Auch Wohnen

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Auch Wohnen
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„Gott würde ‚Bravo‘ rufen“
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der Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten
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Mittwoch, 7. Oktober 2009
Die Wohn-Wünsche
der Stuttgarter
Wohnen in einem grünen, ruhigen Viertel mitten in der Stadt wäre für
viele Menschen der Glücksfall. Von Kathrin Thimme
ohnen auf dem Land ist schön, ren und unter 25-Jährige mit geringem Einwohnen in der Stadt ist viel schö- kommen bevorzugen die Standardwohner. Noch kann in Stuttgart und nung. Das ökologische Wohnen wird am
der Region nicht von Landflucht gespro- häufigsten von den 35- bis 45-Jährigen
chen werden, aber der Prozess der Stadt- nachgefragt. Der experimentelle Wohnstil
flucht ist gestoppt. Und der Trend zeigt, und die Altbauwohnung trifft am ehesten
dass das Wohnen in der Stadt eine Renais- den Geschmack der Gruppe der 25- bis
sance erlebt. Immer mehr Menschen zieht 45-Jährigen mit gutem bis sehr gutem Eines wieder in die Innenstadt. Urbanität statt kommen.
Vorstadt-Idylle ist der Wunsch von vielen.
Wenn es künftig möglich ist, derartige
Auf ein Haus mit Garten wollen sie aber Wohn-Wünsche beim Bauen zu berücksichdennoch nicht verzichten. Immerhin tigen, werden sich noch mehr Bürger für
wohnt die Hälfte der gut situierten Stutt- ein Leben in der Stadt entscheiden. Kurze
garter mit einem Nettoeinkommen von Wege, Unabhängigkeit vom Auto und die
mehr als 5000 Euro in Ein- oder Zweifami- Nähe zum Stadtzentrum sprechen für urlienhäusern. Gäbe es mehr Angebote, wür- bane Wohnformen. Ein Selbstläufer ist dieden vermutlich auch mehr Besserverdie- ser Trend jedoch nicht. Fehlt es am Angenende diese Wohnform wähbot, wird der Abwanderungslen.
Knapp zwei Drittel trend in die Vorstädte wieder
Die Nachfrage ist da, der der Stuttgarter bestärker werden.
Wunsch klar formuliert: WohMit dem Angebot auf dem
nen in der Stadt, aber in einem vorzugen experiWohnungsmarkt sind mehr
ruhigen Quartier. Dem nachzu- mentelle oder öko- als zwei Drittel der Stuttgarkommen, das ist eine der Auf- logische Wohnstile ter gar nicht zufrieden. Das
gaben von Architekten und
ist ein weiteres Ergebnis der
Stadtplanern. Neben dem Wo – am liebsten in der Bürgerumfrage aus dem
ist das Wie die zweite wichtige Stadt.
Jahr 2007. Nur ein Prozent
Frage.
glaubt daran, dass sich diese
Die Stuttgarter haben klare Vorstellun- Lage verbessern könnte. Die Pessimisten
gen, welche Wohnform für sie geeignet ist. haben Recht behalten: Das WohnungsangeBei einer Bürgerumfrage aus dem Jahr bot in Stuttgart ist nach wie vor knapp. Das
2007 ging es nicht etwa darum, wie sie gern belegen auch die ersten Ergebnisse aus der
leben würden, wenn sie es sich leisten könn- Bürgerumfrage 2009: Zu wenig Wohnunten, sondern welche Wohnform sie ange- gen und zu hohe Mieten.
sichts ihres tatsächlichen Einkommens beAber nicht nur das Angebot auf dem
vorzugen. Dabei bevorzugten 42 Prozent freien Wohnungsmarkt ist knapp, auch die
der Befragten die sogenannte Standard- Zahl der Sozialwohnungen nimmt stetig
wohnung mit normaler Ausstattung und ab. Waren es im Jahr 1992 noch knapp
normalem Grundriss.
27 500, stehen derzeit nur noch rund
Fast zwei Drittel bevorzugen ökologi- 17 000 zur Verfügung. Dabei ist der Bedarf
sche oder experimentelle Wohnstile – da- nach wie vor vorhanden. Mehr als 3200
runter fallen Lofts und andere besondere Familien stehen zurzeit auf der Warteliste
Architektur. Auch das Wohnen im Altbau für eine Sozialwohnung. Es gibt also viel zu
ist gefragt. In der Umfrage wird deutlich, tun auf dem Wohnungsmarkt, damit die
das die favorisierte Wohnform immer vom Stuttgarter ihre Wohn-Wünsche ausleben
Alter und vom Einkommen abhängt. Senio- können.
W
„My home is my castle.“ Diese Formulierung passt – auch wenn sie englisch
ist – gut zur aktuellen Ausgabe von
City extra. Nachdem wir uns im September der Architektur gewidmet haben, wollen wir dieses Feld noch einmal beschreiten. Dieses Mal aber mit
dem Blick auf das Wohnen und die Einrichtung. Denn einen Ort zu haben, an
dem man wohnt, mag für viele banal
und nicht der Rede wert sein. Doch die
eigenen vier Wände sind weit mehr als
ein Dach über dem Kopf. Die Wohnung ist der Ort, an dem Menschen
Energie tanken, sich zurückziehen
können und auf die ihnen am nächsten stehenden Menschen treffen.
Wie man sein Zuhause gestalten
kann, dass man sich darin wohlfühlt,
welche Möglichkeiten des Wohnens es
gibt, und wie Menschen unterschiedlicher Epochen gewohnt haben, lesen
Sie in dieser Ausgabe.
Am 4. November verlassen wir
dann die eigenen vier Wände und zeigen Ihnen die schönen Seiten des
Herbstes. Viel Spaß beim Lesen!
Herzlichst,
Ihre
Redakteurin dieser Ausgabe
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KA RT EN
TE IL N A H M E-UN S!
G IB T’ S B EI
INHALT
F ü r S ie
›d ri n ‹
Wohnen auf halber Höhe
Wohnen im Zentrum
In Stuttgart entscheidet die Wohnlage über
den Preis. Welche Lagen die begehrtesten
sind und warum Wohnen in Stuttgart so
Seite 2
teuer ist, steht auf
Der Trend, weg von der Stadt und rauf aufs
Land, hat sich zwar noch nicht ganz umgekehrt. Dennoch wird das Wohnen in der
City besonders bei jüngeren Menschen immer beliebter. Warum das so ist und was
das für den Städtebau bedeutet, lesen Sie
Seite 13
auf
Wohnen in der Siedlung
Einst galt er als Gipfel des Fortschritts im
Wohnungsbau: Der Siedlungsbau in den
Seite 4 und 5
Stuttgarter Stadtteilen.
Anders wohnen
Baugemeinschaften und Mehrgenerationenhäuser haben finanzielle und gesellschaftliche Vorteile. Wie es sich in solchen
Wohn-Alternativen lebt, steht auf Seite 7
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Modernes Wohnen
Irgendwann ist die Zeit gekommen und
Frauen und Männer ziehen in die erste gemeinsame Wohnung. Wie man ein Wohnzimmer günstig oder luxuriös, aber immer
modern einrichtet, zeigen EinrichtungsSeite 15
Experten auf
tu s- a p o th ek
DIE PROMIFRAGE
Einblicke in die gute Stube – Wohnen früher und heute in Stuttgart.
Montage: Milankovic
Die Frage, die wir dieses Mal unseren Prominenten gestellt haben, lautet: „Wo in Stuttgart würden Sie am liebsten wohnen, wenn
Sie das nötige Kleingeld hätten?“
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2
CITY EXTRA
Mittwoch, 7. Oktober 2009
Ein bunter Stadtteil
Zeitung Nr.11
Blick auf den Neckarpark
„Natürlich würde ich im Westen wohnen, und das
tue ich auch. Das ist ein bunter Stadtteil: Mit dem
Markt am Bismarckplatz und unserer Dracula- Eisdiele. Es gibt hier alles von der Bauernmarkthalle bis
zu indischen Gewürzen. Und die Verbindung mit
öffentlichen Verkehrsmitteln ist perfekt.“
Sami Aras,
Vorsitzender des Forums der Kulturen
„Natürlich in Halbhöhenlage. Um die einzigartige Topographie dieser Stadt zu nutzen und als Ausgleich für den
ob der Hügel oft schwierigen Verkehr. Am liebsten in
Cannstatt, den Berg hoch in Richtung Fellbach und darüber. Mit dem besten Blick auf den Neckarpark, inklusive
Wasen, VfB und Mercedes-Benz.“
Hans-Michael Huber, Leiter der MercedesBenz-Niederlassung Stuttgart
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Berlin
3,99 € /m2
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Dortmund
7,03 € /m2
8,22 € /m2
6,40 € /m2
8,90 € /m2
4,92 € /m2
5,07 € /m2
10,50 € /m2
9,97 € /m2
6,95 € /m2
8,90 € /m2
Frankfurt
Köln
Leipzig
München
Stuttgart
0
2
rot: Baujahr 1905
blau: Baujahr 2005
4
6
8
10
12
Quelle: F+B Forschung und Beratung für
Wohnen, Immobilien und Umwelt GmbH
Diesem Mietspiegel-Vergleich liegt jeweils eine 65-Quadratmeter-Wohnung in
durchschnittlicher Lage zugrunde. Die
Statistik bezieht sich auf Daten von August 2008. Von den ausgewählten Städten gibt es in Leipzig und Dortmund die
günstigsten Wohnungen. München liegt
mit 10,50 Euro pro Quadratmeter für einen Altbau an der Spitze. Auffällig ist,
dass München die einzige Stadt ist, in der
die Preise für einen Altbau höher sind als
für einen Neubau. Die Zahlen sind Durchschnittswerte, die einen Eindruck von
den Preisen für eine Mietwohnung in der
jeweiligen Stadt geben. Detailliertere Auskünfte geben die Mietspiegel der jeweiligen Städte.
ktm
Der Bopser gehört zu den absoluten Top-Wohnlagen in Stuttgart. Wer hier wohnen will, braucht viel Geld und viel Geduld.
EIGENTUMSWOHNUNGEN
Stgt.
Höhenlage
Stgt.Teilorte
Filderraum
Böblingen,
Sindelfingen
Gerlingen
Leonberg
7000€/m2
3000€/m2
3000€/m2
2800€/m2
2600€/m2
Ludwigsburg
Rems-MurrKreis
Esslingen
0
Der Blick über die Stadt ist fast unbezahlbar
er jemals eine Wohnung in Stuttgart gesucht hat, weiß, dass dieses Vorhaben ein Langzeitprojekt werden kann. Das Angebot ist überschaubar und die Mieten im bundesweiten
Vergleich mit die höchsten. Das zeigt auch
der Mietspiegel-Index, der kürzlich veröffentlicht worden ist. Während deutschlandweit die Preise für Wohnungen im vergangenen Jahr mit 0,6 Prozent nur leicht gestiegen sind, liegt Baden-Württemberg,
und speziell die Landeshauptstadt, mit 1,5
Prozent deutlich über diesem Durchschnitt. Eine unterdurchschnittliche Preissteigerung verzeichnet der Mietspiegel-Index hingegen in Ostdeutschland, Berlin
und Nordrhein-Westfalen.
Verdeutlicht an einem Beispiel bedeutet
das: Wer in Dortmund in eine 65-Quadratmeter-Wohnung in einem Neubau zieht,
zahlt dafür rund 380 Euro Kaltmiete. Wer
in Stuttgart für denselben Preis eine vergleichbare Wohnung sucht, wird wohl
nicht fündig. Selbst für eine Wohnung mit
durchschnittlicher Ausstattung und Nachteilen bei der Lage – beispielsweise in einer
Hochhaussiedlung, mit starkem Verkehrslärm oder nahe eines Industriegebiets –
müsste der Wohnungssuchende mit mindestens 460 Euro Kaltmiete rechnen.
Die meisten Mieter in Stuttgart müssen
fast 44 Prozent ihres Einkommens für das
den Geldbeutel greifen müssen. „Das Entscheidende in Stuttgart ist die Lage. Sie bestimmt maßgeblich den Wert“, sagt Kipper.
Als Top-Standorte für das obere Preissegment nennt er den Killesberg, die GänsWohnen ausgeben. Der Bundesdurch- heide, den Bopser, den Haigst und Degerschnitt liegt bei 36,4 Prozent. Ob Miet- loch. „Ebenfalls von wesentlicher Bedeuoder Kaufpreise – die schwäbische Metro- tung ist der Ausblick“, sagt er. „Ein Blick
pole ist ein teures Pflaster. Das liegt an dem über Feuerbach beispielsweise ist im Regelbegrenzten Wohnraum in der Stadt. Im fall weniger Wert als ein Blick über die InJahr 2006, soweit die aktuellste Zahl, gab nenstadt.“ In solch gehobenen Preisklases in Stuttgart knapp 270 000 Wohnungen. sen komme es schon darauf an, auf welcher
30 Prozent davon bewohnten die Eigentü- Straßenseite das Haus liege. Allgemein sei
mer selbst.
aber der momentane Trend, so nah wie
Leerstände gibt es in der Stadt kaum. möglich an der Innenstadt zu wohnen –
Das ist ein deutliches Zeichen für die ange- mit einer guten Verkehrsanbindung. „Das
spannte Situation auf dem Wohnungs- gilt auch für Familien“, sagt Kipper. „Viele
markt. Neuen Wohnraum zu
Kunden ziehen die Nähe
schaffen, ist schwierig, da freie „Entscheidend
zum kulturellen Angebot eiFlächen ebenfalls kaum verfügnem großen Garten vor.“
in Stuttgart ist
bar sind. Stadtteile wie beiWie das Objekt als solches
spielsweise der beliebte Wes- die Lage.“
beschaffen ist, spielt bei der
ten sind so dicht besiedelt, Hennrik Kipper vom BankWertigkeit eher eine Nebendass es so gut wie keine freien haus Ellwanger und Geiger
rolle. „Ein Aufzug wird für
Bauflächen gibt. Aber auch in
viele Käufer im SpitzensegRandbezirken wie in Degerment immer wichtiger“, sagt
loch gibt es kaum Baulücken. Das treibt die Kipper. „Ansonsten ziehen in solche ObPreise für den bestehenden Bestand in die jekte überwiegend Kunden, die es sich leisHöhe – bei den Mieten und bei den Kauf- ten können, das Haus nach ihren Vorstelpreisen.
lungen umzugestalten.“
Für diese ist Hennrik Kipper der ExBis ein Gebäude überhaupt zu haben ist,
perte. Er ist Leiter des Bereichs Private Im- kann viel Zeit vergehen. „Einfamilienhäumobilien und Mitglied des Direktoriums ser im absoluten Spitzensegment stehen
des Bankhauses Ellwanger und Geiger. Er derzeit nur eine Handvoll zum Verkauf“,
kennt den Immobilienmarkt mit seinen sagt Kipper. Das zeigt deutlich, wie überbesten Wohnlagen und weiß, weshalb die schaubar der Wohnungsmarkt ist. Das gilt
Kunden für entsprechende Objekte tief in auch für preiswertere Objekte. Ein Einfami-
rige Kerl darin eingerichtet. Auf „Tau von
oben“ legte er eh keinen Wert.
In einem Lehr- und Lesebuch für Mädchen namens „Einführung in die Haushaltskunde“ (Das waren noch Zeiten!) verriet
ein Schulinspektor um 1900: „Der Zweck
der Wohnung ist ein doppelter; sie soll erstens dem Menschen Schutz gewähren gegen die Unbilden der Witterung, gegen Regen und Schnee; zweitens soll sie eine
Stätte des Familienlebens sein.“
Vom „Tatort“ hat der Inspektor nichts
gesagt. Bisschen daneben, der Mann.
Überhaupt, wer sich heute eine Wohnung einrichten will, muss sich nicht mehr
wie früher um einen Rauchersalon kümmern, um eine Bibliothek (die wurde von
„Tatort“ und Co. abgelöst) oder um ein „besseres Zimmer“, was früher als Nachweis
guten Bürgertums galt. Er muss vor allem
eins: Englisch speaken.
Denn die alten Schweden-Zeiten von
„Björkudden“ und „Kramfors“ sind passé.
Das ist was für angestaubte Ikea-Freaks,
die ihr Ego abends im Billy-Regal ablegen.
Nein, Wohnen ist heute „Showtime“.
Mode, sagte jüngst ein hipper Designer,
hört nicht mehr bei der Kleidung auf.
Also wenn schon, dann modisches Wohnen, Pardon: Indoor-Living, und zwar im
World-Style. Aus dem ehemaligen Wohnzimmer wird ein Feelgood Island zum Relaxen, mit bequemen Circle Poufs zum Niederlassen. Früher nannte man das Sitzkissen, aber was war schon früher! In der Küche tummeln sich wahlweise Fast oder
Slow Food, im Kinderzimmer haben wir
einen Mix aus Readymades und Balloon
Furniture, auf dem Klo dominiert Cross
Culture für Sitz-, Steh- und Hüpfpinkler,
natürlich mit eingebauten Intim-Shaver.
Im Bad regiert „The spirit of water“. Nur
der Pool heißt noch Pool.
Dass die modernen Häuser, in denen
sich solch coole Wohnungen breitmachen,
alle wie weiße Schuhschachteln aussehen,
muss am Zeitgeist liegen. White Cube
nennt sich der Edel-Look, und so ist er
auch.
Bei all dieser Life-Style-Schönheit
drängt sich eine Frage auf: Wo bleibt das
Ökologische? Alles wird inzwischen umweltfreundlich eingedampft: die Autos, die
Atommeiler, die US-Raketenabwehr. Bloß
eines nicht, die Wohnungen. Da überwiegen immer noch – wie in Wirtschaftswunderzeiten – weite, wandlose Flächen, lichte
Sowohl bei Miet-, als auch bei Kaufpreisen liegt Stuttgart an der
absoluten Spitze – und das hat seine Gründe. Von Kathrin Thimme
5000€/m2
2800€/m2
2850€/m2
3000€/m2
1000 2000 3000 4000 5000 6000 7000 8000
Quelle: E & G Research, 07/09
Bei den Zahlen in der Grafik handelt es
sich um die Spitzenwerte, die für eine Eigentumswohnung pro Quadratmeter bezahlt werden können. Mit großem Abstand vorn liegen die Höhenlagen in Stuttgart sowie die Teilorte der Landeshauptstadt. Zu den Top-Wohnlagen zählen der
Killesberg, der Bopser, der Haigst, die
Gänsheide und Degerloch. Die Kaufpreise für Eigentumswohnungen im gehobenen Preissegment in den Städten der
Region Stuttgart sind nur geringfügig
günstiger. Die Daten stammen vom Bankhaus Ellwanger und Geiger. Bei Stuttgarts
Höhenlage geben sie als reguläre Preisspanne 2000 bis 3600 Euro pro Quadratmeter an. In den Teilorten sind es 1500
bis 3000 Euro.
ktm
Archivfoto: Wilhelm Mierendorf
W
lienhaus ohne Halbhöhenlage und Aussicht über die Stadt kostet mindestens
350 000 Euro. Es kann aber auch das dreifache des Preises bezahlt werden. Bei Eigentumswohnungen liegen die Richtwerte momentan bei 1500 bis 3000 Euro pro Quadratmeter. Bei einer 150-QuadratmeterWohnung sind das also mindestens
225 000 Euro.
Dass sich die hohen Wohnpreise negativ
auf Stuttgart auswirken könnten, sieht
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Hennrik Kipper nicht. Schließlich haben
die Preise ihren Grund. „Das Angebot ist
knapp, und die Grundstückspreise sind entsprechend hoch“, sagt Kipper. „Auch die
Baukosten sind im bundesweiten Vergleich
nicht die günstigsten.“ Doch die Kaufinteressierten nehmen diese Kosten in Kauf –
auch in Krisenzeiten.
„Die Menschen besinnen sich auf konservative Wertanlagen und nehmen eine
Immobilie als Alterssicherung ganz anders
wahr“, sagt Kipper. Das sehen viele Menschen in Stuttgart so. Nach Meinung des
Experten liegt das an der Attraktivität der
Stadt und an der Bedeutung Stuttgarts als
Wirtschaftsstandort.
GLOSSE
Natürlich wohnen
statt World-Sytle
Naturnah wohnen im
Tulka-Design
Von Reiner Ernst
Jetzt aber mal ganz im Ernst: Was braucht
der Mensch zum Wohnen? Ein Dach über
dem Kopf. Einen Stuhl unter dem Hintern.
Einen Tisch vor dem Bauch. Ein Bett unter
dem Rücken. Einen Topf auf dem Herd für
das Essen. Dazu einen zweiten, etwas abseits, für das Gegenteil. Und natürlich einen Flachbildschirm zum „Tatort“ glotzen,
weil es ja sonst nix zu sehen gibt. Dann
wären wir komplett.
Eine solch bescheidene Bleibe hat – laut
Korrespondent Moses – schon der alte
Isaak seinem Sohn Esau versprochen:
„Siehe, du wirst eine Wohnung haben ohne
Fettigkeit der Erde und ohne Tau des Himmels von oben.“ Irgendwie hat sich der haa-
Höhen, riesige Fenster und elektrogewärmte Wintergärten. Angesichts der erforderlichen Heizenergie und der Anzahl
der dafür neu zu errichtenden Kernkraftwerke müsste jeder Umwelt-Minister in
Schreikrämpfe verfallen. Von Greenpeace
ganz zu schweigen.
Deshalb erlauben wir uns, einen Wohnvorschlag zu machen, dessen Naturverträglichkeit ideal und dessen Energieaufwand
minimal sind.
Was wir dazu brauchen, ist eine südliche
Hanglage in ländlichem Terrain, wenn möglich unter einer überhängenden JurafelsFormation. Den Boden unserer Vorhalle legen wir mit edlem Natur-Tropfstein aus,
vorhandene Felsformationen können als
schicke Sitzmöbel genutzt werden. Den unvergleichlichen, naturnahen Deckenschmuck bilden Jahrmillionen alte Stalaktiten; wer will, kann die Tischplatte auf Stalagmitenbeinen aufbauen. Nach üppigen
Mahlzeiten werden die Knochen in den pittoresken Rückraum geworfen und später
vom Hausmann in einem süßen Ossuarium
deponiert. Geheizt wird – wie heute üblich
– mit Holz; allerdings nicht mit Energie
fressenden Mini- Pellets, sondern mit Originalstämmen und Ästen, die sexy knistern.
Die Schlafräume befinden sich im hinteren Teil unserer urigen Wohnstätte und
sind mit Original-Naturmaterial ausgelegt.
Überbleibsel diverser Cerealien wie Getreide- oder Maisstroh, werden hier Rohstoff sparend eingesetzt und sind beliebig
recycelbar. Die biologisch wertvolle, atmende Bettwäsche besteht aus echten Trophäen: aus Bärenfellen, gebürstet und gekämmt. Wer pieseln muss, tritt unters Himmelszelt, der nächste Wolkenbruch bildet
eine Comfortdusche.
Wie sich dieses ebenso futuristische wie
retro-orientierte Design nennt? Ganz einfach
Modell
„Tulka-Höhle“,
www.
Alte.Parre.de. Nähere Informationen finden sich im Fachkatalog „Rulaman“, verfasst vom heimischen Ice-Age-Spezialisten
D.F.Weinland. Der Schutz gegen Witterung
ist garantiert, das Familienleben drückt
sich, weil der „Tatort“ fehlt, in hohen Kinderzahlen aus.
Bleibt ein Problem: Wo kommen die Bärenfelle her? Geduld, Geduld, die Wölfe
heulen schon, die Bären stehen – siehe
Bruno – in Bayern. Und für die Kultur des
„Schöner Wohnen“ zielen die Jäger mal
nicht auf wildernde Hauskatzen. Ausnahmsweise.
CITY EXTRA
Zeitung Nr.11
Wohnen auf dem Berg
Mittwoch, 7. Oktober 2009
3
Hanglage mit Preis
„Ich würde gern auf einem der Berge wohnen, damit ich
auf die Stadt schauen kann. Am meisten fasziniert mich
der Blick von der Villa Reitzenstein. Und alte Gemäuer
sind sowieso was Schönes. Als Verkehrsmittel nehme
ich das Fahrrad, denn bergauf radeln schreckt mich
nicht. Nur zum Putzen wäre mir die Villa zu groß."
