bauend, zeichnend) und gemeinschaftlich arbeiten. E 11 Weltenbummeln Die Lehrperson bietet eine kurze Einführung in den Umgang mit Landkarten. Die Lernenden zeichnen Fantasielandkarten und benennen die Gegenden, die Bewohner, die Wege und Strassen. Nun schreiben sie dazu passend eine Geschichte, ein Gedicht oder einen Sachtext. Die Fantasielandkarten und Texte werden im Schulzimmer aufgehängt. In kleinen Teams wird nun eine Figur (Tier oder Mensch) erfunden. Dann lassen die Teams ihre Figur in drei kurzen Kapiteln in drei Länder reisen und verfassen dazu eine Reisegeschichte. Am Weltenbummlerfest werden die Reisegeschichten von den Autorenteams vorgelesen und präsentiert. Genussfaktor Mit dem Zeichnen der Fantasielandkarten tauchen die Lernenden in eine neue, von ihnen erfundene Welt ein. Zudem erfordert der gemeinschaftliche Schreibprozess einige soziale Kompetenz. ENB 1.2. 1.2.1. TEXTE LESEN UND VERSTEHEN Menu Maison Textdetektive Die Lernenden schlüpfen in die Rollen von Textdetektiven. Diese sind zuständig für die verloren gegangenen Teile von Texten. – Die Lehrperson wählt Texte unterschiedlicher Genres aus und liest jeweils das Ende eines Textes vor. Die Schüler/innen überlegen sich, wie der Anfang des Textes lauten könnte. In der Klasse oder in Teams werden verschiedene Möglichkeiten entworfen und diskutiert. Genussfaktor Wie Detektive gehen die Lernenden auf die Suche nach Möglichkeiten für Textanfänge. Dabei wird nach Herzenslust diskutiert und fabuliert. T K E T O 13 Lese-ohren Aus Lexika, Handbüchern, Comics, Romanen, Geschichtenoder Gedichtbänden, Koch- oder Witzbüchern etc. wählen die Schülerinnen und Schüler nach Belieben kurze Passagen aus – sogenannte «Lese-Ohren» – und lesen sie sich gegenseitig vor. Jeder Schülerin bzw. jedem Schüler stehen dafür 2 Minuten zur Verfügung. Wer sein beziehungsweise ihr Lese-Ohr nicht vorlesen will, kann eine Mitschülerin oder einen Mitschüler suchen, der ein «fremdes» Lese-Ohr vorstellen möchte. Genussfaktor Man muss nicht immer einen ganzen Roman oder ganze Geschichten lesen. Zur Abwechslung reicht auch ein Lese-Ohr. Die kurzen Passagen aus unterschiedlichsten Texten zeigen den Schüler/innen, wie vielfältig Sprache benutzt wird. Diese Aufgabe ist auch für Schüler/ innen mit wenig (Vor-)Leseübung geeignet. TOHR 1.2.2. Menu Gourmet Verrückte Lese-Orte Die Lehrperson stellt den Schüler/innen kurze, spannende, gruselige oder abenteuerliche Geschichten, Gedichte, Sachtexte, Witze oder Rätselgeschichten zur Verfügung, die individuell gelesen werden. Anschliessend wählen die Lernenden einen Text aus, den sie vorlesen möchten, und bereiten sich auf die Lektüre vor. Die Klasse wird in zwei Gruppen geteilt, und die Schüler/innen lesen sich die Texte an einem besonderen Ort im Klassenzimmer vor, zum Beispiel unter dem Tisch, auf dem Fenstersims, hinter dem Bücherregal oder unter den Kissen der Lese-Ecke. Genussfaktor Die Lernenden erfahren das Vorlesen an besonderen Orten als etwas Neues und Spannendes. Der Fokus liegt hier auf dem performativen Aspekt des Vorlesens. Supplément Die verrückten Lese-Orte können auf weitere Räumlichkeiten im Schulhaus ausgedehnt werden. Oder es können draussen Lese-Stationen festgelegt werden, die jeweils von einer Gruppe besucht werden. VER 15 Lese-Fenster Wie gestalten Buchhändlerinnen und Buchhändler ihre Schaufenster? Sie lassen sich oft etwas Originelles einfallen. – An einem gut sichtbaren Platz im Klassenzimmer werden von kleinen «Buchhändler-Teams» Schaufenster zu einem gemeinsam festgelegten Thema eingerichtet und gestaltet (z. B. Computer, Universum, Zahlen, Drachen, Piraten, Fantasy, Liebe etc.). Das Schaufenster wird jeweils kurz vorgestellt und kann von der Klasse nach Absprache mit dem Gestaltungsteam ergänzt werden. Genussfaktor Hier ist konzeptionelles Denken gefragt. Die Schüler/innen können ganz ihren Lesevorlieben entsprechend ein Schaufenster