evangelische erlöser-kirchengemeinde iserlohn - erloeser
Transcription
evangelische erlöser-kirchengemeinde iserlohn - erloeser
1 „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt.“ Evangelisch im Osten Iserlohns Gemeindekonzeption der Ev. ErlöserKirchengemeinde, Iserlohn Inhalt/Aufbau (Stand: Mai 2012) 1. Vorwort 2. Leitbild und Vision 3. „Wo kommen wir her?“ – Geschichte und Tradition der Gemeinde 3.1 Die Menschen 3.2 Die Gebäude 3.2.1 Die Erlöserkirche 3.2.2 Das Gemeindehaus am Wiesengrund 3.2.3 Das Gemeindehaus „Ps. 23“ am Steinhügel 3.2.4 Der Kindergarten „Hand in Hand“ 3.3 Die Strukturen 4. „Wo stehen wir heute?“ - Rahmenbedingungen für unser kirchliches Handeln 4.1 Kommunale Rahmenbedingungen 4.2 Kirchliche Rahmenbedingungen 4.3 Bedingungen in unserer Gemeinde 5. „Wo wollen wir hin?“ – Konzeptionierung der zukünftigen Gemeindeentwicklung 5.1 Vor welchen Herausforderungen stehen wir? 5.2 Wie wollen wir diesen Herausforderungen begegnen? 5.2.1 Gottesdienste 5.2.2 Gruppen 5.2.3 Kirchenmusik 5.2.4 Umwelt 6. Schlusswort 2 1. Vorwort „Die Kirche ist nur Kirche, wenn sie für andere da ist.“ - Mit diesem Zitat D. Bonhoeffers möchte sich die Ev. Erlöser-Kirchengemeinde in Iserlohn zu Beginn eines neuen Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts noch einmal auf das besinnen, was ihrer Meinung nach in Bezug auf Kirche und Gemeinde in Deutschland, in Iserlohn und speziell im Osten unserer Heimatstadt wichtig ist. Sie tut dies in einer Zeit der wirtschaftlichen und religiösen Krise, die aber, unserer Ansicht nach, zugleich als Herausforderung und Chance zu sehen ist. Die Situation der Kirche in Deutschland ist zurzeit keine einfache: Es fehlt aufgrund von in beiden Konfessionen zuletzt aufgetretener Probleme an gesellschaftlicher Anerkennung. Die Mitgliederzahlen sind aus diesem Grund und aufgrund der demographischen Entwicklung rückläufig, was mit verminderten Kirchensteuereinnahmen einhergeht. Dies wirkt sich unweigerlich auf jede einzelne Gemeinde, also auch auf die unsrige, aus und wird sich weiter auswirken. Zugleich erwecken religiöse Veranstaltungen und kirchliche Verlautbarungen aber immer wieder ein breites Interesse und dienen auch heute noch vielen Menschen als Leitlinien für ihr Leben. Kirchentage etwa, ob konfessionell oder ökumenisch, finden nach wie vor großen Zulauf und ein breites Interesse. Die Situation der Kirche in Iserlohn kann als zufriedenstellend bezeichnet werden. Kirche wird von einer großen Zahl der Einwohner mit Leben erfüllt und taucht in den Medien gehäuft auf. Die ev. Kirche in Iserlohn beispielsweise hat sich z.B. über einen festen Standort und ein breites Angebot auf der Landesgartenschau 2010 in Hemer gefreut, wird durch viele Angebote in den Medien präsent, erreicht durch teilweise qualitativ hochwertige kirchenmusikalische Arbeit viele Menschen weit über die eigentlichen Kerngemeinden hinaus und wird repräsentiert von einer neuen Superintendentin, die entsprechend neue Impulse setzt. Die Situation der Ev. Erlöser-Kirchengemeinde ist natürlich beeinflusst von den o. a. Faktoren. Gleichwohl steht sie vor ganz eigenen Herausforderungen: Nach über 20 Jahren musste eine von zwei Pfarrstellen neu besetzt werden. In diesem Zusammenhang bietet es sich an, konkrete Überlegungen über die Gegenwart und die Zukunft unserer Gemeinde anzustellen und in dieser Konzeption schriftlich festzuhalten. Wir tun dies, indem wir uns zu Beginn auf das Leitbild unserer Gemeinde besinnen und daraus folgernd Visionen für die Zukunft entwickeln. Doch ebenso wichtig wie der Blick nach vorn ist der Blick zurück. Für unsere Gemeindearbeit in der Gegenwart und in der Zukunft ist maßgebend, welche Geschichte unsere Gemeinde, also ihre Menschen und ihre Gebäude, hat. Auf dieser Basis wollen wir abschließend Herausforderungen formulieren, die sich uns in der Zukunft stellen. Am Schluss der Konzeption wollen wir möglichst konkrete Aspekte nennen, mit denen wir zukünftig als Kirche und Gemeinde diesen Herausforderungen gerecht werden können. 2. Leitbild Die Evangelische Erlöser-Kirchengemeinde Iserlohn freut sich über den Auftrag ihres Herrn Jesus Christus: das Evangelium von der Erlösung der Menschen durch die Gnade Gottes und die Hoffnung für die Welt im Nahen und im Fernen zu verkündigen, zu leben in Wort und Tat, zu feiern, zu lehren. Sie vertraut auf Gottes Verheißung: Ich werde bei euch sein, bis an das Ende der Welt. Die Evangelische Erlöser-Kirchengemeinde lebt in Gottes Sendung. Ohne Gottes Liebe, die diese Welt erreichen und verwandeln will, würde es die Kirche und somit auch unsere Gemeinde gar nicht geben. Gott ist in sich selbst Liebe, die über sich hinausweist und nicht sich selbst meint. Er selbst wollte und will diese Schöpfung, diese konkrete Welt. Die Kirche ist eine der Gestaltwerdungen dieser Liebe, mit der er sich suchend dieser Welt zuwendet. Das aber heißt: Kirche/ Gemeinde selbst ist nie das letzte Ziel der Liebe Gottes. Sie ist nicht um ihrer selbst willen da. Sie ist das Instrument der Lie- 3 be Gottes, die dieser Welt gilt! Nicht die Welt muss zur Kirche kommen, sondern die Kirche zur Welt. Bei jedem Kreis, in dem wir uns versammeln, bei jedem Gottesdienst, den wir feiern, muss uns das bewusst sein: Wir sind da, weil Gott durch uns diese Welt lieben und an sich ziehen will. Die Evangelische Erlöser-Kirchengemeinde steht in Christi Sendung. Die Weise, wie Gottes Liebe zur Welt Gestalt annimmt, ist uns in der Sendung Jesu Christi deutlich geworden. Das bedeutet, dass der Weg Jesu eben auch als Urbild des Weges der Kirche/ Gemeinde zu lesen ist. Der Weg Jesu wird zum Maß der Gesinnung der Kirche, wie Paulus in seinem Zitat des Christushymnus (Phil. 2, 5-11) deutlich macht: „Seid so unter euch gesinnt, wie es auch der Gemeinschaft in Christus Jesus entspricht.“ Wir lesen die folgenden Verse des Christushymnus einmal konsequent auf die Gestaltwerdung der Kirche hin und begreifen seine Brisanz: „Die Kirche ... entäußerte sich selbst, nahm Knechtsgestalt an, ward den Menschen gleich ... Sie erniedrigte sich selbst ....“. Dies ist ein sehr hoher Anspruch, und es ist immer wieder die Fragen aufwerfen: „Sind wir auf diesem Weg?“ „Machen wir es wie Gott und werden Menschen“? „Menschen, die für andere da sind?“ Kirche/Gemeinde als Sendung in der Nachfolge Jesu bedeutet, dass die Sendung Christi eben auch in der Kirche Gestalt annimmt und so zum unwiderlegbaren Zeichen der Liebe Gottes zur Welt wird. Das wollen wir im Vertrauen auf Gott immer wieder wagen. Ich weiß, dass mein Erlöser lebt! Bei der Taufe seines Enkels machte ein Mitglied der Gemeinde „seiner“ Erlöser-Kirche ein besonderes Geschenk: Ein Schlüsselsatz aus dem Buch Hiob prangt seitdem in großen, metallenen Lettern an der - vom Eingang aus gesehen - rechten Seite des Kirchenschiffs: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt.