Musik zwischen Ideologie und Identität am Beispiel Haindling
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Musik zwischen Ideologie und Identität am Beispiel Haindling
Hausarbeit zur Erlangung des Magistergrades an der Ludwig-Maximilians-Universität München Musik zwischen Ideologie und Identität am Beispiel Haindling vorgelegt von Lorenz Beyer Hohenzollernstr. 90/17 80796 München Fach: Musikwissenschaft Referent: Prof. Dr. Dr. Lorenz Welker München, den 28.09.2011 INHALT 1. EINLEITUNG............................................................................................................................ 1 1.1. DIE „NEUE BAYERISCHE WELLE“ – EIN MUSIKALISCHER HEIMAT-HYPE................ 1 1.2. BAYERISCH, WELTOFFEN, SUBVERSIV – HAINDLING ALS TRADITIONSSTIFTER....... 1 1.3. IDENTITÄT UND IDEOLOGIE – BEGRIFFSDEFINITIONEN..............................................3 1.4. ERKENNTNISINTERESSE............................................................................................ 4 1.5. METHODIK UND AUFBAU......................................................................................... 6 2. IDEOLOGIE UND IDENTITÄT AUF DER INDIVIDUAL-EBENE....................................................... 9 2.1. DIE ENTSTEHUNG DES PERSONALSTILS VON HANS-JÜRGEN BUCHNER ALS ERGEBNIS SEINER IDENTITÄT.......................................................................................... 9 2.1.1. THEORIE-REFLEKTION: INDIVIDUELLE IDENTITÄT.................................... 9 2.1.1.1. „DAS PATCHWORK DER IDENTITÄTEN IN DER SPÄTMODERNE“.. 9 2.1.1.2. MUSIK ALS GELEBTE IDENTITÄT............................................... 12 2.1.2. IDENTITÄTSARBEIT DURCH MUSIK - HANS-JÜRGEN BUCHNERS BIOGRAPHIE BIS ZUR ENTSTEHUNG SEINES PERSONALSTILS.............................. 14 2.1.2.1. 1944-1954 KINDHEIT AUF DEM DORF IN NIEDERBAYERN........ 14 2.1.2.2. 1954-1961 JUGENDLICHER REVOLUZZER IM INTERNAT........... 17 2.1.2.3. 1961-1968 KERAMIKERLEHRE IN BERCHTESGADEN, BOGEN UND LANDSHUT – ERSTE KONTAKTE MIT MIGRANTEN................................. 19 2.1.2.4. 1968-1981 KERAMIKER IN STRAUBING UND HAINDLING – SPIELPAUSE, FERNREISEN, FESTIVALS................................................... 20 2.1.2.5. ZUSAMMENFASSUNG UND EINORDNUNG IN DAS MODELL „PATCHWORK-IDENTITÄT“.................................................................... 22 2.1.3. RAHMENBEDINGUNGEN FÜR DIE ENTSTEHUNG VON BUCHNERS PERSONALSTIL................................................................................................... 24 2.1.3.1. IDEELE RAHMENBEDINGUNGEN - WUNSCH NACH INNOVATION UND INDIVIDUALITÄT............................................................................ 24 2.1.3.2. MATERIELLE RAHMENBEDINGUNGEN - MEHRSPURAUFNAHME UND INSTRUMENTENSAMMELN.............................................................. 25 2.2. HYBRIDITÄT IN HANS-JÜRGEN BUCHNERS MUSIK................................................. 27 2.2.1. THEORIE-REFLEKTION: HYBRIDITÄT....................................................... 27 2.2.2. REZEPTION IN DEUTSCHEN TAGESZEITUNGEN......................................... 30 2.2.3. ANALYSE AUSGEWÄHLTER STÜCKE........................................................ 32 2.2.3.1. „ERZHERZOG JOHANN“ – VOLKSMUSIK-POP............................ 32 2.2.3.2. „DER KÖNIG KOMMT“ – BAYERISCHE WELTMUSIK................. 37 2.2.3.3. „ZWIEFACHER“ – VOLKSMUSIK UND EXOTIK........................... 42 2.2.4. INTERKULTURELLE ANEIGNUNG VON MUSIK ALS PROBLEMFALL........... 47 3. IDEOLOGIE UND IDENTITÄT AUF DER KOLLEKTIV-EBENE..................................................... 53 3.1. THEORIE-REFLEKTIONEN....................................................................................... 53 3.1.1. KOLLEKTIVE IDENTITÄT.......................................................................... 53 3.1.2. IDEOLOGIE............................................................................................... 56 3.2. BUCHNER ALS UMWELTSCHÜTZER UND CSU-GEGNER.......................................... 58 3.2.1. DIE IDEOLOGIE DES BUND NATURSCHUTZ.............................................. 62 3.2.2. EINFLUSS DER UMWELTSCHUTZ-IDEOLOGIE AUF HANS-JÜRGEN BUCHNER.......................................................................................................... 64 3.2.2.1. BUCHNERS BEITRITT ZUM BUND NATURSCHUTZ..................... 64 3.2.2.2. AUSSAGEN ZUM UMWELTSCHUTZ IN EINEM FRÜHEN INTERVIEW VON 1982............................................................................................... 65 3.2.2.3. UMWELTSCHUTZ-THEMEN IN LIEDTEXTEN.............................. 67 3.2.3. FALLBEISPIEL: DER PROTEST GEGEN DIE WIEDERAUFBEREITUNGSANLAGE WACKERSDORF................................................................................................. 69 3.2.3.1. DIE AKTEURE DES KONFLIKTS................................................. 69 3.2.3.2. HAINDLING ALS AUSHÄNGESCHILD FÜR DIE KOLLEKTIVE IDENTITÄT DER PROTESTIERENDEN....................................................... 71 3.2.4. KONFRONTATION ZWISCHEN BUCHNER UND DER CSU........................... 74 3.3. HAINDLING ALS AUSHÄNGESCHILD FÜR BAYERISCHE IDENTITÄT.......................... 76 3.3.1. GRÜNDE FÜR DAS INTERESSE DER CSU AN BUCHNER............................. 77 3.3.1.1. ANHALTENDER ERFOLG VON BUCHNERS MUSIK...................... 77 3.3.1.2. MEHRDEUTIGKEIT - „BAYERN, DES SAMMA MIR“..................... 79 3.3.1.3. BUCHNERS MUSIK REPRÄSENTIERT „TRADITION UND FORTSCHRITT“....................................................................................... 87 3.3.2. DIE ÜBERWINDUNG DES IDEOLOGISCHEN KONFLIKTS ZWISCHEN BUCHNER UND CSU........................................................................................................... 88 3.3.2.1. PLURALISMUS UND TOLERANZ................................................. 88 3.3.2.2. IDEOLOGISCHE ANKNÜPFUNGSPUNKTE - SPRACHE ALS HEIMAT..................................................................................................89 3.3.2.3. IDEOLOGISCHE DIFFERENZ – UMWELTSCHUTZ......................... 90 4. ZUSAMMENFASSUNG............................................................................................................. 94 5. ENDNOTEN............................................................................................................................ 99 6. LITERATURVERZEICHNIS..................................................................................................... 106 1. EINLEITUNG 1.1. DIE „NEUE BAYERISCHE WELLE“ – EIN MUSIKALISCHER HEIMAT-HYPE Heimat liegt in München gerade im Trend (Siehe Egger 2011, S. 2). Das äußert sich auch musikalisch: Der Bayerische Rundfunk berichtet gehäuft über junge bayerische Bands und Gruppen. Auslöser des Medienrummels war der Erfolg von Claudia Koreck und LaBrassBanda. Die Eine singt auf bayerisch chartkompatiblen Folk-Pop, die Anderen haben als Balkan-Brass-Band begonnen und dann zum eigenen Sound gefunden - ebenfalls mit Texten im Dialekt. Auch die Hiphop-Crew Doppel D, das Elektro-Projekt Schlachthof Bronx und junge Volksmusikgruppen wie der Niederbayerische Musikantenstammtisch machen in München Musik. Ob angesichts dieser Vielfalt von einer Szene oder einem Stil gesprochen werden kann, erscheint fraglich. Letztendlich haben die Bands nur gemeinsam, dass sie als „irgendwie bayerisch“ wahrgenommen werden. Der Bayerische Rundfunk fasst sie dennoch mit Sammelbegriffen wie „Neue Bayerische Welle“ oder auch „Neue bayerische Volxmusik“ zusammen (Vgl. Bayerischer Rundfunk 2011a, Bayerischer Rundfunk 2011b, Muth 13.07.2011, Reichart 05.07.2011, Zöller 26.07.2011). Das ist keineswegs neu: Bereits in den 1980er und 90er Jahren hat der BR Begriffe wie „Neue Volksmusik“, „Alpenrock“ und „Tradimix“ mitgeprägt. Auch sie waren Sammelbegriffe für Entwicklungen der regionalen Musikkultur (Siehe Lambertz 2006; Zöller 2005). Das „Night of the Alps“-Festival versuchte vom 8. bis 10. Juni 2011 die momentan im Trend liegenden Bands zusammen auf die Bühne zu bringen (Night of the Alps 2011). Seit Anfang 2011 greift auch ein Magazin den Heimat-Hype auf: „MUH“ berichtet über „bayerische Aspekte“, einer der Schwerpunkte ist Musik. Unter den Herausgebern des Blattes ist Stefan Dettl, der Frontmann von LaBrassBanda. Die örtliche Volkskunde reflektiert ebenfalls über das neue Heimatbewusstsein in Bayern und München (Siehe Egger 2011). 1.2. BAYERISCH, WELTOFFEN, SUBVERSIV – HAINDLING ALS TRADITIONSSTIFTER Von der aktuellen Entwicklung profitieren auch Bands, die schon länger im Geschäft sind. Einige der Organisatoren hinter dem Trend scheinen bemüht zu sein, neue Bands in die Tradition älterer zu stellen. -1- Auf der Suche nach Traditionsstiftern werden sie unter anderem in Haindling fündig. In dem kleinen Niederbayerischen Dorf bei Geiselhöring wohnt Hans-Jürgen Buchner. Fast 30 Jahre lang – seit 1982 – ist er professioneller Musiker. Der Name seiner Band „Haindling“ ist von seinem Wohnort abgeleitet. Die Live-Besetzung kommt aber nur für Auftritte zusammen; die Alben nimmt Buchner alleine zuhause in seinem Studio auf. Deswegen wird er selbst auch oft als „der Haindling“ bezeichnet. In Bayern hat er sich einen Namen gemacht mit seiner Musik, die bayerische, exotische, popige und rockige Elemente beinhaltet. Neben 14 Studioalben hat er auch Filmmusik für zahlreiche TV-Serien im Bayerischen Rundfunk komponiert. Einige Beispiele mögen illustrieren, wie Haindling für den neuen Heimat-Trend vereinnahmt wird: Das Magazin MUH veröffentlichte in seiner ersten Ausgabe ein ausführliches Interview mit Hans-Jürgen Buchner. Der Titel „Ich wollte immer gerne schreien!“ stellt ihn betont rebellisch dar (Winkler 2011, S. 15). Auf dem Night of the Alps-Festival spielte Haindling am ersten Tag als Headliner. Das „InterKulturMagazin“ „Puzzle“ des Bayerischen Rundfunks war vor Ort und präsentierte Hans-Jürgen Buchner als weltoffenen Vorzeigebayern (Bayerischer Rundfunk 2011b). Für einen Gastauftritt holte er die bayerische Hiphop-Crew „Doppel D“ auf die Bühne. Im Vorfeld hatte die Gruppe ein Sample aus dem Haindling-Song „Du schaust aber guad aus“ in ihrem Track „Schaust guad aus“ verwendet (Liebl 2011). Rapper Monaco Fränzn schreibt dazu auf der Doppel DHomepage: „Ich mein, bei den Amis ist das ja fast schon Standard. Bei uns aber wird das noch viel zu wenig gemacht: Die eigene Musikgeschichte zitieren. Also warum amerikanischen samplen, wenn man auch bayerischen Funk hat.“ (Liebl 2011) Mit bürgerlichem Namen heißt Monaco Fränzn Franz Liebl und arbeitet als Journalist beim Bayerischen Rundfunk, einem der Hauptmultiplikatoren des musikalischen Heimat-Hypes. Aus dem Zitat lässt sich herauslesen, dass es in Liebls Umfeld keineswegs als normal angesehen wird, heimische Musik zu samplen. Deswegen rechtfertigt er sich, in dem er auf Traditionsbewusstsein im Ausland verweist. Es scheint sich aktuell für junge Musiker aus Bayern sehr neu anzufühlen, sich auf die Geschichte der eigenen -2- regionalen Musikkultur zu beziehen. Doch warum stellen sie ihre Musik gerade in die Tradition von Haindling? Ein Artikel der Süddeutschen Zeitung über das Magazin „MUH“ bietet erste Anhaltspunkte. Der Journalist Karl Forster schreibt dort von „[g]lobalisierte[r] Heimatverbundenheit“ und „subversiver Arbeit gegen die Bayerntümelei“ (2011, S. 55). Mit diesen Formulierungen spricht er drei Eigenschaften an: bayerisch, weltoffen, subversiv. Meiner Hypothese nach werden der „Neue bayerische Welle“ oder der „Volxmusik“ hauptsächlich Bands zugeordnet, die diese Kriterien aus Sicht der Rezipienten erfüllen. 1.3. IDENTITÄT UND IDEOLOGIE – BEGRIFFSDEFINITIONEN Musiker werden mit den Begriffen bayerisch, weltoffen und subversiv in Bezug auf ihre Identität und Ideologie verortet. Damit sind wir bei den Kernbegriffen dieser Arbeit angekommen. Eine kurze Definition muss vorerst genügen, an den entsprechenden Stellen werde ich die Konzepte detailert darstellen. Den Begriff „Ideologie“ verwende ich nicht mit negativem Beigeschmack, wie er sich bei Karl Marx oder Max Horkheimer und Theodor W. Adorno findet. Stattdessen halte ich mich an die von Definition Teun A. van Dijk, der den Begriff ohne Wertung gebraucht: „[...] [I]deologies may be very succinctly defined as the basis of the social representations shared by members of a group. This means that ideologies allow people, as group members, to organize the multitude of social beliefs about what is the case, good or bad, right or wrong, for them, and to act accordingly.“ (1998, S. 8) Identität verstehe ich im Sinne von Heiner Keupp et al. als einen „subjektive[n] Konstruktionsprozeß [...], in dem Individuen eine Passung von innerer und äußerer Welt suchen.“ (2008 [1999], S. 7) Das Konzept hat zwei Teilaspekte, die miteinander wechselwirken: individuelle und kollektive Identität (Ebd., S. 299). Auf der individuellen Ebene verorten Subjekte sich in der sozialen Welt, indem sie „Erfahrungsfragmente in einen für sie sinnhaften Zusammenhang bringen.“ Die Selbstkonstruktion ist ein andauernder Prozess, den Keupp et al. als „Identätsarbeit“ bezeichnen. Die Art, wie die Bruchstücke zusammengefügt werden, beschreiben sie -3- mit der Metapher vom „Patchwork“ (Ebd., S. 9-10). Der Begriff „Kollektive Identität“ bezieht sich auf die Zugehörigkeit von Subjekten zu „ihrer Kultur, Nation, Szene, Gruppe oder Familie“ (Ebd., S. 299). Wie hängen diese beiden Konzepte nun mit den Begriffen bayerisch, weltoffen und subversiv zusammen? Wer „bayerisch“ ist, definiert einen Teil seiner individuellen Identität durch Zugehörigkeit zur Gruppe der „Bayern“. Diese kollektive Identität kann auf verschiedene Art und Weise hergestellt werden, zum Beispiel durch geteilte Kultur oder geteiltes Territorium. Ideologisch betrachtet wird Heimatverbundenheit mit national-konservativem Gedankengut verbunden. In der Musik gibt es verschiedene Möglichkeiten, einen Song zu verorten: Zum Beispiel über Sprache, Bezüge zu „traditionellen“ Musiken oder indem Kultur thematisiert wird. „Weltoffen“ zu sein bedeutet, aufgeschlossen gegenüber kulturell Fremdem zu sein. Das kann zum ideologischen Statement werden, weil diese Sichtweise mit progressivem, linkem Gedankengut assoziiert wird. Die Grünen in Bayern grenzen sich beispielsweise durch ihre Weltoffenheit von der CSU ab. (Röthinger 2009, S. 385-386) Durch die gemeinsame Ideologie entsteht ihre Gruppenidentität. Musikern können Einflüsse aus fremden Stilen oder exotische Klänge dazu dienen, ihre „Weltoffenheit“ auszudrücken. Wer „subversiv“ agiert, wehrt sich gegen die herrschenden Machtverhältnisse. Die Gründe dafür sind oft ideologischer Natur. Innerhalb der Gruppe der Protestierenden kann durch gemeinsamen Widerstand eine kollektive Identität entstehen. Ein Song kann subversiv wirken, wenn er Symbole aufnimmt, die durch dominante Deutungsinstanzen mit einer bestimmten Bedeutung aufgeladen sind, diese dann aber mit eigenem, neuem Sinn füllt. Wenn Journalisten oder Veranstalter junge Bands in die Tradition älterer Musiker stellen wollen, sollten diese ebenfalls als bayerisch, subversiv und weltoffen gelten und populär sein. Wie ich zeigen werde, erfüllt Hans-Jürgen Buchner diese Vorraussetzungen. 1.4. ERKENNTNISINTERESSE Nach dieser Einordnung von Haindling in aktuelle Diskurse nun zum Erkenntnisinteresse dieser Untersuchung: Wie ich anhand der „Neuen Bayerischen Welle“ gezeigt habe, spielt Musik bei der Aushandelung von Identitäten und -4- Ideologien in Bayern eine nicht unerhebliche Rolle. Hans-Jürgen Buchner eignet sich aus mehreren Gründen besonders gut als Beispiel, um diese Prozesse zu untersuchen: Er selbst betont, dass seine Musik Ausdruck seiner individuellen Identität ist. Laut Buchner ist sein Sound gerade deswegen so reizvoll und eigenständig. Er möchte andere Musiken nicht imitieren, weil das nicht Ausdruck seiner Identität wäre. Dadruch unterscheidet er sich von vielen Musikern, die sich damit zufrieden geben, ihre eigene Identität im Medium eines vorbestehenden Stils auszudrücken. Buchner komponiert seine Musik alleine und lässt den Einfluss anderer nur in sehr geringem Maße zu. Das ist methodisch gesehen ein großer Vorteil, denn Bezüge zwischen individueller Identität und Musik lassen sich dadurch leicht herstellen. Bei einer Band wäre es viel schwerer zu untersuchen, wie die Identitäten der Mitglieder interagieren. Der Erfolg von Hans-Jürgen Buchner gründet auch darauf, dass seine Musik von Zeitgenossen als völlig neuartig wahrgenommen wurde. Meine Hypothese dazu ist: Buchners Identität besteht aus einer Kombination von traditionellen und modernen Versatzstücken, die zur Zeit seines Durchbruchs ungewohnt schien. Theorien zur Idenität in der Spätmoderne eigenen sich gut, um seine Selbstsicht zu konzeptualisieren. Es gelang ihm als erstem Bayern dieses Patchwork musikalisch auszudrücken und in kommerziell vermarktbare Rockmusik zu übersetzen. Eben jene Musik, die für Buchner Ausdruck seiner individuellen Idenität ist, wurde auch zum Symbol für kollektive Identitäten und zwar über ideologische Grenzen hinweg. Buchner selbst betrachtete sich Zeit seines Lebens als Rebell. Viele seiner Songs drücken diese subversive Einstellung aus. Mit seinem Engagement für Umweltschutz grenzt Buchner sich von der bayerischen Staatsregierung ab. Beim AntiWAAhnsinnsfestival in Wackersdorf erzeugte er mit seiner Musik kollektive Identität unter den Protestierenden. Andererseits bekam Buchner in den 00er Jahren zahlreiche Preise von der CSUgeführten bayerischen Staatsregierung. Sie setzte ihn im In- und Ausland ein, um Bayern zur repräsentieren und machte ihn so zum Aushängeschild für bayerische Identität. Obwohl er sich mit der CSU bis zu einem gewissen Grad arrangierte, äußerte Buchner trotzdem weiterhin öffentlich Kritik. Mit seiner Musik ist es ihm gelungen, für verschiedene ideologische Gruppen, die einst verfeindet waren, zum Symbol zu werden. Darin spiegeln sich auch -5- gesellschaftliche Veränderungen der letzten 30 Jahre in Bayern. Das Verhältnis zwischen Buchner, seiner Musik und der Gesellschaft ist aus vielen Blickwinkeln spannend. Meine Wahl fiel auch deshalb auf Haindling, weil das Thema von meinem Wohnort München aus gut zu recherchieren war: Die Archive des Bayerischen Rundfunks befinden sich dort. Sie beherbergen eine Fülle von Material zu Haindling: Porträts, Talksendungen und Konzertmitschnitte. Buchner selbst wohnt ebenfalls nicht weit entfernt, so dass ein persönliches Interview möglich war. Neben diesen methodischen Gründen verdient Hans-Jürgen Buchner eine wissenschaftliche Würdigung, weil es ihm gelungen ist, über fast 30 Jahre hinweg in Bayern präsent zu bleiben. Er ist damit ein wesentlicher Protagonist der regionalen Musikkultur, der zeitweise nationale und internationale Bekannheit erreichte. Seine Songs beeinflussen gerade eine neue Generation von Musikern in Bayern. Das steht im Missverhältnis zum Forschungsstand: Es existiert keine Sekundärliteratur außer vereinzelten Abschlussarbeiten, zum Beispiel von Daniel Maurer (2000) und Ilona Seufert (2005), die für meine Fragestellung allerdings nicht relevant sind. Meine Untersuchung schöpft stattdessen aus der reichlich vorhandenen Primärliteratur: Presse und Rundfunk, Internet und Studioalben sowie die anekdotische Bandbiographie von Michael Braun (2007). Aus meinen Hypothesen ergeben sich die zentralen Fragenkomplexe dieser Arbeit: Komplex 1: Wie konstituiert Hans-Jürgen Buchner seine individuelle Identität? Wie steht diese Identität in Beziehung zu seiner Musik? Komplex 2: Wie wird die Musik von Haindling zum Aushängeschild für kollektive Identität? Wie gelingt ihm das über ideologische Differenzen hinweg? 1.5. METHODIK UND AUFBAU Die Methodik meiner Untersuchung ist inspiriert vom „New Model for Ethnomusicology“. Der amerikanische Ethnologe Timothy Rice hat es 1987 veröffentlicht. Er wendet ein Model des Ethnologen Clifford Geertz auf die Erforschung von Musik an. Daraus leitet er seine Leitfrage ab, gemäß der Music as Culture auf drei Hauptebenen untersucht werden sollte: „how do people historically -6- construct, socially maintain and individually create and experience music?“ (Rice 1987, S. 473) Die Struktur dieser Untersuchung hält sich nicht genau an das new model. Da das Modell eher für die Beschreibung ganzer Musiktraditionen gedacht ist, als für die Betrachtung eines einzelnen Musikers, wäre das auch nicht ratsam. Ich habe mich eher von den groben Denkkategorien des Modells beeinflussen lassen: Subjekt, Gesellschaft, Geschichte. Die Doppelstruktur von Identität fällt mit zwei der Betrachtungsebenen des new model zusammen: Subjekt – individuelle Identität, Gesellschaft – kollektive Identität. Es bietet sich daher an, das Modell als groben Orientierungsrahmen heranzuziehen. Das Erkentnisinteresse macht eine interdisziplinäre Untersuchung nötig. Diese Vorgehensweise ist in der Popmusikforschung mittlerweile üblich. Verschiedene Fragestellungen werden mit Theorien aus unterschiedlichen Fachbereichen beantwortet. Eine kurze Reflektion führt in die jeweilige Theorie ein, die ich dann auf die jeweilige Problemstellung anwende. Auf Grund der Fülle des relevanten Materials habe ich mich entschieden, jeweils eine Theorie auszuwählen, die mir geeignet scheint. Aus Platzgründen wird diese nicht in Beziehung zu anderen, möglicherweise anderslautenden Konzepten gesetzt. Ich referiere also nicht die Gründe, warum ich mich für ein bestimmtes Modell entschieden habe. Doch hoffe ich, dass die Passung zwischen Theorie und beschriebenem Gegenstand meine Auswahl rechtfertigt. Der erste Hauptteil untersucht das Verhältnis zwischen Identität, Ideologie und Musik auf der Individualebene, der zweite auf der Kollektivebene. In beiden Fällen spielen historische Veränderungen ein Rolle, die im Rahmen dieser Arbeit allerdings nur mit Schlaglichtern beleuchtet werden können. Bei der Untersuchung auf der Individualebene im ersten Hauptteil wende ich die Theorie der Patchwork Identität von Heiner Keup et al an. Ich zeige, wie Hans-Jürgen Buchners Identität als Folge der Globalisierung aus heterogenen Erfahrungsfragmenten zusammengesetzt ist. Seine Teilidentitäten hat er im Laufe seines Lebens immer wieder durch Musik ausgelebt. Viele Stücke, die er als Hainlding geschrieben hat, enthalten Elemente die verschiedenen Musikstilen entstammen. Besonders Edward Larkeys Konzept der transcultural tradition erweist sich hier als fruchtbar. Er definiert Tradition als „symbolic or cultural alliance of different groups“ (2003, S. 4), denen auch Stile zugehören. Um nachzuweisen, welchen Symbolsystemen Buchners Musik zugeordnet -7- wird, setze ich bei journalistischen Beschreibungen an. Im nächsten Schritt analysiere ich ausgewählte Stücke, um die darin enthaltenen Stilelemente zu identifizieren und zu zeigen, wie sie zusammengefügt sind. In der Zusammenschau mit Buchners musikalischer Sozialisation wird klar, dass diese uneinheitlichen Musikbestandteile Ausdruck seiner Teilidentitäten sind. Buchner strebt allerdings danach, Musiktraditionen nicht zu kopieren, sondern sie sich anzueignen, sie zum Ausdruck seiner Identität zu machen. Der zweiten Hauptteil untersucht wie Buchners Musik zum Aushängeschild für kollektive Identitäten von Gruppen werden konnte, die sich ideologisch erheblich unterscheiden. Als theoretisches Fundament stelle ich zunächst das Konzept der kollektiven Identität und seine üblichen Anwendungsbereiche vor. Dannach gehe ich auf Teun van Dijks Gedanken zum Verhältnis von Ideologie und Gruppengefühl ein und halte mich an seine wertneutrale Definition des Begriffs. Nach dieser Vorarbeit greife ich zwei Gruppen heraus, zu deren kollektiver Identität Buchners Musik in Beziehung steht: Der Bund Naturschutz und die CSU. Sie sind bisweilen aus ideologischen Gründen in Konflikt geraten. Ich untersuche, wie Buchner sich im Verhältnis zu diesen Gruppen positioniert hat, wie sich das im Laufe der Zeit verändert hat und welche Rolle seine Musik dabei spielte. In den 1980er Jahren diente ihm seine Identifikation mit den postmateriellen Werten des Bund Naturschutz zur Abgrenzung vom vorherrschenden Materialismus. Zu dieser Zeit betrachtete er die CSU als ideologische Gegner, mit denen er nichts zu tun haben wollte. In den 00er Jahren kooperierte er mit der Partei, anscheinend ohne dabei seine Glaubwürdigkeit für CSU-Gegner wie den Bund Naturschutz zu verlieren. Auf den ersten Blick herrscht also kein Mangel an Widersprüchen. Ziel dieser Untersuchung ist es, diese aufzulösen oder zu erklären, wie Identitäten trotzdem funktionieren. -8- 2. IDEOLOGIE UND IDENTITÄT AUF DER INDIVIDUAL-EBENE 2.1. DIE ENTSTEHUNG DES PERSONALSTILS VON HANS-JÜRGEN BUCHNER ALS ERGEBNIS SEINER IDENTITÄT In diesem Unterkapitel stelle ich zunächst das Modell „Patchwork-Identität“ vor. Dann wende ich es auf Hans-Jürgen Buchners Lebenslauf bis zur Entstehung seines Personalstils an. Ich zeige, wie er mit verschiedenen Musiken Teile seiner Identität ausgelebt hat und wie er diese schließlich in der Musik von Haindling zusammenfügt. 2.1.1. THEORIE-REFLEKTION: INDIVIDUELLE IDENTITÄT 2.1.1.1. „DAS PATCHWORK DER IDENTITÄTEN IN DER SPÄTMODERNE“ Ursprünglich stammt der Begriff „Identität“ aus der Sozialpsychologie und Psychoanalyse. Dort bezeichnet er das Ich-Gefühl eines Subjekts. Heiner Keupp et al. definieren individuelle Indentität als einen „subjektive[n] Konstruktionsprozeß [...], in dem Individuen eine Passung von innerer und äußerer Welt suchen.“ (2008 [1999], S. 7) Als sie 1999 die erste Auflage ihrer Monographie „Identitätskonstruktionen – Das Patchwork der Identitäten in der Spätmoderne“ veröffentlichten, war der Begriff bereits abgeriffen. gesellschaftlichen Die Autoren Veränderungen argumentieren in der jedoch, Spätmoderne aufgrund sei eine von neue sozialpsycholgische Identitätstheorie erforderlich (Ebd., S. 9). Interessant ist hier die Begriffswahl: „Spätmoderne“, nicht „Postmoderne“. Nebenbemerkungen in der Einleitung deuten auf den Grund dafür hin: Das Konzept der Postmoderne beinhaltet einen Zeitgeist der Beliebigkeit: Die Sehnsucht nach grenzenloser Individualisierung, ohne weiterhin identisch mit sich selbst zu sein (Vgl. Ebd., S. 7-8). Dem stellen Keupp et al. den ungebrochenen Wunsch des Subjekts entgegen, sich selbst auch in einer überkomplexen Welt subjektiv als kohärent zu empfinden. Ihr Modell der „Patchwork-Identität“ bezieht sich vor allem auf die Individual-Ebene (Ebd., S. 299): Identitäten sind in der Spätmoderne aus einem Patchwork von Erfahrungsfragmenten zusammengesetzt, die kein bruchloses Ganzes ergeben (Ebd., S. 9). Durch „Identitätsarbeit“ konstruieren die Subjekte in einem kontinuierlich andauernden Prozess ihr Selbstbild. Wenn das gelingt, nehmen sie sich als kohärent und mit sich selbst identisch wahr. Sie haben damit ihre innere Fragmentierung aber nur zum Schein überwunden, da das faktisch nicht mehr möglich ist. -9- In der Spätmoderne ist in Folge der Globalisierung die Mobilität von Personen und Informationen beträchtlich gestiegen. Dadurch hat sich auch die Verfügbarkeit von Erfahrungen drastisch erhöht. Individuen sind einer größeren Vielfalt von Eindrücken ausgesetzt, die sich gegenseitig widersprechen und in Frage stellen. So entsteht das Bewusstsein, dass die eigene Weltsicht nur eine von zahlreichen möglichen ist. Auch die Raster sind weniger standardisiert, in die Erfahrungen eingeordnet werden. Im Zuge des Pluralismus hat die westliche Gesellschaft allen Weltsichten ihren Anspruch auf Allgemeingültigkeit aufgekündigt. Alte, traditionelle Bindungen haben ihre Gültigkeit verloren und eignen sich nicht mehr um Weltsichten zu rechtfertigen. Es gibt kaum noch allgemeinverbindliche Einschränkungen. Die Wahlfreiheit wird zum Zwang: Jeder muss seine Weltsicht selbst bestimmen. Die Vielfalt der persönlichen Weltentwürfe nimmt zu (Vgl. Ebd., S. 50). Das Ich wird freigesetzt, die Individualisierung schreitet voran. (Ebd., S. 27). Diese Entwicklungen haben aber auch eine Kehrseite: Die Erfahrungswelt von Personen ist so komplex geworden, dass sie nicht mehr zu einem kohärenten Gesamtbild zusammengefügt werden können. „Diese Erfahrungssplitter sind wie Teile eines zerbrochenen Hohlspiegels. Wir haben meist keine andere Chance, als sie unverbunden nebeneinander stehenzulassen. Es sind hohe psychische Spaltungskompetenzen gefordert, um nicht verrückt zu werden.“ (Ebd., S. 48) Hier setzt der Prozess der „Identitätsarbeit“ an: Da der Wunsch nach Kohärenz ungebrochen ist, konstruieren sich die Subjekte bewusst eine Identität, die sie zumindest zeitweise als stimmig empfinden können. Neue Erfahrungen gefährden dieses Konstrukt, daher muss es permanent an die aktuellen Erfordernisse angepasst werden. Widersprüchliche Teilidentitäten müssen ausbalanciert werden. Das temporäre Ergebnis erfolgreicher Identitätsarbeit nennen Keupp et al. „gelungene Identität“. Doch auch die ist „in den allerseltensten Fällen ein Zustand der Spannungsfreiheit.