gestalten. Supplément Die lokale Buchhandlung überlässt der Klasse für einen gewissen Zeitraum ein Schaufenster zur freien Gestaltung. SE-F 1.2.3. Menu Surprise Lese-Schatzsuche Die Lehrperson führt in das Thema Schatzsuche, Schatzkarten und Rätsel ein. – Die Klasse bildet kleine Leseteams, die sich in der Schulbibliothek vier oder fünf Bücher aussuchen. Diese werden gelesen und in den Teams diskutiert. Wichtige Punkte der Diskussionen werden aufgeschrieben und in der Klasse besprochen. Den Teams steht je eine Schachtel als Schatzkiste zur Verfügung, die in Teamarbeit gestaltet und bemalt wird. Anschliessend suchen sich die Teams ein Versteck auf dem Schulhausareal und zeichnen dazu Schatzkarten oder entwickeln Rätsel, deren Lösung zum Ort des Schatzes führt. Danach werden die Bücher in die Schatzkisten gelegt und versteckt. Im Rahmen einer (halbtägigen) Schatzsuche müssen die Leseschätze gefunden werden. Ein Lesepiraten-Fest beschliesst das Projekt. Die Lehrperson liest während des Festes Passagen aus den Büchern der Schatztruhen vor. Die Bücher-Schatztruhen stehen für eine Weile im Klassenzimmer und können zum Beispiel während der freien Lesestunden zum Schmökern und Lesen eingesetzt werden. Genussfaktor Eigene Lektüre, Lektüre in der Gruppe, Diskussionen, Teamarbeit, Bücher-Schatztruhen in Verbindung mit einer echten Schatzsuche – das alles macht neugierig auf Bücher und fördert die Leselust. HAT 17 Bücher-Mammutbaum Mit der Anzahl gelesener Bücher wächst ein Mammutbaum im Klassenzimmer! – Die Lehrperson bastelt aus Karton oder Papier lauter Teile eines Mammutbaums, heftet einige davon an die Klassenzimmerwand und stellt eine vielseitige Auswahl an aktueller Kinderliteratur zusammen – Sachbücher, Gedichtbände, Romane, Anthologien, Comics etc. Regelmässig stellen die Lernenden Bücher vor, die sie gelesen haben, und es wird im Plenum darüber diskutiert. Für jedes gelesene Buch können die Schüler/innen den Mammutbaum an der Klassenzimmerwand wachsen lassen. Zusätzlich werden Beiträge dazu gesammelt. Zum Beispiel wird der Titel, der Name der Autorin oder des Autors festgehalten, ein Bild dazu gemalt und/oder ein Kurzkommentar verfasst, in dem auch festgehalten wird, wer das Buch gelesen hat und welcher Mitschülerin oder welchem Mitschüler es empfohlen werden könnte. Die Beiträge können zu einem Mammutbaum-Lesehilfebuch gebunden werden, das im Schulzimmer aufliegt und den Lernenden bei ihrer Lektüresuche behilflich sein kann. Genussfaktor Jeder Schüler und jede Schülerin kann hier nicht nur den eigenen Lesevorlieben nachgehen, sondern das Lesen wird zu einem klasseninternen Dialog über Bücher und führt über den BücherMammutbaum zu einem echten Gemeinschaftserlebnis. MUT 2. 2.1. 2.1.1. LESEN UND SCHREIBEN AUF DER SEKUNDARSTUFE I EIGENES SCHREIBEN Menu Maison MEIN LEBEN ALS SCHWAMM Die Lernenden versetzen sich in einen Gegenstand in einer ganz bestimmten Situation. Sie verfassen einen Text aus dieser ungewöhnlichen Perspektive. (Wie fühlt es sich an, als Kreide in die Hand genommen zu werden; was denkt sie, wenn sie immer kleiner wird? Wie fühlt sich ein Autoreifen in einer Haarnadelkurve? Was tut eine Feder gegen die Schwerkraft? Etc.) Die Texte sollen keinen erzählerischen Kontext liefern – und der Gegenstand darf nicht explizit erwähnt werden. Zum Schluss werden die Texte vorgelesen, und die Klasse muss herausfinden, aus welcher Perspektive die Texte geschrieben sind. GENUSSFAKTOR Es macht Spass, sich in die Lage eines Gegenstands zu versetzen und dessen Blick auf die Welt zu übernehmen. – Eine unterhaltende Art, mit dem perspektivischen Schreiben Bekanntschaft zu machen. 