Ausgabe 01/2010

Transcription

Ausgabe 01/2010
PLATANEN
- BLÄTTER
Inhalte:
Morgengrauen
BorderlinerSyndrom
Gedenkseite
Michael Jacksons
„THIS IS IT“
Naturwissenschaftliche
Krawattenkunst
Offener Brief
Der Ernstfall
Theater im Nationalsozialismus
Menschenskind
Ohrenschmaus bei
der Platane
Liebelei & faible
Zitate
Reisebericht
Pauls Tod
Kultur - Programm
Rezept:
Himmel & Erd´
Kunst, Lyrik, Prosa & Mehr
Zeitschrift von und für Menschen mit Herz , Seele und Verstand
Kennen lernen - Einander verstehen - In Verbindung bleiben
€ 0,-
20. Jahrgang
NUMMER 01/10
Platanenblätter 01/10
Inhaltsverzeichnis & Impressum
Titelthema: Kunst, Lyrik, Prosa & Mehr
Rubriken:
S. 2
Rubriken u. Inhalt / Impressum
S. 3
Editorial
S. 4 ff Titelthema
S. 23 In eigener Sache & Ankündigung
S. 24
Platanenblätterküche
S. 13 Besuch der Ausstellung:
Sprache des Geldes im MfK
S. 14 Der Ernstfall
S. 15 Gedicht von Fritz
André und seine Freunde
S. 16 Theater im Nationalsozialismus
Inhalt:
S. 17 Fahndungsaufruf
Gedichte von W. Hille
S. 18 Menschenskind
S. 4 Morgengrauen
S. 5 Borderliner-Syndrom
S. 6 Mein Freund Fritz, die Krähe
S. 19 Ohrenschmaus bei der Platane 19
S. 7 Gedenkseite
S. 8 Michael Jacksons „THIS IS IT“
S. 9 Naturwissenschaftliche
Krawattenkunst
S. 20 Liebelei & faible Zitate
S. 21 5 Tage Zelten in der Mecklenburgischen Seenplatte
S. 22 Abschied - Pauls Tod
S. 10 Weltweite Aktivitäten
S. 23 Vorschau & Kultur-Programm /
Todesanzeige
S. 11 Offener Brief
S. 12 Kunst unter dem Aspekt des Spaziergehens und der Emanzipation
S. 24 Rezept: Himmel und Erd‘
Impressum
Herausgeber: PLATANENBLÄTTER
Postanschrift:
Platane 19 e.V.
Redaktion »Platanenblätter«
Knobelsdorffstr. 15
14059 Berlin
ca. 4 Ausgaben/Kalenderjahr
Redaktionssitzungen:
Knobelsdorffstr. 15,
14059 Berlin - Charlottenburg
wöchentlich
Mail:
platanenblaetter@platane19.de
V.I.S.d.P.: Hartmut Koch
Redaktion:
edaktion:
Hartmut Koch, Dietmar Wibschek, Angelika Willig, Evelin Jacobs u.a.
Layout:
Arnim Alexander & Hartmut
Koch
Nachdruck:
nur mit Genehmigung der
Redaktion
Namentlich gekennzeichnete Beiträge sind von den
Autor/innen zu verantworten
2. Auflage: 100
Preis der Ausgabe: 0 Euro
Die PLATANENBLÄTTER können in der Platane 19 e.V.
Wundtstr./ Knobelsdorffstr. 14059 Berlin abgeholt werden.
Wenn Sie uns frankierte Rückumschläge zusenden oder 5 €
für vier Ausgaben überweisen, können wir Ihnen die Zeitung
auch zu schicken.
2
Bankverbindung:
Bank für Sozialwirtschaft
Konto: 31 186 - 08
BLZ: 100 205 00
Träger:
Platane 19 e.V.
Verein zur Wiedereingliederung psychisch Kranker e.V.
Knobelsdorffstr. 15
14059 Berlin
Platanenblätter 01/10
Editorial
Liebe LeserInnen,
LeserInnen
die Arbeit liegt bereits hinter uns
und ist geschafft. So sollte dieses
vorliegende Heft eigentlich euch das
letzte Jahr noch versüßen. Doch wie
ihr wisst, will gut Ding Weile haben
und die „Klimaverhältnisse“ machten eurer Redaktion auch zu schaffen. So fiel zum Beispiel unser Beauftragter für Aussenkontakte aus
und die Layouter legten wie immer
sehr viel Wert auf Perfektion bei dieser kunstvoll gestalteten Ausgabe.
Was alles sehr viel Zeit in Anspruch
nimmt! Doch wir hoffen, euch mit
einem „lyrischen Meisterwerk“
schöne Pfingsttage zu bereiten.
Es sind viele Einsendungen mit Gedichten eingegangen, so dass sie
die größte Rubrik darstellen. Um
euch darüber hinaus mit der Problematik der Kunst im Dritten Reich
vertraut zu machen, veröffentlichen
wir einen Beitrag zum Thema:
„Theater im Nationalismus“. Gedenkschreiben erinnern unter anderem an die Folgen des Zweiten Weltkrieges - insbesondere die Luftbrücke nach Berlin. Ebenso findet aktuelle Kunst zum Thema: Frieden und
Emanzipation ihren Platz. Es stellt
sich die Frage, inwiefern Klimawandel in der heutigen Kunst stattfindet.
Doch soll auch der Bildungsauftrag
mit einem Artikel über das BorderlineSyndrom, der Hommage an den King
of Pop und einem Reisebericht in
unserer geschätzten Zeitschrift
»Platanenblätter« nicht zu kurz
kommen.
Weiterhin könnt Ihr euch über zurückliegende und zukünftige Aktivitäten des Trägervereins
Platane 19 e.V. informieren, die sehr schön illustriert sind. Zu guter Letzt ist ein altes westfälisches Rezept zum Nachkochen und Ausprobieren abgedruckt.
Lasst das Heft auf euch wirken! Viel Spaß beim Schmökern!
Eure Redaktion
Achtung: Die
Abonnementbedingungen bitte
dem Impressum entnehmen!!
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Platanenblätter 01/10
Ausblick
MORGENGRAUEN
O gib mir Kraft, den neuen Tag zu überstehn.
Die Nacht war lang und heiß im Schweiß der Angst.
Brecht Los, ihr Stürme, laßt braune Blätter überwehn
der Seele kahle Hügel, die du dem Traum verdankst.
Wer gab mir nur der schweren Träume tiefe Schatten
mit in den hellen Tag hinein?
War das, was Träumer je verloren hatten,
nichts anderes als Trug und Schein?
Gieß Öl, streu Balsam auf die wunde Seele,
daß du mit offnen Sinnen wieder um dich siehst.
Faß wieder Mut und bau dir eine Stele
aus Licht und Gold, eh du zu Morpheus fliehst.
Peter Latten
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Platanenblätter 01/10
Borderliner-Syndrom
GEDANKEN ZUM BORDERLINER SYNDROM
Von Dieter Winzig, alias -inclusus Ich bin nicht in der Lage, eine schulmeisterhafte Definition herbeten. Aber ich denke,
dass ich auch mit meinen Worten den Kern
dieser Krankheit treffe.
Anfangs möchte ich darauf hinweisen, dass
das Borderliner-Syndrom zu den schwersten psychischen Krankheiten gehört. Selbst
konnte ich mich mehrfach davon überzeugen, wie schwierig es diese Menschen haben. Die meisten kämpfen mit und ohne Hilfe gegen diese Tücke der Natur an, arbeiten
an sich beispielhaft. Man sollte jedoch auch
nicht verschweigen, dass das Leben dieser
Gruppe bereits früh “besiegelt“ ist. Fast alle
Betroffenen müssen sich wohl oder übel
damit abfinden. Und sie tun es auch, mit
beispielloser Kraft, mit innerer Stärke.
Zum wesentlichsten Unterschiedsmerkmal
zu anderen psychischen Leiden zählen Gefühlsausbrüche mit unvorstellbarer Rasanz
und schlimmsten Folgen. Während beispielsweise um zehn Uhr die “Welt aus den
Angeln gehoben werden kann “, man besonders “gut drauf ist “, kippt die Situation bereits nur Minuten oder eine Stunde später.
Dann verfallen diese Patienten in eine für
Außenstehende völlig unerwartete Depression von ungeahnter Länge. Alles hat sich
schlagartig geändert, Freunde werden zu
erbitterten Feinden, bekämpfen sich verbal
oder mit Tätlichkeiten. Allein der Name beinhaltet, dass sich diese Menschen stetig
auf einer Grenzlinie befinden, diese oft genug überschreiten. Zu Folgen zählen tiefer
Selbsthass, Verstümmelungen des eigenen
Körpers, welche einem Menschen, der nicht
an dieser Krankheit leiden muss, erschaudern lassen. Hinzu kommen Suizidversuche
und leider viele vollendete Selbsttötungen.