Claudia Barth,
Stiftung Geißstraße 7
„Fährt man die Weinsteige hinunter in die Stadt und die Sonne
scheint, fühlt man sich wie in der Toskana. Man wünscht sich,
gegenüber im Westen am Hang zu wohnen. Kommt man
dann dort an, kann man sich das noch besser vorstellen. Es
gibt wenige Lagen in Deutschland, die eine solche Wohlfühlatmosphäre ausstrahlen. Aber die hat auch ihren Preis.“
Richard Stang, Professor für Medienwissenschaften an der Hochschule der Medien
So wohnten die Stuttgarter in früheren Zeiten
Die Menschen verschiedener Zeiten und Schichten haben auch hierorts höchst unterschiedlich
gewohnt. Unser Mitarbeiter, der Historiker Ulrich Gohl, hat in einige Gemächer
vergangener Jahrhunderte geschaut.
on einem behaglichen Wohnen straße 17. Unter allem erstreckte sich ein
oder gar von einem ,Wohn-Kom- riesiger Keller. Im Erdgeschoss befanden
fort' kann bis um das Jahr 1800 sich eine Vorratskammer, zwei Schweineüberhaupt keine Rede sein“, stellten die Au- ställe, eine Waschküche mit Backofen und
toren der „Illustrierten Alltagsgeschichte ein Pferdestall. Darüber lag ein (niedrigedes deutschen Volkes“ lapidar fest – das res) Zwischengeschoss mit einer Stube und
galt zumindest für die Lebensverhältnisse mehreren Kammern. Das Hauptgeschoss
der „kleinen Leute“, auch in Stuttgart.
war der zweite Stock, der die Küche, eine
Die Mehrzahl der Stuttgarter stellten Stube und zwei Kammern aufnahm. Im
über Jahrhunderte hinweg die Handwer- dritten Stock gab es eine weitere Stube und
ker, die Weingärtner und die Kleinbürger. zwei große Kammern – alles in allem 310
Diese Familien wohnten in Häusern mit Quadratmeter Wohnfläche und 90 Quadrateiner ganz typischen Struktur. Den Haupt- meter zusätzliche Nutzfläche im Erdgeanteil des (steinernen) Erdgeschosses schoss.
machte dabei der Arbeitsraum
Wie viele Menschen hier
aus: Je nach Beruf oder Inte- „In dumpfen, feuch- wohnten, ist nicht bekannt.
resse des Hausherren eine ten Gelassen, in die Neben der eigentlichen FamiWerkstatt, ein Fasslager, ein
lie des Architekten lebten
Geräteraum, ein Hühnerstall kaum je ein Sonnen- hier sicher auch das Hausgeoder dergleichen.
strahl dringt, hau- sinde und „Mitarbeiter“ des
Daneben fanden sich der sen Männer und
Baumeister- „Büros“.
Abgang zum Keller und ein
Im 19. Jahrhundert diffeFlur oder Ern, von dem man Frauen, Greise und renzierten sich die Wohnverüber eine Treppe den ersten Kinder, Gesunde
hältnisse noch stärker. WähStock, in Fachwerk errichtet, und Kranke.“
rend die Familien aus der
erreichte. Im oberen Flur kam
nun entstehenden und rasch
man zunächst in die oft licht- Aus der Schrift Wohnungswachsenden Arbeiterklasse
lose Küche mit ihrem großen elend in Stuttgart von 1911
oft zusammengepfercht in
Rauchfang. Sie wurde später
düsteren Löchern hausten –
meist abgemauert. Vom hier befindlichen davon später mehr -, orientierten sich manKachelofen aus ließ sich eine Stube behei- che Großbürger am Vorbild des Adels. Wie
zen. Dazu kamen eine oder mehrere (unbe- beispielsweise um 1850 das kinderlose
heizte) Kammern. Das war es dann oft auch württembergische Kronprinzen- und späschon. Hier wohnte auf vielleicht 50 oder tere Königspaar Karl und Olga ein herr60 Quadratmetern eine ganze, womöglich schaftliches Wohnhaus erbauen und einkinderreiche Familie, gegebenenfalls noch richten ließen, wissen wir – anhand der
eine Magd oder ein Geselle.
Villa Berg – recht genau. Während sich im
Dieser Gebäudetypus ist in Stuttgart, Erdgeschoss der Sommerresidenz die growie meist auch andernorts, weitgehend ver- ßen Repräsentativräume wie Empfangsschwunden. Nur in den Altstadtgassen, zimmer, Speisesaal, Ballsaal, Kaffeezimetwa in der Weberstraße, lassen sich die mer oder Bibliothek befanden, lagen die
entsprechenden Bauten noch aufspüren Privatgemächer der gekrönten Häupter im
und identifizieren.
Obergeschoss. Die Wohnung des Prinzen
Die Einrichtung derartiger Häuser war umfasste sieben Zimmer, darunter ein kleispartanisch: Bett, Tisch und Wand-Eck- nes Speise- und ein Schreibzimmer. Das
bank finden sich in allen Verzeichnissen, gemeinsame Schlafzimmer vermittelte zu
aber schon Stühle waren nicht selbstver- den nahezu spiegelbildlich angelegten sieständlich. In einem Schrank oder einer ben Räumen der Prinzessin – EmpfangssaTruhe fand die Wäsche Platz. In der Küche lon, Boudoir und Schreibkabinett kennen
stand ein Vorratsschrank, ein Regal barg wir auch von innen.
Kochgeräte und Geschirr.
Die Gemächer prunken mit überaus üpAber es ging auch anders. Der berühmte piger Ausstattung: Teppiche, Vorhänge
Baumeister Heinrich Schickardt entwarf und
Wandbespannungen
versuchen
für sich selbst ein Haus, das 1602 vollendet ebenso Akzente zu setzen wie brokatbezowar. Es hatte bis zu seiner Zerstörung im gene Sitzmöbel, fein gearbeitete Schränke,
Zweiten Weltkrieg die Adresse Kanzlei- funkelnde Kronleuchter und eine kaum zu
V
überschauende Zahl von Kunstwerken unterschiedlicher Qualität.
Das andere Ende der Differenzierung
markieren die Arbeiterwohnungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Der Sozialdemokratische Vereins Stuttgart ließ damals
eine Erhebung über die hiesigen Wohnverhältnisse erstellen, die Friedrich Westmeyer 1911 in der Schrift „Wohnungselend
in Stuttgart“ veröffentlichte. „Grauenvolle
Wohnungszustände“ entdeckten die Sozialdemokraten nicht nur bei „Lumpenproletariern“, sondern auch bei ganz normalen Arbeitern: „In dumpfen, feuchten Gelassen,
in die kaum jemals ein Sonnenstrahl
dringt, hausen Männer und Frauen, Greise
und Kinder, Gesunde und Kranke, Familienangehörige und Fremde dicht gedrängt
beieinander. Zwei, drei Personen schlafen
in einem Bett, eine wackelige Pritsche, mit
Lumpen bedeckt, dient als Lagerstatt. Der
Fußboden angefault, die Wände feucht, der
Kalkbewurf zum Teil abgefallen, die Möbel
verstockt, die Luft voller Moderduft, Brutstätten der Tuberkulose und anderer Seuchen. So sieht es mitten in der Residenz
Stuttgart aus!“ Dabei war das Problem
nicht der Wohnungsbestand; Wohnungen
gab es genügend. Nur waren die meist zu
groß und zu teuer.
Blick in eine Stuttgarter Arbeiterwohnung um 1910. Das Familienleben spielte sich fast
Foto: Stadtarchiv Stuttgart
ausschließlich in einem Raum ab.
Das prunkvolle Schlafzimmer des Kronprinzen Olga und Karl in der
Archivfoto: Michael Steinert
Villa Berg aus der Zeit um 1860.
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4
CITY EXTRA
Mittwoch, 7. Oktober 2009
Zeitung Nr.11
Zusammensitzen im Hof
Traum vom Stäffele
„Ich kann mir nur vorstellen, am Killesberg zu wohnen. Es
ist traumhaft. Mit den Kindern war ich ratzfatz im Park. Ich
lebe im Friedrich-Ebert- Bau, einem Block mit 50 Wohnungen neben der Weißenhofsiedlung. Wir haben einen Innenhof, in dem Kinder spielen und man zusammensitzt. Wer
nicht gern unter Einsamkeit leidet, kann kommen.“
„Ich mag die mittlere Alexanderstraße, in der ich wohne.
Neben der wunderbaren Aussicht gibt es in meiner Nachbarschaft auch eine unvergleichliche Mischung interessanter Menschen, viele davon mit kreativen Berufen. Dazu
habe ich mir den Traum erfüllt, an einem Stäffele zu
wohnen.“
Helga Ulmer, ehemalige
SPD-Fraktionsvorsitzende im Stadtrat
Michael Kienzle,
Stadtrat der Grünen
Siedlungsbau in Stuttgart
Nicht nur der Weißenhof setzt Maßstäbe
ozialen Wohnungsbau gab
es schon Ende
des 19. Jahrhunderts.
In Stuttgart entstanden Siedlungen für
Arbeiter, um deren katastrophale Wohnsituation zu entschärfen. Allerdings trat damals nicht der Staat
als Wohltäter auf, sondern private Mäzene
wie zum Beispiel der
Sozialreformer und
Bankier Eduard Pfeiffer. Auf diesen Seiten
stellen wir die wichtigsten Arbeitersiedlungen
in der Stadt vor.
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Schon das Postdörfle als erste Arbeitersiedlung hatte Modellcharakter – Die Probleme stammen aus jüngerer Zeit. Von Benno Blickle
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Alexanderstraße/Hohenheimer Straße
Leibnitzstraße am Kräherwald
Robert-Bosch-Straße/Eduard-Pfeiffer-Straße
0
300
600
900
1200
ie Weißenhofsiedlung ist in aller
Munde. Daneben müssen sich die
ersten Arbeitersiedlungen auf
Stuttgarter Markung aber nicht verstecken. Schon das fast sechs Jahrzehnte ältere Postdörfle hatte Modellcharakter
dank Kinderkrippe Konsumladen, Badeund Waschanstalt.
Gewiss nimmt die weltweit beachtete
Weißenhofsiedlung aufgrund ihrer besonderen Entstehungsgeschichte eine Sonderstellung ein. Darüber sollten aber die vielfältigen Ausprägungen dieser aus der Not
geborenen Wohnform in Stuttgart nicht gering geschätzt werden.
Das von der Königlichen Eisenbahnverwaltung für die Bediensteten von Post und
Bahn in Auftrag gegebene Postdörfle an der
Heilbronner Straße war für seine Zeit
ebenso fortschrittlich konzipiert wie das
ein Vierteljahrhundert später errichtete Eisenbahnerdörfle im heutigen Nordbahnhofviertel, die Kolonie Ostheim oder die
Gartenstadt Luginsland. Siedlungsbau jüngeren Datums wirkt daneben vergleichsweise alt.
Hatte sich die Wohnungsfürsorge des
Staates zunächst auf die eigenen Bediensteten beschränkt, blieb es anfangs wohlhabenden Bürgern vorbehalten, der massenhaften Wohnungsnot abzuhelfen. Dies geschah übrigens ganz im Sinne des Kaisers
und seiner Wilhelminischen Reform, mit
der die Sozialdemokratie in Schach gehalten werden sollte.
In Stuttgart ist dieses Engagement untrennbar mit dem Namen des Sozialreformers Eduard Pfeiffer verbunden. Der jüdische Hofbankier hatte 1866 den „Verein für
das Wohl der arbeitenden Klassen“ gegründet und schließlich die Stadt dafür gewonnen, von Armenärzten und -pflegern die
Wohnverhältnisse erkunden zu lassen.
Deren Erhebungen offenbarten gravierende Mängel. Im Schnitt lebten 3,8 Personen in einer Wohnung, die meist nur aus
einem Raum bestand. Nur jede vierte Wohnung verfügte über eine eigene Küche, nur
jede sechste über eine Toilette. Grund genug für Pfeiffer, den Bau eines großen Quartiers am Stadtrand zu planen. So entstand
von 1891 bis 1902 die Wohnkolonie Ostheim mit 1267 Wohnungen in zwei- bis dreigeschossigen Gebäuden mit Nutzgärten,
Läden, Volksbücherei, Kinderhort und
Poststelle als Kern des späteren Stadtteils.
Westheim in Botnang mit 93 Wohnungen und Südheim in Heslach (136) folgten,
blieben aber aufgrund ihrer größeren Entfernung zu den Produktionsstätten kleiner
1500
Quelle: Stadt Stuttgart
Halbhöhenlage ist in Stuttgart ein Synonym für teure Wohnlage. Doch die wertvollsten Grundstücken liegen nicht unbedingt am Hang. Die Grafik zeigt, in welchen Gegenden der Stadt Käufer am
meisten Geld für ein Grundstück auf den
Tisch legen müssen. Die Grundstückswerte wurden vom Gutachterausschuss
der Stadt Stuttgart ermittelt. Der Stichtag
war der 31. Dezember 2008.
ktm
als geplant. In Cannstatt errichtete der
Bau- und Sparverein der Eisenbahn- und
Dampfschifffahrtsbeamten (später Baugenossenschaft Bad Cannstatt) von 1906 an
die wegen des hohen Anteils katholischer
Bewohner „Vatikan“ genannte Wohnanlage mit 170 Wohnungen an der Kienbachund Winterhaldenstraße.
Kampf gegen Wohnungsnot
Der genossenschaftliche Gedanke, dem
zahlreiche Bau- und Sparvereine entsprangen, überdauerte den Ersten Weltkrieg. So
entstanden nach der Gartenstadt Luginsland (1913/16) und der Kolonie Falterau in
Degerloch (1911/14) in den ersten Jahren
der Weimarer Republik auf dieser Basis
mehrere Kleinsiedlungen wie die Gasarbeitersiedlung an der Hackstraße (1921/29),
die Straßenbahnersiedlung Friedenau
(1921/27) oder die Viergiebelwegsiedlung
(1922/26) des Beamten-Heimstättenvereins im Norden.
Da Inflation und Arbeitslosigkeit weitere Initiativen verhinderten, waren fortan
die Städte gefordert. Hierbei half die Hauszinssteuer, die reichsweit erhoben wurde,
aber den Kommunen zufloss. Daraus resultierten städtische Wohnungsprogramme
für insgesamt mehr als 4200 Wohneinheiten, die in den 20-er Jahren im Raitelsberg,
im Eiernest in Heslach, im Hallschlag, an
der Wagenburgstraße oder in der Ziegelklinge, dort speziell für Tuberkulosekranke, entstanden. Auch für die Weißenhofsiedlung und ihr Gegenstück am Kochenhof flossen städtische Mittel.
Die Weltwirtschaftskrise 1930/31 und
der Wegfall der Hauszinssteuer brachten
den kommunalen Wohnungsbau vorübergehend zum Erliegen. Da die Wohnungsnot
gleichwohl stieg, suchte die Reichsregierung ihr Heil in einer Notverordnung zum
Bau einfacher Siedlungshäuser für Erwerbslose am Stadtrand mit Gartenparzellen zur Selbstversorgung. Zwei dieser Siedlungen wurden noch vor 1933 begonnen:
Steinhaldenfeld und Hoffeld. Seelachwald
in Weilimdorf und Neuwirtshaus entstanden bereits unter dem Hakenkreuz. Die
Siedlungen Vogelsang, Reisach und Wolfbusch wurden als NS-Mustersiedlungen erstellt.
Staat fördert Wohnungsbau
Als die Waffen schwiegen, waren im gesamten Stadtgebiet mehr als die Hälfte der
Gebäude zerstört oder beschädigt. Nicht
Zwischen 1891 und 1902 entstand die Kolonie Ostheim. Unser Foto zeigt den Blick in die
Foto: Michael Steinert
Neuffenstraße bis zu Gaskessel.
nur die ausgebombte Bevölkerung, sondern der Strom der Flüchtlinge und Heimatvertriebenen musste untergebracht
werden. Die Alliierten verfügten eine
strikte Zwangsbewirtschaftung. Baracken,
Bunker und Gartenhäuschen wurden zu
Notunterkünften, und die erste Bautätigkeit bestand aus Trümmerbeseitigung und
Reparatur.
Das erste Siedlungsprojekt wurde 1949
am Rotweg in Zuffenhausen in Angriff genommen. Daraus wurde der Stadtteil Rot,
damals mit über 5000 öffentlich geförderten Wohneinheiten das größte westdeutsche Siedlungsprojekt. Neben rasch hoch
gezogenen Einfachbauten entstand dort
von 1955 bis 1959 eine von Hans Scharoun
(der das Einfamilienhaus Hölzelweg 1 zur
Weißenhofsiedlung beigesteuert hatte)
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und Wilhelm Frank konzipierte Hochhausgruppe, vom Volksmund Romeo und Julia
getauft.
Das riesige Wohnungsdefizit verlangte
nach massiver staatlicher Förderung. So
entstanden zwischen 1950 und 1970 in
Stuttgart 22 Neubaugebiete für 100 000
Einwohner, von denen allein 35 000 in den
Trabantenstädten in Rot, Freiberg und
Mönchfeld unterkamen. Weitere Stadtrandsiedlungen wurden in dieser Hochzeit
des öffentlich geförderten Wohnungsbaus
in Büsnau, Dürrlewang, Fasanenhof, Freiberg, Botnang und Vaihingen hochgezogen. Spätestens in der zweiten Mietergeneration begann sich indes die Sozialstruktur
nachteilig zu verändern. Spätestens da offenbarten sich die Vorzüge der überschaubaren Siedlungsformen früherer Tage.
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Zeitung Nr.11
Mittwoch, 7. Oktober 2009
Raus aus dem Zentrum
5
Schön gestaltete Hinterhöfe
„Architektonisch betrachtet gefällt mir die Weißenhofsiedlung. Auch das Gerber- und Bohnenviertel ist faszinierend, weil sie Flair und die Dichte der City haben. Als NeuStuttgarterin habe ich voriges Jahr in Kaltental eine Wohnung gefunden, und ich genieße es, abends aus dem Zentrum rauszufahren und trotzdem stadtnah zu leben."
„An meinem liebsten Ort bin ich angekommen: Der Süden
mit dem Lehen- und dem Heusteigviertel. Städtebaulich
gefallen mir die Altbauwohnungen und die schön gestalteten Hinterhöfe. Es gibt dort alle Dienstleistungen
und ich bin mitten in der Stadt. Deshalb bewege ich
mich ausschließlich mit dem Fahrrad.“
Karin Ott,
Diakoniepfarrerin der Vesperkirche
Oliver Scholz,
Mitbegründer der Designermesse Dekumo
Siedlungsbau in Stuttgart
Postdörfle
Luginsland
Eiernest
Rot
Kochenhof
1868 bis 1872
1913 bis 1916
1926 bis 1927
Ab 1949
1933
ach dem Vorbild der in England entstandenen Gartenstadtbewegung
konzipierten die Architekten Wacker und Schönagel für den von neun Arbeitern von Bosch und Daimler in Untertürkheim
gegründeten Bau- und Sparverein „Eigenes
Heim“ die Gartenstadt Luginsland. Laut Satzung sollten billige und gesunde Wohnungen
mit Nutzgärten sowie genossenschaftliche
Einrichtungen unter Ausschluss jeglicher Spekulation entstehen. Außerdem wurde der „gewinnlose Ein- und Verkauf von Gebrauchsgegenständen und Waren für Haushalt und Garten“ festgeschrieben. Auf neun Hektar entstanden so 400 Wohnungen in Häusergruppen auf schmalen Grundstücken.
er neue Stadtteil am Rotweg wurde
im Zeichen der Wohnungsnot nach
dem Krieg unter der Regie der Zentrale für den Aufbau der Stadt Stuttgart (ZAS)
als damals größtes deutsches Siedlungsprojekt für 20 000 Bewohner konzipiert. Auf
153,6 Hektar wurden zunächst schlichte
Wohnblöcke hochgezogen, deren erster 1949
fünf Monate nach dem Spatenstich bezugsfertig war. Heute leben rund 10 000 Menschen
in Rot. Aus dem Rahmen der in Einfachbauweise errichteten Häuserzeilen fallen das
Hochhausensemble „Romeo und Julia“ von
Hans Scharoun und Wilhelm Frank und die Hügelhäuser an der Tapachstraße der Architekten Peter Faller und Hermann Schröder. Unser
Foto zeigt „Romeo“. Archivfoto: Isabelle Butschek
N
D
Archivfoto: Achim Zweygarth
ls erste Arbeitersiedlung ließ die Königliche Eisenbahnverwaltung von
1868 bis 1872 nach Plänen von Georg
von Morlok auf sieben Terrassen eines Weinbergs an der Heilbronner Straße das Postdörfle für Bedienstete von Post und Bahn bauen.
37 Gebäude mit 214 Wohnungen boten etwa
tausend Bewohnern Unterkunft. Außergewöhnlich für die Zeit waren Einrichtungen wie
Kinderkrippe, Kantine, Konsumladen, Badeund Waschanstalt. Im Krieg mit Ausnahme
der ersten Gebäudezeile zerstört, orientierten
sich die Neubauten an der ursprünglichen
Struktur. Die historische Fassade wurde in das
2008 eröffnete Hotelprojekt Arcotel Camino
Archivfoto: Kraufmann
einbezogen.
nter Leitung des Hochbauamts ließ
die Stadt Stuttgart 1926/27 auf 3,9
Hektar die Siedlung im Heslacher Eiernest (so der Name des Gewanns) für städtische Arbeiter und Angestellte bauen. Auf
dem für die Bahn reservierten Gelände wurden 180 Kleinhäuser in Leichtbauweise errichtet, die ein- oder eineinhalbgeschossig auf 45
Quadratmeter Fläche Zeilen mit zwei bis 17
Einheiten bilden. Nach damaliger Vorstellung
sollten die Häuschen nach 40 bis 50 Jahren
verschwinden, wovon keine Rede mehr ist.
Rund 600 Bewohner leben heute dort mit viel
Grün. Alle Dachgeschosse sind ausgebaut,
und Ende der 70er Jahre wurden Bäder und
Gasheizungen eingebaut. Archivfoto: Kraufmann
A
U
ie von Baumeistern der Stuttgarter
Schule 1933 geplante Siedlung Am
Kochenhof wurde von den 32 Architekten um Paul Schmitthenner und Paul Bonatz als Gegenentwurf zur Weißenhofsiedlung verstanden, bei der sie nicht zum Zug gekommen waren. Nach jahrelangen Querelen
wurden anlässlich der Ausstellung „Deutsches Holz für Hausbau und Wohnung“, deren Trägerverein (neben Privatleuten) als Bauherr fungierte, 32 Einzel- und Doppelhäuser
verwirklicht. Was zunächst als Versuchssiedlung für Massenwohnungsbau gedacht war,
wandelte sich durchaus im Sinne der neuen
Machthaber in ein eher biedermeierliches
Idyll nach dem Vorbild von Goethes WeimaFoto: Kraufmann
rer Gartenhaus.
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Mittwoch, 7. Oktober 2009
Zeitung Nr.11
Bopser wäre nicht schlecht
Morgens zur Karlshöhe
„Ich möchte weit weg von allen im Zusammenhang
mit Stuttgart 21 auftretenden Großbaustellen wohnen. Logisch, dass mir die Halbhöhenlage gefällt.
Der Bopser wäre gut. Und dann müsste die
Wunschlage verkehrsgünstig sein. Wo wir jetzt
sind, ist es nicht schlecht, aber es fehlt das Grün.“
„Ich wohne in der Mörikestraße: Morgens gehe ich mit
meinem Notizbuch zur Karlshöhe hoch, sehe erst
nach, ob die Stadt noch da ist, und plane dann hier den
Tag. Über mir singen die Vöglein, denn dies war ja früher einmal der Garten der Familie Gustav Siegle mit
vielen exotischen Bäumen.“
Juliane Spitta,
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„Wohnen ist ein Spiegel der Gesellschaft“
tion der Wohnung hat für die Menschen
gerade in der heutigen schnelllebigen, globalisierten Welt einen hohen Stellenwert.
