burg für die Erhaltung EU-geschützter Tag
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burg für die Erhaltung EU-geschützter Tag
Gros, P.: Die Verantwortung des Bundeslandes Salzburg für die Erhaltung EU-geschützter Tagfalterarten der FFH-Richtlinie (92/43/EWG) und Vorschlag für die Bewertung dieser Arten in der Roten Liste der gefährdeten Schmetterlinge Salzburgs. Mitt. Haus der Natur 16: 97-115, Salzburg 2004 Die Verantwortung des Bundeslandes Salzburg für die Erhaltung EU-geschützter Tagfalterarten der FFH-Richtlinie (92/43/EWG) und Vorschlag für die Bewertung dieser Arten in der Roten Liste der gefährdeten Schmetterlinge Salzburgs. 97 Patrick Gros Zusammenfassung Die aktuelle Verbreitung und die Gefährdung der Tagfalterarten der FFH-Richtlinie im Bundesland Salzburg wird anhand der Fundmeldungen der letzten Jahre (vorwiegend ab 1991) diskutiert und dargestellt. Viele der entsprechenden Funde wurden ab 1987 vom Autor selbst gemeldet, und dienen als Grundlage für die vorgeschlagene Situation dieser Arten in der Roten Liste der gefährdeten Schmetterlinge Salzburgs. Details über die Biologie und Ökologie dieser Arten, die vom Autor gesammelt wurden, werden bekannt gegeben. Gefährdungsursachen und Schutzmaßnahmen werden diskutiert. Summary The present distribution and threats to the butterfly species of the Habitat directive occurring in Salzburg are discussed and graphically displayed, including current data and reports for these species in Salzburg, in particular for the years from 1991 onwards. A considerable number of these reports were made by the author and were compiled into a concise evaluation of the situation for the Habitat directive butterfly species red-listed for Salzburg. In addition, information sampled by the author is given on the biology and ecology of these species. Causes of threats and required conservation efforts are discussed. Key words FFH-Richtlinie, Maculinea teleius, Maculinea nausithous, Euphydryas maturna, Euphydryas aurinia, Parnassius mnemosyne, Parnassius apollo, Maculinea arion, Lopinga achine, Bundesland Salzburg, Verbreitung, Biologie, Ökologie, Gefährdung, Rote Liste, Schutzmaßnahmen. 1. Einleitung Durch den Beitritt in die EU hat sich Ös- Kenntnis der Verbreitung entsprechen- Entsprechende Daten sollen freigege- terreich dazu verpflichtet, einen Beitrag der Arten im Bundesland Salzburg z. T. ben werden, um der wahren Bedeutung zur Erhaltung EU-geschützter Lebens- sehr lückenhaft ist. Dies trifft besonders des Bundeslandes Salzburg für die räume sowie Tier- und Pflanzenarten zu auf Schmetterlinge zu, bei denen bisher Erhaltung leisten, die in der sogenannten Fauna- aktuelle lediglich etwas näher zu rücken. Da bisher keine Flora-Habitat-Richtlinie aufgelistet sind. in geringem Ausmaß vorlagen. Nach- systematische Kartierung EU-geschütz- Zu diesem Zweck wurden ausgewählte dem ich mich nun seit mehr als zehn ter Schmetterlingsarten im Bundesland Lebensräume, entsprechende Jahren mit der lepidopterologischen Salzburg durchgeführt wurde, kann Naturschutzgüter beinhalten, zu Euro- Fauna Salzburgs beschäftige, hatte man natürlich davon ausgehen, dass paschutzgebieten erklärt (Natura 2000 ich die Gelegenheit, einige bislang weitere Vorkommen von mir noch – Schutzgebiete). Diese Auswahl wurde unbekannte Populationen gefährdeter unentdeckt blieben, v. a. bei inneralpin allerdings dadurch erschwert, dass die Schmetterlingsarten verbreiteten Arten. die Verbreitungsdaten zu entdecken. entsprechender Tierarten 16. Folge 2004 98 In dieser Arbeit werden nicht nur die Diese Arten werden europaweit als der FFH-Richtlinie zu (bei E. aurinia vier Tagfalterarten des Anhanges II besonders gefährdet angesehen und nicht bei ihrer Unterart debilis, die der FFH-Richtlinie („Tier- und Pflan- sind hier in breiten Gebietsstreifen ihrer hochmontan und alpin verbreitet ist). zenarten von gemeinschaftlichem In- ehemaligen Areale bereits ausgestor- Hinzu kommen auch der menschliche teresse, für deren Erhaltung besondere ben. Diese Arten sind an bestimmte Besiedlungsdruck und der Straßenbau, Schutzgebiete ausgewiesen werden Lebensraumsbedingungen stark ge- die ebenfalls erhebliche Flächen- und müssen“), die in Salzburg vorkommen, bunden, die durch traditionelle Formen Habitatverluste verursachen können. berücksichtigt, sondern auch die wei- der forstwirtschaftlichen Habitatverkleinerung, Verminderung der teren vier Arten Salzburgs, die nur im Nutzung ehemals gefördert wurden Habitatqualität, Isolierung der letzten Anhang IV dieser Richtlinie aufgelistet (z. B. Streuwiesenkultur, kleinräumige Vorkommen durch Verlust zahlreicher sind („streng zu schützende Tier- und Waldschlagwirtschaft). Sie sind also Habitate sind die Konsequenzen dieser Pflanzenarten von gemeinschaftlichem (zumindest heutzutage) auf diese spe- negativen, anthropogenen Faktoren, Interesse“). zifischen Nutzungsformen angewiesen, die die Wahrscheinlichkeit des Aus- Eine zusätzliche Falterart, der blau- und sind durch die Aufgabe solcher sterbens kleinerer Restpopulationen, extensiven Bewirtschaftungsmethoden und damit des Zusammenbruchs der im hohen Maß gefährdet. Nicht nur Gesamtpopulationen einer Art von Tag die zu Tag erhöhen. schillernde Feuerfalter Lycaena helle, wurde im Zuge der EU-Osterweiterung in den Anhängen II und IV der FFHRichtlinie aufgenommen. Diese Art, die in Salzburg ausschließlich im Lungau nachgewiesen ist, ist an bestimmten Moorwiesentypen gebunden; sie gilt in Salzburg als vom Aussterben bedroht (Embacher 1996). L. helle wurde im Rahmen dieser Arbeit nicht berücksichtigt. land- und Aufgabe der Bewirtschaftung, sondern auch die Intensivierung der Landwirtschaft sowie Veränderungen in den Methoden der Forstwirtschaft führen derzeit ebenfalls zum Verlust der kleinräumigen, vielfältigen Landschaft, die spezialisierten Tierarten wie diesen EU-geschützten Arten Habitate bietet. Besonders solche Arten, die einen Verbreitungsschwerpunkt in den Niederungen haben, sind von Die untersuchten Tagfalterarten werden diesen Nutzungsveränderungen stark in nachfolgender Tabelle aufgelistet. betroffen. Dies trifft bei den oben aufgelisteten Arten des Anhanges II Maculinea teleius (Eschen-Scheckenfalter) Euphydryas aurinia (Abbiß-Scheckenfalter) Mitteilungen aus dem HAUS DER NATUR vorliegende Arbeit ehemaligen und aktuellen Kenntnissen über die Vorkommen entsprechender Tagfalterarten werden durchgeführt, um die heutige Gefährdung dieser Arten im Bundesland Salzburg zu erläutern. Darüber hinaus werden Details ihrer Biologie und Ökologie, die in Salzburg bisher wenig beachtet wurden, besprochen. Anhang IV (Schwarzer Apollofalter) Anhang IV (Apollofalter) Anhang II&IV Maculinea arion Anhang IV (Thymian-Ameisenbläuling) Anhang II Lopinga achine (Gelbringfalter) allerdings nicht werden: Vergleiche zwischen Anhang II&IV Parnassius apollo (Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling) Euphydryas maturna soll Anhang II&IV Parnassius mnemosyne (Heller Wiesenknopf-Ameisenbläuling) Maculinea nausithous Eine reine Auflistung neuer Fundorte Anhang IV 2. Methoden In einem ersten Schritt wurde versucht, geprüft. Gegebenenfalls wurden die Salzburg verglichen. Es wurde dabei eine Liste potentieller Fundorte für die entsprechenden mehrfach angenommen, daß ein gemeldeter betroffenen Schmetterlingsarten zu er- durchsucht (z. B. zu verschiedenen Fundort jeweils einer Population gleich- stellen. Dies erfolgte durch Befragung Jahreszeiten). zustellen ist, da besonders bei alten erfahrener Schmetterlingssammler im Alle jeweils beobachteten Schmet- Fundmeldungen nicht nachvollziehbar Bundesland Salzburg und durch die Analyse der Bestände in der Schmetterlingssammlung im Haus der Natur. In diesem Zusammenhang sollte die bemerkenswerte Leistung von Prof. Embacher (Leiter der entomologischen Arbeitsgemeinschaft im Haus der Natur) im Bereich der entomofaunistischen Forschung Salzburg im Bundesland hervorgehoben werden: Durch die mühsame Anordnung der entomologischen Sammlung im Haus der Natur und seine unermüdliche Tätigkeit als Schmetterlingsbeobachter hat Herr Prof. Embacher in nun mehr als dreißig Jahren Arbeit die unentbehrliche Grundlage für solche Untersuchungen wie die vorliegende geschaffen. Für diese Untersuchung wurden auch Gebiete ausgesucht, die mir aufgrund ihrer Lage oder ihres Schutzstatus aus diese verschiedenen Gründen Schmetterlingsarten für geeignet erschienen. Darüber hinaus wurden terlingsarten Gebiete wurden aufgelistet und anschließend in einer digitalen Datenbank aufgenommen. Zuletzt wurden diese Funddaten in das Datenbank-Programm BioOffice (Fa. Biogis) überspielt und sind nun Bestandteil des Biodiversitätsarchives im Haus der Natur. Mit Hilfe des zuvor erwähnten Programmes wurden ebenfalls die Verbreitungskarten der vorliegenden Arbeit editiert. Diese Karten beinhalten nicht nur meine persönlichen Funde, sondern auch alle mir derzeit bekannten Fundmeldungen der untersuchten Tagfalterarten im Bundesland Salzburg. Diese sind ebenfalls im Biodiversitätsarchiv im Haus der Natur verzeichnet. Auf den Verbreitungskarten wurde bezüglich der Zeiträume entsprechender Fundmeldungen zwischen drei Kategorien unterschieden: bis 1970; ab 1971 bis 1990; ab 1991. ist, ob am entsprechenden Standort von dem entsprechenden Beobachter eine oder mehrere Populationen angetroffen wurden. In diesem Zusammenhang wurden einige aktuelle Fundmeldungen verschiedener Standorte in einem Fundort („Gebiet“) zusammengefaßt, wenn diese Standorte sehr nah aneinander liegen: Früher wurde diesbezüglich nicht so fein unterschieden (z. B. wurde früher ein Gebiet nordöstlich des Untersberges, das von mir derzeit 25 verschiedene Fundorte beinhaltet, lediglich als ein Fundort - „Wartberg“ - gehandhabt!), wobei der Anschein erweckt werden könnte, daß einige Arten heutzutage aus mehreren Fundorten gemeldet wurden als früher. Als „aktuelle“ Fundmeldungen kamen solche Meldungen in Frage, die nach 1990 gemacht wurden. Dieser Zeitraum wurde bewußt eng ausgewählt, da die untersuchten Arten in der letzten Dekade des 20. Jahrhundert von mir intensiv verschiedene Botaniker nach Salz- Beobachtungen über die Biologie und kartiert wurden, wobei ein Vergleich burger Fundorten bestimmter Lebens- Ökologie der untersuchten Arten wur- mit der Zeit „davor“ sinnvoll erschien. raumtypen befragt: Die betroffenen den meistens während der zahlreichen Lediglich bei Arten, bei denen der Schmetterlingsarten sind an bestimmte Begehungen durchgeführt. In wenigen Anteil eigener Beobachtungen gering Pflanzenarten und Habitattypen gebun- Fällen stammen sie aus geförderten blieb (in erster