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FEUILLETON Freitag, 27. April 2012 Zum Tage Sieben Jahre Krieg Von Michael Thumser Seite 17 Aus Traum und Wirklichkeit Bayreuth sucht Stadtschreiber 2013 Bayreuth – Für das Jean-Paul-Jubiläumsjahr sucht Bayreuth eine Stadtschreiberin oder einen Stadtschreiber. In der Tradition des fränkischen Dichterfürsten, dessen 250. Geburtstag im kommenden Jahr auf vielfältige Weise gefeiert wird, lädt die Stadt einen Autoren oder eine Autorin ein, sechs Monate lang das Jubiläum literarisch zu begleiten, beispielsweise durch einen Blog im Internet oder durch Lesungen. Auch eine Zusammenarbeit mit den Oberstufen der Gymnasien wird angestrebt. Das Jubiläumsjahr 2013 biete Gelegenheit, neue Wege zum Werk Jean Pauls (1763 bis 1825) zu finden, heißt es weiter. Zugleich sollten seine Persönlichkeit – der vielschichtige Denker, der Philosoph, der sprachgewaltige Bilderschöpfer – und seine enge Verbundenheit mit Bayreuth gewürdigt werden. Die Wohnung, worin der Stadtschreiber vom 1. Februar bis zum 30. Juni leben und arbeiten soll, wird von privater Seite kostenlos zur Verfügung gestellt. Bewerben können sich alle deutschsprachigen Autoren bis zum 31. Juli 2012. Jean Paul, mit bürgerlichem Namen Johann Paul Friedrich Richter, zählt zu den bedeutendsten deutschen Schriftstellern seiner Zeit. Er wurde als Sohn eines Pfarrers am 21. März 1763 in Wunsiedel geboren und starb am 14. November 1825 in Bayreuth. Zu seinen bekanntesten Werken zählen der Roman „Siebenkäs“ sowie die Erzählung „Das Leben des Quintus Fixlein“. Wichtige Aufwertung für Marteau-Wettbewerb Hof – Der in Oberfranken ausgerichtete Violinwettbewerb „Henri Marteau“ hat eine wichtige internationale Anerkennung erhalten. Der musikalische Wettstreit gehört künftig zum Weltverband internationaler Musikwettbewerbe (WFIMC). Das teilte Ingrid Schrader, die Intendantin der Hofer Symphoniker, mit. Das Orchester organisiert zusammen mit dem Bezirk Oberfranken und dem Freundeskreis Haus Marteau alle drei Jahre in Lichtenberg den Wettbewerb für begabte Nachwuchs-Musiker, das nächste Mal 2014. Ziel des Weltverbands ist es, herausragende Nachwuchstalente der klassischen Musik zu entdecken. Dem Verband gehören derzeit 120 der weltweit anerkanntesten Musikwettbewerbe an. I m Mecklenburgischen Staatstheater ist heute Feiertag: Ein Wiegenfest gilt es zu begehen – und dabei dem kollektiven Musikgedächtnis ein wenig nachzuhelfen. Denn an Friedrich von Flotow, der vor 200 Jahren auf Gut Teutendorf in Mecklenburg zur Welt kam, erinnert sich die Musikwelt nicht mehr sehr genau. In Schwerin, wo besagtes Staatstheater seinen Sitz hat, gratuliert man dem Verewigten unter anderem durch die Aufführung seines Opus 14, einer Sonate für Pianoforte und Violine – nicht die treffendste Jubelgabe. Denn nur als Opernkomponist blieb Flotow namhaft, mit einem One-Hit-Wonder: Noch heute steht sein komischer Vierakter „Martha oder Der Markt von Richmond“ publikumsfreundlich auf den Spielplänen der Musikbühnen. Zwischen Aristokratie und ländlich-sittlicher Bevölkerung spielt sich eine doppelte Liebesgeschichte ab: Zwei feine Ladys, arg gelangweilt, verdingen sich spaßeshalber als Bauernmägde bei einem Pächter und dessen Pflegebruder und stellen bald erschrocken fest, dass sie, für die harte Arbeit in rauer Umgebung völlig ungeeignet, ein Jahr lang bindend unter Vertrag stehen. Dem 1847 in Wien uraufgeführten, in Hof zuletzt 2003 gezeigten Meisterwerk – mit einem brillanten, von Regisseuren stets hingerissen zelebrierten „Theater auf dem Theater“-Coup – verdanken lyrische Sängerinnen mit Sinn für Herzschmerz den Evergreen „Letzte Rose“: „Sollst ruhen mir am Herzen / Und mit mir, ja mit mir im Grab.