„Menschen brauchen einen Rückzugsort,
an dem sie sich besinnen können.“
kommt „hausen“ vom althochdeutschen
Doch noch im 18. Jahrhundert und frü„huson“, und das bedeutet „sich aufhal- her war daran nicht zu denken. „Die Famiten“, ebenso wie das althochdeutsche Wort lien lebten in ihren Häusern mit Angestell„wonen“. Erst im 14. Jahrhunten und Gesinde“, sagt Adamdert bekam das Wort „hau- „Die Geschichte
Schmidtke. Sicherlich haben
sen“ die negative Bedeutung
sich die Menschen auch da„sich wüst aufführen“. Wäh- des Wohnens wird
mals mehr Intimität gerend sich das Wort „wohnen“ nie zu Ende sein,
wünscht. „Die Möglichkeit
im Sinne von „zufrieden sein“ weil sie sich immer dazu bestand für die meisten
positiv entwickelte.
Bürger aber nicht“, sagt
Ein Blick zurück zeigt, dass wieder neuen
Adam-Schmidtke.
der Wunsch nach Schutz im- gesellschaftlichen
Denn so existenziell das
mer wichtig war. Es kamen je- Prozessen
Wohnen für den Menschen
doch weitere Funktionen
ist, so wenig autark ist es
hinzu, die das Wohnen erfül- unterwirft.“
auch. „Die Wohnformen halen soll, und auch die Men- Wolfgang Mayer, Landesvor- ben schon immer auf gesellschen stellten andere Anforde- sitzender des BDIA
schaftliche Einflüsse reagiert
rungen an die Wohnung. „Mit
und sich angepasst“, sagt
der Herausbildung des noch heute gültigen Wolfgang Mayer. „Wohnen ist ein Spiegel
Familienmodells wurde das Wohnen auch der Gesellschaft.“
mit Intimität und Privatsphäre gleichgeDeutlich wird dies am Beispiel der Indussetzt“, sagt Adam-Schmidtke. Diese Funk- trialisierung. Im Zuge der industriellen Re-
Menschen brauchen einen geschützten Rückzugsort, denn sie sind
nicht nur Lebe-, sondern auch Wohnwesen. Von Kathrin Thimme
n der Steinzeit waren es die Höhlen,
für die Nomaden ist es das Zelt, zur
Zeit der Industrialisierung waren es
Mietskasernen und heute die individuell
gestaltete Wohnung. Der Mensch hat
schon immer gewohnt, weil das Wohnen,
im Sinne eines geschützten Ortes, zu den
Grundbedürfnissen gehört wie essen, trinken und schlafen.
„Schon den Steinzeitmenschen diente
die Höhle als Schutz vor der Witterung und
vor Feinden. Und gleichzeitig haben sie es
sich mit Höhlenmalerei schön gemacht“,
sagt Wolfgang Mayer, Landesvorsitzender
des Bundes deutscher Innenarchitekten.
Er und seine Kollegin Kerstin AdamSchmidtke haben sich mit den menschlichen Wohnbedürfnissen im Rahmen einer
Fachtagung befasst.
Heutzutage würde man das Leben in einer Höhle eher als „hausen“, denn als „wohnen“ bezeichnen. Sprachgeschichtlich
I
DAS WOHNEN DER ZUKUNFT
volution zogen viele Menschen in die Stadt,
und der Bedarf an Wohnraum war groß. „In
dieser Zeit entstanden die Mietskasernen“,
sagt Adam-Schmidtke. Als „schöner wohnen“ würde man diese Wohnform nicht bezeichnen, doch Bedürfnisse wie Rückzug
von der Außenwelt und hygienischer Mindeststandard waren gegeben. Genauso war
es in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg,
als schnell viel Wohnraum benötigt wurde.
Heutzutage haben die Menschen mehr
Möglichkeiten, sich ihre Wohnwünsche zu
erfüllen. „Wobei nach wie vor die Bedürfnisse nicht so schnell befriedigt werden
können wie neue Trends entstehen“, sagt
Mayer. Dennoch wohnen Menschen heute
individueller. Und je mehr das Wohnen
nach dem eigenen Geschmack ist, desto
wohler fühlen sich die Menschen. Und das
ist zusammen mit dem Wunsch nach einem geschützten Raum der Grundstein dessen was wohnen sein soll. „Die Geschichte
des Wohnens wird nie zu Ende sein, weil es
immer wieder neue gesellschaftliche Prozesse gibt“, sagt Mayer. „Doch das ureigene
Schutzbedürfnis des Menschen bleibt von
Trends unbeeinflusst.“
100
86,4 % 86,2 %
80
71,6 %
68,2 %
60
40,7 %
40
20
0
Oase
Familien- Treffpunkt Lebens- Arbeitsder Ruhe treffpunkt für Freunde mittel- platz
punkt
Ort der Ruhe und Treffpunkt der Familie
sind für die 1000 befragten Personen dieser Studie die wichtigsten Aspekte für
das Wohnen der Zukunft. Doch auch das
Arbeiten von Zuhause wird künftig eine
größere Rolle spielen. Die Umfrage entstand für den Ikea-Wohnreport und
wurde 2004 erstmals veröffentlicht. ktm
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Zeitung Nr.11
Mittwoch, 7. Oktober 2009
7
Zu Fuß in die Lieblingskneipe
Das heilige Dreieck
„Mir gefällt es sehr gut im Stuttgarter Westen, wo ich
auch wohne. Das ist zentral und ich kann überall hin
zu Fuß gehen, auch in meine Lieblingskneipe, das Augustenstüble. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln
ist alles schnell zu erreichen. Außerdem bin ich trotzdem gleich im Grünen.“
„Am liebsten wohne ich daheim auf der Gänsheide. Faszinierend finde ich ihre topographische Lage. Man ist nahe an der
Höhe, und Stuttgart liegt einem wohlig zu Füßen. Kulturhistorisch ist die Gänsheide reich: So schrieb Schiller über sie
seine große Elegie. Dann gibt es noch das heilige Dreieck mit
der Villa Reitzenstein, dem Oberkircherat und St. Konrad.“
Rolf Thieringer,
ehemaliger Erster Bürgermeister von Stuttgart
Peter Erasmus,
Geschäftsführer Atelier am Bollwerk
Anders wohnen
Flächenverbrauch ist Resourcenverbrauch
er Deutsche braucht Platz, viel
Platz. Derzeit – so belegt es das Bundesamt für Bauwesen – lebt ein
Deutscher im Schnitt auf 40 Quadratmetern Wohnfläche. In Stuttgart sind es momentan 37,3 Quadratmeter.
Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht in
Sicht. „Wenn es so weiter geht, dann wohnen wir in 20 Jahren auf 56 Quadratmetern“, sagt Tilman Harlander, Wohnsoziologe und Professor am Lehrstuhl für Wohnen und Entwerfen an der Uni Stuttgart.
Das ist nach Ansicht von Harlander eine
Zahl, bei der die Frage erlaubt sein muss,
ob diese Fläche überhaupt benötigt wird.
„Die Antwort darauf lautet Nein", sagt der
Wissenschaftler.
1950 wohnte ein Bundesbürger auf 15
D
Quadratmetern. Diese Steigerung auf nahezu das Dreifache wird im Fachjargon
Wohlstandseffekt genannt. Der wirtschaftliche Aufschwung nach dem Zweiten Weltkrieg trug dazu bei, dass immer mehr Menschen mit Immobilien demonstrieren wollten, wozu sie es im Leben gebracht haben.
„Daraus entstand das Denken, ein eigenes
Haus besitzen zu wollen“, erklärt Harlander.
Hinzu kommt in Deutschland eine ausgeprägte Großstadt-Feindschaft, deren
Wurzeln ins 19. Jahrhundert reichen. Das
Bild der Stadt war durch Kriminalität,
Schmutz und Seuchengefahren negativ besetzt. Die Nationalsozialisten haben diesen
Trend im 20. Jahrhundert verstärkt. Die
Kleinstadt und das Dorf waren ihr Ideal.
„Dort hatte man Platz“, sagt Harlander.
Der zunehmende Raumbedarf ist auch kulturell bedingt. Kein Einwohner von Paris
würde seine kleinere Stadtwohnung gegen
ein Haus auf dem Land tauschen. In anderen Ländern wohnen ganze Großfamilien
in drei Räumen – und
sind glücklich. Harlander erzählt die Geschichte einer mexikanischen Studentin, die
in Stuttgart zum ersten
Mal ein eigenes Zimmer hatte. „Zurück in
Mexiko bestand sie
auch dort auf ein eigenes Zimmer“, sagt Har- T. Harlander
lander. Das bekam sie –
für wenige Wochen. „Dann musste sie wieder bei ihren Schwestern einziehen, weil
sie, wie die Mutter sagte, wunderlich
wurde.“
Der steigende Flächenverbrauch ist alArchivfoto: Michael Steinert
Der Flächenverbrauch pro Person steigt stetig. Stefanie Käfferlein
sprach darüber mit dem Wohnsoziologen Tilman Harlander.
lerdings nicht nur auf gewachsene Ansprü- wohnfläche bei Familien in Städten laut
che zurückzuführen, sondern auch auf äu- Statistik pro Person bei nur 26,8 Quadratßere Zwänge. „Viele Menschen wohnen metern.
während der Woche am Arbeitsort, wo sie
Dennoch gibt es den Trend, wieder in
eine kleine Zweitwohnung gemietet ha- die Stadt zu ziehen. Harlander sieht darin
ben“, erklärt Harlander. Ebenso wenig eine Chance, den Flächenverbrauch einzukann von einem generellen Zudämmen. „Eine Stagnation
wachs die Rede sein. „Der Ver- „40 Quadratmeter
wäre wünschenswert.“ Das
brauch schwankt je nach Perso- für jeden Mensolle jedoch keineswegs einengruppe und Ort“, sagt der
nen Verzicht auf Qualität beschen weltweit, das deuten. „Im Gegenteil. Hier
Soziologe.
Allein lebende ältere Men- geht einfach nicht.“ sind Innovationen gefragt.
schen verbrauchen in ihrer Tilman Harlander, WohnsoDenkbar sind WohnkonWohnung wesentlich mehr ziologe an der Uni Stuttgart
zepte mit gemeinsam genutzPlatz als ein Ehepaar oder eine
ten Räumen, zum Beispiel ArFamilie. Laut Bundesamt für Bauwesen le- beits-, Gäste- oder Musikzimmer“, sagt
ben Personen im Alter von mehr als 60 Harlander. Ein solches Projekt gibt es
Jahren im Durchschnitt auf 73 Quadratme- schon: den Regina-Kägi-Hof in Zürich.
tern.
Dort werden die Räume im Erdgeschoss als
Wegen des Wohnraummangels in den Büros an die Bewohner vermietet. FlächenStädten können sich Familien mit Kindern verbrauch ist laut Harlander Ressourceneine angemessen große Wohnung oft nicht verbrauch. „Für jeden Menschen weltweit
leisten. Deshalb liegt die Durchschnitts- 40 Quadratmeter, das geht einfach nicht.“
Leben in der Nudelfabrik und in der Wabe
Das Gemeinschaftsgefühl macht die alte Nudelfabrik in Rohracker zu
einem besonderen Wohnhaus. Von Sybille Neth
Wie eine deutsche Großmutter zu einer Wohnung und zu
afghanischen „Enkelkindern“ kommt. Von Nina Faecke
as Faszinierende an der Nudelfabrik ist, dass das Projekt bis heute
besteht“, sagt Werner Schellinger.
Er war einer der ersten, die beflügelt von
den 68-ern und der Wohngemeinschaftsszene der 1970-er, 1987 in Rohracker zusammen mit Gleichgesinnten eine neue
Wohnform ausprobieren wollte.
Der Architekt Dimo Haith brachte den
Stein ins Rollen, als er die leer stehende
Nudelfabrik entdeckte und sich für ihren
Kauf stark machte. Juristisch trat die anwachsende Hausgemeinschaft als Gesellschaft des bürgerlichen Rechts auf: Keine
einzelnen Wohnungen wurden verkauft,
sondern die Interessenten bezahlten eine
Einlage in das Gesamtprojekt. Deren Höhe
orientierte sich am Wert ihrer Wohnung.
Aber manche zahlten etwas mehr, andere
weniger. Somit waren die Bewohner zwar
Teilhaber am Wohnprojekt Nudelfabrik,
aber nicht Eigentümer ihrer Wohnung.
„Das Modell wurde 2007 gekippt, denn
der Gedanke ist heute nicht mehr vermittelbar“, sagt Schellinger, der als Geschäftsführer der Nudelfabrik die Umwandlung in
eine Wohnungseigentümergemeinschaft
zu Wege brachte. „Die jungen Leute wollen
eine Wohnung kaufen und keinen Anteil.“
Er selbst lebt mittlerweile in Berlin, und
auch sonst hat sich einiges geändert, wie
m Jahr 2001 entstand auf dem Burgholzhof in Bad Cannstatt das Mehrgenerationenhaus Wabe mit 15 Wohnungen. Als Bewohnerin der ersten Stunde
fand Doris Kunkel in der generationenübergreifenden Lebensform ihre Erfüllung.
Nach dem Tod ihres Mannes vor zehn Jahren wurde es Doris Kunkel unheimlich –
allein in ihrer Dachgeschosswohnung an
der Schwabstraße, mit 110 Stufen ohne Aufzug: „Wenn einem die Puste ausgeht, merkt
es keiner.“ Eine Freundin hatte ihr vom
Wabe-Projekt erzählt. „Ich bin noch während der Planungsphase eingestiegen.“ Die
Wabe-Idee von Integration, Hilfsbereitschaft und Toleranz zwischen Alt und Jung
ist für die Rentnerin ein Kindheitstraum,
der 2001 mit dem Einzug in das Mehrgenerationenhaus in Erfüllung ging.
„Wir waren Pioniere“, sagt die 76-Jährige und strahlt. Seitdem sind vier weitere
Wohnhäuser mit je bis zu 25 Parteien entstanden. Wenn Doris Kunkel von wegen
Geldmangel gestrichenen Sozialwohnungen hört, wünscht sie sich, dass Wohnformen wie die Wabe zum Trend werden.
I
Günstige Mieten und Nachbarschaftshilfe ermöglichen den Familien die Integration. „Ich selber habe keine Sorgen“, sagt
sie, „aber viele Wabe-Leute brauchen Unterstützung“. Die Sprachbarriere ist für
manche ausländische Bewohner hoch. Bei
wichtigen Telefonaten
ist Doris Kunkel „ihrer
afghanischen Familie“
aus dem Nachbarhaus
behilflich. „Beim Kinderwagenschieben war
ich von Anfang an dabei“, sagt sie, als sie die
Fotos ihrer drei ZiehEnkelinnen vom Regal
Doris Kunkel
nimmt. „Ich bin ihre
Oma.“ Und wenn der
Kasten Mineralwasser irgendwann zu
schwer werden würde, weiß sie, ein Anruf
bei „ihrer Familie“ würde genügen.
Seit der Gründung des Wabe-Hauses engagiert sich die Eigentümerin einer Einzimmerwohnung mit Dachterrasse für den Verein Wabe und organisiert monatliche
Wohnberatungstreffen im Rathaus. Wer in
Foto: Nina Faecke
D
der Architekt Haith erzählt. Von ihm sind
die Pläne für den Umbau in 22 Wohneinheiten, und er lebt bis heute in der Nudelfabrik. Die ersten Bewohner kommen langsam ins Rentenalter. Den Kindergarten im
Haus besuchen jetzt Kinder aus dem Stadtteil. Allerdings findet gerade ein Generationswechsel statt: Haith: „Es kommen
junge Familien, das tut dem Laden gut.“
Auch die neuen Bewohner schätzen das
etwas andere Leben in der Nudelfabrik:
den Gemeinschaftsraum, die Werkstatt,
die Plätze auf dem großen Außengelände,
den Laubengang, die Sauna und die gemeinsamen Aktivitäten: „Erst kürzlich haben
wir eine Radtour gemacht und immer wieder gibt es Feste“, sagt Haith.
Werner Schellinger erinnert sich, dass
es trotz Diskussionen um das gemeinsame
Leben unstrittig war, dass jeder seine Tür
schließen konnte. „Es gab keinen Gruppenzwang. Es ist ein normales Haus nur ein
bisschen freundlicher.“ Ihn selbst verband
lange Zeit eine Kochfreundschaft mit seinem Nachbarn: „Wir haben beide zu Hause
gearbeitet und abends gekocht. Einer beruflich sehr eingespannten Nachbarin haben
die beiden dann einen Zettel an die Tür
geklebt. Drauf stand beispielsweise: Heute
gibt es Boeuf Bourguignon – und die kam
dann meistens auch zum Essen.“
eines der von einer Genossenschaft unterstützten Mehrgenerationenhäuser einziehen darf, entscheiden die Bewohner.
„Wen Kindergeschrei stört, ist hier
falsch“, sagt die Mutter dreier erwachsener
Kinder entschieden und blickt auf ihre silberne Armbanduhr. Gleich kommen „ihre
Enkelinnen“ aus der Schule. Heute gibt es
afghanische Linsensuppe zum Mittag.
Als Doris Kunkel die steilen blauen Stufen im Treppenhaus hinuntersteigt, erzählt sie von dem allein erziehenden Vater,
der von den Babysitter-Qualitäten der älteren Kinder im Haus profitiert, und von
dem ruhigen Single-Künstler aus dem ersten Stock. „Knatsch gibt es auch manchmal. Wegen der schwäbischen Kehrwoche
zum Beispiel.“ Das nimmt die gebürtige Badenerin gelassen. „Für mich ist die Wabe
Seligkeit pur“, sagt sie lächelnd.
Doris Kunkels Wohnung liegt im fünften Stock. Im Wabe-Haus gibt es einen Aufzug. Aber den nutzt Doris Kunkel nur selten. Sie geht lieber zu Fuß.
www.wabe-stuttgart.de.
Brauereigaststätte Dinkelacker-Schwaben Bräu
Tübinger Straße 48 · 70178 Stuttgart · Telefon 0711/60 37 97 · www.brauereigaststaette-dinkelacker.de
Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag: 11 Uhr bis 24 Uhr · Am Wochenende ganztätig beste Parkmöglichkeiten.
Wir lassen uns in die
Karte schauen.
In der Nudelfabrik leben die Menschen nicht nebeneinander, sondern miteinander. DenArchivfoto: Gottried Stoppel
noch kann jeder die Tür hinter sich schließen.
Schweineschnitzel an Pilzrahmsoße,
dazu handgeschabte Spätzle und Salat
***
Schweinerückensteak an einer kräft
ftiigen Biersoße,
dazu Bratkartoff
ffeeln und Salat
***
Zwei Schweinelendchen auf Rösti, mit Champignons
und Käse überbacken, dazu Salat
Jetzt auch
***
sonntags für
Schwäbischer Rostbraten auf Sauerkraut,
Sie da!
mit Maultasche und handgeschabten Spätzle
***
Cordon Bleu, mit Pommes frites und Salat
***
Braumeister´s Biertreberschnitzel paniert mit Kartoff
ffeelsalat
8
CITY EXTRA
Mittwoch, 7. Oktober 2009
Zeitung Nr.11
Ein echtes Kleinod
Zentrumsnah und grün
„Am liebsten bin ich auf der Gänsheide, wo wir seit sieben
Jahren wohnen. Das ist für mich einer der schönsten Flecken
Stuttgarts, ein Kleinod; und es ist der ideale Stadtteil, um mit
Kindern zu leben. Auch die Infrastruktur ist vorhanden, es
gibt Geschäfte und eine Restauration, die Anbindung an den
öffentlichen Nahverkehr ist gut; und es ist trotzdem ruhig."
„Mir würde am Besten eine große Altbauwohnung im Zentrum oder in Zentrumsnähe gefallen. Sie müsste der Kinder wegen aber einen Garten haben oder einen begrünten Innenhof. Die
beste Lagen für den Altbau wären das Bubenbad,
die Alexanderstraße oder die Weißenhofsiedlung.“
Friedrich-Koh Dolge,
Leiter der Musikschule
Axel Grau, Geschäftsführer des Verkehrsvereins
Pro Stuttgart
Villen in Stuttgart – Einst für Fabrikanten und Adlige gebaut, haben sie heute unterschiedliche Funktionen
on Mitte des 19. bis
Anfang des 20. Jahrhunderts sind in
Stuttgart zahlreiche Villen
entstanden. Doch was unterscheidet eine Villa von einem
Einfamilienhaus oder einem
Landhaus? Die Definition
hat sich immer wieder verändert. Einige charakteristische Merkmale gibt es dennoch: So ist eine Villa ein freistehendes, repräsentatives
Haus für eine, maximal zwei
Familien. In jedem Fall gehört ein großer Garten oder
eine parkähnliche Anlage
dazu. In der Stadt war dafür
nur selten Platz. Deshalb
wurden Villen ursprünglich
eher auf dem Land gebaut.
Und dennoch gibt es Villen in
Stuttgart. Nina Faecke und
Kathrin Thimme stellen fünf
von ihnen vor. Sie stehen stellvertretend für alle Villen in
der Stadt.
V
Villa Bosch
er 1910 und
1911 errichtete kubische
Baukörper
der
Bosch-Villa an der
Heidehofstraße
steht für den ausklingenden Historismus in Stuttgart.
Mit seinem flach geneigten Dach und
dem angrenzenden
B e l v e d e r e -T u r m
weist der ehemalige
Wohnsitz von Robert Bosch auf Einflüsse aus der italienischen Frührenaissance hin. Die hierarchischen Anordnung des Anwesens
spiegelt den Charakter einer ländlichen
Villa wider. Das
Hauptgeschoss
wurde auf einem Sockel aus Sandsteinquadern
gebaut.
Über eine Treppen- Ein repräsentatives
anlage mit vier Säu- Villa Bosch.
len geht es zum Eingang. Dass Erdgeschoss ist so groß, dass dort Platz für
Diele, Speise- und Arbeitszimmer ist.
Die Privaträume der Familie im Ober-
D
Villa Berg
geschoss gestaltete
der Seligenstadter
Künstler Franz Boeres im Jugendstil.
Die
Ausstattung
des
Esszimmers
stammt von Bruno
Paul, einem Vertreter der pragmatischen Architektur.
Trotz der für 1910
nicht mehr zeitgemäßen klassischantiken
Fassade,
setzten die Architekten mit der Verwendung von Eisenbeton in den Decken
und
der
Treppe
moderne
Bauprinzipien um.
Seit 1986 ist das Anwesen Sitz der Robert Bosch Stiftung, wie es der ehemalige Eigentümer
1964 in seinem Testament verfügt hat.
Haus im Park: Die Die Stiftung beFoto: Achim Zweygarth treibt das RobertBosch-Krankenhaus, das Dr.-Margarete-Fischer-Bosch-Institut für klinische Pharmakologie und das Instinif
tut für Geschichte der Medizin.
u den prachtvollsten Gebäuden in Stuttgart zählt
die Villa Berg mit ihrem
24 000 Quadratmeter großen
Park. Sie wurde 1845 bis 1853
von dem Architekten Christian
Friedrich Leins für König Karl
und dessen Frau Olga als Landsitz gebaut. Vor Baubeginn
nahm Karl – damals noch Kronprinz – Leins mit nach Italien.
Die dort gesammelten Eindrücke finden sich in den Formen
der italienischen Spätrenaissance der Villa wieder. Auch der
Park mit Pavillons und Pergolen erinnert an die italienische
Gartenarchitektur. 1913 ging
die Villa und der Park in den
Besitz der Stadt über. Unter anderem wurde sie als Kinderheim und Lazarett genutzt. Im
Zweiten Weltkrieg zerstörten
Bomben den Prachtbau schwer.
Einige Elemente wie Ecktürme
und Flügelbauten wurden nicht
wieder aufgebaut. Mitte der
1960-er Jahre richtete der damalige SDR Studios in der Villa
Berg ein. Der Sendesaal steht
wie die gesamte Villa samt Park
unter Denkmalschutz. 2007
überließ der SWR für 6,5 Millionen Euro die Villa dem Stuttgarter Investor Rudi Häussler. Sie
steht derzeit leer. Wie sie ge-
Z
Die Villa Berg: Erst königlicher Landsitz,
dann Sendestudio des SWR und heute unbeFoto: Archivfoto: Achim Zweygarth
nutzt.
nutzt werden soll, ist offen. Im Gespräch ist ein Bürgertreff. Die Sendegebäude im Park werden abgerissen.
