Reisebericht Elvis Goes West 2012
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Reisebericht Elvis Goes West 2012
USA-Reise 2012 – Elvis Goes West Wolfgang Houschka Es war ein langer Weg. Quer durch zwei Staaten der USA, fast 3000 Kilometer auf Tour. Die Spurensuche nannte sich "Elvis Goes West" und sie war beileibe keine Erholungsreise. Doch das wussten die Teilnehmer vorher. Nach zwölf Tagen unter der Führung von Werner Michels, dessen Unternehmen „American Music Tours" den Flug und die Fahrt organisiert hatte, waren Eindrücke verfestigt, die im Gedächtnis bleiben werden. Auch schon deshalb, weil Elvis-Experte Helmut Radermacher mit seinen umfangreichen Kenntnissen selbst tief ins Detail gehende Fragen beantworten konnte. Los Angeles/Hollywood, Kalifornien: Wie eine Glocke lastet die brütende Hitze über der 18-Millionen-Einwohner-Stadt. Fast 16 Stunden Flug liegen hinter den 54 Teilnehmern. Doch zu groß ist die Neugier, um sofort in die Betten des „Hilton Garden Inn" im LA-Stadtteil Hollywood zu gehen. Also gibt es noch einen abendlichen Spaziergang auf dem „Hollywood Walk of Fame". Vorbei an der Hollywood Bowl, in der einst auch die Beatles spielten, hinein in den Trubel einer City, die niemals schläft. Die „Sternen-Suche“ ist intensiv. Von vielen wird sie am nächsten Tag nach einer Stadtrundfahrt fortgesetzt. Wo ist Elvis? An welchem Ort hat man ihm einen Platz in der Ruhmes-Reihe gegeben? Der Weg führt vorbei an den Sternen von Clark Gable und Ozzy Osbourne, nicht weit entfernt Fabian und Rick Nelson. Wer den King finden will, muss weit gehen. Ganz oben am östlichen Ende der Flaniermeile hat man ihn platziert. Unmittelbar neben den Beatles und einer Erinnerungsstätte an die Opfer des Anschlags vom 11. September 2001. Eine herausragende Stelle für jemanden, der die Musikwelt veränderte. Danach eine Führung in den Paramount-Studios. Auch das stellt Zusammenhang mit Elvis Presley her. Denn für Paramount hat der Mann aus Tupelo neun Filme gedreht. Beim Rundgang durch die Studios wird deutlich: Die Amerikaner sind um Freundlichkeit bemüht. Sie honorieren, dass Leute eine lange Reise auf sich nehmen, um sich ein klares Bild zu verschaffen. Namen fallen: Billy Wilder, Brad Pitt, Tom Cruise. Sie alle bekamen bei Paramount ein komfortables WohnwagenQuartier, wenn Aufnahmearbeiten im Gange waren. Wieder im Bus, weiter durch Hollywood. Vorbei am Standort der „Capitol-Records" und der „Radio Recorders", wo Elvis in den 1950er und 1960er Jahren diverse Titel aufnahm. Kurzer Stopp dann am Shrine Auditorium. Dort hatte der King of Rock'n'Roll am 8. Juni 1956 seine erste Show in Los Angeles. Aufnahmen davon gibt es nicht. Santa Monica, Kalifornien: Bei der Anfahrt ein Stopp, der unbedingt sein muss. Der Bus hält am unteren Ende des weltbekannten Sunset-Boulevards beim Lake Shrine. Eine Oase der Ruhe und der Gelegenheit zur inneren Einkehr. Der künstlich angelegte Teich wird umgeben von herrlich blühenden Blumen und hohen Bäumen. Man erfährt: Wenn Elvis in der Gegend war, hielt er sich oft am Lake Shrine auf, um in Ruhe nachzudenken und zu meditieren; erstmals während der Aufnahmen zu dem Film „Harum Scarum" im Jahr 1965. Lange her. Doch geändert hat sich seither nichts. Auch heute noch kommen die Besucher in Scharen, um ihrer Seele etwas Gutes zu tun. In Santa Monica selber - Hektischer Trubel an einem Strand, der die Musik der Beach Boys beeinflusste. Wer von den weit ins Wasser hineinragenden Stegen hinaus auf den Ozean blickt, sieht sie förmlich vor sich: Carl, Brian und Dennis Wilson, Mike Love dazu und Al Jardine - die Jungs mit dem Surfbrett unter dem Arm. Ein Riesenrad erhebt sich weithin sichtbar, die Achterbahn dreht ratternde Runden. Entertainment, wie es der Amerikaner liebt. Für Deutsche ziemlich ungewohnt. Auch die Kosten: 35 Dollar für zwei eher bescheidene Imbisse. Und