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IRLANDS SÜDWESTEN So schön kann Europa im Atlantik versinken: Die Halbinsel Dingle ragt weiter nach Westen als die Küste Portugals test the west Guinness im Pub, rote Haare, grüne Hügel und Regenwetter – gut, dass manche IrlandKlischees stimmen, andere nicht: Der Sommer kann auch mal sonnig sein, immer noch führen autoleere Straßen über grüne Berge, und in jedem Pub wartet ein netter Plausch auf Radler T O U R 7/2004 153 IRLANDS SÜDWESTEN TE X T: S TE FA N I E W E I N B E R G E R F OTO S : F R A N K H E U E R W enn John O’Sullivan Radlern und Autofahrern die rote Seite seines Schildes zeigt, stoppt der Verkehr. Den ganzen Tag steht der Straßenarbeiter in seiner knallorangen Reflexweste an einer Baustelle kurz vor Dingle, der westlichsten Stadt Europas, und dreht mit stoischer Ruhe das Verkehrsschild in sei- kann es auch kräftig regnen, aber dauerhaft schlechtes Wetter ist ein Irland-Klischee, das so mancher Sommer entkräftet. Und dass Iren nicht automatisch rothaarig und sommersprossig sind, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Dass sie nicht alle den ganzen Tag in urigen Pubs sitzen und schwarzen Tee oder dunkel-öliges Guinness durch die Kehle rinnen lassen, vielleicht auch. Aber was ist mit den vielen, fast fabrikneu- Vom Healy-Pass bis ans Meer sind es keine zehn Kilometer. Irlands Südwesten bündelt schöne Landschaften auf schmalen Halbinseln ner Hand von „Stop!“ auf „Go!“ und wieder zurück. Jetzt, da eine Planierraupe den Weg versperrt, steht sein Schild auf „Stop!“. Zeit für einen Plausch mit den Wartenden: „Nice day for cycling today, isn’t it?“ Was für ein schöner Tag zum Radfahren! Da hat er Recht: Noch Anfang September strahlt die Sonne sommerlich vom stahlblauen Himmel und wärmt die Luft auf 28 Grad. Ihr Licht bringt in den Nachmittagsstunden die roten Blüten der Fuchsienhecken zum Leuchten und verwandelt die Pastellfarben der Hausfassaden in Bonbonbunt. Alte Männer sitzen auf Bänken vor ihren Häusern, auf der Straße spielen Kinder und winken lachend herüber. Eine fast mediterrane Szenerie, nicht untypisch für einen Spätsommertag im vom Golfstrom erwärmten Südwesten. Natürlich können auch Regenwolken die Küste umhüllen, manchmal 154 T O U R 7/2004 Saftige Weiden, sanfte Hügel, von Hecken durchzogen: So kennt man die „grüne Insel“ en Autos auf den Straßen? Was mit italienischen, chinesischen oder französischen Restaurants, Coffee-Shops, Internet-Cafés oder Software-Fir- men, die es fast überall genauso gibt wie Steinmauern, grüne Hecken und friedlich weidende Schafe? In den vergangenen zehn Jahren hat sich auf Wolken auf, Spot an: Wie ein riesiger Scheinwerfer taucht die Abendsonne den Hafen in Dingle in prächtige Farben der grünen Insel einiges verändert. Mit EU-Geldern gefördert, erlebte das einstige Agrar-Land einen rasanten wirtschaftlichen Aufschwung zur modernen Dienstleistungsgesellschaft. Viele gut ausgebildete Iren kamen sogar aus dem Ausland zurück, weil sie in der Heimat neue Arbeitsplätze fanden – in Branchen, die es in Irland früher gar nicht gab. VON DER FARM IN DEN SATTEL Dem ehemaligen irischen Radprofi Sean Kelly hätte Mitte der 70er Jahre wohl ein ärmliches Leben auf dem Bauernhof seiner Eltern geblüht, wenn er der ländlichen Enge und Arbeit nicht auf den schmalen Reifen entkommen wäre. „Mit 15 fuhr ich meine ersten Rennen“, erzählt er, „was den angenehmen Nebeneffekt hatte, dass ich dann am Wochenende nicht auf dem Hof arbeiten musste.