- Harley-News

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www.harley-davidson.de / schutzgebühr 3,50 eur / 7 . jahrgang / ausg. 1/2006
HARLEY-DAVIDSON
MAGAZIN
porträt:
Interview
mit dem Musiker
und Komponisten
Helmut Zerlett
lifestyle:
Some like it hot –
Die Geschichte
der Pin-up-Kunst
fahrbericht:
Die neue
Harley-Davidson
Night Rod
I did it my way
h a r l ey - dav i d s o n m ag a z i n 1 / 2006
TALL, DARK
& HANDSOME
editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
geht es Ihnen auch so wie mir?
Seit Wochen juckt es schon in den
Fingern … Die Saison steht vor der
Tür – und was für eine! 2006 wird
uns jede Menge Partys und Events
bescheren.
Zum Beispiel in Mainz. Ja, Sie
haben richtig gelesen: Zu den zahlreichen Veranstaltungen des Jahres
gehört ein gänzlich neues. Zum ersten Mal wird Harley-Davidson in
Mainz feiern. Merken Sie sich am
besten das Ende der 20. Kalenderwoche schon mal vor, denn vom 19. bis
21. Mai steppt in der rheinland-pfälBernhard Gneithing
zischen Landeshauptstadt der Bär.
Marketing Director, Harley-Davidson GmbH
Das Harley Festival Mainz bildet den
Auftakt zur Party-Saison, denn ab
Mai hat wirklich jeder Monat etwas zu bieten: Ende des „Wonnemonats“
steigt die Party in Saalbach-Hinterglemm, im Juni wird in Rüdesheim gefeiert, Ende Juni / Anfang Juli am Edersee, im Juli in Hamburg und im September – natürlich – in Faak. Mehr dazu lesen Sie auf den Seiten 10 bis 12.
Wen es 2006 in die Ferne zieht, dem empfehlen wir in diesem Jahr neben dem traditionellen Gallo Nero in der Toskana und der H.O.G. Rally im
portugiesischen Monte Gordo eine Reise nach Irland. Hier – genauer gesagt
in Killarney – findet vom 22. bis 25. Juni die 15. Internationale H.O.G. Rally
statt. Nutzen Sie doch einfach die Gelegenheit zu einem längeren Besuch der
„Grünen Insel“. Aber Achtung: Ihre Landschaft kann süchtig machen: Goldgelbe Sandstrände mit tosenden Wellen, einsame Leuchttürme auf schroffen
Klippen, stille Moorlandschaften, saftige Weiden und zahllose Seen – ein
Urlaubsparadies für (wetterfeste) Fans unverfälschter Natur. Mehr dazu lesen Sie in unserem Reisebericht ab Seite 14.
Übrigens freuen wir uns, Ihnen diesmal gleich zwei Gastautoren präsentieren zu dürfen: Wie immer kommt auf unserer „letzten Seite“ ein namhafter Kollege aus der Motorradszene zu Wort. Diesmal ist es Michael
Bernleitner, Chefredakteur des österreichischen „Motorradmagazin“, der
uns offen seine Meinung zu den zwei Seiten sagt, die Amerika für ihn hat.
Außerdem freuen wir uns, dass Klaus Herder vom deutschen Magazin
„mopped“ die Zeit fand, uns seine Eindrücke von einem Werksbesuch bei
BUELL in East Troy zu schildern. Sie finden seinen Artikel auf Seite 30.
Sollten Sie einmal nach Wisconsin, USA, reisen, versäumen Sie nicht, selbst
einmal bei Erik vorbeizuschauen – es lohnt sich!
Viele schöne Reisen und noch mehr faszinierende Ausfahrten
wünscht uns allen
For product information please contact your local dealer,
click on www.harley-davidson.com or call
+49 (0) 6192 955395
Manufactured by Wolverine World Wide, Inc. under license from Harley-Davidson Motor Company.
© 2006 Wolverine World Wide, Inc.
Bernhard Gneithing
Marketing Director, Harley-Davidson GmbH
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h a r l ey - dav i d s o n m ag a z i n 1 / 2006
inhalt
inhalt
6
titelstory
I did it my way
Interview mit Keyboarder, Komponist, Produzent und Harley Fan Helmut Zerlett
10
events
Wolle mer se roilosse?
Das erste Harley Festival in Mainz
12
events
Eventkalender 2006
14
06
Die wichtigsten Termine des Jahres
14
reise
Kurven ohne Ende
Unverfälschte Natur: der Südwesten Irlands
18
regionalporträt
Zwischen Flüssen, Mooren
und Vulkanen
Landschaft mit Charakter: die Rhön
20
fashion
Springtime catwalk
Die neue MotorClothes Frühjahrs-Kollektion
22
lifestyle
Some like it hot
Die Geschichte der Pin-up-Kunst
26
technik
Wie viel Huber darf’s denn sein?
22
Langhub und Kurzhub
28
fahrbericht
The power and the majesty
Die neue Harley-Davidson Night Rod
29
inhouse
DEKRA approved
Harley-Davidson und BUELL Service im Test
30
inhouse
In der Ruhe liegt die Kraft
Bei BUELL sind nicht nur die Motorräder etwas anders
32
p&a
Sound and vision
Multimedia auf der Harley
34
history
Mekka liegt im Westen
20
Sturgis: eines der größten Motorradtreffen der Welt
37
Mehr sehen.
Pioneer High Definition
Plasma TV.
h.o.g.
H.O.G. Member des Heftes
Dieter Penzkofer
38
leserbriefe / impressum
Meinungen und Kritik
Der Leser hat das Wort
39
last words
Zwei Seiten von Amerika
Mit neuen Technologien in neue hochauflösende Dimensionen. Die Plasma TVs der neuen PURE Vision Black-Serie von
Pioneer bringen alles mit, was Ihnen neue Höhepunkte der Bildqualität vor Augen führt. Ein tieferes Schwarz haben Sie noch
nicht gesehen. Und so klar, so scharf, so detailliert und so realistisch haben Sie Fernsehbilder noch
nie erlebt. Pioneer Plasma TV ist HD ready. Sind Sie es auch?
www.pioneer.de
Mehr News im Internet unter:
www.harley-davidson.de
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h a r l ey - dav i d s o n m ag a z i n 1 / 2006
titelstory
Das Herz eines Boxers: Doro ist eine starke Kämpfernatur
mit großer Stimme und sanftem Wesen
I did it my way
Interview mit Keyboarder, Komponist, Produzent und Harley Fan Helmut Zerlett
H
elmut Zerlett kommt
im Sternzeichen des
Widders 1957 in Köln
zur Welt. Früh entdeckt er seine
Liebe zur Musik und entwickelt
ein Faible für Tasteninstrumente. Ende der Siebzigerjahre spielt
er mit Wolf Maahn und weiteren
Freunden in der Food Band.
1980 knüpft er mit Jaki Liebezeit in der Phantomband an die
Musik der legendären Gruppe
Can an. Mit Joachim Witt spielt
er 1981 den „Goldenen Reiter“,
und zwei Jahre später gelingt
ihm mit den „Unknown Cases“ der
Ethno-Dancefloor-Hit „Masimbabele“. Seit 1987 gehört Helmut zur
Studio- und Live-Band von Marius
Müller-Westernhagen, und 1995 bis
2003 ist er Musical Director in 1.364
Harald Schmidt Shows. Zudem
komponiert er Musik für Fernsehserien und Kinofilme. Stolz ist er
auf sein Studio, zu dessen Schätzen
eine Hammond B3 Orgel, ein Mini
Moog Synthesizer sowie Pianos von
Fender und Wurlitzer zählen. Neben der Musik faszinieren Helmut
sein Porsche, Autorennen – und
Harley-Davidson. Sein Motto: „Wenn
Du Deinen eigenen Stil entwickelst,
gibt es keinen, der besser ist als Du
selbst, und dann ist es ganz egal, ob
andere schneller, lauter oder mehr
spielen können.“ Helmut lebt mit
seiner Familie in Köln.
h-d magazin: Woran arbeitest
Du im Moment?
helmut zerlett: Im Moment arbeite ich an der Musik zur SAT1-Serie „Freunde für immer“, die im
Porsche Fahrer aus Passion: Helmut Zerlett
März ausgestrahlt wird. Es geht um
Amateurfußballer, und Regie führt
Sönke Wortmann.
h-d magazin: Ein großer Teil
Deiner Arbeit besteht im Komponieren?
helmut zerlett: Ja, meistens
sind das Auftragsarbeiten. Da bekomme ich Vorgaben oder auch nur
ein Bild, und anhand dessen setze ich
mich dann hin und fange an. Oft ist
es bei mir so, dass ich unter Druck
am besten arbeite. Ich brauche immer eine Deadline, damit ich fertig
werde. An meinem eigenen Album
arbeite ich jetzt schon zehn Jahre und
nehme immer wieder Sachen auf.
Ich bräuchte da einen Produzenten,
der mir auf die Finger haut und mir
sagt: „So, jetzt machst Du bis zum
soundsovielten Dein Album fertig.“
Dann wird das auch was (lacht).
h-d magazin: Filmmusik zu machen, ist sicher ohnehin ganz anders
für Dich, oder?
MIT HELMUT ZERLETT SPRACH RUDI HERZIG
FOTOS: FRANK RATERING
helmut zerlett: Ja, da hast
Du eine große Bandbreite.
Wenn Du Musik im Popbereich
machst, dann ist meistens ein
ganz bestimmter Stil gefordert,
der gut zu vermarkten ist. Bei
der Filmmusik kommt mir jetzt
zugute, dass ich mich stilistisch
in ganz verschiedenen Bereichen bewegen kann. Ich habe
zum Beispiel gerade Musik für
„Maria an Callas“, einen Kinofilm mit Götz George, gemacht,
die zu einem Teil aus Swing der
Vierzigerjahre und zum anderen aus Orchesterstücken mit Gesang besteht, wie Maria Callas sie
gesungen hat – eine richtige Herausforderung.
h-d magazin: Welche Musik
hörst Du eigentlich privat?
helmut zerlett: Ich höre ehrlich
gesagt sehr wenig Musik, weil ich
von morgens bis abends mit Musik
zu tun habe. In meiner Freizeit genieße ich die Stille. Was ich selber
mal anschalte, ist das Klassik-Radio,
und – natürlich berufsbedingt –
Filmmusik: Ennio Morricone, John
Williams, Danny Elfman. Und bei
den Klassikern mag ich sehr gern
Mahler und Brahms.
h-d magazin: Beim Stichwort
„Klassiker“ fällt mir ein, dass Du
zum „Klavierspieler des Jahres 2005“
ernannt worden bist.
helmut zerlett: Ja, das ist eine
große Ehre angesichts der Tatsache,
dass ich nicht so der klassische Pianist
bin und mich auf der Orgel wesentlich
mehr zu Hause fühle. Ich habe das
Geld, das damit verbunden war, wohl-
7
h arley-davidson magazin 1 / 2006
titelstory
h a r l ey - dav i d s o n m ag a z i n 1 / 2006
ermöglicht haben. Seitdem bin ich
relativ oft auf der Rennstrecke gewesen und habe später auch den Alfa
Romeo 147 Markenpokal mitgefahren. Man wird dabei automatisch
ein besserer Autofahrer, weil man
am Extrembereich des Autos fährt.
Wenn man dann im Straßenverkehr
in eine brenzlige Situation gerät, reagiert man auf jeden Fall gelassener
und sicherer.
h-d magazin: Inzwischen bist
Du auch begeisterter Harley Fan ...
helmut zerlett: Ja, den Führerschein habe ich damals mit meinem
Auto-Führerschein zusammen gemacht. Dann war aber erst mal lange
Pause. Erst vor kurzem habe ich wieder angefangen, Motorrad zu fahren.
Ich hatte mir eine Harley geliehen,
um ein paar Kilometer zu fahren
und da merkte ich: „Oh je, lange
titelstory
dann eine Mobylette, eine etwas größere. Das war ein totaler Spaß, da im
Sommer über die Felder, Äcker und
Landstraßen zu jagen. Da ist wohl der
„Need for Speed“ entstanden. Tja,
und dann hab ich vor Jahren zum ersten Mal auf einer Harley gesessen.
Und das entspricht meinem Gefühl
für ein Motorrad. Ich bin nicht der
Fahrer, der mit 200 über eine kerzengerade Autobahn rasen muss. Ich genieße es, bei schönem Wetter über die
Landstraße zu fahren und die Natur
zu atmen. Das ist Genuss, Freiheit,
eine warme Brise (lacht). Ich habe
auch einen offenen Helm, womit ich
noch mehr davon mitkriege, wo ich
unterwegs bin. Und auf einer Harley
ist das ein wunderbares Gefühl.
h-d magazin: Was macht denn
für Dich das Besondere der Harley
aus?
Don’t look back
h-d magazin: Wo liegt
in anger …
denn Dein bevorzugtes
Motorrad-Revier?
helmut zerlett: Wir haben ja
hier direkt das Bergische Land vor
der Tür. Da kann man wunderschön
fahren. Und wenn das Wetter hier
schlechter wird, bieten sich Spanien
oder Portugal an.
h-d magazin: Stell Dir mal als
Film vor, wie Du mit der Harley
durchs Bergische Land fährst. Wel-
Mehr als ein Motorrad: Helmuts Herz schlägt für den Harley Lifestyle
tätigen Zwecken gestiftet: „Children
for a better world“ und unverschuldet
in Not geratenen Musikern.
h-d magazin: Die meisten Menschen verbinden mit Dir die Harald
Schmidt Show. Wie war diese Zeit
rückblickend für Dich?
helmut zerlett: Ich habe mit
Harald und Manuel zusammen das
musikalische Konzept erarbeitet und
immer wieder angepasst. Dabei war
es mir wichtig, im Fernsehen mal
etwas mit einer Liveband zu machen, was vorher so noch nicht gemacht wurde. Ich habe Sachen von
den Dead Kennedys, Miles Davis,
Jimi Hendrix, den Sex Pistols und
The Clash gecovert. Punk und Hard
Rock passten gut in diese Show, weil
sie viel Speed gemacht haben.
h-d magazin: Und wenn man
Dich heute fragen würde, ob Du das
noch mal machen wolltest?
helmut zerlett: Wenn ich es
nicht schon gemacht hätte, würde
ich es schon gern tun! Aber es war ja
auch eine lange Zeit: acht Jahre und
über 1.300 Shows. Die Erfahrung
habe ich jetzt gemacht, es war toll
und hat mich weitergebracht. Aber
danach muss man sich ja auch wieder weiterentwickeln.