Nicht von ungefähr stammt der Ausdruck
„Therapeutenkiller“. Warum? Weil viele Psychiater oder Psychotherapeuten einfach mit
ihren so unbequemen Klienten überfordert
sind. Sie können die sehr eigene Gedankenwelt von Borderlinern nicht oder nur teilweise nachvollziehen. Einerseits stehen ihnen
nur wenige Methoden zwecks Linderung
der Qualen dieser Spezies zur Verfügung.
Hinzu kommt der Faktor ZEIT. Man bedenke, wie viel Zeit sich ein Therapeut mit ei-
nem
vergleichsweise
harmlosen
“Psychotiker“ nimmt und wie lange er mit
einem Borderliner zubringen müsste, um
zumindest etwas Vertrauen zu gewinnen.
Auch die Ablehnung spielt eine große Rolle,
denn viele Behandler stehen dieser sehr
eigenen Gruppe widerwillig gegenüber.
Misserfolge sind also vorprogrammiert, erscheinen gesetzmäßig. Ich möchte anhand
zweier Beispiele klarmachen, wie drastisch
die Reaktionen derartiger Patienten sein
können.
Eine Bekannte wollte mit mir unbedingt ein
Klassikkonzert besuchen. Ich kaufte die
Karten, welche nicht gerade in der unteren
Preisklasse lagen. Zum Termin erschien sie
nicht, teilte mir telefonisch mit, dass es sie
sich anders überlegt habe. Die gleiche
Frau, rein optisch als attraktiv zu bezeichnen, hatte sich mittels Glasscherben den
gesamten Rücken zerschnitten. Freimütig,
unter den Blicken zahlreicher Spaziergänger, zeigte sie mir dieses Körperteil. Ich
war sehr erschrocken, hilflos, fand keine
Erklärung. “Bin eben hässlich “, entgegnete
sie mir. Auch benötigte sie mit Sicherheit
eine lange Zeit, um ein etwa 30 mal 5 mm
großes Loch im Gesicht zukaschieren. Aber
trotz bester Camouflage sah jeder ein klaffendes Loch.
Klaus, ein ehemaliger Freund von mir, saß
sieben Mal in verschiedenen Justizvollzugsanstalten ein. Entweder hatte er Körperverletzungs- oder Raubdelikte begangen. An
seiner rechten Hand fehlten Zeige- und Mittelfinger. In einem Art Rauschzustand hatte
er sich diese Gliedmassen mit seinem eigenen Taschenmesser abgetrennt. Als ich ihn,
sicher etwas ungeschickt, fragte, warum er
dies getan habe, bezeichnete er mich als
“Arschloch “. Seit dieser Zeit sind wir nicht
mehr befreundet.
Reichen diese Gewalttaten mit Bestimmtheit für eine Ablehnung durch andere Bevölkerungsteile aus, so kommen bei Borderlinern auch noch die ganz “gewöhnlichen“
Psychosen, paranoide Schizophrenien und
ähnliche Auffälligkeiten hinzu.
Und grob gesagt gibt es Unterschiede zwischen Frau und Mann. Letztere neigen eher
zu kriminellen Handlungen, Frauen hinge-
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Platanenblätter 01/10
Borderline-Syndrom
Mein Freund Fritz, die Krähe!
gen verabscheuen sich oft furchtbar, indem
sie ihren eigenen Körper dramatisch verunstalten.
Zusammenfassend möchte ich sagen, dass
nicht nur extreme Gefühlsschwankungen
bei diesen Patienten auftreten, sondern
auch jegliche Steuerungskraft des Gehirns
für längere Zeit außer Kraft gesetzt wird.
Ich bin kein Fachmann. All diese Erscheinungen in ihrer unschönsten Art musste ich
selbst erleben. Und trotzdem möchte ich für
diese geschundenen Wesen “eine Lanze
brechen “. Wenn es um Aufmerksamkeit
in den Medien für diese Menschen
gehen soll, so will ich sie mit all
den mir zur Verfügung stehenden Möglichkeiten.
Ich will für sie einstehen, ob sie
nun
Inge,
Bernd
oder
Sascha heißen, ob sie
in Deutschland, Skandinavien
oder
Mittelamerika wohnen.
Sie alle haben das
Pech an psychisch bedingten
Defekten zu leiden, deren Kenntnis den
meisten verborgen sein wird. Sind sie nun Rätsel ihrer Zeit-? Nein, es sind Menschen,
die einfach mehr Hilfe und Zuneigung verdienen.
Aus diesem Grund befürworte ich eine mögliche Preisverleihung für die Selbsthilfezeitung GRENZPOSTen-BC:
Wenn
es
einen
Engagement-PreisVorschlag gibt, dann sollt Ihr ihn bekommen, denn er steht Euch allen zu, ob Betroffenen oder dem Team .
Und so rufe ich Euch im Namen der
»Platanenblätter« auf - macht weiter so und
lasst niemals nach mit Euren Bestrebungen
der Öffentlichmachung des - BORDERLINER-SYNDROMS-, einer psychischen Geißel unserer Zeit.
Dietmar Holland
Beauftragter für
Öffentlichkeitsarbeit
(inclusus)
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In aller Früh‘, wenn die Hähne kräh‘n, ist
auch der Fritz schon auf den Beinen, sitzt
zu oberst auf unserem höchsten Tannenbaum nahe dem Haus auf einem dünnen
Ästchen. Es ist ein Wunder, dass dieser
Zweig bis heute noch nicht abgebrochen
ist.
Und da gurrt er unaufhörlich - seit Jahren
Sommer wie Winter - bis ich, ggf. im Nachthemd, aus dem Haus komme.
Es ist
jedes Mal eine sehr
liebevolle
Unterhaltung, die wir führen. Er hört aufmerksam zu, indem er etwas die
Flügel anhebt immerzu.
Nach einiger Zeit, gibt er
mir zu verstehen, dass das
Gespräch beendet ist.
Er fliegt in Richtung unseres “Wäldchen“ von
dannen.
Sehr
überraschend
und
selten, taucht
Fritz mit seiner
Gefährtin Magdalena auf. Da sitzen sie beide eng aneinandergeschmiegt
auf dem Ästchen, aber nur er gurrt. Er erhebt sich zuerst zum Abflug und Magdalena
folgt ihm.
Eines Tages kam der Fritz mit seiner Jungenschar angeflogen - gerade flügge geworden.
Wie war es doch ein Getümmel und ein Gesause, an diesem herrlichen Sommertag
und die Sonnenstrahlen tanzten in den
Zweigen um die Wette! Mit tanzten die Jungen, bis Vater Fritz zum Aufbruch mahnte.
Ich habe es noch genau in Erinnerung.
Krähen sollen sehr alt werden, so erzählte
mir mein alter, weiser Freund Otto. Er wusste alles, z.B. wie man sich bei Konfrontation
mit einem Bär - insbesondere Grizzlybär am Klügsten verhält.
Leider ist er in diesem Frühsommer gestorben (85 Jahre alt). Gott hab‘ ihn selig.
Lieber Fritz, Du gehörst zu uns! Komm‘ vorbei, wann immer Du willst. Du bist stets willkommen und erhellst unser Leben.
Gisela Latten
Platanenblätter 01/10
Gedenkseite
Opferecke (Gedenken der Opfer)
Gedenken der Opfer:
von Hartz IV, der beiden Weltkriege,
der Vertriebenen, der Traumatisierten,
der Tabaktoten, der Drogentoten,
der Alkoholtoten, der Obdachlosen,
der Kranken, der Leidenden,
der Verwirrten durch die Musikindustrie,
der Verunstalteten durch Piercing und Tattos,
der KZ-Opfer, der Vergewaltigten,
der Ausgebeuteten, den Opfern von Ärztepfusch,
den Opfern des Zeitgeistes,
den Opfern von Sprengstoffanschlägen,
den Opfern häuslicher Gewalt,
den Verlierern, den Selbstmördern,
den sinnlos Inhaftierten, u.s.w.
U.V.
Ein wenig Glück
Eine neue Reise
hinein ins Leben
tolle Orte sehen
spazieren gehen
Die Sonne lacht
so selten schön
die öden Gedanken
geraten ins Wanken
Der negative Geist
er löst sich auf
und Glück entsteht
der Unmut vergeht
Der dumme Zwang
er geht hinweg
ein neues Leben
nach Glück streben
Daniel Dietze
recherchiert von Eve
zur Woche der
seelischen Gesundheit
(5.10 - 12.10.2009))
DANK AN DIE PILOTEN DER LUFTBRÜCKE
West-Berlin kam in große Not, Hunger, erfrieren und Sorge droht! Da setzte die Luftbrücke für uns ein, sie sollte immer rettender Engel sein! Eure Soldaten, sie flogen
Tag und Nacht. Und haben das Notwendigste uns gebracht. Sie scheuten den Tag nicht
und die Nacht. Bei schlechtestem Wetter
haben sie an uns gedacht! Doch ohne Opfer
es leider nicht blieb, Gott 75 Opfer zu sich
rief!
Manch Frau, Mutter und Vater trauern nun
sehr, manch Bruder und Schwester, - manche Braut gab ihr Liebstes her!