“ Für die Aussicht, eines Tages als Radprofi durch die ganze Welt zu reisen, tauschte Kelly die bäuerliche Mühsal gerne gegen die Plackerei auf dem Rad. Drei Jahre später, 1977, bekam er seinen ersten Profivertrag im belgischen Team Flandria. Damals lebte er, genauso wie sein Landsmann und Profi Stephen Roche, bereits in Frankreich, später 15 Jahre in Belgien. „Auch heute noch gehen die Nachwuchsfahrer aus Irland meist nach Belgien, weil sie dort mehr Konkurrenz finden, an der sie sich messen können“, erklärt Kelly und betont, dass es nicht der Regen oder die Straßenverhältnisse gewesen seien, die ihn während seiner aktiven Karriere aus der Heimat vertrieben. „Im Gegenteil – hier konnte ich aufgrund des milden Klimas das ganze Jahr über trainieren; Regen ist doch nur schlimm, wenn die Temperatur unter fünf Grad sinkt, was aber selbst im Januar nur selten der Fall ist.“ Vielleicht war es gerade das stete Wintertraining, für dass Kelly jedes Jahr wieder für einige Monat nach Irland kam, das ihn so fit in die Saison starten ließ: Siebenmal konnte er die Fernfahrt Paris-Nizza gewinnen. Kelly, der mittlerweile wieder in seinem Hei- matort Carrick-on-Suir im Südosten der Insel lebt und dort ein FitnessCenter betreibt, ist dem Rennsport noch immer sehr verbunden: Er trainiert mehrmals pro Woche und kommentiert Radrennen für den Fernsehsender Eurosport. Betritt Irlands Rad-Legende einen Pub, erkennt ihn auch heute noch fast jeder, trotz starker Konkurrenz populärer Sportarten wie Hurling – eine Mischung aus Fußball und Hockey – und Football. Für Mike Corkery war Kellys Vorbild einer der Gründe, sich ein Rennrad zu kaufen. Fast jeden Tag und bei jedem Wetter fährt der Filialleiter eines Supermarktes in Kenmare rund 20 Kilometer von seinem Wohnort, einem Fischernest an der Nordküste der Halbinsel Beara, mit dem Rad zur Arbeit – Training für sein sportliches Ziel im September. Dann will beim „Lost Sheep Triathlon“ starten, der ganz in der Nähe seines Häuschens über den berüchtigten Healy-Pass führt. Der Bau des Passes, der sich mit atemberaubenden Ausblicken durch T O U R 7/2004 155 IRLANDS SÜDWESTEN die karg-grünen Caha-Berge im Inneren der Beara-Halbinsel windet, zog sich über mehr als hundert Jahre hin. 1845 bis 1848, in den Jahren der großen Hungersnot, bot die Maloche am Pass Lohn und Brot für verarmte Bauern. Die Arbeit an den steilen Berghängen forderte jedoch so viele Stein gewordene Mühsal am Healy-Pass:In der Straße durch die Bergeinsamkeit steckt viel Handarbeit – ihr Bau dauerte mehr als 100 Jahre und kostete einige Menschen das Leben Irland oder Tropen? Beides! Wärme und Feuchte, die der Unfallopfer, dass man den Bau zunächst einstellte. Erst 1931 wurde die Straße unter Leitung des Ingenieurs Timothy