8
Made in Vienna: An diesem Bösendorfer entstehen Helmuts Kompositionen
h-d magazin: Du machst seit
1987 mit Marius Müller Westernhagen Musik …
helmut zerlett: Ja, und jetzt gerade haben wir eine Tour fertiggestellt, die sehr erfolgreich war. Oft
waren wir zwei Tage hintereinander
in großen Hallen für zwölf- bis fünfzehntausend Menschen. In Düsseldorf hatten wir sogar in der LTU
Arena 45.000 bis 50.000 Zuschauer. Das war eine schöne Zeit.
h-d magazin: Deine Leidenschaft
jenseits der Musik ist Porsche.
helmut zerlett: Ja, Porsche war
schon mein Kindheitstraum, wie bei
fast jedem Jungen. Ich bin Porsche
dann über die Filmmusik wieder nähergekommen. Das war ein Film
mit Sandra Speichert, in dem ein
Boxter vorkam. Das Auto ist so
schön, dass ich mich nach dem Film
direkt an Porsche gewandt habe und
seither treuer Kunde bin. Die bieten
auch Sicherheitstrainings an, die
mir den Einstieg in die „Rennwelt“
Powered by Apple Computer, Inc.: Helmuts Tonstudio
nichts mehr gemacht!“ Ich bin direkt
ins Fahrsicherheitstraining gegangen, weil die einem die Sicherheit
geben, die man braucht, um sich auf
solch ein Gerät zu setzen. Ich denke,
ich werde jetzt deutlich mehr fahren,
denn ich habe an der Harley unheimlich viel Gefallen gefunden ...
h-d magazin: Wie begann denn
Deine Motorrad-Leidenschaft?
helmut zerlett: Das war in Frankreich. Da durfte ich als Kind mit einer Solex rumbrettern. Später war das
Karl-Jörg von Herz, Harley Dealer aus Köln, und sein Kunde
helmut zerlett: Eine Harley ist
für mich ein „Traditionsgerät“. Wie
Du siehst, habe ich hier sehr viele
alte Musikinstrumente. Und in einer
Reihe mit so einer Hammond Orgel
sehe ich auch eine Harley-Davidson
– zum Beispiel eine Softail, die ja
das Design eines FünfzigerjahreMotorrads hat, nur mit neuer, moderner Technik natürlich. Der Look
einer Harley ist etwas, das mich sehr
anspricht – und natürlich der
Sound.
che Musik würde zu so einem Film
passen?
helmut zerlett: Musik im Stil
von Ry Cooder, im Stil von „Paris,
Texas“. Ich höre nämlich nicht diese
typische „Easyrider“/Steppenwolf
Musik. Klar, man verbindet damit
„Born to be wild“, ich persönlich
empfinde da aber eher eine Langsamkeit, fast schon eine Art Meditation.
h-d magazin: Danke für das Gespräch!
9
h arley-davidson magazin 1 / 20 0 6
events
h a r l ey - dav i d s o n m ag a z i n 1 / 2006
Wolle mer se
roilosse?
Das erste Harley Festival Mainz …
In Mainz gibt es nicht nur viel zu sehen und zu entdecken,
sondern auch viel zu feiern – zum Beispiel im Mai …
D
as hätten sich der nimmersatte Anton, der fleißige
Berti, der musische Conni,
der schlaue Det, der schelmische Edi
und das sportliche Fritzchen wohl
nie träumen lassen: „Ja, mer wolle se
roilosse“, frohlockte die Stadt der
Mainzelmännchen im Januar 2006.
Und so ist es nun amtlich: Vom 19. bis
21. Mai wird im Mainzer Zollhafen
die Post abgehen. Harley-Davidson
kommt und lässt eine Riesenfete –
das erste Harley Festival Mainz –
steigen. Der Eintritt ist frei, und alle
Biker sind herzlich willkommen.
10
Die größte Harley Party im RheinMain-Gebiet wird nicht nur eingefleischte Fans der US-Marke begeistern, sondern auch viele Neugierige
in ihren Bann ziehen. Atemberaubende Stunt-Shows stehen ebenso
auf dem Programm wie ein abwechslungsreiches Musikprogramm auf
der Live-Bühne. Auch Modefreaks
kommen in Mainz voll auf ihre Kosten: Auf dem Catwalk präsentieren
attraktive Models die neuesten
Produkte der „Harley-Davidson
MotorClothes“ Kollektion. Schließlich macht das richtige Outfit den
Biker-Auftritt erst perfekt! Und wer
schon immer davon geträumt hat,
sich einmal selbst in den Sattel einer
Harley-Davidson oder BUELL zu
schwingen, der wird ebenso wenig
enttäuscht: Im Rahmen der Demo
Rides bietet sich den Besuchern die
Gelegenheit, die Bikes der aktuellen
Modellpalette Probe zu fahren und
sich selbst einen Eindruck vom satten V-Twin-Sound und dem fetten
Drehmoment zu verschaffen. Auf
der Händlermeile bieten die Vertragshändler eine große Auswahl an
Bekleidung, Zubehör und zahlreichen Accessoires rund ums Motorrad feil. Hier wird wirklich jeder fündig. Und last but not least findet mit
der großen Parade das traditionelle
Highlight eines jeden Harley Events
statt.
Jens Beutel, der Oberbürgermeister von Mainz, freut sich sehr
über die Kooperation zwischen
Harley-Davidson und der Stadt. Er ist
schon jetzt überzeugt, dass das erste
Harley Festival Mainz ein großer Erfolg wird, und vertraut darauf, das
Event in den kommenden Jahren
fest im Kalender der Stadt etablieren
zu können. Neben den sechs Mainzelmännchen und ihrem Sender sowie der berühmt-berüchtigten Fastnacht wird die rheinland-pfälzische
Landeshauptstadt nun also vielleicht
um ein Wahrzeichen reicher. Weitere Informationen im Internet unter www.harleyfestival-mainz.de.
Mainz bildet den Auftakt zur
diesjährigen Party-Saison. 2006
ist definitiv ein Jahr, das Fans und
Freunden des Milwaukee-Iron eine
Vielzahl von Möglichkeiten eröffnet,
es so richtig krachen zu lassen. So
auch in Saalbach-Hinterglemm, wo
vom 25. bis 28. Mai die Biker Mania
events
ten Stauseen Europas. Wie gewohnt
garantiert das Lakeside Chapter jede
Menge Fun zu fairen Preisen. Um
allen Speed-Freaks besondere Highlights zu bieten, hat Harley Dealer
Arno Werkmeister nicht nur für den
Auftritt von Rainer Schwarz nebst
Stunt-Team gesorgt, sondern auch
… und sechs weitere Events, die niemand verpassen sollte
steigt – und zwar zum zehnten Mal!
Knapp 3.000 Biker und über 11.000
begeisterte Besucher verwandelten
das kleine österreichische Dorf im
Vorjahr in ein Harley Eldorado mit
wahrhaft pulsierender Atmosphäre.
11 Tage später, genauer gesagt vom
8. bis 11. Juni, steht Rüdesheim Kopf,
denn die fünfte Magic Bike
Rally öffnet ihre Pforten, eine
ebenso stilvolle wie zünftige
Party inmitten des „Weltkulturerbes“ Rheingau. Wer eine
ganze Woche daraus machen
will, entscheidet sich für das
Magic Early Buddy Program
einen heißen Dragster-Fight der
Harley-Davidson Destroyer gegen
einen Porsche Turbo organisiert –
Adrenalin pur für alle, die Benzin im
Blut haben.
2006 wird auch in Hamburg wieder mächtig die Post abgehen
mit Tagesausfahrten und Abendunterhaltung. Und wen es in die Ferne
zieht, der sollte sich in diesem Jahr
den Termin der 15. Internationalen
H.O.G. Rally vormerken: Vom 22.
bis 25. Juni wird im irischen Killarney gefeiert. Wie traumhaft Motorradfahren auf der Grünen Insel ist,
lesen Sie übrigens im Reisebericht
des vorliegenden Hefts.
Das achte Internationale Edersee-Meeting beginnt in diesem Jahr
bereits donnerstags – es steigt vom
29. Juni bis zum 2. Juli vor der beeindruckenden Kulisse eines der größ-
Vom 14. bis 16. Juli geht dann
im Norden der Republik die Post ab:
Auf den Hamburg Harley Days. Die
Nähe zur City, zur faszinierenden
Kulisse des Hafens und zum Kiez
sorgen für eine unvergleichliche Mischung, die man einfach erlebt haben muss. Im letzten Jahr ließen sich
mehrere Hunderttausend Besucher
vom Lebensgefühl namens Harley
beflügeln, und Zehntausende Bikes
prägten das Stadtbild. Den Saisonabschluss bildet natürlich wieder die
European Bike Week, die vom 6. bis
10. September in Faak am See statt-
findet. Eines ist schon jetzt sicher:
Europas größter Harley-Davidson
Event wird seinem Ruf auch 2006
wieder alle Ehre machen.
Einmal mehr erweist sich in diesem Jahr, dass Harley-Davidson mehr
als ein Motorrad ist. Harley ist Feeling, Lifestyle und Spirit – ein Lebensgefühl, das Tausende von Menschen
unterschiedlicher Herkunft und verschiedenster Nationen zusammenführt. Seien Sie ein Teil davon!
TEXT: CLAUDIA TRIERSCHEIDT, HEIN HERZ
FOTOS: STADT MAINZ, AMT FÜR ÖFFENTLICHKEITSARBEIT; HARLEY-DAVIDSON
11
8. INTERNATIONALES
events
h a r l ey - dav i d s o n m ag a z i n 1 / 2006
Eventkalender 2006
Harley-Davidson Events
Mai
Kontakt
19.5.–21.5.
Harley Festival Mainz, Deutschland
www.harleyfestival-mainz.de
25.5.–28.5.
10. Biker Mania, Saalbach-Hinterglemm, Österreich
www.harley-mania.at
Magic Bike Rally, Rüdesheim, Deutschland
www.magic-bike-rally.de
14.6.–18.6.
Harley-Davidson Charity Tour, Österreich
www.harley-charity-tour.at
29.6.–2.7.
8. Internationales Edersee-Meeting, Deutschland
www.edersee-meeting.de; www.lakeside-chapter.de
Hamburg Harley Days, Deutschland
www.hamburgharleydays.de
9. European Bike Week, Faaker See, Österreich
www.harley-davidson.de; www.hog.com
EDERSEE-MEETING
Do. 29.06. – So. 02.07.06
Hemfurth, Edersee
Juni
8.6.–11.6.
Juli
14.7.–16.7.
September
6.9.–10.9.
H.O.G. Events
Mai
Kontakt
1.5.
2. Harley-Davidson Ruhrpott Run, Hattingen, Ruhr, Deutschland
7.5.
14. Love Ride, Dübendorf, Schweiz
www.ruhrpottchapter.de
www.loveride.ch
14.5.
8. Charity Run, Schadow-Arkaden, Düsseldorf, Deutschland
www.cactus-chapter.de
20.5.–3.6.
8. Rhein-Neckar Chapter Tunesienrundfahrt 2006 „Le Rêve bleu“, Tunesien www.tunesienrundfahrt.de
25.5.–28.5.
2. Harley Fun ‘n’ Sun, Monte Gordo, Portugal
www.harleyfunandsun.com
25.5.–29.5.
9. Gallo Nero, Figline Valdarno, Toskana, Italien
www.firenzechapter.com
EDERS
2006
EE-ME
Juni
2.6.–5.6.
13. Tschechien H.O.G. Rally, Pilsen, Tschechische Republik
www.hogpraha.cz
3.6.–5.6.
Benelux H.O.G. Rally, Larochette, Luxemburg
www.luxembourg-chapter.lu
8.6.–11.6.
7. Ungarn H.O.G. Rally, Alsóörs, Ungarn
www.hog.hu
9.6.–11.6.
9. Summertime Party Sylt, Deutschland
www.sylt-chapter.de
10.6.–17.6.
H.O.G. Touring Rally, Obervellach, Österreich
www.hog.ch
16.6.–18.6.
5. Teutotreffen, Steinhagen, Deutschland
www.bielefeld-chapter.de
22.6.–25.6.
15. European H.O.G. Rally, Killarney, Irland
www.irelandhogrally2006.com
23.6.–25.6.
Elbtal Rally, Dresden, Deutschland
www.dresden-chapter-germany.de
30.6.–2.7.
Harley Event Plön, Deutschland
www.harley-event-ploen.de
newsticker
Extra Festzelt • Live-Bands • Große Parade
Große Customizer-Meile • Campground
Adrenalin Pyro Stunt-Show Rainer Schwarz
Probefahrten auf Harley-Davidson® & Buell®
Geführte Ausfahrten rund um den Edersee
Fakir-Show • Open-Air-Bühne (tagsüber)
Biker-Games • Bike-Contest • Bikewash
T-Shirt Contest • Biker-Gottesdienst
Ex-Po Bar Event-Zelt
ETING
Juli
6.7.–9.7.
3. Spanien H.O.G. Rally, Benicàssim, Spanien
www.castellonchapter.com
20.7.–23.7.
5. Polnische H.O.G. Wild-West-Rally, Karpacz, Polen
www.warsaw.chapter.pl
27.7.–30.7.
Green Hills Run, Wolfegg/Allgäu, Deutschland
www.green-hills-run.de
4.8.–6.8.
Sommerparty, Bergisches Land, Deutschland
www.5thseasonchapter.de
10.8.–13.8.
Scandinavian Bikeweek, Lillehammer, Norwegen
www.bikeweek.no
11.8.–14.8.
8. Internationales Harley Treffen, Ürzig an der Mosel, Deutschland
www.uerzig-mosel.de
13.8.
3. Rhein-Ruhr-Chapter meets Friends, Duisburg, Deutschland
www.rhein-ruhr-chapter.de
WWWKASSELSMARTDE
August
18.8.–20.8.
10 Jahre Weser-Ems-Chapter, Augustfehn, Deutschland
www.weser-ems-chapter.de
18.8.–20.8.