19 LAUT UND LUISE Die Schülerinnen und Schüler denken sich Tierlaute aus. (Wie macht ein Fisch? Ein Reh? Eine Libelle? Eine Kakerlake?) – Dasselbe wird versucht mit Menschen in einer bestimmten Situation (Wie klingt jemand, der denkt? Jemand, der joggt?) und mit Gegenständen (Wie klingt eine Lokomotive, eine Schraube, ein Düsenjet, ein Stein?) – Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt! Die onomatopoetischen Ausdrücke werden vorgelesen, und die Klasse errät, von wem oder von was sie stammen. Die Diskussion soll zeigen, ob die Ausdrücke jeweils passend gewählt sind und wo die Grenzen für solche Spielereien liegen. GENUSSFAKTOR Die Aufgabe fördert auf spielerische Art und Weise die Aufmerksamkeit für alltägliche Geräusche und das Verständnis für Laute – zeigt aber auch Möglichkeiten und Schwierigkeiten auf, damit Bedeutung zu transportieren. SUPPLÉMENT Das Menu kann abgerundet werden mit einer chorischen TierlautPerformance oder einer Diskussion über die Frage, inwieweit Onomatopoesie in literarische Texte einfliessen darf. Es bietet sich auch an, eine längere Einheit über die Sprache der Comics zu gestalten. 2.1.2. Menu Gourmet Gegenwartstagebuch Die Lernenden führen eine Woche lang Tagebuch über ihren Alltag. Bei ihren Einträgen achten sie darauf, ganze Sätze zu machen und im Präteritum zu schreiben. – Auf der Grundlage des Wochentagebuchs wird dann ein Gegenwartstagebuch gemacht, und zwar in Form eines zusammenhängenden Textes im Präsens. Einige der Wochentagebücher und die gestalteten Texte werden (freiwillig) in der Klasse vorgelesen. Es wird über die Übertragung von Vergangenem in die Gegenwart diskutiert: Inwieweit verändert sich auch Inhaltliches? Wichtig ist eine Grundsatzdiskussion: Was geschieht mit Erlebnissen, Gefühlen und Gedanken, wenn sie schriftlich gestaltet werden? Genussfaktor Eigenes Textmaterial als Ausgangspunkt für einen Text – das ist ebenso ungewohnt wie spannend. Und das Übertragen von Vergangenem ins Präsens ist nicht ohne! Den Schreibenden wird klar: Die einzelnen Tagebucheinträge unterscheiden sich vom gestalteten Text nicht nur inhaltlich, sondern auch formal (Innenperspektive vs. Aussenperspektive). GEB 21 Suche Stelle. Kann alles Die Schüler/innen denken sich ein Stellenprofil für ihren Traumjob aus. (Vielleicht muss er erst noch erfunden werden!) Dann verfassen sie ein Bewerbungsschreiben. Allenfalls fragen sie vorgängig die Lehrperson, was alles zu einem Bewerbungsschreiben gehört. Die Stellenprofile werden in der Klasse verteilt, und die Bewerbungen werden vorgelesen. Die Klasse entscheidet jeweils nach einer kurzen Diskussion per Abstimmung darüber, ob der Bewerber bzw. die Bewerberin die Stelle bekommt. Die Klasse muss ihr Urteil mit stilistischen und inhaltlichen Argumenten begründen. Genussfaktor Das Menu fördert das Bewusstsein für den Adressatenbezug bestimmter Texte. Spannend und fordernd zugleich ist die Auseinandersetzung mit Eigen- und Fremdbildern und das Finden einer angemessenen Stil-Lage für die Betonung der eigenen Qualitäten. Supplément Mit Hilfe der Lehrperson wird eine Liste mit sprachlichen, formalen und gestalterischen Punkten erstellt, die es beim Zusammenstellen einer Bewerbungsmappe zu beachten gilt. E L L E 2.1.3. Menu Surprise Reden ist Gold Im Anschluss an eine kurze Einführung in die Rhetorik denken sich die Schülerinnen und Schüler ein Thema für eine Rede aus (ernsthaft oder witzig, über die wichtigste Sache der Welt oder über ein Thema, zu dem kein normaler Mensch etwas zu sagen hätte). Diese Rede wird geschrieben – und gehalten. Dabei wäre es für die Rednerinnen und Redner besonders motivierend und spannend, in einem möglichst authentischen, zur Rede passenden Rahmen aufzutreten (Gemeindeversammlung, Stadtpark, Schwimmbad, Lehrerkonvent, GV des Turnvereins etc.). – Die Teilnahme der ganzen Klasse an den öffentlichen Auftritten sollte gewährleistet sein. Genussfaktor Ein konkreter Schreibanlass ermöglicht die vertiefte Auseinandersetzung mit rhetorischen Stilformen, Auftrittskompetenz und der Bedeutung des Situations- und Adressatenbezugs von Reden. Die Aussicht, die Rede auch wirklich öffentlich zu halten, wirkt beflügelnd