Healy vollendet. Golfstrom aus den Tropen bringt, lassen Palmen wachsen 156 PASS-LEGENDEN Radler, die abends im Pub die geplante Überquerung des Healy-Passes ankündigen, ernten respektvolle Anerkennung; es erhebt sich aber auch die eine oder andere warnende Stimme. Na ja, wahrscheinlich ist noch keiner der Guinness-Trinker mit dem Rad weiter als bis zum nächsten Pub geradelt, geschweige denn auf den Healy-Pass. Erfahrene Pässe-Radler werden vergeblich auf giftige Rampen oder lange, kräftezehrende Anstiege warten. Die maximale Steigung klettert kaum über die Fünf-ProzentMarke, und etwa 400 Meter über dem Meer ist auch schon die Passhöhe erreicht. Doch wen interessieren in dieser Landschaft schon Höhenmeter und Steigungsprozente auf dem RadComputer? Wo es viel eher den Anschein hat, als könnten jeden Moment Feen oder Zwerge aus einer irischen Legende hinter moosgrünen Hecken, aus grauen Felsnischen oder unergründlich schwarzblau funkelnden Seen auftauchen. Filialleiter Mike scheint fast ein wenig enttäuscht, dass am Healy-Pass nichts Spektakuläres, Unerwartetes, extrem Schwieriges oder wenigstens Lustiges passierte – nicht mal einen Plattfuß gab es, nur ein kurzer Schauer ging nieder. Wenn Radler sich dann später von den Erlebnissen erzählen, T O U R 7/2004 dichten sie die Berge schnell mal ein paar Fuß höher, das Unwetter ein klein wenig dramatischer und den aufkommenden Hungerast ein bisschen schlimmer. Das hat nichts mit Lügen zu tun, allenfalls mit Flunkern. Ausführlich zu erzählen, zu dichten, Erlebnisse episch zu schildern – und dabei das verdiente Kompliment über die Einzigartigkeit der Landschaft nicht zu vergessen –, das gehört einfach zum irischen Miteinander. Der Zuhörer wird die Schilderung mit ebenso vielen Anekdoten, teils bizarren Geschichten und Geheimtipps erwidern und der vollbrachten Leistung Respekt zollen. Mehr als nur Respekt über die vielen Radler-Kilometer empfindet wohl der alte Mann mit Tweedmütze in seinem Weiler in den Slieve Mish Mountains, der am Wegrand vor seinem Haus Brombeeren fürs Abendbrot pflückt: Als er hört, dass die Radler vom Hafenstädtchen Dingle aus einmal halb herum um die gleichnamige Halbinsel gefahren sind, bekreuzigt er sich reflexartig. Seine Vorstellungskraft scheint dafür kaum auszureichen. Erst nachdem er sich über Herkunft, Ziel und Grund der Reise genau informiert hat, gibt er das Geheimnis des weiteren Wegverlaufs preis – und den Rennradfahrern Gottes Segen mit auf den Weg. Seine Warnung vor der „extremen Steilheit“ der nächsten Kilometer ist diesmal aber ernst zu nehmen: Ohne Serpentinen führt die Straße nach oben, der Steigungsmesser klettert stellenweise fast auf 20 Prozent und die Höhe von Meeresniveau schnell auf 300 Meter. Das ist zwar absolut gesehen nicht viel, doch auf der 100 Kilometer langen Dingle-Route summieren sich die Anstiege auf mehr als 1.200 Höhenmeter. Auf der ebenso steilen Abfahrt öffnet sich der Blick auf die Südseite der Landzunge von Dingle, die wie ein schachbrettartig gemusterter Teppich aus verschiedenen Grüntönen in den Atlantik ragt. In der Ferne leuchtet ein Sandstrand. Im gleißenden Sonnenlicht wirkt der fünf Kilometer lange Inch-Beach fast fremdartig, als gehöre er nicht auf diese Insel. 