“ (Ebd., S. 274) Um beim Bild der Patchwork-Decke zu bleiben: Die Erfahrungsfragmente sind so verbunden, dass sie zwar an manchen Stellen spannen, die Nähte aber nicht einreißen. Eine „Kohärenz durch Übergängigkeit“ hält die Teilidentitäten zusammen. „Überschneidungen, Bezugnahmen und Übergänge“ treten an die Stelle von - 10 - Homogenität. Die einzelnen Flicken im Patchwork bleiben erkennbar, sind aber an den Überlappungsstellen vernäht (Vgl. Ebd., S. 57-58, in Adaption von Welsch 1995, S. 847). Geschneidert werden diese Flickwerke unter anderem beim Erzählen über das Selbst. Außen-und Innensicht hängen zusammen: Die Person erklärt sich Anderen und gleichzeitig sich selbst. Die Erzählstruktur bringt Teilidentitäten in Zusammenhang, vernäht sie zu einem Patchwork. (Ebd., S. 208-209). Die Schnittmuster sind dabei aber gesellschaftlich vorgeprägt. Das als These formulierte „Ende der Metaerzählungen“ hat nicht zur völligen Individualisierung der Selbstnarration geführt. Zwar stellen Keupp et al. fest, dass die „Großen Metaerzählungen“ – wie Religion oder Kommunismus – an Bedeutung verloren haben. An ihre Stelle ist aber ein Sammelsurium von „kleineren“ Metaerzählungen getreten, die als vielfach kombinierbare Identitätsbausteine gerne verwendet werden. Denn diese Schemata erleichtern die Selbstkonstruktion enorm, da sie mit geringem persönlichem Aufwand eine enorme Komplexitätsreduktion ermöglichen (Vgl. Ebd, S. 59, 289). Diese Identitätsbausteine stammen zum Teil nach wie vor aus den Baukästen der Ideologien. Ihre Nutzung kann gleichzeitig Eintritt in eine Gruppe ermöglichen. Damit sind wir bei einem weiteren Aspekt: Teil der Identitätskonstruktion ist es in der Spätmoderne auch, sein eigenes soziales Netzwerk aufzubauen und zu unterhalten. Zwischenmenschliche Beziehungen sind nicht mehr durch Verwandschaft oder räumliche Nähe vorgegeben. Die erhöhte Mobilität vergrößert die Auswahl an möglichen Sozialkontakten. Sie sind in dieser „fluiden gesellschaftlichen Situation“ (Ebd., S. 76) aber auch weniger statisch und stabil: Wer Auswahlmöglichkeiten hat, dem fällt es auch leichter, eine alte Beziehung zu Gunsten einer neuen aufzugeben. Dadurch steigt aber insgesamt die Gefahr, abgewählt zu werden. Zu den Kernkompetenzen gehört es also, sich selbst ein soziales Netzwerk zu schaffen und es dann auch aufrechtzuerhalten. Geht eine Beziehung in die Brüche, sollte der Rest des Netzwerks diesen Fall auffangen können. Verlorene Verknüpfungen müssen durch Neue ersetzt werden. Den Teilidentitäten einer Person entsprechen bestimmte Bereiche ihrer sozialen Netzwerke (Vgl. Ebd., S. 37-38). Im Fall von Hans-Jürgen Buchner gehen neue Teilaspekte seiner Identität häufig einher mit neuen Verknüpfungen in seinem sozialen Netzwerk. Das Modell „Patchwork-Identität“ von Heiner Keupp et al. mag sich gut dazu - 11 - eigenen, Buchners Identität theoretisch zu fassen. Eine Verknüpfung zu seiner Musik stellt es jedoch nicht her. 2.1.1.2. MUSIK ALS GELEBTE IDENTITÄT In seinem Aufsatz „Music and Identity“ bietet Simon Frith ein einfaches Modell an, das eine direkte Verbindung beider Konzepte ermöglicht. Es vermeidet eine Beweisführung, die lediglich auf strukturellen Ähnlichkeiten beruht. In groben Zügen ähneln seine Überlegungen zur Identität denen von Keupp et al.: Auch er begreift Identität als im Fluß befindliches Konstrukt, sieht sie aber gleichzeitig als Idealbild des Selbst an, nicht als das tatsächliche Selbstbild (Frith 1996, 109, 123). Auch kommt sie für Frith von außen, nicht von innen (Ebd., S. 122), während Keupp et al. zumindest implizit davon ausgehen, dass die beiden Pole interagieren. Trotz dieser Unterschiede sind die beiden Identitätskonzepte wegen ihrer Betonung von Prozessualität in den hier relevanten Einzelaspekten anschlussfähig. Der wesentliche Gedanke von Simon Frith, den ich übernehmen möchte, bezieht sich auf das Verhältnis von Musik und Identität: „Making music isn't a way of expressing ideas; it is a way of living them.“ (1996, S. 111) Frith äußert diese These in Bezug auf kollektive Identität. Besonders auf der individuellen Ebene erweist sich seine These in dieser Untersuchung als fruchtbar: Die Identität eines Subjekts ist nicht etwas vorherbestehendes, dass dann durch Musik ausgedrückt wird. Sondern durch das Musikmachen und -hören erfahren Subjekte sich selbst. Um die Begriffe von Keupp et al. zu verwenden: Sie schaffen eine „Passung von innerer und äußerer Welt.“ (2008 [1999], S. 7) Natürlich ist Musik nicht der einzige Modus, um Identität zu schaffen. Aber sie ist einer von mehreren. Wenn Identität nicht etwas Ganzes ist, sondern ein Patchwork von Fragmenten, stellt sich die Frage, wie diese Teilidentitäten durch Musik gelebt werden. Es scheint hier zwei Pole zu geben, zwischen denen ein Kontinuum von Abstufungen exitiert: Eine Musikerin kann parallel verschiedene Musiken hören und/oder machen. Sie kann aber auch versuchen, ihre Teilidentitäten mit einer einzigen Musik auszudrücken, die Elemente verschiedener Musiken enthält. Sie lebt dann den zusammengesetzten Charakter ihrer Identität mit einer hybriden Musik aus. Besonders in Beschreibungen der Musik von Migranten der zweiten Generation finden sich Überlegungen bezüglich „hybridity-as-identity” in der Literatur. Der Musikforscher Timothy Taylor nennt als Beispiel die Bhangra Remix Music - 12 - südasiatischer Einwandererkinder in den USA. Sie vermischt Elemente aus ehemals traditioneller indischer Bhangra Musik und elektronischer Tanzmusik. Die Musiker nehmen ihre eigene Identität als Hybride wahr. Das spiegelt sich in ihrer Musik wieder: “Diasporic South Asians' hybrid music negotiates the complex tensions between pressures to assimilate, to be authentic Indians, to be American and rebel against the older generation, and to use the older generation's knowledge of India to fashion what they believe to be authentic Indian selves.” (Taylor 2007, S. 155) Hybridität in der Musik beinhaltet häufig einen grenzüberschreitenden Aspekt: Die Musiker überschreiten die Grenzen eines Stils durch die Vermischung mit einem anderen. Dadurch hinterfragen sie ihre normative Gültigkeit und entlarvt ihren Konstruktcharakter (Steingress 2002, S. 316). Die Werke als Spiel nach eigenen Regeln können Ausdruck dafür sein, dass auch die Identität des Komponisten die vorgegebenen Grenzen sprengt (Vgl. Schatt 2004, S. 51). Ein weiteres gerne verwendetes Beispiel für Hybridität als Identität ist der Musiker Apache Indian. Er ist in England geboren, hat aber indische Wurzeln. Seine Musik enthält Elemente des jamaikanischen Dancehall (eine Mischung aus Rap und Reggae) sowie des modernen anglo-punjabischen Bhangra (elektronische Musik punjabischer Einwanderer in England). Trotz dieses mehrfachen Mischcharakters beschreibt Apache Indian seinen Sound als „very british“: ''You'd never get this in Jamaica because you wouldn't have the bhangra element. You wouldn't get it in India because you wouldn't have the reggae or the pop element. The music is everything around me." (zitiert nach Taylor 1997, S. 163) Das hier zu nennende Stichwort ist „Glokalisierung“: Prozesse der Globalisierung manifestieren sich immer lokal. Vermischung kann nur zwischen Elementen stattfinden, die an einem bestimmten Ort präsent sind. Genau diese Gedanken finden sich auch bei Hans-Jürgen Buchner über fremde Klänge in Bayern: - 13 - "Ich glaub', dass des einfach deswegen passt, weil's da ist. Wenn's nicht da wäre, dann würd's auch nicht geschehen." (Bayerischer Rundfunk 2011b) Welche kulturellen Elemente Buchner im Laufe seines Lebens in seine Identität integriert hat, und wie er diese mit Musik ausgelebt hat, untersucht das nächste Kapitel. 2.1.2. IDENTITÄTSARBEIT DURCH MUSIK - HANS-JÜRGEN BUCHNERS BIOGRAPHIE BIS ZUR ENTSTEHUNG SEINES PERSONALSTILS Fast sein ganzes Leben lang macht Hans-Jürgen Buchner Musik. Eine breite Öffentlichkeit erreichte er damit allerdings erst Anfang der 1980er Jahre. Damals hatte er einen Personalstil entwickelt, der Elemente aller Musiken enthielt, die im Laufe seines Lebens wichtig für seine Identität gewesen waren. Vom Prinzip her änderte sich das auch bei den folgenden Platten nicht. Daher dürfte es genügen, HansJürgen Buchners Leben mit Musik bis zu seinen ersten Tonbandexperimenten Anfang der 1980er Jahre zu untersuchen. 2.1.2.1. 1944-1954 KINDHEIT AUF DEM DORF IN NIEDERBAYERN Hans-Jürgen Buchner wurde am 27. Dezember 1944 in Bernau bei Berlin geboren. Sein Vater war ein niederbayerischer Tierarzt und seine Mutter gebürtige Berlinerin1 (Barto 05.10.1998, S. 3). Drei Wochen nach der Geburt zog die Mutter mit ihrem Kind nach Niederbayern (Schmidbauer et al. 20.05.2004, 04:12). Seine Jugendzeit verbrachte Hans-Jürgen Buchner in Welchenberg bei Bogen (Wikipedia 18.03.2011). Seine Mutter tat sich aufgrund ihres evangelischen Glaubens anfangs schwer in dem katholischen Dorf (Schmidbauer et al. 20.05.2004, 05:43). Buchner wuchs zweisprachig auf: Hochdeutsch lernte er von seiner Mutter, bayerisch von seinem Vater. (Barto 29.12.1992, 09:27) Wenn der zu den Bauern fuhr, um nach ihren Tieren zu sehen, nahm er seinen Sohn oft mit. So bekam Hans-Jürgen Buchner Einblick in das Leben und die Sprache auf dem Land in Niederbayern (Ebd., 07:29). Heute bezeichnet er seine Erziehung als „erzkonservativ“ (Wandt et al. 16.02.2011, 04:00) In seiner frühen Kindheit lernte Hans-Jürgen Buchner hauptsächlich Musik kennen, die der deutschen Kultur entstammt. Der erste Stil, mit dem er in Berührung kam, war klassische Musik. Bereits als Vierjähriger begann er auf Wunsch seiner Mutter mit - 14 - dem Klavierunterricht (Sauer, Rösinger 14.02.2002, 02:31). Damals entwickelte Hans-Jürgen Buchner eine Abneigung gegen Noten: Weil er lesefaul war, übte er die Stücke so lange, bis er sie auswendig konnte. Das führte öfter zu Konflikten mit seiner Mutter. Sie wollte ihn zum Notenlesen erziehen und schlug ihm mit dem Kochlöffel auf die Finger, wenn sie merkte, dass er auswendig spielte (Barto 05.10.1998, S. 3). Seine Mutter stammte aus einer künstlerisch interessierten Familie. Hans-Jürgen Buchners Großonkel war der Wagnersänger Franz Hahn (Schmidbauer et al. 20.05.2004, 09:24). Ein weiterer Onkel arbeitete als professioneller Zauberer. Einmal im Jahr fuhr Buchner mit seiner Mutter zu einer großen Familienfeier nach Bernau bei Berlin in die damalige DDR. Dort unterhielten sich die Familienmitglieder gegenseitig mit Musik, Zauberei und Erzählkunst (Sauer, Rösinger 14.02.2002, 02:01). Buchner wurde also bereits in ein Netzwerk hineingeboren, dass seine spätere Entwicklung begünstigte. Auch sein Vater förderte die musikalische Ausbildung. Für eine berufliche Perspektive hielt er sie aber nicht. (Ebd., 05:55) Hans-Jürgen Buchner bekam als Kind neben der klassischen Musik auch die regionale Wirtshauskultur im niederbayerischen Dorf Welchenberg mit. Das Haus seiner Eltern befand sich gegenüber eines Brauerei- und Gaststättengebäudes, dass Buchners Onkel gehörte. Dort arbeitete seine Großmutter. Zusammen mit seiner Schwester pendelte Buchner zwischen Elternhaus und Wirtshaus. Bei Tanzveranstaltungen hörte er den Feuerwehrkapellen zu und spielte mit Rumbarasseln oder ähnlichem mit. (Barto 05.10.1998, S. 3) Darauf führt er seine Kenntnis der bayerischen Blasmusik zurück: “Ich hab schon als kleiner Bua alleweil auf’m Tanzboden mitgespielt und seitdem hab ich die Blasmusik im Ohr“ (Haindling 1984, S. 150–151). Auch für Buchners Sozialisation als Niederbayer war das Wirtshaus ein wichtiger Ort: „Jedn Tag is da gesoffen und gschrian und gstrittn worn. Und i hab des ois Kind ois miterlebt. Und des war wahrscheinlich des wichtigste [...] Fundament und der wichtigste Fundus, in Beziehung Sprache und Benehmen, was i eigentlich jemois mitkriagn hät kenna. Des glaub I war sehr wichtig, dass i des erlebt hab.“23 (Barto 29.12.1992, 06:38) Neben der Wirtshausmusik erinnert sich Hans-Jürgen Buchner auch noch an die „Bettlmusik“: - 15 - „I hab ja ois Bua de Bettlmusik so gern meng. Da san so Zwoaraformationen oder Dreierformationen durch de Dörfer ganga. [...] Und des hod foisch klunga, aber des hat ma aber unheimlich gfoin.4“ (Gaertner, Kratzert 27.10.1993, 02:34) Ein Artikel von M. O. C. Döpfner über Haindling in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung beschreibt Bettlmusik als „bayerische Straßenmusik, meist mit Klarinette, Tuba und Akkordeon“ (23.03.1984, S. 27) Interessant ist, dass Buchner den grenzüberschreitenden Aspekt betont: Die Musik hat „falsch“ geklungen, hat also nicht den Regeln entsprochen, die eigentlich für diesen Musikstil galten. Trotzdem hat sie ihm gefallen. Wenn Buchner selbst später Grenzen überschritt, konnte er sich auf eine Tradition in der regionalen Musikkultur berufen, die er selbst als Kind miterlebt hatte. Durch seine Eltern lernte Buchner auch die damals aktuelle populäre Musik kennen. Den „Erzherzog Johann Jodler“ zum Beispiel sangen seine Eltern gerne. Das inspirierte Buchner später zu einem der ersten Haindling-Songs (Beyer 15.06.2011). Seine Mutter hörte gerne Tango (Barto 05.10.1998, S. 7). Dieser Tanz stammt ursprünglich aus Argentinien und Uruguay. Transkontinentale Einflüsse in der Musik erreichten also schon in Buchners Kindheit manchmal die Peripherie. Das blieb aber die Ausnahme: Für ein Kind war es kaum möglich, die Musiken der Welt zu entdecken. Dennoch wurde der Grundstein für Buchners Interesse an anderen Kulturen in seiner frühen Kindheit gelegt. Wie viele andere Kinder sammelte er Sanella-Bilder (Beyer 15.06.2011, Baerensound.com 2011). Anfang der 1950er Jahre veröffentlichte die Magarine-Union AG vier Sammelbild-Alben mit exotischen Motiven. Jedes dieser Hefte thematisierte einen anderen Kontinent: Afrika, Mittel- und Südamerika, Australien/Neuseeland und China/Tibet/Japan. In der europäischen Tradition exotischer Reisebeschreibungen erzählten fiktive deutsche Jungen darin von ihren Abenteuern in fernen Ländern (Wurmisch 26.11.1996). Zeitlich fällt die Veröffentlichung der Hefte mitten in die Dekolonialisierungsphase, daher sind die Erzählungen sicher nicht frei vom Gedankengut des Kolonialismus. Ob sie ein realistisches Bild der fremden Länder zeichnen, ist schwer nachzuvollziehen. Verfolgen lässt sich aber der Weg, den die Bilder genommen haben. Über die - 16 - Strukturen der Kolonialisierung bestand Kontakt zwischen Europa und dem Rest der Welt. Kenntnisse über fremde Länder waren an der Peripherie lediglich in Warenform verfügbar, zum Beispiel als Sanella Alben. Hans-Jürgen Buchner war also von Anfang an verschiedenen musikalischen und kulturellen Einflüssen ausgesetzt. Und das, obwohl er an einem Ort aufgewachsen ist, der nicht im Zentrum der Veränderungen lag. Selbst in seinem relativ entlegenen Dorf fand Mobilität in beträchtlichen Ausmaß statt. Seine zugezogene Mutter, das Umherziehen der Straßenmusiker und die Verfügbarkeit von Tango-Musik über das relativ neue Massenmedium Radio ließen Buchner vielfältige musikalische Erfahrungen machen. 2.1.2.2. 1954-1961 JUGENDLICHER REVOLUZZER IM INTERNAT Als Hans-Jürgen Buchner neun Jahre alt war, schickten seine Eltern ihn ins Internat. Im Kloster Metten fühlte er sich nicht wohl, seine schulischen Leistungen ließen zu wünschen übrig. Er konnte sich nicht einfügen, denn die strikte Regelhaftigkeit des Klosterlebens widerstrebte ihm (Schmidbauer et al. 20.05.2004, 15:30). Er hatte zwar in Kunsterziehung immer gute Noten, interessierte sich aber wenig für die anderen Fächer. Hier bekam Musik zum ersten Mal zentrale Bedeutung für Buchners Identität. Er linderte sein Heimweh dadurch, dass er klassische Musik auf dem Klavier spielte (Barto 29.12.1992, 03:31). Das war für ihn ein Stück transportable Heimat, die er in seine neue, als lebensfeindlich empfundene Umgebung mitnehmen konnte. Außerdem bot Musik ihm eine Möglichkeit, sich im sozialen Netzwerk des Klosters positiv zu präsentieren und zu positionieren: „[...] Musik ist immer etwas Beliebtes. Ein guter Fußballer war ich nie, ein richtiger Schläger auch nicht, und da blieb nur die Musik als eine der drei Möglichkeiten, um sich in so einem Internat darstellen zu können. Mein Weg war die Musik, und so blieb es[.]“ (Barto 05.10.1998, S. 3) Im Internat entdeckte Buchner auch amerikanische Popmusik, besonders den Jazz. Seit diesem Zeitpunkt verlor er das Interesse an klassischer Musik. Jazz entsprach viel mehr dem, was er sein wollte. Da Buchner im Kloster Metten sehr schlecht abgeschnitten hatte, wechselte er im - 17 - Alter von zwölf Jahren ins Internat in Cham. Dort lernte er einen Abiturienten kennen, der Boogie auf dem Klavier spielte. Für Buchner war das eine völlig neue Musik. Amerikanische Radiosender wie AFN waren im Internat verboten. Buchner war begeistert vom Boogie. Ohne seinen Eltern Bescheid zu sagen, gab er den klassischen Klavierunterricht auf und spielte von da an nur noch ohne Noten. Der Abiturient brachte ihm die charakteristischen Untergriffe der Begleitung des damaligen Boogies bei (Ebd.; Barto 29.12.1992, 03:59). Für eine gute Note in einer Französisch Schulaufgabe bekam er von seinem Vater als Belohnung eine Jazz-Trompete. Die hatte er sich als Louis Armstong-Fan gewünscht. Seine Noten verschlechterten sich dann wieder beträchtlich, denn Buchner übte Trompete, statt zu lernen. Von einem Mitschüler ließ er sich die Griffe der Tonleitern zeigen. Bald darauf konnte er zur Platte von Louis Armstrong das Trompetensolo aus "Uncle Satchmo's Lullaby" mitspielen. (Barto 05.10.1998, S. 3; Schmidbauer et al. 20.05.2004, 13:26) Durch dieses Können war Buchner bald sehr beliebt im Internat. Heimlich spielte er für seine Mitschüler: „Es versteckten sich oft sieben, acht Leute im hintersten Eck des Klavierzimmers, um diesen Rhythmus miterleben zu können – denn eigentlich war das ja verboten. So konnte ich mich eben mit moderner Musik in einem Knabeninternat behaupten.“ (Barto 05.10.1998, S. 3) Amerikanische Musik und Kultur wurde für Hans-Jürgen Buchner zur Strategie, um gegen die konservative Welt des Klosterinternats zu rebellieren: „Es war hoid mei Ausdruck des Revoluzzertums, dass i a Musik mach, die mehr oder weniger verboten is“5 (Buchner 2002, 05:38). Obendrein stilisierte er sich zum Halbstarken im James Dean Outfit und trug eine Blue Jeans, die ihm seine Tante aus Amerika zugeschickt hatte (Sauer, Rösinger 14.02.2002, 06:54). Globale Mobilität spiegelt sich hier im Familiennetzwerk. Als Revoluzzer war Buchner kein Einzelfall. Wie die Geschichtswissenschaftlerin Uta Poiger feststellt, war Jazz für die Jugendlichen der 1950er Jahre Mittel zum Widerstand gegen die Elterngeneration und damit auch gegen deren Werte und gegen die Nazi-Vergangenheit (Poiger 2004, S. 92). Besonders der Erfolg des Rock’n’Roll in Deutschland nach 1956 bereitete den Eltern Kopfzerbrechen. Auch Buchner bekam - 18 - diesen Trend mit. Er stahl damals seine erste Schallplatte, eine „Bill Haley“-Single. Wegen seines schlechten Gewissens brachte er sie aber bald wieder zurück. Abspielen durfte er sie im Internat ohnehin nicht, dort herrschte Rock-Verbot. (Schmidbauer, Kälberer 07.07.2006, 00:20) Anfangs haftete dem Jazz der Ruf des Wilden, Exotischen und Erotischen an. Einflussreichen Journalisten wie Joachim-Ernst Berendt gelang es jedoch, den Jazz zu desexualisieren und ihn zu etablieren (Poiger 2004, S. 84). Mit Hilfe des amerikanischen Jazz gelang es in Deutschland, sich gleichzeitig von der NaziVergangenheit zu lösen und vom Ostblock abzugrenzen. Mit dieser Begründung erklärte der damalige Verteidigungsminister Franz-Josef Strauß im August 1958, dass Jazz eine geeignete Musik für die deutsche Bundeswehr sei. In der zweiten Hälfte der 1950er Jahre wurde Jazz zum Symbol für die neue pluralistische, postfaschistische Gesellschaft in Deutschland. Gleichzeitig ließen sich mit dem nun etablierten Musikstil die rebellischen Jugendlichen bezähmen (Vgl. Poiger 2004, S. 90–92). Dieser Wandel wirkte sich auch auf Hans-Jürgen Buchner aus. Die Quellen sind diesbezüglich leider unpräzise und widersprüchlich. Vermutlich wurde Buchner zunächst als Trompeter ins Orchester seines Internats aufgenommen. Etwa ein Jahr später gründete er seine eigene Jazzband, mit der er auf Schülerfeiern spielen durfte (Winkler 2011, S. 16; Haindling, 1984, S. 150; Barto 29.12.1992, 05:26). Trotz dieser Erfolge in musikalischer Hinsicht: Buchner blieb ein Halbstarker, der sich nicht in das Gemeinschaftsgefüge einordnen wollte. Während seiner Schullaufbahn war er ein Problemkind und musste letztendlich kurz vor dem Abitur die Schule in Straubing verlassen (Schmidbauer et al. 20.05.2004, 15:10). Die Lehrer legten Buchners Eltern auf Grund seines Talents nahe, ihm eine künstlerische Ausbildung zu ermöglichen. Musik als Beruf kam nicht in Frage, obwohl das schon damals sein Lebenswunsch war. 2.1.2.3. 1961-1968 KERAMIKERLEHRE IN BERCHTESGADEN, BOGEN UND LANDSHUT – ERSTE KONTAKTE MIT MIGRANTEN Mit 16 Jahren begann Buchner eine Keramiker-Lehre in Berchtesgaden. Hier kam er zum ersten Mal intensiv in Kontakt mit Migranten. Für amerikanische Soldaten spielte er nach der Arbeit Boogie. Sie waren im „General Walker Sky Top“ auf dem Obersalzberg stationiert. Seine Offenheit für andere Kulturen brachte Buchner zum ersten Mal Vorteile. Die Amerikaner holten den damals 17jährigen mit ihren - 19 - luxuriösen Autos ab (Buchner 2002, 06:16; Schmidbauer et al. 20.05.2004, 16:39): „I war da a richtiger Star, da wo sogar die Frauen leicht alkoholisiert aufm Flügl drobn glegn san, woaßt scho, so wia ma's in de Filme sehgt [...]“6 (Ebd.) Es sollte nicht das letzte Mal gewesen sein, dass Buchner von seiner Vorliebe für das Fremde profitierte. Obwohl er nicht an an den Knotenpunkten des transkulturellen Ausstauschs lebte, spielten fremde Kulturen immer eine Rolle in seinem Leben. Um mit ihnen in Kontakt zu kommen, musste er nicht wegfahren, die Globalisierung lieferte sie ihm ins Haus. Seinen ersten ausländischen Freund lernte Buchner 1963 kennen. Damals führte er seine Ausbildung – nach Zwischenstation in Bogen - an der staatlichen Fachschule für Keramik in Landshut fort. Shakir Abalı war laut Buchner damals der erste Türke in der Stadt. Er ging auf die Ziegeleischule und teilte sich mit Buchner die Wohnung. Die beiden freundeten sich an – vielleicht verband sie das Gefühl des Andersseins. Buchner war sehr aufgeschlossen für türkische Kultur, er lernte Küche und Sprache des Balkanlandes kennen. Kaum hatte er mit 18 Jahren den Führerschein in der Tasche, lieh er sich das Auto seines Vaters und fuhr mit Abalı nach İzmir in der Südtürkei. In der Heimat seines Freundes lernte er die türkische Mentalität kennen und trommelte mit den Einheimischen. 1965 wiederholte er die Reise (Beyer 15.06.2011). In Buchners Erlebnissen aus dieser Zeit spiegeln sich gesellschaftliche Entwicklungen: 1961 hatte die Bundesrepublik Deutschland ein Anwerbeabkommen mit der Türkei abgeschlossen. In Folge dessen nahm die Anzahl türkischer Gastarbeiter enorm zu. Im Jahre 1966 schloß Buchner seine Ausbildung als Keramiker mit 21 Jahren er als jüngster Meister in Bayern ab. Im anschließenden Wehrdienst gründete er eine Bataillonsband, mit der er bei Offiziersbällen spielte. (Haindling, 1984, S. 150). 2.1.2.4. 1968-1981 KERAMIKER IN STRAUBING UND HAINDLING – SPIELPAUSE, FERNREISEN, FESTIVALS Als 23jähriger eröffnete Buchner 1968 seine eigene Werkstatt in Straubing, bildete Lehrlinge aus und ging ganz in seinem Beruf auf. Er heiratete und seine Tochter Astrid kam auf die Welt. Die Werkstatt lief gut, Buchner hatte bald viele Bekannte in - 20 - der Straubinger Künstlerszene (Barto 05.10.1998, S. 5–6). Letztendlich hatte sich der Revoluzzer also mit den bürgerlichen Normen ausgesöhnt und es dennoch geschafft, sich seine persönliche Freiheit zu bewahren. Buchners erste Ehe ging bald in die Brüche. 1972 lernte er seine jetzige Frau Ulrike Böglmüller kennen und betrieb gemeinsam mit ihr die Werkstatt in Straubing. 1976 zogen die Beiden dann auf den Tip eines Bekannten hin in ein 300 Jahre altes Wirtshaus im kleinen niederbayerischen Dorf Haindling bei Geiselhöring, wo Buchner heute noch wohnt und arbeitet. 1978 erhielt das Paar anläßlich der internationalen Handwerksmesse in München den Bayerischen Staatspreis für Keramik. (Haindling, 1984, S. 150). Auch wenn Buchner in dieser Zeit kaum selbst spielte, hat sie seinen späteren Stil geprägt: Er hörte in seiner Freizeit intensiv Musik, zum Beispiel The Beatles, Pink Floyd und Elton John (Barto 05.10.1998, S. 6). In den 1970er Jahren begann er auch, Fernreisen zu unternehmen. Eine Vorliebe, die bis in die 1980er Jahre hinein vorhalten sollte. Er besuchte Sri-Lanka, Thailand, Indien, Ägypten und das nicht ganz so fern gelegene Spanien. Überall hatte Buchner „musikalisch an Spaß“, wie er sagt. Bei der Wahl seiner Reiseziele beeinflussten ihn unter anderem Trends der Popkultur: Mitte der 1960er Jahre hielten verstärkt exotische Elemente in die Rockmusik Einzug – eine Folge der zunehmenden Migration. Buchner war begeistert von diesen exotischen Klängen, weil sie völlig neu für ihn waren. Die indische Kultur hatte über Großbritannien den Weg zu ihm gefunden. In den 1970er Jahren reiste er nach Sri-Lanka und kaufte sich dort eine Sitar und Tablas. Er ließ sich von Einheimischen am Strand oder auf dem Hotelzimmer in Grundzügen die Spieltechnik zeigen. Um den traditionellen Stil zu erlernen, fehlte ihm aber die Motivation (Beyer 15.06.2011). Ende des Jahrzehnts begann „die große Ära der Open-Air-Festivals“: Mit seiner damaligen Freundin Ulrike Böglmüller besuchte Buchner zahlreiche Freiluftkonzerte. Er war damals laut eigener Aussage 36 Jahre alt (Buchner 2002, 08:10). Dort sah er unter anderem die Krautrock-Gruppen „Amon Düül“ und „Embryo“ (Barto 05.10.1998, S. 6). Sie entstanden Ende der 60er Jahr im Umfeld der Münchner Studentenkommunen und gehörten zum Kern der Hippie-Bewegung. Auch Buchner selbst und seine Freundin waren in den 1970er Jahren Hippies. Sie trugen lange Haare und bunte Kleidung und solidarisierten sich dadurch mit der Außenseiter-Kultur (Schmidbauer et al. 20.05.2004, 22:12). - 21 - Amon Düül verwendeten auf der Bühne oft Kongas (Barto 05.10.1998, S. 6). Einige Besucher der Open Airs imitierten das: Sie brachten ihre eigenen Kongas mit und spielten in den Pausen darauf (Winkler 2011, S. 16). Dadurch begann Buchner, sich wieder für das Musikmachen zu interessieren. Er legte sich drei große Kongas zu, um auf Festivals zu trommeln (Buchner 2002, 08:10). 2.1.2.5. ZUSAMMENFASSUNG UND EINORDNUNG IN DAS MODELL „PATCHWORK- IDENTITÄT“ Buchners erneutes Interesse am Musizieren leitete eine Entwicklung ein, die zur Gründung der Band Haindling führte. Fast alle wesentlichen Erfahrungen, die er später in seiner Musik ausdrückte, hatte er zu diesem Zeitpunkt schon gemacht. Seit seiner Kindheit kannte er die dörfliche Wirtshausmusik. Auch in klassischer Musik war er bewandert, lehnte sie aber ab. Die angloamerikanische Popmusik hatte er im Kloster kennengelernt und verfolgte die aktuellen Entwicklungen über die Medien. Sein Interesse an nicht-europäischen Musiken war durch Bekanntschaften mit Migranten, Trends der Popmusik in den 60er und Fernreisen entstanden. Sein ganzes Leben hat Buchner in Niederbayern verbracht. Obwohl er immer wieder über den Tellerrand schaute, scheint er dort sehr stark verwurzelt zu sein. Seit seiner Kindheit ist die bayerische Kultur ein wesentlicher, tief sitzender Teil seiner Identität. Dennoch war er von Anfang an außergewöhnlich, weil seine Mutter aus Berlin stammte. Seit er sich im Internat nicht einordnen konnte, wurde es Teil seiner Identität, ein Außenseiter zu sein: Zunächst als Halbstarker amerikanischer Prägung, dann als Hippie und Künstler. Mit der bürgerlichen Gesellschaft arrangierte er sich in ausreichendem Maße, um seinen finanziellen Wohlstand zu sichern. Amerikanische Musik war für ihn ein Mittel um sich abzugrenzen. Der Jazz bedeutete Freiheit und kreativen Umgang mit Musik, während das klassische Klavierspiel sich streng nach den Regeln der Notenschrift zu richten hatte. Damit symbolisierte es die einengenden, altdeutschen Disziplin-Ideale der erzkonservativen Klosterwelt, aus der Buchner ausbrechen wollte. Als Außenseiter verhielt er sich solidarisch mit anderen Personen, die am Rande der Gesellschaft standen. Dadurch erklären sich wohl zum Teil seine intensiven Kontakte zu Migranten. Durch seine Mutter war Buchner selbst in gewisser Weise ein Migrantenkind. Dass die Globalisierung Buchner Fremdes nach Hause brachte, führte dazu, dass er selbst zu reisen begann. - 22 - Den scheinbare Widerspruch zwischen Weltoffenheit und Heimatbewusstsein löst Buchner durch Überlappung auf: Er ist zwar Niederbayer, als solcher aber auch gesellschaftlicher Außenseiter. Damit hängt wiederum seine Solidarität mit Migranten und seine Weltoffenheit zusammen. Insgesamt ergibt sich ein Patchwork von teils widersprüchlichen Erfahrungsfragmenten, die durch Überlappung in Einklang gebracht werden. Das Model von Keupp et al. lässt sich problemlos anwenden. Meiner These nach war der zusammengesetzte Charakter von Buchners Identität ein wesentlicher Faktor bei der Entstehung seines Personalstils. Die Identitätsbausteine entsprechen bestimmten Musiken, die Buchner positioniert haben und durch die er sich positioniert hat: Durch Umgang mit dörflicher Wirthauskultur und –musik entstand seine niederbayerische Identität, mit dem Jazz lebte er seine Außenseiterrolle aus und das Interesse für exotische Musiken war unter anderem Ausdruck seiner Weltoffenheit. - 23 - 2.1.3. RAHMENBEDINGUNGEN FÜR DIE ENTSTEHUNG VON BUCHNERS PERSONALSTIL 2.1.3.1. IDEELE RAHMENBEDINGUNGEN - WUNSCH NACH INNOVATION UND INDIVIDUALITÄT Buchners Patchwork-Identität erklärt nicht, wieso er begonnen hat, Stile zu vermischen. Er hätte auch die Option gehabt, nebeneinander in mehreren Bands verschiedene Musiken zu spielen. Damit hätte er seine verschiedenen Identitätsfacetten nacheinander anstatt gleichzeitig ausleben können. Es fragt sich also: Warum begann er zu mischen? Hans-Jürgen Buchner hat in Interviews immer wieder seinen Wunsch nach musikalischer Innovation betont (Vgl. Barto 05.10.1998, S. 6). In der Sendung „Nachtlinie“ kritisierte er 2009 die Einfallslosigkeit amerikanischer Pop- Produktionen, die im Formatradio gespielt werden (Vgl. Bönte, Riermeier 10.09.2009, 19:37). Als positives Beispiel nannte er den Zündfunk auf Bayern 2, eine wichtige Anlaufstelle für die Independent-Szene im Freistaat (Ebd., 01:26). Der Wunsch nach Innovation ist gekoppelt an Buchners Bedürfnis nach Individualität. Er sucht nach dem Besonderen, um sich abzugrenzen: „I war immer scho dro interessiert aa in am Plattengschäft, dass i ma Plattn kauf, die halt a Normaler ned kauft. [...] Die Masse hat einfach an Gschmack, über den i weit hinaus bin. Und drum interessiert mi des ned.