Erfahrungsbericht Istanbul – Marmara Üniversitesi Wintersemester
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Erfahrungsbericht Istanbul – Marmara Üniversitesi Wintersemester
Erfahrungsbericht Istanbul – Marmara Üniversitesi Wintersemester 2012/2013 via Erasmus 1 Mein Erasmussemester in Istanbul (WiSe 2012/2013) "Wenn es auf der Welt nur ein Land geben würde, dann wäre Istanbul wohl die Hauptstadt". Napoléon Bonaparte Ich studiere Betriebswirtschaftslehre auf Master an der Universität Bremen. Im Wintersemester 2012/2013 habe ich an der Marmara Üniversitesi – Fachbereich „Business Administration“ – in Istanbul studiert. Warum Istanbul? Dass ich während meiner Unilaufbahn ein Semester im Ausland verbringen möchte, stand für mich schon immer fest. Vor Beginn an war es für mich wichtig, mein Auslandssemester in eine Großstadt mit möglichst kulturellen Unterschieden zu Deutschland zu verbringen. Des Weiteren ist das Interesse an die türkische Sprache und Kultur einen weiteren Grund, warum ich mich für die Türkei entschieden habe. Einen Einblick in die Lernmethode bzw. Lerninhalte meines Studienfaches in einem anderen Land zu gewinnen, gehört zu den weiteren Gründen meiner Entscheidung. Als Erstes und bevor ich mit dem Leben in Istanbul beginne, würde ich gern ein paar Worte zu Istanbul erzählen: ISTANBUL: Mit ca. 18 Millionen Einwohnern ist Istanbul die bevölkerungsreichste Stadt der Türkei. Die Lage am Bosporus an der Grenze zwischen Europa und Asien macht die Stadt weltweit einzigartig. Historie und Moderne prallen aufeinander und das zeigt sich sowohl in der Gesellschaft als auch in den Bauwerken. Das tägliche Leben unterscheidet sich sehr von dem in Deutschland. Ich finde, dass die Türkei ein Land mit den stärksten kulturellen Unterschieden im Erasmusabkommen ist. Auch wenn sich die Einwohner eher als modern und westlich betrachten, finde ich, dass dort nach wie vor sehr große kulturelle Unterschiede zu den westlichen Ländern herrschen, denn die Tradition zählt viel. So hat das Leben in Istanbul zumindest für einen begrenzten Zeitraum seinen Reiz. 2 Organisatorisches: Bevor man als Student in die Türkei einreist, ist ein Studentenvisum erforderlich. Dieses kann beim türkischen Konsulat in Deutschland beantragt werden und dauert in der Regel nur wenige Tagen. Trotz des meist sechs monatigen Studentenvisums darf man nur 90 Tage in der Türkei als Student leben. Das bedeutet, wer nicht aller 90 Tage wieder ausreisen möchte, hat die Möglichkeit eine sogenannte Residence Permit (172 TL) bzw. eine Aufenthaltsgenehmigung zu beantragen. Ausführliche Informationen dazu bietet das International Office der Marmara Universität. Der Antrag sollte möglichst innerhalb der ersten Tagen nach Einreise gestellt werden. Davor sind keine Schritte nötig. Hat man den Antrag nicht gestellt und lebt länger als 4 Wochen in Istanbul, muss man leider eine Strafe in Höhe von 50 $ bezahlen. Schafft man es nicht, zu dem gegebenen Termin beim Ausländeramt beim (İstanbul Yabancılar Şube Müdürlüğü) zu erscheinen, hat man die Möglichkeit für 10 TL einen neuen Termin zu vereinbaren. Residence Permit hat den Vorteil, dass man nicht aller 90 Tage das Land verlassen muss. Zwei Tipps: 1. Man braucht ständig Passbilder. Daher empfehle ich mit einem gewissen Vorrat dorthin anzureisen. Für die Residence Permit braucht man 4 Passbilder. 