GIRLFRIEND EXPERIENCE
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GIRLFRIEND EXPERIENCE
GIRLFRIEND EXPERIENCE The Girlfriend Experience, USA 2009 Als ich diesen Film machte, hielt ich Prostitution noch nicht für eine Metapher für alles. In dem Film geht es eigentlich genau darum, worum es geht. Eine Sache, die mich sehr interessierte, war der technologische Fortschritt und seine Auswirkung in diesem Bereich, vor allem aber die Tatsache, dass er unsere Protagonistin in die Lage versetzt, die volle Kontrolle über die Organisation ihrer Geschäfte zu behalten. So etwas gab es vor 15 Jahren noch nicht. Steven Soderbergh „Girlfriend Experience“ ist das Porträt einer neuen Art von Begleit-Service. Eine „GFE“ ist eine Frau, die sich nicht nur für den inklusiven Sex, sondern vor allem für ihre Fähigkeiten bezahlen lässt, ihrem jeweiligen Kunden eine echte Beziehung vorzugaukeln. Chelsea/Christine (Sasha Grey) ist so eine hochbezahlte Prostituierte. Sie selbst würde sich vermutlich als Escort-Dienstleisterin bezeichnen. Schließlich verkauft sie ja nicht nur ihren Körper, sondern vor allem ein Gefühl - eben das Titel gebende "Freundin-Erlebnis“. Damit gemeint ist die Illusion, dass diese schöne junge Frau die Freundin desjenigen ist, mit dem sie sich trifft und der für das Zusammensein mit ihr ein Honorar von 2000 Dollar die Stunde bezahlt. Und wenn man es nicht besser wüsste, könnte man sie im Beisammensein mit einem Kunden tatsächlich für dessen Freundin halten. Stoisch erträgt sie vor und nach dem Sex das nicht enden wollende Wirtschaftsgeschwafel und Finanzmarktgelaber ihrer im Jahre der Wirtschaftskrise und Erstwahl Obamas hochnervösen Wichtigtuer-Klientel. In Wahrheit ist Chelsea/Christine mit dem smarten Personal Trainer Chris (Chris Santos) zusammen. Doch die Beziehung der beiden ist mehr als gespannt. Als Chelsea von einem neuen Klienten auf eigenartige Weise fasziniert ist, ist sie schließlich sogar bereit, ihr bisheriges Leben hinter sich zu lassen. Der Regisseur mit seinen Hauptdarstellern Chris Santos und Sasha Grey am 28.04.2009 beim Tribeca Filmfest in New York. „Girlfriend Experience“ ist ein minimalistisch, nüchtern, kühl und fast dokumentarisch anmutender kleiner Film, der mit einem Budget von 1,7 Millionen US-Dollar in nur 16 Tagen in New York weitgehend mit Laien-Darstellern gedreht wurde und bis auf zwei Szenen mit natürlichem Licht auskommt. Die Dialoge sind weitgehend improvisiert. Er ist ferner der zweite Teil eines auf sechs Filme begrenzten Vertrages Steven Soderberghs mit dem Multimedia-Unternehmer Mark Cuban, der bei der Auswertung der Filme alternative Wege der Distribution wie direkte Online-Bereitstellung etc. beschreiten wollte. Der erste Film dieser Reihe mit dem Titel „Bubble“ aus dem Jahre 2005 war hierzulande leider nie in den Kinos zu sehen und kann dementsprechend in unserer kleinen Retrospektive auch nicht vorgestellt werden. Zu beziehen ist er bei Interesse wahlweise über Cubans HDNet Movies als Online-Stream oder als britische Import-DVD.