Brillant Das Magazin aus Bremen

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Brillant Das Magazin aus Bremen
20. Jahrgang · Frühjahr/Sommer 2011 · 5,– E
Das Magazin aus Bremen
Glück mit Grün
Glück am Green
Glück im Klang
Schwachhausen – durch
und durch hanseatisch
Bremen umzu –
ein Paradies für Golfer
Paavo Järvi –
Weltbürger am Pult
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Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser,
Es ist fast unmöglich „Frühling“ zu denken, ohne zugleich auch „Anfang“ zu denken. Und wenn
er kommt, ist es jedes Mal ein Ereignis – in uns selbst, wie in der Natur, in den Gärten und Alleen
von Schwachhausen zum Beispiel, dem Stadtteil, dem unsere Titelgeschichte gewidmet ist.
Der Frühling erscheint in vielen Gestalten. Für die Golf-Enthusiasten ist es die erste Rückkehr
auf die Greens nach dem langen Winter. Auch in unserer Stadt interessieren sich immer mehr
Menschen für Golf. Deshalb haben wir uns zu einem „Golf-Report“ entschlossen, in dem ein
passionierter Golfer kenntnisreich zehn Klubs in und um Bremen herum beschreibt.
Was für die Golfer der Griff zur Golftasche ist, das ist für die modebewusste Dame der Griff zum
Hut. Vorbei die schreckliche Zeit, da die Kopfbedeckung nach ihrem Wärmewert ausgewählt
werden musste. Jetzt erblühen Frühlingskreationen auf den Köpfen, erfunden und hergestellt
von Modistinnen wie Kay Schmitz, die wir in diesem Heft vorstellen.
Seit das Packhaus Wüstestätte 10 im Schnoor vor fünf Jahren als Bremer Geschichtenhaus zu
einem lebenden Museum gemacht wurde, erlebt das mehr als eineinhalb Jahrhunderte alte
Baudenkmal mindestens seinen dritten oder vierten Frühling. Und ein Großvater kehrte, wie in
unserer Geschichte zu lesen ist, darin in den Frühling seiner Kindheit zurück.
Niemand hat den Frühling so zum Klingen gebracht, wie Robert Schumann, der neue „Hausgott“
der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, mit seiner „Frühlingssinfonie“. In unserem Porträt
erscheint Chefdirigent Paavo Järvi als „Weltbürger am Pult“.
Frühling ist Anfang. Betrat Schumann mit seiner Frühlingssinfonie erfolgreich sein eigenes
musikalisches Neuland, so erschließt sich die Marke „Brillant“ mit weiteren Geschäftsbereichen
ebenfalls neue Horizonte: Unsere neue PR- und Eventagentur (siehe Seite 33) wird künftig bei
Firmenpräsentationen, aber auch privaten Feierlichkeiten mit Rat und Tat zur Seite stehen. Und
weil zum großen Sinfoniekonzert der Öffentlichkeit heute modernste Technik gehört, gibt es
künftig auch ein Brillant-App für das iPad.
Schumann schrieb seine Frühlingssinfonie nach seinen eigenen Worten „in jenem Frühlingsdrang,
der den Menschen wohl bis ins höchste Alter hinreißt und jedes Jahr von neuem überfällt.“
Hinreißende Frühlingstage wünscht Ihnen
Ihre
Sigrid Lony Hirt
Verlegerin und Herausgeberin
I n h a l t
Foto: Torsten Krüger
Illustration: shutterstock
Schwachhausen
Golfer-Paradies
Focke-Museum, Riensberger Friedhof, Bürgerpark, Hermann-Böse- und
Kippenberg-Gymnasium, das Bremer
Stadthaus – die Landmarken von
Schwachhausen prägen die Identität
der ganzen Stadt. Und dabei ist
Schwachhausen einer der jüngsten
Bremer Stadtteile. Erst 1903 wurde
das aus sieben Gemarkungen
bestehende Gebiet der Hansestadt
eingemeindet. Und wurde zum
Synonym für alles Gehobene,
Veredelte. Einst Dorf, dann Residenz
des Kaufmannsadels, ist Schwachhausen heute ein sozial durchmischter, lebendiger Stadtteil. Und ist bei
allem Wandel, wie dem Ausbau der
Schwachhauser Heerstraße, die
Veränderung der traditionellen Radio
Bremen Gemarkung, sich selbst treu
geblieben: hanseatisch und ein
bisschen anders – eben Schwachhausen.
Seite 4
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2011
20. Jah
2011
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Magazin
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BRILLAN
Inhalt
Die ewige Operette
Die Operette ist out? Abgelöst vom
Musical und in der Mottenkiste des
Musiktheaters verschwunden? Welch
ein Irrtum! Gleich zwei Inszenierungen
beweisen das Gegenteil. „Die Csardasfürstin“ von Emmerich Kálmán in einer
begeisternden Aufführung am Stadttheater Bremerhaven ebenso wie „Der
Vetter aus Dingsda“ am Bremer
Theater. Die Melodien sind so ewig wie
die Sehnsucht nach dem Happy End.
Und in der Operette stellt es sich
tatsächlich noch verlässlich ein. Mag
das Happy End auf der Bühne auch nur
ein schönes Märchen sein, das
Publikum im Theater erlebte es als
Realität: Mit dem Schlussvorhang
zweier gelungenen Inszenierungen.
Nachzulesen unter den Theaterrezensionen.
Seite 34
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Der bundesweit einzige 18-LochTurnierplatz, der komplett in
einer Großstadt liegt, befindet
sich in Bremen: Die Anlage des
Golfclubs Oberneuland zwischen
Franz-Schütte-Allee und Autobahn. Über 10.000 Golfer leben
in Bremen und Umgebung, doch
einen Bremer Golfverband gibt es
nicht. Aus nahe liegendem
Grund: Städte haben keinen
Raum für Golfplätze. So befinden
sich, abgesehen von der 9-LochAnlage des Club zur Vahr,
sämtliche Golfplätze im Einzugsgebiet Bremens in Niedersachsen. Die aber haben es in sich.
In einem Umkreis von 30
Kilometern um das Rathaus gibt
es mehr als ein Dutzend Golfclubs. Die wichtigsten werden
hier vorgestellt und beschrieben
– von einem passionierten Golfer
natürlich.
Seite 40
| Brillante Themen
· 5,– E
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Foto: Heiko Sandelmann
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Schwachhausen wird
vom Bremer Haus
geprägt. Torsten
Krügers Fotostreifzug
durch den Stadtteil.
40Kein Sport für Reiche mehr.
Golfclubs in Bremen und umzu.
52Weltbürger am Pult.
Ein Porträt des Dirigenten
Paavo Järvi.
60Packhaus und Juxmajor.
Ein Baudenkmal und
eine Familiengeschichte.
Frühjahr | Sommer
Foto: Jörg Sarbach
Maestro ohne Allüren
Wenn man ein Orchester als Team
mit einer Fußballmannschaft
vergleicht, dann können die Kicker
in Grün-Weiß bloß sehnsüchtig auf
den Konzertsaal blicken. Die
Deutsche Kammerphilharmonie
Bremen spielt in der Spitzengruppe der Champions League, nicht
allein der von Europa, sondern
weltweit. Seit sieben Jahren ist
Paavo Järvi ihr künstlerischer
Leiter, der mit seinem Orchester
eine epochale Einspielung aller
neun Beethoven-Sinfonien geleistet hat. Das Porträt des in
Tallinn, Estland, geborenen Vollblutmusikers zeigt einen Maestro
ohne Allüren, der sich als Freund
seiner Musiker begreift. Musik ist
bei den Järvis Familientradition.
Sein Bruder Kristjan ist ebenfalls
Dirigent, wie Vater Neeme, das
Vorbild Paavo Järvis und sein
erster Lehrer.
Seite 52
Foto: Torsten Krüger
Die Geschichte lebt
Jeden Tag spaziert der Jacobus
Major aus dem alten Packhaus an
der Wüstestätte 10 im Schnoor
heraus. Deutet auf seinen holzgeschnitzten Urahn, der von Beginn an
und inzwischen seit fast 150 Jahren
die Fassade des Packhauses ziert,
und nimmt die Fremdem mit auf
eine Erkundungs-Tour durch das
historische Viertel. 1863 wurde das
Packhaus an der Stelle des niedergerissenen Witwenhauses der
Bremer Jacobus Brüderschaft
errichtet. Mit seiner wechselvollen
Geschichte, Blütezeit, Niedergang,
erneuter Aufstieg, Musterdenkmal
auf der Expo in Hannover und seit
2006 als Bremer Geschichtenhaus
ein lebendiges Museum, erzählt der
Autor auch ein Stück Familiengeschichte.
Seite 60
| Bremer Lebensart
4
Stadtteil Schwachhausen.
Hanseatisch durch und durch.
| Bremer Kultur
34Theaterpremieren
– Nibelungen
20Gourmet: Country Corner
Geschmack und Gefühl.
24
Bremen Brillant
Bilder und Berichte
aus dem Gesellschaftsleben
– Madame Butterfly
Foto: Lena Möhler
Hut auf – Hut ab!
Wer seinen Kopf krönen möchte,
jedoch keinem Königshaus angehört,
dem bleibt zum Glück immer noch
der Hut. Der Hut ist sozusagen eine
Krone für Jedermann. Bei Männern
ist er allerdings ein bisschen aus der
Mode gekommen, wofür die Bremer
Hutmacherin Kay Schmitz das ewig
hutlose Männer-Vorbild Kennedy
verantwortlich macht. Aber bei den
Frauen ...! Die reine Pracht in
Formen, Stoffen, Phantasien. Zu
besichtigen ist das bei „Hats on
Stage“ im Viertel, „Beim Steinernen
Kreuz“. Hier entstehen Hüte für
Bühne, Film und Varieté, aber auch
für alle, die es sich in den Kopf
gesetzt haben, mit dem was sie sich
auf den Kopf setzen, Individualität zu
zeigen, Phantasie und Lebensgefühl.
Seite 68
| Rubriken
1
Edtitorial
72
Vorschau
72
Impressum
– Csardasfürstin
–D
er Vetter aus
Dingsda
68Chapeau!
Das Hut-Atelier „Hats on Stage“
Inhalt
3
Hanseatisch
durch und durch
Schwachhausen wurde von seinen Bewohnern geprägt.
Doch es prägt auch seine
Bewohner.
Von Sabine Steinmann
Fotos:
Torsten Krüger
Bürger-Bewusstsein ausgedrückt in Architektur. Fassaden, Giebel und Türme sind Zeugen des Selbstgefühls einer
Epoche, die auch in der Gegenwart noch spürbar ist.
S
chwachhausen repräsentiert
so sehr Bremer Selbstbewusstsein und hanseatische
Identität, dass man es kaum glauben
mag: Es ist einer der jüngsten Stadtteile Bremens. Erst im Jahre 1903
wurde er eingemeindet.
Wer in Schwachhausen wohnt, findet vieles was man zum Leben
braucht direkt vor der Haustür, zu
Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar.
Kein gigantischer Supermarkt, kaum
ein Bürokomplex zerschneiden diesen Stadtteil. Die Geschäfte liegen
oft dicht beieinander, nicht selten
sind es noch alteingesessene Familienbetriebe. In der Buchhandlung wird
man individuell beraten. In der stilvollen Boutique weiß man, was die mo-
6
Titel
debewusste Schwachhauserin bevorzugt, und im Marktladen um die Ecke
bekommt der Kunde fast alles, was
das Herz begehrt. Man kennt sich,
plaudert an der Käsetheke oder im
Fahrradladen. Dazwischen liegen anheimelnde Restaurants, die internationale Speisen anbieten, aber auch
Anhänger der gutbürgerlichen Küche
kommen hier zu ihrem Recht. Dazu
finden sich, oft am Rande einer
Wohnstraße, urige Stammkneipen.
„Wenn ich vom Geteviertel aus mit
dem Fahrrad durch die grünen Alleen
zum Markt fahre, weiß ich genau,
dass ich dort Kollegen oder Mitsänger aus meinem Chor treffe“,
schwärmt Barbara S., die sich seit
vielen Jahren in Schwachhausen zu
Hause fühlt. Als Single lebte die angehende Lehrerin zuvor in der Emmastraße unterm Dach. „Von da aus
hatte ich einen wunderbaren Ausblick auf die blühenden Gärten.“
Nicht nur hier wird man bei einem
Bummel durch den Stadtteil urplötzlich von seiner ländlichen Vergangenheit angeweht.
Bremens gute Adresse setzt sich
aus sieben alten Gemarkungen zusammen: Gete, Neu-Schwachhausen, Bürgerpark, Barkhof, Riensberg,
Schwachhausen oder Radio Bremen.
Ein historisch gewachsenes Quartier
in ständigem Wandel. So wurde mit
dem Umzug des Senders Radio Bremen ins Faulenquartier der gleichnamige Ortsteil zu einem Stück Ge-
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Als das einstige Dorf kurz nach der Wende zum 20. Jahrhundert bremisch wurde, schlug die Geburtsstunde des
Bremer Stadthauses. In den Häuserzeilen, deren Fassaden Gleichheit vortäuschen, ist eine Geschichte von Architektur
und Lebenshaltung aufgeschrieben.
schichte. Nur der für seine exquisite
Akustik bekannte und glücklicherweise für die Nachwelt doch noch gerettete Sendesaal von Radio Bremen
erinnert an diese Ära.
Im Dezember 1945 war der kleinste
Sender der Republik in einer alten Villa an der Schwachhauser Heerstraße
zum ersten Mal über den Äther gegangen. Die amerikanische Besatzungsmacht hatte die Wiederaufnahme des
Sendebetriebs ermöglicht. Wer seinen
Rundfunkempfänger durch den Bombenhagel gerettet hatte, lauschte der
Stimme des Moderators: “This is Radio Bremen on 210 meters, 1429 kilocycles. Radio Bremen is on the air
daily from 19 to 21 hours”.
Seit Ende des Jahres 2009 wird
auf dem Gelände heftig gebaut. Hier
entsteht die Residenz Reha-Klinik,
die mit einer Mischung aus stationärer und ambulanter Versorgung als
Leuchtturm-Projekt der ResidenzGruppe Bremen gilt. Mit der Dr. Hübotter Grundstücks GmbH hat die
8
Titel
Residenz-Gruppe Bremen bei der Errichtung der Residenz-Reha-Klinik
Bremen einen erfahrenen und renommierten Investor an der Seite.
Erfreulicher Nebeneffekt des Vorhabens: Mit den „Freunden des Sendesaals“ wurde eine Zusammenarbeit
vereinbart, die regelmäßige Konzerte
im Sendesaal vorsieht, für die die Patienten besondere Konditionen bekommen.
Wer sich mit seinem Stadtteil identifiziert, möchte, dass er seine besondere Qualität behält – und sich
dazu auch noch weiterentwickelt. So
haben sich verschiedene Schwachhauser Gruppen zusammengetan,
um dafür zu sorgen, dass auch Kinder weiterhin gerne hier leben. Noch
ist das Freizeitangebot an Sportvereinen, Museen und Naturflächen größer als in anderen Stadtteilen.
Auch die Mitglieder des Vereins
„Die Wachmannstraße“ wollen, dass
„ihre“ Straße so bleibt, wie sie ist:
Lebendig, nachbarschaftlich, grün.
Nach einem Straßenumbau veranlassten die engagierten Anwohner
die Anpflanzung einer Lindenallee,
später kamen noch mehr Pflanzen
hinzu. Nicht nur für dieses Projekt
wurde diese Stadtteil-Initiative von
der Bremer Stadtkampagne als „besonders vorbildhaftes Projekt“ ausgezeichnet, sondern auch für viele
andere Aktivitäten: für die Organisation des Candlelight-Shopping, ein
sinnliches Einkaufsvergnügen in der
Vorweihnachtszeit, die Ausrichtung
des Straßenfestes im Sommer oder
die Belebung des Benqueplatzes mit
Kultur und Spielflächen.
Vernetzt ist der Verein mit dem
„Schwachhauser
KulturKataster“,
ein kreatives Grüppchen von Anwohnern, das regelmäßig Kulturspaziergänge organisiert. Eine gute Möglichkeit, etwas über die geschichtsträchtigen Gebäude Schwachhausens
zu erfahren.