7. Dänemark-Nordsee H.O.G. Rally, Jesperhus, Dänemark
www.members.hog.com
25.8.–27.8.
Welfen-Rally 2006, Wittingen, Deutschland
www.welfen-chapter.de
31.8.–3.8.
12. L.O.H. Rally, Allgäu, Deutschland
www.mary-moelder.de
Messen / Sonstiges
August
10.8.–13.8.
Kontakt
8. German Speedweek, Oschersleben, Deutschland
www.speedweek.de
11.10.–15.10.
Intermot, Köln, Deutschland
www.intermot.de
19.10.–22.10.
Biketoberfest, Daytona Beach, Florida, USA
www.biketoberfest.org
Oktober
Highlight
Dragster-Race:
H-D® V-Rod® Destroyer™ VS. Porsche Turbo
Adrenalin Pur:
Stunt-Team Rainer Schwarz
www.edersee-meeting.de
Hinweis: Diese Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Harley-Davidson GmbH und der Harley-Davidson Presse-Service übernehmen keine Verantwortung für die Richtigkeit der oben stehenden
Angaben. Fragen zu den einzelnen Events beantworten die jeweiligen Veranstalter (siehe „Kontakt“-Informationen).
12
$&
" 13
Printmedienagentur Hochformat. KS 05 61 / 5 85 17 23
h arley-davidson magazin 1 / 2006
h arley-davidson magazin 1 / 20 0 6
reise
Kurven ohne Ende
Wer schmale, kurvige Straßen durch unverfälschte Natur liebt, der kommt im
Südwesten Irlands, dem Schauplatz der European H.O.G. Rally 2006, voll auf seine Kosten
Irland, die Insel für Kurven-Freaks:
Der „Ring of Beara“ in der irischen Provinz
Munster zählt zu den schönsten MotorradStraßen Europas
1
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h a r l ey - dav i d s o n m ag a z i n 1 / 2006
D
elikater Fisch und frische
Meeresfrüchte, trockener
Weißwein und duftendes
Weißbrot, ein milder Südwind, der
die grün-weiß-rote Flagge vor dem
Haus entfaltet, und Sonnenstrahlen,
die sich im Fensterglas brechen –
nein, wir speisen nicht in einer
toskanischen Trattoria, sondern im
„Old Cottage“ im Südwesten Irlands.
Mary und Vincent kochen mit Herz
und Seele, und wir lassen uns gern
verwöhnen, während die Harleys
draußen ungeduldig auf die Weiterfahrt warten – schließlich haben unsere Electra Glides gerade erst in der
Hafenstadt Cork irische Straßen unter die Räder genommen.
Der mediterrane Eindruck
täuscht nicht: Munster im Südwesten der grünen Insel ist die Provinz,
die am meisten vom warmen Golfstrom profitiert. Im westlich von
Cork gelegenen Glengariff, einem
von drei Seiten durch steile Berghänge geschützten Städtchen am Ende
der Bantry Bay, soll gar das mildeste
Klima der britischen Inseln herrschen. Palmen, Fuchsien, Bambus
und Zedern belegen die Behauptung
und zieren auch den Garten des
prächtigen „Eccles Hotel“, wo der
Literat George Bernard Shaw der Sage nach an seiner „Heiligen Johanna“ geschrieben hat.
Auf dem Weg nach Glengariff
erfahren wir allerdings eindrucksvoll, dass der Atlantik auch anders
kann. Als wir nämlich die „Roaring
Water Bay“ passieren, macht die
Bucht ihrem Namen alle Ehre, und
ein handfester Sturm hämmert gewaltige Brecher gegen zerklüftete
Felsen. Bis zum Mizen Head fahren
wir in ständiger Schräglage durch
gischtgeschwängerte Luft. Am südlichsten Punkt Irlands geben die heranjagenden Wolkenfetzen dann den
Blick frei auf zwei weitere Kaps – auf
Brow Head im Osten und Three
Castle Head im Norden. Weiter
draußen, das wissen wir, liegt Fastnet Rock, an dem schon so manche
Admiral’s-Cup-Hoffnung zerbro-
reise
TEXT: KNUT BRIEL
FOTOS: HARLEY-DAVIDSON, KNUT BRIEL
chen ist. Und nördlich von uns liegt
Beara, die nächste von fünf Halbinseln, die Irland im Südwesten wie
Finger in den Atlantik streckt.
Die Rundstraße über den Mittelfinger, der „Ring of Beara“, entpuppt
sich zu unserer Freude als das reine
Motorrad-Paradies. Die Küstenlinie
ist hier so verschlungen, die Zahl der
Inseln und Riffs so unüberschaubar,
dass wir nur zu oft den Überblick
verlieren, wo wohl das offene Meer
liegt und in welche Himmelsrichtung die schmale Straße uns eigentlich führt, die sich in unzähligen
Kurven und Kehren über zahllose
Kuppen und Hügel durch die karge,
aber faszinierende Landschaft schlängelt. Die Fahrbahn ist so schmal,
dass sie Reisebusse und auch so
manchen Auto-Touristen schreckt
und deshalb über weite Strecken unseren E-Glides ganz allein gehört.
Als deutlich verkehrsreicher erweist sich der „Ring of Kerry“, die
Irland, die Insel für Feinschmecker: Das „Old Cottage Restaurant“, in der Grafschaft Cork in idyllischer
Lage östlich von Castletownbere gelegen, war vor Jahren „Winner of the Sea Food Award“
15
h arley-davidson magazin 1 / 20 0 6
reise
h a r l ey - dav i d s o n m ag a z i n 1 / 2006
reise
Wald umgeben von Farnen seinen Weg ins Tal sucht,
und wundern uns über die Vielzahl von Ruinen. Oftmals
endet unsere Fahrt durch grüne Wiesen ganz unvermittelt vor einer verfallenen Burg oder einem aufgegebenen
Landhaus. Zur Muckross Abbey, einer Klosterruine mit
altem Friedhof und den typisch irischen Hochkreuzen,
lassen wir ausnahmsweise die Harleys stehen und fahren in einem der allgegenwärtigen „Jaunting Cars“, einer
offenen Pferdekutsche.
Die Abende in Killarney sind lang: Die Geschäfte, in
denen man sich mit Pullovern, Whiskey und anderen
Souvenirs eindecken kann, sind bis 22.00 Uhr geöffnet,
und zahllose Pubs locken mit irischer Live-Musik. Wir
lassen uns nicht lange bitten und haben uns schon nach
drei Gläsern an das gute Guinness gewöhnt. Spätestens
hier und jetzt werfen wir unser Vorurteil über Bord, die
Iren seien kontaktscheu und wortkarg. Es heißt übrigens, sie bezögen ihre Redseligkeit aus Blarney, einer
Ruine etwa acht Kilometer außerhalb von Cork: Wer sich
hoch droben auf der Burg zurücklehnt und einen bestimmten Stein küsst, dem werde die Gabe der Rede
verliehen. Wir huldigen lieber einem anderen Aberglauben und werfen eine Münze in den Lough Lean, auf dass
wir bald wieder nach Irland kommen – spätestens zur
European H.O.G. Rally im Juni.
Irland, die Insel für Lebenslustige: Die Iren sind kontaktfreudiger als ihr
Ruf, Motorradfahrer immer und überall willkommen
Irland, die Insel für Kulturbeflissene: Kaum sonst wo gibt es so viele mittelalterliche Spuren. Klosterruine in der Nähe von Killarney
DOKUMENTATION IRLAND
Irland, die Insel für Naturliebhaber: Die meisten Iren leben im vollen
Einklang mit der vielerorts unberührten Natur ihres grünen Eilands
16
fast 200 Kilometer lange Rundstraße über die größte der
fünf Halbinseln. Dafür aber ist die Aussicht hier stellenweise noch atemberaubender, die Landschaft wirkt dank
Mischwald und mannshoher Farne weniger rau, und
kleine Nebenstraßen ermöglichen die gelegentliche
Flucht vor den Bürgerkäfigen. Allerorten lesen wir hier
Namen wie Derreenadavodia und Eeekenohoolikeaghaun,
unverkennbarer Beleg dafür, dass dieser Teil der Grafschaft Kerry eine Gaeltacht ist, eine gälische Enklave im
englischsprachigen Irland.
Jenseits des Gebirgszugs mit dem putzigen Namen
Macgillycuddy Reeks liegt landeinwärts das Ziel unserer
Fahrt, das Städtchen Killarney, der wahrscheinlich bekannteste Ort Irlands, ein Symbol für alles Irische, und
damit auch eine Touristenhochburg, quasi das Rothenburg von Eire. Trotzdem lohnt der Besuch, denn die
„Kirche der Schlehen“ – so die Bedeutung des irischen
Namens Cill Airne – ist in ein idyllisches Tal eingebettet
und liegt an den Ufern dreier wunderschöner Seen. Hier
ist die Natur von so einzigartiger Schönheit, dass der
irische Staat den ersten Nationalpark des Landes eingerichtet hat, den „Killarney National Park“. Wir erkunden
mit unseren Harleys die Umgebung, genießen die geradezu mystische Atmosphäre am Aussichtspunkt „Meeting of the Waters“ und am „Torc Waterfall“, der im
ANREISE / EINREISE
Die Anreise nach Irland per Motorrad erfolgt naturgemäß streckenweise
per Fähre — am einfachsten über England. Es gibt aber auch Direktfähren
von Cherbourg und Roscoff in Frankreich nach Cork und Rosslare im
Südwesten Irlands. Wer seine Harley transportieren lässt oder ohne Motorrad anreisen möchte, der kann von deutschen Flughäfen nach Shannon, Dingle und sogar direkt nach Killarney fliegen. EU-Bürger brauchen
für Aufenthalte bis zu drei Monaten nur einen Personalausweis.
WÄHRUNG / PREISE
Im Gegensatz zu Großbritannien ist Irland Mitglied der Währungsunion,
Zahlungsmittel ist der Euro. Das Preisniveau liegt etwa 20 % über dem
in Deutschland. Man gibt im Hotel, Restaurant und Taxi etwa 10 bis 15 %
des Rechnungsbetrages als Trinkgeld. Im Pub wird nur Trinkgeld erwartet, wenn man am Tisch bedient wird. Kreditkarten werden fast überall
akzeptiert, mit ec-Karten lässt sich an gekennzeichneten Automaten
Geld abheben.
INFOS / REISELEKTÜRE
An gedruckten Reiseführern (z.B. von Baedeker, DuMont, dtv, ADAC,
Iwanowski’s, Michael-Müller-Verlag) und Landkarten (z.B. von Shell, Michelin) mangelt es genauso wenig wie an Infos im Internet (z.B. www.
tourismireland.de, www.irishnet.de, www.irlandurlaub.de). Als Romanlektüre eignen sich zum Einstimmen Heinrich Bölls „Irische Tagebücher“
und Thomas O’Crohans „Die Boote fahren nicht mehr aus“.
WETTER / REISEZEIT
Das Wetter entspricht im Sommer in etwa dem Mitteleuropas, allerdings
ist selbst in Schönwetterperioden immer mal mit einem Regenschauer
zu rechnen — deshalb unbedingt wetterfeste Motorradbekleidung mitnehmen. Beste Reisezeit ist Juni bis September, allerdings kann man
den Südwesten Irlands wegen des wärmenden Golfstromes durchaus
auch im Frühjahr mit dem Motorrad bereisen.
VERKEHR / DIVERSES
In Irland herrscht Linksverkehr. An unbeschilderten Kreuzungen gilt
dennoch „rechts vor links“. Fahrzeuge im Kreisverkehr haben Vorfahrt.
Höchstgeschwindigkeit innerorts 30 mph (48 km/h), auf Landstraßen
55 mph (89 km/h), auf Autobahnen 70 mph (112 km/h), Promillegrenze 0,8.
Der nationale Führerschein genügt, die Grüne Versicherungskarte wird
empfohlen. Vorsicht: In Irland werden die höchsten Bußgelder Europas
verhängt! Notrufnummer 999. EU-Bürger werden in Krankenhäusern
kostenlos behandelt — bei der Krankenkasse erkundigen, welche Formulare notwendig sind. Die Stromnetz-Spannung beträgt 222 bis 240 V,
Eurostecker passen meist nicht — dreipoligen Adapter besorgen! Die
meisten Telefonzellen haben Kartentelefone, Karten gibt’s in Postämtern
und einigen Geschäften.
DIE EUROPEAN H.O.G. RALLY 2006
Die diesjährige Rally findet vom 22. bis zum 25. Juni in Killarney in der
Grafschaft Kerry im Südwesten Irlands statt. Informationen zum Event
gibt es im Internet unter www.hog.com und www.irelandhogrally2006.
com. Die Veranstalter bereiten wie immer „Selfguided Tours“ vor, die
nach Dingle, zum „Ring of Kerry“ und zum „Ring of Beara“ führen werden. Infos zu Killarney (Unterkunft, Restaurants etc.) gibt es im Internet
unter www.killarney.ie und www.killarneyonline.ie.
17
h arley-davidson magazin 1 / 2006
regionalporträt
HARLEY-DAVIDSON HÄNDLER IN DER REGION:
Zwischen Flüssen,
Mooren und Vulkanen
Eine raue Landschaft mit viel Charakter: Die Rhön im Dreiländereck von Bayern,
Hessen und Thüringen zählt zu den außergewöhnlichsten deutschen Mittelgebirgen
I
n gemächlichem Tempo pilotieren wir die Ulysses von Gemünden aus nordwärts durch das
Sinntal und wenden uns bei Burgsinn – bekannt durch seine imposante Wasserburg – Richtung Jossatal. Die für das Tal charakteristischen
Rieselwiesen sind heute weitestgehend der maschinellen Bewirtschaftung gewichen. Zur Bewässerung
hatten die Bauern einst 50 Zentimeter hohe Erdreihen angehäuft, auf
deren Köpfen das Wasser der Jossa
in die Wiesen rieselte. Das Ergebnis
war eine wertvolle zusätzliche Heuernte im Jahr.