Dort sollen Luxux-Wohnungen oder
eine Seniorenresidenz entstehen. ktm
Villa Reitzenstein
üdöstlich vom Talkessel liegt auf
der Wagnerhöhe die Villa Reitzenstein. Sie ist ein Beispiel später historischer Architektur. Der von 1910 bis
1913 errichtete Bau wurde in Anlehnung
an das französische Barock des 18. Jahrhunderts entworfen. Das Sandstein-Gebäude hat zwei Geschosse. Die Flügel sind
mit Mansardendächern versehen. In der
Mitte steht ein runder Vorbau mit Kuppeldach. Die Architekten Hugo Schlösser
und Johann Weirether waren vor Baubeginn von Baronin Helene von Reitzenstein nach Frankreich und Italien geschickt worden. Dort sollten sie Eindrücke südeuropäischer Baukunst sammeln.
S
Freifrau Helene von Reitzenstein lebte nicht lange in ihrer Villa. Nach ihrem Umzug nach
Oberbayern 1922 verkaufte sie das Gebäude an die Württembergische Regierung. Foto: Archiv
Durch edle Marmormosaike, goldene Wasserhähne, den Einbau mehrerer Weinkeller und einer zur damaligen Zeit hochmodernen
Warmwasser-Zentralheizung
zählt die Villa Reitzenstein zu den prunkvollsten Villen Stuttgarts. Der Gartenarchitekt Karl Eitel legte auf dem 25 000
Quadratmeter großen Grundstück einen
Park mit wertvollen Bäumen und künstlichen Teichen an. 1922 ging die Villa in den
Besitz des Landes Baden-Württemberg
über. Seit 1925 ist sie der Amtssitz des
Ministerpräsidenten sowie Sitz des Staatsministeriums. Es gibt Büros für rund 50
Bedienstete, eine Kantine und eine Tiefganif
rage.
Villa Roser
ie ein Wohnhaus nach dem Geschmack von Paul Schmitthenner aussieht, dem Baukonstrukteur und Vertreter der Stuttgarter Schule,
ist an der Villa Roser zu erkennen.
Schmitthenner baute sie 1925 und 1926
am Feuerbacher Weg für die Familie des
Fabrikanten Wilhelm Roser. Die großbürgerliche Villa ist im konservativen Heimatstil gehalten, für den die Stuttgarter
Schule stand. Das zweigeschossige Haus
hat ein hohes Walmdach. Die Würfelform,
die flächige Fassade und der geschlossene
Baukörper sowie Elemente wie etwa die
Fensterläden sind typische Elemente für
Schmitthenners Auffassung von modernem, aber konservativem Wohnen. 1945
richteten sich die Amerikaner eine Zeitlang in der Villa ein, bevor die katholische
Kirche das Haus von Erben der Familie
Roser kaufte. „Die Kirche wollte nebenan
eine Kirche bauen und die Villa als Pfarrhaus nutzen“, sagt Manfred Scherer vom
Baubüro der Stuttgarter Gesamtkirchengemeinde. In der Zwischenzeit wurde die
Villa als Studentenwohnheim genutzt.
Nachdem die Kirche ihre Baupläne verworfen hat, blieben die Studenten in der
Villa. Sie waren es auch, die das Denkmalamt auf das neben der Villa liegende Wagenhaus – ebenfalls von Schmitthenner –
aufmerksam gemacht haben, das eigentlich hätte abgerissen werden sollen. „1986
restaurierte die katholische Gesamtkirchengemeinde die Villa und das Wagenhaus denkmalgerecht“, sagt Scherer. Seitdem steht der Komplex als Kulturdenkmal unter Schutz. Dass sich zuvor nie-
W
mand um die Villa gekümmert hat, ist für
Scherer heute ein Glücksfall. „Dem Haus
sind Instandsetzungen in den 60-er und
70-er Jahren erspart geblieben. So ist
heute fast alles originalgetreu erhalten.“
Nach der Restaurierung war die Zeit der
Studenten in der Villa allerdings vorbei.
Seitdem wird das Haus und Kulturdenkmal privat genutzt.
ktm
Villa Hauff
Paul Schmitthenner baute die Villa für WilFoto: Leif Piechowski
helm Roser.
iel Platz bietet die Villa-Hauff für
Kinder und Jugendliche, die an
der Gerokstraße in Höhenlage ihr
handwerkliches Geschick ausprobieren.
Mit Hammer, Feile, Bohrmaschine und
Lötkolben bauen und basteln sie in den
Räumen dieses herrschaftlichen Gebäudes. Seit 1953 gehört das Gebäude dem
Verein Stuttgarter Jugendhaus. Der Chemie-Fabrikant Friedrich Hauff ließ es
1903 erbauen. Hauff hatte das Unternehmen seines Vaters international bekannt
gemacht. Zu seinen Freunden zählten
Gottlieb Daimler, Robert Bosch und Graf
Zeppelin sowie der Architekt Karl Hengerer, der mit seinem Partner Richard Katz
die Villa gebaut hat. Das repräsentative
Haus, das auf den ersten Blick an eine
mittelalterliche Burg erinnert, passte zu
dem Unternehmer Hauff, der einer der
ersten Stuttgarter Autobesitzer war. Die
Villa ist zweigeschossig und steil in die
Höhe gebaut. Ein Satteldach schließt den
Baukörper ab. Ein Rundturm und erkerähnliche Elemente sowie das teilweise verwendete Rustika-Mauerwerk verstärken
den Burg-Charakter. Durch die scheinbar
wahllose Nutzung verschiedener Materialien und Formen wirkt das Haus von au-
V
Früher war die Villa an der Gerokstraße der Sitz des Fabrikanten Hauff, heute ist sie
Archivfoto: Achim Zweygarth
Werkstatthaus für Kinder und Jugendliche in Stuttgart-Ost.
ßen lebendig. Der Grundriss weist sehr
unterschiedlich zugeschnittene Räume
auf. Die repräsentativen Räume sind im
Erdgeschoss. Im ersten Stock waren die
Privaträume für das Ehepaar und die Kinder. Unter dem Dach lebten die Dienstbo-
ten. Mit dieser Wohnidylle war es 1939 zu
Ende. Die Nationalsozialisten beschlagnahmten das Haus. Nach dem Krieg rückten die Amerikaner ein. Sie schulten dort
Jugendliche in demokratischem Verhalktm
tensweisen.
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Tag der offenen Tür
d e r K l i n i ke n S c h m i e d e r G e r l i n g e n
Eine Klinik stellt sich der Öffentlichkeit vor
Der Tag der offenen Tür der Kliniken Schmieder am Freitag, 9. Oktober,
bietet Einblicke in die neurologische Rehabilitation. Von Gabriele Müller
Gerlingen.
E
s ist gut zu wissen, wo man im Krankheitsfall gut aufgehoben ist. Die Kliniken Schmieder auf der Schillerhöhe in Gerlingen öffnen
am Freitag, 9. Oktober, von 13 bis 18 Uhr ihre Pforten für alle Interessierten.
Nach einem Jahr Bauzeit ist der Erweiterungsbau der Kliniken Schmieder in Gerlingen nun fertig gestellt. Er war notwendig geworden, weil das
1998 in Gerlingen gebaute Klinikgebäude an seine
Kapazitätsgrenzen gestoßen war. Vier Geschosse
bieten jetzt auf 3200 zusätzlichen Quadratmetern
zusammen mit dem bereits bestehenden Gebäude
Platz für insgesamt 140 Betten. Acht Millionen
Euro wurden dafür investiert. Sechzig neue Arbeitsplätze sind entstanden. Insgesamt 150 Mitarbeiter
kümmern sich in interdisziplinären Teams um die
über tausend Patienten im Jahr. Diese leiden beispielsweise unter den Folgen eines Schlaganfalls
oder eines Schädel-Hirntraumas. Auch Menschen
mit chronischen Krankheiten wie Parkinson, Multiple Sklerose oder Demenz werden hier behandelt.
Die Kliniken Schmieder gibt es inzwischen an
sechs Standorten - in Gailingen, Allensbach, Konstanz, Gerlingen, Stuttgart und Heidelberg. Als
Qualitätsführer in der neurologischen Rehabilitation prägen sie medizinische und therapeutische
Standards, die in einem eigenen Forschungsinstitut weiter entwickelt werden. Am Tag der offenen
Tür am kommenden Freitag können sich die Besucher selbst ein Bild davon machen, wie in den Kliniken Schmieder in Gerlingen neurologische Rehabilitation für Patienten aller Schweregrade über alle
Phasen hinweg realisiert wird. Alle neurologischen
Leistungsphasen sind hier unter einem Dach angesiedelt und ermöglichen so optimale Übergänge
von einer Phase in die andere. Für die Frührehabilitation der Patienten ist hier ebenso gut gesorgt wie
für die Wiedereingliederung in das berufliche und
häusliche Umfeld.
Verschiedene Führungen machen beim Tag der
offenen Tür am Freitag, 9. Oktober, für die Besucher Organisation, Räumlichkeiten und Vernetzung transparent. Es gibt allgemeine Klinikführungen, spezielle Technik- und Pflegeführungen sowie
separate Führungen durch den Neubau. Die Uhrzeiten der jeweiligen Rundgänge finden sich auf Hinweistafeln im Foyer. Der Treffpunkt für die Führungen ist im Eingangsbereich des Foyers. Infostände
erlauben es Interessierten darüber hinaus, sich ein
Bild von nicht-medizinischen Leistungen zu machen, welche für die Genesung der Patienten ebenfalls von großer Bedeutung sind. Regionale Selbsthilfegruppen, ein Sanitätshaus, die Ernährungsberatung, die häusliche Pflegeversorgung, die Bastelgruppe, die Neuropsychologie sowie Aktivstationen stellen sich beim Tag der offenen Tür vor. Außerdem präsentieren sich die Kliniken Schmieder
mit einem eigenen Stand.
Parallel dazu werden am Freitag, ab 13 Uhr
stündlich Vorträge angeboten, die Antworten auf
wichtige Fragen geben wie: Was gibt es Neues in
der Therapie des Schlaganfallpatienten? Wie können Ergo- und Physiotherapie dem Schlaganfallpatienten helfen? Wie sieht der richtige Umgang mit
sprachgestörten Patienten
aus und wie die ganztätige
ambulante
Rehabilitation
und Berufstherapie in der
Stuttgarter Tagesklinik? Alle
Vorträge sind in den Kliniken Schmieder in Gerlingen
im Raum FU 14 vorgesehen.
Wer seinen eigenen Gesundheitszustand überprüfen möchte, kann beim Tag
der offenen Tür seinen Blutdruck und Blutzucker messen lassen. Für den kleinen
Hunger stehen gesunde
Snacks im Innenhof der Klinik bereit. Die Klinikclowns
Theo und Kampino kümmern sich am Freitag darum,
dass es den Kindern an diesem Nachmittag nicht langweilig wird.
Info: Am Tag der offenen Tür
der Kliniken Schmieder in Gerlingen am kommenden Freitag, 9.
Oktober, verkehrt ein Shuttlebus zwischen dem unteren
Parkplatz an der Solitudestraße
und der Klinik. Mit den Buslinien 92 und 98 sind die Kliniken
ebenfalls zu erreichen (Ausstieg an der Haltestelle "Klinik
Schillerhöhe"). Ausführliche Inv.l.n.r.: Diplom-Betriebswirt Markus Frenzer (Verwaltungsleitung Kliniformationen zum Tag der offenen Tür gibt es im Internet unter ken Schmieder Stuttgart) und Facharzt Rudolf van Schayck (Ärztliche
Leitung Kliniken Schmieder Stuttgart).
www.kliniken-schmieder.de
Acht Millionen Euro haben die Kliniken Schmieder in den Erweiterungsbau am Standort auf der Schillerhöhe investiert. Die Besucher des Tages der offenen Tür können ihn besichtigen.
Fotos: Andreas Gorr
KLINIKEN
SCHMIEDER
Neurologisches Fach- und
Rehabilitationskrankenhaus
Erfahrung und Fortschritt in der Neurologischen Rehabilitation
Die Kliniken Schmieder behandeln seit nunmehr 60 Jahren neurologische
Patienten aller Schweregrade an ihren sechs Standorten in Baden-Württemberg.
In der Metropolregion Stuttgart setzen wir seit Mitte der 1990er Jahre unsere gesamte Kompetenz und Erfahrung für die bestmögliche medizinische und
therapeutische Behandlung unserer jährlich über 11.000 Patienten ein. Dabei
wenden wir modernste Diagnostik und innovative Therapien an. Unser zentrales
Anliegen ist der Rehabilitationserfolg der uns anvertrauten Patienten.
Unser neuer Erweiterungsbau, in den wir 8 Millionen Euro investiert haben, soll
die Versorgung der Patienten im Großraum Stuttgart weiter verbessern. Wir
wollen Ihnen den Neubau und unser gesamtes Leistungsspektrum vorstellen.
Besuchen Sie uns und informieren Sie sich über neurologische Krankheitsbilder,
über Vorbeugemaßnahmen und vieles mehr. – Sie sind herzlich willkommen!
„ Vorträge zu Themen wie Schlaganfall, Ernährung, Prophylaxe, Therapien u.a.
Einladung zum
„ Informationsstände von Selbsthilfegruppen, Medizindienstleistern und der
Tag der offenen Tür
Personalabteilung der Kliniken Schmieder (Ausbildung, Jobangebote)
„ Führungen durch den Neubau; allgemeine Klinik- und Themenführungen
„ Gesundheitstests: Blutdruckmessungen, Blutzuckermessungen, Beratung
„ Filmvorführungen, Bastelgruppe, gesunde Snacks und vieles mehr ...
„ Kinderprogramm (Klinikclowns „Theo“ und „Kampino“)
„ Shuttle-Service zwischen dem Parkplatz an der Solitudestraße und der Klinik
„ Ausführliches Programm unter: www.kliniken-schmieder.de
Kliniken Schmieder Stuttgart/Gerlingen
Auf der Schillerhöhe, Gerlingen
Freitag, 9. Oktober, 13–18 Uhr
Weitere Infos: www.kliniken-schmieder.de
10
CITY EXTRA
Mittwoch, 7. Oktober 2009
Überzeugte Cannstatterin
Zeitung Nr.11
Gern direkt im Wald
„Seit zehn Jahren bin ich begeisterte und überzeugte
Cannstatterin. Ich habe beim letzten Umzug nur hier
eine Wohnung gesucht. Cannstatt hat eine eigene, etwas eigenwillige Identität. Ich mag den Wochenmarkt und das Kurhausviertel, den Neckar und selbst
am Hallschlag tut sich durch das Römerkastell was.“
Petra Klein,
SWR 1 Moderatorin
„Am Liebsten würde ich an der Hasenbergsteige wohnen, dann
könnte ich von dort mit dem Hund oder zum Joggen direkt in den
Wald. Wir leben seit achteinhalb Jahren in Heslach, von dem wir
positiv überrascht sind und uns wohl fühlen. Früher wollte ich nicht
so gern dorthin ziehen, aber mittlerweile entwickelt sich der Stadtteil immer mehr zu einer Art zweitem Stuttgarter Westen.“
Benjamin Breitenbach,
Sternekoch
Wenn Möbel eine Seele haben
In der Holzmanufaktur in Zuffenhausen wird noch mit den Händen
gearbeitet. Mehr als 20 Schreiner fertigen Möbel an, die allesamt
Unikate sind. Von Anne Brockmann
erktags, 8 Uhr, an der PorscheVolker Braun hat seine erste Aufgabe an
straße in Zuffenhausen: Volker diesem Tag erledigt. Nun sieht er sich die
Braun und Monika Beurer tref- Bewerbungen von Praktikanten an. Wo imfen bei der Arbeit ein. Er steigt die Treppen mer es geht, gibt der Unternehmer jungen
hinauf zu seinem Büro im Obergeschoss. Menschen die Chance, in den SchreinerallSie geht in den Maschinenraum im Erdge- tag zu schnuppern oder den Beruf zu erlerschoss. Volker Braun ist einer von fünf Ge- nen. Zwischen Männern und Frauen
sellschaftern der Holzmanufaktur Stutt- macht er keinen Unterschied. Ebenso wie
gart. Monika Beurer ist Auszubildende. viele andere Ausbildungsbetriebe hat auch
Wie immer liegen an diesem Tag verschie- die Holzmanufaktur erlebt, dass viele weibdene Aufgaben vor ihnen. Was sie eint, ist liche Auszubildende nach Ende der Lehre
das Ziel: In der Holzmanufaknicht bleiben. Den Grund datur sollen die Antiquitäten
für sieht Volker Braun unter
von morgen entstehen, langle- „Ich sehe in
anderem in der „enormen körbige Möbel mit zeitlosem De- der derzeitigen
perlichen Belastung“ sowie in
sign.
dem Wunsch nach berufliKrise eine SituaVolker Braun muss erst
cher Weiterentwicklung, zum
Rechnungen schreiben, denn tion, aus der wir
Beispiel zur Innenarchitekheute sollen einige Möbelstü- eine ganze Menge
tin. Die Holzmanufaktur
cke das Haus verlassen. Sie lernen können.“
stellt dennoch immer wieder
werden teilweise ins Ausland
weibliche Auszubildende ein.
Volker Braun, Gesellschafter „Wenn die Zusammenarbeit
verschickt.
In der Werkstatt, die seit bei der Holzmanufaktur
über drei Jahre hinweg gut
30 Jahren besteht, bereiten
funktioniert hat, ist das viel
sich Monika Beurer und ihre Kollegen auf wert. Übernehmen können wir ohnehin
die Fortsetzung der Serienproduktion ei- nicht alle“, sagt Braun. Im Fall von Monika
nes Tisches vor. Dafür holt Monika Beurer Beurer ist noch nichts entschieden. Die
mit einem Gabelstapler erst das Material junge Frau absolviert derzeit das dritte
aus einem nahen Lager: Baumstämme, die Lehrjahr und kann sich vorstellen, in der
der Länge nach in Scheiben geschnitten Holzmanufaktur zu bleiben.
sind. Dann geht es ans Besäumen. Dabei
Jetzt arbeitet sie weiter an dem Tisch.
begradigt Monika Beurer mit einer speziel- Damit geht es an den Vierseiter. Der hobelt
len Säge die Kanten der Bretter, so dass von alle vier Seiten des Brettes gleichmäßig ab.
der Rinde nichts übrig bleibt. Beim an- Bevor die Dickenhobelmaschine danach
schließenden Kappen schneidet die 23-Jäh- für die richtige Brettstärke sorgt, macht die
rige die Bretter auf die richtige Länge zu.
Abricht-Hobelmaschine das Holz glatt.
W
Währenddessen hat sich Volker Braun
für einen Bewerber entschieden. Die
nächste Aufgabe geht ihm nicht so einfach
von der Hand. Er muss Ideen entwickeln,
mit denen er Stammkunden pflegen und
Neukunden gewinnen kann. Denn die Wirtschaftskrise trifft auch die Holzmanufaktur. Anfang des Jahres hat Volker Braun die
Umsatzerwartungen um 15 Prozent reduziert.
Trotzdem kann er der Lage etwas Positives abgewinnen: „Ich sehe in der Krise eine
Situation, aus der wir jede Menge lernen
können. Eine Möglichkeit der Kundenakquise haben wir bereits gefunden.“ Volker
Braun spricht von der Idee, den Ausstellungsraum der Holzmanufaktur an der Kronenstraße zu einem Kulturplatz machen.
Im September eröffnete Krimiautor Oliver
von Schaewen dort eine dreiteilige Lesereihe. Deren Besuch ist kostenlos. Am 29.
Oktober liest Stefanie Wider-Groth aus ihrem Buch „Hölderlinplatz“.
Während Volker Braun ein Kulturprogramm erarbeitet, bringt Monika Beurer
ihr Brett mit Hilfe eine Kreissäge auf die
richtige Breite. All die Schritte wiederholt
die junge Frau so oft, bis sie genügend Material für die Tischplatte zusammen hat. Mit
Hilfe eines Verleimständers fügt sie die
Bretter zu einer Tischplatte zusammen.
Weil dieser Vorgang mehrere Tage dauert,
beendet sie die Arbeit an diesem Tisch vorerst und greift auf eine Platte zurück, die
während der vergangenen Tage im Verleimständer entstanden ist. Monika Beurer
reicht sie an ihren Kollegen Wolfram Landt
weiter und schaut zu, wie er ein computergesteuertes Gerät programmiert. Das ist
die letzte Station im Maschinenraum. Hier
entstehen Bohrungen und Fräsungen, die
für das Zusammenfügen von Tischplatte
und Tischbeinen nötig sind.
Aus Gedanken werden Möbel
Die Auszubildende Monika Breuer arbeitet in der Holzmanufaktur Stuttgart an „ihrem“
Foto: Anne Brockmann
Tisch .
Nun wandern alle nötigen Teile vom Maschinenraum in den Bankraum. Dort
bauen die Schreiner das Möbelstück auf
und verfeinern es. Im Oberflächenraum
verleiht Beurers Kollege Ingo Langner dem
Tisch seine biologische Oberfläche. Das
heißt, er sprüht ein natürliches Öl auf, das
zwei Tage Zeit zum Trocknen braucht.
Am Ende schaut sich Monika Beurer „ihren“ Tisch an. Denn das sichtbare Ergebnis
ihrer Arbeit war einst der Grund, warum
sie ihr Lehramtstudium abgebrochen hat.
„Das war nur Theorie. Ich habe am Abend
einfach nicht gesehen, was ich geschafft
habe. Das ist hier anders.“
Volker Braun kann am Abend erneut
eine Rechnung schreiben. Schließlich haben seine Leute wieder ein Möbelstück geschaffen. „Und das besitzt genau wie alle
unsere Unikate eine Seele. Denn unsere
Schreiner arbeiten mit ihren Händen die
Gedanken in das Holz ein, die sie umtreiben“, erklärt Volker Braun die Besonderheit seiner Einrichtungsstücke.
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er Verein Tagesmütter und Pflegeeltern Stuttgart setzt sich seit 32 Jahren dafür ein, dass Kinder in familiärem Umfeld von geeigneten Tagesmüttern – und auch Tagesvätern – betreut werden. Dafür beraten sie Familien, die Betreuung suchen, und qualifizieren und vermitteln ihnen Tagespflegepersonen.
Derzeit arbeiten rund 150 Tagespflegepersonen für den Verein Tagesmütter und
Pflegeeltern Stuttgart, der ein anerkannter
Träger freier Jugendhilfe ist. „Wir können
aber jederzeit Verstärkung brauchen, weil
der Bedarf an flexibler
Kinderbetreuung sehr
groß ist“, sagt Michael
Weiße, Sozialpädagoge
des Vereins Tagesmütter und Pflegeeltern
Stuttgart.
Damit die zu betreuenden Kinder, die in
der Regel zwischen
null und drei Jahre alt
sind, während der Betreuungszeit bestens
versorgt sind, bietet der Verein vier Mal im
Jahr Kurse zur Schulung für interessierte
Frauen und Männer an. „Die Schulung umfasst vom Jahr 2010 an insgesamt 160 Unterrichtseinheiten für Interessierte ohne
pädagogische Ausbildung“, sagt Weiße. Neben einer pädagogischen Qualifizierung,
wird die angehende Tagespflegeperson
auch in steuer- und sozialversicherungsrechtlichen Fragen geschult, da die Arbeit
D
einer Tagespflegeperson auf freiberuflicher Basis läuft. Die Kosten für die Schulung werden gemeinsam von der Stadt
Stuttgart und dem Land Baden-Württemberg getragen. Nach der Schulung erteilt
das Jugendamt die Pflegeerlaubnis. Eine
Voraussetzung dafür ist ein Hausbesuch,
der von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Vereins in regelmäßigen Abständen durchgeführt wird.
Ursprünglich war der Verein aus einem
Zusammenschluss von Pflegeeltern entstanden, die durch die
Gründung eines Vereins
mehr Aufmerksamkeit
nach außen erzielen
wollten.
Ende
der
1970-er Jahre erweiterte der Verein sein Angebot auf Tagesmütter.
„Anlass war ein Bundesmodell zur Förderung
der familiennahen und
flexiblen Kinderbetreuung“, sagt Weiße. Heute
sind Betreuungsangebote wie die des Vereins Tagesmütter und Pflegeeltern Stuttgart wichtiger denn je. Denn das Angebot
an Krippen- und Kindergartenplätzen ist
knapp, und immer mehr Mütter kehren früher in das Berufsleben zurück und bevorzugen für ihre ganz kleinen Kinder die Betreuung durch eine Tagespflegeperson.
Wer Interesse an dem Verein hat, findet
weitere Informationen auf der Internetseite www.tagesmuetter-stuttgart.de.