“ (Hiob 19,25) Dies ist ein Grund, warum unsere Gemeinde seit der Iserlohner Gemeindereform zu Beginn der 90er-Jahre den Namen „Erlöser-Kirchengemeinde“ trägt [mittleres Kirchenfenster; Kreuz]. Ein weiterer, wesentlicher Grund jedoch ist der Aspekt, dass sich unsere Gemeinde mit all ihrem vielfältigen Denken und Handeln an eben diesem Spruch aus dem Buch Hiob orientieren möchte. Dies soll im Folgenden durch Hervorheben einzelner Wörter aus diesem Bibelzitat verdeutlicht werden: ICH weiß, dass MEIN Erlöser lebt. Gemeinde wird von jeher dadurch definiert, dass Menschen jeden Alters zusammenkommen und gemeinsam das Wort Gottes hören und leben. Aber unsere Gemeinde legt auch einen großen Wert auf den einzelnen Menschen. Er bzw. sie soll nicht in der Menge untergehen. Jedes einzelne Gemeindemitglied liegt uns mit all seinen Schwächen und Stärken besonders am Herzen. Der einzelne Mensch, so wie er ist, soll von uns angesprochen und für die Mitarbeit in unserer Gemeinde „begeistert“ werden. Uns ist es besonders wichtig, deutlich zu machen, dass die frohe Botschaft des Evangeliums für jeden Einzelnen gilt und ihm Zuversicht gibt. Dies möchten wir möglichst Tag für Tag zum Ausdruck bringen und bekannt machen, auch denjenigen, die schon viele Jahre Mitglied unserer Gemeinde sind und sich ggf. in ihr schon lange engagieren. Ich WEISS, dass mein Erlöser lebt. „Glauben heißt nicht wissen.“ Dieser Spruch ist vielen bekannt. Wissen, das will und soll der Glaube auch gar nicht sein; er erwächst aus der Freiheit jedes Einzelnen, ist so vielschichtig und mit Worten kaum zu beschreiben. Andererseits spielt im christlichen Glauben ein tieferes, inneres Wissen bzw. die Gewissheit eine große Rolle: Das Wirken Jesu auf Erden, seine Zuwendung für die Schwachen, die zentrale Botschaft der Auferstehung, dies alles sind Glaubensgewissheiten, die dem oder der Einzelnen jeden Tag neu Kraft für das Alltagsleben geben können. Davon möchte unsere Gemeinde Zeugnis ablegen. Dies 4 geschieht im Wesentlichen in den Gottesdiensten und in der Diakonie, auch in manchen Gesprächen in den Gruppen oder Kreisen, doch auch jedes einzelne Gemeindeglied kann diese Gewissheit leben, für sich und andere spürbar und erfahrbar machen, indem im Alltag oder in der Gemeindearbeit immer wieder ein Leben und Miteinander im Vertrauen auf die Liebe Gottes gewagt wird und möglich ist. Ich weiß, dass mein ERLÖSER lebt. Jesus Christus steht im Zentrum des christlichen Glaubens, dies machen viele (Hoheits-) Titel, die ihm verliehen wurden, deutlich (Herr, Sohn Gottes usw.). Unserer Gemeinde ist neben der zentralen Bedeutung Jesu und all diesen Titeln der Charakter Jesu als „Erlöser“ besonders wichtig. Dies möchten wir leben und uns und anderen immer wieder vor Augen halten. Zudem möchten wir auf andere als „Erlöste“ zugehen. Wir möchten deutlich machen, dass die erlösende Botschaft Jesu und seiner Lehre uns erreicht hat, unserem Leben in der Gemeinde seinen Stempel aufgedrückt hat und dass dieses Angebot für alle gilt. Wir sind als Getaufte mit Jesus für alle Zeit verbunden und durch ihn zu einem Leben in Geschwisterlichkeit, Anteilnahme und Fürsorge befreit. Dies möchten wir vor allem Leidenden und Trauernden gegenüber deutlich machen. Und durch dieses Wissen bekommt Leben und Lieben eine neue Qualität, denn Erlösung führt zur Befreiung. Ich weiß, dass mein Erlöser LEBT. Jesus Christus ist für uns gestorben und hat durch die Auferstehung den Tod für alle Zeit überwunden. Aber nach seiner Auferstehung ist Jesus nicht in den Himmel „entschwunden“, sondern wirkt weiter in der Welt und wohnt durch seinen Geist unter uns. Unsere Gemeinde „lebt“ durch die Gemeinschaft mit Jesus Christus. Er lebt mit uns, in den Gottesdiensten, speist und stärkt uns im Abendmahl, in den einzelnen Gruppen, wenn wir fröhlich miteinander sind, aber auch, und gerade dann, wenn wir traurig sind. Er gibt uns Kraft durch sein Wort und Sakrament, ist im Herzen spürbar und will als Ansprechpartner von uns und allen anderen in Anspruch genommen werden. Er lebt durch uns, indem wir in seinem Sinne handeln. Das bedeutet für uns als Erlöser-Kirchengemeinde: Wir wollen Raum und Zeit bieten für Alte und Junge, Starke und Schwache, Trauernde und Fröhliche. Das Wissen, dass Jesus lebt, schenkt unserer Gemeinde ihre Lebendigkeit. Vision Die Evangelische Erlöser-Kirchengemeinde freut sich über das vielfältige Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. In dem Einsatz der ehrenamtlich Mitarbeitenden sieht sie ein besonderes Geschenk. Mit dem Begriff der Mitmach-Gemeinde kann umschrieben werden, wie sie Gemeinde sein will. Die Evangelische Erlöser-Kirchengemeinde möchte sich nachbarschaftsnah und zugleich mit dem Blick über den Tellerrand für das Wohl der Menschen einsetzen (Partnerschaft zu Menschen und Organisationen im Tschad und in Sibiu, Rumänien). Sie sieht sich als „Partnerin in der Welt“, sie möchte transparent machen, dass die Welt und deren Menschen außerhalb von Iserlohn, außerhalb von Deutschland, sie angeht. Die Ev. Erlöser-Kirchengemeinde möchte eine selbständige Gemeinde mit einem eigenen Profil sein, das bewusst eine Bereicherung und Ergänzung zu anderen Stadtteilgemeinden darstellt. Die Bewahrung der Schöpfung ist ihr ein besonderes Anliegen. Sie möchte eine eigenständige Gemeinde mit zwei Predigtstätten und somit zwei Orten kirchlichen Lebens sein, die die unterschiedlichen Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit anderen (evangelischen und katholischen) Gemeinden und Organisationen in Iserlohn im Sinne ihres Auftrags nutzt. 5 Die Ev. Erlöser-Kirchengemeinde will nicht Dorfgemeinde sein, sondern bewusst Stadtteilgemeinde: Kurze Wege und zugleich offen für das Leben - auch mit seinen Umbrüchen in einer großen Mittelstadt. Deshalb geht bei einigen Initiativen der Blick über die Gemeindegrenzen hinaus. Die Ev. Erlöser-Kirchengemeinde ist sich bewusst, dass jedes Gemeindeglied selbst mit dafür verantwortlich ist, wie Kirche/ Gemeinde lebt und erlebt wird. Wer in der Gemeinde lebt, ist ein Gesandter der Liebe Gottes zu dieser Welt. Wir suchen den Weg von der Betreuungskirche zur Beteiligungskirche. Wir wollen jedem einzelnen Gemeindeglied seine Mündigkeit vermitteln und es darin stärken. 3. Wo kommen wir her? – Geschichte und Tradition der Gemeinde 3.1 Die Menschen Im 13. Jahrhundert errichtete der Edelherr Wermo aus Iserlohn einen Stammsitz außerhalb der Stadtmauern. Am heutigen Wermingser Bach entstand eine Burganlage und der Gebäudekomplex wurde allgemein als Wermohaus, später Werminghaus und schließlich Wermingsen genannt. Auf dem Besitz wurde in frühester Zeit Landwirtschaft betrieben, später erweiterte sich die Ansiedlung mit verschiedenen Handwerkern. Von Werminghausen blieb bis in die Gegenwart das alte Speicher- und Wohnhaus erhalten. Bis ins 18. Jahrhundert wechselten die Eigentümer und der landwirtschaftliche Betrieb wurde aufgeteilt. Wermingsen erlangte neben der Landwirtschaft weitere Bedeutung für Iserlohn durch den Galmeibau. Galmei wurde abgebaut im Bereich Nidda, im Osten Wermingsens. Auf dem ehemaligen Bergwerksgelände, im Besitz der Stadt, befindet sich jetzt ein Gasbehälter. Der Warenverkehr aus dieser Region des Sauerlandes in Richtung Iserlohn muss nicht unbedeutend gewesen sein, denn es wurde zeitweise eine Zollschranke zwischen Wermingsen und der Stadt (etwa in der Höhe der heutigen Einmündung HansaalleeWestfalenstr.) errichtet. Die alte Zollstation mit Wohnhaus des Zöllners wurde Mitte der 1950ger Jahre abgerissen. Der dörfliche Charakter Wermingsens änderte sich spürbar, als schließlich Mitte der 30erJahre des 20. Jahrhunderts auf den landwirtschaftlichen Flächen von Gut SchulteWermingsen und Schulte-Dahmen Kasernen errichtet wurden. Die Betriebe mussten große Teile der Produktion einstellen. Nach Ende des Weltkrieges wurden große Flächen am Ortsrand bebaut und in den neu entstandenen Wohnungen Kriegsflüchtlinge