“7 (Beyer 15.06.2011) Umso mehr verwundert es, dass Buchner als Vorbilder Musiker nennt, die weltweite Bekanntheit erreicht haben: Die Psychedelic Folk-Band The Incredible String Band oder die angloamerikanischen Singer-Songwriter Elton John, James Taylor, Randy Newman und Joni Mitchell; sogar The Beatles und Pink Floyd (Vgl. Buchner 2002, 20:10; Winkler 2011, S. 17; Barto 05.10.1998, S. 6). Buchner hörte wohl größtenteils Bands, die zwar einer breiten Öffentlichkeit bekannt waren, aber als progressiv galten. Auch sein Interesse für Musik aus anderen Ländern hängt mit dem Wunsch nach Innovativität zusammen: „I hab halt gfundn, dass ma in fremden Kulturen sich besser irgendwas neu's rausfinden ko, [...] was de Welt no ned so kennt, als im üblichen Chart-Radio.“8 (Beyer 15.06.2011) Als Buchner wieder zu musizieren begann, kam es für ihn generell nicht in Frage, einen vorhandenen Musikstil zu imitieren. Das wäre einerseits nicht innovativ gewesen und andererseits hätte er sich damit in eine Gruppe eingeordnet, anstatt seine Individualität zu betonen. Es gefiel ihm nicht, „immer auf gekaufte Schallplatten und - 24 - Kassetten angewiesen zu sein. Gerade beim Autofahren wollte [er] gern [seine] eigene Musik hören.“ (Keglmaier 2005, S. 255) Das Musik-Angebot drückte für ihn nicht in ausreichendem Maße seine Identität aus. Buchner beschloß, diesen Mangel durch Selbstgemachtes zu beheben. Diese „Do-ItYourself“-Einstellung hat ihm seine Mutter als Kind vermittelt (Vgl. Schmidbauer et al. 20.05.2004, 08:18). Er versuchte Anfang der 1980er Jahre zwei Mal in Straubing eine Band zu gründen, doch alle Projekte scheiterten, weil er sich mit den Mitmusikern nicht einigen konnte. „Ja, die wollten auch richtiggehend Jimi Hendrix imitieren. Das paßte mir aber nicht, weil ich meinen eigenen Klang machen wollte, den ich nirgends hörte, den ich aber vermißte und den ich in mir getragen habe: Das wollte ich machen.“ (Barto 05.10.1998, S. 7) Da Buchner seine eigene Identität mit seiner Musik ausdrücken wollte, passte es ihm nicht ins Konzept, wenn andere Musiker ihre Identität einbrachten oder den Personalstil eines anderen imitierten. Buchners musikalisches Konzept entsprach nicht dem Zeitgeist seiner unmittelbaren Umgebung. Das Postmoderne „anything goes“ war scheinbar in Straubing noch nicht angekommen. 2.1.3.2. MATERIELLE RAHMENBEDINGUNGEN - MEHRSPURAUFNAHME UND INSTRUMENTENSAMMELN Buchner löste das Band-Problem schließlich, indem er seine Musik alleine im Multitrackingverfahren aufnahm (Vgl. Barto 29.12.1992, 15:10). Zahlreiche günstige Umstände trafen zusammen und führten dazu, dass er auf diese Idee kam und sie auch umsetzten konnte. Da seine Keramikwerkstatt gut lief, hatte Buchner die finanziellen Resourcen, um in sein Hobby Musik zu investieren. Neben der Arbeit hatte er genug Freizeit, um zu üben. Nachdem durch das Kongaspielen sein Interesse an Musik wieder geweckt war, hatte er begonnen, Instrumente zu sammeln und selbst zu bauen. Damit erfüllte er sich einen Jugendtraum: Im Internat hatte er aus Musikkatalogen Bilder von Instrumenten ausgeschnitten und in ein Büchlein eingeklebt (Winkler 2011, S. 16). Heute besitzt er - 25 - nach eigener Aussage ungefähr 150 Quadratmeter Musikinstrumente aus vielen Regionen der Welt (Vgl. Reuß, Toepsch, 28.12.2009, S. 3). Die Mehrspuraufnahmetechnik war in den 1970er Jahren auch für Privatpersonen verfügbar geworden. Zwar hatte Karl-Heinz Stockhausen schon in den 1950er Jahren avantgardistische elektronische Musik mit Mehrspurtonbandgeräten aufgenommen. In der Popmusik war diese Technik aber erst durch das Beatles Album „Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band“ von 1968 bekannt geworden. Der erste erfolgreiche Einzelkomponist in diesem Kontext war Mike Oldfield, der 1973 sein Album „Tubular Bells“ größtenteils alleine einspielte. 1979 wurde die Mehrspurtechnik mit dem Teac/Tascam Portastudio 144 auch für Privatpersonen verfügbar. Buchner nahm sich Mike Oldfield zum Vorbild und begann bei sich zuhause mit einer Zweispur-Bandmaschine zu experimentieren (Vgl. Buchner 2002, 20:10, Barto 29.12.1992, 15:10). Die Praxis des Homerecording war damals gerade erst im entstehen. Buchner war der erste Musiker in Bayern, der auf diese Art produzierte und damit bekannt wurde. Heute ist vor allem in der Independent-Szene das Homerecording auf Laptops gebräuchlich. Bald schaffte Buchner ein Vier-Spur-Gerät an, dass seine Möglichkeiten erheblich vergrößerte (Vgl. Ebd.). Sein Konzept war damals: „Erste Spur: Klavier. Zweite Spur: Mini-Moog – das war das erste Keyboard, also der erste Synthesizer, der auch heute noch unerreicht ist, weil er seinen eigenen, ganz speziellen Klang hat. Dritte Spur: Tenorhorn. Vierte Spur: Gesang. So ist quasi die Haindling-Musik entstanden.“ (Barto 05.10.1998, S. 7) Es war nicht Buchners Absicht, bewusst einen musikalischen Hybrid zu schaffen, wie er mir im Interview erzählte (Vgl. Beyer 15.06.2011). Dennoch spiegeln die Instrumente sein Interesse an verschiedenen Musikstilen wieder: Randy Newman und Elton John haben zum Beispiel sein Klavierspiel beeinflusst (Vgl. Ebd.). Den Minimoog setzte in den 1970er Jahren die Progressive Rock-Gruppe Pink Floyd ein, die Buchner gerne hörte. Das Tenorhorn sollte die „bayerischen Elemente mit einfließen“ lassen (Sauer, Rösinger 14.02.2002, 11:21). Ein Auftritt von Fredl Fesl und den Mehlprimeln in Straubing hatte Buchners Faszination für dieses Instrument ausgelöst (Barto 05.10.1998, S. 6). Für seinen rauhen Gesangsstil hatte er sich vom - 26 - irischen Rocksänger Kevin Coyne inspirieren lassen, den er auch bei einem Konzert in Wien persönlich kennenlernte (Ebd., S. 8, Winkler 2011, S. 18). Dass diese Einflüsse so leicht verfügbar waren, setzt ein erhebliches Maß an Mobilität von Informationen und Personen vorraus: Auch ohne in einer Metropole zu wohnen, hatte Buchner Zugang zu internationalen Künstlern. Weil diese Einflüsse in seinem Leben waren und weil er damit ganz selbstverständlich Teile seiner Identität ausdrückte war es für Buchner ebenso selbstverständlich, sie zusammenzufügen. Um zu beurteilen, ob die dabei entstandene Musik als Hybrid angesehen kann, ist es nötig dieses Konzept zu definieren. 2.2. HYBRIDITÄT IN HANS-JÜRGEN BUCHNERS MUSIK 2.2.1. THEORIE-REFLEKTION: HYBRIDITÄT Bisher habe ich den Begriff „Hybrid“ im Sinne einer Kombination oder Vermischung heterogener Elemente in einem Musikstück verwendet. Diese Definition ist aber nicht voraussetzungslos. Obwohl sie ein Vermischungsphänomen beschreibt, lässt sie sich essentialistisch lesen. Ein Hybrid wäre demach etwas, das zusammengesetzt ist aus verschiedenen „reinen“ Komponenten. Der Musikethnologe Max Baumann argumentiert dagegen, dass es keine klar abgrenzbaren Musikstile gebe. Was als „rein“ angesehen wird, ist für ihn immer eine Setzung: Stildefinitionen sind Stilkonstruktionen (Vgl. 2006, S. 106). Solche Setzungen laufen Gefahr, außer acht zu lassen, dass vermeintliche reine Elemente selbst Ergebnis eines Entwicklungsprozesses sind (Vgl. Taylor 2007, S. 153). Die formalistische Typologie musikalischer Hybride des Soziologen Wolfgang Holzinger schlägt in die selbe Kerbe. Gemäß seiner Modellvorstellung ist nicht Hybridität als solche, sondern ihre Wahrnehmung entscheidend (2002, S. 267), da Stilvorstellungen nicht dem Werk innenwohnen: „In this sense, a certain style is simply another notion for a distinct genre or sub-genre (Musikrichtung) and 'formula' a synonym for the meter, rhythm, melody and harmony by which an established class of music - e.g. the Old Flamenco, original Tango, a certain Jazz-genre, etc. - appears as something unique and distinguishable.“ (Ebd., S. 268) - 27 - Das entscheidende Wort ist „appears“: Ein bestimmter Stil erscheint aufgrund bestimmter Formalen einzigartig und unterscheidbar. Dadurch, dass bestimmte musikalische oder auch außermusikalische Merkmale hervorgehoben werden, in denen mehrere Musikstücke übereinstimmen, können diese Stücke dem selben Stil zugeordnet werden. Den hervorgehobenen Merkmalen wird dabei eine Bedeutung zugewiesen. Sie werden zum Beweis dafür, dass ein Musikstück einem bestimmten Stil zugehört. Rezipitenten ordnen Musiken abhängig von ihren kognitiven Konzepten in Stilkategorien ein. Da diese Vorstellungen sich stark unterscheiden, kann das selbe Stück von verschiedenen Personen als Hybrid und als Nicht-Hybrid wahrgenommen werden (Vgl. Ebd., S. 272). Holzinger erklärt nicht genau, wie Stilvorstellungen entstehen. Zwar scheint er Experten die Deutungshoheit zuzusprechen – sie entscheiden, ob ein Stück ein Hybrid ist oder nicht. Auch beschreibt er das strukturelle Verständnis von Musik als sozialen kognitiven Prozess (Ebd., S. 266). Er legt aber nicht dar, wie das Wissen von den Experten in die Gesellschaft gelangt. Ein anderes Modell verspricht mehr Aufschluss: Der Sprachwissenschaftler Edward Larkey wählt in seinem Buch „Pungent sounds - Constructing identity with popular music in Austria“ das Konzept „Tradition“, um das Verhältnis zwischen Musikstilen und Gesellschaft zu beschreiben. Er wählt diesen Begriff, weil es ihm vor allem um die Konstruktion symbolischer Grenzen in Nationalstaaten geht. Bei der Untersuchung dieser gesellschaftlichen Vorgänge ist Tradition ein gerne verwendetes Konzept, um die Aushandung von Bedeutungen zu erfassen. Auch lassen sich damit Ausgleichprozesse zwischen faktischer kultureller Vielfalt und gewünschter Homogenität in einem Nationalstaat erfassen. Relevant für diese Untersuchung ist Larkeys Modell, weil sich die gesellschaftlichen Aspekte von Musikstilen damit beschreiben lassen. Innerhalb einer Nation finden zwischen verschiedenen Gruppen Konflikte um die Aushandlung von Bedeutungen und Symbolen statt. Mehrere Traditionen existieren gleichzeitig. Sie lassen sich verstehen als „symbolic or cultural alliance of different groups“ (1993, S. 4). Musikstile sind Bestandteile dieser Traditionen. Sie sind Symbolsysteme, die von Gruppen oder ganzen Gesellschaften geteilt werden. Das ist kompatibel mit der oben dargestellten Theorie von Simon Frith, gemäß der soziale Gruppen ihre Identität mit Musik ausleben. Larkey formuliert ähnlich: „The - 28 - social nature of tradition is evident in that people employ cultural artifacts, symbols and meanings to establish boundaries and identities between themselves and with others.“ (Ebd., S. 4) Publikum, Musiker, Vertreter von Plattenfirmen und - wie ich hinzufügen würde Journalisten nehmen an dieser Aushandlung von Identitäten und Bedeutungen teil. Im Bereich der Popmusik ist der Markt ein ganz wesentliches Feld, in dem Elemente ausgewählt werden, aus denen Traditionen entstehen (Ebd., S. 5).. Wolfgang Holzinger geht also in seiner Typologie von einem veralteten Modell aus: Früher mag es eine intellektuelle Elite gegeben haben, die für sich die Deutungshoheit in der Bewertung von Traditionen reklamierte und das auch gesellschaftlich durchsetzen konnte. Heute ist der Musikmarkt als großer Konkurrent um die Deutungshoheit in diesem Bereich hinzugetreten. In der Medienindustrie ist eine erhebliche Anzahl von cultural mediators entstanden, die um die Deutungshoheit konkurrieren (Ebd.). Larkey unterscheidet drei verschiedene Arten, wie musikalische Traditionen sich im Zeitverlauf entwickeln können: „Transplanted traditions“ werden von einem Ort an einen anderen exportiert. Beispielsweise gibt es in Deutschland Bands, die amerikanischen Country nachspielen. „Transformed traditions“ sind vor Ort entstanden und haben sich im Laufe der Zeit vor Ort verändert und entwickelt, zum Beispiel der deutsche Schlager. Besonders relevant für diese Untersuchung sind die „Transcultural [traditions]“. Sie kombinieren oder vermischen Elemente von örtlichen und international verbreiteten Musikstilen (Ebd, S. 6-7). Wenn ein Stück als Hybrid wahrgenommen wird, hängt das damit zusammen, dass es Elemente mischt, die gemäß den gängigen Symbolsystemen unterschiedlich verortet sind. Für diese territoriale Codierung von Musiken nennt Andreas Gebesmair in seinem Buch „Die Fabrikation globaler Vielfalt“ (2008) mehrere Kriterien: Die Sprache des Songtextes, strukturelle Kriterien (z.B. Sambarhythmus, Ragas) und Instrumentierung (z.B. Surdo, Sitar) (2008, S. 181-182) John O’Flynn hat sich in seinem Buch „The Irishness of Irish Music“ (2009) ebenfalls mit der symbolischen Territorialisierung von Musik beschäftigt. Viele seiner Kategorien überschneiden sich mit denen Gebesmairs. Er führt jedoch auch eine Kategorie ein, die er „Cultural Irishness and music“ nennt. Darunter versteht er neben anderen Aspekten auch, dass Musik durch inhaltliche Bezüge zu den Bräuchen, - 29 - Traditionen und Erzählungen eines Landes verortet werden kann (O'Flynn 2009, S. 21). Auf Basis dieser Vorüberlegungen sollen nun konkrete Haindling-Songs auf ihre Hybridität untersucht werden. Dabei geht es auch darum, wie Buchners Identität in Beziehung zur Hybridität seiner Musikstücke steht. Zunächst untersuche ich, wie die Musik von Haindling von cultural mediators in die bestehenden Symbolsysteme eingeordnet wird. Wenn meine Hypothese zutrifft, dass Buchner seine zusammengesetzte Identität sich in der Hybridität seiner Songs zeigt, müsste dieser Charakter seiner Musik auch im öffentlichen Diskurs eine Rolle spielen. Da Journalisten eine wichtige Gruppe von cultural mediators sind und Zeitungen ein leicht auszuwertender Quellentyp sind, untersuche ich zu diesem Zweck die Berichterstattung über Haindling in großen deutschen Tageszeitungen. Im zweiten Schritt gilt es dann, den Bezug zwischen den Elementen von Hans-Jürgen Buchners Musik und den zugehörigen Traditionen herzustellen. Wie ich bereits nachgewiesen habe, hat er im Laufe seines Lebens an einer Reihe von musikalischen Traditionen teilgenommen. Der Komponist selbst soll mit seinen Vorstellungen zu Wort kommen, ohne dass ihm allerdings die Deutungshoheit über die eigenen Stücke überlassen würde. Stattdessen berufe ich mich auf meine eigenen Kenntnisse von Stilen als gesellschaftlich geteilte Symbolsysteme. 2.2.2. REZEPTION IN DEUTSCHEN TAGESZEITUNGEN Um die Rezeption von Buchners Musik in deutschen Tageszeitungen zu untersuchen, habe ich das Online-Archiv der Süddeutschen Zeitung ausgewertet. Sie ist die größte deutsche Tageszeitung und in Bayern ansässig, wo Buchner am meisten Publikum hat. Das Archiv umfasst die Ausgaben Deutschland, Bayern und München mit den Landkreisausgaben ab 1992. Da Buchner bereits seit 1982 mit seinen Musikproduktionen in der Presse aufgetaucht sein muss, habe ich mich bemüht, zumindest stichprobenartiges Material aus dieser Zeit ausfindig zu machen. Die Online-Datenbank „Zeitungsindex“ und eine Anschlussrecherche in den Onlinearchiven verschiedener Tageszeitungen erbrachte 17 Treffer bei folgenden großen deutschen Blättern: Der Spiegel, Die Welt, Die Zeit, Frankfurter Allgemeine, Frankfurter Rundschau und Süddeutsche Zeitung. Da ich über 100 Artikel ermittelt hatte, beschloss ich, die Auswertung auf die besonders geeigneten Berichterstattungstypen Konzertbericht und Porträt zu - 30 - beschränken. Plattenkritiken wären ebenfalls in Frage gekommen, sie lagen aber nicht in ausreichendem Maße vor. Ingesamt wurden 45 Artikel aus den Jahren 1984 bis 2010 ausgewertet. Die Untersuchung erbrachte folgende Ergebnisse: • 23 Artikel bezeichnen die Musik von Haindling ausdrücklich oder implizit als Stilmischung9 • Alle Artikel verwendeten mehr als einen Genrebegriff, um Buchners Musik zu beschreiben. • Die verwendeten Genrebegriffe lassen sich grob den Kategorien Volksmusik, Rockmusik, Popmusik und Weltmusik zuordnen. • Im Bereich Volksmusik lauteten die gefundenen Begriffe: Bettlmusi (1x)10, Landler (3x)11, Hausmusik (4x)12, Blasmusik (6x)13, Volkstümlich (6x)14, Folklore (8x)15, und Volksmusik (17x)16. Dem Bereich Rock habe ich die Unterkategorien Punk (2x)17 und Rock (24x)18 zugeordnet. Die Kategorie Pop wurde teils ohne territoriale Kodierung verwendet (8x)19. Meist bezogen sich die Bezeichnungen aber auf Traditionen, deren Ursprung klar zu lokalisieren ist: Neue Deutsche Welle (7x)20 und Schlager (8x)21 gehören zur deutschsprachigen Popmusik, Soul (1x)22, Blues (1x)23, Rap (2x)24, Reggae (8x)25, Funk (8x)26 und Jazz (15x)27 mit Swing (5x)28 bezeichnen angloamerikanische Stil. Ein Artikel verwendete sogar „Chanson“29. Die Begriffe Weltmusik, Ethno-Pop und Umschreibungen davon tauchten 16 Mal auf30. Eher selten verwendet wurde „Avantgarde“ (2x)31. • Häufig brachten die Journalisten Buchners Musik mit fremden Ländern in Verbindung. Der Überbegriff „exotisch“ taucht 14 Mal auf32, das Synonym fremdländisch zwei Mal33. Oft beziehen sich die verwendeten Worte in generalisierender Weise auf außereuropäische Kontinente: „afrikanisch“ (21x)34, „asiatisch“ (9x)35 (dazu kommen die präziseren Begriffe „chinesisch“ (6x)36 und „balinesisch“ (2x)37) „südamerikanisch“ (1x)38 und „arabisch“ (1x)39. Damit sind die Hauptgebiete benannt, die Europäer im allgemeinen als „exotisch“ empfinden. Vier mal taucht aber auch die Bezeichnung „amerikanisch“ auf40. • Tendenziell wurde Buchners Musik in den 80er Jahren als Mischung aus Volksmusik, bayerischen Texten und Rockmusik gesehen. Erst in den 1990er Jahren rücken außereuropäische Elemente mehr in den Vordergrund. Das - 31 - verwundert nicht, wurde Weltmusik doch erst Ende der 1980er Jahre zum gebräuchlichen Marketingbegriff. Auch die stilische Entwicklung von Buchners Musik könnte eine Rolle gespielt haben. Aus Platzgründen kann darauf nicht näher eingegangen werden. Journalisten bescheinigen Buchners Musik eine große stilistische Vielfalt. Sie hören bayerische Volksmusik, amerikanische Rock-, Pop- und Jazzmusik und nicht genau einem Stil zuordenbare exotische Einflüsse. Diese Stile finden nicht nur nebeneinander statt, sondern vermischen sich, wie die Journalisten mehrfach beschreiben. 2.2.3. ANALYSE AUSGEWÄHLTER STÜCKE Buchner selbst erzählte mir im Interview, dass er nicht bewusst versucht, musikalische Hybride zu schaffen: „Mi interessiert des ned, dass i jetzad a oids Volksstückl neu auf... sondern des muass für mi entweder was Blödsinniges habn oder was Lustigs habn, dass i des deswegn mach.“41 (Beyer 15.06.2011) Einige seiner Stücke, wie zum Beispiel den „Hoidzscheidl-Rap“ nimmt er aber selbst auch als Hybrid wahr (Ebd.). Um Missverständnissen vorzubeugen, möchte ich vorausschicken, dass bei weitem nicht alle Songs von Hans-Jürgen Buchner Elemente verschiedener Musiken vermischen. Buchners größte Hits „Lang scho nimmer gsehn“ und „Paula“ zum Beispiel unterscheiden sich im wesentlichen durch den bayerischen Text von angloamerikanischen Vorbildern. In Larkeys Terminologie gehören aber auch sie dem Bereich der trancultural traditions an. 2.2.3.1. „ERZHERZOG JOHANN“ – VOLKSMUSIK-POP Bereits Buchners erste Platte „Haindling 1“ (1982) enthielt ein Stück, das in mehrfacher Hinsicht bayerisch codiert war und auch als Hybrid aus Volksmusik und Rock wahrgenommen werden kann: „Erzherzog Johann“. Als Vorlage diente Buchner das „Erzherzog Johann Lied“, auch bekannt als „Steyrer’s Heimweh“. Es ist ein sentimentales österreichisches Heimatlied aus der - 32 - ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts (Brenner 1996, S. 9, 11). Buchner kannte das Lied von seiner Mutter, die es gerne sang. Seine Version transformiert es auf mehreren Ebenen und reichert es mit Rockelementen an. In einer frühen Fassung des Liedes aus Ulrich Halbreiters „Sammlung auserwählter Gebirgslieder“ von 1839 lautet der Text der ersten Strophe: „Wo i geh‘ und steh‘ thut ma s‘Herz so weh‘ um mei Steyrermark ja glabt‘s ma‘s gwiß. Wo des Büchserl knallt, u. da Gamsbock fallt, u. mei lieba Herzog Johan is.“42 (Brenner 1996, S. 56) Darauf folgt ein Jodler. Auch die restlichen fünf Strophen des Textes sind voll von Jäger-Alpenromantik: Singende Sennerinnen, rauschende Flüsse im Tal, Felsenwand, Steirergwand und der Erzherzog auf der Jagd. Die Symbolik steht in der Tradition alpenländischer Heimatromantik. In Buchners Version ist vom Originaltext nur der Anfang übrig geblieben: „Wo i geh und steh, duad mia mei Herz so weh“ (Erzherzog Johann, 1982). Der Bezug zur Heimatlied-Tradition ist anhand dieser einen Zeile leicht herzustellen. Buchner setzt den Text aber anders fort: „Wo i geh und steh, duad mia mei Herz so weh, Wenn i den Erzherzog Johann-Jodler hear! Wo i geh und steh, duad mia mei Herz so weh, Weil i den Erzherzog Johann-Jodler nimma seh!“43 (Ebd.) Er verändert den Liedtext nach seinen eigenen Vorstellungen. Wie ich später zeigen werde, läd er ihn dabei subversiv mit einer neuen Bedeutung auf. Auch musikalisch bezieht Buchner sich auf „Steyrer’s Heimweh“. Sein Song beginnt mit einer Melodie, die einer späteren, nicht datierten Variante des Liedes ähnelt. - 33 - Notenbsp. 1: Vergleich von Melodievarianten des „Erzherzog Johann Lieds“ und dem Tenorhorn-Intro von Buchners „Erzherzog Johann“ Erstes System: Melodie von „Steyrer’s Heimweh“, nach Ullrich Halbreiters „Sammlung auserwählter Gebirgslieder“ von 1839, Artikulationbögen und Text entfernt, Original in E-Dur Zweites System: Melodie von „Erzherzog Johann Lied“, Flugblatt aus Wien, Musikverlag Siegfried Stanberg, Ohne Jahr, nur Oberstimme reproduziert, Original in C-Dur Drittes System: Intro von „Erzherzog Johann“, transkribiert von Lorenz Beyer nach dem CD-Album „Haindling 1“ Buchner spielt das Erzherzog Johann Lied einstimmig auf dem Tenorhorn. Die Melodie hat er der Volksmusik-Tradition entnommen, auch wenn die blockhaften Begleitakkorde nicht der Regelfall sind: Am Ende jeder Phrase unterbrechen dreistimmige Akkorde in tiefer Lage den Fluß. Buchner hat sie im Overdub-Verfahren ebenfalls mit dem Tenorhorn eingespielt. Der Klang dieses Instruments ist für Buchner eindeutig bayerisch codiert (Sauer, Rösinger 14.02.2002, 11:21). Der Journalist Michael Rieth sieht das ähnlich: Er schreibt von „typischen Blasinstrumente[n] bajuwarischer Volkstümelei“ (09.04.1987, S. 16). Das kurze Zitat der Melodie des Erzherzog Johann Lieds blendet über in ein kurzes Klavierintro in der Paralleltonart g-moll. Die Figuration des Klavierspiels ist eindeutig der zeitgenössischen Popmusik zuzuordnen. Der Moogsynthesizer als Bass, Synthesizer-Streicherflächen und das Schlagzeug treten hinzu: Die Instrumentierung und die sterile Produktion sind klar dem Synthiepop der 1980er Jahre verpflichtet. Buchners Stimme klingt laut, heiser und teils brüchig. Sein Gesang ist nicht schön, aber ausdrucksvoll. Buchner grenzt sich damit vom Wohlklang der volkstümlichen - 34 - Musik ab und ordnet sich der Rockszene zu. Als Vorbild für diese frühe Zeit nennt er den irischen Rocksänger Kevin Coyne (Barto 30.12.1992, 05:18). Im A-Teil des Stückes rezitiert Buchner nun die abgewandelte Version des „Erzherzog Johann Lied“-Textes. Seine Melodie unterscheidet sich deutlich von der Vorlage: Andere Tonart, anderes Tongeschlecht und anderes Metrum. Bei genauem Hinhören fallen dennoch Ähnlichkeiten in Rhythmik, in Textdeklamation und Kontur der Melodie auf. Notenbsp. 2: Erstes System: Melodie von „Erzherzog Johann Lied“, Flugblatt aus Wien, Ohne Jahr, nur Oberstimme reproduziert, Original in C-Dur Zweites System: Gesangsmelodie im A-Teil von „Erzherzog Johann“, transkribiert von Lorenz Beyer nach dem CD-Album „Haindling 1“ „Erzherzog Johann Lied“ steht im Dreiviertel-Takt, „Erzherzog Johann“ dagegen im Vierviertel-Takt. In beiden Versionen beginnt der erste Takt mit „Geh und steh“ und der zweite mit „Herz so weh“. Die punktierte Rhythmik der Vorlage wandelt Buchner um, so dass bei ihm „steh“ und „weh“ ein Sechzehntel vor die zweite Zählzeit fallen. Dieses „Vorziehen“ von Schwerpunkten ist typisch für Popmusik. Bei oberflächlichem Hören entsteht der Eindruck einer Entsprechung zwischen Buchners Version und der Vorlage. Die grobe Kontur der beiden Melodien ähnelt sich. Während „Erzherzog Johann Lied“ allerdings eine dreiklangsbetonte Dur-Melodik hat, wie sie typisch für - 35 - alpenländische Volksmusik ist, umkreist die Gesangsmelodie in „Erzherzog Johann“ im wesentlichen die Töne d und c. Die überraschenden melodischen Wendungen am Zeilenende entsprechen der unkonventionellen Harmonisierung. In „Steirer’s Heimweh“ ist die Melodie mit einer klassischen Kadenz unterlegt: I-IVV-I mit Harmoniewechsel in jedem Takt. Die beiden viertaktigen Phrasen der Melodie sind jeweils mit den selben Harmonien unterlegt. Buchners Harmonik scheint zunächst in der Popmusik verwurzelt. Auf die erste Stufe g-moll folgen die sechste Stufe Es-Dur und die siebte Stufe F-Dur. Gemäß der üblichen Popformel müsste nun die Viertakt-Folge mit der ersten Stufe g-moll abgeschlossen werden. Stattdessen passiert etwas eigenartiges: Buchner bricht sowohl aus dem üblichen Viertakt-Schema als auch aus der gebräuchlichen Harmonik aus. Im vierten Takt bringt er e-moll, zusammen mit einer schmerzlichen chromatischen Wendung c-h-h bei „nimma seh“ in der Gesangsstimme. Text und Harmonik scheinen einander zu entsprechen, auch wenn das in der Popmusik eigentlich nicht üblich ist. Im fünften Takt „normalisiert“ Buchner den Ausrutscher wieder mit dem Wechsel zur sechsten Stufe. Die zweite Phrase ist zwar viertaktig, die Harmonik ist aber ebenfalls unkonventionell. Der B-Teil enthält Jazz-Elemente: Der Gesangsrhythmus ist nun trenär, das Saxophon spielt colla parte mit. Ungewöhnlich ist, dass Buchner am Ende des Teils zu modulieren beginnt. Der C-Teil bleibt harmonisch stehen auf g-moll. Der Nachschlag im Akkordeon erinnert an die Polkabegleitung der Volksmusik. Außerdem spielt das Tenorhorn eine Begleitmelodie, die zwar an sich schwer einem Stil zuzuordnen ist, durch die Instrumentierung aber wieder Richtung Bayern deutet. Die zupackende Klavierbegleitung dagegen ist deutlich amerikanischer Popmusik verpflichtet und wohl ein Relikt aus Buchners Boggie-Zeit. Den Text des dritten Teils hat Buchner vermutlich einem traditionellen Lied entnommen. „I bin fidel, bis dass‘ der Teifi hoid mei oame Seel! / I bin fidel, Kreuzfidel.“44 (Erzherzog Johann 1982) scheint eine Abwandlung des Nachgesangs von „A Rindviech“ zu sein: „I bin fidel, fidel, fidel den ganzen Tag, bis daß der Teufel holt mei arme Seel.“ (Siehe Zacherl 1970, S. 2) Die drei Teile werden nun nochmals mit geringfügigen Veränderungen wiederholt. Bei der Form hat sich Buchner weder an den Standards der Pop- noch der Volksmusik - 36 - orientiert. Vielleicht hat er sich vom Progressive Rock beeinflussen lassen, wo solche Formexperimente gang und gäbe sind. Zusammenfassend lässt sich also festhalten: Der Song „Erzherzog Johann“ ist in Bayern verortet durch die Sprache (bayerischer Dialekt), Textzitate aus VolksmusikStücken (Erzherzog Johann Lied, A Rindviech), den Inhalt des Textes (Erzherzog Johann als Symbol österreichisch-bairischer Kultur), rhythmische Ähnlichkeiten in der Textdeklamation, das Melodiezitat am Anfang (Erzherzog Johann Lied), die Rhythmik der Begleitung (Akkordeon-Nachschlag im C-Teil) und die Instrumentierung (Tenorhorn, Akkordeon). Die internationale Musiksprache der Popmusik tritt in Erscheinung durch den Gesangsstil (Rauhe Rockstimme), die Rhythmik (vorgezogene Betonungen, trenäre Rhythmik des Jazz, Rock-Schlagzeugrhythmen), die Textur der Begleitung (Klavierfiguration ähnlich Elton John im A-Teil, Boogie-Reminiszenzen im C-Teil), Instrumentierung (Klavier, Synthesizer, Schlagzeug) und Harmonik (z.B. i-vi-vii). Es gibt aber auch einige Aspekte, die das Stück besonders machen und die Grenzen des Stilüblichen sowohl im zeitgenössischen Pop der 1980er also auch in der Volksmusik überschreiten: Vor allem Harmonik (z.B. E-Dur in einer g-moll-Passage, ausgiebige Modulation am Ende des B-Teils) und Form (Intro, A, B, C, A, B, C).45 Die Elemente der verschiedenen Stile sind zwar erkennbar, aber Buchner hat sie sich angeeignet, indem er sie nach eigenen Vorstellungen veränderte. 2.2.3.2. „DER KÖNIG KOMMT“ – BAYERISCHE WELTMUSIK Neben bayerischen Elementen war auch fremdländisches von Anfang an Teil von Buchners Musik46. In den Vordergrund traten diese Elemente aber erst Anfang der 90er Jahre auf dem Album „7“ (1991). Es enthält Buchners Paradestück in Sachen Exotik: „Der König kommt“. Bei Live-Auftritten dient es der Band seit einigen Jahren als Konzertopener. Buchner antwortete auf die Frage, was er sich bei „Der König kommt“ gedacht habe: „'Der König kommt'... hat ma oane aus Australien a CD mitbracht von de Aborigines und da war des 'Jammer di Jammer' war drauf [sic!], was i da entnommen hab. Weil des klingt so. Und de kurzn Hölzn tun de Aborigines benützn, als Taktgeber. Des hab i bei uns aa no ned kennt. [...] Und daraus is no des 'Der König kommt' entstanden, weil i an Film im Fernsehn gsehgn hab, - 37 - wo a afrikanischer König mit seine Blasinstrumente da einertragn wordn is. [...] Hab i halt so irgendwie so Laute da eini gsprochn, de afrikanisch klingen, aber doch ned afrikanisch san.“47 (Beyer 15.06.2011) Buchners Aussagen ermöglichen es leider nicht, „Der König kommt“ mit seinen Inspirationsquellen zu vergleichen. Es ging ihm wohl auch nicht darum, fremde Stile zu imitieren. Er wollte Musik schaffen, die für westliche Hörer exotisch klingt (Ebd.). Sein Song beinhaltet laut CD-Booklet folgende Instrumente, die aus unterschiedlichen Musiktraditionen stammen: „antilopen-horn, kuh-horn, okarina, baß-klarinette, tabla, afro-trommel, ceylon-trommel, besen-trommel, flirr- und klanghölzer, gestimmte flaschen, stimme“ (Der König kommt 1991, Kleinschreibung im Original). Die Tabla zum Beispiel wird in weiten Teilen Südasiens verwendet, unter anderem in der indischen Hindustani Musik. Mit Afro-Trommel ist eine Djembe gemeint, die traditionell in Westafrika gespielt wird. Die Bezeichnung Ceylon-Trommel deutet darauf hin, dass Buchner dieses Instrument auf Sri Lanka erworben hat. „Der König kommt“ dauert insgesamt 7:23 und lässt sich in vier Teile untergliedern. Sie sind durch Textur, Rhythmik und Instrumentierung klar von einander abgrenzbar. Das Stück beginnt mit einem Flirrholz-Dauerton, der während des A- und B-Teils immer im Hintergrund präsent bleibt. Bei 0:07 setzen Tierhörner ein, die im 4/4Metrum ein zweitaktiges Pattern spielen, dass mit Überblasen zuerst in die ersten beiden Obertöne endet. Die Hörner erzeugen Töne, die nicht der temperierten Stimmung entsprechen. Buchner benutzt das als Effekt: Fremde Tonsysteme klingen für westliche Ohren falsch und schräg, deshalb wirkt auch das Überblasen der Antilopenhörner exotisch. Notenbsp. 