Zum Beispiel etwas über das Haus
Nr. 23 in der Schwachhauser Heer-
straße. Es ist das ehemalige Wohnhaus der Worpsweder Malerin Paula
Becker, in dem die Künstlerin bis zu
ihrem 23. Lebensjahr wohnte und arbeitete. Die heutigen Hauseigentümer Heinz und Betty Thies restaurierten das Gebäude liebevoll und
machten es für die Öffentlichkeit zugänglich. Inzwischen finden hier Ausstellungen und Veranstaltungen wie
Lesungen aus den Tagebüchern und
Briefen Paula Modersohn-Beckers
statt. Und man erfährt auch etwas
über Bremens kleinstes Theater, das
ehemalige Zimmertheater. Gegründet 1948, befand es sich in einem
Zimmer in der Prager Straße und war
bis in die sechziger Jahre auch auf
zahllosen Gastspielen im In- und Ausland für seine Experimentierfreudigkeit bekannt. Clara Rilke-Westhoff
las hier aus den Werken ihres Mannes.
Auf Theateratmosphäre muss
auch heute nicht verzichtet werden.
Im Concordia Theater an der
Schwachhauser Heerstraße wird weiterhin mutig inszeniert. Hier tritt man
gerne in die Fußstapfen Georg Tabo-
ris, der als Gründungsmitglied (1975)
und als Intendant mit seiner Inszenierung von Kafkas „Hungerkünstlern“ seine Schauspieler vierzig Tage
in einem Selbstversuch hungern ließ.
Der damalige Bremer Senat drohte
mit einer Zwangsernährung der
Künstler.
Ein engagierter Beirat setzt sich
für die Interessen in seinem Stadtteil
ein. Ob es um den Ausbau der
Schwachhauser Heerstraße geht
oder um die Realisierung eines gesetzlich verankerten Jugendbeirats.
Sorgen machen den Mitgliedern die
fehlenden Kindergarten- und Schulplätze. Doch der Beirat ist zuversichtlich: „Wenn es mal irgendwo hapert,
nehmen wir die Sache selbst in die
Hand.“
Mit Erfolg, wie die geglückte Wiederbelebung der Oberschule Am
Barkhof zeigt. Das Gymnasium war
1989 geschlossen worden. Rund
4,2 Millionen Euro werden nun für
moderne Klassen- und Fachräume investiert. Auch eine Aula, ein Tonstudio, eine Cafeteria mit Lernküche
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was mit dem Wort „urban“ gemeint ist.
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Quelle: Radio Bremen
Drei Kleinode des Stadtteils als
Zeugen seiner lebendigen Geschichte.
Das Universum, der berühmte
Sendesaal von Radio Bremen und
das Krankenhaus Sankt-Joseph-Stift
(von oben nach unten).
neuem Konzept kehrt die Schule im
August diesen Jahres mit drei 5.
Klassen (Schwerpunkte: Musik, Theater, Mathematik und Naturwissenschaften) in den Bildungsbetrieb zurück. Bis zum Ende des 8. Jahrgangs
sollen die Schülerinnen und Schüler
hier unterrichtet werden. Bis dahin
wird es keine Zensuren, sondern lediglich individuelle Lernberichte geben. Schon jetzt ist der Andrang
groß.
Lernen in historischer Umgebung:
Gebäude wie das ursprünglich als
Mädchengymnasium gegründete Kippenberg-Gymnasium und das Hermann-Böse-Gymnasium haben den
Krieg überstanden und können auf
eine lange Tradition zurückblicken.
Ein Kulturdenkmal ist auch das katholische Krankenhaus Sankt-Joseph-Stift im Zentrum von Schwachhausen, dessen Gründung auf das
Jahr 1869 zurückgeht. Seitdem hat
es sich von einer Privatheilanstalt in
ein modernes Klinikum mit zahlreichen Spezialabteilungen entwickelt.
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Schwachhausen zugleich nah an der
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Natur, aus der es einst hervorgewachsen ist. Direkt vor der Haustür
des Stadtteils der Bürgerpark, 1865
von einem Bremer Kaufmann initiiert. Das Einmalige an diesem Park:
Er basiert auf dem Engagement der
Bremer Bürger, die ihn in Eigeninitiative und mit großem Spendenaufwand seit 144 Jahren hegen, pflegen
und selber finanzieren.
Seen, Gaststätten, Skulpturen,
das Parkhotel, die Meierei. Spaziergänger, Flaneure, Jogger lieben ihn.
Und im Sommer kann, wer mag, im
angrenzenden Uni-See ein Bad nehmen oder zwischen Hollersee und
Emmasee sein Bier bei Live-Musik
genießen.
Ein gewachsenes Kulturdenkmal
ist auch der Riensberger Friedhof,
eine parkähnliche Ruhestätte mit einem See, mehreren Brücken, zahlreichen künstlerisch gestalteten Grabmalen und Mausoleen. Hier ist neben
anderen prominenten Bremern auch
der legendäre Bürgermeister Wilhelm
Kaisen begraben. Um den Friedhof
als Ort der Kultur, Kommunikation
und Kontemplation zu etablieren,
werden in der neugotischen Kapelle
am Haupteingang von Stadtgrün Bremen musikalische und literarische
Veranstaltungen angeboten.
Und ehe man sich versieht, fühlt
man sich in dieser friedvollen Umgebung zurückversetzt in eine Zeit, da
Schwachhausen noch Suechhusen
hieß. Ein bäuerliches Marschendorf,
dessen Weiden bis an die Bürgerweide heranreichten. Kornfelder, strohgedeckte Häuser, Viehweiden - und
auch damals hier schon prächtige
Höfe. In Bremer Geschichtsbüchern
liest man von einem „wohlhabenden
Dorf, umgeben von gutem Weideland
und fruchtbarem Lehmboden. Die
gute Lage inmitten der Feldmark bot
ideale Vorausetzungen für eine ertragreiche Landwirtschaft. Das gewachsene ländliche Bild hat sich im
Laufe der Jahrhunderte gewandelt,
aus dem Dorf Suechusen (im Jahre
1159 erstmals urkundlich erwähnt)
wurde ein Teil der Stadt Bremen.
Vielleicht der attraktivste Stadtteil
mit seinen Villen, gepflegten Wohn-
Hin und wieder begegnet man der
Zeit, als Schwachhausen noch das
Dorf Suechhusen war. Auf dem
Riensberger Friedhof (unten) werden
dann alle Zeiten eins.
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Szenen aus dem Bürgerpark,
Schwachhausens großem Vorgarten. Das Einmalige an diesem
Park: Seit fast 150 Jahren wird er
von Bremer Bürgern selbst
finanziert und gepflegt.
straßen, der optimalen Anbindung an
die Innenstadt und den Hauptbahnhof. An das Landleben erinnern heutzutage noch am ehesten die jahrhundertealten Eichen rund um das
ehemalige Gut Riensberg, wo seit
1953 das Bremer Landesmuseum
für Kunst- und Kulturgeschichte (Focke-Museum) beherbergt ist. Oder
die Baumriesen vor der RembertiKirche, die wegen ihrer Architektur
auch das „Landhaus Gottes“ genannt wird. Die restlichen Bauernhöfe sind den Bomben des Zweiten
Weltkrieges zum Opfer gefallen oder
verschwanden im Zuge des Wiederaufbaus. Wer heute durch Schwachhausen schlendert, findet kaum noch
Merkmale bäuerlicher Tradition.
Schwer vorzustellen, dass sich auf
dem Areal rund um das Gondel-Kino,
die prächtige Hofstelle der Familie
Depken befand.
Es waren die wohlhabenden Bürger,
die im Laufe der Zeit die Vorzüge der
ländlichen Idylle erkannten. Gut zu erreichen mit der Pferdebahn (der Kutscher hielt auf Zuruf an), später mit
der „Elektrischen“, kehrte man im
Sommer der Stadt gerne den Rücken,
um sich auf dem Lande zu entspannen. Und nach und nach wurde das
schöne Dorf am Rande der Stadt auch
als Lebensmittelpunkt interessant.
Erst siedelten sich die Handwerker
an, der gutbürgerliche Mittelstand
folgte. Hatte Schwachhausen im Jahre 1812 nur 206 Einwohner, waren
es einhundert Jahre später schon
über 3000. Durch die Eingemeindung in die Stadt (1903) verschwanden viele Hofstellen. An ihrer Stelle
entstanden repräsentative Villen. Es
war die Geburtsstunde des Bremer
Stadthauses, das noch heute das
Bild Bremens prägt und weit über die
Landesgrenze hinaus bekannt ist.
Die beschauliche Zeit der Pferdekutschen ist lange vorbei. Auch in
Schwachhausen wurden Straßen verbreitert, Verkehrswege erschlossen,
erhöhte sich der Pulsschlag des täglichen Lebens. Schwachhausen hat es
überstanden und ist Schwachhausen
geblieben. Ein Stück Bremer Lebenskultur und hanseatischer Identität.
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Ringhotel Munte
am Stadtwald
Bremens größtes familiengeführtes Hotel
liegt in Schwachhausen
D
etlef und Jan Pauls freuen
sich und sind auch ein bisschen stolz: Gerade wurde die
komplette Renovierung von 52 der
insgesamt 128 Zimmer inklusive der
dazugehörigen Flure abgeschlossen.
Mehr als 800.000 Euro haben sie investiert. Das Mobiliar der neu gestalteten Zimmer wurde gemeinsam mit
der Tischlerei Buntholz aus Fischerhude entworfen und von dieser realisiert. Edle, schlichte Braun- und
Cremetöne geben den Räumen ein
gemütliches und elegantes Ambiente. Die neuen Türen und Fenster wirken nicht nur edel, sie bieten vor allem auch Schallschutz. Spezielle
„Blackout“-Vorhänge sorgen nicht für
einen solchen beim Gast, sondern
bei Bedarf für wirkliche Dunkelheit.
Die neue Klimaanlage schließlich
sorgt in jeder Jahreszeit für angenehme Temperaturen.
Investitionen sind für Familie Pauls
nichts Neues. Schon die Großeltern
und Eltern der heutigen Inhaber haben stets in das 1915 als Tappes
Kaffeehaus gegründete Unternehmen investiert. Seit 1997 haben die
Brüder Pauls bereits mehr als 10 Millionen Euro investiert.
So entstand 2000 in dem als Ringhotel firmierenden Vier-Sterne-Hotel
Munte am Stadtwald das italienische
Restaurant „del bosco“. Nur ein Jahr
später folgte das Restaurant „Wels
– Fisch, Wild und mehr“, das u. a.
durch die monatlichen Themenabende unter dem Titel „Kulinarischer Kalender“ weit über die Grenzen Bremens hinaus bekannt ist.
Vor sechs Jahren wurde der
Schwimmbad- und Saunabereich
komplett renoviert sowie um einen
Massage- und Kosmetikbereich ergänzt. In den folgenden Jahren wur-
de dieser Bereich auf über 610 qm
Wohlfühlambiente er weiter t. Als
„Beautyfit“ hat er sich als beliebter
Anlaufpunkt für Ruhe- und Entspannungssuchende etabliert.
2008 übernahmen Detlef und Jan
Pauls zudem das Hotel Bremer Haus
in der Löningstraße in Bahnhofsnähe. Dadurch erweiterten sie ihr Übernachtungsangebot um ein Drei-Sterne-Hotel in der Innenstadt. Auch hier
wurde direkt nach der Übernahme
kräftig investiert und renoviert.
Die Anstrengungen haben sich offensichtlich gelohnt. Bei www.holidaycheck.de, dem Marktführer unter
den Internetportalen zur Hotelbewertung, liegen beide Häuser ganz
vorne.
Ringhotel Munte am Stadtwald
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Gourmet
Geschmack
und Gefühl
Country Corner:
Küchenkunst im Landhausstil mit Berghütten-Charme
Von Wiebke Gloe-Carstensen, Fotos: Petra Liebetanz
D
ie Keuzung zwischen der
Kurfürstenallee und der Straße In der Vahr lässt nicht erahnen, dass sich in enger Nachbarschaft von Hochstraße und NoName-Tankstelle ein Ort etabliert hat,
an dem das Hier und Jetzt urplötzlich
in Vergessenheit geraten kann.
„Country Corner“. Wenn die massive,
holzverkleidete Eingangstür ins
Schloss gefallen ist und die Betonwüste der Ausfallstraße hinter einem
liegt, eröffnet sich ein Raum, der Zuhausesein und Alltagsferne verkörpert: Hier hat Achim Grunert ein
Restaurant eingerichtet, das das wettergegerbte Flair ursprünglicher Berghütten und Landhaus-Charme gleichermaßen ausstrahlt.
Kurz vor Weihnachten eröffnete
der Bremer Gastronom in der einstigen Nobel-Disko Scala sein jüngstes
Objekt. Trotz seiner immensen Größe
22
Gourmet
wirkt der auf zwei Ebenen angelegte,
mit alten Hölzern vertäfelte Raum behaglich. Das Geheimnis dieser Atmosphäre liegt wohl in den alten Hölzern, die Achim Grunert eigens aus
Almhütten zusammentragen ließ.
„Der offene Giebel und die Galerie
sollten wohnlich belebt werden“, erklärt er seine Einrichtungsphilosophie, die auf eigenen Entwürfen beruht. Unterschiedlich große Sitzgruppen an Tischen und Sitzmöbeln
verschiedenster Form und Größe geben jedem Platz Individualität.
Das rustikale Ambiente lässt erahnen, was die Speisekarte unter der
Ägide von Küchenchef Mike Richter
zu bieten hat: Was im „Country Corner“ auf den Tisch kommt, besteht
ausnahmslos aus hochwertigen und
frischen Zutaten. Tiefkühlware und
Mikrowellen-Erhitztes gibt es hier
nicht. „Sterneküche servieren wir
trotzdem nicht, sondern ordentliches
Essen mit saisonalem, ländlichem
Charakter.“
Ein Blick auf die Speisekarte zeigt,
dass hier das Außergewöhnliche mit
dem Alltäglichen verbunden wird. Das
„gebratene Rückenstück vom Iberischen Schwein mit Kartoffel-Pilz-Gulasch und Frühlingsgemüse“ beweist
ein ebenso hohes Qualitätsbewusstsein hinsichtlich der Herkunft des Fleisches, wie auch das saftige „US-Beef
aus Nebraska“, das als Entrecôte mit
Bohnengemüse, gebackener Kartoffeltarte und Sauce Béarnaise angebo-ten wird. Wer Fisch mag, findet im
„gegrillten Thunfischfilet ,rare‘ mit
knackigem Gemüse in roter KokosCurry-Sauce und Basmatireis“ ein
überraschendes Geschmackserlebnis. Mike Richters Küchenkreationen,
beliebt bereits im ehemaligen À-lacarte-Restaurant „Hudson“, kombi-
Eine Mahlzeit lang in einer anderen
Welt mit wettergegerbtem Charme.
Dazu die phantasievollen, zugleich
bodenständigen Kreationen die
Küchenchef Mike Richter in seinem
Reich (Mitte) stets frisch zubereitet.
nieren Delikates aus vielen Ländern
mit Bodenständigem. Saisonales und
Frisches zu allen Jahreszeiten.
In diesem Sinne verspricht der Inhaber mit seiner ständig aktualisierten
Speisekarte einen „kleinen Schwenk
durch die europäische ländliche Geschmackswelt“. Ungewöhnlich und
empfehlenswert: Richters Kreation
„Ziegenkäse und Schokolade“.
Mit frischen Suppen, raffinierten
und klassischen Salat-Kreationen sowie delikaten Vorspeisen von gegrillten Jakobsmuscheln bis zu geräuchertem Wildschweinschinken hält
das „Country Corner“ für jeden Geschmack etwas bereit. Grunert: „Wir
wollen hier ein kultiviertes ZuhauseGefühl vermitteln.“ Wer zum Essen
einen guten Wein mag, kann zwischen sechs verschiedenen offenen
Rot- und Weißweinen wählen. Weitere dreißig Sorten Flaschenweine finden sich auf der Karte.
Das Restaurant ist täglich ab
18 Uhr geöffnet und bietet im Barbereich und auf der im Idealfall von der
Abendsonne beschienenen Terrasse
sogar die Möglichkeit für einen „SunDowner“. Dank der unterschiedlichen
und voneinander getrennten Bereiche empfehlen sich die Räumlichkeiten auch für Familienfeste, Geschäftsessen oder Firmenfeiern. Bis
zu 100 Personen finden im „Country
Corner“ Platz.
Wer nach dem Mahl vom Tische
aufsteht, noch einmal die Atmosphäre
aus Berghütte und Landhaus in sich
aufnimmt und wieder auf die Straße
hinaustritt, in den Verkehr, den Schatten der Hochstraße, verlässt nur ungern diesen kleinen Kosmos aus Geschmack und Gefühl, in dem Seele
und Magen für eine Weile in schöner
Harmonie verbunden waren.
Country Corner
In der Vahr 64
28329 Bremen
Tel. 0421/ 46 84 08 59
info@countrycorner-bremen.de
Bremen Brillant
Fotos: Martin Rospek, Alle Namen von links nach rechts.