untergebracht. Bebauungsschwerpunkte waren damals der Wiesengrund und der Bereich Schlesische Straße. Vergrößerung der Fläche und erheblicher Zuwachs an Einwohnern brachte für Wermingsen auch einen Strukturwandel mit sich. Es entstanden viele Einzelhandelsgeschäfte, kleine Handwerksbetriebe und später auch mittlere Industriebetriebe. In den vier großen Kasernen wurden jetzt englische Soldaten stationiert. Die Erlöserkirche wurde als erster Bau einer evangelischen Kirche nach dem Krieg in Iserlohn durchgeführt. Die Grundsteinlegung erfolgte am 31.10.55 und die Einweihung am 22.10.57. Für die katholische Pfarrkirche Heilige Dreifaltigkeit in enger Nachbarschaft und in ähnlicher Größe wurde der Grundstein am 06.04.58 gelegt. Die Benediktion und Konsekration fand am 29.11.58 statt. Mit der Bebauung des ehemaligen Steinbruch-Areals Bilveringsen und Löbbeckenkopf wurde Ende der 60er-Jahre die bisher letzte große Bebauungsmaßnahme abgeschlossen. Inzwischen sind die kleinen Einzelhandelsgeschäfte verschwunden und in der Region Wermingsen entstanden mehrere Supermärkte. Nachdem alle ausländischen und nationalen Streitkräfte ihre Standorte in Iserlohn verlassen hatten und die Kasernen vollständig geräumt waren, wurden in den Gebäuden entwe- 6 der Handwerks- und kleinere Betriebe eingerichtet oder aber moderne Wohnungen und soziale Einrichtungen geschaffen. Im Laufe der Jahrhunderte ist aus der kleinen Ansiedlung derer von Wermo ein großer Stadtteil geworden, dessen Grenzen im Osten bis an die Stadt Hemer reichen und im Norden fast bis zum Ortsteil Sümmern gehen. Im Süden breitet sich Wald aus und im Westen schließt sich übergangslos die Stadt an. Die Menschen im Osten Iserlohns weisen unterschiedliche Identitäten auf: Es gibt Alt-Iserlohner, Flüchtlinge und Zugezogene. Die sozialen Unterschiede sind vor diesem Hintergrund deutlich auszumachen und stellen für unsere Gemeinde eine besondere Herausforderung dar. 3.2 Die Gebäude (Detailübersicht: Anlage 1) 3.2.1 Die Erlöserkirche Mit der Grundsteinlegung der Erlöserkirche 1955 hatte man sich entschlossen, am Kopf des Wiesengrundes, der langsam nach Süden hin ansteigt, ein sehr markantes aufragendes Gebäude zu bauen. Als architektonisch gewollte Besonderheit ergibt sich, dass der hohe Turm mit seinem Kreuz für den aus Norden kommenden oder fahrenden Betrachter langsam über die Berge hinaussteigt und der alltäglichen Ermutigung dienen soll. Die Entscheidung, eine große Kirche mitten in den Stadtteil hineinzupflanzen (376,48 m²), der eben erst eine riesige Erweiterung durch ganze Straßenzüge erfahren hatte, zeugt vom Ideal einer Dorfkirche, die wie eine Mutter ihre Kücken um sich sammelt, wohlwollend und großzügig. Die Planer haben glücklich eingeschätzt, dass auch noch 50 Jahre später Kirche und Gemeindehaus Mitte eines Ortskreises sein würden, in dem ca. 5000 Einwohner leben. Der italienische Baustil gibt dem Gebäude ein südliches Flair. Das große Schiff lädt ein in die enge Pforte einzutreten. Weniger einladend sind die hohen Klinkermauern, das asphaltierte Gelände und die Betonmauer. Die steifen, grauen Bänke in der Kirche wirken konservativ, gehorsam und unbeweglich. Sie sind zum Glück verschiebbar, und das wird auch genutzt. Das Rund der Apsis dagegen, wo sich Taufbecken, Altar und die ungeheuer große, aber monolithische Kanzel befinden, ist ein ausgestalteter Raum. Zwischen den Klinkern fließen aus einem Halbkreis breite Säulen herunter, die wie Strahlen dem Raum Kraft und Halt geben. Das Messing des Taufsteins leuchtet, das schwarze Kreuz steht ernst doch leer und auch an seinen Rändern blinkt das Metall, über den Köpfen die bunten, zuerst holzschnittartig wirkenden Fenster mit einer ganzen Glaubensgeschichte. Hierher sollen die Besucher kommen, hier soll aus dem Betrachter der Mitfeiernde werden, die Stärkung bei Taufe, Konfirmation, Trauung und Abendmahl erfolgen. Die offene Altarbibel lädt wie überall im evangelischen Raum dazu ein, das Wesentliche wahrzunehmen. Neben den roten Klinkern ist als zweiter Baustoff hellgrauer Beton benutzt worden. Tradition und Moderne vereinen sich in dieser Kirche. Und der Beton ist auf unübliche, geradezu künstlerische Weise eingesetzt: Formen, Bögen, gar eine Rosette wurde damit gegossen. Kommt es nicht auch darauf an, dass die traditionelle Form mit modernen Empfinden durchdrungen wird? Die Farbe der Bänke lehnt sich an das Grau des Betons an. Als Polster wechselte man von dem ursprünglichen Grau zum Rot über. Der Dachstuhl ist wie in der ältesten erhaltenen Basilika in Bethlehem als offenes Holzgerüst gestaltet, energietechnisch eine reine Katastrophe. Doch daran dachte man damals offenbar nicht. In ihrer großzügigen, hohen Bauweise ist die Erlöserkirche ein anziehendes Bauwerk. Sie kann sehr viele Menschen in einen unalltäglichen Raum hinein nehmen. Jedes Kind spürt sofort: hier ist es anders. Kein Gebäude im weiten Umkreis ist so wie dieses. 7 Das ergibt sich eine große Chance für die Kirchengemeinde. Mit ihrer Kirche kann sie den Menschen am Ort ein Orientierungsraum werden für das ganz andere der Botschaft Gottes. Auf die Bedeutung des christologischen Erlösungsgedankens, der in der Kirche am Wandspruch und am mittleren Kirchenfenster Ausdruck findet (s. Pkt. 2), wurde ausführlich schon hingewiesen. So ist es nicht einfach die evangelische Kirche, sondern im Kindermund „die rote Kirche“, im Rot des zentralen Fensters die Farbe des Erlösers, der mittig über dem leeren Kreuz jeden Eintretenden durchdringend anblickt. Der Name prägt sich theologisch im Gebäude aus. 3.2.2 Das Gemeindehaus an der Erlöserkirche Baulich direkt mit der Erlöserkirche verbunden und daher ohne eigenen Namen bietet das Gemeindehaus nun auch seit über 50 Jahren Raum für die unterschiedlichsten Gruppen und Kreise (381,23 m²). Entsprechend dem Stil der Kirche ist es großzügig und weiträumig auf zwei Etagen gebaut. Im oberen Bereich befinden sich zwei große Säle, die ausreichend Platz auch für große Veranstaltungen, aber auch für Gruppen von 30 bis 200 Personen bieten. Im Untergeschoß befinden sich 4 bis 5 mittelgroße Gruppenräume, die vorwiegend von Kinder- und Jugendgruppen genutzt werden. Das Gebäude umgibt ein reizvolles, gemeindeeigenes Gelände an einem kleinen Teich, das insbesondere im Sommer gern für Gemeindeveranstaltungen genutzt wird. Wesentlich diesem Raumangebot ist es zu verdanken, dass sich an diesem Ort über die Jahre unzählige Gruppen und Kreise versammeln konnten. Die verbandliche Arbeit fand in den Räumen durch CVJM und die Pfadfinder ihre Heimat, Frauenhilfe, Kirchen-, Posaunen-, Gospelchor erfreuen sich an den größeren Räumen, die Konfirmandenarbeit, Kindergottesdienst, das Café International, Mittagstisch der Johanniter, Nachhilfeinstitute, Selbsthilfegruppen, Mädchenkreise und Krabbelgruppen haben die unteren Räume gefüllt. Daneben kam es sehr oft zu Vermietungen der Räumlichkeiten an Festgesellschaften, die einen guten Teil der Betriebskosten wieder einspielten. Mittlerweile können die Räumlichkeiten nur noch für Feiern im Zusammenhang mit kirchlichen Festen (Taufe, Hochzeit, Konfirmation) genutzt werden. Derzeit war eine längerfristige Vermietung an ein Arbeitslosenprojekt der Diakonie möglich. Die Substanz des Gebäudes war zu Beginn der 90er Jahre sehr schlecht. Durch verschiedene Bau- und Renovierungsmaßnahmen ist es inzwischen gelungen, die Betriebskosten deutlich zu senken. Weitere Umbauten stehen an. Im Winter wird der Gottesdienst aus der eigentlichen Kirche in den Großen Saal verlegt, der so genannten „Winterkirche“. Auf dem Dach des Gemeindehauses befinden sich zwei Photovoltaikanlagen zur Erzeugung von Sonnenstrom. Mit den anderen beiden Anlagen auf dem Dach des Kindergartens und des Pfarrhauses zusammen kann der Strombedarf des gesamten Gemeindezentrums und des Kindergartens übers Jahr selbst erzeugt werden. Die räumliche Nähe zur Kirche ist für das Gemeindeleben praktisch und erfreulich. So können kleine und größere Veranstaltungen (Konzerte, Hochzeiten, Gemeindefeste u.v.m.) durch die doppelseitige Nutzung gut organisiert werden. Trotz eines in mancher Hinsicht altertümlichen Erscheinungsbildes (Toiletten!) ist das Gemeindehaus an der Erlöserkirche ein großes Pfund für die Gemeindearbeit. 