3: Tierhörne-Pattern im A-Teil von „Der König kommt“, Transskription LB, Tonhöhenangaben gelten nur näherungsweise Das Tierhornpattern wird etwas variiert, bevor bei 1:09 der A-Teil schließlich mit einer Art schutzigem Akkord endet. Die Antilopenhörner spielen mehrere Obertöne gleichzeitig und halten diese einige Sekunden lang aus. Dahinter steht eindeutig die - 38 - westliche Vorstellung eines Akkords, aber ohne dass die Tonhöhen der Hörner harmonisch zusammenklingen. Im B-Teil setzen nacheinander verschiedene Trommeln ein, beginnend bei 1:20 mit einzelnen Schlägen auf Tabla und Djembe. Bei 1:28 beginnt ein mehrschichtiger Trommelrhythmus im 4/4-Takt auf Tabla, Djembe und Ceylon-Trommel. Notenbsp. 4: Kurzer Ausschnitt aus den Trommelrhythmen im B-Teil von „Der König kommt“, Transskription LB Erstes System: Ceylon-Trommel; untere Linie: Bass, obere Line: Tone; Zwischenraum: tieferer Bass Zweites System: Djembe; untere Linie: Tone, obere Linie: Slap Drittes System: Tabla Die Anmutung von Polyrhythmik in diesen Trommelpatterns entspricht der westlichen Klischeevorstellung von „afrikanischer“ Musik. Bei 1:53 tritt klarer Gesang mit Nonsense-Silben hinzu. Er mäandert in langezogenen Phrasen dahin, die in kirchentonalem h-moll stehen. Die große Sekund unter dem Grundton trägt womöglich zum exotischen Charakter bei. Nach sieben Phrasen setzt bei 3:36 wieder das aus dem A-Teil bekannte Tierhornpattern ein und mündet bei 3:44 erneut in einen Schlussakkord. Der C-Teil beginnt mit außergewöhnlichen Klangfarben: Eine gutturale tiefe Stimme spricht Nonsense-Silben abwechselnd mit hohem Kreischen und kurzen Gesangstönen. Bei 3:57 setzt ein neuer Rhythmus ein, diesmal gespielt auf den gestimmten Flaschen. Das Tempo hat im Vergleich zum B-Teil zugenommen. Im Hintergrund spielt die Okarina kurze vogelstimmenartige Phrasen. Bei 4:20 passiert etwas eigenartiges: Die Nonsense-Silben klingen plötzlich vertraut. Eine Stimme schreit im Hintergund: „Hollera, Hollera, Hollera“. Ähnliches bei 4:59: „Da geh mer a, Da geh mer a, Da geh mer a dahi, Da geh mer a, Da geh mer a, Da geh - 39 - mer a damit.“ Auf bayerisch bedeutet diese Silbenreihe: „Da gehen wir auch dahin, Da gehen wir auch da mit.“ Bei 5:06 beginnt schließlich ein Call and Response-Pattern: Buchner als Vorsänger singt Nonsensesilben, nur das letzte Wort macht auf bayerisch Sinn. Ein bassiger Männerchor antwortet dann, indem er abwechselnd mit dem Vorsänger dieses Wort wiederholt: Vorsänger: Kamerama Hasi Chor: Hasi Vorsänger: Hasi Der Wechsel zwischen Chor und Vorsänger wiederholt sich fünf Mal. Dann beginnt der ganze Zyklus mit einem anderen bayerischen Repetitionswort von vorne. Der Reihe nach sind das: „Jeda“, „Omei“, „Scho no“ und „Dabei“. Der Teil endet bei 5:37 mit dem Zusammenklang zweier Stimmen, die nacheinander im Intervall einer großen Sekund einsetzen. Im D-Teil gibt die Baß-Klarinette den Rhythmus im schnellen 6/8-Takt vor, die durch ihre Klangfarbe an ein Digeridoo erinnert. Bei 5:44 setzen Klanghölzer ein. In mittlerer Lage beginnt ein Männerchor eine sequenzenreiche Melodie zu singen. Wieder klingt der Gesangstext exotisch und bayerisch zugleich: „Jammer di Jammer, ollerweil Jammer, die mog i ned“48. Buchner hat sich dazu von der Musik der australischen Ureinwohner beeinflußen lassen. Ob es sich dabei um Feldforschungsaufnahmen oder eine kommerziell produzierte, exotische Weltmusik-CD handelt, ist seinen Interview-Aussagen nicht zu entnehmen. Den „Jammer di Jammer“-Gesang unterbrechen immer wieder kurze Interludes mit Trommelrhythmen und Schreien, teils im Falsett, teils hoquetusartig abwechselnd. Gesang und Interludes wechseln sich ingesamt sieben Mal ab, dabei steigert sich die Musik immer mehr. Bei 7:07 endet die Gesangspassage. Tierhörner setzen ein und spielen den selben 6/8-Rhythmus wie die Bassklarinette, abwechselnd mit Überblasfiguren in jedem zweiten Takt. Der Song endet schließlich in dem bereits bekannten schmutzigen Schlussakkord. - 40 - Notenbsp. 5: Grundpatterns im D-Teil von „Der König kommt“, Transskription LB Zusammengefasst verwendet „Der König kommt“ folgende Elemente zur Territorialisierung von Musik: • Sprache: Nonsense-Silben • Instrumentierung: Percussioninstrumente, Tierhörner und Stimme als Symbole der Musik primitiver Völker, ungewöhnliche Gesangstimbres, einstimmige Chöre, teilweise nicht-temperierte Stimmung. • Struktur: Borduntöne, geschichtete Trommelpatterns, kirchentonale Melodien, Call and Response-Gesang, Sequenzen, Hoquetus-Gesang Einige Elemente nennt auch Timothy Taylor in seinem Artikel „World Music in Television Ads“ (2000): Nonsense-Silben, Chorgesang, Sequenzen, modale Melodien und Bordunklänge (Taylor 2000, S. 162–163, 172). Dass sie sich auf keinen konreten Ort beziehen, ist im Kontext kommerzieller Weltmusik beabsichtigt: „This lack of cultural and geographical specificity in these sounds is the point [...]. ‚World music‘ to them [Anm. LB: the producers of music for tv ads] is - 41 - music that makes use of sounds from all over the nonwestern world, not music from a particular nonwestern place that is lumped into the music industryconcocted term ‚world music.‘” (Taylor 2000, S. 163) „Der König kommt“ passt in diese Schublade: Da die Nonsense-Silben zu keiner wirklichen Sprache gehören, sind sie an keinen definierten Ort gebunden. Auch die Herkunft der Instrumente ist unwichtig für den gewünschten Effekt. Das zeigt die Verwendung von gestimmten Flaschen, die eigentlich alles andere als fremdländisch sind. Das Stück nimmt nicht tatsächlich fremde Musiktraditionen in sich auf. Es ist ein Panakustikum von Musikelementen, die westliche Hörer mit dem Exotischen assoziieren. Klänge können auch ohne konkreten Ort in den Kontext des Fremden gestellt werden, denn wie der Phänomenologe Bernhard Waldenfels feststellt: Das Fremde zeigt sich dadurch, dass es sich entzieht (Waldenfels 2006, S. 56). Territorialisierung kann so zu Pseudo-Territorialisierung werden (Vgl. Gebesmaier 2008, S. 154). Im Falle von Buchners Musik trifft das zu. Die Basis seiner Musiksprache bleiben immer westliche Vorstellungen. Zum Beispiel basieren die Rhythmen in „Der König kommt“ eindeutig auf westlichem Denken in Takten. Der Song ist dennoch bemerkenswert, weil er das Fremde mit dem Eigenen vermischt. In der Projektion des Ortlos-Fremden finden sich plötzlich Ähnlichkeiten mit dem Eigenen. Exotische Nonsense-Silben werden zu bayerischen Wörtern, das Nicht-Verstehen des Fremden schlägt in ein Verstehen um, obwohl dadurch der Eindruck der Fremdartigkeit nicht aufgehoben wird. Dadurch findet eine Entgrenzung statt: Buchner entdeckt das Exotische im Bayerischen und das Bayerische im Exotischen. Die Sprache erscheint zu gleich fremd und eigen. 2.2.3.3. „ZWIEFACHER“ – VOLKSMUSIK UND EXOTIK Noch offensichtlicher ist die Hybridisierung von Fremdem und Eigenem im Song „Zwiefacher“, ebenfalls vom 1991er Album „7“. Buchner vermischt darin Elemente der Weltmusik, Volksmusik und Popmusik. Schon der Titel „Zwiefacher“ weist auf die prägnanten Volksmusikelemente hin: Zwiefache sind eine Tanzform, die sich durch häufige Taktwechsel auszeichnet. In - 42 - der Volksmusikpflege und -forschung gilt sie als typisch für Buchners Heimat Niederbayern (Schmidkunz et al. 1938, S. 384-385). Buchner hat sich im Refrain seines Songs den Zwiefachen „Leutl müassts lustig sei“ zu eigen gemacht. Ich lege meiner Untersuchung eine Variante zu Grunde, die sich im „Leibhaftigen Liederbuch“ von Walter Schmidkunz, Karl List und Wastl Fanderl findet (Ebd.). Diese Veröffentlichung entfaltete im Zuge der Volksmusikpflege großen Einfluß in Bayern. Der dort abgedruckte Text entspricht mit geringfügigen Abweichungen dem von Buchners Song: „leid, leid, leidl miaßts lustig sei, lustig sei deafts, deafts, deafts ned so traurig sei, traurig sei denn, denn, denn mit der traurigkeit, traurigkeit kimmt, kimmt, kimmt ma ned weit“49 (Zwiefacher 1991, Kleinschreibung im Original) Zu diesem traditionellen Zitat hat Buchner noch wesentlich mehr Text hinzugedichtet. Wie schon bei „Erzherzog Johann“ wandelt er so die Bedeutung der Vorlage um: Die Aufforderung zu Lustigkeit im geselligen Rahmen wird bei Buchner zur Kritik am sinnentleerten Nörgeln: „ollaweil schimpfa / und immer nur grantig sa / und dann ned wissn warum.“50 (Ebd.) Auch musikalisch ähneln sich „Zwiefacher“ und „Leutl müassts lustig sei“: Die Blasmusik-Begleitung in Buchners Song scheint bei oberflächlichem Hören direkt der Vorlage entnommen. Die Taktwechsel finden an den selben Stellen statt. Und die Fraktur ähnelt traditionellen Begleitformen der bayerischen Volksmusik: Auf den ersten Schlag eines Taktes spielt der Bass eine Viertelnote, gefolgt von einer oder zwei Viertelnoten als akkordischem Nachschlag – je nach Taktart. Buchner spielt auf die dritte Taktzeit häufig einen Basston im Stakkato, der einen Zug zur ersten Zählzeit des nächsten Taktes erzeugt. Das ist in der bayerischen Blasmusik nicht unüblich, Buchner setzt diesen Effekt aber ungewöhnlich häufig ein. Schwerer wiegt jedoch, dass Buchner die Harmonik erheblich modifiziert hat. Im „Leibhaftigen Liederbuch“ ist die Begleitung zwar nicht notiert, da die Melodie aber - 43 - zu einem guten Teil aus Dreiklangsbrechungen besteht, fällt es mir auf Basis meiner Kenntnis der bayerischen Volksmusik nicht schwer, die zugehörigen Akkorde zu erschließen. Ein Schema verdeutlicht die Unterschiede zwischen der traditionellen Harmonisierung und dem Refrain von „Zwiefacher“. Takt 1 2 3 4 5 L. L. I I I V7 V7 V7 V7 V7 I Hain. I I V I I 6 I 7 I 8 V 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 I I I I VI VI IV IV I V7 V7 V7 V7 V7 I V V I I V I Buchner hält sich im wesentlichen an die Hauptstufen und gruppiert diese nach Mustern, wie sie in der bayerischen Volksmusik üblich sind. Die Ausweichung auf den Mollakkord der VI. Stufe kommt allerdings für traditionelle Ohren unerwartet, so wie Buchner sie bringt. Vielleicht schlägt hier seine musikalische Früherziehung durch: In der Wiener Klassik würde man von einem Trugschluss sprechen. In der Gesangsmelodie entspricht der Rhythmus von „Zwiefacher“ ganz der Vorlage. Auch die Kontur ähnelt sich in den ersten zehn Takten: Keine Veränderung im ersten und zweiten Takt, Absinken im dritten Takt (Bei Buchner im Wechsel vom zweiten zum dritten Takt), Aufsteigen im vierten und fünften Takt, dann dasselbe noch einmal. Diese ersten zehn Takte werden in „Leutl müassts lustig sei“ wiederholt. Buchner variiert stattdessen; die Kontur stimmt nicht mehr überein. In beiden Versionen sind die Melodien zweistimmig harmonisiert. Das könnte auf einen Bezug zu traditioneller bayerischer Volksmusik hindeuten. Im „Leibhaftigen Liederbuch“ dominieren wie in der Volksmusikpflege üblich Sexten (oder das Umkehrintervall: Terzen). Buchners Fassung dagegen legt den Schwerpunkt auf Quarten und Quinten. Die Harmonisierung ähnelt den Gesangssätzen der Beatles in den 1960er Jahren. Dazu tragen auch die Effekte bei, die auf der Gesangsspur liegen: Double Tracking (typisch für 60er-Pop) und leichter Hall (typisch für Pop-Produktionen seit den 1960er-Jahren im Allgemeinen). Auch die Instrumentierung der Begleitung lässt sich nicht eindeutig zuordnen: An Volksmusik erinnert die Tuba als Bass. Der hohe, quäkende Klang der beiden Tenorsaxophone im Nachschlag ist in Bayern allerdings weder in der Volksmusikpflege noch in Bierzeltkapellen üblich. Saxophone als Nachschlag finden sich eher im amerikanischen Rock’n’Roll und Rhythm and Blues der 1950er Jahre. - 44 - Notenbsp. 6: Refrain des Haindling-Songs „Zwiefacher“, Transskription LB - 45 - - 46 - Die Volksmusik ist bei Buchner durchdrungen von Elementen der Popmusik. Besonders deutlich werden diese Einflüsse in anderen Songteilen hörbar durch Instrumentierung mit Synthesizerflächen. Exotisch-afrikanisch klingt der Song, weil Buchner fremd klingende Percussion einsetzt. Das Booklet nennt „afro-trommel [Anm. LB: Djembe], indianer-trommel, finderbecken“ (Zwiefacher 1991). Dem 2/4- und 3/4-Takt des Zwiefachen entspricht jeweils ein bestimmtes Pattern, dass im Intro vorgestellt wird und sich durch das ganze Stück zieht. In den Patterns ist zwar die erste Zählzeit betont, wie in der Blasmusik-Begeleitung, der Rest unterscheidet sich jedoch stark. Die Percussion betont die Double-Offbeats. Nach traditionellem europäischem Musikgefühl sind das eigentlich unbetonte Achtel. Dadurch entsteht der Eindruck des Exotischen, Afrikanischen. Die Rhythmuspatterns erinnern an die Lehrinhalte deutscher DjembeWorkshops (Siehe Franke, Konate 2001). Buchner legt also in „Zwiefacher“ zwei Begleitschichten übereinander, die jeweils für einen bestimmten Raum stehen: Blasmusik mit Zwiefacher-Begleitung für Bayern und Percussion mit exotischen Trommelpatterns für Afrika. Im Interview erzählte Buchner mir, das Stück sei aus dem Wunsch heraus enstanden, mit einer afrikanischen Trommel einen Zwiefachen zu spielen. Der Rhythmus sei allerdings nicht afrikanisch und er selbst höre auch kaum Musik von diesem Kontinent (Beyer 15.06.2011). Was für viele Zuhörer wie eine Mischung aus authentisch Afrikanischem und authentisch Niederbayerischem klingen mag, ist eigentlich weder noch. 2.2.4. INTERKULTURELLE ANEIGNUNG VON MUSIK ALS PROBLEMFALL Es liegt nicht in Buchners Interesse, traditionelle Stile zu imitieren. Er fand seinen Stil, indem er sich aktive Merkmale von Musiken aneignete, mit denen er in Kontakt kam. Dabei überschritt er die Grenzen traditioneller Stile. In der Diskussion um Weltmusik wird das vielfach kritisch gesehen. Ob diese Vorwürfe in Buchners Fall berechtigt sind, soll im folgenden Kapitel erörtert werden. Zunächst gilt es zu klären, was unter Aneignung verstanden werden soll. Der Phänomenologe Bernhard Waldenfels geht davon aus, dass jedes Seiende im Kosmos nur durch Abgrenzung existieren kann (2006, S. 17). Das Eigene ist nur denkbar in Unterscheidung vom Fremden, das Selbe in Unterscheidung vom Anderen. Diese - 47 - beiden Dimensionen des Identischen und Nicht-Identischen haben verschiedenen Charakter: Das Andere ist kategorisierbar, das Fremde zeigt sich dadurch, dass es sich entzieht. Es verliert diesen Charakter, sobald es zum Eigenen wird (Ebd., S. 20, 56 57). Das Aufgehen des Nicht-Identischen im Identischen ist die Aneignung. Hans-Jürgen Buchner hat sich sowohl Elemente aus Musiken fremder Kulturen angeeignet als auch Bestandteile von Musiken anderer Gruppen in der eigenen Kultur, von denen er sich ideologisch unterschied. Das habe ich mit der Analyse von ausgewählten Songs gezeigt. Hier soll es vor allem um die Aneignung von kulturell Fremdem gehen. Nach eigener Aussage lässt Buchner sich vor allem von fremden Rhythmen und Musikinstrumenten inspirieren. In beiden Fällen modifiziert er seine Vorlagen: Die fremden Instrumente spielt er nicht im traditionellen Stil und auch die Rhythmen verändert er beim Komponieren gemäß seinem eigenen Musikgefühl (Vgl. Karl et al. 05.06.2004, 03:07, Beyer 15.06.2011). Für ihn gelten nur die eigenen Regeln. Diese Form des Umgangs mit fremden Kulturen hat auch Gegner. In der ethnologischen Literatur über Weltmusik ist Aneignung ein negativ konotierter Begriff. Es wird als problematisch empfunden, wenn eine Person ein Objekt aus seinem ursprünglichen, fremden Referenzrahmen herauslöst und es in den eigenen ein bettet. Die Kritik daran beginnt schon im Grundsatz: Wer sich fremde Musik aneigne, weigere sich an ihrer ursprünglichen Kultur teilzunehmen. Statt sich die „richtige“ Bedeutung der Musik aus dem kulturellen Kontext zu erschließen, weise er ihr auf Basis des Referenzsystems seiner eigenen Kultur eine Bedeutung zu. Er werde der Musik damit nicht gerecht (Vgl. Schatt 2004, S. 45). Die durch Aneignung entstehende Harmonie sei nur scheinbar, denn sie beruhe auf Missverständnissen. Auch bestehe die Gefahr, dass in der transkulturellen Zusammenarbeit westliche Musikvorstellungen ganz selbstverständlich dominieren (Vgl. Esch 2007, S. 8). Dasselbe Problem existiere auch auf finanzieller Ebene: Musiker aus wirtschaftsstarken Ländern eigneten sich Klänge aus wirtschaftsschwachen an, bezahlten den lokalen Musikern dafür aber wenig oder garnichts (Vgl. Phleps, Appen 2003, S. 173). Die Musikethnologen problematisieren darüber hinaus verschiedene Rezeptionsmodi des kulturell Fremden in westlichen Gesellschaften: - 48 - Das Fremde sei häufig nur interessant, weil es als neu empfunden werde. Dieses Gefühl entstehe aber lediglich aus der Differenz, denn nur wer die Musik einer anderen Kultur aus der Perspektive der eigenen Kultur betrachte, könne sie als innovativ empfinden (Vgl. Schatt 2004, S. 39). Auch die Brille des Exotismus ist demnach problematisch. Wie sich in Anlehnung an eine Definition Jonathan Bellman (1998, S. xii) festhalten lässt, geht es hier vor allem um Assoziationen mit dem Fremdländischen. Entscheident ist ein Eindruck der Fremdheit, nicht die Reproduktion einer fremden Musiktradition. Daher können bestimmte Musikelemente zum Symbol für einen Ort werden, die mit der dort vorhandenen Musik nichts zu tun hat. Wie Martin Stokes (1994, S. 4–5) feststellt, kann so ein falsches Bild von fremden Kulturen entstehen. Hinter all diesen Kritikpunkten steht die Sorge, dass sich ungerechte Machtstrukturen wiederholen könnten. In der Kolonialzeit drückten europäische Nationen selbstherrlich den unterworfenen Ländern ihre eigenen Vorstellungen auf. Deswegen sehen Musikethnologen es heute so kritisch, wenn Europäer fremde Länder durch die Brille ihrer eigenen Kultur betrachten. Um diese negativen Effekte zu vermeiden, schlagen sie zwei Methoden im Umgang mit fremden Kulturen vor: Studium und Dialog. Beide erfordern aber Zeit und Aufwand und ermöglichen im Gegensatz zur Aneignung keine schnellen Ergebnisse (Vgl. Kubik 2007, S. 30). Hans-Jürgen Buchner deckt beinahe die ganze Palette der kritisierten Bedeutungszuweisungen ab. Fremde Musiken und Instrumente interessieren ihn vor allem, weil er sie als neu empfindet (Beyer 15.06.2011). Die Aneignung fremder Musiken und die Vermischung präexistenter Musikstile sieht er positiv, weil dadurch etwas Neues entsteht (Keglmaier 2005, S. 255). Auch hat er nach eigener Aussage nicht den Ergeiz und will auch nicht die Zeit aufwenden, ein fremdes Instrument im traditionellen Stil zu lernen: „Weil i jetz da koa missionarische Erfüllung drin sehg, dass i jetz mit dem Volk da zamwachs und ‚jetz kimm i da als Europäer und möchte bei euch sei und mech oana von eich werdn‘. Des will i ned. I bin i. Und mir gfoid des was de machen, des nimm i in mir auf. Aber i hab ned den Ergeiz, dass i des so lern.“51 (Beyer 15.06.2011) - 49 - Seine Sicht ist zu einem gewissen Grad essentialistisch: „[D]e Tradition, de die seit Jahrhunderten ham, de muass i ned kennen. Weil i bin koa Afrikaner oder was und will’s aa ned sei, aber i will de Trommeln benützen.“52 (Ebd.) Es ist für Buchner auch deshalb uninteressant, eine fremde Tradition zu erlernen, weil er das nicht als innovativ empfindet. Das Studium fremder Musiken als Ausweg aus der Aneignung entfällt damit für ihn. Auch mit dem gleichberechtigten Dialog hat Buchner seine Probleme. Er hat mehrmals mit Künstlern zusammengearbeitet, die aus anderen Ländern stammen: Mit der amerikanischen Popsängerin Chaka Khan (Braun 2007, S. 117) und in Deutschland lebenden Migranten, nämlich der japanischen Pianistin Miyabi Sudo (Ebd., S. 116), dem spanischen Gitarristen Christian Philipi (Pilz 11.03.1999) und dem ungarischen Pfeifvirtuosen Tamás Hacki (Haindling Freunde. Tamás Hacki 2009). Generell sieht er Kollaborationen eher kritisch, denn es gibt seiner Meinung nach zahlreiche Hindernisse: Beim Dialog zwischen Kulturen besteht immer auch die Möglichkeit des Scheiterns. Musiker aus fremden Kulturen sind wesentlich schwerer verfügbar als Samples fremder Musiken und fremde Instrumente. (Beyer 15.06.2011) Auch geht Buchner davon aus, dass fremde Musiker in der Tradition ihrer Kultur verhaftet sind. Dieses traditionsgebundene Spiel ist ihm zu wenig innovativ. „[E]infach zu am bestehenden Afrika-Song jetzt da Jodeln oder mit'n Akkordeon spuin, des dad mi ned befriedigen.“53 (Ebd.) Die gleichberechtigte Zusammenarbeit mit anderen Musikern ist für ihn generell problematisch. Er möchte in seinen Projekten das Sagen haben: „Wenn i was mach, dann möchert i was machen, was mir vorschwebt. [...] Aber gemeinsam - dass i jetza sag: Ja, des gfällt mir jetz zwar ned, aber weilst du aa mit mir was machst, tun ma's mit eini - des wär für mi scho unbefriedigend. Also i will da koane Kompromisse eingehn. Höchstens, dass i sag: 'Wunderbar, da brauch i blos no dazua spuin.' Aber so einfach is's ned.“54 (Ebd) Es wäre dennoch zu kurz gegriffen, Buchner Kolonialismus vorzuwerfen, weil er bei der Zusammenarbeit mit fremden Musikern keine Kompromisse eingeht. Auch wenn - 50 - er mit Musikern aus der eigenen Kultur zusammarbeitet, müssen sich alle nach ihm richten. In seiner Live-Band zum Beispiel hat letztendlich er das Sagen (Ebd). Nur dadurch ist es möglich, dass Buchner seine Identität musikalisch ausdrücken kann. Sobald ein anderer Musiker gegen seinen Willen etwas beitragen würde, wäre diese Verbindung zwischen Identiät und Musik verwässert, weil eine andere Identität hinzutreten würde. Hans-Jürgen Buchner zwingt niemanden, mit ihm zusammen zu musizieren. Im Gegenteil: Er hat seine Live-Band nur auf Wunsch der Plattenfirma gegründet (Barto 30.12.1992, 22:11). Wer sich ihm nicht unterordnen möchte, der muss es nicht. Es scheint mir daher genauso wenig verwerflich, in einer Band keine anderen Meinungen als die Eigene zuzulassen, wie ein Stück für Orchester zu schreiben. Wenn Buchner weder bereit zum Studium noch zum Dialog ist, erfüllt seine Musik dann den Tatbestand des Kolonialismus? Auf das Verhältnis zwischen Europäern und fremden Kulturen angesprochen, äußerte er sich durchaus kritisch über Eurozentrismus. Er erzählte eine Anekdote von einem Urlaub in Sri-Lanka: In seiner Unterkunft legten die Einheimischen gerade Fließen. Zufällig war dort auch ein fränkischer Fliesenleger untergebracht. „Der hat dann gsagt: ‚Ou, des kann i garned ansehn, wie die die Fliesen legn.‘ Weil die legns natürlich a bissl künstlerischer, und Buckl und so weiter, was ja uns gfoid, weil des ned so regelmässig is. [...] Und dann hat der sein ganzen Urlaub mit denen Fließen glegt, der Franke und is dann mit Schnur und ganz... Und de ham dann a teilweise glacht über de Genauigkeit, aber des [lacht] des war halt sei Urlaub, dass er dene zoagt, wie der Deutsche Fließen legt.“55 (Beyer 15.06.2011) Im Gegensatz zu dem fränkischen Fließenleger ist Buchner sich bewusst, dass Europäische Standards nicht weltweit gelten und hat kein Problem damit, kulturelle Unterschiede zu akzeptieren. Andererseits sieht er aber auch kein Problem darin, als Europäer in wirtschaftlich schwächere Länder zu fahren und sich dort Musiken anzueignen, ohne die lokalen Künstler dabei an seinen Einnahmen zu beteiligen. Bei einer Nilschifffahrt begegnete er einer ägyptischen Trommelgruppe: - 51 - „Oana hat ma dann sei Tromml glei verkafft. Und da hamd ‘n dann de Andern gschimpft, weil er sei Instrument verkafft. [...] Und dann ham ma halt miteinander gspuit. I hab eana zoagt, wie i Trommel spiel und die ham mir zoagt, wie sie Trommel spieln.“56 (Beyer 15.06.2011) Die Ungleichheit wird deutlich am Kapitalunterschied: Buchner hatte genug Geld, um einem der Ägypter die Trommel abzukaufen, obwohl der Musiker damit wohl gegen die Regeln seiner Kultur verstoßen hat. Darauf deutet zumindest die Reaktion seiner Mitmusiker hin. Was Buchner als gleichberechtigte Begegnung erlebt hat, war eigentlich geprägt von Machtstrukturen, die an die Kolonialzeit erinnern. Steven Felds Beschreibung des Doppelcharakters von Aneignung trifft auch auf HansJürgen Buchners Musik zu: „Musical appropriation sings a double line with one voice. It is a melody of admiration, even homage and respect; a fundamental source of connectedness, creativity, and innovation. [...] Yet this voice is harmonized by a countermelody of power, even control and domination; a fundamental source of maintaining asymmetries in ownership and commodification of musical works.“ (1988, S. 31) Aus der Perspektive der Identität scheint es durchaus verständlich, dass Buchner keine tatsächlichen fremden Stile in seine Musik aufnehmen möchte. Seine Weltoffenheit kann er durch Aneignung ausleben, er müsste jedoch eine andere Identität imitieren, wenn er einen fremden Stil erlernen würde, egal ob das nun Gitarrenspiel nach Art von Jimi Hendrix oder Gamelan wäre. - 52 - 3. IDEOLOGIE UND IDENTITÄT AUF DER KOLLEKTIV-EBENE 3.1. THEORIE-REFLEKTIONEN Im ersten Teil dieser Arbeit Stand im Vordergrund, wie Hans-Jürgen Buchner seine Identität mit Hilfe seiner Musik auslebt. Im zweiten Teil liegt der Schwerpunkt nun auf dem Verhältnis zwischen Buchner, seiner Musik und der Gesellschaft. Ideologie spielte bisher als Teil von Buchners individueller Identität in geringem Maße eine Rolle. Nun tritt das Konzept mehr in den Vordergrund, da es für Identitifikationsprozesse in Kollektiven bedeutsam sein kann. Mit Hilfe der Diskursanalyse sollen die Interaktionen innerhalb von und zwischen Gruppen offengelegt werden, denen Buchner angehört oder von denen er sich abgrenzt. Bevor ich mich konkreten Beispielen zuwende, reflektiere ich kurz über kollektive Identität und Diskurse. 3.1.1. KOLLEKTIVE IDENTITÄT Der Identität wohnt eine Doppelnatur inne: Einerseits definiert jedes Individuum selbst seine individuelle Identität – wenn auch im Verhältnis zu anderen Individuen. Andererseits entsteht kollektive Identität dadurch, dass Individuen sich einer Gruppe zugehörig fühlen (Vgl. Kaschuba 1999, S. 134). Es gibt zwei unterschiedliche Formen der Beziehung zwischen „Ich“ und „Wir“: Jedes Individuum ist in ein soziales Netzwerk eingebettet. Es ist Teil seiner Identitätsarbeit, soziale Bindungen zu schaffen und aufrechtzuerhalten. (Keupp et al. 2008 [1999], S. 278). Kollektive Identitäten dagegen sind Konstrukte, die auch ohne tatsächliche soziale Bindungen zwischen den Mitgliedern funktionieren. Sie sind Diskursformationen, die durch geteilte Symbolsysteme (Vgl. Aleida Assmann 1994, S. 16) ein GruppenGefühl erzeugen. Kollektive Identität ist ein zweischneidiges Schwert: Das Identitäts-Gefühl innerhalb einer Gruppe bedingt, dass Nicht-Mitglieder zu den Nicht-Identischen, „den Anderen“ werden. In der Forschung taugt das Konzept laut dem Volkskundler Wolfgang Kaschuba vorrangig dazu, Konstruktion von Eigenem und Anderem in Abgrenzungsprozessen offenzulegen (1999, S. 138-139). Die Identifikation in einer Gruppe lässt sich kulturwissenschaftlich anhand geteilter Zeichensysteme untersuchen. Symbole als „verkörpernde Zeichen“ und Rituale als „verbindende Handlungen“ schaffen und bestätigen kollektiven Identität. Das ist aber - 53 - nur ein Teil ihrer Funktion. Die Konzepte werden in der heutigen, semantisch ausgerichteten Kulturwissenschaft vielfältig angewendet (Vgl. Ebd., S. 185). Als Webmuster der Kultur dienen sie dem Verständnis kodifizierter Interaktion. Sie sind von Gruppen geteilte Interpretationsmuster, nach denen Individuen Bedeutungen in kulturelle Praxen hineinlesen (Vgl. Ebd., S. 186). Es gibt verschiedene Formen kollektiver Idenitäten. Relevant sind hier zum einen Identitätskonstruktionen in neuen sozialen Bewegungen zum anderen in Territorialgemeinschaften. Ethnie, Kultur, Nation und Region sind Ordnungssysteme, die als Konstrukte angewendet werden, um raumbezogene kollektive Identitäten zu schaffen. Leider werden diese Begriffe in der Literatur selten klar definiert, sie überlappen oft oder sind zum Teil sogar austauschbar. Das Wort Ethnie leitet sich ab vom griechischen ethnos. In der Antike wurde es für alle nichtgriechischen Bevölkerungsgruppen bezeichnet. (Ebd., S. 139) Auch heute sind mit dem Wort häufig Assoziationen des Andersartigen und Urtümlichen verknüpft. Andererseits steht es für ein essentialistisch und biologisch verstandenes Bild von Gemeinschaften: Völker, die durch Blutsverwandschaft zusammengehören (Ebd., S. 140). Nach diesem Modell verstanden sich Nationen in Europa noch im 18. Jahrhundert als Kollektive (Gelbart 2007, S. 24-25). Um 1790 fand der kulturelle Nationalismus ein neues Identifikationsmuster: Nun gewährleistete konstruierte kulturelle Homogenität das Gruppen-Gefühl (Ebd.). Instititutionalisierte, dominante Deutungsinstanzen lösten kulturelle Teilphänomene aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang heraus und erhoben sie zu Identifikationssymbolen: Romantische Bilder des ländlichen „Volkes“, verstanden als Essenz einer Nation, definierten die Eigenart eines Kollektives. (Kaschuba 1999, S. 143–144) Das Konstrukt „Tradition“ verschaffte den Nationen eine gefühlte Kontinuität von der Vergangenheit bis in die Gegenwart (Vgl. Ebd., S. 137). Auch in der Spätmoderne bleiben die Nationalstaaten „imagined communities“ (Siehe Anderson, O'Gorman 2006 [1983]). Allerdings funktionieren die alten Modi der Identitätsstiftung nicht mehr problemlos. Dazu sind die Menschen zu heterogen, die ein als Nationalstaat definiertes Territorium bewohnen. Auch hatte das Streben nach kultureller und ethnischer Homogenität in Deutschland fatale Folgen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Als Gegenreaktion sind Vielfalt und Toleranz zum Credo geworden. Allerdings mit der Folge, dass die Komplexität zugenommen hat. So sehr, - 54 - dass an manchen Ecken wieder der Ruf nach Komplexitätsreduktion laut wird und man sich auf die Suche nach Methoden der Sinnstiftung begibt. Das ist kein neues Phänomen. In den letzten hundert Jahren scheint immer wieder ein "Unbehagen an der Moderne" in Wissenschaft, Kunst und Literatur auf (Vgl. Kaschuba 1999, S. 136137). Eine aktuell zu beobachtende Möglichkeit der Komplexitätsreduktion ist der Rückzug in die Region. Ebenso wie Nationen sind Regionen territorial gebundene Konstrukte (Vgl. Göbel 2005, S. 15). Durch ihre geringere Ausdehung bieten sie sich aber als Ordnungssysteme an, um Komplexität zu reduzieren: Sie enthalten weniger Informationen im weitesten Sinn. Detlev Ipsen beschreibt regionale Identität als „Produkt ihres Gegenteils, der Herausbildung nationaler oder internationaler Räume und der damit einhergehenden Modernisierungsprozesse.