¡Salsa! - Exil Musik
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¡Salsa! - Exil Musik
Putumayo presents: ¡Salsa! EXIL 92800-2 / LC 08972/ VÖ: 24.4.2008 / DISTRIBUTION: INDIGO 1. Grupo Galé: “Volver, Volver” ( ) 5’33” 2. Poncho Sanchez: “El Shing-A-Ling” ( ) 3’25” 3. Chico Alvarez: “Rumba En El Solar” ( ) 4’07” 4. Eddie Palmieri: “Sujétate La Lengua” ( ) 5’11” 5. Orquesta Aragón featuring Cheo Feliciano: “Son Al Son” ( ) 6’13” 6. Son Boricua: “Muñeca” ( ) 5’47” 7. Fruko y Sus Tesos : « Nací En La Barriada » ( ) 4’32 » 8. Jose Conde y Ola Fresca: “Ay Que Rico” ( ) 4’58” 9. Ricardo Lemvo and Makina Loca: “Ay Valeria!” ( ) 4’34“ 10. Juanito y La Agresiva: “Angoa“ ( ) 2’39“ Hitziges Netzwerk zwischen NY, L.A., Havanna und Kolumbien Jeder, der sich ein wenig für lateinamerikanische Kultur interessiert, führt heute ganz selbstverständlich das Wort „Salsa“ im Munde. Wörtlich übersetzt bedeutet „Salsa“ Soße, doch ganz im Gegensatz zum Sprachgebrauch unseres Kulturkreises, in dem die „Soße“ bei Musikkritikern ein eher unschönes Attribut darstellt, ist sie im Latin-Hoheitsgebiet durchweg positiv besetzt. Erstmals war es der kubanische Musiker Ignacio Piñeiro, der mit den Worten “échale salsita” in den 1920ern seine Band anwies, ein wenig „Salsa“ ins klangliche Geschehen einzustreuen, um die Musik noch hitziger, tanzbarer zu machen. Die kubanische Musikhistorie war schon damals ein stilistischer Hexenkessel: Durch die Mixtur kolonialer Ingredienzien wie dem Danzón und afrikanischen Rhythmen bildete sich zunächst der Son, in New York schälte sich durch exilkubanische Musiker später der Mambo daraus, in den ländlichen Regionen der Zigarreninsel wuchsen Guajira und Guaracha heran. All diese afro-kubanischen Stile firmierten ab den 1960ern unter Salsa. Wesentlichen Anteil am Salsa-Craze hatten dabei die Einwandererviertel des Big Apple, namentlich Spanish Harlem und die Bronx, in denen sich zum Latin-Erbe Soul, Funk und Rock hinzugesellten. „Con Salsa Y Sabor“ war das anerkennende Prädikat für alle Bands, die den richtigen Swing hatten. Und die schillerndsten von ihnen fanden eine Heimstatt auf dem vom Dominikaner Johnny Pacheco 1964 gegründeten Label Fania, dem Brennpunkt des Salsa-Movements, oft auch das „Motown der Latinos“ genannt - von Ray Baretto über Eddie Palmieri bis zu Tito Puente und Celia Cruz gehörten sie alle zu diesem prominenten Stall. Pachecos Kumpel und Coverdesigner Izzy Sanabria kurbelte den Hype an, indem er alle Fania-Platten mit dem Schlagwort “Salsa” versah. Und in den frühen Siebzigern schließlich war die Explosion auf ihrem Höhepunkt, die Fania All Stars füllten Stadien, Konzerte rund um die Welt unterstrichen den Siegeszug. Seitdem ist die Salsa bis in die Volkshochschulen unserer Breiten vorgedrungen und hat sich stilistisch denkbar breit aufgefächert. Von der sozial bewussten Salsa der Siebziger ging die Reise zur Salsa Romantica auf Puerto Rico, die auch mit dem Nachbarn Kuba flirtete, man denke nur an die Partnerschaft des Orquesta Aragón mit Cheo Feliciano. Ein ganzes Netzwerk gegenseitiger Befeuerung zwischen den USA, insbesondere New York, L.A. und Miami sowie Puerto Rico und Kuba hat sich seitdem gesponnen, die Biographien von Chico Alvarez, José Conde, Poncho Sanchez und Son Boricua belegen das. Und das Bruderland Kolumbien verfügt ebenso über äußerst vivide Salsa-Szenen mit Stars wie der Grupo Galé und Fruko y Sus Tesos sowie neuen Heißspornen wie Juanito y La Agresiva. Auch auf den afrikanischen Kontinent wurden die schwarzen Rhythmen in ihrem neuen Gewand rückimportiert - Bandleader wie der Kongolese Ricardo Lemvo