Still drücken wir mitfühlend Euch die Hand,
wenn auch Euer Kummer damit nicht gebannt. Sie gaben ihr Leben für Millionen
hier. All Ihr Hinterbliebenen, habt innigen
Dank dafür! Gott nahm sie auf in sein himmlisches Reich. Wir aber haben ein Dankgebet für sie bereit! Wir vergessen die Lebenden und die Toten nicht, die uns brachten
im Dunkel soviel Licht! Wir schöpften daraus viel Zuversicht, ein Hoffnungsstrahl ist
auch in Sicht! Dank Eurer umsichtigen und
guten Führung uns manch Leid blieb erspart, wenn auch oft große Entbehrungen
für uns war hart!
Lasst Gewesenes vergessen, - lasst reichen
uns zur Versöhnung die Hand, Lasst uns in
Freiheit und Frieden leben, Deutschland hat
manchen Fehler erkannt, Gott schütze und
segne jede friedliebende Nation und gebe
Hilfe und Trost denen,- die trugen Opfer davon!
recherchiert von Eve
nach LUCIE JACOBS
(Zeitzeugin)
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Platanenblätter 01/10
Hommage an den King of Pop
Michael Jacksons „THIS IS IT“
Regisseur Kenny Ortega setzte mit seinem
Film „THIS IS IT“ dem King of Pop ein kongeniales Denkmal. Wäre Michael Jackson
nicht gestorben, wäre dieser Film nie entstanden. Am 25. Juni 2009 verstarb unter
tragischen Umständen. Geplant hatte Jackson eine Comeback-Konzertreihe in London. Fünfzig Konzerte sollten es sein. Da
seine drei Kinder ihren Dad nie auf der Bühne gesehen hatten, da er einfach nur Vater
meist hinter einer Sonnenbrille versteckt,
dem jedoch die eigene Musik auch ungeahnte Kraft und Energie zu verleihen
scheint. Sensationell in gewohnter Manier
tanzt er seinen Moonwalk. Zu sehen auch
Szenen aus dem „Thriller“ - Video und Proben mit einer Background-Sängerin zu
,, I Just Cant‘t Stop Loving You“.
Der Film spielte schon am ersten Tag weltweit 20,1 Millionen (13,5 Millionen Euro) Dol-
sein wollte, hatte er diese Konzerte auch für
die Kinder geplant. Zum ersten Mal hätten
sie ihn life auf der Bühne erlebt. Regisseur
Kenny Ortega hatte nur 100 Stunden Material von den Proben im Staples Center in Los
Angeles zu Verfügung. Es wurde halt nur
mitgefilmt, ohne Konzept und den Hintergedanken, daraus eine Kinodokumentation zu
machen. Die Mitschnitte sind einzigartig,
und man erlebt einen gigantischen Michael
Jackson, wie man ihn zu Lebzeiten kannte.
Die Nahaufnahmen zeigen jedoch einen
ziemlich abgemagerten Pop-Star, der sich
lar ein. Geplant war, dass dieser Film nur
zwei Wochen zu sehen sein sollte. Die Doku
war weltweit in 15 000 Kinos angelaufen.
Ich hatte gedacht, dass er in Berlin nur am
Potsdamer Platz gezeigt wird. Nachdem der
Film schon über eine Woche lief, sah ich ihn
mir dann in der „Kurbel“ an und war überrascht, dass es keinen großen Andrang
gab. Das Kino war mit höchstens 20 Besuchern besetzt. Seit Februar 2010 ist die
DVD - „THIS IS IT“ auf dem Markt erhältlich.
Manuela
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Platanenblätter 01/10
Kunst & Wissenschaft
Naturwissenschaftliche
kunst
Krawatten-
Ich war schon früh an naturwissenschaftlichen Schulfächern interessiert, aber auch
künstlerisches Gestalten war mir wichtig.
Irgendwann am Ende meines Studiums entstand bei mir dann die Idee, meine Physikkenntnisse mit meinem Bedarf, künstlerisch
zu arbeiten, zu kombinieren.
Am Anfang hatte ich mir
als Zugabe für einen
Fachvortrag auf einer
Physikertagung der DPG
(Deutsche Physikalische
Gesellschaft) eine kleine
Zaubervorführung ausgedacht, sozusagen als
Wi ss e ns c h af ts e rg ä nzung mit Unterhaltungswert. Dazu kam die Idee,
mit einer eigens dafür
gestalteten, in weißer
Seide erworbenen und
dann mit naturwissenschaftlichen
Formeln
bemalten Krawatte aufzutreten. Bei einem späteren Auftritt wurde diese von zwei Wissenschaftsjournalisten des
(jetzigen) rbb an mir entdeckt, und sie bestellten
ihre persönlichen, individuellen Exemplare bei
mir. Das waren meine
ersten Kunden. Inzwischen macht mir die Anwendung meines Physikerwissens in künstlerischer Umsetzung bei
spannender,
lockerer
Arbeit mit freier Zeiteinteilung viel Freude. So
kann ich dem interessierten Doktoranden
sein persönliches Forschungsobjekt in individueller Farbgebung auf seinen Schlips
praktizieren und die sehr freien arbeitsmäßigen Rahmenbedingungen passen mir als
Psychiatriebetroffenem ganz gut.
Es entstehen allerdings immer nur wenige
Objekte pro Jahr, eine Beschäftigung, die
nur Liebhaberei bleiben wird und dabei ein
kleines Taschengeld einbringt. Die Fertigstellung ist recht aufwendig, Materialkosten
fallen auch an, aber das Erleben des Entste-
hungspozesses tut mir gut.
Einmal habe ich für einen kurzen Augenblick sogar eine meiner Krawatten im Regionalfernsehen entdeckt (Es handelte sich
um eine von mir dargestellte optische,
spektroskopische Anordnung): Der Leiter
der Babelsberger Sternwarte gab damals eine
Pressekonferenz zur Einweihung eines neuen Gerätes und hatte mein
“Kunstwerk“ umgebunden.
Einige Professoren tragen beispielsweise eine
meiner Krawatten zur
Prüfung ihrer Studenten.
Braucht der Prüfling
dann etwas Hilfe, genügt
dafür ein Hinweis auf das
Krawattenunikat.
Manchem verhilft die
Spezialkrawatte
auch
zum Anknüpfen eines
Gesprächs auf einer Zusammenkunft, während
einer Messe oder eines
Kongresses, wie mir ehemalige Kunden mitgeteilt
haben.
Es kommt auch schon
vor, dass eine Forschergruppe bei mir ein Geburtstagsgeschenk
für
ihren Chef ordert. Inhaltlich und farblich kann
dann alles speziell entschieden werden. Einmal
habe ich eine Krawatte
mit der Planckschen
Strahlungsformel geliefert, die aber wohl nie
umgebunden
wird,
sondern
als
“Auflockerung“ in einer Ausstellungsvitrine
über Max Plancks Leben einen Platz finden
sollte.
Ich bin jedenfalls ganz zufrieden mit dieser
Beschäftigung, bei der ich auch ein paar
Kenntnisse meiner Ausbildung einsetzen
kann und zugleich eigene Kreativität und
Phantasie nutzen, um etwas Greifbares zu
erzeugen. Auch die Kommunikation mit potentiellen Kunden ist oftmals sehr interessant, und ich bleibe “in Bewegung“.
(N.W.)
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Platanenblätter 01/10
Weltweite Aktivitäten
NEUE AKTIVITÄTEN AUS FERNOST
Rätselstunde
Aufgepasst Leute!
Findet 60 Tiere,
Tiere die sich im Text „versteckt“ haben.
Ab sofort kann unser neues Büro, besetzt
mit einheimischen Reportern, die ausschließlich
für
die
Zeitschrift
»Platanenblätter« arbeiten, besichtigt werden. Und selbstverständlich kann jeder Besucher auch dort diese weltberühmte Zeitschrift beziehen. Es gibt sie in chinesischer
Sprache, in Englisch
und Deutsch.
Das Büro befindet
s i c h
direkt an der geschichtsträchtigen
Kreuzung des grossen,
vornehmen
Boulevard
CHANG
AN JIE, Ecke TOR
D E S
HIMMLISCHEN
FRIEDENS.
Tor in der Endphase
Offenbar schwanden die Kräfte der Spieler,
denn sie krochen bleiern über die Wiese.
Lediglich der bärtige Linksaußen vom SC
Himmelblau zeigte große Bereitschaft. Geknatter, Geratter, Gerassel und viele FanTrompeten erschollen in der Arena, als er
mit seinem starken Tempo aus gewaltiger
Entfernung ans Tor gespurtet war. Aber
welches Pech traf ihn! Er wurde gestört,
kam elend zu Fall und verlor Schuh und
Strumpf. Er drehte sich, krabbelte und rappelte sich hoch. Sein schlammbedeckter
Fuß schob den Ball aus spitzem Winkel
am eisernen Torpfosten vorbei. Phänomenal! Liga-Torwart Schleicher mit
seiner ziegelroten Pudelmütze brach
ohnmächtig zusammen..
gefunden
von marty
Aktivitäten mit der Platane 19.