Wir lassen Markberg und
Schnepfenkopf links liegen und sto-
TEXT: THOMAS MENDLE
FOTOS: FREMDENVERKEHRSVERBAND RHÖN
ßen bei Jossa auf den Zusammenfluss von Jossa und Sinn. Das Flüsschen Sinn begleitet uns weiter und
führt uns zwischen Dammersfeldkuppe und Feuerberg hindurch in
die Hohe Rhön. Die gängigste Erklärung für die Herkunft des Namens
„Rhön“ ist das keltische Wort
„raino“ für „hügelig“. 1991 hat die
UNESCO die Kulturlandschaft als
Biosphärenreservat unter besonderen Schutz gestellt.
Imposante Blicke tun sich auf –
schließlich finden sich in der Hohen
Rhön die größten Erhebungen des
Wälder und ausgedehnte Moore prägen die Landschaft des Mittelgebirges
18
Mittelgebirges. Wir nehmen die steile Auffahrt zum Kreuzberg unter die
Räder und gewinnen schnell an
Höhe. Seit der heilige St. Kilian im
7. Jahrhundert die Franken missioniert und auf dem Kreuzberg drei
große Holzkreuze errichtet hat, gilt
die Erhebung als der Heilige Berg
der Franken. Noch heute finden
jährlich Wallfahrten zur Kreuzkirche des Kreuzbergklosters statt.
Am Fuß des Kreuzbergs biegen
wir auf die panoramareiche Hochrhönstraße ein und steuern das
Rhön Park Hotel in Hausen-Roth
an. Eine Rast in einem der Restaurants gibt uns neue Kräfte. Das Viersterne-Hotel verfügt darüber hinaus
über einen großen Wellnessbereich,
ein Erlebnisbad, Tagungszentren sowie Pubs und Diskotheken.
Über die Hochrhönstraße erreichen wir die Wasserkuppe – mit 950
Metern über NN die höchste Erhebung der Rhön. Auf dem als Mekka
der Segelflieger bekannten Berg findet sich ein großes Flugzentrum mit
der ältesten Segelflugschule der Welt
sowie ein sehenswertes SegelflugMuseum. Am Westhang der Wasserkuppe steht das berühmte Fliegerdenkmal, eine Adlerskulptur, die
an die im Ersten Weltkrieg gefallenen Piloten erinnert.
Am Fuß der Wasserkuppe biegen wir auf den Hochrhönring ein,
der uns immer wieder beeindruckende Ausblicke gewährt. Wir be-
Harley-Davidson Kassel
Robe’s Bike House
Harzweg 3
34225 Kassel-Baunatal
Tel. 0561-41050
www.harley-davidson-kassel.de
Heidelsteinstr. 8
36043 Fulda
Tel. 0661-941880
www.robes-bike-house.de
Seit Mitte der Siebziger ist Inhaber
Arno Werkmeister im MotorradBusiness tätig, und seit 1982 betreibt er ein eigenes Geschäft. 1987
unterzeichnete er den Händlervertrag mit Harley-Davidson. Motorräder, Umbauten, Bekleidung und Zubehör liefen so gut, dass die
Niederlassung aus Platzgründen mehrmals umzog. Heute umfassen
seine Räumlichkeiten 700 m2, und Arno beschäftigt sieben Mitarbeiter. Zudem fungiert der Maschinenbauer als Mitveranstalter des
„Internationalen Edersee-Meetings“.
Über 15 Jahre beschäftigt sich Robert
„Robe“ Freudensprung schon mit
Harleys, und verschiedene seiner Custom-Kreationen fanden Beachtung in der Fachpresse. Mit seinem Partner Klaus Hohmann firmiert
er seit 1999 als Harley-Davidson Vertragshändler. Dort wird jeder fündig, egal ob er Zubehör oder Bekleidung und Helme sucht oder seinen
individuellen Umbau plant. „Man muss immer ein offenes Ohr für die
Kunden haben“, weiß Robe. Seit Mai 2000 betreut er das „Fulda-Rhön“
Chapter der H.O.G.
finden uns in der Kuppenrhön, deren Name von den aus
Erosion entstandenen Vulkanschloten herrührt, und
gelangen zwischen Steinwand und Milseburg hindurch
in das Mittelalterstädtchen Tann mit dem Rhöner
Museumsdorf.
Direkt hinter Tann überschreiten wir die Landesgrenze nach Thüringen. Vor nicht allzu langer Zeit standen sich hier an einem undurchdringlichen Grenzstreifen NATO und Ostblock bis an die Zähne bewaffnet gegenüber. Daran erinnert das Grenzmuseum in Rasdorf
und Geisa beidseits des ehemaligen Eisernen Vorhangs.
Geschichtsinteressierte haben hier die Möglichkeit, den
amerikanischen Beobachtungsstützpunkt „Point Alpha“
zu besichtigen. An dieser Stelle hatte die NATO den Angriff des Warschauer Pakts erwartet. An der Mustergrenze entlang des Grenzstreifens warten exemplarische
Darstellungen der Grenzanlagen in ihren unterschiedlichen Ausbaustufen auf den Betrachter.
Es beginnt bereits zu dämmern, und wir lenken unsere Ulysses gen Südwesten in die alte Domstadt Fulda, wo
wir unsere Fahrt auf dem malerischen Domplatz beenden. Die zurückliegende Tour führte uns durch idyllische
Täler, vorbei an ausgedehnten Mooren und Basaltformationen und über uralte Vulkane. Und eines wissen wir
schon jetzt: Es wird nicht unsere letzte Fahrt durch das
bayerisch-hessisch-thüringische Dreieck gewesen sein.
Beeindruckende Panoramen hält die Kuppenrhön parat
!
TIPP: REISEBÜCHER
76 Rundtouren zwischen RheinlandPfalz und Brandenburg umfasst
der 272 Seiten starke Tourenführer
„MOTORRAD Mitteldeutschland“ aus
dem Denzel Verlag. Jede Tour wird in
einer Skizze dargestellt, die Beschreibungen enthalten Kilometerzahl,
Schwierigkeitsgrad und Infos
über Region und Sehenswürdigkeiten. Erhältlich für € 19,90 im
Buchhandel. ISBN-Nr. 3-85047-756-8.
„Zwischen Rhön und Fichtelgebirge“ von Christian Leber und Steffen Rothmann ist in der Reihe
„Motorrad-Touren regional“ des Motorbuch Verlags erschienen. Auf 96 Seiten beschreibt das Werk sieben Touren zwischen Fulda und Marktredwitz
und enthält sieben entnehmbare, wasserfeste Karten. Neben Daten zur Tour
runden Infos zu Sehenswürdigkeiten und regionalen Besonderheiten den
Band ab. Zu haben für € 12,- im Buchhandel. ISBN-Nr. 3-613-02135-8.
Das Fliegerdenkmal auf der Wasserkuppe erinnert an gefallene Piloten
19
h arley-davidson magazin 1 / 20 0 6
fashion
inhalt
h a r l ey - dav i d s o n m ag a z i n 1 / 2006
fashion
Springtime catwalk
Neue Harley-Davidson MotorClothes für den Frühling
SWITCHBACK JACKET
(HERREN)
20
STREETWISE LEATHER
JACKET (DAMEN)
WATER STREET
LEATHER JACKET
MIDTOWN
LEATHER JACKET
STREETWISE STRETCH
COTTON JACKET
reich garantieren einen perfekten
Sitz der Herrenjacke. Entnehmbare
Lightweight-Protektoren gehören
zum Lieferumfang der Herrenversion, während die Damenjacke
mit Protektorentaschen zur Verwendung von FXRG Body Armor
vorgerüstet ist.
Speziell für die Ladies legte
Harley-Davidson das WATER STREET
LEATHER JACKET (556 Euro) auf.
Passend dazu: das MIDTOWN LEATHER JACKET für Herren (ab 519
Euro). Auch diese Jacken sind aus
mittelschwerem Leder gefertigt. Sie
verfügen über Mandarin-Kragen,
Dehnfalten im Rücken, Bündchen
mit Reißverschluss und schräg eingesetzte Taschen. Den perfekten Sitz
gewährleistet beim Midtown Leather
Jacket eine einstellbare Taillenweite,
DARKSIDE
REVERSIBLE JACKET
während das Water Street Leather
Jacket mit Power Stretch im Taillenbereich aufwartet. Die Damenjacke
ist zudem mit CE-geprüften Protektoren ausgerüstet.
Das DARKSIDE REVERSIBLE
JACKET (ab 178 Euro) hat zwei Seiten: eine dunkle aus Nylongewebe
und eine helle aus Baumwolle. Die
schicke Wendejacke für Herren sitzt
perfekt dank elastischer Bündchen
in der Taille. Aus Baumwolle besteht
das STREETWISE STRETCH COTTON
JACKET (193 Euro). Der fünfprozentige Lycra-Anteil garantiert eine
optimale Passform, während Bündchen mit Reißverschluss und praktische, schräg angesetzte Taschen
für Komfort sorgen. Ebenfalls der
Damenwelt vorbehalten bleibt das
MIDTOWN QUILTED NYLON (156
MIDTOWN QUILTED
NYLON
Euro), eine leichte Steppjacke mit
Kunstfaserfüllung, Strickkragen
und Strickbündchen.
Dies sind nur neun von mehreren
hundert Gründen für einen Besuch
beim nächsten Harley-Davidson Vertragshändler, denn die MotorClothes
Kollektion umfasst bekanntlich neben Motorrad- und Freizeitjacken
eine Vielzahl von Hosen, T-Shirts,
Hemden, Handschuhen, Brillen,
Helmen, Accessoires sowie unzählige Geschenkartikel. Und brandneu
ist so viel davon, dass wir es unmöglich auf diese zwei Seiten packen
konnten.
Alle Preise sind unverbindliche Preisempfehlungen für Deutschland.
TEXT: KRISTINA KUTTRUF
FOTOS: HARLEY-DAVIDSON
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Hitze entfernt man einfach die durch eifindet sie selten in den
nen Reißverschluss angebrachten
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und trocken. Ohne Innenjacke bietet das Switchback Ja- Für hohen Tragekomfort bürgen die Dehnfalten im
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h arley-davidson magazin 1 / 20 0 6
lifestyle
h a r l ey - dav i d s o n m ag a z i n 1 / 2006
lifestyle
inhalt
Some like it hot
Die Geschichte der Pin-up-Kunst
M
an schreibt das Jahr 1953,
als ein neues Magazin
ein Erdbeben auf dem
US-amerikanischen Zeitschriftenmarkt auslöst: Es enthält unter anderem einen Artikel über die Jazzer
Jimmy und Tommy Dorsey, eine
Sherlock-Holmes-Story, eine Abhandlung über zeitgemäße Büroarchitektur – und ein großes ausklappbares Bild einer freizügigen jungen
Dame. Das Magazin heißt „Playboy“,
54.000 Leser investieren jeweils 50
Cent und entscheiden sich zum
Kauf.
Norma Jeane Baker, die freizügige junge „Centerfold“-Dame in der
„Issue No. 1“, hat in den USA dank
mehrerer Filmrollen bereits eine gewisse Popularität erlangt. Unter dem
Namen Marilyn Monroe soll sie unsterblich werden. Zahlreiche Fotografien zeigen ihr Konterfei, unzählige ihren Körper. Es sind vor allem
letztere, die sie zum nationalen Sex-
Eines der beliebtesten Pin-up-Girls
ihrer Ära: Marilyn Monroe
My blood runs cold, My memory has
just been sold, My angel is the centerfold, Angel is the centerfold
J. Geils Band, „Centerfold“
Pin-up: ein Ganzfigurenbild mit erzählerischem Element.
Charles Martignette und Louis Meisel „The great American Pin-up“
22
symbol Amerikas machen. Von
amerikanischen Werkstattwänden
herab und aus GI-Spindtüren heraus regt Marilyn die Phantasie der
Männer an: Sie gilt als populärstes
Pin-up-Girl der Welt – in einer Zeit,
in der nackte Tatsachen verpönt
sind. Nicht nur im Film schlafen
Paare nur allzu oft in getrennten
Betten. Sexualität existiert – aber
man spricht nicht über sie. Marilyn
23
h a r l ey - dav i d s o n m ag a z i n 1 / 2006
Hause Petty. 1940 löst Alberto Vargas (1896 - 1982) Petty beim Esquire
ab. Seine nahezu photorealistischen
Arbeiten gehen als „Varga Girls“ in
die Geschichte ein. Dritter im Bunde
der unsterblichen Pin-up-Artists ist
Gilette (Gil) Elvgren (1914 - 1980),
der von der Architektur zum Zeichnen wechselt. In den Vierzigerjahren zahlt man ihm bereits 1.000
Nicht nur im Spind eine Zier: Pin-up-Art
ist natürlich keineswegs die einzige, die sich als Pin-up
um die Entkrampfung der US-Moral bemüht – und
schon gar nicht die erste.
Bereits 1887 entsteht in den Staaten der Urahn des
Pin-up. Sein Schöpfer Charles Dana Gibson verfolgt die
Absicht, eine Synthese aus dem „Mädchen von nebenan“
und dem „Mädchen der Träume“ zu erschaffen. Sein
„Gibson Girl“, gekleidet im mondänen Modelook der
Ära, erweist sich als voller Erfolg. Landauf landab taucht
es in unzähligen Periodika auf. Gibson stellt dem „Girl“
einen „Man“ an die Seite, und sein Ruhm dringt bis nach
Europa. Kalender, Magazine, Spielkarten, Tapeten,
Schmuckdosen und Schirme werden mit Gibson Figuren bedruckt. Sogar eine Puppe entsteht.
Der Verbreitung des Gibson Girls kommt der Fortschritt zugute, der die Drucktechnik in der zweiten
Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts beflügelt. Die
von William Bullocks 1863 erfundene Rotationsdruckmaschine ermöglicht erstmals Massenauflagen von
Büchern, Zeitungen und Zeitschriften. Außerdem erkennt man in dieser Zeit, dass sich Gedrucktes mit
Bildern besser verkauft als ohne, und dass Werbung
bebildert besser ankommt. So lassen Künstler wie
Henri de Toulouse-Lautrec in Paris Farblithografien
und Werbeplakate entstehen, deren provokanter und
erotischer Stil als neue Kunstform Geschichte schreiben soll. Derweil wird auch in den USA bereits nach
Leibeskräften illustriert. Die kommerzielle Kunst erlebt
ihre erste Blüte.
