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Passion for Details: Chronograph mit 30-Minuten- und 12-Stundenzähler, Datumsanzeige, kleine Sekunde, handverziertes Schweizer Automatikwerk, Glas-Gehäuseboden. € 1.495,- (unverbindliche Preisempfehlung) www.mauricelacroix.com www.harley-davidson.de / schutzgebühr 3,50 eur / 6 . jahrgang / ausg. 3/2005 Pontos Chronographe HARLEY-DAVIDSON MAGAZIN das originale ® magazin porträt: Interview mit der Heavy Metal Queen Doro Pesch WARUM MÄNNER NICHT STUNDEN BRAUCHEN, UM GUT ANGEZOGEN ZU SEIN. lifestyle: Lederjacke – Kulturgeschichte eines Kultobjekts The lady is a tramp fahrbericht: Die neue FXDBI Dyna Street Bob h a r l ey - dav i d s o n m ag a z i n 3 / 2005 editorial Liebe Leserinnen und Leser, Wer nur die Hälfte weiß, weiß gar nichts. mit einem stilechten „Indian Summer“ verabschiedete sich eine großartige Saison. Wenngleich das Sommer-Wetter uns nicht immer zu überzeugen vermochte, haben wir von Harley-Davidson und BUELL etliche Kilometer im Sattel zurückgelegt. Zum Beispiel zu den großen Events des Jahres in Hamburg und Faak, wo sich die Harley und BUELL „Familie“ traf. Zwei Mega-Feten, die man einfach erlebt haben muss. Im Juli trug ganz Hamburg drei Tage lang die Harley Farben SchwarzOrange. Auf den großen Event-AreArnd Dickel alen ging ohne Ende die Post ab, und Brand Manager BUELL, Harley-Davidson GmbH mehr als 50.000 Bikes säumten die Straßen der Metropole. Noch rund 10.000 mehr waren es in Faak. Hier glühte im September rund um den See der Asphalt. Und wer die Vertragshändler im Harley Village besuchte, konnte bei manch einem von ihnen bereits ein brandneues Bike bestaunen: die Ulysses XB12X – BUELLs Eintrittskarte in ein völlig neues Segment. Ende September überzeugte sich die Fachpresse auf Sardinien von ihren vielfältigen Qualitäten, und am 8. Oktober – dem BUELL X-Perience Day – erlebte sie ihre Feuertaufe beim Kunden. Haben Sie die Ulysses schon gefahren? Probieren Sie’s aus, diese BUELL eröffnet Ihnen neue Horizonte! Was die österreichische Buchautorin und Fachjournalistin Karin Mairitsch über Erik Buells jüngste Schöpfung denkt, lesen Sie auf Seite 32. Neben der Ulysses präsentierte BUELL für 2006 übrigens noch die XB12Ss Lightning Long – insbesondere für großgewachsene Streetfighter-Fans, die sich noch mehr Komfort für Fahrer und Sozius wünschen. Mit einer noch größeren Modelloffensive als die „kleine Tochter“ BUELL startet Harley-Davidson ins neue Jahr: Vier neue Serienmodelle, eine Special-Edition, drei CVO Sondermodelle sowie zahlreiche technische und stilistische Neuerungen – das kann sich wahrlich sehen lassen. Die Dyna Baureihe wurde komplett überarbeitet und hat nun einen heimlichen neuen Star: die Dyna Street Bob, in Mattschwarz erhältlich und im puristischen „Back-to-the-Roots-Look“ gehalten. Mehr dazu natürlich im vorliegenden Heft. Inklusive aller Neuheiten, limited Editions und CVOs bietet Harley-Davidson nun 30 Modelle an. Hinzu kommen die fünf Typen der Tochter BUELL. Mehr Auswahl denn je! Daher sind wir zuversichtlich, dass die Harley und BUELL Gemeinde 2006 weiter wachsen wird. Und was geht schon über eine große Familie? Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr Keine Fragen mehr. Jetzt gratis testen: 01805/8618000, 0,12 €/Min. (Nr. 247123) Arnd Dickel Brand Manager BUELL, Harley-Davidson GmbH 3 h a r l ey - dav i d s o n m ag a z i n 3 / 2005 inhalt inhalt SUSI UND LAURA. SCHWESTERN SEIT 6 titelstory The lady is a tramp Interview mit der Heavy Metal Queen Doro Pesch 10 events Tausendundeine Nacht … Die offizielle Dubai Bike Week 2005 12 events Eventkalender 2006 Die wichtigsten Termine im nächsten Jahr 13 newsticker 06 Meldungen in Kürze 14 Die 75.000ste BUELL / Buchtipp: rosarot & himmelblau 14 reise The Big Four Der amerikanische Südwesten 18 regionalporträt Bäder, Bodden, Bernsteinfunde Faszination Mecklenburg-Vorpommern 20 H.O.G. H.O.G. Member des Heftes Karl-Heinz Zender 21 fashion It‘s Christmas time … 21 Harley-Davidson Geschenkideen zum Fest 22 lifestyle Das geht auf keine Kuhhaut Die Lederjacke – Kulturgeschichte eines Kultobjekts 26 technik Frühlings-Erwachen Die Batterie: Tipps für eine lange Lebensdauer 28 fahrbericht Back in black Die neue FXDBI Dyna Street Bob 31 vorstellung Good news for 2006 Das neue Modelljahr 32 fahrbericht Welcome to the pleasure dome Das neue Sportbike BUELL Ulysses XB12X 33 charity With a little help from my friends Die German H.O.G. Charity 2006 34 history Don‘t let me be misunderstood Vom Mysterium der Harley-Davidson Typkürzel 37 comic 28 Die Comics mit Chris & Marty Vor-Sicht *0,09 €/min 38 Jeder Urlaub endet irgendwann – ein Urlaub bei ROBINSON bleibt. Die zwanglose Atmosphäre und das umfangreiche Angebot laden dazu ein, etwas Neues zu wagen. Freunde kennen zu lernen. Für gemeinsame Unternehmungen. Vielleicht sogar für das größte Abenteuer, das es gibt: das Leben. Der aktuelle Katalog informiert Sie z. B. über unsere Harley-Davidson-Touren und unser Angebot im ROBINSON CLUB JANDIA PLAYA, Fuerteventura/Spanien: 1 Woche im Doppelzimmer mit Flug pro Person ab 949,– €. Sie erhalten ihn unter 01803 456444* oder mit umfassender Beratung in Ihrem TUI Reisebüro. www.robinson.de leserbriefe / impressum Meinungen und Kritik Der Leser hat das Wort 39 last words Konvergenz der Welten Mehr News im Internet unter: www.harley-davidson.de 5 h a r l ey - dav i d s o n m ag a z i n 3 / 2005 titelstory Das Herz eines Boxers: Doro ist eine starke Kämpfernatur mit großer Stimme und sanftem Wesen The lady is a tramp Interview mit der Heavy Metal Queen Doro D orothee „Doro“ Pesch wird 1964 im Sternzeichen der Zwillinge in Düsseldorf geboren. Nach dem Abschluss ihrer Ausbildung als Grafikdesignerin und Schriftsetzerin steigt das 1,54 Meter kleine Energiebündel bei der Band Snakebite ein, aus der sich 1982 die Heavy Metal Formation Warlock entwickelt. Nach einer Europa-Tournee gelingt Warlock beim britischen „Monsters of Rock“ Festival 1986 endgültig der Durchbruch. Doro übersiedelt nach New York und schwimmt weiter auf der Erfolgswelle. 1987 erscheint das letzte Warlock Album – mit drei Millionen verkauften Exemplaren weltweit eine der erfolgreichsten Hardrock Platten aller Zeiten. Doro erhält 1987 ihre erste Goldene Schallplatte. Fortan geht sie eigene Wege und arbeitet unter anderem mit Kiss-Langzunge Gene Simmons, Country-Mann Gary Scruggs und Stones-Produzent Barry Beckett. Sie erhält den Echo als „erfolgreichste Sängerin national“ und wird von MTV ausgezeichnet für „Bad Blood“ als bestes Anti-Rassismus-Video. Längst ist sie weltweit die Nummer 1 der Hardrock-Ladies. Doch ihrem großen Erfolg zum Trotz hat sie weder Starallüren entwickelt noch jemals Anlass zu Skandalen gegeben. harley-davidson magazin: Man liest über dich, du seiest zäh, zart, zuverlässig und zielstrebig. Wie siehst du dich selbst? doro: Schon als Kämpfernatur, aber mit sanfter Gewalt. Bei uns in der Band zum Beispiel verstehen wir Harleys und Rock’n’Roll – die perfekte Synthese uns auch ohne Worte. Und ich versuche, immer alles im Ruhigen zu regeln. Aber das Wichtigste in meinem Leben sind die Fans – und dafür wird gekämpft. Ich bekomme so viel Feedback von ihnen, dass ich Jahre davon zehre. Das gibt mir Kraft, Inspiration und Motivation. Die Fans, das ist auch keine anonyme Menge. Ich hab das Gefühl, ich kenne die Leute. Und viele kenne ich auch tatsächlich. Wir sind eng verbunden und sehen uns sogar privat. harley-davidson magazin: Du hast keine eigene Familie. Vermisst du das manchmal? doro: Ich hab mich irgendwann entschieden. Die Band, die Fans und die Road-Crew, das ist halt meine Familie. Unser Bassmann ist seit 15 Jahren in der Band und die anderen seit 13 Jahren. Wir sind ein eingeschworenes Team, und irgendwie hab ich das Gefühl: Das sind meine großen Brüder. Heiraten und Kinder kriegen, ich glaube, das mache ich in diesem Leben nicht mehr. Ich bin im Lkw aufgewachsen, denn mein Vater war Lkw-Fahrer und Transportunternehmer. Ich habe das echt geliebt, auf der Straße zu sein. Noch heute fühle ich mich im Tourbus am meisten zu Hause. harley-davidson magazin: Zu Hause – das ist für dich auch New York ... doro: Ja, das war ein Schlüsselerlebnis. Als ich angefangen habe, Musik zu machen, da wollte ich unbedingt mal nach Amerika – eigentlich wohl der Traum jedes Musikers. Dann bin ich Ende ’86 zum ersten Mal da gewesen. Ich sollte drei Tage bleiben, und schon am ersten habe ich mich entschieden: Ich bleib da! harley-davidson magazin: Jahre später bist du dann wieder „nach Hause“, nach Düsseldorf, gegangen. Wie kam das? doro: In den letzten Jahren wurde die Art von Rockmusik, die wir machen, in Europa wieder populär, 7 h arley-davidson magazin 3 / 2005 und so sind wir wieder verstärkt hier. Hinzu kam: Mein Vater, den ich sehr geliebt habe und der jetzt leider nicht mehr lebt, ist schwer krank geworden. Amerika war zwar geil, aber meine Eltern sind wichtiger. Ich habe mir also wieder eine Wohnung in Düsseldorf genommen. Und seitdem pendle ich hin und her zwischen New York und Düsseldorf. Es ist schön, wenn man beide Welten hat, und außerdem hab ich mich doch auch wieder nach meinen Wurzeln gesehnt. Cool: Doro auf Dyna Super Glide Custom harley-davidson magazin: Deine aktuellen Projekte entstehen auch in Europa: Du hast in der Schweiz in einem Film mitgespielt, und du hast eine CD am Start ... doro: An der CD arbeiten wir gerade. Und der Film heißt „Anuk, der Weg des Kriegers“. Ich habe Meha gespielt, eine Kriegerin, die mit Pfeil und Bogen kämpft und im Laufe des Films vom Hauptdarsteller das Kämpfen mit der Bronzeaxt lernt. Und dann wird dem Bösen der Garaus gemacht. Das ist so etwas zwischen „Highlander“ und „Der 13. Krieger“. Letzte Woche haben wir 8 titelstory ihn zu Ende gedreht. Ich hätte nicht gedacht, dass es so hart ist, einen Film zu machen. Jetzt weiß ich’s: zehn Grad unter Null in den Bergen, durch Schnee und Eis mit nackten Füßen ... Das war wie Bootcamp, Survivaltraining und Abenteuerurlaub in einem. Der Film kommt nächstes Jahr in die Kinos. Ich hab auch Musik dazu geschrieben: den Song „Warrior Soul“. harley-davidson magazin: Und deine neue CD? doro: Es ist Tradition bei uns, dass wir immer ein oder zwei deutsche Songs auf der Platte haben, und der Rest ist in Englisch oder auch mal in Spanisch. Die deutschen Songs sind meistens gut angekommen, wie zum Beispiel „Für immer“. Auf der neuen Platte haben wir einen Song – das wird auch die erste Single – der heißt „In Liebe und Freundschaft“. Er ist total emotional und kann einem echt ans Herz gehen. Die EP wird noch im November kommen und das Album im nächsten März. Das wird ganz viele Hymnen haben, viele Rocksongs und natürlich tolle Balladen. harley-davidson magazin: Du bist ja auch schon auf Harley Events aufgetreten – zum Beispiel in Geiselwind. Ist das etwas anderes als ein Konzert, das nichts mit Motorrädern zu tun hat? doro: Ja, etwas ganz anderes. Da spielen wir auch andere Songs, denn das sind nicht so harte Fans, die jeden Song seit 1986 kennen, sondern Leute, die da hin kommen, um Musik zu genießen und um zu feiern. Wir spielen dann die Songs, die möglichst viele Leute kennen, zum Beispiel auch Sachen wie „Born to be wild“. Das ist überall der totale Knaller. Oder die Hymnen oder die Balladen, das kommt auch