Dort erwarten Euch bereits, alle Besucher
und Touristen eingeschlossen, die leitenden
Mitarbeiter unseres Ostbüros der legendären »Platanenblätter« - Wie bereits in unserer Ausgabe 01/2009 vermeidet, handelt es
sich um keine geringeren Redakteure, als
KE FENG ME und FON ZU BAJ. Beide werden neuerdings von dem freien Mitarbeiter
und Autor PENG EI WEG sowie drei jungen,
hübschen Hostessen unterstützt.
Also, liebe Leserinnen und Leser, wenn Ihr
demnächst nach China fliegt oder im
südostasiatischen Raum beruflich zu tun
habt, vergesst bitte nicht in Peking das
neue Büro der »Platanenblätter« aufzusuchen. Die hier gedruckte Skizze für den
Taxifahrer weist zielsicher den Weg.
Es gibt viele schöne Dinge, die man in
Berlin machen kann. Wie z.B. Galerie
und - Museumsbesuche. Spaziergänge
auf der BUGA, Dampferfahrten, Kinobesuche, Waldspaziergänge und vieles mehr. Allein würde ich das nie machen. Die Platane 19. bietet jeden Donnerstag Gruppenunternehmungen an.
Letzte Woche hatte ich viel Spaß mit der
Aktivgruppe auf dem Minigolf Platz. Wer
geht auch schon allein auf einen Minigolf
Platz. Mein Fotoalbum ist auch schon ziemlich voll mit tollen Aufnahmen der Aktivitäten. Da möchte ich mich auch bei Frau Allers, Herrn Türke, Herrn Borstel und allen
andern Mitarbeitern, die die Gruppe bis
jetzt begleitet hatten, bedanken. Aus Fotos
kann man auch eine Fotostrecke machen,
die man mit einem Windows Programm als
Film bearbeiten kann. Manchmal filme ich
auch. Meine Filme kann man bei You Tube
im Internet sehen. Im Feld „Suche“ Manuli5l
(ohne Zwischenraum) eingeben. Ich freue
mich jedenfalls über weitere Aktivitäten mit
der Aktivgruppe.
Le corbussier
Manuela
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Platanenblätter 01/10
Politische Resonanz
OFFENER BRIEF
Werner Ignaz Luft
Freiherrenstr. 178 D
10896 Berlin
An den Flatulanzbeauftragten der Bundesregierung
Herrn DR. FURZHEIMER -persönlichBundeskanzleramt
Unter den Linden 219 F
Beschwerde
Sehr geehrter Herr Dr. Furzheimer,
ich beschwere mich bei Ihnen in aller gebotenen Form über den
unappetitlichen, brechreizförderden, fauligen Geruch im Lande.
Überall, wo Regierungsvertreter bloß auftauchen, stinkt es. Nicht nur
Bundestags- und Landtagswahlen sind davon betroffen, sondern gerade die normalen Zeiten
einer Legislaturperiode. Das ist im Inland und Ausland so. Ja, zu Zeiten des “alten Herrn aus
Rhöndorf‘, also als Konrad Adenauer noch das Land regierte, herrschte noch Zucht und
Ordnung. Und es ging schnell bergauf. Gestank war für die Bundesbürger ein Fremdwort.
Doch spätestens ab 1982, als Herr Dr. Kohl an die Macht kam, verspürten die Bundesbürger
gewaltige Blähungen.
Und heute ? Die gegenwärtige Situation kann nicht erschreckender sein. Denn die Regierung ERPEL nebst einem gewissen Herrn JAZZTERDELLE als Vize und Aussenregent,
macht alles, um bei den einfachen, redlichen Leuten ins Fettnäpfchen zu treten. Im Innern
des Landes gährt es, denn die meisten von uns verspüren hartnäckige Bauchschmerzen.
Innenpolitisch kneift es, da die Reichen fleißig gestreichelt werden (siehe Bankenskandal).
Dafür nimmt die Verarmung im Lande drastisch zu und immer mehr Arbeitsplätze werden
abgebaut.
Die Fehler auf außenpolitischem Gebiet könnten nicht größer sein. Da werden hurtig seit
Jahren am Hindukush täglich Millionen verpulvert, um einem Land aus dem “Mittelalter“ mit
Feudalordnung zu Jeans und Coca Cola zu verhelfen. Dabei werden die USA hündisch angebetet. Habt Ihr Regierenden wirklich nichts aus der Geschichte gelernt? Die Engländer versuchten es im 19. Jahrhundert, scheiterten kläglich. Die kommunistische Sowjetunion, damals eine Weltmacht, zog sich mit eingezogenem Schwanz in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts zurück. Es gibt in der Geschichte kein einziges Beispiel dafür, dass ein
Partisanenkrieg gewonnen werden kann. In Afghanistan herrscht ein Partisanenkrieg, finanziert von den Drogenbaronen. Auch die Bundesbürger interessieren sich zunehmend für
dieses Land, denn immer mehr junge Soldaten kommen in Zinksärgen zurück.
Ja, Hr. Dr. Furzheimer, es müffelt so stark, dass die meisten Bürger stumpfe Zähne bekommen. Der politische Puups lässt grüssen.
Der Beantwortung meiner Beschwerde stehe ich mit Zuversicht gegenüber, denn wir leben
ja zum Glück in einem Rechtsstaat.
Bis zur Bearbeitung meines Schreibens wünsche ich Ihnen einen befreienden, entschlackenden Stuhlgang.
Mit vorzüglicher Hochachtung und erwartungsvollen Grüssen
Ihr ergebener W.I. Luft
Anlage
Luftballons mit Geruchsprobe
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Platanenblätter 01/10
Feministische Kunst
Kunst unter dem Aspekt des Spaziergehens und der Emanzipation
Kunst greift oft auf Landschaften, wie Straßen, Sackgassen, Weite und Enge zurück.
Damit erklärt sie Entwicklungen und Beziehungen. Sie bietet Orientierung in komplexen Geländen an. In der Kunst der Gegenwart zeigt sie Labyrinthe und Wege. Sie
können vorwärts, wie rückwärts begangen
werden. Kunst lenkt auf Situationen. Sie
definiert nicht nur Grenzen nationaler Identität. Sie demonstriert auch, wie das Koordinatensystem der Kunst aussehen könnte.
In der Ausstellung:,, gehen bleiben“ beschreibt Kunst der Gegenwart sich als offenes Feld der Möglichkeiten innerhalb eines
Themas.
Es stellen sich die Fragen: Wie und warum
gehen Künstler? Welche Gründe finden sie
für das Gehen und Bleiben? Auf welche Art
und Weise machen sie Gehen und Bleiben
zur Bewegungsursache ihrer Kunst?
Verschiedene Medien wie Installationen,
Objekte, Videos, Dokumentationen von Performances, Fotografien, Wandbilder und
Zeichnungen sind zusammengeführt. Gehen und Bleiben als intensive Erfahrung des
Lebens formuliert.
Videoinstallation von Needle Woman 20002001 steht bei der Künstlerin Kimsooja als
vertikale Achse in den Metropolen Mexico
City, Kairo, Lagos und London in einen
Strom von Menschen. Dieser begegnet ihr
und zieht an ihr vorbei. Der Betrachter
nimmt die Wogen von Passanten im urbanen Leben wahr. In dieses taucht die Künstlerin ein. Sie bezeichnet sich als Zeuge, Barometer, Kompass, Messnadel der Wirklichkeit, die verschiedenen Kulturen anzeigt.
Sie sticht wie eine Nadel in das bunte soziale Gewebe der Städte. Sie näht unterschiedliche Gesellschaften zusammen. Kimsooja
sieht die Nadel als Verlängerung ihres Körpers. Sie verbindet Zwischenräume. Der
Faden bleibt als verbundene und vermittelnde Spur des Geistes im Stoff.
Die Künstlerin taucht an beliebigen Orten
auf. Bei genauen Blick zeigen sich soziale
Identität in unterschiedlichen Hierarchien,
Schichten, unterschiedlichen Reaktionen
auf die Künstlerin. Im kosmopolitischen Gewimmel Londons laufen Menschen isoliert,
unempfindlich und zielstrebig vorbei. Konträr reagieren sie in Lagos: neugierig, lachend, irritiert. Kimsooja wird durchsichtig
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und verschwindet fast. In einer anderen erscheint sie als gegenüber. Sie ist abwesend
und anwesend zugleich, Teil des Raumes
und der Zeit der Städte und außerhalb dieses Raumes und dieser Zeit. Sie steht als
Hindernis im Weg. Doch wird sie ignoriert,
getrennt und einbezogen. Die Künstlerin
strahlt Sicherheit aus, die Sicherheit des
Bleibens im vorbeiführenden Leben. Außerhalb ist sie beobachtendes Objekt, aber Inneres bleibt verschlossen. Sie ist Beobachterin, was um sie geschieht, sondern auch
Vorgänge, die in ihr geschehen.