Kfz-Innung empfing im Gewerbesaal
Auf 75 Jahre einer erfolgreichen Geschichte konnte der Verband „KfzGewerbe
Niedersachsen-Bremen“
zurückblicken, als die Innung des
Kraftfahrzeugtechniker-Handwerks
Bremen ihren traditionellen Neujahrsempfang gab. Da war der „Handwerkssaal“ hinter der stilvollen Giebelfront des Gewerbehauses an der
Ansgaritorestraße genau der passende Ort.
Obermeister Hans-Jörg Kossmann,
Lehrlingswart Rudolf Liebeskind und
der stellvertretende Obermeister
Günther Engelke empfingen rund
120 Gäste zum Erfahrungsaustausch.
Andreas Meyer, Hasso G. Nauck (Hachez),
Joachim Feldmann (Präses Handwerkskammer),
Dr. Rita Mohr-Lüllmann, Günther Engelke (stellv.
Obermeister), Stefan Sündermann, Hans Jörg
Kossmann (Obermeister), Rudolf Liebeskind.
Anke Kossmann, Stephan Schalk (Barth & Könenkamp Seiden),
Ulla Nauck, Willem-Réne Bezemer (Bankhaus Plump)
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Bremen Brillant
FEINE MIEDERWAREN,
WÄSCHE UND BADEMODEN
Günter Dahlbeck (ehem. Geschäftsführer der KFZ-Technikerinnung
Bremen, Manfred Woltmann
Ansprache Hans Jörg Kossmann
Fotos: Bremer Landesbank
Vorne: Die Gewinner des NordWest Award 2010/2011: die European Medical School Oldenburg-Groningen, vertreten
durch Prof Dr. Djordje Lazovic,, Prof. Dr. Birger Kollmeier, Prof. Dr. Reto Weiler und Prof Dr. Hans-Rudolf Raab.
Hinten: Dr. Stephan-Andreas Kaulvers, Vorsitzender des Vorstandes der Bremer Landesbank, der niedersächsische
Ministerpräsident David McAllister und Jens Böhrnsen, Präsident des Senats der Freien Hansestadt Bremen gehörten
zur Jury des NordWest Award.
Medizinstudenten ohne Grenzen
Ein in Deutschland einzigartiges Zukunftsprojekt ist mit dem NordWest
Award der Bremer Landesbank ausgezeichnet worden. Laudator Jens
Böhrnsen übergab im Beisein des
niedersächsischen Ministerpräsidenten David McAllister als Jury-Vorsitzenden und des Vorstandvorsitzenden der Bremer Landesbank, Dr.
Stephan-Andreas
Kaulvers,
das
Preisgeld in Höhe von 30.000 Euro
an die „European Medical School Ol-
denburg-Groningen“. Der Aufbau dieses europäischen, grenzübergreifenden Medizinstudiengangs an den
Universitäten in Oldenburg und Groningen, so der Bremer Bürgermeister, werde die gesamte Nordwest-Region bereichern. „Junge Menschen
mit dem Ziel, Mediziner zu werden,
können künftig in unserer Region
bleiben. Der Studienbetrieb mit je
40 Studienplätzen pro Jahr soll im
Oktober 2012 aufgenommen werden.
Vertreter von „Plattsounds – de plattdüütsche Bandcontest“ auf der diesjährigen Preisverleihung des NordWest Award. Sie haben es von 249 Einsendungen unter die letzten Fünf geschafft. Es gratulieren Dr. Stephan-Andreas
Kaulvers, Vorstandsvorsitzender der Bremer Landesbank (ganz links) und
Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister (ganz rechts).
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Bremen Brillant
25
Foto links: Martin Rospek
Johannes Erdmann,
Tanja Woltmann-Knigge
und Uli Finckh
Zu Land und
zu Wasser
Wohl in jedem Land Rover-Fahrer
schlummert die Liebe zu unwegsamem Gelände. Wo es unwegsam ist,
dort ist es auch einsam. Wo es einsam ist, dort ist man auf sich allein
gestellt.
Und über diese Typologie verbinden
sich plötzlich Land und Meer. Da machte es Sinn, im „Land Rover House
Woltmann“ einen Seglerabend abzuhalten. Wie sich Land und Meer ganz
praktisch verbinden lassen, demonstrierte zum Auftakt Geschäftsführer Uli
Schürg vom Kooperationspartner „Blue
Yachting“, als er vor dem Geschäft seinen RANGE ROVER als ideales Zugfahrzeug für eine der schnellsten Segelyachten der Welt präsentierte.
TanjaDipl.-Bw.
Pahl
(FH)
Tanja Woltmann-Knigge mit
Tochter Karima Knigge vor dem
Stand der Modeboutique beim
Jazzfrühschoppen
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26
Bremen Brillant
Anschließend hörte Senior-Chef
Manfred Woltmann als begeisterter Segler ebenso gebannt dem Erfahrungsbericht des Seglers Johannes Erdmann zu, der als
19-Jähriger mit einer kleinen Jolle
die Wasserwüsten des Atlantiks
überquerte. Als eine Art Land Rover zur See.
,Fotos: Jaguar House Woltmann, Alle Namen von links nach rechts.
Hajo Markus Joppien (NBI – Norddeutsches Bewachungsinstitut) und Mark
Grundmann (Grundmann Personalberatung)
Die Models aus dem Hause TimChristine
Moden, Bremen-Lesum, am Jaguar XK
oben: Klaus und
Karin Ebsen mit
Enkelkindern
(Ebsen Stahltechnik)
Jochen Krüger,
Claudia
Jendroschek-Plän
und Dörte SiemsAZ_G+P_award07_Brillant:Layout 1
Hedrich
04.03.2008
11:24 Uhr
Page 1
Jazzy Jaguar
mit
Modenschau
Heiß in Weiß – so präsentierte sich
das Jaguar XK Cabrio beim Jazzfrühschoppen im Jaguar House Woltmann. Denn Weiß ist die Trendfarbe
der Saison. Neben dem Cabrio war
das neueste Spitzenmodell aus der
Evolutionskette der Raubkatze auf
Rädern zu besichtigen, der neue Jaguar XJ. Da hatten es die Models der
Lesumer Boutique TimChristineModen gar nicht so leicht, die Aufmerksamkeit der 150 geladenen Gäste
auch noch auf sich zu lenken. Was
schließlich aber doch gelang bei jazzy Musik der Lifeband „Trio Royal“,
Leckereien von Anthes Partyservice
und Sekt der Marke „Kalbhenn“, dargeboten vom Chef Tim Kalbhenn persönlich.
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Fotos: Alle Namen von links nach rechts.
Sigrid TjarksMehrtens,
Sybille Mayland,
Wilfried Hautop
Airport-Shop zum Abheben und Landen
„Wir gehen zwar nicht in die Luft zu
den Sternen, aber immerhin an die
Startbahn zur Inklusion“, verkündete
der Martinshof zum Jahreswechsel –
nur drei Monate später war es soweit: Mitten im Bremer Flughafen eröffnete der Martinshof seinen
Airport-Shop. „Das Schaufenster –
Bremen zum Mitnehmen.“ Wer dort
hingeht und sich die Produkte des
Martinshofs, einer der größten Werkstätten für behinderte Menschen mit
1850 Plätzen an 37 Standorten in
der Region Bremen und 2200 Mitarbeiter/innen, erlebt mitten im Airport
ein neues „Flughafengefühl“. Denn
dieser Shop ist mit seinen hochwertigen Produkten ein Ort zum Abheben,
sprich „Freude an den Dingen“, wie
zum Landen, sprich „kaufen“. Zielgruppe sind die Fluggäste, die Beschäftigten der Airport-Stadt, aber
auch Besucher des Flughafens. Natürlich gibt es auch die bekannten
Bremer Senatsprodukte zu kaufen –
sogar in einem exklusiven RathausAmbiente.
Wo man das Fliegen lernt
Die Lufthansa-Verkehrsfliegerschule
in Bremen hat längst einen legendären Ruf. Nun hat sie auch einen neuen Partner. Die Bremer Lufthansa
Flight Training GmbH und das Unternehmen Atlas Air Service AG mit
Hauptsitz in Ganderkesee arbeiten
künftig beim Pilotentraining zusammen. Was es für die „Geschäftsfliegerei“ bedeutet, wenn ihre Piloten
nach den Standards der Linienfliegerei ausgebildet werden, wurde von
Dirk Kröger, dem Leiter der Verkehrsfliegerschule Bremen/Phönix, Arizona, und Dr. Nicolas von Mende, Vorstand der Atlas Air Service AG,
dargelegt. Das Training wird von den
Instruktoren von Atlas Air Service
durchgeführt, der praktische Ausbildungsteil erfolgt in den Flugsimulatoren der Lufthansa.
Dirk Kröger, Leiter
Lufthansa
Verkehrsfliegerschulen
Bremen/Phoenix
Dr. Nicolas von Mende,
Vorstand AAS
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Bremen Brillant
MIT PERFEKT
SCHÖNEN ZÄHNEN
VERZEIHT MAN
DIR ALLES.
Ilse-Moden-Inhaber Helmut Koch und sein engagiertes Team
Frühling bei Ilse
Wer im Modegeschäft erfolgreich sein
will, sollte der Zeit nach Möglichkeit
stets ein winziges Stück voraus sein.
Wie die „Ilse Moden“ bei ihrer Früh-
jahrsmodenshow – genau einen Tag
vor Frühlingsanfang. Und was das von
den elf Models der Agentur Sabrina Engelbart, neun Damen, zwei Herren im
Herzen des „Viertels“ an Tages- und
Abendmode über den Laufsteg getragen wurde, ließ die Herzen der eingeladenen Gäste frühlingshaft schlagen.
Wie schafft man eine Ankleide im
Dachgeschoss, die sich auf den Millimeter genau der Dachschräge anpasst, dabei den Stauraum unter den
durch die Schräge erschwerten Bedingungen bis in den letzten Winkel
ausnutzt – und dabei auch noch gut
aussieht? Die Antwort ist so einfach,
wie die Sache selbst kunstfertig ist:
Mit Phantasie, handwerklichem Können und Erfahrung. Und wenn das
Werk mit Kleiderlift, und einer Kombination aus Trägern und Stangen des
Systems Uno dann gelungen ist, darf
man sich wie das Unternehmen „götz
guddas raumplus Vertrieb in Bremen“ über den „Design-Lorbeer“ einer Fachjury freuen. Und einem ganzseitigen Auftritt in der führenden
Fachzeitschrift „Schöner Wohnen“.
Ein Erfolg für die ganze Familie,
denn Tischlermeister Götz Guddas
kennt das System, das er mit seinem
Vater entwickelt hat, aus dem Effeff.
Susanne und
Götz Guddas
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Bremen Brillant
Foto links: Petra Liebetanz, Alle Namen von links nach rechts.
Lorbeeren für die ganze Familie
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K u l t u r
Schauspiel
Von Ursula Myke
Nibelungen
Jo-ho-to-ho! Die „Nibelungen“ haben die Götterdämmerung überlebt
und fristen jetzt ihr Dasein als merkwürdig schrille Gestalten, die nicht
von dieser Welt sind, sondern irgendwelchen Comics oder Gruselfilmen entsprungen scheinen. Die nun
geben sich ein Stelldichein am Königshof zu Worms. Ganz oben rangiert Gunther (Jan Byl), ein Versager
in rotem Plüschmantel mit einer viel
zu großen Krone auf dem Blondhaar.
Nichts kriegt er selbst auf die Reihe,
der Ärmste! Zum Glück ist gerade
Superman Siggi (Timo Lampka) auf
der Suche nach Action, und so hilft
er seinem zukünftigen Schwager, die
eiserne Jungfrau Brunhild zu besiegen – erst im Wettkampf, dann im
Bett. Eine stolze Leistung, natürlich
– wie im Originaltext - inkognito. Und
er wird dafür mit der Hand von Gunthers Schwester Kriemhild belohnt.
Dieser Siggi – welch ein Mannsbild!
Blond, dümmlich grinsend, selbstverliebt. Begeistert küsst er immer
wieder seine glänzenden (Plastik-)
Muskeln ...
Das Angebot faszinierender Wesen ist damit noch längst nicht erschöpft: Wir erleben eine stotternde
Furie namens Brunhild (Franziska
Schubert) im Zickenkrieg mit Schwägerin
Kriemhild
(Varia
Linnéa
Sjöstrom), diese blond bezopft und
„neu verföhnt“. Und dann gibt es
noch den Bösewicht Hagen (Christoph Rinke), in Bremen als Schwulie,
die kreischenden siamesischen Zwillinge Giselher und Gerenot (Maike
Jüttendonk/Simon Jensen) und weiteres Personal. Ort der Handlung ist
eine fast leere Bühne, die hinten von
Farbspielen auf einer Projektionswand begrenzt wird. Sie bietet genügend Raum für den rund dreißigminütigen gestampften Kriegstanz, der
das Ende des Dramas verzögert und
dem Großteil des bis jetzt noch nicht
geflüchteten Publikums endgültig
den Rest gibt. Ein monotones, lärmendes, vom Lärmpegel her streckenweise unerträgliches – ja was?
Spektakel. Oder so ähnlich.
Verantwortlich dafür ist Herbert
Fritsch (Regie, Bühne und Video).
Was hier als Comedy geboten wird,
ist eigentlich ein Trauerspiel von
Friedrich Hebbel, der in der Mitte
des 19.Jhs. das Nibelungenlied für
die Bühne einrichtete. Er betont die
Abgründe sich frei entfaltender Leidenschaften, die durch keine zivilisatorischen Wertvorstellungen –
Die Tragödie der Nibelungen als Comedy-Show. Plastik, Pop und Postmoderne.
etwa ein verinnerlichtes Christentum
– gebremst werden: Liebe, Eifersucht
- vor allem Rache. Diese führen nicht
nur zum Tod Einzelner, sondern zum
Untergang zweier Völker.
Text und Handlung entsprechen –
in gekürzter Fassung – dem Original,
werden jedoch durch Kostüme (Victoria Behr), Maske und das Auftreten der Figuren ad absurdum geführt. Dabei leistet das Schauspielteam ausgezeichnete Arbeit.
Fritsch verlangt ihm eine Menge ab
an Mimik, Sprachgestaltung und
Körperbeherrschung. Eine Qualität
in einer fragwürdigen Inszenierung.
Fragwürdig, weil Sinn und Ziel nicht
klar werden. Nun ist Hebbels Drama
nicht gerade ein Hit für heutige Bühnen, interessant vielleicht nur noch
literaturgeschichtlich. Doch warum
es dann auf die Bühne bringen? Als
irgendeine Art aktueller Auseinandersetzung? Vielleicht. Doch die findet in der Bremer Aufführung nicht
statt. Was soll es dann? Eine Provokation um der Provokation willen?
Die Anpassung eines Werkes an die
Ideen eines Regisseurs? Oder einfach bloß ein bisschen wohlfeile
postmoderne Popkultur? Aber eigentlich ist das auch egal.
K u l t u r
Oper
Der Spezialist
für Ihr Grün
» Landwirtschaftliche
Arbeiten aller Art
» Garten- und LandFotos: Jörg Landsberg
schaftsbau
» Individuelle Gestaltung
Ihres Gartens
» Fachgerechte BaumSchattenspiele der Regie auf der Vorlage einer großen Geschichte, die man
nicht wiedererkennt. Doch keine Sorge: Puccinis Musik überlebt.
Madame Butterfly
Liebe, Verrat und Tod, das ist der
Stoff, aus dem Tragödien gemacht
werden. Große Gefühle überdauern
die Zeit. Und so bleibt auch heute
wohl niemand unberühr t von der
traurigen Geschichte der kleinen Japanerin Cio-Cio-San, genannt „Madame Butter fly“ (Puccini). Die junge
Geisha, die aus einer vornehmen,
aber verarmten Familie stammt,
wird an den amerikanischen Marineoffizier Pinker ton verkauft. Während sie ihm ihr Herz schenkt, treibt
er mit ihr gedankenlos ein grausames Spiel und geht mit ihr zum
Schein die Ehe ein, wohl wissend,
dass er sie bald verlassen und eine
amerikanische Frau heiraten wird.
Patricia Andress meister t die anspruchsvolle Rolle bravourös, bringt
alle Facetten eindrucksvoll zum
Klingen und überzeugt im Piano
ebenso wie im For te. Absoluter Höhepunkt ist ihre Sehnsuchtsarie
„Eines Tages sehen wir einen Streifen Rauch im Osten…“, in der die
Verlassene den Augenblick der
Rückkehr des Geliebten heraufbeschwör t.