Als das Gibson Girl geboren wird, druckt man noch
immer wie zu Gutenbergs Zeiten im Handsatz, ein Setzer schafft lediglich 1.400 Zeichen pro Stunde. So sind
mitunter sechs Setzer zur Versorgung einer Druckmaschine nötig – bis der deutsche Einwanderer Ottmar
Mergenthaler eine Idee in die Tat umsetzt. Er entwickelt
die „Linotype“, eine Zeilensetzmaschine mit Schreibmaschinentastatur. Sie steigert die Stundenleistung eines
Setzers auf 6.000 Zeichen und revolutioniert das Druckwesen. 1892 setzt die neugegründete „Mergenthaler Linotype Company“, New York, die tausendste Linotype ab
– innerhalb kürzester Zeit ist es gelungen, die Auflage
amerikanischer Zeitungen von 3,6 auf 33 Millionen zu
steigern.
24
Jetzt schmücken Verleger neben Romanen auch Zeitschriften- und Magazincover sowie die Titelseiten von
seriösen Zeitungen mit Zeichnungen von attraktiven
Mädchen. Die sexy Cover-Girls erweisen sich zudem auf
Postkarten, Kalendern, Werbemitteln und Groschenheftchen als verkaufsfördernd. Eigens zu diesem Zweck engagieren die großen Verlage Haus-Künstler, die ihre
Werke als Reproduktionsvorlagen meist in Öl auf Leinwand oder Karton malen und zuweilen Pastell oder Gouache benutzen.
„Eines Tages werde ich ein Vargas-Girl malen, das so schön,
so perfekt, so typisch für das American Girl ist, dass ich
es jedermann überall auf der Welt unsigniert zeigen kann,
und alle werden sagen: ‚Das ist ein Vargas-Girl!’“
Alberto Vargas (1896 - 1982)
Zu diesen Künstlern zählt George Petty (1894 - 1975),
der in Paris studiert hat und die Airbrush-Technik – entwickelt zum Retuschieren von Fotografien oder Negativen – für seine Illustrationen nutzt. 1933 erscheint sein
erstes „Petty Girl“ im frisch gegründeten Magazin „Esquire“. Wie all jene, die folgen sollten, vereint es die optischen Reize von Pettys Tochter mit jenen anderer Models. Werbeagenturen und Filmstudios sind hingerissen
und sorgen rund 25 Jahre lang für klingende Kassen im
Verleiht
Charakter:
Nose Art
am Flieger
lifestyle
auch die eigene Freundin abgebildet, und häufig erinnert die Darstellung mit phallischer oder fetischistischer Symbolkraft an eine Mischung
aus Heldin, Heiliger und Hure. Der
Anteil letzterer im Kunstwerk muss
wiederum verschämt kaschiert werden, wenn die Maschine aus dem
heimatfernen Einsatz in ihre US-Basis zurückkehrt: Flugs fügt der
nicht gut verstehen ... So demonstriert die heiße Dame an der Flugzeugnase dem Feind – selbst wenn
er sie nie zu Gesicht bekommt – die
eigene Coolness. Die Air Force Führung toleriert sie ein ums andere
Mal, um die Moral der Truppe zu
stärken.
In den Fünfzigerjahren verleihen
Pin-ups der aufkeimenden Pop Art,
die sich bei ihrer
Motivwahl der Alltagskultur bedient,
starke Impulse. Die
Grenzen zwischen
Pin-up und „echter“
Kunst verschwimmen: Als einer der
bedeutendsten Pop
Art-Künstler wendet sich Mel Ramos
in den Sechzigerjahren der Darstellung
von Comic-Helden
und Pin-ups zu.
Und um die Verbreitung des Pin-ups
auf Harley-Davidson
Motorrädern machen sich inzwiAnita Ekberg, schwedischer Exportschlager der Fifties, und Rita Hayworth, genannt die „Liebesgöttin“
schen renommierte
Dollar für ein Pin-up. Nebenbei ver- Künstler seinem Werk einige de- Airbrusher wie Elisabeth Austin verdingt er sich der Werbung – unter zente Kleidungsstücke hinzu, die dient. Sie verschönert zudem Helme
anderem für Coca-Cola.
nackte Tatsachen am Körper verde- und Surfboards.
Als die USA 1941 in den Zweiten cken, bevor ein Vorgesetzter sie zu
Derweil verdrängen im Alltag FoWeltkrieg eintreten, zieht das Pin-up Gesicht bekommt.
tografien mehr und mehr die gemalmit ins Feld. Die GIs heften sich die
Nose Art verleiht der Maschine ten Pin-ups. Zu den heißesten Prohübschen Girls in den Spind, was eine Persönlichkeit und macht sie dukten zählt der seit 1964 herausgefür die Verbreitung des Begriffs zudem bei der Landung sowie am gebene Pirelli Kalender, für den
Boden leichter identifi- Beauties wie Heidi Klum, Cindy CrawYeah, yeah, my heart‘s in a whirl, I love, I love, I love zierbar. „Wenn die ‚Te- ford und Naomi Campbell Fotografen
my little calendar girl, Every day (every day), every xas Lady’ landete, wie Peter Lindbergh, Bruce Weber
wussten wir: Joe und und Herb Ritts Modell stehen.
day (every day) of the year
Neil Sedaka, „Calendar Girl“
seine Jungs sind wieUnd nach wie vor kämpft der
„Pin-up“ (engl.: „anheften“) sorgt, der gesund heimgekehrt“, erzählt „Playboy“ in vorderster Front, wenn
und malen sie an ihre Flugzeuge. ein alter GI. Was dem Segler seine es um nackte Innovationen geht: In
Vor allem Vargas beflügelt die Phan- Galionsfigur, ist die Nose Art für der Oktober-Ausgabe 2004 brachte
tasie der Hobbymaler unter den Sol- den Flieger: ein sexy Glücksbringer. das Häschen-Magazin zum ersten
daten. „Nose Art“ nennt sich die Ver- Das Pin-up am Bug verleiht der Crew Mal „virtual Pin-ups“, für die beschönerung der Flugzeugnasen, die Mut und Zuversicht, im feindlichen kannte Videospielfiguren die Hüllen
nicht jeder Vorgesetzte als solche zu Kugelhagel zu überleben, und es fallen ließen, Pin-up – the next geneerkennen vermag. Schließlich sind heizt ihr ein. Zugleich stellt es meist ration?
allzu oft äußerst leicht oder gar nicht ein Girl dar, das man der eigenen
TEXT: RUDI HERZIG
bekleidete Damen zu sehen. Gern Mutter eher ungern vorstellen würFOTOS: CINETEXT, HORST RÖSLER
wird ein Model, ein Filmstar oder de, die beiden würden sich definitiv
25
h arley-davidson magazin 1 / 20 0 6
technik
Wie viel Huber darf’s
denn sein?
Gemeinhin heißt es, ein Langhuber stehe für hohes Drehmoment, ein Kurzhuber
für hohe Leistung. Was ist dran an der Faustregel?
L
anghuber und Kurzhuber sind kein
Ehepaar im Nachbarhaus der Meiers,
sondern ein Motorcharakteristikum,
das sich aus dem Verhältnis von „Hub“
und „Bohrung“ der Zylinder
herleitet. Doch immer
schön der Reihe nach.
Um die Wirkung
der Auslegungsvarianten zu
verstehen,
sollten wir
zunächst mit
dem beginnen, was in
einem Motor geschieht. Betrachten
wir einen simplen
Einzylinder, genauer gesagt
einen „Hubkolbenmotor“, den wir
nach seinem
Erfinder Nikolaus
Otto auch „Ottomotor“ nennen. Er verwandelt die chemische Energie
des Kraftstoff-Luft-Gemischs durch
Verbrennung in Wärmeenergie und
diese in mechanische Arbeit. Um Räder
zum Rollen zu bringen, bewegt sich ein „Kolben“ – von Explosionen getrieben – im „Zylinder“ hinauf und herunter. Seine Auf- und Ab-Bewegung wird
über ein „Pleuel“ auf die „Kurbelwelle“ und damit in eine
Drehbewegung übertragen. Die Drehung der Kurbelwelle versetzt letztlich unser Hinterrad in Rotation.
26
Nun lernen wir noch ein paar Begriffe: Die beiden Umkehrpunkte, an denen der Kolben seine Bewegungsrichtung
ändert, bezeichnet man als
„Totpunkte“, und den Weg
zwischen ihnen nennt
man „Hub“. Der
Durchmesser des Zylinders ist die „Bohrung“. Aus Bohrung und Hub können wir daher den
„Hubraum“ herleiten.
Das ist also der Raum, den
der Kolben bei jeder Auf- oder
Abbewegung durchquert. Das
Verhältnis zwischen Hub und
Bohrung nennen wir „Bohrungs-Hub-Verhältnis“. Ist die
Bohrung größer als der Hub,
so sprechen wir von einem
„Kurzhuber“, im umgekehrten Fall von einem
„Langhuber“.
Zu kompliziert? Stellen
Sie sich einfach je einen Kölner
und einen Düsseldorfer Bierfan vor.
Während der Kölner seine 0,2 Liter
Gerstensaft in ein langes, schmales Glas –
die Kölschstange – kippt, verwendet der Düsseldorfer ein kurzes, breites Glas –
100 mm Bohrung und
das Altglas. Die Menge ist die
72 mm Hub:
gleiche, die Verteilung eine andeder Revolution V-Twin
re. Vergleichen wir das Glas mit
einem Zylinder, so wäre das Kölschglas unser Langhuber und das Altglas unser Kurzhuber – mit gleichem
Hubraum.
h a r l ey - dav i d s o n m ag a z i n 1 / 2006
technik
Logisch, dass der Kolben bei einem Langhuber – zum
Beispiel einem klassischen, luftgekühlten Harley V-Twin
– bei gleicher Drehzahl einen längeren Weg zurücklegen
muss als bei einem Kurzhuber wie dem Revolution
V-Twin. Logisch auch, dass er sich dabei schneller bewegt: Seine „Kolbengeschwindigkeit“ ist höher als die des
Kurzhubers. Besonders gebeutelt wird der Kolben an den
Totpunkten: Hier kommt er für einen Sekundenbruchteil zum Stillstand, um gleich wieder brutal beschleunigt
zu werden. Einleuchtend, dass das nur in einem bestimmten Rahmen gut gehen kann: Ab einer gewissen Kolbengeschwindigkeit fliegt die ganze Sache auseinander. Und
da nun ein Kurzhuber prinzipbedingt mit niedrigeren
Kolbengeschwindigkeiten arbeitet, verkraftet er höhere
Drehzahlen als sein langhubiger Kollege.
So weit so gut. Was hat das Ganze aber mit „Leistung“ und „Drehmoment“ zu tun? Dazu ein wenig Basic-
Arbeitshub des Kolbens erneut das Drehmoment anliegt, führen höhere Drehzahlen zu mehr Leistung. Dadurch ist der Kurzhuber strategisch im Vorteil, denn er
ist – wie wir festgestellt haben – zu höheren Drehzahlen
fähig.
Der kurzhubige Revolution Motor beispielsweise gibt
in der VRSCA V-Rod sein Leistungsmaximum von dynamischen 117 PS bei 8.250 Kurbelwellenumdrehungen pro
Minute ab. Ganze 46 PS weniger erreicht der Twin Cam
88 einer E Glide – aber er erreicht sie bereits bei 5.450
Umdrehungen. In beiden Triebwerken rasen die Kolben
dann übrigens mit rund 19 Metern pro Sekunde auf und
nieder. Den Drehmomentvergleich entscheidet der Twin
Cam 88 mit 109 zu 105 Newtonmeter knapp für sich.
Wichtiger für das unterschiedliche Fahrfeeling ist aber,
dass sein maximales Drehmoment schon bei 3.400 U/min
anliegt, 3.600 U/min früher als beim Revolution.
LANGHUBER
KURZHUBER
Oberer Totpunkt
Oberer Totpunkt
Bohrung
Bohrung
Hub
Hub
Unterer Totpunkt
Kolben
Kolben
Unterer Totpunkt
Zylinder
Zylinder
Pleuel
Oberer Totpunkt
Pleuel
Oberer Totpunkt
Hub
Hub
Unterer Totpunkt
Hebelarm
Unterer Totpunkt
Kurbelwelle
Hebelarm
Kurbelwelle
Hohe Drehzahlen und hohe Leistung: kurzer Hub
Niedrige Drehzahlen und viel Druck aus dem Keller: langer Hub
Physik: Drehmoment ist das Produkt aus der Länge eines
Hebelarms und der daran angreifenden Kraft. Durch
den im Vergleich zum Kurzhuber längeren Weg, den der
Langhuber-Kolben zwischen dem oberen und dem unteren Totpunkt zurücklegt, ist sein Pleuel weiter vom
Drehzentrum der Kurbelwelle entfernt angebracht als
beim Kurzhuber. So ergibt sich ein größerer Hebelarm
an der Kurbelwelle, auf den die Kraft des Kolbens wirkt
– und damit ein höheres Drehmoment. Leistung wiederum ist Drehmoment pro Zeiteinheit. Da nun bei jedem
Langhuber oder Kurzhuber? Letztlich ist es eine
Geschmacksfrage, die Entscheidung zwischen Schwerund Leichtathlet, zwischen druckvoll-muskulös und
sportlich-dynamisch. Doch einerlei, ob Sportster, Big
Twin oder Revolution – der Fahrspaß kommt bei den
Harley-Davidson Motoren mit Sicherheit nicht zu
kurz.
TEXT: THOMAS MENDLE
ILLUSTRATION
SASSENBACH ADVERTISING
/ FOTO:
/ HARLEY-DAVIDSON
27
fahrbericht
h a r l ey - dav i d s o n m ag a z i n 1 / 2006
inhouse
The power
and the majesty
DEKRA
approved
Ausflug auf der neuen Harley-Davidson Night Rod
Harley-Davidson und BUELL Service
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h arley-davidson magazin 1 / 200 6
PREMIUM JET
im Test
TEXT: RUDI HERZIG
FOTO: HARLEY-DAVIDSON
Aufs Wesentliche reduzierter Power-Cruiser: die neue VRSCD Night Rod
D
er 180er am Heck ist ebenso auf Betriebstemperatur wie die 4,3 Liter H-D 360 Öl tief im
Innern des V-Twin. Grummelnd quittiert der
Revolution Engine die Gasbefehle der rechten Hand.