immer gut an. Die Biker sind total herzlich, und uns verbindet viel: der Freiheitsdrang und dass man sich wie eine Familie fühlt. harley-davidson magazin: Stichwort „Born to be wild“ – was fällt dir denn zu Harley-Davidson ein? h a r l ey - dav i d s o n m ag a z i n 3 / 2005 doro: Der Sound, der Look ... das Gefühl, Harley zu fahren, ist halt etwas ganz anderes. Ich glaube, das ist auch ein ganz anderer Menschenschlag, verglichen mit denen, die auf anderen Maschinen fahren. Ich habe das Gefühl, sie haben noch viel Muße, die Natur zu genießen und alles langsam anzugehen, Augenpflege zu betreiben, die Aussicht zu genießen. Ich finde das sehr, sehr schön. Ich bin in den USA die Route 66 auf einer Harley mitgefahren, hinten drauf. Das war ein Genuss, unglaublich. Da hat man alles gespürt, die Gerüche, die Farben vom Himmel und von der Sonne, den Sonnenaufund -untergang. Das war unglaublich. Außerdem spürt man die Freiheit und fühlt sich extrem verbunden. Also Harley Fahrer unter sich, die sind schon eine eingeschworene Familie. Sie haben ein gutes Gemüt und tragen das Herz immer am rechten Fleck. Selbst wenn man sich vorher nicht gekannt hat, kann man davon ausgehen, dass man durch Gespräche über Harleys schnell Freundschaften schließt. Gemeinsamkeiten schweißen halt zusammen. Davon abgesehen ist eine Harley auch ein wunderschönes Gerät, alleine die Optik. Sie gibt einem wirklich ein Gefühl, das ist – glaube ich – einmalig. harley-davidson magazin: Trotzdem hast du selbst keinen Führerschein – warum? doro: Ich wollte 1980 meinen Führerschein machen. Damals habe ich mich in der Fahrschule angemeldet, und es gab dort nur ein Motorrad, eine riesige Honda. Das Problem war, dass ich leider mit meinen Füßen nicht auf den Boden kam. Und mit den Händen konnte ich Bremsund Kupplungshebel nur schlecht erreichen, so dass der Fahrlehrer nach einigen Stunden zu mir sagte, ich solle doch lieber beim Autofahren bleiben. Und dann blieb es mir echt versagt. Na ja, ich hätte den Führerschein zwar immer gern gemacht, aber seitdem war ich nie wieder in der Fahrschule. titelstory um nicht.“ Das war mein erstes Motorrad-Erlebnis. Die Fahrt zu meiner Freundin dauerte ungefähr eine halbe Stunde, und er hieß Mario... Auf jeden Fall hat er mich bei meiner Freundin abgesetzt, aber ich habe mich nicht getraut, etwas zu sagen. Dann habe ich der Angie erzählt, dass ich gerade mitgefahren bin. Das fand sie natürlich total „geil“. Und irgendwann, Monate später, hörte ich den Sound eines Motorrads und dachte mir, den kennst du doch. Das war dann auch tatsächlich Mario. Ich habe gerufen, er hat mich auch gehört und wir haben uns wirklich angefreundet. Es war zwar keine sehr lange, dafür aber eine sehr intensive Freundschaft, in der ich das erste Mal miterlebt habe, wie es zugeht unter Bikern. Das ging dann auseinander, weil ich viel zu jung war – er war, glaube ich, schon 27 und ich 14 oder 15. Die Leute haben es irgendwann nicht mehr akzeptiert, obwohl ich mit Make-up und Schminke viel Natürlich, offen und ehrlich: Doro hat das Herz am rechten Fleck harley-davidson magazin: Und könntest du es dir jetzt noch mal vorstellen? doro: Ja, im Prinzip schon, aber das Problem ist, dass ich nie lange an einem Ort bleibe. Meistens sind wir jeden Tag woanders. Selbst wenn wir Plattenaufnahmen machen, arbeiten wir in etlichen Studios. Das wäre höchstens in Amerika möglich. Ja, das wäre noch ein Traum. harley-davidson magazin: Aber du fährst ab und zu auf dem Motorrad mit? doro: Ja, egal wo, eigentlich weltweit. Wir haben durch unsere Arbeit viele Freunde auf der ganzen Welt gewonnen, und die meisten von ihnen sind Biker. Ich fahre also oft und gerne mit. harley-davidson magazin: Wie war dein erstes Erlebnis mit einem Motorrad? doro: Oh, das war mein erstes Mal – im wahrsten Sinne des Wortes. Ich war damals noch in der Schule, und ich wollte zu meiner Freundin Angie fahren. Ich stand an der Bushaltestelle, und plötzlich kam jemand auf einer blauen Suzuki angefahren und meinte: „Hey, soll ich dich mitnehmen?“ Und ich sagte: „O.k., war- Born to be wild … älter aussah und glaubte, ich wäre es sogar. War ich aber natürlich nicht. Es war ein so tolles Erlebnis, wir haben die besten Motorradfahrten gemacht, sind heimlich zum See gefahren, sind dort alle ab ins Wasser, haben danach ein Lagerfeuer gemacht... All diese spontanen Sachen – das bleibt unvergesslich! harley-davidson magazin: Vielen Dank! Für die freundliche Unterstützung danken wir Harley-Davidson von Herz, Köln MIT DORO SPRACH RUDI HERZIG FOTOS: FRANK RATERING 9 h arley-davidson magazin 3 / 20 0 5 events h a r l ey - dav i d s o n m ag a z i n 3 / 2005 Tausendundeine Nacht ... ... wurde im Jahr 2005 gefeiert — in Europa und am Persischen Golf D ie Côte d’Azur, Hamburg, Rüdesheim und Faak – sie bildeten großartige Kulissen für die Höhepunkte des Harley Veranstaltungsjahrs 2005. Mit schöner Regelmäßigkeit führen solche Treffen Tausende von Fahrern und H.O.G. Member aus aller Welt im Zeichen des Bar & Shield zusammen. Warum das so ist? Soziologen würden antworten: Events vermitteln ein großartiges Gemeinschaftserlebnis und stärken das „Wir“-Gefühl der Fans. Wir meinen: Sie machen halt schlicht und ergreifend Spaß! Zu den Treffen, die man erlebt haben muss, gesellt sich nun ein 10 weiteres hinzu: die erste offizielle Dubai Bike Week, vom 16. bis zum 19. März 2005 veranstaltet von Harley-Davidson UAE (United Arabian Emirates) und Chevrolet. Dabei handelte es sich um eine der wohl exklusivsten Harley Veranstaltungen der Welt, wobei das Attribut „exklusiv“ nicht den Preis betrifft, sondern das Ambiente. Buffets der 5-Sterne-Klasse, spektakuläre Craig-JonesWheelies vor dem Burj Al Arab, dem wohl bekanntesten Hotel der Arabischen Halbinsel, und Ausfahrten zwischen gewaltigen Sanddünen zu Luxus-Hotels inmitten der Wüsten-Einsamkeit: wahrlich eine andere Welt. Zur großen Freude der Veranstalter nahmen mehr als 240 Biker aus aller Welt an der ersten Dubai Bike Week teil. Basislager und Eventlocation bildete das Hotel Le Meridien Mina Sehey Beach Resort am Yachthafen von Jumeirah. Zu den Bikern, die mit ihren Maschinen aus dem 1.000 Kilometer entfernten Bahrain und aus anderen Emiraten angereist waren, gesellten sich Deutsche, Italiener, Franzosen, Spanier und Amerikaner, die meisten von ihnen auf Mietmotorrädern. Etliche Europäer hatten es sich aber nicht nehmen lassen, ihre eigenen Maschinen per Spedition ins Emirat fliegen zu lassen. Nach der Begrüßung erwartete sie als Bestandteil der Startgebühr von umgerechnet rund 100 Euro ein umfangreiches WelcomePack mit Rucksack, T-Shirt und Bike Week Pin. Den Event-Auftakt bildete am Mittwoch ein rustikales BBQ – eine ideale Gelegenheit, Kontakte zu den zuvorkommenden Arabern und den übrigen Besuchern zu knüpfen. Am folgenden Tag erwartete die Gäste dann schon das erste Highlight: ein Thunder Ride durch Dubai Stadt ins etwa 130 Kilometer entfernte Hatta. Dank des gut vorbereiteten EventTeams, das eine geradezu perfekte Route durch die Metropole erarbeitet hatte, gelang es den Teilnehmern, im chaotischen City-Verkehr einen halbwegs kühlen Kopf zu behalten. Mit Craig Jones an der Spitze – zumeist im Wheeling-Modus – führten die Jungs ihre Truppe vorbei am Burj Al Arab in die Altstadt, dann entlang der wohl besten Hotels und der wohl größten Baustelle der Erde auf die Wüstenautobahn in Richtung Hatta. Unterwegs durften die Biker neben einem kleineren Sandsturm eine Herde Kamele in freier Wildbahn erleben – Sensation für die Gäste, Alltag für ihre Gastgeber. events Ziel der Tour war ein faszinierendes 5-Sterne-Golfhotel, etwa zehn Kilometer entfernt von Oman. Rund um den Pool hatte man bereits Gaumenfreuden en gros aufgetischt: Vom saftigen Steak über Salate bis zur Schwarzwälder Kirschtorte war alles vertreten. Wer pünktlich zur Stuntshow von Craig Jones zurück in Dubai sein wollte, wählte im Anschluss an das Menü die Autobahn, während andere Gäste sich für die Erkundung kleiner Bergstraßen in der Grenzregion entschieden. Bei Livemusik neigte sich schließlich der Tag – überreich an faszinierenden Eindrücken – seinem Ende zu. Die Ausfahrt des nächsten Tages führte auf die Anhöhe von Jebel Hafeet in Al Ain. Die Straße windet sich den Berg hinauf zu einem Plateau, das einen grandiosen Ausblick über die Wüste und die umliegenden Berge eröffnet – ein Panorama, das jeden einzelnen der 400 Kilometer wert war. Dennoch hatte die lange Tour sichtlich an der Kondition einiger Biker gezehrt, so dass für sie am Freitagabend Relaxing angesagt war. Doch keiner ließ sich das nächste Highlight entgehen: Etwa 45 Maschinen waren in verschiedenen Klassen angetreten, um die begehrte Trophäe der 1st Dubai Bike Week mit nach Hause zu nehmen. Vor der prächtigen Kulisse des Yachthafens fanden sich neben coolen Eigenkonstruktionen echte High Tech Bikes ein. Daneben parkten wiederum Öfen, die nahezu serienmäßig verblieben waren. Die Klassik-Fraktion gewann eine Royal Enfield, und der Pokal für das beste Custom-Bike ging an die „Steve McQueen“ von Walz Hardcore Cycles, die am Tag zuvor noch in der Wüste unterwegs war. Als am Abend das Buffet des abschließenden Biker’s Ball eröffnet wurde und die etwa 300 bestens gelaunten Anwesenden ihre ersten Teller füllten, geschah das schier Unglaubliche: Regen im Emirat. Zahlreiche Helfer verfrachteten kurzerhand alles Essbare samt Grills und Tischen ins Trockene, damit die Party mit Livemusik, Verlosung und Tombola ungehindert steigen konnte. Und eins ist sicher: Auch Araber können richtig abfeiern. Die Fete bildete den krönenden Abschluss eines Events, der so anders war als alles, was man aus Europa und den USA kennt: klein, fein und einfach 5 Sterne wert! TEXT: FRANK SANDER UND HEINRICH ZIG FOTOS: FRANK SANDER 11 h arley-davidson magazin 3 / 2005 events h a r l ey - dav i d s o n m ag a z i n 3 / 2005 newsticker +++ news +++ news +++ news +++ news +++ news +++ news +++ news +++ news +++ +++ Oh happy Days! +++ Eventkalender 2006 Harley-Davidson Events Mai Kontakt 25.5.-28.5.06 Harley Fun ‘n’ Sun, Monte Gordo, Portugal www.harleyfunandsun.com 26.5.-29.5.06 9. Biker Mania, Saalbach-Hinterglemm, Österreich www.alpinparadies.at Magic Bike Rally, Rüdesheim, Deutschland www.magic-bike-rally.com Hamburg Harley Days, Deutschland www.hamburgharleydays.de 9. European Bike Week, Faaker See, Österreich www.harley-davidson.com Juni 8.6.-11.6.06 Glückliche Gesichter bei BUELL Man glaubt es kaum: 75.000 BUELLs sind bereits produziert. Und das Jubiläumsexemplar landete sehr zur Freude von Axel Kunth-Joost und Michael Steinke von Checkpoint Harley per Los in ihrem Showroom. Doch dort stand sie nicht lange. Nur wenige Tage nach den Hamburg Harley Days besuchte Ducati-Fahrer Elmar Sperling den Vertragshändler. Elmar hatte sein Herz bereits während der Veranstaltung im Hamburger Hafengelände an BUELL verloren. Nach einer einstündigen Probefahrt war es dann endgültig um ihn geschehen, und sein Entschluss stand fest. „Das Handling, die Optik und der kraftvolle Motor haben mich sofort überzeugt.“ Als er dann erfuhr, dass er soeben die 75.000ste BUELL gekauft hatte, war die Freude natürlich riesig, denn ihm winkten zusätzlich eine Reise in die USA inklusive Werksbesuch bei BUELL und Abendessen mit Erik Buell. Und damit er auf seiner neuen Maschine auch immer standesgemäß gekleidet ist, erhielt er zudem noch eine BUELL Lederjacke. Herzlichen Glückwunsch! +++ rosarot & himmelblau +++ Juli 14.7.