“ (1994, S. 232). Die Region bleibt überschaubar und kontrollierbar und vermittelt dadurch ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit, das häufig auch unter dem Schlagwort „Heimat“ gefasst wird (Vgl. Ebd., S. 235). Welche Größe nun die Einheit Region hat und wie sie von der übergeordneten Kategorie Nation und der untergeordneten der Lokalität zu unterscheiden ist, darüber schweigt sich die einschlägige Literatur allerdings aus. Die Sinnstiftung in Regionen kann nach ähnlichen Mustern verlaufen, wie es bereits in Bezug auf Nationalstaaten beschrieben wurde. In Bayern bemüht sich die CSUgeführte Staatsregierung, die regionale Identität durch Traditionspflege aufrecht zu erhalten. Neben territorialen Modi der Identitätsstiftung können Ideologien auch der Abgrenzung von anderen Gruppen dienen. Dieses Muster findet sich beispielsweise in den neuen sozialen Bewegungen des 20. Jahrhunderts. Bei ihrer Erforschung entstand gemäß der „Blackwell Encyclopedia of Sociology“ ursprünglich der Begriff „collective identity“ (Whooley 2007, S. 586). Identität war demnach ein Kernthema der neuen sozialen Bewegungen, die sich nach den 1960er Jahren in Europa formierten. Ihre Mitglieder hingen post-materialistischen Werten an, die im Gegensatz zur dominanten materialistischen Werteordnung standen. Diesen Konflikt trugen sie mit kulturellen und symbolischen Mitteln aus. Durch diesen umfassenden Protest wurde die Mitgliedschaft in einer Bewegung zum wichtigen Identitätsbaustein. Der Alltag von Mitgliedern politisierte sich, die Grenzen zwischen „Handeln“ und „Sein“ verwischten (Ebd.). - 55 - Kollektive Identität entstand durch Abgrenzung von anderen politischen Gruppen. Sie wurde sichtbar im Zuge von Konflikten der neuen sozialen Bewegungen mit ihren Gegnern, bei denen beide Gruppen versuchten, die Bedeutung von Symbolen im öffentlichen Diskurs zu beeinflussen. Die kollektive Identität war in eine geteilte Ideologie einbettet. Den ideologischen Gegnern wurde dabei die Schuld für die Probleme zugewiesen, welche die Bewegung bekämpfte (Ebd.). 3.1.2. IDEOLOGIE Geteilte Ideologie kann in Gruppen zur Schaffung und Wahrung kollektiver Identität dienen, wie der Soziologe Owen Whooley feststellt (2007, S. 586). Daher ist das Konzept relevant für meine Untersuchung: Es soll angewendet werden, um Interaktionsprozesse zu deuten. Ich verwende den Begriff nicht im Sinne von Karl Marx. Es geht mir nicht darum, ein von der herrschenden Klasse geschaffenes „falsches Bewusstsein“ zu entlarven, das dazu dient andere Klassen zu unterdrücken. Solche Unternehmen bergen die Gefahr, selbst zum Ideologen zu werden und die Welt gemäß dem Muster zu interpretieren: „Ours is the Truth, Theirs is the Ideology." (van Dijk 1998, S. 2) Teun van Dijk versucht Wertungen mit einem neuen Konzept zu umgehen: "[...] I intend to develop a new notion of ideology that serves as the interface between social structure and social cognition. In that framework, ideologies may be very succinctly defined as the basis of the social representations shared by members of a group. This means that ideologies allow people, as group members, to organize the multitude of social beliefs about what is the case, good or bad, right or wrong, for them, and to act accordingly." (Ebd., S. 8) Der Begriff Ideologie verliert damit seinen abwertenden Charakter: Jede Gruppe oder jedes Kollektiv besitzt ein „political or social systems of ideas, values or prescriptions“. Es gibt keinen Standpunkt außerhalb der Ideologie (Ebd., S. 3). Den Rahmen die Untersuchung von Ideologie bildet bei van Dijk ein Dreieck aus Kognition, Gesellschaft und Diskurs (Ebd., S. 7). Ideologie steht in Bezug zu Kognition, weil sie ein System von Ideen („system of ideas“) ist. Damit gehören sie zum Symbolfeld des Denkens und Glaubens, zur Kognition (Ebd., S. 5). - 56 - Als Gedankengebäude ist sie sozial eingebettet, denn sie steht in Beziehung zu Interessen von Gruppen und Konflikten zwischen Gruppen. Sie kann Macht legitimieren oder sie in Frage stellen (Ebd.). Greifbar wird Ideologie im Diskurs. Er findet neben der Sprache auch in anderen Symbolsystemen wie Musiken und Bildern statt, die für meine Untersuchung relevant sind. Van Dijk definiert Diskurs als "forms of social action and interaction, situated in social contexts of which the participants are not merely speakers/writers and hearers/readers, but also social actors who are members of groups and cultures. Discourse rules and norms are socially shared. The conditions, functions and effects of discourse are social, and discourse competence is socially acquired. In sum, discourse and its mental dimensions (such as its meanings) are multiply embedded in social situations and social structures. And conversely, social representations, social relations and social structures are often constituted, constructed, validated, normalized, evaluated and legitimated in and by text and talk" (van Dijk 1998, S. 6) Die Mitglieder von Gruppen konstruieren und modifizieren deren Ideologie durch diskursive Praktiken. Die anderen Mitglieder teilen dann diese Konstrukte (Ebd., S. 9). Im Diskurs grenzen Gruppen sich ideologisch von anderen ab und stabilisieren die eigene kollektive Identität. Die Ideologie einer Gruppe ist das Fundament für ihre Weltsicht, die beiden Begriffe sind aber nicht deckungsgleich (Ebd., S. 8). Konflikte zwischen Gruppen werden häufig im Medium des Diskurses ausgetragen. Die Deutungshoheit über bestimmte Symbole kann zum Austragungsort solcher Zusammenstöße werden. Der Soziologe Dick Hebdige hat diesen Prozess am Beispiel von Moden in Subkulturen in seinem Buch „Subculture - The Meaning of Style“ in eine Theorie gefasst. Sein Verständnis von Ideologie ist zwar marxistisch, es gibt dennoch Anschlussmöglichkeiten zu van Dijks Konzept. Hebdige geht in Anlehung an de Saussure von einem Doppelcharakter jedes Symbols aus: Es besteht aus einem Objekt und einer Bedeutung, die ihm zugewiesen wird. Die Verbindung zwischen Objekt und Bedeutung, zwischen signifier und signified ist grundsätzlich beliebig (Vgl. Hebdige 1979, S. 8-9). Im Alltag äußert sich Ideologie aber in der Art, wie bestimmten Objekten Bedeutungen zugewiesen werden. Um - 57 - Ideologien auf die Spur zu kommen, ist es nötig, die Codes zu entschlüsseln, mit deren Hilfe diese Bedeutungen organisiert sind. Hebdige adaptiert ein Konzept von Stuart Hall: Die Codes von Ideologien sind „maps of meaning“ (Ebd., S. 13-14). Seine Theorie lässt sich mit der von van Dijks zusammendenken, in dem man davon ausgeht, dass jedes „system of ideas“ sich in einer „map of meaning“ äußert. Subkulturen rebellieren gegen die dominante Ideologie, indem sie deren Bedeutungszuweisung nicht akzeptieren. Stattdessen verwenden sie die gleichen Objekte mit anderer Bedeutung. Hebdige nennt als Beispiel den Motorroller, der urspünglich ein respektables Fortbewegungsmittel war, bevor ihn die Mods in den 1950er zum Symbol der Rebellion machten (Ebd., S. 104). Wie sich zeigen wird, ist das Problem bei dieser Form der Bedeutungszuweisung das geteilte Objekt. Zunächst vereinnahmt es im Diskurs eine Protest-Gruppe für sich, indem sie ihm eine neue Bedeutung zuweist. Es besteht aber die Gefahr, dass sie den Wettstreit um die Bedeutung gegen dominante Gruppen verliert, die das Objekt rückvereinnahmen. In die Protest-Gruppe diffundieren Bedeutungen aus der Gruppe, von der sie sich eigentlich abgrenzen wollte. Dick Hebdige beschäftigt sich in seinen Ausführungen mit Subkulturen. In dieser Untersuchung dagegen geht es hauptsächlich um neue soziale Bewegungen. Dennoch lassen sich in Buchners Musik vielfach Beispiele für Vereinnahmung und Rückvereinnahmung finden, die ich an der entsprechenden Stelle thematisieren werde. Zunächst möchte ich aber historisch vorgehen, um zu zeigen, welchen Kollektiven Buchner zugehörte und von welchen er sich abgrenzte. 3.2. BUCHNER ALS UMWELTSCHÜTZER UND CSU-GEGNER Im Laufe seines Lebens ist Hans-Jürgen Buchner zum Aushängeschild verschiedener Gruppen geworden, deren Ideologien sich teilweise wiedersprechen. In den 00er Jahren verwendete die CSU-geführte Staatsregierung Buchners Musik zunehmend, um bayerische Identität zur repräsentieren. 2005 wurde er von Ministerpräsident Edmund Stoiber mit dem bayerischen Verdienstorden ausgezeichnet. 2003, 2008, 2009 und 2010 vertrat er Bayern musikalisch im Ausland. Sein Freund, der Regisseur Franz Xaver Bogner, bezeichnete ihn in einem Porträt des Bayerischen Rundfunks als „Symbol für Bayern.“ (Barto, Riedinger 27.12.2005, 02:18) - 58 - 2008 bekam Buchner aber auch die Bund Naturschutz-Medaille. Er wurde damit geehrt für seine Verdienste um einen Verein, der seine heutige Ausrichtung auch in der Ökologiebewegung der 1970er Jahre verdankt. Es gibt Berührungspunkte, vor allem aber Spannungen zwischen Bund Naturschutz und CSU, die zum Beispiel in der Atomkraft-Debatte der 1980er Jahre als politischer Gegner wahrgenommen wurde. Die Frage ist also: Wie gelang es Buchner, über ideologische Konflikte hinweg mit seiner Musik zum Symbol für kollektive Identitäten zu werden? Musste sich seine Einstellung zu bestimmten Gruppen oder die Einstellung bestimmter Gruppen zu Buchner im Laufe der Zeit verändern, damit das möglich war? Zwei Zitate, die ich relativ ausführlich wiedergeben möchte, geben den öffentlichen Blick auf diese Veränderungen und Buchners eigene Sichtweise wieder. Der Journalist Ralf Dombrowski schrieb über die Image-Veränderung Buchners in den 1990er Jahren: „Hans-Jürgen Buchner war nicht immer so etabliert. Als der MultiInstrumentalist aus dem Dorf Haindling vor 15 Jahren begann, seine musikalische „Meuterei” auszurufen, galt er noch als Outlaw, ein bunter Hund mit schrulligen Ideen, der sich in den Kopf gesetzt hatte, die Pop-Musik um ein bayerisches Element zu erweitern. Doch Erfolg stellte sich ein, und im Lauf der Zeit wurde aus dem Sonderling ein sentimentaler Rebell mit menschenfreundlicher Botschaft.“ (Dombrowski 26.08.1998, S. 8) Als wichtigen Meilenstein auf dem Weg dieser Veränderung ließe sich die teilweise Aussöhnung Buchners mit dem ideologischen Gegner, der CSU, werten. Dazu äußerte sich Buchner bei einem Interview im Bayerischen Rundfunk: „Toepsch: Ist der Rebell, der Sie mal waren, jetzt nach 27 Jahren ein bisschen müde geworden? Buchner: Der ist nicht müde geworden, sondern der Rebell ist immer noch der Rebell. Früher, als ich in meinem jugendlichen Leichtsinn – obwohl ich ja schon 38 Jahre alt war, [...] [bin ich] wirklich der Rebell gewesen [...]. Damals hätte ich diesen Verdienstorden auch gar nicht bekommen. Heute jedoch ist dieser Rebell hoffähig geworden. [...] Aber dieser Rebell sagt immer noch etwas Rebellisches: Er sagt immer noch, dass er gegen den Rhein-MainDonau-Kanal ist, dass er schon seit 40 Jahren im Bund Naturschutz Mitglied - 59 - ist, er sagt auf der Bühne immer noch alles, was ihm nicht passt. Das muss nicht immer so gemacht werden, dass da jemand in die Pfanne gehauen wird, aber auf alle Fälle bin ich jemand, der immer sagt, was ihm nicht passt. Und das hat natürlich auch viel mit Regierungen zu tun.“ (Reuß, Toepsch 28.12.2009, S. 14) Aus diesen Zitaten ergibt sich eine Reihe von Leitfragen: Wieso nahm Hans-Jürgen Buchner sich als Rebell wahr? Hing das damit zusammen, dass er sich mit bestimmten Gruppen idenitfizierte und von anderen abgrenzte? Wie lebte er diesen Teil seiner Identität musikalisch aus? Wieso nahmen seine Zeitgenossen Buchner als Rebell wahr? Wieso verlor er diesen Ruf später? Verlor er ihn insgesamt oder nur in einzelnen Gruppen? Wieso kooperierte er mit den Nachfolgern derer, gegen die er rebelliert hatte? Wie wirkte sich das auf seine Identität aus? Wie auf seinen Ruf? Einige dieser Fragen habe ich bereits in vorangegangenen Kapiteln versucht zu beantworten. Buchners Außenseiter-Identität beispielsweise begann sich spätestens in seiner Internatszeit auszubilden. Im Rahmen dieser Untersuchung können die komplexen Interaktionsprozesse zwischen Buchner, seiner Musik und der Gesellschaft nicht erschöpfend dargestellt werden. Auch liegen nicht allen Abgrenzungprozessen präzise zu fassende und inhärent logische Vorstellungen zu Grunde. Ein kurzes Beispiel soll das verdeutlichen. Buchners Outlaw-Image in den 1980er Jahren war in wesentlichen Teilen Folge einer Abgrenzungsstrategie. Als er begann, seine Musik in der Öffentlichkeit zu präsentieren, identifizierte er sich mit der Hippie-Bewegung. Er verstand sich selbst als Außenseiter und wollte nichts mit kommerzieller Popmusik zu tun haben. Mit seiner Freundin am Schlagzeug spielte er als „Buchner und Böglmüller“ und machte sich einen Namen mit wilden Bühnenauftritten: „Manche Leut waren a wirklich entsetzt, weil ma uns mir sehr wild exhibitioniert ham.“ (Barto 29.12.1992, 16:55) Die rebellische Rockattitüde diente der Abgrenzung von bürgerlichen „Spießern“: „[I]ch meinte eben, es muß so sein, damit die Leute sehen, daß [sic!] das kein Beamter, kein Lehrer, sondern ein wilder Hund ist: Der trinkt und zeigt auch noch auf der Bühne, wie wild und ausgeflippt er ist.“ (Barto 05.10.1998, S. 8) Durch ihre Eigenartigkeit passte Buchners Musik in das Vermarktungsschema der Neuen Deutschen Welle (Vgl. M. O. C. Döpfner 23.03.1984, S. 27). Zunächst - 60 - weigerte sich Buchner allerdings einen Plattenvertrag anzunehmen, wohl aus Angst vor Vereinahmung durch den ideologischen Gegner, die Musikindustrie. Schließlich einigte er sich mit dem Hamburger Label Polydor auf einen Bandübernahmevertrag, um sich seinem Zugriff entziehen: Es hatte in musikalischer Sicht kein Mitspracherecht. (Bönte, Riermeier 10.09.2009, 03:45)57. Dennoch gelang es der Plattenfirma, Einfluss auf Buchner auszuüben: Seine Freundin Ulrike Böglmüller musste gegen ihren Willen die Band verlassen (Ettl et al. 1988, S. 25) und eine neue Live-Band wurde gegründet (Vgl. Braun 2007, S. 10). Auch der Bandname „Haindling“ war ein Vorschlag des Managements (Ebd., S. 16). Der Durchbruch kam 1984 mit dem zweiten Album „Stilles Potpourri“ (Ebd., S. 34), das Buchners größten Hit „Lang scho nimmer gseng“ enthielt. Spätestens jetzt tat sich die Band mit der Abgrenzung von „kommerziellen“ Künstlern schwer, denn sie teilten sich mit ihnen bestimmte Plattformen, wie zum Beispiel Dieter Thomas Hecks Sendung „Hitparade“. Bandmitglied Michael Braun begründet das wie folgt: „[W]ir waren schließlich alle käuflich.“ (Ebd., S. 35) Das entspricht genau der kommerziellen Einstellung, von der sich die Band eigentlich abgrenzen wollte. Buchner versuchte einen dritten Weg zu finden: Er nutzte die Vorteile des kommerziellen Erfolgs, grenzte sich aber gleichzeitig durch Provokation ab. Beim zweiten Auftritt in der Hitparade mit der Single „Du Depp“ änderte er zum Beispiel spontan den Text: Statt „Du Depp, du Depp, du Depp, du depperter Depp du“ sang er „Du Depp, du Heck, du Depp, du depperter Heck du!“. Konsequent verfolgt Buchner diese Strategie aber nicht. 1986 spielte die Band in Regensburg auf dem 60. Geburtstag von Johannes von Thurn und Taxis vor der High Society Europas (Ebd., S. 63). 1988 formulierte Buchner seine Zerrissenheit bei einem Interview: „[I]ch stürze mich nicht freiwillig in den Konsumtod! Einerseits ist man Umweltschützer, andererseits sieht man sich plötzlich der Verlockung gegenüber, die Millionen, die man da verdienen kann, für - z.B. - ein Riesenauto auszugeben. Da geht schon einiges vor im Hirn.“ (Ettl et al. 1988, S. 26) Der gerade dargestellte Diskurs scheint in Kategorien wie „Untergrund“ und „Mainstream“ zu funktionieren. Kapitalismuskritisch wird kommerziell erfolgreiche - 61 - Musik als minderwertig abgeurteilt, weil sie für den Massengeschmack gemacht ist. Spätestens seit dem Kapitel über die „Kulturindustrie“ in der „Dialektik der Aufklärung“ von Max Horkheimer und Theodor W. Adorno hat das in Deutschland Tradition. Auch wenn klar ist, dass Abgrenzung und kollektive Identitätsstiftung stattfinden, sind die Gruppen dennoch nicht präzise abgrenzbar. Diffus bleiben außerdem die Werte der Gruppen, von denen sich Buchner abgrenzt und denen er sich zuordnet. Das ist liegt in der Natur der Sache: Mehr als ein vages Zusammengehörigkeitsgefühl auf Grund der Verneinung dominanter Wertvorstellungen, besonders des Kapitalismus in der Musikindustrie, ist auf Basis der vorhandenen Daten nicht auszumachen. Auch die Gegner bleiben vage und sind irgendwo im Bereich Bürgertum und Establishment zu suchen. Buchners Zitat liefert aber bereits den ersten Hinweis auf einen Bereich, in dem sich die Gruppen wesentlich besser abgrenzen und bestimmten Wertvorstellungen zuordnen lassen: In Interviews hat Buchner seine Identifikation Bund Naturschutz immer wieder als Abgrenzungsstrategie eingesetzt. Zu seinen ideologischen Gegnern gehörte unter anderem die von der CSU geführte bayerische Staatsregierung. Wie bereits angedeutet hat er sich mit seinem Zwiespalt zwischen diesen beiden Gruppen auf ähnliche Weise arrangiert, wie mit „Untergrund“ und „Maintream“. 3.2.1. DIE IDEOLOGIE DES BUND NATURSCHUTZ Am 1.6.1975 trat Hans-Jürgen Buchner dem Bund Naturschutz bei (Weiger 06.04.2008, S. 3). Zu dieser Zeit befand sich der Verein gerade im Umbruch. Neues Gedankengut verdrängte oder modifizierte Althergebrachtes – mit weitreichenden Folgen. Bund Naturschutz in Bayern entstand um 1900 als Natur- und Heimatschutz-Verein mit romantischen Vorstellungen. Aus einem antimodernistischen Unbehagen an der Industrialisierung heraus engagierte er sich für die Erhaltung vorindustrieller Lebensformen. Seine Maßnahmen setzte er über personellen Verschränkungen zwischen Vereinsmitgliedern und dem staatlichen Verwaltungsapperat um - allerdings nur dort, wo es staatliche Interessen nicht einschränkte (Vgl. Hoplitschek 1984, S. 333). In den 1970er begann in vielen westlichen Gesellschaften eine Veränderung des Lebensgefühls und der Lebensorientierung, für die sich der Begriff „Wertewandel“ - 62 - etabliert hat. Die materialistische Werteorienterung der Kriegsgeneration wurde abgelöst vom Postmaterialismus der Nach-Kriegsgenereation. Eine Folge davon war die Entstehung der neuen sozialen Bewegungen: Besonders die höher gebildeten Teile der neuen Mittelschicht politisierten sich und wurden durch bürgergesellschaftliches Engagement aktiv. Ihre Ziele waren durchgreifende Pluralisierung, Emanzipation und Selbstentfaltung. Über das Verhältnis zwischen Mensch und Natur in der zunehmend industrialisierten Gesellschaft wurde intensiv diskutiert. Der Geschichtswissenschaftler Edgar Wolfrum bezeichnet „Umwelt“ als das Thema der Zeit (2005, S. 505). Den Grundstock für die Ökologiebewegung bildeten lokale Bürgerinitiativen, die sich Problemen in ihrer unmittelbaren Umgebung annahmen. Komplexe Veränderungsprozesse wurden im lokalen Bereich sichtbar und riefen Protestaktionen hervor (Hoplitschek 1984, S. 15). Der "Club of Rome"-Bericht von 1972 betrachtete diese Probleme auf globaler Ebene: Die "Endlichkeit" der Rohstoffvorräte und des Bevölkerungswachstums zum Beispiel. In der Folge fasste das Gedankengut der Ökologiebewegung zunehmend Fuß im Bund Naturschutz (Ebd., S. 103). Die BN-Interne „Gruppe Ökologie“ formulierte im „Ökologischen Manifest“ ihre Naturschutzideologie: "Der Mensch ist ein Teil der Natur, von der er lebt. Der Mensch kann nicht gegen die Natur leben, er muß sich ihr anpassen, wie alle anderen Lebewesen auch.“ (zitiert nach Ebd., S. 104). Aus diesem Kernsatz leitet die Gruppe Ökologie weitere anti-modernistische und antikapitalistsche Forderungen ab: "Auch der Ideologie, daß [sic!] nur das wirtschaftliche Wachstum die Zukunft sichere, muß ein Ende bereitet werden. Die ökonomischen Ziele des Menschen müssen sich an den Grenzen der Natur orientieren [...]“ (zitiert nach Ebd.). In ihrer anti-modernistischen Ausrichtung ähnelten diese Forderungen dem frühen traditionellen Naturschutz. (Ebd.) Doch der Blickwinkel hatte sich geweitet von punktueller Betrachtung zu einer ganzheitlichen Sichtweise. Der neue Naturschutz setzte auf struktureller Ebene an und erhob den Anspruch in die Raumordnung einzugreifen (Ebd., S. 99). Man richtete sich dabei nach den Erkenntnissen der Fachwissenschaft Ökologie (Ebd., S. 105). Der Vorsitzende Hubert Weinzierl forderte, vom "gedankenlosen Verbrauch und von der Lust am Konsum, Gewinn und Wohlstand" Abstand zu nehmen. Er sprach von einer „Ökologischen Krise“ und mahnte auf Lebensqualität und Nachhaltigkeit zu setzen (Ebd., S. 103-104). Der Einfluss des kapitalismus- und konsumkritischen - 63 - Gedankenguts der neuen sozialen Bewegungen ist offenkundig. Weinzierl und anderen Führungskräften des Vereins plädierten dafür, Naturschutz zu politisieren und als Ideologie zu konzipieren (Ebd., S. 203). Der Bund Naturschutz hatte mit dem traditionellen Heimatschutz der Gründerphase gebrochen (Ebd., S. 114). Im Gegensatz zu den neuen sozialen Bewegungen entfernte sich der Verein aber nie von bürgerlichen Wertvorstellungen wie Familie, Tradition und Staatlichkeit. (Ebd., S. 120). So gelang es dem Verein, alte Mitglieder zu halten und gleichzeitig neue anzuwerben, die nicht selten aus dem Umfeld der neuen sozialen Bewegungen kamen (Siehe Hasenöhrl 2011, S. 287, 292-293). 3.2.2. EINFLUSS DER UMWELTSCHUTZ-IDEOLOGIE AUF HANS-JÜRGEN BUCHNER 3.2.2.1. BUCHNERS BEITRITT ZUM BUND NATURSCHUTZ Eines der neuen Mitglieder, die Weinzierl mit seiner neuen Strategie rekrutierte, war Hans-Jürgen Buchner, der damals sowohl vom alten als auch vom neuen Gedankengut des Naturschutz beeinflusst war: Sein Vater jagte in der Freizeit und brachte ihm den traditionellen Naturschutz nahe (Barto 05.10.1998, S. 9). Zum Eintritt in den Verein bewegten ihn die progressiven Reden von Hubert Weinzierl: „Als ich noch nichts mit der Natur am Hut hatte, bin ich schon beim "Bund Naturschutz" als festes Mitglied eingetreten, weil mir zunächst einmal die Reden von Hubert Weinzierl, mit dem ich heute sehr gut befreundet bin, sehr gefallen haben und weil ich fand, daß die Politiker mit der Landschaft nicht einfach tun können, was sie wollen. Denn die Landschaft ist nicht nur für niedrige menschliche Bedürfnisse da, wie ich das einmal benennen möchte. Ein niedriges menschliches Bedürfnis ist für mich z. B. schnelles Geld: Das Geld ist schnell wieder weg, aber die Natur ist kaputt. Das hat mich geärgert, und darum bin ich dem ‚Bund Naturschutz‘ beigetreten und bin zu ‚Greenpeace‘ gegangen.“ (Ebd.) Es gibt also eine direkte Verbindung zwischen seinen persönlichen Ansichten und der Ideologie des Bund Naturschutz. Wie der Verein als Ganzes traditionelle und progressive Elemente verbindet, so besteht auch Buchners Weltsicht aus diesen Komponenten. Das spiegelt sich auch in seiner Identität. Um Heiner Keupps Begriffe - 64 - zu verwenden: Verschiedene Erfahrungsfragmente sind durch Überlappung zusammengefügt. Buchner hat seine Ansichten in Interviews immer wieder geäußert und sie auch in seine Texte einfließen lassen. 3.2.2.2. AUSSAGEN ZUM UMWELTSCHUTZ IN EINEM FRÜHEN INTERVIEW VON 1982 Aufschluss über Buchners Einstellung gibt als früheste Quelle der allererste Beitrag des Bayerischen Fernsehens über „Haindling“ von 1982. Aus den InterviewElementen lässt sich Buchners Gedankengut herauslesen. Über sein Heimatdorf sagte er damals: „Ja, es is eigentlich a Idylle. [...] Wenn ma a Foto macht und des in d'Stadt einitragt und des Foto herzoagt, sagt jeder: ‚Ach, kuck mal! Der hat aber ne Idylle‘. Und wenn ma aber da wohnt, dann glab i kon oam des scho vergeh. Da ratterts in der Früh, Presslufthämmer, da wird ständig baut in dem Dorf. Und des is scho irgendwia a Belästigung, wenn's überhaupt koan Sommer mehr ohne Lärm gibt.“58 (Schober, Kiehl 29.11.1982, 01:28) In diesem Statement spiegelt sich die anti-modernistische Abneigung des Bund Naturschutz gegen Technisierung des ländlichen Raums. Buchner betrachtet Probleme nicht auf abstrakter Ebene, sondern äußert sich – wie viel Bürgerinitiativen - zu seinem unmittelbaren Nahraum. „Da wern Kastanien abgschnittn, oide. De san nix wert, weil nur des was Wert is, was a Geld kost. Da san idyllische oide Mauern nix wert, weil's einfach oid san. De g'hörn hergricht und dann san's was wert, wenn des 80.000 Mark kost, dann is des was wert. Aber fürs Herz und für's Augn [sic!], da wird eigentlich ned obacht gebn. Des spuid koa Rolln. Des existiert anscheinend bloß bei mir.“59 (Ebd., 02:24) Wie beim Bund Naturschutz ist Buchners traditionell-romantische Sichtweise – Landschaft erhalten – gekoppelt an post-materielle Wertvorstellungen. Damit einher geht eine starke Ablehung materialistisch-kapitalistischer Werte. Da Buchner diese aber als dominant empfindet, werden seine eigenen postmateriellen Werte zum Mittel - 65 - der Abgrenzung; nicht von einer konkreten Gruppe sondern generell von ideologischen Gegnern. Die postmateriellen Werte stiften Buchners AußenseiterIdentität: „Des existiert anscheinend bloß bei mir.“ (Ebd.). Vergleicht man Buchners Sichtweise mit Zeitgeist-Strömungen, welche die Konsumforscherin Eva Göbel beschreibt, ergibt sich ein anderes Bild: Mit seiner romantischen Sehnsucht nach dem Alten und nach der Region stand er keineswegs alleine da. Schon in den 1970er Jahren entwickelte sich ein "Way-of-lifeRegionalismus“. Als Reaktion auf die zunehmende Pluralisierung und Individualisierung war plötzlich die Identifikation mit der Region wieder gefragt: Nur hier schien die Lebensqualität vorhanden zu sein, die das neue Umwelt- und Gesundheitsbewusstsein forderte (Göbel 2005, S. 342). Der Trend "Zurück zur Natur" schlug sich in Form der sogenannten „Bauernmöbel“ im Konsum nieder (Ebd., S. 345–346). Durch seine damalige Freundin Ulrike Böglmüller interessiert Buchner sich ebenfalls für diese Mode (Schmidbauer et al. 20.05.2004, 30:14). Dennoch äußert er sich in Schobers Beitrag plakativ gegen die städtische Vereinnahmung regionaler Kultur: „Da Bauer sitzt in seiner Bauernstubn, auf‘m Bauernstui, vor‘m Bauerntisch, neban Bauernschrank und isst a Bauerngreicherts und a Bauernbrot und kimmt si vor wie a Stoderer, weil's in der Stadt modern is, dass ma in einer Bauernstubn sitzt.“60 (Schober, Kiehl 29.11.1982, 00:13) Buchners Sehnsucht nach der Region diente ihm zur Abgrenzung. Deswegen wehrte er sich gegen die Kommodifikation und Vermassung seiner Ideale. Wie der Geschichtswissenschaftler Edgar Wolfrum aufdeckt, ist aber der AntiKapitalismus der 1970er Jahre ohne den Erfolg des Kapitalismus nicht denkbar. Er diagnostiziert bezüglich der Frühgeschichte der Partei die Grünen: „Die hohe Affinität zu postmaterialistischen Werten entspringt mithin auch aus dem Umstand, daß man sich diese nicht nur ‚leisten‘ will, sondern auch kann.“ (2005, S. 514). Das traf auch auf Buchner zu, denn dank seiner einträglichen Keramik-Werkstatt musste er sich finanziell keine Sorgen machen. Seine postmaterialistische Einstellung spiegelt sich auch in den Texten dieser Zeit. - 66 - 3.2.2.3. UMWELTSCHUTZ-THEMEN IN LIEDTEXTEN In der Literaturwissenschaft ist es heute Konsens, dass die Bedeutung von Texten vom Rezipienten im Prozess der Rezeption konstruiert wird: Sie enthalten unvermeidbar Bedeutungslücken, die durch persönliche Sinnkonstruktion aktiv gefüllt werden müssen. Buchners Texte bieten aufgrund ihrer Machart großen Interpretationsspielraum. Das macht gerade ihren Reiz aus. Es ist auch einer der wesentlichen Gründe für den Erfolg Buchners, wie ich später noch zeigen werde. Wenn hier also im folgenden Texte diskutiert werden, handelt es sich immer um meine persönliche Interpretation. Ich habe mich bemüht, Buchners zeitgenössische Interview-Aussagen dabei zu berücksichtigen. Buchners erstes Lied überhaupt behandelte ein Umweltschutzthema aus seiner unmittelbaren Umgebung: „Das erste Lied, das ich jemals gemacht habe, lautete zufälligerweise – oder eben auch nicht zufälligerweise, weil man daran sehen kann, was mir immer schon das Wichtigste gewesen ist: ‚Ich sitze an der dreckigen Donau und schaue in die dreckige braune Brühe.‘ Dieses Lied habe ich aber nie veröffentlicht.“ (Barto 05.10.1998, S. 9–10) Auf „Haindling 1“ griff Buchner die Umweltschutzthematik im Song „Erzherzog Johann“ auf. Die subversive Symbolik ist aber so versteckt, dass sie fast schon privat genannt werden könnte: „Des war ja a so a Umweltlied. [...] Weil der Erzherzog Johann war ja oana der ersten Naturschützer, der in Österreich große Naturschutzprojekte gmacht hat und deswegn von seim Bruader, vom Kaiser ganz ungeliebt gwesen is und bestraft wordn is.“61 (Beyer 15.06.2011) Buchner vereinnahmt hier Erzherzog Johann für die Ökologiebewegung der 1980er Jahre. Der österreichische Adelige wird in der Geschichtswissenschaft tatsächlich als bürgernaher Sozialreformer beschrieben, der außerdem mit dem „Joanneum“ in Graz die Kulturförderung in der Steiermark entscheidend vorantrieb. Dem romantischnationalen Zeitgeist im 19. Jahrhundert entsprechend interessierte er sich für Alpinismus. Sein Interesse war auch naturwissenschaftlich begründet. Es gibt also - 67 - oberflächlich betrachtet Überlappungen mit dem Gedankengut des Bund Naturschutz Anfang der 1980er Jahre. Bei genauer Betrachtung sind die Zeitumstände aber so unterschiedlich, dass eine Rezeption Herzog Johanns durch die Brille der 1980er Jahre zu erheblichen Verzerrungen führt. Er setzte sich nämlich zum Beispiel an der Schwelle zur Industrialisierung entschieden für die Maschinisierung ein. Abgesehen davon ist Buchners Intention schwer zu erkennen: Erzherzog Johann ist durch zalhreiche Filme aus dem 20. Jahrhundert mehrheitlich mit Heimat-Romantik codiert, nicht mit Naturschutz. Den Konsum in der Massengesellschaft, der auch für den Bund Naturschutz zum Kritikobjekt geworden war, nimmt Buchner sich im Schafslied vor: „Mir samma olle midanander a ganz a grosse Herd vo lauter Schof Mir wolln an ganzn Tog nur Fressn am liabsten bloss a saftigs greans Gras, Des is guat, so guat – guat! S’Hirn is goanimma dabei.