“ Mit ins Grab, sozusagen, nahm Friedrich von Flotow, neben vielen Liedern, die übrigen seiner beinah dreißig BühnenFriedrich von Flotow schöpfungen. In ihnen verband er die romantische Spieloper deutscher Provenienz mit der Opéra comique, die, aus Frankreich ausstrahlend, sich auch diesseits des Rheins großer Beliebtheit erfreute. Lange in Paris und bei Wien lebte der Komponist, der von Ende 1855 bis 1863 in Schwerin das Hoftheater leitete; eine Zeit, die er – sie mögen dort heute feiern, wie sie wollen – kummervoll als seinen „Siebenjährigen Krieg“ verbuchte. Bis Flotow 1883 in Darmstadt starb, blieben ihm allerdings zwanzig Jahre, sich von seinen Wunden zu erholen. Kulturnotizen Das erste Grün in maximalen Luftaufnahmen Bamberg – Inspiriert von dem Text „das erste grün“ von Eugen Gomringer zeigen die Fotografen Stefan Allerhand, Reintraut Semmler und Martin Krampen Landschaftsbilder in der Villa Concordia. Zu sehen sind Luftaufnahmen in maximal vergrößertem Leinwanddruck. Die Vernissage ist am Mittwoch, 19 Uhr; die Schau ist bis zum 15. Juni geöffnet. Die Künstlerin Annette Bätjer bei der Vernissage vor ihren Gemälden „Revuetänzerin“ und „Der Besuch des Idols“. Eineinhalb Jahre nach dem in Hamburg lebenden und dort zum Professor ernannten Hofer Maler Armin Sandig stellt dessen Lebensgefährtin Annette Bätjer in der Galerie im Theresienstein aus. Die Vernissage am Mittwoch war trotz starker FußballKonkurrenz gut besucht. Von Ralf Sziegoleit Hof – Allerdings folgten nicht alle der Mahnung, mit der die Vorsitzende des gastgebenden Kunstvereins Hof, Annie Sziegoleit, ihre Begrüßungsrede beschloss: „Die Kunst geht vor.“ Oberbürgermeister Harald Fichtner und etliche andere verabschiedeten sich nach ihrem Rundgang durch die Schau – sie wird vom Oberpfälzer Hubert Baumann attraktiv mit Objektkunst ergänzt –, um bei Spielbeginn zu Hause zu sein. Als Fußballfan, der intelligentes Kombi- nationsspiel bewundert, outete sich später auch der 83-jährige Armin Sandig; das happy endende Elfmeterschießen erlebte er am iPad mit. Dass Annette Bätjer das Spielerische in ihre künstlerischen Strategien einbezieht, ist in ihrer mehr als vierzig Arbeiten umfassenden Bilderschau unschwer zu erkennen. Gleich als Einstieg werden in einem „Zauberspiel“ von ihr verehrte Künstler-Größen wie Arp und de Chirico – vor pointillistischem Hintergrund – herbeizitiert. Auch Max Ernst und Fernand Léger gehören zu den Großmeistern der Moderne, die sie zu schätzen weiß. Und die intensive Farbigkeit ihrer Bilder lässt sich als Hommage an die Pop-Art verstehen. Collagen aus Eindrücken Im Zentrum der Geschichten, die Bätjer erzählt, steht das Geheimnis. Ohne exakte Vorplanung greift die 1959 geborene Künstlerin in ihr schlummernde Bildideen auf, die sich bei der Arbeit oft auf überraschende Weise weiterentwickeln. „Mit Bildern fantasieren“, so charakterisiert sie ihren Malprozess, der Traumbilder entstehen lässt. In Räume mit irritierenden Perspektiven bricht das Unerwartete ein, das zuweilen an Inszenierungen des absurden Theaters erinnert. Auch Erotisches spielt eine Rolle, besonders beim „Besuch des Idols“, der sich, zwischen Lust und Schrecken, offenbar im Kopf einer sich darbietenden Nackten ereignet. „ Mit Bildern faszinieren. “ Annette Bätjer über ihren Malprozess Das ursprüngliche Metier Annette Bätjers ist die Zeichnung, die sie eine Schule des Sehens nennt. Überhaupt kommt es, wie sie sagt, wesentlich aufs Beobachten an. In ihren Figurenbildern auf Leinwand führt sie Eindrücke aus Kunst, Alltag und Zeitgeschehen collagenartig zusammen. Aber auch Stillleben und spannende Porträts („Magier“ und „Manager“) sind zu sehen, eine „Ballonfahrt“ ebenso wie eine erst