Zunächst aber finden beide zueinander in einer romantischen Liebesnacht, in der der Amerikaner für
einen Augenblick von dem exotischen Reiz der jungen Frau über-
wältigt ist, während sie sich auf
dem Gipfel eines dauerhaften
Glücks glaubt („Mädchen, in deinen
Augen liegt ein Zauber“). Peter
Marsh´ Interpretation arbeitet besonders
das
Unbekümmer te,
Selbstgefällige dieses Charakters
heraus durch weitgehenden Verzicht auf Piani und Differenzierung.
Das passt aber durchaus zur Anlage der Rolle.
Es gibt auch Menschen in CioCio-Sans Umgebung, die das sich
anbahnende Unglück ahnen. Der
amerikanische Konsul Sharpless
und ihre Ver traute Suzuki versuchen sie – vergeblich – zu warnen.
(Mar tin Kronthaler und Barbara
Buffy verleihen den beiden Gesicht
und Stimme). Unbeirr t war tet CioCio-San drei Jahre lang auf den vermeintlichen Gatten. Unterpfand dieser Liebe ist ihr kleiner blonder
Sohn. Eines Tages er füllt sich ihr
Wunsch, aber Pinker ton kommt mit
Kate, seiner Frau, und er sucht
nicht die Geliebte, sondern möchte
den Sohn, von dem er gerade er fahren hat, mit in die Staaten nehmen.
Für Cio-Cio-San bricht eine Welt zusammen. Ihr bleibt – nichts! Nach
japanischem Ritus begeht sie Harakiri, weil sie keine Möglichkeit
sieht, ehrenvoll weiterzuleben. Puc-
pflege/Baumfällung, Seilklettertechnik
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Foto: Jörg Landsberg
Operette
cini verbindet in seiner Musik zarteste Poesie mit atemberaubender
Dramatik. Exotische Klänge und
Ausschnitte aus der amerikanischen Nationalhymne mischen sich
hinein. Die Bremer Philharmoniker
unter der Leitung von Daniel Montané und der Opernchor (Daniel Mayr)
schenken dem Publikum zusammen mit den ausgezeichneten Solisten einen großen Opernabend.
Leider lässt sich das Produktionsteam (Lydia Steier: Regie;
Gideon Davey: Bühne; Ursula Kudma: Kostüme) auf diese Geschichte nicht ein. Dabei handelt es
sich nicht nur um das individuelle
Schicksal einer Frau, die an der
Kaltherzigkeit eines Mannes zerbricht, sondern auch um die Entlarvung der Arroganz des „weißen Mannes“, der einer fremden Kultur ohne
Respekt begegnet. Daraus ergeben
sich die unterschiedlichsten Interpretationsmöglichkeiten. Aber die
Verantwor tlichen ziehen es vor, eine
völlig neue Stor y zu entwickeln, die
weder mit der Musik noch mit dem
Libretto etwas zu tun hat. Selbst
Kenner der Oper können diese
Handlung nur nach der Lektüre des
Programmheftes erschließen. Aber
da das Wichtigste an einer Oper
eben die Musik ist, lohnt sich der
Besuch trotzdem.
Csardasfürstin
„Die Mädis, die Mädis, die Mädis
vom Chantant, sie nehmen die Liebe
nicht so tragisch!“ Oder doch? Damit
sind wir mitten in dem Konflikt, dem
„Die Csardasfürstin“ (Emmerich Kálmán) ausgesetzt ist: Sängerin liebt
Adelsspross, Adelsspross liebt Sängerin, und damit brechen beide ein Tabu,
denn „die Verhältnisse, die sind nicht
so“, wie Brecht sagen würde. So bleiben Liebesschmerz und Tränen nicht
aus. Doch wenn in der Operette die Not
am größten ist, kommt der Zufall zu Hilfe und macht alles gut.
Immerhin: Der Weg zum Happy End
ist dornenreich. Wenn der Vorhang sich
öffnet, gibt die berühmte Chansonette
Sylva Varescu gerade im Orpheum in
Budapest eine Abschiedsvorstellung
36
Kultur
vor ihrer Tournee in den USA. Lilli Wünscher fasziniert sofort mit ihrer großartigen Stimme, ihrem Temperament, ihrer Rollengestaltung. Zwar ist die
Tournee äußeres Zeichen ihres Erfolgs, zugleich aber ist sie eine Flucht.
Vor der Liebe zu Fürst Edwin. Sie glaubt
nicht mehr daran, obwohl der Fürst sie
ihr immer wieder beteuert. Marco Vasalli verkörpert ihn sehr ansprechend
und ist musikalisch ein gleichwertiger
Partner.
Sehr bald wird deutlich, dass beide
nicht mehr so recht in die Zeit des klar
umrissenen gesellschaftlichen Milieus
passen. Sylva entspricht nicht dem Klischee einer Halbweltdame, die sich von
adligen Nichtstuern aushalten lässt.
Und Edwin ist nicht der Mann, der ein
Leben lang seine Nächte mit leichtlebigen Damen und Champagner verbringen will. So könnte alles gut sein, wäre
da nicht seine unangenehme Familie,
die ihn umgehend nach Wien beordert,
um die gewünschte Verlobung mit Komtesse Stasi endlich in die Wege zu leiten. Edwin gehorcht, gab seiner geliebten Sylva jedoch vorab ein schriftliches
Eheversprechen. Kaum ist der sicher
geglaubte Bräutigam in spe abgereist,
erfährt sie von seiner geplanten standesgemäßen Verlobung.
Wien acht Wochen später. Edwin hat
sich halbherzig gefügt. Mit seiner Braut
Stasi verbinden ihn von Kindesbeinen
an Freundschaft und Vertrauen (Machen wir‘s den Schwalben nach, bau‘n
wir uns ein Nest). Pinelopi Argyropou-
Foto: Heiko Sandelmann
Da können die „Mädis von Chantant“ tanzen wie sie wollen. Das Tragische in der Liebe bleibt. Nur, dass es in der
Operette stets ein Happy End gibt. Und bei dieser Inszenierung auch im Publikum.
lou ist ganz reizend in der Rolle des
jungen Mädchens, das die Liebe noch
nicht entdeckt hat. Die Beziehung zwischen den beiden ist herzlich, aber
ohne Erotik. In die Verlobungsfeier
platzt Sylva, die angeblich den Grafen
Boni geheiratet hat (Ziad Nehme ist
umwerfend. Sein Charme und vor allem sein Temperament setzen ein besonderes Glanzlicht.). Edwin hält das
für Verrat und fordert von seinem
Freund Boni die Trennung von Sylva.
Eine geschiedene Gräfin wäre für die
blaublütige Verwandtschaft akzeptabel. Das aber lässt Sylvas Stolz nicht
zu. Sie zerreißt das Eheversprechen
und entsagt - höchst dramatisch - ihrer
Liebe. Doch Rettung naht: Der fürstliche Vater erfährt nach vielen Ehejahrzehnten, dass seine Gattin vor ihrer
ersten Ehe ebenfalls vom Theater kam.
So gibt er seinen Widerstand auf. Und
Stasi? Die ist einverstanden, denn sie
und Boni traf die Liebe wie ein Blitz.
Immer wieder schimmert in der Inszenierung von Ralf Nürnberger eine
ironische Kritik an der Dekadenz einer
Gesellschaft durch, in der Name und
Schein mehr zählen als Charakter und
Menschlichkeit. Die feinen Leute wirken schemenhaft. Fast erstorben
selbst beim Tanz. Die vier Hauptpersonen dagegen sind lebendig und nuancenreich ausgearbeitet. Nürnberger
(auch Bühne) aktualisiert das Geschehen nicht. Das ist wohltuend angesichts der Musik und des Textes. Die
Gewänder der Damen sind prächtig wie
im 19. Jahrhundert, die schmucklosen
Felduniformen der Herren (Kostüme:
Kristina Böcher) verweisen auf die Entstehungszeit (1915). Die Musik ist berauschend, voller Lebensfreude, Romantik und ein wenig Sentimentalität.
Hartmut Brüsch und das Städtische
Orchester Bremerhaven bringen die bekannten Melodien perfekt zu Gehör.
Der Opernchor (Illia Bilenko) und die
Damen vom Ballett (Sergei Vanaev) tragen sehr zum Gelingen der begeistert
aufgenommenen Aufführung bei.
Kultur
37
K u l t u r
Operette
Der Vetter aus Dingsda
Operette ist out! Welch ein Irrtum!
Das beweist wieder einmal die
schwungvolle und ideenreiche Inszenierung von Eduard Künnekes „Der
Vetter aus Dingsda“. Dem Produktionsteam, Frank Hilbrich (Regie), Volker Thiele (Bühne) und Gabriele
Rupprecht (Kostüme), gelingt es, den
Zeitsprung zwischen Gegenwart und
dem Jahr der Uraufführung (1921)
unauffällig zu überbrücken. Die Sehnsucht nach Liebe und der Konflikt
zwischen den Generationen sind
eben Themen, die nie ihre Aktualität
verlieren. So ist Operette oft viel
mehr, als die vordergründige Handlung zunächst vermuten lässt – und
beglückt das Publikum mit einem erlösenden Happy End.
So auch in dieser Geschichte. Im
Mittelpunkt steht der Titelheld, obwohl er gar nicht da ist. Vor genau
sieben Jahren trieb das Fernweh Ro-
derich in die Welt hinaus, wahrscheinlich nach Batavia. Seither hat
niemand etwas von ihm gehört, und
auch die Erinnerung an sein Aussehen ist inzwischen verblasst. Trotzdem hat er noch großen Einfluss auf
das Leben einiger Menschen. Da ist
zunächst die zauberhafte Julia. Sie
lebt in romantischen Träumen und
glaubt sich mit dem verschwundenen
Vetter verlobt. Kein anderer Mann
hat bei ihr eine Chance. Steffi Lehmann ist eine ideale Besetzung für
diese Rolle: Sie ist charmant, kess
und hat eine ausdrucksstarke Stimme. Das lässt sich auch von Marysol
Schalit sagen, Julias Freundin Hannchen. Beide schwärmen für die „Roaring Twenties“ und die damals angesagte Musik. Dieser wird besondere
Aufmerksamkeit geschenkt durch
eine Bühne auf der Bühne. Hier sitzt
das Orchester (unter der Leitung von
Florian Ziemen), und die Protagonisten treten immer wieder aus ihrer
Rolle heraus und singen die stimmungs- und temperamentvollen Lieder, die zu Schlagern geworden sind.
Die phantasiereichen, ständig wechselnden Kostüme unterstreichen das
Zeitkolorit.
Nur dem staubtrockenen und pedantischen Egon von Wildenhagen
(Christian-Andreas Engelhardt), der
beständig und vergeblich um Julia
wirbt und darum verspottet wird, ist
Julias Treue ein Dorn im Auge.
(„Mann o Mann, an dir ist wirklich
nichts dran!“). Ganz anders sind die
Gefühle von Onkel Josse und Tante
Wimpel, die den fernen Vetter geradezu als Bedrohung empfinden. Sie
verprassen nämlich gerade das Erbe
ihres reichen Mündels Julia. Haben
also allen Grund deren Heirat zu
fürchten. Kein Wunder, dass ihr An-
K u l t u r
sehen bei der Jugend nicht groß ist
(„Onkel und Tante, das sind Verwandte, die man am liebsten nur von hinten sieht ...“)
Hilbrich zeichnet sie als schlampige Alt-Achtundsechziger, die ihre Ideale verloren haben und den Tag mit
übermäßigem Essen und Trinken vergeuden. Die Karikatur wird bis an die
Schmerzgrenze ausgereizt, doch mit
Eva Gilhofer und Karsten Küsters
stehen zum Glück Künstler zur Verfügung, die selbst das zu einem köstlichen Spaß werden lassen. Es ist
schön, sie wieder auf der Bühne zu
sehen, auf der sie jahrzehntelang
große Erfolge feierten.
Diese beiden wollen nun Schicksal spielen und laden einen Neffen
ein, der Julias Herz gewinnen und
das Geld in der Familie halten soll. Er
folgt dem Ruf und verliebt sich auf
der Stelle. Da er von Julias Sehnsucht hört, gibt er sich als der verschollene Vetter aus. Das Verwirrspiel beginnt. Denn nun taucht auch
der „echte“ Vetter aus Dingsda auf.
Zum Glück hat er hat Julia längst vergessen und verliert sein Herz an
Hannchen. Alen Hodzovic und Nicky
Wuchinger singen und spielen diese
beiden unterschiedlichen Herren
überzeugend. Während der erste
Fremde (Neffe August) sich auf Julias
Gefühlswelt einlässt, ist Roderich ein
Mann, der die Dinge nimmt, wie sie
sind. Schließlich siegt die Liebe in
der Wirklichkeit über die Träume. Die
„richtigen“ Paare finden sich, Onkel
und Tante werden nicht verhungern,
und Egon wird nach Batavia geschickt.
Fotos: Jörg Landsberg
Regietrick zum Theatervergnügen: Eine Bühne
auf der Bühne, wo das
Orchester sitzt, die Hits
der „Goldenen Zwanziger“
spielt, und die Schauspieler aus ihrer Rolle heraus
treten, um zu singen. Collection
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Kultur
39
Sport
Von Heinz Fricke
Nicht mehr nur
ein Sport
für Reiche
In Bremen und umzu
gibt es viele tolle Golf-Plätze
mit akzeptablen Preisen.
D
ie gute Nachricht vorweg:
Wer in Bremen Golf spielen
möchte, muss nicht unbedingt ein Krösus sein, so wie etwa in
den Ballungsgebieten Hamburg,
München, Stuttgart oder Frankfurt.
Golf in und um Bremen – das ist für
einen Jahresbeitrag von knapp über
1000 Euro zu machen, meistens
auch ohne Aufnahmegebühr. Während man in den Wirtschaftszentren
der Republik oftmals erst einmal den
Gegenwert eines Mittelklassewagens hinblättern muss, um überhaupt in einem halbwegs anerkannten Club Mitglied zu werden. Mit
anderen Worten: Die Mär vom Sport
der Alten und Reichen, die dem
Golfsport hierzulande immer noch
anhaftet, gilt nicht für unsere Region.
Wer segelt, reitet oder Motorsportler
ist, muss in der Regel für sein Hobby
tiefer in die Tasche greifen. Und
selbst wer ganzjährig Tennis spielen
möchte, kommt einschließlich der
Hallengebühren auf etwa die gleiche
Summe wie der Golfer. Denn Golf
wird ganzjährig unter freiem Himmel
gespielt.
So hat sich das Golfspiel in der
Bremer Region in den vergangenen
42
Sport
zwei Jahrzehnten zügig entwickelt, mit
teilweise zweistelligen Zuwachsraten.
Wer einen 30-Kilometer-Kreis ums
Bremer Rathaus zieht, der erwischt
mehr als ein Dutzend Clubs mit über
10.000 aktiven Golfern, was zu einer
überraschenden Feststellung führt:
Golf ist nach Fußball und Tennis
schon die drittgrößte Ballsportart in
dieser Region. Wer allerdings in die
Statistik des Landessportbundes
Bremen schaut und einen „Bremer
Golfverband“ sucht, wird ihn nicht finden. Denn es gibt ihn nicht.
Auch Bremer Golfer sind im Golfverband Niedersachsen/Bremen organisiert, aus einem naheliegenden
Grund: Die Hanseaten spielen Golf
fast ausschließlich auf niedersächsischem Gelände. Denn komplette
Golfplätze innerhalb von Großstädten
sind aus naheliegenden Gründen nun
einmal die Ausnahme, wenngleich
Bremen auf diesem speziellen Gebiet einiges zu bieten hat: Der Golfclub Oberneuland, gelegen zwischen
Franz-Schütte-Allee und Autobahn, ist
bundesweit der einzige 18-Loch-Turnierplatz, der komplett in einer Großstadt liegt. Und dann ist da ja auch
noch der Neun-Loch-Platz des Club
zur Vahr an der Bürgermeister-SpittaAllee – ideal für alle, die eine schnelle Halbtags-Runde spielen wollen
und deswegen den weiten Weg hinaus nach Garlstedt zum traumhaft
schönen 18-Loch-Platz des Vereins
scheuen.
Warum ist Golf im Großraum Bremen so populär geworden? Vor allem
aus einem Grund: Dieser Sport
braucht Raum, und den gibt es genug
und in golf-geeigneter Qualität. Ab
Beginn der 1990er-Jahre haben viele
Bauern Ackerbau und Viehzucht aufgegeben, stattdessen ihre Flächen
an Golfplatz-Interessenten vermietet
oder verkauft. Keiner hat es bisher
bereut, denn die Rendite ist sicher.