und anspornend. Supplément Ausgehend von den einzelnen Reden verfasst die Klasse ein Rhetorik-Handbuch, das die verschiedenen sprachlichen und aussersprachlichen Mittel auflistet, mit denen Wirkung erzielt werden kann. T S I N 23 Kopf der Woche Die Lehrperson bietet eine kurze Einführung ins Thema Journalismus und speziell in die journalistische Stilform des Porträts. – Die Schülerinnen und Schüler interviewen einen Menschen, der ihnen wichtig ist oder den sie schon lange kennen lernen wollten. Sie bemühen sich selbst um Kontaktmöglichkeiten und einen Interviewtermin. Dann schreiben sie ein Porträt über die ausgewählte Person. Jede Woche wird eines der Porträts (mit Foto) unter dem Motto «Kopf der Woche» in einen Bilderrahmen gehängt. Dazu berichten die Jung-Journalist/innen jeweils in einer kurzen Präsentation über ihre Begegnung und die Erfahrungen während des Schreibprozesses. Genussfaktor Aus eigener Initiative spannende Menschen kennen zu lernen und für ein aussagekräftiges Porträt die geeignete sprachliche und gestalterische Form zu finden – das ist ein echtes Abenteuer. Und eine menschliche Bereicherung dazu. Nicht zuletzt werden die Schülerinnen und Schüler auch sensibilisiert für die Besonderheiten journalistischen Schreibens. WO 2.2. 2.2.1. TEXTE LESEN UND VERSTEHEN Menu Maison Lese-Snack Zwei bis drei Schüler/innen bringen je einen Text mit in den Unterricht, der eine (kontroverse) Diskussion auslösen soll (Romanausschnitt, Zeitungsnachricht, Gedicht, Kolumne, Leserbrief etc.) Bei einem von der Klasse selbst vorbereiteten Snack (Frühstück, Brunch, Zvieri) werden die Texte vorgelesen. Anschliessend wird über inhaltliche und/oder formale Aspekte diskutiert. Genussfaktor Der Lese-Snack ermöglicht die zwanglose Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Textsorten und literarischen Genres. Weil das Provozieren beim Lese-Snack gewissermassen Programm ist, wird nicht zuletzt die Gesprächs- und Streitkultur in der Klasse gefördert. H NAC 25 Buchtipp vom Buchprofi Auf Einladung der Lehrperson kommt eine Buchhändlerin, ein Bibliothekar oder eine Literaturkritikerin in die Klasse. Der Gast berichtet von seinem Berufsalltag und präsentiert, ausgehend von aktuellen persönlichen Leseerfahrungen, Lesetipps im Bereich Belletristik und/oder Sachbuch. Genussfaktor Gäste im Klassenzimmer – das ist immer spannend! Die Lernenden werden so aus erster Hand konfrontiert mit dem Berufsfeld der professionellen Literaturvermittlung und erhalten spannende Lesetipps «von aussen». Supplément Die Klasse wählt eines der empfohlenen Bücher als Klassenlektüre. HTIP 2.2.2. Menu Gourmet Graphic Novels – Vorhang auf! Graphic Novels sind inhaltlich anspruchsvolle Comic-Romane in Buchform. – In der Klasse wird eine Graphic Novel gelesen und besprochen. Dann wählen die Lernenden (in Gruppen) einzelne Roman-Szenen aus und setzen sie nach kurzer Vorbereitung szenisch oder halbszenisch um. Genussfaktor Der Comic ist eine sehr beliebte Textsorte bei Jugendlichen. Die Comicsprache ist dialogisch und alltagsnah; deshalb eignet sie sich sehr gut für eine szenische Improvisation. Für die Lernenden ist das in performativer Hinsicht eine interessante Herausforderung. VOR 27 La cuisine du chef Die Lehrperson empfiehlt in regelmässigen Abständen (z.B. zweimal pro Semester) ein Buch. Die Präsentation dauert eine Lektion und umfasst neben Informationen zu Autor und Epoche unbedingt auch eine Kurzlesung, eine persönliche Stellungnahme zum Buch und eine Begründung, inwiefern die Klasse von der Lektüre profitieren könnte. Genussfaktor Empfehlungen der Lehrpersonen haben besonderes Gewicht – und die Lernenden schätzen neben den sachlichen Informationen auch persönliche, subjektiv gefärbte Stellungnahmen. Nicht zuletzt dürfen die Lernenden für einmal hemmungslos konsumieren! Supplément Die Deutschlehrpersonen einer Schule oder eines Schülerjahrgangs organisieren sich (je