1970 war er Naturkulisse im Hollywood-Film „Ryan’s Tochter“ und zeigte aller Welt eine feinsandige Schönheit, die man eher unter südlicher Sonne vermutet. Heute herrscht Ruhe am Strand: Wenige Kite-Surfer fliegen an ihren Schirmen über die Wellen der Bay, ein paar Spaziergänger schlendern den InchBeach entlang, ein Unerschrockener badet. Im Strandrestaurant verkündet eine Inschrift: „Von weit bin ich gekommen, würd’ so gern noch verweilen, muss aber weiter – ‘oh Inch, must I leave you...“ Radler mit Zielort Dingle müssen nicht gleich weiter – bis dorthin wartet nur noch ein überschaubarer Weg. Zeit für ein Bier und einen kleinen Plausch über dramatische Radler-Geschichten. War schon Hollywood-Filmkulisse: der Inch-Beach IRLANDS SÜDWESTEN Gibt’s an fast jeder Ecke: INFOS Bed-and-Breakfast-Quartiere ZUR ORIENTIERUNG Die Republik Irland zählt mit 3,6 Millionen Einwohnern auf etwas mehr als der Fläche Bayerns zu den am dünnsten besiedelten Ländern Europas. Die Halbinseln Dingle, Iveragh und Beara bilden die nördlichsten drei der fünf südwestlichen Ausläufer Irlands, die wie Finger in den Atlantik ragen. Sie sind den Grafschaften Cork und Kerry zugeordnet. Besonders die größte Halbinsel, Iveragh, zieht im Sommer viele Touristen an, die auf dem „Ring of Kerry“ die Küste umrunden. Radler sollten deshalb auf ruhigere Straßen im Inneren von Iveragh und auf den angrenzenden Halbinseln ausweichen. Dingle, Hauptort der gleichnamigen Halbinsel und Ausgangspunkt für zwei unserer Touren, liegt geschützt in einer Bucht mit Naturhafen. Unser zweiter Standort Kenmare liegt in der Bucht zwischen Iveragh und Beara. Bunte Fassaden setzen auch an tristen Tagen heitere Akzente BESTE REISEZEIT Steter Westwind treibt die Wolken vom Atlantik gegen die irische Küste, wo sie in den Bergen kräftig abregnen. Ebenso schnell bläst der Wind den Himmel aber auch wieder frei. Wetterfeste Kleidung gehört immer ins Gepäck. Südwest-Irland wird vom warmen Golfstrom verwöhnt, der das Klima mäßigt: Im Hochsommer wird es nur selten wärmer als 25 Grad, im Winter gibt es fast nie Frost. Juli und August sind die wärmsten Monate, allerdings verstopfen dann viele Autos die Straßen und es regnet häufiger als im Mai, Juni und September, den besten Monaten für einen Besuch. TOUREN-CHARAKTERISTIK Die Küstenstraßen wellen sich sanft entlang einsamer Meeresbuchten oder steiler Klippen. Im bergigen Inneren der Halbinseln ist von moderaten, längeren bis hin zu knackig-kurzen Anstiegen alles geboten. Vorsicht: Schlaglöcher oder Schafe können unversehens zum Anhalten oder Ausweichen zwingen. Der meist raue Asphalt erschwert das Vorankommen; dicke Reifen (mindestens 25 Millimeter) und doppeltes Lenkerband nehmen ihm die Ruppigkeit. Manche Straßen sind so schmal wie ein Auto breit; zum Überholen und Ausweichen bleibt nicht viel Platz. „Loose 158 T O U R 7/2004 chippings“, scharfkantiges Geröll, kann in Kurven zur Gefahr werden und lässt pannensichere Reifen angeraten sein. Die Größe der Straßen lässt sich nicht