Bisher musste kein Golfplatz der Region wieder dicht machen, der Strom
der Mitglieder brach nie ab. Und auch
die Querelen, die anfangs um die Natur besorgte Umwelt-Organisationen
verursachten, sind nach allerdings
teilweise jahrelangem Hickhack überstanden. Denn unter dem Strich setzte sich die Erkenntnis durch: Golfplätze, die allesamt diverse Biotope
ausweisen, schädigen die Umwelt
durchweg weniger als intensiv betriebene Landwirtschaft. Alles in allem:
Bremer Golfer haben es gut. Sie können unter mehr als einem Dutzend
Anlagen wählen, die nicht selten den
Golfplätzen ähneln, die im Mutterland dieses Sports anzutreffen sind:
„So etwas wie hier gibt es auch
oft bei uns“, sagt etwa der Schotte
Ralph McLean, ein ehemaliger TourSpieler und inzwischen seit zwei
Jahrzehnten Headpro in Syke. Weiträumig, ziemlich eben, mit vielen
Bäumen und diversen Wasserhindernissen – so stellt sich der typische
Golfplatz des Nordwestens dar. Und
auch Petrus hat sich offenbar entschieden, die Region immer wieder
mit „englischem Wetter“ zu beglücken.
Eckpunkte des Golfer-Glücks.
Der ruhende Ball – in der
Ferne die über dem Loch
flatternde Fahne. Und nun
der richtige Schwung …
Die zehn
bedeutendsten
Golfplätze
der Bremer Region
Golf
zur Vahr
Er ist sozusagen der Patriarch unter den Plätzen der Region: Der Club
zur Vahr war der erste, und er ist immer noch die Nummer eins. Am 30.
November 1911 machten die Bremer
Hagemeyer und Freudenberg – so erzählt es die Chronik – die ersten Golfschläge auf den Wiesen von Frau
Klatte in der Vahrer Straße 383.
Noch im selben Jahr beschloss man
die Gründung eines Country Clubs,
des Club zur Vahr. Rund 100 Jahre
später wird in der Vahr immer noch
Golf gespielt, auf einer Neun-LochAnlage des Vereins, die inmitten hoher Häuser (Vahr) und eleganter Villen (Marcusallee) durchaus nicht
ohne golferischen Reiz ist. Doch das
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Golf-Zentrum dieses feinen Vereins,
der inzwischen auch noch Hockey,
Tennis und Tontaubenschießen im
sportlichen Angebot hat, liegt inzwischen vor den Toren der Stadt in der
Garlstedter Heide. Der Weitsicht des
damaligen Präsidenten August K.
Weyhausen ist es zu verdanken,
dass dort 1964 ein 18-Loch-Platz
eingeweiht wurde, der viele Jahre zu
den schönsten Deutschlands zählte.
Bis Mitte der 1990er-Jahre fanden
hier internationale Großereignisse
statt. Der deutsche Weltklassegolfer
Bernhard Langer schlug dort ebenso
ab wie etwa der amerikanische Sänger und Unterhaltungs-Star Bing
Crosby. Dann setzte bundesweit der
Golf-Boom ein, exzellente Plätze entstanden mit vielfachem MillionenAufwand. Inzwischen verzeichnet der
Deutsche Golf-Verband genau 572
Anlagen. Doch im jüngsten Ranking
des „Golf-Magazin“ liegt die Anlage
in Garlstedt immer noch auf Platz 20
– das ist aller Ehren wert. Zumal kein
anderer Platz der Region es ansonsten unter die Top 50 geschafft hat.
Man lässt sich die Spitzenstellung
jedoch nach wie vor etwas kosten.
2002 wurde der Platz für ein Jahr ge-
schlossen und mit Millionen-Aufwand
generalüberholt, seitdem erfüllt die
Anlage in der Garlstedter Heide, gelegen inmitten eines schönen Waldbestandes, wieder höchste Ansprüche.
„Die Hälfte der Zeit verbringen unsere Greenkeeper auch im Wald und
lichten das Unterholz“, erzählt Wolfgang Rummenigge, der Club-Manager. So sind auch Fehlschläge nicht
auf Nimmerwiedersehen verloren, in
der Regel kann man unter den Bäumen weiterspielen. Rummenigge?
Genau, der Manager ist der ältere
Bruder von Karl-Heinz und Michael,
die beide Fußball-Geschichte geschrieben haben. In Sachen Golf
macht Wolfgang Rummenigge allerdings beiden einiges vor.
Achimer
Golfclub
Sie hatten es anfangs nicht leicht
im Achimer Golfclub, unweit der Ortschaft Badenermoor gelegen. Jahrelang wurde mit Umweltschützern ge-
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rungen, mussten Einsprüche juristisch gelöst werden, immer wieder
wurde ein neues Layout entworfen.
Und auch die Finanzierung bereitete
anfangs einige Sorgen. Doch das alles ist Vergangenheit. Inzwischen ist
„Golf-in-Achim“ eine hervorragende
Adresse in der Region. Und anfängliche Probleme kehrten sich ins
Gegenteil. So stehen für die rund
40 Hektar des reinen Golfplatzes
125 Hektar Gelände zur Verfügung,
was den erfreulichen Effekt hat: Auf
der Runde sehen sich die Flights wegen
der Weitläufigkeit kaum. 70.000 Büsche und Bäume haben die einstmals triste Landschaft im wahrsten
Sinne des Wortes aufblühen lassen,
viele Biotope haben die Natur enthalten. Und der Golfer hat sich vor allem
mit zwei Problemen herumzuschlagen: Dem vielen Wasser und der
„Weber-Manschette“. Zum Wasser:
Insgesamt neun Gräben durchziehen
die Anlage, zweimal ist ein Insel-Grün
anzuspielen. Und zur „Manschette“:
So nennen die inzwischen 800 Achimer Golfer das nicht ganz so kurz geschorene Fairway rings ums Grün,
was immer dafür sorgt, dass zu flache Schläge in der „Weber-Manschette“, so benannt nach dem Platz-Designer und ersten Trainer, hängen bleiben.
Golf-Club
Syke
Im Frühjahr 2008, knapp 18 Jahre
nach der Gründung, hatte man beim
GC Syke, gelegen in der Ortschaft
Okel, seinen großen Tag: Die Erweiterung der Anlage auf 27 Loch stand
an, ein jahrelanges Ringen um die
Vergrößerung hatte ein Ende. Seither
sind die Syker der einzige Verein der
Region, der zusammenhängende
46
Sport
27 Loch anbieten kann, aufgeteilt in
drei Neun-Loch-Kurse. Die hat Architekt David Krause so geschickt miteinander verbunden, dass jeder der
Neun-Loch-Kurse am Clubhaus beginnt und endet, mit anderen Worten: Es sind stets drei Kombinationen einer 18-Loch-Runde möglich: A
und B, B und C oder A und C. Die
Millionen-Investition hat sich für die
Syker (die überwiegend aus Bremen
kommen) gerechnet: Der Verein hat
inzwischen 1200 Mitglieder, die
Greenfee-Einnahmen steigen ständig. Denn die Vergrößerung brachte
auch dank der Fähigkeiten des Architekten eine Verschönerung der gesamten Anlage, in Syke muss man
gespielt haben. Und da praktisch das
gesamte Gelände auf Sandboden
liegt, gilt die Syker Anlage inzwischen
als die „trockenste“ der Region.
Golf-Club
Oberneuland
Keine andere deutsche Großstadt
kann von sich behaupten, inmitten
der Stadtgrenzen, nur 20 Minuten
vom Zentrum entfernt, einen 18-LochGolfplatz zu besitzen. Es ist das unstrittige Verdienst des heutigen Ehrenvorsitzenden
Walter
Messerknecht, der vor gut drei Jahrzehnten
auf die Idee kam, den Tennis und Hockey spielenden Mitgliedern seines
Bremer Hockey-Clubs auch noch einen Golfplatz anzubieten. Dann dauerte es zwar noch einige Zeit, doch
vor gut einem Jahrzehnt war Messerknecht am Ziel. Erst neun, dann 18
Löcher, geschickt platziert zwischen
Franz-Schütte-Allee und Autobahn,
ermöglichen Golf in der Stadt, unweit
der Wohngebiete. Und es ist ein zwar
enger, aber insgesamt sehr ordentli-
cher Platz geworden, der dominiert
wird von diversen Wasserhindernissen und einem beeindruckenden Bestand an alten Bäumen. Die sind so
zahlreich und unterschiedlich, dass
die Oberneulander inzwischen sehr
stolz sind auf ihr „Arboretum“ – so
nennt der Fachmann eine Ansammlung unterschiedlicher Bäume aus
verschiedenen Erdteilen.
Golfclub
Verden
Der Name täuscht ein wenig. Denn
in diesem Verein mit fast 1000 Mitgliedern spielen deutlich mehr Bremer als Verdener. Die Anlage unweit
der Ortschaft Walle ist schnell über
die A 27 zu erreichen und bietet einen 18-Loch-Platz, der zu den reizvollsten der Region zählt. Besonders
gut gelöst: Das inzwischen mehrfach
umgebaute Loch 5, bei dem der
Longhitter – vorausgesetzt, er hat einen 200-Meter-Drive – ein Wasserhindernis überwinden muss, dann
liegt das Grün praktisch schon vor
ihm. Golferische Normalverbraucher
brauchen um den Teich herum allerdings einen Schlag mehr. Auch die
Bahn 18 verlangt noch einmal Länge
und Präzision, denn rechts und links
lauern Wasser-Hindernisse. Belohnt
wird man nach überstandener Runde
von einem vorzüglichen Restaurant,
dessen Terrasse den Blick freigibt
auf die Grüns der Bahn 9 und 18.
Golfclub
Bremer Schweiz
Der Name sagt es schon:
„Schweiz“ steht für ein landschaft-
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Kölner Möbelmesse.
Dieses Jahr haben gleich drei Entwürfe von
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und stern wurden zudem soeben mit dem
red dot design award 2011 ausgezeichnet.
Die Preisträger sind ab Anfang Juni bei
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lich reizvolles Gebiet, in der Blumenthaler Aue auf einem Geestrücken gelegen, das ganzjährige
Spielmöglichkeiten bietet. Schon
1991 wurde der Verein gegründet,
doch erst zwölf Jahre später konnte
die 18-Loch-Anlage komplett in Betrieb genommen werden. Der Hauptgrund: Der Platz berührt sowohl Bremer als auch niedersächsisches
Gebiet, was letztlich für ein Bürokratie-Marathon sorgte. Vor allem dank
des früheren Bremer Innensenators
und Vorsitzenden Peter Sackuth wurde es erfolgreich absolviert. Größte
Herausforderung ist das Finale: Die
Bahnen 13 bis 18 haben schon manchen verzweifeln lassen und Tausende von Bällen gekostet – denn gleich
drei Wasserhindernisse verlangen
Länge und Präzision. „Wer in der Bremer Schweiz ein gutes Ergebnis hereinbringt, braucht keinen anderen
Platz mehr zu fürchten“, lautet das
Credo, dem ist nicht zu widersprechen.
Golfclub
Wümme
Der Flyer des Vereins weist auf die
Unberührtheit der Region hin: „Wo
sich Feldhase und Lerche gute
Nacht sagen“, wird beim GC Wümme Golf gespielt. In der Tat: Kein Autobahngeräusch, kein Lärm jedweder Art stört die rund 800 Spieler,
die sich inzwischen dem Verein in
der Nähe Rotenburgs angeschlossen haben. Seit 1992 wird auf 18
Löchern rings um den alten Hof Emmen gespielt, der das schöne Ambiente für ein malerisch gelegenes
Clubhaus hergab. Der Platz ist vergleichsweise schwer geratet (das
48
Sport
„Rating“ drückt den Schwierigkeitsgrad eines jeden deutschen Golfplatzes aus), das allerdings wird nur am
Anfang recht deutlich. Die ersten
vier Löcher gehören zu den insgesamt sieben schwersten der gesamten Anlage, da sind Hecken und
Wasserhindernisse so tückisch platziert, dass sich eine konservative
Strategie empfiehlt. Danach allerdings kann man die waldreiche Natur recht unbeschwert genießen und
sich darüber wundern, was aus einem Gelände geworden ist, auf dem
einst vorwiegend Mais und Kartoffeln angebaut wurden.
Golfclub
Worpswede
Er war nach dem Club zur Vahr die
Nummer zwei der Region, schon
1974 wurden die ersten neun Bahnen eröffnet. Wobei Petrus ein gewichtiges Wörtchen mitsprach: Denn
er schickte zwei Jahre zuvor solch einen kräftigen Orkan in die Gegend
am Rande des Teufelsmoors, dass
anschließend Hunderte von umgeknickten Bäumen zu entsorgen waren. Worauf jemand auf die Idee kam,
man könne die tiefen Schneisen
doch zum Bau eines Golfplatzes nutzen. Und so geschah es. Doch noch
immer werden die meisten Fairways
von vielen Bäumen gesäumt, was für
ein typisches Geräusch im Wald
sorgt: „Klack – klack“, geht es immer
wieder, wenn Golfbälle ihr Ziel verfehlen. Mit anderen Worten: Wer in
Worpswede gutes Golf spielen möchte, muss nicht besonders lang, sondern eher präzise in seinen Schlägen
sein. Schafft er das, wird er durch ei-
nen der reizvollsten Plätze der Region mit vielen überraschenden Perspektiven belohnt. Zwei kleine Probleme allerdings seien nicht verschwiegen: Bremer haben einen
weiten Anfahrtsweg, vom Golfplatz
sind es immerhin noch 15 Kilometer
bis Worpswede. Und beginnen kann
man nur an Bahn 1, dann führt der
Kurs in die Botanik. Die meisten anderen Clubs hingegen ermöglichen
mit dem Beginn der Bahn 10 in Clubhaus-Nähe auch eine halbe Runde.
Golfclub
Oldenburger Land
Von Oldenburg und Bremen aus
ist es ungefähr gleich weit entfernt
bis zu diesem Club unweit der Ortschaft Dingstede, der allerdings postalisch zu Hatten gehört. Die Wurzeln des Vereins jedoch liegen noch
weiter westlich. Denn gegründet wurde er Anfang der 1990er-Jahre von
Mitgliedern des GC Wildeshausen,
denen ihr eigener 9-Loch-Platz ohne
Ausbaumöglichkeiten nicht reichte.
Also suchte und fand man ein geeignetes wald- und wasserreiches Gelände, auf dem im Laufe der Jahre
ein reizvoller Golfplatz entstand. Seit
2010 verfügt er auch über eine komplett überholte Beregnungsanlage,
was der Qualität der Fairways und
Grüns bestens bekam. Drei Teiche
und ein das Gelände durchziehender
Bach sorgen dafür, dass kaum ein
Golfer ohne Materialverlust über die
Runde kommt. Ein reetgedecktes
ehemaliges Heuerhaus wurde mit
viel Liebe zum Detail zum Clubhaus
umgebaut, die Küche beeindruckt
durch bürgerliche Qualität und zivile
Preise.
Golf
in Hude
Der am westlichsten liegende Club
unserer Region, was oftmals schon
auf dem Parkplatz deutlich wird: Hier
spielen mehr Holländer als irgendwo
anders im Bremer Raum. Sie schätzen einen Platz, der sehr urwüchsig
anmutet, dessen Beregnungsanlage
in trockenen Sommern zu wünschen
übrig lässt. Doch das ist bei insgesamt 11 Wasserhindernissen auf
dem 18-Loch-Platz zu verschmerzen.
Vor allem wegen des vielen Wassers
ist es keine leichte Anlage, die noch
einiges mehr als den Meisterschaftsplatz zu bieten hat. Eine 7-LochÜbungsanlage und ein öffentlicher
9-Loch-Kurzplatz gehören außerdem
zum Angebot. Vor allem der öffentliche Platz, auf dem auch Golf-Interessierte ohne Clubausweis ihr Glück
versuchen können, hat viele Freunde
gefunden.
Die 10 wichtigsten 18-Loch-Golfclubs der Bremer Region
Achimer Golfclub
Golf-Club Verden
Roedenbeckstraße 55
D-28832 Achim
Tel. 04202 97400
Greenfee: werktags 38 Euro,
Wochenende und feiertags 50
Euro, Jahresbeitrag 1200 Euro
Holtumer Straße 24
D-27283 Verden-Walle
Tel. 04230 1550
Jahresbeitrag 1100 Euro
Golf-Club
Bremer Schweiz
Wölpscher Str. 4
D-28779 Bremen
Tel. 0421 6095331
Greenfee 40 (50) Euro,
Jahresbeitrag 1180 Euro
Paddewischer Weg
D-27729 Vollersode
Tel. 04763 7313
Jahresbeitrag 850 Euro,
1900 Euro einmalige Investitionsumlage
Golf-Club Wümme
Lehmweg 1, D-27798 Hude
Tel. 04408 929090
Greenfee 35 (45) Euro,
Jahresbeitrag 1295 Euro
Hof Emmen/Westerholz
D- 27383 Scheeßel
Tel. 04263 93010
Jahresbeitrag 790 Euro, 1300
Euro einmalige Investitionsumlage.