Linie weil solche Arten den, die sich pflanzensoziologisch z. Untersuchungen (Auftraggeber: Akade- in Salzburg weit verbreitet sind, wobei T. eingrenzen lassen. Zur groben Lo- mie für Naturschutz und Landschafts- die Überprüfung jeglicher, gemeldeter kalisierung von Beständen bestimmter pflege - ANL -, Laufen/Bayern). Fundorte Pflanzenarten, die von diesen Schmet- Die Ge- besonders schwierig ist!), wurden die terlingsarten genutzt werden, wurde fährdung der untersuchten Arten im aus der Zeit nach 1980 stammenden der Verbreitungsatlas der Salzburger Bundesland Salzburg lehnte sich in Meldungen als aktuell betrachtet. Gefäßpflanzen (Wittmann et al. 1987) ihren Grundzügen an den in der Roten stark miteinbezogen. Folgende Liste der Tagfalter Europas von wurden Ermittlung der heutigen van 99 aus zeitlichen Gründen Gefährdungskategorien berücksichtigt (Neben der Die ausgewählten, potentiellen Lebens- Sway & Warren (1999) angewendeten deutschen Bezeichnung der Kategorien räume wurden schließlich während Methoden an: Der Anteil an rezenten wurde jeweils die entsprechende, etwa der zu erwartenden Flugzeiten der Fundmeldungen einer Art wurde mit der gleichzusetzende untersuchten Tagfalterarten begangen Gesamtanzahl aller jemals gemeldeten Roten Liste von und auf die Anwesenheit dieser Arten Fundorte dieser Art im Bundesland Bezeichnung van der Sway & Warren 16. Folge 2004 100 1999 - neue Kriterien der IUCN 1994 Gefährdet (vulnerable): in 20 bis 50% wurde die Art nach 1990 nicht mehr - vermerkt): der bekannten Fundorte wurde die Art nachgewiesen. nach 1990 nicht mehr nachgewiesen. Für diesen Teil der vorliegenden Arbeit endangered): in mindestens 80% der Potentiell gefährdet (near threatened): wurden alle mir bekannten Fundorte bekannten Fundorte wurde die Art nach in 15 bis 20% der bekannten Fundorte der untersuchten Arten im Bundesland 1990 nicht mehr nachgewiesen. wurde die Art nach 1990 nicht mehr Salzburg berücksichtigt. Stark gefährdet (endangered): in 50 nachgewiesen. Die Nomenklatur wurde Karsholt & bis 80% der bekannten Fundorte Nicht gefährdet (least concern): in we- Razowski (1996) entnommen. wurde die Art nach 1990 nicht mehr niger als 15% der bekannten Fundorte Vom Aussterben bedroht (critically nachgewiesen. 3. Ergebnisse und Diskussion 3293 Einzelmeldungen der untersuchten Arten im Bundesland Salzburg 3.1. Arten des Anhanges II der FFH-Richtlinie Biologie, Ökologie: Die Raupennährpflanze ist der große Wiesenknopf aus der Zeit zwischen 1897 und 2004 Sanguisorba wurden im Rahmen der vorliegenden Blütenköpfen werden die Eier einzeln Untersuchung bearbeitet. Rund ein Viertel dieser Meldungen wurde meiner Beobachtungsdatei (Zeitraum 1987 und 1993 bis 2004) entnommen. Ein besonders dramatischer Rückgang konnte beim Eschen-Scheckenfalter Euphydryas maturna festgestellt werden, wobei heutzutage nur noch 7 Gebiete mit Vorkommen dieser Art im Bundesland Salzburg bekannt sind. Sogar bei einer Art, die in diesem Bundesland immer selten gewesen ist, dem Gelbringfalter Lopinga achine, kann trotz geringer Anzahl an Gebieten mit aktuellem Vorkommen (10 Gebiete) nicht von einem derart drastischen Rückgang gesprochen werden. Die Situation der einzelnen Arten wird im Folgenden besprochen. 3.1.1. Heller Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Maculinea teleius) (Abb. 1a) Flugzeit der Imagines: Eine Generation von (Mitte) Ende Juni bis Anfang (Mitte) August. Dies entspricht in etwa der Flugzeit der europaweit bekannten Populationen dieser Art (vgl. Ebert & Rennwald 1993, Weidemann 1995, Tolman & Lewington 1997, Feldmann et al. 1999). Die alpennahen Populationen des Untersberg-Vorlandes fliegen allerdings deutlich früher, ein Phänomen, das bisher weitgehend unerkannt oder zumindest unbeschrieben blieb: (Mitte) Ende Mai bis Ende Juni (Anfang Juli). Diese frühe Flugzeit konnte ich ebenfalls bei Bayerischen Populationen in der Nähe von Bad Reichenhall und Berchtesgaden (ebenfalls alpennahen Populationen!) feststellen. Fernab der Alpen, wie z. B. in Franken (Bayern), ist die Art selten vor Anfang bis Mitte Juli zu beobachten (Bräu, pers. Mitt.). den zwischen den Blüten abgelegt. Im Unterschied zu M. nausithous (siehe unten) werden für die Eiablage junge, grün bis grünrötlich gefärbte Blütenköpfe (Blüten noch geschlossen) deutlich bevorzugt (Gros & Stöhr, 2000). Die Raupen leben in den Blütenköpfen, von denen sie ihre Nahrung beziehen. Im späten Sommer (etwa zwischen Ende August und Mitte September) verlassen die Raupen die Pflanzen und werden von Knotenameisen (Gattung Myrmica) adoptiert. Hierbei scheint Myrmica scabrinodis der Hauptwirt von M. teleius zu sein. Die Raupen „täuschen“ die Ameisen, indem sie erstens den „Geruch“ ihrer Brut nachahmen, und zweitens zuckerhaltige Substanzen ausscheiden, von denen sich die Ameisen gerne ernähren. Im Ameisennest fressen die Raupen von M. teleius die Brut der Ameisen (Thomas 1995). Hier leben sie bis ins nächste Jahr, verpuppen sich gegen Ende des Frühlings und schlüpfen schließlich während der oben burg: 16.05.2000, Europaschutzgebiet erwähnten Flugzeiten aus. (pers. Beob.). Spätester Fund: 25.08.1961 bei Kasern (Mairhuber). HAUS DER NATUR Auf Frühester Fund im Bundesland Salz„Untersberg-Vorland“ Mitteilungen aus dem officinalis: Als Nektar- und Energiequellen nutzen die Imagines bevorzugt den Großen Wiesenknopf Sanguisorba officinalis und die Vogel-Wicke Vicia cracca (Gros Dies korreliert weitgehend mit der Gefährdung: 38% aller Fundmeldun- & Stöhr, 2000). Gelegentlich genutzt entsprechenden der gen dieser Art stammen aus der Zeit werden weitere Blütenpflanzen, die in Wirtsameise Myrmica scabrinodis (vgl. nach 1990 (35% aus meiner persön- erster Linie rötliche oder blaue Farben Gros 2002a). lichen Datei), wobei die nach 1990 beinhalten. Die derzeit bekannten Populationen gesammelten Daten als ausreichend Habitat: M. teleius besiedelt bevorzugt (Meldungen magere Wiesen erster Linie in den Randgebieten der (insbesondere Niedermoorwiesen) mit Nördlichen Kalkalpen und unmittelbar Beständen Raupennährpflanze nördlich davon zu finden (von Westen (siehe oben); die Habitate sind oft in nach Osten: Europaschutzgebiet „Un- Pfeifengraswiesen oder in Bachdistel- tersberg-Vorland“ bei Großgmain, Fürs- wiesen vorzufinden. Dies scheint mit tenbrunn bei Grödig, Stadt Salzburg den Ansprüchen des Hauptwirtes, der - Sam, - Gaisberg, Guggenthal und Knotenameise Myrmica scabrinodis, Heuberg bei Koppl, Hinterschroffenau zu übereinstimmen: Hauptlebensraum bei Hof, Wörlemoos bei Eugendorf, dieser Ameise sind mesophile, nicht zu Enzersberg und NSG Fuschlseemoor hochgrasige Rasen- oder Saumbiotope, bei Thalgau). In dieser Region sind bevorzugt auf nassem Boden (Seifert extensiv 1996). Die Habitate von M. teleius Streuwiesen in einem sehr lockeren, Gefährdungsursachen: Magere Streu- werden in erster Linie als Streuwiesen aber vorhandenen wiesen bilden einen der wichtigsten bewirtschaftet, seltener handelt es „Netzwerk“ vertreten. Im nördlicheren Lebensräume von M. teleius. Solche sich auch um spät oder unregelmäßig Voralpenland sind geeignete Habitate unproduktiven Standorte wurden früher gemähte etwas nur noch sehr lokal vertreten: Derzeit im Herbst gemäht, das Mähgut diente Bereiche der feuchter Randbereiche intensiver genutzten von Verbreitung nach 1990) bewirtschaftete, immerhin noch sind in magere betrachtet werden können, um die aktuelle Gefährdung der Art im Bundesland Salzburg abzuschätzen. Von den 46 Fundorten von M. teleius, die jemals in Salzburg gemeldet wurden (Zeitraum 1927-2004), konnten nach 1990 nur noch 20 bestätigt werden. Demnach kann die Art im Bundesland Salzburg als stark gefährdet (endangered) angesehen werden, was mit der Einstufung in der letzten Roten Liste der Schmetterlinge Salzburgs (Embacher 1996) übereinstimmt. Feuchtwiesen. bekannte Lebensräume sind um den als Einstreu für den Stall. Nachdem Die heutigen Habitate sind oft im Wallersee - insbesondere im Europa- dafür billigerer Ersatz zunehmend zur Randbereich Salzburger Hochmoor- schutzgebiet „Wallersee-Wenger Moor“ Verfügung stand (wie Stroh aus dem reste zu finden, vielfach im Uferbereich (Gros 2000) - und am Südufer des Bereich Salzburger Seen. Obertrumer Sees vorzufinden. Weitere oder nachdem die streulose Haltung Europäische Verbreitung: West und Populationen scheinen im nördlichen von Rindern im Stall an Wichtigkeit Voralpenland weitgehend erloschen zu gewann, wurde die Streuwiesenkultur sein. Für die Art geeignete, streuwie- überflüssig und wurde nur noch „am senreichere Gebiete sind dann erst an Rande“ betrieben, vor allem in kleine- der äußersten, nördlichen Grenze vom ren landwirtschaftlichen Betrieben. Die Bundesland Salzburg zu finden (Oich- strukturellen Veränderungen, die seit ten-Tal bis in das NSG Oichten Riede), einigen Jahrzehnten die Landwirtschaft wo die Art in den anschließenden, prägen, führen jedoch dazu, daß kleine, oberösterreichischen Europaschutzge- traditionell bewirtschaftende Betriebe bieten „Ettenau“ und „Wiesengebiete immer und Seen im Alpenvorland“ noch relativ werden; dies verleitet viele Landwirte gut vertreten ist (Gros 2003). Im süd- dazu, ihre Produktion zu steigern, licheren Salzachtal konnte die Art nur was insbesondere in den flacheren noch im NSG Adneter Ried bei Hallein Bereichen des Landes Salzburg, wo M. nachgewiesen werden. teleius ihren Verbreitungsschwerpunkt Im benachbarten Bayern ist M. teleius besitzt, zur allgemeinen Intensivierung Ostfrankreich, Nordschweiz, Zentralund Süddeutschland, Norditalien, Slowakei, Ungarn, Südpolen bis Zentral- und Südural (Tolman & Lewington 1997). In Österreich ist M. teleius aus allen Bundesländern nachgewiesen (Reichl 1992). Nach Huemer & Tarmann (1993) sind die Meldungen aus Nordtirol fraglich. Besiedelt werden in erster Linie außeralpine Gebiete, z. T. aber auch Talbereiche am Rand der Alpen. Verbreitung in Salzburg (Abb. 1b): Voralpenland; sehr lokal im Salzachtal zwischen Puch und Golling sowie im Saalachtal. Die Höhenverbreitung erstreckt sich in erster Linie von 410 bis 900m NN (höchster Fundort: Gaisbergspitze bei 1280m NN / Mairhuber, 1965). ebenfalls noch lokal vertreten, in erster Linie im Bereich größerer Moorgebiete und im Uferbereich größerer Seen (pers. Beob.). 