-16.7.06 September 6.9.-10.9.06 H.O.G. Events Juni Kontakt 2.6.-5.6.06 13. Tschechien H.O.G. Rally, Pilsen, Tschechien 3.6.-5.6.06 Benelux H.O.G. Rally, LaRochette, Luxemburg www.hogpraha.cz www.members.hog.com 7.6.-11.6.06 7. Ungarn H.O.G. Rally, Alsoors, Ungarn www.hog.com 22.6.-25.6.06 15. European H.O.G. Rally, Killarney, Irland www.hog.com 3. Spanien H.O.G. Rally, Benicassim, Spanien www.harley-davidson.es 7. Dänemark-Nordsee H.O.G. Rally, Jesperhus, Dänemark www.members.hog.com Eine Geschichte, wie sie das Leben schreibt Autorin Karin Mairitsch ist eigentlich promovierte Naturwissenschaftlerin. Mit 32 entschied sie, sich voll und ganz ihrer größten Leidenschaft – dem Motorradfahren – zu widmen. Seitdem arbeitet sie als freie Journalistin und Fotografin nach dem Motto: „Träume sind dazu da, dass wir sie im Rahmen unserer Möglichkeiten verwirklichen.“ Eines ihrer größten Projekte ist der Roman „rosarot & himmelblau“ – er kann von vorn nach hinten und in umgekehrter Richtung gelesen werden. Eine Geschichte über zwei Menschen, die sich – wie sollte es anders sein – beim Motorradfahren kennen lernen. Eine echte Biker-Lovestory für lange Winterabende! Erschienen im Verlag Mairitsch/Prochaska, edition text + bild. Anzeige Juli 6.7.-9.7.06 August 18.8.-20.8.06 Messen / Sonstiges Januar Kontakt 26.1.-29.1.06 Die Bike, Wien, Österreich www.diebike.at 27.1.-29.1.06 Hamburger Motorrad Tage, Deutschland www.dicon-gmbh.de Februar 10.2.-12.2.06 Faszination Motorrad, Sinsheim, Deutschland www.faszination-motorrad-messe.de 10.2.-12.2.06 Motorrad Messe Leipzig, Deutschland www.zweiradmessen.de 17.2.-19.2.06 IMOT, München, Deutschland www.imot.de »Sonnenbad für Ihre Harley gefällig?« Welcher Harley-Fahrer trennt sich schon gern für einen Winter vom Born to be wild Feeling“? Zur Überbrückung bieten wir Ihnen zwei ” exklusive Biker-Touren. Durch Landschaften, die schönstes Wetter versprechen. Und für jeden Motorradfan ein wahres Eldorado sind. Mit dem Motorrad durch Südafrika Saisonausklang auf Sardinien vom 5.10. bis 15.10.2006 Flüge mit South African Airways von Frankfurt nonstop nach Kapstadt, inkl. Mietmotorrad, F/Mahlzeiten/ Gourmetabendessen p. P. ab vom 23.09. bis 30.09.2006 Gutes 3-Sterne-Hotel, DZ, Vollpension, kein Einzelzimmerzuschlag, Bikeshuttle durch SKS möglich, individuelle Anreise, p. P. € 5.390,– ab € 535,– Beim Buchen der Anreise sind wir Ihnen gerne behilflich. Weitere Highlights unter www.lcc-in-reisen.de. Hier finden Sie Reisen ganz nach Ihrem Geschmack, wie Gourmet- oder Architekturreisen, Tour de Ländle oder eine Sardinienkreuzfahrt. Wir beraten Sie gerne individuell und persönlich. März 1.3.-5.3.06 Motorräder Dortmund, Deutschland www.zweiradmessen.de 24.3.-26.3.06 Berliner Motorrad Tage, Deutschland www.dicon-gmbh.de 11.10.-15.10.06 Intermot, Köln, Deutschland www.intermot.de 19.10.-22.10.06 Biketoberfest, Daytona Beach, Florida, USA www.biketoberfest.com Oktober IN-Reisen Lufthansa City Center Hans-Peter Eisenbeiss · Schmiedstraße 3 · D-73479 Ellwangen · Tel. 0 79 61-90 75 20 · in-reisen@t-online.de www.lcc-in-reisen.de Hinweis: Diese Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Harley-Davidson GmbH und der Harley-Davidson Presse-Service übernehmen keine Verantwortung für die Richtigkeit der oben stehenden Angaben. Fragen zu den einzelnen Events beantworten die jeweiligen Veranstalter (siehe „Kontakt“-Informationen). 12 13 h arley-davidson magazin 3 / 20 0 5 reise The Big Four Arizona, California, Nevada, Utah — wer die Faszination des amerikanischen Südwestens erleben will, der findet sie in diesen vier US-Bundesstaaten h a r l ey - dav i d s o n m ag a z i n 3 / 2005 W ieder einmal bin ich felsenfest davon überzeugt: Das ist der großartigste Augenblick unserer Reise! Dorothea und ich stehen staunend inmitten einer roten Fels- und Sandwüste am Rand des Glen Canyon. Vor uns stürzt die schroffe Felswand mehrere hundert Meter in die Tiefe, irgendwo da unten fließt der Colorado River. Kein Mensch, kein Haus weit und breit, nur der Wind und der Schrei eines Adlers. Seit der Big Twin der Fat Boy verstummt ist, umfängt uns wieder diese einmalige Stille – reise TEXT: KNUT BRIEL FOTOS: LIXI LAUFER, KNUT BRIEL Balsam für die Seele und bei genauerem Hinhören doch so voller Leben wie die Straßen von Los Angeles. In L.A. haben wir unsere Reise begonnen, dort haben wir bei EagleRider unsere Miet-Harley übernommen und überflüssiges Gepäck deponiert. Los Angeles hat keinen guten Ruf, aber wir sind angenehm überrascht: Wir treffen freundliche, heitere Menschen, sehen schöne, gepflegte Stadtteile, besuchen gute Restaurants und nette Kneipen. Ja, sogar einen Biker-Treffpunkt gibt es: den Rock Store am Mulholland Highway. Dort treffen sich am Wochenende Motorradfahrer aller Couleur. Perfekt restaurierte Indians parken da neben liebevoll gepflegten Harleys, glühende Termignonis knistern mit Screamin’ Eagle Shotguns um die Wette. Wir mischen uns für eine Weile unters bunte Volk, bevor wir wieder die herrlichen Bergstraßen der Santa Monica Mountains unter die Räder nehmen – Ziel Highway No. 1. Vollkommene Einsamkeit in spektakulärer Naturkulisse – am Glen Canyon in Arizona kann man sie noch erleben 1 14 15 h arley-davidson magazin 3 / 20 0 5 reise Wahrhaftige Wild-West-Atmosphäre – ob in der Filmstadt Old Tucson im Tucson Mountain Park, Arizona … … in der verfallenen kalifornischen Goldgräberstadt Bodie nördlich des Mono Lake an der Grenze zu Nevada … … oder im Carson Valley, einem weiten, vom Tourismus noch unberührten Hochtal der Sierra Nevada 1 16 h a r l ey - dav i d s o n m ag a z i n 3 / 2005 Die Küstenstraße begrüßt uns leider mit dem am Pazifik fast obligatorischen Nebel. Aber immerhin reißt der dichte Schleier auf dem Weg nach Norden gelegentlich auf, um einen Blick auf die traumhaft schöne Steilküste freizugeben. Big Sur und die Monterey-Halbinsel liegen sogar im Sonnenschein, was uns dazu verleitet, eine Pause im Künstlerstädtchen Carmel einzulegen. Bei Santa Cruz aber sagen wir der Küste Goodbye und schlagen uns auf den Highways 9 und 35 – wunderbare Motorradstraßen – durch die Berge nach San Francisco. Frisco wirkt im Vergleich zu L.A. fast wie eine Motorrad-Stadt. Hier fährt wirklich jeder auf zwei Rädern, und die Stadt hat sogar ausreichend Motorrad-Parkplätze eingerichtet. Wir nehmen uns einen ganzen Tag Zeit für den „49 Mile Scenic Drive“. Diese ausgeschilderte Tour führt uns zu fast allen Sehenswürdigkeiten, von Fisherman’s Wharf bis zur Market Street, von Twin Peaks bis zum Golden Gate Park. Und wir fahren natürlich nach Sausalito auf der anderen Seite der Bay. Von San Francisco wollen wir über den Yosemite Park zum Death Valley, aber trotz des strahlenden Sonnenscheins macht uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung: Der Tioga Pass, der über die Sierra Nevada führt, ist wegen Schnees gesperrt – und das im Juni! Wir müssen nach Norden auf den Carson Pass ausweichen. Dieser Umweg kostet uns zwar einen Tag, führt uns aber in eine wunderschöne, waldreiche Gegend, in der der Wilde Westen noch lebendig ist. Wir passieren Orte mit Saloons und überdachten Gehsteigen, tanken an Zapfsäulen mit Handkurbeln und werden morgens von den Rufen der Cowboys geweckt, die eine Kuhherde an unserem Motel vorbeitreiben. Auf dem 2.600 Meter hohen Carson Pass ist es trotz strahlender Sonne bitterkalt, und auch im Carson Valley, einem fruchtbaren Hochtal, das uns jenseits der Sierra Neva- reise Weltberühmter Ausblick vom Alamo Square auf Downtown San Francisco – viktorianische Hausgiebel vor der Skyline der kalifornischen Metropole da wieder nach Süden führt, wünschen wir, wir hätten uns für eine Electra Glide als Mietmaschine entschieden, dann wäre der Fahrtwind nicht so schneidend. In Bodie, einer verlassenen Goldgräberstadt abseits der Fernstraße, frösteln wir noch immer, aber als die Fat Boy dann grummelnd über die Panamint Range ins Death Valley hinabgleitet, schlägt uns die erwartete Hitze entgegen – volles Kontrastprogramm! Danach ist uns die Wüste wohlgesonnen: Bei Sonnenschein und moderaten Temperaturen fahren wir eine große Schleife durch mehrere Nationalparks, die wir mit dem Valley of Fire beginnen. Das unweit des Lake Mead gelegene Tal macht seinem Namen mit leuchtend roten, von der Erosion absurd geformten Felsformationen alle Ehre, die von der Straße in immer neuen Bögen und Schlenkern umkurvt werden. Dem Motorradparadies folgen Zion und Glen Canyon National Park, die uns mit bizarren Formen, Farben und Naturerscheinungen nur so überhäufen. Nach ein paar Tagen wissen wir nicht mehr, welcher Canyon der tiefere, welche Fels- brücke die höhere, welcher See der größere und welche Wüste die buntere ist. Zumindest die erste Frage klärt sich mit einem einzigen Blick auf das letzte Highlight unserer Reise, den Grand Canyon. Unvorstellbare 1.600 Meter tief ist die Schlucht, auf deren Grund der Colorado River tobt. Die Faszination dieses Naturwunders leidet ein wenig unter dem Gedränge der Besucher, die sich in Massen über die Trails schubsen. Aber wir haben Glück und ergattern noch ein Zimmer im unmittelbar am Canyon gelegenen Hotel „El Tovar“. Um Mitternacht sind alle anderen Touristen verschwunden, und ich stehe mit der besten Sozia von allen allein am Canyon Rim. Weit und breit keine Menschenseele. Der Vollmond taucht das Milliarden Jahre alte Gestein in silbriges Licht, Fledermäuse schwirren lautlos vorüber, ein einsamer Nachtvogel ruft. Wir könnten glauben, allein auf der Welt zu sein, funkelten nicht aus zwanzig Kilometern Entfernung die Lichter der Grand Canyon Lodge vom North Rim zu uns beiden herüber. DOKUMENTATION USA SÜDWEST EINREISE / MOTORRAD WÄHRUNG / PREISE Für die Einreise in die USA reicht bei Aufenthalten bis zu 90 Tagen ein noch mindestens drei Monate gültiger maschinenlesbarer Pass. Die meisten Direktflüge gibt es für Reisende mit dem Ziel USA Südwest zwischen Frankfurt und Los Angeles. Motorrad-Pauschalreisen werden von „Authorized Harley-Davidson Tours“ angeboten, Mietmotorräder von „Authorized Harley-Davidson Rentals“ — Infos beim Harley-Davidson Vertragshändler oder unter www.harley-davidson.de. 1 Dollar = 100 Cent. Vorsicht, alle Dollarnoten sind grün, sind also nur schwer voneinander zu unterscheiden. Derzeit ist der Euro etwas stärker als der Dollar (1,00 Euro = ca. 1,15 US-Dollar), das Preisniveau entspricht bei diesem Wechselkurs in etwa dem in Deutschland. Man gibt im Restaurant und im Taxi etwa 10 bis 15 % des Rechnungsbetrages als Trinkgeld (tip). Kreditkarten werden fast überall akzeptiert, nur FastFood-Ketten verlangen Bargeld. UNTERKUNFT / VERPFLEGUNG WETTER / REISEZEIT Wie überall in den USA gibt es auch im Südwesten zahlreiche Motel- und Hotelketten aller Preisklassen, in denen man auch ohne Anmeldung unterkommt. Wer in den Nationalparks übernachten will oder besondere Hotels sucht, muss frühzeitig buchen. Hotel-Tipps: Los Angeles „Holiday Inn Santa Monica“, San Francisco „Villa Florence“, Yosemite „Yosemite West Gate Motel“, Death Valley „Stove Pipe Wells Village“, Monument Valley „Goulding’s Lodge“, Grand Canyon „El Tovar“. Wer nicht gerade in Fast-Food-Ketten essen geht, wird von der Qualität der amerikanischen Küche überrascht sein. Das Frühstück (breakfast) nimmt man am besten in einem der zahlreichen Coffee Shops ein. Mittagessen (lunch) und Abendessen (dinner) bekommt man gut und preiswert in American Family Restaurants. Das Wetter an der Pazifik-Küste entspricht im Sommerhalbjahr in etwa dem Mitteleuropas. In den Bergen schlägt das Wetter ähnliche Kapriolen wie in den Alpen, in den Wüsten kann es bis zu 40° C heiß werden. Reisezeit ist generell von Mai bis Oktober. Im Mai und Juni kann es jedoch in der Sierra Nevada noch Schnee und Eis geben, im Juli und August sind die meisten Touristen unterwegs, ideal ist deshalb der September. INFOS / REISELEKTÜRE An gedruckten Informationen (GEO Saison, ADAC Special, Merian, Vista Point, APA Guides, Polyglott) mangelt es genauso wenig wie an Infos im Internet. Brauchbare Landkarten indes sind Mangelware — am besten schon zu Hause im guten Buchhandel besorgen. 