nach Stundenplan) so, dass sie die Lesung gerade nicht in ihrer eigenen Klasse halten, sondern in einem festgelegten Turnus verschiedenen Klassen (immer wieder andere) Bücher empfehlen. Dadurch entsteht auch innerhalb der Fachschaft ein Austausch über lesenswerte Bücher. NE D 2.2.3. Menu Surprise Neue Orte – alte Texte Die Schülerinnen und Schüler erkunden gruppenweise die Schulgemeinde – auf der Suche nach dem schönsten, bewegendsten, hässlichsten, kältesten oder wärmsten Ort. Dieser Ort wird schriftlich skizziert. Nun erhält jede Schülerin und jeder Schüler der Gruppe den Auftrag, einen passenden Text zu diesem Ort zu suchen und für den Vortrag vorzubereiten. An einem öffentlichen Lesefest werden die von den Teams ausgewählten Texte an den jeweiligen Orten vorgetragen. Genussfaktor Hier steht der persönliche Zugang zu einem Ort und Text im Vordergrund, zumal die Textsuche in Eigenregie erfolgt und nicht an eine Textsorte gebunden ist. Das motiviert zur Lektüre und zum Vortrag. Ein weiterer Anreiz für die Lernenden ist das öffentliche Lesefest mit den Lesungen an ungewöhnlichen Orten. R NEU 29 Drei Momente im Leben Die Lehrperson stellt eine Liste von spannenden Biografien zusammen. Die Klasse wählt eine Biografie für die Lektüre aus. In kleinen Gruppen werden die drei wichtigsten Momente im Leben dieser Person gesucht und in der Klasse präsentiert. Anschliessend wird über die gewählten Momente und ihre Bedeutung innerhalb der Biografie diskutiert. Genussfaktor Wichtige Momente im Leben von Menschen sind spannend, tragisch, bewegend – auf jeden Fall in irgendeiner Form bedeutend. Über solche Lebensmomente lässt sich angeregt diskutieren, und die Jugendlichen können Verbindungen zu ihrem eigenen Leben herstellen. R E I M U 3. 3.1. 3.1.1. LESEN UND SCHREIBEN AUF DER SEKUNDARSTUFE II EIGENES SCHREIBEN Menu Maison Das Gedicht in der Zeitung Die Schülerinnen und Schüler wählen einen Artikel aus einer Tageszeitung oder aus einem Magazin und nehmen so viele Streichungen vor, bis ein Gedicht «übrig bleibt». Allenfalls sind mehrere Streichdurchgänge nötig. Lohnenswert ist die Auswahl inhaltlich und stilistisch unterschiedlicher Texte (Kultur, Politik, Wirtschaft, Sport, Lifestyle etc.). Genussfaktor Was die Lernenden erst kaum für möglich halten, funktioniert tatsächlich! – Die Aufgabe schärft das Bewusstsein für das Wesen des Gedichts (sprachliche / inhaltliche Reduktion, Leerstellen, Metaphorik) und die Beziehung zwischen Sprache und Inhalt. Zudem bietet sie einen idealen Ausgangspunkt für spannende Diskussionen über Lyrik. DICH U 31 Nana und Anna Die Buchstaben des eigenen Namens (Vor- und Nachname) und des Wohnorts (oder der Lieblingsbeschäftigung etc.) werden so umgestellt, dass sich neue, andere Wörter ergeben. Umlaute dürfen dabei umgewandelt und Satzzeichen je nach Notwendigkeit gesetzt werden. Die besten Anagramme werden in der Klasse vorgelesen. Genussfaktor Das Suchen und Finden von Anagrammen führt spielerisch und unverkrampft zur Basis der Sprache zurück: zu den Buchstaben. Nicht selten entstehen dabei neue, durchaus nicht unsinnige Wörter, die es so (noch!) nicht gibt. Eine reiche Quelle für Anagramme bietet im Übrigen das Internet. Supplément Gesucht werden Wörter, die auch rückwärts gelesen einen Sinn ergeben – sogenannte Palindrome: Otto, Rotor etc. Und für die, die nicht genug kriegen können: Auch ganze Sätze lassen sich als Palindrome schreiben....! UND 3.1.2. Menu Gourmet Echo-Texte Die Schüler/innen verfassen «literarische Antworten» auf selbst gewählte Kurzgeschichten, Gedichte, Fabeln etc. von verstorbenen Autoren. Die Echo-Texte müssen sich von den Originalen in Bezug auf Genre, Stil-Lage und Vokabular deutlich unterscheiden. Die Originale und Echos werden einander in der Klasse gegenübergestellt. Genussfaktor Reizvoll an dieser Unterrichts-Idee ist die Konfrontation von Vergangenem mit Heutigem. Sie bietet Anlass für