Die Geschwindigkeit der Videos ist um 50%
reduziert. Daher wird die Zeit intensiver erlebt, wie zum Beispiel der Stillstand und die
vorbeiziehenden Menschen. Raum und Zeit
bilden eine Einheit und beide sind körperlich.
„Wir können das Koexistieren von Zeit und
Körperlichkeit und damit Räumlichkeit nicht
trennen. Sie gehören immer zusammen.“
Einerseits stellt sie sich gegen die Beschleunigung des Lebens. Dieses wird verstärkt durch ihr Verharren der haltlosen,
leeren Bewegung und zeitliche Mechanik
des Menschenstroms um sie herum. Andererseits ist in der umgekehrten Wahrnehmung das unaufhaltsame, endlose Wogen
der Menschenmassen das Dauernde und
Bleibende möglich. Die Künstlerin demonstriert die Existenz, die in Bewegung ist, weitergeht, vergeht, sich auflöst und verschwinden wird. Es kommt zur Erfahrung
von Entgrenzung, von Transzendenz und
dem Hinausgehen aus der Zeit.
Die zweite Künstlerin Nancy Spero empört
sich über Krieg und Gewalt, über die Unterdrückung der Frau. Sie lebte von 1959 bis
1964 in Paris. Sie war unzufrieden mit ihrer
Rolle als Künstlerin in der Auseinandersetzung mit den Schriften Antonin Artauds Bilder voller Brutalität und Dunkelheit. Zorn
bekam Richtung, als die USA den Krieg in
Vietnam begannen. Bilder von1966 bis 1970
als Folge von Gouachen waren ihre Reaktion. Die War Serie.
„Ich war so wütend. Zurückkommend aus
Europa, war ich schockiert, dass unser
Land das diese wundervolle Idee der Demokratie hatte, diese furchtbare Sache in Vietnam tat. Ich wollte Bilder machen, die die
Obszönität des Krieges ausdrücken.“
Platanenblätter 01/10
Feministische Kunst
Sie fand zu einer eigenen eruptiven Zeichensprache aus wenigen wiederkehren-
Sie stürzen, bleiben liegen, verschwinden.
Das ständige Wiederholen einer Figur verstärkt und wiederholt ihre Torturen ins Endlose. Diese Wiederholung und das extreme
Querformat schaffen ein zeitliches Erleben.
Der Betrachter muss an ihren Kunstwirken
entlang gehen, der Spur der Akteure und
Opfer folgen, ihren Weg mitgehen.
Ursprung und Ausdruck des Da- Seins ist
Bewegung. Das Bleiben ist verflochten im
Gehen. Wir gehen von Mensch zu Mensch,
von Ort zu Ort, von Tag zu Tag.
Jenny Brämsmann
Besuch der Ausstellung:
Sprache des Geldes im MfK. Berlin:
den Motiven. In Eigelbe, Victims und River
of Board von 1969 erhebt sich ein Adler
über einem Fluss aus Blut, in dem Tote
schwimmen. Die Täter und Oper zeigt sie im
Stehen, Sitzen und Liegen. Auch umfasst
sie Formen eines Hubschraubers, Diese
haben eine phallische Form. Sie speien
Bomben und Opfer wie Spermien aus. Die
Gewalt des Krieges wird mit männlicher
Gewalt assoziiert. Die politisch und feministisch Engagierte setzt die Frau zur alleinigen Akteurin und zum universellen Symbol
ihrer Bilder ein. Sie zeigt Leiden, aber auch
revolutionär verändernde Kraft wie Göttinnen, Tänzerinnen, Akrobatinnen. Wenn der
Körper nicht benutzt wird, entsteht eine Abwesenheit, und den Körper benutzen, verkörpert eine Idee. Es ist Erweiterung der
Sprache. Frauen werden als Opfer katastrophaler Ereignisse dargestellt. Die Künstlerin protestiert gegen Verbrechen und Unrecht in Mittelamerika. In ihren Bildern berichtet sie zum Beispiel in Chile, wo die Opfer des Militärregimes Pinochets aus Flugzeugen heraus gestoßen wurden. Durch
das Nebeneinander und Übereinander von
bloßen Umrisslinien scheinen sie aufgezerrt, verbrannt zu werden. Zentral ist das
Bewegen und Verharren in den Bildern Speros. Die Menschen tanzen, springen, sind
aber auch gezwungen zu fliehen, zu laufen.
Ich sitze vor dem Papier,
Sie kriegen auch Geld von mir.
Ich verdiene es zwar mehr als wär´ ich auf
Rosen gebettet,
arbeite aber auch gut - hach, gerettet.
Einkommen wird versteuert, auch von mir?
Ich sitze vor dem Papier,
Geld gehört zum Leben hier.
Geld bestimmt meist unsere Kommunikation,
Alkohol aber verhilft zur irritierenden Deliriation.
Gesundheitsdienst und Wohlfahrtpflege helfen mir.
Fritz
Sa 18. September 2010 um 19 Uhr
Poesietherapie - Schreiben als Heilmittel
Schreiben ist ein altbewährtes Heilmittel
und hilft vielen Menschen gerade auch in
Krisenzeiten.
Zu Gast: Ingeborg Woitsch
(Poesietherapeutin, Autorin, Jounalistin,
www.ingeborgwoitsch .de)
KommRum e.V.
Schnackenburgstr. 4
12159 Berlin-Friedenau
www.kommrum.de
13
Platanenblätter 01/10
Massenphänomen: Depression
Der Ernstfall
kannt war. Zu den Krebsprominenten geExistentiell um ihr Leben kämpfen Deutsche
sellt sich hier ein erster Fall von Seelenseit über 50 Jahren nicht mehr im Krieg,
krebsprominenz, der von der Öffentlichkeit
sondern im Krankenhaus. Und unter allen
in ungeahntem Umfang angenommen wurKrankheiten hat sich besonders der Krebs
de. 40 000 Menschen erschienen zu Enkes
als Schlachtfeld ausgezeichnet, von dem
Trauerfeier in Hannover, darunter ein MinisBerichte stets auf Verständnis und Interesterpräsident und ein Oberbürgermeister. Im
se stoßen. Der Krebs ist von anderem KaliFernsehen wird das Ereignis live übertraber als ein Afghanistan-Einsatz. Man kann
gen. Tag für Tag erscheinen neue Artikel
nicht am grünen Tisch entscheiden, wann
mit Sympathiebezeugungen für den Starman ihn beginnt und beendet, noch wie vieToten. Wer möchte das nicht?
le Menschen involviert sein sollen. Es geht
auch nicht darum, die Verbündeten günstig zu stimmen
oder das Gesicht vor der
Weltöffentlichkeit zu verlieren, es geht schlicht um Kotzen und Würgen, Spritzen
und Schlucken, Aufschneiden
und Durchhalten. Es geht,
kurz gesagt, ums Ganze.
Christoph Schlingensief, der
früher mit Theater provozierte, provoziert jetzt mit einem
Krebsbuch. Jürgen Leinemann vom „Spiegel“ berichtet exklusiv über die Fortschritte seines Zungenkrebses, und die schöne Schauspielerin Barbara Rudnik legt
eine Krebsbeichte mit Fotos
ab, die sie mit zartem Stoppelflaum zeigen. Sie tragen
ihre Diagnose wie einen OrMassentrauer um einen Depressiven
den und marschieren damit in
alle Medien hinein. Wir stellen
Im Fall Enke hat nicht das Schicksal aus heifest, daß das Krebserlebnis die Stelle des
terem Himmel zugeschlagen, gleichsam wie
Kriegserlebnisses vergangener Tage eingeein Bombe über dem Eigenheim, sondern
nommen hat.
ganz entschieden hat der Fußballprofi seine
Nun gibt es aber auch Menschen, die noch
Patientenkarriere vorgeplant und zielstrenie Krebs hatten und auch keinen bekombig umgesetzt.
men werden. Oder höchstens so spät, daß
Erstmals hören Millionen von Menschen von
es sich nicht mehr lohnt. Was sollen diese
einer Krankheit namens „Depression“. Seit
Menschen machen? Sind sie dazu verurteilt,
sechs Jahren bereits sei Enke deswegen
wie die „Ausgemusterten“ früherer Tage,
behandelt worden. Seit sechs Jahren minals schlappe Zivilisten, Brillenschlangen
destens ist ihm der Alltag in seiner niederoder Schmalbrüstige ihr Leben zu beenden,
sächsischen Heimat und in diversen Fußohne je erfahren zu haben, was es bedeuballvereinen zu klein, zu unbedeutend, zu
tet, Gefahren zu bestehen und Entscheilau. Die „unerträgliche Leichtigkeit des
dungssituationen zu meistern?
Seins“, wie sie in unserer friedlichen ZiviliBisher schien es so, doch durch den Tod
sation waltet, ist für ihn zum Schreckgedes populären Schiedsrichters Robert Enke
spenst geworden, vor dem er sich nicht an
im Herbst 2009 zeigt sich eine Möglichkeit
die Front, wohl aber in die Arme der Krankder Bewährung, die lange Zeit eher unbe-
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Platanenblätter 01/10
Massenphänomen: Depression
heit flüchtete. Zum Krebs fehlte Robert Enke offenbar die genetische Anlage, trotzdem stand für ihn nach dem Herztod seiner
kleinen Tochter fest, daß es nichts Erstrebenswerteres geben könne als ebenfalls
krank zu werden und zu sterben. Welche
Krankheit bietet sich für solche Fälle an?