101 der Getreide-Erzeugung), weniger konkurrenzfähig der Landwirtschaft führt. Die Salzburger Landwirtschaft ist von der Milcherzeugung und der entsprechenden Viehhaltung dominiert: Der Bedarf an Heu wird gesteigert, wobei die meisten 16. Folge 2004 102 der bisher extensiv bewirtschafteten Andere Gefährdungsquellen, die die viert“ werden. Die Abschließung von Flächen zur Heuproduktion melioriert direkte Zerstörung der Habitate bewir- entsprechenden Naturschutzverträgen und schließlich intensiviert werden. ken, wie die Ausweitung der Urbanisati- mit den bewirtschaftenden Landwirten Regelmäßige (Produktivi- on, der Straßenbau und die Errichtung sollte in den nächsten Jahren weiterhin gefördert werden. tätssteigerung) Düngung entsprechende von Freizeitanlagen (z. B. Golfplätze) häufige Mahd sind die Folgen. Wenige, und sind natürlich auch zu berücksichtigen, konkurrenzfähige Pflanzenarten wer- auch wenn entsprechende negative den in ihrem Wachstum gefördert und Folgen auf die Umwelt aufgrund des verdrängen die meisten anderen Arten, aktuellen Naturschutzgesetzes leichter insbesondere zahlreiche Kräuter und unter Kontrolle zu halten sind, als Blütenpflanzen, die für das Überleben schleichende Veränderungen in der Flugzeit der Imagines: Eine Gene- der Schmetterlinge unentbehrlich sind. landwirtschaftlichen Nutzung. Beson- ration von (Ende Juni) Anfang Juli bis Die häufigen und großflächigen Mah- ders seltener Anfang (Mitte) August. Dies entspricht dereignisse entziehen den Schmetter- Schmetterlingsarten werden bei Bau- in etwa der Flugzeit der europaweit lingen ihre Nährpflanzen in Zeiten wo vorhaben jedoch meistens übersehen. bekannten Populationen dieser Art sie für die Entwicklung ihrer Raupen Schutzmaßnahmen: und zur Linderung des Nektarbedarfes der Imagines notwendig sind. Zudem sind die mikroklimatischen Verhältnisse in produktiven, hochwüchsigen (also bodenschattenreicheren) für die Entwicklung Heuwiesen der meisten Schmetterlingsarten ungeeignet. Wenn die Melioration kleinere Vorkommen Die wichtigste Maßnahme ist sicherlich die Förderung der extensiven Bewirtschaftung derzeit extensiv bewirtschafteter, magerer Streuwiesen mit Vorkommen von M. teleius, mit möglichst spätem, jährlichem Mahdzeitpunkt (Ende August in „produktiveren“ Standorten, ab Mitte extensiv September oder später in magereren). 3.1.2. Dunkler WiesenknopfAmeisenbläuling (Maculinea nausithous) (Abb. 2a) (vgl. Ebert & Rennwald 1993, Weidemann 1995, Tolman & Lewington 1997, Feldmann et al. 1999). Im Juni wurden nur vereinzelt Imagines dieser Art gemeldet. Frühester Fund: 16.06.1955 bei Fürstenbrunn (Witzmann), ebenfalls unmittelbar am nördlichen Fuß der Kalkalpen; spätester Fund: 28.08.1954 bei Kasern (Mairhuber). aus Zwischen Beginn der Flugzeit der Ima- Biologie, Ökologie: Die Raupennähr- nicht gines und dem Zeitpunkt, zu dem die pflanze ist der große Wiesenknopf möglich ist (z. B. begrenzte Entwäs- Raupen ihre Futterpflanzen verlassen, Sanguisorba officinalis. Die Entwick- serungsmöglichkeit), wird die Bewirt- hätte eine Mahd verheerende Folgen lung verläuft in etwa wie bei M. teleius. schaftung dieser Flächen oft einfach auf die Schmetterlingspopulation. Eine Im Unterschied zu letzterer Art (siehe aufgelassen, wobei die darauffolgende zweite, jährliche Mahd kann höchstens oben) werden für die Eiablage weiter Verbrachung, Verbuschung und an- zwei bis drei Wochen vor der Flugzeit entwickelte, weinrot gefärbte Blüten- schließende Verwaldung (nicht selten der Imagines durchgeführt werden (zum köpfe (kurz vor der Blüte) deutlich werden solche „Grenzertragsflächen“ Zweck einer eventuell notwendigen bevorzugt (Gros & Stöhr, 2000). Bei M. auch aufgeforstet, meistens einseitig Aushagerung), um das Nachwachsen nausithous scheint die Knotenameise mit Fichten) ebenfalls zum Verlust der der Vegetation zu ermöglichen. Unent- Myrmica rubra der Hauptwirt zu sein. Habitateignung für die meisten Wiesen- behrlich ist ein absolutes Düngeverbot, Als Nektar- und Energiequellen nutzen schmetterlinge führt. um eine Veränderung der Wiesenstruk- die Imagines fast ausschließlich den Dieser Sachverhalt ist die Ursache tur und der Artenzusammensetzung Großen zu unterbinden. In diesem Zusam- officinalis, auf dessen Köpfen sie auch menhang sollten um die Lebensräume die meiste Zeit verbringen (Gros & Pufferzonen um Stöhr, 2000). Selten werden weitere Nährstoffeinträge aus benachbarten, Blütenpflanzen genutzt, die wie bei intensiv genutzten Wirtschaftswiesen M. teleius in erster Linie rötliche oder in Grenzen halten zu können. Die Ver- blaue Farben beinhalten. bewirtschafteter standörtlichen Wiesenflächen Gegebenheiten dafür, daß die meisten Habitate von M. teleius im Bundesland Salzburg bereits zerstört wurden oder verloren gegangen sind. Die Größe der Habitate der meisten aktuellen Vorkommen wurde zudem oft auf ein Minimum reduziert, die Habitatqualität wird oft durch Einsickern von Nährstoffen aus angrenzenden, intensiv genutzten Wiesenflächen negativ beeinflußt. Mitteilungen aus dem HAUS DER NATUR errichtet werden, besserung der Vernetzung zwischen den Lebensräumen (Biotopverbund) muß ebenfalls gefördert werden, indem Randbereiche intensiv genutzter Wiesenflächen in Zukunft „extensi- Habitat: bevorzugt Wiesenknopf M. Sanguisorba nausithous etwas besiedelt nährstoffreichere Bereiche feuchter Wiesen (meist in Saumposition) mit Beständen der Raupennährpflanze (siehe oben). Er ling sowie im Saalachtal (hier lediglich nur noch im NSG Adneter Ried bei scheint so auch etwas flexibler als M. ein Fund von Feldner bei Weißbach bei Hallein nachgewiesen werden. teleius in der Auswahl seiner Lebens- Lofer im Jahr 1973). räume zu sein (zumindest ist die Art Im Voralpenland des benachbarten Die Höhenverbreitung erstreckt sich Bayern in erster Linie von 399 bis 820m NN vertreten wie im Bundesland Salzburg (höchster Fundort: Gaisberg bei 900m (pers. Beob.). NN / pers. Beob., 2001). Gefährdung: Viele der derzeit bekannten Populati- dungen dieser Art stammen aus der onen (Meldungen nach 1990) sind wie Zeit nach 1990 (52% aus meiner bei M. teleius in den Randgebieten persönlichen Datei), wobei die nach der Nördlichen Kalkalpen und unmit- 1990 gesammelten Daten als ausrei- telbar nördlich davon zu finden (von chend betrachtet werden können, um Westen nach Osten: Stadt-Salzburg die aktuelle Gefährdung der Art im - Leopoldskron und Morzg, Bergheim, Bundesland Salzburg abzuschätzen. Grödig, Lengfelden, Stadt-Salzburg - Von den 54 Fundorten von M. nausit- Sam, Söllheim, Hallwang, St. Jakob am hous, die jemals in Salzburg gemeldet Thurn, Guggenthal, Eugendorf, Klaus- wurden (Zeitraum 1925-2003), konnten bachtal bei Elsbethen, Gaisberg, Heu- nach 1990 noch 40 bestätigt werden. berg, Koppl, Hinterschroffenau bei Hof, Demnach kann die Art im Bundesland Wörlemoos bei Eugendorf, Enzersberg Salzburg als gefährdet (vulnerable) und NSG Fuschlseemoor bei Thalgau angesehen und NSG Blinklingmoos bei Strobl). Im 27% der ehemals bekannten Fundorte nördlicheren Voralpenland sind derzeit nach 1990 nicht mehr bestätigt werden etwas mehr Fundorte bekannt als bei konnten, ist M. nausithous (im Gegen- M. teleius (von Westen nach Osten: teil zu E. aurinia aurinia, siehe unten) Oberndorf, Nußdorf, Oichten-Tal, NSG allerdings sehr nah an der nächsten, Oichten Riede, Südufer des Obertrumer unteren Sees, Mattsee, Schleedorf, Seekirchen, tentiell gefährdet / near threatened). Europaschutzgebiet „Wallersee-Wen- In der Roten Liste der Schmetterlinge ger Moor“ - Gros 2000). Dies hängt Salzburgs (Embacher 1996) wurde sie wahrscheinlich damit zusammen, daß noch als stark gefährdet eingestuft. Es in diesem Gebiet Feuchtwiesen im sollte jedoch nicht außer Betracht ge- Durchschnitt etwas intensiver genutzt lassen werden, daß viele der aktuellen werden und entsprechend nährstoff- Fundorte nur noch als „Resthabitate“ reicher sind als am unmittelbaren ehemaliger großflächiger Lebensräume Alpenrand, wobei diese Flächen für anzusehen sind. M. teleius öfter ungeeignet sind. M. Gefährdungsursachen: gegenüber der allgemeinen Nährstoffzunahme bewirtschafteter Wiesen nicht so empfindlich wie M. teleius), obgleich beide Arten oft in denselben Lebensräumen vorkommen. Die Habitate sind meist in eher spärlich bewachsenen Hochstaudenfluren vorzufinden. Dies scheint ebenfalls mit den Ansprüchen des Hauptwirtes, der Knotenameise Myrmica rubra übereinzustimmen: nach Seifert (1996) handelt es sich um die häufigste und ökologisch potenteste aller europäischen Myrmica-Arten, die besonders hohe Dichten in sehr hochgrasigen Wiesen oder Hochstaudenfluren erreicht. Die Habitate von M. nausithous werden oft als Streuwiesen bewirtschaftet, öfters als bei M. teleius handelt es sich auch um spät oder unregelmäßig gemähte Randbereiche von etwas intensiver genutzten Feuchtwiesen. Brachliegende Streu- und Feuchtwiesen sind in den ersten Jahren nach Aufgabe der Bewirtschaftung für M. nausithous oft auch geeignet (vgl. Stettmer et al. 2001). Europäische Verbreitung: Nordspanien, Ostfrankreich, Nordschweiz, Zentral- und Süddeutschland, Tschechien, Slowakei, Ungarn bis Zentral- und Südural (Tolman & Lewington 1997). In Österreich ist M. nausithous aus allen Bundesländern nachgewiesen, die Art wurde allerdings besonders selten aus Tirol und Kärnten gemeldet (Reichl 1992). Nach Huemer & Tarmann (1993) sind die Meldungen aus Wien fraglich. Wie bei M. teleius werden in erster Linie außeralpine Gebiete besiedelt, z. T. aber auch Talbereiche am Rand der Alpen. nausithous kann in der untersuchten Region sehr kleine Flächen besiedeln, wobei insbesondere im Voralpenland weitere Vorkommen zu erwarten sind. M. nausithous ist ebenfalls in den an Salzburg anschließenden, oberösterreichischen Europaschutzgebieten „Ettenau“ und „Wiesengebiete und Verbreitung in Salzburg (Abb. 2b): Vo- Seen im Alpenvorland“ noch relativ gut ralpenland; noch lokaler als M. teleius vertreten (Gros 2003). Im südlicheren im Salzachtal zwischen Puch und Gol- Salzachtal konnte die Art wie M. teleius ist M. nausithous 58% werden. aller Da 103 ähnlich Fundmel- „lediglich“ Gefährdungskategorie (po- Diese entsprechen weitgehend den Gefährdungsursachen, die bei M. teleius erwähnt wurden. Wie bereits erwähnt ist M. nausithous gegenüber einer moderaten Intensivierung oder der völligen Aufgabe der landwirtschaftlichen Nutzung etwas unempfindlicher als M. teleius; die schleichenden, daraus resultierenden Veränderungen der Lebensräume führen jedoch nicht weniger, auch wenn langsamer, zur 16. Folge 2004 104 Gefährdung der Bestände. ehe die Imagines ausschlüpfen. können. In Salzburg sind es meistens Schutzmaßnahmen: Siehe M. teleius. Als Nektar- und Energiequellen nutzen quellreiche oder staunasse Waldlich- Da die Flugzeit von M. nausithous die Imagines verschiedene Blüten- etwas später als die von M. teleius pflanzen (Gros & Stöhr, 2000). Die stattfindet, entsprechende Männchen saugen oft die Feuchtigkeit Lebensräume generell nicht vor Mitte an sonnigen Bodenstellen