2. Für Studierende an türkischen Universitäten gibt es für 10 TL die Museumskarte, mit der man ein Jahr lang viele staatliche türkische Museen besuchen kann. Ferner muss man sich das aus Deutschland mitgebrachte Mobiltelefon für die Weiternutzung in der Türkei freischalten lassen. Die Freischaltung kostet ca. 100 TL, dazu kommen ca. 30 TL für eine türkische Nummer beim TURKCELL. Hierzu hat man zwei Möglichkeiten für das Telefonieren in der Türkei. Entweder kauft man eine türkische Nummer bereits in Deutschland, wie z.B. TURKCELL Europa oder aber man kauft sich dort ein altes Handygerät, bei dem die Freischaltung nicht erforderlich ist. Unterkunft: Istanbul ist eine unfassbar riesige Stadt und zieht sich aufgrund der steigernden Bevölkerungszahl immer mehr in die Breite. Es ist nicht empfehlenswert dezentral zu wohnen. Dazu kommt der völlig überforderte Nahverkehr, der überhaupt nicht mit Deutschland zu vergleichen ist. Ich habe im Fachbereich „Business Administration“ 3 studiert, welches sich im Stadtteil „BEYKOZ“ (ANADOLU HISARI heißt die Gegend) auf der asiatischen Seite Istanbuls befindet. Es ist ca. 40 Minuten von den bekannten Orten wie „KADIYKÖY“ bzw. nur 25 Minuten von „ÜSKÜDAR“ entfernt, wenn kein Stau vorhanden ist. Mit Stau kann die Fahrt ziemlich lang werden, was ganz oft der Fall ist. Für die Wohnungssuche gibt es meiner Meinung nach zwei Herangehensweisen. Entweder lieber in der Nähe der Uni wohnen, d.h. weiter weg von den bekannten Orten bzw. von den Orten, bei denen viel mehr los ist, oder sich doch eine Wohnung in den weiter entfernten Stadtteilen zu nehmen. In der Nähe der Uni hat man den Vorteil, dass man teilweise zu Fuß zur Uni laufen und pünktlich zum Unterricht erscheinen kann. Nachteilig ist, man ist ganz weit weg von dem was man als „wirkliches Geschehen“ bezeichnet. Wohnt man etwas weiter weg, hat man den Vorteil, dass die Wohnungen oder WGs teilweise kostengünstiger sind, und dass dort viele Restaurant, Bars, Bazars (z.B. der Dienstagsbazar in KADIKÖY) und Clubs vorhanden sind. Der Nachtteil ist die meist durch Stau verlängere Fahrtzeit mit dem Bus zur Uni. Es ist daher eine Prioritätsentscheidung. Ich persönlich habe mich mit meiner Freundin für eine Wohnung in der Nähe der Uni entschieden, weil die Uni für uns Vorrang hatte. Ich muss zugeben, dass die Miete in unserer Gegend namens „GÖKSU EVLERI“ ziemlich hoch war, aber es hat sich trotzdem gelohnt, so nah an der Uni zu wohnen. Wie ich bzw. wir die Wohnung gefunden haben, hat eine lange Geschichte. Die Suche nach einer Wohnung hat schon Monate vor unserer Einreise begonnen. Auf Empfehlung vieler andere Studenten, die auch in der Türkei studiert hatten, haben wir uns zuerst an das Internetportal www.sahibinden.com gewendet. Zuerst kam ich da nicht weiter, da viele Vermieter kein englisch gesprochen haben. Dann habe ich auf der Seite ELITE-HOUSING bei Facebook nach Wohnungen und WGs gesucht. Da habe ich auch ein Zimmer gefunden und den Vertrag auch sofort per Email abgeschlossen. Und das genau war mein Fehler. Auf Fotos sah die WG ganz gut und sauber aus, doch leider beim Eintreffen in der WG habe ich festgestellt, dass es sich um eine ranzige und runtergekommene Wohnung mit überhöhter Miete handelt. Da ich mir dort kein schönes Wohnen vorstellte, fand ich direkt einen Makler. Mit seiner Hilfe habe ich nach einigen Tagen vor Ort eine zwar schöne aber leider etwas teure Wohnung gefunden. Es ist also wichtig, bevor ihr einen Vertrag unterschreibt, betet dem Anbieter darum, euch mehrere Fotos zu schicken oder aber dort vor Ort nach Wohnungen zu schauen. 