immer aus ihrer Bezeichnung ableiten; wenn möglich, sind Regional Roads (Abkürzung R) und Nebenstraßen den National Roads (N) vorzuziehen, die mangels Autobahnen oft den gesamten Fern- und Schwerverkehr aufnehmen müssen. ALLGEMEINES 2002 führte auch Irland den Euro ein; der direkte Preisvergleich fördert nicht immer Erfreuliches zutage: Ein Menü ohne Getränke schlägt schnell mit 30 Euro zu Buche, ein Guinness kostet im Pub um die vier Euro. Auch wenn es die Iren nicht gerne hören – das Land ist britisch geprägt: Man fährt links und misst vielerorts immer noch in Meilen (eine Meile entspricht rund 1,6 Kilometer), Feet, Inch, Gallons und Zoll. Englisch hat als Alltagssprache die ursprüngliche iro-keltische Sprache Gälisch/Irisch verdrängt. Nur in den Gaeltacht-Gebieten sprechen die Bewohner noch Irisch, offiziell zweite Amtssprache. Dingle und der westliche Teil Iveraghs gehören dazu. Schilder können verwirren, wenn sie in entlegenen Gebieten nur den gälischen Namen nennen. Kommt ein Mix von Kilometer- und Meilenangaben hinzu, kann die Verwirrung komplett sein. ANREISE Flugzeug: Preislich und zeitlich am günstigsten: Ryanair (Telefon 01 90/17 01 00; www.ryanair.com) verbindet den Flughafen Kerry (bei Faranfore) direkt mit Frankfurt-Hahn (ab etwa 120 Euro, Hin- und Rückflug, Preise schwanken jedoch stark; Fahrradmitnahme 50 Euro, unbedingt vorher buchen!). Dingle und Kenmare sind vom Flughafen Kerry per Bus (www.buseireann.ie) oder Taxi zu erreichen. Die Fahrradmitnahme in den Bussen hängt allerdings vom Platz ab und wird nicht vorher zugesagt. Aer Lingus ( Telefon 01 80/5 97 59 00; www.aerlingus.ie) fliegt Dublin direkt an und Shannon mit Umsteigen in Dublin und/oder London von Frankfurt/ Main, München, Düsseldorf und Berlin; hin und zurück ab ca. 160 Euro, Fahrradmitnahme 40 Euro, muss angemeldet werden. In der Hauptsaison gibt es auch Char- Die Strecken auf der Beara-Halbinsel führen durch die romantischen Täler der Caha-Berge terflüge nach Shannon und Cork. Bus: Umweltfreundliche Alternative für die Anreise aus dem westdeutschen Raum in der Hochsaison bei Highländer Aktivreisen, (Köln – Dublin 235 Euro mit Rad, Telefon 02 21/ 7 60 99 70; www.highlaender.de). Auto: Direkt nach Cork beispielsweise mit Brittany Ferries in rund elf Stunden von Rosscoff in Nordfrankreich (www.brittanyferries.com; rund 300 Euro für zwei Personen inklusive Pkw im September, ohne Kabine). Bahn: nicht zu empfehlen. UNTERKUNFT Überall zu finden: Bed-and-Breakfast mit ordentlichen Zimmern, gutem Frühstück und oft Familienanschluss. Preise zwischen 20 und 60 Euro pro Person im Doppelzimmer; Einzelreisende zahlen Zuschläge. Mehrere Verbände, zum Beispiel das Tourist Board, geben Verzeichnisse heraus und gewährleisten einen Mindeststandard. Weitere preiswerte Übernachtungsmöglichkeiten: Jugendherbergen „An Oige“ (8 bis 12 Euro) und Campingplätze sowie Farmhouses (Bauernhöfe), Guesthouses (Pensionen) und CountryHomes (Landhäuser). Hotels gibt es ab 50 bis 240 Euro pro Nacht. ESSEN UND TRINKEN Guinness kennt auch in Deutschland fast jeder. Wem der kräftige, herb-würzige Geschmack zu intensiv ist, sollte