Klassengespräche über Literatur, sprach- und geistesgeschichtliche Entwicklungen und/ oder Epochenbegriffe. TEX 33 Geschichten konstruieren Die Klasse entwickelt in Gruppen vier unterschiedliche Figuren (Aussehen, Charakter, Biografie). Die Lernenden denken sich dann zwei möglichst unterschiedliche (Alltags-)Situationen aus, in denen sich Dialoge zwischen den entwickelten Figuren entspinnen. Diese Dialoge sollen geschrieben werden – und zwar so, dass sich in den Gesprächen die Verschiedenheit der beiden Figuren zeigt. Die Dialoge dürfen nicht eingeleitet werden; einzig aus den Gesprächen heraus muss klar werden, wer wo spricht – und in welchem Kontext. Schliesslich erfinden und schreiben die Schülerinnen und Schüler eine Handlungssequenz, ein erzählerisches Verbindungsstück, das diese beiden Dialoge stringent miteinander verbindet. Genussfaktor Was heisst «etwas konstruieren»? Wie erfindet man eine Figur? Die Schreib-Idee gibt Antworten auf diese Fragen und fördert den spielerischen Umgang mit dem Gestalten einer Handlung. Zudem ermöglicht sie die Auseinandersetzung mit Aspekten der Verschriftlichung von gesprochener Sprache. Supplément Eine Auswahl der Textsequenzen kann in Gruppen auch szenisch erprobt werden. 3.1.3. Menu Surprise Slam Poetry Ein Slam-Dichter gestaltet mit der Klasse einen Slam-Poetry-Kurs. Nach Abschluss des Kurses schreiben die Lernenden eigene SlamTexte – Lyrik und/oder Prosa, Mundart und/oder Standardsprache. In einer klasseninternen Ausscheidung werden die 8 besten TextPerformances bestimmt. Den Höhepunkt bildet schliesslich ein (öffentlicher oder halböffentlicher) Poetry Slam der 8 Finalist/innen. Genussfaktor Dichten mit einem Slam Poeten ist viel spannender als allein im stillen Kämmerlein! Die Schülerinnen und Schüler erhalten direkten Zugang zu einer ebenso jungen wie aktuellen literarischen Tradition; dabei lernen sie den publikumsbezogenen Umgang mit Sprache und verbessern ihre Auftrittskompetenz. Supplément Der Besuch von Poetry Slams oder die klassenübergreifende Durchführung des Projekts (Schulhaus-Slam!) machen das Menu zum unvergesslichen Genuss. M SLA 35 Emils Emails Die Schülerinnen und Schüler suchen sich innerhalb der Klasse eine Schreibpartnerin oder einen Schreibpartner. Sie geben sich eine beliebige virtuelle Identität (natürlich soll es nicht nur Emils geben!) und beginnen dann einen elektronischen «Briefwechsel». Die Paare schreiben sich täglich, eine Woche lang, wobei die E-Mails von den Schreibenden jeweils ausgedruckt und gesammelt werden. Nach Abschluss der Schreibphase werden die Briefwechsel in der Klasse vorgelesen und diskutiert. Genussfaktor Was unterscheidet E-Mails von Briefen? Und was macht den Reiz von E-Mails aus? – Ein Menu, das den persönlichen Umgang mit dem elektronischen Medium bewusst macht und die ideale Grundlage für eine Diskussion der Dialekt/Standard-Problematik bildet. MIL 3.2. 3.2.1. TEXTE LESEN UND VERSTEHEN Menu Maison Lyrik-Bühne Zu Beginn einer jeden Deutschstunde wird ein Gedicht vorgetragen, und zwar an einem eigens dafür eingerichteten Ort im Klassenzimmer. Nach einem bestimmten Turnus wählen die Lernenden aus dem Internet oder dem Fundus der Schulbibliothek (Anthologien, Lyrikbände einzelner Autoren, Literaturzeitschriften) jeweils ein Gedicht aus, das möglichst überzeugend vorgetragen werden soll. An die Präsentation schliesst sich eine kurze Diskussion über das Gedicht und den Vortrag an. Nachdem jeder Schüler bzw. jede Schülerin insgesamt drei Gedichte vorgetragen hat, wird die Lyrik-Bühne wieder abgebaut. Genussfaktor So macht sogar die elektronische Literatursuche und das Schmökern in der Schulbibliothek Spass! Darüber hinaus ermöglicht das Menu die Förderung der performativen und der Vorlese-Kompetenz. NE 37 Text des Monats In der letzten Deutschstunde des Monats wird ein Text oder ein Textausschnitt präsentiert, der eine Schülerin oder einen Schüler