kürzlich vollendete „Camouflage“ (Täuschung, Tarnung), die ursprünglich, bevor Fi- Foto: Hermann Kauper gürliches wie hinter einem Schleier im Gegenstandslosen verschwand und nur ein Kreuz übrig blieb, „Kopf oder Zahl“ heißen sollte. Ganz eigenen Charme haben kleinere Arbeiten auf Papier, in die Bätjer oft Teile aus Zeitungen oder Fotografien einmontiert. Das Berliner Holocaust-Denkmal taucht als Strukturfeld aus dem Boden eines Stücks „Bauland“ auf; sechs „Collagen mit schwarzem Tee“ aus dem Jahr 2001 unterstreichen den spielerischen Charakter der Bildfindungen. Jedoch hänge alles, betont die Künstlerin, eng mit dem zusammen, was ihr im Leben begegne. So darf „Armin“, dessen Gefährtin sie seit mehr als einem Vierteljahrhundert ist, in der Ausstellung nicht fehlen: Die ihm gewidmete Porträtzeichnung ist das einzige Exponat, das den Vermerk „unverkäuflich“ trägt. Über die Ausstellung des Objektkünstlers Hubert Baumann werden wir in einer unserer nächsten Ausgaben berichten. ————— Zu sehen bis zum 3. Juni; jeweils donnerstags bis sonntags von 15 bis 18 Uhr. Katalog 5 Euro. Das Kuriose neben dem Erhabenen Von Michael Thumser Bayern interessiert sich in diesen Wochen noch mehr als sonst für seine Vergangenheit. Am heutigen Freitag öffnet unter anderem in Burghausen die Landesausstellung „Verbündet, verfeindet, verschwägert“ ihre Pforten; grenzüberschreitend will sie beleuchten, was die nachbarschaftlichen Geschichten Bayerns und Österreichs untrennbar verknüpft. Bereits am vergangenen Montag ging das Museum der Bayerischen Geschichte an den Start, das 2018 in Regensburg eröffnet werden soll. Aktuelle Buchveröffentlichungen flankieren das angeheizte Interesse der Bayern für ihre Historie. „Große Gestalten der bayerischen Geschichte“ versammeln sich in einem Band, den Katharina Weigand aus den Vorträgen einer Ringvorlesung an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität zusammenstellte. Der Titel erinnert an Betrachtungsweisen, wie sie früher üblich waren, als Historiker meinten, „große Einzelne“ – und fast ausschließlich Männer – hätten den Gang der Ereignisse durch ihre Willens- und Tatkraft bewegt. Immerhin drei Damen finden sich unter den 25 exemplarisch porträtierten Gestalten: Gisela von Bayern, Elisabeth von Bayern und Lena Christ. Eine mittelalterliche Ungarnkönigin, die legendäre „Sissi“, eine 1920 aus dem Leben geschiedene Schriftstellerin – schon ihre Trias zeigt, dass die Autoren die Kategorie der Größe Mal um Mal immer neu und anders beleuchten. Aus unterschiedlichsten Lebensbereichen treten Persönlichkeiten nebeneinander, so der Maler Franz Marc und der Politiker Franz Josef Strauß. Als „Hall of Fame“, betont die Herausgeberin, sei der Längsschnitt nicht gemeint, obwohl der Einband das Innere der Münchner Ruhmeshalle zeigt. Auch schwäbische „Größen“ finden sich in der Liste – auch Franken wie das Renaissance-Genie Albrecht Dürer, dem einer der umfangreichsten Beiträge gewidmet ist. Ganz auf Bayerns Norden konzentriert sich Michael Peters. Seine „Geschichte Frankens“, die er 2008 mit einem ersten Band („Vom Ausgang der Antike bis zum Ende des Alten Reiches“) begann, liegt nun mit Band zwei abgeschlossen vor. „Von der Zeit Napoleons bis zur Gegenwart“ verfolgt der umfassend informierte Autor die Geschicke des „geschlossenen Kulturraums“, den der Franzosenkaiser als politische Institution freilich erst einmal abschaffte. Eine Generation später schuf König Ludwig I. die drei Regierungsbezirke Ober-, Unter- und Mittelfranken dauerhaft. Auch den fränkisch-bayerischen Dualismus – der sich eben jetzt wieder mit dem Streit um Dürers „Selbstporträt im Pelzrock“ neuerlich aufschaukelt – nimmt der Autor sachlich unter die Lupe. Die