“62 (Schafslied 1982) Buchner verwendet ein Naturbild: Das Schaf ist Symbol für den Mensch in der Massengesellschaft, der fremdbestimmt ist und nicht denkt, so lange das System sicherstellt, dass er konsumieren kann. Materielle Wertvorstellungen werden mit fehlendem Denkvermögen gleichgesetzt. Natürlich ist Naturschutz nur ein kleiner Ausschnitt der Themen: Das Album behandelt auch Pluralisierung (Hin und Her) und Medienkritik (Guten Morgen); enthält Liebes- (I mog di) und Nonsensetexte (Kracht und gschäppert). Als Ausdruck von Buchners Außenseitergefühl lässt sich der Refrain seines Songs „Rote Haar“ lesen. Er wandelt den Text eine Schlagers um, der durch Maria von Schmedes populär wurde: „I hob roude Hoor, feierroude Hoor sogor / Und i hob nix gseng!“63. Die Roten Haare sind Symbol für die Außenseiter-Rolle, welche die Gefahr birgt, als Sündenbock hingestellt zu werden. Das Gedankengut der neuen sozialen Bewegungen hat Spuren in den Texten des Albums „Haindling 1“ hinterlassen. Vermittler ist der Bund Naturschutz: Buchners - 68 - Kapitalismuskritik gehört für ihn zum Umweltschutz. Auf seinem ersten Album lässt er diese Themen eher subtil einfließen. In späteren Texten äußert er sich deutlicher. Immer wieder wurde aus den Reihen des Bund Naturschutz gemahnt, es sei „Fünf vor Zwölf“ (Hoplitschek 1984, S. 120). Wenn nicht ein Umdenken stattfinde, sei die menschengemachte globale Umweltkatastrophe nah. Diese Angst thematisiert er besonders im Titeltrack das Albums „Höhlenmalerei“ (1987), das nach der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl entstand.64 Immer wieder schrieb Buchner Texte über aktuelle Naturschutz-Probleme: „Der rote Fluß“ (1987) über die Sandoz-Katastrophe65, „Warum“ (1991) über brennende Ölquellen im zweiten Golfkrieg66, „5:00“ (1995) über den Anstieg des Meeresspiegels67 und „Eisbär“ (2009) über den Medienrummel um das Zoo-Tier Knut68. Immer wieder tauchen dabei Motive des Bund Naturschutz-Gedankenguts auf: Unbehagen an Flächenversiegelung durch Infrastrukturmaßnahmen in „Hauruck“ (1993)69 und „3 Polizisten“ (1995)70 und die Aufforderung, vom anthropozentrischen Weltbild abzurücken in „Kleiner Mensch“ (1989)71 und „Der Mensch muss auf den Mars“ (1998)72. Dabei gleichen Buchners Texte teilweise bis in die Formulierung hinein den Statements von Umweltschützern. Die Zeile „Nach mir die Sintflut“ in „Alles Gute“ (1989) findet sich so auch in Reden Hubert Weinzierls (Hoplitschek 1984, S. 104). „Der Mensch muss auf den Mars“ endet mit „Wir haben nur die eine Welt“ – Ein Slogan, der von Greenpeace-, Bund Naturschutz- und GrünenMitgliedern gerne im Munde geführt wird. 3.2.3. FALLBEISPIEL: DER PROTEST GEGEN DIE WIEDERAUFBEREITUNGSANLAGE WACKERSDORF 3.2.3.1. DIE AKTEURE DES KONFLIKTS Seine Identifikation mit Umweltschutz dient Buchner zur Abgrenzung von ideologischen Gegnern. Es war und ist bis heute aber keine konkret greifbare Gruppe, von der er sich abgrenzte, sondern ein ideologisches Spektrum. Buchner geriet deshalb auch in Konflikte mit ganz verschiedenen Akteuren, die sich in konkreten Situationen aus ideologischen Differenzen ergaben. Zur Untersuchung eignet sich besonders der Protest gegen die AtommüllWiederaufbereitungsanlage (WAA) im oberpfälzischen Wackersdorf. Dieses Beispiel bietet sich an, weil der Konflikt stark polarisierte. Die Handelnden sind somit klar in - 69 - Gruppen aufteilbar (Kretschmer 1988, S. 177). Eben weil sich die Meinungsverschiedenheiten so zuspitzten, ermöglichten sie den Gruppen, sich voneinander abzugrenzen. Dadurch verfestigten sich kollektive Identitäten, die auch über das Ende des Konflikts hinaus Bestand hatten. Mit dem Auftritt beim 5. Anti-WAAhnsinnsfestival in Burglengenfeld leistete Haindling einen wichtigen Beitrag zur kollektiven Identität der Protestierenden. Hauptstreitpunkt des Konflikts um die WAA war die Bewertung technischer Innovation und ihrer Folgen auf die Zivilisation: Die CSU hielt technischen Fortschritt für unabdingbar und setzte sich vehement für die WAA ein, Mitglieder der neuen sozialen Bewegungen und ein Teil der örtlichen Bürger sahen das Risiko einer nicht zu beherrschenden Technik mit fatalen Folgen. Die Konfrontation von Umweltschützern und CSU war relativ neu, denn Umweltpolitik hatte eigentlich einen hohen Stellenwert im Freistaat (Egleder 2010, S. 207). Wie erwähnt entstammt der Naturschutz ursprünglich völkisch-nationalem Gedankengut. In Folge der Öl- und Wirtschaftskrise setzte die CSU ihren Schwerpunkt aber klar auf Wirtschaftspolitik zur Wohnstandssicherung. Umweltschutz war von nachgeordneter Bedeutung (Ebd., S. 208–210). Dem stand aber ein Wertewandel in der Gesellschaft gegenüber. In Folge der Veröffentlichung des Club of Rome-Berichts im Jahre 1972 fand ein Umdenken hin zur Ökologie statt. Bürgerinitivativen und Gruppen der neuen sozialen Bewegungen forderten di Umsetzung ihrer Vorstellungen in der Politik (Ebd., S. 210). Die grundsätzliche Absage der neuen sozialen Bewegungen an die Marktwirtschaft als Lösung für Umweltprobleme entzweiten sie mit der CSU (Vgl. Ebd., S. 210–211). Ihr Anti-Modernismus war eigentlich nicht so weit entfernt von konservativem Gedankengut. Nur war die CSU aus wirtschaftlichen Gründen ihren eigenen antimodernistischen Strömungen untreu geworden und setzte auf wirtschaftliche Modernisierung (Siehe auch Hoplitschek 1984, S. 82). Die CSU-geführte Bayerische Staatsregierung sprach sich entschieden für Kernenergie aus und setzte seit ihrer Bewerbung um eine Atommüll- Wiederaufbereitungsanlage im Dezember 1980 alles daran, das Projekt in den Freistaat zu holen. (Kretschmer 1988, S. 179). Gegen die Umsetzung des Projektes bildete sich eine breite Allianz aus weltanschaulich verschiedenen Gruppen; zum Beispiel Bürgerinitiativen, SPD, Grüne, Bund Naturschutz, Anti-Atom-Initiativen und autonome Gruppen (Ebd., S. 183) - 70 - Einigen konnte sie sich nur auf die Ablehung der WAA, die jeweiligen Gründe dafür unterschieden sich jedoch beträchtlich. Den Bürgern aus der umliegenden Region zum Beispiel ging es vor allem um den Schutz ihrer Heimat (Ebd., S. 185) vor dem Gefahrenpotential einer neuen Technologie, die zu komplex war, um sie verstehen und einschätzen zu können. Die Autonomen dagegen sah die WAA nur als Fallbeispiel für eine grundsätzlich falsche Entwicklung. Ihr Protest war gegen Staat und Kapital im Allgemeinen gerichtet (Ebd.). Dennoch wuchsen die ideologisch heterogenen Teilgruppen der WAA-Gegner im Laufe der Proteste immer enger zusammen. Das lag vor allem am selbstgerechten und autoritären Auftreten der CSU-geführten Staatsregierung. Sie ließ zum Beispiel undifferenziert Wasserwerfer mit CS-Reizgas-Beimischung gegen friedliche und militante Demonstranten am Bauzaun der WAA einsetzen. Dieses harte Durchgreifen brachte die verschiedenen Gegnergruppen derart auf, dass deren Abgrenzung von der Staatsregierung schwerer wog als die Abgrenzung voneinander. Die ehemals gemäßigten Gruppen tolerierten oder förderten nun die militanten Aktionen der Autonomen (Vgl. Ebd., S. 203). Nachdem die Protestaktionen am Bauzaun der WAA im Juni 1986 durch verstärkte Polizeipräsenz außerhalb des Zauns und das Versammlungsverbot in der Umgebung zum erliegen kamen, verlagerte sich der Widerstand auf andere Aktionsformen. 3.2.3.2. HAINDLING ALS AUSHÄNGESCHILD FÜR DIE KOLLEKTIVE IDENTITÄT DER PROTESTIERENDEN Am 26. und 27. Juli 1986 fand in Burglengenfeld das „5. Anti-WAAhnsins-Festival“ statt. Dort versammelten sich "[m]ehr als 120.000 Besucher, über 1300 freiwillige Helfer, 600 Journalisten aus 10 Ländern, 600 Musiker, Techniker und Aktive hinter der Bühne" (Allnutt, Laade 1986, S. 5) zum zweitgrößten Musikfestival überhaupt in Deutschland (Hentschel 27.07.2006). Die Dimensionen zeigen breits, wie sehr die WAA zu diesem Zeitpunkt Thema und Konfliktpunkt im gesellschaftlichen Diskurs war. Dazu hatte auch der Reaktorunfall in Tschernobyl am 26. April 1986 beigetragen Kretschmer 1988, S. 178). Auf dem Festival spielten bekannte deutsche Rockmusiker wie BAP, Udo Lindenberg oder Herbert Grönemeier (Hoffarth 2005/06, S. 114–115), aber auch Musiker aus der Punk-Szene wie Rio Reiser und die Toten Hosen - eine für die damalige Zeit - 71 - ungewöhnliche Allianz zwischen ideologisch verfeindeten Lagern, die nur möglich war durch das gemeinsame Ziel: Die Verhinderung der WAA (Hentschel 27.07.2006). Als eine der ersten Bands buchten die Veranstalter Haindling für das Festival. Schon zuvor hatten sich Mitglieder der Band – vermutlich vor allem Buchner selbst – gegen den Bau der WAA ausgesprochen (Hoffarth 2005/06, S. 115). Laut Michael Braun stand die gesamte Band ideologisch voll hinter dem Auftritt: "Ich war seinerzeit von dem, was ich durch meine diversen Informanten über das Gebaren und die Kaltblütigkeit von Industrie und Politik im Zusammenhang mit der WAA gehört hatte, derart erbost, dass ich es als meine Bürgerpflicht betrachtete, gegen diesen staatlich geplanten WAAhnsinn Widerstand zu leisten. [...] Jeder von uns war ehrlich begeistert, beim größten Anti-WAA-Festival aller Zeiten mitspielen zu dürfen." (Braun 2007, S. 57) Buchner selbst äußert sich bis heute kritisch über das damalige Vorgehen der Polizei in Wackersdorf auf Weisung der Staatsregierung. Bei einem Konzert am 1. Juli 2011 in Aschau beschwerte er sich in einer Moderation darüber, wie sich die WAA-Gegner beschimpfen lassen mussten. Untereinander hätten sie das CS-Gas, mit dem sie besprüht wurden, als CSU-Gas bezeichnet. Im „Alpenrock“-Portät des Bayerischen Fernsehens bezeichnete er die Ereignisse als einen „Krieg vom Staat gegen die Menschen.“ (Barto, Riedinger 27.12.2005, 14:57) Auf einem Sampler zum Anti-WAAhnsinnsfestival wurde auch eine Zusammenstellung von zwei Songs aus dem Haindling-Set veröffentlicht: „Draißig Kilomedta“ und „Schwarzer Mann“. Über ein ausgedehntes Klavierintro moderiert Buchner den ersten Song an: „Ohu 1 liegt 30 Kilometer von Haindling entfernt. 70 Kilometer liegt Wackersdorf entfernt.“ (Draissg Kilomedta/Schwarzer Mann, 2008). Dann folgt der Songtext: „Draißig Kilomedta weida, do bin i dahoam / Draißig Kilomedta weida, hab i nix valorn.“73 (Ebd.). Er bietet viele Deutungsmöglichkeiten, die Anmoderation drängt aber eine bestimmte Lesart geradezu auf: Die Heimat ist bedroht durch technische Großprojekte. Der Staat macht es den Bürgern unmöglich, sich gegen diese Bedrohung zu wehren. Er wird selbst zu Bedrohung, weil er die Interessen der Bürger missachtet. - 72 - In diesem Kontext lässt sich auch der darauffolgende Song lesen. In Refrain und Bridge singt Buchner mit dem Publikum und Band-Bassist Charly Braun: „Buchner: Fürchtet ihr den schwarzen Mann? Publikum: Nein! Nein! Nein! Buchner: Wenn er aber kommt? Publikum: Dann laufen wir davon! Buchner: Huraxdax - pack's bei da Hax Sonst bist verlorn! Huraxdax - reiß di zamm Renn so g’schwind wia da Wind Sonst bist verlorn! A jeda hod Angst vor dem schwoazn Mo Und koana woaß, wo er is Und wennst'n amoi segsd, dann renn davo Charly (gebrüllt): Di dawisch i a no!“74 (Ebd.) Im Kontext von Wackersdorf scheint mit dem bedrohlichen schwarzen Mann die CSU gemeint zu sein, personifiziert durch die in schwarz gekleidete Exekutivmacht – Polizisten, vor denen die Demonstranten am Bauzaun in Wackersdorf davon laufen müssen. Der Song erzeugt kollektive Identität durch Abgrenzung der Protestierenden von der CSU und der Staatsregierung und der gleichzeitigen Bekräftigung der Furchtlosigkeit vor dem ideologischen Gegner: „Fürchtet ihr den schwarzen Mann? Nein! Nein! Nein!“. Die Aufnahme zeigt, wie begeistert und überzeugt die Menge diese Worte schreit. Durch dieses gemeinsame Ritual bestärken sie ihre kollektive Identität. Buchner beabsichtigte diese Wirkung seiner Musik, wie er in einem Interview von 1987 erklärt: „stereoplay: Was glaubst du mit deinen Liedern zu bewirken? - 73 - Buchner: Ich weiß, daß [sic!] ich nur Leute anspreche, die sowieso schon wissen, was ich weiß. Ich gebe ihnen musikalischen Rückhalt, und der ist nicht ganz unwichtig.“ (Holoch 1987, S. 123) Auch in der Rezeption des 5. Anti-WAAhnsinns-Festivals spielte Haindling eine wichtige Rolle. Eine Filmcrew hielt die Auftritte aller Bands den Dokumentarfilm „WAAhnsinn“ fest. Er beginnt mit dem Haindling-Song „Spinn i“. Das Buch zum Film beschreibt die Szene wie folgt: „Zwanzig Kilometer entfernt, auf dem Burglengenfelder ‚Lanzenanger‘, schreit Hans-Jürgen Buchner (‚Haindling‘) ins Mikrophon: ‚Meuterei in Wackersdorf‘ und spielt dann ‚Spinn i‘. Das Lied erzählt von einer Welt ohne Haß, ohne eiskalte Profitinteressen, ohne kaltblütige Regierungen.“ (Allnutt et al. 1986, S. 5) Mit seinem Song traf Buchner die Stimmung auf dem Festival: Im Vorfeld war aus Angst vor Auschreitungen über ein Verbot der Veranstaltung diskutiert worden. Die beträchtliche Polizeipräsenz vor Ort stellte sich letztlich als unnötig heraus: Das Festival verlief friedlich. Die Besucher hielten sich zurück, um der Staatsregierung nicht die Möglichkeit zu bieten, sie als linke Chaoten zu brandmarken. Zum Geist des gewaltfreien Protests passte Buchners Song von einer neuen Zeit des Friedens: „I hob koa Wuad und des duad so guad“75 (Spinn i 1985) Buchner solidarisierte sich beim Anti-WAAhnsinns-Festival mit einer Gruppe, die aus traditionellen und progressiven Protestierenden zusammengesetzt war. Trotz seiner exponierten Position wurde Buchner wegen seines Engagements in Wackersdorf nicht angefeindet, wie er mir bei einem Interview erzählte: „Am Strauß hat’s bestimmt gstunkn. Aber i hab da überhaupt nix ghört.“76 (Beyer 15.06.2011). 3.2.4. KONFRONTATION ZWISCHEN BUCHNER UND DER CSU Bereits Ende der 1980er Jahre versuchte die CSU Buchner zu vereinnahmen. Damals war er darüber sehr verstimmt, wie ein Interview des Magazins „Lichtung“ zeigt, das den Protestierenden in Wackersdorf nahe stand: „Als wir kürzlich in "Was bin ich?" auftraten; da war der Umweltminister - 74 - Dick als Gast da und drückte uns eine Platte in die Hand von der CSU, da waren wir mit einem Lied drauf, auch der Konstantin Wecker. Die hatten uns überhaupt nicht gefragt. [...] Sowas ärgert mich.“ (Ettl et al. 1988, S. 26) Im Jahre 1991 geriet Buchner sogar in Konflikt mit dem Bezirkstagspräsidenten der Oberpfalz. Das war der Süddeutschen Zeitung einen längeren Artikel wert. Hans Bradl von der CSU besuchte am 3. Juli ein Haindling-Konzert im Serenadenhof in Nürnberg. Obwohl Buchner sich politisch engagierte, bot seine Musik Andockmöglichkeiten für seine ideologischen Gegner. Da die Texte seiner Lieder, wie ich zeigen werde, oft auf verschiedene Weise verstanden werden, provozierten sie nicht. Der Konflikt entstand erst durch Buchners sehr viel eindeutigere Moderationen. In einem Beschwerdebrief an Buchner schreibt Bradl: „Zu meinem Entsetzen haben Sie das Konzert dazu benützt, über die Kosten des Weltwirtschaftsgipfels zu freveln und damit den jungen Leuten Ihre negative Meinung zu diesem Treffen aufzudoktrieren. [...] Denn bei einer solchen Veranstaltung wie der Ihren kann niemand eine andere Meinung vortragen und ausdiskutieren. [...] Ich bitte Sie deshalb, Ihre Äußerungen bei Ihren Musikveranstaltungen zu unterlassen, sofern sie weiter in einem demokratischen Staat leben.“ (zitiert nach Hummel 23.07.1992) Bradl wendet das demokratische Recht auf Meinungsfreiheit gegen den ideologischen Gegner im Kleinen, den er sofort mit dem ideologischen Gegner im Großen assoziiert. Wie die Süddeutsche Zeitung bemerkt, erinnert seine Argumentationsweise an das Denken in ideologischen Blöcken zur Zeit des kalten Kriegs (Vg. Ebd.). Der Gestus ist der eines authoritären Staates, der ideologisch abweichende Meinungen nicht toleriert. Vom Kommunismus als Gegenideologie zum konservativen Kapitalismus der CSU hat Buchner sich an anderer Stelle bereits 1987 klar abgegrenzt: „Ich bin doch kein Kommunist, ich bin nur Umweltschützer.“ (Holoch 1987, S. 123) An Bradls Anschuldigungen störte Buchner vor allem der Tonfall. Er verstand seine eigenen Äußerung beim Konzert keinesfalls als staatsfeindlich, sondern als bürgerliche Partizipation an der Politik (Vgl. Hummel 23.07.1992) im Sinne der - 75 - neuen sozialen Bewegungen. Letztendlich ging es in diesem Streit auf beiden Seiten eher um den Modus der Diskussion als um die Sache. Inhaltlich waren die Kontrahenten einer Meinung: Beide fanden den Weltgipfel zu teuer. (Vgl. Ebd.) 3.3. HAINDLING ALS AUSHÄNGESCHILD FÜR BAYERISCHE IDENTITÄT Die Ausgangsbedingungen für eine Zusammenarbeit zwischen Buchner und der CSU waren alles andere als optimal: In den 1980er Jahren gehörten sie ideologisch verfeindeten Lagern an. Dennoch gab es Vereinnahmungsversuche von Seiten der CSU, auf die Buchner aber erbost reagierte. Die Situation hat sich inzwischen gravierend geändert: Im Jahr 2000 wurde Buchner vom damaligen Wissenschaftsminister Hans Zehetmair der Orden „Pro meritis scientiae et litterarum“ verliehen. 2005 überreichte ihm der damalige Ministerpräsident Edmund Stoiber den Bayerischen Verdienstorden (Braun 2007, S. 154). Im selben Jahr erhielt Buchner auch den Sonderpreis des Bayerischen Kulturpreises vom bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst und der E.ON Bayern AG (E.ON Bayern 20.10.2005). Neben diesen Ehrungen repräsentierte Buchner den Freistaat Bayern im Auftrag der Staatsregierung mit seiner Live-Band bei öffentlichen Anlässen im In- und Ausland: 2003 auf der bayerischen Wirtschaftswoche in Montreal (Kanada) (Braun 2007, S. 141), zum Jahreswechsel 2004/2005 beim Neujahrsempfang der bayerischen Vertretung in Berlin (Ruhland, Michael 03.06.2007), am 9. Juni 2006 bei der Eröffungsshow zur Fußball-Weltmeisterschaft in München (Hutter 01.10.2005…, 2008, 2009 und 2010 in China und 2010 bei der Fußball-WM in Kapstadt, Südafrika (Giessen 2011, Bayerischer Rundfunk 30.09.2010). Anlässlich der Preisverleihung zum bayerischen Kulturpreis bezeichnete die E.ON Bayern AG Buchner als „Stimme Bayerns“ (E.ON Bayern 20.10.2005). Wissenschaftsminister Thomas Goppel äußerte sich ähnlich: „Der unverwechselbare Musik-Stil von Haindling steht heute für Bayern wie jener der Beach Boys für Kalifornien.“ (zitiert nach Vogler 2005) Alle diese Indizien deuten daraufhin, dass Buchners Musik von der Staatsregierung wiederholt eingesetzt wurde, um Bayern zu symbolisieren. Warum hatte man sich für Buchner entschieden? Drei Gründe möchte ich herausarbeiten: Erstens war Buchners Musik über 20 Jahre hinweg in Bayern - 76 - erfolgreich. Zweitens ist Buchners Musik geeignet, das moderne aber traditionell verwurzelte Bayern zu repräsentieren. Drittens näherten wichtigen Persönlichkeiten der CSU und Buchner sich an, indem sie ideologische Anknüpfungspunkte betonten und Differenzen im Sinne des Pluralismus tolerierten. 3.3.1. GRÜNDE FÜR DAS INTERESSE DER CSU AN BUCHNER 3.3.1.1. ANHALTENDER ERFOLG VON BUCHNERS MUSIK Seit fast 30 Jahren ist Hans-Jürgen Buchners Musik in Bayern präsent. Zwei Faktoren, die in diesem Ausdifferenzierungs-Prozess eine Rolle gespielt haben, möchte ich herausgreifen: Die kontinuierliche Präsenz von Buchners Musik im Fernsehen und der Wiedererkennungswert, der ihr vielfach nachgesagt wird. Bekannt wurde Buchners Musik durch den Deutschen Schallplattenpreis 1983 und den Chart-Hit „Lang scho nimmer gsehn“ 1984 vom zweiten Album „Stilles Potpourri“. Diese Erfolge ermöglichte das geschickte Management von Buchners Plattenfirma, die ihn zum Beispiel in wichtige Fernsehsendungen buchte (Braun 2007, S. 33). Das Nachfolgealbum „Spinn i“ von 1985 erreichte aber nicht mehr die selben Chartplatzierungen. Ein Jahr später gelang Buchner der Durchbruch als Filmmusikkomponist. Das Bayerische Fernsehen strahlte die Serie „Irgendwie und Sowieso“ aus, die mittlerweile Kultstatus in Bayern erreicht hat. Franz Xaver Bogner schildert darin die Auswirkungen der 1968-Bewegung auf dem Land. Neben Rockmusik der späten 1960er Jahre waren darin auch viele Kompositionen Buchners zu hören. Die Serie erfreut sich wohl auch deshalb bis heute großer Beliebtheit in einer Vielzahl von Milleus und Gruppen, weil Bogner darin ein alternatives, modernes Bayernbild entwirft. Elemente des Heimatfilms werden vermischt mit Revoluzzertum und exotischen Einflüssen. Bogner ermöglicht damit Identifikation mit der Heimat Bayern abseits von älteren Symbolsystemen, die zum Beispiel auf Alpenromantik und Brauchtum beruhen. Er bringt die Elemente subversiv, bayerisch und weltoffen zusammen. Vermutlich passt Hans-Jürgen Buchners Musik deswegen so gut zur Serie: Diese Elemente sind Teil seiner Identität. Das äußert sich nicht nur auf seinen Studioalben, sondern auch in der Filmmusik zu „Irgendwie und Sowieso“. Da Text und Sprache wegfallen, wird die Musik vor allem über die Instrumentierung verortet. Die Titelmelodie hat Buchner mit einem Tenorhorn eingespielt, dessen - 77 - Klang mit bayerischer Blasmusik assoziiert wird. Ebenso verwendet Buchner im Stück „Indien?“ einen Synthesizer-Klang, der an eine Sitar erinnert. Der Bedeutungstransfer funktioniert aber auch umgekehrt: „Irgendwie und Sowieso“ vermittelt mit Dialogen, Charakteren und Landschaftsaufnahmen ein bestimmtes Bayernbild, das Buchners Musik mit Bedeutung aufläd. Die Serie war erst der Anfang einer langjährigen Zusammenarbeit zwischen Bogner und Buchner. Eines der bekanntesten Lieder von Haindling ist „Paula“, die Titelmusik der Bogner-Serie „Zur Freiheit“, die 1987 und 88 im Bayerischen Fernsehen ausgestrahlt wurde. Es folgte die Serie „Café Meineid“, die von 1990 bis 2006 lief (Vgl. Böglmüller-Buchner 2011). Das löste einen regelrechten Boom seiner Instrumentalmusik aus: Insider Franz Xaver Gernstl bezeichnet die Verwendung von Haindling-Musik im Bayerischen Fernsehen in den 1990er Jahren Jahren als „inflationär“ (Barto, Riederinger 27.12.2005, 25:10). Trotzdem verwendete er das Haindling-Stück „Noch in der Umlaufbahn“ als Titelmusik für seine erfolgreiche Dokumentationsreihe „Gernstl unterwegs“. Neben Dokumentationen und Serien taucht Buchners Musik auch in der Werbung auf. Die Bayerische Versicherungkammer verwendte eine abgewandelte Version von „Pfeif drauf“ in ihren Spots (ilija17061986 28.01.2008). Buchners Musik war kontinuierlich präsent bei einem der wichtigsten medialen Multiplikatoren im Freistaat, dem Bayerischen Fernsehen. Dadurch hatten Menschen aus heterogenen Milieus die Möglichkeit mit ihr in Kontakt zu kommen. Irgendwie müssen sich seine Soundtracks aber von anderen abgehoben haben, die Stück vieler anderer Filmkomponisten werden nicht so unmittelbar mit ihrer Person verbunden. Seit Beginn seiner Karriere überraschte Buchners Musik durch ihre Außergewöhnlichkeit (Vgl. Haindling 1984, S. 151). Spätestens ab den 00er Jahren wurde ihr große Wiedererkennbarkeit nachgesagt. Die Moderatorin Sabine Sauer stellte Hans-Jürgen Buchner am 14.02.2002 bei einem Interview in der Sendung „Unter vier Augen“ mit den Worte vor: „Den unverwechselbaren Sound von Haindling, den kennt inzwischen Jeder.“ (Sauer, Rösinger, 00:35) Ähnlich äußerte sich Franz Xaver Bogner in Bezug auf Filmmusiken: „Im Laufe der Zeit is des ja mit den Konserven ganz übel geworden. Alles klingt gleich. Und bei ihm klingt halt alles nach ihm.“ (Berg et al. 01.07.2007, 04:07) Grund für diesen Wiedererkennungswert ist sicher zum Teil die nachgewiesene - 78 - Beziehung zwischen Buchners Identität und seiner Musik. Die Elemente, aus denen seine Musik besteht, die Art wie er sie sich aneignet und wie er sie zu einem Hybrid zusammenfügt sind charakteristisch für seinen Personalstil. Besonders leicht lässt sich dass anhand ungewöhnlicher Instrumentierungen wahrnehmen - zum Beispiel Blasmusik mit Synthesizer. Buchner war in Bayern der erste, der mit dieser Art von Hybrid in der Öffentlichkeit bekannt wurde. Es gelang ihm seinen Sound als Marke zu etablieren, indem er sie fortwährend im Bayerischen Fernsehen positionierte. Neben Hybridität trägt auch Buchners Art zu phrasieren und sein Standard-Repertoire an Begleitstrukturen und Melodiephrasen zum Wiedererkennungswert bei. Das fördert Buchner auch bewusst. Was Auftragsarbeiten angeht, gilt sein früherer Wunsch nach Innovativität anscheinend nicht mehr: „Sauer: Besteht da nicht irgendwann die Gefahr, sich selber zu kopieren? Buchner: Des is koa Gefahr, sondern des is ein Glück, weil wenn de Musiken so ausgiebig san, dass ma sich selber drei, vier Mal imitieren kann, dann is des eigentlich was wunderbares. Weil i mach ja aa teilweise Auftragsproduktionen, zum Beispiel für Werbung oder [...] Melodien für Sendungen. Und da sang de Leid dann zu mir: 'Mei du, mir hät ma so gern was, was so klingt wia des [pfeift: "Pfeif Drauf"].“77 (Sauer, Rösinger 14.02.2002, 12:29) Uninnovative Musik bietet Buchner kommerzielle Vorteile: Durch Wiederholung mit geringen Variationen klingen seine Stücke ähnlich und sind damit wiedererkennbar. Sie transportieren seine musikalische Identität. Den Vorwurf der Einfallslosigkeit umgeht er, indem er umgekehrt argumentiert: Es sei ein Qualitätskriterium für seine Musik, dass sie bei geringer Variation trotzdem spannend bleibt. Verfügbarkeit und Wiedererkennungswert alleine erklären aber noch nicht, wieso verschiedene Gruppen an die Musik von Haindling „andocken“ konnten. 3.3.1.2. MEHRDEUTIGKEIT - „BAYERN, DES SAMMA MIR“ Hans-Jürgen Buchner ist über ideologische Grenzen hinweg erfolgreich, obwohl er sich in Interviews immer wieder klar positionert hat. Im Laufe der Zeit lernten verschiedene Zielgruppen sie schätzen, die sich ideologisch stark unterschieden. Die Journalistin Birgit Lotzte titelte am 2. April 1996: „Ein Außenseiter trifft jedermanns - 79 - Geschmack“. In ihrem Artikel beschreibt sie ein Konzert, bei dem Parteimitglieder von SPD, Grünen und CSU gleichermaßen anwesend waren. Schon in den 1980er Jahren gab Buchner Konzerte für Zielgruppen aus gänzlich verschiedenen Millieus: Er spielte auf politischen Festivals wie dem AntiWAAhnsinns-Festival 1986 und dem Olof Palme-Friedensfestival 1987, die tendenziell dem linken, anti-kapitalistischen Spektrum zuzuordnen sind. Zugleich war der Auftritt 1986 beim 60. Geburtstag von Johannes von Thurn und Taxis ein erster Schritt Richtung High Society, zu denen auch die Führungspersönlichkeiten kapitalistischer Instanzen gehören (Siehe Braun 2007, 56-75). Buchners Musik scheint Anknüpfungspunkte für Gruppen mit entgegengesetzten Ansichten zu bieten. Die Film- und Instrumentalmusik transportiert ohnehin keine eindeutige Botschaft, nur vage Assotiationen mit Bayern durch die Verwendung im Bayerischen Fernsehen. Viele Songtexten sind nicht in der Absicht verfasst, eine ideologische Botschaft zu verbreiten. In „Lang scho nimmer gsehn“ zum Beispiel lässt sich kaum ein tieferer Sinn hineinlesen. Doch selbst die Lieder, mit denen Buchner Stellung nehmen will, erzeugen keine Kontroverse. Ihre Mehrdeutigkeit ermöglicht den Erfolg in verschiedenen ideologischen Gruppen, die sich ihre eigene Lesart der Songs zurechtlegen. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel ist das Lied „Bayern“ vom 1998er Album „Zwischenlandung“. Der vollständige Text lautet: Seid`s freindlich, - jawoi. Seid's freindlich, hab i g`sagt, - jawoi. Bayern, des samma mir, Seid's freindlich, hab i g`sagt, no amoi, Bayern und des bayerische Bier. - jawoi. Bayern und des Reinheitsgebot, Mir kannst' no a Weissbier bringa! des is unser flüssiges Brot. Bayern, des samma mir, - jawoi. |: Bayern, des samma mir, Bayern, des samma mir, - jawoi. Bayern und des bayerische Bier. Bayern, jawoi, des samma mir, Bayern, des samma mir, Bayern und des bayerische Bier. Bayern, jawoi, des samma mir, Bayern, des samma mir, Bayern und des Reinheitsgebot, mir samma mir, des samma mir. des is unser flüssiges Brot. - 80 - Bayern und des bayerische' Bier, - Bayern, des samma mir. Bayern, jawoi, des samma mir. :| 3x Seid`s freindlich! Bayern und des Reinheitsgebot, (Meine Transskription auf Basis des Bayern und des Reinheitsgebot, Booklets (Bayern 1998)) Der Text von „Bayern“ ist einfach und repetitiv. Er wiederholt immer wieder die selben Motive: Bayern, Bier und Reinheitsgebot. Die Musik ist genauso minimalistisch wie der Text. Bis auf einen kurzen instrumentalen Zwischenteil wiederholt sich mit geringen Variationen dasselbe achttaktige Pattern. Es reduziert die Musiksprache der bayerischen Volksmusik auf das äußerste Mindestmaß: Notenbsp. 7: Ausschnitt aus „Bayern“ (Beginn bei 0:46), Transskription LB - 81 - Die Hauptmelodie besteht aus nur zwei Tönen, Grundton und Leitton, unterlegt mit den Basisharmonien Tonika und Dominante. Die Textur entspricht der spieltechnisch einfachsten Polka-Begleitform: Grundton und Nachschlag, ohne Wechselbass. Dieses Grundmuster bleibt bis auf den Zwischenteil gleich, der Gesangsrhythmus variiert aber je nach Text. Das Pattern wird im Laufe des Songs immer reicher instrumentiert, zum Beispiel mit Klavierbegleitung und mehrstimmigem Gesang. Über seine Intention bei der Komposition sagte Hans-Jürgen Buchner mir im Interview: „‚Bayern‘ is entstanden, weil i a ganz a böses Liad machn wollt über Bayern. Da wär aa dann vorkemma ‚Bayern – da san de Schweinhaxn groß‘, i woaß jetz den Reim nimmer. „Bayern braucht Atom – woher nehmen mir sonst unsern Strom“. [...] Entstanden is eigentlich im Bad. [...] ‚Bayern des samma mir, Bayern und des bayrische Bier.‘ Und des war halt so blöd, dass i ma denkt hab: ‚Ja, des is jetz a Lied, wo jeder merkt, wie i eigentlich des Bayern sehg.