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CITY EXTRA
Zeitung Nr.11
Mittwoch, 7. Oktober 2009
Eigene sehr schöne Welt
Umgeben von Weinbergen
„Ich wohne in Sillenbuch und möchte nirgendwo anders wohnen. Das ist eine eigene schöne Welt. Als wir nach Stuttgart kamen, haben wir lange gesucht und kamen durch Zufall in diesen
Stadtteil, den ich schön finde, weil er seinen fast dörflichen Charakter bewahrt und eine gute Infrastruktur hat. Außerdem
ist man mit der U-Bahn in zwölf Minuten in der Stadt.“
„Für mich wäre Uhlbach ein liebens- und lebenswerter
Ort. Er liegt stadtnah, hat eine gute Infrastruktur, bewahrt seinen dörflichen Charakter und ist umgeben von
den für Stuttgart typischen Weinbergen. Ich versuche immer in einer charakteristischen Umgebung zu leben: In
Schleswig Holstein wohnte ich am Wasser.“
Ronald Graetz, Generalsekretär des Instituts
für Auslandsbeziehungen
11
Armin Dellnitz,
Geschäftsführer Stuttgart Marketing
Badezimmerträume
Sessel
Accessoires
in Badezimmer ist längst
kein Raum mehr, in dem
man sich nur so lange wie
nötig aufhält. Badezimmer sind
Orte der Erholung, wo man zur
Ruhe kommt und es sich gutgehen
lässt. Waren sie einst eng wie Telefonzellen, geht es im Bad heute
großzügiger zu. Nicht selten sind
die Bäder offen und gehen ins
Schlafzimmer über. Stefanie Käfferlein hat sich nach Möbeln und
Accessoires umgesehen, die aus einem Badezimmer eine WellnessOase machen.
E
in echter Hingucker
in jedem Badezimmer
sind die chrom-farbenen Accessoires der
Firma Windisch.
Alle drei Produkte
–
der Seifenspender,
die
K l e e n e x b ox
und der Wattestäbchenbehälter –
sind mit kleinen funkelnden Swarovski-Kristallen besetzt. Die Kleenexbox kostet 935 Euro, ist 24,5
Zentimeter lang, 13 Zentimeter breit und 7,5 Zentimeter
hoch. Den Seifenspender (6
E
er wünscht sich im Badezimmer nicht das eine
oder andere Mal ein wenig Gesellschaft? Um nicht auf
dem Rand der Badewanne sitzen
zu müssen, empfiehlt sich eine
zusätzliche Sitz- oder Liegemöglichkeit im Wellness-Badezimmer. Der hier abgebildete Ruhesessel ist bei Ikea erhältlich
und kostet 129 Euro. Die
Liege mit dem Namen
Karlskrona ist nicht
nur ein optischer
Hingucker. Sein
Rattangeflecht erinnert zugleich
an
Urlaub,
Strand, Sonne
und Erholung.
cm x 10 cm x 16 cm) gibt es
für 528 Euro und der Wattestäbchenbehälter kostet 425 Euro.
Das Produkt
ist 6
Zentimeter
lang, 10
Zentimeter
breit
und 6,5 Zentimeter hoch. Alle
Produkte sind bei
Badkultur Beuttenmül- ler an der Alexanderstraße 20 erhältlich. Nähere
Infos gibt es im Internet unter www.badkultur.de. Foto: z
W
Foto: Inter IKEA
Systems B.V.
Handtuchleiter
och hinaus wollen hier ausschließlich die
Handtücher. Nicht selten weiß man im Badezimmer nicht, wohin
mit den Handtüchern.
Zum Duschen, beim Baden und zum Hände abtrocknen sind die Helfer aus Baumwolle unabdingbar. Sorgsam zusammengelegt
im
Schrank haben sie ihren Platz. Aber nach
dem ersten Gebrauch
wandern sie entweder
über den Heizkörper
oder an die Handtuchstangen neben dem
Waschbecken. Auf der
Handtuchleiter
aus
Holz bekommt nun jedes Handtuch einen eigenen Platz. Das hier
abgebildete
Modell
WO HTLE WOOD der
Firma Decor Walther
aus Holz kostet 199
Euro. Die Leiter ist in
Thermo-Esche oder in
heller Buche bei Badkultur Beuttenmüller
an der Alexanderstraße erhältlich. Foto: z
H
Dampfdusche
ach einem anstrengenden Arbeitstag
kann man sich in der
Dampfdusche etwas Gutes
tun. Das Modell Well Box von
Megius wartet unter anderem mit einer Kopf-, Handund acht Seitenbrausen sowie einer
Nacken-
N
brause, Fußdüse, Dampfaggregat mit Behälter für ätherische Öle, einer Farblichttherapie, einem MP3-Player
und einem Radio auf. Die verwendeten Materialien sind
Aluminium und Glas. Die
Dampfdusche ist in verschiedenen Größen,
Ausstattungen
und Farben erhältlich. Die
Glaswände
können
in
schwarz oder
weiß lackiert
werden. Das
Basismodell,
die Well Box
Easy, mit einer manuellen Steuerung
kostet 9315
Euro. Das hier
abgebildete
Modell
mit
Touchscreen
ist für 18215
Euro bei Sanitär Wahl, Unter dem Birkenkopf 23, erhältlich. Nähere
Informationen gibt
es unter www.sanitaerFoto: Stefanie Käfferlein
wahl.de.
Wannenbrücke
ine Frau mit langer rotbrauner Lockenmähne sitzt in der Badewanne.
Sie hört Musik, spielt mit
den Schaumkronen, die auf
der
Wasseroberfläche
umhertänzeln. Zwischendurch nascht
sie eine Erdbeere
und trinkt einen
Schluck Champagner. Diese Szene ist
Filmgeschichte. Die Rede ist von Pretty Woman, alias Julia
Roberts, die es sich in der Badewanne von Gentleman Richard Gere gutgehen lässt. Mit der Badewannenbrücke Wood
von Habitat für 40 Euro steht dem Picknick in der Wanne
Foto: Stefanie Käfferlein
nichts mehr im Wege.
E
Badewanne
ine Badewanne, wie sie nicht jeder
hat, gibt es bei dem belgischen Hersteller Aquamass. Das Modell Stone
One ist eine freistehende Badewanne, deren Verkleidung unterschiedlich gestaltet
werden kann. Ob aus Leder, Kuhfell oder
Zebramuster, aus Holz , Marmor oder mit
Mosaiksteinchen beklebt, hier
werden Kunden fündig, die etwas Außergewöhnliches
suchen. Das hier abgebildete Modell nennt sich
Stone One Neo Baroque
und ist aus schwarzem Leder, das mit silberfarbenen
barocken Ornamenten versehen ist. Die Wanne ist 1,70 Meter lang und 87 Zentimeter breit.
Die Basis-Variante in der Größe
1,5 Meter mal 85 Zentimeter in weiß
E
kostet 4950 Euro. Das hier abgebildete Modell kostet 8950 Euro und ist bei Sanitär
Wahl, Unter dem Birkenkopf 23, erhältlich.
Weitere Informationen gibt es im Internet
unter www.sanitaer-wahl.de. Foto: S. Käfferlein
Feuerstelle
in
Fe u e r
strahlt
Wärme und
Gemütlichkeit aus. Warum einen Kamin also nicht
auch einmal
im Badezimmer installieren?
Dann
heißt
es
abends nach
der
Arbeit:
Mit dem Lieblingsschmöker in die Badewanne und
nebenher die lodernden
Flammen beobachten. Die hier abgebildete Feuerstelle ist bei Ikarus erhältlich.
Das Besondere: Die Muro Feuerstelle ist
mobil, sie lässt sich überall aufstellen – an
E
der Wand oder frei im
Raum. Der Sockel besteht aus Glasfaserbeton. Zwischen den zwei
Glasplatten aus Sicherheitsglas züngeln die
Flammen, die auf BioAlkohol–Basis brennen.
Die Intensität des Feuers lässt sich entsprechend regulieren. Die
Feuerstelle ist sowohl
für den Innen- als auch
für den Außenbereich.
Das Modell Muro ist in
unterschiedlichen Ausführungen
erhältlich.
Ohne Glasplatten kostet
es 749 Euro, die kleine
Version mit Glasplatten
ist für 899 Euro erhältlich
(49 cm x 17 cm x 58 cm), die große Feuerstelle gibt es für 1099 Euro (59 cm x 15
Foto: Ikarus Design
cm x 69 cm).
Lichtspiele
rst entsprechendes Licht
schafft die Atmosphäre im
Badezimmer. Das Unternehmen LED Light District an der
Schwarenbergstraße entwickelt seit
mehr als zwei Jahren LED-Streifen.
Aufgrund der flachen Konstruktion
können sie fast überall montiert werden. Sei es als Fensterumrahmung,
hinter Heizkörpern oder hinter Spiegeln, überall schaffen die Leisten
leuchtende Effekte. Zudem können
automatische Farbdurchläufe oder
Lichtszenarien programmiert werden. Ohne zu bohren werden die
Streifen an der gewünschten Stelle
mit Klebestreifen befestigt. Mit
Bohrlöchern in den Badfliesen ist
also Schluss. Bei allen gestalterischen Effekten haben die LEDStreifen auch einen ökologischen
E
Vorteil: Sie sind energiesparend und
langlebig. Für einen Streifen muss
der Kunde mit etwa 80 Euro rech-
nen. Nähere Infos gibt es im Internet unter der Adresse www.elektriFoto: z
sche-farbe.de.
12
CITY EXTRA
Mittwoch, 7. Oktober 2009
Zeitung Nr.11
Nähe zum Tagblatt-Turm
Stuttgarts Naherholungsgebiet
„Ich selbst liebe es, mitten in der Stadt zu wohnen,
vor allem in der Nähe des Tagblatt-Turms. Der ist
für mich das kreative und künstlerische Zentrum
Stuttgarts und ich genieße es, ihn abends, wenn
er beleuchtet ist, von meiner Wohnung aus zu
sehen.“
„Ich wohne in der Halbhöhenlage in der Sonnenbergstraße, aber viel wichtiger als das ist für uns mit vier Kindern der große Garten, in dem wir hier am Waldrand sogar manchmal Rehe sehen und in dem Wein wächst.
Für mich ist dies das Naherholungsgebiet von Stuttgart:
Ruhig und mit guter Luft.“
Andrea Leonetti,
Theater Lokstoff
Anfang des vergangenen Jahrhunderts spielte sich das komplette Familienleben in der
Foto: z
Küche ab, weil sie der einzige beheizbare Raum war.
Lambert Liesenberg, Gesamtelternbeirat der
Kindergärten und Kitas in Stuttgart
Die Frankfurter Küche mit sechs Quadratmetern
Foto: z
war bis in die 90er Jahre ein Maßstab.
Wohnen in der Küche oder Kochen im Wohnzimmer. Die Küche von heute ist
Foto: z
Statussymbol und Treffpunkt.
Der weite Weg von der Feuerstelle zum Induktionsherd
Die Küche kann alles sein und war auch schon alles: Wohn- und
Schlafraum, reiner Arbeitsplatz, sachlicher Funktionsraum oder
Kommunikationszentrum für die Familie. Von Ralf Gunkel
it der Nutzung des Feuers begann
die Geschichte der Küche. Erste
Nachweise von küchenartigen Anlagen stammen aus der Zeit zwischen 8350
und 7370 vor Christus im Raum Jericho im
heutigen Israel. Dabei handelt es sich um
Lehmhütten mit einem Raum und einer
separaten Feuerstelle.
Im alten Rom besaßen die meisten normalen Bürger keine Küchen. Die Zubereitung der Speisen und das Backen des Bro-
M
tes fand öffentlich auf bronzenen Herden
statt. Nur die reichen Römer verfügten
über separate Küchenräume. Sie wollten
sich dem beißenden Rauch entziehen. Abzüge oder Schornsteine gab es nicht. Außerdem bereiteten Sklaven das Essen zu. Und
zu denen wollte man möglichst wenig Kontakt.
Im 19. und auch noch Anfang des 20.
Jahrhunderts war für Arbeiter- und Bauernfamilien die Küche der einzige beheiz-
bare Raum in der Wohnung. Nur der Adel
konnte sich eigene Räume für die Zubereitung von Speisen leisten. In der Küche
wurde im Winter geschlafen, teilweise gemeinsam mit dem Kleinvieh. Das Essen entstand auf einem mit Holz beheizten Eisenherd.
Der erste Gasherd wurde 1830 in England erfunden. 1893 stellte der Schweizer
Friedrich Wilhelm Schindler bei der Weltausstellung in Chicago den ersten Elektroherd vor. Anfang des vergangenen Jahrhunderts entwickelte sich die Küche zu „einer
Art Dorfplatz innerhalb der Wohnung“,
sagte Carmen Mundorff von der Architektenkammer Baden-Württemberg auf dem
internationalen Kongress für nachhaltiges
Bauen im Juni in Stuttgart .
Die Küchen vor allem in ländlichen Gegenden waren geräumig. Aber auch in den
Mehrfamilienhäusern, die zu Beginn des
vergangenen Jahrhunderts entstanden
sind, war ausreichend Platz in der Küche.
Hier spielte sich das Familienleben ab.
Hier wurde gekocht, gebadet, gewaschen
und geredet.
Mit der Entwicklung des sozialen Wohnungsbaus wurden die Küche immer kleiner. Diese Funktionsküche war sechs Quadratmeter klein, genauer gesagt 1,87 x 3,44
Meter. Die Abfolge der einzelnen Handlungen wurde optimiert, so dass jeder Handgriff saß. Auf diese Weise sollte die Hausfrau Zeit sparen. Außerdem sanken die Baukosten.
Die sogenannte Frankfurter Küche
wurde zum Vorbild für viele Einbauküchen
bis in die 90er Jahre. Erfunden hat sie die
Wiener Architektin Margarete Schütte-Lihotzky. Eine solche Küche findet sich übrigens auch in der Stuttgarter Weißenhofsiedlung.
Doch in den vergangenen zwei bis drei
Jahrzehnten wurde eine neue und gleichzeitig alte Entwicklung stärker: Die Küche
sollte den Lebensstil ihrer Besitzer widerspiegeln. Das ging mit einem Wandel ihrer
Funktion und einer Rückkehr zur größeren
sozialen Bedeutung einher. Die alte Wohnküche ist also wieder da. Allerdings mit einem Unterschied: Bei der modernen Küche handelt es sich oftmals um den am aufwendigsten ausgestatteten und damit teuersten Raum im ganzen Haus.
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Im Iden wird gesunde Ernährung groß geschrieben.
Foto: z
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Das Iden an der Eberhardstraße tischt ausschließlich naturbelassene
und frische Produkte auf.
esunde Ernährung ist im Iden Programm. Längst hat sich das Iden
einen festen Kundenstamm aufgebaut und sich weit über die Grenzen Stuttgarts hinaus einen Namen gemacht. Konservierungsstoffe und Geschmacksverstärker sind für das Küchenteam tabu. Stattdessen werden ausschließlich täglich frisch angelieferte Waren, Eier aus Bodenhaltung,
Vollkornmehle mit selbst geschrotetem Getreide, Honig und Rohrohrzucker verarbeitet. „Mindestens 80 Prozent unserer Produkte sind aus biologischem Anbau“, erklärt Inhaber Paul Letzgus. Nicht nur beim
Essen wird auf die Gesundheit geachtet. Es
gibt Karottensaft mit Sahne oder Rote-
G
Beete-Saft mit Orangensaft. „Die Säfte sind
deshalb so gemischt, weil der Stoffwechsel
manche Vitamine nur in Verbindung mit
anderen Stoffen verwerten kann“, sagt
Paul Letzgus. Ein besonderes Highlight ist
die Salatbar. Vom grünen Salat über griechischen Salat, Nudelsalat bis hin zu Kartoffelsalat ist für jeden Geschmack etwas dabei. Ebenso auf der Speisekarte: Gemüse,
Nudeln, verschiedene Hauptgerichte und
Desserts. Die Kuchen werden in der hauseigenen Bäckerei hergestellt.
Das Iden ist werktags von 11 Uhr bis 20.30 Uhr
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CITY EXTRA
Zeitung Nr.11
Mittwoch, 7. Oktober 2009
13
Und ewig lockt die City
Leben in der City ebenso wie das wach- rem das Südtor am Heslacher Tunnel, wo
sende Freizeitangebot. Es locken Restau- bis Ende 2010 77 Mietwohnungen entsterants, Kneipen und Bars ebenso wie die hen werden, die Sanierung des HospitalKönigstraße, die Calwer Straße oder das viertels, der Neubau der Landesbank BaViertel um den Hans-im-Glück-Brunnen. den-Württemberg (LBBW), der nach VerzöIm Talkessel pulsiert das Dolce Vita zwi- gerungen wohl doch noch fertig gestellt
schen Palmen, auf Kopfsteinpflaster, in Ca- wird, das ehemalige Krankenhausareal in
fés und vor allem im Freien. Das kulturelle Feuerbach, wo ein urbanes Wohnquartier,
Angebot, die gute Infrastruktur oder die ein Pflegehotel und eine Kita entstehen solNähe zum Flughafen sind wichtige Krite- len, die Neugestaltung des Olgäle-Gelänrien für die Auswahl einer
des, Stuttgart 21, wo rund 100
Wohnung. Negative Eigen- „Momentan
Hektar Fläche neu bebaut
schaften der Großstadt wie ist die Mischung
werden können und der Ne„laut, schmutzig und hekckarpark. „Beim Projekt Netisch“ kommen den Städtern zwischen höher
ckarpark werden Baugemeinnicht über die Lippen. Statt- und geringer
schaften stark zum Zuge komdessen wird das Leben in der verdienenden
men“, sagt Hahn. Derzeit sind
Großstadt zunehmend positiv
dort 450 Wohneinheiten vorArbeitnehmern
gesehen.
gesehen. „Meiner Meinung
Für Stuttgart ist der Trend noch gut.“
nach können es aber auch
„Zurück in die Stadt“, ein posi- Matthias Hahn,
600 werden“, sagt Hahn.
tiver. Aber es ist auch ein Baubürgermeister
Schon jetzt legt die StadtverTrend, der die Stadtverwalwaltung wert darauf, dass bei
tung vor neue Herausforderungen stellt. Gewerbeprojekten auch ein Wohnanteil
Geplant sind in Stuttgart bis zum Jahr von 20 Prozent eingehalten wird.
2020 rund 22 000 neue Wohnungen an 190
Daneben ist es Aufgabe der Stadt, für
Standorten. „Allein 4500 Wohnungen wer- entsprechende Wohnumfeldverbesserunden in Baulücken entstehen“, sagt Hahn.
gen zu sorgen. Dazu zählen entsprechende
Auf dem Programm stehen unter ande- öffentliche Grünflächen sowie eine er-
Die Menschen zieht es wieder in die Stadt. Das ist ein Trend,
der die Stadt und ihre Bewohner vor immer neue Herausforderungen
stellt. Von Stefanie Käfferlein
s ist wieder angesagt, in der Innenstadt zu wohnen. Immer mehr Menschen zieht es von der einst so beliebten Stadtrandlage ins Zentrum. Damit
ist Stuttgart freilich nicht allein. In zahlreichen weiteren Ballungsräumen ist das gleiche Phänomen zu beobachten. „Man kann
in der Tat von einem Trend zum urbanen
Wohnen sprechen“, sagt Stuttgarts Baubürgermeister Matthias Hahn. Mit derzeit 590
000 Einwohnern gehört Stuttgart zu den
zehn größten Städten Deutschlands. Das
sind 10 000 Einwohner mehr, als man vor
20 Jahren noch gedacht hatte.
Wer hip ist, wohnt derzeit entweder direkt im Zentrum oder im Westen Stuttgarts. Auf der einen Seite das Gerber- und
Bohnenviertel, auf der anderen Seite die
Einkaufs- und Vergnügungsmeilen wie die
Königstraße oder die Theodor-HeussStraße. Hier wird Sonne im Schlossgarten
und Bildung auf der Kulturmeile getankt.
E
Der Westen ist der Stadtbezirk der Kreativen. Ein immer beliebter werdender Bezirk – auch wenn die Parkplatzsuche am
Abend oder am Wochenende zur Geduldsprobe werden kann. Der Süden boomt –
und wächst. Im vergangenen Jahr zogen
mehr Menschen in den Bezirk als von dort
weggezogen sind. „Natürlich gibt es für die
einzelnen Bezirke gewisse Klischees. Aber
die Nachfrage ist generell da“, sagt Hahn.
Die Personengruppen, die es in die Stadt
zieht, sind jung und gebildet und haben ein
überdurchschnittlich hohes Einkommen.
Aber auch ältere Menschen zieht es wieder
in die City. Dort wollen sie ihren Lebensabend verbringen.
Doch woher rührt dieses Umdenken in
den Köpfen der Bürger? Sind doch gerade
die Schwaben dafür bekannt, sich irgendwann den Traum vom eigenen Haus im
Grünen zu erfüllen. Die Gründe liegen auf
der Hand. Kurze Wege sprechen für ein
höhte Verkehrssicherheit. „Maßnahmen,
wie die Reduzierung des Feinstaubs gehören ebenso dazu“, sagt Hahn.
Schon im Jahr 2007 hat die Stadtverwaltung in Zusammenarbeit mit dem statistischen Amt eine Umfrage unter rund 4000
Bürgern gemacht. Das Ergebnis: Es gibt
eine Vielzahl verschiedener Wohnvorstellungen und Wohnraumansprüche. So legen
die Bürger Wert auf umweltbewusstes, ruhiges und kinderfreundliches Wohnen, Wohnen mit gehobener Ausstattung, Wohnungen in offenen oder flexiblen Grundrissen.
Schon jetzt gehören die Mietpreise in
Stuttgart zu den höchsten in Deutschland.
Eine steigende Nachfrage nach Wohnungen in der Stadt bedeutet auch ein Ansteigen der Mieten. Das bestätigt eine Studie
des Instituts für Urbanistik in Berlin aus
dem Jahr 2005. „In den meisten Städten,
die über innenstadtnahe unbebaute Flächen verfügen, entsteht vorrangig Wohnraum im hochpreisigen Sektor“, heißt es
dort. „Momentan ist die Mischung zwischen höher und geringer verdienenden Arbeitnehmern aber noch gut“, betont Hahn
und fügt hinzu: „Wir als Stadtverwaltung
müssen dafür sorgen, dass das auch künftig
so bleibt.“
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14
CITY EXTRA
Mittwoch, 7. Oktober 2009
Zeitung Nr.11
Kuba im Hinterhof
Altbau mit hohen Räumen
„Ich wohne am Liebsten dort wo ich wohne. Im
Hinterhof der Reinsburgstraße 86 a haben
meine Frau und ich eine Schmiede umgebaut.
Dort ist unser Wohnzimmer, unser Atelier und
ein Restaurant. Wir sind mitten in der Stadt.
Manche sage auch, hier ist Kuba im Hinterhof.“
„Ich möchte nirgendwo anders leben, als da wo ich
jetzt wohne: 15 Minuten zu Fuß bis zur Hochschule, ins Staatstheater, zum Marktplatz oder ins
Kino - in dieser Reihenfolge - in einer schönen, ruhigen und hellen Altbauwohnung mit hohen Räumen
und Bäumen vor den Fenstern.“
Mario Ohno,
Künstler
Franziska Koetz, Leiterin der Schauspielschule an der
Hochschule für Musik und Darstellende Kunst
Ein Leben zwischen Aussicht und Einblick
Die Profis
für drinnen
Das Haus des Architekten Tobias
Wulf besticht durch seine fünf
Meter hohe Glasfront.
Von Stefanie Käfferlein
rofessor Klaus Peter Goebel lehrt
Entwerfen, Kunst und Kultur sowie
Material und Fertigung an der Hochschule für Technik. Über das Berufsprofil
der Studenten sprach er mit Sybille Neth.
Ist nicht jeder Architekt auch Innenarchitekt, in dem er den umbauten Raum vorgibt?
Innenarchitekten haben sich vor 80 Jahren als Spezialisten aus dem Beruf des Architekten herausgebildet. Sie sind beim
Bauen im Bestand ebenso tätig wie beim
Entwerfen von Möbeln. Das lehren wir als
einzige Ausbildungsstätte in Baden-Württemberg. Dazu kommt unsere internationale Zusammenarbeit mit anderen Unis.
T
Wie arbeiten Innenarchitekten und Architekten zusammen?