Golfclub Syke
Club zur Vahr
Golf in Hude
Schultenweg 1, D-28857 Syke
Tel. 04242 8322
Greenfee 55 (65) Euro,
Jahresbeitrag 1200 Euro
50
Golfclub Worpswede
Sport
Bürgermeister-Spitta-Allee 34
D-28329 Bremen
Tel. 0421 230041 (9- Loch)
und
D-27711 Garlstedt (18-Loch)
Tel. 04795 953316
Greenfee Vahr: 30 Euro (35),
Garlstedt 55 Euro (65),
Jahresbeitrag 495 Euro plus
795 Euro Abteilungsbeitrag
Golf-Club Oberneuland
Heinrich-Baden-Weg 25
D-28355 Bremen
Tel. 0421 259221
Jahresbeitrag 1250 Euro plus
einmalige Investitionsumlage
1500 Euro
Golfclub
Oldenburger Land
Hatter Str. 14, D-26209 Hatten
Tel. 04482 8280
Jahresbeitrag 880 Euro, plus
einmaliger KG-Anteil 1750 Euro
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DER NEUE RANGE ROVER.
Der Range Rover, eines der komplettesten Luxus Allradfahrzeuge,
präsentiert sich 2011 noch wirtschaftlicher und leistungsfähiger –
dank dem neuen 4,4-Liter-TDV8-Turbodieselmotor, der mit 230 kW
(313 PS) und einem Drehmoment von 700 Nm beeindruckt. Zudem ist
der Range Rover jetzt mit einem innovativen 8-StufenAutomatikgetriebe erhältlich.
LEASINGANGEBOT
(Bsp. Range Rover 4.4 TDV8 HSE):
Verbrauchs- und Emissionswerte: Kraftstoffverbrauch in l/100 km:
außerorts 10,4–8,2, innerorts 22,6–11,5, kombiniert 14,9–9,4; CO2Emission in g/km: 348–253. Alle Angaben wurden nach dem
Messverfahren RL 80/1268/EWG ermittelt.
Gesamtfahrleistung 60.000 km
Monatliche Rate 999,00 €*
Anzahlung 12.000,00 €
Leasinglaufzeit 36 Monate
Barpreis beim Händler 88.500,00 €**
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Porträt
Weltbürger
am Pult
Foto: Ixi Chen
Für Paavo Järvi, den Dirigenten der
Deutschen Kammerphilharmonie Bremen,
Von Sigrid Schuer
ist Musik Familientradition
F
rühling in Paris. Die Frühjahrskreationen von Chanel, Dior
und Valentino leuchten wie exquisite Blumen aus den Schaufenstern. Auf dem Weg zum Théatre des
Champs-Elysées flaniert Paavo Järvi
an den Dependancen der Haute Couture vorbei. Hier, in der hochherrschaftlichen Avenue Montaigne, ist
Paris am mondänsten und teuersten.
Sie bildet auf den Champs-Elysées
eine Mittelachse mit Blick zum Place
de la Concorde und zum Arc de Triomphe. Seit der estnische Star-Dirigent
in der Nachfolge von Christoph
Eschenbach im Herbst 2010 auch
die Leitung des renommierten Orchestre de Paris übernommen hat,
arbeitet er regelmäßig am Théatre
des Champs-Elysées.
Das Theater ist ein Jugendstiltraum in Altrosé und goldglänzendem
Messing, die Decke dekoriert mit
pastellfarbenen Fresken, auf denen
Nymphen Reigen tanzen. Hier spielt
die Crème de la Crème der Orchester-Champions League. In einem der
nobelsten Musentempel der KlassikSzene setzte die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, beflügelt und
beseelt von ihrem Künstlerischen
Leiter Paavo Järvi im Frühjahr 2009
zu ihrem Gipfelsturm zum BeethovenOlymp an.
Die musikalischen Botschafter
Bremens eroberten mit ihrer revolutionären Lesart des kompletten Zyklus
der Beethoven-Sinfonien die Herzen
des verwöhnten Pariser Publikums
im Sturm. Tout Paris, so schien es,
war von diesem „Gipfelglück enthusiastischen Musizierens“, wie es SoloOboist Uli König einmal formulierte,
förmlich elektrisiert. Nein, die Klangmassive des Sinfonie-Titanen waren
den Franzosen nicht zu sehr mit teutonischem Pathos aufgeladen, sie
empfanden sie als das, was sie in
der außergewöhnlich energetischen
Interpretation der Kammerphilharmoniker sind, als aufwühlend und revolutionär, ja als unerhört.
Die Meinung des Pariser Publikums
wird außer von Dominique Meyer,
dem Intendanten des Théatre des
Champs-Elysées auch von Paavo Järvis Vater Neeme geteilt, der selbst ein
berühmter Dirigent ist: „Alle Beethoven-Einspielungen, die ich besitze, haben die Kammerphilharmoniker überholt.“ Neun Sinfonien in vier Konzerten
an nur drei Tagen, dieser Kraftakt
zehrte an Orchester und Dirigent.
54
Porträt
Die Reaktionen auf den „weltbesten Beethoven, der zurzeit zu hören
ist“, wie renommierte Rezensenten
rund um den Globus urteilen, sind
überall so wie in Paris. Nicht nur das
Théatre des Champs-Elysées bebte
von einem ein frenetischen Aufschrei
des Publikums, als sich das Orchesterkollektiv mit Paavo Järvi in der Mitte verneigte. Die Begeisterung für
diesen Beethoven, in den sich die
Bremer Musikerinnen und Musiker
hineinsteigern, kannte keine Grenzen, weder bei der Eröffnung der Alice Tully Hall im New Yorker Lincoln
Center, bei den Salzburger Festspielen, beim Bonner Beethoven-Fest, in
der Royal Albert Hall in London noch
auf der Japan-Tournee, auf der die
Kammerphilharmoniker Ende 2010
Werke von Beethoven, Brahms und
ihrem neuen Hausgott Schumann interpretierten. Den Pariser Frühling
fing das Orchester 2009 ein, indem
es diesen in der „Pastorale“ mit dem
impressionistischen Farbenreichtum
eines Frühlingstages ausmalte.
Und wieder ist Frühling in Paris.
Paavo Järvi genießt die ersten warmen Sonnenstrahlen. Doch viel Zeit
bleibt dem vielbeschäftigten Maestro
für seine Lieblingsbeschäftigung in
der Seine-Metropole nicht: Auf den
Boulevards, in den Parks und Straßencafés dem Pariser Leben und seinen Akteuren zuzuschauen.
Jet-Set-Dirigent, dieses Etikett,
das Paavo Järvi zuweilen von der
Presse verpasst bekommt, ist zu eindimensional für seine facettenreiche
Künstlerpersönlichkeit.
Allerdings:
Manchmal fällt es ihm schon schwer
zu realisieren, in welcher Stadt er
sich gerade befindet. Denn Järvi ist
Chef von gleich vier Orchestern, die
er parallel leitet.
Seit 2004 ist er Künstlerischer Leiter der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, zudem Musikdirektor
des Orchestre de Paris, des Cincinnati Symphony Orchestra und des
Sinfonieorchesters des Hessischen
Rundfunks. Auch wenn er rund 240
Tage pro Jahr unterwegs ist, empfindet der viel gefragte Dirigent sein Leben als „wunderschön“ und bereichert durch die Musik. Paavo Järvi,
der 2010 für die Beethoven-Aufnahmen mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen mit dem Echo
Klassik Preis als Dirigent des Jahres
ausgezeichnet wurde, ist ein Weltbürger mit Wohnsitz in Cincinnati und
London. Zu seiner Familie hält er
über Skype, Blackberry und Handy
Kontakt.
Selbstkritisch sagt er von sich, er
sei leicht gelangweilt und ungeduldig. Wer ihm persönlich begegnet,
mag das nicht glauben. Ob in Paris
oder bei der konzentrierten Probenarbeit in der Gesamtschule Bremen
Ost, seit 2007 Domizil der Kammerphilharmoniker. Nach den kräfteraubenden Gipfelstürmen zum Beethoven-Olymp, die er wie sein Orchester
auch, nur mit großer Selbstdisziplin
bewältigt (essen, schlafen, dirigieren) zischt er back stage in aller
Ruhe erstmal ein „kühles Blondes“
und plaudert entspannt mit Freunden
und Fans. Keine Spur von maestrohaften Pultallüren.
Das Diktatoren-Modell hält er ohnehin für überholt. Järvi versteht sich
als „Primus inter pares“, als Mitglied
einer Familie von hochtalentierten
Kammermusikern, von denen jeder
Einzelne über ausgeprägte solistische Fähigkeiten verfügt. Und lobt
seine Musiker: „Jedes Konzert klingt
für mich wie neu.“ Und obwohl der
gesamte Beethoven-Zyklus inzwischen auf CD eingespielt ist, begeben sich Dirigent und Orchester bei
jeder neuen Begegnung mit den Sinfonien auf eine spontane Entdeckungsreise und setzen in der Interpretation immer wieder überraschende Akzente.
Quelle: Deutsche Kammerphilharmonie Bremen
An rund 240 Tagen im Jahr ist Paavo Järvi für die Musik weltweit unterwegs. Doch im Kreis seiner Musiker der
Deutschen Kammerphilharmonie Bremen hat der viel gefragte Dirigent seit 2004 eine feste Heimat gefunden.
„Das hat etwas von lebenslangem
Lernen“, sagt Solo-Oboist Uli König.
Und Beate Weis, Violinistin und Orchestervorstand bekräftigt: „Seine
subtile und klare Art beflügelt das Orchester zu enormer Leidenschaft.“
Järvi selbst sagt: „Es kommt nicht
nur auf technische Fähigkeiten an,
für mich zählt vielmehr die menschliche Komponente. Ich glaube, wir haben eine außergewöhnlich gute,
freundschaftliche Beziehung.“ Ein
guter Psychologe zu sein ist eine Eigenschaft, ohne die, laut Järvi, kein
guter Dirigent auskommt. „Man
braucht eine Kombination verschiedener Talente. Wenn es ein Rezept
für gute Dirigenten gäbe, hätten wir
mehr davon.“ Nicht von ungefähr hat
er einmal gesagt: „Dirigieren sei ein
merkwürdiger Beruf“. Er muss es
wissen, denn er hat nicht nur mit na-
hezu allen berühmten Orchestern zusammengearbeitet, er entstammt
auch einer prominenten DirigentenDynastie.
Paavo Järvi übt den „merkwürdigen Beruf des Dirigierens“ gemeinsam mit seinem zehn Jahre jüngeren
Bruder Kristjan schon in dritter Generation aus. Von Konflikten und familiärer Konkurrenz keine Spur. Ganz im
Gegenteil: „Mein Vater Neeme war
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Quelle: Deutsche Kammerphilharmonie Bremen
Nicht nur die Klangvorstellungen wandeln sich.
Paavo Järvi versteht sich
als „Primus inter pares“.
Der Dirigent als Diktator
ist für ihn ein überholtes
Modell vergangener
Epochen seiner Vorgänger wie Arturo
Toscanini oder Herbert
von Karajan.
mein wichtigster Lehrer und hat uns
immer in unserem Berufswunsch bestärkt. Schon als kleiner Junge war
ich jeden Abend in der Oper und
wusste schon damals ganz genau,
dass ich Dirigent werden wollte. Ich
wollte genauso vor Energie und Neugier brennen wie mein Vater. So hatte
ich die seltene Gelegenheit, mit einem anderen Dirigenten jedes musikalische Detail zu erörtern und konnte
dabei von seinem Wissen profitieren.“
Als „absolut smart“ empfindet er
den künstlerischen Ansatz seines
Bruders Kristjan, der mit seinem “Absolute Ensemble“ vor allem auf Weltmusik- und Cross-over-Projekte setzt.
Beim Musikfest Bremen war er vor
einigen Jahren „Artist in residence“
und rockte mit seinem „Absolute Ensemble“ anlässlich seiner Auszeichnung mit dem Musikfest-Preis die
Obere Rathaushalle. „Während mein
Vater und ich mit dem Dirigieren von
Brahms und Co. unseren Lebensunterhalt verdienen.“ Das ist natürlich
nur ein Scherz, denn wie sein Bruder
Kristjan findet Paavo Järvi, „dass
das Leben mit einem abwechslungsreichen musikalischen Menü interessanter ist. Wer möchte schon immer
Pasta essen?“
Die besondere Liebe von Neeme
und Paavo Järvi gilt indes den Kom-
56
Porträt
ponisten ihrer Heimat wie Arvo Pärt,
Erkki-Sven Tüür und Eduard Tubin.
„1980 haben wir Estland verlassen
müssen und uns wurde damals unmissverständlich klar gemacht, dass
es für uns nie wieder einen Weg zurück geben würde. Die sowjetischen
Machthaber wollten damals die estnische Kultur auslöschen. Daraus
haben wir die Motivation gezogen,
der Welt zu zeigen, dass Estland viel
mehr ist als ein Niedriglohnland, wie
viele heute noch annehmen. Ein
Land mit reicher Kultur und einer großen Chortradition“, sagt Järvi, der in
seiner Heimatstadt Tallin Schlagzeug
und Dirigieren studierte.
Nach der Emigration komplettierte
er seine Studien am Curtis Institute
of Music in Philadelphia und bei Leonard Bernstein am Los Angeles Philharmonic Institute. Wann immer die
Koordination ihrer Terminkalender es
zulässt, zeigen die Järvis in der frisch
gekürten europäischen Kultur-Hauptstadt Tallin Flagge. Film-Regisseur
Christian Berger hat in der sehenswerten, mehrfach preisgekrönten
Dokumentation „Das Beethoven-Projekt“ Paavo Järvi mit seinen Kammerphilharmonikern nicht nur bei der Arbeit in Bremen und beim Beethoven-Fest in Bonn begleitet.
Der Regisseur ist dem estnischen
Dirigenten in seinem für die „Deut-
sche Welle“ produzierten Film, der
zusammen mit den Live-Mitschnitten
aller neun Beethoven-Sinfonien auf
DVD erhältlich ist, auch nach Tallin
gefolgt. Paavo Järvi ist beim Bummel
durch die verwinkelte Altstadt zu sehen. Vor einem unscheinbaren grauen Gebäude hält er inne und sagt
ernst: „Dies hier ist die ehemalige
KGB-Zentrale. Hier sind viele politische Häftlinge ums Leben gekommen“ und fügt hinzu: „Das estnische
Sängerfest war schon vor der samtenen Revolution von 1991 ein Symbol
für die Einheit und Freiheit des Landes und den Widerstand gegen politische Repression.“
Im Sommer 2010 war Järvi einer
von 28 Dirigenten, die im strömenden Regen einen gigantischen Chor
von 24000 Estinnen und Esten leitete. „Freude, schöner Götterfunken“,
da ist sie wieder, die Schluss-Coda
der 9. Sinfonie, die die Deutsche
Kammerphilharmonie Bremen in Paris wahrhaft feuertrunken aufbegehrend interpretierte. Die berstende
„innere Energie, dieses totale Einswerden mit der Musik, gepaart mit
der Transparenz des Klanges“,
macht für Paavo Järvi die „exzeptionelle Magie“ seines Orchesters aus.
In der Rezeptionsgeschichte wurden Beethovens Sinfonien mit Vorliebe romantisch verklärt. Järvi zeichnet mit seinen Kammerphilharmonikern, die ihre Instrumente geradezu
brachial bearbeiten, ein völlig anderes Beethoven-Bild, geprägt von emotional aufgepeitschten Tempi und
schroffen Gegensätzen.
Von der Patina einer verfälschenden Aufführungs-Tradition befreit, erklingen die Werke Robert Schumanns
im neuesten gemeinsamen Projekt.
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Die Musiker der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen schätzen die Subtilität und Klarheit, mit der ihr künstlerischer
Leiter sich der Musik nähert. Und ebenso seinem Orchester, das dabei als leidenschaftliche Klanggemeinschaft
lebendig wird.
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58
Porträt
Die in ihrer Analyse äußerst peniblen, japanischen Musikkritiker attestieren den von der Kammerphilharmonie interpretier ten Sinfonien,
dass in dem Zyklus „ein neuer, frischer und kräftiger Charakter Schumanns zum Vorschein“ käme.