3.2.3 Das Gemeindehaus „Ps. 23“ am Steinhügel Über längere Zeit hatte die Gemeinde Räume unter einem Supermarkt am Steinhügel angemietet. Aufgrund der möglichen Kündigung und der hohen laufenden Kosten gab es seit Beginn der 90er Jahre Pläne für einen eigenen Bau. 8 Durch das hohe Engagement des Baufördervereins, den Verkauf des Küsterhauses an der Seidenstraße und mit der Unterstützung des Gemeindeverbandes gelang es, die Räume einer ehemaligen Massagepraxis zu erwerben und umzubauen. Im Jahr 2000 konnte das Gebäude eingeweiht werden (220,26 m²). Es bietet Platz für Gruppen bis zu 70 Personen und Gottesdienste und ist in jeder Hinsicht gut ausgestattet. Im Untergeschoss befand sich eine Kneipe. Diese Räumlichkeiten konnten an eine Kinderkrippe vermietet werden (96,11 m2). Zu dieser besteht derzeit zwar wenig Kontakt, die Einnahmen aus der Vermietung sind für die Kirchengemeinde aber natürlich wichtig. Die Räumlichkeiten im Obergeschoss sind für die Gemeindearbeit sehr flexibel nutzbar. Es gibt zwei Gruppenräume (einen kleinen und größeren), den Kirchraum, zudem eine Küche mit Abstellkammer, eine behindertengerechte Toilette und im Untergeschoss weitere Toiletten bzw. zwei kleinere Räume, die vor allem als Lagerräumlichkeiten genutzt werden. Der sehr kleine Kirchraum und der größere Gruppenraum sind durch eine verschiebbare Trennwand miteinander zu verbinden. So kann der Gottesdienstraum vergrößert werden für Gottesdienste an besonderen Feiertagen oder zu besonderen Anlässen. Die Gestaltung von Kreuz, Altar und Lesepult im Kirchraum ist ansprechend-schlicht und durchaus künstlerisch. Im Kirchraum steht ein Klavier für die musikalische Ausgestaltung der Gottesdienste und anderer Veranstaltungen. Der Gottesdienst findet hier im Regelfall zweimal im Monat (am 2. und 4. Sonntag) um 9.15 Uhr statt, also vor dem Gottesdienst in der Erlöserkirche um 10.30 Uhr; vierteljährlich soll dieses morgendliche Gottesdienstangebot ergänzt werden durch einen besonderen Abendgottesdienst (Film- oder Literaturgottesdienst, Tanzgottesdienst, Jugendgottesdienst o.a., - diese Angebote sind noch weiter zu entwickeln). Die Gottesdienstkonzeption der Kirchengemeinde sieht vor, dass Parallelgottesdienste in beiden Bezirken vermieden werden. An den kirchlichen Hauptfesten mit zwei Feiertagen findet der Gottesdienst an einem der Feiertage als alleiniger Gottesdienst der Kirchengemeinde an diesem Tag am Steinhügel um 10.30 Uhr statt (z.B. Ostern, Pfingsten, Weihnachten). Heiligabend gab es bis jetzt ausnahmsweise um 16 Uhr einen Parallelgottesdienst zur Erlöserkirche. Der kleinere Gruppenraum wird für (kleinere) Gesprächsrunden, Gruppenstunden (z.B. Literaturkreis) und auch als Sakristei bei Gottesdiensten genutzt. Den größeren Saal nutzt die Frauenhilfe dieses Bezirkes, die Altenrunde, ein gerade neu entstandener Nähkreis und auch eine sehr aktive Kindergruppe, die bei ihren Treffen oft sogar das Raumangebot in den verschiedenen Räumen ausnutzt. Er eignet sich auch gut für festliche Veranstaltungen/Vermietungen. Wie auch im Gemeindehaus der Erlöserkirche wird aber nur noch für Feiern im Zusammenhang mit kirchlichen Festen vermietet. Regelmäßige Vermietungen gibt es allerdings an eine russische Gemeinde, die sich in unserem Gemeindehaus im Regelfall einmal im Monat trifft und Gottesdienst feiert, und auch andere Gruppen, z.B. eine Gruppe vom Bethanien-Missionswerk. Da nicht nur die Zwischenwand zwischen großem Gruppenraum und Kirche, sondern auch die Zwischenwand zum Flurbereich verschoben werden kann, kann ein erstaunlich flexibel nutzbarer großer Raum geschaffen werden. Eine besondere gemeindeinterne Veranstaltung mit festlichen Charakter und schon jahrelanger Tradition im Gemeindehaus am Steinhügel, die die Räumlichkeiten optimal nutzt, ist der Abend „Bibel in fünf Gängen“. Die Gemeindegruppe „Himmel und Erde“, die sich monatlich im Gemeindehaus am Steinhügel trifft, lädt einmal im Jahr zu einem Abend mit gehobenem Fünf-Gänge-Menu und Impulsreferaten, kreativen Beiträgen und Musik zu einem theologischen Thema ein. Die Räumlichkeiten im Gemeindehaus am Steinhügel bieten viele Möglichkeiten, die regelmäßig von sehr verschiedenen Gemeindegruppen und auch externen Gruppen genutzt werden. Sie ist nach wie vor regelmäßige Gottesdienststätte. Der Stadtteil Löbbeckenkopf ist damit spürbar kirchlich versorgt. 9 3.2.4 Der Kindergarten „Hand in Hand“ Seit 1968 betreibt die ev. Kirchengemeinde einen Kindergarten an der Schlesischen Straße mit zwei Gruppen (266,69 m²). Die Kindergartenarbeit hat sich als wichtiges Standbein in der Gemeinde etabliert und ist eine große Bereicherung. Der Kindergarten erfreut sich seit geraumer Zeit einer guten Auslastung und einer breiten Akzeptanz. Neben der vielfältigen Förderung der Kinder, deren Eltern den verschiedensten Ethnien und Nationalitäten angehören, ist seit einigen Jahren auch eine U-3 Gruppe eingerichtet. Außerdem ist eine integrative Erziehung in Einzelfällen möglich. Das christliche Profil, das „unseren“ Kindergarten kennzeichnet, liegt unserer Gemeinde von Anfang an besonders am Herzen. Der Kindergarten wird als elementares Arbeitsfeld der Gemeinde gesehen, da Kinder hier früh mit dem christlichen Glauben in Kontakt treten und damit auch, oft mit ihren Eltern, in unsere Gemeinde hineinwachsen. Das Presbyterium hat sich bislang noch nicht entschließen können, einem Trägerverbund im Kirchenkreis beizutreten, da die enge Bindung an die Kirchengemeinde allgemein als hohes Gut verstanden wird. In Bezug auf weitere Details sei hier auf das Konzept des Kindergartens verwiesen. 3.3 Die Strukturen Die Ev. Erlöser-Kirchengemeinde hat sich mit vier weiteren evangelischen Kirchengemeinden in Iserlohn zu einem Gemeindeverband zusammengeschlossen. Dieser Gemeindeverband unterhält das gemeinsame Gemeindebüro und ist verantwortlich für das Archiv der Iserlohner Kirchengemeinden, außerdem übernimmt der Verband Verantwortung für Trägeraufgaben bei Wirtschaftseinrichtungen (Ev. Jugendhilfe u. Ev. Krankenhaus Bethanien), Mitfinanzierung der Bauunterhaltung von drei denkmalgeschützten Kirchen in der Innenstadt, der Kantorei incl. Personalkosten und des Jugendtreffpunkts im MartinLuther-Haus an der Obersten Stadtkirche, Partnerarbeit mit einer ev. Gemeinde in Berlin. 4. „Wo stehen wir heute?