das „dunkelblonde“ Kilkenny probieren. Außer Bier trinken die Iren gern Cider, ein leicht alkoholhaltiger, moussierender Apfelsaft. Gut für Radler: Das Frühstück ist so deftig, dass es fast den ganzen Tag vorhält: Toast und Chips (Pommes Frites) mit gebratenen Würstchen und Speck, Rührei, Baked Beans (Bohnen mit Tomatensoße) und Black Pudding (Blutwurst). Besser für Vegetarier: Porridge (Haferbrei). Abends IRLANDS SÜDWESTEN 1 INFOS ANS WESTLICHSTE ENDE EUROPAS kann man den Hunger am billigsten an Fish-andChips-Buden stillen. Gut und relativ preiswert ist auch das Essen im Pub, zum Beispiel das Nationalgericht Irish Stew, ein Eintopf aus Kartoffeln, Weißkohl, Lammfleisch und Karotten. Restaurants an der Küste bieten Fisch und Meeresfrüchte wie Garnelen oder Hummer – teuer! Dingle: „Out of the Blue – Seafood only Restaurant“, Waterside, Tel. 0 03 53/(0) 66/915 08 11. Tischreservierung empfehlenswert. Kenmare: „The Horseshoe“; www. neidin.net/horseshoe. Gemütliche, traditionelle Kneipe mit herzhaftem Barfood. Pub-Kultur: Pint, Plausch und „Smoke“. FAHRRAD-SERVICE In Dingleund Kenmare gibt es für Rennräder kaum brauchbaren Service. Ersatzteile wie Schrauben sind oft nur in Zollmaßen und überteuert erhältlich – das Nötigste von zu Hause mitnehmen! Minimale Versorgung in Dingle bietet: Paddy’s Bicycle Hire, Dykegate Lane, Telefon 0 03 53/(0) 66/ 9 15 23 11 59 Kilometer, 400 Höhenmeter, maximal vier Prozent Steigung Dingle – Ventry – Fahan – Dunquin – Ballyferriter – Murreagh – Feohanagh – Ballinloghig – Dingle Die Westspitze der Dingle-Halbinsel ist gespickt mit landschaftlichen und kulturgeschichtlichen Attraktionen. Die Route ist leicht zu finden: einfach der Beschilderung „Slea Head Drive“ folgen. Dingle am Hafen vorbei in westlicher Richtung verlassen, am Kreisverkehr links, die Milltown-Brücke überqueren. Links der Beschilderung auf die R 559 Richtung Ventry (gälisch: Ceann Trá) folgen. Weiter bis Fahan, vorbei am Dunberg Promontory Fort, einer Befestigungsanlage aus der Eisenzeit, und den bienenkorbartigen Beehive-Huts, die Mönchen als Behausung gedient haben könnten. Nahe Slea Head wird die Landschaft wilder; bis Dunquin (Dún Chaoin) gibt es imposante Ausblicke auf die vorgelagerten Blasket Islands. In Dunquin Richtung Ballyferriter (Baile an Fheirtéaraigh). Von hier lohnt ein Abstecher in den Nordwestzipfel der Halbinsel, etwa nach Smerwick Harbour. Wer geradeaus durch Ballyferriter weiter fährt, folgt links dem Schild „Slea Head Drive“ Richtung Murreagh (An Mhuiríoch). Von hier aus weisen Schilder den Weg zum berühmten frühchristlichen Gebetshaus Gallarus Oratory. Von dort kann man, wieder zurück auf der R 559, den Schildern zur Meerenge Brandon Creek folgen, zu der man über Murreagh und Feohanagh (An Eheothanach) gelangt. Von dort Den Qualm hat aber wer will alten Iren das Pub verwehren? INFORMATIONEN In Deutschland: Irische Fremdenverkehrszentrale, Gutleutstraße 32, 60329 Frankfurt/Main, Telefon 0 69/66 80 09 50; www.irland-ferien.de; Gaeltacht Irland Reisen: Telefon 0 28 41/ 93 01 11; www.gaeltacht.de. In Irland: Go Ireland, Killorglin, Co. Kerry. Beratung, auf