Links neben mir nimmt ein roter Mustang seine Startposition ein, 300 PS röcheln aus acht Zylindern. Ein Flirren
liegt in der Luft. Nervenkitzel pur. Wir warten. Ein Blick
auf die linke Ampel sagt mir, dass wir jetzt „prestaged“
sind. Ich rolle wenige Millimeter zur Startlinie vor, und
wir sind „staged“ – ready to race. Die Ampel springt um.
Ich starte durch.
Aus der Traum, bei 50 Sachen ist Schluss. Klar, wir
halten uns an die Spielregeln, die hier gelten. Schade
28
eigentlich, dass wir in Dortmund sind und nicht in
Daytona – schließlich hat der Ford nicht den Hauch einer Chance. Wären wir auf dem Highway statt auf der
Hauptstraße, so hätte sein Small Block ihn in 6,2 Sekunden von 0 auf 100 katapultiert. 2,7 Sekunden zu
langsam für das Kraft-Rad, auf dem ich sitze. Die Night
Rod, Harleys jüngste Schöpfung, scheint wie geschaffen
zu sein für einen Beschleunigungs-Fight.
An der nächsten Ampel betrachte ich unser Spiegelbild im Schaufenster gegenüber: Lauernd und präsent
wie eine Raubkatze kauert die Night Rod auf dem Asphalt. Zahlreiche mattschwarze Teile, geschlitzte Scheibenräder und das wuchtige Heck prägen den markanten
Look. Die gestreckte Silhouette verdankt sie ihrer beeindruckenden Länge, dem flachen Lenker und dem tief
angeordneten Sitz – nur 660 Millimeter trennen mein
Sitzfleisch vom Boden. Der flache Low Rise Lenker und
die mittig montierten Fußrasten ermuntern zu einer dezent aggressiven Sitzposition.
Seidenweich schiebt der V-Twin die Fuhre wieder an.
Jetzt, als wir die Stadt hinter uns lassen und höhere Drehzahlen anliegen, weicht sein Schnurren einem wütenden
Fauchen, Knurren und Hämmern. Nachdrücklich lässt
mich das flüssigkeitsgekühlte Kraftwerk spüren, dass
seine 120 Pferde hellwach sind. Gut, dass das fahrstabile
VRSC Fahrwerk und die beiden Dunlop D 207 Pneus
die Power jederzeit sicher auf den Asphalt bringen. Wesentlich leichtfüßiger, als ich erwartet hatte, frisst die
Night Rod die Kurven jenseits der City. Drei Brembo
Vierkolben-Scheibenbremsen sorgen dafür, dass sie aus
allen Lebenslagen sicher zum Stehen kommt. Keine Frage, diese Harley macht eine Menge Spaß – und sie ist
äußerst kurzweilig! Aus dem Augenwinkel huscht bereits wieder das gelbe Ortseingangsschild an mir vorbei.
Und an der nächsten roten Ampel steht er tatsächlich
wieder neben mir, dieser rote Mustang. Anerkennend
betrachtet sein Fahrer die Night Rod. Ein Lächeln umspielt seine Lippen. Ich lächele zurück.
W
as macht einen guten Service aus? Die zuvorkommende Behandlung, die kompetente
Beratung oder die erstklassige Werkstattleistung? Sicher ist es eine Mischung aus alledem. Und
sicher ist auch, dass Service in einer Zeit, in der Autos
und Motorräder technisch immer komplexer werden,
ungemein an Bedeutung gewinnt.
Harley-Davidson und BUELL bieten einen PremiumService, und das kommt nicht von ungefähr. Schließlich
setzt die Motor Company auf kompetente Mitarbeiter,
die sich permanent weiterbilden. Derzeit drücken die
europäischen Mitarbeiter die Schulbänke in Trainingszentren in Italien, Holland, Frankreich und Deutschland.
Weitere Fortbildungseinrichtungen sind in England und
Spanien geplant. Allein das 2004 in Bonn eingeweihte
Trainingszentrum bietet mehr als 700 Schulungsplätze
im Jahr an.
Der Lohn der Mühe ist eine im Motorrad-Bereich
herausragende Service-Qualität – sagt DEKRA. Im Auftrag der Harley-Davidson GmbH beurteilen „verdeckte
Ermittler“ des Deutschen KraftfahrzeugüberwachungsVereins Jahr für Jahr die Qualität der Arbeit von deutschen und österreichischen Vertragshändlern. Das Vorgehen: Motorraderfahrene Ingenieure kontaktieren und
besuchen als Testkunden den Händler und geben ein
mit Fehlern präpariertes Bike zur Reparatur oder Inspektion ab. Die Ergebnisse werden ausgewertet und
später mit dem Händler besprochen. Zudem erhält
er Tipps für Optimierungen. Die Bilanz der DEKRA:
Harley und BUELL Dealer bieten Spitzenqualität und
machen ihren Job sogar eindeutig besser als die Kollegen
der vom DEKRA getesteten Automobilhersteller. Auf
dem Harley Siegertreppchen des Jahres 2005 stehen übrigens Fierek’s Harley-Davidson Ulm, Harley-Davidson
und BUELL Westpoint Augsburg und Harley-Davidson
Neckar-Fils. Herzlichen Glückwunsch!
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Der J1 setzt die neuen Maßstäbe für offene Helme. Die Freiheit bleibt,
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29
h arley-davidson magazin 1 / 20 0 6
inhouse
h a r l ey - dav i d s o n m ag a z i n 1 / 2006
In der Ruhe
liegt die Kraft
Riesige Fabrikhallen, kilometerlange Fließbänder, hektische Betriebsamkeit?
Nichts davon. Bei BUELL sind nicht nur die Motorräder etwas anders
Der Chef und sein Erstlingswerk: Erik auf RW 750
V
ielleicht kennen Sie die Werbung für Jack
Daniel’s Whiskey. Da produzieren ein paar ältere Herren in aller Seelenruhe und recht gut gelaunt ein feines Tröpfchen. Ob in Lynchburg/Tennessee
auch im wirklichen Leben so gearbeitet wird, entzieht
sich meiner Kenntnis. Dass in East Troy/Wisconsin
tatsächlich solche Manufaktur-Verhältnisse herrschen,
davon konnte ich mich im Herbst 2005 selbst überzeugen. Statt Feuerwasser entstehen dort allerdings Feuerstühle, und die Mitarbeiter dürften im Schnitt 30 Jahre
jünger sein.
Um nach East Troy/Wisconsin zu kommen, verlässt
man die Harley-Davidson Heimatstadt Milwaukee in
30
inhouse
barschaft, ansonsten nur Landschaft und die zweite Abfahrt der Interstate – mehr gibt’s hier nicht. Kein Industriegebiet, kein Containerlager, nichts weiter. Zwei eingeschossige Gebäude, jedes so groß wie ein gut sortierter
deutscher Baumarkt, und ein sehr überschaubarer Parkplatz füllen das Betriebsgelände.
Der Eingangsbereich einer Zahnarztpraxis ist größer
als das Foyer des BUELL Werks. Ein Tresen in der einen
und das Vierzylinder-Zweitaktmonster RW 750 in der
anderen Ecke füllen den kleinen Raum. „Ist Erik schon
da?“ Natürlich ist er, wir sind schließlich verabredet. Die
nette Dame vom Empfang telefoniert kurz, und ein paar
Minuten später steht Erik Buell in Jeans und Freizeithemd vor mir.
So kompliziert und teilweise nervig die Einreise in
die USA auch war und so sehr bei meiner gestrigen Tour
2799 Buell Drive, East Troy, Wisconsin: das Werk
Fließbänder sucht man hier vergebens
südwestliche Richtung. Nach 35 Meilen auf und jeder
Menge landwirtschaftlicher Nutzfläche neben der Interstate 43 erreicht man das 3.564-Einwohner-Städtchen.
Hier bestimmen nicht mehr smarte Geschäftsleute in
schicken Limousinen das Straßenbild, hier fahren Latzhosen tragende dicke Männer in Pick-ups und nette alte
Damen in noch älteren V8-Schlachtschiffen herum. Eine
Tankstelle, acht Kirchen, ein überraschend gutes DriveIn-Lokal (www.gussdrivein.com) und jede Menge gut
abgehangener Holz-Einfamilienhäuser bestimmen das
Bild. East Troy ist sicher. Die Kriminalitäts-Statistik vermeldet fürs vergangene Jahr fünf Autodiebstähle, 16 Einbrüche und keinen Mord. Die Arbeitslosenquote liegt
mit 3,2 Prozent ebenfalls deutlich unterm Landesdurchschnitt.
Um das Zentrum von East Troy zu Fuß kennen zu
lernen, reichen zehn Minuten. Zwei weitere Fußwegminuten vom Marktplatz entfernt erreiche ich am Stadtrand den „Buell Drive“, eine Sackgasse. Tja, und da steht
sie nun: die Fabrik, in der vor kurzem die 75.000. BUELL
gebaut wurde und die mit rund 180 Mitarbeitern der
größte und bekannteste Arbeitgeber in East Troy/Wisconsin ist. Zwei, drei kleinere Mittelständler in der Nach-
durchs Harley-Davidson Motorenwerk in Milwaukee die
strengen Spielregeln eingehalten werden mussten („No
pictures! Keep between the blue lines!“), so herzlich und
locker beginnt mein BUELL Werksbesuch. Erik Buell,
der 55-jährige Gründer, Geschäftsführer und verantwortliche Konstrukteur von BUELL Motorcycles, macht mich
mit einem seiner jungen Ingenieure bekannt. Durch ein
Großraumbüro und vorbei an der für mich leider geschlossenen Forschungs- und Entwicklungsabteilung
geht’s über den Hof in die Fertigungshalle. Der von allen
Mitarbeitern geduzte Erik verabschiedet sich für eine
gute Stunde, sein Techniker lässt mir völlig freie Hand
beim Fotografieren, ich darf überall frei herumlaufen.
„Wenn Du Fragen hast, melde Dich einfach oder sprich
mit den Kollegen an der Fertigungsstraße.“
Das Herzstück der Produktion ist eine U-förmige
Fertigungslinie. Im Inneren des U erfolgen diverse Qualitätssicherungs- und Vormontage-Arbeiten: unter anderem die Dichtigkeitsprüfung der Rahmen, das Einfräsen
der Fahrgestellnummern, die Montage der Reifen, das
Einsetzen des Vorderrades in die Gabel, das Bestücken
des Rahmenhecks und das Konfektionieren von ElektrikBauteilen. Auf der Fertigungslinie gibt’s 15 Stationen, an
denen die Maschinen Stück für Stück komplettiert werden. Gelbe, von Hand geschobene Plattformwagen besorgen den Weitertransport. Eine feste Modell-Reihenfolge gibt’s nicht. 9er und 12er, S, R und Ulysses entstehen bunt gemischt und abhängig vom Bestelleingang.
Die 984- und 1203-Kubik-Motoren kommen per Lkw
von „Harley-Davidson Powertrain Operations, Capitol
Drive, Wauwatosa/Wisconsin“, dem Harley Sportster
Motorenwerk in einem Vorort Milwaukees. Die Rahmen
und auch die Schwingen haben eine etwas längere Anreise hinter sich. Sie stammen von den renommierten
Zulieferern Verlicchi und Brembo aus Italien. Hektik
kommt in der Linie nicht auf. Der Transportwagen wird
dann weiter geschoben, wenn die Arbeit erledigt ist. Und
wann das der Fall ist, bestimmt einzig und allein der
betreffende Kollege. Gearbeitet wird im Einschichtbe-
Fertig zur Auslieferung
trieb, in der Produktion ist bereits um 15.00 Uhr Feierabend. Maximal 55 Maschinen schaffen die BUELL
Macher pro Tag. Bei meinem Besuch rollen 48 Stück
über den Rollenprüfstand. Erik ist damit zufrieden und
führt mich zum Abschlussgespräch in sein schwer nach
Arbeit und leicht chaotisch aussehendes Büro. Neben
dem gut gefüllten Schreibtisch stehen eine weitere
RW 750 und eine E-Gitarre griffbereit. Den Jack Daniel’s
habe ich nicht entdeckt, aber es würde mich nicht wundern, wenn auch Erik ihn – wie ich – bisweilen zu schätzen wüsste. Sehr gut passen würde es jedenfalls.
TEXT UND FOTOS: KLAUS HERDER
31
h arley-davidson magazin 1 / 20 0 6
p&a
h a r l ey - dav i d s o n m ag a z i n 1 / 2006
Sound and vision
Multimedia auf der Harley
M
Eine der besten Anlagen auf dem Markt:
das neue H-D Audiosystem
Lupenreinen Klang stellt der harman/kardon High
Output Vierkanal-Verstärker sicher. Angenehm bemerkbar machen sich seine 20 Watt pro Kanal vor allem
bei höheren Geschwindigkeiten. Wer noch mehr Power
will, ordert einfach die optional erhältliche Endstufe
mit 40 Watt pro Kanal – bei der Screamin’ Eagle Ultra
Classic Electra Glide ist sie bereits serienmäßig vorhanden. Je nach Modell setzen zwei oder vier hochwertige,
wetterunempfindliche Lautsprecher die elektrischen
Signale in Töne um.
Damit die Bedienung zum Kinderspiel wird, verfügt
die Anlage über ein menügesteuertes Display und weAnzeige
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Taunus, Rheingau und Odenwald
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32
WER IST HARMAN/KARDON?
Als Dr. Sidney Harman zusammen mit Bernard Kardon 1953 in New York
ein Unternehmen für Unterhaltungselektronik gründete, hätte er sich
wohl kaum träumen lassen, dass seine Firma dereinst Harley-Davidson
Motorräder mit hochwertigem Audio-Equipment ausstatten würde. Die
Pioniere der jungen Hi-Fi-Branche packten einen Verstärker und einen
Radioempfänger in ein gemeinsames Holzgehäuse und tauften das
Ganze „Receiver“. Zu den weiteren Innovationen zählten der RöhrenVerstärker Citation 11 von 1959 — heute ein begehrtes Sammlerstück
— und das erste Cassettendeck mit Dolby B Rauschunterdrückung (1970).
nige Tasten, die sich auch mit
Handschuhen sicher bedienen lassen. Die wichtigsten Bedienelemente integrierte Harley-Davidson
in die Lenkerarmaturen. So können
die Hände am Lenker bleiben, wenn
beispielsweise die Lautstärke reguliert wird.