entlang von September gemäht werden. Waldwegen. Ansonsten ernähren sie sollten sich bevorzugt vom Nektar verschiede- 3.1.3. Eschen-Scheckenfalter (Euphydryas maturna) (Abb. 3a) ner Sträucher (v. a. Hartriegel Cornus sanguinea und Liguster Ligustrum vulgare) am Rand derselben Waldwege. Flugzeit der Imagines: Eine Genera- Die Weibchen nutzen dieselben Pflan- tion von (Mitte) Ende Mai bis Anfang zen, falls vorhanden scheinen sie je- (Mitte) Juli. Die Hauptflugzeit liegt im doch verschiedene blaugefärbte Blüten Juni (73% aller gemeldeten Imagines). magerer Waldwiesen zu bevorzugen (v. Frühester Fund: 16.05.2000, Europa- a. Taubenskabiose Scabiosa columba- schutzgebiet „Untersberg-Vorland“ (ein ria, Teufelabbiß Succisa pratensis und Männchen, pers. Beob.); spätester Bach-Kratzdistel Cirsium rivulare). Fund: 23.08.1954 (!), Bluntautal bei Golling (Mairhuber, Beleg vorhanden): allerdings wohl eine völlige Ausnahme, da vom August lediglich drei Meldungen vorliegen, davon zwei Anfang August! Habitat: E. maturna ist eine Waldart. Wie beinahe alle Waldarten unter den Schmetterlingen besiedelt sie jedoch lediglich lichte, strukturreiche Wälder. Hochwälder sind für Tagfalter im all- Biologie, Ökologie: Die Raupennähr- gemeinen ungeeignet: sie sind in der pflanze ist die Esche Fraxinus excelsi- Regel zu schattig und entsprechend or. Allerdings sind lediglich Eschen mit zu kühl für die Entwicklung eines sehr speziellen Standortsbedingungen sonnenbedürftigen Tagfalters; zudem geeignet (siehe unten: „Habitat“). Die bieten sie meistens eine zu geringe Eier werden in Gruppen von bis zu 400 Auswahl an Pflanzenarten und keine bis 500 Eiern an der Unterseite son- große Strukturenvielfalt. nenexponierter Fiederblätter abgelegt. Die Raupen leben dann von etwa Ende Juni bis Anfang August in einem gemeinsamen Gespinst. Nach der dritten Häutung verlassen sie die Nährpflanze und verstecken sich in der Streu. Hier warten sie bis zum nächsten Frühjahr, wo sie ab den ersten warmen Tagen des Jahres die Blätter verschiedener, frühaustreibender Pflanzen fressen (Spitz-Wegerich Plantago lanceolata, Kleiner Baldrian Valeriana dioica, Liguster Ligustrum vulgare). Sobald die Eschen wieder Blätter bekommen (Etwa Ende April), dienen sie wieder als bevorzugte Raupennährpflanzen bis zum Ende der Larvalentwicklung (Anfang bis Ende Mai). Das Puppenstadium kann bis zu drei Wochen dauern, Mitteilungen aus dem HAUS DER NATUR tungen, die für E. maturna geeignet sind. Diese Lichtungen müssen zudem einen gut entwickelten, strukturierten und jungeschenreichen Waldmantel (stufiger Übergang zwischen Wald und Lichtung) aufweisen, der schließlich als Raupenhabitat dient (Gros 2002b). Von Natur aus nasse und entsprechend offene Waldstrukturen sind in bestimmten Waldtypen vorzufinden, die wohl ursprünglichere Habitate von E. maturna im Bundesland Salzburg bildeten (z. B. Quelleschenwald). Nachdem diese Habitate im Zuge der Waldbewirtschaftung zunehmend verschwunden sind (Entwässerung, Umwandlung in Fichtenbestände, vgl. Wittmann & Strobl 1990), ist das Vorkommen der Art derzeit von der regelmäßigen Anlage von lokalen, kleineren Waldschlägen in größeren Waldbeständen mit zahlreichen quell- und staunassen Bereichen, abhängig. Eine ähnliche Situation ist im Europaschutzgebiet „UntersbergVorland“ gegeben. Dort werden auch Waldlichtungen, die als Streuwiesen bewirtschaftet werden, als Habitat angenommen, zudem sie öfter naturnahe Waldränder besitzen als intensiv Für das dauerhafte Überleben einer genutzte Waldwiesen. Sie werden von Population von E. maturna ausschlag- den Imagines als „Nektarweide“ genutzt gebend ist das Vorhandensein eines (v. a. von den Weibchen, siehe oben), großflächigen während geeignete Waldränder als Lebensraumes (nach Settele & Reinhardt 1999 beträgt der Flächenanspruch für eine mindestens 30 Jahre überlebensfähige Population mehr als 60ha). Der Lebensraum muss aus einem Mosaik geeigneter Waldlichtungen bestehen: E. maturna besiedelt windgeschützte Waldlichtungen mit sehr feuchtem, gleichzeitig aber warmem Mikroklima. Sind die Lichtungen zu groß, sinkt die lokale Luftfeuchtigkeit: das Mikroklima ist für die Entwicklung der Raupen zu trocken; ist die Lichtung zu klein, bekommen die Raupen zu wenig Sonnenwärme, um sich entwickeln zu Raupenhabitat dienen können. Als Strukturen des Biotopverbundes nutzt E. maturna gerne sonnige Waldund Forstwege, wo die Männchen oft Ansitzwarten besitzen, wo sie auf vorbeifliegende Weibchen warten. Europäische Verbreitung: Ost- frankreich, Deutschland, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Polen, Rumänien, Bulgarien, einige Balkanstaaten, Südwestschweden, Südfinnland, Baltikum bis Ural (Tolman & Lewington 1997). In Österreich ist E. maturna bis auf Vorarlberg aus allen Bundesländern maturna einst verbreitet war, kommt sie wirtschaft, die insbesondere im Fall gemeldet (Reichl 1992), nach Huemer & nur noch nahe der österreichischen von Waldwiesen meist mit dem Verlust Tarmann (1993) kommt die Art allerdings Grenze vor (Gros, pers. Beob.). stufiger, artenreicher Waldmäntel (Öko- lediglich in der Steiermark, Salzburg, Gefährdung: 60% aller Fundmeldun- ton zwischen Wald und Wiese), die für Ober- und Niederösterreich und in Wien vor. Populationen wurden auch im Burgenland nachgewiesen (Höttinger & Pennerstorfer 1999, Hartmann, pers. Mitt.). E. maturna wurde oft mit ihrer hochmontanen Schwesterart Euphydryas intermedia verwechselt, was offensichtlich zu Falschmeldungen (v. a. im Bereich der Zentralalpen, wo E. intermedia bekanntlich vorkommt) geführt hat. E. maturna besiedelt in erster Linie außeralpine Gebiete sowie auch gen dieser Art stammen aus der Zeit nach 1990 (57% aus meiner persönlichen Datei), wobei die nach 1990 gesammelten Daten als ausreichend betrachtet werden können, um die aktuelle Gefährdung der Art im Bundesland Salzburg abzuschätzen. Von den 36 Fundorten von E. maturna, die jemals in Salzburg gemeldet wurden (Zeitraum 1900-2004), konnten nach 1990 lediglich noch 7 bestätigt werden. Demnach E. maturna z. T. geeignete Habitate bieten, verknüpft ist. Zudem führt diese Intensivierung ebenfalls zum Verlust von Nektarquellen für die Imagines (Umwandlung von blütenreichen Wiesen in artenarme Wirtschaftswiesen). Im Gegenzug dazu führt ebenfalls die völlige Aufgabe der Bewirtschaftung von Waldwiesen auf Dauer gesehen zum Verlust potentieller Habitate (wenn höhere, schattenreiche Waldstrukturen kann die Art im Bundesland Salzburg sich einstellen). als vom Aussterben bedroht (critically Schutzmaßnahmen: Ein für Salzburg Verbreitung in Salzburg (Abb. 3b): endangered) angesehen werden, was wichtiger Punkt wäre die Förderung der V. a. im Übergangsbereich zwischen mit der Einstufung in der letzten Roten in den letzten Jahrzehnten vom Natur- den Salzburger Kalkvoralpen und dem Liste der Schmetterlinge Salzburgs schutz leider etwas verpönten Wald- eigentlichen Voralpenland (vom Un- (Embacher 1996) übereinstimmt. schlagwirtschaft, in Form von Anlage tersberg-Vorland bis in das Gebiet des Gefährdungsursachen: Ursprünglich zahlreicher, kleinerer Waldschläge im Talbereiche in Alpenrandgebieten. Fuschlsees), und in Tälern im Übergangsbereich zwischen Kalkvor- und Kalkhochalpen (Bluntautal, Lammertal und Saalachtal nördlich von Lofer). wohl eine Art der größeren Flußauen. E. maturna hat entsprechende Lebensräume im Bundesland Salzburg vor bereits längerer Zeit verloren, als Die Höhenverbreitung erstreckt sich Flüsse hier reguliert wurden (und damit von 420 bis etwa 1100m NN, wobei die natürliche Flußdynamik weitgehend 95% aller Fundorte unterhalb von 900m unterbunden wurde). Lichte Wälder auf NN zu finden sind. feuchtnassem Boden, wie sie oben Derzeit bekannte Populationen von E. beschrieben werden (siehe „Habitat“), maturna (Meldungen nach 1990) sind im Bundesland Salzburg nur noch im Europaschutzgebiet „UntersbergVorland“ bei Großgmain (unmittelbar nördlich der Nördlichen Kalkvoralpen) und im Einzugsgebiet der Lammer bei Scheffau und Abtenau (kleine Populationen, pers. Beob.) zu finden. Weitere Populationen scheinen in diesem Bundesland weitgehend erloschen zu sein. In einzelnen Gebieten könnte vielleicht intensiver nachgesucht werden; größere, derzeit unbekannte Vorkommen sind aber kaum noch zu erwarten. In Oberösterreich und in der Steiermark ist die Art im Salzkammergut noch sehr lokal vertreten, in Südostbayern, wo E. die seitdem als Ersatzhabitate dienen, sind in erster Linie durch Entwässerung Turnus mehrerer Jahrzehnte in potentiellen E. maturna - Lebensräumen. In diesen Gebieten ist die natürliche Verjüngung in der Regel sehr eschenreich, was im Laufe der nach dem Waldschlag eintretenden Sukzession geeignete Habitate für E. maturna schaffen würde (je nach edaphischen und hygrologischen Verhältnissen kann grob geschätzt werden, daß geeignete Raupen-Habitate sich nach etwa 5 bis 20 Jahren nach und Umwandlung in Fichtenforste ge- dem Waldschlag einstellen würden). fährdet. Wie bereits erwähnt braucht E. Weiters sollte die extensive Bewirt- maturna ein großes Mosaik an geeigne- schaftung feuchter Waldwiesen und ten Habitaten: Kleine Restpopulationen die Pflege entsprechender Waldränder in geeigneten, aber isolierten und in potentiellen E. maturna - Lebensräu- kleinflächigen Waldbereichen sind nicht men stark gefördert werden. dauerhaft Die Erhaltung von Korridoren zwischen überlebensfähig. Gerade diese Isolierung der letzten geeigneten Habitate findet seit einigen Jahrzehnten statt, gefördert durch die derzeit weitverbreitete Hochwaldbewirtschaftung, die wie oben erwähnt das Vorkommen von Waldschmetterlingen in der Regel 105 den einzelnen Habitaten könnte durch die „Offenhaltung“ von bestehenden Waldwegen (Verhinderung der Kronenschließung und Förderung stufiger, lichter Waldränder) gewährleistet werden. behindert. Ein zusätzlicher, negativer Faktor ist die Intensivierung der Land- 16. Folge 2004 106 3.1.4. Abbiß-Scheckenfalter (Euphydryas aurinia ssp. aurinia) (Abb. 4a) Flugzeit der Imagines: Eine Generation von (Anfang) Mitte Mai bis Mitte (Ende) Juni. Frühester Fund: 28.04.1946, Bach-Kratzdistel rivulare, und Mühlstein bei Elsbethen, Koppl, Flockenblume Centaurea jacea, Steif- Hinterschroffenau bei Hof, Oberplain- haariger Löwenzahn Leontodon hispi- feld, Wörlemoos bei Eugendorf, Vor- dus, Sumpf-Vergissmeinnicht Myosotis derschroffenau bei Ebenau, Elsenwang palustris und Teufelskralle Phyteuma bei Hof, Oberdorf und Thalgauberg orbiculare (pers. Beob.). bei Thalgau, Faistenau, Tiefbrunnau Bluntautal bei Golling (Witzmann); spä- Habitat: tester Fund: 28.07.1935 bei Elsbethen besiedelt E. aurinia