‘ [...] Mit seiner überholten Trachtlerfreundlichkeit, [...] des Lebn existiert ja auch nicht mehr. Wenn i heut mit’m Porsche in der Lederhosn auf’s Oktoberfest fahr, dann is das was anders, wie wenn die früher einfach a Lederhosn oghabt habn. Und heut is‘s Mode. Und dann hab i halt des Lied ghabt, hab aber des mit’n Atom wieder rausgstrichn, weil i ma denkt hab, des is z’vui Information. Des muass so blöd sei, dass ma blos oans hat, des ma da gröhlen kann.78“ (Beyer 15.06.2011) Der Minimalismus des Songs ist als bewusste Banalität gedacht. Buchner karikiert eine bestimmte bayerische kulturelle Identität, die sich durch Selbstgefälligkeit, Inhaltsleere und fehlendes Hinterfragen auszeichnet. Durch die ständig wiederholte „Wir“-Rede wird kollektive Identität beschworen. Doch die Selbstdefinition ist ein Zirkelschluss ohne Inhalt: „mir san mir“. Die ständige Bekräftigung wirkt lächerlich, denn neben der Selbstbestätigung im Diskurs besteht die kollektive Identität nur aus Abgrenzung und stereotypen Symbolen. Buchner nennt beispielhaft das Bier. Dieses Getränk wird durch das Reinheitsgebot zu etwas besonderem. Um etwas „rein“ zu halten, muss es jedoch vor Vermischung geschützt werden. Im Subtext schwingt kultureller Rassismus mit: Vermischung mit Anderen gefährdet die bayerische Kultur. - 82 - Das Intro karikiert den militärischen Tonfall, den Buchner mit konservativen Traditionshütern wie Trachtenvereinen assoziiert. Die Passage karikiert auch die einseitige Deutungshoheit an diesen Gruppen: Ein Einzelner gibt Befehle, die Gruppe bestätigt gehorsam ohne zu hinterfragen, auch wenn das Geforderte noch so sinnlos is: „Seid‘s freindlich!“. Die Musik ist eine Ansammlung von Stereotypen und entspricht der Banalität des Textes. Damit dieser Minimalismus nicht langweilig wird, verändert Buchner die Volksmusikelemente im Detail nach seinen eigenen Vorstellungen, zum Beispiel durch das Ersetzen des Tuba-Basstons durch einen Beckenschlag auf die vierte Zählzeit jedes Taktes. Text und Musik beziehen ihre Bedeutung im Sinne Buchners aus ihrer Inhaltsleere: Sie entlarven ein radikales Verständnis von kollektiver Identität als leeres Konstrukt. Die Selbstgerechtigkeit konservativer Identitätshüter ist auf Luft gebaut. Der Song könnte sich damit auch gegen die Instanzen mit Deutungshoheit im Bereich der kulturellen Identität richten: Die CSU-geführte Staatsregierung. Die Partei hat gemäß den Ergebnissen von Mathias Röthinger (2009) die Symbolik der heutigen kulturellen Identität in Bayern geschaffen. Was Buchner mit dem Song „Bayern“ vor hatte, ähnelt den subkulturellen Strategien, die der Soziologe Dick Hebdige beschreibt. Im Kapitel über Ideologie bin ich bereits auf sie eingegangen. Buchner untergräbt die dominante Bedeutung bestimmter Objekte und transferiert sie dadurch von der gegnerischen Ideologie zur eigenen. Das Symbolsystem bayerischer Identität wird seiner ursprünglichen Bedeutung entkleidet: Statt für positive Affirmation eines bestimmten Bayernbildes zu stehen, werden die Symbole durch Zuspitzung und Übertreibung als inhaltsleer entlarvt. Dadurch laden sie sich mit neuer Bedeutung auf: Sie stehen nun für eine Kritik an der Selbstgerechtigkeit bestimmer bayerischer Identitätskonstrukteure. Buchners Kritik funktioniert in der veröffentlichten Fassung viel subtiler, als im ursprünglichen Textentwurf. Dort benannte er mit „Bayern braucht Atom - Woher nehmen mir sonst unsern Strom“ sehr viel eindeutiger Inhalte der AntiAtombewegung. Gerade weil der Song so wenig Informationen enthält, sind die Bedeutungslücken groß. Die grundsätzliche Ausrichtung ist zwar klar: Es geht um Bayern und kollektive Identität. Darüber hinaus ist das Lied aber mehrdeutig, denn die kritische Lesart ist sehr subtil eingearbeitet. Das hat dazu geführt, dass es in ideologisch - 83 - entgegengesetzten Gruppen erfolgreich war, weil diese verschiedene Bedeutungen hineinlasen. Das ist durchaus im Sinne von Buchner: Mir gfoit des guat, wenn ma in der Musik durch kurze Sätze dem Publikum oder dem Zuhörer die Möglichkeit gibt, seine eigene Geschichte rauszufinden, ned umbedingt jetz zu wissen: 'Aha, der moant des.' Sondern jeder kann sich seine Interpretation selber macha, was i da in dem Text moan oder was i vielleicht a ned moan.79 (Sauer, Rösinger 14.02.2002, 20:33) Außerdem verpackt Buchner Kritik gerne lustig, um ihr die Schärfe zu nehmen (Barto, Riedinger 27.12.2005, 18:14). Das Bedeutungsspektum des Songs „Bayern“ lässt sich mit zwei Extrempositionen umreißen: Das Lied wird sowohl im Sinne Buchners als Satire auf bayerische Selbstgefälligkeit verstanden, zum anderen aber auch völlig Ernst genommen und als Ausdruck des Bayerntums interpretiert. Zwischen diesen beiden Pole existiert ein breites Kontiuum von Lesarten: Das Lied kann zum Beispiel als Satire verstanden werden, aber dennoch Identifikation mit Bayern ausgedrücken. Buchner selbst stellte bald fest, dass sein Song bisweilen von Bürgertum und Establishment entgegen seiner Intention interpretiert wurde: „Und dann ham ma da mit dem Lied auf oamoi a Hitparade ghabt, ZDF Hitparade in Baden-Baden. Und dann bin i mit’m Zug hoam gfahrn, [...] am nächsten Tag. [Und dann hat] der Schaffner zu mir gsagt: ‚Hey, da habt’s aber jetz a schöns Lied‘. Und dann hab i ma denkt: ‚Hey, der hat des jetz anders verstanden als i des eigentlich wollt.‘ Und dann habn mir des Lied in Regensburg zur 750 Jahr-Feier von irgendwas gspuid. Da war dann der Stoiber dort, Bischöfe warn dort und der Beckstein war dort. Also de ganze politische Prominenz. [...] Und dann hamma des ‚Bayern‘ gspuit. Und dann hab i ma denkt: ‚Jetz bin i gspannt‘. Des hat da no koana kennt. Und dann hat der Stoiber glei mitklatscht und de Bischöfe ham si gfreut und so [Anm. LB: streckt Daumen nach oben] hams gmacht. [...] Und so hat si des Lied praktisch verselbstständigt, is jetzt a Bierzelthit wordn und a Almhütten-Hit. Und i muass drüber lachn.“80 (Beyer 15.06.2011) - 84 - Buchner hat mit dieser Lesart des Liedes als eine Art Nationalhymne kein Problem. Acht Jahre nach „Bayern“ schuf Buchner das satirefreie Gegenstück. Zusammen mit dem Chor der Reisigen aus Landshut gewann Buchner das Bayern 1-Quiz „Bayerns beste Bayern“ mit einem Arrangement der Niederbayernhymne. Schon der Titel des Wettbewerbs zeigt, dass der Bayerische Rundfunk hier in essentialistischer Weise versuchte, nationale Identität zu thematisieren (Regierung von Niederbayern 17.11.2006). Für die Auftragskomposition war er scheinbar bereit über ideologische Differenzen hinwegzusehen. Das schließe ich aus einer Äußerung über die Platte „Vivaldi & Vier Jahreszeiten“, für die er seine Abneigung gegen Klassik überwand: „I hab a scho die Vivaldi-Plattn gmacht auf Auftrag. Hätt i nie gmacht aber weil i hoid den Auftrag griagt hab...“81 (Beyer 15.06.2011) Neben dem konservativen Kontext ist der Song auch in der Jugendkultur präsent. Auslöser dafür war vor allem das Video „Rammstein – Bayern, des samma mir.“ Es ist ein faszinierendes Beispiel für die Kombinierbarkeit von Symbolen und die Möglichkeit, demselben Objekt ganz unterschiedliche Bedeutungen zuzuweisen. Der damals 21jährige Alex Gruber unterlegte einen Ausschnitt aus einem RammsteinKonzert mit dem Song „Bayern“ um ein „Ironisch-Witziges Video zu machen.“ (Haindling Freunde. Alex Gruber. 27.05.2009) Die Band Rammstein ist dem Metal-Genre „Neue Deutsche Härte“ zuzurechnen. Um zu provozieren fügten sie ihr Image unter anderem aus Symbolen eines alten, pathetischen Deutschtums zusammen, von dem sich das Land nach dem zweiten Weltkrieg losgesagt hatte. Die Band gilt als eine der international erfolgreichsten deutschen Metal-Bands überhaupt. Alex Gruber verwendete Filmmaterial von der „Völkerball“-DVD, dass die Band bei einem Auftritt im Juli 2005 im Amphitheater von Nîmes zeigt. Ein Teil der Musiker trägt schwarze Lederkleidung und zeigt muskulöse Arme. Von der Bildsprache her bezieht sich die Band damit auf die Codes des Heavy Metal (Gruber 18.08.2007). Gitarrist Paul Landers und Keyboarder Christian „Flake“ Lorenz tragen aber Lederhosen, Flake imitiert sogar den bayerischen Schuhplattlertanz. Drummer Christoph Schneider äußerte sich zur Auswahl dieser Bühnenkleidung: "Wir sind ja eine deutsche Band und überlegten uns, mit was man Deutschland assoziiert - und da - 85 - kamen wir auf die Trachten." (Die neue Melancholie 2005) Rammstein verwendete Trachten, um Klischees des Deutschtums zu bedienen, sie aber gleichzeitig ironisch zu brechen. Dieser subversive Umgang mit nationalen Symbolen verbindet den Song „Bayern“ und die Bühnenperformance von Rammstein. Der Humor des Videos entsteht durch die Diskrepanz zwischen Bild und Ton: Alex Gruber gelang es durch geschickte Manipulation einem französischen Metalpublikum und einer in Berlin gegründeten deutschen NDH-Band die bayerische Identität in den Mund zu legen. Der „harten“ Bildsprache der DVD steht der „weiche“ Klang bayerischer Blasmusik entgegen. Das Video erreicht im Internet ein großes Publikum, nachdem Alex Gruber es am 18.08.2007 auf YouTube stellte82. Die Band Rammstein verlinkte es auf der Startseite ihrer Homepage und in ihrem Newsletter (Haindling Freunde. Alex Gruber. 27.05.2009). Auch Hans-Jürgen Buchner fand Gefallen an dem Video: „Irgendwie hab i da bloß no lachn kenna.“ (Beyer 15.06.2011) Im Sommer 2008 gab Michael Braun bei Alex Gruber das Video „Haindling - Du Hast (‚Rammstein – Bayern‘ Revenge)“ in Auftrag. Gruber schnitt Filmmaterial von einem Haindling-Auftritt beim Münchner Tollwood-Festival passend zum Song „Du Hast“ von Rammstein zusammen (Gruber 24.98.2008). Alex Grubers Kollage „Rammstein - Bayern des samma mia“ ist eine reichhaltige Kombination von Symbolen aus verschiedenen Kontexten: Metal-Subkultur, deutsche Identität, bayerische Identität und deren subversive Brechung. Deswegen bietet das Video „Andockmöglichkeiten“ für eine Vielzahl von Gruppen. Es hat den Erfolg des Songs „Bayern“ bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen erst möglich gemacht. Die oberbayerische Coverband „Nirwana“ zum Beispiel spielt den Song erst, seitdem er durch das Youtube-Video bekannt wurde (Bayerische Bands setzen im Fasching auch auf bodenständige Texte 04.03.2011). Eine Recherche auf YouTube zeigt, in wieviele verschiedene Kontexte der Song durch Verbreitung im Internet diffundiert ist: Es gibt einen Hiphop- (ScHiggE 2008) und einen Hardcore-Techno-Remix (Hardcore Masterz Vienna 2009), Coverversionen von Metal- (Ignaz66692 2010) und Bierzelt-Bands (HomerSimpson1983 2009). „Bayern“ ist ein herausstechendes Beispiel dafür, wie die Ambiguität von HansJürgen Buchners Musik für ihn zum Erfolgsrezept geworden ist. Weil seine Songs häufig verschiedene Lesarten anbieten, können sie über Ideologien und Gruppenidentitäten hinweg zum Hit werden. Dazu trägt auch bei, dass Buchner diese - 86 - Vereinnahmung toleriert. Die Partei entdeckte sogar, dass Buchners Musik bestimmte Aspekte ihrer kollektiven Identität gut repräsentieren konnte. 3.3.1.3. BUCHNERS MUSIK REPRÄSENTIERT „TRADITION UND FORTSCHRITT“ Leitmotiv der CSU-Politik ist der Slogan „Tradition und Fortschritt“ und sein Pedant „Laptop und Lederhose“. Zu diesem Ergebnis kommt Mathias Röthinger in seiner Studie „Die Corporate Identity Bayerns“ (2009). Rein formal bezieht sich „Tradition und Fortschritt“ auf eine Politik, die Vergangenheit und Zukunft gleich gewichtet. Konkret verknüpft sie progressive Wirtschaftspolitik mit dem Bezug auf Vergangenes im kulturellen Bereich. Ziel ist es, den Wohlstand durch ökonomische Maßnahmen zu sichern und durch Geschichtsbewusstsein und Volkskultur regionale Identität zu schaffen und zu festigen (Vgl. Röthinger 2009, S. 389). Im globalen Zeitalter versucht die CSU ihre Politikziele umzusetzen, indem sie zwar wirtschaftlich auf internationale Vernetzung setzt, diese aber lokal einbettet (Vgl. Bausinger 2007, S. 179). Dieser Prozess wird in der Globalisierungstheorie als Glokalisierung bezeichnet: Der Entbettung internationaler Güter wird durch die Einbettung in lokale Zusammenhänge entgegengewirkt. Neben Wirtschaftszusammenhängen wird das Konzept auch im kulturellen Bereich angewendet. Hier bezeichnet es unter anderem Hybride aus lokalem und globalen Kulturelementen. Hans-Jürgen Buchners Musik ist ein Ergebnis von Glokaliserungsprozessen. Wie bereits gezeigt wurde, sind viele seiner Stücke Edward Larkeys Kategorie der transcultural tradition zuzuordnen. Buchner ließ sich von international verfügbaren Musiken inspirieren und vermischte sie mit lokalen Elementen. Durch sie ist in seiner Musik der Bezug auf regionale Tradition erkennbar, sie wirkt aber modern, da sie Einflüsse aus zeitgenössischen Musiken enthält. Buchner hat seinen Stil geschaffen, um damit seine individuelle Identität auszudrücken, die aus traditionellen und modernen Elementen zusammengesetzt ist. Völlig unbeabsichtigt entspricht diese Konstellation aber auch der kollektiven Identität der CSU. Seine Musik eignet sich dadurch hervorragend um „Tradition und Fortschritt“ in Bayern zu repräsentieren. Führende CSU-Politiker haben das erkannt und auch geäußert. Michael Braun traf zum Beispiel 2003 bei den bayerischen Wirtschaftswochen in Montreal auf Edmund - 87 - Stoiber. Er zitiert ihn in seinem anekdotischen Bericht mit den Worten: „Das war aus musikalischer Sicht das, was, äh, Bayern in musikalischer Weise charakterisiert, also, irgendwie könnte man sagen, äh, Haindling ist wie Laptop und Lederhosen, musikalisch meine ich.“ (Braun 2007, S. 142) Davon hat Buchner sich in seinem Anti-Stoiber und Anti-CSU-Song „Hutzmandl“ abgegrenzt: „Laptop jetz amoi a Zeit lang ohne Lederhosn“ (Hutzlmandl 2002). Beim Neujahrskonzert 2005 hat er den Song sogar vor Edmund Stoiber selbst gespielt. Weil die Kritik aber – wie am Beispiel „Bayern“ gezeigt – sehr subtil ist, hatte das keine Konsequenzen. 3.3.2. DIE ÜBERWINDUNG DES IDEOLOGISCHEN KONFLIKTS ZWISCHEN BUCHNER UND CSU 3.3.2.1. PLURALISMUS UND TOLERANZ Im Interview äußerte sich Hans-Jürgen Buchner über seine früheres Verhältnis zur CSU: „Früher war i scho so gwesn, dass i gsagt hab: 'Mit dene red i ned.' [...] Hab i als Feinde betrachtet.“83 (Beyer 15.06.2011) Die ideologischen Fronten waren verhärtet. Das änderte sich laut Buchner erst 2003, als die bayerische Staatskanzlei Haindling einlud, den Freistaat bei der bayerischen Wirtschaftswoche in Montreal musikalisch zu vertreten (Barto, Riedinger 27.12.2005, 02:30). Am Rande des Auftritts in Kanada lernte Buchner die anwesenden CSU-Politiker näher kennen. „De niederen CSUler, de unterm Staatssekretär oder aa Staatssekretäre, de san ja eigentlich garned so CSU-mäßig, [...] wie die Minister des darbieten. Weil de san natürlich stoahart in eanane Aussagen und unterhalten si dann aa mit de Grünen und mit de SPDler. De sitzn da am Tisch und feiern miteinander.“84 (Beyer 15.06.2011) Was Buchner also überzeugte war die pluralistische Gesinnung der CSU-Politiker. Sie akzeptierten ihn trotz abweichender Ideologie. Aus Buchners Sicht kam ein gleichberechtigter Dialog zustande: „Aber mittlerweile is a so, dass i ma denk: 'Wenn jetz i oder Meinesgleichen mit dene ned redt, was hät des dann für an Sinn?' Was hat des für an Sinn, - 88 - wenn i da a öffentliche Feindschaft erklär. Dann sagn de: 'Ja der, was wuist denn mit dem?' Und aso kann ma doch amal, wenn ma sich irgendwia bissl näher kennt, aa wenn ma amoi a Naturschutzanliegen hat oder dene sagn will: 'Hey, hörts amal zu, Mensch. Was ihr da macht's. Und so.' Dann kann i doch mit dene redn. Und des is a ned sinnlos.“85 (Ebd.) Was Buchner an der CSU scheinbar gestört hatte, war deren authoritärer Gestus und das Nicht-Akzeptieren von anderen Ideologien. Mittlerweile hat er wohl das Gefühl, akzeptiert zu werden und in einen gleichberechtigten Dialog treten zu können. Das der Pluralismus Einzug gehalten hat, lässt sich aus einem Statement des CSUPolitikers Erwin Huber ablesen: „Als Niederbayer schätze ich Haindling. Obwohl ich mit Hans-Jürgen Buchner politisch in vielem nicht übereinstimme. Aber auch wenn so genannte linke Künstler gefördert werden, dann entspricht das unseren Vorstellungen. Da sind wir souverän. Das ist bayerische Liberalität. Wir wollen keine schwarze oder rote Musik.“ (Issig 08.06.2003) Die Zeiten polarisierender Äußerungen im Stil von Franz-Josef Strauß sind vorbei. Der ideologische Konflikt zwischen Buchner und CSU-Protagonisten konnte dadruch abgebaut werden. 3.3.2.2. IDEOLOGISCHE ANKNÜPFUNGSPUNKTE - SPRACHE ALS HEIMAT Buchner und CSU-Politker haben inzwischen Berührungspunkte entdeckt: Das Engagement für den bayerischen Dialekt zum Beispiel. In der Diskussion um eine Radioquote für bayerisch- und deutschsprachige Musik im Bayerischen Rundfunk standen der damalige Medienminister Erwin Huber und HansJürgen Buchner auf der selben Seite. Ihr Wunsch nach Förderung des Dialekts entspricht strukturell dem Gedankengut des kulturellen Nationalismus – allerdings wenden sie es nicht auf einen Nation sondern auf die Region Bayern an. Huber betonte aber im Interview mit der Welt am Sonntag, es gehe ihm darum, „junge Künstler aus Bayern und Deutschland zu fördern - auch dann, wenn sie Englisch oder in einer anderen Sprache singen.“ (Issig 08.06.2003) Das erklärt allerdings nicht, warum die Quote dann dennoch an die Sprache gebunden gewesen wäre. - 89 - Hans-Jürgen Buchner nahm an einem runden Tisch zum Thema teil, den Erwin Huber organisiert hatte. Auch ihm ging es um die Förderung junger musikalischer Talente aus Bayern. Im Bayerischen Rundfunk äußerte er sich an anderer Stelle kritisch zu jungen Künstlern, denen er unterstellte, nur auf Englisch zu singen, weil sie Erfolg auf dem internationalen Markt anstrebten. Für ihn selbst kam das nicht in Frage (Vgl. Riermeier, Bönte 05.02.2006, 14:23). Dialekt war in der Anfangszeit seiner Musikkarriere Mittel zur Abgrenzung vom kommerziellen, englischsprachigen „Mainstream“. Mittlerweile hat sich das gewandelt. In einem aktuellen Interview sagte Buchner: „Die Sprache, das ist Heimat.“ (Winkler 2011, S. 18) Dazu ist anzumerken, dass er sich in Fragen zur Heimat immer bemüht hat, sich von nationalem Gedankengut fernzuhalten. In seinen Äußerungen zum Dialekt scheinen aber doch Ideen des kulturellen Nationalismus auf. Er möchte den bayerischen Dialekt vor Überfremdung schützen. Dabei wendet er sich zum einen gegen den globalen anglo-amerikanischen Mainstream, zum anderen gegen Hochdeutsch-Sprecher. Sie bedrohen seiner Meinung nach die regionale Identität, denn durch die Vermischung der Sprachen verschwimmen die Grenzen (Schmidbauer et al. 20.05.2004, 32:32). Seine Ansichten im Bereich der Sprache unterscheiden sich damit gravierend vom AntiEssentialismus, den er im Bereich der Musik pflegt. In der Radioquoten-Diskussion vertrat er damit in der Öffentlichkeit einen Standpunkt, der vom Gedankengut her extremer war als Hubers. Eine gesetzliche Regelung hielt er dennoch nicht für zielführend, da sie zu sehr auf Zwang setze (Die CSU scheitert an der CSU, 05.06.2003). Letzlich scheiterte Erwin Huber mit seinem Vorstoß an der eigenen Landtagsfraktion (Ebd.). 3.3.2.3. IDEOLOGISCHE DIFFERENZ – UMWELTSCHUTZ Auch im Bereich Umweltschutz hat sich seit den 1980er Jahren einiges verändert. Buchners Engagement für Naturschutz war für ihn auch ein Mittel, um sich von ideologischen Gegnern abzugrenzen. Heute ist Umweltbewusstsein zum Verkaufsargument geworden und als solches völlig konventionell: Öko- und Bioprodukte sind in aller Munde, Natur und Natürlichkeit ist ein beliebtes Motiv in der Werbung. Das Gedankengut der Ökologiebewegung hat seinen antikapitalitischen Kern eingebüsst. Durch den Konsum der Massengesellschaft, den es eigentlich kritisiert hatte, ist es zum Konsens geworden. - 90 - Die selben wirtschaftlichen Interessen, die in den 1980er Jahren hinter dem Bau der Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf standen, sind jetzt Triebkraft der Umweltschutzpolitik der CSU. Kernenergie hat als Zukunftstechnologie ausgedient, der neue Trend ist die Umwelttechnologie. In einem Artikel der Süddeutschen Zeitung wird Bayern als „Exportweltmeister“ in diesem Bereich bezeichnet. Umweltminister Markus Söder bezeichnet den „Klimaschutz als die globale Herausforderung unserer Zeit”, spricht von „die Bewahrung der Schöpfung“ und „Versöhnung von Ökologie und Ökonomie“ (Der Schnappauf in Söder 2009, S. 33). Die CSU kann sich dabei auf ihre lange Tradition in diesem berufen: Naturschutz entstammte wie erwähnt ursprünglich völkisch-nationalem Gedankengut. Zumindest oberflächlich betrachtet war es für die Staatsregierung also kein Hinderungsgrund, dass Buchner sich für Umweltschutz engagiert. Hans Zehetmair erwähte das sogar in seiner Laudatio bei der „Pro meritis“-Preisverleihung im Jahr 2000. Für Buchner blieb seine Mitgliedschaft beim Bund Naturschutz dennoch ein Mittel, um sich von der CSU abzugrenzen und den rebellischen Teilaspekt seiner Identität aufrechtzuerhalten. Besonders das regionale Thema Rhein-Main-Donau-Kanal spielte nach wie vor eine Rolle. Seine Provokationen, wie zum Bespiel bei der Veranstaltung „200 Jahre Naturschutz in Bayern“, erzeugen aber kein negatives Echo mehr. „Da is der Stoiber in der ersten Reihe gsessn, und der Schnappauf [Anm. LB: Damals bayerischer Umweltminister] und dahinter san ungefähr 300 von de Naturschutzverbände gsessn. Und dann hab i [...] Klavier gspuid, und hab gsagt, dass i träumt hab, dass der Stoiber auf einmal gegen den Rhein-MainDonau-Kanal is. [...] Und, hab i dann gsagt, dass der Stoiber [...] in der zwoatn Generation so berühmt wordn is, wie der König Ludwig, weil dann ham de gsagt: 'Schau her, [...] der Edmund Stoiber hat uns des ermöglicht, dass ma mir jetz no de frei fließende Donau sehn, de jetz ned betoniert is.' Und [...] de Naturschützer habn glacht und gschrien vor lauter Freud. Und des war natürlich scho a Ding. Und hinterher hat der Schnappauf dann zu mir gsagt [...]: 'Also Herr Buchner, so eine Frechheit kann nur einer, das sind sie.'86 (Beyer 15.06.2011) - 91 - Es gibt noch zahlreiche weitere Beispiele für Veranstaltungen, bei denen Buchner der CSU entgegengesetzte Meinungen vertrat. Er nahm zum Beispiel 2010 und 2011 an Demonstrationen gegen die Laufzeitverlängerung der deutschen Kernkraftwerke teil und äußerte sich nach dem Reaktorunglück in Fukushima in einer Diskussionssendung zum Thema "Atom-Schock: Was wird jetzt aus unseren Kernkraftwerken?". Seine Argumente entsprachen denen der Anti-AKW-Bewegung in den 1980er Jahren. (Schöberl 16.03.2011, 09:30). Buchner ist aber auch bereit, im Bereich Umweltschutz Zugeständnisse zu machen. Wie erwähnt war der mit 5000 Euro dotierte bayerische Kulturpreis, den er 2005 erhielt, von E.ON gesponsort. Der Energiekonzern unterhielt zu dieser Zeit neun Kernkraftwerke in Deutschland, unter anderem das Atomkraftwerk in Ohu, gegen das Buchner beim Anti-WAAhnsinns-Festival und in der Sendung „Nach der AtomKatastrophe“ protestierte. Der Journalist Rolf Thym zitierte ihn in der Süddeutschen Zeitung: „‘Mei“, sagte Buchner, die letzte Zigarette vor der Verleihung rauchend, „ich hab’ den Preis gekriegt, und jetzt nehm’ ich ihn auch.‘ (Thym 22.10.2005, S. 60) Das erinnert an seine Aussage, er sei ein Auftragsmensch. Wie er für Aufträge bereit ist, ideologische Bedenken zu überwinden, so scheinbar auch für Preise. Außerdem ist da noch Buchners Äußerung zum Bayerischen Verdienstorden: „Ja, ich habe mich schon gefreut, dass ich diesen Orden bekommen habe. Ich glaube schon auch, dass es da keinen Falschen getroffen hat [...]“ (Reuß, Toepsch 28.12.2009, S. 14) Der Bund Naturschutz hat ihm seine Zusammenarbeit mit der CSU genauso wenig übel genommen, wie die Tatsache, dass er den Bayerischen Kulturpreis von E.ON annahm. Der Verein verlieh ihm 2009 die Naturschutzmedallie. In der Laudatio stellte Hubert Weiger ihn als herausragendes Mitglied des Bund Naturschutz dar, der sich durch sein öffentliches Eintreten für Naturschutz, durch seine „Glaubwürdigkeit und Beliebtheit“ um den Verein verdient gemacht habe. Buchners Engagement für den bayerischen Dialekt vereinahmte der Redner für den Bund Naturschutz, da die Wurzeln des Vereins in der Heimatschutzbewegung lägen. Entschieden ordnet Weiger ihn der kollektiven Identität des Bund Naturschutzes zu und nennt insbesondere den Donauausbau und Wackersdorf als Themen, um die Buchner sich verdient gemacht hat (Weiger 06.04.2008). Buchners Weg unterscheidet sich ganz erheblich von vergleichbaren Musikern. Die drei Well-Brüder, besser bekannt als Biermösl Blosn, veröffentlichten ebenfalls eine Anti-Nationalhymne: „Gott mit dir, Du Land der BayWa“. Das Lied führte 1979 zu - 92 - einem Skandal, als der Bayerische Rundfunk es im Vorfeld der Neujahrsansprache des bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß sendete. Die Musiker sangen die bayerische Hymne „Gott mit dir du Land der Bayern“ dreistimmig und a cappella, wie es der Musiksprache der damaligen alpenländischen Volksmusikpflege entsprach. Doch den Text hatten sich erheblich abgewandelt: Die Biermösl Blosn kritisierte darin die Industrialisierung des Ackerbaus: „Gott mir dir, du Land der BayWa, deutscher Dünger aus Phosphat“ statt „Got mit dir, du Land der Bayern, deutsche Erde, Vaterland.“ Im Gegensatz zu Buchners „Bayern“ kann von Mehrdeutigkeit keine Rede sein. 1986 spielte die Gruppe wie Buchner auf dem Anti-WAAhnsinnsfestival. Später freundeten sie sich mit der Punk-Band „Die Toten Hosen“ an, die dort ebenfalls auftrat. Haindling dagegen ließ „Die Toten Hosen“ bei einem gemeinsamen Auftritt hinter dem eisernen Vorhang im Stich, als diese gegen die authoritären Maßnahmen des kommunisitischen Staats protestieren (Braun 2007, S. 88). Auch die Biermösl Blosn bekam von der CSU einen Preis angeboten, den sie allerdings aus ideologischen Gründen ablehnte. Die Gruppe schreibt auf ihrer Homepage: "1997 Ehrenhafte Verweigerung des Oberbayerischen Kulturpreises“. (Do samma! 