17 h arley-davidson magazin 3 / 2005 regionalporträt Bäder, Bodden, Bernsteinfunde Mecklenburg-Vorpommern – dabei denken wir an die hip gewordenen Urlaubsinseln Usedom und Rügen sowie an die Mecklenburgische Seenplatte. Doch „MeckPomm“ hält ein besonderes Kleinod parat: seine faszinierende Ostseeküste D ie Luft wird immer salziger, je mehr wir uns der alten Hansestadt Wismar nähern. Erst im Jahr 2002 hat die UNESCO deren pittoreske Altstadt zum Weltkulturerbe erhoben. Die Hansestadt blickt auf eine lange, bewegte Geschichte zurück. Im Dreißigjährigen Krieg nahmen die Schweden Wismar ein und bauten die Stadt zur größten Festung Europas aus. Nach dem verlorenen Nordischen Krieg wurden die Invasoren 1717 jedoch gezwungen, die Zitadellen und Bastionen zu schleifen. Wir schlendern durch die schöne Altstadt und entscheiden uns für eine Rundfahrt im großen Ostseehafen – vorbei an der Hansewerft und dem Walfisch, einem kleinen vorgelagerten Bastions-Eiland. Unsere Tour führt uns weiter nach Norden und wir gelangen über Blowatz in die Region Kühlung-Salzhaff mit dem Natur- und Vogelparadies Halbinsel Wustrow sowie einem schroffen Steilküsten-Abschnitt und beschaulichen Sand-Badestränden. Kühlungsborn, das Ostseebad an der nördlichen Spitze der Region, verdankt seinen Namen dem nahegelegenen Höhenzug Kühlung und verfügt über die mit 3.150 Metern längste Strandpromenade in Deutschland. Die über 100 Jahre alte Dampfbahn „Molli“ verbindet die 18 TEXT: THOMAS MENDLE, FOTOS: HB VERLAG, MARTIN KIRCHNER 7.000-Einwohner-Stadt per Schiene mit dem 16 km entfernten Bad Doberan. Über das vor den Toren Rostocks gelegene Warnemünde mit seinem markanten Leuchtturm und durch die idyllische, bewaldete Rostocker Heide cruisen wir im Genießertempo nach Graal-Müritz und steuern den farbenfrohen Rhododendrenpark an. Weit über 2.000 bis zu sechs Meter hohe Pflanzen aus über 60 Rhododendron- und Azaleenar- ten verleihen dem Ensemble eine atemberaubende Pracht. Nach einer ausgiebigen Rast in dem mediterran anmutenden Flair lassen wir uns auf der Harley wieder den Fahrtwind um die Nase wehen. In Klockenhagen wenden wir uns nach Norden und befahren die langgezogene, dreiteilige Halbinsel Fischland-Darß-Zingst, die eine Kette von nicht weniger als vier Bodden umschließt. So nennt man an der Ostseeküste die vom offenen Meer durch Landzungen abgetrennten Küstengewässer. Immer wieder verzaubern uns faszinierende Ausbli- HARLEY-DAVIDSON HÄNDLER IN DER REGION: Harley-Davidson Schwerin Biker House Harley-Davidson Rostock Schulzenweg 21 19061 Schwerin Tel.: 0385-611552 www.hd-schwerin.de Molkenstr./Grubenstr. 18055 Rostock Tel.: 0381-455732 www.harley-davidson-rostock.de Inhaber Udo Müller hat wahrlich Benzin im Blut: Bereits seit 1992 handelt er mit Motorrädern und importierte jahrelang Harleys aus den USA, bevor er 2000 zum Harley-Davidson Vertragshändler avancierte. So verfügt er über jede Menge Erfahrung, schließlich hat er bereits in Milwaukee, dem Mekka der amerikanischen Legende, für verschiedene Händler gearbeitet. In seiner Niederlassung finden Biker auf etwa 500 m2 vom chromblitzenden Zubehör über stylishe Bekleidung bis hin zu atemberaubenden Umbauten alles, was das Herz begehrt. Viel Arbeit hat Geschäftsführer Michael Brose investiert, bevor der schmucke 800 m2 große Laden in einer ehemaligen Schnapsbrennerei fertig war. Und seit 1999 ist das Biker House eine offizielle Harley-Davidson Vertretung. Neben der gesamten Produktpalette an Motorrädern gibt es natürlich Zubehör, Teile, Bekleidung und an der Jack Daniels Bar auch einen guten Kaffee. Sitzecken mit allen möglichen Bikerzeitschriften, einer Videoleinwand und guter Musik runden das Bild ab. Malerische Sandstrände prägen das Bild der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst „Molli“ verbindet Kühlungsborn mit Bad Doberan 45.000 Kraniche auf der Reise ins Winterquartier cke auf den Bodden zur Rechten und die Ostsee zur Linken. Zahlreiche Sandstrände laden zum Baden ein – und wer Glück hat, findet vielleicht sogar ein von der Ostsee angespültes Stück Bernstein. Das bis zu 260 Millionen Jahre alte fossile Harz war Jahrhunderte lang eine große Kostbarkeit und bekam so den Beinamen „Gold des Nordens“. Im Deutschen Bernsteinmuseum in Ribnitz-Damgarten finden Interessierte umfassende Informationen über die mythenumrankten Findlinge. Hinter dem Ferienort Zingst machen wir einen Abstecher in den Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft, der zu Wanderungen und Spaziergängen einlädt, und beobachten Kraniche, Höckerschwäne und Watvögel. Im Herbst dient der Nationalpark rund 45.000 Kranichen als Rastgebiet auf ihrem Weg zu den Winterquartieren im Mittelmeerraum – ein Naturschauspiel der ganz besonderen Art. Wir verlassen Fischland-Darß-Zingst und erreichen über Barth und Prohn das alte Hansestädtchen Stralsund, dessen wundervolle Altstadt auf drei Seiten von Wasser umgeben ist. Gemeinsam mit der Wismarer Altstadt fand auch das schöne Stralsunder Pendant im Jahr 2002 Eingang in die Liste des UNESCO Weltkulturerbes. Maritim interessierten Zeitgenossen sei Typische Boddenlandschaft auf Fischland ein Besuch im Deutschen Meeresmuseum ans Herz gelegt. Bei einer Tasse Kaffee auf dem historischen Alten Markt zwischen Nikolaikirche und Rathaus lassen wir unsere Tour ausklingen. Auf dem Trip entlang der mecklenburgischen Ostseeküste durften wir viel Gegensätzliches erleben: traditionsreiche, alte Hansestädte hier, wunderschöne Sandstrände und faszinierende Natur dort. Und die „Mutter“, die all das geprägt hat: die Ostsee. ! TIPP: HB-BILDATLANTEN Die beiden HB Bildatlanten „Mecklenburg-Vorpommern“ (Nummer 240) sowie „Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommern“ (168) aus dem HB Verlag stellen Land, Leute, Geschichte und Sehenswürdigkeiten vor und verströmen mit faszinierenden Fotos und charmant-amüsanten Texten den Flair der mecklenburgischen Küste. Ergänzend warten beide Werke mit wertvollen Reiseinformationen, detaillierten Karten und informativen Kurzabrissen zu geschichtlichen und gesellschaftlichen Themen auf. Die 120 Seiten starken Reisebegleiter sind für je 8,50 Euro überall erhältlich, wo es Bücher und Zeitschriften gibt. 19 h arley-davidson magazin 3 / 2005 regionalporträt inhalt h a r l ey - dav i d s o n m ag a z i n 3 / 2005 H.O.G. Member des Heftes KARL-HEINZ ZENDER fashion It’s Christmas time … there’s no need to be afraid Harley-Davidson Geschenkideen zum Fest K Den einen packt es früher, den anderen später. Bei Karl-Heinz Zender aus Kiel hat es etwas länger gedauert, doch dafür ist seine Leidenschaft nun umso heftiger. Den Motorradführerschein besitzt der freiberufliche Bauleiter zwar seit 1960, mit dem ersten Bike hat es indessen bis 1997 gedauert. Und seitdem hat er – obwohl er rund eine Saison aus gesundheitlichen Gründen mit dem Motorradfahren pausieren musste – bis heute über 100.000 Kilometer auf zwei Rädern abgerissen. Sein Bike: eine Heritage Springer in Weiß. 1997 fasste Karl-Heinz spontan aus dem Bauch heraus den Entschluss, sich die Freiheit auf zwei Rädern zu gönnen. Zunächst orderte er ein japanisches Motorrad. Doch dann erblickte er bei seinem Harley Händler in Kiel die Heritage Springer und verliebte sich sofort in sie. „Ich war damals 55, die wilden Zei- ten waren vorbei, und heizen wollte ich sowieso nicht“, erinnert er sich. Umgehend stornierte er den Kaufvertrag für die Japanerin und bestellte die Springer. Überglücklich nahm er nach nur vier Wochen Lieferzeit sein Bike entgegen. Seitdem hat er mit seiner Springer schon 100.000 Kilometer zurückgelegt und viele wunderschöne Ecken der Welt erkundet: Südfrankreich, Nordspanien – und natürlich die Alpen. Zu den bisherigen Höhepunkten zählen sicher die beiden Reisen nach Tunesien und durch die Sahara in den Jahren 1998 und 1999. Besonders genießt er auch seine Reisen in die Provence. Vier bis fünf Wochen verbringt er dort jedes Jahr und genießt dabei vor allem die Natur, den intensiven Duft nach frischem Lavendel und die exzellente französische Küche. Aber auch zahlreiche Touren durch hiesige Regionen wie das Saarland und Rheinland sowie an die Mosel und nach Mecklenburg stehen fast jedes Jahr auf dem Programm. Von Beginn an lernte Karl-Heinz vor allem die guten Kontakte zu schätzen, die er durch seine H.O.G. Mitgliedschaft – mittlerweile ist er sogar Life-Member – und die vielen Besuche europäischer H.O.G Events knüpfen konnte. Er ist fast immer mit von der Partie, wenn in Deutschland oder Europa im Zeichen des Bar & Shield gefeiert wird. Trotz der vielen Strapazen ist die Springer bisher ein äußerst treuer Begleiter, sie läuft immer noch mit dem ersten Zahnriemen und hatte noch keine nennenswerten Defekte – nicht zuletzt dank der guten Pflege zu Hause und bei Harley-Davidson in Kiel. Nach all diesen Erlebnissen steht für Karl-Heinz Zender eines fest: „Verkaufen werde ich die Heritage Springer nie – höchstens vererben.