“ - Rahmenbedingungen für unser kirchliches Handeln 4.1 Kommunale Rahmenbedingungen (Quelle: Wikipedia) Iserlohn ist eine große kreisangehörige Stadt im Märkischen Kreis (Regierungsbezirk Arnsberg) in Nordrhein-Westfalen und mit rund 96.000 Einwohnern die größte Stadt des Märkischen Kreises und des Sauerlandes. Sie gehört zur europäischen Metropolregion Rhein-Ruhr und ist als Mittelzentrum klassifiziert. Erste Siedlungsspuren im Stadtgebiet sind über 1.000 Jahre alt, die Gründung der Stadt liegt etwa 770 Jahre zurück. Im 18. und 19. Jahrhundert erlebte Iserlohn dank der Metallindustrie einen wirtschaftlichen Aufschwung und war jahrzehntelang größte Stadt Westfalens. Heute ist die Wirtschaft neben der Metallweiterverarbeitung vor allem durch chemische und medizinische Produktion und Dienstleistungen geprägt. Iserlohn hat Bekanntheit erlangt unter anderem durch den Eishockeyverein Iserlohn Roosters, die Dechenhöhle und das Bier der Privatbrauerei Iserlohn. Die Stadt ist Hochschulstandort und Gastgeber des von Studenten organisierten Campus Symposiums, einer internationalen Wirtschaftskonferenz. Wegen der großen Waldflächen im Stadtgebiet führt Iserlohn den Beinamen „Waldstadt“. Die Nachbargemeinden Iserlohns von Westen im Uhrzeigersinn: kreisfreie Stadt Hagen, im Kreis Unna Schwerte, Holzwickede und Fröndenberg, im Märkischen Kreis Menden, Hemer, Altena und Nachrodt-Wiblingwerde. Iserlohn ist in fünf Stadtbezirke gegliedert, die in etwa den Gemeindegrenzen vom 31. Dezember 1974 (vor der kommunalen Neugliederung) entsprechen. Zu Iserlohn-Mitte zählen die Innenstadt mit Randgebieten und die Stadtteile Wermingsen, Nußberg, Gerlingsen, Hombruch, Iserlohner Heide, Dröscheder Feld und Obergrüne. Im Nordosten liegt 10 Sümmern mit den Ortsteilen Griesenbrauck und Rombrock. Im Norden befindet sich Hennen mit Rheinen, Drüpplingsen, Kalthof, Leckingsen, Refflingsen und Rheinermark. Im Westen die ehemalige Stadt Letmathe mit den zugehörigen Ortsteilen Dröschede, Oestrich, Stübbeken, Grürmannsheide, Genna, Lössel, Untergrüne, Pillingsen, Lasbeck und Roden. Ganz im Süden der Stadt liegt schließlich Kesbern mit den Dörfern Attern, Wixberg, Dahlsen und Hegenscheid. Mit Beginn der Industrialisierung beschleunigte sich das Bevölkerungswachstum in Iserlohn. Lebten 1820 erst 5.000 Menschen in der Stadt, so waren es 1900 bereits 27.000. Durch den Zusammenschluss mit der Stadt Letmathe (28.718 Einwohner 1974) und weiterer Orte stieg die Einwohnerzahl von 56.000 im Jahre 1974 auf 97.000 am 1. Januar 1975. 1996 erreichte die Bevölkerungszahl zum Stichtag 31. Dezember mit 99.802 ihren Höchststand. Am 31. Dezember 2008 betrug die „Amtliche Einwohnerzahl“ für Iserlohn nach Fortschreibung des Landesbetriebs Information und Technik Nordrhein-Westfalen 95.598 (nur Hauptwohnsitze und nach Abgleich mit den anderen Landesämtern). 4.2 Kirchliche Rahmenbedingungen (Quelle: Wikipedia) Iserlohn ist Sitz des Kirchenkreises Iserlohn der Evangelischen Kirche von Westfalen. Der Bekenntnisstand der evangelischen Kirchengemeinden Iserlohns ist seit 1931 uniert. Die katholischen Pfarrgemeinden sind dem Dekanat Märkisches Sauerland angegliedert. Ende 2005 hatte Iserlohn 37.479 evangelische und 34.194 katholische Einwohner. 29.574 gehörten einer sonstigen oder keiner Religionsgemeinschaft an. Iserlohns alte Pfarrkirche mit dem Patron Sankt Pankratius („Bauernkirche“) war ursprünglich eine Tochterkirche von Menden. Die Pfarrer von Iserlohn waren im 13. und 14. Jahrhundert oftmals Dechanten des Dekanats Attendorn, zu dem sie gehörten. Die Besetzung der Pfarrstelle stand dem Andreasstift in Köln zu. Das Kirchspiel Iserlohn hatte die beiden Filialen Oestrich und Altena. Innerhalb der Stadtmauer entstand um 1330 die Oberste Stadtkirche, die zunächst den Heiligen Cosmas und Damianus, später der Heiligen Jungfrau Maria geweiht war. Im 16. Jahrhundert erhielt sie volle Rechte als Pfarrei und wurde damit zur Hauptkirche der Stadt. Die Reformation erreichte Iserlohn 1524, als Conrad Varnhagen die lutherische Lehre verbreitete und Iserlohn reformiert wurde. 1745 wurde auf Anordnung des preußischen Staates die katholische Gemeinde Iserlohn (wieder-)gegründet. Anfangs wurden Gottesdienste in einem Privathaus, ab 1755 in einer kleinen Kirche abgehalten. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zogen viele Katholiken hinzu, um insbesondere in den Nadelfabriken zu arbeiten. Die Kirche wurde zu klein und daher 1825 abgerissen. 1831–1873 gab es eine Kirche an der Lehmkuhle, die wegen Bergbauschäden geschlossen wurde. Die älteste bestehende katholische Kirche in der Iserlohner Innenstadt ist die AloysiusKirche von 1894. Die evangelischen Christen waren zur Zeit ihres Baues noch in der Überzahl, doch durch die katholischen Flüchtlinge nach dem Zweiten Weltkrieg stellte sich im Gesamtstadtgebiet ein beinahe ausgewogenes Verhältnis zwischen diesen Glaubensrichtungen ein. Die Gottesdienste der beiden großen Konfessionen finden in 14 evangelischen und 13 katholischen Kirchen statt. Seit 1886 hat die Neuapostolische Kirche (NAK) in Iserlohn eine starke Gemeinde. Ihr Begründer war der spätere Apostel Bornemann. Von dieser Gemeinde aus, die heute Bezirksgemeinde für den Ältestenbezirk Iserlohn ist, wurden viele Gemeinden in der Nähe, aber auch bis nach Hessen gegründet. Heute gibt es im Stadtgebiet drei Gemeinden. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kamen zahlreiche Gastarbeiter unterschiedlicher Nationalitäten und Glaubensrichtungen nach Iserlohn. Heute gibt es neben einer italienischen, einer portugiesischen und einer griechisch-orthodoxen Gemeinde auch eine größere muslimische Gemeinde, die in den 1990er Jahren eine Moschee errichtete. 11 4.3 Bedingungen in unserer Gemeinde Der Osten Iserlohns wird charakterisiert durch seine Wohngebiete, Flächen und Verkehrswege (s. Anlage 2). Er kann als Durchgangsgebiet (PKW, Fahrräder, Busse) zwischen Iserlohn und Hemer gesehen werden. In Bezug auf besondere Gebäude sind die Grund- und Hauptschule am Wiesengrund, das Private Aufbaugymnasium Iserlohn, die BITS (private Fachhochschule), die Eissporthalle, vier Kleingartenvereine und diverse Großmärkte zu sehen. Eine Besonderheit ist zudem der „Wohnpark am Buchenwäldchen“, der viele Nationen beheimatet. Unsere Gemeinde zählt zur Zeit knapp 4000 Mitglieder. Die Statistiken im Anhang zeigen, dass sie jeweils zu einem Drittel aus Menschen besteht, die zwischen 0 und 30, 30 und 60 und 60 und 100 Jahren alt sind. Das bedeutet, dass ein besonderer Schwerpunkt nicht erkennbar ist. Einen „Ausschlag nach oben“ gibt es bei den Menschen um 20, 50 und 70 Jahren. Wir können aber davon ausgehen, dass sich – wie in ganz Iserlohn – die Zahl der „Alten“ in den nächsten Jahren deutlich vergrößern wird. Unsere Gemeinde beschäftigt einen hauptamtlichen Küster und einen Kantor. Das Presbyterium besteht derzeit aus zwei Pfarrern und 10 Presbytern, der Diakoniepfarrer Iserlohns nimmt an den Presbyteriumssitzungen mit beratender Stimme teil. Eine Übersicht über die Finanzen, die unserer Gemeinde zur Verfügung stehen, liefert Anlage 3. 5 „Wo wollen wir hin?