bevorzugt magere (Haidenthaler)! Die meisten, verhältnis- Niedermoorwiesen, und ist insbesonde- mäßig späten Funde stammen jedoch re im Kopfbinsenried mit Beständen der selten aus der Zeit nach Anfang Juli. Raupennährpflanze (siehe oben) gut Biologie, Ökologie: Die wichtigste Raupennährpflanze ist der Teufelabbiß Succisa pratensis. Weiters konnten auch wiederholt junge Raupengespinste am Schwalbenwurzenzian Gentiana asclepiadea gefunden werden (pers. Im Cirsium Bundesland Salzburg vertreten; die Art kommt aber auch in weiteren Feuchtwiesentypen, wie z. B. typischen Pfeifengraswiesen oder Davallseggenrieden nicht selten vor. Die Habitate von E. aurinia werden in erster Linie als Streuwiesen bewirtschaftet. östlich Faistenau, Enzersberg und NSG Fuschlseemoor bei Thalgau, Fuschl am See und NSG Blinklingmoos bei Strobl). Im nördlicheren Voralpenland sind derzeit nur noch Populationen im NSG Oichten Riede bekannt. In dem an Salzburg anschließenden, oberösterreichischen Europaschutzgebiet „Wiesengebiete und Seen im Alpenvorland“ ist E. aurinia wie M. teleius und M. nausithous noch vertreten (Gros 2003). Im Europaschutzgebiet „Waller- Beob.). Die Eier werden wie bei E. ma- Europäische Verbreitung: In ganz turna in Gelegen an der Blattunterseite Europa bis zum 62°N verbreitet; In der Raupennährpflanzen abgelegt. Auf Italien (bis auf Zentralitalien, Kudrna diesen Pflanzen leben die Raupen in 2002) und Griechenland lediglich im einem gemeinsamen Gespinst. Nach Norden (Tolman & Lewington 1997). der dritten Häutung bauen sie ein Über- In Österreich ist E. aurinia aus allen winterungsgespinst, in dem sie bis in Bundesländern nachgewiesen (Reichl die ersten warmen Tage des nächsten 1992). Frühlings bleiben. Nachdem sie dann Verbreitung in Salzburg (Abb. 4b): V. die durchgemacht können. Im südlicheren Salzachtal und a. in den Randgebieten der Nördlichen haben, gehen die Raupen zunehmend in den eigentlichen Kalkvoralpen ist E. Kalkalpen und unmittelbar nördlich auseinander und verteilen sich auf sie aurinia noch etwas weiter verbreitet davon; lokal in den Kalkvor- und den umgebende Nährpflanzen. In diesem als M. teleius und M. nausithous, was Kalkhochalpen im Einzugsgebiet des Stadium können sich die Raupen von offensichtlich etwas damit zu tun hat, Salzachtales (südlich bis ins Blühn- verschiedenen daß E. aurinia nicht so wärmebedürftig bachtal) sowie im Saalachtal bei Lofer, wie die beiden Ameisenbläulinge ist. Leogang und Saalfelden. Hier fand ich Populationen im NSG Die Höhenverbreitung erstreckt sich in Adneter Ried bei Hallein, bei Vigaun, erster Linie von 420 bis etwa 1100m NN bei St. Koloman, am Rengerberg (höchster Fundort: Seewaldsee bei St. östlich Vigaun und bei Scheffau. In den Koloman am 5.07.1981 bei etwa 1100m Kalkvoralpen wären noch einige Popu- NN - Embacher). lationen zu erwarten, was lediglich eine vierte Häutung Pflanzen ernähren: Zusätzlich zu den oben erwähnten Pflanzen können sie dann an Taubenskabiose Scabiosa columbaria, Kleiner Baldrian Valeriana dioica, Clusius Enzian Gentian clusii, von denen sie meistens die Grundblätter fressen, gefunden werden. Die Verpuppung Viele der derzeit bekannten Popula- Pflanzenstengeln. tionen (Meldungen nach 1990) sind Nektar- und Energiequellen nutzen die Imagines einen Großteil des Angebotes an Blütenpflanzen, die in deren Habitaten anzutreffen sind: z. B. Hahnenfuß Ranunculus spp., Taubenskabiose Scabiosa columbaria, Teufelabbiß Succisa pratensis, Mitteilungen aus dem HAUS DER NATUR trotz gezielter Nachsuche nicht mehr bestätigt werden (vgl. Gros 2000). Dort wurde sie das letzte Mal von Embacher am 20.06.1984 beobachtet. Hier scheinen die Wiesenhabitate bereits etwas zu nährstoffreich zu sein, um E. aurinia geeignete Habitate anbieten zu erfolgt an umgebenden Gräsern und Als see-Wenger Moor“ konnte E. aurinia gezielte Kartierung noch vorhandener Streuwiesenbereiche klären könnte. nach wie vor in den Randgebieten der Im Voralpenland der benachbarten Nördlichen Kalkalpen und unmittelbar Bereiche Südostbayerns konnte ich E. nördlich davon zu finden (von Westen aurinia nur noch im Bereich eher groß- nach flächiger, traditionell bewirtschafteter Osten: schutzgebiet Großgmain, Europa- „Untersberg-Vorland“, Moorgebiete feststellen (pers. Beob.). Walserberg bei Wals, Fürstenbrunn Gefährdung: 43% aller Fundmeldun- und Glanegg bei Grödig, Guggenthal gen dieser Art stammen aus der Zeit und Heuberg bei Koppl, Klausbachtal nach 1990 (41% aus meiner persön- eine Streumahd zu einem früheren bachten. In kühlen Jahren (2004!) kann lichen Datei), wobei die nach 1990 Zeitpunkt (z. B. im August) in der Regel sich der Anfang der Flugzeit vermutlich gesammelten Daten als ausreichend keine so negativen Folgen wie bei den bis zu etwa Mitte Juli verschieben. betrachtet werden können, um die Wiesenknopf-Ameisenbläulingen, da Frühester Fund: 10.05.1923 bei Muhr aktuelle Gefährdung der Art im Bundes- die Raupen von E. aurinia in der Lage (Köstler). Der früheste und einzige land Salzburg abzuschätzen. Von den sind, sich von den Grundblättern der Maifund außerhalb des Murtales wurde 80 Fundorten von E. aurinia, die jemals Nährpflanze zu ernähren, die von der vom Brustingerkogel im Stubachtal in Salzburg gemeldet wurden (Zeitraum Mahd meistens verschont bleiben. Die am 1912-2004), konnten nach 1990 noch Erhaltung von Bracheanteilen in den Spätester Fund: 26.08.1991, Oberes 45 bestätigt werden. Demnach kann die Lebensräumen von E. aurinia (Turnus- Nassfeld bei Fusch (2200-2300m NN) Art im Bundesland Salzburg als gefähr- Mahd) wäre allerdings wünschenswert, (Embacher). det (vulnerable) angesehen werden. Da sofern die Überwinterungsgespinste bereits 44% der ehemals bekannten der Raupen bei spätsommerlichen und Biologie, Ökologie: Die Raupennähr- Fundorte nach 1990 nicht mehr be- tiefen Mahdereignissen z. T. erfasst stätigt werden konnten, ist E. aurinia und zerstört werden können. Bei etwas (im Gegenteil zu M. nausithous, siehe früher stattfindender Mahd scheinen die oben) jedoch sehr nah an der nächsten, Raupen eher in der Lage zu sein, diese oberen Gefährdungskategorie (stark Gespinste wieder herzustellen oder gefährdet / endangered). In der Roten überhaupt aufzubauen, wahrscheinlich Liste der Schmetterlinge Salzburgs aus dem Grund, daß es zu solchen (Embacher 1996) wurden E. aurinia früheren Zeitpunkten noch warm genug aurinia und ihre kaum gefährdete ist, um eine Aktivität der Raupen zu alpine Unterart debilis (siehe unten) als ermöglichen. Da sich beide Unterarten hinsichtlich des Habitus, der Verbreitung und der Ökologie deutlich unterscheiden, wird 3.1.5. Alpine Unterart des AbbißScheckenfalters (Euphydryas aurinia debilis*) (*) Der Name dieser Unrterart wird des Naturschutzes als getrennt zu von einigen Autoren als nomen nudum behandeln. betrachtet, wonach der richtige Name chen weitgehend den Gefährdungsursachen die bei M. teleius erwähnt wurden. Wie bereits angedeutet scheint (Ortner). pflanzen sind v. a. Enzianarten. Aus der Schweiz werden Clusius Enzian Gentiana clusii und Stengelloser Enzian Gentiana acaulis gemeldet (SBN 1987); aus Frankreich wird auch Gentiana alpina gemeldet (Lafranchis 2000); Tolman & Lewington (1997) erwähnen zusätzlich den Frühlingsenzian Gentiana verna und Primula viscosa. Ich konnte ausgewachsene tiana punctata am 5.06.1993 bei der hiermit empfohlen, sie für Anliegen Gefährdungsursachen: Diese entspre- gemeldet Raupen am Punktierten Enzian Gen- eine Einheit betrachtet, wobei die Art als nicht gefährdet angesehen wurde. 29.05.1950 glaciegenita lauten sollte (Kudrna 1983). Ob es sich nun um eine Unterart von aurinia, oder um eine eigene Art handelt (vgl. Kudrna 1983), ist derzeit Fuscherlacke (2300m NN) entlang der Großglocknerhochalpenstraße finden. Diese Pflanze, die in den Hohen Tauern verbreitet ist, spielt hier mit Gentiana acaulis sicherlich eine wichtige Rolle als Raupennährpflanze von debilis. Nach dem Ausschlüpfen leben die Raupen ebenfalls in Gespinsten und überwintern schließlich ein bis zweimal (je nach Witterungsverhältnissen, siehe nicht geklärt, Untersuchungen von SBN 1987). Gerber (1972) lassen jedoch vermuten, Im Frühjahr gehen die Raupen wie daß es sich nicht um eine eigene Art bei der Nominatart zunehmend aus- handelt. einander und verteilen sich auf sie sie unter etwas kühleren klimatischen Flugzeit der Imagines: Eine Genera- umgebende Nährpflanzen. Bedingungen (in den Kalkvoralpen) tion von (Mitte) Ende Mai bis Anfang Die Nektaraufnahme konnte ich am besser zurecht zu kommen als die (Mitte) August. Je nach Höhenlage 26.06.2002 bei der Tappenkarseealm Wiesenknopf-Ameisenbläulinge. und Witterungsverhältnissen kann die nahe Großarl (1800m NN) am Wald- Flugzeit beträchtlich variieren. Wäh- Storchschnabel Geranium sylvaticum rend die tiefer gelegenen Populationen beobachten. des Murtales (etwa 1200-1400m NN) Habitat: Im Bundesland Salzburg be- E. aurinia gegenüber der Intensivierung oder der Aufgabe der landwirtschaftlichen Nutzung noch empfindlicher zu reagieren als M. teleius; dafür scheint Schutzmaßnahmen: Siehe M. teleius. Bei E. aurinia sollte aufgrund der frühen Flugzeit allerdings keine „Frühjahrsmahd“ (siehe bei M. teleius) in Erwägung gezogen werden; dafür hätte 107 bereits im Mai fliegen, sind die anderen bekannten, höher gelegenen Populationen nicht vor (Mitte) Ende Juni zu beo- siedelt E. aurinia debilis alpine Rasen, aber auch magere, eher kurzrasige Bergmähder und Almgebiete. 