Irgendwo hatte Enke gelesen, dass es da
ein Leiden gibt ganz ohne positiven Laborbefund, von außen überhaupt nicht nachzuweisen und daher für jeden Interessierten
offen. Das heißt – man muss erst mal die
Stärke haben, jeder Versuchung konsequent aus dem Weg zu gehen, sich nicht
mehr an heiteren Gesprächen, Unternehmungen, Reisen zu beteiligen, dann auch
mit dem Lesen und Fernsehen aufzuhören,
immer länger vor sich hin auf den Teppich
zu starren oder gleich auf dem Bett liegenzubleiben und auf alle Ermunterungen und
Ermahnungen von Freunden und Familie
nur in mattem Ton zu antworten: „Ich kann
nicht.“ Das hört sich einfach an, und viele
werden sagen, mit den Torturen einer Chemotherapie oder den gefürchteten Tumorschmerzen sei es nicht zu vergleichen. Zur
Probe möge aber jeder nur einen Tag tatenlos auf dem Sofa verbringen ohne Medien
und möglichst auch ohne Nahrung, dann
stellt sich bereits ein Gefühl von Lebensekel
ein, das in unserem „friedlichen Alltag“
kaum vorzustellen ist. Die nächste Übung
besteht darin, an dem Ort des künftigen
Selbstmords, bei Enke also die Eisenbahnschienen unweit seines Anwesens, stundenlang zu verweilen, immer in der Furcht,
dass jemand vorbeikommen, einen bemerken und in die geschlossene Psychiatrie
befördern könnte. Vielen Depressiven passiert das tatsächlich, und dann tritt Stufe
drei der Bewährung ein: mehrwöchiges bis
mehrmonatiges Verfertigen von Specksteinplastiken, Flechtkörben oder Kleisterbildern in Gesellschaft von ebenso trüben Tassen.
Es gibt nicht viele, die dieses Stadium
durchschreiten, ohne den Dienst zu quittieren und sich unter Berufung auf die angebotenen Medikamente schließlich gesund zu
melden. Die relativ hohe Heilungsrate bei
Depressionen ist darauf zurückzuführen,
dass die Krankheit schwer auszuhalten und
der Suizid schwer zu realisieren ist. Was
bleibt einem da weiter übrig, als gesund zu
werden? Doch wie Robert Enke beweist,
gibt es immer wieder welche, die an dieser
Front fallen, und andere finden sich zu Hause nie mehr ganz zurecht. Mitten im Strudel
des Lebens, im Büro oder am Familientisch,
fallen solche Menschen plötzlich in ein
stummes Brüten, oder sie äußern Sätze wie
„Das ist mir jetzt alles zu viel“. In Wahrheit
ist es ihnen jedoch zu wenig, was im Zivilleben geboten wird. Heimlich sehnen sich
diese Veteranen wieder auf den Korridor
ihrer Station zurück oder dem Gebüsch neben den Bahngleisen. Dort draußen war es
noch um etwas Großes gegangen. Unschön
zwar, aber bedeutend. Und deshalb ist der
Rückfall sozusagen vorprogrammiert.
A.W.
Gedicht
Als ich in die Schule kam
War mir damals nicht so gram
Wir saßen in Reihen an Tisch und Stuhl
Bekamen mit ne Stull.
Im Keller gab's dann Milch in Flaschen
Dafür steckte man uns Geld in die Taschen.
Die Klassen waren helle,
damit der Lehrer gute Fragen stelle.
Alle paar Stunden gabs große Pausen,
da liefen alle raus zum „lausen“.
Was ich gelernt hab in den Stunden
reicht bestimmt zum Nüsseknacken, die Runden.
Ja, die Schulzeit ist sehr schön,
darum ging ich heut noch gern hin.
FRITZ
André und seine Freunde
Ich saß bei Lies´l und fühlte mich fit.
Die Tür ging auf, herein kam Pit.
Er jauchzt, welch Freude, der André.
Ich drehte mich weg, und dachte Oje André
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Platanenblätter 01/10
Kunst in der NS-Zeit
„Theater im Nationalsozialismus“
hat unsere Autorin ihren Beitrag überschrieben. Das Thema hat einen Teil der
Redaktion bereits dadurch provoziert, daß
es sich mit den „zwölf Jahren“ beschäftigt,
von denen gerade die jungen Leute allmählich nichts mehr hören wollen. Doch unserer Autorin scheint es anders zu gehen. Sie
ist an dem Thema interessiert, und das sollte man respektieren.
Der erste Teil ihres Beitrages zeichnet die
Biographie des Schauspielers und Regisseurs Gustav Gündgens nach, einer der bekanntesten Künstler, die sich ganz eindeutig im Dienst des NS- Regimes bewegten.
Gleichzeitig ist die geniale künstlerische
Leistung von Gründgens unbestritten. Ein
komplizierter Fall, den aber die meisten Leser in großen Zügen kennen dürften, spätestens aus dem preisgekrönten Film
„Mephisto“ mit Klaus Maria Brandauer in
Gründgens als Mephisto 1941
16
der Titelrolle. Wir bringen daher nur die
persönlichen Gedanken, die sich unsere
Autorin zum Thema „Theater im Nationalsozialismus“ gemacht hat. Sie sind sicherlich
schwer verständlich und drücken auch eine
seltsame Ambivalenz (Unentschiedenheit)
aus, die viele irritieren könnte. - Doch wozu
sind wir eine Zeitschrift für PsychiatrieErfahrene, wenn sich bei uns nur die angepasste, überall verbreitete Durchschnittsmeinung äußern dürfte? Sogar bei einem so
brisanten Thema müssen wir Abweichungen und Irritationen dulden, um unserer
spezielle Aufgabe gerecht zu werden. - Es
ist übrigens auffällig, dass die Zeit des Nationalsozialismus, ebenso wie religiöse Motive, auch wenn man damit gar nichts mehr
zu tun hat, in der Psychose plötzlich eine
neue Bedeutung gewinnen. Offenbar greifen diese Motive tief ins Unbewußte ein.
A.W.
Platanenblätter 01/10
Kunst in der NS-Zeit
Es stellt sich die Frage: Was bedeutet völkisch in der NSNS-Zeit?
Das Schauspielhaus am Gendarmenmarkt
stammt von Schinkel. Es repräsentiert die
Wilhelminische Ära in Berlin. Das Gebäude
gehört zum Klassizismus und wirkt wie ein
griechischer Tempel. Es ist ein Ort, der auf
griechische Weise verehrt wird.
Der Antisemitismus kann als kultureller Code gelten, der mit dem Nordischen in einer
Spannung steht. Die kulturelle Landschaft
soll von diesem Gegensatz geprägt werden.
1933 erfolgt die erste Welle der Emigration.
Nun soll NS-Kunst geschaffen werden. Aber
dazu fehlen die geeigneten Künstler. Qualifiziert sollen sie sein durch das „rassische
Grundelement unserer nordischen Ahnen“.
Die Verfassung der Seele gründet nach nationalsozialistischer Auffassung in Blut und
Rasse.
Gustav Gründgens arbeitete seit 1934 als
Intendant des preußischen Staatstheaters.
200 Aufführungen finden unter ihm statt. Sie
arbeiten mit monumentalen Räumen. Säulen und massives Mauerwerk sind auf der
Bühne zu sehen. Das soll die Stamm- und
Geistesverwandtschaft zum Nationalsozialismus ausdrücken. Die deutsche Zerrissenheit wird ebenfalls deutlich.
Vor allem Shakespeares „Hamlet“ soll in
den Vordergrund gestellt werden. Er wird
geradezu zur „aggressiven Wildsau“ stilisiert im Unterschied zum früheren Melancholiker. Seine heroische und fanatische
Haltung treibt ihn in den Wahnsinn. Hinzu
kommen Dämonen, die ihm Dinge zuflüstern.
Für Gründgens werden die Gerüchte um
seine Homosexualität zum Angriffsziel. Der
Staatsminister Hermann Göring stellt ihm
eine Sondererlaubnis aus, so daß Gründgens vor der SS sicher ist.
Mit der Rolle des Hamlet scheint Gründgens
geradezu zu verschmelzen, so viel Qual und
Zweifel zeichnen sich in seinen Zügen ab.
Nach dem zweiten Weltkrieg hat er die Rolle des Hamlet wiederum gespielt: Seele und
Geist wollen nicht handeln, da das Handeln
sinnlos erscheint. Er interpretiert hier seine
Erfahrungen in der NS-Zeit hinein. Doch eine klare Distanzierung findet nicht statt.
Vielleicht ist das ehrlicher.
Jenny Brämsmann
Fahndungsaufruf!!!