“ - Konzeptionierung der zukünftigen Gemeindeentwicklung 5.1 Vor welchen Herausforderungen stehen wir? Zu Kapitel 2: Es soll das primäre Ziel all unserer Bestrebungen sein, Menschen für die Ev. Erlöser-Kirchengemeinde zu gewinnen. Wir wollen sie mit der frohen Botschaft „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt“ bekannt machen. Die Menschen in unserer Kirchengemeinde sollen befähigt werden, diesen Satz zu fühlen und zu leben. Dies kann als „Mission“ bezeichnet werden. Es bedeutet nicht allein, dass wir darauf warten, dass sie zu uns kommen, sondern wir wollen aktiv auf sie zugehen. Dabei müssen wir glaubwürdig sein. Zu Kapitel 3: So vielfältig wie die Menschen im Osten Iserlohns sind, so vielfältig sollen auch die Angebote der Ev. Erlöser-Kirchengemeinde bleiben und werden. Wir sind uns dessen bewusst, dass die Mitglieder unserer Gemeinde unterschiedliche kulturelle Voraussetzungen mitbringen und aus unterschiedlichen Milieus stammen. Daher sollen unsere Angebote kultur- und milieuübergreifend sein. Wir wollen möglichst alle Menschen mit bestimmten Themen erreichen, sie sensibilisieren und ihnen Hoffnung vermitteln. Unsere Gemeinde kann nur durch sie und mit ihnen eine lebendige sein. Natürlich ist es wichtig, dass unsere Gemeinde Gebäude vorhält, die als „Anlaufstationen“ zu sehen sind; doch eine Gemeinde ist viel mehr als nur Gebäude, und dies wollen wir den Menschen, die zu unserer Gemeinde gehören, und denen, die dazu kommen sollen, gern vermitteln. Die Gebäude, die zu unserer Gemeinde gehören, wollen wir dennoch möglichst erhalten. Sie sichern uns eine Präsenz in den jeweiligen Stadtteilen. Sie sind geistliche Orte, d.h. sie machen deutlich, wo unsere Gemeinde und die Menschen in ihr erreichbar sind. Wir sehen unsere Gebäude als Einrichtungen mit einem individuellen Charakter, der besondere Angebote möglich macht. Dabei betonen wir, dass wir nicht in Bezirken denken, sondern dass die einzelnen Angebote die Nutzung der Gebäude bestimmen. 12 Zu Kapitel 4: Die Ev. Erlöser-Kirchengemeinde möchte eine eigenständige Gemeinde mit einem besonderen Profil sein. Dieses Besondere steht jedoch immer im Einklang mit der Menge aller Gemeinden in Iserlohn. Die „Alterspyramide“ (Anlage 4) unserer Gemeinde zeigt auf, dass wir ein Angebot für Jugendliche, Menschen mittleren Alters und Senioren schaffen sollten. 5.2 Wie wollen wir diesen Herausforderungen begegnen? 5.2.1 Gottesdienste In einer christlichen Gemeinde gelten die Gottesdienste als die wichtigste und zentralste Feier, zu der sich eine Kirchengemeinde versammelt. Nach der Ordnung der Kirche geschieht vor allem hier Verkündigung durch das Wort der Predigt, hier werden die Sakramente vollzogen, hier soll die Gemeinde Kraft schöpfen aus dem gemeinsamen Bekennen, Singen und Beten. Sorgfältige Vorbereitung der Gottesdienste – oft in Teamarbeit – ist uns wichtig. Dass sich Menschen durch die Gottesdienste ansprechen und berühren lassen, ist aber letztlich das Werk Gottes, der der Gemeinde dient. Die Gemeinde hat den Auftrag, Räume zu dieser Feier vorzuhalten und zwar an allen Sonn- und Feiertagen. Sie öffnet sich der Botschaft der Heiligen Schrift im Hören und indem sie ihm Zeit und Raum gibt. Sie wird sich mühen um die Wege zu den verschiedenen Milieus und Altersgruppen. Die Erlöserkirchengemeinde hat durch alle Spardiskussionen hindurch Wert darauf gelegt, möglichst keine Gottesdienste zu streichen, sondern auch bei Personalknappheit zu versuchen, Angebote zu machen, die evtl. auch ehrenamtlich durchführbar sind. Gelungen ist dies an den 4. Sonntagen im Monat, wo die Gottesdienste als Taizé-Gebet weitgehend in ehrenamtlicher Verantwortung gefeiert werden. Auch als Literatur- und Filmgottesdienste oder Gottesdienste in Verantwortung einzelner Gruppen finden regelmäßig Angebote statt. Gottesdienste für Kinder werden in mehrfacher Hinsicht gefeiert: für die Krabbelgruppen, den Kindergarten (KiGo-Plus), Kirche für Kinder, Kinderbibelwoche, Kindersonntage und 14tägliche Schulgottesdienste mit der Grundschule. Die Erfahrungen sind durchweg positiv und ermutigend. Eine wichtige Aufgabe wird sein, die Jugendlichen in die Gottesdienstpraxis so hineinzuführen, dass ihr Glauben gestärkt werden kann. Dies ist in traditionellen Gottesdiensten schwierig. Einzelne Erfolge wie „Holy-Days“ im März 2010 und je ein Jugendprojekttag mit nächtlichen Gottesdiensten im Dezember 2010 und 2011 zeigen hier Möglichkeiten auf, die weiter verfolgt werden. Konfirmandengottesdienste gehören zum regelmäßigen Programm. Die musikalische Ausgestaltung lässt kaum etwas zu wünschen übrig. Auch das Personal der Prediger ist reichhaltig und vielfältig versorgt durch die hauptamtlichen Kräfte, die Emeriti und die beiden Laienprediger. Neuerdings wird angestrebt, einzelne Gottesdienste im Jahr in gemeinsamer Verantwortung mit der benachbarten Versöhnungskirchengemeinde durchzuführen: 2. Feiertage, Himmelfahrt, Reformationstag, Buß- und Bettag und evtl. eine Sommerkirche. 5.2.2 Gruppen Wie überall entfaltet sich auch bei uns die Gemeindearbeit vor allem in einer Vielzahl von Gruppen und Kreisen, deren Entstehung oft auf Grundbedürfnisse des Alltags zurückzuführen ist. Auf diese Weise entstehen z.B. Krabbelgruppen für noch nicht kindergartenfähige Kinder und Kindergruppen, in denen Mütter und Väter leitend mitwirken. Die Pfarrer sind hier Kontaktpersonen und leisten Hilfestellung bei der Organisation. Hintergrund und Sinn als Gemeindegruppe macht dies insofern, als es das Ziel von Gemeindearbeit ja ge- 13 nerell ist, über den Tellerrand der Familie hinaus Kontakte zu knüpfen und Gemeinschaften in weiterem Sinn zu bilden. Eine „höhere“ Ebene der Gemeindearbeit wird dann erreicht, wenn sich gottesdienstähnliche Formen, Wochenenden o.ä. entwickeln, bei dem Pfarrer oder andere kirchliche Profis mitwirken und so diese Gruppen mit dem Gesamtgeflecht kirchlicher Arbeit verbinden sowie in weitgefasster Weise dem Auftrag von Verkündigung und Seelsorge nähertreten. Dies gelang etwa bei dem Kreis „Kirche für Kinder“, der seit 2006 besteht und sich einmal im Monat an einem Freitag trifft, um Kindern biblische Geschichten, Lieder und Gebete nahe zu bringen. Eine weitere Entwicklung war in dieser Hinsicht die Mitgestaltung sogenannter „Kindersonntage“, die die Hauptgottesdienste betreffen. In ähnlicher Weise geschieht eine Verknüpfung auch bei den Chören (s. 5.2.3.), bei den Gesprächs- und Literaturkreisen, bei der Frauenhilfe, in der Umweltarbeit (s. 5.2.5), bei den Pfadfindern und bei den Konfirmandengruppen. Bei der Jugendarbeit macht sich das Fehlen einer kontinuierlicheren Betreuung durch Jugendreferenten doch deutlich bemerkbar. Die verbandliche Arbeit wird schwächer (CVJM eingegangen, VCP spärlich). Hier vor allem sollte eine neue innovative Gruppenarbeit aufgebaut werden. Ein Ansatz dazu bieten die jährlichen Projekttage (JLP). Davon ausgehend, dass unsere Gemeinde ihr Leitbild „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt“ (s. Kap. 2) an möglichst viele Menschen unterschiedlichen Alters und Milieus (s. Kap 4) herantragen will, legen wir großen Wert auf ein breites Angebot an Gruppen und Veranstaltungen, welches auch zukünftig erhalten bleiben bzw. noch ausgebaut werden soll. Momentan lassen sich folgende Angebote feststellen: Musik: Gospelchor „Outta Limits“, Kirchenchor, Taizé-Chor, Posaunenchor Kinder und Jugendliche: „Krabbelgruppe“, Kirche für Kinder, Kindersonntage, Kindergarten, kirchlicher Unterricht, U-16-Gottesdienste, Pfadfinder Glaube: Glaubensgesprächskreis, Bibelreise, Aktionskreis „Himmel und Erde“ Sonstige: Frauenhilfe, Altenrunde, Geburtstagrunde, Kaffeestube, Literaturkreis, Förderverein Jeder Kreis, jede Gruppe, versucht, Glauben in ihrem Teilbereich sichtbar und erfahrbar zu machen. Im Blick auf dieses reichhaltige Angebot gibt es seit Längerem die Überlegung, durch einen „Gemeinderat“ die einzelnen Gruppen und Angebote in