16. Folge 2004 108 Europäische Verbreitung: Pyrenäen Gefährdung: Aufgrund des Mangels und Alpen (Tolman & Lewington 1997). an aktuellen Daten (lediglich 23% aller In Österreich ist E. aurinia debilis bis bekannten Meldungen stammen aus auf Wien und Burgenland aus allen der Zeit nach 1990 und 29% aus der Bundesländern nachgewiesen (Huemer Zeit nach 1980) kann die aktuelle Si- & Tarmann 1993). tuation dieser Unterart bezüglich ihrer Verbreitung in Salzburg (Abb. 5): E. Gefährdung im Bundesland Salzburg aurinia debilis ist in erster Linie in den Hohen und Niederen Tauern sowie in den Kitzbühler Alpen verbreitet; lediglich einzelne Meldungen existieren auch aus den Kalkhochalpen (Schafberg, Tennengebirge, Bluntautal): dort bildet die Unterart Zwischenformen zur Nominatart (pers. Beob.). Die Höhenverbreitung erstreckt sich von 1150 (Bluntautal, pers. Beob.) bis etwa 2400m NN. Außerhalb der Kalk- lediglich grob abgeschätzt werden: Die alpinen Populationen sind mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht gefährdet, die Populationen tieferer Lagen (bis etwa zur natürlichen Waldgrenze) werden jedoch sicherlich aufgrund der weitverbreiteten Aufgabe der Bewirtschaftung (Aufgabe der Bergmähder und Almgebiete) sofern möglich „nach oben“ verdrängt werden. Dies könnte auf längere Sicht zumindest für die 3.2. Arten, die nur im Anhang IV der FFH-Richtlinie aufscheinen 3.2.1. Schwarzer Apollofalter (Parnassius mnemosyne) (Abb. 6a) Flugzeit der Imagines: Eine Generation von (Mitte) Ende Mai bis Anfang (Mitte) Juli. Frühester Fund: 2.05.1927 bei Abtenau (Pranieß); spätester Fund: 28.07.1938, Angertal bei Bad Hofgastein (Beleg im Haus der Natur). Den zweitspätesten Fund konnte ich am 27.07.2000 am Fuß des Schmittensteins bei St. Koloman in einer Höhe von 1200m NN machen. Populationen tieferer Lagen (Kalkalpen Biologie, Ökologie: Die Raupennähr- und Murtal) Rückgänge in den aktuel- pflanzen sind Lerchenspornarten: In len Beständen bedeuten. Aus diesem den Hohen Tauern wird der Mittlere Ler- den Grund wird vorsichtshalber die Art chensporn Corydalis intermedia, in den Hohen Tauern (Meldungen nach 1990) von mir als potentiell gefährdet (near Salzburger Kalkalpen der Hohle Ler- gibt threatened) eingestuft. chensporn Corydalis cava genutzt. Zur hochalpen wird E. aurinia debilis kaum unter 1600m NN beobachtet. Aktuelle Beobachtungen es aus interessanterweise kaum: lediglich im Bereich der Großglocknerhochalpenstraße bei Fusch, wo Mitglieder der entomologischen Arbeitsgemeinschaft des Haus der Natur immer wieder aktiv sind, sind derzeit bekannte Populationen vorhanden (letzte Meldungen: Oberes Nassfeld, 2003, Mittertörl, 1996, Embacher). Dieser Meldungsrückgang beruht jedoch mit Sicherheit lediglich auf mangelnder Beobachtungstätigkeit. Weitere, aktuell bekannte Populationen wurden am Tappenkarsee bei Kleinarl (2002, pers. Gefährdungsursachen: Aufgabe der extensiven Bewirtschaftung von Bergmähdern und der extensiven Beweidung von Almgebieten. Populationen höherer Lagen können gegenwärtig als ungefährdet angesehen werden. In Zukunft könnte die allgemeine Klimaerwärmung vielleicht ebenfalls eine Gefährdung alpiner Populationen darstellen. Flugzeit von P. mnemosyne sind diese Pflanzen meistens bereits verdorrt, wobei vermutet wird, daß die Weibchen die Knollen dieser Pflanzen olfaktorisch ausmachen können, und ihre Eier dann in der Nähe ablegen oder abfallen lassen. Die Raupen überwintern in der Eihülle. Im Frühjahr entwickeln sie sich entsprechend der kurzen Erscheinungszeit der Nährpflanzen besonders rasch. Schutzmaßnahmen: Förderung der tra- Im Klausbachtal bei Elsbethen konnte ditionellen, extensiven Bewirtschaftung ich z. B. am 17.04.1996 junge Raupen von Bergmähdern und Almgebieten. (etwa 10mm Länge) beobachten. Am Beob.) sowie weiter östlich im Murtal 1.05.1996 waren die meisten Raupen bei Muhr (Embacher, 1993) festgestellt. bereits verschwunden (Verpuppung!), Im Bereich der Kitzbühler Alpen konnte noch vorhandene Raupen waren aus- Embacher E. aurinia debilis im Bereich gewachsen (etwa 30 mm Länge). der Schmittenhöhe bei Zell am See so- Nektaraufnahme konnte ich an Wald- wie bei Hinterglemm 1994 beobachten. Storchschnabel Geranium sylvaticum, Im Bereich der Kalkalpen konnte Em- Bergdistel Carduus defloratus, Steif- bacher E. aurinia debilis in der Wenger haariger Löwenzahn Leontodon hispi- Au bei Werfenweng beobachten, ich dus, Gemeine Kuckucksnelke Lychnis konnte dieses Taxon bei der Unteren flos-cuculi, Jochalm im Bluntautal bei Golling 1999 orbiculare und Thymian Thymus sp. feststellen. beobachten. Mitteilungen aus dem HAUS DER NATUR Teufelskralle Phyteuma Habitat: Salzburg Rotgülden bei Muhr – Embacher & Gros ten Liste der Schmetterlinge Salzburgs besiedelt P. mnemosyne extensiv be- Im Bundesland 2002). In den Hohen Tauern gibt es (Embacher 1996) wurde P. mnemosyne wirtschaftete Wiesenbereiche mit guten ansonsten lediglich alte Meldungen aus als gefährdet eingestuft. Beständen der Raupennährpflanze, die dem Stubachtal bei Uttendorf (1948, spät (ab etwa Juli) oder nur gelegentlich Feichtenberger) und bei Bad Hofga- Gefährdungsursachen: Intensivierung gemäht, z. T. auch extensiv beweidet stein werden. Die Habitate sind in der Regel Im Saalachtal (Kalkalpen) dürfte P. etwas nährstoffreich und besitzen eine mnemosyne auch noch vertreten sein, gut ausgebildete Streuschicht, in der die sich die Raupen vermutlich verpuppen. (die Art war früher bei Weißbach bei Die Lebensräume befinden sich oft in Lofer außerordentlich häufig) scheinen frischen Waldwiesen. Ausgesprochen jedoch stark zurückgegangen zu sein feuchte oder zu trockene Wiesen wer- (Feldner, pers. Mitt.). den scheinbar gemieden. Gefährdung: Aufgrund des Mangels an sicherlich eine der Hauptursachen für Europäische Verbreitung: Pyrenäen, aktuellen Daten (lediglich 9% aller be- das Verschwinden ehemaliger Habi- Zentralmassiv, Alpen, Italien und Nord- kannten Meldungen stammen aus der tate. Das Habitat der letztbekannten sizilien bis Südpolen, Balkanstaaten, Zeit nach 1990 und 12% aus der Zeit Population am nördlichen Rand der Griechenland und lokal in Skandi- nach 1980) kann die aktuelle Situation Osterhorngruppe (in dieser Region navien sowie im Baltikum bis in den dieser Art bezüglich ihrer Gefährdung war die Art bis in die 70. Jahre häufig!), Zentralural (Tolman & Lewington 1997). im Bundesland Salzburg lediglich grob wurde vor etwa drei Jahren mit Fichten In Österreich ist P. mnemosyne aus abgeschätzt werden. Um zu dieser aufgeforstet, womit die entsprechende allen Bundesländern nachgewiesen (1938, bekannten Sammler unbekannt). Populationsbestände (oder völlige Aufgabe – Grenzertragsflächen) der Bewirtschaftung der Lebensräume, Aufgabe der extensiven Beweidung in niederen Almgebieten, Aufforstung der Habitatflächen. Die Umwandlung mäßig nährstoffreicher, spät oder nur gelegentlich gemähter Wiesenflächen in stärker gedüngte, mehrmähdige Wirtschaftswiesen ist Abschätzung zu gelangen werden hier Population zum Aussterben verurteilt (Reichl 1992). alle Daten als aktuell berücksichtigt, wurde. In den Hohen Tauern könnte Verbreitung in Salzburg (Abb. 6b): P. die aus der Zeit nach 1980 stammen. die Die Fülle an Daten, die aus früheren bestimmter Bereiche (mehr Rinder für Zeiten entstand, findet ihren Ursprung längere Zeiten auf der selben Fläche) allerdings auch in der ehemaligen eif- und die gleichzeitige Aufgabe weiterer rigen Sammeltätigkeit Apollo-liebender Almgebiete eine Gefährdung für P. Entomologen! Heutzutage ist die Art mnemosyne darstellen. jedoch tatsächlich nicht mehr so leicht Schutzmaßnahmen: Förderung der ex- mnemosyne ist in erster Linie aus den Salzburger Kalkalpen und unmittelbar nördlich davon gemeldet. Einzelene Populationen sind auch aus wenigen Tälern der Hohen Tauern bekannt. Die Höhenverbreitung erstreckt sich von 420 (Stadt Salzburg, Josefiau) bis etwa 2000m NN (Stubachtal). Außerhalb der Hohen Tauern wurde P. mnemosyne kaum über 1600m NN gemeldet. zu finden, wie vor etwa 30 Jahren (Embacher, pers. Mitt.). Von den 73 Fundorten von P. mnemosyne, die jemals in Salzburg gemeldet wurden (Zeitraum 1908-2004), konnten nach Intensivierung der Beweidung tensiven Bewirtschaftung in den letzten Lebensräumen: extensive, schonende Beweidung ohne zusätzliche Düngung in Almgebieten sowie Förderung der traditionellen Bewirtschaftung von Aktuelle Meldungen (nach 1990) gibt 1980 noch 30 (noch 36 nach 1970) es aus verschiedenen Bereichen der bestätigt werden. Demnach sollte die Salzburger Kalkalpen und aus der Stadt Art im Bundesland Salzburg als stark Salzburg (Stadt Salzburg - Hellbrunn, - gefährdet Gaisberg, Klausbachtal bei Elsbethen, werden. P. mnemosyne ist z. B. in Koppl, Gaißau bei Krispl, Faistenau, Rand- und Talbereichen der Kalkalpen Tiefbrunnau östlich Faistenau, Hin- wegen der dortigen Intensivierung der 3.2.2. Apollofalter (Parnassius apollo) (Abb. 7a) tersee, Bad-Dürnberg, Landwirtschaft bereits weitgehend erlo- Bluntautal bei Golling, Schmittenstein Flugzeit der Imagines: Eine Genera- schen. Da „lediglich“ 59% der ehemals bei St. Koloman, Birgkar bei Mühlbach, tion von (Ende Mai) Anfang Juni bis bekannten Fundorte nach 1980 nicht Lungötz bei Annaberg) sowie aus Ende August (Anfang September). Die mehr bestätigt werden konnten, ist P. den Hohen Tauern und dem Lungau Hauptflugzeit findet zwischen etwa mnemosyne allerdings sehr nah an der (Kaprunertal – Neufund im Juni 2004, Mitte Juni und Anfang August statt. nächsten, unteren Gefährdungskatego- pers. Beob., Ferleitental bei Fusch, Frühester Fund: 20.05.1934, Bluntautal rie (gefährdet / vulnerable). In der Ro- bei Golling (Haidenthaler); spätester Fuschlsee, (endangered) angesehen 109 Bergmähdern; späte Mahd (nicht vor Juli) mit sehr mäßiger Düngung tiefer gelegener Habitate. 16. Folge 2004 110 Fund: 5.10.1941 (!), Schafberg bei St. apollo - Habitate spielen. Gilgen (Witzmann). In der Regel sind Europäische die Imagines dieser Art nach Ende August selten anzutreffen. meisten Verbreitung: Gebirgsregionen aktuell berücksichtigt, die aus der Zeit In den zwischen Spanien und Südskandinavien, auf der Biologie, Ökologie: In Salzburg ist die Balkanhalbinsel und in Griechenland; Raupennährpflanze der weiße Mauer- außerhalb von Europa erreicht die Art pfeffer (Sedum album). Die Eier werden im Osten Westsibirien (Tolman & Lew- laut Literatur in der Nähe der Nähr- ington pflanzen abgelegt, wo sie schließlich aus allen Bundesländern nachgewiesen überwintern. Die Raupen entwickeln (Reichl 1992, Huemer & Tarmann 1993). sich nach der Schneeschmelze und Verbreitung in Salzburg (Abb. 7b): sind etwa im Mai verpuppungsreif. Sie sind sehr sonnenbedürftig und wärmen sich bei wolkenlosem Wetter oft an Steinen in der Nähe der Nährpflanze (pers. Beob.). 