Gesucht wird:
„Das Kleinere Übel“!!!
Besondere Kennzeichen:
•
sehr ängstlich
•
wenn man es sucht, rennt es weg
•
bewaffnet mit einem Spazierstock
•
wechselt gelegentlich sein Aussehen
•
leidet –berechtigterweise– unter Verfolgungswahn
•
wird weltweit gesucht!
Für sachdienliche Hinweise sind wir
dankbar.
U.V. & u.s.w.
Ohne Titel 1
küsse
das tier
us der tiefe
(das nasse kind)
den nassen mond
die nasse depression
die (kalte) nacht
das nasse nichts
Ohne Titel 2
der (geist) (wind) weht wo er will
die nacht ist kalt
die ozeane schwarz
und leer
die welt ein schlachthaus
und der tag
ist nichts
Ohne Titel 3
ich trinke schlaf
aus dir heraus
das gras hält still
ich küsse steine
süßes nichts
küsse die erde
dich
die welt
W.Hille
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Platanenblätter 01/10
Menschens Kinder
Menschenskind
dass wir nicht alle schwere
Möbel tragen können treppauf und treppab oder so
schnell rennen wie einer der
das gut kann und gern macht
und auch viel übt und vielleicht auch was dafür nimmt
weil man ihm was dafür gibt
dass wir nicht alle gleich schön
singen und malen und tanzen
und gleich weit springen und
gleich schnell reden und
rechnen und schreiben und
lesen und lernen und Pflanzen
und Tiere und Menschen und
Dinge und was es sonst noch so
gibt benennen und kennen
können nicht gleich gut
Häuser bauen oder zerstören oder Gedankengebäude und mit der gleichen Freude zur gleichen Gemeinschaft
gehören
das war doch schon früher so und
das ist es doch auch noch heute das könnten wir doch endlich wissen
wissen wir denn nicht dass wir nicht alle
gleich gut riechen schmecken hören tasten
fühlen sehen können und gleich was Gleiches merken und empfinden und denken
und sagen und fragen und dass nicht gleich
gut nicht besser heißt oder schlechter sondern anders gut wann wird uns endlich klar
dass wir alle anders arm dran sind und
auch reich
wenn wir wirklich wissen
dass wir alle anders sind
18
und dass es auch wirklich
keinem Menschen möglich ist
alles zu können und auch was möglich
ist nicht gleich und ohne zu üben
warum denken wir dann machmal
immer noch dass wir das müssen
wissen wir es denn noch immer nicht ?
es tut nicht gut andere Menschen dumm
behindert böse unnormal und krank und
anders anders zu benennen
kennen wir uns denn und wissen wir
denn was wir können und wie wir
anders gut und böse und normal
behindert krank gesund und anders
sind und wären wenn?
alle sind wir anders
sehn auch anders aus und
doch auch alle irgendwie
auch gleich es ist sogar obwohl es voll-kommen anders
ist egal
ob wir uns so wie eh und je
auch weiterhin befruchten und
uns traun Kinder zu empfangen auszutragen und ins Licht der Welt gebären
und an unsern Brüsten nähren oder ob wir
eines Tages völlig außer Rand und Band
und außerhalb und unabhängig auch von
Frauen Kinder bauen oder wenn es möglich
wäre und sich lohnen würde klonen
wir bleiben immer
auch dann noch
was wir sind
Menschens Kind
und wir können glauben oder nicht
und auch das mehr oder minder
Gottes und der Göttin Kinder
Karla Kundisch
Platanenblätter 01/10
Musikalisches Kunstwerk
Ohrenschmaus bei der Platane 19 e.V.
Es war einmal wieder soweit, das Tageszentrum lud zu einem Hörgenuss seinesgleichen, zu der Live Music Now - Reihe, ein.
PB: Wo sind Sie ausgebildet?
Beide: Wir genossen unsere Ausbildung an
der Hochschule für Musik (Hans Eisler).
PB: Was ist Ihr gesamtes Repertoire?
N.E.: Ich habe eine eigene Band und singe
Chansons, Musical, Jazz, Pop und Rock.
PB: Können Sie sich vorstellen, große
Events wie das Citadel Music Festival zu
füllen oder vor einem solchen Publikum zu
spielen?
Beide: Vom Prinzip her vorstellbar, aber
eine Umsetzung scheint momentan für uns
zu schwierig zu sein.
Potpourri aller Sinne
Es gab ein herausragendes Konzert der jungen wie attraktiven Künstlerin Nadja
Eustermann,
Eustermann die Chansons, Musicalhits und
aktuelle Pop-Balladen zum Besten gab. So
etwas haben die Besucher des Tageszentrums noch nicht erlebt. Bitte noch mehr solcher Hör – Glanzlichter in den Räumen der
Platane 19 e.V.! Kann man diese junge, attraktive Sängerin nicht zum nächsten Hoffest gewinnen? Solche oder so ähnliche
Fragen stellen sich hierfür dem geschulten
Fachpublikum nach diesem grandiosen
Hörerlebnis. Es ist schon eine bemerkenswerte Hingabe wie Platane 19 e.V. und die
Live Music Now - Reihe es immer wieder
schaffen, so sehenswerte, hochbegabte
Künstler zu animieren und in den Anfängen
ihrer Karrieren auftreten zu lassen, um sie
auch einem breiten Publikum bekannt zu
machen. Auch eure heißgeliebte Zeitung
war bei diesem Ohrenschmaus zugegen
und durfte von der adretten Solokünstlerin
mitsamt ihrem begleiteten Pianisten
(Steffen
Steffen Scholz)
Scholz ein Interview führen:
PB: Seit wann spielen Sie zusammen?
N.E.: Wir spielen seit drei Jahren zusammen, und ich singe schon seit 12 Jahren.
S.S.: Ab meinem 6 Lebensjahr lernte ich das
Klavier spielen; somit bin schon fast ein
Viertel Jahrhundert Pianist.
PB: Was sind Ihre nächsten Pläne?
Beide: Weiterhin den Leuten schöne Musik
bieten, um ihnen Freude zu bereiten.
Virtuosin mit engelsgleicher Stimme
Damit bedankt sich der Reporter der
»Platanenblätter« artig bei den Künstlern
und bekommt noch einige Abschiedsfotos
für die hiesige Presse zum Trost. Zu guter
Letzt möchte ich Sie auch wieder zahlreich
zum Jazzkonzert am 26.05.2010 einladen.
Ein Ohrenschmaus jagt den nächsten! Die
Live Music Now - Reihe wird fortgesetzt.
Hartmut Koch
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Platanenblätter 01/10
Liebelei & faible Zitate
Jack Frack der Pinguin
Manuelas faible Zitate:
Zitate
Jack Frack der Pinguin
braucht sich gar nichts anzuziehen
denn er hat wie aus Lack
einen schwarzweißen Frack.
Die Erde ist ein gebildeter Stern, mit sehr
vielen Wasserspülungen.
Erich Kästner
Jack und seine Freundin Lara
gehen oft tanzen miteinander.
Auf Schollen aus Schnee und Eis
denn am Südpol ist es nicht heiß.
Tiere sind meine Freunde, und meine Freunde esse ich nicht.
Georg Bernhard Shaw
Doch schmilzt das Eis immer schneller
treffen sich Lara und Jack immer seltner.
Wenn
nicht bald etwas
geschieht
haben
sich Lara & Jack
umsonst
verliebt.
Verliebt sein ist nur ein außergewöhnlicher
Fall von freiwilliger Blindheit
Honoré de Balzac
Trau nie den leuchtenden Augen eines Mannes! Es könnte auch die Sonne sein, die
durch seinen hohlen Kopf scheint.
(von unbekannt)
Wenn A für Erfolg steht, gilt die Formel
AX+Y+Z
X ist Arbeit
Y ist Muße
und
Z heißt Mundhalten
Albert Einstein
Es ist besser einen leeren Geldbeutel zu
haben, als an einer leeren Seele zu leiden.
William Pitt
Whitneys faible Zitate:
Zitate
(Manuelas Enkelin)
Time is great teacher, but unfortunately it
kills all its pupils.
(Die Zeit ist der beste Lehrer, leider tötet
sie alle ihre Schüler).
Louis Berlioz
Jack Frack der Pinguin und seine Frau Lara Thon
freuen sich auf den kleinen Sohn,
der schlüpfte aus dem Ei ganz schnell.
sein Fell ist grau und nicht hell.
An Mamas Bauch da ist es warm,
der kleine Joe ist noch ganz zahm.
Doch bald hat auch er wie aus Lack
einen schwarz weißen Frack.
Wenn es dann noch Eisschollen gibt
ist unser Joe bald verliebt
und gründet in zwei Jahr
eine Familie und wird Papa.
Annette Schulz
20
Always forgive your enemies; nothing annoys them so much.
(Verzeiht euren Feinden - nichts ärgert sie
mehr.)
Oscar Wilde
Sommernacht
die Sommernacht war kühl
der Mond silbern
meine Süße blau
und ich auch.