überhaupt: Nach einer Phase der Erschwinglichkeit hat Amerika mit den Preisen stark angezogen. Palm Springs, Kalifornien: Wer in der Welt etwas auf sich hält, ist da gewesen. Die meisten kommen aus Neugier, eine handverlesene Schar von Stars wohnt dort. Der Bus fährt vorbei an vornehmen Villen. Eine an der anderen. Sie gehörten bzw. gehören Liz Taylor, Greta Garbo, Kirk Douglas, Goldie Hawn, Trini Lopez. Die Hitze flirrt über der Stadt, Palmen weisen den Weg von einem Nobeldomizil zum anderen. Und plötzlich steht da ein Haus, das in unmittelbarem Zusammenhang mit Elvis steht. Der prominente Architekt Robert Alexander hatte es einst für sich und seine Familie gebaut, später mietete Elvis die Liegenschaft am Ladera Circle, um dort zusammen mit seiner frisch angetrauten Gattin Priscilla die Flitterwochen zu verbringen. Und plötzlich steht „Priscilla“ leibhaftig vor den Besuchern, die hinein drängen in das geräumige Wohnzimmer mit Aussicht auf den Swimmingpool. Darlene Perez, die zur Gästeführung gekommen ist, hat eine faszinierende Ähnlichkeit mit Priscilla Presley. Sie beginnt zu erzählen, holt weit aus bis 1967. Am 1. Mai des besagten Jahres wollten Elvis und Priscilla an sich in dem Haus in Palm Springs heiraten. Doch dann kam alles anders. Eine Nachbarin, Klatschreporterin von Beruf, hatte von dem Termin erfahren. Womit dann gleichzeitig auch feststand, dass es mit der beabsichtigten Trauung ohne Öffentlichkeit vorbei war. Also rief Elvis seinen Freund Frank Sinatra an. Der schickte kurzentschlossen eine Privatmaschine - und ab ging's nach Las Vegas, wo sich das Paar in der Wedding-Chapel des Hotels „Aladdin" das Ja-Wort gab. Danach konnten die Flitterwochen in Palm Springs beginnen. Genau neun Monate später kam Tochter Lisa-Marie zur Welt. Schöne Geschichte, hautnah erlebt in einem Haus, das eng verbunden ist mit Elvis Presley. Er nutzte die bis heute attraktive Liegenschaft auch monatelang als Erholungsort während seiner Filmarbeiten in Hollywood. Las Vegas, Nevada: Von Palm Springs nach Las Vegas. Anstrengende knapp 300 Meilen durch die Mohave-Wüste und kurzer Halt an einem wirklich urigen Museum, das ausschließlich der legendären Route 66 gewidmet ist. Dabei verdeutlicht sich, welche Rolle die quer durch viele US-Staaten führende Straße nicht nur bei Bikern spielt. Sie war und ist eine Art Lebensader. Mehr noch: Sie verkörpert das pure Lebensgefühl. T-Shirts müssen sein, auch ein Stapel Postkarten wandert in die Briefkästen. Als der Bus Las Vegas erreicht, zieht die Dämmerung herauf. Millionen bunter Lichter flackern auf, die Leuchtreklamen ziehen Blicke auf sich. Stille kehrt ein. Denn dieser erste Eindruck schlägt jeden in seinen Bann. „Bright light city gonna set my soul", wie Elvis es in seinem Song „Viva Las Vegas" ausdrückte. Plötzlich erklingt dieses Lied und man denkt an Zeiten zurück, in denen die Spielerstadt mitten in der Wüste von Leuten wie Dean Martin, Sammy Davis jr., Frank Sinatra und eben Elvis Presley musikalisch regiert wurde. Heute sind andere da: David Copperfield gibt sich die Ehre, Carlos Santana und Rod Stewart treten auf, die legendären „Moody Blues" werden erwartet. Erster Bummel auf dem berühmten Strip. Inmitten des Lichtermeers bricht ein Vulkan aus, schießen Fontänen gigantischer Wasserspiele in den Nachthimmel, wird mit venezianischen Gondeln auf künstlich angelegten Kanälen gefahren. Gleich unter einem Campanile, den man fast in Naturgröße daneben hingestellt hat. Hotels mit 5000 Zimmern erheben sich. Doch keines ist für die aus Deutschland angereisten Elvis-Fans so interessant wie das „Las Vegas Hilton (International)". Seit einiger Zeit heißt es nicht mehr so, ist in „Las Vegas Hotel" umbenannt worden. Reiseleiter Werner Michels hat es geschafft, dort Zimmer zu bekommen. Mehr noch: Ihm ist es gelungen, dass die einstmals von Elvis und