Wunsch Tourenbegleitung, Buchung von Unterkünften. Telefon 0 03 53/(0) 66/ 9 76 20 94; www.govisitireland.com; Cork/Kerry Tourism – gibt den Radführer heraus. Telefon 0 03 53/21/ 4 25 51 00; www.corkkerry.ie Internet-Portale: für Dingle: www.dodingle.com; Mietwagen-Datenbank etc.: www.irish-net.de KARTEN UND LITERATUR Karten: Überblick:„Ireland South, Holiday Map“, 1: 250.000. Ordnance Survey, ISBN 1-901496-90-2; 9,90 Euro; Detail: „Discovery Series“, 1: 50.000. Nummern 70, 71, 78, 83, 84. Ordnance Survey, je 7-9 Euro; Reiseführer: Vis á Vis „Irland“. Schön und umfassend. Dorling Kindersley 2003, ISBN 3-92804-428-1; 20,90 Euro; Bernhard Irlinger: „Die schönsten Radtouren, Irland“. Bruckmann 2002, ISBN 3-7654-3666-6; 16,90 Euro; Literatur: Gabrielle Alioth: „Irland – Eine Reise durchs Land der Regenbogen“. Unterwegs mit der Sagengestalt Finn Mac Cool. Sanssouci 2003, ISBN 3-7254-1273-1; 14,90 Euro; Heinrich Böll: „Irisches Tagebuch“. dtv 1961, ISBN 3-4230-0001-5; 6 Euro 160 T O U R 7/2004 Sanft schlängelt sich das schmale Sträßchen entlang der Klippen am Kap Slea Head aus soll dem Mönch Brandon im 6. Jahrhundert die Überfahrt nach Amerika in einem mit Leder bespannten Boot geglückt sein; ein Denkmal erinnert daran. Am Fuß des Brandon Mountain wendet sich die Straße wieder scharf Richtung Süden und führt fast geradeaus nach Dingle Town (An Daingean) zurück. ÜBER DEN CONNOR-PASS ROUTEN die EU verboten, 2 100 Kilometer, 1.220 Höhenmeter, maximal 20 Prozent Steigung Dingle – Connor-Pass – Stradbally – (Castlemain) – Aughacasla – Camp – Clahane – Castlemaine – Boolteens – Fybagh – Inch – Anascaul – Lispole – Dingle Dingle direkt aus dem Zentrum in nordöstlicher Richtung verlassen. Der Connor (Chonair)-Pass ist ausgeschildert; mit maximal zehn Prozent klettert die Straße zur knapp 500 Meter hohen Passhöhe, die man nach etwa fünf Kilometern erreicht und die tolle Ausblicke auf Ozean, Berge und Seen bietet. Rechts und links säumen dann bergab Granitfelsen den Weg, von denen Wasserfälle hinabstürzen. Unten liegt weitläufig die Brandon Bay mit ihrer nach Norden auslaufenden Landzunge und ihrem hellen Sandstrand. Nach der Abfahrt rechts halten, die nächsten Kilometer führen sanft gewellt nach Stradbally. Dort bietet sich zum Lunch ein drei Kilometer kurzer Umweg über den beschaulichen Urlaubsort Castlegregory an – dazu erst geradeaus, dann scharf links auf die R 560 abbiegen. Von Castlegregory den gleichen Weg ein Stück zurück, weiter Richtung Osten. An Camp vorbei bis kurz vor Blennerville, wo man an einer scharfen, unübersichtlichen Linkskurve – gekennzeichnet als „Accident Black Point“, unfallträchtige Stelle – die Hauptstraße nach rechts verlässt. Auf sehr unscheinbaren, schmalen Wegen erst rechts, gleich wieder links; nach drei Kilometern geradeaus (schwer zu finden – notfalls fragen). An der nächsten Kreuzung rechts Richtung Süden abzweigen in eine leicht zu übersehende Straße (ohne Wegweiser). Das kaum befahrene, bis 20 Prozent, im Schnitt sieben Prozent steile Sträßchen führt über die Slieve Mish Mountains nach Castlemain. Von dort ist der Weg über Inch und