“ aum sind die langen Sommerabende vorbei, verführen uns bereits die Lebkuchen in den Supermarktregalen. Schneller als gedacht, steht Weihnachten vor der Tür. Und je näher das Fest rückt, desto drängender wird alljährlich die bange Frage: Was soll ich nur verschenken? Dabei liegt die Antwort so nahe – genaugenommen nicht weiter weg als der nächste Harley-Davidson Vertragshändler. Er verfügt über ein großes Sortiment an wundervollen Präsenten für jedermann und jede Frau. So liegt man mit einer attraktiven, warmen Jacke zur kalten Jahreszeit nie falsch. Für „Ihn“ hat Harley-Davidson die „UTOPIA“ WENDEJACKE im Angebot (ab 200 Euro*). Sie ist zu 100 Prozent mit Daunen gefüllt, mit Cargotaschen ausgestattet und bietet dem Träger gleich zwei Designs. „Sie“ freut sich sicher über die modische, mit Daunen gefüllte STEPPJACKE „MERIDIAN“ (ab 222 Euro*), deren abnehmbare Kapuze mit einem W e b pelz versehen ist. Damit der Winter für „Ihn“ nicht zu kalt wird, bietet Harley für „Sie“ drei heiße „STRINGS“ verpackt in einer hübschen Geschenkbox (43 Euro*) an. Wenn es dieses Jahr nichts zum Anziehen sein soll, freuen sich Jung und Alt stets über die originellen Harley-Davidson Weihnachtsaccessoires. CHRISTBAUMKUGELN wie die „LUXE GLASS ORNAMENTS“ (25 Euro*) in Rot, Schwarz und Silber sowie die „HOLIDAY BULB“ (14 Euro*) sind eine Zier für jeden Weihnachtsbaum. Ob unterm Baum oder auf dem Sideboard: Der Harley-Davidson WEIHNACHTSMANN „BIKER SANTA ORNAMENT“ (25 Euro*) bringt die Augen großer und kleiner Kinder zum Leuchten. Und der Weihnachtspunsch schmeckt nicht nur Bikern aus der „DUO GLIDE TANK MEDALLION“ TASSE (25 Euro*) besonders gut. Angesichts solcher Geschenke kann Weihnachten kommen, denn nichts steht einem glücklichen Familienfest im Wege. Merry Christmas – mit Harley-Davidson! * Alle Preise sind unverbindliche Preisempfehlungen für Deutschland TEXT: KRISTINA KUTTRUF, FOTOS: HARLEY-DAVIDSON 21 h arley-davidson magazin 3 / 20 0 5 lifestyle h a r l ey - dav i d s o n m ag a z i n 3 / 2005 lifestyle inhalt Das geht auf keine Kuhhaut Die Lederjacke – Kulturgeschichte eines Kultobjekts TEXT: RUDI HERZIG FOTOS: CINETEXT, DPA UND HARLEY-DAVIDSON Ein Aircorps Member und sein Traumbike: P. A. Johnson mit Fliegerjacke und ’41er Knuckle L Pioniere der Lüfte standen auf Leder: Cary Grant, 1939 in „SOS – Feuer an Bord“ 22 ässig, abenteuerlustig, heroisch, verwegen, draufgängerisch, bedrohlich, aufreizend, sündig und lasziv – oder auch exklusiv, extravagant, gediegen und mondän: Das ist Leder. Seit jeher erfreuen sich die Menschen an der eigenwilligen Ästhetik gegerbter Tierhaut und an dem Hauch von rebellischer Subkultur, der sie umgibt. Lebt Leder? Zumindest ist es nicht tot, denn wie kein anderer Stoff spricht es die Sinne an. Es knirscht, wenn es bewegt wird, sein charakteristischer Duft betört die Nase, und seine Einzigartigkeit schmeichelt dem Auge: Kein Stück gleicht dem anderen, jedes ist ein Unikat. Es altert nicht, bekommt jedoch eine Patina – und überdauert bei guter Pflege locker die Jahrzehnte. Sanft, weich, glatt, anschmiegsam und geschmeidig, doch dabei zugleich zäh und strapazierfähig, fordert es unseren Tastsinn heraus. Wir streicheln es, es streichelt uns. In diesen Eigenschaften ähnelt das Naturprodukt der menschlichen Haut, und vielleicht liegt darin der psychologische Schlüssel zu der Anziehungskraft und Faszination, die es auf uns ausübt. Die „zweite Haut“ kleidet und entkleidet zugleich. Doch Leder ist nicht nur überaus sinnlich, sondern auch überaus praktisch: Jene Eigenschaften, die in den Hexenküchen der Kleidermacher für moderne High-Tech-Textilien entwickelt wurden, bietet Leder von Natur aus: Es ist überaus widerstandsfähig, hält warm, ist winddicht, atmungsaktiv und – gute Imprägnierung vorausgesetzt – sogar nässeabweisend. Diese faszinierenden Dispositionen erschließen sich dem Menschen allerdings erst nach und nach. Zwar nutzen bereits die Neandertaler Häute und Felle, um ihre Blöße zu bedecken, doch erst das alte Ägypten sowie das antike Griechenland und Rom entdecken die chemischen und physikalischen Prozesse, die Tierhaut weich und haltbar machen. Ein Mann, der sich der Gefahren von Natur und Arbeit erwehren oder der kriegerischen Auseinandersetzung mit seinen Artgenossen anheim geben will, trägt seither die mittels Gerbung verfeinerte Variante von Haut und Fell: Leder. Bauern, Soldaten, Bergleute, Bau- und Hafenarbeiter – sie alle machen über Hunderte von Jahren Gebrauch von den Vorzügen lederner Jacken, Stiefel, Hosen und Handschuhe. Leder wur- de ein Mittel zum Zweck – so erotisch wie ein Aktenordner. Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts mutiert das Zweckobjekt zum Politikum: Die Lederjacke schickt sich an, zum Sinnbild linker Ideale zu werden, denn überall, wo Arbeiter für ihre Rechte auf die Straße gehen, zieht sie mit in den Kampf. Um ihre Solidarität mit dem Proletariat zu bezeugen, beginnen die geistigen Führer der Arbeiter, Leder zu tragen. Und die Frauen? Fehlanzeige! Bis auf Schuhe und Handschuhe gilt das Zweckmaterial Leder für sie seit Ewigkeiten als unschicklich. Im ersten Drittel des vergangenen Jahrhunderts beginnt sich dies allmählich zu ändern. Flugzeuge haben die Lüfte erobert, Motorräder brausen über die Straßen, und die tollkühnen Männer in und auf den „fliegenden Kisten“ tragen Leder, denn schließlich trotzt kein Material den Elementen besser. Nachdem der Flieger in den Hangar und das Bike in die Garage gerollt ist, behält „Mann“ oftmals die Lederjacke einfach an – vielleicht weil sie praktisch ist und ganz sicher, weil das Kleidungsstück vom Heldenmut des Trägers zeugt. Die Lederjacke wird zur Garderobe der Draufgänger. Derweil ist das Gros der Damenwelt noch immer auf Heim und Herd fixiert. Die wenigen mutigen Frauen, die sich an den Steuerknüppel im zugigen Flugzeugcockpit oder auf den Sattel des donnernden Motorrads wagen, brechen den Leder-Bann für das weibliche Geschlecht. Im gleichen Look wie ihre männlichen Kollegen tragen sie selbstbewusst ihre Courage zur Schau. Anne Morrow Lindbergh begleitet ledergewandet ihren Ehemann, den Atlantikflieger und Medienstar Charles Lindbergh, im Flugzeug, Faszination Leder – ein langlebiges Naturprodukt 1 h a r l ey - dav i d s o n m ag a z i n 3 / 2005 Sein Stil prägte eine Generation: James Dean, 1955 Bestseller: original Harley-Davidson Race Jacket, 2005 gegen das Establishment. Die Lauund Marlene Dietrich zählt in den ten – Stars wie die Rolling Stones Dreißigerjahren zu den ersten und The Who – und die Leisen – Frauen, die sich in einem FliegerKünstler wie Joan Baez und Juliette film auf der Leinwand in Leder zeiGréco – werden zu den in Leder gegen. Doch es soll noch lange dauhüllten Idolen der Jugendkultur. ern, bis sich das vermeintlich Yves Saint Laurent ist der erste schwache Geschlecht auf breiter Modeschöpfer, der das Potenzial Front ins Leder wirft. von Leder für die Haute Couture in Zunächst verhindert eine traurider Damenmode erkennt. Leider ge Wende in der Weltgeschichte sieht sein Arbeitgeber, das Modeden weiteren Siegeszug des Naturhaus Christian Dior, das anders. materials bei beiden Geschlechtern: Wegen der teuren Damen-KrokoDas Dritte Reich sorgt mit ledergeLederjacke mit schwarzem Nerzbewandeten Nazis weltweit für Angst satz, die Saint Laurent 1960 präsenund Schrecken – und für ein nachtiert, überwerfen sich die Partner. haltiges Negativ-Image des MateriDrei Jahre später erschüttert ein als. Erst in den Fünfzigern und Sexskandal das Empire. Der konserSechzigern erfährt Leder wieder vative britische VerteidigungsmiAuftrieb: Die Helden Hollywoods nister John Profumo vergnügt sich verhelfen der Lederjacke zu einem Stil und Funktion anno 1947 – in seiner Freizeit mit dem Callgirl Mode-Revival. Marlon Brando, made by Harley-Davidson Christine Keeler, die nicht nur gute James Dean und Humphrey Bogart zählen zu den Akteuren, die einen Leder-Boom auslö- Kontakte zur sowjetischen Botschaft pflegt, sondern auch sen. Die Großen des Rock’n’Roll, Sänger wie Elvis und über Fachkenntnisse im Bereich von Fesselspielen in Little Richard, stehen ihnen in nichts nach. Enge Jeans Leder verfügt. Alle, die nicht dabei waren, können längst und schwarze Lederjacken avancieren zum Statement in Fetisch-Magazinen wie „Atom Age“ nachschauen, wie 24 lifestyle so etwas aussieht. Die erotischen al entdeckt: Sie schneidern Damen Utensil auf dem Fahrrad ebenso gute Dienste leistet wie auf dem FeuerQualitäten des Materials bestürzen von Welt Leder auf den Leib. Seit Jahrzehnten ungebrochen stuhl, macht sie auch unter Nichtdie Konservativen und faszinieren ist die Neigung zum Leder indes un- Bikern und Nicht-Bikerinnen zudie Abenteuerlustigen. Das Fernsehen trägt dazu bei, ter den Bikern. Wenn sich junge Re- nehmend populär. Parallel zur wachsenden Beliebtdass der provokante Fetisch-Look bellen wie Peter Fonda und Dennis populär wird. Dafür sorgt „The Hopper 1969 auf ihre Harleys heit des Motorrads wagen sich in den Avengers“ („Mit Schirm, Charme schwingen, um Richtung Horizont Siebzigerjahren immer mehr Frauund Melone“), die englische Kult-Se- aufzubrechen, schützt sie eine zwei- en an Leder heran. Derweil nehmen rie um den very britischen Spionage- te Haut aus Leder. Lederjacke und sich sogar Modeschöpfer wie Thierry Profi John Steed und seine selbstbe- Motorrad verbindet ein untrennba- Mugler, Claude Montana und Gianwusste Partnerin, die zunächst von res Band, beide symbolisieren den ni Versace erfolgreich des Themas Honor Blackman und später von Ausbruch aus dem engen Korsett an. Schützenhilfe erhält das Leder Diana Rigg verkörpert wird. Es ist die gesellschaftlicher Konventionen. vom Pelz, denn eine Zeit lang gilt es 28-jährige Bühnenschauspielerin Seit den ausgehenden Sechzigerjah- als schick, Leder zum Pelzmantel zu Rigg, die den „Avengers“-Mythos be- ren mausert sich der heiße Ofen – tragen. Was bleibt, als Mitte der Achtziger Pelze aus Tiergründet. Ab 1966 schlägt schutzgründen von der sie sich als ebenso kluge Bildfläche verschwinden, wie selbstbewusste Emist Leder. Inzwischen ma Peel im hautengen traut sich jeder und jede, Leder-Catsuit durch 51 denn Leder ist mega-in – Folgen der Fernsehserie. das zeigt sich im Kauf„Emma Peel“ ist Prohaus nebenan wie auf gramm, der Name ist ein dem Catwalk in Paris. Wortspiel aus „M(an)“ Neben Jil Sander, Christiund „(Sex) Appeal“, so an Dior und Calvin Klein verwundert es nicht, dass zeichnet jetzt auch Karl ihr Lederoutfit rasch als Lagerfeld Ledermode für „Emmapeeler“ berühmt Damen. Seine „Biker wird. Mit ihrem provozieChic“-Kollektion, Anfang renden Frauenbild avander Neunziger für Chanel ciert Diana Rigg zugleich entworfen, zitiert einmal zu einer Ikone der Emanmehr die Motorradkleizipation und verhilft „The dung vergangener EpoAvengers“ zum Status chen, und löst einen neudes erfolgreichsten britien Boom für Lederjacken schen Serienexports aller im Biker-Style aus. Zeiten. Wenngleich uns heuLeder steht in „The te lederne Dinge zuhauf Avengers“ nicht nur für umgeben – Schuhe, Taknisternde Erotik, sonschen, Möbel, Autopolsdern auch für starkes ter, Geldbörsen und Selbstbewusstsein. DiaSchlüsselanhänger, um na Rigg zeigt sich darin nur einige zu nennen – nicht minder stolz als die ist die Lederjacke etwas Arbeiter, Rock’n’Roller, Besonderes geblieben. Halbstarken und RevoIhrem vielschichtigen luzzer. Und wie schon Charme vermögen wir Jahrzehnte zuvor sind es „The Avengers“, 1998: Uma Thurman in der Rolle der Emma Peel uns schwerlich zu entziedie Intellektuellen – dieshen, denn aller gesellmal die „68er“ – die den Trend zum Leder aufgreifen. Inzwi- die Lederjacke im Kielwasser – zum schaftlichen Akzeptanz zum Trotz schen haben mit Pierre Cardin und Freizeitvehikel. Dass die Motorrad- haftet er ihr noch immer an, dieser Paco Rabanne auch zwei weitere jacke cool aussieht, perfekt zur Blue- dezente Hauch von Sex and Drugs Top-Modeschöpfer das Naturmateri- jeans passt und als unkaputtbares and Rock’n’Roll. 25 h arley-davidson magazin 3 / 20 0 5 technik h a r l ey - dav i d s o n m ag a z i n 3 / 2005 Frühlings-Erwachen Von Pflege und Wartung des kleinen Energiespeichers technik Eine herkömmliche Batterie wird bei Inbetriebnahme mit verdünnter Schwefelsäure als Elektrolyt befüllt. Diesen Batterietyp erkennt man zum einen am halbdurchsichtigen Gehäuse mit Markierungen für minimalen und maximalen Füllstand und zum anderen an den sechs Verschlussstopfen, die sich öffnen lassen. Da über die Batterieentlüftung im Laufe der Zeit Wasseranteile aus der Säure verdunsten können, kann auch der Füllstand sinken. Deshalb muss er in jeder der Zellen separat geprüft und gegebenenfalls korrigiert werden. Wer auf Nummer sicher gehen will, wirft auch zwischen den