1997). In Österreich ist P. apollo P.apollo ist in erster Linie in den Kalkalpen verbreitet, einige Populationen sind allerdings aus dem Salzachtal zwischen Bischofshofen und Taxenbach bekannt, weitere Populationen wurden in einigen nach 1980 stammen. Die Fülle an Daten, die in früheren Zeiten entstand, findet allerdings noch stärker als bei P. mnemosyne ihren Ursprung in der ehemaligen eifrigen Sammeltätigkeit Apollo-liebender Entomologen! Heutzutage ist die Art aber ebenfalls nicht mehr so leicht zu finden, wie vor etwa 30 Jahren (Embacher, pers. Mitt.). Ein deutliches Zeichen dafür ist die Tatsache, daß diese Art bereits in den 60er Jahren auf dem Gaisberg ausgestorben ist! Von den 70 Fundorten von P. apollo, die jemals in Salzburg gemeldet wurden (Zeitraum 1897-2003), konnten nach 1980 noch 20 (noch 24 Die Nektaraufnahme erfolgt oft an Tälern der Hohen Tauern (dort kommt rotblau gefärbten Blüten: Ich konnte die Art sehr lokal vor) bis in den Lungau sie an Bergdistel Carduus defloratus nachgewiesen. beobachten. Die Höhenverbreitung erstreckt sich in angesehen werden. P. apollo ist wie P. Habitat: P. apollo ist in Gebieten mit erster Linie von 470 bis etwa 2000m mnemosyne in Rand- und Talbereichen kalkreicher Bodengrundlage zu finden. NN. der Kalkalpen wegen dem Verlust Als so genannte xerothermophile Art Aktuelle Meldungen (nach 1990) gibt geeigneter Habitate bereits weitgehend es aus verschiedenen Bereichen der erloschen. In höheren Lagen (v. a. Salzburger Kalkalpen (Pürzlbach bei in den Kalkalpen) gibt es allerdings Weißbach, Falkenstein bei St. Gilgen, mit hoher Wahrscheinlichkeit einer Bluntautal und Luegwinkl bei Golling, natürlichen Rengerberg bei Vigaun, Seewaldsee geeignete Lebensräume, die aufgrund und Trattberg bei St. Koloman, Schwar- ihrer zer Berg bei Scheffau, Gamsfeld bei bleiben. Aus diesem Grund, und auf- Rußbach, Eisriesenwelt bei Werfen), grund der oben erwähnten, ehemaligen aus dem Bereich der Hohen Tauern eifrigen Sammeltätigkeit, die zusätzlich (Geißbachtal bei Rauris, Großarlbach- die Ergebnisse etwas ins Negative tal bei St. Johann und Tappenkarsee verschiebt, wird die Art von mir lediglich bei Kleinarl) und aus dem Lungau als gefährdet (vulnerable) angesehen. (Muhr). Im benachbarten Nationalpark Gefährdungsursachen: Maßnahmen Berchtesgaden (Bayern) ist P. apollo der Befestigung labiler Hänge und des lokal gut vertreten (pers. Beob.). Lawinenschutzes sind aus menschli- Gefährdung: Aufgrund des Mangels cher Sicht unentbehrlich, können aber an aktuellen Daten (lediglich 4% aller auch bekannten Meldungen stammen aus dass Habitate von P. apollo durch der Zeit nach 1990 und 8% aus der Zeit Aufforstung oder durch „Zuwachsen“ nach 1980) kann die aktuelle Situation im Rahmen des Sukzessionsablaufes dieser Art bezüglich ihrer Gefährdung verschwinden. Die Intensivierung bzw. im Bundesland Salzburg ebenfalls nur die Aufgabe der Beweidung (z. B. Auf- grob abgeschätzt werden. Um zu dieser gabe unproduktiver Almgebiete) sowie Abschätzung zu gelangen, werden wie Aufforstungen in Lebensräumen von hier bei P. mnemosyne alle Daten als P. apollo führen zum Rückgang geeig- (Settele & Reinhardt 1999) braucht P. apollo besonders trockenwarme Lebensräume. Im Bundesland Salzburg besiedelt P.apollo in erster Linie sonnenexponierte Schutthalden oder karg bewachsene, steinreiche Flächen in Hanglagen, die allesamt meistens durch regelmäßig abgehende Lawinen („Lawinarwiesen“) oder Steinstürze offen gehalten werden. Diese sind v. a. als Raupenhabitate von großer Bedeutung. Als Pionierpflanze ist der Weiße Mauerpfeffer in solchen Lebensräumen meist häufig anzutreffen. Weiters spielen auch sehr magere, extensiv beweidete und blütenreiche Magerwiesen in der Nähe der oben erwähnten Habitate eine Rolle als Nektarweide für die Imagines, z. T. auch für die Raupen, wenn sie mit genügend steinigen Bereichen als Substrat für die Raupennährpflanze versehen sind. Aufgelassene Steinbrüche geeigneter Lagen können in den ersten Sukzessionsjahren ebenfalls eine Rolle als P. Mitteilungen aus dem HAUS DER NATUR nach 1970) bestätigt werden. Demnach sollte die Art im Bundesland Salzburg als stark gefährdet Dynamik (endangered) unterliegende, Unzugänglichkeit gelegentlich dazu unentdeckt beitragen, neter, steiniger Rohböden und sind als Myrmica sabuleti zu sein (vgl. Thomas fer, Pürzlbach bei Weißbach, Leogang wichtige Ursachen seines Rückganges et al. 1989). Die weitere Entwicklung und Grießensee westlich Leogang, zu betrachten. Weiters sind geeignete erfolgt in etwa wie bei M. teleius (siehe Stadt Salzburg - Gaisberg, Klausbach- Raupenhabitate allein nutzlos, wenn dort). tal und Mühlstein bei Elsbethen, Koppl, angrenzend keine mageren, blüten- Nektaraufnahme konnte ich an Feld- Gaißau bei Krispl, Unterlangenberg reichen Bereiche vorhanden sind, die den Imagines als Nektarweide dienen können. Diese sind ebenfalls durch die Intensivierung der Landwirtschaft und forstwirtschaftliche Maßnahmen stark bedroht. Thymian Thymus pulegioides, an unbestimmtem Thymian Thymus sp., an Gewöhnlichem Dost Origanum vulgare, Heilziest Betonica officinalis, Esparsette Onobrychis viciifolia, Gewöhnlicher Braunelle Prunella vulgaris Schutzmaßnahmen: Förderung der ex- und Tauben-Skabiose Scabiosa colum- tensiven Bewirtschaftung in den letzten baria beobachten. Lebensräumen: extensive, schonende Habitat: Im Bundesland Salzburg be- Beweidung ohne zusätzliche Düngung in Almgebieten sowie Förderung der traditionellen Bewirtschaftung von Bergmähdern als Nektarweiden für die Imagines, Entfernung des aufkommenden Gehölzes und keine Aufforstungen in aktuellen und potentiellen Habitaten, Förderung der natürlichen Dynamik in „Lawinarwiesen“ (siehe oben) und in von der Art besiedelten Schutthalden. siedelt M. arion extensiv bewirtschaftete, blütenreiche Magerweiden auf eher trockenen, gut besonnten Böden. Auf magerem Boden wird das Aufkommen von Thymianpolstern, die vom Vieh nicht gefressen werden, durch die Beweidung gefördert. Europäische Verbreitung: Nord- und Zentralspanien, Italien, Nord- und Zentralgriechenland bis Südschweden, Südfinnland und vom Baltikum bis in 3.2.3. Thymian-Ameisenbläuling den südlichen Ural (Tolman & Lewington (Maculinea arion) (Abb. 8a) 1997). In Österreich ist M. arion aus Flugzeit der Imagines: Eine Genera- allen Bundesländern nachgewiesen bei Kuchl, Birgkar bei Mühlbach, Rengerberg bei Vigaun, Seewaldsee, Tauglboden und Trattberg bei St. Koloman, Tauernscharte bei Werfenweng, Gamsfeld bei Rußbach), aus dem Pinzgauer Salzachtal (Wengerberg bei Piesendorf, Neumayer, pers. Mitt.), aus dem Bereich der Hohen Tauern (Ferleitental und Oberes Nassfeld bei Fusch, Seidlwinkl- und Hüttwinkltal bei Rauris) und aus dem Lungau (Rotgülden bei Muhr). Im benachbarten Nationalpark Berchtesgaden (Bayern) und im benachbarten Teil Nordtirols ist M. arion lokal gut vertreten (pers. Beob.). Gefährdung: Aufgrund des Mangels an aktuellen Daten (lediglich 27% aller bekannten Meldungen stammen aus der Zeit nach 1990) werden bei dieser Art die Meldungen nach 1980 (38% aller bekannten Meldungen) berücksichtigt, um ihre aktuelle Situation bezüglich der Gefährdung im Bundesland Salzburg abzuschätzen. Von den 91 Fundorten tion von (Anfang) Mitte Juni bis Anfang (Reichl 1992, Huemer & Tarmann 1993). (Mitte) August. Die Hauptflugzeit findet Verbreitung in Salzburg (Abb. 8b): meldet wurden (Zeitraum 1912-2004), zwischen etwa Ende Juni und Juli statt. M. arion ist im gesamten Bundesland konnten nach 1980 noch 45 bestätigt Frühester Fund: 2.06.2003, Pürzlbach Salzburg verbreitet, mit Schwerpunkt werden. Demnach sollte die Art im bei Weißbach (pers. Beob.); spätester in den Kalkalpen. Im Alpenvorland Bundesland Salzburg als stark gefähr- Fund: 10.09.1954, Gaisbergspitze bei scheinen Lebensräume det (endangered) angesehen werden. Salzburg (Amanshauser). allerdings weitgehend verschwunden Da die Art im Bundesland Salzburg Biologie, zu sein, wobei die Art dort seit 1971 jedoch weit verbreitet ist, kann noch (Weng am Wallersee, Embacher) nicht mit einigen, derzeit unbekannten Popu- Gaisberg konnte ich z. B. die Eiablage mehr bestätigt werden konnte. lationen gerechnet werden. Zusätzlich an Feld-Thymian Thymus pulegioides Die Höhenverbreitung erstreckt sich in muß festgestellt werden, daß „lediglich“ beobachten. Weiters wird allerdings erster Linie von 410 bis beinahe 2300m 51% der ehemals bekannten Fundorte auch der Gewöhnliche Dost Origanum NN. In den Kalkalpen steigt die Art nach 1980 nicht mehr bestätigt werden vulgare angenommen (pers. Beob.). selten über 1700m NN. konnten, wobei M. arion sehr nah an Die Eier werden einzeln an den Blüten Aktuelle Meldungen (nach 1990) gibt Ökologie: Die Raupen- nährpflanzen sind Thymianarten. Am abgelegt. Im Spätsommer klettern die Raupen von der Pflanze herunter und werden wie bei M. teleius von Knotenameisen adoptiert (SBN 1987). Die Hauptwirtsameise von M. arion scheint geeignete es aus verschiedenen Bereichen der Salzburger Kalkalpen (Heutal und Unkenbachtal bei Unken, Paß Strub, Dietrichshorn und Scheffsnoth bei Lo- 111 von M. arion, die jemals in Salzburg ge- der nächsten, unteren Gefährdungskategorie (gefährdet / vulnerable) steht: so wird M. arion im Bundesland Salzburg von mir lediglich als gefährdet angesehen. 16. Folge 2004 112 Gefährdungsursachen: Diese liegen Die Raupe entwickelt sich bis zum drit- Saalachau bei Wals (1934, Sammler in erster Linie in der Aufgabe bzw. ten Larvalstadium, in dem sie schließ- unbekannt) der Intensivierung der Beweidung von lich überwintert. Im Frühjahr entwickelt Kalkalpen gefunden wurde. Ähnlich E. Magerwiesen sie sich ab den ersten warmen Tagen maturna (siehe oben) dürfte L. achine Die und allgemeine in Almgebieten. Intensivierung der etwas außerhalb der weiter bis zur Verpuppung, die etwa in den Augebieten regulierter Flüsse Landwirtschaft hat im Voralpenland in zwischen Mai und Juni erfolgt. des Voralpenlandes keine Lebensräu- erster Linie durch Nährstoffeintrag zum Die Nektaraufnahme wird bei dieser Art me mehr vorfinden. selten beobachtet (vgl. Ebert & Renn- Die Höhenverbreitung erstreckt sich 1993). Wie viele andere Falterar- von 425 bis etwa 900m NN. Im benach- ten des Waldes saugen die Imagines barten Tirol (westliche Loferer Steinber- meistens an feuchter Erde entlang von ge) konnte ich die Art 1995 bis zu einer lichten Waldwegen, in erster Linie dort, Höhe von 1220m NN beobachten. wo Urin- oder Kotspuren zu finden sind Aktuelle Meldungen (nach 1990) gibt Verlust der letzten geeigneten, mageren Rasen geführt. Weitere Habitate, die aufgrund ihrer Magerkeit als unproduktiv bezeichnet werden können, wurden aufgeforstet. Der Rückgang der traditionellen Bergmähder-Kultur trägt sicherlich auch dazu bei, dass magere, kurzwüchsige Bergwiesen, die als Habitat für M. arion auch geeignet sein können, immer seltener werden. Schutzmaßnahmen: Förderung der extensiven Beweidung des mageren, eher trockenen und sonnenexponierten Offenlandes, ohne zusätzliche Düngung, mit regelmäßigen Maßnahmen der Entbuschung (z. B. Schwenden in Almgebieten). traditionellen Förderung der Bewirtschaftung von Bergmähdern. wald (pers. Beob.). es aus verschiedenen Bereichen der Habitat: L. achine ist wie E. maturna Salzburger Kalkalpen (Steinpass bei (siehe oben) eine Waldart: Sie besie- Unken, Au und Scheffsnoth bei Lofer, delt lichte Wälder mit gut entwickelter Obsthurn bei St. Martin bei Lofer, Sto- Gras- und Krautschicht. L. achine issen bei Weißbach, Großgmain, Eu- kommt in erster Linie in lichten Schnee- ropaschutzgebiet „Untersberg-Vorland“ heide-Kiefernwäldern vor, sie ist aber bei Großgmain, Tauglbach bei Kuchl, auch in