Bei der Ultra Classic Electra
Glide und der Screamin’ Eagle Ultra Classic Electra Glide wird neben
dem serienmäßigen CB-Funkgerät
auch die serienmäßige, stimmengesteuerte Gegensprechanlage für
Fahrer und Sozius über das Advanced Audio System betrieben. Sie
macht endgültig Schluss mit Verständigungsschwierigkeiten auf
dem Bike: Fahrer und Beifahrer un-
Heute gehören so große Marken wie JBL, Infinity und Mark Levinson
zu Harman International Industries Inc. Neben den Hi-Fi-Fans rund um
den Globus schwören zahlreiche Kinos, berühmte Broadway-Theater,
die Oper in Sydney sowie Tonstudios, Radio- und Fernsehsender auf Musikreproduktionsanlagen des Hauses Harman. Im Automotive-Bereich
sind die Amerikaner Zulieferer für so namhafte Unternehmen wie Audi,
BMW, DaimlerChrysler, Land Rover, Lexus, Porsche und Saab. Übrigens
leitet Dr. Sidney Harman bis heute die Geschicke des Unternehmens, das
seinen Namen trägt.
terhalten sich über Headsets mit
separat regelbarer Lautstärke. CBFunk und Gegensprechanlage können bei anderen Modellen natürlich
nachgerüstet werden.
Sie sind stolzer Besitzer eines
Bluetooth-fähigen Handys? Dann
telefonieren Sie mittels Stimmbefehlen kabellos über das System
und sein Headset, wenn Sie die optional erhältliche Freisprecheinrichtungs-Schnittstelle ordern. Telefonate werden einfach mit den Bedienelementen in den Lenkergriffen
entgegengenommen. Das Display
zeigt Namen und Telefonnummern
für ausgehende Anrufe. Und falls
Sie wie der Autor dazu neigen, sich
zu verfahren, dann rüsten Sie das
Advanced Audio System einfach
mit einem GPS-Navigationssystem
auf. Es führt Sie akustisch mittels
Sprachbefehlen und optisch via
Pfeildarstellung auf dem Display
zuverlässig ans Ziel und zeigt Ihnen noch dazu spezielle „Points of
Interest“ an: zum Beispiel Tankstellen, Hotels und Harley-Davidson
Händler. Ganz Europa – sogar
kleinere Staaten wie Andorra und
San Marino – ist im System erfasst.
Updates können im Zuge der Inspektionen aufgespielt werden.
Eines ist sicher: Auf den Tourern
von Harley-Davidson hat die Zukunft begonnen!
TEXT: RUDI HERZIG
FOTO: FRANK RATERING
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RAMADA
usik auf dem Motorrad … muss das sein? Es
muss nicht, aber es kann – und wie! Jeder, der
schon einmal von den Stones, U2 oder Eric
Clapton untermalt auf einer Harley unterwegs war, lernt
die Vorteile eines Audiosystems rasch zu schätzen. Mehr
denn je gilt dies für das brandneue Advanced Audio System, das in mehreren 2006er Touring-Modellen zum
Einsatz kommt. Doch es kann weitaus mehr als „nur“
Musik machen: Es verwandelt die Harley in ein rollendes
Infotainment Center. Neben der Street Glide verfügen
die Ultra Classic Electra Glide und die Screamin’ Eagle
Ultra Classic Electra Glide über die innovative Anlage.
Optional ist sie für die Electra Glide Standard erhältlich.
Das vom Hi-Fi-Spezialisten harman/kardon für
Harley-Davidson hergestellte Audiosystem zählt zu den
modernsten auf dem Markt. Klar, dass es neben dem
Radioteil mit sechs Mittelwellen- und zehn UKW-Speicherplätzen über einen CD-Player verfügt. Und der hat
es in sich: Er verarbeitet nämlich auch MP3-Dateien. Bis
zu zehn Stunden Musik lassen sich mit dem pfiffigen
Komprimierungsverfahren auf eine einzige CD packen!
Für einen störungsfreien Betrieb sorgt die „Anti-SkipProtection“. Sie arbeitet mit einem 130-Sekunden-Speicher und mechanischen Dämpferelementen – Maßnahmen, die Motorvibrationen und Straßenunebenheiten
keine Chance lassen.
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33
h arley-davidson magazin 1 / 20 0 6
history
Mekka liegt
im Westen
Sturgis – für Harley-Davidson Enthusiasten ein Name wie Donnerhall. Die Sturgis
Motorcycle Rally in South Dakota zählt zu den größten Motorradtreffen der Welt.
Ein Rückblick
TEXT: THOMAS MENDLE
FOTOS: THE ENTHUSIAST, HORST RÖSLER
D
ort, wo dereinst Bisons zu
Tausenden über die Prärie
donnerten, stoßen heute
Stahlrösser den Ruf der Freiheit aus.
Jedes Jahr treffen sich mehrere Hunderttausend Biker in den Black Hills
im US-Bundesstaat South Dakota
zur Sturgis Motorcycle Rally, um zu
feiern und den Harley-Davidson
Lifestyle zu zelebrieren. Und das
Surrounding der auch Black Hills
Motorcycle Rally oder Sturgis Bike
Week genannten Veranstaltung
könnte besser nicht sein. Die überwältigende Natur der Black Hills mit
dem Mount Rushmore National Monument, der Badlands National Park
und das imposante Devil‘s Tower
National Monument im benachbarten Wyoming laden geradezu ein
zum genüsslichen Motorradfahren.
Hier lässt man den Alltag leicht hinter sich. Im vergangenen Jahr feierten nicht weniger als 700.000
Harley Begeisterte das 65. Jubiläum
der mittlerweile legendären Rally.
Aus der ganzen Welt reisten die Teilnehmer an – sie verdoppelten eine
Woche lang die Population des Bundesstaates. Doch wie kam es zu den
34
Damals wie heute ist der Weg das Ziel – eine Familie mit Harley auf dem Weg nach Sturgis
sieben Tagen und Nächten im Jahr, in denen das ansonsten
so beschauliche Örtchen im Norden
der USA keinen Schlaf findet?
Wie bei fast jedem Mega-Event
hat alles ganz klein angefangen. Wir
schreiben das Jahr 1938. Das verschlafene Sturgis in den Black Hills
im US-Bundesstaat South Dakota ist
ein weißer Fleck auf der Landkarte.
Noch. Denn just in jenem Jahr entschließt sich der umtriebige Motorrad-Händler Clarance J. C. Hoel,
genannt „Pappy“, in dem Örtchen
eine Rennveranstaltung zu organi-
staltung, die stetig
mehr Besucher
anzieht.
Dann aber
ziehen viele junge Männer für
ihr Heimatland
in den Krieg,
und so finden
in Sturgis in
den Jahren
von 1944 bis 1946
keine Veranstaltungen
statt. Doch 1947 treffen
sich an gleicher Stelle
wieder stattliche 400
Spektakuläre Landschaften locken die Teilnehmer der Rally
Teilnehmer, feiern
und lassen den Bikersieren – was sich auch problemlos Lifestyle hochleben. Die Sturgis Moumsetzen lässt. Damals sind Biker torcycle Rally wächst über die Jahre
ungleich mehr rennbegeistert als langsam aber stetig.
heutzutage. Ähnlich wie in Europa
Als Hoel im Jahr 1938 das Event
platzen Rennveranstaltungen in den ins Leben ruft, kann er noch nicht
USA allerorten aus den Nähten. Au- absehen, was da auf ihn, die Jackßerdem verfügt Sturgis über eine pine Gypsies und auf Sturgis zuneu angelegte Rennbahn, genauer kommen wird. Im Laufe der Nachgesagt ein Half Mile Dirt Track Oval. kriegsjahre formieren sich zwei verPappy und seine Freunde gehören schiedene Lager von Besuchern, die
dem zwei Jahre zuvor gegründeten ihre Partys räumlich voneinander
Jackpine Gypsies Motorcycle Club getrennt feiern. In Sturgis geben
an, der die Rennen mitveranstaltet. sich die modischen, adrett gekleideÜbrigens richten die Gypsies auch ten, bürgerlichen Motorradfahrer
heute noch, 17 Jahre nach Pappys ein Stelldichein – mehr oder minder
Tod, während der Sturgis Motorcycle Motorrad fahrende Touristen, die in
Rally die Wettbewerbe aus.
dem Ort einen gemeinsamen TreffDie Rennveranstaltungen punkt haben. Eine Harley zu fahren
in Sturgis fallen ungleich spektaku- ist in diesen Kreisen schick, große
lärer aus als anderswo. Denn Pap- Touren durch außergewöhnliche
py organisiert neben den klas- Landschaften sind angesagt, und
sischen Dirt Track Rennen auch man betrachtet große Partys als sonoch etliche Stunt-Wettbewerbe, wie ziales Happening.
beispielsweise Schanzensprünge,
Die wüsten, schmutzigen Partys
Sprünge durch die brennende Holz- allerdings gehen im 35 Kilometer
wand oder Frontal-Crashes mit Au- entfernten alten Goldgräberstädttomobilen.
chen Deadwood ab, wo MCs und
Hoel sammelt Mittel bei Outlaws lästerlich saufen, lärmen
den ortsansässigen Betrieben und
kann ein Preisgeld von stattlichen
500 Dollar aussetzen – viel Geld in
DAS EVENT 2006
Sturgis Motorcycle Rally 2006:
dieser Zeit. Im ersten Jahr melden
Datum: 7.8. bis 13.8.
sich trotzdem nicht mehr als neun
Ort: Sturgis, South Dakota
Fahrer zu den Dirt Track WettbewerInfos: www.sturgismotorcyclerally.com
ben an, auch das Publikum ist noch
www.sturgis.com
recht überschaubar. Bis zum Jahr
1943 wiederholt Pappy die Veran-
35
h arley-davidson magazin 1 / 200 6
history
h a r l ey - dav i d s o n m ag a z i n 3 / 2005
und Randale anzetImmer mehr
teln. In den Siebzimausert sich Sturgis
gerjahren findet jezur US-Hauptstadt
doch zwischen beider Harley-Davidson
den Städtchen mehr
Szene, auf den Terund mehr Ausminus „Bike City“
tausch statt, und die
ist Sturgis zu Recht
eher gesitteten Bistolz. Die allerker beginnen, an
meisten Fans reisen
der rohen, ungezüzu dem Event auf
gelten Bikerszene
Harley-Davidson
Gefallen zu finden.
Motorrädern aus alBis in die Siebzilen Epochen und
gerjahre gilt das
mit den verrücktesTreffen in der maleten und schönsten
Eine
Woche
Harley
Kult:
Während
der
Bike
Week
schläft
die
Main
Street
nie
rischen
Gegend
Umbauten an. Die
noch als Geheimtipp. In den Achtzigerjahren jedoch Sturgis Motorcycle Rally ist gleichzeitig das Dorado für
wächst das Event um ein Vielfaches schneller als die In- Customizer und Tuning-Fans. Wie auch immer die
frastruktur in dem Kleinstädtchen – zum einen wegen Bikes aussehen, das Donnern der Twins verstummt sieder positiven Berichterstattung der einschlägigen Medi- ben Tage und Nächte lang nicht.
en, zum anderen aufgrund der Tatsache, dass die Biker
Je mehr das Event von Sturgis, Deadwood und Rapid
bei den Großevents von Daytona und Laconia großem City gewachsen ist, desto friedlicher ist es auch auf der
Kommerz und harschen Polizei-Repressalien ausgesetzt Motorcycle Rally geworden. Trotz der großen Menschensind. In Sturgis wird 1982 der ehrwürdige City Park, der massen haben Organisation und Ordnungskräfte die
zentralste der Camp Grounds, wegen Überfüllung ge- Veranstaltung längst sicher im Griff. Noch immer gehöschlossen. Die dortigen hygienischen Zustände sind in- ren die Dirt Track Rennen, die Uphill-Wettbewerbe und
zwischen unhaltbar, auch Fälle von Vandalismus und die Drag Races zu den Hauptattraktionen. Namhafte
Gewalt unter den zusammengepferchten Bikern treten Rock-Bands lassen es jedes Jahr richtig krachen, und bei
auf. Im Jahr 1987 kommen bereits 80.000 Motorradfah- Bike-Auktionen können sich Harley Fans ihr Traumbike
rer zur Sturgis Motorcycle Rally, und nur drei Jahre spä- ersteigern. Weit über 100 Großveranstaltungen steigen
ter nehmen nicht weniger als 400.000 Menschen teil. in den sieben Tagen und Nächten, und die Main Street
Dass ein solches aus allen Nähten platzendes Großereig- ist der Brennpunkt der Rally.
Jeder Harley-Davidson Enthusiast sollte das unvernis die Stadt nachhaltig verändert, versteht sich von
selbst. Harley-Davidson Kenner Oluf Zierl schreibt: „Sei- gleichliche Flair des Events, die Easyness seiner Besune Einwohner sowie Zigtausende braver Durchschnitts- cher und den unglaublichen Reiz der Landschaft einmal
touristen (...) lernten dabei, dass es auch noch eine ande- erlebt haben. Der Ruf der V-Twins hallt noch lange nach
re, unbekannte Seite der ‚Great American Society’ gab in den Black Hills.
– eine auf zwei Rädern, krachend, laut, roh und wild, mit
Wir bedanken uns bei Fritz Simmerlein für die freundliche Unterstützung.
bärtigen Ledertypen und halbnackten Girls, vollgepackt
mit Sex, Fun und obszönen Sprüchen, Ketten, Nieten,
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Messern, nasty boots (‚groben Stiefeln’) und irren Blicken.“
★★★★
Sturgis verkörpert nun das, was andere derartige
Großveranstaltungen längst verloren haben: ein urwüchsiges Biker-Feeling als Opposition gegen die spießige
das aktive urlaubsresort
Wertemoral der amerikanischen Durchschnittsgesellschaft in den Sechziger- und Siebzigerjahren.
Harley-Davidson macht sich die Werbewirksamkeit
von derlei Großveranstaltungen erst relativ spät zu Nutze.
