Der Procam-Risiko-Score
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Der Procam-Risiko-Score
Individuelle Risikoberechnung für koronare Herzerkrankung: Der Procam-Risiko-Score Für die Prävention der koronaren Herzerkrankung ist es entscheidend Hochrisikogruppen frühzeitig zu erkennen. Die Procam-Studie hat zum Ziel, kardiovaskuläre Risikofaktoren zu evaluieren und wurde von der Arbeitsgruppe von Prof. Assmann initiiert (Prospective Cardiovascular Münster). In dieser Langzeitstudie mit bisher 40.000 Patienten werden bei betrieblichen Vorsorgeuntersuchungen Berufstätige im Großraum Westfalen/ nördliches Ruhrgebiet alle 2 Jahre untersucht. Nach 10-jähriger Nachbeobachtung war bei 6,5 % der Männer, aber nur bei 1,1 % der Frauen ein koronares Ereignis aufgetreten (Alter der Erstuntersuchung: 35-65 Jahre). Im Internet kann jeder Patient bzw. Arzt unter Berücksichtigung der Faktoren Alter, Geschlecht, LDL, HDL, Triglyzeride, familiäre Anamnese, Blutdruck, Diabetes und Zigarettenkonsum das individuelle Risiko berechnen (1). Die Berechnung kann entweder im Standard-Algorithmus oder mit einem neuronalen Netzwerk (bessere Spezifität/ Sensitivität) erfolgen (www.chd-taskforce.de). Auf Wunsch kann die Berechnung auch im Labor 28 erfolgen. Es werden 3 Kategorien unterschieden. Die Eingruppierung erfolgt anhand des Risikos, innerhalb von 10 Jahren an einer manifesten KHK zu erkranken: • moderates Risiko: < 10 % in 10 Jahren • intermediäres Risiko: 10 – 20 % in 10 Jahren • hohes Risiko: > 20 % in 10 Jahren Bei der Risikostratifizierung mit dem Procam-Score werden die Messwerte von 1. Lp(a), 2. Homocystein und 3. hs-CRP berücksichtigt: Sind 2 dieser 3 Faktoren auffällig, muss eine höhere Risikostufe gewählt werden (2)! Bei Patienten mit moderatem oder intermediärem Risiko wird zusätzlich empfohlen, Lp(a), Homocystein und hsCRP zu bestimmen (2). Sind 2 dieser 3 Blutparameter auffällig, so muss die Eingruppierung in die nächst höhere Risiko-Kategorie erfolgen: 1. Lipoprotein(a) 2. high-sensitive CRP 3. Homocystein > 30 mg/dl > 3 mg/dl > 12 µmol/l Die Aussagefähigkeit des Procam-Scores ist bei Männern zwischen 35 und 65 Jahren besser als bei Frauen in der Postmenopause und bei Patienten im Senium. Alternativ zum Procam-Score ist eine Berechnung mit dem Framingham-Score (3) oder dem Europäischen SCORE-score (4) möglich. Bei Patienten mit manifester KHK, Diabetes mellitus oder peripherer Verschlusskrankheit ist eine Berechnung des Risikos im Internet nicht notwendig, da diese Patienten ohnehin zur Hochrisikogruppe zu zählen sind. Die Indikation zur Messung der biochemischen Faktoren (wie Homocystein) ist davon unberührt. Kommentare zu neuen Studienergebnissen von Homocystein können Sie dem Internet entnehmen (www.dach-liga.de). Literatur: 1. Assmann G, et al. Circulation 2002; 15: 310 – 315 2. Assmann G, Implications of emerging risk factors for therapeutic intervention, 2004 3. www.nhlbi.nih.gov/chd 4. De Backer G, et al. Eur Heart J 2003; 24:1601-10 LaborInfo 126.2 Material (Präanalytik) • LDL/HDL, Triglyceride: Serum (12 h Nahrungskarenz) • Lp(a), hs-CRP: Serum • Homocystein: NaF-Blut (taggleicher Laboreingang)