Wartungsintervallen einen prüfenden Blick auf seine Batterie. Zum Auffüllen darf nur destilliertes Wasser verwendet werden. Wird zum Laden ein herkömmliches Ladegerät benutzt, sollte der Ladestrom nicht mehr als etwa ein Zehntel der auf der Batterie angegebenen Kapazität betragen. Diese ist in Ampere-Stunden (Ah) angegeben und besagt, wie viele Stunden lang die Batterie einen Strom von einem Ampere liefern kann, bevor sie leer ist. Der Begriff „wartungsfrei“ bezieht sich auf moderne Batterien, wie sie seit dem Jahr 2000 bei den Touring Modellen und bereits ab 1997 bei den übrigen Harley-Davidson Baureihen eingesetzt werden. Sie sind gasdicht verschlossen und mit Sicherheitsventi- len ausgestattet. Der Elektrolyt ist entweder in Kieselsäure-Gel oder – wie bei original Harley-Davidson Batterien – in einem mit Säure getränkten Glasfaservlies gebunden. Diese Bauart bringt mehrere Vorteile mit sich: Um den Füllstand muss man sich nicht kümmern, die Batterie kann in jeder Lage eingebaut werden, und sie entlädt sich langsamer als eine herkömmliche Batterie. Wenn eine wartungsfreie Batterie allerdings tiefentladen ist, dann hilft nur ein spezielles Ladegerät, wie Werkstätten es besitzen. Es „weckt“ die Batterie, indem es – elektronisch geregelt – über einen kurzen Zeitraum einen hohen Strom in die Batterie pumpt. Grundsätzlich empfiehlt sich zum Laden ein elektronisch geregeltes Ladegerät, das mit zunehmendem Ladezustand den Ladestrom verringert. Extremes Überladen schädigt die Batterie, eine wartungsfreie Batterie könnte aufgrund ihrer geschlossenen Bauweise beim Überladen sogar explodieren. Wer diese Tipps für den Umgang mit seiner Batterie beherzigt, verlängert nicht nur deren Lebenserwartung, sondern kann sich – ohne böses Erwachen – getrost auf die nächste Saison freuen. TEXT: MICHAEL GILLEN, FOTOS: FRANK RATERING Anzeigen **** das aktive urlaubshotel 4 Sterne für Genussfahrer Beim Ausbau zuerst den Minuspol abklemmen, beim Einbau den Pluspol zuerst anschließen N ach einem dunklen und kalten Winter sehnt der Mensch ungeduldig die ersten wärmenden Sonnenstrahlen und den ersten Ausritt herbei. Dann ist nichts so ärgerlich wie eine Batterie, die dem Anlasser nur ein trockenes Knattern entlockt. Unnötig ist das obendrein. Viele Batterien werden zwar als wartungsfrei bezeichnet, das heißt aber nicht, dass man sich nicht um sie kümmern muss. Im Gegenteil. So wie ein Bike winterfest eingemottet auf den Einsatz im kommenden Frühjahr wartet, so muss auch die Batterie gewartet werden, denn diese Energiespeicher haben die unange- 26 nehme Eigenschaft, sich selbst zu entladen: Sie verlieren pro Monat 15 bis 25 Prozent ihrer Kapazität. Je kühler eine Batterie gelagert ist, desto langsamer entlädt sie sich. Nach einer fünfmonatigen Winterpause reicht die Restladung aber bestenfalls noch aus, kurzzeitig die Garage zu beleuchten. Noch schneller verliert die Batterie ihre Ladung, wenn ein Verbraucher – eine Alarmanlage beispielsweise – dauerhaft nach Strom verlangt und sie nach und nach leersaugt. Der sicherste Weg, Kapazität und Lebensdauer einer Batterie zu erhalten, besteht darin, sie über den Winter vom Fahrzeug abzuklemmen und an ein Batterie-Frischhaltegerät anzuschließen. Beim Abklemmen einer Batterie sollte immer zuerst der Minuspol entfernt werden, damit kein Kurzschluss entsteht, wenn man zufällig mit dem Schraubendreher oder Schraubenschlüssel den Rahmen berührt. Beim Wiederanschließen zuerst den Pluspol anklemmen. In einer 12-Volt-Batterie sind sechs Zellen, die jeweils zwei Volt liefern, in Reihe geschaltet. Diese bestehen aus je einer positiven und einer negativen Elektrode sowie dem sogenannten Elektrolyt, über den beide leitfähig miteinander in Verbindung stehen. Reizvolle Mittelgebirgsstraßen, herrliche Ausblicke, abwechslungsreiche Ausflugsziele – mitten in Deutschland gelegen ist unser Haus idealer Start- und Zielpunkt für Genießertouren mit dem Motorrad. Und dass sich dieses Lebensgefühl auch nach Sonnenuntergang fortsetzen lässt, dafür sorgen die vielen Möglichkeiten im Hotel. Jetzt zum 30. Geburtstag besonders günstig! 30 Jahre! Fragen Sie nach unseren Jubiläumsangeboten! Rhön Park Hotel · Rother Kuppe 2 · 97647 Hausen-Roth Tel.: 0 97 79 / 91-0 · E-Mail: rph@rhoen-park-hotel.de www.rhoen-park-hotel.de 27 h arley-davidson magazin 3 / 2 0 0 5 vorstellung h a r l ey - dav i d s o n m ag a z i n 3 / 2005 fahrbericht Für den unwahrscheinlichen Fall, dass Sie anderer Meinung sein sollten als Henry Ford: Die Dyna Street Bob gibt es nicht nur in Schwarz Back in black Die neue FXDBI Dyna Street Bob Ultra-cool und konkurrenzlos günstig: der Fahrspaß auf der Dyna Street Bob beginnt bei 12.865 Euro J eder Kunde kann ein Fahrzeug in der Farbe seiner Wahl bekommen – solange es Schwarz ist, soll Henry Ford einst gesagt haben. Dabei ignorierte er die kleinliche Diskussion darüber, ob Schwarz überhaupt zu den Farben zählt. Farbe oder nicht – für ihn und seine Zeitgenossen hatte Schwarz eine ganze Reihe von Vorzügen: Es war der erste industriell gefertigte Lack, er war lange haltbar, und er trocknete schnell. Doch das Beste von allem: Schwarz sieht einfach gut aus – damals wie heute. Doch selten kleidete es ein Fahrzeug besser als die neue Harley-Davidson Dyna Street Bob. Den Schlüssel zum Tester-Glück halte ich bereits in der Hand, und doch komme ich nicht umhin, dieses Motorrad zunächst staunend per Pedes zu umrunden. So muss eine Harley aussehen. Cool, flach und schlicht puristisch. „Black Denim“ heißt die Farbe, die sie so überdeutlich aus der Masse hervorhebt. Das klingt einfach besser als „Mattschwarz“, bedeutet aber dasselbe. Der vom Hot Rod Stil inspirierte Farbton verfügt im Gegensatz zu konventionellen, hochglänzenden Lacken über besondere Eigenschaften: Je nach Alter und Be- 28 handlung entwickelt er einen speziellen Glanz oder er wird mit der Zeit noch matter – ein Plus an Charakter! Den hat die Dyna Street Bob aber zweifelsohne ganz unabhängig von ihrer schwarzen Haut. Wie es sich für einen rassigen Chopper gehört, verzichtet sie konsequent auf sämtliche Baugruppen, die entbehrlich sind. Ihre Silhouette wird vom halbhohen Factory Apehanger Lenker, dem niedrigen Sitz und dem flachen Heck mit kurzen Low Rider Federbeinen geprägt. Wie aus dem Vollen gefräst wirken die klassisch-schönen Embleme an den dicken Flanken des Fat Bob Tanks. Im „Wrinkle Black“ Finish hat Harley den Motor, die Batterieabdeckung, die Tankkonsole und die Zahnriemenabdeckung gehalten. Diverse Bauteile setzen wohldosierte Akzente im Chrome oder Polished Look. Der schlanken Front wurde ein stilsicheres Heck mit 160er Pneu entgegengesetzt. Es kleidet ungemein! Erwartungsvoll schwinge ich mich auf den niedrigen Solositz und erlebe die erste Überraschung, denn ich suche vergebens das Zündschloss unter der rechten Pobacke. Des Rätsels Lösung: Es wurde bei den meisten 2006er Dyna Modellen im Bereich des Lenkkopfs in den Rahmen 29 h arley-davidson magazin 3 / 20 0 5 fahrbericht h a r l ey - dav i d s o n m ag a z i n 3 / 2005 vorstellung Good news for 2006 Vier neue Serienmodelle, eine Special-Edition, drei CVO Sondermodelle sowie zahlreiche Neuerungen in der Technik und beim Design prägen das Modelljahr 2006 des Nie stand er besser im Futter: Twin Cam 88 Hier passt alles: das schöne Heck der Einfach schön: Tankkonsole in Wrinkle Black auf mit 73 PS und 106 Nm Dyna Street Bob dem klassischen Fat Bob Tank integriert und dient nun gleichzeitig als Lenkerschloss. Eine sinnvolle Sache – und ein praktischer Nebeneffekt des neuen Dyna Rahmens. Er verfügt über eine neue Geometrie und wurde noch verwindungssteifer ausgelegt. Zudem erhielten alle Dynas größere Radachsen, eine neue, breitere Schwinge mit dickerer Achse und eine neue, besonders fette Telegabel mit 49 Millimeter Standrohrdurchmesser. Ein Druck auf den Starter, und der Twin Cam 88 erwacht zum Leben. Das sanfte Pulsieren im Stand haben die Dynas keineswegs verlernt. Wie der satte Sound machen die good vibrations unmissverständlich darauf aufmerksam, dass hier ein Explosionsmotor mit 1449 cm3 und 45 Grad Zylinderwinkel am Werk ist – American Iron lebt und bebt! Beim Einlegen des ersten Gangs folgen die Überraschungen Nummer zwei und drei. So locker ließ sich bisher keine Harley Big Twin Kupplung ziehen. Die reduzierte Federspannung auf der Tellerfeder und der überarbeitete Kupplungsausrückmechanismus machen’s möglich. Ohne das wohlvertraute „klong“ rastet der erste Gang ein. Ich versuche es noch einmal – kein „klong“. Neben der Kupplung hat sich Milwaukee nämlich auch das Getriebe vorgenommen. Es ist eine völlig neue Schaltbox, der man den sinnigen Namen „Cruise Drive Six Gear“ verlieh, handelt es sich doch um ein Getriebe mit lang übersetztem sechsten Gang. Richtig gelesen, die ’06er Dynas sind die ersten Harleys mit sechs serienmäßigen Gängen. Nach etwa 10 Kilometern, die ich dem großvolumigen V-Twin zum Aufwärmen zubillige, erlebe ich, wie angenehm das ist, denn jetzt steht eine kurze Autobahn-Etappe an. Der „Sechste“ leistet ganze Arbeit und reduziert die Motordrehzahl auf äußerst moderate Werte. Doch eine langweilige Fernstraße ist kein Revier für die Dyna Street Bob. Also nichts wie runter von der Bahn und rauf auf die offene Landstraße. Hier macht sich bemerkbar, dass die Ingenieure mit dem neuen Fahrwerk ganze Arbeit geleistet haben. So unerschütterlich stabil diese Maschine geradeaus läuft, so leichtfüßig lässt sie sich durch langgezogene Kurven diri- 30 gieren und um enge Radien zirkeln. Und noch etwas fällt auf: Zwar ist der Twin Cam 88 noch taufrisch – und dementsprechend vorsichtig gehe ich mit dem Gasgriff zu Werke – doch seine Muskeln erscheinen mir abermals gestählt. Kein Wunder, den Papieren ist zu entnehmen, dass die Dynas nun sechs Pferdchen mehr mobilisieren als im Vorjahr. Stolze 73 PS entwickelt Harleys stärkster Luftgekühlter in seiner neuen Konfiguration, und 106 Newtonmeter wuchtet er auf die Kurbelwelle – vier mehr als zuvor. Einspritzanlage, Ansaugtrakt und Zylinderköpfe zeichnen für die Leistungskur verantwortlich. Damit die dergestalt gedopte Fuhre jederzeit sicher zum Stehen kommt, installierte die Motor Company auch gleich noch eine neue, schwimmend gelagerte Bremsscheibe am Vorderrad. Eine gute Idee, denn bei Bedarf rennt die Dyna Street Bob bis zu 190 km/h schnell. Aber wer will das schon? Viel passender für dieses Bike erscheint mir der gemäßigte Cruising-Modus zwischen 80 und 120 km/h. Hier kommt pure Fahrfreude auf, und einmal mehr erlebe ich, wie entspannend es ist, eine Harley-Davidson zu bewegen. Harmonie – so kommt mir in den Sinn – ist das Substantiv, das wie kein anderes beschreibt, was da im Kopf vor sich geht. Harmonie mit diesem saftigen Grün, das noch die Wiesen färbt, mit den gelben und roten Blättern, die bereits an den Bäumen hängen, der klaren Luft, die schon einen Hauch des Winters vorwegnimmt, und mit dieser mattschwarzen Beauty-Queen, die mich all das so überdeutlich spüren lässt. „Fahr einfach weiter“, scheint sie mir zuzuraunen, „und vielleicht findest du ja einen Highway in Richtung Süden …?!