nachhaltig beschäftigt. (Auftrittsdauer: max. 15 Minuten. Keine Einschränkungen der Textauswahl!) Die Schülerin beziehungsweise der Schüler begründet die Wahl des Textes vor der Klasse. Nach der Präsentation wird über den Text diskutiert. Genussfaktor Über die Vermittlung von Texten setzen die Schüler/innen im Unterricht eigene thematische Schwerpunkte. Ganz «nebenbei» beschäftigen sie sich im Hinblick auf ihren Auftritt vor der Klasse vermehrt und aus ganz persönlicher Sicht mit Literatur aller Art. ON 3.2.2. Menu Gourmet Lesen live Die Klasse besucht eine Autorenlesung bei einem professionellen Literaturveranstalter. Die Lernenden stellen sich vorgängig (eventuell im Team) eine Aufgabe im Kontext der Lesung. Der Fokus kann dabei durchaus auf nichtliterarischen Aspekten wie Organisation, Moderation, Publikum etc. liegen. In der folgenden Deutschstunde wird die Bearbeitung der Aufgaben in der Klasse ausgewertet. Genussfaktor Leser/innen interessieren sich sehr für das Gesicht zum Text. Die persönliche Begegnung mit einem Autor oder einer Autorin kann zu einem prägenden Erlebnis werden und die Lust auf (mehr) Lektüre wecken. Nicht zuletzt erhalten die Lernenden mit diesem Menu Einblick in den Literaturbetrieb. Supplément Eine vorgängig vereinbarte Fragestunde mit dem Autor oder der Autorin – evtl. auch mit dem Veranstalter – vertieft die Eindrücke der Autorenlesung. Als Vorbereitung auf die Fragestunde mit dem Autor oder der Autorin ist eine Auseinandersetzung mit ausgewählten Texten des Autors beziehungsweise der Autorin unerlässlich. LIVE 39 Lyrik-Domino Die Lernenden schreiben paarweise oder als Klassenverband japanische Kettengedichte, sogenannte «Tanrengas». Die Ausgangslage: Dichter eins liefert die Vorlage mit den ersten drei Zeilen (Hokku), Dichter zwei liefert die Schluss- oder Antwortzeilen (Matsuku) – und zwar nach den folgenden Vorgaben: Zeile 1: 5 Silben; Zeile 2: 7 Silben; Zeile 3: 5 Silben; Zeile 4: 7 Silben; Zeile 5: 7 Silben. Das Verfahren: Ein Hokku wird dem Partner (oder in die Runde) gegeben. Als Antwort wird ein Matsuku verfasst. Darauf soll ein neuer Dreizeiler entstehen, der möglichst gut zum bisher Gedichteten passt. Dann braucht es wiederum ein Matsuku etc. Das Gedicht ist abgeschlossen, wenn niemand mehr Lust hat weiterzudichten. Genussfaktor Silbenzählen macht Spass – wenn daraus sogar ein Gedicht entsteht! Der präzise Umgang mit den Bausteinen der Sprache und die Auseinandersetzung mit einem Fremdtext, der Ausgangspunkt für die eigene schriftliche Antwort wird, tragen viel zur Förderung des Sprachbewusstseins bei. I M O Supplément Besonders geglückte Tanrengas können illustriert und als Leporellos gestaltet werden. 3.2.3. Menu Surprise «Home Story» Die Lernenden entscheiden sich nach Recherchen bei Verlagen, in Zeitungen und im Internet gruppenweise für einen Autor oder eine Autorin, den/die sie persönlich kennen lernen möchten. Nach der Lektüre des jüngsten Werkes und dem Erarbeiten eines Fragenkatalogs arrangiert die Gruppe in Eigenregie ein Treffen – nach Möglichkeit an einem Ort, zu dem der Autor oder die Autorin eine besondere Beziehung hat. Die «Home Story» wird in der Gruppe ausgewertet und in einer strukturierten Präsentation der Klasse vorgestellt. Eine kritische Beurteilung des bearbeiteten Werkes ist unverzichtbarer Bestandteil der Präsentation. Genussfaktor Autor/innen nicht einfach so treffen, sondern aus eigener Initiative und in ihrem persönlichen Umfeld – solche literarischen Begegnungen ziehen alle Schülerinnen und Schüler dem klassischen Literaturunterricht vor. Durch die Präsentationen der anderen Gruppen werden sie zudem zu weiterer Lektüre angeregt. TOR 41 Literatur-Turnier Alle Schülerinnen und Schüler der Klasse lesen je ein Buch. (Selbst gewählt oder aus einer von der Lehrperson zusammengestellten Liste) In 5-Minuten-Präsentationen treten die Bücher gegeneinander an. Nach einem von der