bürgen hierfür. Trotz der seit den Neunzigern dominierenden Nostalgieschiene, die wieder die gediegeneren Vorläufer der Salsa feiert und an der ein gewisser Buena Vista SC nicht unwesentlich Schuld trägt, kocht die Salsa weiterhin einen brodelnden Topf aus scharfen Gewürzen. Putumayo stellt Stars und unsung heroes aus der zweiten Reihe vor, verführt zu einer heißen, wirbelnden Reise von den Siebzigern bis in die Jetztzeit, von New York und Los Angeles über Miami und Havanna bis zu den afro-kolumbianischen Klangbrennpunkten. Ein Teil der Verkaufserlöse aus dieser CD geht an die Pan American Health and Education Foundation (PAHEF). Die in den USA beheimatete unabhängige Non-ProfitOrganisation hat es sich zum Ziel gesetzt, Krankheiten zu bekämpfen, Leben zu verlängern, die Gesundheitsfürsorge zu verbessern und die Fähigkeiten der Menschen, die im Gesundheitsbereich in beiden Amerikas arbeiten, zu erweitern. Die Arbeitsgebiete der PAHEF umspannen die Gesundheit von Kindern und Frauen genau wie die der Senioren, sie kümmert sich um vernachlässigte tropische Krankheiten, die Kontrolle über Infektionen und resistente Bakterien sowie die Prävention von Gewalt auf einer globalen Ebene. www.pahef.org Getrost kann man die GRUPO GALÉ zu den absoluten Top-Salseros Kolumbiens zählen. Im Zentrum der Combo steht Leader Diego Galé, eine überaus umtriebige Persönlichkeit – war er doch bei der Grupo Niche, bei Sonora Dinamita und Sonora Carruseles gleichermaßen mit im Boot und deckt so alle großen Namen der kolumbianischen Salsa mit seinem Wirken ab. Die Grupo Galé stammt aus der zweitgrößten Stadt des Landes, aus Medellín, zugleich eine enorme Salsa-Hochburg. Der Titel „Volver, Volver“ stammt aus GGs 1995er-Album Afirmando und kommt als ausgebuffte Tanznummer daher: Sie beginnt ganz harmlos mit Anleihen bei der ländlichen kubanischen Musik mit der glitzernden Tres-Gitarre, ein höchst ansteckender Piano-Groove schließt sich an, bevor die ganze Bigband loslegt, inklusive Posaunen- und Vibraphon-Solo. „Ich wache in einem Land auf, das nicht meins ist, ich atme die fremde Luft anderer Orte ein. Oh, wie vermisse ich meine Heimat, ich lebe nur dafür, in mein Land zurückzukehren und unter meinen Leuten zu sein“, heißt es im sehnsüchtigen Text. Auch vor Mexiko macht die Salsa keinen Halt: PONCHO SANCHEZ, Texaner mit mexikanischen Roots und Kindheit in L.A. bürgt mit seiner Conga-Kunst dafür. Seine Karriere geht bis in die Siebziger zurück, als er beim Latin Jazzer Cal Tjader in Diensten stand. 1982 machte sich der Perkussionist selbständig und hat seitdem 25 Solo-Alben eingespielt, die sich zwischen hochgradig tanzbarem Stoff und eher jazzorientiertem Material einpendeln, Gastauftritte von Jazzern wie Freddie Hubbard eingeschlossen. Das Stückchen „El Shing-A-Ling“, aus seinem Album Out Of Sight! (2003) ausgekoppelt, führt uns Sanchez’ maßgebliche musikalischen Einflüsse vor Ohren: Man entdeckt kubanischen Son, US-Soul und Rhythm’n’Blues gleichermaßen darin – und eine wunderbare Posaunen-Attacke. Ein Salsero, der in unseren Breiten eher unbekannt, bei Putumayo aber immer gern gesehen wird (siehe seine „Auftritte“ auf der Afro-Latin Party und Latin Jazz), ist CHICO ALVAREZ. Der Kubaner hat in seiner Geburtsurkunde Brooklyn verzeichnet, machte sich aber schon bald in seine Heimat auf, um dort in Clubs und auf den Straßen in die vibrierende Szene einzutauchen. Getränkt von den Traditionen der Insel kehrte er dann wiederum in die Staaten zurück. Dort zeigten sich Alvarez’ Talente alsbald breit gefächert – heute agiert er als Graphikdesigner genauso wie als Musikologe, Arrangeur