„Als junger Musiker hörte ich immer wieder, dass Schumann ein großer Komponist fürs Klavier gewesen
sei, aber ein armseliger Orchesterkomponist. Einer meiner Lehrer sagte sogar, Schumann sei eine ArmeLeute-Version von Brahms. Ihn so zu
hören, heißt Schumann komplett
misszuverstehen.“ Järvi liebt Schumanns Klangwelten: „Seine Musik
hat unglaublich neurotische Extreme
und Spannungen und ist in ihren
Stimmungsschwankungen fast unvorhersehbar. Da ist er sehr weit von
Beethoven entfernt. Das ist etwas,
das wir in unseren Aufführungen zum
Ausdruck bringen wollen.“ Er ist sich
sicher, dass dieses „himmelhoch
Jauchzende, zu Tode Betrübte“, das
auch den kurzen, tragischen Lebensweg des Komponisten prägte, den
Kammerphilharmonikern ermöglicht,
sich als Orchester von einer ganz anderen, neuen Seite zu zeigen. Järvis
Intentionen zahlen sich also immer
wieder aus. Ihm geht es darum, „den
Subtext in den Partituren aufzuspüren und intuitiv die persönlichen
Grenzen des Orchesters auszuloten“. Und es spricht der Vollblutmusiker aus ihm, wenn er sagt: „Ich
möchte gemeinsam mit ihnen darüber hinweggehen. Denn mit dem richtigen Partner sind keine Grenzen da.“
Darin mag das Geheimnis des unverwechselbaren Klanges liegen, der
zur Sucht werden kann. „Ich könnte
die ganze Welt umarmen“, schwärmte Rolf Rempe, langjähriges Mitglied
des Freundeskreises der Kammerphilharmonie nach dem denkwürdigen Konzert, das das Spitzen-Orchester Im Sommer 2010 vor rund
6000 Zuhörern im seit Wochen ausverkauften riesigen Rund der Royal
Albert Hall gab. „Das ist beinahe so,
als würde man einen Sonnenuntergang am Kap Sounion mit seinem
Poseidon-Tempel erleben.“
Im Pariser Théatre des Champs
Elysées ließ sich das Publikum nach
dem aufwühlenden Klangerlebnis
schließlich mit Sibelius‘ „Valse triste“ besänftigen. Kaum noch wahrnehmbare Pianissimi, duftig hingetupft wie ein impressionistisches
Gemälde vom Frühling in Paris.
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Geschichte
Das
Packhaus
und sein
Jux-Major
I
mmer wieder zieht es mich zu
dem alten Packhaus im
Schnoor zurück, denn es war
dieses Packhaus, mit dem mir mein
Großvater etwas Unverlierbares
schenkte. Eine Immobilie meines
Kindheitsglücks, wenn Sie so wollen.
Wenn ich wieder einmal dort stehe
und zu der farbigen Holzfigur des Jacobus Major hinaufsehe, die von einer Nische in der Fassade über die
Wüstestätte blickt, warte ich unwillkürlich darauf, dass er leibhaftig erscheint. Und es freut mich, dass dies
tatsächlich geschieht, seit das Jacobus-Packhaus an der Wüstestätte 10
zum Bremer Geschichtenhaus wurde, aus dem historische Figuren herausspazieren, um Fremden dieses
alte Viertel zu zeigen. Jedesmal höre
ich dann wieder die Stimme meines
Großvaters, wie er damals zu mir
sagte: „Sieh mal da oben, das ist der
Jux-Major.“
Meine erste Begegnung mit dem
Packhaus hatte ich an Heiligabend,
als ich etwa sechs oder sieben Jahre
alt war. Es war über einen halben Meter hoch, hatte Ladeluken, die man
öffnen konnte, eine Seilwinde mit Haken, und unten neben dem Eingang
war eine elektrische Klingel angebracht, die sogar leise sirrte, weil sie
von einer winzigen Batterie hinter der
Tür gespeist wurde. Mein Großvater
hatte es mir als Weihnachtsgeschenk
aus Holz und Pappe selbst gebaut.
Obwohl ich noch nie ein Packhaus
gesehen hatte, empfand ich sofort,
dass dies etwas Wertvolles aus einer vergangenen Zeit war. Die Erkenntnis, dass es Gebäude gibt, in
denen Identität und Geschichte einer
Stadt bewahrt sind, kam viel später.
Da war ich längst erwachsen und
hatte begriffen, dass mein Großvater
mir damals ein Stück seiner eigenen
Kindheit geschenkt hatte.
Im Frühjahr, das jenem Weihnachtsfest folgte, ging er zum ersten
Mal mit mir in den Schnoor. Vor einem handtuchschmalen Haus mit
kleinen Fenstern blieb er stehen,
deutete auf die geduckte grüne Holztür in dem weißen, von dunklen Balken durchzogenen Mauerwerk und
sagte: „Hier bin ich geboren worden.“ Am 26. April 1888 im Haus
Wüstestätte 4, wie seine noch erhaltene Geburtsurkunde bezeugt.
Einige Schritte weiter, wo sich die
Wüstestätte zu einem kleinen Platz
verbreitert, blieben wir vor dem Packhaus stehen. Mein Großvater deutete an der Fassade hinauf und dort
erblickte ich ihn, den Jacobus Major.
Und mein Großvater erzählte, wie er
als Junge vergeblich versucht hatte,
dem Schutzpatron der Pilger und Reisenden mit einem Gummiball den
breitkrempigen Muschelhut vom
Kopf zu werfen.
Das war im letzten Jahrzehnt des
19. Jahrhunderts, und die Hafenarbeiter und Sackträger, die die Ladung
der Binnenschiffe an der Tiefer ins
Packhaus schleppten, machten ihre
Witze über den Jux-Major und die alten Witwen, die mein Großvater allerdings nicht verstand, weil er noch ein
Kind war und nicht wusste, dass an
der Stelle des Packhauses einmal
das Witwenhaus der Jacobus Brüderschaft gestanden hatte.
Baudenkmal
und
Kindheitsglück
Von Uwe Prieser
In den folgenden Jahren wurde das
Lachen der Arbeiter seltener, ganz
einfach, weil es dort immer weniger
Arbeiter gab. Das Packhaus, kaum
mehr als dreißig Jahre alt, hatte seine beste Zeit als Lagerstätte bereits
hinter sich. Auch wenn sich in seinem Inneren nach wie vor so wunderbare, in das Aroma ferner Länder gehüllte Waren wie Wein, Kaffee,
Leinen, Sago, Salpeter und die verschiedensten Gewürze stapelten.
Ausgerechnet das Geburtsjahr
meines Großvaters läutete das Ende
der großen Zeit für das Packhaus
ein. Denn 1888 wurde ein ganzes
Stück weserabwärts der Freihafen I
eingeweiht, der spätere Europahafen. Der Lagerbetrieb verlagerte sich
vom Schnoor in die neu errichteten
Packhäuser beiderseits des neuen
Hafenbeckens. Und dabei hatte das
Packhaus noch nicht einmal seine
neue Motorwinde, so dass die Ballen, Kisten, Säcke nicht mehr die
enge Treppe hinaufgetragen oder mit
der Handwinde in seinem Inneren in
die oberen Speicherräume gehievt
werden mussten. Die wurde erst um
die Wende zum neuen Jahrhundert
am Innenschacht installiert.
Immer weniger Schiffe machten
am Zollschuppen an der Tiefer fest.
Seeschiffe kamen schon lange nicht
mehr. Wahrscheinlich war es vor allem den niedrigen Löhnen der Arbeiter zuzuschreiben, dass sich die Lagerung der Waren im Schnoor
überhaupt noch rentierte. Doch davon wusste mein Großvater als Junge
noch nichts, wenn er den Lastträgern
und Stauern zusah und sich in ferne
Foto: Torsten Krüger
Länder sehnte. Von der Abhängigkeit
zwischen Arbeit und Lohn, Kapital
und Besitz erfuhr er erst, als er
1906, achtzehn Jahre alt, in die Gewerkschaft eintrat. Dem Jahr, in dem
der Jacobus Major eine neue Einfassung mit Putztaschen über seinem
Kopf bekam.
Niemand wusste, weshalb ein solcher Aufwand für die alte Holzfigur
getrieben wurde. Trotzdem war es
nur gerecht. Denn im Wechsel der
Zeiten war allein der Jacobus Major
unerschütterlich geblieben. Außerdem war er gut zweihundert Jahre älter als das Packhaus, zierte 1656
schon die Front des in jenem Jahr
eingeweihten Witwenhauses der Jacobus Brüderschaft.
Die Witwen verschwanden und
schließlich auch ihr Haus. Und damit
konnte die eigentliche Geschichte
des Jacobus-Packhauses beginnen.
In dem Jahr 1862, als der aus Astfeld im Vorharz zugezogene Vater
meines Großvaters, gelernter Schriftsetzer und deutschlandweit begehrter Spezialist für das Aufstellen der
neuen Zeitungsdruckmaschinen, in
Bremen den Staatsbürgereid leistete. Der Bremer Kaufmann Gustav
Heinrich Rothe hatte im Schnoor gerade den Grundbesitz mit dem Witwenhaus erworben, ließ dasselbe im
folgenden Jahr abreißen, den dazugehörigen Garten planieren und auf
62
Geschichte
dem nun frei gewordenen Gelände
jenes Packhaus erbauen, dessen naturgetreuen,
maßstabgerechten
Nachbau in Holz und Pappe ich nicht
ganz ein Jahrhundert später unter
dem Weihnachtsbaum vorfand.
Die Arbeit im Packhaus war hart
und unerfreulich. Licht fiel nur durch
die Giebelfenster und kleine Seitenfenster ein. In dem ständigen Dämmerlicht war das Packen und Stapeln
der Waren kein Spaß. Selbst nach
dem Einbau der motorisierten Seilwinde, mussten Kisten, Ballen, Säcke teilweise noch geschleppt werden; beim Umladen sowieso. Und im
Winter wurde nicht geheizt. Doch hier
kam den Arbeitern und ihrer Gesundheit die Fürsorge der Kaufleute für
ihre Waren zugute. Die durften auf
keinen Fall einfrieren. Deshalb hatte
das Packhaus besonders dicke Mauern bekommen, denen eine einigermaßen ausgeglichene Temperatur in
der Lagerräumen zu verdanken war.
Der Europahafen wuchs, doch das
Packhaus blieb und mit ihm das Handelsleben im Schnoor. Mein Großvater verließ die Wüstestätte ein Jahr
vor Ausbruch des 1. Weltkrieges und
zog in das Haus eines Zigarrenmachers in der Neustadt, dessen Tochter er geheiratet hatte. Als Maschinensetzer, der täglich an den
Ausgaben der „Bremer Nachrichten“
schrieb, bekam er die größte Gefahr
für seinen Jux-Major trotzdem unmittelbar mit. Auf den Druckfahnen aus
der Lokalredaktion, die von dem autoverrückten Kaufmann Tiefermann
berichtete, der 1925 das Jacobus
Packhaus samt einigen Nachbargebäuden abreißen lassen wollte, um
auf deren Grund eine Großgarage zu
bauen.
Nicht einmal in den Bombennächten des Jahres 1944 stand der Jacobus Major so dicht davor, seine jahrhundertealte Heimstatt zu verlieren.
Den 2. Weltkrieg überstand er unversehrt in seiner Nische. Nur an seinem Nord und Westgiebel und am
Dach erlitt das Packhaus Schäden,
verursacht von einem nahen Bombeneinschlag.
Raumnot und Lagermangel nach
dem Krieg brachten dem Packhaus
unter seinem neuen Besitzer, dem
Stuhlgroßhändler Georg Schäfer,
eine letzte Blütezeit. Und dem Jacobus Major ein unerwartetes Patronat. Neben Rohr aus Asien für die
Herstellung von Stühlen, neben Kaffee, Waren aus Japan und China,
Kaffeesäcken lagerten auch Weinflaschen im Packhaus. Importiert von
der „Californischen Weingesellschaft
Ruyter & Ast“. Der von ihr in die Läden gebrachte „St.-Jacobus-Wein“ ist
noch heute eine geschützte Marke.
Und allmählich kam nun jener
Herbst heran, in dem mein Großvater
Foto: Landesamt für Denkmalpflege Bremen
Das Jacobus-Packhaus (Bildmitte) im zweiten Nachkriegsjahr 1947 zwischen den Trümmern. Wenig später begann seine letzte
Blütezeit als Lagerstätte für Handelsgüter.
in seine Kinderzeit zu Füßen des JuxMajors zurückkehrte und aus Holz und
Leim und Pappe das Packhaus baute,
das ich dann zu Weihnachten bekam.
Die Jahre vergingen.
Als das Packhaus 1969 zum ersten Mal als Museum Touristen die
Türen öffnete, war mein Großvater
schon seit fast einem Jahr nicht
mehr am Leben. Ich verließ Bremen.
Was aus dem Packhaus geworden
war, erfuhr ich erst dreißig Jahre später, als ich zurückgekehrt war in das
Haus, das mein Großvater nach dem
Krieg aus einer Ruine aufgebaut hatte, weil das Zigarrenmacherhaus im
Krieg von einer Bombe zerstört worden war. Nämlich wie das Packhaus
1973 an die Stadt verkauft worden
war, 25 Jahre lang das Landesamt
für Denkmalpflege und dessen Magazin beherbergte und im Jahr 2000
sogar als Musterbeispiel eines mit
Leben erfüllten Baudenkmals zur
Expo Hannover kam. Das unrühmliche Kapitel, als die Jacobus-Stiftung
des Packhauses im Jahre 2005 Insolvenz beantragen musste, nach-
dem sie systematisch durch Veruntreuungen
ausgeplündert worden war.
Und wie das Packhaus nur ein Jahr später als „Bremer Geschichtenhaus“ seine
neue Bestimmung fand.
Das
alles
verschwimmt in dem leichten Nebel über dem
Strom der Erinnerung,
wenn ich wieder einmal
die Wüstestätte betrete.
Mein Blick über die Fassade des Packhauses
hingleitet und ich meinen
Großvater wie einst sagen
höre: „Sieh mal da oben,
das ist der Jux-Major“. Und
wenn ich Glück habe,
kommt er tatsächlich gerade heraus, umgeben von
erregt durcheinander redenden Leuten, die er nun gleich
durch den Schnoor führen
wird. Ich sehe ihnen nach, verwundert, wie in einem einzigen Haus so
viel Leben und Geschichte stecken
kann. Und ein ganzes Kindheitsglück.
Mit dem Bremer Staatsbürgereid des Druckmaschinen-Spezialisten
Johann Gerhard Rühe im Jahre 1862
begann eine Familiengeschichte, die
sich über gut ein Jahrhundert um das
Packhaus in der Wüstestätte 10 rankte.
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Die letzte Bestimmung des alten Packhauses: Als Bremer Geschichtenhaus wurde es zu einem bundesweit
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64
Geschichte
04.12.2007 15:54:39 Uhr
Heini Holtenbeen und Kollegen
Einzigartig in Deutschland: das Bremer Geschichtenhaus im Schnoor.
H
eini Holtenbeen ist gerade
nicht da, weil er noch Touristen durch den Schnoor
führt. Die Fisch-Luzie hat ihren Törn
schon hinter sich und trinkt im Kellergewölbe des alten Packhauses Wüstestätte 10 erst mal einen Kaffee,
während der Jacobus Major und ein
Stadtsoldat in roter Uniform vor der
Tür des „Bremer Geschichtenhauses“ nach dem Kollegen Roland Ausschau halten. Wo der bloß wieder
bleibt? Der „Roland mit den spitzen
Knien“ ist für alle Touristen ein Hit
und muss sich jedes Mal endlos neben seinem steinernen Vorbild am
Rathaus fotografieren lassen.
Sie alle gehören zum Team des
„Bremer Geschichtenhauses“ und
sind zu Recht stolz darauf. Denn dieses lebendige Museum, in dem historische Bremer Figuren in nach dem
Original selbst geschneiderten Kostümen ein und aus spazieren, ist ein-
zigartig in Deutschland. Kein Wunder, dass es nach seiner Eröffnung
im Mai 2006 sogleich zu einem „Ort
im Land der Ideen“ wurde. Ausgewählt noch von dem ehemaligen Bundespräsidenten Köhler.
Das Geschichtenhaus ist ein Projekt des Vereins „bras“ (Arbeit für
Bremen). Fast alle der achtzig Darsteller des Geschichtenhauses sind
Langzeitarbeitslose, die von „bras“
ausgesucht werden. Schon am Emp-
fang, an der Kasse im Untergeschoss
des alten Packhauses entführen sie
ihre Besucher in eine authentisch
nachgestellte Vergangenheit. Schlüpfen in historische Personen und lassen vor den Besuchern Bremer Geschichte auf anschaulichste Weise
lebendig werden. Und die danken es
ihnen mit ihrer Freude, ihrem Staunen.