13.02.2009) Mittlerweile führen die Well-Brüder aber Tanzkurse im Auftrag des Kulturministeriums durch. Die Volkskundlerin Simone Egger hat diese Daten zusammengetragen (2006/2007). Bis heute bestärkt die Biermösl Blosn mit symbolträchtigen Handlungen ihre Abgrenzung von der CSU. Buchners Kritik fällt deutlich subtiler aus. Ihm ist auch in diesem Fall gelungen, was er von Anfang an vermochte: Scheinbar unvereinbare Elemente durch Überlappung zu vernetzen. Er hält Kontakt zum bayerischen Establishment und konnte gleichzeitig seine Glaubwürdigkeit als Revoluzzer und Umweltschützer vor sich selbst und in der Öffentlichkeit aufrecht erhalten. - 93 - 4. ZUSAMMENFASSUNG Erkenntnisinteresse dieser Untersuchung war es, den Zusammenhang zwischen HansJürgen Buchners Musik, seiner individuellen Identität sowie kollektiven Identitäten und Ideologien in Bayern aufzuzeigen. In der Einleitung wurden zwei Fragenkomplexe formuliert, die sich nun beantworten lassen: Komplex 1: Wie konstituiert Hans-Jürgen Buchner seine individuelle Identität? Wie steht diese Identität in Beziehung zu seiner Musik? Komplex 2: Wie wird die Musik von Haindling zum Aushängeschild für kollektive Identität? Wie gelingt ihm das über ideologische Differenzen hinweg? Hans-Jürgen Buchners individuelle Identität lässt sich gut mit der Metapher des „Patchwork“ beschreiben, die Keupp et al. vorschlagen. Die zunehmende Mobilität im Zeitalter der Globalisierung hat ihm eine Vielfalt von Eindrücken ermöglicht: Seine Mutter stammte aus Berlin und sprach hochdeutsch, in der Lehre lernte er amerikanische Soldaten kennen und freundete sich mit dem Türken Shakir Abalı an. In den 1970er Jahre unternahm er mehrere Fernreisen. Diese Erfahrungsfragmente ergaben kein bruchloses Ganzes, sondern einen Flickenteppich aus Teilidentitäten. Nur durch Überlappung konnte Buchner sie in seiner persönlichen Identitätsarbeit zu einem für ihn kohärenten Bild zusammenfügen. Weltoffenheit und Heimatbewusstsein brachte er zum Beispiel durch seine Außenseiterrolle in Einklang, in dem er sich als Außenseiter in Niederbayern mit Migranten solidarisch verhielt, die ebenfalls am Rande der Gesellschaft standen. Die zusammengesetzte Struktur seiner Identität spiegelt sich in seinem Personalstil, den er Anfang der 1980er Jahre entwickelte. Im Laufe seines Lebens hat er verschiedene Phasen durchgemacht, in denen er mit Musik seine Identität auslebte: Als niederbayerischer Junge mit Wirthausmusik, als Revoluzzer im Internat mit Jazz und Rock’n’Roll, als Hippie und Individualist mit progressivem Pop/Rock und „exotischer“ Musik. Da er sich nach Innovation und Individualität sehnte, reifte in ihm der Wunsch, eine Musik zu entwickeln, die ganz seiner Identität entsprach. Dass er die Grenzen vorhandener Stile durch Vermischung überschreiten wollte, ist Ausdruck seiner rebellisch-nonkonformistischen Einstellung. Die Konstellation seiner - 94 - musikalischen Interessen war so einzigartig, dass er keine anderen Musiker fand, die seine Vorstellungen teilten. Ihr Einfluss hätte außerdem die Beziehung zwischen Buchners Identität und seiner Musik verwässert. Da er Instrumente sammelte und die Mehrspur-Technik auch für Privatpersonen erschwinglich geworden war, konnte Buchner seinen Personalstil alleine umsetzen. Die Kombination verschiedener Musiktraditionen kann mit Edward Larkey als Hybrid bezeichnet werden. Buchner verwendet Elemente verschiedener Symbolsysteme und fügt sie zusammen. Da diese Interpretationsrahmen sozial geteilt sind, wird seine Musik auch als Hybrid wahrgenommen. Viele Journalisten zum Beispiel ordnen seine Musik in diese Kategorie ein. Das konnte anhand der Analyse großer deutscher Tageszeitungen mit Schwerpunkt auf der Süddeutschen Zeitung gezeigt werden. Derartige Medienangebote haben als cultural mediators gemäß dem Modell von Edward Larkey großen Einfluss auf die Gesellschaft. Wie Buchner die Elemente verschiedener Symbolsysteme vermischt, habe ich am Beispiel von drei Songs gezeigt: „Erzherzog Johann“ vermischt Rock, Jazz und Volksmusik, „Der König kommt“ ist ein Konglomerat von exotischen Elementen und Fragmenten der bayerischen Sprache, „Zwiefacher“ verschmilzt Exotisches, Pop und Volksmusik. Dabei filtert Buchner Bestandteile eines Stils durch die Musiksprache eines anderen oder ändert sie nach seinem eigenen Musikgefühl ab. In der Literatur über Weltmusik wird diese Form der Aneignung oft kritisiert. Der Musikethnologe Steven Feld sagt ihr einen Doppelcharakter nach: Sie zeuge zum einen von Anerkennung anderer Kulturen, zum anderen berge sie aber die Gefahr, die ausbeuterischen Strukturen des Kolonialismus zu reproduzieren. Diese Kritik trifft auf Hans-Jürgen Buchner zu: Einerseits interessiert er sich für fremde Kulturen und spricht sich für einen gleichberechtigten Dialog aus, andererseits setzte er seine finanzielle Überlegenheit bei Besuchen im Ausland ein, um an Instrumente zu kommen. Der Zusammenhang zwischen dem zusammengesetzten Charakter von Buchners Identität und der Hybridität seiner Musik kann als erwiesen gelten. Wie ich gezeigt habe, sind die Teilidentitäten Buchners mit verschiedenen Musiken verknüpft. Es war Intention seines Personalstils, seine Identität mit Musik auszuleben. Ein Teil seiner Stücke vermischt Elemente verschiedener Traditionen. Fragenkomplex 1 ist damit beantwortet. Dem Thema kollektive Identität habe ich mich vor allem auf Basis von Interviews - 95 - und Sekundärliteratur zu historischen Ereignissen in Bayern genähert, die ich mit den Mitteln der Diskursanalyse untersuchte. Mit kollektiver Identität hatte Hans-Jürgen Buchner anfangs Probleme. Zwar verortete er sich wie jedes Individuum in Relation zu anderen Mitgliedern der Gesellschaft, in ein Gruppengefüge wollte er sich jedoch nicht einordnen. Er sah sich selbst als Außenseiter. Eben dadurch begann er sich aber mit anderen zu solidarisieren, die ebenfalls am Rande der Gesellschaft standen: Ausländer, Künstler, Hippies. Später versuchte er sich als Musiker vom „Kommerz“ abzugrenzen und die Integrität seiner antikapitalistischen Einstellung zu wahren. Es lassen sich viele Beispiele dafür finden, wie Buchner sich aus ideologischen Gründen abgrenzte. Leider ist dabei selten nachzuvollziehen, ob er sich damit selbst einer Gruppe zuordnet oder sich von einer anderen abgrenzt. Auch bleibt unklar, ob das mit den tatsächlichen Ideologien dieser Gruppen zusammenhängt oder ob Buchner nur bestimmte Inhalte in sie hineinprojeziert. Es gibt jedoch eine Diskurskonstellation, in der sich die kollektiven Identitäten, ihre zugehörigen Ideologien und die gegenseitige Abgrenzung relativ klar ausmachen lassen: Buchners Verhältnis zum Bund Naturschutz und zur CSU. Beide Gruppen sind jeweils nur ein Teil größerer ideologischer Komplexe, die in Bezug auf bestimmte Themen in Konflikt geraten sind. Der Bund Naturschutz gehört neben vielen anderen Gruppen, die sich zum Teil auch überschneiden, zum Bereich der UmweltschutzIdeologie. Die CSU vertritt bayerisch-nationales Gedankengut und ist damit ebenfalls Teil eines bestimmten ideologischen Spektrums. Wesentliche Teile der Weltsicht von Hans-Jürgen Buchner sind beeinflusst vom Gedankengut des Bund Naturschutz, das sich in den 1970er Jahren unter dem Einfluss der Ökologiebewegung radikal veränderte. Romantischer, auf Einzelphänomene beschränkter Heimatschutz wurde abgelöst von einem wissenschaftlich begründeten, strukturellen Naturschutz. Forderungen nach einem radikalen Wandel weg vom dominanten Materialismus und hin zu einer postmateriellen Werteordnung wurden laut. Buchner schloss sich diesen Forderungen an und äußerte sich dazu in Interviews und in seinen Songtexten. Die Skepsis gegen Wirtschaft, Wissenschaft und Technik erreichte ihren Höhepunkt anlässlich der Proteste gegen die Atommüll-Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf. Eine ideologisch heterogene Allianz aus Kernkraftgegnern, zu der auch der Bund Naturschutz gehörte, befand sich im offenen Konflikt mit der CSU- 96 - geführten Staatsregierung. Am Bauzaun um die WAA spielten sich bürgerkriegsähnliche Szenen ab. Die CSU und der Bund Naturschutz haben gemeinsame Wurzeln im nationalen, antimodernistischen Heimatschutz-Gedankengut. Auch wenn die Partei den Umweltschutz in ihren Programmen sehr betonte, hatte doch angesichts der kritischen ökonomischen Lage die Wirtschaftspolitik deutlichen Vorrang für sie. Buchner positionierte sich in diesem Diskursfeld klar auf Seiten der Anti-AKWGegner. Dabei spielten für ihn sowohl die antikapitalistischen Argumente der neuen sozialen Bewegungen als auch der Schutz seiner Heimat eine Rolle. Wie die Analyse seines Auftritts beim Anti-WAAhsinns-Festival 1986 zeigte, leistete er mit seiner Musik einen wesentlichen Beitrag zur Schaffung einer kollektiven Identität der Protestierenden in Abgrenzung von der CSU: „Habt ihr Angst vorm schwarzen Mann? Nein! Nein! Nein!“. Fast 15 Jahre später begann sich sein Verhältnis zu dieser Partei grundlegend zu ändern. Die CSU war an Buchner interessiert, weil er es geschafft hatte, über fast 20 Jahre hinweg mit seiner Musik in Bayern erfolgreich zu bleiben. Das lag unter anderem an der Präsenz seiner Instrumentalmusik im Bayerischen Fernsehen und am Wiedererkennungswert seines Personalstils. Die Vielfalt seiner Themen und die Mehrdeutigkeit der Lieder, mit denen er seine Meinungen äußerte, ermöglichten die Rezeption seiner Musik über ideologische Grenzen hinweg: Niemand musste sich kritisiert fühlen, viele verschiedene Gruppe konnte in seine Texte das hineinlesen, was ihrer Ideologie entsprach. Neben dem Erfolg seiner Musik eignete Buchner sich auch deshalb aus Sicht der CSU, weil sie als Produkt der Glokalisierung ältere bayerische und moderne internationale Stilelemente vermischt. Sie repräsentiert damit aus CSU-Sicht das Partei-Leitmotiv „Tradition und Fortschritt“. Auch ideologisch hatten Buchner und führende CSU-Politiker Anknüpfungspunkte entdeckt, wie zum Beispiel die Pflege des bayerischen Dialekts. Von der Staatsregierung wurde Buchner mit seiner Musik im In- und Ausland als Repräsentant der bayerischen Identität eingesetzt. Er bekam mehrere Preise verliehen, als wichtigsten den bayerischen Verdienstorden. Weil seine Musik im Sinne der Grundsätze der CSU interpretiert werden kann, machte die Partei sie zum Symbol für bayerische Identität. Der Prozess funktionierte also auf zwei Ebenen: Zuerst gefiel Buchners Musik der CSU, dann nutzte diese ihre Deutungshoheit in Bezug auf bayerische Kultur. - 97 - Auch wenn seine Musik von der CSU vereinnahmt wurde, Buchner grenzt sich nach wie vor von der Partei ab, zum Beispiel durch provokative Statements bei Preisverleihungen oder Konzerten. Von den führenden CSU-Politikern, gegen die sich seine Kritik richtet wird das toleriert, denn Buchner nimmt ihr durch geschickte Formulierung die Schärfe. In Einzelfällen wie zum Beispiel beim bayerischen Kulturpreis war er auch bereit, Kompromisse einzugehen: Er nahm den Preis an, obwohl er vom Atomkraftwerksbetreiber E.ON gesponsort war. Seiner Glaubwürdigkeit beim Bund Naturschutz hat das nicht geschadet. Der Verein überreichte ihm 2009 die Naturschutzmedallie und stellte ihn als herausragendes Mitglied dar. Buchner ist damit in zwei Gruppen etabliert, die sich in Einzelfragen wie zum Beispiel dem Donauausbau lange Zeit einen ideologisch motivierten Konflikt geliefert haben. Das gelingt ihm, weil sein Gedankengut sowohl mit dem des Bund Naturschutz als auch mit dem der CSU überlappt, wobei auch die Ideologien der beiden Kollektive gemeinsame Wurzeln haben. Buchner stellt mit Hilfe dieser Überlappung scheinbare Kohärenz in seiner Identität her. Seine Musikstücke sind durch ihre Mehrdeutigkeit so auslegbar, dass sie zu ganz verschiedenen Ideologien passen. Besonders nationales Gedankengut und Naturschutzideologie lassen sich leicht hineinlesen, da Buchner sich aufgrund seiner Identität mit diesen Themen häufig beschäftigt. Vielleicht ist die nächste Gruppe gerade dabei, Buchner als Aushängeschild zu entdecken. Im Zuge der aktuellen Bayern-Begeisterung ist jedenfalls ein erhöhtes Interesse an seiner Person und Musik zu verzeichnen. Im nächsten Jahr wird das 30jährige Bühnenjubiläum für einen erneuten Schub an Publicity sorgen. Das „Alpenrock“-Portät endet mit einem Zitat von Franz Xaver Bogner: „Wenn die Moden irgendwann mal zu Ende gehn und vorbei sind, dann bin ich hundertprozentig sicher, dass wenig übrigbleiben wird. Aber mit absoluter Sicherheit wird er derjenige sein, der an der Spitze steht. Das weiß ich einfach.“ (Barto, Riedinger 27.12.2005, 42:46) Die Zeit wird zeigen, ob er recht behält. 2005 wirkte diese Prophezeihung ein wenig wie eine Verklärung. Doch im Moment ist Haindling auf einem guten Weg sie zu erfüllen, denn er beherrscht es auf der Klaviatur der Identitäten zu spielen. - 98 - 5. ENDNOTEN 1 Die genauen Namen waren in der Berichterstattung über Buchner nicht nachweisbar. In Interviews spricht Buchner ausschließlich im bayerischen Dialekt. Bei der Transskription habe ich mich bemüht, dem gerecht zu werden. Bestimmte Klänge lassen sich ohne Sonderzeichen nicht eindeutig transskribieren. Diese sprachlichen Feinheiten wurden hier aus praktischen Gründen vernachlässigt. Neben dem selbst transskribierten Material lagen einige Zitate bereits in Schriftform vor vor – teilweise in standartisierter Diktion. Diese habe ich dann selbstverständlich übernommen. Um das Verständnis der Zitate im Dialekt zu erleichtern, liefere ich per Fußnote die hochdeutsche Übersetzung mit. 3 Jeden Tag wurde dort gesoffen, geschriehen und gestritten. Ich habe das als Kind alles miterlebt. Das war wahrscheinlich das wichtigste [...] Fundament und der wichtigste Fundus, in Beziehung auf Sprache und Benehmen, den ich überhaupt mitbekommen hätte können. Es war, glaube ich, sehr wichtig, dass ich das erlebt habe. 4 Ich mochte als kleiner Bub die Bettelmusik sehr gerne. Damals gingen Zweier- oder Dreierformationen durch die Dörfer. [...] Das klang falsch, aber es hat mir unheimlich gefallen. 5 Es war Ausdruck meines Revoluzzertums, eine Musik zu machen, die mehr oder weniger verboten ist. 6 Ich war da ein richtiger Star, bei dem sogar die Frauen leicht alkoholisiert auf dem Flügel gelegen haben, wie man es in den Filmen sieht. 7 Ich war schon immer daran interessiert, auch in einem Plattenladen, Platten zu kaufen, die ein Normaler nicht kauft. [...] Die Masse hat einfach einen Geschmack, über den ich weit hinaus bin. Und darum interessiert mich das nicht. 8 Ich fand, dass man in fremden Kulturen besser irgendetwas neues finden kann, [...] was die Welt noch nicht so kennt, als im üblichen Chart-Radio. 9 Bergmaier 02.06.2004, S. R6; Dannoura 06.08.2005, S. R5; Döpfner 23.03.1984, S. 27; Forster 22.05.1989; S. 32; Friedrich 04.08.2008, S. R5; Greune 21.07.2001, S. R8; Haindling 16.06.2008; Horst 24.01.2005, S. R2; Konrad 01.08.2008, S. R2; Krieger 15.07.2000, S. 20; Leuthner 19.06.2007, S. R6; Lotze 02.04.1996; Mönninger 16.03.1984, S. 23; Pfiffiges Stilgemisch 30.01.1989; Rieth 09.04.1987, S. 16; Sahihi 08.05.1987; Sauerwald 24.09.2001, S. R6; Schober 30.10.1993, S. 20; Schober 06.11.1998, S. 20; Szymanski 02.08.2010, S. R4; von Wagner 25.07.2001, S. R8; Zaplin 26.05.2009, S. R2; Ziegler 06.08.2003, S. R6 10 Döpfner 23.03.1984, S. 27 11 Dombrowski 26.08.1998, S. 8; Rieth 09.04.1987, S. 16; Wagner 26.07.1997, S. 9 12 Döpfner 23.03.1984, S. 27; Sahihi 08.05.1987 13 Döpfner 23.03.1984, S. 27; Greune 21.07.2001, S. R8; Horst 24.01.2005, S. R2; Lotze 02.04.1996; Mönninger 16.03.1984, S. 23 14 Greune 21.07.2001, S. R8; Haindling 16.06.2008; Krieger 15.07.2000, S. 20; Merten 09.11.1998, S. 6; Pilz 15.03.1999, S. 11; Rieth 09.04.1987, S. 16 15 Döpfner 23.03.1984, S. 27; Leuthner 19.06.2007, S. R6; Lotze 02.04.1996; Mönninger 16.03.1984, S. 23; Rieth 09.04.1987, S. 16; Sahihi 08.05.1987; Szymanski 16.07.2007, S. R2; Zaplin 26.05.2009, S. R2 16 Krieger 15.07.2000, S. 20; Mönninger 16.03.1984; Pfiffiges Stilgemisch, 30.01.1989; Sahihi 08.05.1987; samo 02.08.2002, S. R3; Schlaier 25.01.2005, S. R5; Schober 30.10.1993, S. 20; von Wagner 25.07.2001, S. R8; Zaplin 04.07.2006, S. R6 2 - 99 - 17 Benz 24.04.1987; Döpfner 23.03.1984, S. 27 Benz 24.04.1987; Dannoura 06.08.2005, S. R5; Der erste Kuss des HaindlingChefs, 14.07.2009; Döpfner 23.03.1984, S. 27; Dombrowski 26.08.1998, S. 8; Forster 22.05.1989, S. 32; Haindling, 16.06.2008; Horst 24.01.2005, S. R2; Merten 09.11.1998, S. 6; Mönninger 16.03.1984, S. 23; Pfiffiges Stilgemisch, 30.01.1989; Sahihi 08.05.1987; samo 02.08.2002, S. R3; Sauerwald 24.09.2001, S. R6; Schober 30.10.1993, S. 20; Schober 06.11.1998, S. 20; Szymanski 02.08.2010, S. R4; Zaplin 04.07.2006, S. R6; Ziegler 06.08.2003, S. R6 19 Bergmaier 02.06.2004, S. R6; Dombrowski 26.08.1998, S. 8; Dombrowski 28.12.2000, S. 19; Leuthner 19.06.2007, S. R6; Mönninger 16.03.1984, S. 23; Sahihi 08.05.1987; von Wagner 25.07.2001, S. R8; Zaplin 04.07.2006, S. R6 20 Döpfner 23.03.1984, S. 27; Handel 27.12.2004, S. 3; Konrad 01.08.2008, S. R2; Mönninger 16.03.1984, S. 23 21 Döpfner 23.03.1984, S. 27; Konrad 01.08.2008, S. R2; Krieger 15.07.2000, S. 20; Lutz 03.08.2002, S. 10; Mönninger 16.03.1984, S. 23; Rieth 09.04.1987, S. 16; Thym 02.11.2002, S. 52; Zaplin 26.05.2009, S. R2 22 Szymanski 02.08.2010, S. R4 23 Szymanski 16.07.2007, S. R2 24 Rieth 09.04.1987, S. 16; Thym 02.11.2002, S. 52 25 Döpfner 23.03.1984, S. 27, Der erste Kuss des Haindling-Chefs, 14.07.2009, Friedrich 04.08.2008, S. R5, Konrad 01.08.2008, S. R2, Lotze 02.04.1996, Mönninger 16.03.1984, S. 23, Rieth 09.04.1987, S. 16, Wagner 26.07.1997, S. 9 26 Benz 24.04.1987; Döpfner 23.03.1984, S. 27; Leuthner 19.06.2007, S. R6; Rieth 09.04.1987, S. 16; Schlaier 25.01.2005, S. R5; Szymanski 02.08.2010, S. R4; Szymanski 16.07.2007, S. R2; von Wagner 25.07.2001, S. R8 27 Bergmaier 02.06.2004, S. R6; Döpfner 23.03.1984, S. 27; Haindling, 16.06.2008; Horst 24.01.2005, S. R2; Leuthner 19.06.2007, S. R6; Liebmann 25.07.2005, S. R2; Sahihi 08.05.1987; Sauerwald 24.09.2001, S. R6; Szymanski 02.08.2010, S. R4; Szymanski 16.07.2007, S. R2; von Wagner 25.07.2001, S. R8; Zaplin 26.05.2009, S. R2 28 Dombrowski 28.12.2000, S. 19; Konrad 01.08.2008, S. R2; Szymanski 02.08.2010, S. R4; von Wagner 25.07.2001, S. R8; Wagner 26.07.1997, S. 9 29 Zaplin 26.05.2009, S. R2 30 Bayernpop mit exotischer Note, 19.06.2007; Dombrowski 26.08.1998, S. 8; Dombrowski 28.12.2000, S. 19; Förger 03.06.2000; Handel 27.12.2004, S. 3; Krieger 15.07.2000, S. 20; Konrad 09.07.2005, S. R6; Lotze 02.04.1996; Lutz 03.08.2002, S. 10; Sahihi 08.05.1987; Thym 05.06.2000, S. L8; Thym 02.11.2002, S. 52; Wagner 26.07.1997, S. 9; Zaplin 26.05.2009, S. R2 31 Döpfner 23.03.1984, S. 27; Sauerwald 24.09.2001, S. R6 32 Bayernpop mit exotischer Note, 19.06.2007; Dannoura 06.08.2005, S. R5; Der erste Kuss des Haindling-Chefs, 14.07.2009; Döpfner 23.03.1984, S. 27; Dombrowski 28.12.2000, S. 19; Haindling, 16.06.2008; Konrad 09.07.2005, S. R6; Liebmann 25.07.2005, S. R2; Lotze 03.07.2007, S. R6; Schlaier 25.01.2005, S. R5; Schober 06.11.1998, S. 20; Szymanski 02.08.2010, S. R4; Ziegler 06.08.2003, S. R6 33 Pilz 15.03.1999, S. 11; Thym 02.11.2002, S. 52 34 Bergmaier 02.06.2004, S. R6; Dannoura 06.08.2005, S. R5; Dombrowski 26.08.1998, S. 8; Dombrowski 28.12.2000, S. 19; Friedrich 04.08.2008, S. R5; Greune 21.07.2001, S. R8; Handel 27.12.2004, S. 3; Horst 24.01.2005, S. R2; Konrad 18 - 100 - 01.08.2008, S. R2; Krieger 15.07.2000, S. 20; Liebmann 25.07.2005, S. R2; Lotze 02.04.1996; Pilz 15.03.1999, S. 11; Schober 06.11.1998, S. 20; Schober 30.10.1993, S. 20; Szymanski 02.08.2010, S. R4; Thym 02.11.2002, S. 52; von Wagner 25.07.2001, S. R8; Wagner 26.07.1997, S. 9; Zaplin 26.05.2009, S. R2 35 Dannoura 06.08.2005, S. R5; Dombrowski 28.12.2000, S. 19; Friedrich 04.08.2008, S. R5; Greune 21.07.2001, S. R8; Handel 27.12.2004, S. 3; Klanghölzer, Gamelan und bayerische Texte, 11.03.2009; Konrad 01.08.2008, S. R2; Szymanski 02.08.2010, S. R4; von Wagner 25.07.2001, S. R8 36 Dombrowski 26.08.1998, S. 8; Krieger 15.07.2000, S. 20; Liebmann 25.07.2005, S. R2; Schlaier 25.01.2005, S. R5; Schober 06.11.1998, S. 20; Pilz 15.03.1999, S. 11 37 Handel 27.12.2004, S. 3 38 Dannoura 06.08.2005, S. R5 39 Lotze 02.04.1996 40 Dombrowski 28.12.2000, S. 19; Merten 09.11.1998, S. 6; Mönninger 16.03.1984, S. 23; Thym 02.11.2002, S. 52 41 Mich interessiert es nicht, ein altes Volksmusikstück neu auf... sonder es muss für mich entweder etwas Blödsinniges haben oder etwas Lustiges haben, damit ich es deswegen mache. 42 Wo ich geh‘ und steh‘, tut mir das Herz so weh / wegen meiner Steiermark, ja glaubt es mir gewiss. / Wo das Büchschen knallt und der Gamsbock fällt, / und mein lieber Herzog Johann ist. 43 Wo ich geh‘ und steh‘ / tut mir mein Herz so weh / Wenn ich den Erzherzog Johann-Jodler höre / Wo ich geh‘ und steh‘ / tut mir mein Herz so weh / Weil ich den Erzherzog Johann-Jodler nicht mehr seh‘! 44 Ich bin fidel, bis der Teufel holt meine arme Seel‘ / Ich bin fidel, Kreuzfidel. 45 „Erzherzog Johann“ habe ich als Beispiel ausgewählt, weil sich sehr viel an diesem Song zeigen lässt. Bei den meisten Stücken von Buchner beschränkt sich die Verortung auf deutlich weniger Elemente. Hoidzscheidl-Rap (1984) zum Beispiel zitiert nur einen Volksmusiktext, Hutzlmandl (2002) behandelt nur bayerische Kultur und Blasmusik in Moll (1989) klingt nur durch die Instrumentierung bayerisch. Die restlichen Elemente dieser Songs entsprechen weitgehend der Formsprache internationaler Popmusiken, die mehr oder weniger stark Assoziationen mit bestimmten Orten hervorrufen können. Der Journalist Stephan Handel zum Beispiel verortet den Holzscheidlrap neben Bayern indirekt auch in der „Bronx“, er stellt Bezüge zum Oldschool-US-Rap der 1980er her (Vgl. Handel 27.12.2004, S. 3). 46 Das Gitarreninstrument im Stück „Vernissage“ auf dem ersten Album „Haindling 1“ (1982) erinnert zum Beispiel an griechische Balalaikamusik. 47 „Der König kommt“, [da] hat mir eine aus Australien eine CD mitgebracht von den Aborigines. Da war das 'Jammer di Jammer', das ich da entnommen habe. Denn das klingt so. Und die kurzen Hölzer benutzen die Aborigines als Taktgeber. Das kannte ich bei uns auch noch nicht. [...] Und daraus ist ‚Der König kommt‘ entstanden, weil ich im Fernsehen einen Film gesehen habe, in dem ein afrikanischer König mit Blasinstrumenten hereingetragen wurde. [...] [Dann] habe ich Laute hineingesprochen, die afrikanisch klingen, aber doch nicht afrikanisch sind. 48 Jammer di Jammer, immer Jammern, die mag ich nicht 49 Leut‘, Leut‘, Leut‘ ihr müsst / lustig sein, lustig sein / dürft, dürft, dürft nicht / so traurig sein, traurig sein /denn, denn, denn / mit der Traurigkeit, Traurigkeit / kommt, kommt, kommt man nicht weit. - 101 - 50 Stets schipfen / und immer nur schlecht aufgelegt sein / und dann nicht wissen, warum. 51 Weil ich keine missionarische Erfüllung darin sehe, dass ich mit einem Volk zusammenwachse. ‚Jetzt komme ich als Europäer und möchte einer von euch werden‘. Das will ich nicht. Ich bin ich. Mir gefällt, was die machen. Das nehme ich in mir auf. Aber ich habe nicht den Ergeiz, das zu lernen. 52 Die Traditition, die die seit Jahrtausenden haben, muss ich nicht kennen. Denn ich bin kein Afrikaner und will es auch nicht sein, aber ich will die Trommel benützen. 53 Einfach zu einem bestehenden Afrika-Song zu Jodeln oder mit dem Akkordeon zu spielen, das würde mich nicht befriedigen. 54 Wenn ich etwas mache, dann möchte ich machen, was mir vorschwebt. [...] Aber gemeinsam – dass ich sage: Ja, das gefällt mir jetzt zwar nicht, aber weil du auch mit mir etwas machst, tun wir es rein – das wäre für mich schon unbefriedigend. Also ich will da keine Kompromisse eingehen. Höchstens, dass ich sage: „Wunderbar, da brauche ich blos noch dazuspielen.“ Aber so einfach ist es nicht. 55 Der hat dann gesagt: „Oh, das kann ich garnicht ansehen, wie die Fliesen legen.“ Weil die legen sie natürlich ein bisschen künstlerischer, mit Buckeln und so weiter, was uns ja gefällt, weil das nicht so regelmässig ist. [...] Und dann hat er seinen ganzen Urlaub mit denen Fliesen gelegt, der Franke, und ist dann mit der Schnur und ganz... Und die haben dann teilweise auch gelacht über die Genauigkeit, aber das [lacht] war eben sein Urlaub, dass er denen zeigt, wie der Deutsche Fliesen legt. 56 Einer hat mir dann seine Tromel gleich verkauft. Und dann haben ihn die Anderen geschimpft, weil er sein Instrument verkauft. [...] Und dann haben wir halt miteinander gespielt. Ich habe ihnen gezeigt, wie ich Trommel spiele und die haben mir gezeigt, wie sie Trommel spielen. 57 Eine Anekdote in Michael Brauns „Meine wilde Zeit mit Haindling“ deutet allerdings darauf hin, dass es Diskussionen mit der Plattenfirma über die Inhalte der Alben gegeben hat. Demnach wollte Buchner „Lang scho nimmer gsehn“ eigentlich nicht auf der zweiten Platte veröffentlichen, erst die Mitarbeiter der Plattenfirma überzeugten ihn davon (2007, S. 34). 58 Ja, es ist eigentlich eine Idylle. [...] Wenn man ein Foto macht und es in die Stadt trägt, und das Foto herzeigt, sagt jeder: „Ach, kuck mal! Der hat aber eine Idylle.“ Wenn man aber da wohnt, dann glaube ich, kann einem das schon vergehen. Da rattert es in der Früh, Presslufthämmer, da wird ständig gebaut in diesem Dorf. Und das ist schon irgendwie eine Belästigung, wenn es überhaupt keinen Sommer mehr ohne Lärm gibt. 59 Da werden alte Kastanien abgeschnitten. Die sind nichts wert, weil nur das etwas wert ist, was Geld kostet. Da sind idyllische alte Mauern nichts wert, weil sie einfach alt sind. Die müssen hergerichtet werden und dann sind sie etwas wert, wenn das 80.000 Mark kostet, dann ist das etwas wert. Aber für das Herz und das Auge , darauf wird eigentlich nicht geachtet. Das spielt keine Rolle. Das existiert anscheinen bloß bei mir. 60 Der Bauer sitzt in seiner Bauernstube, auf dem Bauernstuhl, vor dem Bauerntisch, neben dem Bauernschrank und isst Bauerngeräuchertes und Bauernbrot und kommt sich vor wie ein Städter, weil es in der Stadt modern ist, dass man in einer Bauernstube sitzt. - 102 - 61 Das war ja auch so ein Umweltlied. [...] Weil der Erzherzog Johann war ja einer der ersten Naturschützer, der in Österreich große Naturschutzprojekte gemacht hat und deswegen von seinem Bruder, dem Kaiser ganz ungeliebt war und bestraft wurde. 62 Wir sind alle zusammen / eine sehr große Schafsherde / Wir wollen den ganzen Tag nur Fressen / am liebsten nur saftiges, grünes Gras / Das ist gut, so gut! Das Hirn ist garnicht mehr dabei. 63 Ich habe rote Haare, feuerrote Haare sogar / Und ich habe nichts gesehen! 64 „Und sie sägten an den Ästen / auf denen sie saßen, / und schrien sich ihre Erfahrungen zu, / wie man besser sägen könne!“ 65 „auf einmal ist der Fluß ganz rot! / [...] und die ganzen Fische sind tot! 66 „warum muaß denn des öl [sic!] do drunt verbrenna“ (Warum muss denn das Öl dort unten verbrennen) 67 „Es haben sich 36 Inselstaaten weltweit zusammengeschlossen, die von der Anhebung des Meerespiegels besonders hart betroffen sind. Sie nennen sich AOSIS „Alliance of Small Island States" AOSIS - komischerweis', wenn ma's af bayrisch ausspricht, hoaßt's - aus is's“ (Komischerweise heißt es, wenn man es auf Bayerisch ausspricht: Aus ist es) 68 „I möchert koa Eisbär sein / Im Nürnberger Zoo“ (Ich möchte kein Eisbär sein / Im Nürnberger Zoo) 69 „Do hau ma no a Straßn her, / [...] Do muaß da Woid weg, / und do muaß a Beton her, / 350.000 Kubikmeter Beton!“ (Da hauen wir noch eine Straße hin, / [...] Da muss der Wald weg, / und da muss Beton hin, / 350.000 Kubikmeter Beton!) 70 „Das Hafengelände am Donau-Kanal im Erschließungsgebiet / liegt direkt am Ring von der Autobahn / Modelleisenbahn - Modelleisenbahn i hob no nia gern g'spuit mit dir.“ (Modelleisenbahn – Modelleisenbahn, ich habe noch nie gerne mit dir gespielt) 71 „Oh, du kleiner Mensch / Warum bist du so dumm / Möchtest so gern die Weit regiern / Bringst dich selber um.“ 72 „Des Traurige do dro is, da Mensch der is so dumm, / und wenn er a so weitermacht, dann bringt er sich noch selber um.“ (Das Traurige daran ist, der Mensch ist so dumm, / und wenn er so weitermacht, dann bringt er sich noch selber um.) 73 Dreißig Kilometer weiter, da bin ich daheim / Dreißig Kilometer weiter, habe ich nichts verloren. 74 Huraxdax – nimm die Füße in die Hand / Sonst bist du verloren / Huraxdax – reiß dich zusammen / renn so schnell wie der Wind / sonst bist du verloren. / Jeder hat Angst vor dem schwarzen Mann / und keiner weiß, wo er ist / Und wenn du ihn einmal siehst, dann renn davon / „Dich erwisch‘ ich auch no!“ 75 Ich habe keine Wut und das tut so gut. 76 Dem Strauß hat es bestimmt gestunken, aber ich habe da überhaupt nichts gehört. 77 Das ist keine Gefahr, sondern das ist ein Glück. Denn wenn die Musiken so ausgiebig sind, dass man sich selbst zwei, drei Mal imitieren kann, dann ist das eigentlich etwas wunderbares. Weil ich mache ja auch teilweise Aufrragsproduktionen, zum Beispiel für Werbung oder Melodien für Sendungen. Und da sagen die Leute dann zu mir: „Wir hätten so gerne etwas, das so klingt wie das.“ 78 „Bayern“ ist entstanden, weil ich ein ganz böses Lied über Bayern machen wollte. Da wäre dann vorgekommen „Bayern – da sind die Schweinshaxen groß“; an den Reim kann ich mich gerade nicht erinnern. „Bayern braucht Atom - woher nehmen mir sonst unseren Strom“. [...] Entstanden ist es eigentlich im Bad. [...] „Bayern, das - 103 - sind wir, Bayern und das bayerische Bier.“ Das war so blöd, dass ich mir dachte: „Das ist ein Lied, bei dem jeder merkt, wie ich Bayern sehe.“ [...] Mit seiner überholten Trachtlerfreundlichkeit, [...] das Leben exisitert ja auch nicht mehr. Wenn ich heute mit dem Porsche in der Lederhose auf das Oktoberfest fahre, dann ist das etwas anderes, also wenn die früher einfach eine Lederhose anhatten. Und heute ist es Mode. Und dann habe ich dieses Lied gehabt, habe aber das mit dem Atom wieder rausgestrichen, weil ich mir dachte, das ist zu viel Information. Das muss so blöd sein, dass man nur eines hat, das man gröhlen kann. 79 Mir gefällt es gut, wenn man in der Musik durch kurze Sätze dem Publikum die Möglichkeit gibt, seine eigene Geschichte herauszufinden, nicht unbedingt zu wissen: „Aha, der meint das.“ Sondern jeder kann sich seine Interpretation selbst machen, was ich in diesem Text meine oder vielleicht auch nicht meine. 80 Und dann hatten wir mit dem Lied auf einmal eine ZDF-Hitparade in Baden-Baden. Und dann bin ich mit dem Zug heimgefahren. Und dann hat der Schaffner zu mir gesagt: „Hey, da habt ihr jetzt aber ein schönes Lied.“ Und dann habe ich mir gedacht: „Hey, der hat das jetzt anders verstanden.“ Und dann haben wir das Lied in Regensburg zur 750-Jahr-Feier von irgendetwas gespielt. Da war dann der Stoiber dort, Bischöfe waren dort und der Beckstein war dort. Also die ganze politische Prominenz. [...] Und dann haben wir „Bayern“ gespielt. Und ich dachte mir: „Jetzt bin ich gespannt“. Das kannte damals noch Keiner. Und dann hat der Stoiber gleich mitgeklatscht und die Bischöfe haben sich gefreut und haben so gemacht. [...] Und so hat sich das Lied praktisch verselbstständigt, ist jetzt ein Bierzelthit geworden und ein Almhütten-Hit. Und ich muss darüber lachen. 81 Ich bin ein Auftragsmensch – ich mache gerne etwas für Aufträge. Ich habe schon die Vivaldi-Platte auf Auftrag gemacht. Hätte ich nie gemacht, aber weil ich eben den Auftrag bekommen habe... 82 Stand September 2011: Über 9 Millionen Aufrufe. 83 Früher wäre ich schon so gewesen, dass ich gesagt habe [sic!]: „Mit denen rede ich nicht! Habe ich als Feinde betrachtet.“ 84 Die niederen CSUler, die unterm Staatssekretär oder auch Staatssekretäre, die sind eigentlich garnicht so CSU-mässig, wie die Minister das darbieten. Denn die sind natürlich steinhart in ihren Aussagen und unterhalten sich dann auch mit den Grünen oder mit den SPDlern. Die sitzen da am Tisch und feiern mitteinander. 85 Aber mittlerweile ist es so, dass ich mir denke: „Wenn ich oder Meinesgleichen mit denen nicht redet, was hätte das für einen Sinn?“ Was hat es für einen Sinn, wenn ich eine öffentliche Feindschaft erkläre. Dann sagen die: „Ja der, was willst du denn mit dem?“ Und so kann man doch einmal, wenn man sich ein bisschen näher kennt, auch wenn man ein Naturschutzanliegen hat oder denen sagen will: „Hey, hört mal zu, Mensch, was ihr da macht.“ Da kann ich doch mit denen reden. Und das ist nicht sinnlos. 86 Da saß Stoiber in der ersten Reihe und Schnappauf und dahinter ungefähr 300 von den Naturschutzverbänden. Und dann habe ich Klavier gespielt, und habe gesagt, dass ich geträumt habe, dass Stoiber auf einmal gegen den Rhein-Main-Donau-Kanal ist. [...] Und ich habe dann gesagt, dass Stoiber [...] in der zweiten Generation so berühmt wurde, wie König Ludwig, weil die haben gesagt: „Schau her, [...] der Edmund Stoiber hat uns ermöglicht, dass wir noch die frei fließende Donau sehen, die jetzt nicht betoniert ist.“ Und [...] die Naturschützer haben gelacht und geschriehen vor lauter Freude. Und das war natürlich schon ein Ding. Und hinterher hat Schnappauf - 104 - dann zu mir gesagt [...]: „Also Herr Buchner, so eine Frechheit kann nur einer, das sind sie.“ - 105 - 6. LITERATURVERZEICHNIS Aleida Assmann (1994): Zum Problem der Identität aus kulturwissenschaftlicher Sicht. In: Lindner, Rolf (Hg.): Die Wiederkehr des Regionalen. Über neue Formen kultureller Identität. Frankfurt am Main: Campus, S. 13 35. Allnutt, Mike; Laade, Wolfgang (1986): WAAhnsinn. Der Wackersdorf-Film, die Filmbilder, Lieder, Texte, Reden, Interviews, Dokumente. Nördlingen: Greno. Anderson, Benedict; O'Gorman, Richard (2006 [1983]): Imagined communities. Reflections on the origin and spread of nationalism. Rev. ed. London: Verso. Baerensound.com: Haindling. Ein weißblauer Musikhimmel spannt sich um den Globus. Online verfügbar unter http://www.baerensound.com/5883/haindling-neuecd-instrumental, zuletzt geprüft am 24.05.2011. Internetquelle. Barto, Jürgen: Haindling. Hans-Jürgen Buchner. Ausgestrahlt am 29.12.1992. Bayerischer Rundfunk. 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