und Sänger. Im New Yorker Radio-Sender WBAI hat er auch eine eigene, immens beliebte Sonntags-Show. „Rumba En El Solar“ gibt uns einen Einblick in Chicos jugendliche Blütezeit. Die Aufnahme stammt von 1978, eine der ersten unter seinem Bandleader-Zepter. Flankiert wird seine Stimme von ordentlich Prominenz: Oscar Hernández, heute Leiter des Spanish Harlem Orchestras ist genauso mit von der Partie wie Putumayo-Liebling Alfredo „Chocolate“ Armenteros. Pianist EDDIE PALMIERI in Salsa-Kreisen vorzustellen, hieße Congas nach Cuba tragen. Er ist einer der Hauptverantwortlichen dafür, dass Tür und Tor zwischen Salseros und Jazzern weit offen stehen. Der Nuyorican (New Yorker puertoricanischer Abstammung) war schon in der frühen Phase des Salsa-Craze am Hudson federführend dabei, da er seit den 1950ern bei den großen Bandleadern wie Tito Rodriguez und Tito Puente in die Tasten griff, in den Sechzigern sodann mit seiner eigenen Band La Perfecta für Aufruhr sorgte und schließlich revolutionäre Einspielungen wie das grammydekorierte The Sun Of Latin Music aufbot – eine ganze Liste des begehrten Awards folgte bis zu seiner kürzlichen Aufnahme Simpatico. Palmieri hat mit vielen Jazzern gearbeitet, unter ihnen Brian Lynch und Phil Woods, er selbst wurde gar mit Monk und McCoy Tyner verglichen. “Sujétate La Lengua” stammt von seiner 2003erScheibe Ritmo Caliente, ist die Adaption eines Klassikers der Band Sonora Matancera und begeistert mit einem neckischen, querstehenden Tasten-Intermezzo. Nun zu einem bezwingenden kubanisch-puertoricanischen Doppel: Das bereits 1939 gegründete ORQUESTA ARAGÓN steht fast als Synonym für das Genre Charanga innerhalb des Salsa-Kosmos. In der Charanga bekleiden Streicher und luftige Flöten statt den Blechbläsern die Hauptrollen im Arrangement, was einen transparenten, beschwingten Sound ergibt. Häufiger Gast bei den „Aragonern“ ist CHEO FELICIANO aus Ponce, der seit den Fünfzigern in New York lebt und 1972 seine Plattenkarriere begann. Der Nuyorican besuchte mit seiner Bigband 1997 erstmals Kuba und lernte dabei die Charanga-Helden kennen – etliche gemeinsame Aufnahmen folgten, der Track „Son Al Son“ ist auf dem 1999er-Album La Charanga Eterna zu finden. Feliciano verbeugt sich mit dem Orchester vor dem Son und lässt in seinem leidenschaftlichen Tribut die Größen der Musikhistorie Kubas Revue passieren. Eine famose Entdeckung für uns Europäer stellt die New Yorker Band SON BORICUA dar: Die von José Mangual Jr. zusammengestellte Combo aus exilpuertoricanischen Größen hat es sich auf die Fahnen geschrieben, Salsa und Son mit cleveren Zutaten zu erneuern, die man erst beim zweiten Hinhören herauslauscht. So haben sie auf ihrem vierten Album Clásicos 60s beispielsweise Salsa-Standards der legendären Ära sanft aufgemöbelt: Der Klassiker „Muñeca“ wurde ursprünglich 1964 von Eddie Palmieri aus den Tasten gehauen, und dies zu einem satten Bläser-Backing. Son Boricua haben anstatt dessen jedoch ein swingendes Vibraphon ins Studio gestellt – und höre da: Das Original-Feuer bleibt trotzdem erhalten! Auf die eher simpel gestrickten Lyrics muss man da eigentlich gar nicht mehr achten... „Meine Puppe, bitte vergib mir, ich liebe dich so sehr, wenn du zurückkommst, dann werde ich glücklich sein.