Innenarchitekten werden oft direkt beauftragt, weil es um Lösungen geht, die das
ganze Profil umfassen wie Messebau, Hotels, Krankenhäuser, Büros oder Privatwohnungen. Die Zusammenarbeit mit den Architekturkollegen findet häufig beim Neubau statt, wenn es darum geht, frühzeitig in
die Atmosphären einzugreifen. Aber das
Einfamilienhaus und die Sanierungen sind
unser Hauptbetätigungsfeld.
Auch nach fünf Jahren genießt Tobias Wulf immer noch die Aussicht aus seinem Wohnzimmerfenster.
noch nie ein Problem damit, wenn jemand
in meine Räume schaut“, sagt Wulf. Im
Sommer gibt das Haus nur sehr wenig von
sich und seinen Bewohnern preis. Durch
das Blätterdickicht der Bäume, die sich entlang der Stafflenbergstraße aneinander reihen, ist für den Spaziergänger nur wenig
erkennbar. „Und wenn man dann doch reinschauen kann, dann gucken die Leute
meist nur kurz im Vorbeigehen“, sagt Wulf.
Vor allzu interessierten Blicken und Sonneneinstrahlung gleichermaßen schützen
Jalousien, die jederzeit heruntergefahren
werden können. Einmal im Jahr rückt eine
Firma an, die die Fenster von außen und
innen putzt. „Die könnten allein mit einer
Leiter nicht sauber gemacht werden“, sagt
Wulf. Wenn die Sonne den Wohnraum zu
sehr aufheizt, kann Tobias Wulf Fensterlamellen öffnen, die in der Mitte vom Boden
bis zur Decke angebracht sind.
„Ursprünglich hatten wir überlegt, als
zusätzlichen Sichtschutz ein halbtransparentes Element aus Metallgeflecht oder
Stoff zum Verschieben einzubauen“, sagt
Wulf. Installiert haben sie das Schiebeelement nie. Ebenso we„Selten waren nig wie Vorhänge oder
wir uns so ei- Schals. „Das wäre
schon der Höhe wegen
nig wie beim
unpraktisch“,
sagt
Blickdichte
Planen unse- Wulf.
Schals finden sich im
res Hauses.“
Hause Wulf ausschließTobias Wulf über
lich dort, wo man von
sein Glashaus
außen aus der Nähe hineinschauen
kann.
Denn auch im Schlafzimmer, Kinderzimmer und Bad sind die Fenster raumhoch.
Von Anfang an war dem ArchitektenEhepaar klar, dass bei dieser Lage des
Grundstücks eine solche Fensterfront her
Foto: Franziska Kraufmann
muss. „Selten waren wir uns so einig wie
beim Planen unseres Hauses“, erinnert
sich Wulf und lacht. In einem Glashaus zu
wohnen, kann er sich aber nicht vorstellen.
„Das wäre mir zu eindimensional“, sagt
Wulf. Das Spiel mit den unterschiedlichen
Materialien habe ihn gereizt. Holz und Beton sind die Hauptkomponenten dieses Gebäudes, wobei das Holz bewusst unbehandelt ist. „So verwittert es schneller, wird
grau und nimmt so schneller die Gestalt
des Betons an“, erklärt Wulf.
Für diesen Morgen hat Tobias Wulf
lange genug aus dem Fenster gesehen. Er
setzt sich in seinen ockerfarbenen Le-Corbusier-Ledersessel – mit dem Rücken zur
Stadt. „Der steht bewusst in diese Richtung“, sagt Wulf. Die Weite nicht nur vor
Augen, sondern auch im Rücken, das ist es,
was das „Haus WU“ und seine Fensterfront
ausmacht.
Kronleuchter bleibt, LED-Leuchte kommt
Trends kommen und gehen. City extra hat nachgefragt, was an
Wänden, Fenstern und Decken angesagt ist. Von Stefanie Käfferlein
eig mir, wie du wohnst, und ich sag
dir, wer du bist. Neben dem Geschmack sind es vor allem Trends,
die Kaufentscheidungen beeinflussen.
Mancher hat für die richtige Auswahl
selbst ein Gespür. Andere suchen Rat beim
Innenarchitekten, Raumausstatter, Fliesenleger, Elektriker oder Maler. „Der Perserteppich ist out“, sagt Peter Metzler. Er
muss es wissen. Sein Raumausstattungsunternehmen in Gablenberg besteht seit 111
Jahren. Vor wenigen Jahren kam ein zweites Geschäft in den Königsbaupassagen
hinzu. Sein Sohn Mathias und er teilen sich
derzeit die Geschäftsführung.
Z
mindest jüngere Leute setzen darauf.
„Eine Wand neu zu streichen, ist billiger als
ein grünes Sofa durch ein rotes zu ersetzen.“ Spätestens seit die Einrichtungs–Mama Tine Wittler und die WohnPrinzessin Enie van de Meiklokjes im Fernsehen mit Ornamenten- und Blümchentapeten oder ganzen Sprüchen für Küche
oder Schlafzimmer Häuser und Wohnungen aufpeppen, scheint sich ein Trend zu
entwickeln. Das bestätigt auch Metzler.
„Florale und barocke Muster laufen bei unseren jüngeren Kunden sehr gut.“ Während Fototapeten einst belächelt wurden,
gibt es heute im Internet ganze Blumenwie-
sen und Wälder zu kaufen. Eigene Fotos
können auf Tapete gedruckt werden. Selten werden ganze Zimmer tapeziert. Stattdessen setzen die Bewohner Akzente, indem eine Wand oder gar nur ein oder zwei
Bahnen geklebt werden. Eine weitere Alternative ist Stoff. Der wird zwischen Boden
und Decke gespannt, so dass man mit bloßem Auge nicht mehr erkennt, dass es sich
hier nicht um eine Tapete handelt. Wandtattoos – im Internet spuckt Google derzeit
382 000 Treffer aus – hält Metzler für einen kurzfristigen Trend. „Natürlich gibt es
aber auch dort nette Sachen“, sagt Metzler.
Vorhänge schlucken Schall
Ähnlich wie Teppiche schlucken Vorhänge
den Schall, auch wenn viele Menschen auf
diesen Fensterschmuck verzichten. „Wer
Teppich ist Trend
Möbel ins Licht gerückt
Nach einer über Jahre hinweg gleichbleibend großen Nachfrage an Laminat- oder
Parkettboden, werden nun wieder vermehrt Teppichboden gekauft. „Das hat
praktische Gründe“, erklärt der Raumausstatter-Meister. Anders als Parkett
schluckt Teppich den Schall und dämpft
die Schritte. Gefragt sind vor allem Hochflorteppiche, die ein wenig an die Flokatis
der Siebziger erinnern. Zahlreiche Muster
stehen in Metzlers Regalen. Hier können
die Kunden ihre Wunschfarbe wählen,
ebenso wie die Größe und Form. Wesentlich teurer sind Designerteppiche. Sie werden bis ins Detail nach den Kundenwünschen hergestellt. Jedenfalls geht es ruhiger zu im deutschen Wohnzimmer: Wilde
Muster und knallige Farben sind selten.
Bunte Farbe an den Wänden
„Die Farbauswahl an den Wänden darf aber
ruhig etwas bunter sein“, sagt Metzler. Zu-
sich aber dafür entscheidet, wählt meist sogenannte Schiebegardinen.“ Klassische Varianten sind durchsichtige Vorhänge als
Sichtschutz vor dem Fenster, farbige
Schals aus dickerem Stoff an den Fensterseiten oder beides in Kombination. Die
Schals hören entweder bündig oder etwas
oberhalb des Bodens auf. Oder aber sie sind
länger und werden kunstvoll am Boden drapiert. Längst ausgedient haben Ring-Vorhangstangen aus Holz. Heute haben die
Stangen aus Messing einen Innenlauf, an
dem der Vorhang befestigt wird. Weitere
Varianten sind Klammern, die an den Stoff
geclipst werden oder Drahtseile, auf die die
Gardine aufgefädelt wird. „Wir verkaufen
auch immer öfter Rollos, Jalousien oder
Plissee-Sonnenschutz“, sagt Metzler. Das
macht Vorhänge häufig überflüssig. Manche kommen deshalb nur mit Schals an den
Fensterseiten aus.
Filigrane Vorhangstangen, Teppichboden und dezente Gardinenschals an den FensterseiFoto: z
ten liegen voll im Trend.
Lampen sind schon lange nicht mehr nur
dazu da, um die Räume zu beleuchten. Gutes Sehen ist zwar wichtig, gutes Aussehen
aber auch. Indirekte Beleuchtung erhält daher einen immer größeren Stellenwert. Da
wird Licht in Decken eingearbeitet, hinter
Stuckleisten installiert oder die Wände von
den Sockelleisten her angestrahlt. Immer
mehr Kunden entscheiden sich für eine
LED-Beleuchtung. Ob diese irgendwann
ganz die Glühbirne ersetzt, bleibt abzuwarten. „Fest steht schon jetzt, dass die kleinen
Lämpchen genauso hell strahlen können
wie die glühende Konkurrenz“, erklärt Stephan Konz von LED Light District. Seit
zwei Jahren produzieren die Stuttgarter eigene LED-Licht-Streifen. Im Trend liegen
nach wie vor Seilsysteme, die sich für große
Räume eignen, ebenso wie Spots oder Pendelleuchten. Beliebt sind aber auch Kronleuchter – egal ob auf dem Flohmarkt erstanden oder neu gekauft.
Wie stark bekommen die Innenarchitekten
die Wirtschaftskrise zu spüren?
Das macht sich bei uns weniger bemerkbar.
Wenn im öffentlichen und halb öffentlichen Bereich weniger zu tun ist, gibt es im
privaten durch das Cocooning mehr Aufträge. An sich selbst und an dem, was nach
Außen orientiert ist, spart man ungern.
Sind Raumausstatter
eine Konkurrenz?
Die Innenarchitekten
haben den Vorteil, dass
sie nicht verkaufsorientiert sind. Der Verkäufer im Möbelhaus oder
der
Raumausstatter
muss verkaufen. Die
Klaus Peter
Neutralität des InnenGoebel.
architekten hat den
Vorteil, dass sich am
Schluss über den Preisvergleich sogar noch
sparen lässt.
Foto: Sybille Neth
obias Wulf steht auf seiner Galerie
und blickt in den Talkessel. Auch
nach drei Jahren hat er sich noch
nicht an der Aussicht satt gesehen. „Das
sieht zu jeder Tages- und Jahreszeit anders
aus“, sagt der Architekt Wulf. Zu seinen
bekanntesten Projekten in Stuttgart gehören die Landesmesse und das Augustinum
auf dem Killesberg. Seit 2006 wohnt Tobias Wulf in dem Haus an der Diemershalde, das er gemeinsam mit seiner Frau
Annika geplant hat. Das „Haus WU“ ist bereits mit mehreren Architektenpreisen ausgezeichnet worden.
Die Glasfront ist ohne Zweifel das
Schmuckstück des fünfstöckigen Gebäudes. Über zwei Etagen erstreckt sich das
Fenster. Wohn-, Esszimmer und Küche profitieren von dem Licht, das die Räume den
ganzen Tag durchflutet. Mit Blick auf den
Schlossplatz steht der grüne Egg-Chair von
Arne Jacobson zwischen dem Bücherregal
und der Fensterfront. Oft liest Tobias Wulf
dort die Zeitung. „Und obwohl ich dann
nicht die Aussicht genieße, sondern lese,
hat dieser Platz etwas Besonderes“, sagt
der gebürtige Frankfurter. Stuttgart liegt
der Familie quasi zu Füßen. Bei schönem
Wetter und klarem Himmel sind der Fernsehturm, das Heslacher Tal und der Monte
Scherbelino zu sehen. Am Tag unseres Besuches liegt jedoch ein Nebelschleier über
der City. Die Randgebiete der Innenstadt
lassen sich lediglich erahnen.
Wer die Wulfs besucht, wird gleich von
dem 5,50 Meter hohen Fenster angezogen.
„Das ist bewusst inszeniert“, erklärt der
Fachmann. Über einen schmalen Gittersteg gelangt der Gast in einem relativ dunklen und kleinen Eingangsbereich. Von dort
öffnet sich der Wohnraum mehr und mehr
und gipfelt schließlich in der Weite, die das
Panoramafenster frei gibt.
Doch wo es eine Aussicht gibt, gibt es
auch einen gewissen Einblick. „Ich hatte
P
Aber man muss schon Geld haben, wenn man
sich einen Profi leistet?
Das lohnt sich schon bei kleineren Dingen:
Heute ist bei einer Küche 30 000 Euro keineswegs die Schallgrenze. Da lohnt es sich,
vom Know how des Fachmanns zu profitieren. In vielen Küchenstudios arbeiten ehemalige Innenarchitektur-Studenten, weil
der Anspruch an die Details groß ist. Die
Serien sind komplex und designorientiert.
Da brauchen Sie den Profi .
Wie sieht die Ausbildung aus? Ihre Studenten benötigen auch praktische Kenntnisse?
Das Studium ist ein sechssemestriger Bachelor- und ein viersemestriger Masterstudiengang. Die Studierenden werden erst in
Gestaltungsgrundlagen ausgebildet und
dann durch Übungen und Vorlesungen ins
Metier eingeführt. Voraussetzung ist ein
Praktikum, das beim Architekten oder
Handwerker stattfindet. Die Studierenden
sollen beide Seiten kennenlernen. Handwerke wie Schreinerei, Schlosserei, Messebau oder der Polsterer sind nötig für die
fachliche Qualität, und frühe Kenntnisse in
diesem Bereich öffnen das Blickfeld für das
Metier. Die Studierenden sollen wissen,
wie die Prozesse ablaufen. Einen Stuhl müssen sie deshalb nicht bauen können.
Stühle spielen aber eine besondere Rolle?
Im europäischen Raum hat der Stuhl eine
lange Tradition. Ich kann an ihm Techniken erklären, Stile und Trends verfolgen
und Zeichenübungen machen lassen. Deshalb haben wir auch eine Sammlung mit
etwa 100 Stühlen aus allen Epochen des 20.
und des kurzen 21. Jahrhunderts, die jeder
in unserem Institut ansehen kann.
Sie sind jetzt gerade umgezogen, entspricht
dieses Gebäude eher den innenarchitektonischen Ansprüchen des Fachbereichs?
Die Hochschule ist 175 Jahre alt. Wir haben
eine traditionsreiche Vergangenheit. Innenarchitektur gibt es hier seit 30 Jahren.
Wir haben mehr Studenten als am Anfang
– davon übrigens 90 Prozent Frauen – und
haben jetzt zum ersten Mal alles unter einem Dach, auch die Werkstatt.
CITY EXTRA
Zeitung Nr.11
Saniertes Kavaliershaus
Mittwoch, 7. Oktober 2009
15
Gute Luft am Frauenkopf
„Ideal wäre eines der Kavaliershäuser am Schloss Solitude:
Waldnähe, Ruhe, schönes Ambiente, nah an der City. Ich
würde den Bau Energie effizient sanieren, erneuerbare Energien für Wärme- und Stromerzeugung einsetzen und demonstrieren, dass auch in historischen Gebäuden auf fossile
Energie verzichtet werden kann.“
Elke Streicher,
Marathon-Läuferin
„Ich wohne im Osten, und es gefällt mir dort sehr gut.
Aber wenn ich meine Wohnung so wie sie ist auf den
Frauenkopf versetzen könnte, wäre es optimal. Ich mag
die Spazierwege, und auch die Luft ist sehr gut dort. Der
einzige Nachteil wäre, dass ich nicht mehr Radfahren
könnte, denn bergauf keuchen habe ich keine Lust.“
Matze Weinmann,
Eure Mütter
Vom leeren Raum zum gemütlichen Wohnzimmer – Drei Vorschläge für moderne Inneneinrichtung
n den eigenen vier Wänden zu wohnen, ist nicht
schwer, sie einzurichten dafür umso mehr. City extra hat sich von drei Einrichtungshäusern ein
Wohnzimmer einrichten lassen. Für alle galten die glei-
I
Ikea
Das schwedische Möbelhaus verwendet neben den beiden Farben
Schwarz und Weiß ein grelles
Pink. Einzelne Sitzelemente (Rörberg, Hocker 89 Euro, Sitzelemente ab 99,50 Euro) wurden zu
einer ganzen Sitzecke zusammengestellt. „Die Kombination ist jederzeit erweiterbar“, erklärt Annette Wolfstein von Ikea. Rörberg
gehört zu den Produkten, die Ikea
neu eingeführt hat. „Man kann
sich jederzeit neue Bezüge dazu
kaufen“, sagt Wolfstein. So bekommt das Wohnzimmer ohne
großen Aufwand schnell ein
neues Erscheinungsbild. Ebenso
sind die Module nicht sehr wuchtig, so dass sie einen kleinen
Raum nicht erdrücken. Die Gestelle von Rörberg sind in den Farben Schwarz und Weiß erhältlich. Die Bezüge gibt es in mehre-
chen Bedingungen: Ein junges Paar zieht in die erste gemeinsame Wohnung und richtet sich komplett neu
ein. Ihr Wohnzimmer hat eine Größe von 25 Quadratmetern. Die Ergebnisse stehen auf dieser Seite.
Habitat
Etwas schlichter, aber dennoch genauso modern geht es im Wohnzimmer von Habitat zu. Direkt an der Glasfront steht zentral der
rechteckige Massivholz-Tisch Ruskin (780 Euro), der an einer oder
an beiden Seiten ausgezogen werden kann. Im Kontrast dazu sind
die vier Esszimmerstühle aus Kunststoff (Palocco, 149 Euro), die
durch gleichfarbige Plastik-Hocker ergänzt werden. Stauraum für
Geschirr und Gläser bietet das Sideboard (Max, 549 Euro), das
sich rechts an der Wand befindet. „Der Weg zum Tisch ist bewusst
kurz gehalten. Es soll ja alles auch praktisch sein“, erklärt Wilko
Wagner von Habitat. Direkt neben der Fensterfront bewahrt unser
Testwohn-Paar seine CD-Sammlung in einem speziellen Regal auf
(Cleo, 159 Euro). Links neben dem Tisch können es sich die beiden
auf dem Sofa (Porto, ab 799 Euro) bequem machen. Die Couch ist
ren Farben. Die Sitzgelegenheit
ist zentral in der Mitte des Raumes platziert. Auf diese Weise
geht unser Testwohn-Paar nicht
nur von der üblichen Raumeinteilung weg, sondern nutzt das
Wohnzimmer in seiner Stellfläche auch perfekt aus. Die Regale
stehen hinter dem Sofa an der
Wand (Expedit, ab 35 Euro).
Durch das Weiß wirkt der Raum
luftig und groß. Ein weiterer Stauraum ist die Standuhr (PS Pendel,
159 Euro). Gemütlich wird es
durch die beiden identischen Teppichläufer unter der Sofaecke.
Passend zur Serie Rörberg steht
in der Mitte der weiße Couchtisch (Rörberg, 59 Euro) und ein
Rörberg-Sessel (99 Euro). Von
der Decke hängen drei Lampen
(Fado, 24,99 Euro), deren Spannseile unterschiedlich lang gelassen wurden.
Gesamtkosten: 1520,97 Euro
Ursula Maier
laut Wagner das Einstiegsmodell bei Habitat. Sie steht ebenso wie
der Essplatz mitten im Raum. Dahinter sind zwei Regale platziert
(Kuda, ab 199 Euro) – ebenfalls aus massiver Eiche. Die tomatenrote Leselampe Bobby (69 Euro) ist für lange Leseabende gedacht.
Die Getränken finden auf dem Beistelltisch (Kilo, 29 Euro) Platz.
Ein Blickfang ist auch die Papierlampe (Aperture, 89 Euro) . „Die ist
seit vielen Jahren ein Klassiker“, sagt Wagner. Das Besondere: Die
Ausschnitte können geöffnet und geschlossen werden. Geschlossen entsteht ein Schatteneffekt. Geöffnet reflektiert das Licht sternförmig. Gemütlichkeit entsteht durch den Teppich Rae aus Neuseelandwolle (649 Euro), der die Farbe der Stehlampe aufgreift. Habtitat hat bewusst auf neutrale Möbel Wert gelegt, die lange ihren
Dienst tun können. „Unsere Devise lautet: Lieber farbige Akzente
mit Accessoires setzen“, sagt Wagner. Gesamtkosten: 4268 Euro
Hier lautet das Motto: Lieber wenige Möbel, aber gute. „Die Möbel sollen zu Lebensbegleitern
werden“, erklärt Ursula Maier.
An den beiden Seiten der Fensterfront sind zwei raumhohe Spiegel
montiert. So wird die Fensterfront optisch verlängert. Um den
ausziehbaren Esstisch herum
(2500 Euro) stehen zwei bequeme Stühle mit Armlehnen
(Coco Chair, je 1067, 43 Euro).
Für Gäste gibt es zehn Klappstühle (71 Euro). An der Wand
hängt ein Sideboard (3200 Euro)
mit Holzfront. „Das Board hängt,
weil durch die sichtbaren Kanten
der Raum größer wirkt“, sagt
Maier. Im Wohnbereich steht ein
Sofa. Das On the Rocks von edra
(8550 Euro) steht mitten im
Raum, es gibt kein Vorne und Hinten. Die Bezüge sind abziehbar.
Ein kleiner Beistelltisch (433
Euro) ermöglicht das Arbeiten
am Laptop. In der Ecke steht ein
flexibles Regal. Dieses kann übereinander oder nebeneinander aufgestellt werden (2500 Euro). Umweltbewusst ist der geölte und
geseifte Dielenboden in Eiche volcano. Der Boden speichert Feuchtigkeit und trägt somit zum Raumklima bei. Zudem ist er antiseptisch und gleicht Kratzer und Flecken von selbst wieder aus
(3250 Euro). Als Beleuchtung
hat Ursula Maier zwei schwenkbare LED-Leuchten ausgewählt
(Nimbus, je 330 Euro). Über dem
Esstisch hängt die Leuchte Willy
Dilly (110 Euro). Die Beratung
und Planung kostet 240 Euro.
Gesamtkosten: 24047,86 Euro
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Für alle Zeit verbunden
Vier Studentenverbindungen in Stuttgart stellen sich vor:
Alemannia, Ghibellinia, Hilaritas und Ulmia
ie 1866 gegründete Burschenschaft
Alemannia ist die älteste Burschenschaft Stuttgarts sowie die einzige,
die explizit als solche gegründet wurde. Ihr
Sitz ist an der Haußmannstraße. Sie trägt
die Farben schwarz-gold-rot und hat den
Wahlspruch „Freiheit, Ehre, Vaterland“.
Die Burschenschaft hat 18 studierende Mitglieder sowie rund 180 Alte Herren.
Die Burschenschaft Ghibellinia wurde
1862 gegründet. Die für das ganze Leben
eingegangene Freundschaft zu allen Bundesbrüdern ist ihr Fundament. Durch die
freiwillige Übernahme von Pflichten und
Verantwortung ist jeder Bundesbruder in
der Lage, das Bundesleben mitzugestalten.
Das eröffnet die Chance, bereits in jungen
Jahren Führungserfahrung zu sammeln.
Ihr Wahlspruch ist „Unita Virtus Valet –
Vereinte Tugend macht stark“. Das Burschenschaftshaus ist an der Birkenwaldstraße.
D
Die im Jahr 1873 gegründete Burschenschaft Hilaritas definiert sich vor allem
über das Lebensbundprinzip. Das heißt:
Der Student schließt lebenslang Freundschaft mit Mitgliedern, vorrangig mit
gleichaltrigen, aber auch mit älteren. Den
Mittelpunkt bildet das Hilarenhaus an der
Stafflenbergstraße. Ein weiterer Kernpunkt ist das akademische Fechten.
Die im Jahr 1881 gegründete Burschenschaft Ulmia ist eine Verbindung von Studenten, die an einer wissenschaftlichen
Hochschule in Stuttgart studieren. Sie ist
parteipolitisch, landsmannschaftlich und
konfessionell unabhängig. Das Haus der Ulmia an der Bopserklinge ist ein modernes
Wohnheim und Verbindungshaus und es
bietet Möglichkeiten zum geselligen Zusammensein. 1996 gründete die Burschenschaft mit sieben anderen Burschenschaften – heute sind es 22 – die liberal ausgerichtete Neue Deutsche Burschenschaft.