seinem Anhang genutzte Suite im Obergeschoss des riesig aufragenden Komplexes besucht werden darf. Doch das ist noch nicht alles: In der Hotelhalle taucht plötzlich der von Helmut organisierte Sam Thompson auf. Ein Mann aus der unmittelbaren Elvis-Umgebung, und Bruder von Linda Thompson, die einst mit dem King liiert war. Thompson trägt bis heute eine Halskette mit TCB-Anhänger. Sie weist ihn als Mitglied der „MemphisMafia" aus. Weit über 600 Konzerte gab Elvis im „Las Vegas Hilton". Der Saal, im dem die Auftritte stattfanden, ist zwischenzeitlich zwar neu gestaltet, doch hinter der Bühne ist noch alles so wie damals. Auch ein in den Boden hinter der Bühne gezeichnetes Quadrat ist geblieben. Dort hielt Elvis Presley stets kurz inne, bevor er hinaus trat vor sein Publikum und mit den Shows begann. „Nie", sagt der bis heute als SecurityMann im Hotel arbeitende Wayne Sherman, „ist ein Platz frei geblieben". Dann beginnt er zu erzählen. Von seinen Begegnungen mit dem King, von seiner Schwester, die zum freundschaftlichen Umfeld des Megastars gehörte. Und dann, so erfährt man, war da noch eine Bedienung, die sich immer wieder mal an Elvis heranpirschte, um Autogramme zu ergattern. Als Elvis davon erfuhr, setzte er zu einem deftigen Scherz an. Er legte die junge Frau unversehens übers Knie, schrieb seinen Namen auf deren Oberschenkel und fügte ironisch hinzu: „So, nun versuch' mal, das zu verkaufen!" Um Überraschungen während der von ihm geführten Reisen ist Werner Michels nie verlegen. Auch dies gehörte dazu: Zwei Ehepaare aus der Reisegruppe (Silke und Axel wie auch Steffi und Jörg), beide schon lange miteinander verheiratet, wollten als eingefleischte Elvis-Fans in Las Vegas ihr Ja-Wort erneuern. Aufbruch also quer durch die Stadt zur in Holzbauweise errichteten Graceland-Wedding-Chapel. Der Standesbeamte entpuppt sich als Elvis-Imitator, „Can't Help Falling In Love" singt er. Trauung nach amerikanischer Art an einer Stätte, an der sich auch Rockstar Jon Bon Jovi vermählen ließ. Die Zeremonie dauert eine halbe Stunde, dann wartet schon das nächste Paar. Dass es in der Tat weit bessere Elvis-Imitatoren gibt als den in der Holzkapelle, beweist ein Besuch der Show „Legends In Concert" im „Harrahs"-Hotel. Der Saal ist voll, die Leute toben. Denn das, was sie zu sehen und zu hören bekommen, ist in der Tat vom Allerfeinsten. Erst Justin Timberlake und Tom Jones, dann Adele und Whitney Houston, alles Imitatoren. Aber vom Aussehen und von der Stimme her so, als ob sie persönlich an die Rampe treten würden. Zum Schluss der Ire Graham Patrick, der den Elvis gibt. Auch Leute, die Nachahmer nicht mögen (wie etwa der Autor dieses Berichts) müssen zugeben: Das kam den Auftritten des King wirklich sehr nahe. Zum Finale, das auch eine Fahrt zum Hoover-Staudamm (in Arizona) beinhaltet, noch einmal ein Spaziergang durch die Stadt der Lichter. Langer Weg bis hinaus zum „Las Vegas Hotel“ an der Peripherie. Doch nur wenige steigen ins Taxi. Wieso auch? Man muss die Atmosphäre genießen, das Flair einatmen. Good-bye Las Vegas. Beste Stimmung, auch wenn der eine und andere Dollar auf dem RouletteTisch zurück bleibt. South Lake Tahoe, Kalifornien: Jetzt wird es wirklich etwas stressig. Von Las Vegas nach South Lake Tahoe. Knapp 700 Kilometer, mitten durch den weltberühmten Death Valley Nationalpark. Unglaubliche Hitze. Sand, Steine und karges Gebüsch so weit das Auge reicht. Gesäumt von hoch aufragenden Bergen. Stopp am legendären Zabriskie Point. Wer sich auf eine leichte Anhöhe begibt, bekommt atemberaubende Anblicke von schroffem Fels und tief reichenden Schluchten. Gebirge und Wüste sind in gleißendes Sonnenlicht getaucht. Mauern wie aus Gold, unterbrochen von dunklen Abgründen am heißesten Punkt der Erde. Der Wasservorrat von Busfahrer Marvin wird anschließend knapper. Aber Bier und Cola sind noch