“ Sorry, Street Bob, nicht heute! Denn leider bist du nicht mein, und allmählich verlangen meine Finger, die Nase und die Zehen nach einer wärmenden Dusche. Doch eines ist sicher: Nächstes Jahr wirst du den Süden mit deinem Besitzer kennen lernen – bestimmt, denn wer könnte dir widerstehen? TEXT: RUDI HERZIG FOTOS: HARLEY-DAVIDSON traditionsreichsten Motorradherstellers der Welt des HiFi-Spezialisten harman/kardon, das die Messlatte im Segment erneut ein Stück höher setzt. Auch die flüssigkeitsgekühlte VRSC FAMILIE erhält ein neues Mitglied: Die Night Rod im giftigen Drag-StripLook wird 2006 für Aufsehen sorgen. Alle SPORTSTER MODELLE erhalten ein neues Getriebe sowie eine neue Kupplung. Und last but not least bietet Harley-Davidson drei besonders exklusive und streng limitierte „CUSTOM VEHICLE OPERATIONS” (CVO) SONDERMODELLE an: die Screamin’ Eagle Ultra Classic Electra Glide, die Screamin’ Eagle V-Rod und die Screamin’ Eagle Fat Boy. Frühling, worauf wartest du? Besticht durch Simplifikation und prägnanten Stil: die neue FLSTI Heritage Softail D as wohl Wichtigste vorneweg: Harley-Davidson präsentiert die zweite Generation der DYNA MODELLREIHE – mit stärkerem Motor, neuem Rahmen, breiterer Telegabel und neuem Cruise Drive Sechsganggetriebe. Zu den Stars dieser Modellfamilie zählt neben der neuen Street Bob die auf 3.500 Exemplare limitierte Special-Edition Dyna 35th Anniversary Super Glide, eine nostalgisch anmutende Hommage an die erste „Super Glide“, die 1971 die Werkshallen der Motor Company verließ. In der SOFTAIL BAUREIHE feiert die Heritage Softail ihr Comeback. Stilvolle Konzentration auf das Wesentliche lautet ihr Credo. Außerdem erhalten die Modelle Softail Standard und Night Train nun serienmäßig einen fetten 200er Hinterreifen. Die TOURING FAMILIE erweitert Harley-Davidson um die neue Street Glide, einen Dresser im markanten CustomStyle. Wie die „Ultra Classic Electra Glide“ verfügt sie über das brandneue Audiosystem Frisches Custom-Styling: die neue FLHXI Street Glide Lang, flach und ohne Schnörkel: die neue VRSCD Night Rod 31 h arley-davidson magazin 3 / 20 0 5 fahrbericht h a r l ey - dav i d s o n m ag a z i n 3 / 2005 charity Welcome to the pleasure dome With a little help from my friends BUELL geht in die Offensive: Mit der Reiseenduro Ulysses springt die amerikanische Harley-Davidson und die H.O.G. Mitglieder starten die German H.O.G. Charity 2006 Edelschmiede erstmals so richtig in den Staub zugunsten der Deutschen Gesellschaft für Muskelkranke e.V. D ie Straße endet, die Fahrt geht weiter. Das neue Abenteuer-Sportbike BUELL Ulysses XB12X bringt uns bis an das Ende der präparierten Piste und noch weiter darüber hinaus. Der Journalistin, Fotografin und Bikerin: Ruf nach Freiheit ist heute Karin Mairitsch lauter denn je, und wir folgen ihm, gänzlich unbeschwert. Angetrieben wird die Erfüllung des Wunsches von einem Motor aus den Fertigungsstraßen Harley-Davidsons. Der 1,2-Liter-V-Twin bringt die satte Leistung von 101 Pferden auf den Boden, und die Kraft entfaltet sich aus der Tiefe seines großen Herzens, von ganz unten heraus, dem dunklen Keller des Drehzahlbandes, standesgemäß mittels Zahnriemen übertragen. Ruckfrei, so sind wir es gewohnt, und nicht anders wollen wir es. Unterstützt wird das Kraftpaket durch ein erstklassiges Showa Fahrwerk, Feder- und Dämpferelemente sind voll einstellbar und passen sich an Fahrer, Beifahrer und Beladung virtuos an. Das Rüstzeug für sportliche Kurvenattacken ist perfekt, für den ambitionierten Wochenendausflug in die nahen Berge bleibt auf dem Rücken der Ulysses nur mehr die eine, die immer wiederkehrende Frage des kindlichen Spieltriebes: Wo ist der nächste Gegner? Doch die Ulysses kann mehr, bietet sie doch auch hinlänglichen Komfort für größere Unternehmungen. Der im Vergleich zu den XB Modellen längere Radstand, die stattlichen Federwege, die neutral positionierten Fußrasten, die hohe, breite Lenkstange, die Bodenfreiheit und der größere Tankinhalt machen die Ulysses zu dem, was sie ist: eine vollwertige Reiseenduro. Das zweiteilige Windschild sitzt einwandfrei, die Protektoren an der Lenkstange bieten Schutz vor Wind und Wetter, die breite, bequeme Sitzbank ist formvollendet an die Anforderungen des Ganztagesfahrers angepasst. Mit an Bord 32 sind zwei 12-Volt-Steckdosen sowie ein für den Tagesritt allumfassender Stauraum unter dem Sitz, für die wahren Abenteuer lassen sich aus dem Zubehörkatalog farblich abgestimmte Seitenkoffer, Topcase und GPS-Navigationssystem bestellen. Mit der Ulysses hat der begnadete Erik Buell ein Touren-Motorrad der besonderen Art geschaffen, das sich auf langen deutschen Autobahnetappen ebenso wohl fühlt wie auf den engen Kurvenstraßen der Alpen oder auf den Offroad-Pisten Nordafrikas: Die Marke BUELL hat sich mit Bravour ein bedeutendes Segment am Zweiradsektor erschlossen. Ob das den Mitbewerbern gefallen wird? TEXT: KARIN MAIRITSCH FOTOS: WOLFGANG SPANKOWSKI A uf der European Bike Week 2005 in Faak am See fiel der Startschuss für ein Projekt der besonderen Art: die German H.O.G. Charity 2006. Damit reihen sich nun auch deutsche Biker sowie Fans und Freunde der Marke Harley-Davidson in den Kreis derjenigen ein, die sich gegen die tückische Krankheit Muskeldystrophie engagieren und ein Herz für betroffene Kinder sowie Erwachsene zeigen. Alle rund 60 deutschen Chapter der Harley Owners Group werden in Kürze vielfältige Wohltätigkeits-Aktionen zugunsten der Deutschen Gesellschaft für Muskelkranke e.V. (DGM) starten, die sich hierzulande der Erforschung und Bekämpfung von Muskelerkrankungen annimmt (www.dgm. org). Hierzu gründeten sie vor wenigen Wochen den Verein „German Charity e.V.“. Bereits jetzt kann jeder, der ein Jahr lang das karitative Projekt fördern möchte, eine Spenden-Urkunde im Wert von 50 Euro erwerben, die in voller Höhe der 2006 DGM zugute kommen. Außerdem unterstützt H.O.G. die DGM durch den Verkauf von T-Shirts (25 Euro) und Pins (5 Euro). Weitere Informationen zu den künftigen Aktionen im Internet unter www.hog. de. Auf den Hamburg Harley Days 2006 werden Harley-Davidson und die Vereinsvorstände des German Charity e.V. die Spende an die DGM überreichen. Das Engagement gegen diese hierzulande eher wenig bekannte Erkrankung, die gemeinhin als „Muskelschwund“ bezeichnet wird, hat bei Harley-Davidson bereits Tradition: Seit 1985 unterstützt der Motorradhersteller die amerikanische Muscular Dystrophy Association (MDA). In den vergangenen 25 Jahren sammelte die weltweite „Harley Familie“ – Händler, Kunden, Mitarbeiter, Zulieferer und natürlich die Harley Owners Group – mehr als 50 Millionen US-Dollar für den gemeinnützigen Verein, der sich dem Kampf gegen die rund 30 Formen von Muskeldystrophie widmet. Diese erblich bedingten Erkrankungen führen zu einem fortschreitenden Rückgang des Muskelgewebes. Erste Anzeichen: Häufiges Stolpern und Fallen im Alter von 3 bis 5 Jahren. Mit 5 bis 7 ist das Treppensteigen nicht mehr möglich. Bald können die kleinen Patienten ihre Arme nicht mehr anheben und sind völlig auf Hilfe angewiesen. Noch ist der Ausgang viel zu oft tödlich. Noch …, denn je mehr Menschen sich gegen Muskeldystrophie engagieren, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, die Krankheit in den Griff zu bekommen. Wer etwas unternehmen will, der engagiert sich – jetzt! TEXT: HEIN HERZ FOTOS: HARLEY-DAVIDSON Hinter’m Horizont geht’s weiter: mit der Ulysses jenseits des Asphalts zu diesem thema finden sie eine beilage in der heftmitte! 33 h arley-davidson magazin 3 / 20 0 5 history h a r l ey - dav i d s o n m ag a z i n 3 / 2005 Don’t let me be misunderstood Vom Mysterium der Harley-Davidson Typkürzel N imrod forderte Gott heraus. In Babel ließ er den Bau eines Turms beginnen, höher als alle jemals von Menschenhand geschaffenen Bauwerke. Gott war erzürnt, zerstreute zur Strafe die Menschen über die ganze Erde und verwirrte zudem ihre Sprache. So redete die Menschheit fortan in verschiedenen Zungen: Das „babylonische Sprachgewirr“ war entstanden. Wer die zum Teil recht ausufernden Harley-Davidson Typkürzel be- trachtet, fühlt sich nicht selten an die alttestamentarische Story aus dem Ersten Buch Mose erinnert. Doch die Genesis der „Model Abbreviations“ gestaltete sich völlig anders. Wie so oft entwirrt ein tiefer Blick in die Geschichte das zunächst verworren Anmutende und enthüllt eine dem flüchtigen Blick verborgene Systematik. Tatsächlich geht jedes Typkürzel zurück auf die Geschichte von Harley-Davidson und die Geschichte der jeweiligen Modellreihe. Jedem Da kann man schon mal die Wegstaben verbuchseln 34 Einzelbuchstaben kommt eine Bedeutung zu. Bedauerlicherweise passierte es der Motor Company in ihrer über hundertjährigen Historie immer wieder, dass bestimmte Buchstaben mit unterschiedlichen Bedeutungen „hinterlegt“ wurden, was Zweirad-Historikern das Leben nicht gerade erleichtert. So kann ein „C“ beispielsweise für „Classic“, „Custom“ oder „Competition“ stehen. Eindeutiger verhält es sich mit dem „XL“. Seit ihrer Einführung im Jahr 1957 trägt die Sportster Baureihe dieses „Basis“-Typkürzel. Es wird durch eine Zahl ergänzt, die den Hubraum angibt. In bestimmten Fällen – zum Beispiel bei der Sportster „XL 53C“ – bezog sie sich auf amerikanische Volumenmaße, denn diese Maschine wartete mit einem Hubraum von 53 Cubic Inch (883 cm3) auf. Alle aktuellen Sportster Typen verfügen dagegen entweder über die Zahl 1200 oder 883 in der Typbezeichnung, die den Hubraum in Kubikzentimetern angibt. In der Sportster Historie wurde das „XL“ häufig mit weiteren Buchstaben kombiniert, etwa mit einem „H“ für „High Compression“, einem „C“ für „Competition“, einem „CH“ für „Competition Hot“ oder einem „CR“ für „Café Racer“. Heute wartet die Sportster Familie mit „L“, „C“ und „R“ Modellen auf, wobei das „L“ für „Low“, das „C“ für „Custom“ und das „R“ für „Roadster“ steht. Die XL 883C ist also eine Sportster Custom mit 883 cm3 Hubraum. Modelle mit luftgekühltem Big Twin Motor tragen heute den Buchstaben „F“ am Anfang des Typkürzels. Ihn verwendet Harley-Davidson seit 1941 zur Kennzeichnung von V-Twins mit obenliegenden Ventilen und 1200 oder mehr Kubikzentimetern Hubraum. Das „I“ am Ende eines Typkürzels steht für „Injection“ und verweist darauf, dass der Twin von einer elektronisch geregelten Kraftstoffeinspritzung befeuert wird. Mithin beginnt das Kürzel aller aktuellen Dyna, Softail und Touring Modelle mit dem „F“ und endet mit dem „I“. Steckt der Big Twin in einem Touring Fahrwerk mit 16-Zoll-Vorderrad, folgt dem „F“ traditionell ein „L“. Die darauf folgenden Buchstaben „H“ und „T“ stehen für „Highway“ und „Touring“. Folgt ein „R“, so handelt es sich um eine „Road King“. Der Zusatz „C“ steht für „Classic“, das „U“ bedeutet „Ultra“. Bei einer FLHTCUI handelt es sich mithin um ein Tour- history 1957 rollte die erste XL Sportster aus den Harley Werkshallen Der Ursprung des „F“: Modell FL mit Knucklehead Motor und Springergabel ing Modell (FL) in der Highway-Touring-Variante (HT), ultra-klassisch gestylt (CU) und mit Einspritzung (I) ausgerüstet. Doch keiner wird Sie missverstehen, wenn Sie diesen Luxustourer schlicht „Ultra“ nennen. Warum man dem Elektrostarter, welcher der „Electra Glide“ 1965 zu ihrem Namen verhalf, keinen eigenen Buchstaben gewidmet hat, ist nicht überliefert. Indes wäre ein solcher mittlerweile ohnehin redundant, denn natürlich verfügen seit Jahrzehnten alle Harley-Davidson Modelle über den praktischen KickerErsatz. Die Wurzeln der Dyna Familie liegen im Jahr 1971. Seinerzeit entstand die „Super Glide“, der Urahn aller heutigen Dyna Modelle. Dabei handelte es sich um eine so genannte „Factory Custom Machine“, die bereits serienmäßig authentisches Easy Rider Feeling vermittelte. Gabel und Vorderrad entstammten der „XL“ Sportster, während Rahmen, Triebwerk und Hinterrad der „FL“ Electra Glide entnommen An diesem Heck schieden sich die Geister: Boat Tail der FX Super Glide, 1971 35 h arley-davidson magazin 3 / 20 0 5 history waren. So entstand das Typkürzel „FX“, dem ferner die Bedeutung „Factory Experimental“ zukommt, denn seinerzeit war man sich im Hause Harley-Davidson keineswegs klar darüber, dass aus derartigen Experimenten eine ganze Baureihe werden würde. Ein Jahrzehnt später entstand aus den FX Harleys die „FXR“ Familie („R“ für „rubber mounted“, den in Gummielementen gelagerten Motor) und nach weiteren zehn Jahren die FXD Dyna Glide Baureihe („D“ für „Dyna“ beziehungsweise „Dynamic“). „Low Rider“ und „Wide Glide“ wurden folgerichtig mit „L“ beziehungsweise „WG“ gekennzeichnet. Dem System folgend, trägt die aktuelle Dyna Super Glide Custom ein „C“ im Namen, während die Street Bob mit einem „B“ („Bob“) benannt ist. Rekapitulieren wir: „FX“ benennt die Kombination von Gabel und 21-ZollVorderrad der Sportster (XL) mit Rahmen, Triebwerk und Hinterrad eines Touring Bikes (FL). Folgt aber nun ein „ST“, so handelt es sich um eine „Softail“. 