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16
CITY EXTRA
Mittwoch, 7. Oktober 2009
Zeitung Nr.11
Wunderbares Haus mit Turm
Soziale Kontakte pflegen
„Seit seit 30 Jahren wohne ich im Heusteigviertel in einem wunderbaren alten Haus mit einem
kleinen Türmchen. Ich blicke von da nach Degerloch und auf den Fangelsbachfriedhof. Ich will
hier nicht weg und habe deshalb eine aufwendige Renovierung über mich ergehen lassen.“
„Die ideale Wohngegend ist für mich gut an den öffentlichen Nahverkehr angebunden und naturnah. Außerdem möchte ich gerne in einer
Bau- und Wohngemeinschaft leben. Da unsere Kinder aus dem Haus
sind, suchen wir jetzt bewusst nach so einem Modell, in dem jeder
zwar seine abgeschlossene Wohneinheit hat, in der aber die sozialen
Kontakte gepflegt werden und man sich gegenseitig unterstützt."
Ute Frühwirt,
Tango-Tänzerin
Ulrich Ahlert,
Direktor der Caritas Stuttgart
WOHNEN VON A BIS Z
uch Wohnen
will gelernt
sein. Wer seinen Garten mit einer
Armada aus Zwergen
schmückt oder sich ungefragt Hunde oder Untermieter ins Haus holt, hat
schnell Ärger mit den
Nachbarn oder dem Vermieter. Kathrin Thimme
erklärt anhand eines
ABC, wann Satellitenschüsseln aufgehängt
werden dürfen, warum
ein Putzplan sinnvoll ist
und welches Möbelstück die Deutschen am
meisten mögen.
A
ltbau. Als Altbauten werden Gebäude bezeichnet,
die vor dem Zweiten Weltkrieg gebaut worden sind. Typische Merkmale für den Altbau
sind die hohen, mindestens 2,50
Meter hohen Decken, Kastenfenster mit Doppelscheiben und
manchmal auch Sprossen. Das
Mauerwerk besteht häufig aus Ziegelsteinen oder Klinker.
A
igenbedarf. Ein Vermieter kann
einem Mieter wegen Eigenbedarf kündigen, wenn er die Wohnung für sich selbst, für einen Angehörigen aus dem engeren Familienkreis oder
für Pflegepersonal für einen pflegebedürftigen Angehörigen benötigt. Allein
E
B
der Wunsch, in der Wohnung wohnen
zu wollen, reicht nicht. Nicht rechtmäßig ist die Kündigung beispielsweise,
wenn der Eigenbedarf vorgeschoben ist,
der Vermieter also nicht dort einzieht
und die Wohnung erstmal leer steht
oder anderweitig vermietet wird.
artenzwerge. Die einen lieben sie, die
anderen spotten über sie. Gartenzwerge, die in anderer Form und Gestalt
schon Gärten im 18. Jahrhundert zierten, spalten
die Nation. Und manchmal kann ein Streit über
die kleinen Wichtel auch vor Gericht enden. Seinen eigenen Garten darf jeder schmücken wie er
G
ob. Kein Job, keine Wohnung. Nicht immer verläuft die Suche nach einer Bleibe so radikal. Aber
wer im Vorstellungsgespräch mit dem Vermieer eine Arbeit und damit ein regelmäßiges Einkommen vorweisen kann, hat definitiv bessere Chancen,
die Wohnung zu bekommen.
J
üllsortieren. Der Vermieter darf den Müll seiner
Mieter durchsuchen oder eine entsprechende
Firma damit beauftragen. Und zwar dann, wenn
der Mieter bei der Mülltrennung nachlässig ist. Das entschied
der Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg 2006. Der
Vermieter wiederum ist
verpflichtet, einen Stellplatz für Tonnen bereitzuhalten. Ist dies
nicht der Fall, und
der Mieter ist gezwungen, seinen
Müll bis zur
nächsten Abhoung in der
Wohnung zu
sammeln,
gilt das als
Mangel.
M
ualm. Generell ist das Rauchen in der Mietwohnung und
auf dem Balkon erlaubt. Ob
der Vermieter bei übermäßig starkem Rauchen Schadenersatz geltend
machen kann, ist vor Gericht umstriten. Solange Nikotinspuren mit Hilfe
von Schönheitsreparaturen beseitigt
werden können, handelt es sich um
üblichen Verschleiß in der Wohnung.
Der Vermieter geht leer aus.
Q
enovieren. In den vergangenen Jahren hat es zum Thema
Renovierung in Mieträumen
viele Urteile gegeben. Steht in einem
Mietvertrag eine Frist, wann welcher
Raum vom Mieter renoviert werden
muss, ist dies unwirksam. Ebenso Klauseln, die den Mieter zu laufenden Renovierungen und einer Schlussrenovieung bei Auszug verpflichten. Wird zwischen Vermieter und Mieter individuell vereinbart, dass der Mieter eine Endenovierung vornimmt, muss diese
auch eingehalten werden.
R
ausparvertrag. Er dient zur Finanzierung eines Eigenheims, empfiehlt sich aber nur, wenn auch wirklich der
Kauf eines Hauses oder einer Wohnung geplant ist.
Der Bausparer zahlt bis zu einer vereinbarten Summe ein. Der
fehlende Teil wird als Bauspardarlehen gewährt. Wer einen
Bausparvertrag abschließt, erhält eine Wohnungsbauprämie
von maximal 512 Euro. Seit Januar 2009 muss der Bausparer
die Prämie jedoch wieder zurückzahlen, wenn er das Geld nicht
für den Bau, den Kauf, die Modernisierung oder den Umbau
einer Immobilie verwendet.
C
ußbodenheizung. Diese praktische Möglichkeit, auch Frauenfüße warm zu halten, ist beileibe keine Erfindung der Neuzeit. Bereits die einfallsreichen Römer
haben mit warmen Böden
für mehr
Behaglichkeit
gesorgt.
Den
F
ehrwoche. Sie ist eine schwäbische
Erfindung zur Ordnung und Reinhaltung des häuslichen Umfelds. Wie
das zu geschehen hat, ist bereits Ende des 15.
Jahrhunderts im Stuttgarter Stadtrecht festgehalten. Bis heute ist die Kehrwoche in vielen Mietverträgen verankert. Unterschieden
wird zwischen der großen und der kleinen
Kehrwoche. Nach getaner Arbeit darf der
Mieter das Schild mit der Aufschrift „Kehrwoche“ seinem Nachbarn an die Tür hängen, um
ihn darauf hinzuweisen, dass nun er mit Treppenhaus wischen, Gehweg fegen oder
Schnee schippen an der Reihe ist.
Durchbruch erlebte die Fußbodenheizung erst in den
1980-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Möglichkeiten, die Wohnung von unter zu heizen, sind wie
bei den üblichen Heizungen auch Trockensysteme mit
Wärmeleitblechen, Wassersysteme oder Elektro-Heizungen.
nnenarchitektur
ist ein Zusammenspiel aus Planung
und Gestaltung von Innenräumen, die das
Wohlbefinden der Bewohner gewährleisten
und den Zweck des
Raums erfüllen. Bei einem Auftrag obliegt die
Koordination aller beteiligten Gewerke sowie
die
Kostenkontrolle
dem Innenarchitekten.
I
üften beugt nicht nur schlechten Gerüchen vor, sondern regelt die Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit.
Damit die Wohnung weder auskühlt noch von Schimmel befallen wird, sollte mehrmals am Tag stoßgelüftet werden. Je nach Nutzung des Raumes liegt die ideale Temperatur zwischen 18 und 24 Grad, die Luftfeuchtigkeit bei 30
bis 60 Prozent. Eine höhere Luftfeuchtigkeit begünstigt
die Bildung von Schimmelpilzen und Hausstaubmilben. Eine zu geringe Luftfeuchtigkeit kann zu Augenbrennen oder Infekten der Atemwege führen.
L
achbarn. Der Soziologe
Ferdinand
Tönnies
nannte die Nachbarschaft die Gemeinschaft des Ortes. In Städten sind mit den Nachbarn meist die Hausbewohner
oder die Bewohner des direkt angrenzenden Hauses gemeint.
Und diese können Freud und
Leid bringen. Im besten Fall sind
die Nachbarn hilfsbereit und
freundlich. Im schlimmsten Fall
sind sie überempfindlich und
neugierig. Wie die Nachbarn ticken, stellt sich meist erst nach
dem Einzug heraus. Und dann
zeigt sich auch, ob das deutsche Sprichwort „Niemand
hat länger Frieden, als seine
Nachbarn wollen“ sich bewahrheitet.
N
ierhaltung. Wann wo welches Tier in
Mietwohnungen gehalten werden
darf, lässt sich nicht pauschal beantworten. Generell dürfen Mieter Kleintiere,
die sich überwiegend in Käfigen, Terrarien
oder Aquarien aufhalten, in der Wohnung
halten, da sie üblicherweise keine Belästigung für die Nachbarn darstellen. Anders
sieht es bei Hunden und Katzen aus. Hier
muss der Vermieter zustimmen. Eine generelle Klausel im Mietvertrag, welche die Haltung von Haustieren verbietet, ist allerdings
unwirksam.
D
H
K
S
ekoration. Ein weites Feld, geprägt
von individuellem Geschmack und
zumeist eine weibliche Domäne. Die
Dekoration ist nicht zu unterschätzen. Erst
Bilder, Vorhänge, Erinnerungsstücke und die
ein oder andere Blumenvase machen einen
Raum wohnlich und persönlich. Wem Dekorieren keinen Spaß macht, kann sich einen
Dekorateur oder Raumausstatter zur Hilfe
nehmen.
eimat. Das Wort
leitet sich von
Heim ab, ursprünglich der „Ort, an
dem man sich niederlässt“. Heimat ist also
auch der Wohnort. Das
Wort daheim vom Althochdeutschen „heime“
bedeutet zuhause. Heute
verbindet man mit dem
Wort Heimat eher ein Gefühl der Zugehörigkeit zu
Menschen als zu einen bestimmten Ort.
möchte. Sobald es sich um einen
Gemeinschaftsgarten einer Eigentumsanlage gehört, kann
der Gartenzwerg-Freund den
Kürzeren ziehen, wenn sich die
Nachbarn an dem Symbol der
Spießigkeit stören.
trom. Neben der Kaltmiete und den
Nebenkosten ist die Stromrechnung
eine weiterer Kostenfaktor beim Wohnen. Immerhin kann man beim Strom selbst
wählen, welchen Anbieter man nimmt, und
ein Vergleich unter den mittlerweile zahlreichen Angeboten lohnt sich.
T
ouch. Ein Wohnzimmer ohne
Couch ist kein Wohnzimmer.
Dieses Möbelstück fehlt in so
gut wie keinem deutschen Haushalt,
denn die meisten Bundesbürger mögen es bequem und geben die Couch
vor Bett und Sessel als ihr Lieblingsmöbel an. Dies ergab eine Umfrage von
shopping.com, einem Ebay-Unternehmen, zusammen mit TNS Infratest.
ffset-Satelliten-Antenne, kurz auch Satellitenschüssel genannt. Sie kann grundsätzlich angebracht werden. Allerdings sollte
der Mieter den Vermieter informieren. Die Antenne sollte an einer Stelle angebracht werden, an
der sie optisch am wenigsten stört, und das Gebäude darf nicht beschädigt werden. Zwar gibt es
Klauseln im Mietvertrag, die das Anbringen verbieten, meist mit dem Verweis, dass das Haus über
einen Kabelanschluss verfügt. Dennoch kann der
Mieter sein Recht auf uneingeschränkte Informationsfreiheit geltend machen. Die trifft besonders auf ausländische Mieter zu, die zusätzlich zum Senderangebot
über den Kabelanschluss per Satellitenschüssel weitere
Programme ihres Heimatlandes empfangen möchten.
O
utzplan. Vor allem in Wohngemeinschaften ist der
Putzplan unabdingbar. WG’s, die ohne Putzplan auskommen und dennoch sauber sind, sind die Ausnahme. Auch bei Paaren kann ein Putzplan nicht schaden,
wenn man ein Ungleichgewicht bei der Verteilung der Hausarbeiten vermeiden möchte. Anders als die Kehrwoche ist der
Putzplan keine schwäbische Erfindung, erfüllt aber denselben
Zweck, nur eben für die eigenen vier Wände.
P
ntermieter. Ein Untermieter in der Wohnung ist
eine Möglichkeit, Miet- und Nebenkosten zu reduzieren. Allerdings sollte sich kein Mieter einen Untermieter ins Haus holen, ohne den Vermieter zu informieren. Sonst droht die Kündigung. Im Umkehrschluss sind Klauseln im Mietvertrag, die grundsätzlich einen Untermieter
ausschließen, nicht rechtswirksam.
U
W
orhänge
schmücken
nicht nur die Wohnräume, sondern schützen auch vor neugierigen Nachbarn – vor allem, wenn man Parterre und damit mehr oder weniger direkt an der Straße wohnt.
V
-beliebig. 42 Prozent der Stuttgarter bevorzugen das Wohnen in der Standardwohnung mit
normalem Grundriss und normaler Ausstattung. Der Rest will nichts X-beliebiges, sondern bevorzugt Wohnen in Lofts, Altbauten oder Komfortwohnungen mit individueller Einrichtung.
X
ard. Wer eine Wohnung im angelsächsischen Raum sucht, rechnet in Yard statt
Quadratmeter. Ein Yard sind 91,44 Zentimeter und 80 Quadratmeter sind beispielsweise
95,68 Square Yards.
Y
ohnzimmer. Der Raum,
in dem sich die Deutschen am liebsten aufhalten, ist weder die Küche, noch
das Schlafzimmer. Männer wie
Frauen bevorzugen für einen längeren Aufenthalt das Wohnzimmer.
Mehr als zwei Drittel der Befragten
gaben dies bei einer Umfrage von
shopping.com an. Da überrascht es
nicht, dass die Mehrzahl der Befragten das Wohnzimmer als den
Raum angaben, in den sie bei einer
Neugestaltung das meiste Geld
ausgeben würden.
ufrieden sein heißt auf gotisch „wunian“.
Davon leitet sich das heutige Wort wohnen
ab. Wohnen bedeutet auch das Bleiben an
einem geschützten Ort in Frieden. Wohnen im
Sinne von einem Rückzugsort gehört zu den Grundbedürfnissen des Menschen. In einer schnelllebigen
Welt wird dieser geschützte Ort, in dem der
Mensch sein kann wie er ist, immer wichtiger.
Z
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-Finalrennen
23.–25. Oktober 2009
Fahrerstimmen
DTM auf der Zielgeraden –
wer wird DTM-Champion 2009?
Timo Scheider
„...in der DTM kann
noch viel passieren.“
Jetzt Tickets fürs Finale in Hockenheim sichern – Im Vorverkauf günstiger
Mit leichtem Vorteil für Audi biegt die
DTM auf die Zielgerade der Saison 2009
Mattias Ekström
„Ich werde alles
tegorie Bronze nur 95 Euro fürs Wochenende – und dies inklusive des beliebten Zugangs
zum Fahrerlager. Das Family-Ticket lässt sich
ein. Vor dem Finale steht noch der neunte
und vorletzte Lauf im französischen Dijon
am 11. Oktober (ab 13:45 Uhr live in der
ARD) auf dem Programm.
nur im Vorverkauf erwerben, die anderen
DTM-Karten gibt es auch an den Tageskassen. Das günstigste Wochenendticket kostet
Nach Siegen steht es zwar 4:4 zwischen den
beiden Premium-Marken Audi und Mercedes-
gerade mal 20 Euro im Vorverkauf (Tageskasse 25 Euro) und schon für 15 Euro (Tageskas-
Benz – doch der amtierende Champion Timo
se 20 Euro) ist man am Rennsonntag dabei.
Fahrerlagertickets kosten für das gesamte
Scheider hat sich in seinem Audi A4 DTM in
die beste Ausgangsposition gebracht. Der 30jährige Deutsche kann bereits in Frankreich
seinen Titel verteidigen. Er führt mit die Tabelle an, gefolgt von seinem Markenkollegen
Mattias Ekström und Mercedes-Benz-Werksfahrer Gary Paffett. „Zwölf Punkte Vorsprung
auf Mattias, das hört sich gut an“, sagt Scheider und gibt sich ganz vorsichtig: „Aber in der
DTM kann viel passieren!“ Rein rechnerisch
Es geht rund!
haben auch Martin Tomczyk (Audi) und Bruno
Spengler (Mercedes-Benz) noch Titelchancen.
Timo Scheider wäre nach Bernd Schneider
der zweite DTM-Pilot, der erfolgreich seinen
Titel verteidigt. Der in Lahnstein nahe Koblenz
geborene Scheider hat sich die souveräne Tabellenführung mit konstanten Top-Leistungen
in dieser Saison erarbeitet. Nur in Zandvoort
ging der Audi-Pilot mit Wahlheimat Österreich
leer aus. Spektakulär gelang sein Sieg zuletzt
in Barcelona, als Scheider von Startplatz fünf
www.dtm.com +++
ich eine Chance auf
den Titel.“
Norbert Haug
„Ab Platz zwei ist
noch immer alles
offen und wir
werden auch in den
verbleibenden Rennen
alles geben.“.
Wochenende und für alle Ticketkategorien im
Das DTM-Finale startet am 23. Oktober auf dem Hockenheimring.
aus mit einem Blitzmanöver in der ersten
Kurve die Führung übernahm. Markenkollege
Mattias Ekström, der bereits auf zwei DTMTitel in seiner Karriere zurückblickt, punktete
in diesem Jahr in jedem Rennen. Der 31-jährige Schwede, der in der Schweiz lebt, stand
einmal als Zweiter und insgesamt vier Mal
als Dritter auf dem Podium – ein erster Platz
steht aber noch aus.
Nach Siegen zieht Mercedes-Benz-Pilot Gary
Paffett mit Scheider gleich. Der 28-jährige
Brite, der 2005 den DTM-Titel feierte, stand
ebenfalls zwei Mal ganz oben auf dem Siegertreppchen. Auch sein kanadischer Markenkollege Bruno Spengler, sowohl 2006 als auch
2007 DTM-Vizemeister, punktete bei sieben
von acht Rennen. Die Bilanz von Ralf Schu-
+++ www.dtm.com +++
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Gr
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dransetzen, ein
gutes Resultat zu
erzielen.Noch habe
Kinder bis einschließlich 14 Jahren in der Ka-
machers erster DTM-Saison in der aktuellen
AMG Mercedes C-Klasse ist gemischt. Seine
besten Resultate gelangen dem ehemaligen
Formel-1-Star in seinem erst zweiten Jahr als
DTM-Pilot auf dem Nürnberger Norisring, wo
er Sechster wurde und auf dem Nürburgring
mit einem siebten Platz. Insgesamt holte der
34-Jährige sechs Top-Ten-Platzierungen.
Familienfreundliche Ticketpreise
Der Hockenheimring hat wegen seiner großen
Auswahl an Tribünenplätzen meist bis kurz vor
dem Rennwochenende attraktive Tickets im
Angebot, doch wer früher bucht, kann eine
Menge Geld sparen. So kostet das spezielle
Family-Ticket für zwei Erwachsene und zwei
+++ www.dtm.com +++
Vorverkauf 25 Euro, an der Tageskasse dann
30 Euro. Hier lohnt sich der Vorverkauf nicht
nur finanziell: In den vergangenen Jahren hieß
es da schon mal: ausverkauft.
Bestellen kann man die Tickets über die DTMTicketline unter 01805/72 3000 (14 Ct./
Min., Mobilfunkpreise können abweichen)
oder über die Ticket-Hotline des Hockenheimrings unter 06205/95 02 22, auch online
ist es über die offiziellen Websites www.dtm.
com und www.hockenheimring.de möglich,
sowie auch über alle Vorverkaufsstellen von
CTS Eventim. Das Rahmenprogramm des
DTM-Finalwochenendes bietet den Zuschauern beste Unterhaltung von früh bis spät. Auf
der Rennstrecke werden die jungen Piloten in
den Partnerserien für weiteren spannenden
Rennsport in den Titelkämpfen sorgen. Neben
der Formel 3 Euro Serie, dem international
anerkannten Sprungbrett in die Formel 1, sind
dies unter andrem der Porsche Carrera Cup
Deutschland und die Seat Leon Supercopa.
+++ www.dtm.com +++
DTM Fahrerwertung
Pos. Fahrer
Team
Pt.
1. Timo Scheider
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
+++ www.dtm.com +++
Audi Sport
53
Team Abt
Mattias Ekström
Audi Sport Team
41
Abt Sportsline
Gary Paffett
Salzgitter
39
AMG Mercedes
Martin Tomczyk
Audi Sport Team
33
Abt Sportsline
Bruno Spengler
Mercedes-Benz
33
Bank AMG
Paul di Resta
AMG Mercedes
31
Tom Kristensen
Audi Sport
21
Team Abt
Jamie Green
Junge Sterne
18
AMG Mercedes
Oliver Jarvis
Audi Sport Team
15
Phoenix
Markus Winkelhock Audi Sport
10
Team Rosberg
Maro Engel
GQ AMG Mercedes 8
Ralf Schumacher
Trilux AMG
5
Mercedes
+++ www.dtm.com
Finale Hockenheim
23. – 25. Oktober
Tickets
www.dtm.com
+49 180 5 723000
0,14 € / Min. aus dem dt. Festnetz, Mobilfunkpreise können abweichen
18
CITY EXTRA
Mittwoch, 7. Oktober 2009
Zeitung Nr.11
EVE NTS
N TS
extra
Benefizverkauf
Spendensammeln auf
dem Flohmarkt
Neben dem samstäglichen Flohmarkt auf
dem Karlsplatz findet am 10. Oktober auch
ein Benefizverkauf zugunsten des Vereins
Kinderfreundliches Stuttgart statt. An den
Verkaufsständen werden unter anderem
Veronika Kienzle, Bezirksvorsteherin von
Stuttgart-Mitte, der Verleger Stefan von
Holtzbrinck und Hans Pfeifer, Stadtrat und
Geschäftsführer der City Initiative Stuttgart, stehen. Die Aktion findet in diesem
Jahr zum dritten Mal statt. Im vergangenen Jahr haben die ehrenamtlichen Helfer,
darunter der Erste Bürgermeister Michael
Föll und Sportbürgermeisterin Susanne Eisenmann, 2000 Euro eingenommen und
der städtischen Kinderbeauftragten Roswitha Wenzl überreicht.
Unterstützt werden die ehrenamtlichen
Flohmarkt-Verkäufer von der City Initiative Stuttgart, deren Mitarbeiter für den
Verkauf Waren von Stuttgarter Einzelhändlern besorgt haben. Dennoch sind die Helfer auf Waren-Spenden angewiesen, um
ein vielfältiges Angebot zu garantieren.
Wer Bücher, Vasen, Spielsachen oder
Schallplatten in gutem Zustand daheim hat
und diese spenden möchte, kann sich bei
Märkte Stuttgart unter der Nummer
48 04 13 04 melden. Der Verkaufstand für
den Verein Kinderfreundliches Stuttgart
hat parallel zum üblichen Flohmarkt von 8
ktm
bis 16 Uhr geöffnet.
Manege frei
Zirkus auf dem Wasen
Der Zirkus Carl Busch kommt auch in diesem Jahr vom 23. Oktober bis 15. November auf den Cannstatter Wasen. Mit dabei
ist wieder die Schlangenfrau Jesabel, die
ihren Körper in eine 45 mal 45 Zentimeter
kleine Kiste biegt. Montags und donnerstags lädt der Zirkus zum Familientag ein.
Informationen und Tickets unter www.circus-carl-busch.de.
Für Singles
Flirten und Tanzen
Wer die kalte Jahreszeit nicht allein verbringen möchte, hat am 17. Oktober die
Chance, sein Single-Dasein zu beenden.
Dann steigt in der Boa, Tübinger Straße 12
bis 16, die Rock-and-Flirt-Party für Singles
von 25 Jahren an. Los geht es um 21 Uhr.
Der Eintritt kostet zwölf Euro im Vorverkauf und 16 Euro an der Abendkasse. Die
Teilnehmerzahl für die Party ist begrenzt.
Eine Anmeldung ist daher erforderlich
ktm
über die Seite www.next-chance.de.