„Es ist ein Glück, Menschen glücklich zu machen.“ Was macht es,
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Geschichte
65
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Training für die Rückkehr ins Arbeitsleben: Sämtliche Darsteller des
Geschichtenhauses sind Langzeitarbeitslose, die in dieser Lebensphase neue Rollen lernen und neues
Selbstbewusstsein entwickeln.
dass die, die diesen Satz gerade so
strahlend von sich gibt, die berüchtigte Bremer Giftmörderin Gesche Gottfried ist. Und weil sie ganz und gar in
ihrer Rolle und in ihrem Publikum aufgeht, kehrt das Glück unmittelbar zu
ihr, der Langzeitarbeitslosen, zurück.
Denn die Rolle ist zugleich Therapie,
ein Schritt aus der Isolation der Beschäftigungslosigkeit und Hilfe zur
Rückkehr ins Arbeitsleben. Aus gutem Grund finanziell getragen durch
die Bundesagentur für Arbeit und den
Europäischen Sozialfonds.
„Unsere Mitarbeiter bekommen
durch ihre Rolle und die Resonanz,
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ein neues Selbstbewusstsein“, erklärt Betriebsleiter Ulrich Mickan. Sie
erwerben Kenntnisse, Fähigkeiten
durch die Schulung für ihre Rolle,
Teamgeist und erleben wieder, was
ihnen in der langen Zeit der Beschäftigungslosigkeit abhanden kam: Erfolg und Erfüllung durch Verantwortung. Das perfekte Training für die
Rückkehr ins Arbeitsleben. Die Betriebsleitung steht ihnen dabei mit
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„Viele entdecken hier ein anderes
‚Ich‘ von sich selbst, nach dem vorher niemals gefragt wurde“, sagt
Mickan. Ein neues Selbst-Bewusstsein. Und manchmal wird sogar jemand selbst entdeckt. Ulrich Mickan
erzählt von einer ehemaligen FischLuzie im Geschichtenhaus. „Aber Sie
kenne ich doch“, sagte überrascht
der Personalchef des Unternehmens,
bei dem sie sich als Arbeiterin um
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66
Geschichte
Leute
Chapeau!
Vor den Kreationen von „Hats on Stage“
kann man nur den Hut ziehen
Von Wiebke Gloe-Carstensen, Fotos: Lena Möhler
Was man auf dem Kopf trägt, ist immer auch ein Hinweis, was im Kopf vorgeht. Im Hut steckt Individualität.
I
n jedem Kopf leben blühende
Vorstellungen von Berufen und
Dingen, die uns größtenteils
fremd sind. Ja, ich kenne die Berufsbezeichnung der Modistin – früher
auch „Putzmacherin“ genannt – die
heutzutage Kopfbedeckungen für Damen fertigt und das Pendant zum
Hutmacher – dem Hersteller von Herrenhüten, ist. Wenn ich früher das
Wort „Modistin“ hörte, dachte ich an
exaltierte Damen mit großen Gesten
und dramatischem Auftreten. Doch
das war vor meinem Besuch bei
„Hats on Stage“, denn die Modistin
Kay Schmitz hat so wenig mit dieser
Vorstellung gemein wie die Erde mit
dem Mars.
Betritt man das kleine, im Viertel
gelegene Atelier, taucht man augenblicklich in eine andere Welt ab.
Steht staunend vor den auf Ständern
und Regalen ausgestellten Hüten,
Mützen, Zylindern, Kappen und auffälligen
Haute-Couture-tauglichen
Stücken. Natürlich muss ich die
handgefertigten Kreationen sofort
aufprobieren. Nach kurzer Musterung meiner Gesichts-Proportionen
sucht die Modistin ein schickes alltagstaugliches Modell einer interes-
70
Leute
sant verzierten Drapeemütze in unterschiedlichen Blautönen heraus.
Doch nicht nur Damen werden bei
„Hats on Stage“ behütet. Im Regal
findet sich auch eine Auswahl klassischer Herrenhüte und Mützen, die
nach Wunsch variiert und erweitert
werden können. Angesichts der bildschönen Kreationen ist es eigentlich
schade, dass aufwändige Kopfbedeckungen insbesondere bei Männern
fast ganz aus dem Straßenbild gewichen sind.
„Kennedy war Schuld daran, dass
die Hüte aus dem Straßenbekleidungs-Stil der Herren verschwanden“, erklärt Kay Schmitz. Ihre persönliche Theorie vom Untergang der
Herren-Hutmode, denn Kennedy trug
bewusst keine Hüte – und sei, so die
Modistin, damit stilprägend für eine
ganze Generation gewesen. Stilprägend in die entgegengesetzte Richtung war hingegen seine Pillbox tragende Frau Jackie.
Im gegenüberliegenden Arbeitsbereich des Ateliers liegen halbfertige
Entwürfe und Kopfbedeckungen für
eine Bühnenproduktion. „Wofür die
sind, ist noch streng geheim.“ Bei
„Hats on Stage“ entstehen neben
straßentauglichen Kopfbedeckungen
Hut-Kreationen und Accessoires für
die Bühne. „Wir kreieren nach Ihren
Vorstellungen für Ihre Vorstellungen“
steht folgerichtig auf der Visitenkarte
des Ateliers. Der berufliche Werdegang der Modistin hält diesem Versprechen stand: War sie doch vor ihrem Sprung in die Selbständigkeit
zehn Jahre lang für den Mode-Bereich
und weitere zehn Jahre für das Theater tätig.
Kein Wunder also, dass „Hats on
Stage“ fast 70 Prozent der Aufträge
von Bühne, Film und Varieté bezieht.
Umgekehrt beeinflussen die TheaterHüte auch regelmäßig die Kollektion
von Kay Schmitz und ihrem Partner
Marcus Pick: „Unsere Mongolenmütze ist aus der mittelalterlichen Lederkappe für eine Macbeth-Inszenierung
entstanden, die wir für unsere Kunden aus alltagstauglichem Walk-Loden herstellen.“
Natürlich kaufen neben Künstlern
und Musikern auch viele „Leute von
nebenan“ besondere handgefertigte
Kopfbedeckungen in dem kleinen
Atelier Beim Steinernen Kreuz. „Zu
uns kann jeder kommen, der etwas Besonderes mit Unikatcharakter
haben möchte“, sagt Quereinsteiger
Marcus Pick, der unter der Ägide der
Meisterin mit viel Akribie Zuschnitte
herstellt, besondere Prototypen für
die Bühne formt und sich um die gesamte Buchhaltung kümmert. Auch
die Ehefrau des ehemaligen Bürgermeisters Scherf hat schon bei „Hats
on Stage“ eingekauft.
„Wir nehmen uns Zeit und gehen
individuell auf die Wünsche unserer
Kunden ein“, erklärt Pick, der selbst
im Laden seine schlichte Steppkappe trägt. „Manchmal bringen die Leute auch Stoffe mit, aus denen sie
sich eine ganz bestimmte Kopfbedeckung wünschen.“ Der Kreativität
und dem Formenreichtum sind keine
Grenzen gesetzt. Dementsprechend
fallen die Hut-Auftritte aus, mal
schlicht, mal unübersehbar.
„Alle Hüte und Mützen aus unserer
Werkstatt sind in jedem Fall angenehm zu tragen, kratzen garantiert
nicht und unterstreichen die Persönlichkeit“, verspricht Kay Schmitz.
„Angefangen hat damals alles mit
meinem Wunsch, etwas Außergewöhnliches und Kreatives zu machen“, erzählt die Hut-Designerin von
ihrer Berufsfindung. Inspiriert durch
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Das jährliche Rosenfest. Mehr als
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Areal des Heiligenbergs in eine
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Und hier trägt die Dame gerne
und mit Leidenschaft Hut. In diesem jahr wird erstmalig die bekannte Hutmacherin und Hutdesignerin
Karin Zeisberger einen Stand auf
dem Rosenfest haben. Die von Ihr
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Leute
71
Ob aus Filz, Stroh, Stoff oder
Pelz – der Hut ist ein jahrhundertealtes Produkt der
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der Werkstatt realisiert, wo
unter Wasserdampf die Form
entsteht. Und natürlich geht es
auch ohne Nadel und Faden
nicht ab.
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eine bekannte Hutmacherin begab
sie sich auf die Suche nach einem
der wenigen Ausbildungsplätze zur
Modistin. Dabei war die Abiturientin
Schmitz eigentlich „gar nicht so modebegeistert und eher enttäuscht, als
sich herausstellte, dass dieses Berufsfeld so viel mit Mode zu tun hatte“. Doch ihr Wunsch, ein kreatives
Handwerk zu erlernen, dem sie trotz
ihrer zarten Statur gewachsen war,
baute die Brücke ihrer Entscheidung.
Die Ausbildung absolvierte sie in
Frankfurt mit Glanz: Für ihre besonderen handwerklichen und kreativen
Leistungen wurde Kay Schmitz zur
1. Kammer-, 1. Landes- und 1. Bundessiegerin gekürt. Diese Auszeichnungen öffneten ihr die Tür zur Modestadt Hamburg, wo sie als Gesellin
eine Filiale des „Atelier Chapeau“ am
Jungfernstieg leitete.
Da hatte sie die Lust an der Mode
natürlich längst entdeckt und „nach
und nach sehr viel Spaß daran gefunden“. Augenzwinkernd erinnert sie
sich, die eine Schwäche für schrille
Zylinder hat, an einen ganz ausgefallenen Auftrag aus ihrer Hamburger
Zeit: „Für einen besonderen Auftritt
beim Pferderennen an der Horner
Rennbahn habe ich einer Dame ei-
nen ausgefallenen Strohhut mit echtem Gemüse angefertigt.“ Dieser
Hut musste in der Nacht vor dem
Renntag eigens im Kühlraum der benachbarten Blumenhandlung eingelagert werden.
Eine Anzahl ihrer Kreationen sind
auch in Bremer Cafés zu bewundern.
An der Wand und im Rahmen - als Fotos der Fotografin und Stylistin Lena
Möhler, die daraus eine kleine Ausstellung „Mit Hut ins Café“ zusammengestellt hat.
Nach bestandener Meisterprüfung
wechselte die Modistin ins Schaffensfeld von Kunst und Theater. Erste Erfahrungen mit Theaterproduktionen hatte sie bereits durch
periodische Anfertigungen für das
Staatstheater Darmstadt bei Stücken wie „Der Rosenkavalier“ oder
„Tannhäuser“ gesammelt. Nach ihrer
Mitarbeit am Hamburger Schauspielhaus folgte 1998 eine Anstellung
beim „Phantom der Oper“, für das
sie ein halbes Jahr im Rahmen des
Castwechsels arbeitete. Es folgten
neun Jahre am Bremer Theater: Bis
2007 stammten die Kopfbedeckungen und Accessoires für unzählige
Opern, Musicals, Schauspiele und
Tanztheater aus ihrer Hand.
„
„Mit Hut ins Café“ –
Unter diesem Titel arrangierte die
Fotografin und Stylistin Lena Möhler
gemeinsam mit „Hats on Stage“
eine Fotostrecke, die seit dem
1. April für drei Monate in dem
Restaurant „KÜCHE 13“, Beim
Steinernen Kreuz 13, zu besichtigen ist. Wer dort Lust auf
Hüte bekommt, braucht bloß schräg
über die Straße zu gehen. Dort
befindet sich das Hutatelier.
“
Nach einem Jahrzehnt Theaterarbeit war es für die Modistin wieder
einmal an der Zeit, ihrer Karriere
eine neue Wendung zu geben: Sie
wagte zusammen mit ihrem langjährigen Partner Marcus Pick den Sprung
in die Selbständigkeit. Und nach einem halben Jahr der Vorbereitung eröffneten Kay Schmitz und Marcus
Pick am 15. Februar 2008 „Hats on
Stage“.
In der Werkstatt des eigenen Ateliers entstehen in traditioneller Handwerkskunst alle Formen von Hüten.
Sie werden klassischerweise aus
den vier Grundmaterialien Filz, Stroh,
Stoff oder (Web-)Pelz hergestellt.
Gute Filzhüte entstehen aus einem
konischen „Stumpen“, der aus Hasenhaar gefilzt wird. Unter Einwirkung von heißem Wasserdampf ist
das Material formbar. So zieht man
den Kopfteil über eine Holzform. Diese Modellierung der Hutkrempe von
Hand nennt die Modistin „den Rand
aus der Hand ziehen“.
Strohhüte werden aus gefertigten
Pflanzenfaser- „Capelinen“ hergestellt, die bereits einen Kopf- und einen Krempenteil aufweisen – beispielsweise in Florentiner-Flechttechnik. Kopfbedeckungen aus Stoff
oder Webpelz entstehen dagegen
nach Schnittvorlagen und werden
entsprechend genäht. Der Preis
schwankt wie der Zeitaufwand für ein
handgearbeitetes Unikat je nach Material- und Arbeitsaufwand zwischen
50 und 600 Euro. Dafür erhält man
ein ganz persönliches, auf den jeweiligen Anlass und den eigenen Typus
abgestimmtes Modell – ob mit blühenden Blumen, historisierend mit
Feder als verführerischen Brauthut,
stilvollen Zylinder oder wärmende
Kappe. Bei „Hats on Stage“ gibt es
für jeden Kopf, für jeden Auftritt die
richtige Bedeckung.
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Herbst 2011
Fotos: Torsten Krüger
„Umgedrehte Kommode“
Gebäude mit Geschichte
Kleinod im Grünen
Ein jeder kennt sie, die „umgedrehte
Kommode“ auf dem Stadtwerder. Doch
wer kann noch mit dem Begriff „Wasserkunst“ etwas anfangen, der mit diesem
Gebäude verbunden ist? Vor 140 Jahren
wurde der markante 47 Meter hohe
Wasserturm nach dem Vorbild des
Hochmeisterpalastes der berühmten
Ordensburg Marienburg in Ostpreußen
auf dem linken Weserufer erbaut.
Jahrzehntelang wurde hier das Bremer
Trinkwasser aufbereitet. Doch seit 1983
erfüllt der Wasserturm seine ursprüngliche Aufgabe nicht mehr. Vor zweieinhalb
Jahren wurden die restlichen 800.000 l
Wasser in das Trinkwassernetz abgelassen. Seither wird um die Zukunft der
seit 1978 unter Denkmalschutz
stehenden „umgedrehtem Kommode“
nachgedacht – und gerungen.
Wer heute die Skulpturen im
„Gerhard-Marcks-Haus“ betrachtet
oder auf der anderen Straßenseite
gegenüber das Design-Museum
„Wilhelm Wagenfeld Haus“ besucht,
kommt nicht auf die Idee, dass diese
tempelartigen klassizistischen
Gebäude, einst ein Gefängnis waren.
Ehe Geist und Formen des großen
Bildhauers Gerhard Marcks und des
gebürtigen Bremer Designers
Wilhelm Wagenfeld in die einstige
Ostertorwache einzogen, „bewohnte“ vor fast 200 Jahren die berüchtigte Bremer Giftmörderin Gesche
Gottfried dieses Haus und wartete
auf ihr Todesurteil. Heute haben die
beiden Museums-Zwillinge Am Wall
weit über Bremen hinaus Bedeutung
erlangt.
Naherholungsgebiet, Naturschutzgebiet, Überlaufbecken der Weser –
einst im Zuge des Hochwasserschutzes geschaffen, ist der
Werdersee zu einem Kleinod für
viele geworden. Erholungssuchende, Jogger, Wassersportler, Skater,
Kleingärtner, Naturliebhaber,
Vogelfreunde lieben ihren Werdersee. Dass er nicht mehr wie einst
nur 2,4 km lang ist, sondern vom
Deichschart in der Neustadt fast
bis an den Weserbogen hinter dem
Weserwehr reicht, ist freilich einer
Orkannacht im März 1981 mit
katastrophaler Sturmflut zu danken.
Doch wie alle Paradiese, so ist
auch der Werdersee bedroht – und
muss geschützt werden.
Brillant – Das Magazin aus Bremen
Korrektur: Bernhard Lietz
Verlagsanschrift:
Aboverwaltung und -betreuung:
Der Eintrag als Warenzeichen für „Brillant –
Das Magazin aus ...“ ist beantragt.
Kathrin Gerdau
Impressum
Brillant Verlag
Inhaberin Sigrid Lony Hirt
Arnold-Böcklin-Straße 14, 28209 Bremen
Tel. 0421 34840 - 0
Fax 0421 34840 - 11
Internet: www.brillant-magazin.de
Herausgeberin und Verlegerin
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Litho: Medienhaven GmbH, Bremen
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Myke, Uwe Prieser, Sigrid Schuer, Sabine
Steinmann
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Julia Baier, Ixi Chen, Deutsche Kammerphilharmonie, Torsten Krüger, Lena Möhler,
Landesamt f. Denkmalpflege/Bremen, Jörg
Landsberg, Petra Liebetanz, Radio Bremen,
Martin Rospek, Heiko Sandelmann, Jörg
Sarbach, Silke Wirtz
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80
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