Vielfältige Gastronomie, abwechslungsreiches Animationsprogramm und täglich
Bis Mitte der 70er Jahre feiert man gesondert im eher rufreie Nutzung des hauseigenen Erlebnishigen Rapid City am Fuße des Mount Rushmore seine eibads, auch für Selbstversorger in unseren
preiswerten Apartments!
gene Party. Heute sind die Aktivitäten der Motor Company
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in Rapid voll in die Aktivitäten der Sturgis Motorcycle
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Rally eingebunden, die Veranstaltung umfasst mittlerweiwww.rhoen-park-hotel.de
le die Orte Sturgis, Deadwood, Rapid City und Custer.
4 Sterne
für
Genussfahrer
36
regionalporträt
H.O.G. Member des Heftes
DIETER PENZKOFER
Vor knapp 10 Jahren hätte er es
sich nicht träumen lassen, einmal
selbst auf einem Milwaukee Eisen
zu sitzen, das Vibrieren des Motors
zu spüren und sich den Fahrtwind
ins Gesicht und durch den Bart wehen zu lassen.
Dabei hatten es ihm die Chrom
glänzenden Maschinen schon immer angetan. Und wenn er durch
sein geliebtes München streifte,
blieb er oftmals ehrfürchtig vor einer Harley stehen, um ein wenig zu
träumen – der V-Twin-Virus hatte
ihn bereits fest im Griff. Das letzte
wichtige Schlüsselerlebnis hatte
„Penzi“ bei einem Besuch in Wolfram Rummels neu eröffneter
„Harley-Davidson Galerie“ in Gelting/
Wolfratshausen. Jedes Wort, das
Dieter von Wolfram hörte, beflügelte seine Träume, und als er den
Sound der Big Twins vernahm, war
es endgültig um ihn geschehen: Er
kaufte eine Softail. Dabei störte es
ihn zunächst wenig, dass er noch
gar keinen „Einser“-Führerschein
hatte. Bei einem Trip in die USA
mit seinen Münchner Vorstadtmusikanten besuchte er jeden Harley
Store auf der Tourneestrecke, um
sich stilecht einzukleiden.
Zurück in München führte ihn
sein erster Weg zur nächsten Fahrschule. Die 18-jährigen belächelten
den 58-jährigen Mitschüler: „Was
wui da Opa do, an Einser…?“ Nun,
der Opa hat’s ihnen allen vorgemacht, und nach fünf Wochen hielt
er stolz den rosa Schein in Händen.
Endlich durfte er die erste Ausfahrt
auf seiner Harley unternehmen.
Zahllose weitere sollten folgen – immer öfter mit Freunden aus der Geltinger Harley Galerie. So gingen die
ersten Jahre ins Land, aus den
Harley Freunden entstand das Isartal Chapter Bavaria, aus Dieter wurde ein H.O.G. Vice Director.
Auch Penzis Ehefrau Inge genoss inzwischen die Kameradschaft
im Chapter, zumal sich für das Paar
Freundschaften entwickelten, die
weit über Ländergrenzen hinausreichen. Allerdings wird ihr Verständnis für ihren g’spinnerten Penzi
heute mehr denn je auf die Probe
gestellt, denn eine herkömmliche
Garage reicht für Dieters Harley
Fuhrpark längst nicht mehr aus. Ne-
ben der Softail parken heute eine
Springer, eine 100th Anniversary
V-Rod, eine Electra Glide Ultra Classic
und eine original Polizeimaschine
in einer perfekt ausgestatteten und
gemütlich eingerichteten kleinen
Industriehalle.
Gerade mit seinem Police Bike
beeindruckte der liebenswerte Biker
schon oft die lokale Presse. So wurde er als Harley Fahrer am Viktualienmarkt in München abgelichtet,
Kaffee schlürfend in Tölz, und als
„echter Sheriff aus Amerika“ zierte
sein Bild ausgerechnet das Magazin
der Deutschen Polizeigewerkschaft.
Derweil entwickelte sich Penzis
Halle mehr und mehr zum Treffpunkt für Ausfahrten oder für einen
kurzen Ratsch. Immer öfter ist er
hier anzutreffen. Zur Ruhe kommt
er erst, wenn seine Lieblinge nach
großer Fahrt geputzt und aufpoliert
glänzend dastehen. Erst dann macht
er es sich auf seiner Couch bequem,
lässt zufrieden seinen Blick über die
Bikes gleiten und findet, dass „das
weitaus besser ist als fernzusehen“.
h arley-davidson magazin 1 / 2006
Liebe Leserinnen und Leser,
liebe H.O.G. Mitglieder,
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Die Redaktion behält sich das Recht vor,
Leserzuschriften zu kürzen.
Hallo Redaktion,
ein paar Fragen zu dem nicht ganz
einfachen Artikel „Vom Mysterium
der HD Typkürzel“. Meine Frage bei
den F Typen: Stand die Bezeichnung
H für High Compression und nicht
für Highway? Man hatte doch damals die Wahl zwischen einer FL
oder einer FLH. Dann kam 1980 die
Tour Glide (FLT). Da stand das T für
Tour Glide und nicht für Touring.
Als man 1983 die Lenkerverschalung
der FLH an die FLT schraubte, wurde diese zur FLHT! Dann noch zu
der Bezeichnung FXR: Das R stammt
von der 78er Low Rider. Eine Super
Glide (FX) mit ein paar Änderungen.
Tja, und jetzt kommt das R ab 1984
tatsächlich als „rubber mounted“
mit der nur einmaligen Low Glide.
Dann wurden 1985 die Super Glide
und Low Rider in diesen Rahmen
gesteckt und fortan FXR und FXRS
benannt.
Zum Schluss die Softail: So radikal
mit Custom-Styling war doch die
Softail 1984 nicht! Mit Ausnahme
von Rahmen und Sattel entspricht
impressum
Herausgeber:
Harley-Davidson GmbH
Starkenburgstr. 12
D-64546 Mörfelden
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leserbriefe
sie der Wide Glide. Sie war aber als
Nachfolger der Wide Glide gedacht.
Es ist wirklich ein zum Wegstaben
verbuchseln. Ich freue mich, wenn
ich Eure Meinung darüber erhalte.
Gruß aus der Schweiz,
Woerni Hofmann
Lieber Woerni,
zunächst ein ganz großes Kompliment:
Du hast Dich offensichtlich sehr intensiv mit der Materie befasst!
Wie Du bereits selbst bemerken und
auch unserem Artikel entnehmen konntest, stimmt es, dass manchen Buchstaben mehrere Bedeutungen zukommen.
So wird dem „H“ sowohl „High Compression“ als auch „Highway“ zugeschrieben. Bereits in den Zehner- und
Zwanzigerjahren taucht das „H“ in
Modellbezeichnungen auf und deutet
seinerzeit auf Hochleistungsmotoren
mit entsprechend hoher Verdichtung
hin.
Mit dem „T“ für „Tour“ in der Typbezeichnung „FLT“ der 1980er Tour Glide
liegst Du natürlich richtig. Doch als
1983 ihre Optimierungen auch bei den
„Electra Glide“ Modellen übernommen
wurden, stand das „T“ auch für „Touring“ im Allgemeinen.
Mit der „Low Rider“ von 1978 irrst Du.
Das Typkürzel lautete „FXS“ und nicht
„FXR“. „FXR“ war das Kürzel für die
„Super Glide II“ von 1982 und dort
stand das „R“ tatsächlich für „rubber
mounted“.
Deine Meinung zur „FXST Softail“
können wir nicht teilen – neben dem
revolutionären Rahmen und dem Custom-Styling war auch der Motor (Evolution V-Twin) neu. Die „Wide Glide“
wurde als Bestandteil der „FXR“ und
später der „FXD“ Baureihe parallel
weiterproduziert. Die „Softail“ war
nicht als Ersatz für sie gedacht, sondern
Editors:
Arnd Dickel, Evelyne Döring, H.O.G.,
Bernhard Gneithing, Nicolas Stiller, Mörfelden
Redaktion:
Harley-Davidson Presse-Service/Knut Briel
GmbH, Köln; Sassenbach Advertising, München; Klaus Herder
h a r l ey - dav i d s o n m ag a z i n 1 / 2006
als Keimzelle einer neuen, zusätzlichen
Baureihe.
Viele Grüße,
die Redaktion
Liebe Redaktion,
vielen Dank für das immer wieder
interessante Magazin. Mir gefallen
besonders die Berichte, die auch mal
nicht mit Fahrzeugen zu tun haben,
zum Beispiel die Rubrik Lifestyle
oder das Porträt. Leider seid aber
auch Ihr nicht vor dem Druckfehlerteufel gefeit. Im Magazin 3/2005
schreibt Ihr korrekt auf Seite 26 im
Text beim „Frühlingserwachen“,
dass man beim Batterieanklemmen
zuerst den Pluspol anklemmen soll.
Leider steht es unter dem Bild genau
verkehrt herum. Hoffen wir, dass
nicht nur die Bilder angeschaut werden (schmunzel). Macht weiter so.
Liebe Grüße aus Hannover,
Peter Keuntje
Lieber Peter,
wir veröffentlichen Deinen Leserbrief
stellvertretend für mehrere Leser. Selbstverständlich hast Du Recht: Die Bildunterschrift ist falsch, im Text steht es
korrekt. Uns ist der Druckfehler auch
aufgefallen, allerdings erst, als es schon
zu spät war – im gedruckten Heft nämlich.
Danke für Deinen Hinweis und beste
Grüße,
die Redaktion
Liebe Redaktion,
ich bin schon seit vielen Jahren
Hard-Rock-Fan. Daher hat mir der
Doro-Artikel im letzten Heft sehr
gut gefallen. Bringt bitte mehr davon!
Viele Grüße,
Major Tom, Bonn
Fotografie / Illustration:
Michael Bernleitner, Knut Briel, Cinetext, The Enthusiast,
Fremdenverkehrsverband Rhön, Harley-Davidson, Klaus Herder,
Stadt Mainz/Amt für Öffentlichkeitsarbeit, Dieter Penzkofer,
Frank Ratering, Horst Rösler, Sassenbach Advertising
Anzeigenmarketing:
Advertising & More Werbeagentur, München
Grafik/Layout:
Sassenbach Advertising,
München
Erscheinungsweise:
Drei Ausgaben pro Jahr
last words
Das letzte Wort
Zwei Seiten von Amerika
M
an darf hier seine schwierige
dazu unternehmen, dass endlich das TropKindheit dokumentieren, man
fen und Rinnen im Badezimmer aufhört;
darf seine Menschwerdung
obwohl es jetzt schon weit nach Mittervom Motorradfahrer zum Harley Fahrer
nacht ist, knallen seltsame, auf den Gänbejubeln, oder man darf vor einem interesgen herumschlurfende Dauergäste des
sierten Forum seine seelischen Blessuren
Etablissements in einem fort die Zimmerdarbieten. Ich erzähle euch eine Alltagsgetüren auf und zu; alle sieben oder acht Mischichte aus Amerika.
nuten rast Feuerwehr oder Polizei unter
Während ich die Zeilen schreibe, sitze
infernalischem Sirenengeheul durch die
ich ziemlich desperat in einem schäbigen,
Häuserschlucht. Meine wenigen, sicherheruntergekommenen Hotelzimmer mitheitshalber mitgebrachten Schlafpillen
ten in San Francisco und verwünsche das Michael Bernleitner, Chefredakteur sind abgezählt und rationiert, ich muss
Land zutiefst. An Schlaf ist nicht zu den- „Motorradmagazin“, Österreich vernünftig damit haushalten.
ken, denn es ist ein bitterWas das persönliche Drama nun mit Harley-Davidson
kalter Februar in San Franzu tun hat, will ich gerne
cisco, und der Ventilator
erklären. Denn ich muss
der Zimmerheizung (es ist
um Abbitte ersuchen: Vor
natürlich keine richtige
gar nicht allzu langer Zeit
Heizung, sondern so eine
(eigentlich bis hin zum
Art umgedrehte KlimaanlaAuftreten des Twin Cam
ge) rattert wie ein Helikop88 Motors) haben wir uns
tergeschwader und verteilt
immer ein bisschen lustig
Luft im Zimmer, die nicht
darüber gemacht, dass die
besonders gut riecht.
Harley Technik schwer verEs ist in seiner Anlage
altet und nicht sehr ernst
und mit seiner kaum vorzu nehmen sei. Nun sitze
handenen Rezeption eiich – im Jahr 2006 – in diegentlich eher ein Motel als
ein Hotel – obwohl wir nur ganz wenige Häuserblöcke ser Low-tech-Bude mitten in der Computerstadt San
vom Union Square mit seinen teuren Einkaufsgeschäf- Francisco und erfahre am eigenen Leib, was wirklich
ten entfernt sind. Das Reisebüro hätte den Auftrag ge- veraltet ist, rettungslos veraltet. Jeder Harley V2 aus den
habt, ein Zimmer in einem soliden Haus mittlerer Preis- schlimmsten 1970er-Zeiten der Company ist Weltraumlage in Zentrumsnähe zu reservieren – und jetzt logiere technologie dagegen! Seit 2001, also seit der Einführung
ich in diesem Loch. Wenn man aus dem zugigen, des superben V-Rod Motors, bin ich sowieso ein Fan.
schlecht schließenden Zimmerfenster schaut, erkennt Und erst recht seit der Street Rod, die ja wirklich ein
man wiederholt dieselben Personen, die ihre in Plastik- schönes, kräftiges, Freude machendes Motorrad ist. Das
säcken verpackten Habseligkeiten in ihren Einkaufswä- muss gefeiert werden: Ich werde jetzt zusammenpacken,
gen nach einer schwer zu durchschauenden Choreogra- zielstrebig aus dieser Höhle verschwinden und werde
mich im Mark-Hopkins-Hotel einquartieren, dem ersten
phie immer wieder rund um die Kreuzung schieben.
Schalte ich die Heizung ab, dann ist es in Minuten- Haus am Platz.
schnelle bitterkalt. Ich liege bald vollständig bekleidet
Die Beiträge der Gastautoren geben nicht unbedingt die Meinung der
unter der fadenscheinigen Bettdecke und kann nichts Redaktion wieder.
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