unserer Gemeinde noch stärker miteinander zu vernetzen, denn Glaube und Gemeinde leben aus dem Teilen und Mitteilen der gemeinsamen Inhalte, die die einzelnen Gemeindeglieder miteinander verbinden. Hier bietet sich uns die Möglichkeit, einzelne Themen von mehreren Seiten/ Gruppen unterschiedlich beleuchtet und erarbeitet neu wahrzunehmen, zu durchdenken und auf das Leben als Christenmensch hin zu übertragen. Die Rückbesinnung auf den vereinenden Glauben trägt an dieser Stelle zu einer Stärkung desselben bei, da die Gemeinschaft der glaubenden Gemeinde noch einmal ganz neu erfahren und erlebt wird. Die unterschiedlichen Altersgruppen, aus denen sich die Gemeinde der Ev. Erlöserkirche zusammensetzt, machen an dieser Stelle die Erfahrung, dass jede/r Einzelne etwas „zu geben“ hat, was sich für den anderen stärkend, ermutigend und richtungsweisend auswirkt. Im nun Folgenden wird die Klientel vorgestellt, aus denen sich die Erlöserkirchen-Gemeinde zusammensetzt. Kinder Kinder werden bei uns in erster Linie durch den Kindergarten „Hand in Hand“ angesprochen. Hier findet für viele der Erstkontakt mit der Gemeinde und deren Gliedern (Pfarrer, Erzieher und Ehrenamtliche) statt. Darüber hinaus gibt es regelmäßige Kindergottesdiens- 14 te, in denen die Kinder biblische Geschichten hören, gemeinsam gestalten und für sich verstehen lernen. Des Weiteren werden sie im Rahmen der angebotenen Kindergottesdienste mit liturgischen Elementen vertraut gemacht, durch die sie sich im gemeinsamen Beten, Singen und Loben als eine Gemeinschaft der Glaubenden erfahren. Die einmal im Jahr stattfindenden „Kinderbibeltage“ sowie Kinderfreizeiten, in denen sich über einen bestimmten Zeitraum ganz bewusst und intensiv mit einzelnen Themen befasst wird, fördern/ unterstützen das Element der Glaubensgemeinschaft auf ihre Weise, wodurch sich die Kinder ganz bewusst als einen Teil der Gemeinde erfahren. Mittwochs gibt es eine Krabbelgruppe für die Kleinsten und demnächst noch eine zweite dazu, die sich im Gemeindehaus am Wiesengrund trifft. Auch hier stehen der Erstkontakt zur Gemeinde und das Sich-Erleben als einen Teil der Gemeinde im Vordergrund. Einmal jährlich wird ein Vater-Kind-Wochenende organisiert. Jugendliche Jugendliche hoffen wir, wie bereits erwähnt, durch die Katechumenen bzw. Konfirmandengruppen anzusprechen. In beiden Bezirken unserer Gemeinde gibt es wöchentlichen kirchlichen Unterricht. Seminar-Wochenenden, Projekte und Praktika (z.B. in der Gemeinde und ein Tagespraktikum in den Iserlohner Werkstätten) bieten die Chance, Gemeinde und Kirche praktisch zu erleben bzw. sich selbst einzubringen und durch eigene Ideen mitzugestalten. Im Ps. 23 besuchen die Katechumenen und Konfirmanden den U-16-Gottesdienst, der an jedem Sonntag (außer in den Ferien und in der Zeit zwischen der Konfirmation und großen Ferien) stattfindet. Hier werden gemeinsam mit den Katechumenen und Konfirmanden biblische Geschichten bzw. Glaubensinhalte im Blick auf die Lebenswelt der Jugendlichen neu betrachtet, hinterfragt und gedeutet. Katechumenen und Konfirmanden erfahren sich im gemeinsamen Querdenken, Suchen und Fragen nach Antworten als einen Teil der Gemeinde, der zusammen mit anderen auf dem Weg des Glaubens unterwegs ist. Des Weiteren machen sie für sich die Erfahrung, dass der Leitsatz der ErlöserkirchenGemeinde „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt“ auch in ihr Leben hineinsprechen und sie begleiten möchte. Außer bei dem sog. Vorstellungsgottesdienst gestalten Konfirmanden und Katechumenen einzelne Gottesdienste mit oder übernehmen Aufgaben in anderen Gottesdiensten, in denen sich für sie weitere Erfahrungsräume im Blick auf Glaube und Gemeinde auftun. Das Unterrichtsmaterial für Katechumenen- bzw. Konfirmandenstunden wird für jede Gruppe immer wieder entsprechend thematisch ausgesucht und aufbereitet. Gruppenphasen, Rollenspiele und Kreativphasen (Verfassen eigener Texte, Anfertigen von Collagen, Fotostrecken etc.) helfen den Katechumenen und Konfirmanden dabei, Zugänge und Bezüge zu den jeweiligen Themen zu finden. In Bezirk I werden jährlich ca. 25 bis 35 Jugendliche konfirmiert, in Bezirk II ca. 10 bis 18, diese Zahl steigt langsam an. Eine Zusammenarbeit beider Gruppen bei Projekten (Praktika, Holy Days, U-16-Gottesdienste, besondere Jugendgottesdiensten, Konfirmandentag und Camps) bietet sich an. Dass aus den Konfirmationsjahrgängen seit Jahren eine Anzahl an Konfirmierten als Mitarbeiter der Arbeit des Kirchlichen Unterrichtes treu bleibt, ist eine große Hilfe und Chance, für die die Gemeinde dankbar ist. Ihre Ideen und Vorstellungen, die gerne wahrgenommen werden, lassen neue Angebote und Aufgaben in der Jugend- bzw. Konfirmandenarbeit entstehen, in sich denen nicht nur neue Erfahrungsräume, sondern auch Gestaltungsräume auftun, in denen sie anderen zeigen können, was Glaube und Gemeinde für sie meint und bedeutet. Die Möglichkeit des Sich-Einbringens trägt dazu bei, dass einige Mitarbeiter bis zur Berufsausbildung bzw. dem Abitur der Gemeindearbeit aktiv treu bleiben. 15 Darüber hinaus gibt es die Pfadfinder, die CVJM-Jungenjungschar sowie regelmäßige Schulgottesdienst mit der Grundschule, die eine frühe Vernetzung von Schule und Gemeinde ermöglichen. Erwachsene Erwachsene können sich in unserer Gemeinde jederzeit bei der Vorbereitung und Durchführung von Gottesdiensten engagieren. Dies bereichert zweifelsohne die individuelle und der Gemeinde dienende Auseinandersetzung mit Liturgie und Bibeltexten. Auch beim Aktionskreis „Himmel und Erde“ (donnerstags von 19-21 Uhr) können sie sich gern mit ihren Ideen, Vorstellungen und Wünschen beteiligen. Dieser Arbeitskreis trifft sich monatlich und diskutiert politische und religiöse Themen. Ein Highlight ist die jährlich stattfindende Veranstaltung „Bibel mit fünf Gängen“ (am Samstag vor dem Ewigkeitssonntag), bei dem Bibeltexte zu einem bestimmten Thema von einem festlichen Menu umrahmt werden. Der Glaubensgesprächskreis (einmal monatlich dienstags von 18.30 bis 20 Uhr) lädt zum Gespräch über ausgewählte Bibeltexte und Themen ein. Auch bei der „Bibelreise“ (seit 1998) bietet sich für Interessierte die Möglichkeit, über Texte des Alten und Neuen Testamentes ins Gespräch zu kommen und im gemeinsamen Lesen und Stöbern immer wieder nach der Bezugskante zum Alltäglichen zu suchen. Der Förderverein unserer Gemeinde trifft sich regelmäßig, plant Veranstaltungen und verwaltet die Finanzen, die als Spenden bzw. Mitgliedsbeiträge eingenommen werden. Senioren Die Frauenhilfe, die in unserer Gemeinde sowohl am Wiesengrund als auch am Steinhügel regelmäßig beieinander sitzt, lädt zur Mitarbeit bzw. Teilnahme ein. Neben der Begegnung und den stattfindenden Gesprächen, findet auch hier im Rahmen einer Andacht, eines Impulses, eine Rückbesinnung auf den gemeinsam geteilten Glauben statt. Eine Altenrunde trifft sich regelmäßig im Ps. 23 und diskutiert ein spezielles Thema bzw. feiert den Geburtstag ihrer Mitglieder. Andere Gemeindeglieder, die die Angebote nicht mehr selbst wahrnehmen können, werden zu ihren Geburtstagen zuhause bzw. im Altenheim besucht. Hier wäre es wünschenswert, diesen Besuchsdienst noch weiter auszubauen. Als eine Möglichkeit ist hier die Anstellung bzw. Ausbildung einer diakonischen Gemeindeschwester zu sehen. „Blick über den Tellerrand“ Wir freuen uns über ein wöchentliches Treffen einer russlanddeutschen Gruppe im Gemeindehaus Erlöserkirche. Des Weiteren hält unsere Gemeinde seit den 90er-Jahren Kontakt zum Tschad, Afrika. Dies bedeutet konkret, dass seinerzeit ein Arbeitskreis gegründet wurde, der regelmäßig darüber informieren sollte, welche Auswirkung der Fund größerer Mengen Erdöl im Tschad für die dortigen Einwohner hat. Dieser Kreis existiert zurzeit leider kaum noch. In diesem Zusammenhang ist jedoch ein Kontakt zu „Helen`s Schule“ in der Hauptstadt N`Djamena entstanden, für die u.a. Konfirmanden Gelder sammeln. Es gilt für die Zukunft, diesen Arbeitskreis wieder zu aktivieren, um einen regelmäßigen Kontakt wiederherzustellen. Darüber hinaus hält unsere Gemeinde Kontakt zu einer Partnergemeinde in Sibiu, Rumänien. Jährlich werden mehrere Kollekten für die sog. „Winterhilfe“ verwendet, die finanzschwachen Menschen in Sibiu bei der Finanzierung ihrer Heizkosten unterstützt. 