einst mächtigen wirtschaftlichen Leistungen, die gewichtigen Kulturbeiträge der Region breitet er aus – und geht auf „Frankens große Orchester“ ein. In Bamberg und in Würzburg sowie im baden-württembergischen Heilbronn macht er sie aus. Dass auch in Hof ein solches Ensemble sitzt, das sich getrost eine gewisse „Größe“ zu- schreiben darf, scheint dem Verfasser unbekannt. Nach kleinen Kuriositäten haben sich Ute Friesen und Jan Thiemann in der „Schrägen Heimat“ Bayern umgesehen und wurden nicht zuletzt im Nordosten fündig. Ihr Reiseführer zu „abgefahrenen Sehenswürdigkeiten“ empfiehlt auch Ziele in Coburg, Bamberg und Bayreuth (das dortige Schreibmaschinenmuseum) und hält sich gern eine Weile in Hof und Umgebung auf. In der Stadt selbst preisen die Verfasser schrägen Reisevögeln den Fernwehpark und das Streichholzmuseum an, in Zell den letzten Bärenfang Deutschlands, in Berg die Skulpturen des „Eisenbildners von Eisenbühl“, im Weiler Hohenbuch bei Kirchenlamitz die „Mitte der Welt“. Der Besuch solcher Orte mache süchtig, bekennt das flott und witzig, dabei nicht abschätzig fabulierende Duo. Sein Buch zeigt Bayern weniger groß als grotesk, nicht nur besonders, auch sonderbar. ————— Katharina Weigand (Hg.): Große Gestalten der Geschichte. Herbert-Utz-Verlag, 600 Seiten, gebunden, 26,80 Euro. Michael Peters: Geschichte Frankens. Casimir-Katz-Verlag, 2 Bände, 357 und 331 Seiten, gebunden, jeweils 32 Euro. Ute Friesen, Jan Thiemann: Schräge Heimat. Theiss-Verlag, 174 Seiten, kartoniert, 14,95 Euro. Finnisches Duo spielt Folkmusik im Theater-Bistro Hof – Auf Einladung der Deutschfinnischen Gesellschaft Hof gastiert am Montag, 20 Uhr, das Duo Hirvonen & Kettunen im Bistro des Theaters Hof. Die beiden spielen traditionelle finnische Folkmusik in ihrer ganzen Bandbreite – von fröhlichen Tanzrhythmen bis zu melancholischen, archaischen Melodien. Der besondere Klang entsteht durch das Zusammenspiel von Geige und Gitarre, akzentuiert durch Gesang und den Ton der Jouhikko, eines traditionellen Streichinstruments. Torsten Kerl ist der neue Tannhäuser in Bayreuth Bayreuth – Der Tenor Torsten Kerl übernimmt bei den Bayreuther Festspielen die Titelpartie der Oper „Tannhäuser“. Er ersetzt Lars Clevemann, der im Vorjahr in der umstrittenen Inszenierung von Regisseur Sebastian Baumgarten aufgetreten war. „Lars Clevemann wurde auf eigenen Wunsch von seiner Verpflichtung entbunden“, teilte Festspiel-Sprecher Peter Emmerich gestern mit. Kerl wirkte bereits bei den Bayreuther Festspielen mit: von 1996 bis 2000 als Balthasar Zorn in Wolfgang Wagners damaliger Inszenierung der „Meistersinger von Nürnberg“; 1998 und 1999 gehörte er zum Ensemble des Torsten Kerl „Fliegenden Holländers“. Der „Tannhäuser“, den Regisseur Baumgarten in eine BiogasAnlage verlegte, verstörte nicht nur traditionelle Wagnerianer. Auch Festspielleiterin Katharina Wagner erkennt die Notwendigkeit von Veränderungen: „Mir ist völlig klar, dass beispielsweise der ,Tannhäuser’ weiterentwickelt werden muss.“ Dirigieren wird in dieser Saison Christian Thielemann. Interesse an Fantasybüchern geht zurück Frankfurt/Main – Das Interesse an Fantasy- und Science-Fiction-Büchern geht zurück. In den vergangenen zwölf Monaten sank der Umsatz laut Börsenblatt gegenüber dem Vorjahr um 7,4 Prozent. Demnach verringerte sich der Anteil der Sparte an der Unterhaltungsliteratur von 8,1 auf 7,4 Prozent. Farmer’s Five präsentiert Rock und Pop zum Tanz in den Mai Kaiserhammer – Im Tanzsaal in Kaiserhammer spielt am Montag ab 20 Uhr die Band „Farmer’s Five“ zum Tanz in den Mai. Die einheimische Rock-Formation gestaltet den Abend traditionell frech und unbeschwert mit vielen tanzbaren Songs aus Rock, Pop, Soul und Blues.