Anascaul – kurz davor links abbiegen – entlang der Südküste nach Dingle kaum zu verfehlen. KILLARNEY NATIONALPARK 3 CHRISTIAN ROLLE; HOLZKIRCHEN Es grünt so grün: Urwald bei Glengarriff auf der Halbinsel Beara 90 Kilometer, 877 Höhenmeter, maximal zehn Prozent Steigung Kenmare – Templenoe – Blackwater Bridge – Gap of Dunloe – Beaufort – Killarney – Muckross – Kenmare Die Tour durch das Herz Kerrys verbindet kahle Berge und liebliche Seen, die von dichten, tropenartigen Wäldern umgeben sind. Kenmare am nördlichen Ortsausgang verlassen und nach der Esso-Tankstelle links abbiegen auf die N 70 Richtung Sneem. Nach zwölf Kilometern auf dem verkehrsreichen „Ring of Kerry“ an der Blackwater-Bridge rechts ab ins Tal des Blackwater River. An der nächsten großen Kreuzung rechts auf die R 568 – ihr Richtung Moll’s Gap folgen. Kurz davor, nach dem Barfinnihy Lake, scharf links auf eine wesentlich schlechter ausgebaute Straße biegen, Richtung Black Valley. Durchs Tal des Owenreagh Rivers hält man auf den mit über tausend Metern höchsten Berg Irlands zu, den Carrauntohill in den MacGillcuddy’s Reeks. Entlang eines Stücks der Ring-of-Kerry-Cycling-Route führt der Weg weltabgeschieden durch karges Gebirge. Nach einer Jugendherberge rechts steil bergauf zum Gap of Dunloe, einem dramatisch engen Tal, das für den Autoverkehr gesperrt ist. Die schlechte Straße ist stellenweise nur von Schotter bedeckt. Die Landschaft belohnt die Strapaze, von der man sich in Kate’s Kearny’s Cottage am Ende des Tals erholen kann. Von dort geht es über Beaufort, hinter dem man rechts auf die N 72 biegt, in den Trubel des Touristenorts Killarney, den man Richtung Nationalpark verlässt. Auf der N 70 erreicht man auf langgezogenen, aber nicht besonders steilen Anstiegen den wohl bekanntesten Aussichtspunkt Irlands, Ladie’s View, von dem der Blick über eine eiszeitliche Seenkette schweift. Das 250 Meter hohe Moll’s Gap überqueren und zurück nach Kenmare. RING OF BEARA – HEALY-PASS 4 85 Kilometer, 870 Höhenmeter, maximal fünf Prozent Steigung Kenmare – Tuosist – Bunaw – Lauragh – Healy Pass – Adrigole – Trafrask – Glengarriff – Bunane – Kenmare In Kenmare die Henry Street hinauf und über die Brücke Richtung Castletown Bearhaven auf die N 71. Von ihr kurze Zeit später nach rechts in die R 571 Richtung Tuosist biegen (Schild „Ring of Beara“). Kurz vor Tuosist geht es ein Stück weiter auf der immer schmaler werdenden, farngesäumten R 573 entlang der Küste zum beschaulichen Kilmakilloge Harbour (Einkehrmöglichkeit). Links an der Kreuzung Richtung Kenmare/HealyPass fahren, bei Lauragh links den Schildern zum Pass auf die R 574 folgen. Nach der anfangs äußerst kurvigen, gefährlichen Abfahrt links auf die R 572nach Glengarriff. Eine Sehenswürdigkeit dort ist Garinish Island, eine Insel mit exotischen Pflanzen in mediterran-subtropischen Gärten. Hinter Glengarriff links zur N 71, vorbei an üppigen Eichen- und Pinienwäldern und durch ein Flusstal mit reicher Vegetation. Kurvenreich und durch mehrere Tunnel führt die Straße über die Bergkette zurück nach Kenmare. T O U R 7/2004 Nie ausgeschlossen: Tierische Begegnungen 161