“ Zurück nach Kolumbien: Ernesto „Fruko“ Estrada tummelt sich seit dem adoleszenten Alter von 15 in der dortigen Szene: Zunächst war er auf dem Cumbia-Parkett aktiv, mit einer Supergroup des Genres, Los Corraleros de Majagual, die er 1968 erstmals nach New York begleitete. Dieser Trip inspirierte ihn, nach dem Vorbild der Fania All Stars seine Gruppe FRUKO Y SUS TESOS zu starten, als musikalischen Leiter schnappte er sich Mario „Pachanga“ Rincón. Seit nahezu 40 Jahren sind Fruko und seine Tesos eine verlässliche Größe in der Salsa Columbiana, wie auch die jüngere Veröffentlichung Power Salsa von 2000 zeigt, die zurecht einen etwas aufgeplusterten Namen trägt. „Nací En La Barrida“ erzählt zur scharfen Blech-Würze von den Herausforderungen, die das Leben an einen Heranwachsenden im Armenviertel stellt: „Die Straße ist nicht wie ein Dschungel, den du durchqueren kannst, sorglos und entspannt, weil nichts passieren wird. Am Tag ist es schon anders, und nachts ist es die Hölle, durch die sich nur die Tapferen wagen.“ Die Geschichte Spanish Harlems wird fortgeschrieben mit Leuten wie JOSÉ CONDE. Der in den USA geborene Kubaner wuchs in Miami auf und absorbierte neben den musikalischen Wurzeln seiner Heimat auch Funk und Soul, selbst den haitianischen Compas. Conde studierte am renommierten Berklee College of Music in Boston und probierte Fusionen mit Rock, Jazz und Klassik aus. Seine musikalische Heimat fand er schließlich bei seinem Bandprojekt LA OLA FRESCA, mit dem er bereits drei Alben produziert hat – seine Experimentierfreudigkeit zwischen den Stilen und von New Orleans bis Haiti kommt hier weiterhin zum Tragen, auch lädt er sich des öfteren prominente Sidemen wie Jimmy Bosch ein. „Ay Que Rico“ ist jedoch eine urkubanische Widmung an die Kochkünste seiner Mama: „Meine Mutter ist die beste Köchin, von Havanna bis Sawasera. Wenn ich diesen Sofrito (Schmorgericht aus Kalbs- und Rindfleisch) rieche, weiß ich, dass etwas Leckeres auf den Tisch kommt.” Er gehört bei Putumayo zum Inventar: Der Kongolese RICARDO LEMVO hat die Historie des bunten Labels schon lange begleitet. Als Kid in Kinshasa war er bereits von den kubanischen Rhythmen angefixt und kanalisierte seine Vorliebe schließlich in der neuen Heimat L.A., in die er 1972 übersiedelte, mit seinen Mannen von der MAKINA LOCA. Die „verrückte Maschine“ steht seit den 1990ern für eine raffinierte Koppelung von afrikanischen und karibischen Zutaten, von Son über Merengue und Cumbia bis zur Rumba Congolaise. Lemvos bislang jüngster Streich ist die CD Ay Valeria! aus dem Jahre 2008 – der Titeltrack verkörpert einen Hybrid aus Salsa-Bläsern und einer typisch kongolesischen Gitarre. „Gärtner, komm, sag mir, was mit meiner wunderschönen Valeria passiert ist, der Blume von Eden, der einen, um die ich mich so gekümmert habe, ich gab ihr Zärtlichkeit, um sie wachsen zu lassen, und vor allem Liebe.“ Das Finale wird wiederum auf Kolumbiens Boden getanzt: Juan Manuel Murillo, kurz JUANITO, stammt aus der Metropole Cali, wo Salsa gegen die mächtige Modewelle des urbanen Modetanzes Reggaeton bestehen kann. Als Tänzer begann er seine Laufbahn, stieg aber bald aufs Perkussionsfach um und wurde von den führenden Combos Kolumbiens eingespannt. 2004 betrat er den Pfad des Solisten und versammelte neue Musiker um sich, die er unter der Marke LA AGRESIVA bündelte. „Angoa“ mit seinem stark afro-kolumbianischen Background ist ein vortrefflicher Schaukasten für Juanitos Stil: In den Drum-Patterns lassen sich Elemente der rituellen Zeremonien der Schwarzen Kolumbiens entdecken und sie machen sie besonders funky – kein Wunder, dass die Nummer zum Hit in den Salsa-Clubs ganz Lateinamerikas wurde. Von den Nuyoricans am Hudson und den Afro-Latino-Enklaven Kaliforniens über Kubas reiche Szene bis hin zu Kolumbiens Metropolen Medellín und Cali – die Salsa zeigt sich „siempre con swing“! EXIL MUSIK GmbH 91593 BURGBERNHEIM T 09843-95959 F 09843-95900 exil@exil.de | www.exil.de