Hartmut Koch
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Malerische Landschaft
5 Tage Zelten in der Mecklenburgischen Seenplatte
Juni 2009 – Am Montag dem 8. Juni startete
die Reise nach einem gemütlichen Frühstück in der Platane. Die „Kanubasis Mirow“
war nach einer kurzen Autofahrt erreicht
und trotz ihrer versteckten Lage mitten im
Wald schnell gefunden. Schon beim Aufbau
der Zelte wurde die Schönheit des Platzes
offenbar. Eine malerische Waldlichtung direkt am See; eine rustikale Grillstelle und
ein geräumiges Gemeinschaftszelt bildeten
das Zentrum der kleinen Gruppe von Zelten;
indianisch anmutende Holzplastiken und
skurrile Gebilde zusammengeschweißt aus
Altmetall rundeten das Bild ab.
men an einem zweiten Tag noch die Gelegenheit ihrem Bewegungsdrang beim Paddeln freien Lauf zu lassen.
Ein Besuch in dem an die Kanubasis angeschlossenen Seilgarten durfte auch nicht
fehlen. Gruppendynamik, Handeln als Team
und Vertrauen auf Andere waren die Themen des 2-stündigen Programms, das die
Teilnehmer teilweise mit verbundenen Augen, teilweise auf Drahtseilen balancierend,
absolvieren mussten.
Ein Besuch in einer Therme und ein abschließender Besuch im Wildpark Schorfheide ergänzten die Tagesaktivitäten der
Reise. Bei dieser Gelegenheit konnten sich
die einzelnen Teilnehmer besser kennenlernen und alle hatten viel Spaß.
Die Abende standen ganz im Zeichen geselligen Beisammenseins, teils mit Gitarre und
Gesang, teils beim Grillen oder auch einfach nur mit selbstgekochtem Essen und
erfrischenden Getränken.
Ich persönlich habe die ganze Reise als
sehr schöne Abwechslung vom Alltag in
So geht’s ...
Man sollte meinen, dass der Juni die optimale Jahreszeit für so eine Reise ist, jedoch
das Wetter präsentierte sich so launisch
und abwechslungsreich wie im April und so
manch eine Nacht war recht frisch. Die
Wassertemperatur betrug 17° und so gingen nur wenige Teilnehmer der Reise während der Zeit schwimmen. Die Stimmung
der Reisegruppe war trotz des seltenen
Sonnenscheins fröhlich und entspannt.
Natürlich war das Paddeln auf den zusammenhängenden Seen und Wasserstraßen
die geplante Hauptaktivität. An einem Tag
fuhr die ganze Gruppe geschlossen in 2er
Kajaks und Kanadiern so weit, wie es die
Fähigkeiten der Teilnehmer zuließen. Die
ganz sportlichen Gruppenmitglieder beka-
Berlin erlebt und sie sehr genossen. Nicht
zuletzt deshalb, weil sie normalerweise außerhalb meiner finanziellen Möglichkeiten
gelegen hätte. Dadurch durfte ich einige
Dinge tun und erleben, die ich in meinem
Leben nicht mehr erwartet hätte.
Martin Bade (ein Teilnehmer))
21
21
Platanenblätter 01/10
Abschied
Pauls Tod
Getragen hat’s Paul nun zwanzig Jahr’
Und nun hat er davon genug –
Denn was er auch schrieb im Glauben, es sei wahr,
erscheint ihm heuer schierer Betrug.
Seine Leser/innen ziehen im Geist an ihm vorbei
und blicken ihn verständnislos an mit tränenden Augen …
Paul, so tönt es flüsternd aus ihrer Reih,
wir fanden oft Trost in deinem Wort, und nun soll es nicht mehr taugen?
Er lächelt bös in sich hinein und ist nun ganz mit sich allein…
Keinerlei Lügen sollen nunmehr aus seiner Feder fließen,
das schwört sich der „alte“ Paul mit seinem blauen Schwein,
um dann auf ihm ruhend für immer die Augen zu schließen…
Doch plötzlich, wie im Traum, rappelt’s an der Balkontür zu Pauls Raum!
Dalmi und Paula, Pauls Zwergkarnickel, kratzen und nagen voller Wut,
ihre Mäuler und Zähne benetzt von weißem Schaum,
stehen sie riesig vor Pauls Lager und quieken laut „Paul! Das, was du tust, das ist nicht gut.“
„Wenn du für immer schläfst, wer wird uns dann mit Heu und Korn versorgen?
Wir, so riesig wir auch werden, sind auf Hilfe angewiesen, beim Füttern heuer,
wie auch beim Beseitigen unsrer Köttel und des verpissten Strohs in unsrem Käfig morgen!“
Doch Paul erwacht aus seinem Schlaf nimmer, was ihm kommt zu stehen teuer!
Im Traum erlischt das Alter Ego Paul und die Riesen Dalmi und Paula werden wieder Zwerge;
Hans dagegen räkelt sich, reibt sich die Augen und springt erholt aus seinen Kissen.
Auch er hört das Kratzen und Nagen auf dem Balkon und erinnert sich an die Berge
von verköttelten Stroh, verpissten Sägemehl, die aus dem Käfig seiner Kaninchen entfernt
werden müssen…
H. V.
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Platanenblätter 01/10
In eigener Sache & Ankündigung
Thema der nächsten Ausgabe:
Das Thema für unsere nächste Ausgabe
lautet: „Träume“. Sobald wir dieses Thema
gewählt haben, fällt Hartmut auch schon ein,
worüber er schreiben will: „Meine Traumfrau“.
Denn Träume finden nicht nur nachts statt,
sondern auch tagsüber. Häufig sind sie angeregt von der „Traumfabrik“ in Kinos und
Illustrierten. Bei uns ist alles gemeint, der
Nachttraum und der Tagtraum, der Alptraum
und der Wunschtraum, die Traumdeutung,
das Traumbuch und das Traumschiff.
Unter Schlaftabletten träumt man angeblich
überhaupt nicht, weil die wichtigen „REMPhasen“ im Gehirn nicht stattfinden. „REM“
heißt „rapid eye movement“, die Augen bewegen sich unter den geschlossenen Lidern
schnell hin und her, als ob sie einer spannenden Handlung folgten.
Ein Geheimnis ist die künstlerische Genialität, die wohl jeder Mensch in seinen Träu-
men entwickelt. Doch beim Erzählen verflüchtigen sich die plastischen Bilder schon
wieder wie die Schatten der Unterwelt. Wir
freuen uns auf eine Menge schillernder Beiträge!
Redaktionsschluss: 31. Mai 2010
Wir können nicht garantieren, dass alle Artikel veröffentlicht werden. Handschriftliche
Beiträge müssen wir leider unberücksichtigt lassen, da es unser Scanner nicht vermag, diese lesbar abzubilden und wir fast
sämtliche Arbeiten erledigen müssen!
Eure Redaktion
Anmerkung: Wir richten uns vornehmlich
an Personen, die selbst Betroffene sind
oder waren, d.h. Psychiatrie-Erfahrene. Bei
Anfragen bitte die im Impressum angegebenen Adressen benutzen.
Kulturabend-Programm
Mai / Juni 2010
mittwochs von 17.00 bis 19.30 Uhr
05.05. Deutsche Schlager
zum Tanzen mit G. Stech
12.05. Matjesabend
19.05. „Rock und Pop von
gestern bis heute“ mit M. Raab
26.05. Jazzkonzert - Live Music Now
ZUM GEDENKEN ┼
WIR TRAUERN UM
WEGNER (1944 - 2009)
JUTTA
Das Leben von Frau Wegner ging
am 16. November 2009 zu Ende.
Besonders die BesucherInnen der
Musikgruppe sowie alle MitarbeiterInnen des Tageszentrums sind
wegen ihrem Tod traurig.
ABSCHIED VON HERRN JERCHER
02.06. BINGO Time
09.06. Ausstellungseröffnung
16.06. „Rock und Pop von
gestern bis heute“ mit M. Raab
23.06. ANGRILLEN
30.06. Musikalische Zeitreise 1976/77
www.platane19.de\kulturabend.htm
Er starb am 6. Dezember 2009 im
Alter von 65 Jahren nach kurzer,
schwerer Krankheit.
Wir behalten ihn in guter Erinnerung, weil er als Besucher des
Treffpunktes immer wieder sich
durch Hilfsbereitschaft und Humor auszeichnete.
DIE REDAKTION
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Platanenblätter 01/10
Platanenblätterküche
Himmel und Erd`:
Zutaten:
400g Äpfel, aromatisch und säuerlich
800g Kartoffeln
Salz
Pfeffer
2
große Zwiebeln
80g Speck, geräuchert
Zubereitung:
Kartoffeln und Äpfel schälen und gemeinsam kochen. Wenn beides
weich ist, mit einem Stampfer vermengen. Inzwischen die Zwiebeln und
den Speck auslassen und als Garnitur über die Kartoffel-Apfel-Masse
geben.
Dazu schmecken: Senfeier oder Pilzgoulasch
Guten Appetit wünscht Eurer Koch
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