1984 debütierte die erste ihrer VRSCA: ein Traum in Anodised Aluminium begründet die VRSC Baureihe „D“ für Delta? Die neue VRSCD Night Rod Chopper-Look at its best: FXST Softtail, 1984 Art: Die FXST Softail wartete mit radikalem Custom-Styling aus der Feder von Willie G. Davidson auf. Optisch ähnelte sie einem „gechoppten“ Klassiker mit starrer, ungefederter Hinterradführung, dem so genannten „Hard Tail“, tatsächlich verfügte sie jedoch über eine Schwinge und zwei unter Motor und Getriebe verborgene Federbeine – daher die wortspielerische Bezeichnung „Softail“ und das Kürzel „ST“. Steht vor dem „ST“ ein „FL“, so handelt es sich um ein Modell mit breitem 16 Zoll Vorderrad in breiter „FL“ Gabel, während eine „FX“ auch mit der klassisch-schönen Springergabel ausgerüstet sein kann. Wie bei anderen Harleys bezeichnen die nachfolgenden Buchstaben das spezifische Modell: So steht beispielsweise das „S“ für „Springer“, das „F“ für „Fat Boy“ und das „C“ für 36 „Classic“. Zu den kleinen Ungereimtheiten zählen das „B“ der „Night Train“ und das „N“ der „Softail Deluxe“. Des Rätsels Lösung: Die Night Train erbte ihr Kürzel 1998 von ihrem Vorgängermodell, der Bad Boy („B“) des Jahres 1995. Design und Typkürzel der „Softail Deluxe“ dagegen dürfen als Reminiszenz an die „FLSTN Heritage Softail Nostalgia“ („N“) aus dem Jahr 1993 verstanden werden, die ihrerseits an die Klassiker der Fifties anknüpfte. Und Harleys jüngste Baureihe? Die Buchstaben „VRSC“ stehen für „V-Twin Racing Street Custom“. Das „VR“ erinnert außerdem an die Herkunft des Revolution Motors: Er basiert auf dem Triebwerk der Werksrennmaschine VR 1000, mit der Harley-Davidson erfolgreich an der US AMA Superbike-Rennserie teilnahm. Die erste ihrer Art war 2001 die „VRSCA V-Rod“, daher trägt sie ein „A“ für das griechische „Alpha“. Es deutete bereits darauf hin, dass weitere Modelle folgen würden. 2003 präsentierte Harley-Davidson die Version „Beta“, genannt „VRSCB“. Ihr folgte die „VRSCR Street Rod“ mit einem „R“ für „Roadster“ und die „VRSCD Night Rod“. Ob ihr „D“ für „Delta“ steht, wenngleich man mit dem Roadster-„R“ das Gamma-„G“, welches logisch gefolgt wäre, ignorierte? Wir können es nur vermuten, denn manchmal endet sie, die Logik der Harley-Davidson Typkürzel. TEXT: RUDI HERZIG FOTOS: HARLEY-DAVIDSON, NESTLÉ 37 h arley-davidson magazin 3 / 2005 Liebe Leserinnen und Leser, liebe H.O.G. Mitglieder, wenn ihr Anregungen, Lob oder Tadel zum Harley-Davidson Magazin loswerden wollt, oder wenn euch sonstige Harley-Davidson Themen am Herzen liegen, schreibt uns eure Meinung per Post an: Harley-Davidson GmbH H.O.G. Magazin, Starkenburgstraße 12, 64546 Mörfelden oder per E-Mail an: evelyne.doering@harley-davidson.com oder schickt uns ein Fax an: +49 (0) 6105-284-199 Die Redaktion behält sich das Recht vor, Leserzuschriften zu kürzen. Liebe Redaktion, vor einer Woche habe ich endlich mal wieder Post von der H.O.G. bekommen und es mir auch gleich mit eurem Magazin gemütlich gemacht. Ich freu mich immer besonders auf die Reiseberichte, Berichte aus der Company und vor allem den Technik-Report. Ich muss jedoch mal zwei Dinge loswerden. Erstens landet das Magazin viel zu spät im Briefkasten, ein Teil der Termine sind bereits verstrichen. Zweitens kann ich mit dem Golf-Bericht in einem HD-Magazin, das zudem nur dreimal im Jahr erscheint, nichts anfangen. Man möchte meinen, es gibt aus der Company oder den Chaptern nichts zu berichten. Für das Golfspiel gibt es prima Fachzeitschriften. Ich selbst bin außer Harley Enthusiast auch noch begeisterter Taucher. Doch auch hierfür kaufe ich mir regelmäßig eine Fachzeitschrift und möchte bitte nichts davon in eurem Magazin lesen. Wie wäre es, wenn impressum Herausgeber: Harley-Davidson GmbH Starkenburgstr. 12 D-64546 Mörfelden 38 leserbriefe h a r l ey - dav i d s o n m ag a z i n 3 / 2005 faszinieren wie Motorräder. Natürlich sind wir uns im Klaren darüber, dass wir nicht mit JEDEM Thema JEDEN Leser begeistern können. Dennoch hoffen wir, in unseren Artikeln Bereiche abzudecken, die für möglichst viele von Interesse sind.Natürlich greifen wir deine Themen-Anregungen für kommende Ausgaben gern auf! Die Redaktion ihr stattdessen mal die gewöhnliche Chapterstruktur und die einzelnen Funktionen näher beleuchtet. Welche Voraussetzung muss ich mitbringen und sind spezielle Kurse notwendig? Auch wären regelmäßig ein paar Zahlen zu An- und Abmeldungen von Chaptern und Mitgliederstärken sowie Verkaufsstatistiken interessant. Wie sieht denn eigentlich unser Team beim Importeur und bei der H.O.G. aktuell aus? Also liebe Freunde, lasst uns nicht verhungern! Viele Grüße Thomas Brandt, Linum Lieber Thomas Brandt, vielen Dank für den Leserbrief, die konstruktive Kritik und deine Anregungen. Wir bedauern, dass das Magazin verspätet bei dir einging. Das ist natürlich nicht in unserem Sinne, und wir hoffen, künftig pünktlicher zu sein! Zum Thema Golf: Wir sind bemüht, im Harley-Davidson Magazin auch Themen aufzugreifen, die über „Harley-Davidson“ und „H.O.G.“ hinausgehen. „Golf“ zählt ebenso zu diesen „Lifestyle“-Themen wie „Whiskey“ und „Kameras“ in den letzten Ausgaben. Es handelt sich um Themen, bei denen wir uns sicher sind, dass sie einen großen Teil unserer Leserschaft ebenso Editors: Arnd Dickel, Evelyne Döring, H.O.G., Bernhard Gneithing, Nicolas Stiller, Mörfelden Redaktion: Harley-Davidson Presse-Service/Knut Briel GmbH, Köln; Sassenbach Advertising, München; Karin Mairitsch; Frank Sander Hallo USA, 1944 habe ich – damals sechs Jahre alt und dem Verhungern nahe – von einem amerikanischen Soldaten ein „Notpäckchen“ (Schoko und Brot) geschenkt bekommen ... Ort: Grüningen-Pohlheim-Gießen an zerstörter Autobahn. Dies habe ich bis heute nicht vergessen! Ein kleines Stück Schokolade und Geschichte gebe ich heute, 66-jährig, dankbar an die USA zurück – mit dem Kauf meiner zweiten Harley. Werner Schäfer, Oberursel Liebe Redaktion, mit Interesse habe ich den Bericht über den Renneinsatz von Harleys und BUELLs beim Fischereihafenrennen gelesen. Warum erfahren wir im Harley-Davidson Magazin nicht mehr über die Marke BUELL? Mich als Harley und BUELL Besitzer würde das interessieren! Tom Karmal, München Hallo Tom, kein Problem: der Artikel zur neuen BUELL Ulysses XB12X im vorliegenden Heft dürfte Dir gefallen haben – oder? Alle Facts und die wichtigsten News zu BUELL findest du auch im Internet unter www.buell.de. Die Redaktion Fotografie: Knut Briel, Cinetext, dpa, Harley-Davidson, HB Verlag/Martin Kirchner, Lixi Laufer, Nestlé Produkt und Bilddatenbank, Frank Ratering, Daniel Riesen, Frank Sander, Wolfgang Spankowski, Karl-Heinz Zender Anzeigenmarketing: Advertising & More Werbeagentur, München Grafik/Layout: Sassenbach Advertising, München Erscheinungsweise: Drei Ausgaben pro Jahr last words Das letzte Wort Konvergenz der Welten F rüher gerieten Motorrad-Journalisleicht zu fahrende Motorräder. Jüngstes ten oft in Verlegenheit, sobald sie Beispiel eines schon lange anhaltenden Maschinen von Harley-Davidson Trends: Die Kupplung an den neuen Dynas testen und beschreiben sollten. Das Dilemund Sportsters: Geringe Handkraft, Hanma war dreifach: Erstens stellen Motorradteltraining überflüssig. Ich hoffe, solche tester, bewusst oder unbewusst, stets VerAussagen gelten nicht als Image schädigleiche an. Dabei ist Harley unvergleichlich gend. – jedenfalls sehen dies Harley Owner so. Doch nicht nur Milwaukee, auch die Welt hat sich bewegt. Bei Harley-Davidson Zweitens fahren Motorradtester chronisch vibriert unverhüllt eine lange History mit. zu schnell (jedenfalls im Sinne des GesetzMit atemberaubendem kommerziellem Ergebers). Dabei sind die Milwaukee Twins gerade dafür eigentlich nicht gebaut. Und Daniel Riesen ist Stellvertretender folg. Daran inspirieren sich andere. Inzwidrittens war da immer auch noch der Preis. Chefredaktor Moto Sport Schweiz schen baut Triumph wieder eine BonneBei den ärmlichen Journalisten-Honoraren fehlte einfach ville, Ducati wieder Bikes im Look der 70er Jahre und etwas die Übung im Umgang mit den vielen Nullen … selbst Kawasaki hat so etwas vor Jahren versucht. Gleichzeitig baut Harley V-Rods, Street Rods und Dass viertens die Typen-Buchstabensalate viele Schreiber Night Rods. Mit einem modernen Antrieb, der auch für maßlos überforderten, lassen wir mal beiseite. Heute ist das anders. Nicht alles, aber vieles. Schon Rennsiege gut ist. Die Motorradwelt schaut nach Milwaukee, nur der Preis: Eine kleine Sportster ist schon für 7.490 Euro zu haben, und eine voll ausgestattete Honda Gold- Harley-Davidson orientiert sich vermehrt auch am eurowing ist doch tatsächlich teurer als die gediegenste Ultra! päischen Markt. Beides zeitigt spannende Ergebnisse. Nur die Buchstabentrümmer wie FLHTCUSE überforIn der Schweiz jedenfalls. Oder das mit dem Tempo: Wie die Motorradfahren- dern uns weiterhin maßlos. den im Allgemeinen sind die Motorradtester älter geworden. Nicht vernünftiger zwar, aber langsamer. Zudem wird man mit dem Alter – behaupte ich jetzt einfach mal – empfänglicher für die Dinge außerhalb des Asphaltstreifens. Und diese Welt findet ihren Weg ins Gehirn nur bei Tempi diesseits von 100 Meilen. Aber wie steht es mit den Vergleichen, mit dem Messen an aktuellen Standards? Nur um ein etwa zehnjähriges Beispiel zu geben: Ein Kollege nahm damals eine Springer Softail genauer unter die Lupe und schrieb die Wahrheit: Die Bremsen bremsten nicht, und der schönen Springer-Feder konnte man zusehen, wie sie eben nicht arbeitete … Wen erstaunt es, dass das Verhältnis zwischen unserem Blatt und dem damaligen Harley Importeur vorübergehend etwas litt? Und heute? Gewiss, Unterschiede in der Bedienung und in den Fahrgefühlen sind zum Glück geblieben, doch der Graben ist nicht mehr tief wie der Grand CanDie Beiträge der Gastautoren geben nicht unbedingt die Meinung der yon. Harleys sind heute zuverlässige und meist sehr Redaktion wieder. 39