4 Die Universität Für BWL-Vorlesungen gibt es zwei Campus-Standorte. Der Campus der deutschen BWL-Abteilung befindet sich in ANADOLU HISARI also im Stadtteil „BEYKOZ“. Während meines Aufenthalts wurden dort auch die englischen BWL-Vorlesungen gehalten, allerdings sollen diese ab dem Wintersemester 2013 an dem anderen Campus in GÖZTEPE stattfinden. Übrigens bietet der Campus in GÖZTEPE einen Sprachkurs (mit 5 CPs) an, wenn man den EILC Sprachkurs nicht besuchen kann. So sieht der Campus in ANADOLU HISARI aus: Achtet darauf, dass eure Kurse, die ihr auf euer Learning Agreement habt, nicht zu 100% stattfinden können. Von meinen 4 ausgewählten Kursen wurden keine angeboten. Es stand zwar auf der Kursliste der Marmara Uni drauf, aber vor Ort habe ich erfahren, dass diese nicht angeboten werden. Aber keine Panik, ihr werdet schon andere Kurse finden. Wichtig ist nur zu wissen, dass keine Masterkurse auf Deutsch angeboten werden, obwohl es auf der Seite der Uni anders steht. Die Stundenpläne bzw. die Kursangebote erhaltet ihr entweder bei der Orientierungsveranstaltung oder per Mail von eurem Koordinator. Allerdings ist es durchaus möglich, dass Pläne gerne nochmal geändert werden, obwohl die Vorlesungen schon laufen. Zu dem Niveau und dem Lerninhalt der Kurse muss ich sagen, dass der behandelte Stoff ziemlich dem aus Deutschland entspricht. Allerdings fallen Vorlesungen öfters mal aus. Klausuren werden einmal in der Mitte des Semesters geschrieben, die als Midterm-Exams zu bezeichnen sind, und am Ende des Semester noch geschrieben. 5 Leben in Istanbul: Istanbul ist von Bremen nur wenigen Flugstunden entfernt, doch gefühlt liegen Welten dazwischen. Am Anfang ist die Menschenmenge und die Geräusche auf der Straße überwältigend, doch nach einer kurzen Zeit und mit der immer besser werdenden Orientierung gewöhnt man sich daran. Auf der Europaseite sind viele Sehenswürdigkeiten zu finden. Nachteilig sind der Verkehr und die Hektik. Neben der europäischen Seite sollte die etwas ruhigere und um Einiges weniger touristische asiatische Seite nicht vergessen werden. Mit der Fähre oder dem DOLMUS (einem Sammeltaxi, das bestimmte Strecken fährt) fährt man über eine der beeindruckenden Bosporus-Brücken nach Asien. Von dort hat man eine wunderbare Aussicht auf die Bauwerke der Stadt. Das Leben in Istanbul ist der mit Abstand umfassendste Punkt in meinem Bericht, daher liste ich euch einfach stichwortartig alles auf, was ihr sehen, erleben und machen müsst: Auf die PRINZENINSELN fahren, wenn schönes Wetter ist. BAGDAT CADDESI (in der Nähe von BOSTANCI) auf der asiatischen Seite besuchen. Achtung Mädels: da kann man sehr gut shoppen. In EMINÖNÜ (auf der europäischen Seite direkt am Wasser frisch gegrillten Fisch essen. Einmal ins HAMAM gehen. In Üsküdar gibt es ein paar, die ganz gut sind. Am BOSPORUS einen Tee (Cay) trinken. In TAKSIM Viertel (auf der europäischen Seite) feiern gehen. BARLAR CADDESI in KADIKÖY unbedingt besuchen. Vorsicht: Rockerzone! EINKAUFSZENTREN wie Cevahir, Metro City, Kanyon, Istiniye Park und Marmara Forum besuchen, wenn man schön shoppen möchte. In jedem Fall ist Istanbul die perfekte Wahl für einen Erasmus-Aufenthalt. Ich hoffe, dass ich euch mit meinem Bericht ein paar Eindrücke geben konnte und wünsche euch allen eine tolle und unvergessliche Zeit an den Ufern des Bosporus. Ihr werdet es auf keinen Fall bereuen und sicherlich kommt ihr bereichert zurück. Im Endeffekt wird jeder von euch sowieso seine eigenen Erfahrungen machen, aber orientiert euch schon an die Leute, die Istanbul vor euch besucht haben. Die haben immer gute Tipps. Falls ihr noch weitere Fragen haben solltet, dann könnt ihr beim IO meine Email-Adresse erfahren und euch bei mir gerne melden. 6