Klasse und/oder der Lehrperson festgelegten Ausscheidungsprinzip werden schliesslich die beiden Finalisten erkoren. In einer Doppellektion wird der Sieger-Titel ermittelt – der dann als Klassenlektüre besprochen wird. Genussfaktor Der Wettbewerbsgedanke, die Erfahrung, etwas, was einem am Herzen liegt, «verkaufen» zu müssen, macht diese Unterrichtseinheit zu einem genüsslichen Menu Surprise – und bietet überdies Anlass, die Gesetzmässigkeiten des Buchmarktes genauer zu betrachten. (Textqualität vs. Marketing) ERA 4. GUT ZU WISSEN Müllerhaus. Literatur und Sprache Das Aargauer Literaturhaus verfügt über eine breite Angebotspalette im Bereich Textvermittlung in der Schule und Schreiben: Beratung von Lehrpersonen im Hinblick auf den kreativen Schreibunterricht. Vermittlung von Schriftstellerinnen und Schriftstellern für Schreibwerkstätten und/oder Lesungen im Schulzimmer. Schreibwerkstätten für alle Altersstufen als Ergänzung zum Schreibunterricht. Vermittlung von Autorenbegegnungen im Literaturhaus. Events mit literarischem Fokus – von Jugendlichen und für Jugendliche –, veranstaltet vom Jungen Müllerhaus. Kontakt: Müllerhaus. Literatur und Sprache Bleicherain 7 Postfach 5600 Lenzburg 1 Tel. 062 888 01 40 E-Mail: info@muellerhaus.ch www.muellerhaus.ch HAU KULTUR MACHT SCHULE «Kultur macht Schule» vermittelt vielfältige und spannende kulturelle Angebote von kulturellen Institutionen und Kulturschaffenden für Schulen. Die aktuelle Angebotspalette wird allen Aargauer Schulen zweimal jährlich in Form eines Kulturplakats zugestellt. «Kultur macht Schule» betreut schwerpunktmässig innovative Kulturvermittlungs-Projekte wie • «Theaterfunken» (Theater-Produktionen für Schulklassen und Kindergärten), • «Funkenflug» (Auszeichnung für Kulturprojekte von Schulen) oder • «Workshops mit Kulturschaffenden» (interaktive Projekte für Schülerinnen und Schüler aller Altersstufen). Zudem organisiert «Kultur macht Schule» zweimal jährlich eine Impulsveranstaltung für die Kulturverantwortlichen in den Schulen. Im Rahmen von «Kultur macht Schule» erhalten Schulklassen vom Kanton einen finanziellen Beitrag für Theateraufführungen, Konzerte, Lesungen und Workshops mit Kulturschaffenden. Kontakt: Kultur macht Schule Fachstelle Kulturvermittlung BKS Bachstrasse 15 5001 Aarau Tel. 062 835 23 13/14 E-Mail: kulturmachtschule@ag.ch www.kulturmachtschule.ch U CHT Die Autorin und der Autor Svenja Herrmann Schriftstellerin, freiberufliche Tätigkeiten im Bereich der Schreibund Leseförderung, Leitung von Schreibwerkstätten für Kinder und Jugendliche (www.schreibstrom.ch*), Assistenz im Aargauer Literaturhaus «Müllerhaus. Literatur und Sprache». Werkbeitrag des Kantons Zürich 2007, Veröffentlichungen in Anthologien, zuletzt in: «drehpunkt». Die Schweizer Literaturzeitschrift, Nr. 124, Lenos Verlag, Basel 2006. www.wortundwirkung.ch *www.schreibstrom.ch ist eine im Aufbau begriffene OnlinePlattform rund um das Schreiben von Kindern und Jugendlichen. Es werden dort regelmässig interessante Texte von Kindern und Jugendlichen veröffentlicht, Schreib-Wettbewerbe durchgeführt und spannende Schreibworkshops von Profis angeboten. Ebenso gehört Einzelcoaching für Buchprojekte oder Lernhilfe zum Angebot. Kontakt: info@schreibstrom.ch Andreas Neeser Schriftsteller und Leiter des Aargauer Literaturhauses «Müllerhaus. Literatur und Sprache». Jüngste Publikationen: Die Sonne ist ein nasser Hund, Miniaturen, Wolfbach Verlag Zürich 2006. Grenzland. Ein Klangbuch, Buch mit Audio-CD, zus. mit dem Cellisten Martin Merker, Wolfbach Verlag, Zürich 2007. Publikation im Bereich Lehrmittel: 10x10 Texte verfassen, zus. mit Markus Bundi, 10x10 Anregungen für den Unterricht Bd.22, Erle Verlag, Zofingen 2005. Jüngste Auszeichnungen: Lyrikpreis Meran: Medienpreis RAI Bozen, 2006. Aargauer Kuratorium, Beitrag an das künstlerische Schaffen, 2007. Pro Argovia Artist 2007/2008. www.andreasneeser.ch AU TOR