lichten Wäldern mit feuchterem Abtenau, Stegenwald bei Werfen). Im Untergrund (z. B. Quellwäldern) zu benachbarten Landkreis Berchtesga- finden. Ausschlaggebend scheint die den (Bayern) und im benachbarten Teil Anwesenheit einer artenreichen, nicht Nordtirols ist L. achine ebenfalls sehr allzu üppig wachsenden Grasschicht lokal anzutreffen (pers. Beob.). (also auf eher magerem Boden) in Gefährdung: 38% aller Fundmeldun- halbschattiger Lage zu sein (Habitat 3.2.4. Gelbringfalter achine) (Abb. 9a) (Lopinga Flugzeit der Imagines: Eine Generation von (Mitte) Ende Juni bis Mitte (Ende) Juli. Frühester Fund: 7.06.1998, Europaschutzgebiet „Untersberg-Vor- land“ (Mörtelmaier); spätester Fund: 24.07.1980 bei Lofer (Feldner). Biologie, Ökologie: Die Raupen fressen Gräser, wobei die Bestimmungsschwierigkeit bei Gräsern dazu geführt hat, dass die genauen Raupennährpflanzen nach wie vor schlecht bekannt sind. In der Literatur werden meist Gräserarten unproduktiver Standorte („Magergräser“) erwähnt (vgl. Weidemann 1995). Ich konnte die Art z. B. er- folgreich an einer Seggenart Carex sp. (sehr wahrscheinlich Carex alba) züchten. Die Eier werden einzeln abgelegt. Mitteilungen aus dem HAUS DER NATUR der Raupen). Die Imagines fliegen ebenfalls in halbschattigen Waldbereichen und scheinen offene Bereiche zu meiden: In strukturreichen Waldmänteln feuchter Wiesen des Europaschutzgebietes „Untersberg-Vorland“ fliegen sie meistens durch das lichte Geäst, und sind dabei oft schwer zu beobachten (pers. Beob.). gen dieser Art stammen aus der Zeit nach 1990 (36% stammen aus meiner persönlichen Datei), wobei die nach 1990 gesammelten Daten als ausreichend betrachtet werden können, um die aktuelle Gefährdung der Art im Bundesland Salzburg abschätzen zu können. Von den 23 Fundorten von L. achine, die jemals in Salzburg gemeldet wurden (Zeitraum 1934-2003), Europäische Verbreitung: Nordspani- konnten nach 1990 noch 10 bestätigt en (?), Frankreich, Schweiz, Norditali- werden. Demnach kann die Art im Bun- en, Deutschland bis Südostschweden, desland Salzburg als stark gefährdet Baltikum, Südfinnland, Balkanhalbinsel (endangered) angesehen werden, was bis nach Rußland (Tolman & Lewington zudem aufgrund der geringen Anzahl 1997). In Österreich ist L. achine aus an aktuellen Fundorten gerechtfertigt allen erscheint. Bundesländern nachgewiesen (Reichl 1992, Huemer & Tarmann 1993). Gefährdungsursachen: Verbreitung in Salzburg (Abb. 9b): ist die Art in erster Linie durch das Eine Art der Kalkalpen, die lediglich in Zuwachsen geeigneter Habitate. Die Hallwang (1957, Mairhuber) und in der allgemeine Entwicklung des Waldbe- Gefährdet standes zum Hochwald führt zu deren achine derzeit etwas weniger gefährdet bewirtschaftet und nicht aufgeforstet Verlust. Vor allem in den Feuchtwäldern zu sein. werden. In den Feuchtwäldern im Schutzmaßnahmen: Förderung lichter, Randbereich der Kalkalpen sollte die im Randbereich der Kalkalpen ist die Art durch den Verlust strukturreicher, lichter Wälder stark gefährdet. Die Düngung „bis an den Waldrand“ und der Verlust von stufigen, artenreichen Übergängen zwischen Wald und Wiese hat in Waldwiesen, die von der Intensivierung der Landwirtschaft betroffen sind, ebenfalls zum Verlust geeigneter Habitate geführt. In den SchneeheideKiefernwäldern, die meist von Natur aus licht und grasreich sind, scheint L. strukturreicher Wälder. Förderung eines stufigen und sträucherreichen Überganges zwischen Wald und Wiese (Ökoton) in Waldwiesen; Verzicht auf Intensivierung der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung noch vorhandener, magerer Waldwiesen, und v. a. Verzicht auf Düngung bis an den Rand entsprechender Ökotone. Diese Wiesen sollten gleichzeitig aber weiterhin Bewirtschaftung durch Anlage Waldschläge kleiner 113 regelmäßige ohne anschließende Aufforstung, wie sie in bestimmten Waldbereichen am nördlichen Fuß des Untersbergs vorbildlich durchgeführt wird, gefördert werden. Diese Bewirtschaftungsform führt zu einer größeren Waldstrukturenvielfalt: v. a. lichte, junge Waldbereiche sind dadurch gut vertreten. 4. Naturschutzfachliches Fazit: Alle Tagfalterarten der FFH-Richtlinie, Dafür sollte allerdings rasch gehandelt rien wurde wie in der Roten Liste von die im Bundesland Salzburg jemals werden, und konkrete Maßnahmen des Embacher (1996) durchgeführt (in der nachgewiesen wurden, kommen hier Naturschutzes durchgesetzt werden, Tabelle nach der Abkürzung RL). weiterhin noch vor. Obwohl ihre Bestän- um den Rückgang dieser Arten bis zu de meistens deutlich zurückgegangen einem unwiederbringlichen Punkt nicht sind, sind sie meistens noch mit größe- weiterhin zu fördern! ren, wenn auch einzelnen Populationen Die systematische Kartierung gefähr- vertreten, wobei ein noch vertretbares deter Schmetterlingsarten Salzburgs Entwicklungspotential vorhanden ist. würde in einem ersten Schritt die Das ist nicht selbstverständlich: in vie- Kennzeichnung len Regionen Europas sind diese Arten sensibler Zonen ermöglichen, die bei schon längst ausgestorben, in anderen verschiedenen Vorhaben, die negative sind sie mit lediglich kümmerlichen Auswirkungen auf Fauna und Flora ha- Restpopulationen ben können, besonders berücksichtigt vertreten, deren dauerhaftes Überleben nicht mehr zu sichern ist. Das ist im Bundesland Salzburg glücklicherweise nicht der Fall, und es bleibt zu hoffen, dass die Chance, Populationen seltener Arten für die Zukunft zu erhalten, nicht durch falsche politische und wirtschaftliche Entscheidungen zunichte gemacht wird. entsprechender werden müßten. Besonders erfreulich ist die derzeit verhältnismäßig hohe Anzahl an Populationen der Tieflandunterart des Abbiß-Scheckenfalters (Euphydryas aurinia ssp. aurinia): Mit zahlreichen Fundorten dieser Unterart (vorwiegend im nördlichen Randbereich der Salzburger Kalkalpen), die im Rahmen dieser Arbeit in 45 Populationen zusammengefasst wurden, bildet Salzburg einen der „hot-spots“ des Abbiß-Scheckenfal- Die folgende Tabelle fasst die im ters in Österreich (vgl. Höttinger & Pen- Rahmen vorliegender Untersuchung nerstorfer erarbeiteten eine entsprechend hohe Verantwortung Gefährdungskategorien 1999, 2003) und trägt hier für die Salzburger Tagfalterarten der für die Erhaltung dieser Art. FFH-Richtlinie zusammen. Die Num- Sehr bedeutsam ist ebenfalls die merierung der verschiedenen Katego- große (Meta-?) Population des Eschen- Maculinea teleius Stark gefährdet (endangered) RL2 Maculinea nausithous Gefährdet (vulnerable) RL3 Euphydryas maturna Vom Aussterben bedroht (critically endangered) RL1 Euphydryas aurinia aurinia Gefährdet (vulnerable) RL3 Euphydryas aurinia debilis Potentiell gefährdet (near threatened) RL4 Parnassius mnemosyne Stark gefährdet (endangered) RL2 Parnassius apollo Gefährdet (vulnerable) RL3 Maculinea arion Gefährdet (vulnerable) RL3 Lopinga achine Stark gefährdet (endangered) RL2 16. Folge 2004 114 Scheckenfalters Euphydryas maturna zahlreiche, mehr oder weniger unge- Ansonsten werden diese Arten über im Europaschutzgebiet „Untersberg- störte alpine Habitate besitzt, erscheint kurz oder lang aus unserer Landschaft Vorland“. Hier besiedelt die Art ein mir verschwinden. insgesamt über 1000ha großes Areal Maculinea arion die Art zu sein, die Vielfältigkeit dieser Landschaft (sie (Gros, 2002b), in dem über 30 einzel- aufgrund der weiten Verbreitung im kann am Vorkommen dieser Tagfalter- ne, besiedelte Flächen unterschieden Bundesland Salzburg derzeit am „we- arten gemessen werden!), die auch die werden können (Gros, pers. Beob.). nigsten“ in ihrem Bestand gefährdet ist. Qualität des Bundeslandes Salzburg Zudem handelt es sich um eine grenz- Die weiteren Salzburger Tagfalterarten als touristischen Standort ausmacht, überschreitende Population, da einige der FFH-Richtlinie besitzen allerdings dauerhaft verloren gehen. Flächen im angrenzenden Landkreis alle noch international bedeutsame, Berchtesgaden ebenfalls der Thymian-Ameisenbläuling besiedelt oft noch mehr oder weniger zusam- sind (Gros 2002b). Dadurch würde menhängende Vorkommen in diesem dieses Vorkommen wie kein anderes Bundesland, deren Erhaltung allerdings die einzigartige Chance bieten, ein durch Europaschutzgebiet im engeren Sinn die Zukunft gesichert werden muss. (mit Einbeziehung deutscher und öster- Die reichischer Bereiche) zu errichten! kleinparzellierten und nicht ertragsori- Abgesehen von der alpinen Unterart entierten Bewirtschaftung derzeit noch des Abbiß-Scheckenfalters E. aurinia debilis, die sehr wahrscheinlich noch adäquates Förderung Management der Zudem würde die für traditionellen, bestehender, entsprechender Habitate sollte dabei höchste Priorität erlangen. 5. Literatur Ebert, G. & Rennwald, E. (1993): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 2. Tagfalter II. 535 pp. – Eugen Ulmer GmbH & Co Verlag, Stuttgart. Embacher, G. (1996): Rote Liste der Großschmetterlinge Salzburgs. – Naturschutzbeiträge 7/96: 1-43. Embacher, G. & Gros, P. 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Bekannte Fundorte des Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings Maculinea nausithous im Bundesland Salzburg. Abb. 3a. Eschen-Scheckenfalter Euphydryas maturna beim Saugen am feuchten Boden eines Waldweges (Foto: P. Gros). Abb. 4a. Abbiß-Scheckenfalter Euphydryas aurinia (Unterart aurinia). Der Falter sitzt an einer Mehlprimel Primula farinosa, einer typischen Art der Kalkniedermoore (Foto: P. Gros). Abb. 3b. Bekannte Fundorte des EschenScheckenfalters Euphydryas maturna im Bundesland Salzburg. Abb. 4b. Bekannte Fundorte des AbbißScheckenfalters Euphydryas aurinia im Bundesland Salzburg. Abb. 5. Bekannte Fundorte der alpinen Unterart des Abbiß-Scheckenfalters Euphydryas aurinia debilis im Bundesland Salzburg. Abb. 6a. Schwarzer Apollofalter Parnassius mnemosy- Abb. 7a. Apollofalter Parnassius apollo in Abwehrstelne (Foto: P. Gros). lung (Foto: P. Gros). Abb. 6b. Bekannte Fundorte des Schwarzen Apollofalters Parnassius mnemosyne im Bundesland Salzburg. Abb. 7b. Bekannte Fundorte des Apollofalters Parnassius apollo im Bundesland Salzburg. Abb. 9a. Gelbringfalter Lopinga achine beim Ruhen im Gras (Foto: P. Gros) Abb. 8a. Thymian-Ameisenbläuling Maculinea arion. Der Falter sitzt am Feldthymian Thymus pulegioides, der Nährpflanze seiner Raupen (Foto: P. Gros). Abb. 9b. Bekannte Fundorte des Gelbringfalters Lopinga achine im Bundesland Salzburg. Abb. 8b. Bekannte Fundorte des Thymian-Ameisenbläulings Maculinea arion im Bundesland Salzburg. Legende der Karten: Weiße Kreise: Graue Kreise: Schwarze Kreise: Fundmeldungen bis 1970 Fundmeldungen ab 1971 bis 1990 Fundmeldungen ab 1991