ausreichend da. Die Nacht bricht herein, als die Wüstendurchquerung endet und plötzlich waldreiches bergiges Hochland beginnt. Nicht mehr weit bis Lake Tahoe. Die Reisegruppe checkt im ehemaligen „Del Webb Sahara Tahoe" ein. Der Komplex, heute „Horizon Casino Hotel" genannt, ist ein wenig in die Jahre gekommen und zehrt vom Glanz früherer Jahre. Doch immerhin: Hier ist Elvis zwischen 1971 und 1976 fast 100 Mal vor sein Publikum getreten. Der Saal von einst existiert nicht mehr, aus ihm ist ein Kino geworden. Doch die Elvis-Suite ganz oben im letzten Stockwerk gibt es noch. Und wieder hat Werner Michels eine Überraschung parat: Helmut Radermacher und seine Frau Karin dürfen darin übernachten. Da kommt Freude auf bei Radermachers. Denn diese Ehre ist so etwas wie ein Ritterschlag für den renommierten Elvis-Experten. Sonora, Kalifornien: Nur eine Übernachtung am Lake Tahoe und nach dem Frühstück mitten hinein in einen weiteren unvergesslichen Tag. Er führt in den Yosemite Nationalpark und zu einer Fülle von Naturwundern, wie es sie nur in den Vereinigten Staaten gibt. 2300 Meter hoch ragt „El Capitan", ein unglaublich geformter Bergriese aus Granit, in den Himmel. Riesige Nadelbäume säumen ihn. Die Fahrt führt vorbei an bizarr zerklüfteten Felswänden und irgendwann taucht die Frage auf: Wie kamen Milliarden von Steinen in diesen Park? Grandiose Anblicke über viele Kilometer hinweg. Man wird sie nie vergessen. Dann wird es urig. In einem bis heute erhaltenen Western-Saloon (einer mit den aus Filmen bekannten Schwingtüren) ist das rustikale Abendessen angerichtet. SpareRibs vom Grill, dazu Bier aus einer nicht weit von dem 115-Seelen-Dorf entfernten Brauerei. „Fat Tire" nennt sich das starke Gebräu. Wie Öl rinnt der dunkle Gerstensaft in die durstigen Kehlen. Danach noch ein „Jack Daniels" und Rock'n'Roll vom Plattenspieler - da darf die Seele für zwei Stunden baumeln. Als die Gruppe in Sonora, einer alten Goldgräberstadt, eintrifft und müde die Hotelbetten bezieht, ist es spät geworden. San Francisco, Kalifornien: Die Reise geht weiter, sie nähert sich ihrem letzten Abschnitt. Von Sonora über Sacramento ins Napa Valley. Weinanbau, soweit das Auge reicht, Metropole für gute kalifornische Tropfen. Zum Verkosten bleibt keine Zeit. Denn da ist das „Ink-House" in dem kleinen Ort St. Helena, das eng mit dem Namen von Elvis verbunden ist. Vier Wochen wohnte der King in dem Gebäude, als 1960 der Film „Wild In The Country" gedreht wurde. Der heutige Besitzer Kevin erzählt von damals, hat so manche Begebenheit parat. Zum Beispiel: Elvis suchte wohl nähere Beziehungen zu den Schauspielerinnen Hope Lange und Tuesday Weld, die damals zusammen mit ihm drehten. Doch es gab noch eine weitere Dame (Nancy Sharp), die der King ins Herz geschlossen hatte. Sie soll sich erst jüngst, als in St. Helena wieder einmal der damals von Fans stürmisch begleiteten Filmarbeiten gedacht wurde, plötzlich zu erkennen gegeben haben. Ankunft in San Francisco mit einem völlig unerwarteten Blick aus den obersten Hoteletagen auf das Panorama der 800 000-Einwohner-Stadt. Auch hier gastierte Elvis mehrfach. Die Gruppe sieht das Bill-Graham-Civic-Auditorium, wo es am 26. Oktober 1957 zwei Shows gab und sie fährt hinaus zum Cow Palace, wo Presley in den Jahren 1970 und 1976 auftrat. Damals in den legendären Red Ladder, King of Spades und Blue Rainbow Jumpsuits. Doch es gibt noch viel mehr zu sehen: Die Golden Gate Bridge, das Ashbury-Viertel (in dem die Flower-Power-Bewegung Mitte der sechziger Jahre ihren Anfang nahm) und die Fishermans Wharf. Zum Schluss ein Abstecher mit dem Schiff hinaus zum ehemaligen US-Staatsgefängnis Alcatraz. Zurück in der Stadt eine Fahrt mit der Cable-Car-Bahn und mitten hinein in das pulsierende Leben von Chinatown. Fürwahr ein glanzvolles Finale, das weitere Glanzpunkte für das Fotoalbum setzte.