Ausgewählte Veranstaltungen
Professionell improvisiert
Das sollten Sie auf
keinen Fall verpassen
Vom 8. bis 11. Oktober präsentieren das Kulturwerk, das Merlin und das Studio-Theater das erste
Improvisationstheater-Festival in Stuttgart. Von Kathrin Thimme
as Spontane und Unvorhersehbare,
kombiniert mit der Möglichkeit,
sich als Zuschauer am Verlauf der
Handlung zu beteiligen, macht das Improvisationstheater zu einem der beliebtesten
Genres. Umso erstaunlicher ist es, dass es
bisher in Stuttgart noch kein passendes Festival gab. Das ändert sich an diesem Wochenende. Die Theater- und Kulturstätten
Merlin, Studio-Theater und das Kulturwerk veranstalten gemeinsam den Improkessel, das erste ImprovisationstheaterFestival in Stuttgart.
Die Idee zu diesem Festival wächst seit
dem Jahr 2006, als parallel zur FußballWeltmeisterschaft die Theatersport-WM
stattfand, als Teil des Kulturprogramms
von André Heller. Ulrike Jäger, Kulturleiterin im Kulturwerk, übernahm die Initiative
und holte die beiden anderen Theater mit
ins Boot. „Mir war es wichtig, mit diesem
Festival auch den Netzwerkgedanken zu
fördern“, sagt Jäger.
Gemeinsam haben die drei Theaterstätten vier Improvisationsgruppen für das Festival gewonnen, die alle einen Namen in
der Stadt haben: Der kleine Grinsverkehr,
die Neckarwerke, die Wilde Bühne und
Wildwechsel. „Wenn das Festival erfolgreich ist, wollen wir noch mehr Gruppen
ins Programm aufnehmen“, sagt Jäger. Für
den Anfang haben die Lokalpatrioten den
Vorrang.
Und die haben sich gemeinsam nicht
nur den Titel für das Festival ausgedacht,
sondern auch ein abwechslungsreiches Programm. Los geht es am Donnerstagabend,
8. Oktober. Dann spielen die jeweiligen
Gruppen in ihrem Stammtheater. Das Kulturwerk zeigt die Wilde Bühne und die Neckarwerke, die gemeinsam mit der Gastgruppe Die Neckarzwerge die Krimiwerke
darstellen und eine unterhaltsame KrimiShow spielen. Die Gruppe Wildwechsel
zeigt im Studio-Theater ihr Programm
Handtaschengeplauder und Der kleine
Grinsverkehr, Hausgruppe des Merlins,
spielt an diesem Abend ihr Impromusical
„Grinsverkehr goes Broadway“, allerdings
aus Belegungsgründen in der Rosenau.
Der Freitagabend verspricht neue Konstellationen, denn die Schauspieler der
Theatergruppen mischen sich zu neuen
Teams. Eines der Teams gibt im Kulturwerk eine Theatersport-Session, bei der
die Zuschauer Punkte an die einzelnen
Spieler vergeben und nur die besten bis
zum Ende spielen dürfen. Im Studio-Theater spielt jeweils ein Spieler aus einer
Gruppe eine halbstündige Geschichte, deren Verlauf das Publikum anfangs mitbe-
Ben Hur Live
Ein spektakuläres Wagenrennen und echte
Greifvögel und Kamele erleben die Zuschauer bei der Theater-Show von Ben Hur
Live vom 19. bis 21. Oktober in der
Schleyer-Halle. Die Show setzt die historische Handlung mittels moderner Technik
um. Die Zuschauer können sich auf eindrucksvolle Wasser-, Feuer-, Wind- und
Musikeffekte freuen. Die Geschichte des
Welterfolgs Ben Hur, sowie sportliche Wettkämpfe, Galeerenschlachten und zügellose
Orgien vermitteln dem Publikum eine Atmosphäre wie aus Zeiten der Antike.
Informationen zu den Vorstellungen und
Karten für 35 bis 128 Euro unter www.easyticket.de oder www.musiccircus.de.
D
Mando Diao
Die schwedische Band Mando Diao hat in
diesem Jahr gleich für mehrere Ohrwürmer gesorgt: Ihre Hits Dance with Somebody und Gloria laufen fast täglich im Radio und verleiten immer wieder zum Mitsingen und Mitwippen. Im Herbst startet
nun die erste Arenen-Tournee von Mando
Diao. Und den Anfang machen sie am Donnerstag, 15. Oktober, in der Porsche-Arena.
Das Konzert beginnt um 20 Uhr. Karten für
37,20 bis 41,50 Euro bei www.easyticket.de
oder unter www.michaelrussgmbh.de.
Toujours Tango
Das Ensemble Primavera del Tango um die
Sängerin Franziska Dannheim haben sich
dem Tango nuevo von Astor Piazolla verschrieben. Am 17. Oktober treten sie mit
ihrem Programm Toujours Tango um 20
Uhr im Wilhelma-Theater auf.
Karten für 15 bis 25 Euro können bestellt
ktm
werden unter 54 39 84.
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Einer der besten & erfolgreichsten Circusse Europas!
Das Impromusical „Grinsverkehr goes Broadway“ ist während des Festivals zu sehen.
Foto: z
stimmen kann. Und im Merlin treten die
Teams, zu denen auch die Zuschauer gehören, zu einem gemischten Doppel an. Wer
das Improvisationstheater gewinnt, entscheiden das Publikum.
Das große Finale, bei dem sich das Publikum auf einen Kessel Buntes mit Bezug zur
Stadt freuen darf, beginnt um 20 Uhr am
Samstagabend im Kulturwerk. Bereits vormittags sowie sonntags um 15 Uhr im Merlin bieten die Improvisateure Work-Shops
für Anfänger, Fortgeschrittene und Kinder
an. „Wir hoffen, dass wir mit diesem Festi-
val viele jüngere Zuschauer auf das Theater
aufmerksam machen können“, sagt Ulrike
Jäger.
Bei der Stadt haben die Organisatoren
mit ihrer Idee eines Improvisationstheater-Festivals bereits die gewünschte Aufmerksamkeit erlangt. „Wir bekommen
eine finanzielle Unterstützung und konnten Susanne Eisenmann als Schirmherrin
gewinnen“.
POP-MUSIK
THEATER
von Freitag
23.
Oktober
Premiere: 20 Uhr
Cannstatter Wasen bis Sonntag
Stuttgart
15.
Hotline 0177-2746897
oder 0144-2746896
November
15 Uhr
Weitere Informationen zum Programm und zur
Kartenbestellung unter www.improkessel.de.
DAS MUSS MAN GESEHEN HABEN
THEATER
Manfred Langner, Intendant der
Schauspielbühnen in Stuttgart
AUSSTELLUNG
Paula Lutum-Lenger, stellvertretende Leiterin des
Hauses der Geschichte
Olaf Danner, Geschäftsführer der
Michael Russ GmbH
Gabriele Röthemeyer, Geschäftsführerin der
Filmförderung der MFG Baden-Württemberg
KAMMER-MUSIK
Peter Jakobeit, Geschäftsführer der
Kulturgemeinschaft Stuttgart.
Ein komödiantisches Feuerwerk
Erinnerung an Kindertage
Eine einmalige Kombination
Kulinarische Wortkünste
Oboenkonzert an Allerheiligen
Das Theater über den Wolken im Fernsehturm
ist schon als Spielort aufregend und sehenswert.
Ein großartiges Theatererlebnis ist es dann,
wenn Karl Walter Sprungala am 15. Oktober in
dem Stück „Völlig ausgebucht“ ein komödiantisches Feuerwerk abbrennt. In mehr als 30 Rollen
zeigt der Schauspieler auf das Zwerchfell erschütternde Weise die Nöte einer Aushilfe in der Nobelgastronomie. Wer den 15. Oktober verpasst,
hat noch am 22., 23. und 24. Oktober die Gelegenheit, Sprungala zu erleben.
Ich empfehle einen Besuch des neu gestalteten
Themenparks Wirtschaft, der Teil der Dauerausstellung im Haus der Geschichte ist. Kinder entdecken dort spannende Ausstellungsstücke, die
für die Erwachsenen ein Wiedersehen mit Produkten und Firmen ihrer Kindheit bedeuten. Die
erste Eisenbahn von Märklin weckt bestimmt in
dem einen oder anderen Besucher Erinnerungen
an alte Kinderwünsche. Zudem ist an den 300
Exponaten die Entwicklung der Wirtschaft und
Industrie im Südwesten anschaulich abzulesen.
Mein Tipp ist das Konzert von Xavier Naidoo am
29. Oktober und tagsdrauf das Konzert der Söhne
Mannheims zusammen mit Xavier Naidoo. Dass
die beiden an zwei Tagen nacheinander auftreten, gab es bisher noch nicht. Es ist eine Idee der
Künstler für ihre aktuelle Tour. Xavier Naidoo ist
mittlerweile einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Solo-Künstler und Gründungsmitglied der Söhne Mannheims. Wer beide Konzerte
besucht, erlebt einen tollen Mix aus Pop, Rock,
Soul und R & B-Musik.
Kochkünstler und Wortkünstler – die Küche als
Bühne, die Bühne als Ort voll intellektueller und
kunstfertiger, kulinarischer Zutaten. Das erwartet uns in der Rampe im Rahmen der französischen Woche vom 9. bis 11. Oktober. Ein exklusiver Gästekreis ist diesem kulinarischen Experiment mit sieben Schauspielern und einem neungängigen Feinschmeckermenü des französischen
Spitzenkochs Cyril Bosviel ausgesetzt, das den
Geschmack der Zuschauer auf unterschiedlichsten Ebenen herausfordern wird.
Ich empfehle ein Konzert des Stuttgarter Kammerorchesters, zu dem die Kulturgemeinschaft
Stuttgart einlädt. Das Oboenkonzert mit Albrecht Mayer am 1. November im BeethovenSaal der Liederhalle ist eine wunderbare Möglichkeit, den Feiertag Allerheiligen ausklingen zu lassen. Auf dem Programm stehen Werke für Orchester, Streicher und Oboe von Felix Mendelssohn
Bartholdy, Charles Lebrun und Joseph Haydn.
Die Solo-Oboe spielt Albrecht Mayer.
Beginn ist jeweils um 20.30 Uhr im Fernsehturm.
Karten gibt es unter 227 70 22 oder 226 55 05.
Das Haus der Geschichte ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr auf, donnerstags bis 21 Uhr.
Karten für die Konzerte kosten zwischen 39,70 und
48,90 Euro bei www.easyticket.de.
Die Veranstaltung findet an drei Abenden statt.
Karten gibt es über www.theaterrampe.de.
Das Konzert beginnt um 20 Uhr. Die Karten kosten
zwischen 24 und 46 Euro und können bestellt werden unter der Nummer 224 77 20.
CITY EXTRA
Zeitung Nr.11
WAID
MANNS
YEANS
HEIL! HALLE
EVE NTS
N TS
extra
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Str.15
Tour MITTE
Gewinnspiel
Tickets für die DTM
Die spannende Saison der Deutschen Tourenwagen-Masters neigt sich dem Ende
entgegen. Am 25. Oktober ist das große Finale auf den Hockenheim-Ring. Hierfür
verlosen wir 2 x 2 Wochenendtickets in der
Kategorie Silber mit Zugangsberechtigung
zum Fahrerlager. Die Karten sind gültig
vom 23. bis 25. Oktober. Wer die Chance
auf ein rasantes Wochenende nicht verpassen will, schickt bis Mittwoch, 14. Oktober,
eine E-Mail mit dem Stichwort „DTM“ an
raetsel@hier.zgs.de. Die E-Mail sollte die
vollständige Anschrift des Teilnehmers beinhalten. Die Adressen werden nicht veröffentlicht. Weitere Informationen zur DTM
stehen auf der Seite www.dtm.de.
DTM-Bu.
Mittwoch, 7. Oktober 2009
19
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7.N
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Jeden 1. Samstag im Monat – das Beste
aus den 70er & 80er-Jahr
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80er-Jahren!
Mit René ab 22.00 Uhr.
Uhr.
Stuttgarts Kultur präsentiert sich bei Nacht
Tour Südwest
Nächster Halt Kultur. Am 17.
Oktober ist Stuttgartnacht. Die
Busse fahren die Gäste zu kulturellen Orten. Von Kathrin Thimme
ie Stuttgartnacht gehört mittlerweile zu den kulturellen Höhepunkten im Herbst. In einer Nacht präsentieren sich 70 Kultureinrichtungen,
Clubs, Theater, Kulturzentren, aber auch
Kirchen und Verwaltungsgebäude. Diese
sind zu vier Touren zusammengefasst, und
können von den Nachtschwärmern mit
Sonderbussen direkt angefahren werden.
Gospelgesänge, schaurig-schöne Geschichten, gelesen von Schauspielern des Alten
Schauspielhauses, erwarten die Besucher
des Waldfriedhofes an diesem Abend. Heimelig wird es im Haus des Dokumentarfilms, wo unter anderem in einer Aufführung private Filme gezeigt werden, die alte
Bilder aus Stuttgart zeigen, beispielsweise
vom Solitude-Rennen und dem Cannstatter Volksfest. Beim Trott-War an der Hauptstätter Straße werden die Trott-War-Verkäufer zu Schauspielern und präsentieren
Szenen aus dem Theaterstück „Schule der
Arbeitslosen“, mit einer anschließenden
Stadtführung, welche die armen Seiten des
reichen Stuttgarts zeigt.
Tour Mitte
Tour Nordost
Erst vor kurzer Zeit hat Marion Ackermann das Kunstmuseum verlassen, um Leiterin der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen zu werden. Zur Stuttgartnacht
kommt sie zurück in die Stiftung Geißstraße und eröffnet um 19.15 Uhr das Programm. In der Domkirche St. Eberhardt,
die auch zur Tour durch die Stadtmitte gehört, singen die Chöre der Domsingschule
für das Publikum. Und wer lieber Soul-Musik hört, kommt ins Tonstudio an der Theodor-Heuss-Straße. Dort steigt von 22 Uhr
an die Soul-Party.
Im Internationalen Pantomimetheater an
der Schwarenbergstraße gibt es einen
Work-Shop für Besucher, bei dem sie den
Moonwalk von Michael Jackson oder den
typischen Gang von Charlie Chaplin lernen
können. Skulpturen und Flugobjekte zu orientalischer Musik können die Nachtschwärmer in den Waggons am Nordbahnhof bestaunen. Und in der Gaisburger Kirche spielt das Stuttgarter Barock-Orchester Werke II von Johann Sebastian Bach.
D
Spezielle Bus-Touren für spezielle Kulturangebote.
Archivfoto: Thomas Hörner
auf dem Fernsehturm. Dort wird zur Stuttgartnacht durchgehend die Show „Fernsehturm Magic Lounge“ mit dem Magier
Thorsten Strotmann gezeigt. Er liest Gedanken, verkettet ausgeliehene Ringe, zaubert Geld herbei und zeigt unterhaltsame
Kartenkunststücke.
Tour Ost
Auch bei bewölktem Himmel lohnt sich ein
Abstecher zur Sternwarte Stuttgart. Die Experten vor Ort haben Teleskope, mit denen
man auch durch Wolken hindurch den
Nachthimmel beobachten kann. Dem Himmel ein Stückchen näher kommt man auch
www.stuttgartnacht.de.
Theater am Faden: Puppenspiel und Nostalgie
SERIE KLEINKUNSTBÜHNEN
Für die Theaterleiterin sind die Puppen
magisch, wenn sie den Menschen nicht ähneln. So bevorzugt sie Puppen, deren Kopf
an einem Stab befestigt ist und ihre Bewegungen dadurch steifer sind. „Sie wirken
penspiel. Helga Brehme hat sich dieser erhaben, weil sie nicht naturalistisch sind“,
Kunst seit dem Studium verschrieben. An sagt Brehme. „Jede Puppe stellt einen Chader Kunstakademie lernte sie das Puppen- rakter dar, und zusammen spiegeln sie das
bauen, in Prag das Puppenspielen. Zurück Leben wider“, erklärt Helga Brehme ihre
in Stuttgart verwirklichte sie ihre Idee, das Philosophie des Puppenspiels.
Im Oktober beginnt die neue TheatersaiMärchen Jorinde und Joringel auf der
son. Bis dahin sollen auch die SpuBühne umzusetzen und die Pupren des Brandes im Januar verpen selbst zu bauen. „Bis heute
schwunden sein, der für Brehme
spiele ich das Stück regelmäßig.“
ein Schock war, ihr den Mut und
Wenn nicht eines ihrer eigedie Lust weiterzumachen aber
nen Stücke im Programm ist,
kommen viele Gastgruppen
nicht genommen hat. So hat sie
nach Heslach. „Zu Russland und
schon Pläne, ihre Sammlung von
Tschechien haben wir engen
500 asiatischen Puppen, Masken
Kontakt, weil das Puppenspiel
und Marionetten auszustellen.
dort Tradition hat“, sagt
„Einen festen Termin gibt es daBrehme. Sie selbst war viele Helga Brehme
für aber noch nicht“, sagt
Male bei Festivals oder auf TourBrehme. Für den 10. und 11. Oktonee in diesen Ländern. Verstänber aber schon. Dann eröffnet
digungsprobleme gibt es dabei keine. „Die das indische Diwali-Fest die Saison im
Handlung erklärt sich ohne viel Text durch Theater am Faden.
das Zusammenspiel der Puppen“, sagt
www.theateramfaden.de
Brehme.
Der Brand im Theater war ein Schock für Helga Brehme. Doch den
Spaß am Puppenspiel hat sie nicht verloren. Von Kathrin Thimme
er das Theater am Faden an der
Hasenstraße in Alt-Heslach betritt, hat das Gefühl, in eine andere Welt einzutauchen. Durch einen verwilderten Innenhof gelangt der Besucher
ins Innere des Fachwerkhauses, das sich
als nostalgische Schatzgrube entpuppt.
Überall stehen handgemachte Holzpuppen. Getrocknete Blumen zieren Vasen. An
den Wänden hängen goldgerahmte Spiegel.
Und in der Mitte des Raumes steht ein Karussell mit einem antiken Holzpferd.
„Die Kinder dürfen vor der Vorstellung
Karussell fahren, und die Erwachsenen
können sich mit indischen Gewändern verkleiden“, sagt Helga Brehme, Leiterin und
Gründerin des Marionettentheaters am Faden. Fremde Kulturen und heimelige Gemütlichkeit harmonieren hier miteinander
und machen allein den Besuch der Räume
zu einem Erlebnis.
Doch dies ist nur die Beigabe. Im Theater am Faden dreht sich alles um das Pup-
W
Das Stück „Jorinde und Joringel“ ist fester Bestandteil des Programms im Theater am
Foto: z
Faden.
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20
CITY EXTRA
Mittwoch, 7. Oktober 2009
Zeitung Nr.11
DIE LETZTE seite
Eine gemeinsame Anzeigensonderveröffentlichung
der Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten
Neue Möbel braucht die Frau
Es ist Freitagabend. Der Fernseher läuft. Er sitzt in seiner Sofaecke,
sie im Sessel – die Füße hoch. Dann folgt dieses, fast realistische
Gespräch im Wohnzimmer zwischen Pamela und Ralf Gunkel
Sie: Weißt du eigentlich, wie alt unser
Wohnzimmerschrank ist?
Er: Ende der Achtziger, schätze ich. Wieso?
Sie: 1988 genau. Damals haben wir unsere
erste gemeinsame Wohnung bezogen.
Er: Ja – und?
Sie: Das Ding ist mehr als 20 Jahre alt, hat
Schrammen und Macken, und außerdem
habe ich diesen Ikea-Stil satt.
Er: Der Schrank war doch gar nicht von
Ikea.
Sie: Egal. Er sieht aber so aus – und er muss
weg!
Er: Wie – weg?
Sie: Weg! Raus! Auf dem Sperrmüll! Ich
will einen neuen Wohnzimmerschrank.
Er: Verstehe ich nicht, der ist doch einwandfrei, und die klemmende Schublade
repariere ich morgen – versprochen.
Sie: Nicht nötig. Der Schrank kommt raus.
Er: Und was stellen wir dann da hin?
Sie: Einen neuen Schrank. Den kaufen wir
morgen.
Er: Wie – morgen?
Sie: Morgen eben, und wenn wir gerade
dabei sind, die Anrichte stammt auch von
1988. Die verschwindet ebenfalls.
Er: Die Anrichte? Was ist denn in dich gefahren? Erstens kostet das alles ein Heidengeld, zweitens sind samstags die Möbelhäuser brechend voll, und drittens spiele ich
morgen mit Jürgen und Christian Doppelkopf.
Sie: Wenn wir schon mal dabei sind: Die
Couchgarnitur ist auch fällig. Ist dir eigentlich schon mal aufgefallen, dass du in deiner Sofaecke fast versinkst. So durchgeses-
sen ist das Ding schon.
Er: Mit einem Kissen unterm Hintern sitze
ich hier noch etliche Jahre bestens.
Sie: Und wenn sich zufällig mal dein übergewichtiger Bruder dorthin hockt? Den
kriegen wir bloß noch mit einem Kran wieder hoch.
Er: Nun mach mal halblang. Außerdem ist
die Couchgarnitur doch noch fast neu.
Sie: Elf Jahre.
Er: Und, was sind schon elf Jahre?
Sie: Mindestens drei Jahre zuviel.
Er: Lass doch erstmal das Kind groß sein.
VORSCHAU
Wenn Jungs toben, geht schnell mal was
kaputt, und dann wäre es doch schade um
die neuen Möbel.
Sie: Das Kind ist 15 und hat zum letzten
Mal etwa vor zwei Jahren mit uns im Wohnzimmer gesessen.
Er: Das kommt wieder – nach der Pubertät.
Sie: Nach der Pubertät steht hier ein neues
Wohnzimmer. Das schwöre ich. Mit einem
neuen Schrank, einer neuen Anrichte, einer neuen Couch und neuen Teppichen.
Er: Neue Teppiche! Aber die sind doch nun
wirklich weder alt noch kaputt.
Sie: Den einen haben wir vor vier Jahren
für 200 Euro bei Ebay ersteigert, der andere ist von deinen Eltern und der dritte ist
voller Kaffee- und Rotweinflecken.
Er: Wenn man ihn um 180 Grad dreht, sieht
man die Flecken nicht mehr. Die sind dann
unterm Schrank.
Sie: Keiner weiß, wie der neue Schrank aussehen wird.
Er: Neuer Schrank? Ach so. Wenn wir das
alles morgen kaufen, sind wir mindestens
mit 10 000 Euro dabei. Ist dir das eigentlich klar?
Sie: Falls das reicht. Aber erstens ist gerade
unser Sparvertrag ausgelaufen und zweitens haben wir noch ein bisschen was auf
dem Girokonto.
Er: Das sollte doch für mein neues Rennrad sein...
Sie: Dein altes ist gerade mal vier Jahre alt.
Er: Klar, aber die Technik entwickelt sich
halt weiter, und die anderen aus dem Verein....
Sie: So ist das übrigens auch bei Möbeln.
Er: .... haben alle schon neues Material.
Sie: So wie wir bald im Wohnzimmer haben
werden.
Neblige Tage, trübe Abende, Depression
und Langeweile. Nicht mit City extra! In
der nächsten Ausgabe am 4. November
heißt es „Hallo Herbst!“ Wir beweisen,
dass diese Jahreszeit viel besser ist als ihr
Ruf.
Hinaus in die Natur
Nichts ist schöner als ein Spaziergang
durch den herbstlichen Wald. City extra
zeigt die schönsten Touren und die attraktivsten Ziele.
Gut behütet
Herbstzeit ist Hutzeit. Was modebewusste
Frauen und Männer in dieser Jahreszeit
auf dem Kopf tragen, steht im November in
City extra.
Herbst-Schnäppchen
Wer jetzt Sonnenschirme, Balkonmöbel
oder Bademoden kauft, kann viel Geld sparen. Dafür sind Wintersportartikel oder
warme Kleidung eher teuer. City extra bummelt für Sie durch die Stadt und sucht die
heißesten Herbst-Schnäppchen.
Lokales Impressum
CITY EXTRA
Anzeigensonderveröffentlichung von
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Alles noc h gut in Schuss, meint Er: Das Sofa, der Schrank, die Anrichte, der Teppich.
Alles muss raus, meint Sie: Am besten das ganze Wohnzimmer.
Fotos: z
Jürgen Bartle
Kathrin Thimme
Ralf Gunkel
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Anzeigen:
Stuttgarter Zeitung Werbevermarktung GmbH
Marcus Baumann
Fon:
07 11 / 72 05 - 16 50
E-Mail:
m.baumann@stzw.zgs.de
Nächstes Mal in City extra:
„HALLO HERBST!“
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