16 Eine Betreuungsgruppe für Demenzkranke soll einmal in der Woche von 10-14 Uhr in Kooperation mit den Johannitern angeboten werden. Auch dieses Angebot findet in den Räumen der Kirche statt. 5.2.3 Kirchenmusik Unsere Gemeinde möchte im Bereich der Kirchenmusik auch zukünftig einen Schwerpunkt setzen, da in diesem Bereich Menschen jeden Alters ein Angebot in Bezug auf die Gestaltung unserer Gemeinde erhalten (Kinderchor, Gospelchor, Kirchenchor, Posaunenchor und Taizé-Chor). Die Erlöserkirchengemeinde versteht sich zudem als Kirchengemeinde mit besonderen musikalischen Schwerpunkten, die zu einem guten Teil weit über die Gemeindegrenzen hinaus Resonanz erzeugen. Damit gewinnt unsere Gemeinde an Profil und Strahlkraft. Alle Gottesdienste werden durch Orgel- oder Klaviermusik begleitet. Hierin liegt ein Schwerpunktbereich der bezahlten Arbeit des Organisten und des Kirchenmusikers. Der inzwischen seit 30 Jahren bestehende Kirchenchor ist nach wie vor beliebt bei älteren Gemeindegliedern und kann mit seiner Arbeit für die musikalische Ausgestaltung besonderer Gottesdienste (Karfreitag, Goldene Konfirmation, Festgottesdienste) Sorge tragen. Der Posaunenchor, ehrenamtlich geleitet durch unseren Küster, hat sich mit den Kirchengemeinden Ihmert und Lendringsen zusammengeschlossen. Er begleitet ebenfalls besondere Gottesdienste auch open air (Himmelfahrt, Ewigkeitssonntag, Heiligabend, Gemeindefeste). Beabsichtigt ist, Jugendliche für eine musikalische Schulung an den Instrumenten zu gewinnen. Der als „Gospelchor“ 1995 gegründete Chor „Outta Limits“ ist vielfältig mit der Gemeinde verbunden und bereichert das Gemeindeleben durch besondere Konzerte und Auftritte, aber auch in Festgottesdiensten (Konfirmationen, Heiligabend). Er spricht viele Erwachsene im mittleren Alter an und reicht in seiner Wirkung weit über die Gemeindegrenzen hinaus. Die Arbeit des Organisten soll hier mitfinanziert werden. Die gelegentlichen Projekte mit Kindern und Jugendlichen (Band) sollen ausgebaut und neu gestärkt werden. Die Gemeinde sieht hier einen wichtigen Aspekt für die Zukunft. Der Taizé-Chor, der seit 3 Jahren einmal im Monat zusammentritt, wird ehrenamtlich geleitet. Es konnten neben älteren Gemeindegliedern u.a. auch Konfirmanden gewonnen werden, die sich gerne daran beteiligen. Der Chor trägt die gesamte Organisation der Gottesdienste am 4. Sonntag in der Erlöserkirche und dient so auch der Entlastung der hauptamtlichen Gottesdienstarbeit. Ziel einer künftigen Gemeindekonzeption wird sein, die bestehende Ausrichtung zu stärken und auszubauen. Ziele können dabei im Einzelnen sein: Eine gute „Grundausstattung“ der Gottesdienste mit Orgelmusik und Klavier und Gesang Möglichkeiten der Ausbildung an Stimme und Instrument Besondere Gottesdienstformen mit musikalischer Gestaltung Größere Konzertveranstaltungen als Attraktionspunkt Stärkung des Glaubenslebens durch traditionelle und moderne Musik 5.2.4 Umwelt Die „Bewahrung der Schöpfung“ ist in der Erlöserkirchengemeinde seit Anfang der 90er Jahre nicht nur ein Thema unter anderen, sondern wird als Kernaufgabe von Verkündigung und Gemeindearbeit verstanden. Dazu hat wesentlich das Erschrecken nach dem Atomunfall in Tschernobyl 1986 beigetragen, aber auch die grundsätzliche und theologische Erkenntnis, dass hier eine kontextuelle Erfahrungsebene in die Gemeindeebene hineinragt, die nach Antworten verlangt: 17 Verstehen wir Gott als Schöpfer von Himmel und Erde, dann ist eine Zerstörung dieser Grundlage ein Handeln gegen Gott. Folgen wir der Lehre von der Einwohnung Gottes in seiner Schöpfung (Schechina), wird Gott selbst das Opfer ihrer Zerstörung. Nehmen wir den Auftrag von Gott an den Menschen ernst, die Erde zu bebauen und zu bewahren (Gen.2), wird das Herrschen des Menschen der Frage ausgesetzt, inwieweit es diesem Grundauftrag noch entspricht. Sehen wir auf die Frage der Gerechtigkeit zwischen Nord und Süd und zwischen unserer und den folgenden Generationen, erscheint es unverantwortlich, dass in wenigen Generationen alle Ressourcen aufgebraucht werden. Impulse der Landeskirche wurden gern aufgenommen und es besteht durch die Verknüpfung mit der Umweltbeauftragung und Umweltausschuss des Kirchenkreises auch auf pfarramtlicher Seite ein Informationsfluss. So nahm die Erlöserkirchengemeinde an vielen Umweltaktionen teil: verkehrsfreier Sonntag 1995 in Barendorf „Tag des Wassers“ 1997 in Barendorf Anti-Dosen-Ausstellung 1999 Energiesparlampenkampagne 1999 2001, 2003, 2005, 2010 Errichtung von Photovoltaikanlagen auf den Dächern der Gemeinde Umweltgottesdienste 2004-2005 Teilnahme an der Evaluierung „Grüner Hahn“ Klimaschutzprojekte und Ausstellungen 2006, 2009, 2011 Anti-AKW-Demo 2011 Fahrraddemo mit Konfirmanden 2011 müllarme Gemeindefeste Besuche von internationalen Delegationen 2010, 2011 die häufige dienstliche Benutzung des Fahrrades Der Umweltausschuss des Kirchenkreises tagt regelmäßig im Gemeindehaus der Erlöserkirche. Wir sind froh darüber, dass die Umweltarbeit zu einem Kennzeichen unserer Gemeindearbeit insgesamt geworden ist. Durch die vielfachen Aktionen konnten wir oft auch außenstehende Personen informieren und zu einer Mitarbeit gewinnen. Viele Menschen bescheinigten uns dabei eine höhere Glaubwürdigkeit. 6. Schlusswort Das Verfassen einer Gemeindekonzeption ist nicht leicht. Erst wenn man anfängt, die einzelnen Aufgaben zu verteilen und Einzelnes niederzuschreiben, merkt man, wie umfangreich und komplex das Ganze doch wird und wie viele Gespräche notwendig sind, um auf einen „gemeinsamen Nenner“ zu kommen. Und am Schluss ist vieles von dem, was schriftlich fixiert wurde, bald wieder überholt, da sich die Rahmensituationen verändern oder unsere Gemeinde neue Akzente setzen will und muss. Doch auf der anderen Seite zeigt uns die Konzeption die unendliche Fülle und Vielfalt unserer Gemeinde auf, die Freude und Hoffnung macht. Vieles gilt es zu bewahren und auszubauen. Zudem haben die Gespräche im Presbyterium dazu geführt, sich auf Wesentliches zu besinnen, eigene Positionen zu überdenken und vor allem zu klären, wofür Kirche bzw. speziell unsere Gemeinde wirklich da ist. Dafür sind wir dankbar. Auch dafür, dass uns Pfarrerin Röse vom Strukturbüro des Kirchenkreises bei diesem Prozess begleitet hat. „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ (D. Bonhoeffer) blicken wir nun in die Zukunft unserer Gemeinde. 18 Anlage 1 Detailübersicht Gebäude Anlage 2 Plan der Gemeinde Anlage 3 Finanzen: Haushaltsjahr 2011 Anlage 4 Alterspyramide